Kino des Gehirns

Werbung
,,Kino des Gehirns".
Evolutionsdiskurs und semiotische Struktur
in Stanley Kubricks ,,2001".
vorgelegt von Thomas Ebke (Potsdam)
Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung. ,,The Dawn of Man" im großen Match-Cut aus ,,2001"
2
I. Zeit-Bild und irrationaler Schnitt. Stanley Kubricks ,,2001" in den filmsemiotischen Analysen von
Gilles Deleuze 3
II. ,,Inward signs". Die Evolution des Bewusstseins als semiotisches Problem bei Chauncey Wright 8
III. ,,Kino des Gehirns". Die Symbolik des Sehens in den Filmen Stanley Kubricks 10
IV. Literaturverzeichnis 12
1
0. Einleitung. ,,The Dawn of Man" im großen Match-Cut aus ,,2001".
Eine befremdliche Szenenfolge bildet das Rückgrat in Stanley Kubricks "2001: Odyssee in Space"
(1968): Nachdem er einen Artgenossen am Wasserlauf zu Tode geprügelt hat, tritt ein Affe brüllend
aus dem Kreis seines Rudels hervor, jenen Knochen in Händen haltend, mit denen er die tödlichen
Schläge geführt hat. Er holt mit der gesamten Last seines Oberkörpers zu einer gewaltigen
Wurfbewegung aus, und unter einem verzerrt nachhallenden Urschrei schleudert er den Knochen
himmelwärts. Von der hochgereckten Hand leitet ein Schnitt über auf den in die Höhe kreisenden
Knochen. Ein Windhauch gleitet über die Szene, die in einer verlangsamten Detailaufnahme den Flug
des Gegenstands vorführt.
Wie beiläufig touchiert dieser den oberen Bildrand, huscht aus dem Hellblau des Himmels und aus der
Bildbegrenzung, um dann augenblicklich in das Blickfeld zurückzusinken und unaufhaltsam in eine
Abwärtsbewegung umzukippen. Dann setzt jener elliptische Schnitt ein, der Raum, Zeit und Handlung
in sich verschluckt und - wie es scheint - Jahrmillionen überbrückt. Anstatt des Knochens vor dem
Hellblau des Himmels gleitet nun eine Raumfähre durch das Schwarz des Weltalls. Mehr noch: Diese
Raumfähre ist es, die das Niedergleiten des Knochens, das unmittelbar vor dem Schnitt einsetzt, zu
einem Abschluss führt, als sie aus dem unteren Bildrand der Szene herausschwebt.
Diese Ellipse in ,,2001: A Space Odyssee" ist als der wirksamste Schnitt in der Geschichte des Films
bezeichnet worden, und so ist es um so bemerkenswerter, dass der Hergang der Szene in der Tat
unanschaulich und undeutlich bleibt. Wollte man auf den Punkt bringen, was genau sich zwischen
dem Wurf des Knochens und dem Auftauchen der Raumfähre gleichsam ex nihilo ins Bild setzt, so
müsste man Zuflucht zu einer nahezu statistischen Kargheit der Sprache nehmen. Es ließe sich
bestenfalls so etwas wie ein Verlaufsprotokoll anfertigen. Es ließen sich Bilder und Orte aufzählen, die
schemenhaft vor und nach jenem besagten Schnitt in der Chronologie des Films erscheinen: die
entgrenzte, ortlose und unfruchtbare Steppe, in der nur hier und da eine Gesteinsformation sich
auftürmt, oder die schwarzen Leiber der Affen, die sich schrill vom Weiß der verstreuten Gerippe
abheben. Es ließe sich für die Handlung eine Zeit annehmen, die nicht nur präreflexiv und
menschenleer, sondern ebenso unscharf und geschichtslos bleibt, von der wir nur wissen, das sie
fremd und anders sein soll, und die sich bestenfalls im gleichgültigen Wechsel von Tag- und
Nachtszenen konkretisiert. Es ließe sich wohl behaupten, dass in diesem Schnitt eine inhaltliche
Kontinuität der Handlung gerinnt - aber ebensosehr trotzt jener Übergang innerhalb der Bewegung
jeder analytischen Beschreibung. Vielleicht könnte man aber gerade über diese Unterbrechung der
Analyse einige vorsichtige und vorläufige Annahmen entwickeln.
Denn so sehr alle Ereignisse des Films von Anbeginn Nicht-Ereignisse zu sein scheinen, so sehr sie,
wenn man so will, ostentativ aus der begrifflichen Ordnung der Sprache herausdriften, so sehr bleibt
auch der Schnitt selbst genau das, was er vor den Augen des Zuschauers strukturiert: reine
Abstraktion. Er insistiert auf einer ,,anwesenden Abwesenheit", einer Lücke in der raumzeitlichen
Ordnung, und auf einem ,,missing link" in der Entwicklungsgeschichte - sowohl des Films als auch der
menschlichen Lebensform, um deren Schicksal der Film kreist.
Nicht zu Unrecht könnte man diesen effektiven Schnitt mithin als ein semiotisches Phänomen
ansprechen, und zwar in doppelter Weise. Zunächst fällt er nämlich in die von Kubrick als ,,The Dawn
of Man" überschriebene Einheit des Films, und tatsächlich gibt er das Echo für die Geburt jener
Erkenntnis, durch die der Affe den Knochen als Waffe einzusetzen lernt. Möglicherweise aber besteht
die Pointe dieses kryptischen Schnitts auch hier in dem, was unsichtbar bleibt: nämlich nicht im
Aufstieg eines neuen Wissens, sondern in einer moralischen Differenz, die gerade nicht gezogen
werden kann. Dem Affen ist zwar mit dem Knochen das instrumentelle Wissen an die Hand gegeben,
das er töten kann, aber nicht das Wissen darüber, ob er töten darf. Und so ist es eben ein Nichtwissen,
das die Raumfähre zum Äquivalent des Knochens werden lässt, und nur mit der Tilgung der
moralischen Differenz mutiert die Raumfähre nach dem Vorbild des Knochens zur Waffe.
2
Zweitens aber hat dieser Schnitt selber eine Verweisqualität: Durch ihn wird im Film sichtbar, was der
Film leisten kann1. Indem er gewissermaßen die spezifische Ordnung der Zeichen freilegt, die dem
Film - und nur dem Film - in seiner Gesamtheit zur Verfügung steht, vollzieht er eine
selbstreferenzielle Schleife2. Gleich dem Monolithen, der unvermittelt auf dem nur von Affen
bevölkerten Planeten aus dem Boden ragt, transzendiert auch dieser Schnitt das raumzeitliche
Vorstellungsvermögen des Filmzuschauers; und mit der absurden Bewegung von Knochen zu
Raumfähre erzeugt er exakt dort eine Kontinuität und ein Zeichen, wo dem Zuschauer die Logik nicht
mehr zur Hilfe kommt. Anders gesagt: Vor den Augen des Zuschauers laufen Bilder und Geschehnisse
ab, die auf keine Weise in etwas Vorbereitetem, in einem eindeutigen Symbolsystem, in eingeübten
Blickgewohnheiten oder Kategorien der Logik aufgehen. Vielmehr produziert die Semiotik in ,,2001:
A Space Odyssee" mit dem Knochen und der Raumfähre, mit dem Monolithen oder dem Embryo in
der Schlusseinstellung Signifikanten, die nur noch die Differenz zu ihren Signifikaten sichtbar macht 3.
Man könnte von der Unaussagbarkeit und Unanschaulichkeit der im Film dargestellten Ereignisse also
thesenhaft sagen, dass sie sich nicht aus dem semiotischen Profil der Darstellungsweise herauslösen.
Wenn man so will bestünde die Provokation in Kubricks ,,2001" darin, dass alle Szenen in einen
Kokon der filmischen Zeichenform eingehüllt sind und nicht einmal geschildert werden können, ohne
auf die Grenzen ihrer Sagbarkeit zu stoßen. Sie bleiben nichts anderes als die Schattenwürfe ihrer
eigenen Darstellung und beziehen sich immer wieder kritisch auf die Bedingungen ihrer Erzählbarkeit
zurück. Dennoch mag man gleichsam minimalistisch feststellen, dass ,,2001" ein spezifisches Problem
der Anthropologie oder sogar der Abstammungsgeschichte berührt - die Genese des menschlichen
Bewusstseins.
In einem ersten Schritt soll diese Arbeit exemplarisch einen Versuch nachzeichnen, den Film ,,2001"
filmgeschichtlich in eine Semiotik einzubeziehen, die ihrerseits ontologische Voraussetzungen macht.
Es ist dies die filmsemiotisch sehr aufschlussreiche Analyse des Kinos, die Gilles Deleuze in zwei
Bänden geliefert hat. Deleuze zieht eine Analogie zwischen der kinematografischen Technik Kubricks
und der Operationsweise des menschlichen Gehirns, und er hat die Grundbegriffe seiner Kinoanalyse
nicht zuletzt am Beispiel von 2001: A Space Odyssey herauspräpariert. In der Rekonstruktion soll
insbesondere die wichtige Montage, die anfangs beschrieben wurde, als Ausgangspunkt dienen.
Komplementär zu dieser formalen Standortbestimmung des Kinos soll zweitens der in 2001: A Space
Odyssey eingeschriebene Evolutionsdiskurs erläutert werden. Kubrick hat sich in seinem Film nämlich
nicht nur inhaltlich der Genese des Bewusstseins des Menschen zugewandt, sondern das
Bewusstseinsproblem bildet tatsächlich ein Scharnier zu den von Deleuze beobachteten semiotischen
Merkmalen des Films.
In einem letzten Schritt soll die Verschränkung von Semiotik und der auf die Evolution gegründeten
Konzeption des Bewusstseins in dem Film resümiert werden, um zu zeigen, inwiefern sich Kubricks
Kino als ein ,,Kino des Auges" kennzeichnen lässt. Es bietet sich für diesen Teil der Arbeit an, die
Analyse auch auf andere Passagen in 2001: A Space Odyssey auszuweiten und sogar einen Ausblick
auf mehrere Filme Kubricks zu geben.
I. Zeit-Bild und irrationaler Schnitt. Stanley Kubricks ,,2001" in den filmsemiotischen Analysen
von Gilles Deleuze.
Im Vorwort zum ersten Band seiner zweibändigen Analyse des Kinos, ,,Das Bewegungsbild", schickt
der französische Poststrukturalist Gilles Deleuze eine Bestimmung seines Vorhabens voraus: Er wolle
keine ,,Geschichte des Films"4, sondern eine ,,Taxinomie"5, einen ,,Klassifizierungsversuch der Bilder
und Zeichen"6 entwickeln.
Außerdem macht er zwei Referenzen seines Denkens deutlich: Henri Bergson und Charles Sanders
Peirce. Deleuzes nachfolgende Überlegungen zum Film sollen also am Kreuzungspunkt von
Metaphysik einerseits und einer weitreichenden Typologie der Zeichen andererseits einsetzen. Wenn
nun Deleuze seinen methodischen Standort mit Bergson und Peirce bestimmt, so legt er nahe, um
3
welche semiotische Grundauffassung es ihm vor allem nicht geht. Bergsons semiotikgeschichtliches
Verdienst bestand nach Deleuze nämlich darin, von einer Relation abzurücken, in der Bilder die
Zeichen von ,,Welt", und Bewegungen Wirkungen sind, die von Objekten dieser Welt erzeugt werden.
Ein Zitat aus dem ersten Kino-Band legt nahe, dass Deleuze das Denken Bergsons als einen
vieldeutigen Bruch ausmacht - ein Bruch, der vor allem für eine Eigengesetzlichkeit der Bewegung
sensibilisiert:
,,Die Bewegung selber zerfällt und fügt sich wieder zusammen; sie zerlegt sich entsprechend den
Elementen, zwischen denen sie in einem Ensemble verläuft: solchen, die unbeweglich bleiben,
solchen, denen Bewegung zukommt, solchen, die eine solche einfache oder teilbare Bewegung
ausführen oder erfahren...(...)Bestimmte große Bewegungen kann man wie die unverwechselbare
Signatur eines Autors auffassen, die das Ganze eines Films, wenn nicht eines Werks charakterisieren,
die aber auch in der Bewegung dieses oder jenes signierten Bildes, dieser oder jener Einzelheit
mitschwingen."7
Nun zeichnet sich in Kubricks Montage, die den Knochen und die Raumfähre zu ein- und demselben
Symbol verklammert, gewiss eine solche ,,Signatur" ab, auch sie ist eine ,,große Bewegung", die sich
in den Einzelheiten des Gezeigten reproduziert. Wenn nun bemerkt wurde, dass über die Geschehnisse
in ,,2001" wenigstens vor der berühmten Montage ,,letztlich nicht viel mehr zu sagen" 8 sei, dass
,,verbal-rationale Erklärungen... keine (große) Rolle"9 spielen, dass die Ordnung der Begriffe viel
mehr außer Vollzug gesetzt werde durch die Idiosynkrasie der Bilder, so reflektiert sich in all diesen
Feststellungen auch Deleuzes These vom Zusammenbruch einer signifikativen Semiotik.
Weit entfernt davon, durch ein Repräsentationsverhältnis von der Welt der Dinge separiert zu sein,
lassen sich Bilder selbst nur als ,,Dinge" lesen. Sie bilden kein Signifkat ab, sondern verketten sich zu
einem fortgesetzten Produktionsstrom, der Bilder aus Bildern und Bewegungen aus Bewegungen
erstellt. Dabei sind diese Bilder und Bewegungen als eine dynamische Masse von Materie zu denken,
die ,,eine veränderliche Serie von Bewegungs-Bildern"10 abläuft.
Die Funktionslogik aller kinematografischen Bilder bestimmt Deleuze also in der Einschreibung von
Bewegung in das Bild. Mit dieser Definition trifft sich Falsettos Beobachtung, dass Kubricks ,,2001"
die Inszenierung von ,,spatial ambiguity"11 sei. Man kann mit Falsetto von einer Verdoppelung des
Raums ausgehen, in der die physische Bewegung der Schauspieler einerseits und eine von der Kamera
in das Bild importierte Bewegung ununterscheidbar zusammenfallen. In der reinen Bewegung
reklamiert die Blickordnung des Films nichts weniger als die Bedingung der Möglichkeit des Kinos,
die Urszene des Films par excellence, die das Sagbare immer schon überbietet.
Diese Vorüberlegungen zum Konzept des Films, die Deleuze im ersten ,,Kino"-Band anstellt, legen
also bereits formale Bezüge zu Kubricks Montagetechnik nahe, und doch lokalisiert Deleuze das
Schaffen Kubricks differenzierter. In ,,Kino I" entwickelt Deleuze, wie angedeutet, eine
Bildertypologie des Kinos, die sich gewissermaßen emporarbeitet zur Darstellbarkeit ,,reiner
Bewegung". In den Anfängen der internationalen Kinotraditionen, im amerikanischen, sowjetischen,
französischen und deutschen Film bemerkt Deleuze jeweils die Gebundenheit der Bewegung an einen
statischen Fixpunkt, an den Körper individueller Charaktere oder an inhaltliche Motivationsgründe12.
Die zentrale Verfassung für diese Periode in der Geschichte des Kinos ist mithin noch die
Sensomotorik, ein Prozess, in dem sich Bewegungen nur in Bewegungen und Bilder nur in Bildern
generieren, gleichzeitig aber im körperleiblichen Wahrnehmungsfeld des Zuschauers aufgehen. Doch
konvergieren selbst in der Frühzeit des Films alle entwickelten Montageverfahren oder der Code von
Licht und Schatten, der im deutschen expressionistischen Film dominiert, im Begriff der Bewegung,
der zugleich ihre Ermöglichungsbedingung bleibt:
,,Es ist eine Welt universeller Veränderlichkeit, universeller Wellenbewegung, des universellen Plätscherns: in
ihr gibt es weder Achsen noch Zentrum, weder rechts noch links, weder oben noch unten... (...) Eine solche
unbegrenzte Menge aller Bilder wäre gewissermaßen die Ebene der Immanenz. Das Bild existierte an sich, auf
dieser Ebene. Dieses An-Sich des Bildes ist die Materie: nicht irgendetwas, was hinter dem Bild verborgen wäre,
sondern im Gegenteil die absolute Identität von Bild und Bewegung."13
4
,,Die absolute Identität von Bild und Bewegung" ist im wörtlichsten Sinne aufzufassen. In ihr
konkretisiert sich das ,,Bewegungsbild", das zugleich Subsumtionsformel für die Geschichte des Kinos
bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ist14.
Deleuze nimmt nun aber einen Primatwechsel innerhalb der Filmgeschichte in den Blick, denn nicht
nur der sensomotorische Zusammenhang, der sich in dargestellten Körpern und Inhalten verwirklichte,
sondern auch die Immanenz der Bewegung, aus der sie sich motivierten, treten hinter eine neue
Kategorie des filmischen Bilds zurück, die sich im italienischen Neorealismus ankündigt. Das
Bewegungsbild aus der ersten Jahrhunderthälfte breitete sich, auch wenn es zuletzt als
,,Immanenzebene", als Apriori aller sensomotorischen Abläufe denkbar war, stets nur in
Außenreferenz aus, es blieb auf den Fortgang einer Handlung oder das Datum eines Charakters
zurückbezogen. Im italienischen Neorealismus, so Deleuze, unterbricht sich diese Referenz, indem die
Figuren nun nicht mehr Handlungen vollziehen, sondern von ihnen heimgesucht, vergegenständlicht,
entdifferenziert werden. An Hand der Protagonistin aus Viscontis Ossessione beschreibt Deleuze, wie
nicht länger sensomotorische Regeln, sondern Akte des Sehens, Zuschauens und Beobachtens das
Geschehen diktieren15.
Es ist nun das ,,Anwachsen rein optischer Situationen"16 , das die Wahrnehmungsgebundenheit eines
,,organischen" Bilds suspendiert. Mit der Verabschiedung des Bewegungsbilds wird aber nun
insgesamt jene spezifische Gesetzmäßigkeit des Kinos ausgesetzt, die Bilder zu Bildfolgen integrierte,
Bildfolgen auf Bildfolgen bezog, sowie Bild und Ton zusammenführte. Mit anderen Worten, ein
veränderter Typus des Schnitts tritt auf den Plan der Filmgeschichte: Es ist ein Schnitt, der selbst das
Auseinandertreten von Visuellem und Auditivem noch markieren kann und genau darin eine ganz
eigene, eine ,,irrationale" Form einführt.
An diesem fortgeschrittenen Punkt der Tradition muss nach Deleuze das Projekt Kubricks situiert
werden, und es soll hier noch einmal auf die Besonderheit seines Montageverfahrens hingewiesen
werden. Folgt man Garcia Mainar, so sind alle Szenen in 2001: A Space Odyssey von Anbeginn nur
über den Schnitt aufeinander bezogen17. Die Schnittechnik stiftet eine Grammatik der Bilder und des
Geräuschs, indem sie Gegensätzliches aneinanderreiht und so den Austausch zwischen der primitiven
Welt der Affen mit der numinosen Kraft des Monolithen herstellt. Es scheint also, als würde Kubrick
in den endlosen Bildfolgen vor jener Montage mit der Tradition des ,,rationalen Schnitts" spielen, wie
Deleuze sie entwickelt.. Er macht den Schnitt als ,,converter" oder kritische Grenze zwischen den
Einzelszenen geltend, indem die raumzeitliche Sukzession der Geschehnisse nur in den Schnitten
sichtbar wird.
Die Montage oder der große ,,match-cut" grenzt sich nun besonders schrill von der Funktionsweise der
vorausgehenden Schnitte ab, und zwar in doppelter Weise. Einerseits folgt nach dem Abwurf des
Knochens, der in das Raumschiff übergeht, ein Unverbundenes, eine nicht für möglich gehaltene, eine
nicht antizipierte Welt, die ihre Beziehungen zu allem Vorausgegangenen offenkundig storniert. Und
dennoch - dies ist eben die Provokation der Montage - verweist die menschliche Welt der Technik
zurück auf die Gewalt und den Tod, die der Knochen symbolisiert. Und noch im ,,fade" des letzten
Affengebrülls, das nachhallt, während ein feiner Windhauch die Bewegung des Knochens akustisch
mitverfolgt, mag man die Agonie und das Erlöschen der früheren Ordnung erkennen18.
Der (mit Deleuze) rational-lineare Takt der Erzählung, der anfangs im Film entfaltet wurde, hat sich in
dieser Montage aufgelöst. Das Phänomen des ,,irrationalen" Schnitts, das Deleuze im zweiten ,,Kino"Band elaboriert, berührt sich durchaus mit dem von Kubrick gewählten Verfahren:
,,Der Schnitt oder Zwischenraum zwischen zwei Bildserien gehört keiner der beiden Serien mehr an; es handelt
sich um das Äquivalent eines irrationalen Schnitts, der nicht-kommensurable Beziehungen zwischen den Bildern
festlegt. Sodann handelt es sich nicht mehr um eine Lücke, welche die verbundenen Bilder überwinden müssen;
die Bilder sind gewiß nicht dem Zufall überlassen, doch es gibt nur noch Neuverkettungen, die dem Schnitt
unterliegen, anstelle von Schnitten, die der Verkettung unterliegen." 19
5
Dies wäre die erste, stärker inhaltlich fundierte Veränderung hin zu einem ,,irrationalen" Schnitt, die
Kubricks gewagte Montage in ,,2001" herbeiführt.
Eine formalere Bestimmung des Übergangs vom Bewegungs-Bild zum Zeit-Bild legt nun außerdem
etwas Paradoxes frei. Im Ausgang von Deleuzes Terminologie müsste man nämlich sagen, dass
Kubricks Montage den ,,irrationalen Schnitt" sogar verdoppelt. In dieser Analyse würde die Funktion
des Tons weiter exponiert, denn der Windhauch, der im Flug des Knochens hörbar wird, importiert
gleichsam eine Ebene beredten Schweigens in das Bild. Dieses Schweigen wird erst einige Sekunden
nach dem Schnitt aufgehoben, nämlich in den unbeschwerten Akkorden von Johann Strauß´ An der
schönen blauen Donau.
Man hat es hier nicht nur mit dem Übergang zweier Welten, und schließlich mit der Ablösung des
Bewegungs-Bild durch das Zeit-Bild zu tun, sondern im Innersten dieses Vorgangs ist selbst noch eine
signifikante Unterbrechung eingeschoben20.
Wenn sich die Verwandlung des Knochens zur Raumfähre gleichsam in einem Windhauch aktualisert,
so wird das Geschehen potenziell für jeden Fortgang der Handlung durchlässig. Gezeigt wird das
Ende par excellence, ein Zwischenraum, in dem die Bedingungen des Erzählens und des Lebens neu
hervorwachsen, weil alle Vorgeschichten (und Nachgeschichten) gelöscht sind. Was Joseph Vogl über
Godards methodologisch reflektierten Umgang mit dem Phänomen des Zeitbilds in Le Mépris
festgehalten hat, zeichnet sich nicht minder scharf an der Montage Kubricks ab:
,,Kein organisches, ablaufendes Leben mehr, sondern ein unbestimmtes, indefinites Leben, das dem
Zwischen-Raum, der Zwischen-Zeit und dem Intervall immanent ist und nicht den Subjekten und
Personen zugehört: (...) Die Zeit und damit das Ereignis haben sich verdoppelt. Die lebendige, aktuelle
Gegenwart, die als mobiler Jetztpunkt vorübergeht und die handelnden, leidenden Körper betrifft,
übersteigt sich hin zu einer endlosen Vergangenheit und Zukunft, die das Ereignis in seiner Virtualität,
als eventum tantum enthält."21
Die spröde und unterdeterminierte Vorwelt, die uns in 2001 entgegentritt, markiert keinerlei fixe
raumzeitliche Ordnung, und so unvermittelt sie als ein Gesetztes den Anfang des Films besetzt, so
rätselhaft verschwindet sie aus ihm mit dem Wurf des Knochens. Nach Deleuze müsste man sagen,
dass diese eigenartige Konstruktion Kubricks nur mit der Kategorie des Virtuellen korrespondiert,
dass den Ereignissen gerade keine Spezifik, sondern schiere Möglichkeiten und Potenzen inhärent
sind. Gewiss gibt es weitere Insignien in 2001, die nur auf eine Logik der Virtualität antworten und
sich aus keiner gezeigten Handlung herschreiben: Der Monolith, der abrupt und überraschend seinen
Platz in der Ordnung der Handlung beansprucht; Das paradoxe Zusammentreffen klassischer Musik
mit einer vormenschlichen, von Affen bevölkerten Welt; Der Fötus, der in der Schluss-Szene des
Films durch das Universum gleitet; Der im fluoreszierenden Licht schillernde Strahlenkorridor oder
die Reihe von ,,astronomical cataclysms"22, die Bilder implodierender Sterne, entgrenzter Galaxien
und seltsame Wolkenformationen ausgangs des Films.
Kubrick experimentiert mit der Kontingenz, wenn in 2001 ein solches Reservoir erzählbarer,
denkbarer, gültiger Fortsetzungen für die Handlung aufgerufen und die Kategorie der (virtuellen) Zeit
vor Augen geführt wird. Deleuze hat diese Erscheinungsweise des Zeit-Bilds ebenfalls reflektiert:
,,Einerseits wird das kinematographische Bild, gemäß den nicht-kommensurablen Beziehungen und den
irrationalen Schnitten, zu einer direkten Darstellung der Zeit. Andererseits bringt dieses Zeit-Bild das Denken in
Bezug zu einem Ungedachten: zum Unevozierbaren, Unerklärbaren, Unentscheidbaren und Inkommensurablen.
Das Außen oder die Kehrseite der Bilder haben das Ganze ersetzt, während gleichzeitig der Zwischenraum oder
der Schnitt die Assoziation ersetzt haben."23
Das ,,Unevozierbare, Unerklärbare, Unentscheidbare und Inkommensurable" konstituiert in 2001 eine
Kausalität eigener Art, eine dysnarrative Kausalität, in der Beliebigkeit, Kontingenz und
Gleichgültigkeit der Handlungsmöglichkeiten und Bildabfolgen herrschen.
6
Gemäß der Analysen von Deleuze gelingt es Kubricks Filmen, vermittelt über die Schnitt-Technik,
eine bestimmte Weise des Scheiterns freizulegen. Eine neuralgische Stelle nicht nur in 2001, sondern
etwa auch in A Clockwork Orange oder The Shining besetzt die Metapher des Gehirns. Das Gehirn
aber scheitert: In einer Welt, die nur scheinbar als ,,rationales System"24 operiert, laufen die
technischen Aneignungsweisen von ,,Welt" ins Leere, zeitigen tödliche Folgen, und was sich als
,,Identität von Welt und Gehirn"25 zeigte, kann nur die krasse Diskontinuität von Außen und Innen,
von Zivilisation und menschlicher Natur, von Sprache und Sinn verzeichnen. Doch in der Virtualität
offener Möglichkeiten haben nicht nur zivilisationspessimistische Szenarien, sondern auch der
Gedanke an eine ,,Harmonie der Sphären"26 ihren Platz:
,,Die Gehirn-Welt ist untrennbar verbunden mit Todeskräften, welche die Membran in beiden Richtungen
durchstoßen. Es sei denn, in einer anderen Dimension stellt sich eine Versöhnung her, nämlich eine Neubildung
der Membran, die Außen und Innen befriedet und eine Gehirn-Welt als Ganzes in der Harmonie der Sphären neu
erschafft."27
Wenn nun Kubricks Montage als Zwischenraum oder Membran geltend gemacht werden kann, die auf
ihren Verbindungslinien zu Vergangenheit und Zukunft hin gleichermaßen durchlässig ist, wenn
unentscheidbar bleiben soll, ob das Dargestellte als Verfall oder Potenzial der Menschheit zu lesen ist,
so hat Kubrick in einem Interview diese Interpretation ebenfalls offengehalten:
,,I intended the film to be an intensely subjective experience that reaches the viewer at an inner level of
consciousness, just as music does; (...) You´re free to speculate as you wish about the philosophical and
allegorical meaning of the film - and such speculation is one indication that it has succeeded in gripping
the audience at a deep level - but I don´t want to spell out a verbal road map for 2001 that every viewer
will feel obligated to pursue or else fear he´s missed the point." 28
Kubricks Kinokonzeption, die sich unvergleichlich ,,in dem spektakulärsten Produkt seiner
Konstruktionsarbeit"29 (dem vielbesprochenen Schnitt) verdichtet, fasst Deleuze also als ,,Kino des
Gehirns" auf. Es fokussiert in ,,irrationalen Schnitten" die Brüche des Sagbaren und definiert sich,
indem es spezifische ,,Denkbilder" oder ,,Noobilder" generiert, als Zwischenraum unverbundener
Bildfolgen30. Und es ist ein Kino, das in der Entäußerung des Denkens zum eigenen Denken über die
Welt veranlasst:
,,Ich will nur sagen: Ein verborgenes Bild des Denkens inspiriert mit seinen Entwicklungen, Gabelungen und
Mutationen die unaufhörliche Notwendigkeit, neue Begriffe zu schaffen; nicht aufgrund eines äußeren
Determinismus, sondern aufgrund eines Werdens, das die Probleme selbst aufwirft." 31
Welchen Ort weist Deleuze dem Kino nun in seinem ontologischen Modell und damit in einer Logik
des Sinns zu? Es ist schon einleitend hervorgehoben worden, dass Deleuze nicht die Parameter des
Bezeichnenden und Bezeichneten für sein Verständnis der Zeichenprozesse fruchtbar macht. Er
verwirft sie, und mit den Signifikanzverhältnissen schert er programmatisch aus einer Theorie aus, die
den Film für eine Produktionsform von ,,Welt" hält. Es gibt, schreibt Deleuze, ,,Verhältnisse ohne
Zeichen"32, unsystematische, hierarchiefreie und referenzlose Verhältnisse, die obskur bleiben, wenn
sie ins Korsett philosophischer Begriffe gezwängt werden. Deleuze hat sein philosophisches (aber
deshalb nicht begriffliches) Denken konsequent in Figuren der Verzweigung und Unabgeschlossenheit
angelegt. ,,Rhizom", ,,Maschinengefüge", ,,Diagramm", ,,Schichten" und ,,Transversalität"33 lassen
sich als Weisen denken, gerade die versprengten und mehrdeutigen Phänomene des Werdens in den
Blick zu nehmen, und die zuletzt auf einer ,,Ebene der Immanenz" miteinander korrespondieren.
Schließlich erlaubt nur die Vorstellung einer Immanenzebene der Welt ein virtuelles Feld, wie
Kubrick es in ,,2001" durchmisst und immer neuen indefiniten Szenen inszeniert:
,,Ein Leben enthält nur Virtuelles. Es besteht aus Virtualitäten, Ereignissen, Singularitäten. Was man Virtuelles
nennt, ist nicht etwas, dem es an Realität gebricht, sondern das in einen Aktualisierungsprozess eintritt gemäß
der Ebene, die ihm ihre eigene Realität verleiht." 34
7
Wollte man Kubricks Schaffen, das in ,,2001" ein Experiment mit der semiotischen Verfasstheit des
Films eingeht, am Modell von Deleuze analysieren, so könnte man zweierlei behaupten. Zunächst lässt
sich der Film überhaupt als privilegierte Form ansprechen, denn er importiert in das Bild das
Phänomen der Bewegung, er setzt im Visuellen eine vitalistische Dynamik in Gang, die insgesamt die
Prozesse des Lebens ausmacht und seine Objekte in eine ,,jederzeitige Gleichzeitigkeit" 35 verteilt. Der
Film sensibilisiert für eine Welt der Verflüssigungen, für eine Materie, die sich unentwegt im Strom
der Bewegung selbst transformiert, und er kulminiert im modernen Kino und der Produktion von ZeitBildern schließlich in ,,virtuellen Welten", in denen sich immer neue Möglichkeiten von Welt
aktualisieren, und die jede Totalität im ,,realistisch-narrativen Ablauf durchlöchern"36.
Zweitens lokalisiert Deleuze die Filme Kubricks kinogeschichtlich inmitten jener möglichen Welten.
Kubrick radikalisiert noch einmal die Verzeitlichungspraktiken des modernen Films, und dekonstruiert
in ,,2001" raumzeitliche Phänomene. Der Zuschauer partizipiert einzig noch mit dem Auge an einer
entdifferenzierten, unanschaulichen Welt, und wird zuletzt, wie in einer späten Szene von ,,2001", als
vibrierendes Auge dem Rasen virtueller Bilder anheim gestellt. Im zweiten Teil der Arbeit soll nun
gezeigt werden, dass Kubrick das Moment des Sehens - und nicht weniger als die Entstehung des
Kinos - auf die Evolution des Bewusstseins zurückgeführt haben mag.
II. ,,Inward signs". Die Evolution des Bewusstseins als semiotisches Problem bei Chauncey
Wright
Wenn Deleuze Kubricks bilderverfertigende Techniken im Sinne eines ,,Kinos des Gehirns" definiert,
so erkennt er darin eine hochentwickelte Selbstreferenz. Ein Film wie ,,2001" - und darin
exemplarisch der ,,match cut" vom Knochen zum Raumschiff - generiert Noo-Bilder oder Bilder des
Denkens, die zuletzt noch in die Kategorie der Immanenz oder des Virtuellen hineinreichen. Anders
gesagt: Mit Kubricks Bildern rekurriert das Kino auf die Erzeugung seiner ureigenen Zeichen. Es
organisiert sich um die allgegenwärtige Metapher des Gehirns und inszeniert, wie im Falle der Space
Odyssee, die Ausfahrt in die Welt als eine Initiationsreise zur Erkenntnis der Welt. So sehr nun das
,,Zeit-Bild" für Deleuze eine Diskontinuität par excellence darstellt, weil es aus den sensomotorischen
Gesetzmäßigkeiten filmisch abgebildeter Bewegung ausschert, so sehr hat Kubrick einen zweiten
elementaren Bruch der Sensomotorik in 2001 angedeutet, nämlich in der anthropologischen
Problemstellung des Films.
Es ist noch einmal an jene Szene in ,,2001" zu erinnern, die Kubrick in einem engen Sinne als Dawn
of Man herauszustreichen scheint. Wie genau wandelt sich der Knochen in einem neuen
Gebrauchszusammenhang zur Waffe und damit (nach Kubrick?) zu einem Kernsymbol der
Menschwerdung? Man sieht einen Affen, den vorgefundenen Knochen betastend und wendend,
während die ,,Zarathustra" - Ouvertüre wirkungsvoll und in dramatischer Steigerung anklingt. Dann
schließlich: Eine Geste des Ausholens, die endgültig den Wurf des Knochens im ,,match-cut" wenige
Szenen später vorwegnimmt, und die rauschhaft verzerrten Gesichtszüge des Affens. Der Knochen
saust auf das am Boden liegende Gerippe nieder, der Schädel zerspringt, und in einem weiteren
kühnen Schnitt sieht man einen tödlich getroffenen Tapir stürzen. Was schockiert, ist die Natur des
Unvermittelten, Unvorausgesehenen und Abwegigen in dieser Handlung. Die Entdeckung der Waffe
ist nicht unmöglich, aber offensichtlich auch nicht notwendig gewesen -und in dieser Definition ist sie
wesensmäßig kontingent zu nennen.
Es ist bezeichnend, dass Kubrick mit dieser eigenartigen und bemerkenswerten Sequenz aus ,,The
Dawn of Man" das Echo auf eine Debatte gibt, welche die Evolutionstheoretiker des 19. Jahrhunderts
umtrieb. Denn die Auffassung, dass die Spezifik des Menschen, nämlich ein kognitives
Selbstbewusstein, ein diskontinuierliches, evolutionär kaum kohärent herzuleitendes Faktum darstellt,
erscheint in der Debatte des 19, Jahrhunderts als kontroverse Position.
Die These verdeutlicht sich am stärksten in Chauncey Wrights Abhandlung The Evolution of SelfConsciousness (1870). In diesem Text relativiert Wright die Möglichkeit, die Abstammung des
Menschen und das Phänomen des Selbstbewusstseins abstammungsgeschichtlich ohne Bruch aus den
Eigenschaften der Tiere zu entwickeln. Für Wright gibt es keine inhärente Logik dieses Übergangs,
8
sondern den Wechsel von Gebrauchskontexten für Handlungen, die potenziell in den Bedingungen
tierischen Lebens angelegt sind:
,,The truth is on the contrary, that according to the theory of evolution, new uses of old powers arise
discontinuously both in the bodily and mental natures of the animal, and in its individual developments, as well
as in the development of its race, although, at their rise, these uses are small and of the smallest importance to
life. They seem merged in the powers to which they are incident, and seem also merged in the special purposes
or functions in which, however, they really have no parts and which are no parts of them." 37
Wenn also Kubricks Affe gleichsam im Spiel eine ungeahnte Logik der Waffe freisetzt, so ist dieser
neue Gebrauch ,,small and of the smallest importance to life", und aus keiner Kausalität, die etwa in
die Vorstellung eines ,,anthropologischen Bösen" hinüberführen könnte, kann das Entstehen des
Bewusstseins eingebettet werden. Es gibt auch eine Brücke zu den semiotischen Überlegungen, die
Deleuze für sein Verständnis des Kinos angestellt hat. Denn Wrights These findet gerade darin ihren
originellen Ansatz, dass sie die Spezifik des Menschen durch einen semiotischen Bezug klärt, durch
veränderte und vermittelte Referenzen, die der Mensch zu Gegenständen eingeht.
Wright geht vorläufig von einem doppelten Zeichenbegriff aus. Er unterscheidet ,,external" und
,,internal signs". Unter externen Zeichen versteht er die an die Sinneswahrnehmung vermittelten
Gegenstände, die also auch dem Tier präsent sind. Doch in der Sinneswahrnehmung des Tiers
verschränken sich, nach Wright, dieser Gegenstand und ein Bezeichnetes, das diesem direkt
zuzuschreiben ist:
,,In the revival of past trains, which were first produced through outward signs, the dumb animal has no
consciousness of there having been present more than one of the two successive signs, which, together with the
suggested image, formed the actual train in its first occurrence." 38
So steht etwa der abgenagte Knochen für die Erfahrung der Nahrungsaufnahme, ein Zusammenhang
übrigens, den Kubrick in ,,2001" noch einmal ironisch ins Spiel bringt und konterkariert: Kurz nach
der Szene, in der ein Knochen zum ersten Mal als Waffe eingesetzt wird, folgt eine ganz flüchtige
Szene, in der ein kleiner Affe den Knochen zum Mund führt, als wollte er Fleisch abnagen. Doch der
Knochen ist längst zum Signifikanten eines bewussteren Gebrauchs geworden, und es scheint, als
würde Kubrick für den Bruchteil einer Sekunde innehalten, um auf diesem Unterscheid zu bestehen.
Bewusstseinsgebundenes Handeln verlängert, wenn man so will, die Kette der Signifikanten und
schiebt etwas ein, was Wright als ,,inward sign" benennt. Es ist die Möglichkeit, zwischen
Gegenständen und Gedanken (z.B. dem erinnerten Gegenstand) zu unterscheiden und einen Gedanken
seinerseits als Zeichen zu reflektieren. Zeichen und Ding, Signifikant und Signifikat gehen nicht
restlos ineinander auf, sondern laufen funktional über ein ,,missing link", ein Erinnertes, das beide
aufeinander bezieht. Das wäre, nach Wright, die Kernoperation des Bewusstseins:
,,The outward sign, the image, or inward sign, and the suggested thought, or image, form a train which
might be wholly within the imagination. This train is present, in all its three constituents, to the first, or
immediate, consciousness, in all degrees of intelligence; but in the revival of it, in the inferior degrees
of intelligence, the middle term is obliterated, as in the trains of thought above considered.(...) The
remembered outward sign is now a thought, or image, immediately suggesting or recalling that which
was originally suggested by a feebler intermediate step." 39
In den einschlägigen, auf die Evolution anspielenden Segmenten von ,,2001" scheint nun Kubrick
bewusst die idiosynkratische Interpretation Chauncey Wrights einzuschlagen, der die Diskontinuität
von präreflexiven und menschlich-kognitiven Verhaltensformen festgehalten hat. Diskontinuität ist
wohlgemerkt nicht gleichzusetzen mit reiner Akzidenz, mit der Aufkündigung jeder ursächlichen
Relation zu vorbewussten Lebensformen. Es handelt sich nicht um die strengste Opposition, sondern
um einen qualitativen Sprung, der die Potenzialität bewusster Handlungen anerkennt und aus
veränderten Gebrauchsbedingungen plausibel macht.
9
III. ,,Kino des Gehirns". Die Symbolik des Sehens in den Filmen Stanley Kubricks.
In Kubricks Film 2001: A Space Odyssey begegnet dem Zuschauer ein Bewusstseinsdiskurs, der von
Anbeginn in eine semiotische Problematik hineinweist und deshalb, wie eingangs bemerkt wurde, das
Dargestellte nur unanschaulich, unsagbar und abstrakt ablaufen lässt. Diese These soll im Folgenden
präzisiert und systematisch auf den Interpretationsvorschlag bezogen werden, den Deleuze zu einem
,,Kino des Gehirns" bei Kubrick gemacht hat.
Gegenstand der Sequenz ,,The Dawn of Man" und eine neuralgische Stelle für das Verständnis des
gesamten Films ist die Bewusstseinsgenese des Menschen. Wie Esser prägnant formuliert hat, soll der
Umschlagspunkt vom Menschenaffen zum Affenmenschen, ,,der sich eines Knochens als Werkzeug
bemächtigt"40, herausdestilliert werden, und dabei rekurriert Kubrick auf eine evolutionstheoretische
Annahme Chauncey Wrights, die das Bewusstsein auf eine semiotische Operation zurückdatiert.
Während in der Sinneswahrnehmung des Tieres Gegenstände mit den ihnen zugeschriebenen
,,mentalen" Abbildern zusammenfallen, vollzieht sich Bewusstsein in einem Denken des Denkens
selbst, in einem Zwischenraum und einer Differenz, die die Abbilder von Gegenständen ihrerseits
vergegenständlicht. Mit Wrights Redeweise von mentalen ,,images" ist die Brücke zu jener Theorie
der Kino-Bilder geschlagen, die Gilles Deleuze auch für die Filme Kubricks differenziert hat.
Deleuze hat in der Konzeption des ,,Zeit-Bilds" ausgeführt, dass die Zeit als verselbständigter
Intervall, als Zwischenraum einer auseinandergerissenen Bildserie selber zur Referenz des Films wird.
Innen und Außen bilden hier nicht mehr die Koordinaten der Welt, ,,sondern eher eine Grenze, eine
Außen und Innen verbindende Membran, welche beide aufeinander bezieht oder einander
entgegenstellt."41
Wie keine zweite Metapher organisiert nun das Auge in ,,2001: A Space Odyssey" diese Membran als
Schaltstelle einer virtuellen Welt, in der Zeit und Raum, Vergangenes und Zukünftiges, Innen und
Außen, Mensch und Maschine konvergieren. Tatsächlich wird im Umfeld von ,,2001", in Interviews,
Rezensionen und akademischen Reaktionen auf den Film Kubricks Auseinandersetzung mit der
optischen Wahrnehmung immer wieder hervorgehoben. So bereichtet Alexander Walker, Kubricks
Interesse habe während gemeinsamer Gespräche ,,such areas as optical perception in relation to man´s
survival"42 gegolten. In einem 1970 geführte Interview expliziert Kubrick außerdem die Dominanz des
Visuellen und die Suspension der Sprache in seinem Film. Er weist darauf hin, dass er einen Film
kreieren wollte ,,which hits the viewer at an inner level of consciousness, just as music does, or
painting"43.
Kubricks Entscheidung, das Auge als zentrale Agentur seines Films einzusetzen, ist also nicht nur
semiotisch fundiert. Es steht nicht nur als absolute Metapher für den Gestus der Distanz und der
Reflexion, mit dem der Filmzuschauer sich dem von Deleuze beschriebenen Typus des Zeit-Bilds
aussetzt. Vielmehr kann das Auge als Chiffre für das Bewusstsein des Menschen angetroffen werden.
Der Film interagiert durch das Auge hindurch mit dem Bewusstsein, das sich nach Wright seinerseits
in einem semiotischen Akt oder einer spezifisch bildlichen Abstraktion konkretisiert und damit
durchlässig bleibt für eine Logik des bewegten Bilds.
Es ist mithin auch nicht überraschend, wenn das Auge schon im Diskurs der Evolution im 19.
Jahrhundert als exponiertes Organ vorgefunden wurde. In der evolutionsgeschichtlichen
Herausbildung des Auges vollzieht sich die Selbstdistanzierung, durch die der Mensch die
Umweltangepasstheit der tierischen Organismen überschreitet:
,,Mit dem Auge distanziert sich Natur von sich selbst und lernt sich betrachten. (...) Nicht nur irgendein
Körperglied, sondern die ranghöchste Schaltstelle vor dem Gehirn: jene Membran, an der sich die Innen- und
Außenwelt, Impression und Expression spiegeln, eine physiologische Wasserscheide also, und das nicht nur
wegen der Tränen."44
Für das Kino kann geltend gemacht werden, dass es wie keine zweite Darstellungsform die Zentralität
des Auges, und den Verweiszusammenhang von Auge und Gehirn realisiert. Man versteht nun, warum
Kubrick seine Filme mit dem Bildbereich des Auges speist und das Auge gleichsam als Öffnung
begreift, durch welche die Bilder seiner Filme hindurchfließen können. So bildet den Auftakt von ,,A
Clockwork Orange" nicht zufällig das stilisierte Auge des Protagonisten: ein Abgrund, in dem sich die
verstreuten Blicke des Zuschauers spiegeln und versammeln, und der die Urszene des Sehens als
Ereignis des Kinos par excellence markiert45. In ,,The Shining" agiert der kleine Danny als "converter"
10
von (Alb-) Traum und Realität, denn er setzt sich über seine Visionen in Beziehung zu einer anderen
raumzeitlichen Ordnung setzt - und vollzieht darin wiederum die Erfahrung des Kinozuschauers.
Auch ,,2001: A Space Odyssey" ist überformt mit einer Symbolik des Zuschauens, Beobachtens,
Überwachens, der Blindheit und Verblendung. Nachdem z.B. Bowman HAL abgeschaltet hat 46, treibt
er in einen entgrenzten, lichtdurchfluteten, von perspektivischen Linien durchzogenen Raum hinein.
Sein panisch geweitetes Auge ist dabei der Kristallisationspunkt, durch den alle Strahlen
hindurchlaufen: Das menschliche Bewusstsein wird hinauskatapultiert zu neuen (virtuellen)
raumzeitlichen Parametern47. Nicht zufällig ist der vierte und letzte Takt in Kubricks ,,2001" mit
,,Jupiter and Beyond the Infinite" überschrieben, denn Bowmans Reise nach dem Ausschalten von
HAL setzt die in der menschlichen Wahrnehmung geltenden Bedingungen von Raum und Zeit außer
Kraft. Mehr noch: Bowman, der sich während seines Flugs - wie Alex in ,,A Clockwork Orange" - in
einen Agenten des ,,reinen Sehens" verwandelt, ist zugleich Gegenstand eines außerirdischen Sehens.
In dem Symbol des Monolithen, der ,,die Bewusstlosigkeit jenseits der Unendlichkeit" 48 ebenso
einzuschließen scheint wie ein numinoses, die menschliche Bewussteinskraft übersteigendes
Bewusstsein, tritt der Bildbereich eines intelligiblen Sehens abermals hervor. Der Monolith regiert das
Handeln der Menschen (und der Vormenschen), weil er Bedingung der Möglichkeit für Bewusstsein
ist. Zugleich aber ragt der Monolith in eine dem Menschen verborgene und überlegene Intelligenz
hinein, die zur absoluten Grenze des Menschen wird, und die aus dem Beobachter den Beobachteten
macht.
Es ist bemerkenswert, dass sich die Aktionsweise des Bewusstseins mindestens in Kubricks ,,2001: A
Space Odyssey" in einer Gesamtlogik des Kinos abgebildet hat. Wenn nämlich das Bewusstsein in der
Differenz von Wahrnehmung und Zeichen gerade an die Erinnerungs- und Einbildungskraft appelliert,
so inszeniert das Kino in der Produktion seiner Bilder eben jene Einbildungskraft . Kubrick geht sogar
einen Schritt weiter, indem er seinen Filmen einen spezifischen Typus des Bilds anverwandelt, der ein
Jenseits der Bewegung, die Abstraktion und die Unendlichkeit zwischen Gegenständen und Zeichen
aufblitzen lässt.
Das missing link zwischen Wahrgenommenem und Zeichen ist nichts weniger als das Denken. In
Deleuzes Analyse der Filmsemiotik bei Kubrick war nun gerade diese Erkenntnis durchschlagend,
dass, vermittelt über eine Symbolik des Sehens und die Metapher des Auges, die Bilder des Films
unmittelbar die Operationsweise des Gehirns und damit des Bewusstseins nachvollziehen.
Für Deleuze ebenso wie für Kubrick sind Kino und Gehirn synchronisierte Apparate, indem sie als
Matrix ,,zwischen Vorstellung und Denken ebenso wie zwischen Aktion und Reaktion liegen und (...)
Innen und Außen ineinander konvertieren".49 Kubrick zieht in ,,2001: A Space Odyssey" einen noch
kühneren Schluss: Den Unterschied, den das Bewusstsein zwischen Gegenständen und Zeichen ziehen
kann, indem es das Denken oder die ,,internal images" als Zwischenraum eröffnet, kann nur das Kino
einholen. Das Kino kann einerseits die Genese des Bewusstseins mit den Mitteln des Bilds
nacherzählen. An die eigene Grenze aber dringt das Kino, wenn es die Geheimnisse seines eigenen
Funktionierens freizulegen scheint, und dabei das Denken selber freilegt.
11
IV. ) Literaturverzeichnis
Balke, Friedrich/Joseph Vogl:
Einleitung: Fluchtlinien der Philosophie. In: Gilles Deleuze - Fluchtlinien der Philosophie. Hrsg. von
Friedrich Balke und Joseph Vogl. München: Fink, 1996. S. 5 - 25.
Deleuze, Gilles:
Das Bewegungs-Bild. Kino 1. Übersetzt von Ulrich Christians und Ulrike Bokelmann. Frankfurt am
Main: Suhrkamp, 1989.
Das Zeit-Bild. Kino 2. Übersetzt von Klaus Englert. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1991.
Die Immanenz: ein Leben...In: Gilles Deleuze - Fluchtlinien der Philosophie. Hrsg. von Friedrich
Balke und Joseph Vogl. München: Fink, 1996. S. 29 - 33.
Short Cuts. Hrsg. von Peter Gente, Heidi Paris und Martin Weinmann. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins, 2001.
Darin:
Zeichen und Ereignisse: Die Welt als Patchwork. Interview (1988). S. 7 - 43.
Rhizom. S. 44 - 73.
Esser, Michael:
It´s so very lonely...: 2001: A SPACE ODYSSEY (1968). In: Stanley Kubrick. Berlin: Bertz, 1999
(=Schriftenreihe Film Bd. 8). S. 133 - 152.
Fahle, Oliver:
Deleuze und die Geschichte des Films. In: Der Film bei Deleuze/Le cinéma selon Deleuze. Hrsg. von
Oliver Fahle und Lorenz Engell. Weimar: Verlag der Bauhaus Universität Weimar/Presses de la
Sorbonne Nouvelle, 1997. S. 114 - 126.
Falsetto, Mario: Stanley Kubrick: a narrative and stylistic analysis. Westport: Praeger, 2001.
Garcia Mainar, Luis M.: Narrative and stylistic patterns in the films of Stanley Kubrick. Rochester:
Camden House, 1999.
Gelmis, Joseph:
Interview with Stanley Kubrick. In: Perspectives on Stanley Kubrick. Hrsg. von Mario Falsetto. New
York: G.K. Hall & Co, 1996. S. 26 - 47.
Grünbein, Durs:
Mit Darwins Augen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.6. 2001. Beilage Bilder und Zeiten,
S.
Hanke, Andrea/Annette Kilzer:
,,Ode to überviolence": A CLOCKWORK ORANGE (1971). In: Stanley Kubrick. Berlin: Bertz, 1999
(=Schriftenreihe Film 8). S. 153 - 180.
Hesper, Stefan:
Kristalle des Lebens. Ein Motiv des Vitalismus in Literatur und Philosophie. In: Gilles Deleuze Fluchtlinien der Philosophie. Hrsg. von Friedrich Balke und Joseph Vogl. München: Fink, 1996. S.
287 - 303.
Kilb, Andreas:
Der Herr des Auges. In: Stanley Kubrick. Berlin: Bertz, 1999 (=Schriftenreihe Film Bd. 8). S. 17 - 26.
Lyotard, Jean-Francois: Idee eines souveränen Films. In: Thomas Elsaesser, Jean-Francois Lyotard,
Edgar Reitz. Der zweite Atem des Kinos. Hrsg. und eingeleitet von Andreas Rost. Frankfurt am Main:
Verlag der Autoren, 1996. S. 19 - 46.
Nordern, Eric: The Playboy Interview: Stanley Kubrick. In: Perspectives on Stanley Kubrick. Hrsg.
Von Mario Falsetto. New York: G.K. Hall & Co., 1996. S. 48 - 71.
Schmidgen, Henning:
Figuren des Zerebralen in der Philosophie von Gilles Deleuze. In: Ecce Cortex. Beiträge zur
Geschichte des modernen Gehirns. Hrsg. von Michael Hagner. Göttingen: Wallstein Verlag, 1999. S.
317 - 349.
Thissen, Paul: Stanley Kubrick. Der Regisseur als Architekt. München: Heyne, 1999.
Trumbell, Donald: Creating special effects for 2001: A Space Odyssey. In: Perspectives on Stanley
Kubrick. Hrsg. Von Mario Falsetto. New York: G.K. Hall & Co., 1996.. S. 158 - 166.
Tynjanov, Jurij N.: Über die Grundlagen des Films (1927). In: Texte zur Theorie des Films. Hrsg.
von Franz-Josef Albersmaier. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1990. S. 141 - 174.
12
Vogl, Joseph:
Schöne gelbe Farbe. Godard mit Deleuze. In: Gilles Deleuze - Fluchtlinien der Philosophie. Hrsg. von
Friedrich Balke und Joseph Vogl. München: Fink, 1996. S. 252 - 265.
Walker, Alexander:
Stanley Kubrick directs. New York: Harcourt Brace Jovanovich, 1972.
1 Immer wieder ist angemerkt worden, dass ,,2001: A Space Odyssey" Auskunft ,,von den
Bedingungen der filmischen Wahrnehmung schlechthin" gibt und ,,die Form durchscheinend" werden
lässt.
Vergleiche
etwa:
Kilb, Andreas: Der Herr des Auges. In: Stanley Kubrick. Hrsg. von Lars-Olav Beier et al. Berlin:
Bertz, 1999 (= Schriftenreihe Film 8). S. 17.
2 Falsetto ist z.B. der Auffassung, dass Kubrick in 2001 die Koordinaten der kinematografischen
Bildsprache (Raum/Zeit) in eine modernistische Erzählkonzeption funktional einzubauen versucht.
Falsetto, Mario: Stanley Kubrick: a narrative and stylistic analysis. New and Expanded Second
Edition. Westport, Connecticut/London: Praeger, 2001. S. 45.
3 Garcia Mainar, Luis M.: Narrative and stylistic patterns in the films of Stanley Kubrick. Rochester:
Camden House, 1999. S. 121f.
4 Deleuze, Gilles: Das Bewegungs-Bild. Kino I. Übersetzt von Ulrich Christians und Ulrike
Bokelmann. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1989. S.11.
5 Ebd.
6 Ebd.
7 Ebd., S. 38f.
8 Thissen, Paul: Stanley Kubrick. Der Regisseur als Architekt. München: Wilhelm Heyne Verlag,
1999. S. 128.
9 Ebd., S. 130.
10 Vogl, Joseph: Gilles Deleuze. In : ...., S.202.
11 Falsetto, S. 44.
12 Fahle, Oliver: Deleuze und die Geschichte des Films/Deleuze et l´histoire du cinéma. In: Der Film
bei Deleuze/Le cinéma selon Deleuze. Hrsg. von Oliver Fahle und Lorenz Engell. Weimar: Verlag der
Bauhaus-Universität Weimar/Presses de la Sorbonne Nouvelle, 1997. S. 116.
13 Deleuze, Das Bewegungsbild. Kino 1, S.87.
14 Schon Tynjanov hatte übrigens in seinen formalistischen Thesen zum Film behauptet, dass sich die
Darstellungsverfahren im Medium des Films von konkreten Trägern und externen Motivationen
ablösen, und durchaus als Prinzipien der Immanenz gedacht werden können:
,,So verläuft die Evolution der filmischen Verfahren; sie befreien sich von den >äußeren<
Motivierungen und gewinnen eine >eigene< Bedeutung, d.h. sie befreien sich von einer einzigen, für
sie äußerlichen Bedeutung, und nehmen viele >eigene<, immanente Bedeutungen an."
Tynjanov, Jurij N.: Über die Grundlagen des Films (1927). In: Texte zur Theorie des Films. Hrsg. von
Franz-Josef Albersmeier. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1990. S. 155.
15 Deleuze, Gilles: Das Zeit-Bild. Kino 2. Übersetzt von Klaus Englert. Frankfurt am Main:
Suhrkamp, 1991. S. 15.
16 Ebd, S. 13.
17 Garcia Mainar, S. 23f.
18 Ebd., S. 26.
19 Deleuze, Das Zeit-Bild. Kino 2, S. 275.
20 Das Paradox vollkommenen Schweigens im Film hat übrigens auch David Lynch in ,,Mulholland
Drive" aufgegriffen, wenn er gleichsam im Schlussakkord seines Films das Sagbare und Darstellbare
im ,,Silenzio" überbietet.
21 Vogl, Joseph: Schöne gelbe Farbe. Godard mit Deleuze. In: Gilles Deleuze - Fluchtlinien der
Philosophie. Hrsg. von Friedrich Balke und Joseph Vogl. München: Wilhelm Fink Verlag, 196. S.
261f.
22 Trumbell, Douglas: Creating special effects for 2001: A Space Odyssey. In: Perspectives on Stanley
Kubrick. Hrsg. von Mario Falsetto. New York: G.K. Hall & Co., 1996. S. 161.
23 Deleuze, Das Zeit-Bild. Kino 2, S. 276.
24 Ebd., S. 265.
25 Ebd.
13
26 Ebd., S. 266.
27 Ebd.
28 Stanley Kubrick in Nordern, Eric: The Playboy Interview: Stanley Kubrick. In: Perspectives on
Stanley Kubrick, S. 48.
29 Rother, Rainer: Der Stilist - Die Konstruktion der Werke Kubricks. In: Stanley Kubrick, S. 260.
30 Schon in der ,,Dawn Of Man" - Sequenz treffen wir auf ein weiteres Phänomen, das Deleuze für
das Zeit-Bild reklamiert: die schwarze Leinwand. Die Szene etwa, in der die Affen in ihrem
Höhlenversteck zusammenkauern, folgt auf einen Schnitt, der für Sekundenbruchteile die geschwärzte
Leinwand
als
Leerstelle
des
Gezeigten
markiert.
Deleuze, Das Zeit-Bild. Kino 2, S. 275f.
31 Deleuze, Gilles: ,,Zeichen und Ereignisse: Die Welt als Patchwork. Interview (1988)". In: Gilles
Deleuze. Short Cuts. Hrsg. von Peter Gente, Heidi Paris und Martin Weinmann. Frankfurt am Main:
Zweitausendeins, 2001.
32 Deleuze, Gilles: ,,Rhizom". In: Gilles Deleuze. Short Cuts, S. 65.
33 Balke, Friedrich/Joseph Vogl: Einleitung: Fluchtlinien der Philosophie. In: Gilles Deleuze Fluchtlinien der Philosophie, S. 8.
34 Deleuze, Gilles: Die Immanenz: ein Leben...In: Gilles Deleuze - Fluchtlinien der Philosophie, S.
32.
35 Hesper, Stefan: Kristalle des Lebens. Ein Motiv des Vitalismus in Literatur und Philosophie. In:
Gilles Deleuze - Fluchtlinien der Philosophie, S. 301.
36 Lyotard, Jean-Francois: Idee eines souveränen Films. In: Der zweite Atem des Kinos. Thomas
Elsaesser, Jean-Francois Lyotard, Edgar Reitz. Hrsg. und eingeleitet von Andreas Frost. Frankfurt am
Main:
Verlag
der
Autoren,
1996.
S.
26.
Ebenso wie Deleuze demonstriert Lyotard am Neorealismus die Geburt kinematografischer Bilder, die
aus dem sensomotorischen Prozess hinausfallen. Allerdings postuliert Lyotard, hierin Deleuze nicht
mehr folgend, die Denklichkeit eines ,,souveränen" Films, in dem schlaglichtartig noch ein
,,ontologisches Reales", nicht bloß Immanenz, aufscheinen könnte. Ebd., S. 43.
37 Wright, Chauncey: The evolution of self-consciousness. In: American philosophy. A historical
anthology. Edited with commentary by Barbara MacKinnon. New York: Suny Press, 1985. S. 137.
38 Ebd., S. 139.
39 Ebd.
40 Esser, Michael: It´s so very lonely...2001: A SPACE ODYSSEY (1968). In: Stanley Kubrick.
Berlin: Bertz, 1999 (= Schriftenreihe Film 8). S. 135.
41 Deleuze, Das Zeit-Bild. Kino 2, S. 265.
42 Walker, Alexander: Stanley Kubrick directs. New York: Harcourt Brace Jovanovich, 1972. S. 10.
43 Stanley Kubrick in Gelmis, Joseph: Interview with Stanley Kubrick. In: Perspectives on Stanley
Kubrick, S. 34.
44 Grünbein, Durs: Mit Darwins Augen. In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23.6. 2001. Beilage
Bilder und Zeiten, S.
45 Für Hanke und Kilzer bestünde Kubricks origineller Ansatz in ,,A Clockwork Orange" sogar darin,
die zu einem ,,reinen Sehen" transzendierte, das Handeln vesagende Situation des Kinos als
widernatürlich
zu
inszenieren.
Hanke, Andrea/Annette Kilzer: ,,Ode to überviolence": A CLOCKWORK ORANGE (1971). In:
Stanley Kubrick, S. 176.
46 Für Garcia Mainar ein Akt, der das Abschalten der raumzeitlichen, menschliches Leben
bedingenden Logik symbolisiert. Garcia Mainar, S. 130.
47 Ebd
48 Esser, S. 150.
49 Schmidgen, Henning: Figuren des Zerebralen in der Philosophie von Gilles Deleuze. In: Ecce
Cortex. Beiträge zur Geschichte des modernen Gehirns. Hrsg. von Michael Hagner. Göttingen:
Wallstein Verlag, 1999. S. 340.
14
Herunterladen