Befindlichkeit und Lebensqualität bei koronarer Herzerkrankung: „Ein Herz und eine Seele“ Dr. phil. Dipl. Psych. Barbara Stein Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Klinikum Nürnberg 8.3.2009, KNS „Ein Herz und eine Seele“ • LIEBE: Herzklopfen, mit flatterndem Herzen • FREUDE: Herz hüpft • ÄRGER, WUT: Herz voller Wut, vor Wut kochen • TRAUER: es bricht mir das Herz, Herzzerreißend • ANGST: Herz rutscht in die Hose, Herz bleibt stehen „Ein Herz und eine Seele“ (2) Emotion & Herzfunktion: alle Emotionen sind ohne Veränderungen der Herzfunktionen nicht möglich Subjektive Wahrnehmung der Emotion durch Interpretation der Körpersignale z. B. ANGST: älteste lebenserhaltende Affekt des Menschen, ist, um wirksam zu sein, aufs engste mit dem HerzKreislaufsystem verknüpft. Blutreserven werden ausgeschüttet, die Atemfrequenz erhöht, Puls und Blutdruck gesteigert. Reaktionen auf Herzinfarkt Krise: z.B. HI Schock, Angst, Todesangst Ungläubigkeit: warum ich? Schuldgefühle Selbstwertzweifel Tiefe Verunsicherung Trauer Zukunftsangst (K)ein ganzer Mann mehr? Berufliche Fragen Krise: z.B. HI Lebensqualität Coping Psychisches Befinden Körperliches Befinden Was ist GesundheitsKörperliche bezogene Funtionsfähigkeit LQ? Körperliche Rollenfunktion Soziale und emotionale Funktions fähigkeit Vitalität Lebens qualität Körperliche Schmerzen Allg. Gesundheitswahrnehmung Psych. Wohlbefinden Psychische Reaktionen bei KHK/ Herzinfarkt (1) Depressive Reaktionen • Niedergeschlagenheit • Anhedonie • Selbstvorwürfe, Schuldgefühle • Selbstzweifel • Verminderte Selbstwirksamkeitserwartungen • Sozialer Rückzug, reduziertes Kontaktverhalten • Schlafstörungen • Appetitverlust • Somatoforme Beschwerden Psychische Reaktionen bei KHK/ Herzinfarkt Angst • • • • • • • Todesangst, Angst vor ReInfarkt Vernichtungsangst Ängste im Kontext von sozialem Statusverlust Panikattacken und Vermeidungsverhalten Sekundäre Herzangst mit funktionellen bzw. psychovegetativen Symptomen Zwangssymptome Schlafstörungen Psychische Reaktionen bei KHK/ Herzinfarkt Depressive Reaktionen Angst • Niedergeschlagenheit • Anhedonie • Selbstvorwürfe, Schuldgefühle • Selbstzweifel • Verminderte Selbstwirksamkeitserwartung en • Sozialer Rückzug, reduziertes Kontaktverhalten • Schlafstörungen • Appetitverlust • Somatoforme Beschwerden • • • • • • • Todesangst, Angst vor ReInfarkt Vernichtungsangst Ängste im Kontext von sozialem Statusverlust Panikattacken und Vermeidungsverhalten Sekundäre Herzangst mit funktionellen bzw. psychovegetativen Symptomen Zwangssymptome Schlafstörungen Depression und Herzinfarkt 65% leiden an depressiven Symptomen • depressive Gefühle • Antriebslosigkeit • Schlafstörungen • Selbstwertprobleme • sozialer Rückzug Nebenwirkungen der Erkrankung Ausdruck der Krankheitsverarbeitung, des Verlusterlebens und der Trauer Depression und Herzinfarkt 65% leiden an depressiven Symptomen • depressive Gefühle • Antriebslosigkeit • Schlafstörungen • Selbstwertprobleme • sozialer Rückzug Nebenwirkungen der Erkrankung, Ausdruck der Krankheitsverarbeitung, des Verlusterlebens und der Trauer 15-30% leiden an Depression 15-20 % in Akutphase nach MI 20-30% in ersten 1 1/2 Jahren Risiko: 3 x höher als bei gesunden Gleichaltrigen nur ein Viertel wird erkannt - und davon erhält nur die Hälfte Behandlung Risikofaktoren: • • • • Komplikationen bei MI frühere depressive Erkrankung ungenügende Stressverarbeitung Raucherentwöhnung gelingt nicht Depression beeinflusst Lebensqualität und den Krankheitsverlauf • Verminderung der Lebensqualität • Erhöhte Arbeitsunfähigkeit • Sexuelle Funktionsstörung • Soziale Konflikte etc. • 2-4x so hohes Risiko einer Folge-Herzerkrankung Angina pectoris, Re-Infarkt, Herzrhythmusstörungen • 2x so hohes Risiko an Herztod zu sterben Herzrhythmusstörungen, ReInfarkt Depression beeinflusst Lebensqualität und den Krankheitsverlauf • Verminderung der Lebensqualität • Erhöhte Arbeitsunfähigkeit • Sexuelle Funktionsstörung • Soziale Konflikte etc. • 2-4x so hohes Risiko einer Folge-Herzerkrankung Angina pectoris, Re-Infarkt, Herzrhythmusstörungen • 2x so hohes Risiko an Herztod zu sterben Herzrhythmusstörungen, ReInfarkt Herztodrisiko durch Depression: • unabhängig von anderen Risikofaktoren wie: Grösse des Herzmuskelschadens, Funktionsstörung des Herzens, Rauchen, hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörung, Diabetes etc. • Männer>Frauen • niedrige>höhere soziale Schicht • sozial isoliert>integriert Zusammenhang zwischen Chronischem Stress/Depression und KHK Depression Verhaltensebene Pathophysiologische Ebene Rauchen, Alkohol Sozialer Rückzug Bewegungsverhalten Noncompliance Stressverarbeitung Ernährung Störung der Blutgerinnung Aktivierung Immunsystems Ausschüttung Stresshormone Störung Fettstoffwechsel… Diabetes Adipositas Hypertonus KHK Psychosoziale Risikofaktoren für die Entwicklung einer KHK Niedriger sozioökonomischer Status Soziale Isolation: M>F Berufliche + familiäre Belastung: geringe Anerkennung, Überforderung, geringer Gestaltungsspielraum, Sozioökonom. Unsicherheit Depressivität, Niedergeschlagenheit, kein Interesse mehr: 4 X höheres Risiko Feindseligkeit, Ärger, Wut Fazit: Entstehung, Verlauf und Bewältigung von koronarer Herzerkrankung werden durch psychosoziale Faktoren wesentlich bestimmt. Was beeinflusst die Krankheitsverarbeitung? Erkrankung: Art, Schwere Persönlichkeit Frühere Krisenbewältigungen Coping Psych Status Kontrollüberzeugungen Soziale Unterstützung Hauptformen von COPING Kognitiv: Erklärungen suchen Ablenken Rationalisieren Minimalisieren Bagatellisieren Phantasie, Wunschdenken Akzeptieren Ungeschehen machen Verleugnung Handlungsorientiert Zupacken, angreifen Nach vorne schauen Informationen suchen Emot/soz Unterstützung suchen Kapitulieren Sozialer Rückzug Affektiv Trauern Angst, Furcht Wut, Aggression Hilflosigkeit, Verzweiflung Gefühlsstarre, innere Kälte „ • • • • • • • Problempatienten“ im Alltag Der betont unabhängige Patient Der ängstlich anklammernde Patient Der depressiv-abhängige Patient Der überheblich-anspruchsvolle Patient Der überangepasst-ordentliche Patient Der misstrauisch-abweisende Patient Der vorwurfsvoll-aggressive Patient Fallbeispiele • • • • Frau K., Rentnerin, 73, Herzinsuffizienz Herr M., Selbständig, 52, Angina pectoris Symp Herr T, Rentner, ICD, Herr B, 58, Z.n. MI Was stärkt die Widerstandskraft (Resilienz)? • • • • • • • Soziale Kontakte Gefühl der Kontrolle und der Beeinflussbarkeit Krise= Herausforderung Realistische Ziele Aktiv werden, Initiative ergreifen An sich und die eigene Kompetenz glauben Für sich selbst sorgen (auch trauern, Klagen zulassen) Psychisches Befinden verbessern: SPIRR-CAD-Studie Ziel: Verbesserung der Depression, LQ, somatischer Parameter (KHK Ereignis, Herzratenvariabilität, Labor) bei Patienten mit KHK durch gestufte psychosomatische Intervention Intervention: 1.) Screening 2.) 3 Sitzungen Einzeltherapie 3.) bei Bedarf 25 Std. Gruppentherapie Design: Kontrollierte, randomisierte Interventionsstudie Teilnehmer: Patienten mit MI/KHK aus 10 Zentren Förderung: Deutsche Forschungsgesellschaft Laufzeit: 2009-2012 Fazit: Konsequenzen für therapeutischen Umgang • Es gibt viele unterschiedliche Reaktionen • Verarbeitung braucht Zeit und fluktuiert • „Abwehrprozesse“ respektieren, stellen situativ beste Lösung eines Menschen in Krisensituation dar • Resilienz stärken (und darauf bauen) • Identifikation von psychischen Problemen: „Depression hat viele Gesichter“ -> ansprechen, informieren, Psy Behandlung empfehlen usw.