Workshop: Trauma & Glücksspielsucht 15.09.2011 Klinik Wigbertshöhe, Bad Hersfeld Frank Gauls Diplom-Sozialarbeiter Gesprächspsychotherapeut (GWG) Fachstelle Glücksspielsucht Ev. Gemeindedienst, Bielefeld Inhalt Traumadefinition Prävalenz Traumafolgen & -folgeerkrankungen Posttraumatische Belastungsstörung (Symptome, Diagnostik, Folgen) Trauma & Sucht Trauma & Glücksspielsucht Notwendiges Beratungs-/Behandlungssetting Vorstellung von Stabilisierungs- und Distanzierungstechniken Fazit Trauma = Trauma = Verletzung/Wunde Traumadefinition Traumatisierung = die Konfrontation mit überwältigenden, nicht in normaler Weise zu integrierenden Erfahrungen Im ICD 10 werden darunter Ereignisse & Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß verstanden Traumadefinition Ein psychisches Trauma ist ein vitales Diskrepantzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten Dieses geht mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einher Es bewirkt so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis Fischer & Riedesser, 2003 extrem belastendes äußeres Ereignis wird als Bedrohung eingestuft Auslösung einer extremen Stressreaktion (u.a. Anstieg von Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz, Muskeltonus, etc.) Flucht Kampf Rückkehr zum normalen Stressniveau Rückkehr zum normalen Stressniveau Integration der Erfahrung Integration der Erfahrung Belastendes Lebensereignis Belastendes Lebensereignis Erstarrung/Unterwerfung Physiologie „kippt“ von Über- in Untererregung Ereignis wird als Trauma verarbeitet Prävalenzraten 50 – 60% der Erwachsenen erlebt mindestens ein traumatisches Ereignis im Laufe seines Lebens Die Lebenszeitprävalenz für die Entwicklung einer PTBS beträgt in den unterschiedlichen Studien zwischen 0,6 (Island) und 9,2% (USA). In Deutschland beträgt die Prävalenz zwischen 1,3% und 3% Vgl. Kunzke 2008, Maercker et.al 2002 Häufigkeit von PTBS PTBS entsteht in: 50-65% der Fälle nachdirekten Kriegserlebnissen mit persönlicher Gefährdung 50-55% der Fälle nach Vergewaltigung und sexuelem Missbrauch 3-11% der Fälle nach Verkehrsunfällen 5% der Fälle nach Natur-, Brand- und Feuerkatasthrophen 2-7% der Fälle bei Zeugen von Unfällen und Gewalterfahrungen Quelle: O' Brien, 1998 Kurzdauernde traumatische Ereignisse (Typ I Traumen) Naturkatastrophen Unfälle Technische Katastrophen Kriminelle Gewalterfahrungen Kennzeichen: akute Lebensgefahr, Plötzlichkeit, Überraschung nach Maercker, 1997 Längerdauernde, wiederholte Traumen (Typ II-Traumen) Geiselhaft mehrfache Folter Kriegsgefangenschaft KZ-Haft wiederholte Gewalterfahrungen in Form von Missbrauch, Misshandlung Kennzeichen: verschiedene Einzelereignisse, geringe Vorhersagbarkeit der weiteren Verlaufs nach Maercker, 1997 Katastrophen, berufsbedingte und Unfalltraumen Naturkatastrophen Technische Katastrophen Berufsbedingte z.B. Militär, Polizei, Feuerwehr Arbeitsunfälle Verkehrsunfälle nach Maercker, 1997 Menschlich verursachte Traumen („man-made-disasters“) sexuelle/körperliche Mißhandlungen in der Kindheit kriminelle und familiäre Gewalt Vergewaltigungen Kriegserlebnisse zivile Gewalterlebnisse (Geiselnahmen) Folter, politische Inhaftierung Massenvernichtung (KZ) nach Maercker, 1997 Interpersonale Traumatisierungen sind Traumatisierungen die in frühen Lebensabschnitten stattfinden Hierzu gehört nicht nur sexueller Missbrauch und körperliche Misshandlung sondern auch emotionale Gewalt mangelnde Versorgung und unzureichende Beziehungsangebote = „Beziehungs- oder Bindungstrauma“ Interpersonale Traumatisierungen Emotionale Misshandlung und Vernachlässigung ist schwer zu definieren. Üblicherweise werden darunter elterliche Verhaltensweisen verstanden, wie die Ablehnung und Abwertung des Kindes, Einschüchterung oder Bedrohung, mangelnde Förderung und emotionale Nicht-Verfügbarkeit umfassen Häufigkeit unterschiedlicher Traumata Männer Trauma Frauen Häufigkeit in % PTBS in % Häufigkeit in % PTBS in % Vergewaltigung 0,7 65,0 9,2 45,9 Sex. Belästigung 2,8 12,2 12,3 26,5 11,1 1,8 6,9 21,3 6,4 38,8 0 - Bedrohung mit Waffe, Geisel, Entführung 19,0 1,9 6,8 32,6 Lebensbedrohlicher Unfall 25,0 6,3 13,8 8,8 Naturkatastrophe/Feuer 18,9 3,7 15,2 5,4 Körperliche Missbrauch in der Kindheit 3,2 22,3 4,8 48,5 Schwere Vernachlässigung in der Kindheit 2,1 23,9 3,4 19,7 Zeuge von gew. Tod oder schwerer Verletzung 35,6 6,4 14,5 7,5 Schock, weil ein Angehöriger davon betroffen 11,4 4,4 12,4 10,4 Körperlicher Angriff Kampfeinsatz Butollo 2002; zit. Nach Kunzke 2008 Traumafolgeerkrankungen Akute Belastungsreaktion (F 43.0) Posttraumatische Belastungsstörung (F 43.1) Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung (F62.0) Dissoziative Störungen (F 44, 44.1, 44.2) Multiple Persönlichkeitsstörung (F44.81) Die akute Belastungsreaktion (F 43.0) Nach einem Psychotrauma kommt es häufig zu einer vorübergehenden Störung Auch bei psychisch gesunden Menschen entwickelt sich eine „Extrem-StreßReaktion“ Nach dem Abklingen der anfänglichen Betäubung können Depressionen, Angst, Ärger, Verzweiflung, Überaktivität und Rückzug beobachtet Die akute Belastungsreaktion (F 43.0) Diese Reaktionen klingen meist nach Stunden oder Tagen wieder ab Nach 1 Woche treten bei ca. 94% der Betroffenen noch Symptome auf, Bei 2/3 -3/4 der Betroffenen kommt es nach 3-6 Monaten ohne therapeutische Massnahmen zur Besserung Diagnosekriterien PTBS (F 43.1) Die Betroffenen sind einem kurz- oder lang anhaltenden Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung mit Katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das nahezu bei jedem tief greifende Verzweiflung auslösen würde Anhaltende Erinnerungen oder wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen, lebendige Erinnerungen, sich wiederholende Träume oder durch innere Bedrängnis in Situationen, die der Belastung ähneln oder mit ihr in Zusammenhang stehen Quelle: ICD 10 Diagnosekriterien PTBS (F 43.1) Umstände, die der Belastung ähneln oder mit ihr in Zusammenhang stehen, werden tatsächlich oder möglichst vermieden. Dieses vermeiden bestand nicht vor dem Ereignis. Entweder 1 oder 2: Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, einige wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern Anhaltende Symptome (nicht vorhanden vor der Belastung) mit zwei der folgenden Merkmale: Schlafstörungen, Reizbarkeit/Wutausbrüche, Konzentrationsprobleme, Hypervigianz, erhöhte Schreckhaftigkeit Quelle: ICD 10 Diagnosekriterien PTBS (F 43.1) Die Kriterien B,C,D treten innerhalb von 6 Monaten nach dem Belastungsereignis oder nach Ende einer Belastungsperiode auf. In einigen Fällen kann ein späterer Beginn berücksichtigt werden, dies sollte aber gesondert angegeben werden. Quelle: ICD 10 Hauptkriterien PTBS (F 43.1) Erlebnis eines Traumas Intrusionen Vermeidungsverhalten und allgemeiner emotionaler Taubheitszustand Anhaltendes physiologisches Hyperarousal Die Symptome dauern länger als einen Monat. Quelle: ICD 10 Symptome einer PTBS Intrusionen (Alpträume, Flashbacks, Gedankenkreisen um das Erlebte) Vermeidung von Tätigkeiten, Orten, Gegenständen und Personen Hyperarousal & Abstumpfung Symptome einer PTBS Alpträume Flashbacks intrusive Gedanken Angsterleben Gedächtnislücken Schlafstörungen Vermeidung von Angst erregenden Erinnerungen Reizbarkeit Depersonalisation Gefühlsabstumpfung keine Zukunftsperspektive Unruhe & Übererregung Vermeiden von Angst auslösenden Situationen Sprunghaftigkeit Derealisation Komorbidität Die PTBS ist oft komorbid mit: Angststörungen Depressiven Störungen Somatoformen Störungen Persönlichkeitsstörungen Das Suizidrisiko ist ca. 15 x höher als bei nicht traumatisierten Menschen Andauernde Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung (F 62) Feindliche und misstrauische Haltung der Welt gegenüber Sozialer Rückzug Gefühle der Leere oder Hoffnungslosigkeit Chronisches Gefühl von Nervosität wie bei ständigem Bedrohtsein Entfremdung Beginn der traumatischen Erfahrungen in der frühen Kindheit (< 6 Jahre) u.a. schwerste Schwere Dissoziapsychische und/oder tive Störung sexuelle Gewalt Täter aus der Familie Kaum verlässliche & konstante Beziehungen Komplexe PTBS Multiple traumatische Erfahrungen Einfache PTBS Singuläre traumatische Erfahrungen aus: Kunzke, 2008 Geschlechtsspezifische Traumatisierungen Jungen und Männer erleben mehr Kampftraumata: Sie werden häufiger geschlagen, häufiger Opfer von Raub, versuchtem Totschlag und Körperverletzung Geschlechtsspezifische Traumatisierungen Mädchen und Frauen erleben mehr „Bindungsverrat“ und Traumatisierung durch enge Bindungspersonen Sie erleben zudem deutlich mehr sexualisierte Gewalt Geschlechtsspezifische Auswirkungen von Traumatisierung Frauen Sensibilisierung des Dissoziationssystems PTBS Sypmtome: Angst, Dissoziation, sozialer Rückzug, Somatisierung Diagnosen: Angststörungen, Depressionen, dissoziative Störungen Männer Sensibilisierung des Hyperarousalsystems PTBS Symptome: verminderte Impulskontrolle, Aggression, erhöhte Wachsamkeit Diagnosen: Störungen des Sozialverhaltens, ADHS, antisoziale Persönlichkeitsstörung Nach Engel; vgl Langeland & van den Brink 2006 Geschlechtsspezifische Auswirkungen von Traumatisierung Frauen zeigen eher internalisierende Strategien zur Bewältigung von Traumaerfahrungen Männer neigen eher zu Externalisierungen Männer „explodieren“ – Frauen „implodieren“ Nach Engel, vgl.: Streek-Fischer 1998; Malinowski-Rummell, Hansen 1993; vgl. Huber 2009 Geschlechtsspezifische Auswirkungen von Traumatisierung Frauen leiden eher unter psychosomatischen Erscheinungen, Tablettenkonsum & autoaggressivem Verhalten Männer zeigen eher aggressives Verhalten, Delinquenz & „harten“ Drogenkonsum Vgl. Gahleitner, 2009 Geschlechtsspezifische Auswirkungen von Traumatisierung Frauen erleiden meist eine Reviktimisierung Männer weisen eigene Täteranteile in unterschiedlichen Ausprägungen auf Während Frauen eher in der „Opferkarriere“ stagnieren ist es bei Männern die Stagnation in Aggression, Sucht und Kriminalität Vgl. Gahleitner, 2009 Folgen früher Traumatisierung Frühe Traumatisierungen führen zu: Störungen des Selbstwertes, der Identität, und des Bindungsverhatens dysfunktionalen Copingstrategien Störungen der Affektregulation Folgen der Traumatisierung : Selbsthass Selbstverletzung Intoxikation Aggression Beziehungsdestabilisierungen Hochrisikoverhalten Dissoziation = wirksame Vermeidungsstrategien Probleme in Beziehungen sind: Brüche Schwierigkeit zu Vertrauen (leichte) Kränkbarkeit Gefühl zurück gewiesen und abgelehnt zu werden Angst vor Nähe Häufige dysfunktionale Gedanken: Gegenüber der Welt, anderen Personen, sowie der eigenen Person: Man kann anderen Menschen nicht vertrauen Die Welt ist schlecht und ungerecht Ich bin anderen Menschen unterlegen Heiland & Maercker, 2000 Häufige dysfunktionale Gedanken: Zur Bedeutung des Traumas und der erlebten psychischen Veränderungen: Es ist meine Schuld mein Leben ist ruiniert vielleicht bin ich verrückt ich werde nie darüber hinweg kommen ich werde nicht mehr lange leben Heiland & Maercker, 2000 Trauma & Sucht Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass durch sexuellen Missbrauch oder körperliche Misshandlung traumatisierte Menschen eine 4-5 fach höhere Wahrscheinlichkeit für missbräuchlichen/abhängigen Alkohol- und Drogengebrauch aufweisen (Schäfer 2006) Trauma & Sucht Des weiteren zeigen Studien, dass Menschen mit einer PTBS einen ca. 3 fach höheren Substanzmittelmissbrauch aufweisen, als Menschen ohne PTBS Die beschriebenen Studien untersuchten jedoch nur den Zusammenhang zwischen PTBS und Alkohol- bzw.. Drogenmissbrauch Hypothesen zu Zusammenhängen: PTBS als ätiologischer Faktor bei der Entstehung der sucht („Selbstmedikation“) Substanzgebrauch macht spätere Traumatisierungen wahrscheinlicher und erhöht so die PTBS-Prävalenz bei Suchtpatienten Schäfer 2006 Trauma & Glücksspielsucht Bislang gibt es nur wenige Veröffentlichungen zum Zusammenhang von Trauma und Glücksspielsucht In einer Studie der Oregon Addiction Treatment Foundation aus 2002, hatten 73% der Glücksspielsüchtigen eine Traumatisierung durch Missbrauch und Vernachlässigung Trauma & Glücksspielsucht Premper et al fanden bei stationär behandelten Glücksspielern/innen in 9,9% der Gruppe eine PTBS. In 80% der Fälle liegt der Beginn der PTBS vor dem Beginn der Glücksspielsucht Premper et al. In Sucht 54 (2008) Trauma & Glücksspielsucht Auf einer Tagung des Fachverbandes Glücksspielsucht, berichtete Witt, dass von den in den Jahren 2001 bis 10/2005 behandelten Patienten zwischen 12,5% und 21% Traumatisierungen erlebt hatten 83,8% waren multiple traumatisiert Witt. Fags Tagung, München 2005 Trauma & Glücksspielsucht In einer Untersuchung von Vogelgesang erinnerten 1% der Männer und 14% der Frauen sich an gewalttätiges Verhalten der Mutter 11% der Männer und 22% der Frauen erlebten schwere und fortgesetzte Vernachlässigung (wie z.B. chronische Unterversorgung mit Lebensmitteln) Mehrfach sexuellen Missbrauch erlebten 4% der Männer und 35% der Frauen. Vogelgesang (2010). Psychotherapeut 55 Trauma & Glücksspielsucht In den aktuell vorgestellten Ergebnissen der PAGE Studie, hatten 15,17% der Pathologischen Glücksspielern eine PTBS Bei den Problematischen Glücksspielern litten 5,44% unter einer PTBS John (2011). Erste Ergebnisse des PAGE Projektes Eigene Zahlen: Von insgesamt 82 (75m/7w) behandelten Patienten/-innen hatten 10 ein Typ I Trauma erlebt (9m/1w) 17 ein Typ II Trauma erlebt (14m/3w) d.h. 1/3 der Klienten war traumatisiert 11 (= 13,4%) der behandelten Patienten hatten eine PTBS Diagnose (8m/3w) d.h., dass 43% der Frauen und 11 % der Männer eine PTBS aufwiesen Trauma & Männlichkeit Je weniger Schlaf ich benötige Je mehr Schmerzen ich ertragen kann Je mehr Alkohol ich vertrage Je weniger ich mich darum kümmere, was ich esse Je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von jemandem abhängig bin Je mehr ich meine Gefühle kontrolliere und unterdrücke Je weniger ich auf meinen Körper achte = desto männlicher bin ich! (Goldberg, 1986) Trauma & Männlichkeit Ein Mann ist kein Opfer! Männliche Copingstrategien sind: Verleugnung, Abspaltung & Verdrängung Durch besonders männliches Imponiergehabe versuchen Männer jeden verdacht von sich zu weisen Eine Gegenläufige Möglichkeit der Integration der Opfererfahrung besteht in Resignation und Entwicklung einer Opferidentität Exzessives Suchtverhalten hat dann Züge nach innen gerichteter Aggression vgl. Schlingmann 2009 Eigenschaften von Männern: Stark Dominant Mutig Aggressiv Erfolgreich Rational Gefühlskalt Risikofreudig Entscheidungsträger Eigenschaften von Glücksspielern: Stark „Pokerface“ Dominant Mutig Aggressiv Selbstbewußt Erfolgreich Rational Risikofreudig Entscheidungsträger Gefühlskalt (unnahbar, wenig einfühlsam, distanziert) Trauma & Glücksspielsucht PTBS Symptome Intrusionen, Flashbacks, Gedanken kreisen Angst vor Nähe Wunsch nach Sicherheit Kontrollbedürfnis Selbstabwertung, Selbsthass Selbstverletzung Funktion/Folgen des GS Abschalten, belastenden Alltag vergessen Allein sein Spielhalle als sicherer Ort Kontrollillusion Selbstbestrafung durch Geldverlust Sucht, Suizid Trauma & Glücksspielsucht Glücksspiel stellt die perfekte Möglichkeit zur Aufrechterhaltung der Männlichkeit dar Unnahbarkeit, Distanziertheit und ein Pokerface als spielertypische Merkmale, bieten Schutz vor Verletzung Die Kontrollillusion befriedigt den Kontrollwunsch (Abwehr der Ohnmacht) Die Spielstätte ist ein sicherer Ort Geld befriedigt Wunsch nach Autonomie Behandlungssetting Suchtbehandlung Traumabehandlung Konfrontation, Frusttoleranz erhöhen Jegliche Art von therapeutisch induziertem Stress vermeiden Krankheitsakzeptanz, Konsum dysfunktional Würdigung traumabedingter Coping Strategien Verbindliche Regeln Individuelle Regeln Leben in Gemeinschaft (Rückzug vermeiden) Rückzug ermöglichen (Überforderung vermeiden) Therapeut als Gegenüber Therapeut als Begleiter Gruppentherapie Einzeltherapie Teunißen, 2004 Trauma & Glücksspielsucht „Nichts entspannt so vom Kopfkino, wie zocken.“ Fallbeispiel Herr A, zu Behandlungsbeginn 32 J. Herr A kommt wegen seiner Glücksspielsucht. Es ist die 1. Behandlung Die Glücksspielsucht besteht seit dem 18 Lj. Es gab eine Abstinenzphase von 7 Jahren Nach einem massiven, gewalttätigen Streit mit seiner Frau hat sich Herr A um Behandlung bemüht Fallbeispiel Zu Beratungsbeginn zahlreiche Rückfälle, die Herr A vor dem Hintergrund seiner Unzufriedenheit in der Ehe erklärt, was sich als zentralen Punkt herausstellt Weiterhin berichtet Herr A von zahlreichen äußerst demütigenden Erfahrungen, die er in Zusammenhang mit seiner Flucht aus dem ehemaligen Jugoslawien erlebt hat Fallbeispiel Herr A berichtete von Alpträumen einer Vermeidung von sozialen Kontakten einem erhöhten Erregungsniveau einer verminderte Impulskontrolle von hoher Wut & Aggression von selbstverletzendem Verhalten von allgemeiner Ängstlichkeit Fallbeispiel Herr A hat von Beginn an einen guten und vertrauensvollen therapeutischen Kontakt den erlebten Missbrauch macht er nach 3 Monaten offen weitere Traumatisierungen haben durch die Flucht, aber auch durch den Beinahetod der Tochter stattgefunden dysfunktionale Gedanken: Gegenüber der Welt, anderen Personen, sowie der eigenen Person: Menschen können mit mir machen was Sie wollen Menschen behandeln mich schlecht Ich bin nicht richtig, ein Idiot Ich werde unwürdig behandelt dysfunktionale Gedanken: Zur Bedeutung des Traumas und der erlebten psychischen Veränderungen: ich fühle mich von anderen abhängig meine Grenzen werden nicht respektiert ich fühle mich schuldig Ich frage mich, ob sich mein Leben lohnt Imaginations- & Distanzierungsübungen Sicherer Ort Tresor Distanzierungsübungen Fazit Bei einem Großteil der beratenen & behandelten Glücksspieler liegt parallel eine Traumatisierung vor Bei ca. 12% der Klienten finden sich Symptome einer PTBS Zusätzlich können Folgeerscheinungen wie Angststörungen, Depressionen oder eine anhaltende Persönlichkeitsveränderung vorliegen Diese Klienten benötigen ein verändertes Beziehungsangebot Fazit Beratungs- und behandlungsinduzierter Stress ist zu vermeiden Stabilität hat Vorrang! nicht vorschnell auf das Trauma fokussieren therapieerfahrene Klienten fragen, welche Distanzierungs- und Stabilisierungstechniken Sie zur Verfügung haben ggf. mit den vorgestellten Methoden arbeiten nicht auf Gefühle fokussieren, nur darauf, wie sich das Leben durch das Trauma verändert hat In entsprechende Behandlungssettings vermitteln Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Frank Gauls Fachstelle Glücksspielsucht Ev. Gemeindedienst Schildescher Str. 101-103 33611 Bielefeld [email protected]