Die Geschichte Indiens

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Die Geschichte Indiens
Die Anfänge der Indischen Geschichte gehen bis zu 5.000
Jahre in die Vergangenheit zurück und sind geprägt von
Phasen unterschiedlicher Herrschaft, englischen Einflusses
und zahlreicher Konflikte. Dennoch waren die Briten weder
die ersten Europäer in Indien, noch verließen sie als letzte das
Land. Der Subkontinent sah viele Herrscher, Dynastien und
Moguln kommen und gehen. Heute ist Indien mit 1,1 Mrd.
Bewohnern das zweit-bevölkerungsreichste Land der Erde.
Der Name Indien ist abgeleitet von Indus, dem längsten Fluss
auf dem indischen Subkontinent, der in Indien entspringt und
durch das heutige Pakistan fließt. Von 2500 v. Chr. an erblühte
hier die erste Hochkultur der Indus, eine der ältesten
Zivilisationen der Welt. Deren Städte, die eine relativ hohe
Entwicklungsstufe mit Bewässerung und Müllabfuhr besaßen,
wurden von religiösen Gruppen beherrscht. Die Entwicklung
und der Niedergang dieser fortschrittlichen Kultur sind trotz
Relikten und Ausgrabungen kaum erforscht und ihre Schriften
sind immer noch nicht entziffert worden.
Etwa 1500 v. Chr. kamen von Norden her die ersten Arier in dieses Gebiet und die arische
Abstammung ist bis heute bei den Bewohnern im Norden Indiens zu erkennen. Sie drangen aus dem
Punjab entlang des Ganges tief nach Indien bis nach Bengalen ein. Die Vermischung der Arier und
der früheren Indus ließ die klassische Indische Kultur entstehen.
Zu dieser Zeit wurden besonders der Hinduismus und der Buddhismus geprägt, zwei der ältesten und
größten Religionen der Welt. Der Hinduismus geht aus dem Brahmanenglaube hervor, der durch die
Eroberung durch die Arier ins Land kam. Gerade die Hindu-Religion ist eine der ältesten Religionen
der Welt und erste Zeichen des Hinduismus sind bereits in der von den Priestern beherrschten IndusKultur zu erkennen. Neben dem Hinduismus entfaltete sich auch parallel der Buddhismus als zweite
bedeutende Geistesströmung, dessen Anfänge wohl etwa ins Jahr 500 v. Chr. zurückgehen. Als der
Herrscher Ashoka im Jahr 262 v. Chr. dann aber zum Buddhismus übertrat und in den folgenden
Jahren Missionare über den nördlichen und zentralen Teil des Subkontinent entsandte, erlange diese
Geistesströmung eine sehr wichtige Bedeutung.
Alexander der Große erreichte im Jahre 326 v. Chr. Indien, ließ allerdings Teile des indischen
Subkontinents unbesiegt zurück. Da bereits zwei Jahrhunderte vorher im Norden ein Königreich
entstand, waren es deren Bewohner, die das Vakuum, das Alexander bei seinem Rückzug hinterließ,
ausfüllten. Das Reich des Chandragupta Maurya weitete sich über ganz Nordindien aus und erlebte
unter Ashoka, der heute eine der klassischen Geschichtsfiguren Indiens ist, seine Blütezeit vor allem
in der Bildhauerei. Durch dessen Tod im Jahr 232 v. Chr. zerfiel das Reich vollständig, dennoch ist
Ashokas Emblem heute das Siegel des modernen Staates Indien. Die Sungas, die in der Zeit 184 bis
70 v. Chr. regierten, führten das Werk Ashokas fort und vollendeten viele buddhistische Bauten und
Höhlentempel in Mittelindien.
Durch die Gründung des Kaiserreichs Gupta im Jahr 319 n. Chr. durch Chandragupta II. wurde der
Grundstein für die Guptas vom Jahr 455 n. Chr. gelegt, deren Existenz noch bis 606 n. Chr. zu
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verfolgen ist. Auch während derer Regentschaft wurden die Künste gepflegt und sind heute noch u.a.
in Ajanta, Ellora, Sanchi und Sarnath zu bewundern.
Der Süden Indiens war von diesen Vorgängen in dieser Zeit so gut wie nicht betroffen. Hier blieb der
Hinduismus die bedeutendste Religion
und auch die vielen Königreiche im
Norden wirkten sich auf Südindien nicht
aus. Hier entstanden gut funktionierende
Handelsbeziehungen zu den Ägyptern
und Römern und der Handel mit dem
südostasiatischen Raum wurde ausgebaut.
Im Süden bildeten sich unter anderem die
Reiche der Cholas, Pandyas und
Chalukyas heraus. Letztere regierten bis
weit in den Norden mit Unterbrechungen
zwischen 550 und 1.190 n. Chr. Die
architektonischen Hinterlassenschaften
der Pallavas, die die Vorreiter der
drawidischen Architektur waren und
Werke der Cholas, sind bis heute u.a. in Tanjore zu bewundern.
Mit der Flucht Mohammeds aus Mekka im Jahre 622 n. Chr. begann die Gefahr der frühen
moslemischen Invasionen und der Ausbreitung des Islam. Die Soldaten fielen in Indien ein und
hinterließen Zerstörung und Plünderung. Diese Raubzüge endeten erst ca. 1.192 n. Chr. mit der
Gründung erster Siedlungen der Moslems in Indien. Damals fiel Mohammed von Ghori in Indien
ein und hatte vorher schon seine Macht über den Punjab hinweg ausgedehnt. General Qutb-ud-Din
wurde nach Fortsetzung dieser Eroberungen und dem Tod Mohammeds von Ghor im Jahre 1206, der
erste Sultan von Delhi.
Nach einer Reihe von weiteren territorialen Verschiebungen
und Machtverhältnissen und der unbeständigen Herrschaft
der Sultane, fiel Timur in einem verheerenden Angriff von
Samarkand her in das Sultanat von Delhi ein. Von diesem
Zeitpunkt an (1398) gehörte den Moslems die Region, bis sie
durch ein anderes moslemisches Königreich ersetzt wurde,
das der mächtigen Moguln.
Im Süden Indiens hingegen waren auch diese Invasionen bis
dato nicht erfolgreich und so blühte zwischen 1000 und 1300
n. Chr. die Hoysala-Dynastie mit ihren Zentren in Belur,
Halebid und Somnathpur auf. Nach dem Einfall von
Mohammed Tughlaq im Jahre 1328 war die Dynastie
allerdings dem Untergang geweiht. Das Hindu-Königreich
von Vijayanagar mit seiner prächtigen Hauptstadt Hampi,
das 1336 gegründet wurde, war vielleicht eines der stärksten
und mächtigsten Hindu-Königreiche in ganz Indien. Als sich
dann
1565
die
moslemischen
Königreiche
zusammenschlossen und Vijayanagar in der Schlacht von
Talikota zerstörten, war auch deren Kapitel beendet.
Der folgende Aufstieg der Moguln war kometenhaft und deren Persönlichkeit strahlte noch häufig bis
weit über deren Tod hinaus und prägte das Land. Ebenso zügig verblasste ihr Stern aber auch wieder.
Neben ihrer Regentschaft besaßen sie vor allem eine Leidenschaft für das Bauen von monumentalen
Bauwerken. Eines der berühmtesten Bauwerke der Welt, das Taj Mahal, wurde von Shah Jahan
errichtet, der von 1627 bis 1658 regierte. Zu den größten aller der Moguln gehört aber Akbar (1556 –
1605), der bereits mit 14 Jahren inthronisiert worden war. Aurangzeb war schließlich der letzte in der
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Reihe der bedeutenden Moguln und das Land erreichte unter ihm die größten Ausmaße. Durch dessen
tiefe Verwurzelung im Islam verlor er aber das Vertrauen der Menge und musste sich dauernd gegen
Revolten wehren. Überall in Indien findet man Moscheen, die Aurangzeb auf den Grundmauern
früherer Tempel errichten ließ. Das Reich der Moguln fiel nach dessen Tod im Jahre 1707 zusammen
und erhielt den letzten tödlichen Stoß, als Nadir, der Schah von Persien, im Jahr 1739 Delhi plünderte.
Kleinere Machthaber, wie die Marathen übernahmen die Kontrolle und besonders im Norden hielten
sich starke hinduistische Kräfte, vor allem die der Rajputen die in Rajasthan beheimatet waren.
Diese Angehörigen einer Kriegerkaste hatten in Indien ähnlichen Status wie die Ritter in England. Sie
widersetzten sich jedem, der es wagte, seinen Fuß auf indischen Boden zu setzen. Unter den Moguln
gehörten sie der Armee des jeweiligen Herrschers an. Die Marathen behielten die Kontrolle über
Mittelindien und ihre Region wurde bekannt unter dem Namen Malwa. Ihr Untergang hingegen
wurde durch eine der letzten imperialistischen Kräfte in Indien besiegelt: durch die Briten.
Der britische Einfluss begann mit der Errichtung eines Handelspostens 1612 in Surat (Gujarat), der
durch Königin Elizabeth I. mittels eines Handelsgesellschaftsvertrags ermöglicht wurde und das
Monopol für den Handel zwischen Indien und England sicherstellte. So wurde die East India
Company, die sich aufgrund dieses
Vertrages ausweitete, zum bestimmenden
Element. Weitere Handelsposten folgten
in Madras, Bombay und 1690 in
Kalkutta. Nicht nur Briten, sondern auch
Portugiesen, die die ersten Europäer in
Indien waren, und auch Franzosen und
Holländer hatten ihre Vertretungen in
Indien. Das Land selbst litt unter dem
gespannten Verhältnis der anglofranzösischen
Beziehungen.
So
unterstützten die Franzosen gerade
diejenigen einheimischen Regenten mit
Waffen, mit denen die Briten Streit
hatten. Suraj-ud-Daula, der Nabob von Bengalen griff im Jahr 1756 Kalkutta an und schockiert damit
die Briten. Robert Clive eroberte gleich ein Jahr später Kalkutta für England zurück und besiegte
Suraj-ud-Daula mitsamt seinen französischen Mitstreitern und weitete nicht nur die britische Macht
aus, sondern dämmte gleichzeitig den französischen Einfluss signifikant ein.
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Besonders im Süden war das Geschehen bestimmt von den Rivalitäten zwischen den Briten und
Franzosen. Der lang andauernde
Kampf der Briten mit den Marathen,
die als einzige in der Lage waren das
Machtvakuum nach Zerfall des
Mogul-Reiches zu füllen, endete 1803
und ließ lediglich den Punjab außerhalb
der Kontrolle der East India
Company. Dieser Teil wurde im Jahr
1849 mit den Kriegen gegen die Sikha
annektiert und zu Beginn des 19.
Jahrhunderts war ganz Indien unter
Kontrolle der East India Company. Die
Engländer
verfolgten
rein
wirtschaftliche Ziele in ihrer Kolonie
und einseitige Verträge bestärkten
Englands Status in Indien. Deren Interessen lagen in der Förderung von Eisen und Kohle, der
Entwicklung des Anbaus von Tee, Kaffee und Baumwolle sowie dem Bau des weitverzweigten
indischen Eisenbahnnetzes. Auf der einen Seite führten Verbesserungen im Bau von
Bewässerungsanlagen zu nützlichen Entwicklungen in der Landwirtschaft und auch in
administrativer und verwaltungstechnischer Sicht hinterließ England dem Subkontinent Indien ein gut
funktionierendes und hervorragend aufgebautes System und einen funktionierenden
Beamtenapparat. Aber auf der anderen Seite gab England auch den Startschuss zu weniger
hilfreichen Entwicklungen. So kamen billige Textilien aus den Textilfabriken in England nach Indien
und legten die einheimische Produktion still. Das Eintreiben der Steuern durch die Briten trug zur
Verarmung landloser Bauern bei.
1857 kam es dann zum blutigen Aufstand gegen die Briten, dessen Auslöser bis heute ungeklärt sind.
Danach wurde die East India Company liquidiert und die Verwaltung des Landes ging in die Hände
der Britischen Regierung über. Parallel dazu begann Indiens Weg zur Unabhängigkeit durch
Veränderungen innerhalb der Verwaltung. Zur gleichen Zeit erlebte aber auch der Hinduismus eine
Wiederbelebung und eine radikale Veränderung der Gesellschaft der Hindus.
Als um die Jahrhundertwende der Widerstand gegen die britische Herrschaft und der Drang nach
Eigenständigkeit zunahmen, gewann Mahatma Gandhi, der Führer der Unabhängigkeitsbewegung
immer mehr an Bedeutung. Der Rechtsanwalt verschrieb sich vor allem nach dem grausamen
Massaker von Amritsar im Jahr 1919 voll und ganz der Aufgabe, das Unrecht zu beseitigen und die
Unabhängigkeit seines Landes zu erreichen. Dabei sollte ihm der Weg des passiven Widerstands
oder des Satyagraha gegen die englische Vorherrschaft zur Erreichung seines Ziels dienen. Die
Kongresspartei und Mahatma Gandhi waren auf dem Vormarsch. Gerade aber der 2. Weltkrieg führte
dann zum Ende des europäischen, kolonialen Herrschertums und zur Beendigung der Abhängigkeit
Indiens von England. Nach der Forderung der Moslems, Pakistan von Indien abzutrennen sollte im
Juli 1945 eine schnelle Lösung für das indische Problem gefunden werden. Die Spaltung des Landes
aufgrund der religiösen Gegebenheiten kam dann nach Wahlen zum Vorschein.
Zu Beginn des Jahres 1946 bemühte sich eine britische Kommission vergeblich, die beiden feindlichen
Parteien zu einen. Im August 1946 riefen die Moslems zum unmittelbaren Angriff auf, unter dem
unzählige Hindus in Kalkutta ihr Leben lassen müssten, was zu einem Rachefeldzug ihrerseits führte.
Der Versuch einer Versöhnung der Parteien brachte keine Lösung. Durch Uneinsichtigkeit musste man
der Teilung Indiens zustimmen. Nur Gandhi nahm einen Bürgerkrieg und totales Chaos eher in
Kauf als Indiens Teilung. Die Spannungen zwischen Moslems und Hindus verschärften sich vor allem
in Gebieten, in denen isolierte Moslems von Hindus umgeben waren.
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Die Teilung Indiens und Pakistans erfolgte dann im Jahre 1947
nachdem Lord Mountbatten seinen Unabhängigkeits- und
Teilungsplan offen legte. Von da an war Indien eine
parlamentarische Bundesrepublik. Das Regierungssystem
Indien ist parlamentarisch und hat Gemeinsamkeiten mit dem
Regierungssystem der USA, das zwei Häuser besitzt. Nach der
Teilung wurden die jeweiligen Minderheiten in den Gebieten vor
allem um Punjab Opfer gewalttätiger Gruppen mit ca. ¼ Million
Toten. Regelrechte Völkerwanderungen der Moslems nach
Pakistan und der Hindus nach Indien waren das Resultat. Die
Erhaltung kleiner Fürstentümer nach der Ära der Briten in Indien
war eine weitere Herausforderung, galt es doch, diese in sowohl ein
unabhängiges Indien als auch in Pakistan zu integrieren. Kashmir
war eines davon, mit vornehmlich moslemischer Bevölkerung aber
einem hinduistischen Maharadscha. Nach weiteren Spannungen,
Provokationen und Konflikten entschied er sich zum Anschluss an
Indien, mit dem Resultat eines kurzen indisch-pakistanischen
Krieges. Bis heute herrscht hier ein großes Konfliktpotenzial vor
und keine der beiden Seiten erkennt die offizielle Grenze an. Gandhi der bis dato zu tiefst erschüttert
über die Trennung war, fiel am 30. Januar 1948 dem Attentat eines hinduistischen Fanatikers zum
Opfer.
Seit Erlangung der Unabhängigkeit konnte sich Indien auf eine starke Regierung und ihre
Institutionen verlassen. Fortschritte in Industrie und Landwirtschaft ließ Indien zur
Industrienation aufsteigen; dennoch wollte der erste Premierminister Indiens, Jawaharlal Nehru,
eine Politik ohne Allianzen mit anderen Weltstaaten betrieben. Weitere Kriege mit Pakistan (1965,
1971 wegen Kaschmir und Bangladesch), aber auch Grenzkonflikte mit China wegen des Gebiets
von Aksai Chin in Ladakh, waren die außenpolitischen Situationen, die häufig von den
innenpolitischen Problemen ablenkten. Trotz Industrie hatte Indien mit der Bevölkerungsexplosion zu
kämpfen. Durch den traditionellen Personenkult in Indien gab es lediglich zwei Premierminister:
Nehru und seine Tochter Indira Gandhi, die von 1966 bis 1977 und dann wieder ab 1980 an der
Macht war. Die zweite Hälfte von Indira Gandhis Amtszeit war von Separationsbewegungen und
Unruhen geprägt. Im Zuge der Aufstände der Sikh 1984, wurde sie aus Rache für die Erstürmung eines
Tempels von einem ihrer Sikh-Leibgardisten ermordet.
Ihr Sohn, Rajiv Gandhi, war der Nachfolger und näherte Indien an die liberalisierte Wirtschaftswelt
an. Auch er fiel 1991 separatistischen Rebellen aus Sri Lanka zum Opfer. Zahlreiche weitere
Reformen in der Wirtschaft ließen diese nahezu explodieren, die Früchte daraus konnten die
Ärmsten aber nicht ernten. Auch die jüngste Vergangenheit des Landes ist geprägt von Konflikten und
Spannungen mit Pakistan, vor allem in Kaschmir. Seit 2004 ist der Angehörige der Sikh Religion –
Manmohan Singh der amtierende Premierminister des Landes.
So sind die heutigen Sozialstrukturen können über Tausende von Jahren zurückverfolgt werden und
der Subkontinent eher ein Land der Unterschiedlichkeit als der Gemeinsamkeiten. Gerade auch das
Kastenwesen ist in Indien zwar nicht mehr in dem Maße wie früher bestimmend, dennoch hat es eine
wichtige Rolle in der Gesellschaft.
© SFR-Indien Discover
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