Biochemie-Protokoll Gruppe 1 ELEKTROPHORESE 13.05.16 Julia Gnann & Christoph Hartmann Einleitung Elektrophorese Die Elektrophorese beruht auf einer elektrokinetischen Erscheinung, nämlich der Wanderung in Flüssigkeit dispergierter oder kolloidal gelöster geladener Teilchen im elektrischen Feld. Dabei bewegen sich die Partikel mit positiver Ladung zur Kathode (Kataphorese), die negativ geladenen zur Anode (Anaphorese). Aufgrund dieses Effekts wird die Elektrophorese in der Biochemie, Biologie und Medizin als analytisches Trennverfahren und für mikropräparative Zwecke vorwiegend bei kolloidalen und makromolekularen Stoffen angewendet. Maßgebend für die Trennschärfe der Elektrophorese ist die Wanderungsgeschwindigkeit der Teilchen; diese ist eine Funktion von Form und Größe der Teilchen, ihrer Ladung, pH, Temperatur, Viskosität und Feldstärke. Je nachdem, ob die Elektrophorese in freier Lösung erfolgt (wobei die Untersuchungslösung beidseitig an eine Pufferlösung angrenzt) oder ob man die Untersuchungslösung auf ein mit Puffer getränktes Trägermaterial (z.B. Papier) aufträgt, unterscheidet man zwischen freier Elektrophorese und Träger-Elektrophorese (Elektropherographie). Man unterscheidet nach Art des Trägers z.B. zwischen Gel-Elektrophorese und der Papier-Elektrophorese. Als Trägermaterialien finden weiterhin Verwendung Asbestfasern, Baumwollcellulose, Glasperlen und -pulver, Kunstharze, Celluloseacetat etc. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die PAGE (von Polyacrylamidgelelektrophorese). Bei der Träger-Elektrophorese wird das Substanzgemisch in Mikromengen (5µl) auf einen mit Puffer getränkten Folienstreifen aufgetragen. Dieser Streifen wird waagerecht über einer Brücke so aufgespannt, daß seine Enden in Puffervorratsgefäße tauchen, in denen die Elektroden angebracht sind. Resultat einer Träger-Elektrophorese ist ein Elektropherogramm, bei der Papier-Elektrophorese z.B. ein Papierstreifen, auf dem die verschiedenen Komponenten eines Trennungsgemisches in einzelne Zonen (Banden) getrennt vorliegen. Je nach Klemmenspannung (100/200/400 Volt) wird die Trennung so rechtzeitig unterbrochen, daß nach Färbung und Entfärbung der Streifen alle Fraktionen gut erkennbar sind. Sind die Substanzen farblos, so können sie durch geeignete Färbungen sichtbar gemacht werden. Die Substanzen werden eluiert und i.d.R. durch Photometrie oder mit speziellen Densitometern ausgewertet. Die Extinktionswerte der ausgewerteten Banden ergeben eine Extinktionskurve. Die Flächenwerte für die einzelnen Fraktionen entsprechen der Menge der in den einzelnen Fraktionen enthaltenen Teilchen. Pathologische Veränderungen zeigen sich durch Verschiebung der Relativwerte. Eine Auftrennung in zahlreiche Fraktionen wird bei der Elektrophorese u.a. durch einen in den Trägern auftretenden Molekularsiebeffekt erreicht: Die Wanderungsgeschwindigkeit der Moleküle wird nicht nur durch ihre Ladung, sondern auch durch ihre Größe bestimmt (sh.a. SDS-Page). Für Medizin und Biologie ist die Immunelektrophorese von besonderer Bedeutung, die von Antigen-Antikörper-Reaktionen der Proteine Gebrauch macht. SDS-Page Das gebräuchlichste Verfahren zur Reinheitskontrolle von Proteinen ist die SDS-Page (sh. Abb.). Normalerweise hängt bei Elektrophoresen die Wanderungsgeschwindigkeit der Moleküle von Größe, Form und Ladung derselben ab. Bei der SDS-Page sorgt eine Vorbehandlung des Proteingemisches dafür, daß nur noch die Masse ausschlaggebend ist. Dies erreicht man durch Zusatz von Natrium-Dodezyl-Sulfat (engl.: sodium dodecyl sulfate = SDS). SDS ist ein Detergens, das oligomere Proteine in die Untereinheiten zerlegt und denaturiert. An die entfalteten Peptid-Ketten binden SDS-Moleküle – etwa 0,4g SDS pro g Protein – und verleihen ihnen eine stark negative Ladung. Die Wanderungsgeschwindigkeit dieser Moleküle wird dann fast ausschließlich durch ihre Masse bestimmt; dadurch können Seite 1/5 Abbildung 1 Biochemie-Protokoll Gruppe 1 ELEKTROPHORESE 13.05.16 Julia Gnann & Christoph Hartmann Bestimmungen des MG durchgeführt werden. Nach der Elektrophorese, die in einem senkrecht angeordneten Gel aus polymeren Acrylamid durchgeführt wird, macht man die getrennten Proteine durch Färbung sichtbar. Versuche SDS-Page Durch die SDS-Page läßt sich mittels einer Eichgerade das Molekulargewicht eines unbekannten Proteins (IgG) bestimmen, das einmal mit einem Reduktionsmittel (+-Probe) und einmal ohne dieses (--Probe) zur Elektrophorese verwendet wird. Die Proteine werden im Sammelgel zwischen der Chlorid- und Glycin-Front konzentriert um dann im engporigen Trenngel aufgetrennt zu werden. Zeichnung (schematisch): 1. Einbringen der Probelösungen in die Geltaschen 1) Color Marker (CM) 2) +Probe (+) 3) -Probe (-) 4) Protein Standard (7M) 2. 5 Minuten nach Anlegen der Spannung Proteine fokussieren sich zwischen der Chloridfront (rote Linie) und der Glycinfront (grüne Linie) 3. nach 40 Minuten Spannung nicht mehr angelegt Proteine wurden aufgetrennt Abbildung 2 Kopie der Elektrophorese Seite 2/5 Biochemie-Protokoll Gruppe 1 ELEKTROPHORESE Eichkurve Wanderungsstrecken 7M 66kDa 1 9,5mm 2 12,5mm 45kDa 36kDa 3 15mm 29kDa 4 19mm 5 21,5mm 24kDa 20,1kDa 6 25mm 7 32,5mm 14,2kDa 13.05.16 Julia Gnann & Christoph Hartmann Abbildung 3:Schema eines Immunoglobulins Wanderungsstrecken IgG+ 57kDa 1 11mm 27kDa 2 20mm Wanderungsstrecke IgG 60kDa 1 10mm Das Reduktionsmittel zerlegt das IgG in zwei Bestandteile: die leichten und die schweren Ketten, die durch Disulfidbrücken miteinander verbunden sind (sh. Abb.). Elektrophorese der Plasmaproteine auf CAF mit quantitativer Auswertung Dieser Versuch wurde aufgrund eines defekten Apparates nicht durchgeführt. Dennoch hier kurz das Vorgehen und die Auswertung anhand ausgeteilter Kurven (sh. Anhang). Zuerst werden einem Probanden 20μl Blut entnommen und durch Zentrifugation in Hämatokrit und Plasma getrennt (Norm: 45% Hämatokrit, 55% Plasma). Danach wird das Plasma mittels eines Stempels in der Mitte einer Celluloseacetatfolie (CAF), welche zuvor in Pufferlösung eingeweicht wurde, aufgetragen und die Elektrophorese gestartet. Nach Ende der Elektrophorese färbt man die CAF an und entwässert sie, bis die Banden dunkelblau auf der nun glasklaren Folie erscheinen. Anschließend folgt die Auswertung im Densitometer/Scanner. Abbildung 4 Seite 3/5 Biochemie-Protokoll Gruppe 1 ELEKTROPHORESE 13.05.16 Julia Gnann & Christoph Hartmann Quantitative Auswertung: (Kurven sh. Anlage) Kurve1: Albumin: 28,7% α1: 6,7% α2: 8% β: 24,9% γ: 31,7% Die γ-Globuline sind deutlich erhöht, was auf eine Leberzirrhose oder ein γ-Plasmozytom hindeutet. Kurve2: Albumin: 60% α1: 6% α2: 10% β: 12,5% γ: 11,5% Alle Werte liegen im Normalbereich Kurve3: Albumin: 54% α1: 10,6% α2: 12,7% β: 11,5% γ: 11,2% α1- und α2-Globuline sind leicht erhöht, was auf eine beginnendes nephrotisches Syndrom hindeuten könnte. Bestimmung der Isoenzyme der Lactatdehydrogenase mittels CAFElektrophorese Auch dieser Versuch konnte aufgrund eines defekten Gerätes nicht durchgeführt werden. Daher hier nur eine theoretische Besprechung. Die LDH ist ein Enzym der Glykolyse, das mit Coenzym NADH die Reduktion von Pyruvat zu Lactat katalysiert. Aktive LDH ist ein Tetramer, das aus vier gleichlangen Polypeptidketten (je 334 Aminosäuren, MG je 36000) vom H- bzw. M-Typ aufgebaut ist; entsprechend existieren die fünf Isoenzyme LDH1 (HHHH), LDH2 (HHHM), LDH3 (HHMM), LDH4 (HMMM) und LDH5 (MMMM), deren Verteilungsmuster für verschiedene Organe charakteristisch ist und Aufschluß über Herkunft einer erhöhten LDH im Serum gibt (z.B. in Herz und Erythrozyten v.a. LDH1 u. LDH2, in Muskel u. Leber v.a. LDH4 und LDH5). Erhöhte Werte im Serum kommen z.B. bei Herzinfarkt, Blut-, Leber-, Muskelerkrankungen und Tumoren vor. Die 2 Untereinheiten H und M sind gleich groß und auch gleich schwer, besitzen aber einen Ladungsunterschied: H-Typ -6; M-Typ +3. Dadurch lassen sie sich elektrophoretisch gut voneinander trennen, wobei sich nebenstehendes Elektropherogramm ergibt. Abbildung 5 Fragen Auf welche Organschädigung würde eine Erhöhung von LDH5 im Serum hinweisen? In der Leber kommt v.a. LDH vor. daher würde ein hoher Serum-LDH5-Spiegel auf eine Lebererkrankung (Tumor o.ä.) hinweisen. Welche anderen Beispiele für Isoenzyme im menschlichen Organismus kennen sie? Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase Hexokinase Kreatinkinase Seite 4/5 Biochemie-Protokoll Gruppe 1 ELEKTROPHORESE Abbildungsverzeichnis: Abbildung 1: Taschenatlas Biochemie; Thieme Abbildung 2: ckjh Abbildung 3: Pschyrembel, 258. Auflage; WdeG Abbildung 4: Pschyrembel, 258. Auflage; WdeG Abbildung 5: ckjh Seite 5/5 13.05.16 Julia Gnann & Christoph Hartmann