Kurzkommentar zur Jahresstatistik 2000

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Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
........................................................................................................................
2
(Wolfgang Neumann)
Jahresstatistik 2000
................................................................................................................3
(Wilhelm Naber)
Kommentar zur Jahresstatistik 2000
......................................................................................10
(Wilhelm Naber)
„Frauenförderung durch Beratung
........................................................................................11
(Ruth Großmaß)
Psychosozial 2000 - Was wir können, was wir leisten können, wenn wir es denn wollen
.......16
(Wolfgang Neumann)
Vorbemerkung
Der erste Jahresbericht im neuen Jahrtausend soll wieder Auskunft und
Rechenschaft über die Arbeit der ZSB – Zentrale Studienberatung im letzten Jahr
geben.
Dabei hoffen wir, dass Sie über die Lektüre einen Eindruck über Umfang und
Schwerpunkte der Beratungsstelle erhalten.
Dr. Wolfgang Neumann
(Leiter der ZSB)
2
Jahresstatistik der ZSB - Zentrale Studienberatung für das Jahr 2000
- in Klammern Zahlen und Daten von 1999 -
1. Allgemeine Studienberatung
persönlich
44,15%
7658
schriftlich
5,67%
984
339
E-mails
1,95%
8364
telefonisch
48,22%
Persönliche Beratung:
7658
(8349)
Die persönlichen Beratungskontakte wurden auf drei Ebenen erfaßt:
1. Studienberatungen während der offenen Sprechstunden
(Montag - Freitag vormittags, ohne vorherige Terminabsprache):
2. Kurzinformationen durch die Mitarbeiterinnen des Sekretariats
(ganztägig ohne vorherige Terminabsprache):
3496(4241)
3936
(3712)
3
3. Studienberatungen, die außerhalb der offenen Sprechstunden
nach Vorabsprache durchgeführt wurden:
(396)
226
Beratungsgespräche in der Allgemeinen Studienberatung dauern wenige
Minuten bis eine Stunde. Das Geschlechterverhältnis war in etwa ausgeglichen.
8364(7971)
Telefonische Beratung:
Die telefonische Beratung wird ganztägig in Anspruch genommen; ein Drittel
der telefonischen Anfragen wird zusätzlich schriftlich beantwortet (Versendung
kommentierten
Informationsmaterials).
Die
Anzahl
ergibt
sich
aus
hochgerechneten Stichprobenzählungen.
339 (301)
E-mails:
Häufigste Anfragen zu:
 Hochschulwechsel
 Molekulare Biotechnologie
Geisteswiss.
19,56%
Schriftliche Studieninformationen:
Aus den 984 Schreiben,
die 2000 an die ZSB gerichtet wurden, ergaben sich 1408 Fragen
Lehrämter
21,42%
nach verschiedenen Informationen,
die sich folgendermaßen zuordnen lassen:
221
1. Allgemeine Anfragen zum Studium242an der Universität Bielefel
2. Informationen zu Wohnmöglichkeiten
63
(71)
Sozialwiss.
9,20%
142
(212)
104
18
41
3. Anfragen zu einzelnen Studienfächern der Universität Bielefeld
101
353
Zusatzstud.
1,59%
1130
Sport
3,63%
50
Wirtschaft
8,94%
Naturwiss.
31,24%
Jura
4,42%
4
(1058)
4. Schriftliche Anfragen zur Fachhochschule Bielefeld
21
(30)
5. Fragen zu Studiengängen, die nicht in Bielefeld angeboten werden
(87)
52
Beratung zu Arbeitstechniken:
Im Berichtsjahr wurde wöchentlich eine spezielle Sprechstunde
durchgeführt, in der Studierende Unterstützung bei
arbeitstechnischen Problemen anfordern konnten.
Anzahl der Beratungsstunden:
39 Sprechstunden à 1,5 Stunden
Beratungskontakte: 86
Geschlechterverhältnis ausgeglichen
Darüber hinaus wurden Arbeitsprobleme in den allgemeinen Sprechzeiten
und Beratungsstunden behandelt.
Beratung für Aufschieber:
Von Mai - Dezember 1999 wurde eine spezielle Sprechstunde für Studierende mit AufschiebeNat urwissenschaf ten
Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaf ten
Mediengest. (31)
Umweltwiss. (43)
Mol.Biotech. (84)
Soziologie (45)
Physik (11)
Mathematik (15)
Gesch./Phil. (38)
Psychologie (28)
Pädagogik (31)
Chemie (15)
Ling./Litw. (183)
Wirt.math. (13)
Informatik (49)
Biochemie (45)
Biologie (47)
0
10
20
30
40
50
0
50
100
150
200
0
20
40
60
80 100
Problematiken angeboten:
Anzahl der Beratungsstunden: 27
Beratungskontakte:
58
Geschlechterverhältnis annähernd ausgeglichen.
2. Psychologische Beratung bei Studienproblemen/Psychosoziale Beratung:
5
Einzelberatung:
Erfasst wurden Einzelgespräche der hauptamtlichen BeraterInnen, die in den offenen
Sprechstunden oder telefonisch sowie nach Kriseninterventionen vereinbart worden waren.
Anzahl der Gespräche:
2547 (2437)
Anzahl der Personen:
428 (336)
Die durchschnittliche Anzahl der Gespräche pro Person lag bei 5,95
Geschlechterverteilung:
256 Frauen (entspricht 59,81 %)
172 Männer (entspricht 40,19 %)
Paarberatungen/Familiengespräche:
Teilnehmende Personen:
Anzahl der Gespräche:
70 (41 Frauen, 29 Männer)
54
Die Paargespräche waren z.T. Beratungen, die über mehrere Sitzungen ausschließlich als Arbeit
mit einem Paar erfolgten, z. T. handelte es sich jedoch auch - wie bei den
Familiengesprächen - um einmalige Gespräche, in der Regel mit der Herkunftsfamilie, die sich
aus der Beratung einer Studentin bzw. eines Studenten ergaben.
Gruppenangebote:
Im Berichtsjahr wurden 5 Therapiegruppen durchgeführt:
- 2 Gruppen für Studierende mit Studien- oder allgemeinen Ängsten:
An diesen Gruppen nahmen 17 Personen (13 Frauen und 4 Männer) teil.
Die Gruppen umfassten insgesamt 48 Sitzungen à 2 Stunden.
- 1 Frauentherapiegruppe mit 7 Teilnehmerinnen. Die Gruppe umfasste 39 Sitzungen à 2
Stunden.
- 2 Männertherapiegruppen mit 26 Teilnehmern. Die Gruppen umfassten 22 Sitzungen à 2
Stunden.
Im Berichtsjahr wurden 19 themenzentrierte Gruppen durchgeführt:
- 2 Prüfungstrainings-Seminare
(19 TeilnehmerInnen; 4 Männer, 15 Frauen
je 2 Tage kompakt; 56 Stunden).
- 2 Studientechnikenkurse
(27 TeilnehmerInnen; 9 Männer, 18 Frauen; 11 Stunden).
- 11 Seminare zum Thema: Abitur - Was nun? Was tun?
(132 TeilnehmerInnen; 42 Männer, 90 Frauen; 50 Stunden).
- 1 Coaching-Gruppe für Doktorandinnen
(7 Teilnehmerinnen; 46 Stunden).
- 1 Seminar Schluss mit dem Aufschieben
(7 TeilnehmerInnen; 3 Männer, 4 Frauen; 6 Stunden).
6
- 2 Gruppen für Psychiatrie Erfahrene Studierende
(22 TeilnehmerInnen; 13 Männer, 9 Frauen; 67 Stunden).
Insgesamt:
24 Gruppen
teilnehmende Personen:
Stundenzahl insgesamt:
264 (163 Frauen, 101 Männer)
454
Psychologische/Psychosoziale Beratungen und Gruppen insgesamt:
Anzahl der Beratungsstunden:
Anzahl der Personen:
3037 Stunden
762
460 Frauen (60,37 %)
302 Männer (39,63%)
7
Themenschwerpunkte in der psychosozialen Beratung
Themen, die wegen ihrer Häufigkeit und Bedeutung einen hohen Stellenwert hatten1):

Prüfungsängste

Konzentrationsprobleme

Lücken bei Studientechniken

depressive Verstimmungen

Beziehungsprobleme

Unsicherheit in Bezug auf das gewählte Studienfach

Redeängste

Versagensangst

Panikattacken

überlange Studiendauer

Gehemmtsein/Schüchternheit

Unsicherheit bezüglich Berufsfeld/Lebensplanung
Themen von hoher Bedeutung, aber weniger vorkommend als die der ersten Gruppe:

Einsamkeit/Isolation

Schwierigkeiten mit den Eltern

Essstörungen

Psychosomatische Probleme

Traumatische Kindheitserlebnisse

Psychoseerfahrung

autoaggressives Verhalten

Suchtprobleme

Phobische Ängste

Gewalterfahrungen
Themen von Bedeutung, die seltener vorkamen:

Belastungen durch alkoholkranke Eltern

Diskriminierungserfahrungen

Auseinandersetzung mit bedrohlichen Krankheiten (Krebs, MS, HIV-positiv)

Finanzierungsprobleme

Schlafstörungen

Konflikte mit Hochschullehrern
 Sexualstörungen
 Geschlechtsrollenkonflikte
 sexueller Missbrauch durch Geschwister
8
1)
Die Reihenfolge spiegelt die Häufigkeit der Nennungen.
3. Organisation und Beratung von Schüler-/Besuchergruppen:
Anzahl der Gruppen:
Teilnehmende Personen:
32
1658
zusätzlich:
- 1 Tag der Geisteswissenschaften, ca. 40 TeilnehmerInnen
- 1 Allgemeiner Hochschultag, ca. 1400 TeilnehmerInnen
4. Supervision/Institutionsberatung innerhalb der Universität:
Gesamtstudenzahl: 80
5. Mitarbeit in Lehrveranstaltungen:
Semesterwochenstunden insgesamt, SS + WS:
9
(nicht zu Lasten der Arbeitskapazität der Beratungsstelle)
6. Kooperation mit Einrichtungen außerhalb der Universität:
Kooperationspartner:















AK Frauen und Psychiatrie
Arbeitsamt Bielefeld
Arbeitsamt Detmold
AWO-Krebsberatung
BIKIS
BIZ Hameln
Drogenberatung
EB Klein- und Kindergartenkinder
ESG
FH Bielefeld
FH Lippe, Abt. Detmold
Frauenberatung Bielefeld
Gesundheitsamt
Gilead IV, Bethel
Grille
 Krisennotdienst
 Krisenberatung
 Lebensräume e.V.
 Mann-o-Mann
 Niedergelassene PsychotherapeutInnen und ÄrztInnen
 Notruf Bielefeld
 Pro Familia
 PSAG
 Psychiatrische Kliniken im Landkreis
 Psychosomatische Klinik, Johanneswerk
Bielefeld
 Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft
 VHS Minden
 Westfälische Landesklinik, Gütersloh
9
 GwG
(Gesellschaft für wissenschaftliche
Gesprächspsychotherapie)
 KiHo Bethel
 Wildwasser e.V., Bielefeld
 ZSB Münster
 ZSBn NRW und bundesweit
7. Mitarbeit in Gremien, Ausschüssen, Einrichtungen und Projekten inner halb
der Universität:
- AK Fachstudienberatung
- AK Gesundheitsfördernde Hochschule
- AK Die gesundheitliche Situation der
wissenschaftlich Beschäftigten
- AK Gesundheitszentrum an der Universität Bielefeld
Lehrkommission
Frauenstudien - Beratungsprojekt
Web-Team
LOTSE-Projekt
8. Außerhalb der Universität durchgeführte Maßnahmen/Veranstaltungen:
- VHS-Informationsveranstaltungen
- Informationsveranstaltungen in Schulen
- Teilnahme am AK Frauen und Psychiatrie
9 a. Teilnahme an Fortbildungen, Tagungen, Kongressen etc.
(eigene Fortbildung):
- ARGE-Tagung in Potsdam vom 08.03. - 11.03.2000 (Arbeitsgemeinschaft
der Studienberater Deutschlands)
- Tagung in Dortmund am 07.04.2000: Virtueller Hochschulraum NRW
- DGVT-Kongress (Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie)
vom 25.02. - 01.03.2000
- Frauenförderung durch Beratung, ARGE-Tagung in Dresden vom 13.09. 16.09.2000
- 11. Konferenz für Humanistische Therapie und Medizin vom
24.10 - 29.10.2000 in Garmisch.
9 b. Eigene Supervisionen:
Die MitarbeiterInnen der ZSB haben im Berichtszeitraum regelmäßig an
kollegialen Supervisionen teilgenommen (durchschnittlich 2 Stunden pro
Woche).
10. Vorträge und Veröffentlichungen:
10
1. Vorträge:
(1) Spurensuche als psychologische Erinnerungsarbeit; Vortrag am 27.02.2000 auf dem
Kongreß für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für
Verhaltenstherapie (DGVT) in Berlin (Wolfgang Neumann)
(2) The Presence of the Past - Searching for Traces: The Holocaust and the Time of the
Nazi Period as psychological Memory Work; Vortrag am 12.09.2000 an der Cornell
University in Ithaca USA (Wolfgang Neumann)
(3) Psychosozial 2000 - Was wir können, was wir leisten können, wenn wir es denn
wollen; Vortrag am 14.05.2000 zur Eröffnung des Ausbildungszentrums Münster der DGVT in
Münster (Wolfgang Neumann)
(4) Humor als therapeutische Behandlungskompetenz; Vortrag vm 06.12.2000 in der Klinik
am See in Schwerin (Wolfgang Neumann)
(5) Essstörungen, am 06.11.2000 im Gesundheitsprogramm der Universität Bielefeld (Ruth
Großmaß)
(6) Gestaltung von Beratungsräumen als professionelle Kompetenz, DGVTKongress
vom 25.02. - 01.03.2000 in Berlin (Ruth Großmaß)
2. Publikationen:
Ruth Großmaß: Psychische Krisen und sozialer Raum, Tübingen (dgvt-Verlag) 2000.
11. Rahmenbedingungen
Arbeitsauftrag, Personalausstattung (4,5 Stellen für Beratung,  Kompass-Projektstelle, 1,5
Sekretariatsstellen, 2 BerufspraktikantInnenstellen Sozialarbeit/Sozialpädagogik) und Arbeitsstruktur
der Zentralen Studienberatung sind gegenüber dem Vorjahr unverändert.
11
Kurzkommentar zur Jahresstatistik 2000
Auf die in der Jahresstatistik 2000 auffälligen Veränderungen gegenüber dem Vorjahr
soll kurz eingegangen werden:
Im Bereich der allgemeinen Studienberatung (s. S. 2) ist ein Rückgang der
persönlichen Beratungskontakte um 8,28% zu verzeichnen. Damit hat sich die
Inanspruchnahme der Beratungsstelle in diesem Bereich den Vorjahren wieder
angeglichen. Die sehr hohe Nutzung im Jahr 1999 hat sich als Trend nicht
fortgesetzt. Mit Sicherheit hat die Einführung von Entscheidungsfindungsseminaren für
Abiturienten und die Durchführung eines allgemeinen Hochschultages (ca. 1400
TeilnehmerInnen) zu einer Entlastung der allgemeinen Sprechstunden geführt.
Der Zunahme bei den E-mail-Anfragen (12%) und im Bereich der telefonischen
Informations- und Beratungskontakte (4,2%) steht ein Rückgang der schriftlichen
Anfragen von 7% gegenüber. Dies weist auf eine allmähliche Verschiebung der
Nutzung bei den Informationsmedien hin.
Nimmt man die Inhalte der schriftlichen Anfragen als Spiegel sich verschiebender
Informationsbedürfnisse, dann verdienen folgende Veränderungen Aufmerksamkeit:
Die schriftlichen Anfragen
- zu den Lehramtsstudiengängen stiegen um 103%;
- zu den Naturwissenschaften und Mathematik stiegen um 27%;
- zu den Sozialwissenschaften reduzierten sich um 51%.
Die Sondersprechstunde zu Studien- und Arbeitstechniken wurde weiterhin
genutzt. Durch Einführung einer speziellen Sprechstunde für Studierende
Aufschiebe-Problematiken wurde das Spektrum der Beratungsangebote erweitert.
gut
mit
Im Bereich der Psychologischen/Psychosozialen Beratung (s. S. 4) zeigt sich,
dass der sehr deutliche Rückgang des Vorjahres wieder ausgeglichen wurde, was
die Anzahl der Gespräche angeht. Auch der Männeranteil hat wieder zugenommen.
Auffällig erhöht (auch im Verhältnis zu den Vorjahren) hat sich die Anzahl der in
diesen Gesprächen beratenen Personen. Ein Trend zu kürzeren Beratungssequenzen
deutet sich an. Auffällig ist, dass Störungen und Probleme von den Ratsuchenden
konkreter benannt wurden. Die deutliche Zunahme von depressiven Verstimmungen
und Panikattacken sollte Anlass zum Nachdenken sein.
Die themenzentrierten Gruppenangebote wurden von 12 auf 19 erhöht. Die Anzahl
der Beratungsstunden stieg in diesem Bereich um 67,5,%. Neu im Angebot waren
folgende Themengruppen:
9
- Entscheidungsfindungsseminare „Abitur – Was nun? Was
tun?“
- „Schluss mit dem Aufschieben“
- „Psychiatrie Erfahrene Studierende“
Im Bereich der Psychologischen/Psychosozialen Einzelberatung und im Bereich aller
Gruppenangebote (Themenzentrierte Gruppen und Therapiegruppen) wurden 169
Personen mehr betreut als im Vorjahr.
10
Ruth Großmaß
„Frauenförderung durch Beratung“
(Die im Folgenden wiedergegebenen Überlegungen waren Grundlage einer
Arbeitsgruppe der Fachtagung der Studien- und Studierendenberatung vom 13.16.9.2000 „Männerbünde und Frauennetzwerke/Netzwerke in der Beratung“ in
Dresden)
1. Was heißt Frauenförderung in der Studienberatung?
Anknüpfend an die sehr breit geführte Diskussion über die Möglichkeiten und Fallen
von Frauenförderungsmaßnahmen werden im Folgenden zwei Thesen zum
Ausgangspunkt genommen, die die Möglichkeiten von Frauenförderung durch Beratung
eher grundsätzlich umreißen:
These 1: Im Unterschied zu anderen Bereichen der Hochschule ist es  auch
nachdem es in einigen Bundesländern Richtlinien zur Frauenförderung gibt  für das
Arbeitsfeld der Studienberatung nicht so ohne weiteres klar, ob und wie
Frauenförderung möglich ist. Denn drei ansonsten gängige Formen der
Frauenförderung kommen für die Beratung nicht in Frage:

Die Vergrößerung des Frauenanteils in der Klientel (im Sinne einer Quotierung)
stellt keine sinnvolle Möglichkeit dar, zum einen weil Beratung ein Angebot ist,
das auf offenen Zugang setzen muss, zum anderen weil der Frauenanteil in allen
Feldern der psychosozialen Beratung sowieso größer ist als der Männeranteil (in
etwa 60 : 40).

Das Hinzufügen eines Sonderbereichs “Frauenberatung” (durch Delegation an
eine Person oder durch Errichtung einer Institution in oder an der
Beratungsstelle) ist auch keine sehr aussichtsreiche Möglichkeit, bedeutet es doch
das Etablieren einer Sonderform neben der “richtigen” Beratung, mit den
dazugehörigen Effekten: Abwertung der Frauenanliegen bei gleichzeitiger Tendenz,
Frauen generell an diese Sonderform zu verweisen.

Auch die Einrichtung spezieller Angebote für Frauen, die dem Defizitausgleich
(Sprechängste, Psychosomatische Störungen, Selbstbehauptung) dienen, stellt
nicht wirklich eine Förderungsmaßnahme dar, wird damit doch auch ein Defizit
der Personen behauptet.
11
These 2: Es gilt daher eine beratungsspezifische Form der Frauenförderung zu
finden, die der Offenheit des Angebotes Beratungsstelle entspricht, Frauen nicht als
defizitär erscheinen lässt und dennoch Förderungs- und Unterstützungsmöglichkeiten
bereit hält. Eine solche Lösung scheint mir unter bestimmten Voraussetzungen in
einem Arbeitsschwerpunkt “Frauen” zu liegen, der sich als Aufmerksamkeit und
Angebot durch alle Arbeitsbereiche der Beratungsstelle zieht.
12
2. Voraussetzung von Förderungsmaßnahmen: Etablierung eines Arbeitsschwerpunktes
„Frauen“
Mit der Etablierung eines solchen Arbeitsschwerpunktes wurde in der Bielefelder
Beratungsstelle gegen Ende der 70er Jahre begonnen, die entsprechenden Angebote
und Arbeitsformen wurden seitdem fortlaufend weiterentwickelt2. Geht man vom
aktuellen Erscheinungsbild der Beratungsstelle aus, dann erscheint es heute fast als
selbstverständlich, dass das Angebot der Studienberatung in vielen Themenbereichen
einem geschlechtsspezifischen Akzent unterliegt. Dieser Akzent wird nicht durch ein
gesondertes Angebot (nur) für Frauen hergestellt, sondern findet in einer Reihe
etablierter Praktiken seinen Ausdruck, die in die Arbeitsabläufe der Beratungsstelle
eingebettet sind: So können z.B. Studentinnen darauf bestehen, von einer Frau
beraten zu werden, während ansonsten eher die Arbeitsteilung innerhalb des Teams
(= wer gerade für die offene Beratung zuständig ist) darüber entscheidet, an wen
man gerät, wenn man die Beratungsstelle aufsucht3. Und das Thematisieren
frauenspezifischer Erfahrungen (Diskriminierung im Alltag, sexuelle Übergriffe,
Selbstunsicherheit,
Schwangerschaft
und
Kinderversorgung)
wird
in
der
Beratungsstelle durch die Art und Weise leicht gemacht, in der Frauen im Team
präsent sind und bei der Konkretisierung von Beratungsanliegen diese Aspekte
mitthematisieren. Es liegen frauenspezifische Informationsschriften aus und auch die
Internet-Präsentation der Beratungsstelle hat entsprechende Akzente. Zudem gibt es
(nach Bedarf) Therapie- und Trainingsgruppen speziell für Frauen. Bei all diesen
Bemühungen geht es weniger darum, einen separaten Frauenraum zu schaffen, als
vielmehr darum, dem institutionellen ”Unsichtbarsein” von Frauen in der Universität
dadurch entgegenzuwirken, dass deutlich ist: hier wird mit spezifisch weiblichen
Anliegen gerechnet.
Wie ist ein solcher Arbeitsschwerpunkt herzustellen? Er ist nicht per Beschluss
direkt zu realisieren, sondern entsteht in einem längeren Etablierungsprozess, in dem
mit unterschiedlichen Arbeitsformen experimentiert wird, in dem Gender-Aspekte des
eigenen Verhaltens und der Beratungskommunikation immer wieder neu reflektiert
werden müssen und in dem die Effekte von Angeboten und Maßnahmen auf die
Außenwahrnehmung der Einrichtung Berücksichtigung finden.
Zur Entstehungsgeschichte des Arbeitsschwerpunktes „Frauen“ in der Arbeit der Bielefelder ZSB siehe Ruth
Großmaß, „Psychische Krise und sozialer Raum“, Tübingen (dgvt) 2000, S. 50 – 60.
3
Dass ein entsprechendes Verfahren in der umgekehrten Konstellation (Student – Beraterin) gar
nicht erst Thema wird, macht deutlich, dass es bei dieser Geschlechterfrage nicht in erster Linie um
Inner-psychisches (Eltern-Imagines z.B.) auf Klientelseite geht, sondern vielmehr um die
Geschlechtsbedeutungen in der Beratungskommunikation.
2
13
Das Gelingen der Etablierung eines Beratungsschwerpunktes hängt natürlich nicht nur
von den Aktivitäten der Berater/innen ab, sondern auch von Voraussetzungen im
politischen und universitären Umfeld der Einrichtung. So erwies es sich für die
Etablierung des Arbeitsschwerpunktes „Frauen“ der Bielefelder ZSB als günstig, dass
dieser Prozess zeitlich und politisch von den Erfolgen der Frauenbewegung in der
Hochschule begleitet war und dass er in die Zeit der Expansion von
Studienberatung
in
NRW
fiel.
Frauenspezifische
Beratung
als
heute
selbstverständlicher Bestandteil des ZSB-Alltags konnte auf unspektakuläre Weise
dadurch entstehen, dass inzwischen drei Beraterinnen (mit unterschiedlich
ausgeprägtem, aber vorhandenem frauenpolitischen Engagement) dort tätig sind
(gegenüber zwei männlichen Kollegen) und dass sich die umgebende politische
Kultur so weit verändert hat, dass Frauenförderung heute zu den (ministeriell
verordneten) Aufgaben einer Hochschule gehört.
Trotz dieser notwendigen Voraussetzungen in der politischen und kulturellen
Umgebung bedarf es auch des persönlichen Engagements und einer spezifischen
Kompetenz auf Seiten der Beraterinnen, um einen solchen Schwerpunkt zu
entwickeln und durch kontinuierliche Ausrichtung am sich verändernden Bedarf
lebendig zu erhalten. Ich nenne nur einiger Aspekte, an denen dies deutlich wird:
 Kompetenzen für die Entwicklung von Gruppenangeboten (Bedarf ausmachen,
Anknüpfungspunkte finden, verbindliche Teilnehmerpools zusammenstellen, je nach
Ziel der Gruppe unterschiedliche Leitungsstile einsetzen) müssen vorhanden sein.
So selbstverständlich es in Beratungsstellen inzwischen ist, dass es professioneller
Kompetenzen für die Gesprächsführung bedarf, so wenig selbstverständlich ist es,
dass auch die Initiierung und Durchführung von Gruppenangeboten ohne
professionelles Know-how nicht unbedingt gelingt.
 Konfliktbereitschaft – auch bezogen auf das eigene Team - ist eine unerlässliche
Voraussetzung für die Etablierung eines Arbeitsschwerpunktes „Frauen“. Denn
nicht nur die Institution Universität wird durch das Thematisieren von FrauenAnliegen mit dem ihr zugrundeliegenden „Gender-bias“ konfrontiert, auch die
etablierte Beratungspraxis steht zur Disposition. Und so sind die Kollegen immer
wieder irritiert durch dieses Leben, das sich da neben ihnen, mit Auswirkungen
auf ihre eigene Arbeit und irgendwie außerhalb ihrer Kontrolle entfaltet. Konflikte
in den Kooperationsbeziehungen und heftige Auseinandersetzungen um gemeinsam
zu tragende Informationsblätter sind daher wohl unvermeidbare Begleiter eines
Etablierungsprozesses.
 Erkenntnisse, die aus der Beratungsarbeit erwachsen  über den Zusammenhang
zwischen der Geschlechterkultur an der Hochschule und dem vergleichsweise
14
geringen Erfolg von Frauen bei wissenschaftlichen Karrieren, über stattfindende
sexuelle Übergriffe, über Fremdheitsgefühl von Frauen in der Wissenschaft, über
den Stellenwert erlebter Diskriminierung für das Entwickeln von Sprechängsten,
über
die
Belastung
studierender
Mütter
...

müssen
an
die
Hochschulöffentlichkeit weitergegeben werden, durch Arbeit in den Gremien, durch
eigenständige
Öffentlichkeitsarbeit,
durch
Vorträge
und
Artikel
in
den
Publikationsorganen der Universität.
 Veränderte Ausgangsbedingungen  z.B. die (von der Emanzipationsgeneration oft
beklagte) relative Distanz der aktuellen Studentinnen-Generation („Girlies“) zu
defizitkompensatorischen Maßnahmen  müssen zu veränderten Beratungsangeboten
führen. Nicht in dem Sinne, dass Beratung aufgerufen wäre, an der
Problemverleugnung zu partizipieren, wohl aber in dem Sinne, dass
Anknüpfungspunkte für Beratungsangebote eher in der Unterstützung von „Stärke“
als in der Identifikation über Probleme zu finden sind. So treten z.Z. in unserer
Bielefelder Arbeit an die Stelle von problemorientierten Angeboten (wie
„Sprechängste“-Gruppe oder Tagesseminar „Essstörungen“) zunehmend Seminare,
die der Kompetenzerweiterung dienen („Arbeitstechniken“, „Argumentieren
lernen“), bzw. solche, die die Leistungsfähigkeit unterstützen und in der
Alltagskultur positiv besetzt sind („Entspannung“, „Körperwahrnehmung“).
Ist mit einem Arbeitsschwerpunkt „Frauen“ wie dem hier skizzierten bereits
Frauenförderung erreicht?  Zu einem kleinen Teil schon, einfach dadurch, dass
Frauenarbeit in der Beratungsstelle zu einem veränderten Klima für Frauen an der
Hochschule beiträgt, indem Belastungen und Interessen, Ehrgeiz und Blockierungen
von Studentinnen als legitime Themen in der Hochschule sichtbar werden. Soll
jedoch aktiv Frauenförderung entstehen, dann bedarf es darüber hinausgehend
eigener Zielsetzungen und zusätzlicher Aktivitäten.
3. Akzentsetzungen zur Frauenförderung
Ist ein Arbeitsschwerpunkt „Frauen“ in einer Beratungseinrichtung erst einmal
etabliert, dann lassen sich auf dieser Basis Akzentsetzungen vornehmen, die den
Charakter von Frauenförderung haben. Allerdings setzt dies in gewisser Weise von
Seiten der Beraterinnen ein Konformgehen mit den Zielen der Universität als
Wissenschaftsinstitution voraus. Nur wer Erfolg an der Universität auch als Berater/in
positiv besetzen kann, kann Angebote ersinnen und tragen, die Frauen in ihrem
Reüssieren in Wissenschaft und in den akademischen Laufbahnen stützen und
stärken.4
4
Aufgrund der bei Studienberater/innen häufigen Brüche in der eigenen akademischen Laufbahn ist diese
Voraussetzung nicht selbstverständlich.
15
Ich nenne einige elementare akademische „Spiel“regeln, die zu den Voraussetzungen
des akademischen Erfolgs gehören und die mir gerade für Frauenförderung wichtige
Orientierungspunkte zu bieten scheinen:
 Auch wenn die Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse immer interessengeleitet
ist, auch wenn die Anstrengungen, die Wissenschaftler unternehmen, um zu
Erkenntnissen zu gelangen, immer auch dem persönlichen Fortkommen und der
persönlichen Eitelkeit dienen, ist irgendeine Form leidenschaftlichen Interesses an
Erkenntnisproduktion
unabdingbarer
Bestandteil
akademischen
Erfolges.
–
Frauenförderung in der Universität bedeutet, Frauen darin zu unterstützen, ihr
Erkenntnisinteresse einzubringen und im Verlauf ihrer Ausbildung wach zu halten.
 Diskussionen, das Austauschen von Argumenten, das (kritische oder affirmative)
Verknüpfen eigener Gedanken mit den Positionen „anerkannter“ wissenschaftlicher
Autoren – dies alles lässt sich nicht darauf reduzieren, dass es männlichem
Imponiergehabe eine Plattform bietet (das tut es natürlich häufig genug auch).
Solche Diskussionsformen stellen vielmehr das zentrale Medium dar, in dem sich
akademische Präsenz und Eloquenz ausdrückt und schult. Frauenförderung
bedeutet, Studentinnen darin zu unterstützen, ihren eigenen Weg in die Debatte
zu finden und das Terrain nicht den Kommilitonen zu überlassen.
 Wer in der Universität erfolgreich seine Ausbildung abschließen will, braucht
Ressourcen: Geld, Kontakte, Zeit, Beziehungen, Ermutigung ... . Ressourcen, die
für „begabte“ Studenten häufig einfach vorhanden sind, müssen für Frauen erst
aktiv hergestellt werden (soziale Einbindung in die universitäre Kultur,
Kinderversorgung, Förderungsmöglichkeiten, Zielvisionen). Frauenförderung bedeutet,
dies sichtbar zu machen und Studentinnen einen Teil dieser Ressourcen
entdecken/schaffen zu helfen.
 Akademischer Erfolg ist auch das Ergebnis harter Arbeit. Das in der Hochschule
verbreitete Reden von „Begabung“ und „Selbstbewusstsein“ hat häufig den Effekt,
dies zu verdecken, sowie die vorhandenen Differenzen in den zur Verfügung
stehenden Ressourcen zu vernebeln. Die für die wissenschaftliche Arbeit
erforderlichen Praktiken und Techniken sind erlernbar – und Studienberaterinnen
kennen sich mit der Vermittlung solcher Fertigkeiten aus. Frauenförderung
bedeutet, diesen Zusammenhang aufzudecken und Studentinnen in angemessener
Form mit den damit verknüpften Anforderungen zu konfrontieren.
Warum ist es unter dem Gesichtspunkt von Frauenförderung bedeutsam, sich dieser
Spielregeln bewusst zu sein, sie als (positive) Haltung in die Beratungsarbeit –
insbesondere im Arbeitsschwerpunkt „Frauen“ – einzubringen, durchgängig etwas von
16
der Lust an Studium und Wissenschaft zu vermitteln und immer wieder Angebote zu
machen und Projekte anzuzetteln, die dafür Spielräume eröffnen?
Die Gründe hierfür liegen zum einen in der Struktur der Universität: Trotz der
weitgehenden formalen Egalisierung von Frauen im Hochschulbereich, trotz der
Tatsache, dass Frauen zumindest zu Studienbeginn auch quantitativ gleichrangig an
Universitäten vertreten sind, trotz Studienreformen und Bürokratisierung der
Studiengänge, ist die für das Reüssieren an der Universität ausschlaggebende
informelle
Struktur
weiterhin
männlich
strukturiert.
Die
Förderung
durch
Hochschullehrer verläuft weitgehend entlang paternalistischer Beziehungsstrukturen (die
„Söhne“ fördern, indem sie sie fordern und „Töchtern“ gut zureden bzw. dem
sexualisierenden Blick aussetzen). Und auch die (immer noch wenigen)
Wissenschaftlerinnen mit Macht tun sich schwer damit, wirklich förderliche Alternativen
zu schaffen. Die akademischen Gesellungsformen folgen dem männlichen (von
Reproduktionsarbeit freien) Muster: offene (mit fortschreitender Zeit privater und
damit bedeutsamer werdende) Diskussionsrunden nach Vorträgen, Sport (der
Fussballtreff als informelle Stabilisierung wichtiger Arbeitsbeziehungen), Politik (aus
der Hochschulpolitik rekrutieren sich nach wie vor wichtige Leitungsgremien der
Parteien) und auch die Burschenschaften sind wieder im Kommen.
Frauen können an vielen dieser Strukturen nicht partizipieren; sie bleiben häufig auf
die offizielle, formelle Seite des Studiums verwiesen (in der sie bessere Ergebnisse
erzielen als ihre Kommilitonen) und – wenn man an informellen Strukturen nicht
teilhat, muss man gar nicht bemerken, dass es sie als bedeutsame gibt.
Studentinnen sind folglich auf Rat und Beratung angewiesen.
Gründe für die Notwendigkeit von Frauenförderung im skizzierten Sinne finden sich
nicht nur auf Seiten der Institution, sondern auch auf Seiten der Personen, etwa in
dem, was viele Studentinnen aus ihrer Sozialisation als Voraussetzungen mitbringen:
Trotz breiter Nutzung der gymnasialen Schullaufbahn durch Mädchen sind
Abiturientinnen nicht auf die von mir hervorgehobenen Voraussetzungen akademischen
Erfolgs hin sozialisiert: Sie arbeiten eher für sich, halten sich schnell zurück, wenn
andere lautstark die Diskussion anführen und werden eher auf einen pragmatischen
Umgang mit Studium und Ausbildung eingestellt. Wie wir aus der Studienberatung
wissen, sind Frauen z.B. stärker bereit, negative Berufsprognosen auf ihre höchst
persönliche Zukunft zu beziehen bzw. diversen Tipps zu folgen, die der
Verwertbarkeit
des Studiums
eher
statistisch
als
für
einzelne
konkrete
Berufslaufbahnen dienen (wie das Anhäufen einer Vielzahl von Praktika).
Studentinnen müssen daher – wollten sie akademisch erfolgreich sein – einen
zusätzlichen Schritt tun: sich aktiv auf das Feld Universität einstellen; bewusst
wahrnehmen, dass das (sie häufig fördernde) Klima der gymnasialen Oberstufe
sich an der Universität nur scheinbar fortsetzt; begreifen, dass die erlebte
17
Anonymität keine für jedermann notwendige Begleiterscheinung des Studiums ist und
dass es darauf ankommt, eigene Ressourcen einzufordern und herzustellen.
Studienberatung kann hierbei förderlich sein, indem sie diese Aspekte zu inhaltlichen
Orientierungspunkten von Beratungsgesprächen und –angeboten macht (in
Studientechnikenkursen
z.B.).
Darüber
hinaus
kann
es
sinnvoll
sein,
Gruppenangebote mit in das Spektrum der Beratungsstelle aufzunehmen, die selbst
Ressourcen für Frauen darstellen und damit auch modellbildend wirken.
Ich
skizziere
zur
Verdeutlichung
zwei
Beispiele
aus
dem
Bielefelder
Beratungsangebot:
4. Beispiele frauenfördernder Angebote
„Sich neu entdecken und erleben durch Entspannung und Bewegung“5
Unter diesem Titel wurde im Wintersemester 99/00 – begleitend zur intensivsten
Arbeitsphase des Semesters – ein Gruppenangebot für Frauen unterschiedlicher
Fachrichtungen angeboten. Jede der wöchentlich stattfindenden zweistündigen
Sitzungen stand unter einem Thema (z.B. Stimme, Nein-Sagen, innerer Raum,
Sich-Öffnen, individuelle Ressourcen, eigenes Körperbild ...), zu dem jeweils
vorbereitete Übungen und Selbsterfahrungsmöglichkeiten eingebracht wurden; jede
Sitzung wurde damit eröffnet, dass alle Teilnehmerinnen Zeit hatten, ihr akutes
Befinden und ihr Erleben der vergangenen Woche mitzuteilen; jede Sitzung endete
mit den aufeinander aufbauenden Grundübungen des autogenen Trainings, sodass
am Ende der Gruppe alle Teilnehmerinnen den Grundkurs durchlaufen hatten. –
Was diese Gruppe von „Wellness-Angeboten“ unterscheidet, ist sowohl der zeitlichräumliche Bezug auf die gemeinsame Arbeitsrealität der Teilnehmerinnen an der
Universität als auch die inhaltliche Präsenz von Themen, die sich aus der
Ausbildungssituation der einzelnen ergaben. So wurde diese Gruppe sehr schnell für
die Teilnehmerinnen verbindlich und zu einem gemeinsamen Ort der Besinnung im
universitären Arbeitsalltag. Erst im Nachdenken über die Erfahrung von
Selbstbewusstsein und Nähe zu anderen Frauen, die in den Gruppen-Sitzungen
möglich war, wurde einigen der Teilnehmerinnen bewusst, dass es solche
Möglichkeiten in ihrem universitären Alltag sonst nicht gibt.
Coaching-Gruppe für Doktorandinnen: „Ressourcen sichten/Kräfte sammeln“
Dieses Gruppenangebot kam durch zwei Anstöße zustande: Zum einen gab es
Diskussionen und Projekte innerhalb der Universität, die sich damit beschäftigten, wie
5
An der Leitung dieser Gruppe war neben mir Nicole Gallemann beteiligt, Psychologie-Studentin kurz vor dem
Studienabschluss und ausgebildete Physiotherapeutin, die mit viel Phantasie und fachlicher Kompetenz gerade
die Selbsterfahrungsanteile der Gruppe jenseits von Studienberatungsroutine zu gestalten wusste.
18
der vergleichsweise niedrige Prozentsatz weiblicher Promovenden zu erhöhen sei.
Zum anderen wandten sich einzelne Doktorandinnen an die Beratungsstelle, mit der
Bitte, Krisen im Arbeitsprozess an der Dissertation bewältigen zu helfen. In
Vorbereitung eines Gruppenangebotes führte ich mit Doktorandinnen, die mir in
unterschiedlichen Kontexten begegneten, Gespräche über ihre Promotionsvorhaben,
ihre Arbeitsbedingungen, ihre Ziele – um vorweg etwas über den Hintergrund
möglicher
Schwierigkeiten
promovierender
Frauen
zu
erfahren
und
das
Gruppenangebot darauf abstimmen zu können. Von dem, was ich erfuhr, schienen
mir vor allem folgende Punkte für die weitere Arbeit von Bedeutung zu sein:
 Frauen tendieren dazu, besonders originelle Themen zu bearbeiten – die mit
solchen Themen verbundenen Probleme methodischer Art bzw. die zu erwartenden
besonderen Herausforderungen bei der Erhebung und Verarbeitung des Materials
sowie bei der Darstellung der Ergebnisse stellen sie nicht in Rechnung.
Auftretende Schwierigkeiten rechnen sie daher unbesehen sich selbst zu.
 Doktorandinnen leiden unter Ressourcenknappheit. Sie werden entweder durch
finanziell und zeitlich unsichere Stipendien finanziert. Oder sie gehen neben der
Arbeit an der Dissertation einer Berufstätigkeit nach. Oder sie befinden sich auf
Qualifikationsstellen, auf denen sie dann auch mit anderen Aufgaben konfrontiert
werden, als den Arbeitsschritten ihrer Dissertation, Aufgaben, denen sie sich nicht
entziehen (können oder wollen) und denen sie häufig mit großer Sorgfalt und
großem Zeitaufwand nachgehen.
 Doktorandinnen sind in ihren Familien häufig die ersten Frauen, die eine
wissenschaftliche Laufbahn anstrebten, aus dem familialen Umfeld erleben sie
daher selten selbstverständliche Unterstützung und gelassene Begleitung. Häufiger
werden sie mit irritierenden Fragen über Zeit, Arbeitsabläufe und berufliche
Zielvorstellungen konfrontiert, die eigene Unsicherheiten verstärken.
 Doktorandinnen befinden sich in der Universität oft in Betreuungssituationen, die
konfliktbelastet sind und sie haben selten ein unproblematisches Verhältnis zu den
Formen der akademischen Konkurrenz, in denen sie ihre Projekte zu vertreten
und vorzustellen haben (Kolloquien).
 Wohlwollend
unterstützende
private
Beziehungen
(Freundschaften,
Liebesbeziehungen), in denen zugleich die eigene wissenschaftliche Arbeit
verstanden und respektiert wird, sind eher selten, sichere persönliche
Beziehungsnetze eher ungewöhnlich. Stattdessen ist gerade die Phase der
Promotion oft mit Trennungen und Beziehungsbelastungen verbunden.
19
Das Angebot „Coaching-Gruppe“ entstand aus der Idee, den Ausgleich für einige
dieser fehlenden Ressourcen zu versuchen: Die Coaching-Gruppe sollte nicht mehr
als 8 Teilnehmerinnen umfassen, die Fachgebiete, in denen die einzelnen arbeiten,
sollten weit genug auseinanderliegen, um kolloquiumsähnliche Konkurrenzsituationen
zu vermeiden. Das persönliche Befinden und Arbeitsprobleme sollten explizit Thema
werden können, das Teilen von Freizeitressourcen und wechselseitige Unterstützung
sollten in dem Maße möglich sein, in dem dies in guten Kollegialbeziehungen üblich
ist. Die Gruppe sollte nicht zeitlich befristet werden, sondern, wenn möglich, den
Qualifizierungsprozess begleiten. Dass ein solches Angebot auf einen vorhandenen
Bedarf trifft, wird daran deutlich, dass die Gruppe kurz nach der Ankündigung
dieses Angebotes bereits ihre Arbeit aufnehmen konnte und dass es fortlaufend
weitere Nachfragen gibt.
20
Wolfgang Neumann
Psychosozial 2000 - Was wir können, was wir leisten können, wenn wir es denn
wollen
So eine Veranstaltung wie heute, bei der es darum geht, Kompetenz in Fachlichkeit
und Qualität, in Fort- und Weiterbildung im Bereich psychosozialer Arbeitsfelder und
speziell der Psychotherapie anzusprechen und anzumahnen, gibt mir die schöne
Gelegenheit, uns und der Fachwelt wieder einmal deutlich zu sagen und hinter die
Ohren zu schreiben, was wir „Psychosozialen“ eigentlich so richtig gut können und
wie wir dieses Können nicht nur in der Enge unserer Praxisräume sondern auch in
die weite Welt hinaus tragen können, wenn wir es nur wollen!
Um der Wahrhaftigkeit willen, möchte ich jedoch zunächst mit dem beginnen, was
uns nachgesagt bzw. unterstellt wird, was wir alles können, wenn wir es nur
wollten, das wir aber nicht können, selbst, wenn wir es denn wollten!
Können wir Nägel mit Köpfen machen, ein Kamel durch ein Nadelöhr schleusen,
blühende Landschaften kreieren, für andere die Eisen aus dem Feuer holen, alle
Fünf gerade sein lassen und die Kirche im Dorf, schlafende Hunde wecken, die
Nacht zum Tage machen und aus schlimmen Wölfen fromme Lämmer?
Können wir das? Können wir Gnade vor Recht ergehen und uns nicht die Butter
vom Brot nehmen lassen, jedem reinen Wein einschenken, den Himmel auf Erden
schaffen und die hervorholen, die hinterm Mond leben, sowie den Reichen nehmen
und den Armen geben?
Können wir das?
Man sollte bei einem fachlichen Beitrag vor Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
psychosozialer Berufe immer sofort ein gutes Stück Selbsterfahrung anbieten, um
dem allgemein vorhandenen Bedürfnis nach Mitempfinden und Nachspüren
angemessen Raum zu geben.
Deshalb bitte ich Sie jetzt um eine kleine, aktive Hilfestellung bei der Formulierung
der Antwort auf die Frage, was wir alle hier besonders gut können:
Also, bitte, gebt mir ein F ... gebt mir ein R ... gebt mir ein A ... gebt mir ein
G ... gebt mir ein E ... und gebt mir zuletzt noch ein N ...
F und R und A und G und E und N ... heißt ... na ... ja, ja, ja, Fragen! Ja,
Fragen, ja, Fragen ist die richtige Antwort!
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Wir Psychosozialen können prima gut Fragen fragen, Fragen sagen, Fragen stellen.
Wie geht’s, steht’s, wie läuft’s, wie isses und immer wieder die zentrale Frage, die
Kernfrage, die Frage, aller Fragen, in der sich das gesamte Know-how von uns
Psychosozialen konzentriert:
„Und wie geht es Ihnen jetzt hier heute, jetzt, wo Sie jetzt hier heute bei mir
sind?“
Vor ein paar Tagen sehe ich meinen ehemaligen Klienten Josef in der
Fussgängerstraße.
Mensch, denke ich, da läuft doch mein Josef herum. Wie lange habe ich den
schon nicht mehr gesehen? Lasst mich raten, fünf, wenn nicht gar sechs Jahre.
Josef war doch dieser junge Mann mit so ganz interessanten Verhaltensweisen, da
war irgendwas mit Kaufhäusern oder mit Ampelanlagen oder Baustellen? Dass man
immer die wichtigsten Sachen vergisst!
Auf jeden Fall hatte Josef ein uneheliches Kind, das bei der Mutter lebte und er,
er wohnte außerhalb, in Jöllenbeck oder Milse oder sogar in Schloß-Holte, kam
immer mit der Straßenbahn und oft zu spät zum Termin.
Egal, Schwamm drüber, das ist der Schnee von gestern, denn gleich wird er mich
sehen, gleich wird er auf mich zukommen, mir die Hand schütteln, sie vielleicht in
dankbarer Erinnerung länger als gewöhnlich in der seinen halten und dann werde
ich sagen:
„Mensch, Josef, schön dich einmal wiederzusehen und wie geht es dir so, jetzt,
wo wir uns sehen, hier und jetzt und heute?“
Ja und dann werde ich ihn kommen lassen, werde abwarten, werde zum Dialog
bereit sein, ja, so werde ich es machen, genau so.
Als Josef und ich uns auf gleicher Höhe befinden, nur durch die Straßenbreite
getrennt, trabt Josef plötzlich los, von Null auf Hundert, völlig atypisch für seine
Persönlichkeitsstruktur und biegt scharf nach links ab, in eine Einfahrt hinein und
weg ist er.
Meine gefühlsvolle Anrede „Mensch, Josef“ und die warme Nachfrage, wie es ihm
jetzt gehe, verblasst auf meinen Lippen, wie der Dichter sagen würde und ich fühle
mich einen Moment lang allein gelassen, bis ich mich wieder stabilisiere.
Ich schwöre, er hat mich gesehen, er muss mich gesehen haben, er hat nämlich
noch kurz vor seinem Abgang in meine Himmelsrichtung geblinzelt, um dann
Reißaus zu nehmen.
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Aber, och herrjeminne, bitte haltet mich fest, den da, den kenne ich, wie der da
so herum steht, da, da drüben, direkt vor Juwelier Plettenberg, ganz typisch, diese
Körperhaltung.
Das ist doch dieser flotte Anwalt, wie hieß er noch gleich, der mich vor Jahr und
Tag vertreten hat, der sucht sicher etwas Passendes für die Frau Gemahlin?
Aber treffen, treffen will ich den jetzt auf keinen Fall, dann fallen mir doch bloß
wieder diese alten Geschichten ein, ne, ne, ne!.
Weiß man, an was sich so einer noch alles erinnert, wenn der einen
Mandanten trifft. Das muss jetzt nicht sein, dass der mich von
anquatscht.
Ab durch die Mitte, rein in die Kneipe: „Alt Bielefeld“, na ja, egal,
Ansprüche an das Ambiente, bloß nicht auf der Straße bleiben.
Bestimmt hätte der mich gefragt: „Na und wie geht’s, wie steht’s, was
Kunst, ist doch gut gelaufen damals?“
ehemaligen
der Seite
jetzt keine
macht die
An der Theke komme ich langsam zu Atem. Ich drehe mich zur Seite und wer
sitzt neben mir und guckt ins Glas, mein Josef.
Wir sehen uns an, sehen dann wieder in unsere Gläser und, als auch noch mein
Anwalt dazu kommt, sitzen wir dort in der beschriebenen Weise alleine zu dritt.
Nach einer Studie des Münsteraner Psychologieprofessors Alfred Gebert sprechen
Männer mit Männern vor allem über Berufliches und viel, viel weniger über
Persönliches.
Säßen dort drei psychosoziale Frauen, wer weiß, wie sich die Geschichte entwickelt
hätte, so aber sitzen dort drei Männer und wir müssen weiter über Männer
sprechen und das ist so eine Sache für sich.
Das zweite Ding ist nun, dass psychosoziale Ausdrücke kommen und gehen, wie
Blätter im Herbst, besonders, wenn es darum geht für solche psychosozialen
Probleme Lösungen zu entwickeln, die sich psychosozial gar nicht lösen lassen.
Was
zum
Beispiel
früher
Nachbarschaftshilfe
hieß,
nennt
man
heute
Quartiermanagement. Quartiermanagement beschäftigt sich mit der alten Frage, was
zum Aufbau guter Nachbarschaften beitragen könnte, wie alle Kräfte in einer
Nachbarschaft zu bündeln sind, um Infrastrukturen sozialintegrativ und stabilisierend
zu verbessern und negativen Entwicklungen wie Zersplitterung und Isolierung
entgegenzuwirken.
Nun kann man durchaus die Meinung vertreten, es läge nur an den Männern,
wenn in einer Nachbarschaft einer, erst Monate nach seinem Tode gefunden wird,
wenn Männer mehr über Persönliches sprechen würden oder könnten, dann könnte
23
sich das psychosoziale Klima in den Quartieren deutlich verbessern, aber erstens
können sie das nicht und zweitens - und auch das ist auch empirisch belegt geht es uns schon dann besser und wir leben schon dann länger und gesünder,
wenn wir überhaupt regelmäßig und verlässlich kommunizieren, egal über was, mit
wem und auch egal, wie gut.
Wenn man also nur die Kommunikationsdichte erhöhen müsste, dann hätte ich eine
Vision über Psychosozial 2000.
Wenn wir psychosozialen Männer des Abends nach der Arbeit in unsere Quartiere
einrücken, dann brauchen wir nur das ein wenig weiter zu tun, was wir sowieso
gut können, nämlich zu fragen, müssen wir nur weiterfragen, entsprechend unserer
Kompetenzen, unserer Fähigkeiten und zwar den Nachbarn, den Gegenüber, den
Bekannten, den Passanten fragen, nur Fragen fragen und zwar nur zu beruflichen
Sachen, dann käme locker eins zum anderen, dann würde das Quartier gemanagt,
kein Problem, keine Frage.
Als erste Maßnahme sperre ich mich Silvester aus und frage anschließend die
Männer um Lösungsvorschläge. Der Polizist von gegenüber und drei weitere
Nachbarn lösen binnen drei Stunden unter heftigem Kontakt das Problem, wie man
ohne Gewaltanwendung in unser Haus gelangen kann. Es ist eine Frage der Ehre,
nichts, aber auch gar nichts dabei zu beschädigen.
Dann lege ich mir eine Rippenprellung zu, von der erstaunlich viele Männer der
Nachbarschaft eine Menge verstehen. Die Fachfrage heißt: „Was hilft besser: Wärme
oder Kälte?“ Die Antwort unterm Strich lautet: „Was du am besten ab kannst.“
Positiv wirkt auch ein Wollsocken, der sich als Sach- und Fachproblem, in der
Waschmaschine, verfängt ... der Polizist ist wieder da, ein Physiker, die Straße
runter rechte Hand auf der linken Seite, ein Vertreter aus Hausnummer 89, zwei
Lehrer, die sich vom Sehen her kannten und ein rüstiger Frührentner aus der
Altenanlage am Wendehammer. Letztlich erfolgreich tätig in dieser Sache ist
allerdings der Miele-Reparaturdienst.
Ich erinnere mich daran, dass eigentlich alle Männer in der Nachbarschaft famose
Gartenexperten sind, diesbezügliche Fachfragen können von März bis Oktober
eigentlich dauernd gestellt werden, aber auch fachliche Fragen zum SaunaEigenbau, zum Erwerb neuer elektrischer Geräte für Haus und Garten oder Fragen
zu guten Urologen, alles sind prima Gesprächsaufhänger und sehr geeignet, einer
sich anbahnenden Isolationstendenz entgegenzuwirken.
Polizisten kann man eigentlich immer nach Ringfahndungen und der Erstellung von
Täterprofilen fragen, Lehrer kann man immer alles fragen, die wissen immer alles,
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Postbeamte kann man nicht immer alles fragen, besonders nicht, was man tun
kann, wenn ein Brief nicht angekommen ist oder wie man einen Brief nach
Guatemala frankieren soll, Psychologen sprechen gern über persönliche Fragen,
Theologen auch und über Jenseitiges, Hundebesitzer über ihre Hunde, Väter über
ihre Kinder ... genau genommen, sind wir umzingelt von Experten, unsere
Nachbarschaft wimmelt geradezu von Fachmännern, nur fragen, nur fragen müssen
wir sie, nur noch fragen, dann geben sie Auskunft, Satz um Satz, Information um
Information, legen fachkundig Hand an und in diesem Prozess werden sich die
Vorgärten und Straßenecken jeder Nachbarschaft wieder mit den Fachmännern
bevölkern lassen, mehr noch, Bratwurstverkäufer werden ihre Büdchen bei uns
aufbauen, weil sie Straßenfeste erwarten, Bierzelte werden aufgestellt, fliegende
Händler entdecken das Viertel und mischen sich unter die Eisverkäufer und wir
Männer werden schwätzen, was das Zeug hält, werden schwadronieren und
diskutieren und uns köstlich amüsieren.
Zum Schluss nun aber noch einmal zurück in die Kneipe:
Da sitzen wir immer noch: mein ehemaliger Klient Josef, mein ehemaliger angeblich
erfolgreicher Anwalt, dessen Name ich noch immer nicht erinnere und ich, der
eigentlich Shopping gehen wollte und wir sehen weiter in unsere Gläser und
schweigen.
Was wir nicht können, ist die Frage zu fragen, die zentrale psychosoziale Frage
fragen, die Kernfrage zu fragen, die zwangsläufig zum Persönlichen führt, denn
sind unter uns.
So sitzen wir an der Theke fest, dicht an dicht, Schulter an Schulter, bis
Wirtin fragt:
„Na und ihr drei Hübschen, wie geht’s euch denn so, jetzt, wo ihr hier bei mir
nett zusammensitzt?“
zu
wir
die
so
So wünsche ich den Lehrerinnen und den Ausbildungskandidaten des Instituts, den
Gedanken zu beherzigen, dass eine allgemeine Psychotherapie eine Psychotherapie
für alle ist.
25
Herausgegeben von:
ZSB – Zentrale Studienberatung
Universität Bielefeld
Universitätsstraße 25
Bauteil R, 5. Etage, Raum 151
33615 Bielefeld
Tel.: 0521/106-3017, -3018, -3019
Telefax: 0521/106-6460
E-Mail: [email protected]
Homepage: http://www.uni-bielefeld.de/zsb/index.htm
Beratung:
Montags – Freitags von 10.00 – 12.00 Uhr
Ohne Voranmeldung!
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