Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Ein gutes medizinisches Angebot ist wesentlich für unsere Gesundheit. Wichtig ist aber auch, dass jeder Einzelne selbst etwas dazu beiträgt. Dies gilt in vielen Gesundheitsbereichen, insbesondere jedoch bei ernährungsabhängigen Erkrankungen. Diese Broschüre soll Ihnen grundsätzliche Informationen über eine geeignete Ernährung bei Ihrer Erkrankung geben. Zahlreiche praktische Tipps und Anregungen helfen bei den notwendigen Umstellungen der Ernährungsgewohnheiten. Als kurze Zusammenfassung der wichtigsten Informationen bietet die Broschüre eine Grundlage für die Ernährungs- und Diätberatung. Diese Beratung wird tirolweit von der Landessanitätsdirektion und vom avomed angeboten und finanziert und kann von jedem in Anspruch genommen werden. Mit den besten Wünschen, Ihr Univ.-Prof. DI Dr. Bernhard Tilg Landesrat für Gesundheit Richtig Essen bei Diabetes Impressum Medieninhaber, Herausgeber, Verleger avomed Arbeitskreis für Vorsorgemedizin und Gesundheitsförderung in Tirol Anichstraße 6/4 6020 Innsbruck Tel 0 512 / 58 60 63 – 15 Fax 0 512 / 58 30 23 [email protected] www.avomed.at © avomed 2009 Überarbeitete Auflage August 2009 Nachdruck, Vervielfältigung – auch auszugsweise, sowie Verarbeitung in elektronischen Medien nur mit Genehmigung des Heraus­gebers. Hinweis zur Schreibweise Um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten haben wir im Text häufig die männliche Form verwendet – selbstverständlich sind mit dieser Form auch Frauen gemeint. Vorweg einige Tipps . Machen Sie sich mit dem Fettgehalt der Lebensmittel vertraut. Das erleichtert den Einkauf und die Zusammenstellung Ihres Speiseplanes. . Verwenden Sie hochwertige, pflanzliche Fette und Öle möglichst sparsam und geben Sie fettarmen Nahrungsmitteln den Vorrang. . Gemüse und Salate sollen bei keiner Hauptmahlzeit fehlen ! . Essen Sie öfters Vollkornbrot, Naturreis und Vollkornnudeln und nutzen Sie dadurch den Effekt eines hohen Ballaststoffgehaltes. . Planen Sie täglich öfters kleinere Mahlzeiten ein, um Heißhungerattacken vorzubeugen ! . Trinken Sie ca. 2 Liter ( Wasser, Mineralwasser, ungesüßte Tees ) täglich ! . Alkohol und Diabetes vertragen sich schlecht, weil Alkohol den Blutdruck und die Blutfette erhöht und zu Über- und Unterzuckerungen führen kann. . Setzen Sie Salz sparsam ein ! 3 . Bringen Sie durch verschiedene Kräuter und Gewürze mehr Geschmack in Ihr Essen. . Ausdauersport ( z. B. 30 Minuten schnelles Spazierengehen pro Tag ) hilft, das Wohlbefinden zu steigern und Ihren Blutzuckerspiegel zu senken. Nach Absprache mit Ihrem Arzt. . Oft wird Stress oder eine problematische Lebenssituation durch vermehrtes und falsch zusammengestelltes Essen »gemeistert«. Suchen Sie sich Möglichkeiten einer geeigneten Stressbewältigung. . Falls Sie Gewichtsprobleme haben, bauen Sie Ihr Übergewicht langsam ab. Tipps dazu erhalten Sie von Ihrer Diätologin. 4 Diabetes Sie leiden unter Diabetes mellitus (Diabetes Typ II), das heißt, dass Ihr Blut einen erhöhten Blutzuckergehalt aufweist: Wenn der Körper selbst nicht ausreichend das Hormon Insulin für die Verdauung produzieren kann, bleibt der mit der Nahrung aufgenommene Zucker im Blut, den Zellen fehlt er aber. Zuviel Zucker im Blut muss behandelt werden. Neben der medikamentösen Therapie hat Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin aber auch eine spezielle Ernährungstherapie empfohlen. Das bedeutet, dass Sie Ihre Ess- und Trinkgewohnheiten schrittweise und nachhaltig umstellen müssen. Versuchen Sie auch einige Kilo abzunehmen, essen Sie weniger Fett und Zucker, dafür vermehrt Vollkornprodukte und Gemüse. Diabetes muss durch einen Arzt oder eine Ärztin behandelt werden, da der Stoffwechsel sowohl durch Über- als auch durch Unterzucker entgleisen kann ( Normalwerte für den Zuckerspiegel: nüchtern 80 – 110 mg/l, nach dem Essen unter 160 mg/l ). Das kann zu Spätfolgen wie Sehstörungen, Nierenschäden, Durchblutungsstörungen oder Ekzemen führen. 5 Folgende Symptome weisen auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel hin: Vermehrter Harndrang Starkes Schwitzen Abgeschlagenheit Konzentrationsschwäche Bei Diabetes gibt es strenge Gebote in Ihrer Kost nur in Bezug auf stark gesüßte und sehr fette Speisen: Zucker belastet den Stoffwechsel durch ein sprunghaftes Ansteigen des Blutzuckerspiegels, zu viel Fett erhöht vor allem bei Diabetikern das Risiko der Gefäßverkalkung und führt damit ebenfalls zu hohen Blutzuckerwerten. Als Diabetiker sollten Sie alle zwei bis drei Jahre eine Diabetikerschulung bzw. ein Beratungsgespräch in Anspruch nehmen, um das Wissen über Ihre Krankheit aufzufrischen und sich für die Behandlung weiter zu motivieren. 6 Folgende Richtlinien sollten Sie beachten . Essen Sie täglich 5 – 6 kleinere Mahlzeiten, um Heißhungerattacken zu vermeiden. . Bauen Sie Übergewicht langsam ab. Beachten Sie die Tipps Ihrer Diätologin. . Informieren Sie sich über den Fettgehalt von Lebensmitteln, achten Sie auf die » versteckten « Fette. . Zu jeder Hauptmahlzeit sollten Sie Gemüse und Salate essen. . Essen Sie öfters Vollkornbrot, Naturreis und Vollkornnudeln. Ballaststoffreiche Lebensmittel machen schneller satt und erleichtern die Verdauung. . Trinken Sie täglich 2 Liter Wasser, Mineralwasser oder ungesüßten Tee. . Verwenden Sie zum Kochen hochwertige pflanzliche Fette und Öle mit einem hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. 7 . Ersetzen Sie den » Geschmacksträger « Fett durch Kräuter, Gewürze, Zwiebel und Knoblauch. . Salzen Sie sparsam, verwenden Sie vermehrt verschiedene Kräuter und Gewürze. . Vermeiden Sie Alkohol, weil Alkohol den Blutdruck und die Blutfette erhöht und zu Unter- und Überzuckerung führen kann. Neben der Art, der Menge und der Zubereitung der Mahlzeiten sind aber auch Stress oder Mangel an Bewegung oft mitverantwortlich für Diabetes. Suchen Sie sich Möglichkeiten, Ihren Stress zu bewältigen und bewegen Sie sich regelmäßig – schon mit 30 Minuten schnellem Spazierengehen pro Tag können Sie Ihr Wohlbefinden steigern und » Stressessen « entgegenwirken. 8 Getreideprodukte Brot, Nudeln, Reis und Kartoffeln sind für Diabetiker nicht verboten, wie oft noch immer geglaubt wird. Das Gegenteil ist der Fall. Sie sind eine der wichtigsten Nahrungsgruppen – auch für Diabetiker: Getreide und Kartoffeln gehören zu den Kohlehydraten. Sie werden während der Verdauung zu Zucker abgebaut. So lassen sie den Blutzuckerspiegel langsam ansteigen und halten ihn über längere Zeit konstant. Mit Vollkornprodukten erreichen Sie diesen Effekt noch schneller. Trinken Sie ausreichend dazu. Achten Sie bei der Zubereitung und beim Essen auf folgende Richtlinien Kartoffeln Kartoffeln sind vielseitig und vitaminreich. Bereiten Sie sie aber fettarm zu, z. B. als Auflauf oder Gulasch, und essen Sie dazu Gemüse und Salate. 9 Gemüse, Salate Auch hier kommt es auf die fettarme Zubereitung an. Kaufen Sie möglichst, was der Jahreszeit entsprechend angeboten wird. Verwenden Sie Gemüse als Basis für leichte Mahlzeiten, z. B. Gemüsesugo, Strudel, Aufläufe. Wenn Sie keine Zeit haben, frisches Gemüse zuzubereiten, können Sie auch auf Tiefkühlgemüse zurückgreifen. Bereiten Sie das Dressing für Salate am besten mit Joghurt anstelle von Öl. Essen Sie täglich 200 – 250 g gegartes Gemüse 100 g rohes Gemüse 1 Portion Salat 200 – 300 g Obst Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier Bevorzugen Sie magere Fleisch-, Wurst-, Geflügelund Fischsorten. Halten Sie bei einer Hauptmahlzeit die Fleischportion kleiner und essen Sie dafür vermehrt Gemüse, Kartoffeln, Vollkornbeilagen und Salat dazu. 10 Essen Sie pro Woche höchstens 2 – 3 Mal 100 – 200 g Fleisch 2 – 3 Mal 50 g Wurst 1 – 2 Mal 150 g Fisch 2 – 3 Eier Fettarme Wurstsorten sind z. B. Krakauer, Geflügelwurst, Kalbspariser, Schinken ( ohne Fettrand ). Ersetzen Sie auf Ihrem » Wurstbrot « einen Teil der Wurst durch Paprika, Tomaten- oder Gurkenscheiben. Fisch schmeckt nicht nur paniert aus der Tiefkühltruhe gut. Sie können ihn auch grillen, als Spieß zubereiten oder überbacken. Milch und Milchprodukte Achten Sie auf den Fettgehalt der Produkte. Kaufen Sie Buttermilch, fettarmes Naturjoghurt, Magertopfen, fettarme Käsesorten. Aus Joghurt, Muttermilch und Obst lassen sich schmackhafte und kalorienarme Desserts und Mixgetränke herstellen, aus Topfen können Sie auch magere Brotaufstriche zubereiten. Buttermilch, Molkeprodukte und Joghurts enthalten den natürlich vorkommenden Milchzucker, der den Blutzucker ansteigen lässt. 11 Bedenken Sie auch, dass ein Glas fettreduzierte Milch eine vollwertige Zwischenmahlzeit ist und trinken Sie sie nicht als Durstlöscher. Nehmen Sie täglich einen halben Liter Milchprodukte zu sich, z. B. ¼ Liter Joghurt und ¼ Liter Buttermilch. Getränke Trinken Sie nach Möglichkeit Wasser, Mineralwasser und ungesüßte Tees. Alkohol enthält je nach Sorte mehr oder weniger Restzucker oder Stärke ( Malz ). Trinken Sie auf keinen Fall Alkohol auf nüchternen Magen. Das kann zu einer Stoffwechselentgleisung führen. Limonaden und reine Fruchtsäfte enthalten sehr viel Zucker. Sie sind für Diabetiker nicht geeignet. Beachten Sie, dass Fruchtsäfte mit der Aufschrift » ohne Zuckerzusatz « dennoch den natürlichen Zuckergehalt der Früchte enthalten. Eine Alternative sind so genannte » Light-Getränke «. Sie sind mit Süßstoff gesüßt. Kaffee und Schwarztee sind Genussmittel. Trinken Sie nicht mehr als zwei Tassen pro Tag davon. 12 Fette Fette Speisen schmecken oft deshalb gut, weil Fett Geschmacksstoffe gut überträgt. Dennoch sollten Sie sparsam mit Fett umgehen und auf Qualität achten. Kaloriensparender als das Braten mit Fett sind Dünsten, Kochen, Grillen und Garen. Schwenken Sie Nudeln und Gemüse nicht in Fett, überbacken Sie ohne zusätzliche Butterflocken. Beim Kochen lässt sich sichtbares Fett – wie Butter, Öl, Margarine – einfach einsparen. Setzen Sie es gezielt ein: Verwenden Sie Butter, Öl, Margarine teelöffelweise, höchstens 40 g pro Tag (1 Teelöffel = 5 g). Versteckte Fette lassen sich nicht so einfach messen, sie sind in Wurst, Käse, Sahne, Sauerrahm, Mehlspeisen, Süßigkeiten, aber auch in Fertiggerichten enthalten. Ziehen Sie auf jeden Fall » fettarme « Produkte vor: Essen Sie Apfelstrudel statt Cremeschnitte, Schinken statt Salami, trinken Sie Leichtmilch statt Vollmilch. Halbfettmargarine oder Halbfettbutter sind keine Alternative, da die Zusammensetzung der Fette nicht gut ist. 13 Beachten Sie folgende Richtwerte 1 Portion Butter (20 g) enthält 16 g Fett 1 Portion Käse (60 g) enthält 18 g Fett (mit einem Fettgehalt von 45% F.i.T.) 1 Tafel Schokolade (100 g) enthält 31 g Fett Obst Essen Sie möglichst regelmäßig Obst, am besten der Jahreszeit entsprechend, gut gereift schmeckt es am besten und stillt auch den Hunger nach Süßem. Nüsse Wegen Ihres hohen Fettgehaltes sind sie nicht als Knabberei zwischendurch geeignet. 3 – 4 Nüsse täglich sind aber gut, weil sie Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Sie können damit z. B. Desserts oder Müsli verfeinern. 14 Süßes Haushaltszucker und Honig zählen zur Gruppe der Kohlenhydrate. Ein mäßiger Genuss von Süßigkeiten und Süßspeisen ist für Diabetiker erlaubt. Bedenken Sie aber, dass Süßes häufig aber auch sehr viel Fett enthält. Eine Alternative beim Süßen bieten Süßstoffe ( Saccharin, Cyclamat, Acesulfam K, Aspartam ) und Zuckeraustauschstoffe ( Sorbit, Isomalt ). Sie enthalten keine Kalorien und erhöhen daher den Blutzuckerspiegel nicht. 15 Wussten Sie, ... … dass Crème fraîche gleich viel Fett enthält wie Sahne? … dass auch in fettreduziertem Joghurt viel Zucker enthalten ist? … dass ein Päckchen Gummibären 40 Stück Würfelzucker enthält? … dass dunkle Schokolade gleich viele Kalorien hat wie Milchschokolade? … dass alle Pflanzenfette zu 100% aus Fett bestehen? 16