XXX Obduktionsbericht Das zur Sektion vorliegende Tier ist ein weibliches rotbuntes Kalb. Es wiegt 35kg und besitzt keine Ohrmarken. Der Besitzer ist Herr x aus y. Ein Vorbericht liegt in diesem Fall nicht vor. Die Sektion findet am 06.05.2002 im Sektionssaal der Pathologie um 9.15h im Beisein der Sektonsleiterin XXX und den Studenten XXX, XXX, XXX statt. Äussere Besichtigung Das Tier liegt auf der linken Körperseite und ist bis auf ein 10 mal 5cm grosses Fellstück im Anusbereich vollständig enthäutet. Das Fell ist gelbbräunlich und verklebt an dieser Stelle. Bei Prüfung der Todeskennzeichen wird festgestellt, dass der Tierkörper gleichmässig kalt ist, die Kornea leicht getrübt und der Turgor des Bulbus geringgradig vermindert ist und die Gelenke mit Ausnahme der Hintergliedmassengelenke frei beweglich sind. Der Ernährungszustand ist aufgrund der deutlich hervorstehenden Knochenvorsprünge und Rippen als schlecht zu beurteilen. Am Abdomen ist eine etwa 25cm lange Rasurstelle kaudal des Sternums sichtbar,sowie eine fortlaufend genähte Unterhautnaht. Der Nabel des Kalbes fehlt. Hinter dem rechten Ellbogenbereich liegt eine etwa 5-Mark-Stück grosse krisselige, weissgelbliche Substanz vor. Der Anogenitalbereich ist kotverschmutzt. Innere Besichtigung Bauchhöhle und Beckenhöhle Auf allen Bauchorganen fallen grosse, weisslichgelbe Beläge auf, die nicht ohne Substanzverlust abziehbar sind. In der Bauchhöhle befindet sich eine dunkelrote klare Flüssigkeit , etwa 250ml. In den Schulter-, Karpal-, Knie-, Tarsal-, Fessel- und Ellbogengelenken sind weisse Ausgüsse mit zum Teil bis zu 4cm grossen weissen Flocken auffindbar. Die Synovia und das periartikuläre Bindegewebe weisen eine gallertige, schwabelige Konsistenz auf. Das Knochenmark ist dunkelrot und gallertig von der Konsistenz her. Bei Betrachtung der Lymphknoten fallen die vergrösserten Darmlymphknoten auf, die beim Anschneiden hervorquellen. Das Zwerchfell befindet sich in Expirationsstellung und ist mit rosaroten Auflagerungen überzogen. Auf der Brusthöhlenseite befinden sich multiple dunkelrote bis 0,5cm grosse Flecken, die nicht erhaben sind. Auf der Bauchhöhlenseite weist es eine dunkelrote verklebte Masse auf, die zur Leber zieht. Das Netz ist mit Darm und Abomasum verklebt und mit weisslichgelben Belägen versehen. Die Milz weist Auflagerungen von einer Grösse bis zu 5 mal 3cm auf. Der Labmagen und die Vormägen sind mit einer weissen geronnenen Flüssigkeit gefüllt. Der Darm ist nur geringgradig mit einer wässrig gelben übelriechenden Flüssigkeit gefüllt und enthält zum Teil weisse flockige Fetzen. Die Dünn- und Dickdarmschleimhaut sind von multiplen kleinen roten Punkten überzogen. Die regionären Lymphknoten sind vergrössert und quellen beim Anschneiden über die Schnittfläche hervor. Die Leber zeigt handflächengrosse gelbliche Auflagerungen, die sich zum Teil nur unter Substanzverlust abziehen lassen. An der Niere ist kaum noch perirenales Fettgewebe vorhanden. Im Vestibulum vaginae ist ein durchsichtiger Schleimpfropf in grosser Menge sichtbar. 1 Brusthöhle Die Trachea und die Bifurkatio trachae sind mit einem rosaroten Schaum gefüllt, der bis in die Bronchien hineinzieht. Zudem weist die Lunge teilweise stumpfe Ränder auf, ist insgsamt dunkelrot und sehr schwer. Am Herzen ist kaum noch Herzkranzfett vorhanden und das, dass noch sichtbar ist, weist eine gallertige Konsistenz auf. Links und rechts an den AV-Klappen sind kleine bis stecknadelkopfgrosse rote Knötchen zu sehen. Pathologisch-anatomische Diagnosen 1. Kachexie 2. Bauchhöhlenerguss 3. Hochgradige fibroplastische Peritonitis 4. Akute diffuse mittel- bis hochgradige katarrhalische Enteritis 5. Fibrinös eitrige Polyarthritis 6. Lymphadenitis simplex 7. Blutzysten an linker und rechter AV-Klappe 8. Subpleurale ekchymale Blutungen am Zwerchfell 9. Akutes diffuses alveoläres Lungenödem 10. Akute mittelgradige Stauungslunge Epikrise Als erste allgemeine Diagnose kann eine Kachexie festgestellt werden. Diese Abmagerung entsteht durch ein vermindertes Futterangebot oder durch eine beeinträchtigte Resorption im Darm. Hierbei kommt es zu einer negativen Energiebilanz, bei der zunächst die Glykogenreserven in Leber und Muskulatur und schliesslich die Fettdepots in den Körperhöhlen und der Unterhaut aufgebraucht werden. Es werden besonders Muskelproteine abgebaut, wodurch es zu fortschreitendem Gewichtsverlust der innneren Organe (exklusive Herz und Gehirn) und einer um 1 Grad Celsius verringerten Körpertemperatur kommt. Im Extremfall entwickelt sich die sogenannte Hungerkrankheit (Kachexie, Marasmus) mit einem allgemeinen Kräfteverfall, der letztlich den Hungertod zur Folge haben kann. Zudem weisen die gallertige Atrophie des Knochenmarks und des Herzkranzfettes auf eine Kachexie hin. Hierbei kommt es zu einem weitgehenden Schwund des Fettes der Zellen des Fettmarkes und dessen Ersatz durch eine seröse gelbliche Flüssigkeit, wodurch das sogenannte Gallertmark entsteht. Ursachen für die hochgradige Abmagerung können in diesem Fall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die hochgradige katarrhalische Enteritis (Durchfall) und möglicherweise auch die mit Stress einhergehende fibroplastische Peritonitis und Polyarthritis sein. Die zweite allgemeine Diagnose ist ein Bauchhöhlenerguss. Man bezeichnet die Ansammlung seröser Flüssigkeit in Körperhöhlen auch als Ödem, hier als Hydrops aszites oder nur Aszites. Ödeme entstehen bei vermindertem kolloidosmotischen Druck, also als Folge eines verringerten Plasmaproteingehalts. Und dieser hat als Ursache entweder eine mangelnde Nahrungsaufnahme oder eine reduzierte Absorption im Darm. Liegt der Plasmaproteinspiegel unter 5%, ist eine Ödembereitschaft gegeben. Den Austritt von Blut aus Gefässen nennt man Blutung oder Hämorrhagie. Diese Blutung kann nach aussen aber auch nach innen erfolgen. Einen Blutaustritt in die Bauchhöhle bezeichnet man als Hämaskos oder Hämoperitoneum. Ursachen hierfür können eine Zusammenhangstrennung einer oder mehrerer Gefässwände sein, Hämorrhagia per rhexin, 2 oder eine Blutung durch die Wand kleiner Gefässe bzw. Kapillaren, Hämorhagia per diapedesin. In Frage kommen hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Verletzungen von Gefässen im Bauchraum, sowie auch der kachektische Zustand des Tieres. Ausserdem ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der hauptsächlich auslösende Faktor des Ergusses in den Bauchraum die fibroplastische Peritonitis, wodurch es zu einer exsudativen Bauchhöhlenentzündung mit einem meist klaren Erguss kommt. Und eine letzte mögliche Ursache kann die vorberichtlich zwar nicht bekannte, jedoch adspektorisch festgestelte Laparatomie sein, die auch als sterile Variante Auslöser für eine Peritonitis mit nachfolgendem Bauchhöhlenerguss sein kann. Die Hauptdiagnose ist eine hochgradige fibroplastische Peritonitis. Dies bezeichnet Entzündungserscheinungen an serösen Häuten. Generalisierte Formen fasst man als Polyserositis zusammen. Je nach Ursache unterscheidet man zwischen sterilen und septischen Formen. Letztere entstehen auf lympho-hämatogenem Weg im Verlauf septikämischer und embolisch-metastasierender Prozesse oder durch Übergreifen aus der Nachbarschaft (Lunge, Herz, Brust-, Bauchwand, Wirbelsäule, Lymphknoten, Magen, Darm, Nabel, Leber...) infolge Penetrationen , Perforationen oder Rupturen. Sterile Formen treten oft nachträglich nach operativen Eingriffen und nach primär entzündlichen Veränderungen (Erguss, Neoplasie, Nekrose, Verlagerung, Verkalkung, Hämatom) auf. Qualitativ unterscheidet man zwischen feuchten, trockenen und gemischten Formen. Zu ersteren gehört die Peritonitis exsudativa als seröse, fibrinöse, eitrige, hämorrhagische, nekrotisierende oder gangräneszendierende Inflammation. Bei der Peritonitis sicca stehen proliferative und granulomatöse Phänomene im Vordergrund. Gemischte Formen weisen i.d.R. granulomatöse Prozesse überlagernde eitrig-fibrinöse Exsudationen auf. Serosaentzündungen können flächige Schwielen oder narbige Reparationen (P. fibroplastica) mit teils zottigen Verwachsungen (Synechien) hinterlassen (P. adhäsiva villosa). Folgen solcher permanenter Verwachsungen sind Behinderungen von Lungen-, Herz- und Intestinalmobilität, sowie Kompressionsatelektase oder Kollapsinduration von Lungengewebe, Invaginationen im Intestinum, Verlagerungen und Ileus. Schliesslich kann die akute diffuse Serositis unter Schocksymptomen auch letal verlaufen. Die Serositis serosa acuta erkennt man an aktiver Hyperämie und fleckig, trüb- stumpfen Serosaflächen und einem klaren, gelegentlich koagulierenden Erguss. Die seröse Entzündung bezeichnet besonders das Frühstadium bei Infektionen durch Viren, Mykoplasmen und weniger agressiven Bakterien sowie als sterile Variante nach Laparatomie. Dadurch kann die Resorptionsfähigkeit der serösen Häute erheblich vermindert sein, was zu einem hypovolämischen wie resorptiv-toxischen Schockgeschehen führen kann. Die Serositis fibrinosa erkennt man an grauen bis gelben, fädigen, membranartigen oder netzförmigen, gummiartig elastischen, zerreissbaren Belägen. Im akuten Stadium sind diese noch ablösbar, wobei unter den Fibrinbelägen eine deutliche Hyperämie erkennbar ist. Der nicht geronnene Flüssigkeitsanteil der Exsudation ist quantitativ sehr variabel. Dieser verhindert anfangs, jedoch nur kurzzeitig grossflächige Verwachsungen. Da das Exsudat in einer geschlossenen Höhle liegt, kann es nicht in die Aussenwelt eliminiert werden, das heisst weitere Organisationsprozesse bestimmen das Geschehen. Aus der gefässreichen Subserosa sprossen Angiofibroblasten in den aufliegenden Fibrinbelag, wodurch graue bis grau-rote, derbe, wenig elastische, schwielige, teils fädig-zottige Granulationsgewebszubildungen und schliesslich Verwachsungen (Serositis fibroplastica diffusa, circumscripta, maculosa, villosa oder filamentosa adhäsiva; Senechien) entstehen. Fibrinöse Entzündungen kommen häufig durch Infektionen mit Pasteurellen, Mykoplasmen, Hämophilus, Salmonellen, Chlamydien und Clostridien zustande. Beim Kalb ist die Ursache auch desöfteren eine Coli-Septikämie, was in diesem Fall anhand der katarrhalischen 3 Enteritis auch ein trifftiger Grund sein könnte. Ausserdem kommt noch der chirurgische Eingriff in Frage. Die zweite spezielle Diagnose ist die akute mittel - bis hochgradige diffuse katarrhalische Enteritis. Sie ist gekennzeichnet durch Hyperämie und ödematöse Schwellung der Schleimhäute, durch ein seromuköses Exsudat, häufig mit Granulozyten und einem dünnflüssigen, ungeformten Darminhalt vergesellschaftet. Zudem sind die geschwollenen Mesenteriallymphknoten (Lymphadenitis simplex) sehr charakteristisch für die Diagnose. Die klinische Diarrhoe ist ein von der Norm abweichender erhöhter Flüssigkeitsgehalt des Darminhaltes. Nachfolgende Pathomechanismen sind dabei beteiligt : Maldigestion, Malabsorption, Hypersekretion und Motilitätsstörungen. Die ersten beiden Funktionsstörungen sind histopathologisch nachweisbar. Sie entstehen meist durch das Anhaften, Eindringen und Vermehren der Erreger im Darmepithel. Bei einer Maldigestion fehlen oder sind vermindert zur Verdauung notwendige Enzyme vorhanden. Durch Rota-, Coronaviren, enteropathogene E.coli = EPEC, Kryptosporidien wird die Enterozytenfunktion im Zottenbereich beeinträchtigt. Somit kommt es zum Absinken der Konzentration von Verdauungsenzymen (Peptidasen, Disaccharidasen) in noch intakten Enterozyten. Im Darmlumen verbleiben osmotisch aktive Di- und Oligosaccharide und binden Wasser relativ fest (osmotische Diarrhoe). Danach erfolgt eine weitere Zerstörung der Enterozyten und diese werden aus dem Epithelverband ausgestossen. Es kommt zur Zottenatrophie und ein Ersatz erfolgt durch unreife oder noch nicht vollständig ausgereifte Enterozyten aus den Krypten. Dadurch ist die gesamte Resorptionsfläche des Darmes vermindert und die unreifen Kryptepithelzellen sind noch nicht zur Resorption befähigt. Die Folge hiervon ist eine Malabsorption, wodurch es ebenfalls durch osmotisch aktive Substanzen im Darmlumen zur osmotischen Diarrhoe kommt. Erreger wie ETEC, Vibrio cholerae und Yersinia enterocolitica bilden bei ihrer Vermehrung Enterotoxine (Exotoxine). Diese greifen aktiv in den Transport von Natrium, Kalium und Chlorid ein über Ionenkanäle in der Zellmembran. Dem Ionentransport folgt Wasser in den Darm. Die Enterotoxine führen zu einer erhöhten cAMP- und cGMP-Konzentration und damit zu einer verminderten Aufnahme der Elektrolyte in die Enterozyten und einer erhöhten Abgabe aus den Enterozyten. Normalerweise sind Enterozyten nur resorptiv tätig, werden aber durch Enterotoxine zur Sekretion angeregt (Hypersekretion; sekretorische Diarrhoe). Gelangt nun der sehr wasserreiche Dünndarminhalt in den Dickdarm kann dessen Resorptionskapazität überschritten werden und dadurch eine Durchfallerkrankung entstehen. EPEC und Coronaviren können den Dickdarm auch direkt schädigen und Kryptosporidien und Schraubenbakterien befallen bevorzugt den Dickdarm. Rota- und Coronaviren kommen häufig bei Jungtieren in den ersten Lebenstagen als Erreger von Durchfallerkrankungen vor. Sekundärinfektionen, insbesondere mit E.coli, sind für den weiteren Krankheitsverlauf von grosser Bedeutung. Auch intrazelluläre Parasiten wie die Kryptosporidien spielen bei Neugeborenen als Sekundäerreger eine wichtige Rolle. E.coli ist ein normaler Darmbewohner von Mensch und Tier. Jedoch bilden bestimmte Stämme Virulenzfaktoren aus, die besonders bei Jungtieren zu Erkrankungen führen. Die Eigenschaften werden nicht chromosomal sondern über Plasmide vererbt, wodurch verschiedene Kombinationen von Virulenzfaktoren möglich sind. Diese vermitteln die Haftung des Erregers an die Enterozyten (Pili, Fimbrien, Adhäsions- und Kolonisationsfaktoren), bilden Toxine und Invasionsfaktoren. Man unterscheidet folgende Krankheitsbilder : - Colidiarrhoe (enterotoxische Enteropathie) - Colienteritis - Coliseptikämie 4 Die Colidiarrhoe ist häufig bei Kälbern anzutreffen und führt zu grossen wirtschaftlichen Verlusten. Verursacher sind ETEC. Prädisponierend sind Abwehrschwäche, Haltungs- und Fütterungsfehler sowie Infektionen mit Viren. Die ETEC haften mit Adhäsionsfaktoren an den Enterozyten des Dünndarmes und vermehren sich dort sehr schnell. Sie bilden temperaturstabile (ST) und/oder temperaturlabile(LT) Toxine, die zur sekretorischen Diarrhoe führen. Bei der Sektion findet man lediglich eine Exsikkose, geronnene Milch im Magen sowie wässrigen Darminhalt. Histologisch sieht man, wenn keine Sekundärinfektionen vorliegen nur spärliche Anzeichen einer Entzündung. Die Colienteritis wird durch EPEC und STEC verursacht. Die Erreger sitzen zunächst lose an der Darmwand und führen zur Zerstörung der Mikrovilli. Daher spricht man auch von „Attaching-Effacing-E.coli“ (AEEC). EPEC bilden keine Toxine und rufen bei Jungtieren Durchfälle ohne Blutbeimengung hervor. Sie sind meist Folge einer Maldigestion. Histologisch findet man im Dünndarm eine Epitheldesquamation mit Zottenatrophie oder Zottenfusiun. Im Dickdarm treten kleine Erosionen und herdförmige Infiltrate von Granulozyten auf. Die Coliseptikämie tritt auch bei Jungtieren in den ersten Lebenstagen bei gleichzeitig bestehender Abwehrschwäche auf. Sie verläuft jedoch hauptsächlich nasopharyngeal und nur sehr selten enteral oder omphalogen. Bei der akuten Coliseptikämie findet man vor allem Petechien und Ekchymosen auf den serösen Häuten. Bei etwas längerem Verlauf kommt es auch zur Ausbildung serofibrinösen, teils eitrigen Serositis und Polyarthritis. Bakteriologisch findet man in vielen Organen Colibakterien in Reinkultur, jedoch wandern Colibakterien nach dem Tod schnell aus dem Darm aus in andere Organe. Ausser E.coli gibt es auch noch Clostridium perfringens, der zu Enterotoxämien führen kann. Sie werden je nach gebildetem Exotoxin in Typen A, B, C, D und E unterschieden. In der Regel rufen sie nur bei Anwesenheit prädisponierender Faktoren (Fütterungsfehler) Krankheiten mit plötzlichen Todesfällen hervor. In Frage kommt hier nur Typ E, der gelegentlich beim Kalb zu akuter katarrhalischer Enteritis und Blutungen führt. Zusammenfassend kann man sagen, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Mischinfektion der hier aufgeführten möglichen Erreger vorliegt, die letztlich gemeinsam mit der Peritonitis und der Polyarthritis zu einer akuten Septikämie des Tieres geführt hat. Genaueres liefert eine Bakterielle Untersuchung. Eine weitere Diagnose ist die fibrinös eitrige Polyarthritis. Gelenkentzündungen (Arthritis) werden hauptsächlich vom blutgefässreichen Stratum synoviale getragen (Synovitis). Sind die Gelenkflächen miteinbezogen, spricht man von Chondritis oder Osteochondritis. Ist die Entzündung im äusseren Kapselbereich und in der Umgebung des Gelenkes, bewertet man diese als Periarthritis. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen aseptischen (traumatisch, metabolisch, immunopathisch bedingten) und septischen Arthritiden. Als Infektionswege kommen die hämatogene Ausbreitung, das Übergreifen entzündlicher Prozesse aus der Gelenkumgebung und die Infektion bei der offenen Gelenkverletzung in Frage. Die seröse oder serofibrinöse Arthritis tritt meist als akute, aseptische bzw. posttraumatische und damit als mon- oder oligarthritische Form auf. Hier kann es zu Gewebszerstörungen am Knorpel-, Knochen- und Kapselgewebe kommen. Ferner kann es durch Blutungen (Hämarthros), stärkeren Gelenkdeformationen und Nicht- bzw. Fehlbehandlung zur chronischen Arthritis kommen, begleitet durch Dehnung der Gelenkkapsel, Hyperplasie der Synovialzotten und Gelenkhydrops (Hydarthros, Gelenkgalle). Die seröse Arthritis ist ein Initialstadium septischer, das heisst vor allem bakterieller Gelenkerkrankungen und geht dann in eine serofibrinöse und fibrinös-eitrige Entzündung über. Es kommt zu massiven Desquamationen des synovialen Mesothels und Blutaustritt; 5 beides jedoch Phänomene, die später durch exsudative und zellimmigratorische Prozesse überlagert werden. Pathologisch-anatomisch kommt es zur Ausfällung von Fibrin, das als gummiartige Platten, Pseudomembranen und Ausgüsse der Gelenknischen und – räume vorliegt. Der flüssig bleibende Exsudatanteil ist bouillonartig-gelb oder trüb-rahmig. Klinisch ist das Kapselgewebe nur leicht ödematisiert, das heisst die Gelenkverdickung wird hauptsächlich durch die Exsudatanreicherung im Gelenkraum sichtbar. Polyarthritiden stellen meist nur Teilsymptome eines septischen Geschehens dar und gehen nicht zuletzt mit qualitativ gleichartigen Entzündungen in den Körperhöhlen (Polyserositis) einher. Es werden besonders Jungtiere in den ersten Lebenstagen und – wochen betroffen. Die Veränderungen befinden sich sowohl in den Extremitätengelenken als auch in den Wirbelgelenken, besonders im Atlanto-Okzipitalgelenk. Die Infektion erfolt in erster Linie auf omphalogenem und alimentärem, weniger auf aerogenem Wege. Erreger solcher bakterieller Polyarthritiden der frühen Lebensphase entsprechen denen, die auch eine Polyserositis hervorrufen s.o. Ein zusätzlicher Befund ist eine Lymphadenitis simplex. Dies bezeichnet eine reaktive Hyperplasie der Lymphknoten als Ausdruck immunbiologischer Leistungen und ist regelmässig zu finden, wenn in derem Einzugsgebiet entzündliche Prozesse ablaufen. Die Antigene gelangen mit der afferenten Lymphe über die Randsinus in die interfollikulären Sinus und Marksinus. Dann werden sie dort und von den in den Lymphfollikeln gelegenen Retikulumzellen und Makrophagen phagozytiert und verarbeitet. Darauf folgen eine plasmazelluläre Reaktion und eine Follikelzentrumsreaktion. Geringgradig aktive Lymphknoten sind vergrössert, meist weich, die Schnittfläche wölbt sich leicht hervor und ist saftig, von weisslich-gelber Farbe oder rötlich-fleckig. Da in diesem Fall schon mehrere entzündliche Prozesse (Peritonitis, Enteritis, Polyarthritis) nachgewiesen sind, ist diese Lymphknotenschwellung eine normale immunologische Reaktion des Körpers. Die Blutzysten an der linken und rechten AV-Klappe sind ein Nebenbefund, der bei Jungtieren desöfteren festgestellt wird und dem keine grosse diagnostische Bedeutung zukommt. Die subpleuralen ekchymalen Blutungen am Zwerchfell sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Folge der akuten Coliseptikämie s.o. Das akute diffuse alveoläre Lungenödem ist agonal bedingt. Es ensteht im Zusammenhang mit der schon in der Agonie beginnenden Hypostase (Blutsenkung). Die akute mittelgradige Stauungslunge ist agonal entstanden und anhand des Blutaustrittes aus der Schnittfläche erkennbar. Postmortale Veränderungen Das Totenauge entsteht infolge Wasserverlust, wodurch die Augäpfel ihren Tonus verlieren, schlaff werden und einsinken. Die Hornhaut wird matt und trübe infolge eingestellter Tränensekretion. Die Totenstarre (Rigor mortis) betrifft die glatte und quergestreifte Muskulatur. Sie entsteht durch das nicht mehr vorhandene ATP, welches eine Weichmacherwirkung besitzt, die zur Lösung der Aktin-Myosin-Verbindung benötigt wird. In der Regel tritt sie 2-8h post mortem 6 auf und dauert zwischen 24 und 48h an. Sie verläuft von cranial nach caudal und von proximal nach distal. Die Lösung der Totenstarre erfolgt durch autolytische Prozesse und erfolgt auch von cranial nach caudal und von proximal nach distal. Die Leichenkälte entsteht durch den Zusammenbruch der Durchblutung und der wärmeerzeugenden stoffwechselaktiven Vorgänge. Sie ist von der Umgebungstemperatur, aber primär vom Zeitpunkt des Todes abhängig. Todesursache Das Kalb ist aufgrund einer akuten Septikämie verstorben. 7