Psycholgogische Lerntheorien

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Psychologische Lerntheorien
Autor
Institut
Erschienen
Sonstiges
Wolfgang Schäfer
Hans - Weinberger - Akademie der Arbeiterwohlfahrt eV.
München
Hausarbeit im Fach Psychologie, Dozent Dipl. - Psych. A.
Schild, KPDL -Kurs 95/97
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Klassische Konditionierung
1.1 Welche Bedingungen beeinflussen den Lernprozeß bei der klassischen Konditionierung
2. Lernen aus den Konsequenzen oder auch: instrumentelle Konditionierung
2.1 Operante Konditionierung nach Skinner
2.1.1 Welche Faktoren beeinflussen die operante Konditionierung?
3. Lernen am Modell oder Imitationslernen, Lernen durch Transfer
3.1 Was ist Lernen am Modell oder Imitationslernen?
3.1.1 Unter welchen Bedingungen tritt Imitationslernen verstärkt auf ?
3.2 Lernen durch Transfer
Zusammenfassung der Ergebnisse
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die Arbeit besteht aus folgenden Themenschwerpunkten:
Der erste Punkt betifft die ,,Klassische Konditionierung" mit dem Paradigma des klassischen Konditionierens. Darauf aufbauend werden die Bedingungen für den Lernprozeß näher betrachtet: Erwerb, Löschung
und spontane Erholung, Reizgeneralisierung, Reizdiskrimination, Konditionieren mit appetiven und aversiven
Reizen und Konditionierung zweiter Ordnung sind hier die Schwerpunkte der Betrachtung.
Es folgt der Teil "Lernen aus den Konsequenzen: Instrumentelle Konditionierung" . Hier wird die operante
Konditionierung nach Skinner erläutert. Letzteres wird vertieft anhand des Paradigmas des operanten
Konditionierens mit seinen drei Bestandteilen - Verhaltenskontin-genzen, Verstärker und diskiiminierende
Reize.
Der abschließende Schwerpunkt befaßt sich mit dem Lernen am Modell oder Imitationsiernen und dem
Lernen durch Transfer. Beim lmitationslernen ist ein Lernen ohne das vorausgehende ,,Versuch und Irrtum" lernen möglich. Danach gehe ich darauf ein, welche Faktoren das Imitationslernen beeinflussen. Beim
Transfer wird die Bedeutung des Erlernten in neuen Situationen besprochen.
1. Klassische Konditionierung
Der Begriff Konditionierung bedeutet, das bei einem Mensch oder bei einem Tier eine bedingte (durch einen
Reiz) Reaktion ausgebildet wird.
Entdecker der klassischen Konditionierung ist der russische Physiologe Iwan Pawlow (1849-1936). Pawlow
beschäftigte sich mit der Untersuchung von Reflexen (nicht gelernte Reaktionen wie z.B. die
Speichelsekretion).
Pawlow ist folgendermaßen vorgegangen:
1. Ein Glockenton wurde in Gegenwart eines Hundes erzeugt. Der Hund reagierte mit einer
Orientierungsreaktion.
2. Dem Hund wurde Futter angeboten. Worauf die Reaktion der Speichelfluß war.
3. Parallel zum Futter wurde ein Glockenton erzeugt. Die Reaktion war wieder der Speichelfluß.
Dieser Versuch wurde mehrfach wiederholt.
4. Jetzt wurde nur der Glockenton erzeugt. Die Reaktion war Speichelfluß, obwohl der Hund vorher nie Speichelfluß bei einem Glockenton bekam.
1.1 Welche Bedingungen beeinflussen den Lernprozeß bei der
klassischen Konditionierung
Die Konditionierung gelingt am besten, wenn zuerst der konditionierte Reiz dargeboten wird,
dann nach einer kurzen Pause der unkonditionierte Reiz.
CS = konditionierter Stimulus
US = unkonditionierter Stimulus
CR = konditionierter Reaktion
UR = unkonditionierter Reaktion
Eine gelernte konditionierte Reaktion bleibt auf Dauer nicht bestehen, wenn der konditionierte Reiz wiederholt
ohne den unkonditionierten Reiz geboten wird. Wir sprechen von Extinktion. Folgt allerdings
nach einer Ruhepause erneut ein konditionierter Reiz, tritt die konditionierte Reaktion wieder auf. Letztlich
vergißt der Organismus die gelernte Reaktion nicht.
Der Organismus ist auch in der Lage auf Reize zu reagieren, die dem konditionierten Reiz ähnlich sind.
Diesen Vorgang nennen wir Reizgeneralisierung. Ein in der Tonlage leicht veränderter Glockenton führt
zur konditionierten Reaktion. Die Reaktion nimmt allerdings ab, wenn die Differenz zwischen ursprünglich
konditioniertem Reiz und ähnlichem Reiz zunimmt. Ein Organismus kann nach den gleichen Prinzipien auch
differenzieren lernen. Er lernt auf den ähnlichen Reiz anders zu reagieren. Indem man bei einem Training nur
einen Ton mit dem unkonditionierten Reiz auftreten läßt und die ähnlichen Töne wiederholt ohne den
unkonditionierten Reiz anbietet. Hier handelt es sich um sogenanntes Diskriminationslernen.
Der Organismus hat gelernt, nur noch auf einen Ton mit der konditionierten Reaktion zu reagieren, aber nicht
auf die ähnlichen Töne.
Konditionierung, die für Organismus einen positiven Wert hat, ist eine appetive Konditionierung. Sind die
Reize bei der Konditionierung für den Körper negativ, lösen z.B. eine Fluchtreaktion aus, dann sprechen wir
von aversiver Konditionierung (sehr löschungsresistent).
Auch eine Konditionierung zweiter Ordnung ist möglich. Hierbei wird ein neutraler Reiz zusamnmen mit einem
konditionierten Reiz eingesetzt, so daß der neutrale Reiz ebenfalls ein konditionierten Reiz wird.
2. Lernen aus den Konsequenzen oder auch: instrumentelle
Konditionierung
Bei der instrumentellen Konditionierung wird aus der Beziehung zwischen einer Reaktion und ihren
Konsequenzen gelernt. L. Thorndike, John B. Watson und B.F. Skinner gelten als Gründer der Prinzipien des
instrumentellen bzw. operanten Konditionierens.
Thorndike stellte das Gesetz des Effekts auf. Es bedeutet, das Lernen durch seine Konsequenzen kontrolliert wird. Bei ,,positiven" Konsequenzen wird das Verhalten beibehalten, bei ,,negativen" Konsequenzen
werden die Verhaltensweisen nicht wiederholt.
Watson weitete die Bedeutung von ,,Reiz" und ,,Reaktion" aus:
,,Unter einem Reiz verstehen wir jedes Objekt in der allgemeinen Umwelt oder jede Veränderung in den
Geweben selbst, die durch den physiologischen Zustand des Lebewesens bedingt ist, etwa die Veränderung,
die sich ergibt, wenn man ein Lebewesen daran hindert, sexuell aktiv zu sein, Nahrung aufzunehmen oder
sich ein Nest zu bauen. Unter einer Reaktion verstehen wir alles, was das Lebewesen tut - zum Beispiel sich
dem Licht zu- oder von ihm abwenden, bei einem Geräusch aufspringen oder auch höher organisierte
Tätigkeiten, wie Wolkenkratzer errichten, Pläne schmieden, Babys bekommen, Bücher schreiben und anderes
mehr (1968, S. 39)
Watson hatte mit seinen Vorstellungen großen Einfluß auf die Arbeit von B.F. Skinner, der eine spezielle
Richtung begründete: die operante Konditionierung
2.1 Operante Konditionierung nach Skinner
Skinner arbeitete betont experimentell und nicht theoretisch. Er zog seine Schlüsse nur aus den direkt
beobachtbaren Beziehungen zwischen den Verhaltensweisen. Was in dem Organismus geschieht, sei nicht
relevant. Operantes Verhalten ist an seinen Folgen in der Umwelt zu erkennen.
,,Operantes Verhalten wird nicht durch bestimmte Reize ausgelöst (wie die Reaktionen beim klassischen
Konditionieren), es handelt sich dabei vielmehr um bereits vorhandene wiederholte Aktivitäten."
(Zimbardo 1988, S.243)
Operantes Verhalten, an dem wir erkennen können, daß es sich auf die Umwelt auswirkt, wäre z.B.: ein Baby
schreit, dann folgt evtl. hochgenommen werden oder mit Aufmerksamkeit bedacht werden. Tauben
picken, um Nahrung zu erhalten.
,,Im Paradigma des operanten Konditionierens werden spontane Reaktionen untersucht, deren Auftretenshäufigkeit sich unter verschiedenen Reizbedingungen ändert. ,, (Zimbardo 1988, S.243)
Ein Beispiel: Ein Baby wimmert leise. Die Mutter reagiert nicht. Das Baby schreit. Die Mutter wird etwas
unruhig, läßt aber das Baby allein. Das Baby ,,brüllt". Die Mutter läuft zum Baby und nimmt es auf den Arm.
Wenn ein solcher Handlungsablauf häufiger geschieht, was wird dann das Baby lernen? Das Baby wird gleich
anfangen zu ,,brüllen", wenn es auf den Arm ,,will". Es hat nach dem Modell des operanten Konditionierens
gelernt.
2.1.1 Welche Faktoren beeinflußen die operante Konditionierung?
Beim operanten Konditionieren gibt es drei Bestandteile, die die Konditionierung beeinflussen:
Verhaltenskontingenzen, Verstärker und diskriminierende Reize.
Erstens die Verhaltenskontingenz. Sie beschreibt die Beständigkeit der Beziehung zwischen Reaktion und
den Reizbedingungen, die ihr folgen. ,,Eine solche Beziehung kann die Auftretensrate oder die Reaktionswahrscheinlichkeit senken oder erhöhen? (Zimbardo 1988, S.243). Ein Beispiel: Die Rate der Pick - Reaktion
einer Taube erhöht sich, wenn sie für jedesmal, wenn sie auf eine Scheibe pickt, ein Korn erhält. Damit keine
andere Reaktion verstärkt wird, muß das Korn regelmäßig genau nach der Pick - Reaktion folgen.
Es folgt als zweiter wichtiger Bestandteil des operanten Konditionierens: der Verstärker. Ein Verstärker ist die
unmittelbare Konsequenz, die auf das Verhalten folgt. Ein positiver Verstärker ist jedes Verhalten, dem ein
spezifisches Verhalten häufiger folgt ( z.B. Nahrung oder sexueller Kontakt). Ein negativer Verstärker liegt
dann vor, wenn dem Verstärker eine Abnahme spezifischer Verhaltensweisen folgt (z.B. Schmerzen oder
extreme Hitze).
Der dritte Bestandteil des operanten Konditionierens ist der diskriminative Reiz. Ein diskriminativer Reiz kann
dem Organismus sagen, wann er etwas tun soll. Wann also eine bisher erfolgreiche Reaktion auszuführen ist
oder nicht.
,,Eine Taube erhält Futter, wenn sie auf einen Scheibe pickt, während ein grünes Lämpchen an ist. Zeigt
sie die gleiche Pick - Reaktion, ohne daß das grüne Lämpchen an ist, so erhält sie nichts. Der Reiz, der ,,
Verstärkung erhältlich" signalisiert - das grüne Licht - wird als positiver diskriminierender Reiz bezeichnet.." (Zimbardo 1988, S.246)
3. Lernen am Modell oder Imitationslernen, Lernen durch Transfer
3.1 Was ist Lernen am Modell oder Imitationslernen?
Beim Imitationslernen beobachtet eine Person das Verhalten und die Verhaltenskonsequenzen bei einer
anderen Person (Modell) und gestaltet aus dieser Beobachtung heraus sein eigenes Verhalten. Die Person
lernt durch Nachahmung.
,,Die klassische Demonstration des Beobachtungslernens stammt aus dem Labor von Albert Bandura. Kinder,
die beobachteten, wie erwachsene Modelle eine große Plastikpuppe boxten, schlugen und traten, zeigten im
weiteren Verlauf des Experimentes häufiger derartige Verhaltensweisen als Kinder aus Kon- trollgruppen, die
aggressive Modelle nicht beobachtet hatten." (Bandura, Ross & Ross 1963)
3.1.1 Unter welchen Bedingungen tritt Imitationslernen verstärkt auf ?
Folgende Faktoren verstärken das Imitationslernen: Erstens, es liegt die Beobachtung vor, daß das Verhalten
des Modells verstärkt wird. Zweitens muß die Aufmerksamkeit für das Modell erhöht sein. Dabei kommen
bestimmte Persönlichkeitsmerkmale des Modells zum Tragen, wie Attraktivität, Kompetenz, Status und
soziale Macht. Auch wahrgenommene Ähnlichkeiten von Charakteristika und Eigenschaften zwischen Modell
und Beobachter haben hier ihren Stellenwert. Weiterhin sollte das Verhalten des Modells sichtbar und auffällig
sein. Dann stellt sich die Frage, ob es in der Kompetenz des Beobachters liegt, das Verhalten zu
übernehmen.
Die Faszination des Imitationslernens liegt zum großen Teil in der Schnelligkeit, mit der neues Verhalten
etabliert werden kann. Wir können aus Fehlern und Erfolgen anderer lernen, ohne den langwierigen Prozeß
von Versuch und Irrtum zu durchlaufen.
3.2 Lernen durch Transfer
Mit dem Lernen durch Tranfer schließe ich die ,,klassischen" Lerntheorien ab.
Auch zuletzt beginne ich mit einem Zitat:
,,Transfer, Mit - Lerneffekt (engl. transfer = Übertragung), werden bestimmte Vorgänge beim Lernen oder
Denken, die in einer ersten Aufgabe erworben sind, auf eine andere übertragen, spricht man von Transfer.
Die Übertragung kann die Erledigung der zweiten Aufgabe förderlich oder hindernd beeinflussen (positiver
bzw. hinderlicher Transfereffekt)."(Dorsch 1987)
Der Transfereffekt tritt besonders dann ein, je ähnlicher sich die Situationen sind. Auch wenn die Situation neu
ist, aber ihre Bewältigung dieselbe Reaktion erfordert, setzt der Transfer ein. Der Transfereffekt ist uns schon
bei der Reizgeneralisierung des klassischen Konditionierens begegnet. Beispielsweise wird ein Kind, das von
einem großen Hund gebissen wurde, wahrscheinlich auch vor einem kleinen Hund Furcht empfinden. Ein
weiterer Transfereffekt tritt beim Lernen von Regeln auf. Wobei verbale Instruktionen als Regeln dienen
können, die unser Verhalten in vielen verschieden Situationen leiten, besonders in uns unbekannten
Situationen.
Zusammenfassung der Ergebnisse
Bei der klassischen Konditionierung wird eine reflexähnliche Reaktion (bedingter Reflex) erworben, die nicht
angeboren ist. Aus diesem Grund ist auch eine Löschung des bedingten Reflexes möglich.
Die instrumentelle Konditionierung ist ein Verfahren, bei dem aus der Beziehung zwischen einer Reaktion und
ihren Konsequenzen gelernt wird. Sind Reaktionen erfolgreich, werden sie wiederholt, bei ,,negativen"
Konsequenzen werden sie vermieden.
Bei der operanten Konditionierung nach Skinner finden wir eine Lernforrn, bei der ein Versuchstier in einem
Konditionierungsexperiment lernen muß, bestimmte Handlungen auszuführen. Dabei wird die Reaktionsrate
durch Verstärker gesteigert. Das Tier muß nach ,,Versuch und Irrtum" lernen, wobei die richtige Bewegung
das Erscheinen des unbedingten Reizes zur Folge hat, also verstärkt wird. Die übrigen Bewegungen haben
keine Konsequenzen und werden geschwächt.
Beim Imitationslernen wird eine kurz vorher oder auch vor längerer Zeit beobachtete Handlung eines Vorbilds
ausgeführt. Der große Vorteil des lmitationslernens liegt sicher in der Geschwindigkeit, mit der Lernen
stattfindet.
Als letztes das Lernen durch Transfer. In einer ersten Situation wird etwas gelernt, das dann auf eine andere
Situation übertragen wird.
Dies sind die ,,klassischen" lerntheoretischen Ansätze. Es gibt aber noch weitere, wesentliche Ansätze wie z.
B. "soziales Lernen" oder ,,kognitive Lerntheorien". Diese neueren Theorien sind aus den klassischen
Theorien entwickelt worden. Damit haben wir die Grundstruktur der Lernpsychologie aufgezeigt, und haben
den Ausgangspunkt für das Verständnis neuerer Theorien gefunden.
Literaturverzeichnis
Zimbardo P.G. Lehrbuch der Psychologie. dt. Berlin/Heidelberg/NY: Springer 1988 S. 227 - 267
Bandura, A., Ross, D.& Ross, S.A. (1963) Imitation of film - mediated aggressiv models. Journal of Abnormal
and Social Psychologie, 66, 3 - 11.
Dorsch, F., Häcker, H., Stapf, K.H., Psychologisches Wörterbuch. dt. Bern /Stuttgard/Toronto : Hans Huber
(1987)
Watson, J.B. (1968): Behaviorismus, Köln (Kiepenheuer & Witsch)
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