Obduktionsbericht xxxxxxxxxxx cand. med. vet. 7. Semester xxxxxxxxxx Obduktionsbericht Obduziert wird ein ca. 4 Jahre altes weibliches schwarz-weißes holländisches Blessenschaf mit einem Gewicht von 56 kg. Das Tier trägt links eine Ohrmarke mit der Kennung xxxxxxxxxx. Der Besitzer des Schafes ist Herr X aus Y. Einsender des Tieres ist die Klinik für Wiederkäuer und Schweine. Die Obduktion wird durchgeführt in der Sektionshalle des Instituts für Veterinärpathologie der Justus-Liebig-Universität Giessen. Zeitpunkt der Obduktion ist der 16.11.2005, 9.15-11.45 Uhr. Die Obduktion erfolgt unter der Leitung von Frau x, des weiteren anwesend sind xxxxx. Laut Vorbericht ist das Tier schon seit 1 Woche vor der Einlieferung krank, hatte Zugang zu Thuja Pflanzen, die kotparasitologischen Untersuchungen waren negativ, der Cu – Wert im Plasma ist im Referenzbereich und die Mineralversorgung ist fraglich. Die Klinik für Wiederkäuer und Schweine stellte als Diagnosen hämolytische Anämie, Hepatopathie, metabolische Azidose und Diarrhoe. Eine Vorbehandlung erfolgte mit Infusion. Das Tier ist eines natürlichen Todes gestorben. Äußere Besichtigung: Die Obduktion erfolgt ca. 24 h nach dem Tode. Das Tier befindet sich in linker Seitenlage und ist bis auf die distalen Gliedmaßenenden und den Anogenitalbereich vollständig abgehäutet. Körper und Fell liegen zur Ansicht vor. Der Tierkörper ist gleichmäßig kalt. Der Augenturgor ist nicht mehr erhalten und die Hornhaut ist beidseits eingefallen, milchig-trüb und glanzlos. Die Flexion der Gelenke der Vordergliedmaße ist bis zum Buggelenk durchführbar, an der Hintergliedmaße nur bis einschließlich des Fesselgelenkes. Kiefer und Atlanto-Occipitalgelenk sind gut beweglich. Der Ernährungszustand ist als sehr gut zu bezeichnen und Pflegezustand des Tieres ist mittelmäßig. Die Klauen sind zu lang. Das Haarkleid des Schafes ist vollständig und in einem guten Zustand, es gibt keine Hinweise auf Parasiten. Die Unterhaut ist feucht und hat im vorderen Teil des abgezogenen Felles 3 ca. 3 cm lange, scharf abgegrenzte Zusammenhangstrennungen. Die Konjunktiven und Vaginalschleimhaut sind blaß. 2 Innere Besichtigung: Muskulatur: Die Muskulatur ist in hellroter Farbe. Knochenmark: Das Knochenmark ist erscheint weißlich. Bauch- und Beckenhöhle: In der Bauchhöhle befinden sich etwa 50 ml einer klaren, gelierenden, rötlich verfärbten Flüssigkeit. Das große Netz weist einen sehr hohen Fettgehalt auf. Das kleine Netz ist auf einer Fläche von ca. 10 x 18 cm gelblich verfärbt. Die Farbe ist nicht abwaschbar. Die gesamte Kolonscheibe und das Zaekum sind mit flüssigem grün-bräunlichen Inhalt gefüllt und die Mukosa weist mittelgradige diffuse Rötungen auf.. Die Leber weist gelb-grünliche Verfärbungen (Safranleber) auf und ist von weicher Konsistenz. Die Nieren haben sehr breiig - weiche Konsistenz und weisen schwarz-grünliche Verfärbungen auf. An der linken Niere in der Größe 5 x 3 cm und an der rechten Niere 2 x 1 cm. Im Uterus sind 2 x 1x 0,5 cm große Foeten. Brusthöhle: In der Brusthöhle befinden sich ca. 50 ml einer gelierenden, rötlichen, klaren Flüssigkeit. Das Pericard ist mit etwa 10 ml einer klaren Flüssigkeit gefüllt. Grünliche, mukös- fibrinöse und zum Teil gelierende Konkremente befinden sich in der Flüssigkeit. In beiden Spitzenlappen der Lunge sind dunkelrote Verfärbungen zu erkennen. Diese sind eingesunken, derb und scharf abgegrenzt. Der rechte Spitzenlappen lässt sich nur mir Substanzverlust von der Thoraxwand ablösen. In den Bronchien ist bis zur Aufzweigung weißlicher Schaum zu erkennen. 3 Hals-, Rachen-, Mundhöhle: Es befinden sich in der Trachea bis hin zum Larynx punktförmige bis zusammenfließende Blutungen. Das Gebiss des Tieres weist starke Unregelmäßigkeiten auf ( Die Prämolaren und Molaren im Ober- und Unterkiefer sind von stark divergierender Länge.). Pathologisch anatomische Diagnosen: Allgemeine Diagnosen: 1. Katarrhalische, mittelgradige, subakute Typhlokolitis 2. Anämie 3. Adipositas 4. Treppengebiß Organdiagnosen:: 1. Hydroperikard akute seröse Perikarditis 2. Hydrothorax 3.Geringradige katarrhalisch-eitrige, akute, fokale Spitzenlappenpneumonie 4. Geringradige chronische, fibroblastische, fokale Pleuritis 5.Akutes, diffuses, alveoläres Lungenödem 6. Geringradige Tracheitis 7. Aszites 8. Mittelgradige Leberverfettung Gesamtdiagnose: Enterotoxämie aufgrund einer Clostridieninfektion vom Typ-D Epikrise: Der Erreger der Enterotoxämie bei Schafen ist Clostridium perfringens. Morphologisch handelt es sich bei dem Erreger um ein 4-8 m langes, unbewegliches, geißelloses, grampositives, sporenbildendes Stäbchen. Clostridium perfringens bildet bis zu 12 verschiedene Toxine aus. Nach den Toxinfraktionen wird der Erreger in die Clostridientypen A,B,C,D und E untergliedert. Die bedeutendsten Exotoxine sind das -Toxin, das -Toxin und das -Toxin. Neben diesen Exotoxinen ist bei dem Typ-A auch noch ein Endotoxin nachgewiesen worden, welches als enteropathogener Faktor bekannt ist. Die Wirkung der Toxine beruht auf einer Erhöhung der Permeabilität der Darmwand und der Darmbewegungen. Die Toxine dringen nach einer Überschreitung einer gewissen Konzentration in die Blutbahn über und führen zu einer schnell verlaufenden tödlichen Intoxikation. Von den einzelnen Clostridium-perfringens Typen und Stämmen werden unterschiedliche Toxine in unterschiedlichen Konzentrationen produziert. Der Erreger tritt ubiquitär in der Umwelt der Tiere auf und ist ebenfalls aus der natürlichen Darmflora der Tiere zu isolieren. Erst beim Auftreten einer überschüssigen Vermehrungen, Toxinbildung oder in Anwesenheit prädisponierender Faktoren (Fütterungsfehler, verdorbenes Futter) kommt es zum Auftreten von Erkrankungen. 4 1.) Typ-A / -Toxin: Es treten bei dieser Infektion häufig Todesfälle bei Lämmern und Kälbern auf, selten bei erwachsenen Tieren. Es treten Hämoglobinämie und -urie, anämie und Ikterus auf. 2.) Typ-B / -Toxin: Klinisch kommt es bei Infektion mit diesem Erreger zum Auftreten von Durchfällen bei Sauglämmern bis zu einem Alter von 3-Wochen. 3.) Typ-C: Bei erwachsenen Schafen („Struck“) Nekrotisierende und ulzeröse Jejunitis mit serofibrinösem Erguß (2-3 l) in der Bauchhöhle einhergehend. 4.) Typ-D/ -Toxin: Das Toxin, was von diesem Erreger gebildet wird ist stabil und wird von Trypsin aktiviert. Es ist der häufigste Enterotoxämieerreger bei Schafen und Ziegen. Es erkranken Tiere aller Altersklassen, wobei es sehr häufig zum Auftreten von plötzlichen Todesfällen, ohne klinische Anzeichen, kommt. Es kann aber auch zu unstillbaren Durchfällen kommen, der mehrere Tage anhält und der mit Blut und Schleim durchsetzt ist. Weiter Symptome, die auftreten können, sind Niedergeschlagenheit, Freßunlust, Dehydratation, Milchmangel, Kolik, Festliegen, Ruderbewegungen, Krämpfe und Ophistotonus. In der Pathologie treten sowohl Fälle auf, an denen keine Veränderungen festzustellen sind, als auch Fälle mit katarrhalische, hämorrhagischen oder fibrinösen Magendarmentzündungen, Blutungen in der Dünndarmserosa, im Thymus, im Herzen und in der Muskulatur der Bauchwand und des Zwerchfells. Oft perakuter Verlauf. Es sind besonders gutgenährte Tiere betroffen. Ebenfalls sind häufig Veränderungen an den Niere festzustellen, die sich als „Breiniere“ bzw. „Pulpy Kidney“ ( dunkelrot, weich-breiig, zerfließend durch Degeneration) darstellen. Bei diesem Tier handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Infektion mit Clostridium perfringens Typ-D. Die auftretenden Symptome schließen eine Infektion mit Typ-A und Typ-B aus und für eine Erkrankung durch den Typ-C ist das Tier zu alt ist. Für den Typ-D wurde die für diesen Typ typische „Breiniere“ bei der Obduktion festgestellt, was auch die vorberichtlich erwähnte metabolische Azidose erklären würde. Auch durch den adipösen Körper ist das Schaf prädisponiert für Typ-D. Die Darmentzündung betraf bei diesem Tier nur den Dickdarm bzw. Blinddarm. Eine genaue Differenzierung ist aber nur mit einem Toxinnachweis möglich und bedarf weiterer Untersuchungen. Aszites: Unter Aszites (Hydrops aszites) versteht man im allgemeinen eine Ansammlung wäßriger Flüssigkeit in der Bauchhöhle. Im engeren Sinne findet der Terminus Aszites auf nichtentzündliche Ergüsse Anwendung, die im Rahmen kardialer oder portaler Blut- und Lymphstauungen und bei Hypoalbuminämien bzw. Dysproteinämien entstehen. Stauungen im Kapillarbett der Leber führen zur Verschiebung venösen, sauerstoffarmen Blutes in die Kapillaren. Dadurch werden die Kapillarwände mechanisch dilatiert und ihre Endothelzellen hypoxisch geschädigt. Sobald im venösen Kapillarschenkel der hydrostatische den kolloidosmotischen Druck des Blutes übersteigt, treten bei gleichzeitiger hypoxisch geschädigter Kapillarwand die normalerweise retinierten 5 Makromoleküle in das Gewebe aus. Die dadurch vermehrt anfallende Blutflüssigkeit im Gewebe übersteigt die Resorptionskapazität der Lymphgefäße und es kommt zum Aszites. Der im vorliegenden Fall entstandene Aszites ist im Zusammenhang mit der Clostridieninfektion zu sehen. Hydrothorax: Unter einem Hydrothorax versteht man die Ansammlung einer Flüssigkeit in der Pleurahöhle. Dabei ist zwischen Transudat und Exudat zu unterscheiden. Ursächlich kommen allgemeine Wassersucht, Herzinsuffizienz, chronische Pleuritis, Nierenerkrankungen, Neoplasien, chronische zur Kachexie führende Krankheiten und Vergiftungen in Betracht. Der bei diesem Schaf vorliegende Hydrothorax ist auf die Clostridieninfektion zurückzuführen. Hydroperikard: Unter einem Hydroperikard versteht man die Ansammlung von Flüssigkeit im Herzbeutel, wobei wieder zwischen Transudat und Exudat unterschieden wird. Die eiweißarmen Ergüsse können auf allgemeinen Stoffwechselstörungen, wie Hypalbuminämien, chronischen Hepato- und Nephropathien und ferner -als Teilbild allgemeiner Höhlenergüsse und Ödemen- auf toxämischer und zirkulatorischer Grundlage beruhen. Proteinreiche seröse oder plasmatische Ergüsse sind in der Regel entzündlichen Ursprungs und zeigen bei mikroskopischer Untersuchung Beimengungen desquamierter Mesothelzellen und emigrierter Leukozyten. Bei dem obduzierten Schaf handelt es sich wahrscheinlich um eine akute seröse Perikarditis, auch als entzündliches Hydroperikard bezeichnet, mit den, typisch für die Clostridieninfektion des Schafes, fibrinösen Beimengungen. Die Leber nimmt im Lipidstoffwechsel eine zentrale Stellung ein. Sie verarbeitet aufgenommene Chylomikronen und Fettsäuren oder bildet letztere selbst aus Glukose. Als einziges Organ kann sie Azetyl CoA zur Bildung von Ketonkörpern verwenden. Sie synthetisiert Triazylglycerine, Phosphoglyceride, Sphingolipide, Cholesterin und Apolipoproteine und gibt diese als Lipoproteine in das Blut ab. Sie kann Lipoproteine durch rezeptogebundene Endozytose aufnehmen und abbauen. Trotz dieser vielfältigen Aufgaben ist die Speicherfähigkeit der Hepatozyten für Lipide begrenzt, ihre Abgabe an das Blut erfolgt also schnell. Bei der Leberverfettung „Safranleber“ werden oft nicht alle Hepatozyten gleichmäßig betroffen. Der Grad der Verfettung hängt in solchen Fällen von ihrer Lage im Leberläppchen ab. Krankhafte Leberverfettungen können Ausdruck sowohl bestimmter Lipidstoffwechselstörungen als auch toxischer Irritationen der Leberzelle sein. Histologisch dominiert bei den toxischen und dystrophischen Verfettungsbildern der kleintropfige Verfettungstyp, bei den dysmetabolischen der großtropfige Typ. Grundvoraussetzung aller dysmetabolischen Verfettungsbilder und solcher toxischer Formen, die sich in Umsatzstörungen der Fette äußern, ist die Inbalance zwischen Aufnahme, Transport, Eigensynthese und Abgabe von Lipiden. Hinsichtlich des Verteilungsmusters der Lipide im Leberläppchen lassen sich 4 Haupttypen, die zentrale, intermediäre, periphere und diffuse Form unterscheiden. Verfettung des Läppchenzentrums und der mittleren Läppchenregion entwickeln sich bei Hypoxien besonders Hypoxämien und Anämien, bei chronischen Ernährungsstörungen im Sinne von Mangelsyndromen und bei solchen Vergiftungen, die den Sauerstoffverbrauch in der Läpppchenperipherie in so hohen Maße steigern, daß die zentralen Gebiete unter Hypoxie leiden. 6 Der makroskopische Befund ist direkt abhängig von der Menge eingelagerter Fette und vom Zustand des Lebergewebes. Degenerative Verfettung, wie sie im Rahmen toxischer (Chloroform,Tetrachlorkohlenstoff-, Phosphor-, Vergiftungen), diätetischer und hypoxischer Voraussetzungen zustande kommen, führen in der Regel zur Erweichung und Brüchigkeit des Lebergewebes, wie es bei diesem Tier der Fall ist, während die dysmetabolischen Verfettungen eine mehr derbbrüchige Leberkonsistenz bewirken. Die Eigenfarbe des Lebergewebes schlägt mit zunehmender Fetteinlagerung von graugelb nach gelbweiß um. Die Leber wies bei diesem Schaf gelb-grünliche Verfärbungen auf. Da aufgrund der Sektion nun keine Angaben mehr zum Blutstatus des Schafes gemacht werden können, kann es durchaus möglich sein, daß in diesem Falle eine Leberverfettung aufgrund einer durch Anämie verursachten Hypoxie eingetreten ist. Eine andere Ursache stellt natürlich auch Adipositas dar. Anämie: Die Anämie ist vor allem durch eine Verminderung der Erythrozytenzahl gekennzeichnet, was eine Sauerstoffunterversorgung des Gewebes zur Folge hat. Man unterscheidet verschiedene Formen : a.) Blutungsanämie Blutvolumenmangelzustand, der nach größeren inneren oder äußeren Blutverlusten eingetreten ist. Die Ursachen für eine akute Blutungsanämie können Operationen, Verletzungen großer Gefäßstämme, Traumata sein. Als Folge kann es zu einem hypovolämischen Schock führen. Bei chronischen Blutungsanämien, die durch langsame, über längere Zeit dauernde oder sich wiederholende Blutverluste entstehen, nimmt das ganze Knochenmark eine weißlichgelbe Farbe an, da durch den starken Eisenverlust die Hämoglobinbildung nur mehr in ungenügendem Maße erfolgen kann. Die chronische Blutungsanämie ist daher eine Hypochrome Anämie und im Sinne einer Eisenmangelanämie zu verstehen. Ursachen können blutsaugende Parasiten, Sickerblutungen aus Geschwüren oder Vergiftungen sein. b.) Hämolytische Anämie Mit Lyse der Erythrozyten und Freiwerden des Hämoglobins einhergehender Komplex von Krankheitsbildern mit unterschiedlichen Ursachen, wie z.B. Immunologische Vorgänge, Vergiftungen, Infektionen, Bakterientoxinen, Blutparasiten. Hierdurch kommt es zur vorzeitigen Alterung der Erythrozyten und verstärktem Abbau. Dieser kann zunächst durch eine gesteigerte Produktion ausgeglichen werden, die durch einen Anstieg von Retikulozyten und Normoblasten gekennzeichnet ist. Gleichzeitig ist aber meist der Bilirubingehalt im Plasma erhöht. Neben Blutgerinnungsstörungen als Folge eines erhöhten Verbrauches können diese auch durch eine mangelnde Bereitstellung von Gerinnungsfaktoren hervorgerufen werden. Bei einem Mangel an Vitamin K kommt es zu einer Verminderung der Faktoren II,VII,IX und X. Ursache kann eine verminderte ruminale und enterale Synthese von Vit. K, eine verminderte Resorption infolge Gallensäuremangel oder Vitamin K- Antagonisten sein. Bei einer Leberinsuffizienz sind die Faktoren V,XI, und XII zusätzlich zu den Vit. K-abhängigen Faktoren vermindert. Bei diesem Tier fiel die Anämie an der helleren Färbung der Muskulatur auf. Sie kann sowohl durch die Hepatopathie, als auch durch verminderte ruminale und enterale Synthese vom Vit. K entstehen. 7 c.) Mangelanämie Anämie durch Mangel an blutbildenden Stoffen (Eisen u.a.). d.) Aplastische Anämie Wird durch Schädigung des blutbildenden Markes verursacht. Vergiftungen, Strahlenschäden, Mykotoxikosen, virale Infektionen, raumfordernde Geschwülste u.a. schädigen die Regenerationsleistung des Knochenmarkes. Dementsprechend sind die Knochenmarksveränderungen bei den einzelnen Anämieformen verschieden. Bei den akuten Blutungsanämien ist das Knochenmark meist makroskopisch unverändert und eine regeneratorische Leistung nur mikroskopisch im vermehrten Auftreten von jugendlichen Zellen zu erkennen. Bei chronischen Blutungsanämien, die durch langsame, über längere Zeit dauernde oder sich wiederholende Blutverluste entstehen, nimmt das Knochenmark eine weißlich gelbe Farbe an. Eine schmutzig rote Verfärbung des roten Knochenmarkes findet man normalerweise bei hämolytischen Anämien, was bei diesem Schaf jedoch nicht der Fall war. Im vorliegenden Fall handelt es sich wahrscheinlich um eine hämolytische Anämie, die auf die -Toxins von Clostridium p. beruht. Adipositas: Unter Adipositas versteht man eine abnorme allgemeine Zunahme des Depotfettes, die in der Regel mit einer Leberverfettung einhergeht. Hauptursache ist eine fehlerhafte Ernährung und mangelhafte Bewegung. Daneben kommen auch endokrine Störungen wie Hyphothyreose, Morbus Cushing, Cushing-Syndrom oder niedriger Spiegel von Geschlechtshormonen in Frage. Adipositas stellt einen prädisponierenden Faktor für eine Clostridien Infektion dar. Treppengebiss: Es besteht in einer unregelmäßigen, treppenförmigen ungleichen Höhe der Reibefläche in Folge ungleicher Länge der einzelnen Zähne. Die Ursache ist in unterschiedlicher Härte, und dadurch bedingter ungleichmäßiger Abnuzung oder in Erkrankung einzelner Zähne und Zahnalveolen (Zahnkaries, Periodontitis), zuweilen ferner im Fehlen eines Zahns ( Zahnextraktion, Oligodontie) zu suchen, indem der der Zahnlücke gegenüberliegenden Zahns länger wird und vorsteht ( überlange Backenzähne, Exsuperantia Dentinum). Auch kann das Treppengebiss zu erheblichen Kaustörungen Veranlassungen geben. Geringradige katarrhalisch-eitrige, akute, fokale Spitzenlappenpneumonie : Unter einer Broncho- oder lobulären Pneumonie versteht man einen entzündlichen Prozeß der multizentrisch in Form kleiner herdförmigen Verdichtungen beginnt, und sich später weiter ausbreitet. Bei katarrhalisch- eitrigen Bronchopneumonien kommen ursächlich vor allem bakterielle Infektionen in Betracht (Streptokokken, Staphylokokken, E. coli, Salmonellen…) Meist handelt es sich jedoch um bakterielle Sekundärinfektionen im Anschluß an eine primäre Virusinfektion der Lunge. Die Infektion erfolgt vorwiegend aerogen, seltener deszendierend von entzündlichen Prozessen der oberen Luftwege und führt zu Bronchitis bzw. Bronchiolitis. Die Entzündung breitet sich vorzugsweise endobronchial durch Aspiration, aber auch peribronchial aus. Makroskopisch sieht man vor allem in der kranioentralen Lungenabschnitten zu Beginn multible, unregelmäßige verteilte rötliche Herde, die meist Läppchengröße besitzen und zentral eitrig oder nekrotisch sind. Im weiteren Verlauf der Bronchopneumonie können die einzelnen Herde 8 konfluieren, so dass größere Lungenbezirke oder ganze Lungenlappen (besonders Spitzen- und Herzlappen) betroffen sind. Bei dem obduzierten Tier waren beide Spitzenlappen betroffen. Geringradige chronische, fibroblastische, fokale Pleuritis: Pleuritiden treten meist im Zusammenhang mit fibrinösen Pneumonien auf. Bei länger andauernden Körperhöhlenergüssen, wie dem hier vorliegenden Hydrothorax, kommt es ebenfalls zu sterilen, chronisch-proliferierenden Entzündungen der serösen Häute. Geringradige Tracheitis: Entzündungen der Luftröhre sind meist Teilerscheinungen entzündlicher Erkrankungen der gesamten oberen Luftwege. Bei Schafen und Ziegen existiert daneben auch eine chronische lymphoplasmazytäre Tracheitis mit dichten Belägen filiformer Bazillen, deren pathogenetische Bedeutung noch nicht geklärt ist. Agonale Veränderungen: Das akute, diffuse, alveoläre Lungenödem entsteht durch Austritt von Blutflüssigkeit in das Alveolargewebe durch die kardial bedingte Steigerung des hydrostatischen Druckes während der Agonie und Erhöhung der Kapillarpermeabilität durch Hypoxie. Die Flüssigkeit vermischt sich dort mit Luft und durch die Waschmittelwirkung des Surfactant entsteht der in der Trachea beobachtete Schaum. Auszuschließen ist natürlich auch nicht, dass das Lungenödem durch die toxinbedingte Erhöhung der Gefäßpermeabilität entstanden ist. Postmortale Veränderungen: Die Zusammenhangstrennungen der Unterhaut sind mit einer Unachtsamkeit bei der Vorbereitung des Tieres zur Obduktion zu erklären. Das ergibt sich aus der Tatsache, daß die Wundränder glatt und keinerlei Anzeichen einer Entzündung zu erkennen sind. Die Totenstarre ist mit intravitalen Muskelkontraktionen vergleichbar und nimmt, funktionell und energetisch gesehen, ihren Ausgang von der Spaltung der noch vorhandenen ATP Reserven. Die Totenstarre tritt 1-2 Std. nach dem Tode ein. In der Regel werden zunächst Kopf- und Halsmuskulatur, im weiteren Stamm und Extremitätenmuskulatur ergriffen. Die Lösung der Starre erfolgt mit dem Einsetzen von Autolyse und Fäulnis, d.h. innerhalb von 24-48 Stunden post mortem. Im vorliegenden Fall ist die Totenstarre zum Teil wieder gelöst. Das Totenauge stellt ein weiteres Todeszeichen dar. Infolge des Wasserverlustes (Verdunstung) verlieren die Augäpfel ihren Tonus, werden schlaff und sinken ein. Die Hornhaut wird glanzlos, trübe und faltig. Bei den leichten Grünfärbungen auf den Nieren handelt es sich um die postmortal auftretende Bildung von Sulfmethämoglobin, hervorgerufen durch Fäulnis bedingte Prozesse. Todesursache: Das Tier verstarb an multiplem Organversagen aufgrund einer, durch Clostridium perfringens hervorgerufenen, Intoxikation. 9 10