Kurztexte und Kurzbiografien Miriam Bajtala “die tarnung (brauchen kritische räume zuneigung?)” videoinstallation, 2007 “die tarnung (brauchen kritische räume zuneigung?)” zeigt eine kontinuierliche Kamerafahrt in einem Raum, in dem permanent Veränderungen passieren. Gedreht wurde zeitgleich mit zwei Kameras, die einen Panoramablick öffnen, der mit Verdoppelungen wie auch toten Winkeln arbeitet. Innerhalb des filmischen Plots entstehen viele kleine Suberzählungen: Zu sehen sind Möbelstücke, die sich zerstören, wiederaufbauen und neu zusammensetzen. In diese Möbelstücke, in den Prozess ihrer Zertrümmerung, lege ich mich hinein und stelle den Akt der Zerschlagung durch meinen Körper nach. Die Schnittmontagetechnik verbindet die einzelnen Möbelstücke mit der Darstellerin. Gegensatzpaare wie Subjekt/Objekt, Aktion/Reaktion, Kämpferin/Bekämpfte, ... spielen ein ambivalentes Pokermatch. Worin tarnt sich etwas? Welche Voraussetzungen brauchen Erkenntnisse um zu landen? Und warum will immer gelandet werden? Was passiert wenn sich Schwebezustände küssen? Wenn die Lust am Schauen mit der Lust am Erkennen spielt? Auch gegeneinander prallende Horizonte können miteinander schaukeln, weil es Spaß macht Energiepotenziale zu vermengen. Miriam Bajtala geboren 1970 in Bratislava, lebt und arbeitet in Wien Amanda Dunsmore Hunger Strikers Soundinstallation, 2007 Amanda Dunsmore beschäftige sich in ihrer Arbeit mit der Erhaltung soziale und historische Handlungen durch Video, Installation, Fotografie und Sound. 1999 arbeitete Amanda im Rahmen eines artists in residence Projektes in HMP The Maze, Nord Irland mit Loyalisten und republikanischen Gefangenen. „The Maze“ Gefängnis entstand aus dem „Long Kesh“ Internierungslager und umfasste einst mehr als tausend Gefangene. Es wurde zum Schauplatz für symbolischen Protest und radikaler Bewegung was dazu führte, das es einen speziellen Status und Aufmerksamkeit im Nord Irland Konflikt erlangte. Es spielte eine bedeutende Rolle in den Verhandlungen der Friedensgespräche und wurde schließlich am 29. September 2000 geschlossen. Während ihres Aufenthalts im Rahmen des artist in residence Projektes entwickelte Dunsmore eine Arbeitsbeziehung mit Gefangenen und Gefängniswärtern. In dieser Zeit bekam sie die Erlaubnis sensible Sicherheitsgebieten zu dokumentieren, wie zum Beispiel das ursprüngliche Long Kesh Gelände. Die erste Arbeit die daraus entstand war das Video „Billy´s Museum“. Billy Hull war der am längsten dienende Sicherheits-Vollzugsbeamte des Maze/Lang Kesh Gefängnisses. Billy sammelte ohne Wissen der Gefängnispolizei Beweismaterial, das in Beziehung zu verschiedenen Menschen, Geschehnissen und Vorkommen stand. Zu seiner Pensionierung machte Billy ein Museum das niemals öffentlich zugänglich war. Im Rahmen der Ausstellung Zorn_Aggression wird Amanda die deutsche Version der Audio Installation “Strikers” aus der „Keeper Series“ zum ersten Mal präsentieren. Amanda Dunsmore geboren 1968 in England, lebt und arbeitet in Irland Judith Hopf – Deborah Schamoni Elevator Curator Video, 2005 Die ehemalige Kultusministerin Frankreichs Mdm Elodie Schneider kommt in ihrer neuen Profession, als europäische Kuratorin für Gegenwartskunst, in Istanbul an, um die Ausstellung ihrer drei zu betreuenden Stipendiaten und Künstler Johann Berg, Olafur Lunström und Hendrik Humme, zu begutachten. Während die drei Künstler, völlig überrascht von der Ankunft der Kuratorin, versuchen, sozusagen auf den letzen Drücker, eine Ausstellung zu improvisieren, erlebt Elodie Schneider eine Persönlichkeitsveränderung: eine Begegnung mit einem Unbekannten, der sie darüber hinaus auf ganz andere Wege führt, bringt sie dazu ihren Subjektentwurf neu zu betrachten. Elevator Curator wurde als Teil der Soap Opera „Ping Pong D´Amour: Der Aufbruch“ von Judith Hopf, Deborah Schamoni und Clemens Schönborn konzipiert und realisiert. Judith Hopf geboren 1969 in Karlsruhe lebt und arbeitet in Berlin Deborah Schamoni geboren 1969 in München, lebt und arbeitet in Berlin Robert Hinterleitner Bildatlas Zorn Bildarchiv, 2007 Unter dem Titel /Bildatlas Zorn / entsteht derzeit ein Archiv, aus dem am 14. Juni im KunstRaum Goethestrasse xtd erstmals Bildbeiträge der unterschiedlichsten Disziplinen präsentiert werden: der Bild-, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Werbung, Soziologie, Filmwissenschaften, Bildenden Kunst, Politik, ebenso wie privater Herkunft. Ziel ist, es Beiträge von Personen aus den unterschiedlichsten Disziplinen und Lebensbereichen aufzunehmen. Ende Mai wird das Material gesichtet und in einer „Laborphase“ im KunstRaum Goethestrasse xtd anhand der jeweiligen Kommentare zu einem Gesamtbild (einem Cluster vergleichbar) arrangiert. Robert Hinterleitner arbeitet in Linz als Künstler, Kurator und Leiter des Mobilen Kunstraum Zweitausendsechs (Z6) in einem adaptierten Fernreisewagon (www.zweitausendsechs.at). Peter Leimer (A) Brücken, 2007 Mehrteilige Serie – unterschiedliche grafische Techniken Peter Leimer befasst sich seit längerem mit dem Thema und Bildmotiv „Brücke“ Er benützt Abbildungen von Kunstwerken, in denen Brücken ein Hauptmotiv sind, um in einer eigenen Auseinandersetzung neue Bilder entstehen zu lassen. Diese Interpretationen orientieren sich stark an den Vorgaben und werden durch aktuelle Abbildungen aus Printmedien oder Fotografien sowie Beobachtungen realer Brücken erweitert, die dann in unterschiedlichen grafischen Techniken neue Bilder entstehen lassen. Die Wahl des Bildmotives erklärt sich unter anderem durch die Textzeile „Like a bridge over troubled water.” aus Simon und Garfunkels gleichnamigen Song. Peter Leimer: geboren 1970 in Oberösterreich, lebt und arbeitet in Linz Marko Mäetamm (EST) , “No Title” textbasierendes Video, 2007 „No Title“ handelt von Entscheidungen die wir in unserem Leben treffen müssen. Seine eigene Geschichte erzählend, versucht Marko Mäetamm den Betrachter zu verleiten, über Werte wie Glück, Geld, Menschlichke Freiheit und Ethik nachzudenken. Das Video textbasierende Video ist endlos geloopt Autor: Marko Mäetamm, Producer: Andres Tali, Sound: mono, Sound: Pia Fraus, Format: DVD –R, S/W, Dauer: 16.09min Marko Mäetamm: geboren 1965 in Viljandi, Estland, lebt und arbeitet in Tallinn, Estonia Michael Pühringer (A), These monetary Lukulus Animation, 2007, 7min In seinem neuestem Animationsfilm „These monetary Lukulus“ beschäftigt sich Michael Pühringer mit der Bedeutung von materiellen Güter in unserer Gesellschaft. Er thematisiert dabei welche Wichtigkeit Geld im Leben von Menschen hat, welche Auswirkungen diese auf das Individuum haben und welche emotionalen Auswüchse dadurch entstehen können. Die Zeichnungen sind von fragiler Leichtigkeit und werden durch einen sehr subtilen Sound verstärkt. Michael Pühringer geboren 1973 in Oberösterreich, lebt und arbeitet in Linz Stefanie Wuschitz (A/USA "Tetescha us - She is crossing borders" Animation, 2006, 16.09 min Der Trickfilm "Tetescha us - She is crossing borders" geht von einer zweifachen Aporie aus: von der Uneinlösbarkeit neutraler Bilder des Nahostkonflikts und der Unmöglichkeit diesen als intakte inhaltliche Erzählung zu repräsentieren. Ausgangspunkt ist ein Comic-Workshop, den die Filmemacherin Stefanie Wuschitz im palästinensischen Flüchtlingslager Beddawi im Nordlibanon organisiert. 11- bis 13jährige palästinensische Mädchen zeichnen hier Wunschbilder einer anderen Realität. Sie lassen Fisch und Schmetterling, Meermann und Meerfrau heiraten. Die Zeichnungen zeugen von Erfahrungen gesellschaftlicher Ausschlüsse durch die strikte ethnische und konfessionelle Fragmentierung des Libanon. Stereotype Darstellungen von Flüchtlingen und Camps vermeidet Wuschitz, indem sie Protagonisten und Settings ihrer Videoaufnahmen mit wenigen Strichen vor weißem Hintergrund nachzeichnet und anschließend mit Tonaufnahmen und Text - Inserts unterlegt. Der so erreichte Grad an Abstraktion hebelt Rezeptionsmuster aus und etabliert spielerisch neue symbolische Bedeutungsgeflechte. Aus feinen schwarzen Linien boomen sekundenweise Hochhäuser des Nachkriegs-Beirut, um sich kurz darauf zu Partyszenen zu formen. Politische Kontrahenten tragen ihre Gefechte nunmehr über Fernsehschirme aus. Flüchtige Tableaus, Töne und losgelöste Statements schwellen an, überlagern sich. Die Stimmen der Flüchtlinge aus Beddawi verklingen in diesem neuen Libanon an einer unsichtbaren Schallgrenze. 400.000 warten seit der Staatsgründung Israels 1948 auf eine Rückkehr. Eine NGO-Mitarbeiterin sagt, Mädchen werden nun wieder ganz jung verheiratet. Neopatriarchale Ordnungen als Zeichen schwindender Hoffnung? Am Ende lässt Wuschitz die Bilder nicht bröckeln, stattdessen wachsen Menschen über sich hinaus. Sie besteigen Häuser wie Felsen und haben sich analog zur Textzeile – „Marry or jump?” – bereits entschieden. (Gunnar Landsgesell) Stefanie Wuschitz: geboren 1981 in Wien, lebt und arbeitet zur Zeit in New York Janina Wegscheider (A) „Zusammenhänge“ Ansammlung von persönlichen Abneigungsthemen zum Bewerfen. Man kann davon ausgehen, dass jeder Mensch immer wieder auf die oder andere Weise provoziert und frustriert wird und oft reagiert man darauf (womöglich um sich zu schützen) mit Zorn und Aggression. Meistens ist es so, dass Eines zum Anderen führt und irgend etwas, es muss oberflächlich gar nicht richtig dazupassen (man ist ja wesentlich komplizierter gestrickt, als es logisch wäre), setzt dem Ganzen die Krone auf. Um diese Gefühle wieder abzubauen, bedarf es einer (Ersatz-)Handlung, damit sich nicht zu viele dieser Ungefühle ansammeln, oder weil „das Maß schon voll ist“ und man nicht mehr den Platz hat, etwas „wegzustecken“. Sehr beliebt ist es offenbar, etwas zu zerstören. Ein Geschirrstück werfen z.B.... öfter geschieht es, dass die ursprünglichen Zusammenhänge irgendwie zwischendurch abhanden kommen, der Zorn und die Aggression allerdings bestehen bleiben. Zu meist ist es wohl so, dass die Aggression, die man aussendet, auf einen selbst zurückfällt und trotzdem... Menschen sind seltsam. Bei der Ausstellung „Zorn und Aggression“ wird ein Netz aus leicht zerreißenden weißen Fäden auf einem Holzrahmen gespannt; an den Punkten, wo der Faden angemacht ist, werden Zetteln aufgehängt, die mit einem Teil meiner Wut zusammenhängen, ich denke, dass einige Themen anderen Personen auch geläufig sein werden. Nebenbei gibt es Zeitungen, leere Zettel, Stifte, Scheren, Schnur, eine Leiter, Kaffee u.s.w., mit deren Hilfe man sich selbst ein Wut-Ziel dazuknüpfen kann, auf welches man besonders gerne eine halbvolle Kaffeetasse schleudert. Janina Wegscheider: geboren im Juni 1977 in Kirchdorf a.d. Krems, Studium der Visuellen Mediengestaltung Film/Video, lebt und arbeitet hauptsächlich in Marreith /OÖ.