DIE BEDEUTUNG DER FOERDERUNG DER EMOTIONALEN INTELLIGENZ IN DER ERZIEHUNG Medvedeva S. M. (Nordkasachstaner Staatsuniversitaet von M. Kosybajew) Stichwoerter: emotionale Intelligenz, Emotionalität, die Schulung der Gefühle, emotionale Bildung, soziale und emotionale Kompetenz, Emotionen, emotionale Erziehung, Impulskontrolle. Das Thema „Emotionale Intelligenz“ (unter diesem Wort versteht man „Fähigkeit des Menschen abstrakt und vernünftig zu denken und daraus zweckvolles Handeln abzuleiten“ (2; 1352)) finde ich zurzeit aktuell, weil man die moderne Gesellschaft mit der Zunahme der Gewaltverbrechen, der Selbstmorde, des Drogenmissbrauchs und anderen Indikatoren fuer emotionales Elend charakterisieren kann. Zur Behandlung dieser gesellschaftlichen Krankheit scheint es mir notwendig emotionale und soziale Kompetenz (darunter versteht man „Sachverstand, Fähigkeit“ (2; 1526)) unserer Kinder und Jugendlichen zu entwickeln und die Kräfte und Fähigkeiten des menschlichen Herzens energisch zu fördern. Es stellte fest, dass sich die gesellschaftliche Dynamik zu mehr Individualisierung, zu mehr Autonomie, von dort zu groesserem Konkurrenzkampf entwickelt. Diese Tendenz führt zu weniger Solidarität, was schließlich zu wachsender Isolierung des einzelnen und zum Verfall der sozialen Integration. In dieser Atmosphäre nun Anzeigen einer sich verschaefenden emotionalen Krise, besonders bei Kindern, auf. Vor dem Hintergrund dieser bedrohlichen emotionalen und sozialen Entwicklung erscheinen vielleicht die vereinzelten Gewaltverbrechen und das Auftreten von Skinhead – Gruppen als frühe Wahrzeichen fuer Gefahren. All das macht es so dringlich, das emotionale Alphabet zu beherrschen. In unserem Zeitalter sind die Kräfte und Fähigkeiten des Herzens genauso lebenswichtig wie die Kopfs. Rationalität und Mitgefühl muessen ins Gleichgewicht gebracht werden. Emotionalität (darunter versteht man emotionale Verhaltensweise, Aeusserungsform (1; 682)) muss ernst genommen werden. Wir sollen verstehen, dass unsere Zukunft hoffnungsvoller sein kann, wenn wir der emotionalen Intelligenz intensiver und systematischer unsere Aufmerksamkeit nicht schenken werden. Man muss das Bewusstsein von uns selbst zu vertiefen, um mit schmerzlichen Emotionen besser umgehen zu lernen, um trotz der vielen Frustrationen die Kraft zu Hoffnung und Ausdauer zu bewahren. Was koennen wir wirklich machen, damit es unseren Kindern und Jugendlichen besser ergeht? Entscheidende Rolle spielen die Fähigkeiten, die Daniel Goleman (4; 12) als „emotionale Intelligenz“ bezeichnet. Dazu gehören Selbstbeherrschung, Eifer und Beharrlichkeit, und die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren. Wie wir sehen werden, sind das Fähigkeiten, die man Kindern und Jugendlichen beibringen kann. Was die emotionale Intelligenz so wichtig macht, ist der Zusammenhang zwischen Gefühl, Charakter und moralischen Instinkten. „Vieles spricht dafür, dass ethische Grundhaltungen im Leben auf emotionalen Fähigkeiten beruhen. Das Medium der Emotionen sind Impulse, und der Keim aller Impulse ist ein Gefühl, das sich unkontrolliert in die Tat umsetzt. … - wer keine Selbstbeherrschung kennt -, leidet an einem moralischen Defizit: die Fähigkeit, Impulse zu unterdrücken, ist die Grundlage von Wille und Charakter. Auf der anderen Seite beruht der Altruismus auf Empathie, auf der Fähigkeit, die Gefühlsregungen anderer zu erkennen; …“ (4; 12 -13) Es ist wichtig für uns zu verstehen, wie die Schulung der Gefühle funktioniert? Daniel Goleman beschreibt in seinem Buch (4; 328-334) eine Privatschule in San Franciscos, wo es im Fach Self Science um die Gefühle geht. Das Thema verlangt, dass Lehrer und Schüler sich mit dem emotionalen Gefüge des Schullebens befassen. Die Strategie des Unterrichts ist Traumata der Kinder zum Thema des Tages zu machen. Die Lehrer sprechen die wirklichen Probleme an: Gekraenkheit, Neid, Meinungsverschiedenheiten, die zu einem Kampf auf dem Schulhof eskalieren koennten. Das Lernen muss sich nicht isoliert von den Gefühlen der Kinder und der Jugendlichen vollziehen. Emotionale Bildung ist fuer das Lernen genauso wichtig wie der Unterricht in Rechnen und Lesen. Das Ziel ist soziale und emotionale Kompetenz der Kinder und der Jugendlichen im Rahmen des regulären Stundenplans anzuheben. Man benutzt das Gefühl nicht fuer Bildungszwecke, sondern bildet das Gefühl als solches. Im Unterricht bespricht man die Probleme: Rauchen, Drogenkonsum, Schwangerschaft und zuletzt Gewalt unter Jugendlichen. Der Unterricht kann auf den ersten Blick ereignislos erscheinen. Das liegt aber weitgehend daran, dass die Lektionen – wie eine gute Erziehung in der Familie – in kleinen, aber wirksamen Portionen vermittelt werden. Die ständig wiederholten Erfahrungen schlagen sich im Gehirn als verstärkte Bahnen nieder, als neutrale Gewohnheiten, die bei Belastungen, Verletzungen zur Anwendungen kommen. Die Nueva – Direktorin Karen Stone McCown erkraerte (4; 336): „Wenn wir die Wut behandeln, lernen die Kinder begreifen, dass es fast immer eine Sekundenreaktion ist, und sie prüfen sollen, was dahinter steckt: Bist du gekränkt? eifersüchtig? Unsere Kinder lernen, dass man immer mehrere Möglichkeiten hat, auf einen Emotion zu reagieren, und dass das Leben um so reicher sein kann, je mehr Möglichkeiten man kennt, auf eine Emotion zu reagieren“. Zu den unterrichteten Themen gehören Selbstwahrnehmung in dem Sinne, dass man seine Gefühle erkennt und ein Vokabular fuer sie entwickelt und das man die Zusammenhänge zwischen Gedanken Gefühlen und Reaktionen wahrnimmt; die Erkenntnis ob eine Entscheidung von Gedanken oder Gefühlen bestimmt ist, die Einsicht in die Folgen alternativer Entscheidungen und die Anwendung dieser Einsichten auf Probleme wie Drogen, Rauchen und Sex. Selbstwahrnehmung bedeutet auch, dass man seine Stärken und Schwächen erkennt und sich selbst in einem positiven, aber realistischen Lichte sieht. Ein anderer Schwerpunkt ist der Umgang mit den Emotionen: Die Kinder machen sich klar, was hinter einem Gefühl steckt und lernen, wie man mit Ängsten, Wut und Traurigkeit umgeht. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Uebername der Verantwortung fuer Entscheidungen und Handlungen und die Einhaltung von Verpflichtungen. Ein zentrales Thema sind die Beziehungen. Hier lernen die Kinder und die Jugendliche, ein guter Zuhörer und Fragesteller zu sein, zwischen dem, was einer sagt oder tut, und den eigenen Reaktionen und Urteilen zu unterscheiden und selbstbewusst statt wütend oder passiv zu sein. Sie erlernen die Künste der Kooperation. (Unter dem Wort „Kooperation“ versteht man „die Zusammenarbeit, bei der jeder der Beteiligten seinen Beitrag leistet zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels“ (2; 1552)) Jetzt ist es sinnvoll zu betrachten, was „emotionale Bildung“ ist. Man darf nicht nur noch Lernfaecher zu unterrichten, bei den Problemen, die die Kinder und die Jugendliche im Alltag haben. Man soll an die Kinder denken, dich sich damit abquälen, dass sie selbst oder jemand in ihrer Familie Aids haben. Wenn das Kind weiss, dass der Lehrer auch bei einem emotionalen Problem und nicht bloß bei Lernproblemen zuhört, dann kann es zu dem Gespräch kommen. Im Unterricht für Fuenfklaessler kann es um das Erkennen von Gefühlen gehen. Es ist eine entscheidende emotionale Fähigkeit, Gefühle benennen und so besser zwischen ihnen unterscheiden zu koennen. Die Schüler haben die Aufgabe, Bilder aus einer Zeitschrift, die das Gesicht eines Menschen zeigen, zusammenstellen, die Emotion, die das Gesicht zeigt, zu benennen und anzugeben, woran man erkennt, dass die betreffende Person diese Gefühle hat. Es gibt verschiedene Übungen, um Emotionen zu unterscheiden. Zum Beispiel, man verteilt ein Arbeitsblatt aus. Untereinander sind Gesichter von Jungen und Mädchen abgebildet, die jeweils eine der sechs elementaren Emotionen – glücklich, traurig, zornig, erstaunt, ängstlich, angewidert – zeigen; daneben wird die entsprechende Aktivität der Gesichtsmuskulatur beschrieben, zum Beispiel: ängstlich: der Mund ist offen und zurückgezogen. Die Augen sind aufgerissen und die inneren Winkel gehen nach oben. Während die Kinder das Blatt durchlesen, wandert der Ausdruck von Furcht, Zorn, Erstaunen oder Ekel ueber das Gesicht des Lehrers, da sie die Bilder imitieren, indem sie die der jeweiligen Emotionen entsprechende Anweisungen fuer die Gesichtsmuskeln befolgen. Jetzt ist es logisch zu betrachten, welche Bedeutung emotionale Erziehung hat. Die emotionale Erziehung kann man mit Lesen und Schreiben, Gesundheit, Naturwissenschaft, Sozialkunde und anderen Fächern verbinden. Ein Model fuer die Entwicklung der emotionalen und sozialen Kompetenz ist das Child Development Projekt unter Leitung des Psychologen Eric Schaps. Das Projekt bietet vorbereitete Unterrichtsmaterialien, die sich in bestehende Lehrfächer einfügen. Fuer den Leseunterricht von Erstklaesslern gibt es zum Beispiel die Geschichte „Frosch und Kröte sind Freunde“. Frosch moechte gern mit seinem Freund Kröte, der Winterschlaf hält, spielen, und um ihn früher zu wecken, spielt er ihm einen Streich. Diese Geschichte kann man gut fuer die Diskussion verwenden. Eine Reihe von Erlebnissen thematisiert Dinge wie Selbstbewusstsein, die Wahrnehmung der Bedürfnisse von Freunden, was einer empfindet, wenn er gehänselt wird, oder was es heißt, Gefühle mit Freunden zu teilen. Das Projekt geht davon aus, dass man den Kindern bei den Gelegenheiten, wenn sie sich schlecht benehmen, sehr gut fehlende Fähigkeiten – Impulskontrolle, Darlegung ihrer Gefühle, Konfliktloesung – beibringen kann und dass es bessere Erziehungsmittel gibt als den Zwang. Die tiefere Lehre ist, dass Streitigkeiten überhaupt durch Verhandlung geregelt werden koennen. Eine Frage ist, wie früh man anfangen soll. Emotionale Fähigkeiten wie Empathie (Bereitschaft und Fähigkeit sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen (1; 682)) und emotionale Selbstregulierung beginnen sich praktisch vom Säuglingsalter an zu entwickeln. Das Jahr des Eintritts in den Kindergarten markiert eine maximale Reifung der „sozialen Emotionen“ – Gefühle wie Verlegenheit und Bescheidenheit, Eifersucht und Neid, Stolz und Selbstvertrauen – die alle die Fähigkeit voraussetzen, sich mit anderen zu vergleichen. In den ersten Klasse sitzen die Schüler im Kreis und rollen den „Gefühl – Würfel“, auf dessen Seiten Woerter wie „traurig“, oder „aufgeregt“ stehen. Wenn sie an die Reihe kommen, schildern sie eine Gelegenheit, bei der sie dieses Gefühl hatten, eine Uebung, die ihnen mehr Sicherheit in der Verknüpfung von Gefühlen und Wörtern gibt und die zugleich die Empathie fördert, da sie hoeren, dass andere dieselben Gefühle haben, wie sie selbst. Der Psychiater Dr. David Hamburg (4; 344) betrachtet die Jahre des Übergangs in die Grundschule und dann des Übergangs in die Mittelschule als entscheidende Punkte in der Anpassung des Kindes. Von 6-ten bis zum elften Lebensjahr, sagt Hamburg, „ist die Schule ein Schmelztiegel und eine bestimmte Erfahrung, die sich bis Adoleszenz der Kinder und noch darüber hinaus stark bemerkbar macht“. In der vierten und fünften Klasse, wenn Freundschaftsbeziehungen gewaltige Bedeutung fuer ihr Leben bekommen, erhalten sie Lektionen, die ihnen zu besser funktionierenden Freundschaften verhelfen: Empathie, Impulskontrolle und Zügelung des Zorns. In der fünften Klasse versuchen die Kinder Emotionen vom Gesichtsausdruck abzulesen. Es geht wesentlich um Empathie. Fuer die Impulskontrolle gibt es ein „Ampel – Poster“ mit sechs Schritten: Rot: 1. Halte an, beruhige dich und denke, bevor du handelst. Gelb: 2. Benenne das Problem und sag, wie du dich fühlst. 3. Setze ein positives Ziel. 4. Denke an viele Lösungen. 5. Bedenke im voraus die Folgen. Gruen: 6. Geh los und probiere es mit dem besten Plan. Die „Ampel – Vorstellung“ wird regelmaessig verwendet, wenn ein Kind beispielsweise im Begriff ist, wütend um sich zu schlagen oder in Tränen auszubrechen, weil es gehänselt wird; sie verweist auf eine Reihe konkreter Schritte. Ueber den Umgang mit Gefühlen hinaus zeigt sie einen Weg zu wirksamerem Handeln. Und sie einmal zum gewohnten Weg geworden, mit dem ungestümen emotionalen Impuls umzugehen – zu denken, bevor man aus dem Gefühl heraus handelt, - kann sie sich zur Strategie der Auseinander -setzung mit den Risiken der Jugendzeit und darüber hinaus entwickeln. In der sechsten Klasse beziehen sich die Lektionen auf die Versuchungen und Nötigungen zu Sex, Drogen und Alkohol, die nun immer stärker in das Leben der Kinder treten. In der neunten Klasse, wenn die Teenager mit weniger eindeutigen sozialen Realitäten konfrontiert werden, wird die Fähigkeit betont, verschiedene Perspektive einzunehmen, eigene ebenso wie die von anderen beteiligten. „Wenn ein Bursche sauer ist, weil er gesehen hat, dass seine Freundin mit einem anderen Kerl sprach“, sagt einer der Lehrer von New Haven, „muss man ihn ermutigen, sich auch zu überlegen, um was es da möglicherweise aus der Sicht der beiden geht, statt sich gleich in eine Konfrontation zu stürzen“ (4; 346) Zurzeit ist es nicht selten, wenn wir in den Zeitungsartikeln lesen koennen, dass die Jugendlichen ihre Probleme mit Waffen zu lösen versuchen. Diese Teenager sind die erste Generation, die sich ohne weiteres nicht nur einfache Waffen, sondern automatische Waffen beschaffen kann, so wie die Generation ihrer Eltern die erste war, die allgemeinen Zugang zu Drogen hatte. Die Tatsache, dass Teenager ständig Waffen bei sich tragen, hat zur Folge, dass Meinungsverschiedenheiten, die früher zu Faustkämpfen geführt hätten, leicht in Schiessereien enden koennen. Und diese Teenager sind, wie ein anderer Experte vermerkt, „nicht besonders gut darin, Streitigkeiten zu vermeiden“. Dass sie in dieser wichtigen lebenspraktischen Fähigkeit so schlecht sind, liegt natürlich auch daran, dass unsere Gesellschaft sich nicht darum gekümmert hat, sicherzustellen, dass jedes Kind die Grundbegriffe des Umgangs mit Zorn beziehungsweise der positiven Konfliktloesung erlernt, so wie wir uns auch nicht darum gekümmert haben, Empathie, Impulskontrolle oder sonstige Grundprinzipien der emotionalen Kompetenz zu vermitteln. Indem wir die emotionalen Lektionen, die die Kinder erlernen, dem Zufall überlassen, riskieren wir, das Fenster der Gelegenheit weitgehend ungenutzt vorbeiziehen zu lassen, das die langsame Reifung des Gehirns dem Bemühen bietet, ein vernünftiges Repertoire von Emotionen aufzubauen. Heutzutage findet die emotionale Erziehung und die Entwicklung der emotionalen Kompetenz bei vielen Pädagogen ein starkes Interesse. Literatur: 1. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 6 Bändern. Bibliografisches Institut. Mannheim. 2. Wien. Zürich. Dudenverlag, 1976. Band 2. 3. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 6 Bändern. Bibliografisches Institut. Mannheim. 4. Wien. Zürich. Dudenverlag, 1976. Band 3. 5. Duden. Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in 6 Bändern. Bibliografisches Institut. Mannheim. 6. Wien. Zürich. Dudenverlag, 1976. Band 4. 7. Goleman D. Emotionale Intelligenz. Carl Hanser Verlag, 1995. 8. Huber A. EQ. Emotionale Intelligenz. Wilhelm Heyne Verlag. Muenchen, 1996. 9. Meves Christa. „Der verkopfte Mensch“ im Buch: Manipulierte Maßlosigkeit. Herberbuecherei, 1975.