Slide 1Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 2Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 3Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 4Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 5Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 6Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 7Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 8Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 9Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 10Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 11Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 12Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 13Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 14Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 15Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 16Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 17Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 18Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 19Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 20Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 21Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 22Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 23Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 24Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 25Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 26Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 27Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 28Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 29Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 30Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 31Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 32Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 33Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 34Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 35Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 36Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 37Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 38Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 39Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 40Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 41Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 42Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 43Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 44Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 45Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 46Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 47Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 48Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 49Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 50Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 51Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 52Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 53Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 54Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 55Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 56Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 57Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 58Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 59Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 60Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 61Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 62Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 63Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 64Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 65Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 66Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 67Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 68Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 69Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 70Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]Slide 71Christoph Türcke
Vermittlung als
Gott
zu Klampen, Lüneburg 1994
Teil 4 von 4
Teil 4 von 4
„Absolute
Vermittlung“
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Gott ist substanzlos,
muss als Nichtiges begriffen werden.
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 62
Die Göttliche Trinität ist eine himmlische
Projektion des menschlichen
Selbstbewusstseins: Gott ist Fiktion.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Augustinus
354-430
Tagaste/Hippo
Numidien
Türcke 1994, 96
Trinität des menschlichen
Selbstbewusstseins und
das Substanzielle der Göttlichen
Dreifaltigkeit stürzen beide in den
Abgrund gegenseitiger
Auf-sich-Bezogenheit.
Der religionsphilosophische Strahlenkater
Wie kommt die Religionsphilosophie
aus dieser Nummer wieder raus?
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Die Französische Revolution
1789 - 1799
Der neue religionsphilosophische Nährboden
Feudalgesellschaft
Bürgergesellschaft
Prinzip: starre Substanzialität,
gegenseitige Bezogenheit
Fundament: hierarchische Gliederung
Prinzip: Mobilität,
Selbstbezug
Fundament: die Gesellschaft selbst
Türcke 1994, 99, 102
Der neue Stern am Philosophenhimmel
Georg Wilhelm Friedrich
Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie
Die traditionelle Theologie
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
hat Gott von den Menschen
losgelöst und ins Jenseits
transferiert.
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 99, 102
Diesseits
Jenseits
Mensch
Gott
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Jenseits in der traditionellen Theologie:
„allerrealstes, reines Sein, ewig in sich
verharrend“
Türcke 1994, 99, 102
Hegels Religionsphilosophie
„... der Du bist
im Himmel“
Diesseits
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Jenseits
Vermittlungsmonopol!
Aber Achtung: „Dritter Mensch“!
= Funktioniert nicht!
Hegels Sein und Nichts
bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
noch weniger bestimmtes Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, WDL
Hegel: reines Sein
=
reine Bestimmungslosigkeit
=
Nichts
Hegels Sein und Nichts
reines Sein
G. W. F. Hegel
Von einem Seienden ohne
Bestimmung kann nichts gewusst
werden.
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Wohnte Gott tatsächlich als
allerreinstes Sein in diesem Jenseits,
könnte von Gott nichts gewusst
werden.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Nun hat aber der Mensch ein
Bewusstsein von Gott.
Also ist Gott für die Menschen da.
Allerdings nur, wenn sie ‚Gott‘
denken.
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gott: Denkprodukt des Menschen
reines Sein
G. W. F. Hegel
Demnach wäre Gott ein bloßes
Denkprodukt des Menschen
und nicht wirklich existierend!
1770 - 1831
Türcke 1994, 102; cf. Hegel, WDL
Gottes Jenseitigkeit: Die falsche Prämisse
Hegel stimmt der
inneren Logik dieses
religionskritischen
Gedankens zu,
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
„... der Du bist
im Himmel“
weist aber sodann auf die Prämisse
dieses Gedankens hin:
Die Prämisse ist, dass Gott ins
unerreichbare Jenseits verbannt ist.
Und diese Prämisse ist (so Hegel) falsch.
Gottes Wirklichkeit: Beziehung auf den
menschlichen Geist
Gott ist Denkprodukt
des Menschen, aber das
tut Gott keinen Abbruch,
denn:
Gottes Wirklichkeit ist nichts anderes
als Beziehung auf den menschlichen
Geist, durch dessen Tätigkeit hindurch
sich die Wirklichkeit Gottes entfaltet –
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
wodurch Gott wirklich wirksam wirkt.
Türcke 1994, 102
Der an-sich seiende Gott
das An-sich Gottes:
Das reine Sein,
das Nichts,
das völlig Abstrakte
Das An-sich Gottes ist das völlig Abstrakte,
das Bestimmungslose, das Nichts.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
Wo aber der Mensch Gott denkt,
ist Gott längst aus dieser Leere in eine Fülle
von Bestimmungen und Konkretionen
hinübergetreten:
Schöpfung.
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„Gott offenbart sich. Sich offenbaren heißt ...,
sich bestimmen, sein für Anderes; dies
Sichmanifestieren gehört zum Wesen des
Geistes selbst. Ein Geist, der nicht offenbar ist,
ist nicht Geist.“
Türcke 1994, 102 f; Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 102
bestimmtes Sein
Gottes Wirklichkeit ist nicht vor diesem
Hinübertreten, sondern Gottes Wirklichkeit
ist dieses Hinübertreten.
Gottes Wirklichkeit ist der Übergang
vom Nichts zum bestimmten Sein:
Gott ist Schöpfung, ist Bewegung.
Der sich offenbarende Gott
Gottes Wirklichkeit
reines Sein
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
bestimmtes Sein
„... Gott ist als Geist wesentlich dies
Sichoffenbaren; er erschafft nicht einmal
die Welt, sondern ist der ewige Schöpfer,
dies ewige Sichoffenbaren, dieser Aktus.
Dies ist sein Begriff, seine Bestimmung.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 193
Der sich offenbarende Gott
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 103
Die theologischen Lehrstücke
• von der Zeugung des Sohnes,
• von der Schöpfung der Welt,
• von der Inkarnation Gottes
verlieren ihre herkömmliche Selbständigkeit
gegeneinander.
Sie sind in die ewige Bewegung
der Offenbarung Gottes hineingezogen.
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„Das ewige Anundfürsichsein ist dies, sich aufzuschließen, zu bestimmen, zu urteilen, sich als
Unterschiedenes seiner selbst zu setzen.
G. W. F. Hegel
So treten wir in die Sphäre der Bestimmung ein,
1770 - 1831
in den Raum und die Welt des endlichen Geistes.“
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 242
Der an-und-für-sich seiende Gott
bestimmtes Sein
„In Gott selbst ist dieses Jetzt und Fürsichsein
das verschwindende Moment der Erscheinung.
Dies Moment ... ist der Himmel und die Erde
und deren in sich und nach außen unendliche
G. W. F. Hegel
Organisation.“
1770 - 1831
Türcke 1994, 103; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 246
Werden in Endlichkeit
}
Gott spezifiziert sich zum menschlichen
Geist.
Doch dieser ist ans Endliche gebunden
und selber endlich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Bewegung Gottes als Nicht-Endlichem
kann folglich nicht anders, als auch diese
höchste Form der Endlichkeit aufzuheben.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Aufheben der Endlichkeit
}
Die Aufhebung des endlichen Geistes zu Gott
ist die Vermittlung Gottes mit sich selbst, ist
absolute Vermittlung, ist (christliche) Religion.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
}
Türcke 1994, 103 f
Die vollendete Religion
Im Christentum erhält die
Göttliche Vermittlung die „... Form
unmittelbarer sinnlicher Anschauung,
äußerlichen Daseins ... in einem
Diesen [Christus], der zugleich gewusst
werde als Göttliche Idee ... .“
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 274
Der Tod Gottes
„Die Menschlichkeit ist an ihm bis auf
den äußersten Punkt [Tod in Schande
und Schmach am Kreuze] erschienen.“
G. W. F. Hegel
Weil Gott selbst es ist, der sich auf
diesem Punkt entäußert hat, so folgt:
„Gott ist gestorben, Gott ist tot ... .“
und es folgt damit weiter, dass
„... die Negation selbst in Gott ist; ...“
1770 - 1831
Türcke 1994, 104; Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, 291; cf. ibid., 528
Der Tod Gottes
Ein neues Dilemma?
In der traditionelle Theologie hätte das
das Ende Gottes bedeutet, jedenfalls
bedürfte es der Mystik der Auferstehung,
um dem neuen Dilemma abzuhelfen.
Nicht so bei Hegel:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 104
Gott als absolute Vermittlung
Weil das Ansich Gottes das Nichts ist,
ist Jesu/Gottes Tod der Tod des Nichts;
der Tod des Nichts ist die Bewegung des
Nichts ins ewige Leben, ist die
Vermittlung des Nichts mit der Ewigkeit,
ist die Vermittlung der Momente Gottes
mit sich selbst, ist absolute Vermittlung
Gottes mit sich.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Türcke 1994, 104 ff
Gott als absolute Vermittlung
(1) Schöpfung im Geist aus dem Nichts als
bestimmungslosem, reinen Sein in die Endlichkeit
der Negation/in die Sterblichkeit, sowie
(2) Karfreitagsgeschehen (Negation der Negation)
und Ostergeschehen (Sinnbild für die Überwindung der natürlichen Endlichkeit) sind
die Wegmarken der Momente eines
vernünftig/begrifflich fassbaren,
logisch
widerspruchsfrei
denkbaren
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
trinitarischen Gottes.
Türcke 1994, 104 f
Gott als absolute Vermittlung
So verstandenen, bedarf der
Weltprozess keiner Erlösung:
Der Weltprozess ist seine Erlösung:
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106/7
Gott ist
(1) stete Schöpfung als absolute
Unterscheidung (Negation) und
(2) Negation der Negation als
absolute Vermittlung.
Gott als absolute Vermittlung
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 109
Die Wirklichkeit Gottes ist das
Übergehen in den Sohn, in die Welt und
zurück zu sich selbst.
Diese Bewegung ist Gottes Selbstmitteilung, seine Offenbarung.
Das Geheimnis der Welt ist,
keines zu haben. Sie ist ihre eigene
Erklärung und Erlösung. Der Weltprozess
ist das geoffenbarte Angesicht Gottes.
Gott als absolute Vermittlung
In Abstracto:
Substanz (das letzte Wirkliche) und
Subjekt (Wissen von sich) sind als Einheit
zu denken.
Denn das allem zugrundeliegende
Eine ist eine Tätigkeit, die wesentlich
... Erkennen von sich ist.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Henrich, D., 1978
Die Gemeinde
Es ist Aufgabe der christlichen Gemeinde,
den Geist in seiner ganzen Konkretion
in Gestalt von Lehre und Sakramenten
auszubreiten.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 107
Wo Gemeinde und Welt noch zwei
getrennte Sphären sind, da ist Gottes
vermittelnde Bewegung noch nicht
verstanden.
Wo aber die Gemeinde zum vollen
Bewusstsein ihrer selbst als in der
Weltlichkeit versöhnte gekommen ist,
wird sie gewahr, dass das Innerste der
Religion mit dem Wesen des Staates
identisch ist: Christliche Gemeinde.
Die Gemeinde
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 108
Religion und Staat hören auf, zweierlei
zu sein. Der begriffene Staat ist die
realisierte Gemeinde, das selbstbewusste Staatsleben ist der wahre Kult.
Die Profanisierung der Religion
ist die Sakralisierung des Staates:
Realisierung der communicatio
idiomatum (der göttlichen und der
menschlichen Natur Christi).
Hegels Pointe
Wer immer Gott und Mensch als das
Andere des Anderen begreift*, benötigt
zur Versöhnung beider einen Vermittler.
Der Dritte Mensch als Denkfigur eines
Vermittlers scheitert an dessen
Unableitbarkeit.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* wer also in der Seinslogik stehenbleibt (cf. Hegel, WDL I)
Hegels Pointe
Wer auf den Dritten Menschen als
Denkfigur eines Vermittlers verzichten
will (wie z.B. Augustinus), kann Vermittlung nicht positiv fassen. Sie bleibt
unableitbar, unergründlich, ein Moment
der Diskontinuität (Chorismos).
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Pointe
Indem mit Hegel die Gegenstände der
Schöpfung nicht als von Gott losgelöst,
sondern als von Gott absolut unterschieden begriffen werden, bedarf es
keines Dritten als Vermittler:
Vermittlung geschieht als absolute
Vermittlung, und zwar notwendig.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
WDL: DIE LEHRE VOM WESEN
B. DER UNTERSCHIED
1. Der absolute Unterschied
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
„Der Unterschied ist die Negativität,
welche die Reflexion in sich hat, ...
das wesentliche Moment der Identität
selbst, die zugleich als Negativität ihrer
selbst sich bestimmt und unterschieden
vom Unterschied ist. (Forts. nächste Folie)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
(Forts.)
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegel, WDL II, 46
1. Dieser Unterschied ist der
Unterschied an und für sich, der
absolute Unterschied, der Unterschied
des Wesens. ...
Er ist der Unterschied an und für sich,
nicht Unterschied durch ein
Äußerliches, sondern sich auf sich
beziehender ... Unterschied.“ (Zitat Ende)
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 1/3
Absoluter Unterschied und absolute Vermittlung
Das sich wissende Subjekt weiß sich
als im (absoluten) Unterschied mit sich
Identisches (absolut Vermitteltes).
Absolute Vermittlung:
Kehrgedanke zum absoluten
Unterschied.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
cf. Hegel, PDG, 442
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 2/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
Wäre das Unendliche das Gegenteil des
Endlichen, hätte es das Endliche als
Anderes seiner, wäre also kein
Unendliches, sondern ein Endliches.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Die wahrhafte Bestimmung des
Endlichen in dem Verhältnis zum
Unendlichen ist die unmittelbare
Einheit beider.“
Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Religion, Teil 1 (n. d. Vorlesung von 1824) 211
Hegels Grammatik des Denkens: Splitter 3/3
Endlichkeit und Unendlichkeit
„Es ist daher nur Bewusstlosigkeit, nicht
einzusehen, dass eben die Bezeichnung
von etwas als einem Endlichen ... den
Beweis von der wirklichen Gegenwart
des Unendlichen ... enthält, dass das
Wissen von Grenze nur sein kann,
insofern das Unbegrenzte diesseits im
Bewusstsein ist.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
* cf. G.W.F. Hegel, EDP, § 60 (stw 8, 144)
Und wie steht es um das Opfer?
?
Das heidnische Opfer:
Daseinsberechtigung hat das Individuelle nur,
wenn es sich dem Substanziellen unterwirft.
Die Unterwerfung geschieht im Opfer.
Türcke 1994, 71
Das heidnische Opfer als Vermittlung
Das (religiöse) Opfern zelebriert die
Versöhnung von Göttlichem und
Menschlichem, es vollzieht Vermittlung
als Gewaltakt gegen das Einzelne.
Türcke 1994, 71
Das Opfer in der absoluten Religion
Versöhnung des Göttlichen mit dem
Menschlichen nach Hegel ist die absolute
Vermittlung Gottes mit sich selbst.
Das Zugrundegehen des Lebendigen
(Endlichen) ist sein (des Lebendigen)
Opfer, ist sein Übergang ins Göttliche.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Das Opfer in der absoluten Religion
Das wahre Opfer hat damit keinen
Darbringer (Mensch) und keinen
Empfänger (Gott), sondern ist sich selbst
Darbringer und Empfänger.
Es geschieht um keines höheren Zweckes
willen, sondern ist sich selbst Zweck.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Türcke 1994, 106
Die Begriffe ‚Gott‘ und ‚Religion‘
Religion ist allumfassende Vermittlung.*
Das Christentum ist ihre höchste Stufe,
ist absolute Religion, ist absolute
Entfaltung dessen, was immer schon
Religion war.*
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
„Gott ist die absolute Wahrheit.“
„Religion ist das absolut wahre
Wissen.“**
*Türcke 1994, 106 ; **Hegel, Vorlesungen über die Religionsphilosophie 1827, 266
Religion als allumfassende Vermittlung
Ist das überhaupt neu?
Religion als allumfassende Vermittlung
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
HAΝAΣ
Torcello, Basilica Santa Maria Assunta, 11./12. Jh.
Religion als allumfassende Vermittlung
Das Kreuz, Symbol für die nicht erlöste Welt,
wird durch die Auferstehung durchbrochen.
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Hegels Religionsphilosophie:
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Trotz Hegel keinen Schritt weiter? Doch? Inwiefern?
Hegel hat die Religion der Mystik entrissen
und sie Verstand und Vernunft
begreifbar gemacht.
G. W. F. Hegel
1770 - 1831
Christoph Türcke
Vermittlung als Gott
Klappe 4 die letzte
Von den Vorsokratikern bis Hegel
Ein Versuch, Gott und die Welt
widerspruchsfrei zu denken
Literatur (1/2):
Augustinus von Hippo, Sermo 43, 9
Gessmann, Martin: Philosophisches Wörterbuch, Stuttgart 2009
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Enzyklopädie der philosophischen
Wissenschaften, stw, Frankfurt/Main 1970
- Phänomenologie des Geistes, stw, Frankfurt/Main 1970
- Wissenschaft der Logik, Bd. I und II, stw, Frankfurt/Main 1969
- Vorlesungen über die Philosophie der Religion II, stw,
Frankfurt/Main 1969
-Vorlesungen über die Philosophie der Religion: Der Begriff der
Religion, Meiner, Hamburg, 1993
Literatur (2/2):
Henrich, Dieter: Hegels Logik der Reflexion – Neue Fassung,
Hegel-Studien, Beiheft 18, 1978
Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie, Band I, München 1994
de Spinoza, Baruch: Ethik
Türcke, Christoph: Vermittlung als Gott, Lüneburg 1994
Vattimo, Gianni: Glauben – Philosophieren, Stuttgart 1997
Kritik, Anregungen, Hinweise, Kommentare gerne an
Horst-Helmut Krause
mail:
[email protected]