Musterlösung der Präsenzaufgaben zu Mathematik I für ET/IT und ITS“ ” WS 2011/2012 Blatt 1 1. Ungleichungen lösen: (a) Für welche natürlichen Zahlen n 6= 4 gilt 5n n−4 < n? Lösung. Wenn man die Ungleichung mit n − 4 multiplizieren will, muss man zwei Fälle unterscheiden: n > 4: In diesem Fall gilt n − 4 > 0 und die Ungleichung wird zu 5n < n(n − 4) 5n < n2 − 4n 9n < n2 . Da n > 4 > 0, kann man die Ungleichung durch n dividieren und erhält 9 < n. n < 4: In diesem Fall gilt n − 4 < 0 und die Ungleichung wird zu 5n > n(n − 4) 5n > n2 − 4n 9n > n2 . Da für n = 0 die Ungleichung falsch ist, kann man n > 0 annehmen, die Ungleichung durch n dividieren und erhält 9 > n > 0. Zusammengefasst ergibt sich als gesuchte Lösungsmenge ({n > 4} ∩ {n > 9}) ∪ ({n < 4} ∩ {0 < n < 9}) = {1, 2, 3} ∪ {n ∈ N : n > 9}. (b) Für welche reellen Zahlen x gilt |x − 2| < |1 − 2x|? Lösung. Um die Betragszeichen aufzulösen, muss man eine Fallunterscheidung durchführen. Bei x = 2 wechselt x − 2 das Vorzeichen, und bei x = 21 wechselt 1 − 2x das Vorzeichen. Damit haben wir die Fälle: • Falls x < 12 , so gilt x − 2 < 0, also |x − 2| = 2 − x, und 1 − 2x > 0, also |1 − 2x| = 1 − 2x. Die Ungleichung wird zu 2 − x < 1 − 2x x < −1. 1 • Falls 12 ≤ x < 2, so gilt x − 2 < 0, also |x − 2| = 2 − x, und 1 − 2x < 0, also |1 − 2x| = 2x − 1. Die Ungleichung wird zu 2 − x < 2x − 1 3 < 3x 1 < x. • Falls 2 ≤ x, so gilt x − 2 > 0, also |x − 2| = x − 2, und 1 − 2x < 0, also |1 − 2x| = 2x − 1. Man erhält x − 2 < 2x − 1 −1 < x. Zusammengefasst ergibt sich als gesuchte Lösungsmenge 1 1 ∪ 1 < x, ≤ x < 2 ∪ {2 ≤ x, −1 < x} x < −1, x < 2 2 = {x < −1} ∪ {x > 1}. 2. Approximation irrationaler Zahlen: √ ist. Finden Sie mit Hilfe des HalbierungsverfahZeigen Sie, dass 3 4 keine rationale Zahl √ 3 1 rens ein Intervall der Länge 8 , das 4 enthält. (Beginnen Sie zum Beispiel mit x0 = 1 und x1 = 2, da 13 = 1 < 4 und 23 = 8 > 4.) √ 3 Lösung. Wenn 4 ein rationale Zahl ist, dann existieren teilerfremde Zahlen p, q ∈ N, √ √ 3 3 4 > 0, so dass 4 = pq . √ 3 4= p p3 ⇒ 4 = 22 = 3 ⇒ 22 q 3 = p3 ⇒ 2|p3 ⇒ 2|p ⇒ 23 |22 q 3 ⇒ 2|q 3 ⇒ 2|q q q Dies ist ein Widerspruch, da p und q teilerfremd sind, d.h. es kann nicht 2|p und 2|q √ 3 gelten. Also gilt 4 6∈ Q. (Die Folgerungen 2|p3 ⇒ 2|p und 2|q 3 ⇒ 2|q sind möglich, da 2 eine Primzahl ist.) √ Es gilt x30 = 13 = 1 < 4 und x31 = 23 = 8 > 4. Also gilt 1 < 3 4 < 2. Mit Hilfe der Rekursionsformel ( xn + 21n falls x3n < 4 xn+1 := xn − 21n falls x3n > 4 erhalten wir 3 1 = 2 2 3 1 7 3 27 3 x3 = x2 + = , weil x2 = <4 = 4 4 2 8 13 73 1 x4 = x3 − = , weil x33 = 3 > 4 8 8 4 1 25 133 x5 = x4 − = , weil x34 = 3 > 4 16 16 8 x2 = x1 − 2 √ √ √ √ Es gilt x0 < 3 4 < x1 , x2 < 3 4 < x1 , x2 < 3 4 < x3 und x2 < 3 4 < x4 . Da x4 −x2 = 18 , √ ist [x2 , x4 ] ein Intervall der gewünschten Länge, das 3 4 enthält. 3. Rechnen mit komplexen Zahlen: Wir betrachten die komplexen Zahlen z := 2 − 4i und w := −1 − 3i. (a) Bestimmen Sie die Beträge |z| und |w|. p p √ √ Lösung. |z| = 22 + (−4)2 = 20, |w| = (−1)2 + (−3)2 = 10 (b) Berechnen und skizzieren Sie z − w, zw, w z und w̄. Lösung. z − w = (2 − 4i) − (−1 − 3i) = 2 + 1 + i(−4 + 3) = 3 − i zw = (2 − 4i)(−1 − 3i) = −2 − 6i + 4i + 12i2 = −14 − 2i w̄ = −1 + 3i wz̄ (−1 − 3i)(2 + 4i) 10 − 10i 1 i w = 2 = = = − z |z| 20 20 2 2 w −w 3 2 1 −14 −12 −10 −8 −6 −4 −3 −2 −1 1 2 3 4 w/z −1 z−w −2 zw −3 w −4 z Abbildung 1: Graphische Darstellung von z, w, z − w, zw, P und (a) Schreiben Sie P6 4. Benutzung von Lösung. Es gilt 6 X k=3 Q w z und w̄ : k=3 (−2) 2+k und Q4 k=0 (−1 + 3k) ohne Laufindex. (−2)2+k = (−2)2+3 + (−2)2+4 + (−2)2+5 + (−2)2+6 = −25 + 26 − 27 + 28 3 und 4 Y k=0 (−1 + 3k) = (−1 + 0)(−1 + 3)(−1 + 6)(−1 + 9)(−1 + 12) = (−1) · 2 · 5 · 8 · 11. (b) Zeigen Sie mit Hilfe einer Indexverschiebung für alle n ∈ N n X k=0 (2n − 2k + 3) = n X (2k + 3). k=0 Lösung. Für alle n ∈ N gilt mit ℓ = n − k n X k=0 (2n − 2k + 3) = n X k=0 (2(n − k) + 3) = n X (2ℓ + 3), ℓ=0 denn wenn k die Werte 0, 1, 2, . . . , n annimmt, dann nimmt ℓ = n − k die Werte n, n − 1, n − 2, . . . , 0 an, durchläuft also dieselbe Indexmenge (wenn auch in umgekehrter Reihenfolge). Jetzt nennt man den Laufindex wieder k statt ℓ und erhält die Behauptung. P (c) Berechnen Sie 4k=0 (−2)k + 3 . Lösung. Mit Hilfe der Summenformel für die geometrische Reihe erhält man ! ! 4 4 4 X X X 1 + 32 1 − (−2)5 +3·5 = + 15 = 26. ((−2)k + 3) = (−2)k + 3 = 1 − (−2) 3 k=0 k=0 (d) Zeigen Sie die Summenformel k=0 Pn k=1 (2k) = (n + 1)n für alle n ∈ N. Lösung. Mit Hilfe der Summenformel für die ersten n natürlichen Zahlen erhält man n n X X n(n + 1) = n(n + 1). (2k) = 2 k =2· 2 k=1 k=1 4 Musterlösung der Hausaufgaben zu Mathematik I für ET/IT und ITS“ ” WS 2011/2012 Blatt 1 1. (a) Für welche ganzen Zahlen n gilt |n − 3| + |n + 4| < 12? Lösung. Um die Betragszeichen aufzulösen, muss man eine Fallunterscheidung vornehmen. • Falls n ≥ 3, so gilt n − 3 ≥ 0 und n + 4 > 0. Man kann die Betragszeichen weglassen und erhält n − 3 + n + 4 < 12 2n < 11 11 n< . 2 • Falls −4 ≤ n < 3, so gilt n + 4 ≥ 0 und n − 3 < 0, also |n − 3| = 3 − n. Man erhält die Ungleichung 3 − n + n + 4 < 12 7 < 12. Da 7 < 12 wahr ist, ist die Ungleichung |n − 3| + |n + 4| < 12 für −4 ≤ n < 3 erfüllt. • Falls n < −4, so gilt n + 4 < 0 und n − 3 < 0, also |n + 4| = −n − 4 und |n − 3| = −n + 3. Man erhält die Ungleichung −n − 4 − n + 3 < 12 −2n < 13 13 n>− . 2 Zusammengefasst ergibt sich als gesuchte Lösungsmenge 13 11 ∪ {−4 ≤ n < 3} ∪ −4 > n, n > − n ≥ 3, n < 2 2 = {3, 4, 5} ∪ {−4 ≤ n < 3} ∪ {−5, −6} ={−6, −5, −4, −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, 4, 5} (b) Für welche reellen Zahlen x gilt x2 − 6x − 16 > 0? Lösung. Es gilt x2 − 6x − 16 = x2 − 6x + 9 − 25 = (x − 3)2 − 25 und auch x2 − 6x − 16 = (x − 8)(x + 2). Von der gefundenen Umformung des Ausdrucks x2 − 2x − 15 hängt der Lösungsweg ab. 1 i. x2 − 6x − 16 > 0 (x − 3)2 − 25 > 0 (x − 3)2 > 25 = 52 |x − 3| > 5 Die gesuchte Lösungsmenge ist {x − 3 > 5} ∪ {x − 3 < −5} = {x > 8} ∪ {x < −2}. ii. x2 − 6x − 16 > 0 (x − 8)(x + 2) > 0 Das Produkt der beiden reellen Zahlen x − 8 und x + 2 ist genau dann größer als 0, wenn beide Faktoren größer als 0 sind oder wenn beide Faktoren kleiner als 0 sind. Die gesuchte Lösungsmenge ist {x − 8 > 0, x + 2 > 0} ∪ {x − 8 < 0, x + 2 < 0} = {x > 8} ∪ {x < −2}. 2. Finden Sie mit Hilfe des Halbierungsverfahrens ein Intervall der Länge √ tionale Zahl 5 enthält. 1 16 , das die irra- 2 2 Lösung. √ Wir wählen x0 = 2, denn 2 = 4 < 5, und x1 = 3, denn 3 = 9 > 5. Also gilt 2 < 5 < 3. Mit Hilfe der Rekursionsformel ( xn + 21n falls x2n < 5 xn+1 := xn − 21n falls x2n > 5 erhalten wir 1 5 = 2 2 2 9 1 5 25 2 >5 x3 = x2 − = , weil x2 = = 4 4 2 4 92 17 81 1 >5 x4 = x3 − = , weil x23 = 2 = 8 8 4 16 35 172 289 1 = , weil x24 = 2 = <5 x5 = x4 + 16 16 8 64 1 71 352 1225 x6 = x5 + = , weil x25 = 2 = <5 32 32 16 256 √ √ √ √ √ Es gilt x0 < 5 < x1 , x0 < 5 < x2 , x0 < 5 < x3 , x4 < 5 < x3√ , x5 < 5 < x3 . Da 1 , ist [x5 , x3 ] ein Intervall der gewünschten Länge, das 5 enthält. x3 − x5 = 16 x2 = x1 − 2 3. Bestimmen Sie alle Lösungen z ∈ C der Gleichung z 2 = 6 − 8i. Lösung. Mit Hilfe der Zerlegung einer komplexen Zahl in Real- und Imaginärteil, also z = x + iy mit x, y ∈ R erhalten wir z 2 = (x + iy)2 = x2 − y 2 + i(2xy) = 6 − 8i, also zwei Gleichungen (ein Gleichungssystem) für die beiden reellen Variablen x, y: 6 = x2 − y 2 (1) −8 = 2xy (2) Aus der zweiten Gleichung folgt x, y 6= 0, und man kann nach y umstellen, y = − x4 . Benutzt man dies in der ersten Gleichung, so erhält man 4 6=x − − x 16 6 = x2 − 2 x 6x2 = (x2 )2 − 16 2 (x2 )2 − 6x2 − 16 = 0 x2 = 3 ± √ 2 9 + 16 = 3 ± √ 25 also x2 = 8 oder x2 = −2.√Die zweite Möglichkeit scheidet aus, da x2 ≥ 0 für alle x ∈ R. kann man √ y als y = −4/x Aus x2 = 8 folgt x = ±2 2. Für jeden der beiden x-Werte √ berechnen und erhält die beiden komplexen Lösungen 2(2 − i) und − 2(2 − i). 4. Berechnen Sie P4 k=1 (2 k − 1) und Lösung. Es gilt 4 X k=1 (2k − 1) = 4 X k=1 2k − Pn 4 X k=1 k=1 (2n 1= − 1) für alle n ∈ N. 4 X k=0 2k − 20 − 4 · 1 = 1 − 25 − 5 = 26. 1−2 Da die Summanden (2n − 1) nicht vom Laufindex k abhängen und die Summe aus n Summanden besteht, gilt n X (2n − 1) = n(2n − 1). k=1 3