Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie Leukämie kann heilbar seinPflegemaßnahmen bei einer Knochenmarktransplantation Andrea Schafzahl (onkologische Pflege) Klinikum Graz, Univ. Klinik für Innere Medizin Hämatologie / Knochenmarktransplantation Stellte die Diagnose "Leukämie" noch bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts so gut wie immer ein Todesurteil dar, konnten innerhalb der letzten Jahrzehnte gewaltige Fortschritte erzielt werden, die bei einem immer größer werdenden Teil der Leukämiepatienten zu deren Heilung führt. Wenn also heutzutage berechtigte Heilungschancen für Leukämiekranke bestehen, so ist der Weg dorthin aber in vielen Fällen nach wie vor ein langer und mühsamer. Patienten müssen oft wochenbis monatelang in Isoliereinheiten verbringen, leiden unter Komplikationen der Krankheit bzw. der intensiven Therapien und sehen letztendlich einem ungewissen Schicksal entgegen. Definition von Leukämie Leukämie (Blutkrebs) ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks wobei weiße Blutzellen (Leukozyten) maligene entarten. Eine Leukämie zeichnet sich durch eine überschießende neoplastische Vermehrung einer Leukozytenart im Knochenmark, die jedoch unreif und nicht funktionstüchtig ist, aus. Dadurch wird die normale Blutbildung gestört, und es kommt zu einem Mangel aller Formen von Blutzellen. Es gibt verschiedene Formen: akute und chronische sowie myeloische und lymphatische Leukämien. So führen akute Leukämien unbehandelt binnen weniger Wochen bis Monate nach Diagnose zum Tod, während chronische Formen auch unbehandelt oft einen jahrelangen Verlauf zeigen. Lymphatische und myeloische Leukämien entstehen durch Entartung unterschiedlicher Vorläuferzellen der Leukozyten. Ursachen einer Leukämieentstehung Die Ursachen einer Leukämie (Blutkrebs) sind noch nicht eindeutig geklärt. Obwohl eine Häufung von Leukämien nach der Atombombenkatastrophe von Hiroshima beobachtet wurde, ist in sehr vielen Fällen deren Ursache unbekannt. Ernährungsgewohnheiten spielen so gut wie keine Rolle, auch eine Erblichkeit konnte nur in Ausnahmefällen beobachtet werden. Risikofaktoren sind u.a. Viren, Strahlen und chemische Substanzen. Symptome einer Leukämie Die Bedrohlichkeit von Leukämien liegt darin, dass sie nur sehr untypische, oft grippeartige Symptome, wie Müdigkeit, Blässe, Fieber, erhöhte Infektanfälligkeit und Blutungsneigung aufweisen. Diagnosestellung von Leukämie Die Diagnose des Blutkrebses wird durch eine Blutuntersuchung gestellt, zur genauen Typisierung ist eine Knochenmarkpunktion notwendig. Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie Behandlung von Leukämie Die Behandlung richtet sich dabei in erster Linie nach der Art der Leukämie, die heutzutage nicht nur durch eine mikroskopische Untersuchung, sondern auch durch immunologische und genetische Analysen bestimmt wird. Chemotherapie Leukämie (Blutkrebs) wird mittels Chemotherapie (Zytostatika) behandelt, die mittels Infusion verabreicht wird. Es sind Zelltoxine, die Krebszellen eher angreifen als gesunde Zellen. Sie wirken vor allem auf sich teilende Zellen. Da sich Krebszellen sehr rasch und häufig teilen, werden diese bevorzugt zerstört. Die Zytostatika schädigen jedoch nicht nur bösartig entartetes, sondern auch gesundes Gewebe. Nebenwirkungen einer Chemotherapie können sein: • Übelkeit • Erbrechen • allgemeine Abgeschlagenheit • Schleimhautentzündungen • Haarausfall Erstes Ziel einer Therapie ist es, die unmittelbare Bedrohung zu stoppen und eine "komplette Remission" zu erreichen, bei der keine abnormen Leukämiezellen mehr nachgewiesen werden können. Strahlentherapie Bei einer Leukämie kann es zudem sinnvoll sein, zusätzlich bestimmte Körperregionen zu bestrahlen, z.B. Gehirn- Rückenmarkhäute (Meningen), damit sich dort die Leukämiezellen nicht ausbreiten. Röntgenstrahlung in bestimmter Dosierung verursacht Zellschäden, von denen sich gesunde Zellen schneller erholen können, da sie über bessere Reparaturmechanismen verfügen. Tumorzellen, die primitiver und anfälliger sind, sterben ab. Nebenwirkungen der Strahlentherapie können sein: • Müdigkeit • Übelkeit • Erbrechen • Durchfall • Kopfschmerzen • Reizungen der Haut und Schleimhäute Knochenmarktransplantation Bei einem Teil der Patienten ist auch eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation nötig. Es gibt zwei Arten von Knochenmark-Transplantationen: y Autologe Transplantation (Eigenspende) y Allogene Transplantation (Fremdspende) Autologe Stammzelltransplantation Bei der sog. autologen Stammzelltransplantation wird das Stammzellen enthaltende Knochenmark über ein Aphareseverfahren gewonnen. Stammzellen sind die Vorstufe aller Blutzellen (rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen). Die Transplantation ist aber nur dann möglich, wenn zuvor eine Hochdosis- Chemotherapie verabreicht wird, die das blutbildende Knochenmark zerstört. Ziel dieser Therapie ist es, durch die Chemotherapeutika alle Tumorzellen abzutöten, um dann dem Körper wieder gesunde, zur Blutbildung befähigte Zellen zuzuführen. Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie Allogen Stammzelltransplantation Bei der allogenen Stammzelltransplantation müssen Spender und Empfängerzellen verträglich sein. Zur Beurteilung der Verträglichkeit (Histokompatibilität) zwischen Spender und Empfänger muss eine HLA-Typisierung durchgeführt werden (HLA = Humane Leukozytenantigene). Die größte Chance, identische HLA-Merkmale zu finden, ist bei Familienangehörigen (Geschwister) gegeben. Zunächst wird auch hier das blutbildende Knochenmark des an Leukämie Erkrankten durch eine Hochdosis-Chemotherapie zerstört. Danach werden ihm gesunde Stammzellen des Spenders übertragen, die sich dann in seinem Knochenmark ansiedeln. Zusätzlich erhält er Medikamente, die sein Immunsystem unterdrücken, sog. Immunsuppressiva, um in den ersten 4 Wochen eine Abstoßungsreaktion = Graft rejection zu unterdrücken. (ca.2% ) Und danach, ab der 4 Woche bis ca. 6 Monate nach TX eine Angriffsreaktion = Graft versus Host disease zu vermeiden. (bis zu 50% ) Verlauf einer Knochenmarktransplantation Komplikationen Stammzelltransplantationen bergen allerdings auch einige Risiken und Gefahren. Vor allem in der Phase, in der sein Knochenmark zerstört wurde, besitzt der Betroffene keine körpereigene Abwehr. Er ist extrem gefährdet, sich mit harmlosen Keimen zu infizieren. Deshalb erhält er in dieser Zeit zusätzlich Medikamente, wie Antibiotika, um schweren Infektionen vorzubeugen. Gerade aus diesem Grund nimmt in dieser Phase der Knochenmarktransplantation die Isolierungsund Pflegemaßnahmen bei KMT-Patienten einen hohen Stellenwert ein. Pflegemaßnahmen bei Patienten während einer Knochenmarktransplantation Durch die vorhandene Erkrankung z.B. akute Leukämie, und/oder vorangegangen Chemo/Strahlentherapien kann eine Panzytopenie entstehen bzw. ist diese oft zu erwarten. Davon spricht man, wenn im Blutbild ein Mangel in allen drei Zellreihen der Blutbildung, also eine Leukozytopenie (Neutropenie), Anämie und Thrombozytopenie besteht. Folgen einer Panzytopenie sind: 1. Infektionsgefahr ( durch Mangel an neutrophilen Zellen) = Neutropenie 2. Schwäche ( durch Mangel an Erythrozyten) = Anämie 3. Blutungsneigung (durch Thrombozytenmangel) = Thrombozytopenie Thrombozytopenie (Thrombopenie) Eine Thrombopenie besteht dann, wenn ein Mangel an Blutplättchen im Blut vorhanden ist. Wobei man davon ausgeht, dass 150 000 bis 380 000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut normal sind. Wird dieser Wert unterschritten wird dieser Zustand als Thrombopenie bezeichnet. Symptome: • Petechiale Hautblutungen (feine flohstichartige Blutungen direkt in der Unterhaut) • Nasen- und Mundschleimhautblutungen • Melaena ( Magen-Darmtrakt) Behandlung: Grundsätzlich wird die Grunderkrankung (Ursache) therapiert. Jedoch bei einer Thrombozytenzahl unter 10 000 kann es zu gefährlichen Spontanblutungen kommen (hämorrhagische Diathese) und deshalb ist eine Thrombozytensubstitution (TK/X) nach Arztanordnung von Nöten. Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie Ausnahme: bei bestehender Blutung, einer Niereninsuffizienz oder einer Sepsis ist die Verabreichung von Thrombozytenkonzentraten abhängig von der angeordneten Thromboschwelle. Pflegemaßnahmen bei Thrombopenie Eine Thrombopenie kann für den Patienten eine lebensbedrohliche Konsequenz haben, daher ist eine sorgfältige Überwachung der Vitalfunktionen und Pflege des Patienten von großer Bedeutung. Weiters muss der Patient bei der Verabreichung des Thrombozytenkonzentrats auf Unverträglichkeitsreaktionen beobachtet werden, und die Pflegeperson bei Bedarf die dafür notwendigen Sofortmaßnahmen einleiten. Anämie Bei einer Anämie ist die Sauerstoff-Transportkapazität der roten Blutkörperchen im Blut vermindert. Infolgedessen kommt es zu einer Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff. (Hypoxie) Der Normalwert der Erythrozyten wäre 3,5 – 5,9 Millionen pro Mikroliter, der Hämoglobinwert unterdessen 12 – 17g/dl. Ursache: Eine gestörte Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark, vermehrter Abbau oder Blutverlust können Ursache einer Anämie sein. Symptome: • Haut- und SH-Blässe • Kopfschmerzen • Leistungsabfälle • Müdigkeit • Atemnot • Tachykardie und Herzklopfen, insbesondere bei Belastung. Therapie bei KMT- Patienten mit Anämie: Haben Patienten die eine Knochenmarktransplantation erhalten haben, einen verminderten Hämoglobinwert (Hb) werden ab einem Hb unter 8,0 bzw. je nach Arztanordnung Blutkonserven (EK/X) oder auch Erythopoetin verabreicht. Pflegerische Maßnahmen bei einer Anämie Eine große Wichtigkeit ist die Beobachtung auf Unverträglichkeitsreaktionen wie Schüttelfrost, Fieber, Unruhe, Übelkeit/Erbrechen, Kopfschmerzen, Exantheme, Beklemmungsgefühl, event. Atemnot oder Schockzeichen wie Tachykardie, Blutdruckabfall und Nierenversagen Treten solche genannten Maßnahmen ein, müssen sofort die notwendigen Maßnahmen eingeleitet werden, wie: y Transfusion abdrehen y Arzt verständigen , bei Bedarf Schockmaßnahmen durchführen y Exakte Dokumentation Weitere Maßnahmen: y Der Patient soll seine Aktivitäten möglichst abhängig von seinem aktuellen Allgemeinzustand durchführen. y Die Besuchszeiten von Angehörigen sollten den Ruhe- und Schlafbedürfnissen angepasst werden. Neutropenie Definition Unter Neutropenie (Granulozytopenie) versteht man eine Verminderung der Granulozyten auf unter 1.500 pro Mikroliter. (Normalwert: 4-10 Tausend pro Mikroliter) Hauptsächlich besteht eine Ver- Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie minderung der neutrophilen Granulozyten, die den weitaus größten Anteil an Granulozyten ausmachen und in der Infektionsbekämpfung eine wichtige Rolle spielen. Man spricht hier deshalb üblicherweise von Neutropenie. Das Infektionsrisiko steigt merklich bei Granulozyten unter 1000 pro Mikroliter an und nimmt bei einer weiteren Reduktion auf unter 500 pro Mikroliter noch einmal sprunghaft zu. Ursache Ein Auftreten einer Neutropenie ist meist eine Komplikation nach vorangegangener zytostatischer Chemotherapie = therapiebedingte Neutropenie oder Folge einer Infiltration des Knochenmarks durch maligne Zellen. Die Granulozyten kontrollieren die Keimbesiedelung im Respirations- – und Gastrointestinaltrakt und schützen damit den Organismus vor mikrobiellen Infektionen, dadurch werden eingedrungene Infektionserreger durch die verschiedenen Funktionen der Granulozyten abgewehrt. Bei einer Chemotherapie besteht meist eine chemotherapieinduzierte Schädigung der Schleimhäute. Risikozuordnung nach Neutropeniedauer Zu einer Verringerung der Neutrophilenzahl kommt es etwa ab Tag 6, nach erhaltener Therapie. Der Tiefpunkt (=Nadir, beschreibt die niedrigste Leukozytenkonzentration) liegt zwischen den Tagen 10 bis 14, woran sich eine Erholung der Neutrophilenzahl anschließt. Je länger eine Neutropenie andauert, desto größer ist das Risiko, dass neben bakteriellen Infektionen zusätzliche Erreger wie Pilze, Viren ect. eine Superinfektion hervorrufen. Symptome bei einer Neutropenie y Schweißausbrüche y Schwächung der Abwehrlage y Fieber Nicht nur die absolute Zellzahl, sondern auch die Dauer der Neutropenie, die Grunderkrankung und der Allgemeinzustand des Patienten sind für die Auswirkung einer Neutropenie von Bedeutung. Isolierungsmaßnahmen bei einer Neutropenie Ziel dieser Isolation ist es, den Patienten vor Keimen aus der Umgebung zu schützen. Bei einem neutropenischen Patienten ist eine Isolierung in einer Laminar-Air-Flow- Einheit bzw. in einem Einzelzimmer erforderlich. Weiters muss aufgrund der Gefahr einer Aspergillusinfektion das Fenster geschlossen bleiben. Der Patient wird darauf hingewiesen, dass Barfuss laufen im Zimmer zu unterlassen, um eine Verletzungs- und zusätzliche Infektionsgefahr zu vermeiden. Auch aus diesem zuletzt erwähnten Grund dürfen Patienten während der Neutropenie das Zimmer nicht verlassen (außer in Ausnahmefällen für Untersuchungen z.B. CT) Besucher und das Personal müssen beim Betreten des Zimmers einen Mundschutz tragen, wobei zu erwähnen ist, dass Personen mit einer Erkältung oder Infektionserkrankungen den Patientenkontakt meiden müssen. Ebenso ist eine sorgfältige Händedesinfektion sowohl von Personal als auch von Besuchern bei Betreten und Verlassen des Patientenzimmers durchzuführen. Besucher werden darauf hingewiesen, max. zu zweit einen Besuch abzuhalten. Kinder unter 14 Jahren dürfen in der Regel aufgrund der erhöhten Gefahr von Übertragung von Kinderkrankheiten nicht in die Isoliereinheit. Weiters werden im Badezimmer an Dusch – und Wasserhähnen sog. Pallfilter angebracht, um die Keimzahl im Wasser zu minimieren. Auch Topfpflanzen oder Blumen sind in der Transplantationseinheit nicht gestattet. In der Zeit der isolierten Unterbringung ist auch die psychische Betreuung von großer Bedeutung. Eine einfühlsame, motivierende, vertrauensaufbauende und hilfsbereite Pflege, die dem Kranken auch in der Isolation eine weitgehende Selbstständigkeit und Selbstentscheidungsfähigkeit ermöglicht, ist mit Voraussetzung für eine größtmögliche Heilungschance. Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie Allgemeine Pflegemaßnahmen y Regelmäßige Beobachtung von Urin, Stuhlgang und Auswurf auf Farbe und Geruch y 24h- Bilanz (Ein und Ausfuhr) y Tägliches Körpergewicht, Messung des zentralen Venendruckes y Kontrolle der Laborwerte je nach AAO (meist täglich) y Regelmäßige EKG-Kontrollen nach AAO (meist 1mal wöchentlich) y Untersuchung des Harns durch Verschicken von Uricult, Harnkultur und Sediment y Untersuchung des Stuhls durch Verschicken von Stuhlkulturen y 1mal wöchentliche Abstrichabnahme von Kathetereinstichstelle, Nase, Rachen, Nabel, Genital- und Analbereich Ziel dieser Isolation ist es, den Patienten vor Keimen aus der Umgebung zu schützen. y Regelmäßige Thoraxröntgenkontrolle nach AAO y Tägliche Dusche/Ganzkörperwaschung mit anschl. Hautpflege y Täglicher gesamter Bettwäschewechsel y Anbringen von Pallfilter an Wasserhahn und Duschkopf y Tägliche Wischdesinfektion durch Pflegehelfer und Reinigungspersonal Spezielle Pflegemaßnahmen y Wichtigste Tätigkeit: Händedesinfektion!!! y Bei direktem Kontakt mit dem Patienten ist das Tragen von Einmalschürzen von Nöten y Beim Verbandwechsel bei zentralen Zugängen wie z.B. Cava-Katheter, die täglich verbunden werden, ist die Asepsis dabei unbedingt einzuhalten. Dabei werden zusätzlich zur Einmalschürze Handschuhe und eine Kopfbedeckung ( Op-Haube) getragen. y Die Nagelpflege kann vom Patienten selbst durchgeführt werden, wird jedoch vom Pflegepersonal überwacht, um Mikroverletzungen zu vermeiden. y Maßnahmen zur Mund- und Schleimhautpflege: In der Phase der Neutropenie treten beim KMT- Patienten oft Schmerzen im Bereich der Mund und Rachenschleimhaut auf. Da der Patient kaum über Abwehrzellen verfügt und die Schleimhaut stark von der Strahlen- und/oder Chemobelastung beeinträchtigt ist, ist oft Mucositis/Stomatitis die Folge. Eine tägliche Inspektion der Schleimhaut durch das Pflegepersonal und Ärzteteam ist unerlässlich, weiters soll auf Austrocknung der Nasenschleimhaut geachtet werden, und somit Epistaxis zu vermeiden. Daher ist eine sorgfältige Durchführung der Mundpflege und anschl. Pilzprophylaxe sehr wichtig. Antimykotische Prophylaxe: Zahnreinigung mit einer weichen Zahnbürste bzw. 5-6mal täglich Mund mit z.B. Glandomedspülung spülen und anschließend eine Anwendung von z.B. Amphomoranallösung zur Pilzprophylaxe durchführen. Ebenso wird oft als p.o. Medikation z.B. ein Diflucan angeordnet. Treten trotz allem Schmerzen im Mund-Rachenraum auf, werden je nach Arztanordnung mit einer angemessenen Schmerztherapie begonnen z.B. Tramal, oder bei stärken Schmerzen Vendal oder Dipidolorperfussor. y Maßnahmen bei der Durchführung der Intimpflege Die Intimpflege wird nach jedem Harn- und Stuhlgang mit Octenisept durchgeführt, die mit anschließender Händedesinfektion abschließt. Dabei sollte jedes Mal auf Beschwerden im Bereich der Perianalregion, insbesondere auf Schmerzen, Juckreiz und Druckempfindlichkeit geachtet werden. Eine Vermeidung von Obstipation bei Thrombopenie ist empfehlenswert, um Blutungen im Analbereich zu vermeiden. Gezielte Ernährungsrichtlinien y Es wird eine keimarme Ernährung laut Protokoll nach erstellten klinikinternen Richtlinien durchgeführt. y Bei einer autologen Stammzelltransplantation ca. 3 Monate nach TX y Bei einer allogenen Stammzelltransplantation 6 bis 7 Monate nach TX Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie Ziel der speziellen Ernährung ist es, die Keimbesiedelung möglichst gering zu halten, und trotzdem eine gesunde Ernährung zu gewährleisten! Psychische Betreuung Eine maligne Erkrankung stellt für den Patienten eine starke psychische Belastung dar. Vor allem die Diagnose selbst, die Anpassung an veränderte Situationen und die damit verbundene Angst vor dem Tod erfordert oftmals seelische Schwerstarbeit. Die Gefühle hingegen sind vielfältig. Angst, Trauer, Schlaflosigkeit, Aggression, Depression, Euphorie und ein ungeheurer Überlebenswillen können abwechselnd auftreten. Wichtige Elemente zur Unterstützung wären: eine gute Information über die Befunde und Laborwerte, ebenso eine gut funktionierende Integration des Patienten und der Angehörigen in den Krankenhausprozess. Und eine fachliche und soziale Kompetenz und Betreuung durch Ärzte und Pflegende je nach Bedürfnis der Patienten sollten vorhanden sein. In immer stärker werdendem Maße erkennt man auch die Wichtigkeit einer kontinuierlichen, psychologischen Betreuung durch Psychologen, Seelsorger. Aber vor allem auch Pflegepersonen werden oftmals zu starken Bezugs- und Vertrauenspersonen. Entlassung Nach autologer Transplantation erfolgt die Entlassung zwischen dem Tag 21 und 28 nach Transplantation. Jedoch muss der Patient einige Kriterien für die Entlassung erfüllen. Er muss eine eigenständige Mobilität aufweisen, ausreichend Essen und Trinken können, und dieses auch behalten. Ebenso darf er keine erhöhte Temperatur aufwiesen und die Tabletteneinnahme muss einwandfrei funktionieren. Auch die Laborwerte müssen eine gewisse Stabilität aufweisen, so müssen die Leukozyten über 1000 pro Mikroliter sein, (Neutrophile Zellen über 50%) um eine Entlassung möglich zu machen. Nach allogener Transplantation sind die Kriterien für die Entlassung identisch mit einer autologen Transplantation. Doch die Entlassung kann erst dann zur Sprache kommen, wenn der Patient das immunsupprimierende Medikament selbstständig oral einnehmen kann und dieses auch verträgt!!! Meist erfolgt dies ca. nach 6 -8 Wochen nach TX. Wenige Tage vor der Entlassung bekommen KMT-Patienten die Entlassungsinformation und das Ernährungsprotokoll ausgehändigt, um die Chance zu erhalten, noch etwaige Fragen vor dem Nachhausegehen klären zu können. Auch das immer noch tabuisierte Thema Sexualität nach TX soll zur Sprache gebracht werden, z.B. das in den ersten 100 Tagen nach KMT unbedingt ein Kondom verwendet werden muss, um Infektionen zu vermeiden. Nachsorge Nach abgeschlossener Behandlung ist eine langfristig angelegte Nachsorge bei Leukämien sehr wichtig. Hier gilt es insbesondere, das Blut mittels Blutbild und Differenzialblutbild regelmäßig zu untersuchen. Die Nachsorge dient vor allem dazu, ein Wiederauftreten der Leukämie (Rezidiv) sowie Folgeschäden rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Prognose – Heilungschancen Eine Transplantation ist für den Patienten eine sehr kritische Phase, die höchste Aufmerksamkeitsund Beobachtungsgabe verlangt. Österreichischer Pflegeverein für Transplantationschirurgie Die Heilungschance hängt entscheidend von der Form der Leukämie und der Ansprechbarkeit der Behandlungen ab. Weiters hat eine moderne Medizin mit dem letzten Stand des Wissens und ein gute, allumfassende Pflege großen Einfluss im Verlauf des Heilungsprozesses. So können wir als Pflegepersonen durch theoretisches Wissen und einfache prophylaktische Maßnahmen massiv dazu beitragen, dass der Transplantationsverlauf nicht entgleist und für den Patienten lebensbedrohliche Auswirkungen oder sogar den Tod zur Folge haben könnte. Ganz im Gegenteil: Jede Pflegeperson kann durch diese Maßnahmen beträchtlich die Heilungschance des Patienten erhöhen!!! Nicht zuletzt ist es der Patient selbst, der Entscheidendes zu seiner Genesung beitragen kann. Die täglichen Hygienemaßnahmen, die oft mühevolle Nahrungsaufnahme sowie Aktivität trotz körperlicher Schwäche spielen dabei eine wesentliche Rolle. Ein entscheidender Faktor ist aber der Wille, die Krankheit zu überstehen und die Leukämie zu besiegen - letztendlich der Wille und das JA zum eigenen Leben!