Information zur Diagnostik: Gliedergürtelmuskeldystrophie Typ 1B (LGMD1B) Häufigkeit und Genetik: Erstbeschreibung 1996 als Gliedergürtelmuskeldystrophie mit kardialer Beteiligung. Seltene Form der autosomal dominanten Muskeldystrophie, die sich klinisch nur schwer von der EDMD2 und der CMD1A abgrenzen lässt. OMIM: # 159001 Genort: 1q21.2 Gen: Lamin A/C; LMNA-Gen OMIM *150330 Pathogenese: Lamine sind Strukturproteine der Zellkernmembranen und können bei Funktionsstörungen zu einer Vielzahl an phänotypischen Auswirkungen führen. Die Laminopathien werden nach aktuellem Verständnis in zwei Klassen eingeteilt: Klasse 1, Laminopathien mit Beteiligung des Herzens, der Skelettmuskulatur und der Nervensystems (Kardiomyopathie, Emery-Dreifuss-Muskeldystrophie, Gliedergürtelmuskeldystrophie, Charcot-Marie-Tooth-Neuropathie); Klasse 2, Laminopathien mit mehrheitlicher Beteiligung des Stoffwechsels, der Haut, des Bindegewebes und Skelettsystems (familiäre partielle Lipodystrophie Typ Dunnigan, mandibuloakrale Dysplasie, Hutchinson-Gilford-Progerie sowie atypische Progerie-Syndrome). Die Ursache für das klinische Spektrum ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch sind bestimmte Mutationen des LMNA-Gens an einzelne Krankheitsbilder geknüpft. Klinik: Im Unterschied zur EDMD2 hat die Mehrzahl der Patienten vor dem 20. Lebensjahr eine proximale, beinbetonte Muskelschwäche ohne Kontrakturen. An der oberen Extremität wird meist ab der 3.-4. Dekade eine Schwäche deutlich. Damit entsprechen der Verlauf und das Verteilungsmuster einer Gliedergürtelmuskeldystrophie oder proximalen spinalen Muskelatrophie. Bei 2/3 der Patienten kommt es zu einer kardialen Beteiligung mit Herzrhythmusstörungen (meist AV-Überleitungsstörungen), Kardiomyopathien (meist dilatativ) und erhöhtem Risiko für den plötzlichen Herztod. Diagnostik: Bei der LGMD1B sind, wie bei der EDMD2, mehrheitlich Missense-Mutationen in verschiedenen funktionellen Domänen des LMNA-Gens beschrieben. Aufgrund der therapeutischen Implikationen (engmaschige kardiologische Kontrolle, Schrittmacherimplantation) ist eine prädiktive Testung von Risikopersonen sinnvoll. Diese sollte jedoch erst nach ausführlicher genetischer Beratung angeboten werden, wenn bei einem Anverwandten die verantwortliche LMNA-Mutation bekannt ist. Material: 5 - 10 ml EDTA-Blut bei Erwachsenen, 2 - 5 ml EDTA-Blut bei Kindern, DNA-Proben oder Gewebe (nach Absprache). Begleitschein/Auftrag mit klinischen Angaben und Fragestellung, Ansprechpartner und vollständiger Anschrift, unterschriebener Einverständniserklärung der untersuchten Personen bzw. bei Kindern deren Eltern oder Betreuern, Laborüberweisungsschein (Muster 10) bei ambulanten Patienten, ausgestellt von niedergelassenen Allgemeinmedizinern, Kinder- und Frauenärzten, Internisten, Humangenetikern oder Neurologen bzw. Angaben zur Kostenübernahme bei Privatpatienten. Humangenetische Leistungen sind nicht budgetiert bei Eintrag der Ausnahmekennziffer 32010. Methodik: PCR-basierter Nachweis und Sequenzierung der 12 Exons des Lamin A/C-, LMNA-Gens unter Einschluss der Exon-Intron-Übergänge. Kopplungsanalyse mit intragenischen Polymorphismen je nach Familienstruktur und Fragestellung. Pränatale Diagnostik: möglich Befundmitteilung: Die Ergebnisse werden nach GenDG dem verantwortlichen Arzt mitgeteilt. Eine Weitergabe der Daten an Dritte ist nur mit ausdrücklichem Einverständnis des Patienten bzw. seiner Sorgeberechtigten möglich. Ansprechpartner: Prof. Dr. rer. nat. Thomas Eggermann Prof. Dr. med. Klaus Zerres Version: 03 – 16.12.2015 0241-80 88008, [email protected] 0241-80 80179, [email protected]