HDD-Felsbohren – Gesteuerte Bohrungen im Fels

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In den letzten 5 Jahren wurden die Anwendungsgrenzen der verlaufsgesteuerten Horizontalbohrtechnik (HDD) extrem erweitert. Nahezu in jedem Gestein und in jeder Untergrundsituation sind heute Horizontalbohrungen möglich, dank der intensiven Weiterentwicklung der HDDFelsbohrmöglichkeiten. Welche vielfältigen Möglichkeiten heute bestehen, wie die technischen Grundlagen dafür aussehen, welche Baustellenpraxis heute möglich ist und welche Grenzen noch vorhanden
sind, werden im nachfolgenden Beitrag dargelegt.
Dr. Hans-Joachim Bayer, Udo Harer, Lennestadt
HDD-Felsbohren im Netzbau für
Längsverlegungen, Kreuzungen,
Querungen und Dükerungen
Bohrungen im Fels in Längen, die über
den Hausanschlussbereich hinaus gehen
und der Längsverlegung, dem Dükerbau,
längeren Querungen und Kreuzungen
dienen, benötigen aus technischen Gründen, aber auch aus Gründen einer optimalen Steuerbarkeit, eine andere Antriebsund damit Vortriebsform als Kurzstrecken
im Fels. Auch das klassische Vertikalbohren mit schräg gestelltem Bohrmast und
abgelenktem Vortrieb würde für die Belange des Leitungsbaus im Fels nicht sinnvoll umsetzbar sein. Es würde weder von
der Handhabungs- noch von der Steuerungstechnik sinnvoll funktionieren. Das
moderne HDD-Felsbohren für den Netzbau und die Längsverlegung musste in einem speziellem Zweig der Erdöl- und Erdgasbohrtechnik Anlehnung nehmen, dem
Ablenkungsbohren für tiefe horizontale
Erschließungen von Lagerstätten auf Basis
von so genannten Bohrlochsohlen-Motoren (amer. Mudmotoren, dt. auch Schraubenmotoren genannt, franz. Moineau-Motoren).Da der Einsatz für den HDD-Bereich
sehr oberflächennah ist und nicht in mehreren Kilometern Tiefe liegt, wie bei Erdölund Erdgasbohren, mussten diese Mudmotoren zum wirtschaftlichen Einsatz für
den HDD-Bereich erst technisch dem
oberflächennahen Einsatz angepasst werden.
1 HDD-Bohrung unter einem wilden Alpenfluss mit Geröll und Blöcken im Flussgrund
Entwicklung des eigenständigen
HDD-Felsbohrens mit besonderen Mud-Motoren
Die Anwendungswelt im HDD-Bohren, die speziellen Bedürfnisse des oberflächennahen horizontalen Bohrens, quasi
im tieferen Straßenraum unter Gewässern
oder anderen Verkehrswegen oder unter
Gebäuden und Anlagen, machte Änderungen und Umkonstruktionen von bewährten Mud-Motoren erforderlich, damit
sie überhaupt wirtschaftlich auf mittleren
und kleineren HDD-Anlagen eingesetzt
werden können. Hier hat es in den Jahren
2000 bis 2003 erhebliche Entwicklungserfolge gegeben, die die Einsatzmöglichkeiten von Mud-Motoren im HDD-Bereich
sprunghaft steigen ließen. Die Grundzüge
von Mud-Motoren werden nachfolgend
erläutert. Die Unterschiede zu den
Tiefbohr-Mud-Motoren werden herausgestellt, die Schritte zu den Konstruktionseigenheiten bei HDD-Mud-Motoren begründet und Einsatzmöglichkeiten für
HDD-Baustellen aufgezeigt.
Grundsätzliche Eigenheiten von
Mud-Motoren
Mud-Motoren sind Bohrlochmotoren,
die vor etwa 35 Jahren in der Erdöl- und
Erdgas-Erkundungsbohrtechnik eingeführt wurden,seit 20 Jahren hier standardmäßig zum Einsatz kommen, heute in dieser Branche sehr bestimmend sind (fast
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Grabenloses Bauen
Horizontalbohren
HDD-Felsbohren –
Gesteuerte Bohrungen im Fels
Horizontalbohren
Grabenloses Bauen
keine Bohrung in der Nordsee ohne MudMotortechnik) und seit einigen Jahren für
Felsbohrungen im HDD-Bereich Einzug
gehalten haben. Vom Grundprinzip sind
Mud-Motoren Schraubenmotoren, die
durch die Bohrspülung angetrieben werden. Diese hydrostatischen Motoren, deren Mechanismus Ende der 1930er Jahre
durch den französischen Ingenieur R.J.L.
Moineau beschrieben wurde (daher auch
MOINEAU-Motoren genannt), arbeiten
nach dem Prinzip einer Schraubenpumpe.
Eine schraubenförmige Stange (Rotor genannt) fördert die Spülflüssigkeit durch
ein mit Elastomer ausgekleidetes längliches Gehäuse (Stator genannt), das eine
gegenförmige Schraubenkontur ausweist, jedoch um einen Gang höhere
Gangzahl als der Rotor. Im Gegensatz zur
üblichen Bohrtechnik, in der die Bohrleistung von einer Antriebseinheit über Tage
erzeugt und mechanisch durch die Rotation der Gestänge auf den Bohrmeißel
übertragen wird (große Leistungsverluste
durch Reibung), wird vom Mud-Motor die
übertage erzeugte hydraulische Leistung
in Form von Spülungsdurchfluss und Spülungsdruck in mechanische Leistung umgewandelt. Dies geschieht bei quasi ruhendem Bohrgestänge, wodurch Leistungsverluste in Form von Bohrlochreibung entfallen und der Gestängeverschleiß minimiert werden kann.
HDD-Einsatzfelder von
Mud-Motoren
Mud-Motoren werden in all jenen geologischen Formationen eingesetzt, die mit
der üblichen Horizontalspülbohrtechnik
in Lockergesteinen nicht mehr bewältigt
werden. Die Einsatzbreite der Mud-Motoren reicht von dicht und steif gelagerten
Lockergesteinen durch die ganze Bandbreite der Festgesteine bis hin zu härtesten Gesteinsformationen. In Anpassung
an die Gesteinshärte werden verschiedene Festgesteinsbohrköpfe ausgewählt,die
entsprechend der gegebenen Gesteinshärte eine effektive Schneidwirkung erlauben. Die Bandbreite reicht hier von Rollenmeißeln mit länglicher Zahnung bis hin
zu Hartgesteinkronen mit polykristallinem
Diamantbesatz.
Arbeitsweise von Mud-Motoren
Bohrlochmotoren bestehen aus drei
Komponenten:
1. Eine Antriebssektion (Rotor/Stator) ver-
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2 Übersichtsdarstellung unterschiedlicher Gesteinshärten
wandelt hydraulische Leistung in mechanische Leistung.
2. Eine flexible Antriebswelle zwischen
Antriebssektion und Lagerstuhl erlaubt
die Nutzung eines geknickten Gehäuses zur Steuerbarkeit. Das geknickte
Gehäuse, welches fest eingestellt oder
verstellbar sein kann, erlaubt eine Neigungssteuerung zwischen 1 bis 5 % pro
Meter.
3. In einem speziellen Lagerstuhl wird der
Bohrkopf eingeschraubt. Der Lagerstuhl dient zur Aufnahme und Übertragung der axialen Schub- und Zugkräfte
sowie der möglichen Radialkräfte auf
den Bohrkopf. Er absorbiert außerdem
Seitenbelastungen, Vibrationen und
andere Kräfte.Der Lagerstuhl ist entweder abgedichtet und ölgefüllt oder er
wird mit Spülung geschmiert.
In der Antriebssektion (Rotor und Stator) verwandelt der Mud-Motor die durch
Bohrflüssigkeit bzw. Spülung zugeführte
hydraulische Leistung in mechanische
Leistung um. Er erzeugt die mechanische
Leistung direkt am Bohrkopf. Je näher die
Kraft am Bohrkopf ist, um so größer ist die
Leistungsfähigkeit. Außer der auftretenden Reibung trifft die Bohrflüssigkeit auf
ihrem Weg zum Bohrlochmotor auf keinerlei Widerstand. Folglich geht nur ein
unbedeutender Anteil an Leistung verloren. Beim Einsatz von Bohrlochmotoren
werden die Bohrgestänge nur gedreht,um
Richtung und Neigung vorzugeben und
um ein Absetzen des Bohrkleins zu verhindern. Beim Einsatz eines Bohrlochmotors
wird das Gestänge viel geringerer Belastung und Abnutzung ausgesetzt als bei
konventionellem Bohren in Lockergestein.
Ebenso wird das Bohrgerät entlastet. Der
Großteil der Arbeit wird von der Spülungspumpe vorgenommen.
Sowohl Durchflussmenge als auch
Druck sind für den Betrieb des Motors notwendig. Die Durchflussmenge lässt den
Rotor im Bohrlochmotor rotieren (daher
der Name) – je mehr Durchfluss, um so
schneller die Umdrehungen. Der Druck
wird im Bohrlochmotor im Drehmoment
umgewandelt und überwindet den Widerstand, welches das zu bohrende Gestein dem Bohrkopf entgegensetzt – je
höher der Druck,desto höher das Drehmoment für den Antrieb des Bohrkopfes. Es
gilt die Formel:
Durchflussmenge X Druck =
Drehzahl X Drehmoment.
Ein anderer Parameter in Funktion und
Leistung von Mud-Motoren ist die Lobe
Konfiguration. Damit ist die geometrische
Ausgestaltung der positiven Schraubenstruktur des Rotors in der negativen
Schraubenstruktur des Stators, welcher
funktional immer einen Schraubgang
mehr haben muss, gemeint. Der ein- oder
mehrgängige Rotor mit schraubenförmiger Oberfläche wirkt wie ein umlaufender
Verdränger in dem mit Gummi bzw.Elastomer ausgekleideten Stator. Man spricht
Bohrköpfe für unterschiedliches
Gestein
Der Prozess des Hartgesteinsbohrens
ist vielschichtig und hängt nicht nur von
der Gesteinshärte ab. Faktoren wie die
natürlichen Trennflächen im Gestein (Klüfte, Verwerfungen, Grenzflächen, Spaltflächen), unterschiedliche Härten und
Eigenschaften von Mineralien innerhalb
eines Gesteines, des Bindemittels der
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Grabenloses Bauen
Horizontalbohren
ist der Zerkleinerungsweg
entsprechend von 1/2,oder 2/3,…
4/ , 5/ … gängigen Motoren, wofür die härteren Komponen5 6
ten im Gestein.
bei das Bewegungsspiel zwischen Rotor und Stator bei Tiefbohrmotoren (hohe TemperatuAntwort auf
ren) und bei HDD-Mud-Motoren
Gesteinshärte und
recht klein sein sollte. Die exzenGesteinsfestigkeit
trische Bewegung des Rotors
(Antriebssektion = Rotor/Stator
Effektive Bohrkopfwerk= power section) wird über eine
zeuge müssen die weichsten
Gelenkwelle (Antriebswelle =
und härtesten Komponenuniversal section bzw. flexible
ten von Gesteinen kennen.
shaft) auf die in der Lagereinheit
Je nach unterschiedlicher
(= bearing section) gelagerte
Ausgangsbetrachtung (MiMeißelantriebswelle
übertraneralogie, Werkstoffkunde,
gen, die direkt mit dem BohrTechnische Praxis) wurden
3 HDD-Bohrung im Talgrund mit Hang- und Talgrundschutt über WeißjuraMassenkalk
werkzeug verschraubt ist. Die
unterschiedliche HärteskaUmgebung der Gelenkwelle
len, die z. T. nebeneinander
(= bent housing) wird vom geim Gebrauch sind. Zur direkknickten Gehäuse eingenommen,welches
ten Vergleichbarkeit und zur Einordnung
Mineralien im Gesteinsverbund (sog. Madurch vordefinierte Neigung der Richwichtiger Mineralien, technischer Werktrix) und seine Bindekraft, die Verwittetungssteuerung des Mud-Motors dient.
stoffe und häufiger monostrukturierter
rungswirkung auf das Gestein, die GleichDie
Leistungscharakteristik
von
(= homogener, gleichbeschaffener) Gewertigkeit oder Unregelmäßigkeit des GeSchraubenmotoren hängt auch von der
steine wurde eine synoptische Vergleichsteinsaufbaus und andere Faktoren beGangzahl, d. h. der Lobe-Konfiguration ab.
stabelle erarbeitet, die die sehr große
stimmen sehr stark die bohrtechnische
Der Wirkungsgrad der Motoren mit hohen
Spannbreite unterschiedlicher GesteinsLösbarkeit von Festgesteinen. Die AbtraGangzahlen (lobes) nimmt ab, ihre Drehhärten darstellt.
gungswirkung durch Schneiden, Zähne
momente und die Lebensdauer hingegen
Um den Bohrprozess erfolgreich und
oder Warzen des Bohrwerkzeuges nutzt
nehmen zu. Hohe Drehmomente bei kleikosteneffizient zu gestalten, gibt es, entdie Zerstörung des schwächsten Minerals
nen Drehzahlen sind sehr günstig für den
sprechend den Gesteinsparametern, sehr
innerhalb des Mineralgefüges, das das GeEinsatz von Rollenmeißeln. Ebenso nimmt
unterschiedliche Bohrkronen, mit denen
stein in seinem Gesamtgefüge aufbaut.
die Schraubenlänge bei größer werdender Schneidkopf bzw. der Bohrkopf am
Das schwächste Mineral aus dem Geder Gangzahl ab,die Rotor-Stufenlänge im
Mudmotor bestückt werden kann. Für
füge wird gespalten, zerdrückt, zerkleinert
Relativvergleich zur Stator-Stufenlänge
leichte, relativ weiche Festgesteine, z. B.
und die nächst härteren Mineralien brenimmt jedoch zu. Mud-Motoren für den
Kreidekalke, Gipse, Mergelkalke, u. a. werchen dadurch aus dem Gefüge und werHDD-Bereich sind häufig zwischen 3/4–7/8den meist Flügelmeißel eingesetzt,welche
den an ihresgleichen, an den härteren Mifür zunehmende Gesteinsfestigkeit zuneralrelikten und an den Schneiden und
gängig, 1/2-gängige Schraubenmotoren
nehmend Stufen in den Flügeln aufweiZähnen des Werkzeuges zermahlen.
sind auf Grund ihrer „Festfahrgefahr“ (gesen.Für eine große Bandbreite von FestgeAufbrechen und Zerstören des Geringes Drehmoment) nicht im Einsatz.
steinen, von weichen bis harten Formatiosteinsgefüges an der schwächsten MineNahezu ideal bei den Mud-Motoren ist
nen, werden Rollenmeißel eingesetzt. Rolralstelle ist der Weg des erfolgreichen Eindie Tatsache, dass ein entscheidendes belenmeißel können 1, 2 oder 3 Kegelrollen
dringens ins Festgestein, Herausbrechen,
wegtes Teil (Rotor) vorhanden ist und sozum Gesteinslösen aufweisen, wobei die
Aufspalten und das Aneinanderzerreiben
mit die Steuerung des stabil laufenden
Motors über den Spülungsvolumenstrom
und den Druck erfolgen kann, wobei sich
die Drehzahl für Rollen- und Diamantbohrkopfgebrauch in einem gutem Leistungsspektrum befindet.
Horizontalbohren
Grabenloses Bauen
3-Kegelrollen-Anordnung am häufigsten
verwendet wird, weil die Zermahlung von
härteren Gesteinen zwischen 3 Kegeln,
leicht versetzt jedoch ineinander greifend
eingeordnet, am effektivsten ist. Die Rollenmeißel werden auch über zulaufende
Bohrspülungskanäle bewegt, deren Anordnung recht unterschiedlich sein kann.
Die Rollen sollen bewegt werden, sie müssen von Bohrklein ständig freigespült werden, die Kegellager (der empfindlichste
Bereich von Kegelrollen) und die Frontschneiden müssen ständig gekühlt werden. Die Qualität eines Rollenmeißels liegt
nicht nur in der Verschleißfestigkeit seiner
Zähne oder Schneidwarzen, sie liegt auch
ganz wesentlich in der Qualität der Kugellager und in der intelligenten Anordnung
der Spülungskanäle und ihrer Austritte am
Kopf. Die Kegelrollen der Rollenmeißel
können sehr unterschiedlich gestaltet
sein, je nach Schwierigkeitsgrad des geologisch vorher erkundeten Festgesteins.
Ein weltweit gebräuchlicher IADC-Code
untergliedert in diese Schwierigkeitsklassen,nach denen idealerweise die Kegelrollen mit der richtigen Schneidflächen-,
Zahn- oder Schneidwarzen-Bestückung
für den Einsatz ausgewählt werden sollten.
Generell unterscheidet man die Rollenmeißel nach ihrem Rollenkegeltyp in
Zahnmeißel und in Warzenmeißel, wobei
Zahnmeißel für die leichten bis weniger
schwierigen Festgesteine und Warzenmeißel für die harten und schwierigen
Gesteine eingesetzt werden sollten.
Zahnmeißel haben auf ihren Zähnen
oft Aufpanzerungen (z. B. Verschleißschutz durch Schweißungen mit Wolframkarbideinstreuungen). Große und weitständige Zähne (chisels) sind für leichteres
Gestein vorteilhaft,kleine Zähne bei enger
Zahnstellung sind in etwas festerem Material besser geeignet. Unterschiedliche
Warzenstifte sind bei den Warzenmeißeln
in Gebrauch, welche mit WolframkarbidStiften (TCI-Bits) für eben noch härteres
Gestein bestückt sind. Die Geometrie
dieser Warzenstifte (Bits) reicht von Konusformen für mittel-hart (keilförmig-spitzwinklig, conical; keilförmig-schaufelförmig, keilförmig-abgeflacht), über BallistikFormen (kegelförmig-abgerundet, domed)
bis hin zu kugelig-abgeflacht (domed) für
recht harte Gesteine.
Ganz harte Festgesteine,wie z.B.Basalte, Diabase, dichte Quarzite, Hornsteine,
Chromerze, Eklogite und andere basische
und ultrabasische Gesteine,gehen in ihren
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4 Grundorock-Bohrlochmotor für Pilotbohrungen
Gesteinsfestigkeiten über die Möglichkeiten von Rollenmeißeln hinaus. Daher sind
hierfür so genannte Vollbohrkronen mit
Diamant-Besatz oder mit PDC-Bit-Besatz
(= polikristallines Diamantmaterial) nötig.
Diese Vollbohrkronen mit ihren Industriediamanten bzw. PCDs schneiden durch
härtestes Gestein, die Investition für diese
Bohrkronen sind jedoch hoch. Manche
Bohrfirmen kalkulieren daher lieber mit
dem Verschleiß von mehreren Rollenmeißeln mit besten TCI-Bits als mit der Anschaffung einer Vollbohrkrone.Eine Kalkulation, die nicht immer aufgeht und zu der
auch nicht geraten werden kann.
Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade im Fels
Neben den schon erwähnten Schwierigkeitsklassen für einzelne Gesteinsarten
muss beim Bohren immer die Gesamtstrecke in ihrem geologischen und petrografischem Verbund betrachtet werden.
Eine Bohrstrecke muss des öfteren wechselnde Gesteinssorten durchfahren, die
ein unterschiedliches bohrtechnisches
Reagieren erfordern. Je gleich bleibender
die Gesteinsverhältnisse sind, desto kalkulierbarer wird die Bohrung in jeder Weise.
Bohrstrecken, die nur eine einzige Gesteinsart durchfahren, jedoch darin Klüfte,
Spalten, Lösungshohlräume, also Durchrutschungszonen mit Spülungsverlust
aufweisen, stellen schon eine Erschwernis
dar, ebenso Gesteine mit sehr vielen
Trennflächen, die z. T. eng gebündelt auftreten und dadurch das Gestein zonenhaft
weich machen. Bohrstrecken, die im Wesentlichen aus einer Gesteinsart bestehen,
darin jedoch kleine natürliche Einlagerungen, wie z. B. Feuersteinknollen im Kalk
oder Quarzgang-Durchaderungen im
Schiefer ausweisen, bedingen durch ihren
kleinen Anteil an harten Elementen jedoch schon eine bohrtechnische Ausrichtung an diesen „Verschleißbringern“ am
Bohrkopf. Die Bohrkopfauswahl kann sich
nicht mehr am gut schneidbaren Hauptanteil des Gesteins ausrichten, sondern
muss auch gegen die harten, verschleiß-
bringenden „Störkörper“ gewappnet sein.
Bei engen Gesteinswechseln innerhalb einer Bohrstrecke zwischen mittelweich zu mittelharten Gesteinsbänken,
z. B. bei Kalk-Mergel-Wechselfolgen oder
z. B. Schiefer-Sandstein (z. B. Grauwacke)–
Wechselfolgen, muss die Bohrkrone nach
den härteren Gesteinslagen orientiert
werden, auch wenn in den weicheren Folgen dazwischen ein Ankleben und Anhaften des weicheren Materials zwischen den
Bohrzähnen bzw. Warzenstiften erfolgen
wird. Die nächste härtere Gesteinslage
sorgt wieder für ein Freiräumen der Senken zwischen den Bohrbits und die harten
Lagen können leistungsfähig geschnitten
werden.
Schwieriger sind einzelne große Hartfelsvorkommen,z. B.einzelne dicke quarzitische Sandsteinlager oder z. B. Anreicherungen von Findlingen aus kristallinen Gesteinen (z. B. Graniten und Gneisen), innerhalb von weicheren bis mittelharten
Gesteinsfolgen.Ideal wäre hier das Bohren
mit zwei verschiedenen Bohrkronentypen, z. B. zunächst einem Zahnrollenmeißel, dann einem Bohrgestängerückzug vor dem Hartmaterial und Wechsel auf
einen Warzenrollenmeißel und danach
wiederum Rückzug und Wechsel auf den
zuvor genutzten Zahnrollenmeißel. Jeder
Meißel würde in seinem Abschnitt optimal
und mit sehr guter Bohrgeschwindigkeit
schneiden. Zweimal Rückzug und Bohrmeißelwechsel ist jedoch unwirtschaftlich, man wird einen Warzenrollenmeißel
mit möglichst breitständigen und hohen
konischen Bits wählen (Kompromiss an hoher Härte und weitständigen Räumfurchen).
Bei vielfachen extremen Wechseln
zwischen hart und weich innerhalb der
Bohrstrecke bestehen die größten Herausforderungen an das Können der Bohrmannschaft als auch an die Qualität des
Bohrwerkzeuges. Solche extremen Wechsel können innerhalb einer schräg oder
horizontal zu durchbohrenden Wechselfolge (z. B. Kieselschiefer-, Tonstein-, Grauwacken-Wechselfolge) oder im Blockmaterial oder Blockhalden von Bergstürzen,
Hangrutschungen, End- und Zwi-
Auch Felsbohrungen müssen sehr häufig in Aufweitstufen vergrößert werden,nur selten reicht die Pilotbohrung mit
dem Mudmotor auch zur Aufnahme der Produktrohres.
Aufweitungen im Fels bedingen ebenfalls andere Werkzeuge als im
Lockergestein. Felsaufweitköpfe, international als„Hole Opener“ bezeichnet,haben
einen Führungsschaft, der in die Dimension des zuvor erzeugten Felsbohrloches
passt. Daran schließt ein Ringkranz mit
Schneidrollen an, die an einem breiteren,
runden Tragkörper (body) ansitzen.Darauf
folgt ein integraler Drehwirbel. Für sehr
große HDD-Anlagen können die Hole
Opener, gestaffelt hintereinander und jeweils im Durchmesser größer werdend,
mehrere Schneidkränze aufweisen.
Die Schneidrollen können ein kegeliges, stumpfkegeliges bis abgeschnitten
kegeliges Aussehen haben, im Schneidbesatz sind je nach Gesteinssituation glatte
Schneidringe, Zahnringe, Zähne oder
Warzenstifte auf den Kegelflächen in den
bekannten Geometrien möglich. Häufig
sind Zahnkranz- und Warzenstiftschneidrollen in gleich verteilten Anordnungen zu
finden.
Sollte bei der Pilotbohrung mit dem
Mud-Motor der Meißelkopf schon deutlichen Verschleiß und erschwertes Bohren
gezeigt haben, so ist bei Hole Opener entsprechend den IADC-Code der Zahn- oder
Bit-Besatz für die Schneidrollen mindestens 1 bis 2 Stufen höher zu wählen.
Nicht vergessen werden sollte, dass
Hole Opener einen ungleich größeren
Querschnitt herzustellen haben, als der jeweils schon vorliegende Querschnitt darstellt und dass die Schneidkraft der
Schneidrollen über das Bohrgestänge von
der HDD-Anlage aufgebracht werden
muss. Je größer die Zugkraft der HDD-Anlage, desto größer die möglichen Hole
Opener-Querschnitte.
Nicht nur gute und verschleißfeste
Schneidrollen sollten einen Hole Opener
auszeichnen, sondern vor allem auch sehr
gute und verschleißfeste Kugellager.
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Grabenloses Bauen
Aufweitwerkzeuge
(Hole Opener) für
HDD-Felsbohrungen
Horizontalbohren
schenmoränenablagerungen
vorliegen.Sowohl die Bohrkrone als auch der Lagerstuhl des
Mudmotors erfahren hierbei
extreme Belastungen. Die
Bohrkrone kann hier nur auf
die härtesten Anteile orientiert
werden und beim Vorwärtsfahren des Mudmotors sollte
umsichtig im Vorschub gefah5 Grundo-Rock-Ream
ren werden, damit der Bohrkopf nicht an den Weich-Hart-WechselSehr entscheidend ist der Aufbau des
kanten starke Schläge und Stöße erleiden
Lagerstockes, welcher beim Grundorockmuss. Sanftes Bohren in extremen VerhältMud-Motor, im Gegensatz zur üblichen
nissen erfordert Geduld und Können, der
Technik nicht offen und damit nicht bohrDank dafür sind optimale und gleichmäßispülungs-geschmiert ist, sondern in page Bohrlöcher für eine völlig problemfreie
tent-geschützter Weise gekapselt und in
Leitungsverlegung.
diesem geschlossenen System ölgeschmiert ist. Dieses System erhöht entBesonderheiten von
scheidend die Lebensdauer des HDDHDD-Mud-Motoren
Mud-Motors und reduziert zugleich die
Betriebskosten ganz erheblich. Der patenExtreme Überlagerungsdrücke und
tierte Lagerstock ist selbstschmierend und
sehr hohe Temperaturen in der Tiefbohrdruckausgleichend, besitzt eingebaute
technik machen einen weiten Spielraum
Schwingungsdämpfer, erlaubt sehr große
zwischen Rotor und Stator erforderlich.
Lagerbelastungen,zeigt dank verringerter
Für HDD-Anwendungen muss dieser
Reibung deutlich verringerten mechaniSpielraum so eng wie möglich sein, je kleischen Verschleiß und erlaubt die Verwenner die Spülungsmenge für den Schraudung von verdichtbarer oder angereicherbenmotor desto effektiver und wirtschaftter Spülung ohne Probleme.
licher die Baumaßnahme. Für HDD-Anwendungen im Straßenraum darf der
Raumbedarf für die Spülungsmisch- und
HDD-Mud-Motoren für kleine
-pumptechnik nur äußerst gering sein,
Bohrgeräte
gleiches gilt für die Größe von eingesetzten Recyclern.
Ziel langjähriger Entwicklungen war
Die Baugröße der Mud-Motoren muss,
es, bei Bohrlochmotoren ein höheres
wenn sie auf 10 bis 20 t HDD-Anlagen lauDrehmoment mit weniger Spülungsfen sollen, so gering wie möglich sein,
durchflussrate zu liefern. Damit wollte
schließlich geht es in der Längsverlegung
man erreichen, dass Mud-Motoren auch
um 90 bis 160 mm Ø Leitungen, selten um
auf kleineren Bohranlagen eingesetzt
größere Durchmesser. Bei einem Überwerden können, Felsbohren ab der 10-tschnitt von 30 % werden somit Bohrlöcher
Bohrgeräteklasse war das Ziel. Diese
ab 120 mm Ø benötigt. Den Luxus größetechnische Möglichkeit schaffen bis heute
rer Bohrlöcher trägt die Versorgungswirtnur die Grundorock-Mud-Motoren, sie
schaft nur sehr selten. Die kleinsten HDDkommen mit weniger als der Hälfte an
Mud-Motoren liegen daher im DurchmesSpülungsrate aus als vergleichbare
serbereich von 2 7/8“ (= ca. 74 mm).
Mud-Motoren der gleichen Leistungsklasse.
Leistungsunterschiede zwischen verSolche „low flow“-Motoren mit gerinschiedenen Mud-Motoren sind durch den
ger Durchflussrate und hoher Belastungskonstruktiven Innenaufbau und damit
kapazität konnten nur durch die Konstrukherstellerbedingt. Es macht einen deutlition einer speziell auf den HDD-Markt abchen Unterschied, ob die Antriebswelle als
gestimmten Antriebseinheit (Rotor/Stator
Biegewelle in einem Segment (z.B. Grun– power section), der flexiblen Antriebsdorock-Motor), oder als Gelenkwelle auswelle und dem schon begebildet ist. Wie Spannungsanalysen bei
schriebenen,sehr aufwänder Biegewelle zeigen, vermindert deren
dig und vorteilhaft geFlexibilität hier schon Leistungsverluste,
bauten Lagerstuhl (bearwelche bei der Gelenkwelle noch gegeing section) erreicht werden.
ben sind.
Horizontalbohren
Grabenloses Bauen
Länge, bis zur Gegenseite des
Felsrückens, z. T. unter 45 m
Felsbedeckung, an einem Tag
mit einem 4-1/2-TCI-RollenDükerbohrung im Kalkfels
Bei Tuttlingen in der südmeißel durchbohrt und am
westlichen Schwäbischen Alb
nächsten Tag wurde in der Piist die Donau noch ursprungslotbohrung die Abwassernah und schmal ausgebildet.
druckleitung eingezogen. Die
Sie fließt hier durch eine felsige
Befürchtungen auf FelshohlLandschaft, durch ein Tal mit
räume im Massenkalk zu
einzelnen weißen Felsen an
stoßen waren berechtigt, die
den Flanken, ihr Untergrund
Hohlräume blieben jedoch im
besteht zunächst aus natürliDezimeterbereich und führchem Kalksteinschotter und ten zu keinen Bohrbeeinträchsplitt, eingebettet in Lehm und
tigungen oder Lageabwei6 HDD-Bohrung durch Weißjura-Massenkalk zur Abkürzung einer Leitungsdarunter, ab 3,2 m Tiefe, aus
chungen. Die Ortung des
trasse
Abbildungen: Bayer
hartem Kalksteinfels des ObeBohrkopfsenders konnte nur
ren Juras. Dieser Kalksteinfels ist massig
bis etwa 15 m Tiefe wahrgenommen werAbkürzung durch einen
und massiv (Bezeichnung: Massenkalk)
den und verlangte beinahe bergsteigeriFelsrücken
und hat fleckenhaft Partien mit über
sche Fähigkeiten vom Bohrmeister. Die or200 MPa Druckfestigkeit.
tungsfreie Strecke (etwa 50 m) wurde, wie
Ebenfalls in der Schwäbischen Alb, jeDie „junge“ Donau, im Trassenbereich
gewünscht, geradlinig bei gleichmäßigen
doch in einem Seitental zur Donau, entetwa 3 m tief, war mit einer Sohldeckung
Gefälle, realisiert und der geplante Anbinspringt die Zwiefaltener Ach in einer hochvon 2,5 bis 3 m zu unterdükern, wobei in
depunkt der Leitung an die Talgrundinteressanten Quellhöhle.Diese Quellhöh1,6 m unter der Flusssohle der Massenkalk
strecke sehr genau erreicht.
le, die Wimsener Höhle (auch Friedrichsansteht, während er sonst ab 3,2 m unter
Über die Baumaßnahme wurde vom
höhle genannt) ist die einzige TropfGelände zu finden ist.
Umweltministerium sogar für Schulungssteinhöhle Deutschlands, die mit einem
In Zuge eines kilometerlangen LWLzwecke eine Filmdokumentation vorgeBesucherboot befahren werden kann.EntProjektes der Stadtwerke Tuttlingen sollte
nommen, als Beispiel für umweltfreundlisprechend hoch ist an vielen Wochenenhier die Donau bei der Kleingartenanlage
ches Bauens in landschaftlich sehr sensiden in den Besuchszeiten von Frühjahr bis
„Oberer Bann“ auf 123 m Länge für ein Kablen Räumen.
Herbst der Besucherandrang, auch für die
belschutzrohr PE-HD DA 160 mm unterbenachbarte Höhlengaststätte. Die Höhquert werden. Eine besondere Herausforlengaststätte hat daher auch ein zeitweise
Dükerung eines „wilden“
derung war dadurch gegeben, dass die
sehr hohes Abwasseraufkommen, auf die
Alpenflusses
Dükerung von 7 m unter GeländeoberDauer zu viel für eine Sammelgrube. Über
fläche gleichzeitig in einer Raumkurve mit
das Förderprogramm „Ländlicher Raum“
Die Traun, ein „wilder“ Fluss aus den Al145 m Radius durchzuführen war. Die Ufer
wurde daher vom Umweltministerium Bapen, hat auch im Vorland, im östlichen
der Donau waren hier, gegenüber dem
den-Württemberg der Bau einer AbwasChiemsee-Gebiet, noch ein starkes FließBahnhofsplatz in Richtung „Oberer Bann“,
serfernleitung (Druckleitung) verordnet,
gefälle. Die Wasserstände eines solchen
zwar bebauungsfrei (Wiese), es mussten
die auch die benachbarten Gebäude soGebirgsflusses können plötzlich wechseln,
jedoch Grundstücksgrenzen und andere
wie das im Tal etwas höher gelegene
daher wünschte die Auftraggeberseite
Leitmarken beachtet werden.
Schloss Ehrenfels anbinden musste. Das
schon aus Sicherheitsgründen den Einsatz
Zur Bewältigung dieser Bauaufgabe
obere Tal der Zwiefaltener Ach steht teilder Horizontalspülbohrtechnik. Auch ein
wurde ein Grundodrill 20 S mit einem
weise unter Naturschutz, teilweise unter
Privatgrundstück im Trassenbereich sollte
Grundorock TT 375 Low Flow-Mud-Motor
Landschaftsschutz.Unterhalb des Höhlenmöglichst nicht verletzt werden.
mit TCI-Rollenmeißel eingesetzt. Die Pilothauses fließt die Ach in Schleifenform
Nach mehreren Bohrversuchen einbohrung erforderte zwei Arbeitstage, dadurch eine herrliche Felsenge, Grund geheimischer Bohrunternehmer, die sowohl
nach kam ein LT 4“-Hole Opener mit 10“nug, diesen Abschnitt vom Leitungsbau
am Baugrund als auch mit ihrem EquipCutting-Durchmesser für die Aufweitung
völlig zu verschonen. Man entschied, den
ment scheiterten, wurde ein erfahrenes
des Bohrloches zum Einsatz. Die Aufbis zu 50 m hohen und steilen Felsrücken
Bohrunternehmen aus dem Alpenvorland
weitung erfolgte an einem Tag. Der Rohin abkürzender Weise im Basisbereich zu
mit entsprechender Bodenerfahrung und
reinzug mit einem vorauslaufenden 10“durchbohren.
mit leistungsstarker Bohranlage beaufHole-Opener benötigte ebenfalls nur eiHinter dem Nebengebäude des
tragt.
nen Tag. Die gesamte Bauzeit betrug vier
Höhlenhauses wurde eine 20-t-HDD-AnlaEs war von Vorteil, dass zur Bauzeit
Tage.
ge (Typ Grundodrill 20 S) mit einem Grunaußergewöhnliches Niedrigwasser (lanDer Tiefgang der Bohrung bei gleichdorock-Mud-Motor 3 3/4 aufgebaut und
ger, trockener Sommer) herrschte. Gerade
zeitigem Kurvenverlauf der Trasse wurde
im Abschnitt bei Traunreut durchfließt die
leicht schräg geneigt, aber geradlinig
exakt bewerkstelligt. Mittlerweile sind
Traun einen Endmoränenwall eines ehedurch den Fels gebohrt. Das Gestein, ein
Dükerbohrungen im Kalkfels Süddeutschmaligen Gletschers, sodass die gesamte
klüftiger Weißjura-Massenkalk mit über
lands von vielen Stadtwerken erwünscht.
Geschiebefracht vor der ehemaligen Glet200 mPa Druckfestigkeit wurde auf 90 m
Anwendungsbeispiele
von HDD-Mud-Motoren
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Verlegung eines innerstädtischen Kabelkanals
Ein recht typisches Beispiel einer innerstädtischen Verlegung, dazu direkt am
Rande des Altstadtkernes, wurde 2004 in
Schwäbisch Hall von den dortigen Stadtwerken beauftragt. Um eine Hangsituation mit 12 m Höhenunterschied auf 80 m
Länge für den Einzug eines Bündels Leerrohre zu überwinden, ergaben alle Abwägungen der Baustellensituation den Einsatz einer Felsbohrung. Nahe einer Hauptverkehrsstraße Richtung Stuttgart, eingeschnitten in einer Talkerbe, wurde in der
Flanke dieser Talkerbe der sehr harte bankige Fels des oberen Hauptmuschelkalks
mit einem 375er Grundorock-Mud-Motor
auf Basis eines Grundodrills 20 S durchbohrt. Aus Platzgründen wurde bergab-
Unterdükerung des
Rhein-Main-Donau-Kanals
Bauzeit von 3 Wochen und dies unter
Hochwinterbedingungen. Der Schifffahrtsverkehr bemerkte die Baumaßnahme so gut wie gar nicht.
Felsbohrung im Phycodenschiefer des Erzgebirges
Gleich zwei Felsbohrungen parallel zueinander mussten im Sommer 2002 unter
dem Fluss Zwickauer Mulde bei WilkauHasslau im Stadtteil Silberstraße zur Aufnahme von ganzen Rohrbündeln durchgeführt werden. Die Zwickauer Mulde
fließt in diesem Bereich durch recht festen
metamorphen Phycodenschiefer aus dem
Erdaltertum, der teils direkt im Flussbett
ansteht und zu sehen ist und unter den
Flussflanken schon in 1,50 m Tiefe auftritt.
Die Flussbreite beträgt bei Silberstraße ca.
18 m, die benötigten Bohrungslängen betrugen einmal 170 m und für die Parallelbohrung 150 m. Jede Bohrung sollte vier
Schutzrohre, da = 160 mm, für Abwasser
Auch Datenautobahnen müssen
Schifffahrtswege queren. Im Jahr 2000
baute die Firma Worldcom unter der Projektleitung der Firma Bechtel ein Backbone-Netz, d. h. ein Hauptstrang mit mehreren hundert Glasfasern quer durch
Deutschland. Bei Hilpoltstein, ca. 20 km
südlich von Nürnberg, musste der RheinMain-Donau-Kanal für dieses Datenhauptkabel unterquert werden. Die Schifffahrtsverwaltung bestimmte für den Düker einen Mindestabstand von 4 m unter der Kanalsohle und ein Schutzrohr aus 314 mm
Stahl für die Aufnahme des Glasfaserstranges. Die Firma Bente aus Diepenau wurde
als Subunternehmer von der WiegandBau aus Nürnberg mit der Erstellung der
Dükerbohrung beauftragt. Der Firma Bente war vom Baugrund bekannt, dass Massenkalk und andere Juragesteine in dieser
Tiefe unter dem Schifffahrtskanal zu
durchbohren waren. Man entschied sich
für eine Grundodrill 20 S-Bohranlage, die
einen 375er Grundorock-Mud-Motor aufnahm. Unter Winterbedingungen mit
Minustemperaturen zwischen 3 und 8 °C
wurde die Pilotbohrung,eine 12“ –Aufweitung und eine 18“-Aufweitung im Jurafels
vorgenommen. Die reine Pilotbohrzeit betrug 4 Tage. Das Aufweiten dauerte auch
jeweils 4 Tage, während der Rohreinzug
selber innerhalb von 24 Stunden vorgenommen wurde. Der Ringraum zwischen
dem Bohrloch und dem Stahlrohr wurde
unter einem definierten Verpressdruck gefüllt. Die Baumaßnahme hatte eine reine
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Grabenloses Bauen
wärts gebohrt, die Geländeüberdeckung
betrug zumeist 2 m, wobei an der Hangkante eine größte Tiefe von 4,50 m erreicht
wurde. Der obere Hauptmuschelkalk mit
Druckfestigkeiten von über 200 MPa war
von vornherein als sehr klüftig bekannt
und hohe Spülungsverluste während der
Bohrung bestätigten dies.Die Bohrung für
10 Leerrohre mit jeweils 75 mm Durchmesser zur Aufnahme von Strom- und
Kommunikationsleitungen wurde nach
der Pilotbohrung in zwei Aufweitschritten
(10“ und 14“) innerhalb von zwei Wochen
erstellt. Weder die Hauptverkehrsstraße
noch der Altstadtrand, noch die Hangkante mit ihrer schützenswerten Vegetation
wurden von dieser Bohrung je beeinträchtigt. Durch den Einsatz der Felsbohrung
konnte zugleich die kürzeste und wirtschaftlichste Trasse gewählt werden.
Horizontalbohren
scherzunge heute in diesem Bereich vorzufinden ist. Gerölle wechseln in engster
Anordnung mit Blöcken und Findlingen
ab, dazwischen liegt Geschiebelehm und
-mergel vor. Dieser permanente extreme
Hart-Weich-Wechsel im Boden stellt für
jedes Bohrwerkzeug eine besondere
Herausforderung dar.Für die Bohrarbeiten
wurde daher ein Grundorock-Mud-Motor
ausgewählt, um auch Geschiebe in Findlingsgröße und aus hartem Fels bewältigen zu können.
Die erste Pilotbohrung brachte erstmals genaueren Aufschluss über den Verlauf und die Mächtigkeit der Gesteinshorizonte und Blocklagen. Bei dieser Bohrung
traten plötzliche Spülungsverluste auf sowie starke Abweichungen in Höhe und
Lage.Die Pilotbohrung musste ein zweites
Mal neu begonnen werden, bis der optimale Eintrittswinkel in die Gesteinsschichten gefunden wurde. Die erste Pilotbohrung für das erste Rohr dauerte 1,5 Tage.
Die zweite Pilotbohrung für die zweite zu
verlegende Rohrleitung, die rund 2 m parallel zur ersten verlief, nahm einen Tag in
Anspruch.
Danach erfolgte ein erster Räumgang
für das 110er Rohr mit einem Hole Opener
4“-Body und 8“-Cutter (Rollenmeißel mit
TCI-Bits). Dieser Räumgang dauerte 9,5
Stunden. Für die zweite Bohrung wurde
nach einem Tag eine zweite Räumbohrung für das 180er Rohr mit einem Holeopener von 4“-Body und 12“-TCI Cutter in
1,5 Tagen durchgeführt.
Innerhalb von fünf Tagen waren beide
Bohrungen erstellt und die Produktrohre
eingezogen worden.
Horizontalbohren
Grabenloses Bauen
und Strom aufnehmen, wobei das Rohrmaterial aus PE 100 bestand.Das besondere an dieser Baumaßnahme, die von der
Tessag AG und der Energie Sachsen-Brandenburg AG beauftragt wurde, bestand
darin, auf der Norduferseite des Flusses
eine Hanglage mit 32 m Höhenunterschied zu überwinden, sodass auf dieser
Flussgegenseite regelrecht den Berg
hochgebohrt werden musste. Bei diesen
Bohrungen betrug die Tiefe unter der
Flusssohle jeweils ca. 10 m. Gestartet wurde in einem großen berechneten Bogen
vom Niedrigufer des Flusses 13 m über der
Flusssohle. Unter der Flusssohle in 10 m
Tiefe mussten die 32 m Höhenunterschied
auf der steilen Flussgegenseite hochgebohrt werden. Sowohl der Bohrungsverlauf als auch der harte Schieferfels waren
eine besondere Herausforderung für den
Grundodrill 20 S mit seinem 375er Grundorock-Mud-Motor. Dieser Mud-Motor
hatte am Kopf einen Warzenrollenmeißel
mit TCI-Bits. Beide Bohrungen wurden in
drei Wochen erstellt, wobei jeweils drei
Aufweitschritte mit Hole Openers von 10“,
16“ und 20“ erfolgten, sodass 500 mm
große Bohrlöcher zum Einzug der Rohrbündel zur Verfügung standen. Der recht
gleichmäßig harte Schiefer und das hohe
Leistungsvermögen der Bohranlage mit
dem Grundorock-Mud-Motor erlaubte
diese schnelle Fertigstellung der beiden
Felsbohrungen.
Scharfkantiger Sand – ein klarer
Fall für den Mud-Motor
Neben den beschriebenen Felsbohrungen oder Bohrungen im groben Geröllund Schuttmaterial gibt es dicht gelagerte
Lockergesteine, die für das normale HDDBohren große Probleme bereiten können.
Extrem scharfkantiger Sand,der einmal als
Flugsand am Boden abgelagert wurde
und beim Aufschlag in viele scharfkantige
Partikel zerbrochen ist, ist bei kompakter
Lagerung ein schwer durchdringbares
Sediment. Die splittigen, extrem rauen
Sandkörner verhaken sich ineinander und
erlauben keine Verlagerung, Flugsandvorkommen sind damit beinahe so widerstandsfähig wie Felsmaterial. In Riedstadt-Goddelau bei Griesheim im hessischen Ried mussten im Frühjahr 2004
Stahlrohre als Schutzrohre für Erdgasleitungen verlegt werden, welche nur eine
Verlegetiefe von 1,50 m und unter einem
querenden Bach eine Tiefe von 6,5 m erreichen sollten. Die Trasse, welche mit lauter
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parallelen Fremdleitungen, zum Beispiel
einer Gashochdruckleitung, mehreren
10-kV-Stromleitungen und einer 20-kVStromleitung belegt war und die schon in
einer Tiefe von 1,50 m Grundwasser aufwies, sollte auch noch die zementummantelte Stahlrohrleitung (Außendurchmesser: ca. 350 mm) als Schutzrohr für eine
weitere Erdgasleitung aufnehmen.Genaues Orten und genaues Steuern waren
Voraussetzung für die grabenlose Leitungsverlegung. Der scharfkantige Sand
erzeugte bei jeder Form von Lockergesteinsbohrkopf einen extremen Widerstand und versagte jegliche Steuermöglichkeit. Die Firma Brochier, Nürnberg, als
Auftraggeber für die ARGE Goddelau, entschied sich pragmatisch für den Einsatz
eines Grundorock-Mudmotors mit einem
1,5 Grad Winkelstück zur Steuerung. Mit
dem Grundodrill 20 S der Firma Brochier
wurde auf Grund der vielen parallelen
Stromleitungen eine kabelgeführte MudMotorbohrung durchgeführt, die schnell
und präzise ihr Ziel erreichte. Die 280 m
lange Bohrstrecke wurde in zwei Schritten,
350 mm und 540 mm, aufgeweitet, sodass
das betonummantelte Stahlrohr lageexakt eingezogen werden konnte. Die
Bohrgeschwindigkeit und die Steuergenauigkeit mit dem Mud-Motor hätten mit
einem Lockergesteinsequipment nie erreicht werden können. Mud-Motoren sind
somit auch ideale Bohrwerkzeuge für
kantiges, splittiges oder raukörniges
Lockergestein im Untergrund.
Heutige Möglichkeiten mit
HDD-Mud-Motoren
Die Entwicklung spezieller HDD-MudMotoren brachte als entscheidenden Vorteil die erstmalige Möglichkeit, mit kleinen HDD-Anlagen ab der 10-t-Klasse überhaupt Felsbohrungen ausführen zu können. Dies war vor drei Jahren noch nur mit
Anlagen ab der 20-t-Klasse denkbar. Weitere entscheidende Vorteile dieser speziellen HDD-Felsbohrmotoren sind die lange
Lebensdauer, die hohe Zuverlässigkeit, die
geringen Betriebskosten und die Möglichkeit vielfältiger innerstädtischer Einsätze
für den Netzbau in schwierigstem Baugrund.
Mit Mud-Motoren sind alle Gesteinsformationen bohrbar, selbst härteste
Gesteine können durchbohrt werden,
allerdings müssen die eingesetzten Bohrkronen sehr dezidiert auf die Gesteinseigenheiten abgestimmt werden.Die Bohr-
krone muss jeweils zum Gestein passen,
wobei mit zunehmender Gesteinshärte
und -abrasivität die Bohrkronen entsprechend aufwändiger und teuer werden.
Extreme Hart-Weich-Wechsel im Gebirge oder im Blockmaterial sind für das
HDD-Bohren sehr anspruchvoll und erfordern hohe Erfahrungen, gleichmäßige
Felsverhältnisse, egal ob weich oder hart,
sind technisch deutlich einfacher zu handhaben.In der HDD-Felsbohrtechnik liegen,
wie in anderen Baubereichen auch, die
interessanten Aufgabenbewältigungen in
komplexen Untergrundverhältnissen. Bohrtechnisch gibt es für die Könner der HDDFelsbohrtechnologie mit Mud-Motoren
keine gesteinsbedingten Grenzen mehr.
Eine detaillierte Geräteübersicht zur
HDD-Felsbohrtechnologie finden Sie im
Internet unter www.tis-online.info.
Literatur
Bayer,H.-J.(2002): Das Bohrgerät der Zukunft – Neue Anwendungsfelder.AZ BUT
News 1/02,S.9–11,Enningerloh.
Bayer,H.-J.,KOCH,E.(2003): Felsbohrtechnik mit hochleistungsfähigen und spülungsarmen Mud-Motoren.Iro-Schriftenreihe Bd.27,S.644–655,(Vulkan-Verlag),
Essen.
Bayer,H.-J.(2005): HDD-Praxis Handbuch
(Vulkan-Verlag),196 S.,Essen.
DCA (Verband Güteschutz Horizontalbohrungen) (2000): Horizontal Directional
Drilling – technische Richtlinien des DCA,
2.Aufl.,65 S.,Aachen.
Naujoks,G.(2002): Breite Leistungspalette
in der gesteuerten Horizontalbohrtechnik,
3R Int.Heft 1,S.32–34,Essen.
Stein,D.(2003): Grabenloser Leitungsbau
(Ernst&Sohn),1144 S.,Berlin.
Tracto-Technik GmbH (Hrsg.,2003):
TT-System.Bohrwerkzeuge und Zubehör
für die grabenlose Rohrverlegung.Informationsschrift Tracto-Technik,13 S.,Lennestadt.
Tracto-Technik GmbH (Hrsg.2005): Der
Felsbezwinger.Informationsschrift TractoTechnik,16 S.,Lennestadt.
Verfasser: Dr.Hans-Joachim Bayer,Neue
Anwendungen,und Udo Harer,Schulungsbohrmeister,Fa.Tracto-Technik
GmbH, Reiherstr.2,57356 Lennestadt
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