IP/00/464 Brüssel, den 11. Mai 2000 Die Europäische Kommission verabschiedet eine umfangreiche Kommunikationsstrategie zum Thema EU-Erweiterung Der Erweiterungsprozeß, in dessen Verlauf sich die Zahl der EUMitgliedstaaten nahezu verdoppeln wird und der den Menschen erhebliche Veränderungen bringt, kann nur gelingen, wenn er eine rundum informierte öffentliche Meinung auf seiner Seite hat. Dazu hat die Kommission auf Initiative von Günter Verheugen, Kommissar für Erweiterung, und Viviane Reding, Kommissarin für Kultur, eine umfangreiche Kommunikationsstrategie zum Thema Erweiterung verabschiedet; mit dieser Strategie verfolgt sie das Anliegen, dem Informationsbedarf abzuhelfen, Anstöße für den Dialog mit den Bürgern zu geben und Erweiterungsängste zu zerstreuen - und zwar sowohl in den Mitgliedstaaten der EU als auch in den Bewerberländern. Die Strategie knüpft an die Erfahrungen mit der Kampagne für den Euro an, ist eng mit dem Europa-Dialog koordiniert und wird bei einer voraussichtlichen Dotierung von annähernd 150 Millionen € in den Jahren 2000 bis 2006 durchgeführt. “Die Vereinigung unseres Kontinents hat für die Europäische Union oberste strategische Priorität; die Beschäftigung damit kann nicht auf einen exklusiven Kreis von Verhandlungsführern beschränkt bleiben, sondern muß allen Menschen nahegebracht werden und bedarf der Unterstützung durch sie. Die von der Kommission verabschiedete Kommunikationsstrategie muß dazu dienen, allen Bürgern in den EU-Mitgliedstaaten und in den Bewerberländern die Gründe für die Erweiterung und die damit verbundenen Vorteile und Verpflichtungen begreiflich zu machen” - so die Worte von Günter Verheugen. Viviane Reding stellt ihrerseits fest: “Der Beitritt der ostmitteleuropäischen Staaten zur Europäischen Union weckt Hoffnungen und Befürchtungen. Die von der Kommission eingeleitete Informations- und Kommunikationskampagne will die Menschen in Europa objektiv und sachlich darüber informieren, um was es bei der Erweiterung geht und vor welche Aufgaben sie uns stellt. Ich rufe alle Europäer auf, zu der Diskussion beizutragen." Ein dezentraler Ansatz Die Kommunikationskampagne verfolgt innerhalb der EU drei Hauptziele, die im Einklang mit den Initiativen der Mitgliedstaaten stehen: Sie will den Menschen die Gründe für die Erweiterung nahebringen und sie über wahrscheinliche Auswirkungen und die damit verbundenen Herausforderungen aufklären, sie will den Dialog zwischen den Entscheidungsträgern der Politik und dem breiten Publikum über das Thema Erweiterung auf allen Ebenen der Gesellschaft fördern, und sie will zwecks besseren Verständnisses über die Bewerberländer informieren. In den Bewerberländern verfolgt die Kampagne ebenfalls drei Hauptziele: Sie will die Menschen durch Vermittlung von Kenntnissen mit der EU besser bekanntmachen, sie will in jedem einzelnen Fall die Konsequenzen eines Beitritts aufzeigen, und sie will den Zusammenhang zwischen dem Tempo der Vorbereitung auf die Mitgliedschaft und den Fortschritten der Verhandlungen erläutern. Der Erweiterungsprozeß kann von Land zu Land höchst unterschiedliche Fragen aufwerfen. Die Strategie der Kampagne folgt deshalb strikt einem dezentralen Ansatz, das heißt, die Information und die Verlautbarungen richten sich stets nach den spezifischen Sorgen und Nöten der Menschen in den einzelnen Staaten, Regionen, Ortschaften und Sektoren. Den Kommissionsdienststellen in Brüssel fällt vor allem die Aufgabe zu, die geforderten Informationen und breit angelegten Mitteilungen über die Gründe für die Erweiterung und die zu erwartenden Folgen bereitzustellen. Die Kommission und die Vertretungen des Europäischen Parlaments in den Mitgliedstaaten sowie die Kommissionsdelegationen in den Bewerberländern werden mit Partnern vor Ort zusammenarbeiten, um die Informations- und Kommunikationskampagne jeweils landesspezifisch zu gestalten. Die führenden Akteure der meinungsbildenden Einrichtungen in den Mitgliedstaaten und den Bewerberländern werden vor allem die Aufgabe haben, dafür zu sorgen, daß eine sachkundige Diskussion über das Thema EU-Erweiterung stattfindet. Es ist Sache dieser Akteure, die in unmittelbarem Kontakt zum Publikum stehen, detaillierte, auf den jeweiligen nationalen, regionalen, lokalen oder sektoralen Kontext zugeschnittene Informationen zusammenzustellen und zu vermitteln. Für die Mitarbeit bei der Durchführung der Kommunikationsstrategie bzw. als Zielgruppe kommen vorrangig in Betracht: - Die politischen Einrichtungen wie das Europäische Parlament und andere Institutionen der EU, Landesregierungen, nationale Parlamente und regionale Versammlungen - Die Wirtschaft: Verantwortungsträger aus der Wirtschaft, Gewerkschaften und berufliche Vereinigungen - Die Zivilgesellschaft: Presse, nichtstaatliche Organisationen, religiöse Vereinigungen, intellektuelle Verbände, Hochschulen, Lehrende aus dem Sekundar- und dem Hochschulbereich. Die wichtigsten Tätigkeiten Die mit der Meinungsbildung befaßten Einrichtungen benötigen für eine wirkungsvolle Kampagne einen kontinuierlichen Fluß jeweils aktueller und objektiver Daten. Der Datenfluß muß verbraucherfreundlich und nach Möglichkeit interaktiv organisiert sein. Bei der Übertragung der Informationen werden die elektronischen Medien eine zentrale Rolle spielen. Die Kommissionsvertretungen und die Außenstellen des Europäischen Parlaments in den Mitgliedstaaten sowie die Kommissionsdelegationen in den Bewerberländern werden weiter ihre Kommunikationsaktivitäten – die in den meisten Kandidatenländern schon weit fortgeschritten sind - in Zusammenarbeit mit maßgeblichen Gremien und nichtstaatlichen Organisationen entfalten. 2 Anknüpfend an die Erfahrungen mit dem Europa-Dialog wird das Gespräch mit den Akteuren der meinungsbildenden Einrichtungen und den öffentlichen Sprechern ausgebaut. Besonders berücksichtigt werden dabei Wirtschaftszweige und Bevölkerungsgruppen (z.B. gewisse Grenzregionen, Arbeitnehmerorganisationen, Landwirte, umstrukturierungsbedürftige Wirtschaftszweige), in denen ein besonders hoher Bedarf an Information zum Thema EU-Beitrittt und die möglichen Konsequenzen besteht. Die Informationsstrategie wird regelmäßig überprüft und in ihren Prioritäten entsprechend den sich wandelnden Erfordernissen der öffentlichen Meinung angepaßt. Dotierung Die Kommunikationsstrategie zum Thema EU-Erweiterung wird innerhalb der EU aus Mitteln des PRINCE-Programms (Programm zur Information des europäischen Bürgers) und in den Bewerberländern aus Mitteln des PHARE- und MEDAProgramms sowie aus Mitteln der Instrumente zur Vorbereitung auf den Beitritt von Malta und Zypern finanziert. Die Strategie wird in den Jahren 2000 bis 2006 umgesetzt. Die Gesamtkosten des Programms für die genannte Zeit werden mit 146,75 Mio. € veranschlagt. Dieser Betrag dient zur Finanzierung von Aktionen in den 13 Bewerberländern, in den EU-Mitgliedstaaten und in Brüssel, wobei sich die Ausgaben wie folgt verteilen: Bewerberländer: 59,15 Mio. € (davon 50,05 Mio. € für die ostmitteleuropäischen Staaten, 5,8 Mio. € für die Türkei, 1,5 Mio. € für Malta und 1,8 Mio. € für Zypern) - EU-Mitgliedstaaten: 57,9 Mio. € - In Brüssel durchgeführte Aktivitäten: 29,7 Mio. € - 3