Richtig Essen bei erhöhten Blutfettwerten IMPRESSUM Medieninhaber, Herausgeber, Verleger Hinweis zur Schreibweise avomed Arbeitskreis für Vorsorgemedizin und Gesundheitsförderung in Tirol Nur um bessere Lesbarkeit zu gewährleisten haben wir im Text häufig die männliche Form verwendet – selbstverständlich sind mit dieser Form auch Frauen gemeint. Anichstraße 6/4 6020 Innsbruck Tel 0 512 / 58 60 63 – 15 Fax 0 512 / 58 30 23 [email protected] www.avomed.at © avomed 2009 Überarbeitete Auflage, März 2009 Nachdruck, Vervielfältigung – auch auszugsweise, sowie Verarbeitung in elektronischen Medien nur mit Genehmigung des Herausgebers. Vorweg einige Tipps Machen Sie sich mit dem Fett- und Cholesteringehalt der Lebensmittel vertraut. Das erleichtert den Einkauf und die Zusammenstellung Ihres Speiseplanes. Verwenden Sie hochwertige, pflanzliche Fette und Öle ( mit hohem Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ) ! Bauen Sie Übergewicht langsam ab ! Tipps dazu erhalten Sie von Ihrer Diätologin. Gemüse und Salate sollen bei keiner Hauptmahlzeit fehlen ! Essen Sie öfters Vollkornbrot, Naturreis und Vollkornnudeln und nutzen Sie dadurch den Effekt eines hohen Ballaststoffgehaltes. Planen Sie täglich öfters kleinere Mahlzeiten ein, um Heißhungerattacken vorzubeugen ! Trinken Sie ca. 2 Liter ( Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Tees ) ! 3 Bei hohen Triglycerid-Werten ist der Alkoholkonsum kritisch, da Triglyceride aus Alkohol gebildet werden können ! Bei ausschließlich hohen Cholesterinwerten ist gegen ein Gläschen Wein zu besonderen Anlässen jedoch nichts einzuwenden. Setzen Sie Salz sparsam ein ! Bringen Sie durch verschiedene Kräuter und Gewürze mehr Geschmack in Ihr Essen ! Ausdauersport ( z. B. 30 Minuten schnelles Spazierengehen pro Tag ) hilft, den Blutfettspiegel zu senken und das günstige HDL-Cholesterin zu steigern. Oft wird Stress oder eine problematische Lebenssituation durch vermehrtes und falsch zusammengestelltes Essen »gemeistert«. Suchen Sie sich Möglichkeiten einer geeigneten Stressbewältigung. 4 Richtig Essen bei erhöhten Blutfettwerten ( Cholesterin und Triglyceride ) Ihr Arzt hat bei Ihnen erhöhte Cholesterin- und/oder Triglyceridwerte festgestellt und empfiehlt Ihnen nun eine spezielle Kostform, um diese Werte zu verbessern. Sie müssen Ihre Essgewohnheiten nun aber nicht vollständig umstellen – bringen Sie langsam kleine und schrittweise Veränderungen an ! Richtiges Essen und Trinken bei erhöhten Blutfettwerten ist keine strenge Diät, sondern vielmehr eine abwechslungsreiche Kost unter Berücksichtigung einiger Lebensmittel. 1. Cholesterin Cholesterin ist eine fettähnliche Substanz. Einerseits produziert der Körper Cholesterin selbst, andererseits wird ihm über die Nahrung Cholesterin zugeführt. Dementsprechend kann man von einem ernährungsabhängigen bzw. anlagebedingten erhöhten Cholesterinspiegel sprechen. In beiden Fällen empfiehlt sich eine cholesterinarme Kost. Cholesterin kommt ausschließlich in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft ( Fleisch, Wurstwaren, Milchprodukte, Innereien und Eiern ) vor. Die Cholesterinzufuhr über die Nahrung kann allein schon durch eine entsprechende Lebensmittelauswahl reduziert werden. Es kann vorkommen, dass ein erhöhter 5 Cholesterinspiegel diagnostiziert wird, der keine diätischen Maßnahmen erfordert. Dies hängt mit dem guten HDL-Cholesterin zusammen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt das Verhältnis Ihres guten HDL-Cholesterins zum Gesamt-Cholesterin. Der HDL-Anteil kann durch Sport positiv beeinflusst werden. 2. Triglyceride ( Neutralfette ) Triglyceride kommen in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Sie können aber auch von der Leber aus Zucker und Alkohol gebildet werden. Für die triglyceridbewusste Kost gilt : Sparsamer Umgang mit jeder Art von Fett, Einschränkung von Zucker, zuckerreichen Nahrungsmitteln und alkoholischen Getränken ! Zu hohe Blutfettwerte sind wesentliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Generell gilt es, Ihren Organismus zu entlasten : Viel Bewegung, Abbau überschüssiger Kilos und sparsamer Umgang mit Alkohol. Durch Änderung der Ess- und Lebensgewohnheiten können die Blutfette reduziert werden. Ganz nebenbei steigern Sie damit auch Ihr Wohlbefinden und Ihre Leistungsfähigkeit ! Ob eine zusätzliche medikamentöse Therapie erforderlich ist, entscheidet Ihr Arzt ! 6 Getreide, Getreideprodukte, Kartoffeln Getreideprodukte Alle Mehlsorten, Brot, Reis, Nudeln, Haferflocken sind Sattmacher, keine Dickmacher ! Als »Vollkornvariante« ( Vollkornbrot, -nudeln, mehl, -reis ) noch bessere Sättigung und Förderung des Stuhlganges. Ausserdem haben die Ballaststoffe aus dem vollen Korn eine Cholesterin senkende Wirkung. Tipp Essen Sie öfter Vollkornprodukte. Ausreichend trinken ! Langsam umstellen, z. B. halb Mehl, halb Vollkornmehl. Kartoffeln Vielseitig und vitaminreich. In fettarmer Zubereitung auch als Hauptgericht ein Hit ! Tipp Kombinieren Sie Kartoffeln mit Gemüse und Salaten, z. B. Kartoffel-Gemüseauflauf, Ofenkartoffel und Joghurtdipp mit Salatgarnitur 7 Süsses Bei erhöhten Triglyceriden : Sparsamer Umgang mit Schokolade, Gummibärchen, Zuckerln, Keksen Tipp Gönnen Sie sich mit gutem Gewissen ein kleines Stückchen Süßes z. B. als Nachtisch ! 8 Gemüse, Salate und Hülsenfrüchte, Obst Gemüse und Salate Beim Gemüse kommt es auf die Zubereitung an ! Der Jahreszeit entsprechendes heimisches Gemüse ist eine herrliche Basis für leichte Mahlzeiten ( Alternative : Tiefkühlgemüse natur ) Einkaufstipp Kaufen Sie einen Korb buntes Gemüse. Mit Stoff abgedeckt in einem kühlen Raum, hält frisches Gemüse bis zu einer Woche frisch. Aus diesem Vorrat lassen sich nach Lust und Laune Gemüsesugo, Gemüsestrudel, überbackenes Gemüse, Gemüseauflauf usw. zubereiten. Für ganz Eilige gilt : Tiefkühlgemüse verwenden ! Hülsenfrüchte Gerichte aus Linsen, Erbsen und Bohnen sind eine »gemüsige« Abwechslung. Auch Ballaststoffe aus Hülsenfrüchten tragen zur Cholesterinsenkung bei ! Obst Wie für Gemüse gilt auch für Obst : der Jahreszeit entsprechend schmeckt es am besten. 9 Speiseplantipp für jeden Tag 1 große Portion Gemüse gegart = ca. 200 – 250 g und 1 Portion roh = 100 g und 1 Portion Salat = 80 g und 2 Stück bzw. 2 Portionen Obst = 250 – 300 g Trockenfrüchte enthalten fast soviel Zucker wie Gummibärchen ! Nüsse Wie bei vielem kommt es auch bei Nüssen auf die Menge an. Tipp Nicht als Fernsehknabberei geeignet ( sehr fett ! ), aber 3 – 4 Nüsse können Ihr Müsli oder Dessert verfeinern und aufwerten und bieten eine zusätzliche Vitamin- und Mineralstoffzufuhr ! 10 Getränke Zum Glück achten die meisten Menschen darauf, ihrem Körper ausreichend Flüssigkeit ( 1,5 – 2 Liter ) zuzuführen. Geeignete Getränke sind : Wasser, Mineralwasser oder ungezuckerte Tees ( Kräuter- und Früchtetees ). Alkoholk Bei hohen Triglycerid-Werten ist der Alkoholkonsum kritisch, da Triglyceride aus Alkohol gebildet werden können ! Jegliche Art alkoholischer Getränke erhöhen den Triglycerid Spiegel direkt ! Fruchtsäfte Auch »naturreine« Fruchtsäfte sind ( frucht )zuckerreich. Sie enthalten im Durchschnitt gleich viel Zucker wie Limonaden. Erfrischungsgetränke Alkoholfreie Erfrischungsgetränke ( Wellnessgetränke, Energiedrinks, isotonische Sportgetränke ) erhöhen die Triglycerid-Werte ebenfalls. Tipp Der beste Durstlöscher ist Wasser ! 11 Milch und Milchprodukte Bevorzugen Sie fettarme Milchprodukte : Fettreduzierte Milch ( Magermilch, Leichtmilch ) Fettarmes Naturjoghurt Buttermilch Magertopfen Fettarme Käsesorten Topfen kann zu schmackhaften Brotaufstrichen verarbeitet werden. Tipp 1/2 Liter Milchprodukt pro Tag z. B. 1/4 Liter Joghurt und 1/4 Liter Buttermilch 12 Fleisch, Geflügel, Fisch und Eier Fettarme Fleischprodukte sind : magere Stücke vom Rind, Kalb, Schwein, Huhn, Pute und Lamm Tipp Fleischportion kleiner halten ( 100 120 g ), dafür großzügiger Kartoffeln oder Vollkornbeilagen, sowie Gemüse und Salat dazu. Beispiel : Ein Fleischsugo aus Rindsfaschiertem mit viel Karotten, Zucchini, Champignons, Tomaten … Wurstwaren Gibt es auch fettarm, z. B. Krakauer, Geflügelwurst, Kalbspariser. Schinken ohne Fettrand ist ebenfalls mager. Bratwürstel, Käsekrainer und dergleichen sollten einem besonderen Anlass vorbehalten sein. Fisch Schmeckt nicht nur paniert gut ! Gegrillt, als Spieß, überbacken oder mit Gemüse kombiniert ist Fisch ein abwechslungsreiches, köstliches Essen. Scholle, Seelachs, Forelle oder Zander 13 sind fettarm. Zudem ist Fisch nicht nur eine gute Quelle für Jod, sondern auch für wertvolle ungesättigte Omega-3-Fettsäuren. Achten Sie beim Kauf auf einen umweltverträglichen Fischfang ( MSC ). Tipp ausreichend sind : 2 – 3 Mal Fleisch pro Woche ( à 100 – 120 g ) und 2 – 3 Mal Wurst- und Wurstwaren pro Woche ( à 50g ) und 2 Mal Fisch pro Woche ( à 150 g ) und 2 – 3 Eier pro Woche Hinweis 1 Eidotter enthält die Cholesterinmenge, die pro Tag nicht überschritten werden soll ( = 300 mg ). Innereien ( auch Leberstreichwurst ) und Meeresfrüchte ( Muscheln, Shrimps, Garnelen ) sind »wahre« Cholesterinbomben. 14 Fette Fett zu kochen ist keine Kunst ( was nicht heißt, dass es zu Anlässen nicht auch einmal sein darf ). Im Alltag mit wenig Bewegung ist aber fettarme Küche angesagt – mit »Gewusst wie« beim Kochen ist es dann auch schmackhaft. Sichtbares Fett Das kleinere Problem, da mit der »Löffelmethode« gut abschätzbar. Das heißt, Butter, Öl, Margarine teelöffelweise verwenden ( höchstens 40 g – dies entspricht 4 Teelöffeln Margarine und 4 Teelöffeln hochwertigem Pflanzenöl, 1 Teelöffel = 5 g ) ! Kaufen Sie Margarine mit hohem Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ! Versteckte Fette In Wurst, Käse, Sahne, Sauerrahm, Mehlspeisen, Süßigkeiten usw. Wenn Sie der »Gusto packt« darf auch das sein, aber wenn der Kopf mitentscheidet, ziehen Sie die fettarme Variante vor ! Tipp Apfelstrudel statt Cremeschnitte, Joghurt statt Rahm, Schinken statt Salami usw. Ihre Diätologin weiht Sie in die diesbezüglichen «Geheimnisse« ein. 15 1 Portion ( 20 g ) Frühstücksbutter .......... 16 g Fett 1 Portion ( 60 g ) Käse 45 % ........................ 18 g Fett 1 Tafel ( 100 g ) Schokolade ........................ 31 g Fett Tipp Bei einem mit Käse oder Wurst belegten Brot sollte die Brotscheibe dicker sein als der Belag. Belegen Sie Ihr Wurstbrot lieber mit weniger Wurst, dafür aber mit Paprikastreifen, Tomaten- oder Gurkenscheiben usw. Hinweis Auch wenn ausschließlich tierische Fette Cholesterin enthalten, sollen pflanzliche Fette ebenfalls sparsam verwendet werden ! Halbfettmargarine Besteht zur Hälfte aus Wasser und verleitet dazu, mehr aufzustreichen – weil sie ja so »light« ist. Die Zusammensetzung des Fettes ist eher ungünstig. Fettarme Zubereitungen sind Grillen, Dünsten, Kochen, Garen in der Alufolie, Dampfgaren im Römertopf, in der Bratfolie. Reis, Nudeln, Spätzle und Gemüse nicht in Fett schwenken, evtl. mit wenig Wasser wärmen. Zum Überbacken sind keine zusätzlichen Butterflocken nötig. 16 Achtung In Fertiggerichten kann sich viel Fett verstecken ! Der Geschmack Zugegeben, Sahnesaucen, Frittiertes usw. verwöhnen den Gaumen, weil das Fett die Aromastoffe gut überträgt. Man kann den Gaumen allerdings schrittweise an weniger Fett gewöhnen – mit Kräutern, Gewürzen, Zwiebel und Knoblauch geht das leichter. 17 18 Wussten Sie, dass … … Auch in fettreduziertem Fruchtjoghurt / Trinkjoghurt viel Zucker enthalten ist … Cremefraiche gleich viel Fett enthält wie Sahne … 1 Sackerl ( 200 g ) Gummibärchen 40 Würfelzucker enthält … Dunkle Schokolade gleich viel kcal enthält wie Milchschokolade … Alle Pflanzenfette zu 100% aus Fett bestehen und daher gleich viel kcal enthalten ( auch Olivenöl ) … Die fundierte Ernährungsmedizin jedem Menschen seine individuellen Essenszeiten zugesteht. 19