Institut für Allgemeine Wirtschaftsforschung Abteilung Internationale Wirtschaftspolitik Prof. Dr. G. Schulze Jahreskurs Mikroökonomie Teil 2 – Sommersemster 2004 Vorlesungsfolien 08.06.2004 -Nicholson, Walter, Microeconomic Theory, Kapitel 18 -Wied-Nebbeling, Schott, Grundlagen der Mikroökonomik, Kapitel 5 Unvollkommene Konkurrenz Das Monopol XVIII/1 Das Monopol Def: Der Monopolist steht der gesamten Nachfrage als alleiniger Anbieter gegenüber. Er kann wählen, an welchem Punkt der Marktnachfragekurve er produziert. • Für das von einem Monopolisten produzierte Gut gibt es keine oder nur höchst ungenügende Substitute. Nachfrager können bei einer Preiserhöhung nicht auf die Produkte anderer Anbieter ausweichen. Sie können sich jedoch entschließen, weniger zu kaufen oder ganz auf das Gut zu verzichten. Die Macht des Monopolisten wird also durch die Nachfrageseite begrenzt. • Er kann entweder die Menge festlegen (hierfür wird ein Auktionator benötigt), oder den Preis. XVIII/2 • Marktnachfrage und individuelle Nachfrage stimmen überein. • Monopolist hat keine Angebotsfunktion, weil der Preis für ihn nicht exogon ist, sondern ein punktförmiges Angebot. XVIII/3 Polypolist P P inverse Marktnachfrage P Markt Q Q Individuelle Nachfrage nach Gütern produziert von Anbieter i P Monopolist individuelle Nachfrage = Marktnachfrage Q XVIII/4 Beispiele für Monopole: Oft auf lokaler Ebene: - Bäcker in einem Dorf - Facharzt in einer Kleinstadt - lokaler Baubetrieb etc. Bundesweit (oft staatlich betrieben): - Post - Bahn (allerdings mit Substitutionskonkurrenz!) - früher Telekommunikation XVIII/5 Marktzutrittsbarrieren Grund für die Existenz eines Monopols ist, dass es für andere Firmen unprofitabel oder unmöglich ist in den Markt einzutreten. 1.)Technische Marktzutrittsbarrieren a) Der klassische Fall technischer Marktzutrittbarrieren sind abnehmende Grenz- und Durchschnittskosten über einen großen Bereich des Outputs, hervorgerufen durch hohe Fixkosten und geringe variable Kosten (Beispiel Eisenbahn). XVIII/6 K DK àBeispiel mit konstanten Grenzkosten GK Q Q Der Monopolist sucht sich einen Punkt auf der Marktnachfragekurve: P P1 P0 Q1 Q0 Q XVIII/7 b) Spezialkenntnisse nötig zur Produktion eines Gutes überhaupt oder zur kostengünstigen Produktion Problem: Geheimhaltung der Erfindung/des Wissens à kaum eine Monopol auf Dauer (Patente s.u.) c) Besitz einzigartiger natürlicher Ressourcen à oft kein reines Monopol (Palladium, Gold, Uran) àoft Substitutionskonkurrenz (einzigartige Seheneswürdigkeiten: Pyramiden, Angkor Wat, Tonkriegerarmee, Eiffelturm) XVIII/8 2.) Gesetzliche Marktzutrittsbarrieren 1. Patentschutz: Schaffung eines zeitlich begrenzten Monopols, um Kosten der Forschung und Entwicklung abzudecken à Anreiz für Innovationstätigkeit 2. Urheberrechte (Autoren, Musiker, etc.) 3. Staatliche Monopole - als Form der Regulierung natürlicher Monopole (Post, Telekommunikation, Bahn) allerdings: Teile oft wettbewerbsfähig, „monopolistische bottlenecks“ bedürfen Regulierung - politische Ursachen (Fernsehen, Fluggesellschaften, Banken) XVIII/9 Die Errichtung von Marktzutrittsbarrieren Für den Monopolisten besteht ein großes Interesse an der Aufrechterhaltung seines Monopols. De Beers kontrolliert weltweit nahezu alle Diamantminen und unternimmt zur Aufrechterhaltung des Kartells ständig Zukäufe von potentiellen Fundorten. Andere Strategien der Marktabschottung: -politische Lobbying für Regulierungen - umfangreiche präventive Patentierungen XVIII/10 Profitmaximierung im Monopol Auch der Monopolist versucht seinen Profit zu maximieren. Grafik 18.1 lehnt das Optimierungskalkül an das der vollkommenen Konkurrenz an und zeigt, dass der Monopolist seinen Preis dort setzt, wo Grenzumsatz den Grenzkosten entspricht. XVIII/11 Grafik 18.1: Profitmaximierung im Monopol XVIII/12 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.498 Wie bereits bekannt ist die BEO für ein Gewinnmaximum Grenzumsatz = Grenzkosten: π ( x ) = U ( x) − K ( x) ! ∂ π ( x ) B.E.O.: = U ' ( x) − K ' ( x) = 0 ∂x U ' ( x ) = K ' ( x ) bzw. GU = GK BZO: GU < GK ⇔ π ' '< 0 XVIII/13 Im Gegensatz zur vollkommenen Konkurrenz ist der Preis für den Monopolisten kein Datum, sondern wird von ihm gesetzt. Daher entspricht sein Grenzerlös auch nicht dem Marktpreis. Der Umsatz ist definiert als: U ( x) = x ⋅ p( x) Und der Grenzumsatz ist: dU dp( x) = p( x) + x ⋅ dx dx Der Unterschied zwischen Monopol und vollkommener Konkurrenz zeigt sich hier, in letzterem Falle ist der zweite Term = 0. XVIII/14 Die x in Klammern als Argument werden der Einfachheit halber weggelassen, wir erweitern den letzten Term der rechten Seite um p. dU x dp = p+ ⋅ ⋅p dx p dx Durch Ausklammern von p können wir vereinfachen: dU 1 = GU = p 1 + ε x, p dx mit ε x , p < 0 Diese Gleichung wird Amoroso-Robinson-Gleichung genannt. Sie zeigt die Abhängigkeit des Grenzerlöses von der Preiselastizität der Nachfrage ε x , p . 1 GU = p1 − ε x, p XVIII/15 Daraus folgt: U ' ( x ) > 0 sofern ε x , p > 1 Bei elastischer (unelastischer) Nachfrage erhöht (verringert) sich der Gesamtumsatz eines Unternehmers, wenn er die Absatzmenge erhöht. XVIII/16 1 = GK GU = p1 − ε x, p War unser Gewinnmaximierungskalkül. Nunmehr lösen wir nach p auf und erhalten den gewinnmaximalen Monopolpreis: p= GK 1− 1 ε x, p B.Z.O. : π ' ' < 0 d.h. U ' ' < K ' ' nach Wied-Nebbeling, Schott, Grundlagen der Mikroökonik, S.216 ff XVIII/17 Angebotskurve im Monopol? In der vollkommenen Konkurrenz war die Angebotskurve kurzfristig als Grenzkosten ab dem Betriebsminimum definiert und langfrisig als Grenzkosten ab dem Betriebsoptimum. Im Monopol gibt es keine Angebotskurve, die Grenzumsatz=Grenzkosten-Regel beschreibt nur einen Punkt. Bsp 18.1: Lineare Nachfrage im Monopol Gegeben sei die lineare Nachfragekurve (die inverse Nachfragefunktion ist auch als Preis-Absatz-Funktion bekannt) der Form: x = 2000 − 20 p invertiert: p = 100 − x / 20 XVIII/18 Die Kostenfunktion des Frisbee Produzenten laute: TK = 0,05 ⋅ x + 10000 2 ∂TK ⇒ = 0,1x ∂x Im Optimum gilt: Grenzumsatz = Grenzkosten. Den Umsatz bestimmen wir durch Multiplikation der inversen Nachfrage mit der Menge x. Diesen leiten wir zur Bestimmung des Grenzumsatzes ab und setzen diesen mit den Grenzkosten gleich. U = p ⋅ x = 100 ⋅ x − x / 20 U ' = 100 − x / 10 = GK = 0,1x 2 und: ∗ x = 500 p = 75 * XVIII/19 Im Optimum gilt: TK = 0,05(500) 2 + 10000 = 22500 DK = 22500 / 500 = 45 ( Der Gewinn beträgt dann: ) π = p ∗ − DK ⋅ x∗ = (75 − 45) ⋅ 500 = 15000 Zum Vergleich mit vollkommener Konkurrenz: Wir erhalten einen Preis von 75, unsere Grenzkosten betragen allerdings nur 50. So lange das Monopol aufrecht erhalten werden kann, bleibt diese Differenz bestehen und der Monopolist erwirtschaftet positive Gewinne. XVIII/20 --> Inverse Elastizitätenregel Die Elastizität der Nachfrage im Monopolgleichgewicht beträgt: εQ, P ∂Q P 75 = ⋅ = −20 = −3 ∂P Q 500 Zuvor haben wir gezeigt, dass: P − GK 1 = P 3 3 P = GK 2 Bei GK von 50 müsste der Monopolpreis nach der inversen Elastizitätenregel 75 betragen, q.e.d. XVIII/21 p Allgemeineres Beispiel PAF Umsatz lineare Preisabsatzfunktion p( x) = a − bx Erlösfunktion x Grenzumsatz U ( x) = p( x) ⋅ x = ax − bx2 Grenzerlösfunktion U ' ( x) = a − 2bx XVIII/22 p Cournot' scher Punkt Kostenfunktion K = Kf +c⋅x C pM Grenzkostenfunktion c GK xM a 2b K'= c x a b Gewinnmaximum U'= K' c = a − 2bx x ∗M a −c a+c ∗M = ⇒p = 2b 2 XVIII/23 Grafik 18.2: Monopolgewinn hängen vom Verlauf der Nachfrage und der Durchschnittskosten ab XVIII/24 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.501 Wohlfahrtswirkung des Monopols Grafik 18.3 zeigt den Fall einer linearen Nachfragekurve unter Annahme konstanter Grenz- und Durchschnittskosten. Unter vollkommener Konkurrenz läge die produzierte Menge bei Q* und der Gleichgewichtspreis bei P* (da Preis gleich Grenzkosten). Im Monopol ist der Grenzumsatz gleich den Grenzkosten, daher verringert sich die Menge auf Q** und der Preis steigt auf P**. Die Konsumenten geben beide hinterlegten Flächen oberhalb der P*-Achse ab. Das helle Rechteck fließt dem Produzenten zu. Durch die Reduzierung der Produktion geht das dunkle Dreieck der Wohlfahrt verloren. Ebenso findet durch die geringere Produktionsmenge eine Einsparung an Einsatzfaktoren statt, die durch die Fläche AEQ*Q** dargestellt wird. XVIII/25 Grafik 18.3: Wohlfahrt im Monopol XVIII/26 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.503 Bsp 18.2: Wohlfahrtsverlust und Elastizität Wir haben weiterhin konstante Grenz- und Durchschnittskosten in Höhe von C. Unsere Nachfragekurve hat eine konstante Elastizität, die kleiner als -1 ist und die Form: x = p ε ; ε < −1 Der Preis bei vollkommener Konkurrenz ist: pC = c und im Monopol pm = c 1 1+ ε XVIII/27 Unabhängig von der Marktform beträgt die Konsumentenrente: ∞ KR = ∫ x ( p)dp p0 = ∞ ε p ∫ dp p0 ε +1 ∞ p = ε +1 p 0 ε +1 0 p =− ε +1 XVIII/28 Bei vollkommener Konkurrenz (p=GK=c): cε +1 KRc = − ε +1 und im Monopol: KRm ( ) =− c ε +1 1+ 1ε ε +1 Setzen wir beides ins Verhältnis, ergibt das: ε +1 KRm 1 = 1 KRc 1 + ε Beträgt die Elastizität -2, so ist das Verhältnis der Konsumentenrenten von Monopol zur Konkurrenz 1/2. Das heißt, die Konsumentenrente ist im Monopol halb so groß wie bei der Konkurrenzlösung. XVIII/29 Monopolgewinn: Der Gewinn des Monopolisten ist wie unter vollkommener Konkurrenz Umsatz abzüglich Kosten, allerdings für Monopolpreis und -Menge c xm π m = pm xm − cxm = − c 1 1 + ε − = 1+ c ε 1 ε ε c c ⋅ = − 1 1 1 + 1 + ε ε ε +1 1 ⋅ ε Analog zur Grafik vergleichen wir den Verlust an Konsumentenrente mit dem Zugewinn des Monopolisten. Dieser entspricht dem gesamten Gewinn des Monopolisten. (Merke: Nullgewinnbedingung unter vollkommener Konkurrenz). XVIII/30 π m ε +1 1 = ⋅ KRc ε 1 + ε1 ε +1 ε = 1+ ε ε Gehen wir wieder davon aus, dass die Elastizität -2 ist, so beträgt die Rate 1/4. Der Monopolist erhält also 1/4 der Konsumentenrente, wenn man den Konkurrenzmarkt in ein Monopol überführt. Zuvor hatten wir festgestellt, dass durch ein Monopol die Hälfte der Konsumentenrente verloren geht. Ein Viertel der KR fließt dem Produzenten, also dem Monopolisten zu. Der Rest muss also der dead-weight-loss sein. XVIII/31 Preisdiskriminierung ... ist der Verkauf desselben Produktes zu unterschiedlichen Preisen. Der Erfolg einer Preisdiskriminierungsstrategie hängt von den Arbitragemöglichkeiten der Käufer ab. In Abwesenheit von Informations- und Transaktionskosten ist Preisdiskriminierung nicht möglich. Haben einzelne Marktteilnehmer die Möglichkeit, billiger zu kaufen als andere, so treten sie als Zwischenhändler auf dem Markt auf und die Diskriminierung scheitert. In der Realität existieren aber Kosten für Transaktion und Information. Wenn auch perfekte Preisdiskriminierung (jeder Käufer kann vom Monopolisten identifiziert werden, er bietet als Preis seine gesamte marginale Zahlungsbereitschaft) in der Realität nicht möglich ist, so dient das Modell als Vereinfachung. Grafik 18.4 zeigt, dass da die marginale Zahlungsbereitschaft geboten wird, die gesamte Konsumentenrente abgeschöpft wird. Der Monopolist nimmt der Höhe nach die Gebote entgegen. Das erste Gut wird an den Käufer vergeben, der den höchsten Preis zahlt. XVIII/36 Das zweithöchste Gebot von dem angenommen wird, dass es die wahre Zahlungsbereitschaft wiedergibt erhält den nächsten Zuschlag usw... Der Monopolist erfüllt nur Gebote, die über den Grenzkosten liegen, sonst würde er für jede weitere Einheit Verlust machen. Im Vergleich zum Monopol ohne Preisdiskriminierung (Grafik 18.3) ist diese Allokation effizient hinsichtlich der Wohlfahrt. Gegenüber der Wettbewerbslösung hat sich die Wohlfahrt nicht verringert, sie ist durch den kompletten Transfer der Konsumentenrente jetzt vollkommen in der Hand des Monopolisten. XVIII/37 Grafik 18.4: Perfekte Preisdiskriminierung XVIII/38 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.509 Monopolregulierung Grenzkostenbepreisung im Monopol Klassische Beispiele von Monopolen sind Strom- oder Wasserversorgung, Telekommunikation oder Eisenbahngesellschaften. •Unter vollkommener Konkurrenz ist es pareto effizient, den Preis gemäß den Grenzkosten zu setzen. •Wird ein natürlicher Monopolist allerdings gezwungen, zu dieser Bedingung anzubieten, so muss er einen Verlust hinnehmen. Ein natürliches Monopol begegnet definitionsgemäß fallenden Grenz- und Durchschnittskosten (Grafik 18.6.) Ohne Regulierung bietet der Monopolist Q A zu PA an. Muss er aber zu den Grenzkosten anbieten, befindet er sich im Schnittpunkt der Grenzkosten mit der Nachfrage. Er erleidet einen XVIII/52 Verlust, da der Preis unterhalb der Durchschnittskosten liegt. Grafik 18.6: Preisregulierung bei abnehmenden Durchnittskosten XVIII/53 Quelle: Nicholson (2002), Microeconomic Theory: Basic Principles And Extensions, S.516 Dynamik durch Monopole ? Anreiz zur Innovation erst durch Wettbewerbsdruck, •Prozessinnovationen, um kostengünstiger als der Wettbewerber produzieren zu können •Produktinnovationen, um Nachfrage von Produkten der Wettbewerber auf eigenes Produkt umzulenken Patentschutz produziert zeitlich begrenzte Monopole, um Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen durch Monopolrenditen nachträglich zu verdienen. „Weite“ Monopole mit hoher Wettbewerbsintensität sind oft innovationsfördernd. XVIII/60