Marktchancen für Unternehmen der Sicherheitstechnologie Neues Bewusstsein - Neue Märkte - Neue Anforderungen Von Stefan Herr, Ben Kluge und Christoph Petzoldt SIMON w KUCHER & PARTNERS Strategy & Marketing Consultants Bonn w Boston w München w Paris w Tokio w Wien w Zürich Haydnstraße 36 D - 53115 Bonn Tel: ++49 / 2 28 / 98 43 - 212 Fax: ++49 / 2 28 / 98 43 - 220 E-mail: [email protected] Internet: http://www.simon-kucher.com WWW. SIMON-KUCHER.COM Steigende Anforderungen und höhere Akzeptanz sorgen für Wachstum. Unternehmen der Sicherheitstechnik befinden sich derzeit in einer Situation, von der andere Technologieunternehmen nur träumen können. Permanent entwickeln Kunden neue Anforderungen, der Markt wächst fast unbeeindruckt von der Rezession auf anderen Technologiemärkten. Steigende Anforderungen sowie eine höhere öffentliche Akzeptanz werden dem Markt der Sicherheitstechnologie in den nächsten Jahren zu einem Wachstum verhelfen, das wir uns vor zwei oder drei Jahren nicht hätten erträumen können. Videoüberwachungsanlagen auf dem Areal vor dem Leipziger Hauptbahnhof sowie der Konstabler Wache nahe der Einkaufsmeile Zeil in Frankfurt/Main wären noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Mittlerweile sind ca. 200 Projekte zur Videoüberwachung im öffentlichen Raum angedacht. 79 % der Bundesbürger befürworten diese Entwicklung und sehen in der Nutzung moderner Technologie eine Alternative zur Vorbeugung und Bekämpfung der Kriminalität. Die Nutzung eines Irisscanners auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol als Abfertigungssystem für eilende Vielflieger verdeutlicht die rapide Entwicklung der letzten Monate. Dieses Beispiel zeigt aber auch die enormen Herausforderungen an die Vermarktung neuer Systeme. Von den erhofften 50000 Nutzern in Amsterdam konnten bisher erst 35 gewonnen werden. Neue Marktchancen bedeuten jedoch nicht für alle Unternehmen gleichermaßen den Blick in eine rosige Zukunft. Im Folgenden möchten wir darstellen, wie zum einen Marktführer ihre jetzige exponierte Stellung ausbauen können und wie zum anderen Unternehmen aus der dritten und vierten Reihe zu den Marktführern aufschließen oder sie überholen können. Heutige Marktführer sind somit in einer permanenten Verteidigungssituation, während Unternehmen aus der dritten und vierten Reihe in der Angreiferposition sind. 1. Trends der Sicherheitstechnologie Zwei Entwicklungen beachten: Markt- und Technologietrends. Im Wesentlichen gibt es zwei Entwicklungen, die Unternehmen der Sicherheitstechnologie unbedingt beachten sollten: erstens Marktentwicklungen (z.B. Veränderungen der Kundenbedürfnisse und -strukturen) und zweitens Technologieveränderungen (z.B. neue Identifikationsverfahren). Die Unternehmensstrategie muss beiden Entwicklungen Rechnung tragen. Nachfolgend werden einige Beispiele aus dem Bereich der Sicherheitstechnik dargestellt. Der deutsche Markt für Sicherheitsanlagen beläuft sich zur Zeit auf ein Marktvolumen von knapp über 1,5 Mrd. Euro. Er gliedert sich grob in die Segmente Brandmeldeanlagen, Überfall- und Einbruchsmeldeanlagen, WWW. SIMON-KUCHER.COM 2 Zutrittskontrollsysteme sowie Videotechnik. Schaut man sich die Entwicklung der einzelnen Marktsegmente an, so bedarf es keiner besonderen Weitsicht um festzustellen, dass in spätestens drei bis vier Jahren komplett neue Machtverhältnisse auf dem Markt herrschen werden. Das Wachstum in den Marktsegmenten Brandmeldeanlagen sowie Überfall- und Einbruchsmeldeanlagen verlangsamt sich stetig, während Videotechnik und Zutrittskontrollsysteme zu kleinen Marktexplosionen ansetzen. hoch iel Marktwachstum sp Bei Idealmarkt Biometrik CCTV niedrig Zugangskontrolle Überfall- und Einbruchsmeldung Brandmeldeanlagen niedrig hoch Marktvolumen Abbildung 1: Aufstrebende Marktsegmente Etablier te Unter nehmen kommen zunehmend in Bedrängnis. Die gegenläufige Entwicklung einzelner Marktsegmente ermöglicht es Newcomern, relativ einfach in den Markt einzutreten und strategisch wichtige Nischen zu besetzen. DELSY Electronic Components beispielsweise, erst 1996 gegründet, ist heute einer der innovativsten Hersteller von Fingerabdruckscannern und wurde daraufhin mit dem Market Engineering Award 2001 ausgezeichnet. Etablierte Unternehmen kommen somit zunehmend in Bedrängnis. Neue Marktsegmente verdeutlichen diese Entwicklung in besonderem Maße: mit der Verschmelzung von Videoüberwachungstechnik und Zugangskontrolle entwickelt sich ein neues Marktsegment, das neben hervorragenden Wachstumsaussichten auch noch einen relativ niedrigen Grad an Wettbewerbsintensität bietet. Neue Unternehmen und verschiedenste Technologien haben hier eine große Spielwiese gefunden, das Engagement etablierter Anbieter von Sicherheitstechnologie ist WWW. SIMON-KUCHER.COM 3 Diversifizierung ist eine Möglichkeit, am Boom neuer Marktsegmente teilzuhaben. jedoch beschränkt. Neben den biometrischen Systemen von Unterschriften-, Sprach- und Handflächenerkennung erzielen Irisscanner, Gesichtserkennung etc. verstärkt Aufmerksamkeit im Markt. Die BioID AG aus Berlin beispielsweise ist heute mit ihren Verfahren weit über die Grenzen von Deutschland hinaus bekannt. Etablierte Unternehmen haben durch Diversifizierung ihres angestammten Geschäftsfeldes die Möglichkeit, am Boom neuer Marktsegmente teilzuhaben. Die Group 4 Falck beispielsweise hat sich in den letzten 90 Jahren von einer dänischen Privatfeuerwehr zum zweitgrößten Sicherheitskonzern weltweit entwickelt. Heute sind 115.000 Mitarbeiter in 50 Ländern für Falck tätig, allein in Deutschland gehören rund 30 mittelständische Unternehmen der Gruppe an. Dazu gehören u.a. sehr innovative Firmen wie Ballhorn oder B+M Sicherheitstechnik, die mit ihren Produkten für Videoüberwachung und Zugangskontrolle Aufmerksamkeit erlangt haben. 2. Jetzt oder nie: Die neuen Chancen ergreifen Schnellstmöglicher Zugang zu den Kunden wird über den Erfolg entscheiden. Moderne Zutrittskontrollsysteme sowie Sicherheitsanlagen mit Videotechnik verfügen heute aus technischer Sicht über eine relativ lange Lebensdauer. Die meisten Systeme lassen sich verhältnismäßig einfach durch Softwareänderungen erweitern und an den jeweils herrschenden Stand der Technik anpassen. Diese Ausbaufähigkeit sowie ein hoher Grad an notwendigem Vertrauen zwischen Produktlieferant und Kunde führt zu einer hohen Kundenloyalität. Dies bedeutet für etablierte Unternehmen sowie Newcomer gleichermaßen, dass der schnellstmögliche Zugang zu den Kunden in aufstrebenden und neu entstehenden Marktsegmenten über den Erfolg, und damit die zukünftigen Marktposition entscheiden wird. Etablierte Unternehmen der Sicherheitstechnologie müssen sich aus diesem Grunde heute dringend die folgenden Fragen stellen: · Welche Marktsegmente werden sich überproportional entwickeln? · Welche neuen Marktsegmente werden entstehen? · Wie hoch ist das Potenzial der neuen Segmente? · Will und kann ich neue Marktsegmente auf Basis meiner bisherigen Technologien und meiner Kundenbeziehungen bedienen? · Wie beeinflusst eine Marktkonsolidierung in stagnierenden Marktsegmenten meine Wettbewerbsposition? · Bieten mir die traditionellen Marktsegmente Brandmelde- und Einbruchsmeldeanlagen genügend finanziellen Rückhalt für ein Engagement in neuen Segmenten oder werden auch traditionelle Produkte durch neue Technologien substituiert? (z.B. moderne Zutrittskontrollsysteme übernehmen zunehmend auch Aufgaben der Zeiterfassung, Kapazitätsanalyse und -planung, etc.) · Wie unterscheiden sich die Anforderungen der Kun- WWW. SIMON-KUCHER.COM 4 · · den in alten und neuen Marktsegmenten? Welche Markteintrittsbarrieren müssen überwunden werden und wie kann ich gezielt durch Barrieren Konkurrenten abwehren? Besteht die Möglichkeit, über strategische Allianzen und Kooperationen schnell und kosteneffizient die Chancen der neuen Marktsegmente zu nutzen? Für Newcomer auf dem Markt sind zusätzlich die folgenden Fragen wichtig: · Was sind die Alleinstellungsmerkmale meines Unternehmens und meiner Produkte, die eine Konkurrenz mit etablierten Unternehmen erlauben? · Wie können meine bestehenden Wettbewerbsvorteile gegen die Konkurrenz und finanzielle Macht etablierter Unternehmen geschützt werden? · Besteht eine ertragsreiche Marktnische, die für den Markteintritt genutzt werden kann? · Soll der Markteintritt selbständig oder mit einem Partner erfolgen? · Wie kann durch gezielte Marketingmaßnahmen das notwendige Vertrauen bei potenziellen Kunden geschaffen werden? · Wie wird die Markteinführung für neue Produkte organisiert? 3. Strategien für Unternehmen der Sicherheitstechnologie Die Gesamtstrategie ist Basis für ein erfolgreiches Geschäft. These 1: Die Gesamtstrategie eines Unternehmens stellt den Kern dar, auf dem alle weiteren Maßnahmen aufbauen. Unternehmen, die die Kernfragen: Ø Wer sind wir und was ist unser Geschäft? Ø Was sind unsere Wettbewerbsvorteile? nicht beantworten können, haben keine klare Geschäftsdefinition und werden von Unternehmen mit einer klareren Geschäftsdefinition überflügelt. Prinzipiell kann die Geschäftsdefinition auf einer der drei folgenden Dimensionen aufbauen: 1. Produktorientierte Geschäftsdefinition: Welche Produkte stellen wir her? 2. Know-how-orientierte Geschäftsdefinition: Was können wir? 3. Bedürfnisorientierte Geschäftsdefinition: Welche Bedürfnisse wollen wir befriedigen? Fast ausnahmslos definieren Technologie-Unternehmen ihr Geschäft produkt- oder know-how-orientiert. Mit dieser Geschäftsdefinition sind jedoch schon viele Unternehmen, auch Marktführer, kläglich gescheitert. An dem sehr alten Beispiel der US-Eisenbahnen können die Auswirkungen einer falschen Geschäftsdefinition auf den Erfolg des Unternehmens dargestellt werden. Die Eisenbahnen definierten ihr Geschäft produkt- und know-how-orientiert. Wir betreiben Eisenbahnen WWW. SIMON-KUCHER.COM 5 Die Strategie von Heimann Systems förder te Wachstum in neuen Marktsegmenten. unser Produkt ist das Eisenbahngeschäft. Die Eisenbahnen haben enorme Gewinne gezielt und hätten diese in neue Geschäftsfelder, wie beispielsweise in die entstehende Luftfahrt investieren können. Dieses Geschäftsfeld lag jedoch gänzlich außerhalb der Geschäftsdefinition, was dazu führte, dass mit Einsetzen des Massenflugverkehrs die Eisenbahnen dramatisch an Bedeutung verloren haben. Was haben die Eisenbahnen falsch gemacht? Sie haben die Geschäftdefinition zu eng gefasst. Die Eisenbahnkunden haben nicht die Eisenbahn genutzt, weil sie Bahn fahren wollten, sondern um von A nach B zu kommen. Das eigentliche Geschäft der Eisenbahnen ist nicht das Bahngeschäft sondern der Personentransport. Das Bedürfnis (Transport von A nach B) und nicht das Produkt (Eisenbahn) war die eigentliche Geschäftsbasis. Um die heutige Relevanz zu veranschaulichen, möchten wir die Auswirkungen der konkreten Geschäftsdefinition von Heimann Systems darstellen. Das Unternehmen definiert sich sowohl produkt- als auch bedürfnisorientiert. Es versteht sich als High-Tech-Unternehmen für Sicherheitstechnik und Hersteller von Röntgenprüfsystemen für Flugsicherheit und Zoll. Durch diese stark bedürfnisorientierte Geschäftsdefinition sind zwei interessante Geschäftsentwicklungen bei Heimann möglich gewesen. Einerseits baute Heimann den Bereich Biometrik neu auf und andererseits wurde die etablierte Röntgentechnologie für neue Anwendungen genutzt. In den frühen 70 und 80er Jahren wuchs Heimann insbesondere mit seinen Röntgenanlagen für die Kontrolle von Reisegepäck. In den 90er Jahren wurde die bewährte Röntgentechnologie auch für die Prüfung von Containern und LKWs eingesetzt. Mit der Heimann Biometric Systems partizipiert die Heimann Systems Gruppe nun auch an dem Zukunftsmarkt Biometrik. These 2: Nur Unternehmen, die das Geschäft mit den Augen der Kunden sehen, werden Kundenlösungen anstelle von Produkten schaffen. Definieren Sie deshalb Ihre Geschäftsstrategie bedürfnisorientiert. Mit einer bedürfnisorientier ten Geschäftsstrategie zum Erfolg. Um die Bedürfnisse der Kunden zu verstehen, sollten Sie alle Möglichkeiten der interaktiven Kommunikation nutzen. Hierzu zählen z.B. Workshops mit Kunden, die zwei Ziele verfolgen. Zum einen haben Sie die Möglichkeit, die neuen Produkte, Dienstleistungen und Roadmaps Ihren Kunden zu präsentieren. Zum anderen haben Sie aber auch die Möglichkeit, das Feedback der Kunden zu Ihren Vorstellungen der nächsten Produktgeneration u.ä. zu erfahren. Weiterhin eignen sich R&D-Partnerschaften mit Kunden, um Produkte schneller marktfähig zu machen und vor allem besser auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen. Dabei sollten Sie beachten, dass die gewählten Partner, die Markttrends und Ihre Strategie aufeinander abgestimmt sein müssen. Zielt Ihre Strategie darauf ab ein Global Player WWW. SIMON-KUCHER.COM 6 zu sein bzw. zu werden, müssen Sie R&D-Partnerschaften mit führenden Kunden der weltweit wichtigsten Märkte eingehen. Führend verstehen wir sowohl hinsichtlich der Größe als auch hinsichtlich der Funktion als Trendsetter. Insbesondere kleinere Unternehmen treten häufig als Technologietrendsetter auf. Unterschiedliche Regionen erfordern unterschiedliche Strategien. These 3: Unterschiedliche Regionen erfordern unterschiedliche Strategien. Bewerten Sie die Regionen, arbeiten Sie die regionalen Besonderheiten heraus und setzen Sie die regionenspezifischen Maßnahmen effektiv und effizient um. Im Rahmen unserer Beratungsprojekte haben wir meist globale oder europaweite Marktstrategien für Technologie-Unternehmen entwickelt. Dabei spielt insbesondere die Bewertung der Regionen eine entscheidende Rolle. Abbildung 2 stellt ein anonymisiertes Projektbeispiel für die europaweite Attraktivitätsbewertung der vier Regionen Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Italien dar. Ziel war es, die Markteintrittsbarrieren zu identifizieren, zu bewerten und Maßnahmen zur Überwindung dieser Barrieren im Rahmen der Markteinführung zu entwickeln. Marktattraktivitätsbewertung In diesem Beispiel haben wir Szenarien für eine europaweite Markteintrittsstrategie bewertet. Be i s pi el Großbritannien Italien Basis Szenario Marktattraktivität • Größter Markt • Zweithöchste Wachstumsrate Marktattraktivität • Kleinster Markt • Zweithöchste Profitabilität Großbritannien Deutschland Marktattraktivität • Zweitgrößter Markt • Höchste Wachstumsrate Markteintritt • Viele Faktoren werden sehr günstig beurteilt. • Sehr einfacher Markteintritt aufgrund des Heimatmarktstatus. hoch Marktattraktivität Markteintritt • Hohe Technologieakzeptanz • Alle andere Faktoren sind schlecht Deutschland Frankreich gering Markteintritt • Viele Faktoren sind durchschnittlich • Die Markteintrittsbarrieren können positiv beeinflusst werden, indem die identifizierten Maßnahmen umgesetzt werden. Italien schwierig einfach Markteintritt Frankreich Marktattraktivität • Höchste Profitabilität • Zweitkleinster Markt Markteintritt • Fast so einfach wie in Nordamerika • Sehr geringe Technologieakzeptanz Abbildung 2: Marktattraktivitäts- / Markteintrittsportfolio In diesem Projekt war Großbritannien der mit Abstand attraktivste Markt, gleichzeitig aber auch der Markt mit den höchsten Markteintrittsbarrieren. Deutschland wurde in der ersten Phase des Projektes hinsichtlich der Markteintrittsbarrieren als sehr kritisch eingestuft, im WWW. SIMON-KUCHER.COM 7 Rahmen von weitergehenden Untersuchungen (z.B. Kundengespräche, Vertriebsworkshops) wurden Maßnahmen definiert, um die erkannten Barrieren zu überwinden. In anderen Ländern war dies in dem Ausmaß nicht möglich. These 4: Neben den Kundenbedürfnissen sind es insbesondere die Wettbewerber, die Sie im Auge behalten sollten. Setzen Sie alles daran, Best-in-Class in Ihrer Branche zu werden. Schaffen Sie Wettbewerbsvorteile bei für den Kunden wichtigen Kriterien. Das klassische Marketing konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Lieferant und Kunde und versucht, die Bedürfnisse der Kunden zu erforschen und möglichst gut zufrieden zustellen. Bei dieser Sichtweise wird die Konkurrenz vernachlässigt. Es reicht heute nicht mehr aus, nur die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen und absolut gesehen gute Leistungen zu erbringen. Ihre Leistungen müssen vor allem besser als die der Konkurrenz sein, d.h. sie müssen Wettbewerbsvorteile schaffen und verteidigen. Für die Marktführer gilt es den Vorsprung auf die Unternehmen der dritten und vierten Reihe aufrechtzuerhalten, während die Angreifer versuchen, die Wettbewerbsnachteile zu überwinden und die Lücke zu den Marktführern zu schließen. Abbildung 3 zeigt beispielhaft, wie zwei Technologie-Unternehmen aus Kundensicht wahrgenommen werden. Wettbewerber analysieren und Wettbewerbsvor teile erzielen. Wettbewerbsvorteilsmatrix Unternehmen A hat eine sehr gute Wettbewerbsposition. Die Kunden beurteilen Unternehmen A in den Top 3 Kriterien besser als jeden anderen Wettbewerber. Unternehmen B hat seine Stärken lediglich in Kriterien, die die Kunden als weniger wichtig einstufen. l 1. Technische Zuverlässigkeit 5. ... 2 1 "Wettbewerbsvorteil"" vorteil 3 4 5 6 7 8 "akzeptabel" gering "zu gut" Relative Leistung schwächer hoch Relative Wichtigkeit 4. Service und Beratung "Wettbewerbsnachteil"" nachteil gering 3. Preis 1 Relative Wichtigkeit 2. Benutzerfreundlichkeit Kundenwahrnehmung von Unternehmen B hoch Kundenwahrnehmung von Unternehmen A hoch p ie gering s Bei "Wettbewerbsnachteil"" nachteil "Wettbewerbsvorteil"" vorteil 2 3 4 6 5 7 8 "akzeptabel" gering stärker als der stärkste Wettbewerber "zu gut" Relative Leistung schwächer hoch stärker als der stärkste Wettbewerber Abbildung 3: Wettbewerbsvorteilsmatrix WWW. SIMON-KUCHER.COM 8 Bei Unternehmen B handelt es sich um den ehemaligen Marktführer, der über Jahre hinweg Marktanteile an Unternehmen A verloren hat. Die ehemals überlegene Position des Unternehmens B wurde durch die konsequente Strategie des Unternehmens A - Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen und gezielte Attackierung der Schwächen von Unternehmen B - in sehr kurzer Zeit eingeholt und überholt. These 5: Das Kundenbedürfnis Sicherheit wird durch Lösungen unterschiedlicher Technologiestufen auch unterschiedlich befriedigt. Aus diesem Grund werden nicht alle Technologiestufen gleichermaßen vom Boom profitieren können. Unterschiedliche Technologiestufen werden unterschiedlich vom Boom profitieren. Die Beherrschung aller Erfolgsfaktoren ist notwendig. Im Markt für Sicherheitstechnik ist davon auszugehen, dass Sicherheitsprodukte, die bisher auf unterschiedlichen technologischen Stufen standen, sich zukünftig gegenseitig verdrängen werden. Die Auswirkungen sollen am Beispiel von Zugangskontrollsystemen dargestellt werden. Im Wesentlichen können vier Technologiestufen im Rahmen von Zugangskontrollsystemen für Personen unterschieden werden: 1. Nicht elektronische Systeme: Schlüssel, Ausweis 2. Elektronische Systeme: PIN-Nummer, Chipkarte 3. Berührungslose Systeme: Funksignalgeber, Chipkarten 4. Biometrische Systeme: Gesichts-, Handflächenscanner usw. Es ist nun zu erwarten, dass bei dem einsetzenden Boom im Bereich Zugangskontrolle nicht alle Stufen gleichermaßen am Wachstum teilhaben werden. Je nachdem, wie gut die einzelnen Technologien den veränderten Kundenanforderungen gerecht werden, könnten sie die anderen Technologiestufen in den Hintergrund drängen. Kunden, die beispielsweise bisher nur auf Schlüssel und Ausweise gesetzt haben, könnten direkt zu biometrischen Systemen greifen. Daher gilt es herauszufinden, welche potenziellen Kunden welche Art von Sicherheitssystemen nutzen wollen. Die Anbieter dürfen nicht mehr nur in Produktdimensionen denken und sich mit Herstellern ihrer Technologiestufe vergleichen, sondern müssen die Entwicklungen in den Kundensegmenten sehr sorgfältig beachten. Es ist zu erwarten, dass sich durch technologische Fortschritte und günstigere Preise Produkte höherer Technologiestufen verstärkt durchsetzen werden. Diese Entwicklungen werden in Zukunft sehr schnell ablaufen. Nur Unternehmen, die sowohl die technologischen Trends als auch die Markttrends gleichermaßen beachten, werden den Konsolidierungsprozess in der Branche für Sicherheitstechnik überleben. WWW. SIMON-KUCHER.COM 9 These 6: Nur Unternehmen, die die gesamte Palette an Erfolgsfaktoren beherrschen, werden sich im Wettbewerb behaupten und die neuen Chancen des Marktes der Sicherheitstechnik nutzen können. Das reine Vertrauen auf technisch überlegene Produkte ist kurzsichtig und mittelfristig nicht erfolgreich. Neben einer klaren Gesamtstrategie, die konsequent intern und extern umgesetzt werden muss, gibt es eine Reihe von Erfolgsfaktoren (siehe Abbildung 4), die auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtet sowie aufeinander abgestimmt werden müssen. Vertrieb Verkaufsförderung Service / Dienstleistungen Gesamtstrategie Kommunikation Pricing Produkt Abbildung 4: Erfolgsfaktoren im Technolo gie-Wettbewerb Überlegene Produkte schützen Sie nur sehr kurzfristig vor Ihren Wettbewerbern. Schaffen Sie weitere Wettbewerbsvorteile bei anderen wichtigen Erfolgsfaktoren. Diese können im Service, in der Kommunikation, im Vertrieb, in der Verkaufsförderung, im Pricing als auch in der Gesamtstrategie liegen. Nur wenige Unternehmen sind in allen Aspekten ihren Konkurrenten überlegen. Insbesondere Technologie-Unternehmen setzen sehr stark auf die technologische Überlegenheit ihrer Produkte. In vielen Märkten wird jedoch aus einer Schrittmachertechnologie sehr schnell eine Basistechnologie. Sobald dies geschehen ist, muss die Differenzierung vom Wettbewerb durch andere Faktoren erfolgen. Ausgeklügelte Servicestrategien, offensive Kommunikation und eine gute Vertriebsmannschaft stellen weitere Erfolgsfaktoren dar. WWW. SIMON-KUCHER.COM 10 These 7: Viele Technologie-Unternehmen haben eine exzellente Kundenkenntnis, überlegene Produkte und eine klare Strategie. Woran es hapert, ist jedoch der Sprung von Tue die richtigen Dinge zu tue die Dinge richtig sprich von der Analyse der derzeitigen Situation zur Umsetzung der notwendigen Maßnahmen. Jede noch so filigrane Strategie ist wertlos, wenn sie nicht implementiert wird. In vielen Projekten haben wir mit exzellenten Menschen und Unternehmen zusammen gearbeitet, die viele Informationen und Wissen bereits vor einem gemeinsamen Projekt mit uns hatten. Nur war dieses Wissen in vielen verschiedenen Köpfen, Schränken oder Regionen verteilt. Oft gab es auch Scheinwissen, das sich im Nachhinein als falsch erwiesen hat. Durch die objektive Sicht eines Außenstehenden, der unbelastet von internen Unternehmenszwängen ist, lassen sich die Druckpunkte ansprechen und aufdecken. Auch die Möglichkeit, ohne Verkaufsdruck mit Kunden über deren Anforderungen zu sprechen, führt dazu, dass ein Externer relativ objektiv die Bereiche Strategie, Wettbewerb, Kundenanforderungen sowie Markt- und Technologietrends analysieren kann. Die größten Schwierigkeiten treten meist in der Umsetzung von notwendigen Änderungen auf. Ohne die Unterstützung des Topmanagements wird es nie eine optimale Implementierung der erarbeiteten Strategien geben. Ohne Implementierung kein Erfolg Viele grundsätzlich richtige Strategie- und Marketingkonzepte scheitern an der Umsetzung. Wir lassen unsere Kunden nach der Analyse der Probleme nicht allein, sondern begleiten Sie auch bei der Umsetzung der entwickelten Strategien. Erfolgreiche Erfolgreiche StrategieStrategie- und und Marketingkonzepte Marketingkonzepte Intelligente Intelligente Detaillierte Detaillierte MarktMarkt- Strategien Strategien und und Erfolgreiche Erfolgreiche Implementierung Implementierung Analysen Analysen erfolg erfolg optimiertes optimiertes Marketing Marketing Abbildung 5: Von der Analyse zur Implementierung Stefan Herr ist Director, Ben Kluge und Christoph Petzoldt sind Consultants der internationalen Strategie- und Marketingberatung Simon w Kucher & Partners im Bonner Büro. Gemeinsam sind sie spezialisiert auf die Beratung von Technologie-Unternehmen. WWW. SIMON-KUCHER.COM 11