BALTHASAR-NEUMANN-CHOR BALTHASAR-NEUMANN-ENSEMBLE THOMAS HENGELBROCK 5 14 inhalt Vorwort 05 BALTHASAR-NEUMANN-ENSEMBLES Bach: h-Moll-Messe Bach: Matthäus-Passion Verdi: La Traviata Purcell: Dido and Aeneas CD Praetorius 08 12 16 20 22 Edition Balthasar Neumann Akademie Balthasar Neumann Freundeskreis 24 28 38 THOMAS HENGELBROCK Gastdirigate NDR Sinfonieorchester 40 50 Impressum 62 Liebe Leser, Liebe Neugierige, Liebes Publikum, während wir vorfreudig planend auf die neue Saison zusteuern, werfen wir mit Ihnen noch einen ganz kurzen Blick in den Rückspiegel – und staunen dankbar über eine ereignis- und projektreiche erste Jahreshälfte 2014. Mit Thomas Hengelbrocks Händel-Pasticcio waren die Balthasar Neumänner auf Europatournee, ein spannendes Akademieprojekt auf Cuba wirkt bis heute folgenschwer nach, im Kölner Karnevalstrubel wurden Praetorius-Werke mit Pablo Heras-Casado auf CD gebannt, den Wonnemonat Mai verbrachten wir mit Pina Bauschs „Orpheus und Eurydike“ in Paris, im Juli ging’s damit gleich noch nach Madrid, und Händels „Israel in Egypt“ schließlich bescherte uns eine phantastische Sommertournee. Aus jedem Konzert nehmen wir wertvolle menschliche und musikalische Erfahrungen mit – und wenden uns damit wieder nach vorn: Die „Opening Night“ läutet in Hamburg am 12. September die neue Saison des NDR Sinfonieorchesters mit Thomas Hengelbrock ein. Spannende Gastdirigate führen den Dirigenten in den kommenden Monaten an die Pulte des Concertgebouw Orchestra Amsterdam, der Wiener Philharmoniker, nach Madrid und Paris. Unsere Ensembles freuen sich auf alte und neue Begegnungen mit Bach: Eine Wintertour mit der h-MollMesse verspricht eine neue Interpretation des vertrauten Werkes. Erstmalig widmen sich die Sänger der MatthäusPassion, kundig geleitet von Christoph Prégardien in einem reisekilometerreichen Projekt. Nach Baden-Baden lockt zu Pfingsten dann Pablo Heras-Casado mit Verdis „Traviata“. Und zum Abschluss krönt ein aufregendes „Dido“-Projekt mit Johanna Wokalek und Thomas Hengelbrock den Festspielsommer. Eine spannende Saison lädt Sie ein, außergewöhnliche musikalische Erlebnisse mit uns zu teilen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Stöbern, Schmökern und Planen – und freuen uns, Sie im Konzertsaal begrüßen zu dürfen. Viel Freude wünscht Ihr bik-Team 05 DAS PRINZIP BALTHASAR NEUMANN Der Namensgeber für Chor und Orchester war nicht nur ein epochaler Barockarchitekt. Balthasar Neumann (1687–1753) steht für mutige Kreativität und ganzheitliche Konzepte in Perfektion. Als Baumeister war er ein Pionier, der erstmals Baukunst, Malerei, Skulpturen und Gärten zusammenspielen ließ und dessen sorgfältig durchdachte Kunstwerke bis heute begeistern und faszinieren. Seine Ideale formen die Grundpfeiler im Schaffen der Balthasar-Neumann-Ensembles und ihres künstlerischen Leiters Thomas Hengelbrock; gemeinsam streben Dirigent, Chor und Orchester nach einem engen Zusammenspiel der Künste. Angereichert mit einer gehörigen Portion Leidenschaft für Musik und Menschen, verbindet sich hier neu belebte Tradition mit virtuoser Spielfreude. 06 BALTHASAR-NEUMANN-CHOR BALTHASAR-NEUMANN-ENSEMBLE PROJEKTE B A LT H A S A R N E U M A N N DEZEMBER 2014 H-MOLL-MESSE Johann Sebastian Bach 1685 –1750 „Missa tota“ in h-Moll BWV 232 Balthasar-Neumann-Chor und Solisten Balthasar-Neumann-Ensemble Thomas Hengelbrock Johanneskirche Freiburg | 19.30 Uhr | Fr 28.11.2014 Stadtcasino Basel | 19.30 Uhr | So 30.11.2014 Philharmonie Köln | 20.00 Uhr | Mo 01.12.2014 Konzerthaus Dortmund | 20.00 Uhr | Di 02.12.2014 Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Mi 03.12.2014 Alte Oper Frankfurt | 20.00 Uhr | Do 04.12.2014 Philharmonie Essen | 19.00 Uhr | Sa 06.12.2014 Festspielhaus Baden-Baden | 18.00 Uhr | So 07.12.2014 Bozar Brüssel | 20.00 Uhr | Mo 08.12.2014 Auditorio de la Diputación Alicante | 20.00 Uhr | Mi 10.12.2014 Palau Música Catalana Barcelona | 20.30 Uhr | Do 11.12.2014 VERTRAUTER FREUND Jedes Wort, jeden Ton und jede Harmonie kennen die Sänger ganz genau, kein Blick in die Noten ist vonnöten, sie konzentrieren sich vollständig auf die Interpretation: Für den Balthasar-Neumann-Chor ist Bachs h-Moll-Messe der wertvollste Wegbegleiter. Seit den ersten Jahren seines Bestehens setzt sich der Chor immer wieder neu mit dem Opus ultimum auseinander. Die szenische Umsetzung bei den Schwetzinger Festspielen 1996 mit Regisseur Achim Freyer, die CD-Einspielung bei DHM oder das Benefizkonzert des Bundespräsidenten 2006 im BadenBadener Festspielhaus sind Meilensteine der kontinuierlich wachsenden Beziehung zwischen Werk und Interpreten. Dirigenten wie René Jacobs, Ivor Bolton oder András Schiff luden den Chor für Konzerte ein. Die intensivste Verbindung aber entsteht, wenn der Chor auf der Bühne das BalthasarNeumann-Ensemble umschließt und Thomas Hengelbrock dirigiert. Nach längerer Pause sind die Musiker in dieser Besetzung wieder in den europäischen Konzerthäusern zu hören. AUSERLESEN UND VIELSCHICHTIG Bachs monumentale Messe in h-Moll ist die Summe eines künstlerischen Lebenswerkes. Ihre Entstehungsgeschichte: fragezeichenreich. Komplex und virtuos ist die Partitur; als Vertonung des katholischen Messtextes durch einen 08 WARUM NUR? Aber was macht dieses Werk so besonders? Plante Bach es als privates Vermächtnis an die Nachwelt? Oder liegen wir richtig, wenn wir die einzelnen Teile als einzigartigen Gottesdienstschmuck verstehen? Am Anfang stand das Sanctus, komponiert für den ersten Weihnachtsfeiertag 1724. Kyrie und Gloria hießen nach ihrer Komposition 1733 bei Bach ganz pragmatisch „Missa“ [brevis]. Erst 1748/49 erweiterte der Thomaskantor diese „Missa“ um das vertonte Glaubensbekenntnis. Parodien auf der Basis älterer Kantatensätze des Komponisten fanden mit Osanna, Benedictus, Agnus Dei und Dona nobis pacem ihren Platz im Werk. Schließlich versah Bach die Teile mit durchnummerierten Deckblättern und lud die Nachwelt damit ungewollt zum verzweifelten Rätselraten über diese Zusammensetzung ein. 09 DEZEMBER 2014 B A LT H A S A R N E U M A N N Protestanten darüber hinaus auch mit einer bemerkenswerten ökumenischen Dimension versehen. Der hohe Schwierigkeitsgrad und die bedeutende Rolle des Chores fordern die Interpreten heraus und faszinieren die Hörer. Ganze 36 Jahre dauerte die Werkgenese an, bis Bach vier einzelne Teile zur endgültigen Partitur der h-Moll-Messe zusammensetzte. Sie begleitete ihren Schöpfer „nur“ ein halbes Leben lang – die Wissenschaft beißt sich bis heute daran die Zähne aus. DER WEG IST DAS ZIEL Nach Bachs Tod im Jahr 1750 vergingen ganze 84 Jahre, bis die h-Moll-Messe erstmals als zusammenhängendes Werk aufgeführt wurde – was aber nicht heißt, dass man es vorher nicht versucht hätte… Die autographe Partitur gelangte in den Besitz des BachSohnes Carl Philipp Emanuel in Hamburg, der sich das Credo seines Vaters herauspickte, ihm eine selbst verfasste Instrumentaleinleitung voranstellte und diese Kombination aufführte. Der in Hamburg ansässige Musikbibliothekar Pölchau bemerkte zu seiner Abschrift, dass die Messe „wahrscheinlich das größte musikalische Kunstwerk ist, das die Welt gesehen hat“. Auch andere Bewunderer fanden sich, in Berlin war es Carl Friedrich Zelter. Mit seiner Singakademie probte er ab 1811 verschiedene Sätze – und scheiterte. In Wien und Frankfurt wurden jeweils nur Teile aufgeführt: auch hier mit wenig Erfolg. 1834 schließlich wagte Zelters Nachfolger Rungenhagen einen weiteren Versuch mit der Singakademie. Legendär sind Berichte aus den Proben, wonach der Chor sich wegen des hohen Schwierigkeitsgrades um die Hälfte auf 160 Sänger reduzierte. Mit einem zusätzlichen Jahr Übungszeit gelang es doch noch: Zur ersten öffentlichen Aufführung kam es dann in zwei Teilen am 20. Februar 1834 und 12. Februar 1835. Weder ein Jahr Probenzeit noch 160 Sänger haben die Balthasar Neumänner für ihre Konzerttour. Gemeinsam mit Thomas Hengelbrock bringen sie ein Werk auf die europäischen Konzertbühnen, das sie eng mit ihrer eigenen Geschichte verbindet – in dem Wissen um seine Einzigartigkeit, mit den Erkenntnissen aus der eigenen langjährigen Auseinandersetzung und in der dankbaren Gewissheit, mit der Interpretationsarbeit niemals an einen Endpunkt zu gelangen. „Mit traumwandlerischer Sicherheit bilden Hengelbrock und seine Sänger Architektur nach und Emotionen ab, zeigen so auch in diesem Werk ungeahnte Details und unerhörte Schönheiten. Großartig dieser Chor, der sich aus Gesangssolisten zusammensetzt und dennoch staunenswert homogen singt. Der Mittelblock des Credo wird mit selten zu hörender Intensität und Wahrhaftigkeit zur vokalen Sternstunde. Das Orchester spannt weite Bögen, beeindruckt mit erlesener Klang- und LegatoKultur, mit grandiosen Solisten und einem Klangbild, das so elastisch wie wuchtig ist. Langanhaltender, lautstarker, stehender Jubel in der restlos vollen Thomaskirche.“ Leipziger Volkszeitung, 23.06.2009 11 DEZEMBER 2014 B A LT H A S A R N E U M A N N ANSPRUCHSVOLLE SPIELEINLADUNG B A LT H A S A R N E U M A N N MÄRZ/APRIL 2015 MATTHÄUS-PASSION Johann Sebastian Bach 1685 –1750 Matthäus-Passion BWV 244 James Gilchrist Evangelist Hana Blažíková Sopran Sophie Harmsen Alt Julian Prégardien Tenor Tobias Berndt, Dietrich Henschel Bass Balthasar-Neumann-Chor Le Concert Lorrain Christoph Prégardien Leitung Domkirche Oslo | 19.00 Uhr | So 15.03.2015 Arsenal Metz | 20.00 Uhr | Di 24.03.2015 Philharmonie Luxembourg | 20.00 Uhr | Mi 25.03.2015 deSingel Antwerpen | 20.00 Uhr | Do 26.03.2015 Bachkirche Arnstadt | 18.00 Uhr | Sa 28.03.2015 KKL Luzern | 18.30 Uhr | Fr 03.04.2015 Schlosskapelle Versailles | 20.00 Uhr | Sa 04.04.2015 Philharmonie Paris | 17.00 Uhr | So 05.04.2015 12 WIEDERBELEBUNG EINES MEISTERWERKES „Dieser Leipziger Cantor ist eine Erscheinung Gottes, klar, doch unerklärbar“, suchte Carl Friedrich Zelter seine rückhaltlose Bewunderung für Johann Sebastian Bach in Worte zu fassen. Und bewegte sich damit in seiner Zeit fernab des Mainstream: Für uns kaum zu glauben, doch Bachs Musik war nur 50 Jahre nach seinem Tod nahezu in Vergessenheit geraten; nur ein kleiner Spezialistenkreis, zu dem eben auch der Leiter der Berliner Singakademie zählte, war noch mit ihr vertraut. Zelter besaß eine Partitur der Matthäus-Passion, die er wie seinen Augapfel hütete. Und obwohl er seit 1810 regelmäßig Ausschnitte daraus in seiner Singakademie proben ließ, konnte ihn erst 1829 sein junger Schüler Felix Mendelssohn Bartholdy davon überzeugen, das Werk öffentlich aufzuführen – und gab damit die entscheidende Initialzündung für eine Renaissance der Werke Bachs. DOPPELPREMIERE Bei den Balthasar Neumännern war keine Überzeugungsarbeit nötig, 2015 freuen sich die Sänger auf ein ganz besonderes Projekt: Mit der Matthäus-Passion ist der Chor im Frühjahr auf einer ausgedehnten Tournee durch Europa unterwegs und arbeitet dabei zum ersten Mal mit Christoph Prégardien zusammen, der die Konzerte leiten wird. Ebenfalls eine Premiere ist die Kooperation mit der deutschfranzösischen Alte-Musik-Formation Le Concert Lorrain. Wie kein zweiter hat der Tenor Christoph Prégardien die heutige Idealvorstellung der Evangelisten-Partien geprägt. Rhetorisch prägnant und stets dem Text verpflichtet, doch auch von berührender Schlichtheit und Innigkeit sind seine Interpretationen, die ihn zu einem weltweit gefragten BachSänger gemacht haben. 2012 tauschte Prégardien die Evangelisten-Rolle erstmals mit dem Dirigentenpult und leitete die Johannes-Passion auf einer Konzerttournee mit Le Concert Lorrain. Nun nimmt er das jüngere und monumentalere Geschwisterwerk ins Visier. Und obwohl er den letzten Leidensweg Jesu schon hunderte Male singend geschildert hat, ergreift ihn die Musik Bachs noch heute mit Haut und Haaren. „Ich habe da keine Abnutzungserscheinungen, jedes Mal scheint es mir, als laufe die Geschichte von vorn ab.“ GIPFEL EINER GATTUNG In der Gattung der Passion allgemein noch fast jungfräulich waren die Ohren von Bachs Zeitgenossen. Als die MatthäusPassion 1727 in Leipzig zum ersten Mal erklang, muss dies für die Zuhörer ein spektakuläres Ereignis gewesen sein. Die Sitte einer „musicirten Passion“ in der Karfreitags­vesper war in Leipzig noch relativ jung, erst seit 1721 ersetzte sie die von der Gemeinde gesungenen, gereimten Passionslieder. Doch das Verlangen nach Figuralmusik am Karfreitag war 13 MÄRZ/APRIL 2015 B A LT H A S A R N E U M A N N MIT HAUT UND HAAREN FORMENREICHTUM Während die Johannes-Passion noch mit vier Chorstimmen auskam, nutzte Bach nun einen achtstimmigen Doppelchor; mit einem doppelt besetzten Continuo und einem reichhaltigen Instrumentarium schöpfte er seine personellen wie auch die räumlichen Möglichkeiten der Thomaskirche bis zur Neige aus. Vor allem aber ist der Formenreichtum dieser Passion singulär. Weder in der geistlichen noch in der weltlichen Musik dieser Zeit findet sich eine annähernd vergleichbare Vielfalt an Arientypen, Rezitativen, Accompagnati und Ariosi, gepaart mit Chorsätzen in allen denkbaren Erscheinungsformen – vom vierstimmigen Choral über Arien mit Choreinwürfen bis hin zum virtuos geführten motettischen Satz für acht Stimmen. WUNDERBAR WANDELBAR Unterschiedlichste Rollen müssen die Chorsänger ausfüllen: die verängstigten Jünger Jesu, die schreiende und spottende Menge, die kaltblütigen Hohenpriester und Kriegsknechte – und immer wieder die mit Jesus leidende Schar der „Gläubigen“, die das Geschehen kommentiert. Sehr viel konsequenter als noch in der Johannes-Passion haben Bach und sein Textdichter Picander der Vertonung nach Matthäus eine extreme dramatische Dichte verliehen. Die verschiedenen Ebenen aus Bibeltext, Choralstrophen und freier Dichtung sind so geschickt miteinander verwoben, dass die Nahtstellen nahezu verschwinden. Obwohl der hohe Anteil an reflektierenden und kommentierenden Arien immer wieder innehalten lässt und das Geschehen eigentlich bremst, gelingt es Bach dank dieser engen Verquickung der Einzelsätze, die dramatische Spannung über das gesamte Werk hinweg aufrechtzuerhalten. 15 MÄRZ/APRIL 2015 B A LT H A S A R N E U M A N N unter den Gemeindemitgliedern offenbar groß. Scharenweise waren sie zuvor in die Leipziger Neue Kirche abgewandert, wo schon seit 1717 oratorische Passionen aufgeführt wurden. In seinem zweiten Amtsjahr als Thomaskantor 1724 hatte Bach mit der Johannes-Passion seine erste eigene Vertonung vorgestellt. Was jedoch drei Jahre später mit der Matthäus-Passion in der Thomaskirche aufgeboten wurde, übertraf alles: Mehr als drei Stunden füllte allein die Musik, entsprechend muss die Vesper mit Predigt und Gemeindeliedern etwa fünf Stunden gedauert haben. B A LT H A S A R N E U M A N N MAI 2015 LA TRAVIATA KLANGFRISCHE ROMANTIK Giuseppe Verdi 1813 –1901 La Traviata Oper in drei Akten Rolando Villazón Regie Johannes Leiacker Bühnenbild Thibault Vancraenenbroek Kostüme Olga Peretyatko Violetta Valery Atalla Ayan Alfredo Germont Ludovic Tézier Giorgio Germont Christina Daletska Flora Bervoix Emiliano Gonzalez Toro Gaston Vicomte Konstantin Wolff Marquis von Obigny Balthasar-Neumann-Chor Balthasar-Neumann-Ensemble Pablo Heras-Casado Festspielhaus Baden-Baden | 19.00 Uhr | Fr 22.05.2015 Festspielhaus Baden-Baden | 18.00 Uhr | Mo 25.05.2015 Festspielhaus Baden-Baden | 19.00 Uhr | Fr 29.05.2015 16 Verdi und historische Aufführungspraxis – eine Kombination, die manchem Opernbesucher noch immer neu erscheinen mag, ist für die Balthasar-Neumann-Ensembles längst ein bewährtes Rezept. Die Baden-Badener Aufführungen von „Rigoletto“ und „Falstaff“ unter Thomas Hengelbrock waren der erfolgreiche Auftakt einer Fortsetzungsgeschichte. Auch bei den Pfingstfestspielen 2015 werden die Musiker wieder zeigen, welch berückenden Klangzauber eine historisch informierte Annäherung den Opernpartituren des 19. Jahrhunderts entlocken kann. Für Giuseppe Verdis „La Traviata“ steht dieselbe kongeniale Kombination bereit, die 2012 bei „L’elisir d’amore“ für „einen Bravo-Orkan und 20 Minuten Standing Ovations“ (Crescendo) sorgte: Rolando Villazóns Regie, der spielfreudige Balthasar-Neumann-Chor auf der Bühne und im Graben das opernerprobte Ensemble unter Dirigent Pablo Heras-Casado. NEU, SCHÖN, LEIDENSCHAFTLICH Spannend ist ein historischer Ansatz gerade bei „Traviata“, da sie einen Wendepunkt in Verdis Schaffen markiert. Nach seinem „Rigoletto“ von 1851 strebte der Komponist danach, eine grundlegend andere Art der Oper zu entwerfen. Nicht einfach ein neues Formgerüst wollte er definieren, ihm ging es vielmehr um individuelle musikdramatische Lösungen: B A LT H A S A R N E U M A N N MAI 2015 Jede seiner Opern sollte ein einzigartiges und unverwechselbares Gesicht bekommen. Beginnend mit „Il Trovatore“ und „La Traviata“ setzte er dieses künstlerische Programm konsequent um. Der Stoff lieferte dabei die entscheidende Basis für eine charakteristische Dramaturgie. „Ich sehne mich nach dramatischen Stoffen, die neu, groß, schön, abwechslungsreich, leidenschaftlich sind, […] leidenschaftlich bis ins Extrem, mit neuen Formen und zugleich vertonbar“, schrieb Verdi am 1. Januar 1853 an seinen Freund Cesare de Sanctis. Mit diesen Worten charakterisierte er nicht zuletzt seine „Traviata“, an der er zu dieser Zeit saß. Im selben Brief schwärmt Verdi über Alexandre Dumas‘ Drama „La Dame aux camélias“ als Opernvorlage – dies sei ein Stoff der Zeit. Andere mögen sicher vor diesem zurückschrecken „wegen der Kostüme, Zeiten und tausend anderer törichter Skrupel. Ich aber widme mich ihm mit dem denkbar größten Vergnügen.“ „Ich bin sicher, Verdi wird aus Dumas‘ Drama eine wunderschöne Oper machen, denn ich sehe, wie sehr er für die Geschichte brennt.“ FRANCESCO MARIA PIAVE, 20.10.1852 Librettist der „Traviata“ 18 Mit größter klanglicher Delikatesse, schlicht und rührend zugleich setze Verdi die tragische Geschichte der „Kamelien­dame“ in Musik. Dabei war die zeitliche Verortung der Handlung im Hier und Jetzt für ihn von ebenso großer Bedeutung wie die ungeschminkte Wahrheit über den Hintergrund der Hauptfigur. Beides zusammen formt erst die Basis für die echte Tragik der Geschichte: Violetta Valerie ist eine Kurtisane der Pariser Halbwelt. Dass sie sich in Alfredo verliebt, sich zum ersten Mal diese aufrichtige und wahre Hingabe gestattet, ihrem glitzernden aber inhaltslosen Leben mit ihm entkommen will, ist eine noch größere Verletzung der bürgerlichen Moral als Alfredos Liebe zu Violetta. Ihr Beruf schließt Violetta aus der Gesellschaft aus, ihre Sehnsucht nach einer Partnerschaft „mit dem Segen des Himmels“ ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt. VERDIS VOLLBLUTWEIB Musikalisch schuf Verdi in Violetta eine seiner komplexesten Frauenfiguren. Ihre kontinuierliche psychologische Entwicklung über die drei Akte hinweg macht er mit vielfältigsten Mitteln hörbar: Taumel und verspielte Souveränität zu Beginn, zunehmende Ernsthaftigkeit und aufrichtige Sehnsucht, Ausweglosigkeit und sanfte Ergebenheit zum Schluss. Diesen Charakter nicht nur als schön oder rührselig darzustellen, sondern seiner Vielschichtigkeit gerecht zu werden, fordert Regisseure wie Sängerinnen immer wieder heraus. Olga Peretyatko gibt 2015 ihr lange erwartetes Rollendebüt als Violetta in Lausanne und Baden-Baden. Die russische Sopranistin hat sich Zeit gelassen, ehe sie ihr erstes Engagement einging: „Violetta ist ein besonderer Charakter. Du musst reif dafür sein, stimmlich und mental.“ TAUSENDSASSA UND ENERGIEBÜNDEL Seit 2011 hat der rundum begabte Kreativkopf Rolando Villazón auch das Regieführen für sich entdeckt, 2015 wird er drei Opern auf die Bühne bringen. Nicht zuletzt der große Erfolg seines „Elisir“ 2012 in Baden-Baden machte ihm Lust auf mehr. Der Mexikaner liebt seine verschiedenen Arbeitsfelder als Sänger, Regisseur, Buchautor, Zeichner und Moderator: „Ich bin glücklich, all das sein zu können. Die Vielfalt macht mich frei.“ „La Traviata“, mit der er in der Rolle des Alfredo seine größten Bühnenerfolge feierte, kennt er bis in die kleinste Zweiunddreißigstelnote – perfekte Voraussetzungen also, um eine packende und fein nuancierte Inszenierung zu entwickeln. 19 MAI 2015 B A LT H A S A R N E U M A N N UNGESCHMINKTE GEGENWART B A LT H A S A R N E U M A N N AUGUST 2015 DIDO AND AENEAS Henry Purcell 1659 –1695 Dido and Aeneas Inszeniertes Konzert Thomas Hengelbrock Konzept Johanna Wokalek Sprecherin Kate Lindsey Dido Katja Stuber Belinda Balthasar-Neumann-Chor und Solisten Balthasar-Neumann-Ensemble Thomas Hengelbrock August 2015, Mai 2016 Termine und Konzertorte werden nach der Programmpräsentation der jeweiligen Festivals veröffentlicht. MYTHOS IN MUSIK UND WORT Szenische Projekte, die Thomas Hengelbrock mit eigener Regie-Feder führt, gehören schon lange zum BalthasarNeumann-Repertoire. Dabei gelingt es dem künstlerischen Leiter der Balthasar-Neumann-Ensembles immer wieder, das Publikum mit kreativen Ideen zu verführen. Im August 2015 öffnet er einmal mehr neue Blickwinkel auf ein musikalisches Meisterwerk: Für eine außergewöhnliche Umsetzung von Henry Purcells Oper „Dido and Aeneas“ bringt er die Chorsänger und Musiker seiner beiden Ensembles mit der Schauspielerin Johanna Wokalek auf der Bühne zusammen und lässt gesungenes und gesprochenes Drama ineinanderfließen. In der Schnittmenge von Schauspiel und Musiktheater, die sich an die Struktur von Purcells SemiOperas anlehnt, wird der tragische Konflikt ins Zentrum gerückt und weiter aufgefächert. So erhält das Drama um die Karthagerkönigin und den trojanischen Prinzen eine neue Eindringlichkeit und zwingende Aktualität. WEIBLICHE SEELENLANDSCHAFT Mit ihrer Sprechrolle bringt Johanna Wokalek in der „Dido“ nicht nur eine weitere Darstellungsform ins Spiel. Sie erweitert die extrem verdichtete Kernhandlung auch um eine neue weibliche Perspektive und verstärkt damit jene dramatische Ausrichtung, die in Purcells Partitur deutlich zu erkennen ist: Der Komponist rückt die Frauenfiguren Dido 20 EIN CHOR FÜR ALLE FÄLLE Auffällig an „Dido und Aeneas“ ist die umfangreiche Beteiligung des Chores, der szenisch wie auch musikalisch fest in die Oper integriert ist. Nahum Tate versah sein Libretto mit einer Vielzahl an Gruppenszenen, die Purcell ihrer jeweiligen dramatischen Funktion entsprechend sehr abwechslungsreich in Musik setzte – eine Aufgabe, die wie gemacht ist für die vielfältig bühnenerprobten Sänger des Balthasar-Neumann-Chores. 21 AUGUST 2015 B A LT H A S A R N E U M A N N und Belinda in den Fokus, vor allem die Rolle der Königin gestaltet er mit größter musikalischer Tiefenschärfe. Ihre expressiv vertonten Ausbrüche der Leidenschaft und des Schmerzes dokumentieren eine starke Faszination für die Abgründe der weiblichen Seele. Die Eindringlichkeit ihrer Arien greift den Zuhörern auch heute noch direkt ins Herz. Eine Traumbesetzung für diese Rolle ist Mezzosopranistin Kate Lindsey; ihr Gesang voll „ruhender Anmut, dass einem die Luft wegbleibt“ (Süddeutsche Zeitung) zog schon 2014 beim Händel-Pasticcio das Publikum in seinen Bann. Und als Belinda formt Katja Stuber, regelmäßiges Mitglied des Balthasar-Neumann-Chores und im Bayreuther „Tannhäuser“ als Junger Hirt gefeiert, mit ihrem „brillant stahlenden“ (Süddeutsche Zeitung) Sopran das perfekte Gegenstück. B A LT H A S A R N E U M A N N AUF CD CD PRAETORIUS „Canticum canticorum“ Motetten von Michael Praetorius 1571– 1621 Jacob Praetorius 1586 –1651 Hieronymus Praetorius 1560 –1629 Balthasar-Neumann-Chor Balthasar-Neumann-Ensemble Pablo Heras-Casado 16 PER POLONAISE INS AUFNAHMESTUDIO Köln, Karnevalsdienstag 2014. Während die Kölner im Jeckenkostüm fröhlich ihre Straßen befeiern, bevölkern die Balthasar Neumänner den Sendesaal des Deutschlandfunk. 17 Sänger und 13 Instrumentalisten waren nebst Pablo Heras-Casado an den Rhein gereist, um mit der Deutschen Grammophon an Bord und in Kooperation mit dem Deutschlandfunk Werke von Michael, Jacob und Hieronymus Praetorius aufzunehmen. Während Michael Praetorius heute nicht nur aufgrund seiner Kompositionen, sondern vor allem wegen der wegweisenden musiktheoretischen Schrift „Syntagma musicum“ (1604/1619) im musikgeschichtlichen Olymp residiert, stehen Jacob und Hieronymus bislang noch in seinem Schatten. ihr Verlangen zueinander und preisen die Schönheit des anderen. Das wechselvolle Zusammenspiel von Begehren und Erfüllung ist auch in der Musik zu erleben: Die Stimmen des Balthasar-Neumann-Chores strömen aufeinander zu, vereinigen und steigern sich mit den Instrumentalstimmen zu einem Höhepunkt und erzeugen fesselnde Schönheit zwischen subtiler Lockung und gewaltiger Pracht. TIEFE EINBLICKE INS HOHELIED „Veni, amica mea. Egredimur in agrum. Videamus si florue­runt mala punica. Ibi dabo tibi ubera mea.“ – „Komm, meine Freundin. Lass uns aufs Feld hinausgehen. Lass uns sehen, ob die Granatäpfel blühen. Dort will ich dir meine Liebe geben.“ HOHESLIED 7,11–12 Inhaltlich dominiert die pure Leidenschaft. Die Texte sind sämtlich dem biblischen Hohelied der Liebe entnommen, lateinisch Canticum canticorum. In eindeutig zweideutigen Äußerungen besingen Mann und Frau hier abwechselnd 23 AUF CD B A LT H A S A R N E U M A N N Vater und Sohn waren fest im Norden verwurzelt und blieben es auch: 1604 übernahm Jacob Praetorius die Organistenstelle an der Hauptkirche St. Jakobi in Hamburg von seinem Vater Hieronymus, in diesem Amt schufen beide wunderschöne Motetten, die die Zeit vergrub. Bis heute. Im kommenden Jahr erscheint die CD-Aufnahme mit erlesenen, in einigen Fällen erstmals eingespielten Werken der drei Praetorius-Komponisten. B A LT H A S A R N E U M A N N E d i t i on EDITION: SIMON WILLS Simon Wills *1957 Hoping It Might Be So A meditation for Christmas Edition Balthasar Neumann 32 Chor a cappella SSATBB Auftragswerk des Balthasar-Neumann-Chores (2013) ENGLISCHE CHORWEIHNACHT Mit Vorliebe und großem Erfolg bringen die BalthasarNeumann-Ensembles immer wieder Werke des Briten Simon Wills zur Uraufführung. Erstmals erscheint eine seiner Kompositionen nun auch in der Edition Balthasar Neumann. Im Programm der Weihnachtstournee des Chores 2013 war „Hoping It Might Be So“ ein besonderer Glanzpunkt. Die Motette für Solostimmen und gemischten Chor a cappella fußt auf der englischen Tradition der Christmas Carols und umspannt einen poetischen Horizont von über fünf Jahrhunderten: von anonym überlieferten Sinnsprüchen aus dem vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert über Ben Jonsons „The Fathers wisedome will’d it so“ bis zu Texten von Emily Dickinson und Thomas Hardy. FERNAB ALLER KITSCH-KLIPPEN SIMON WILLS HOPING IT MIGHT BE SO Partitur Edition Balthasar Neumann 32 24 Christian Wildhagen von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hatte es das Stück gleich bei der Uraufführung am 1. Dezember 2013 angetan: „Mit ‚Hoping It Might Be So‘ hat Simon Wills eine formal anspruchsvolle Motette geschaffen. Durch ihre Verankerung in der englischen Chormusiktradition und namentlich durch die stilistische Nähe zu Ralph Vaughan Williams und Benjamin Britten bewahrt die Musik eine Zugänglichkeit, die unmittelbar anspricht und berührt. Obwohl Wills an EIN KNIENDER OCHSE Zu Thomas Hardys populärem Gedicht „The Oxen“, dessen Schlussvers Simon Wills als Überschrift wählte, hat der Komponist eine besondere Beziehung: „Als ich klein war, hingen in unserem ländlichen Winkel von Wessex manche Leute noch immer dem alten Glauben an, dass am Weihnachtsabend um Mitternacht die Tiere im Stall niederknien würden, um das Christkind willkommen zu heißen. Ich bat darum, nachsehen zu dürfen, wurde aber ermahnt, sie ‚lieber nicht zu stören‘. Als ich dann groß genug gewesen wäre, allein zu den einfachen Ställen zu gehen, hatte der prosaische Realismus den Zauber schon vertrieben. Thomas Hardys Gedicht, das dieser kleinen Meditation den Titel gibt, spricht mich im tiefsten Inneren an. Zwar glaube ich nicht an Gott, doch vermisse ich ihn. Darum sollten die Texte dieses Stückes mehr den Zweifel ausdrücken, anstatt einfach nur den Sohn zu begrüßen von einem, dessen Existenz mich nicht überzeugt. Hier haben wir also ein ‚Wassail‘, einen mystischen Vers, ein Wiegenlied und einen Schnipsel aus der Liturgie, vermischt mit ein wenig von den fröhlichen Betrunkenen, die zu dieser Jahreszeit singend die verschneiten Straßen entlang ziehen. Nach ihnen fragt Emily Dickinson eine offensichtliche, kindliche Frage: Warum brauche ich einen Heiland? Kann ich nicht einfach so in den Himmel kommen? Schließlich scheint die leisere Stimme von Thomas Hardy zu sagen: Wie dunkel die Nacht auch sein mag, wir können immer hoffen. Hoffnung ist im Grunde das, was uns von den Tieren unterscheidet – oder nicht? Vielleicht werde ich eines Heiligabends mutig genug sein, hinzugehen und selbst nachzusehen.“ Simon Wills, Oktober 2013 25 E d i t i on B A LT H A S A R N E U M A N N einer nur gelegentlich mit Quart-Quint-Bordunen und Sekundreibungen gewürzten Tonalität festhält, umschifft er souverän alle Kitsch-Klippen, zumal sein Werk gerade von Sehnsucht spricht nach einer heilen Welt – der Sehnsucht des modernen Menschen, wieder so von Zweifeln unbehelligt an das Wunder von Bethlehem glauben zu können wie die Christen früherer Epochen.“ B A LT H A S A R N E U M A N N EDITION EDITION: IL GIUSTINO Giovanni Legrenzi 1626 –1690 Il Giustino Melodramma in tre atti. Venezianische Fassung Libretto von Niccoló Beregan Edition Balthasar Neumann 21 Praktische Ausgabe mit musikalischen Ergänzungen von Michael Behringer auf der Basis des wissenschaftlichen Manuskripts von Rudolf Bossard SCHWETZINGER ERFOLGSGESCHICHTE Mit einem so durchschlagenden Erfolg hatte man 2007 in Schwetzingen tatsächlich nicht gerechnet: Die erstmalige Wiederaufführung von Giovanni Legrenzis „Il Giustino“, von Thomas Hengelbrock und seinen Ensembles mitreißend umgesetzt, wurde vom Publikum stürmisch gefeiert. Das Magazin „Opernwelt“ wählte Legrenzis Melodramma zur „Wiederentdeckung des Jahres“; die „quicklebendige, rhythmisch ungemein vitale Musik“ elektrisierte den Opernwelt-Rezensenten, für die Zeitschrift „Musik und Theater“ war die Darbietung der Musiker eine „Grammywürdige Bestleistung“. Gleiche Begeisterung entfachte auch die Aufführung 2008 in Luxemburg. Nach ausführlicher Überarbeitung beendet die Ausgabe nunmehr den 324-jährigen Dornröschenschlaf und macht das Werk für weitere Aufführungen dauerhaft greifbar. SHORTCUTS DES SEICENTO GIOVANNI LEGRENZI IL GIUSTINO Partitur Edition Balthasar Neumann 21 26 Anders als noch in Monteverdis oder Cavallis Opern der Jahrhundertmitte sind gegen Ende des 17. Jahrhunderts die langgesponnen Soloszenen aus der venezianischen Oper verschwunden. Die Rezitative sind nun knapp gefasst und immer wieder von kleinen ariosen Passagen oder kurzen, aber sehr zahlreichen (um die 80!) Arien durchzogen. Es entsteht ein buntes und bewegliches Spiel aus vielen Mosaiksteinchen, das von der starren Einteilung der HÖCHSTE LIBRETTOKUNST Nach der furios aufgenommenen venezianischen Uraufführung des „Giustino” im Teatro San Salvatore 1683 wurde er in den folgenden zwanzig Jahren von nahezu allen wichtigen Opernhäusern Italiens übernommen. Nicht nur die Musik des Maestro di cappella von San Marco, sondern auch das für eine Barockoper selten stringente Libretto trug wesentlich zu diesem außergewöhnlichen Erfolg bei. Als Legrenzis Musik schließlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus der Mode gekommen war, blieb Niccoló Beregans Schilderung vom sagenhaften Aufstieg des Bauern Giustino zum Kaiser immer noch präsent. Sie bildete die Grundlage für zahlreiche Neuvertonungen des Stoffes von Komponisten wie Albinoni, Vivaldi oder Händel: Ohne Übertreibung lässt sich sagen, dass Beregan mit seinem „Giustino” eines der bedeutendsten Libretti des Barock geschaffen hat. 27 E d i t i on B A LT H A S A R N E U M A N N späteren Opera seria in lange Rezitative und noch längere Da-capo-Arien denkbar weit entfernt ist. Beschleunigung und Kontrast, Staunen und Faszination am Unerwarteten prägen die venezianische Oper des späten Seicento. Was den Opernreformern wenig später schließlich buchstäblich zu bunt geworden war, ist uns heute bestens vertraut. Schnelle und kurze Schnitte sind ein typisches Merkmal unserer Musikclip-Kultur und haben sich als äußerst produktives Stilmittel der Filmregie erwiesen. B A LT H A S A R N E U M A N N AKADEMIE AKADEMIE BALTHASAR NEUMANN PRINZIPIELL Erklärtes Ziel der Akademie Balthasar Neumann ist eine direkte Kunstvermittlung: Unsere Leidenschaft für die Musik geben wir an den Nachwuchs weiter, indem wir sie zum erfahrbaren Erlebnis machen. EXZEPTIONELL Die Kinder- und Jugendprojekte der Akademie Balthasar Neumann stellen zwei Dinge immer ins Zentrum: die Teilnehmer selbst aktiv werden zu lassen und sie auf Tuchfühlung mit den Profis zu bringen. Auf der rechten Seite zu sehen ist das Abschlusskonzert der Akademie „Europäische Weihnacht“, das 2013 am Wochenende des ersten Advent stattfand. Die Teilnehmer: Chor des Deutsch-Französischen Gymnasiums Freiburg (Leitung: Matthias Schillmöller), Chor des Markgräfler Gymnasiums Müllheim (Leitung: Rolf Mandel), Schulchor der Hexentalgrundschule Merzhausen (Leitung: Christina Mandel), Kinderchor Au (Leitung: Jona StöfkenMartin), Balthasar-Neumann-Chor, Gesamtleitung: Thomas Hengelbrock 28 PROFESSIONELL Am 30. November 2013 präsentierten die Akademieteilnehmer im Forum Merzhausen ein bunt gemixtes Programm aus europäischen Weihnachtsliedern. Die Profis des Balthasar- Neumann-Chores unterstützten die Nachwuchssänger. Bereits im Vorfeld hatten BalthasarNeumann-Paten die Proben der teilnehmenden Schul- und Kinderchöre besucht und begleitet. Auch mit Dirigent Thomas Hengelbrock probten die Jugendlichen intensiv, um ihren Stücken den perfekten Feinschliff zu geben. Der stürmische Beifall des Publikums im Konzert belohnte alle Mühen. „Kultur ist nicht, wie manche meinen, ein bisweilen verzichtbarer Luxusartikel. Kultur ist Grundlage und Nährboden einer humanen, aufgeklärten und leistungsfähigen Zivilgesellschaft. Deshalb sind wir alle in der Verantwortung, unser Wissen um Kunst und Kultur an die nächsten Generationen weiterzugeben.“ Thomas Hengelbrock 29 B A LT H A S A R N E U M A N N ORCHESTERAKADEMIE ORCHESTERAKADEMIE WENN DIE KINDER GRÖßER WERDEN Neben der Kinder- und Jugendarbeit widmet sich die Akademie Balthasar Neumann aber auch den etwas Größeren: Die neu gegründete Orchesterakademie Balthasar Neumann richtet sich speziell an herausragende Instrumentalisten am Ende ihres Studiums. Fundiert und vielfältig können die ausgewählten Stipendiaten hier zwei Jahre lang ihren musikalischen Horizont erweitern. AUSWAHLVERFAHREN In der Bewerbungsphase von November 2013 bis Februar 2014 hatten junge Musiker die Möglichkeit, sich bei der Akademie Balthasar Neumann zu bewerben. Nach einer Vorauswahl wurden schließlich 40 Kandidaten zu Probespielen nach Hamburg, Paris und Baden-Baden eingeladen. In der Jury saßen Thomas Hengelbrock und drei Musiker des Balthasar-Neumann-Ensembles. Nach dem Vorspiel und persönlichen Gesprächen mit den Kandidaten wurden vier Akademisten ausgewählt. LOS GEHT’S! Neben der rein instrumentalen Ausbildung werden den Akademisten Kenntnisse in der Aufführungspraxis aller Epochen vermittelt; intensiv werden sie im Ensemblespiel 30 geschult und in umfangreichen Workshops mit und ohne Instrumente fit für die Karriere als selbständige Musiker gemacht. Die Dozenten der Akademie sind Mitglieder des Balthasar-Neumann-Ensembles, Thomas Hengelbrock und ausgewählte Gastdozenten. Sie widmen sich in Einzelwie in Ensemblestunden der Musikvermittlung im Rahmen der Projekte der Balthasar-Neumann-Ensembles. Die Stipendiaten wirken bei den Projekten des BalthasarNeumann-Ensembles in der Saison 2014/15 und 2015/16 aktiv mit. Darüber hinaus werden sie sich dem Publikum in Kammerkonzerten vorstellen. PATENSCHAFT MIT TATENKRAFT Sollte Ihnen unsere Auffassung und Umsetzung der Nachwuchsförderung zusagen, heißen wir Sie künftig gern im Kreis der Akademiepaten willkommen. Sprechen Sie mit uns über Ihre Wünsche und Ideen – es gibt viele Wege der Unterstützung. Bereits dabei sind die auf den nächsten Seiten genannten Paten, die unsere Akademisten mit einem zweijährigen Stipendium fördern. Im Namen der Orchesterakademie bedanken wir uns herzlich für diese Zuwendung in freundschaftlicher Verbundenheit mit Thomas Hengelbrock und den Baltasar-Neumann-Ensembles. ORCHESTERAKADEMIE B A LT H A S A R N E U M A N N Violine Violine HENRIETTE OTTO luisa höfs Die gebürtige Leipzigerin Henriette Otto, Jahrgang 1989, begann nach dem Abitur am Musikgymnasium „Schloss Belvedere“ ihr Studium bei Anne-Kathrin Lindig an der HfM Weimar. Mit ihrem Wechsel nach Hannover 2010 ging ein sehnlicher Wunsch in Erfüllung: Neben ihrem Studium der modernen Violine bei Elisabeth Kufferath wird sie hier von Anne Röhrig auch in Barockvioline unterrichtet. Im Ensemble fühlt sich die Geigerin besonders wohl: „Gemeinsam mit anderen Musikern zu spielen, war für mich schon immer die größte Freude und Inspiration. Das war entscheidend für meinen Wunsch, ein Violinstudium aufzunehmen.“ Umfangreich ist die Liste der Barockformationen, in denen sie mitgewirkt hat, u. a. stehen hier La festa musicale, Berlin Baroque, „Bachs Erben“ und Musica Alta Ripa. Paten: Christiane und Ernst-Herbert Pfleiderer 1991 in Hamburg geboren, konnte Luisa Höfs als Juniorstudentin von Christoph Schickedanz schon erste Hochschulluft schnuppern, bevor sie 2010 bei Anke Dill in Stuttgart ihr Bachelorstudium aufnahm. Barockviolinunterricht bei Christine Busch, Kurse bei Frithjof Smith und Jörg Halubek weckten und befeuerten ihre Leidenschaft für die Alte Musik; im Flensburger Bach-Ensemble und der Hamburger Camerata sammelte sie weitere Erfahrungen. Neben ihrer Mitwirkung in großen Klangkörpern wie der Jungen Deutschen Philharmonie oder dem NDR Jugendsinfonieorchester ist sie auch in kleiner Besetzung mit dem „Pierrot Quartett“ aktiv, das sie im Jahr 2011 mit gründete. Paten: Caroline und Gerhard Wöhrl 31 B A LT H A S A R N E U M A N N ORCHESTERAKADEMIE Viola Violoncello MLADEN SOMBORAC LORENZO MESEGUER Mladen Somborac, geboren 1991 im kroatischen Šibenik, wechselte mit 17 Jahren von der Geige zur Viola und war schon kurz darauf bei mehreren Wettbewerben in Serbien erfolgreich. Thomas Riebl nahm ihn 2010 in seine Bratschenklasse des Mozarteums Salzburg auf, wo der junge Musiker seither im Konzertfach studiert. Seiner Begeisterung für das Musizieren im Ensemble frönte er im CEI Youth Orchestra und im Wiener Jeunesse Orchester. „Es sollte der Traum eines jeden Musikers sein, ein tieferes Verständnis für die verschiedenen Epochen zu bekommen, ihre Musik wirklich zu fühlen, zu begreifen und zu sehen – und selbst ein Teil davon zu werden. Ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Traum nun mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble verwirklichen kann.“ Paten: Schlosskonzerte Bad Krozingen Sein Cellostudium führte Lorenzo Meseguer Luján, 1990 in Murcia geboren, von Süd nach Nord an namhafte europäische Hochschulen: Nachdem er den ersten Abschluss am Madrider Konservatorium mit Auszeichnung abgelegt hatte, wechselte er 2011 zu Enrico Bronzi ans Salzburger Mozarteum; seit 2013 studiert er nun an der Royal Academy of Music in London. Regelmäßige Wettbewerbserfolge begleiten den Weg des jungen Cellisten, der als Solist wie auch als Orchestermitglied bereits mit zahlreichen Klangkörpern in Deutschland, Österreich, Frankreich und Italien konzertiert hat. Prägende Impulse für seine kammermusikalische Entwicklung gaben Kurse bei Rainer Schmid, Wolfgang Redik, dem Brentano und dem Minetti Quartet. Paten: Thomas Hengelbrock, Balthasar-Neumann-Ensemble 32 B A LT H A S A R N E U M A N N AKADEMIE AKADEMIE CUBA APRIL 2014 Simon Wills *1957 Bolondrón. A rhapsody upon a song half-heard Joseph Haydn 1732 –1809 Konzert C-Dur für Violoncello und Orchester Hob. VIIb:1 Ludwig van Beethoven 1770 –1827 Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“ Mitglieder des Balthasar-Neumann-Ensembles Orchester des Lyceum Mozartiano de La Habana Thomas Hengelbrock in Zusammenarbeit mit der Stiftung Mozarteum Salzburg gefördert durch die Europäische Union, das Goethe-Institut/Auswärtiges Amt und die GVL Oratorio de San Felipe Neri Havanna | 05.04.2014 34 NEUE FREUNDE IN HAVANNA Was seit Realisierung des Cuba-Projektes in unserer Organisationsriege vor sich geht, grenzt an begeisterte Ausnahmezustände und ruft lauthals nach Fortführung. Doch der Reihe nach: Im April 2014 reisten Dozenten des Balthasar-Neumann-Ensembles mit Thomas Hengelbrock und Simon Wills nach Havanna, um dort im Rahmen eines Projektes der Europäischen Union und der Stiftung Mozarteum Salzburg mit Musikstudenten zu arbeiten. Es wurde heiß. Bis zum Schwitzen wurde gearbeitet und entgegen aller im Vorfeld aufgestellten Zeitpläne bis zum Anschlag unterrichtet. „Die cubanischen Musiker haben mich überrascht: Es ist erstaunlich, wie virtuos viele spielen können, obwohl sie zum Teil unglaublich schlechte Instrumente oder Zubehör haben. Manche Bögen erzeugen kaum einen Ton, Cellisten spannen Wäscheleinen auf die Instrumente, weil sie keine Saiten haben. Aber die Lust, Musik zu machen, ist sehr groß, und das ist das Schöne daran.“ Thomas Hengelbrock 35 B A LT H A S A R N E U M A N N AKADEMIE FULL-TIME-MEISTERKURSE INKLUSIVE Neben den Stücken für das abschließende Orchesterkonzert wurde intensiv auch an instrumentenspezifischen Spieltechniken und der Melodieführung gearbeitet: Thomas Hengelbrock unterrichtete die Violinen, Pablo de Pedro die Bratschen, Monika Leskovar übernahm die Violoncelli, Florian Schüle die Holzbläser und Simon Wills die Blechbläser. Mit gezielten Übungen widmeten sie sich der Körperhaltung und Bewegung, dem Luftstrom und der Atmung. Die Dozenten waren vom riesigen Enthusiasmus der Beteiligten schlichtweg begeistert. Immer besser lernten die Musiker des Balthasar-NeumannEnsembles die kubanischen Musiker kennen, Freundschaften und produktiver musikalischer Austausch entwickelten sich. „Von Anfang an war ein großes musikalisches Potential zu spüren. Unsere Hauptarbeit bestand darin, den Musikern Selbstvertrauen zuzusprechen und ihrem Willen zur Gestaltung Anreize und Raum zu geben. Die Rückmeldungen aus den Reihen der Cubaner haben uns in unserer Arbeit voll und ganz bestätigt. Wir können nur hoffen, dieses Projekt weiterführen zu können.“ FLORIAN SCHÜLE Erste Klarinette Balthasar-Neumann-Ensemble 36 FINALE MIT URAUFFÜHRUNG Nach einer intensiven Unterrichtswoche luden die Musiker zum großen Abschlusskonzert mit Haydn, Beethoven und Simon Wills‘ eigens komponierter Orchesterrhapsodie „Bolondrón“. Das Werk ist inspiriert vom gleichnamigen kleinen kubanischen Ort, in dem Wills mit halbem Ohr den Gesang eines Mannes vernommen hatte: eine zarte Melodie, jäh unterbrochen von der Ankunft eines proppenvollen Schulbusses. „That arrival provides the beginning and end of the piece and the song, half-heard and half remembered, runs through it, a river from which all the themes spring.” Mit großer Freude arbeiteten die Musiker mit dem Komponisten und begeisterten das Publikum schließlich mit der Uraufführung. Der Enthusiasmus riss nicht ab: Es folgten Beethoven und Haydn, dirigiert von Thomas Hengelbrock. Mit Jubel und Applaus, Dankbarkeit bei allen Beteiligten und einem cubanischen Fest endete die Zeit in Cuba. „Die Chemie hat einfach gestimmt. Im Unterricht wurde gleichzeitig gelacht und musiziert – das ist ja genau das, worauf es ankommt: Man sollte Spaß haben, während man sein Instrument spielt.“ JOSÉ ANTONIO MÉNDEZ Gründer des Orchesters des Lyceum Mozartiano Nach unserem erfolgreichen Besuch in Cuba arbeiten wir mit Hochdruck an einer Gegeneinladung für den Sommer 2015 in den Rheingau. Das Balthasar-Neumann-Ensemble und Thomas Hengelbrock sind Ideengeber und Dozenten des Projektes; Kooperationspartner und Veranstalter ist das Rheingau Musik Festival. Im Herbst 2014 fällt der organisatorische Startschuss. Genaue Informationen und Ankündigungen erhalten Sie dann auf unseren Internetseiten und in der Presse. Kontakt Christina Schonk [email protected] balthasar-neumann.com thomas-hengelbrock.com 37 AKADEMIE B A LT H A S A R N E U M A N N ...UND JETZT MIT ALLEN B A LT H A S A R N E U M A N N FREUNDESKREIS FREUNDESKREIS WERTGESCHÄTZTE KUNST Dank der Hilfe von Freunden und Förderern konnten die Balthasar-Neumann-Ensembles in der Vergangenheit zahlreiche Ideen in die Tat umsetzen. Ob Jugendförderung, CD-Aufnahmen, Projekte mit internationalen Künstlern wie Anna Netrebko und Rolando Villazón, inszenierte Konzerte wie das „Händel-Pasticcio“, Originalklang-Wagn(er)isse wie der „Parsifal“ oder außergewöhnliche Programmkonzepte – mit ihrer finanziellen Unterstützung haben wir zahlreiche musikalische Entdeckungsreisen angetreten. Besonders am Herzen liegt uns der persönliche und regelmäßige Kontakt zu unseren Freunden. Sie sind unsere treuen Wegbegleiter, und mit ihnen möchten wir unsere Erlebnisse und Erfahrungen teilen: im Rahmen von eigenen Werkeinführungen, Probenbesuchen oder Konzertreisen. SEIEN SIE DABEI! Möchten auch Sie die Arbeit der Balthasar-NeumannEnsembles fördern? Jede Zuwendung hilft. Und da Freundschaft für uns kein materieller Monolog ist, freuen wir uns, Ihnen auf unsere Weise etwas zurückgeben zu können. Freunde sind wichtig. Freunde unterstützen, motivieren und begleiten. Freunde sind die Flügel unserer Kunst. 38 Kontakt Silvia Bleile +49 761 29 62 181 [email protected] Thomas Hengelbrock Gastdirigate Robert Schumann Sinfonie Nr. 4 d-Moll op. 120 Urfassung Joseph Haydn Scena di Berenice Joseph Haydn Sinfonie Nr. 104 D-Dur „Londoner“ Kate Lindsey Mezzosopran Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam Thomas Hengelbrock Concertgebouw Amsterdam | 20.15 Uhr | Mi 29.10.2014 Concertgebouw Amsterdam | 20.15 Uhr | Do 30.10.2014 Concertgebouw Amsterdam | 14.15 Uhr | So 02.11.2014 ANMUT und LEICHTIGKEIT Für sein Debüt beim Concertgebouworkest bringt Thomas Hengelbrock eine besondere Fassung der 4. SchumannSinfonie mit nach Amsterdam: Die selten aufgeführte Urfassung von 1841 trug noch den Titel „Sinfonische Fantasie für großes Orchester“. Ihr transparenteres Klangbild voll Leichtigkeit und Anmut schätzte auch Johannes Brahms und gab ihr den Vorzug vor der revidierten Fassung von 1851, die Schumann mit mehr Erdenschwere versehen hatte. Lichte Wiener Klassik prägt den zweiten Programmteil. Joseph Haydns letzte Sinfonie, die sogenannte „Londoner“ Nr. 104, und seine „Scena di Berenice“ entstanden beide auf seiner zweiten Londonreise 1795. Im Haymarket Theatre wurden sie am selben Abend uraufgeführt. Während die Sinfonie das Publikum besonders entflammte – der Morning Chronicle schrieb zwei Tage später, dass sie „in jedem Satz all seine anderen Werke an Fülle, Reichtum und Majestät übertrifft“ –, kommentierte Haydn die Darbietung der Berenice-Sängerin Brigida Banti in seinem Notizbuch nüchtern mit: „Sie sang sehr mittelmäßig.“ Wenn sich nun das weltberühmte Amsterdamer Orchester und die amerikanische Mezzosopranistin Kate Lindsey Haydns Musik widmen, wird mit Sicherheit auch die „Berenice“ für Begeisterung sorgen. 43 G A S T D I R I G AT E THOMAS HENGELBROCK ROYAL CONCERTGEBOUW ORCHESTRA Franz Schubert Sinfonie Nr. 6 C-Dur D 589 Wolfgang Amadeus Mozart „Vado, ma dove? Oh Dei!“ Arie für Sopran und Orchester KV 583 „Alma grande e nobil core” Arie für Sopran und Orchester KV 578 „Porgi amor qualche ristoro” Arie der Gräfin aus „Le nozze di Figaro“ KV 492 „E Susanna non vien! – Dove sono i bei momenti” Rezitativ und Arie der Gräfin aus „Le nozze di Figaro“ KV 492 Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 41 C-Dur KV 551 „Jupiter“ Diana Damrau Sopran Wiener Philharmoniker Thomas Hengelbrock Festspielhaus Salzburg | 19.30 Uhr | Sa 31.01.2015 MOZART VOM FEINSTEN Im Rahmen der Salzburger Mozartwoche 2015 ist Thomas Hengelbrock erstmals zu Gast am Pult der Wiener Philharmoniker. Bis heute pflegt das Orchester seinen ganz unverwechselbaren Klang. Er speist sich unter anderem aus den besonderen Instrumentenmodellen bei Bläsern und Schlagwerk, die hier zum Einsatz kommen. Gerade bei Werken von Mozart und Schubert, wie sie in Salzburg auf dem Programm stehen, sind Wiener F-Horn und Wiener Oboe ideales Rüstzeug für eine klanglich authentische Umsetzung der Partitur. Für den vokalen Teil des Abends ist mit der Sopranistin Diana Damrau eine der profiliertesten Interpretinnen des Koloraturfaches zu Gast. Dem opernaffinen Thomas Hengelbrock, der auch drei Jahre lang als Musikdirektor an der Wiener Volksoper wirkte, ist dieser Programmpunkt eine besondere Freude: „Über die Vokalmusik bin ich überhaupt erst zu Mozart gekommen. Als ich mit Mitte 20 die Da-Ponte-Opern entdeckte, da war‘s um mich geschehen. Mozart ist für mich der rätselhafteste und neben Bach der größte Komponist.“ Die „Jupiter-Sinfonie“ fügt sich als idealer Schlussstein an den Arienteil an, denn Mozart ließ hier all seine als Musikdramatiker gewonnenen Erfahrungen mit einfließen und eröffnete der Instrumentalgattung eine neue Sprache: Sinfonik als Drama in Musik. 45 G A S T D I R I G AT E THOMAS HENGELBROCK WIENER PHILHARMONIKER Karol Szymanowski Konzert-Ouvertüre E-Dur op. 12 Richard Strauss Duett-Concertino F-Dur für Klarinette und Fagott Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 56 „Schottische“ Orquesta Sinfónica de Madrid Thomas Hengelbrock Auditorio Nacional Madrid | 19.30 Uhr | Mi 04.02.2015 MÄRCHENGESTALTEN UND NATURGEMÄLDE Im Jahr 2015 feiert das Orquesta Sinfónica de Madrid seinen 110. Geburtstag. Thomas Hengelbrock gratuliert in der Jubiläumssaison mit einem Konzertabend, der ihn zum dritten Mal ans Pult des Orchesters führt – nach Glucks „Iphigenie“ und Mozarts „La clemenza“ nun erstmals für ein sinfonisches Programm. Karol Szymanowskis Konzert-Ouvertüre entstand 1906 und atmet den Geist der deutschen Spätromantik. Ausgeprägte Kontrapunktik, ausschweifende Harmonik und farbenreiche Instrumentierung verraten die Namen der großen Vorbilder: Wagner und Strauss. Letztgenannter Richard wandte sich nach seinem umfangreichen Opernschaffen erst zum Ende seines Lebens wieder der Instrumentalkomposition zu. Sein Duett-Concertino gehört zu jenen letzten Stücken, die er zwischen 1943 und 1947 schrieb – kleine „Werkstattarbeiten“ zum Zeitvertreib im selbstgewählten Ruhestand. Inspiration für das Concertino bot ihm Andersens Märchen „Der Schweinehirt“: Die Klarinette erhält die Rolle der kapriziösen Prinzessin, das Fagott die des vermeintlich armen Hirten. Viel Raum für programmatische Assoziationen lässt auch die „Schottische“ Sinfonie. Mendelssohn fängt hier die raue Landschaft und eigentümliche „Nebelstimmung“ ein, die er 1829 auf seiner Schottlandreise erlebte. 47 G A S T D I R I G AT E THOMAS HENGELBROCK ORQUESTA SINFÓNICA DE MADRID Paul Hindemith Ouvertüre zu „Neues vom Tage“ Kurt Weill „Die sieben Todsünden“ Carl Maria von Weber Aufforderung zum Tanz op. 65 Orchestrierung: Hector Berlioz Felix Mendelssohn Bartholdy Klavierkonzert Nr. 1 g-Moll op. 25 Robert Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 „Frühlingssinfonie“ G A S T D I R I G AT E THOMAS HENGELBROCK ORCHESTRE DE PARIS Ballettmusik mit Gesang zu Texten von Bertolt Brecht Eduard Künneke „Tänzerische Suite“ für Jazzband und Orchester op. 26 Bertrand Chamayou Klavier Orchestre de Paris Thomas Hengelbrock Kurt Weill Kleine Dreigroschenmusik So 19.04.2015 | 16.30 Uhr | Philharmonie Paris Ute Lemper Gesang Orchestre de Paris Thomas Hengelbrock Philharmonie Paris | 19.00 Uhr | Sa 18.04.2015 KLINGENDE METROPOLE „Leipzig und Berlin“ heißt das Thema eines Konzertwochenendes, zu dem das Orchestre de Paris sein Publikum im April einlädt. Thomas Hengelbrock, regelmäßiger Gast am Pult des Orchesters, porträtiert zwei grundverschiedene Gesichter der Kulturmetropole Berlin: die grelle Vielfalt der 1930er Jahre und das drangvolle Schwelgen der jungen Romantik. 49 Thomas Hengelbrock Ndr Sinfonieorchester DIE SAISON 2014/2015 NDR SINFONIEORCHESTER THOMAS HENGELBROCK NDR SINFONIEORCHESTER Es gibt viele Gründe, nach Hamburg zu kommen. Das NDR Sinfonieorchester ist einer der schönsten. Seine Klangkultur stellt es in die vordere Reihe der Global Players in der weltweiten Orchesterszene. Große Erwartungen für die Zukunft verbinden sich mit dem Bau der neuen Elbphilharmonie, dessen Orchestra in residence das NDR Sinfonieorchester sein wird. Thomas Hengelbrock ist seit 2011 Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters. Auf Tourneen durch Deutschland, Europa und Japan sowie bei den Eröffnungskonzerten des Schleswig-Holstein Musik Festivals der vergangenen drei Jahre hat Hengelbrocks Zusammenarbeit mit dem NDR Sinfonieorchester bundesweit und international ein großes Echo gefunden. Die gemeinsamen Einspielungen mit Werken von Mendelssohn und Schumann, Schubert, Dvorak und zuletzt Gustav Mahlers 1. Sinfonie werden von der Presse nicht nur für ihre interpretatorische Experimentierfreude hochgelobt: „Was für ein Abenteuer aus theatralischem Furor und weltentrückter Poesie! Zu danken all das Hengelbrocks gestalterischer Vision, nicht minder aber einem europäischen Spitzenorchester.“ WAZ Juli 2013 52 OPENING NIGHT 2014 Italienische Nacht Italienische Ouvertüren, Arien, Duette und Intermezzi vom Barock bis zum Belcanto und Verismo Nuria Rial, Maria Agresta Sopran Atalla Ayan Tenor NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Bilder: Maria Agresta (© Rolando Paolo Guerzoni), Nuria Rial (© Mercé Rial) 53 NDR SINFONIEORCHESTER THOMAS HENGELBROCK Laeiszhalle Hamburg | 19.00 Uhr | Fr 12.09.2014 BRAHMS & DVOŘ ÁK Johannes Brahms Violinkonzert D-Dur op. 77 THOMAS HENGELBROCK NDR SINFONIEORCHESTER Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ DAS DVOŘÁK -EXPERIMENT EIN KONZERT MACHT SCHULE „Das Dvořák-Experiment“ ist das erste bundesweite Musikvermittlungsprojekt der ARD. Es wird live von allen Kultur­radioprogrammen der ARD ausgestrahlt und auf ARTE Concert als Video-Livestream übertragen. Sendetermine und weitere Informationen: schulkonzert.ard.de Lisa Batiashvili Violine NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Do 18.09.2014 Laeiszhalle Hamburg | 11.00 Uhr | So 21.09.2014 NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Rolf-Liebermann-Studio Hamburg | 11.15 Uhr | Fr 19.09.2014 54 BACH, BERG & BEETHOVEN Johann Sebastian Bach Orchestersuite Nr. 4 D-Dur BWV 1069 Alban Berg Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“ Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Do 02.10.2014 Konzerthaus Dortmund | 16.00 Uhr | So 05.10.2014 Liederhalle Stuttgart | 20.00 Uhr | Di 07.10.2014 Bilder: Arabella Steinbacher (© Sammy Hart), Lisa Batiashvili (© Sammy Hart) 55 NDR SINFONIEORCHESTER THOMAS HENGELBROCK Arabella Steinbacher Violine MENDELSSOHN & BRAHMS Johann Sebastian Bach Orchestersuite Nr. 4 D-Dur BWV 1069 Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll op. 64* Alban Berg Violinkonzert „Dem Andenken eines Engels“** THOMAS HENGELBROCK NDR SINFONIEORCHESTER Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98 Arabella Steinbacher Violine NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock **Concertgebouw Amsterdam | 14.15 Uhr | Sa 04.10.2014 *Alte Oper Frankfurt | 20.00 Uhr | Mo 06.10.2014 56 KÖNIG DER NACHT Jan Müller-Wieland König der Nacht Drama für Sprecher, drei Sängerinnen, großes Orchester und Zuspielelektronik (Auftragswerk des NDR) Neue Vocalsolisten Stuttgart: Sarah Maria Sun, Susanne Leitz-Lorey Sopran Truike van der Poel Mezzosopran Klaus Maria Brandauer Sprecher NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Do 13.11.2014 MuK Lübeck | 19.30 Uhr | Fr 14.11.2014 Laeiszhalle Hamburg | 11.00 Uhr | So 16.11.2014 GUBAIDULINA & MAHLER Sofia Gubaidulina „Offertorium“. Konzert für Violine und Orchester Gustav Mahler Sinfonie Nr. 4 G-Dur Christina Landshamer Sopran Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Do 19.02.2015 Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Fr 20.02.2015 Philharmonie Essen | 19.30 Uhr | Sa 21.02.2015 Philharmonie Köln | 20.00 Uhr | So 22.02.2015 Bilder: Christina Lands­hamer (© Marco Borggreve), Klaus Maria Brandauer (© Christof Mattes) 57 NDR SINFONIEORCHESTER THOMAS HENGELBROCK Patricia Kopatchinskaja Violine NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock MENDELSSOHN & MAHLER Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll op. 64 Sofia Gubaidulina „Offertorium“. Konzert für Violine und Orchester Gustav Mahler „Titan“. Tondichtung in Sinfonieform Gustav Mahler „Titan“. Tondichtung in Sinfonieform Sinfonie Nr. 1 D-Dur, Hamburger Fassung von 1893 Sinfonie Nr. 1 D-Dur, Hamburger Fassung von 1893 Arabella Steinbacher Violine NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock THOMAS HENGELBROCK NDR SINFONIEORCHESTER GUBAIDULINA & MAHLER Christina Landshamer Sopran Patricia Kopatchinskaja Violine NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Kuppelsaal Hannover | 19.30 Uhr | Do 26.02.2015 Konzerthaus Wien | 19.30 Uhr | Sa 28.02.2015 58 WIDMANN & BEETHOVEN Jörg Widmann „Dunkle Saiten” für Violoncello, Orchester und zwei Frauenstimmen Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Do 12.03.2015 Schloss Kiel | 19.00 Uhr | Sa 14.03.2015 Laeiszhalle Hamburg | 11.00 Uhr | So 15.03.2015 Bilder: Patricia Kopatchinskaja (© Marco Borggreve), Jan Vogler (© Jim Rakete) 59 NDR SINFONIEORCHESTER THOMAS HENGELBROCK Sarah Wegener Sopran Tora Augestad Mezzosopran Jan Vogler Violoncello NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock SMETANA ASIEN-TOURNEE 2015 Bedřich Smetana „Má vlast“ (Mein Vaterland) Zyklus Sinfonischer Dichtungen Felix Mendelssohn Bartholdy Violinkonzert e-Moll op. 64 Robert Schumann Klavierkonzert a-Moll op. 54 THOMAS HENGELBROCK NDR SINFONIEORCHESTER NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Laeiszhalle Hamburg | 20.00 Uhr | Do 07.05.2015 Stadthalle Wilhelmshaven | 20.00 Uhr | Fr 08.05.2015 St.-Georgen-Kirche Wismar | 16.00 Uhr | Sa 09.05.2015 Laeiszhalle Hamburg | 11.00 Uhr | So 10.05.2015 Eröffnungskonzerte „Prager Frühling“ Smetana-Saal Prag | 20.00 Uhr | Di 12.05.2015 Smetana-Saal Prag | 20.00Uhr | Mi 13.05.2015 Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92 Gustav Mahler „Titan“. Tondichtung in Sinfonieform Sinfonie Nr. 1 D-Dur, Hamburger Fassung von 1893 Arabella Steinbacher Violine Haochen Zhang Klavier NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Südkorea · China · Japan | 26.05.2015 bis 06.06.2015 60 SCHLESWIG-HOLSTEIN MUSIK FESTIVAL 2015 Eröffnungskonzert NDR Sinfonieorchester Thomas Hengelbrock Bilder: Haochen Zhang (© Benjamin Ealovega), Arabella Steinbacher (© Jiri Hronik) 61 NDR SINFONIEORCHESTER THOMAS HENGELBROCK MuK Lübeck I 20.00 Uhr | Sa 11.07.2015 MuK Lübeck I 20.00 Uhr | So 12.07.2015 IMPRESSUM Herausgeber: Büro für internationale Kulturprojekte GmbH (bik) Redaktion & Texte: Agnes Böhm, Katrin Wolff Layout & Satz: visual k – Birgit Fesenmayr Druck: Schwarz auf Weiss, Freiburg i. Br. Fotonachweise Titel, S. 3, 4, 10, 17, 18, 39 (im Teatro Real Madrid), 40, 63: Florence Grandidier | S. 9, 13, 14: Isaak Münkwitz | S. 21: Joachim Gern | S. 22 – 23: Andreas Werner, Christoph Klaßen | S. 25: Chris Stock | S. 27: Monika Rittershaus | S. 29: Dominik Probst | S. 36: Simon Wills | S. 42: Simon van Boxtel | S. 44: Richard Schuster | S. 46: Javier del Real | S. 48: Gérard Uféras | S. 50: Gunter Glücklich/NDR Über uns Das Büro für internationale Kulturprojekte wurde 1994 mit der Zielsetzung gegründet, innovative Kulturprojekte zu realisieren. Heute ist das bik Agentur, Tourneeveranstalter, Produktions- und künstlerisches Betriebsbüro, Programmschmiede und Forschungsstätte in einem. Hauptsächlich ist es als Management für Thomas Hengelbrock und die Balthasar-Neumann-Ensembles tätig und für die Planung und Umsetzung ihrer Projekte verantwortlich. Darüber hinaus übernimmt das bik dramaturgische Aufgaben von Recherchen und Programmentwicklung bis hin zu Veröffentlichungen in der eigenen Edition Balthasar Neumann (EBN). 62 Büro für internationale Kulturprojekte (bik) Management Thomas Hengelbrock Management Balthasar-Neumann-Chor und Balthasar-Neumann-Ensemble Wallstr. 12 | 79098 Freiburg + 49 761 29 62 16 [email protected] kulturprojekte.com balthasar-neumann.com thomas-hengelbrock.com