Tumortherapie am offenen MRT Kerstin Jungnickel, Steffen Bauch, Matthias Ludewig, Gunnar Gaffke und Frank Fischbach Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Uniklinikum Magdeburg Einleitung MR-gestützte Interventionen sind aufgrund der Bauform der Magnetresonanztomographen und der vielfach fehlenden MR-Kompatibilität von Instrumenten bisher nur mit Einschränkungen möglich gewesen [1]. Eine Fluoroskopie-analoge Form der MRT-Bildgebung ist in vollem Umfang nur durch ein offenes MRT mit einem deutlich besserem Patientenzugang zu gewährleisten. Auf diese Weise kann der interventionell tätige Radiologie direkt während des Eingriffes die Bildgebung verfolgen. Wir haben die interaktive Bildführung, FluoroskopieSequenzen und die MR-Thermometrie getestet und für die MR-gestützte Tumortherapie am offenen HochfeldMRT optimiert. Material und Methoden An einem offenen Hochfeld-MRT (Panorama, Philips) mit einer Feldstärke von 1.0 Tesla wurden FluoroskopieSequenzen auf Schnelligkeit und Kontrastverhalten getestet. MR-kompatible Nadeln aus unterschiedlichen Materialien wurden in einem Gelatine-Phantom auf ihr Artefaktverhalten untersucht. Die interaktive Bildführung wurde für den optimalen Arbeitsablauf einer Intervention angepasst. Thermo-Sequenzen, welche die Temperatursensitivität der T1-Relaxationszeit und der Protonenresonanz-Frequenz (PRF) nutzen, wurden optimiert. Die PRF-Bilder wurden mit Hilfe eines „Thermo-Tools“ (Philips) ausgewertet, welches Temperaturkarten in der interessierenden Region erstellt. Laser- und Radiofrequenz-Ablationen (RFA) wurden in vitro unter MR-Thermometrie durchgeführt. Dazu wurde zum einen ein Nd:YAG-Laser Medilas Fibertom (Dornier) mit 1064 nm verwendet und zum anderen ein RFA-Gerät der Firma Rita / Angiodynamics mit einer Hochfrequenz von 460 kHz. In vivo wurden MR-gestützt Läsionen punktiert und Kathetern für die Brachytherapie in Leber-Tumoren positioniert. Für die Brachytherapie wurde im Anschluss eine 3D-Sequenz für die Strahlenplanung akquiriert. Der 3D-Datensatz wurde in das Bestrahlungsplanungssystem der Strahlentherapie eingelesen und bei dem Patienten ein Afterloading mit einer Iridium-Quelle durchgeführt. Ergebnisse Die einfachste Form der MR-gestützen Fluoroskopie ist eine ohne Navigation, bei welcher der Eintrittspunkt an der Haut und der Zielpunkt im Tumor im MR-Bild festgelegt wird. Dazu wurde in unserer Klinik folgende Prozedur etabliert: Während die interaktive Sequenz läuft, markiert der interventionell tätige Radiologe den festgelegten Eintrittspunkt an der Hautoberfläche des Patienten. Im interaktiven Tool können dann zwei orthogonale Ebenen gefunden werden, in denen die imaginäre Verbildungslinie zwischen Eintrittsstelle und Tumor liegt. Während des Einführens der Nadel werden beide Schichten abwechselnd dargestellt. Bei eine Bildfrequenz von ca. 2 Hz ist eine Nadelbewegung und eine gegebenenfalls notwendige Richtungskorrektur derselben ohne Probleme möglich. Es hat sich als günstig herausgestellt, dass der interventionell tätige Arzt mit Hilfe eines Fußschalters zwischen den Ebenen wechseln und die Sequenzen starten und beenden kann. Als Fluoroskopie-Sequenzen, welche eine Bildfrequenz von > 1 Hz verbunden mit einem ausreichenden Tumorkontrast aufwiesen, wurden sowohl Turbo-Spin-Echo- als auch schnelle Gradientenecho-Sequenzen verwendet. Für die Interventionen gut sichtbare Nadeln ohne zu große Artefakte und mit ausreichender Stabilität waren aus Titan. Die thermischen Verfahren, die direkt unter Bildgebung im MRT durchgeführt werden, können mit einer MRThermometrie kontrolliert werden [2]. Dazu wurden zwei verschiedene temperatursensitive Sequenzen optimiert. Die T1-Methode konnte online verwendet werden, wobei während der Bildgebung einen Signalabfall im erwärmten Gewebe sichtbar wurde. Mit der PRF-Methode konnte offline eine Temperaturkarte und einen Temperaturverlauf erstellt werden. Beide MR-Thermometrie-Verfahren sind bisher in vitro erfolgreich getestet worden. In vivo wird dies aufgrund von Patientenbewegungen insbesondere im Bereich des Abdomens deutlich problematischer. Die RFA ist im MRT nicht gleichzeitig mit der Bildgebung zu verwenden, da der HF-Generator ein Störsignal mit hohen Leistungen in den Oberwellen aussenden, so dass selbst das RFA-Gerät mit 460 kHz die MR-Bildgebung bei 42 MHz stört bzw. unmöglich macht. Eine Thermometrie gelingt nur bei intermittierender Verwendung von Bildgebung und RFA. Das Positionieren der Katheter für die Brachytherapie hat sich aufgrund des guten Tumorkontrastes als MRgestütztes Tumorablationsverfahren etabliert und wird regelmäßig in unserer Klinik durchgeführt. Diskussion Der gute Patientenzugang bei einem offenen Hochfeld-MRT ermöglicht zusammen mit einer guten Bildqualität bei 1.0 Tesla beste Bedingungen für Interventionen unter MR-Fluoroskopie. Nach Optimierung der schnellen Interventions-Sequenzen und der interaktiven Bildführung können nicht nur Punktionen sondern auch Tumortherapie erfolgreich unter MR-Bildgebung durchgeführt werden. Die Brachytherapie ist hierbei das unkomplizierteste Verfahren. Bevor Laser- und RF-Ablationen in vivo durchgeführt werden, ist eine online-MRThermometrie notwendig, die mit Atemgating oder Navigator-Echo eine reproduzierbare Schicht über mehrere Minuten thermometrisch verfolgen kann. Bisher kann die unter CT-Fluoroskopie sehr erfolgreich eingesetzte RFA im MRT nur in vitro und nur mit Ausschalten des Generators während der Thermometriesequenz verwendet werden, da die HF das MR-Bild ansonsten so sehr stört, dass keine MR-Thermometrie möglich ist. Hier kann nur eine Tiefpassfilterung Abhilfe schaffen [3]. Literatur [1] Interventionelle MRT; Z Med Phys 13; 2003 [2] Meister D, Hübner F, Mack M, Vogl TJ : MR-Thermometrie bei 1.5 Tesla zur thermischen Ablation mittels laserinduzierter Tumortherapie, Fortschr Röntgenstr 2007 ; 179 :497-505 [3] Seror O, Lepetit-Coiffe M, Le Bail B, de Senneville BD, Trillaud H, Moonen C, Quesson B: Real time monitoring of radiofrequency ablation based on MR thermometry and thermal dose in the pig liver in vivo ; Eur Radiol 2007