Lernen fördern durch Marketing Lernen: Ist die Veränderung von Variablen des Verhaltens infolge unmittelbarer (persönlicher) oder mittelbarer (symbolischer) Erfahrung. (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.59) Es lassen sich drei unterschiedliche Typen des Lernens im Rahmen der Konsumentenverhaltensforschung unterscheiden: Der bedingte Reflex (klassische Konditionierung), das Lernen am Erfolg (instrumentelle Konditionierung) und das Lernen am Modell ( Beobachtungslernen bzw. stellvertretendes Lernen). (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.59) Kennzeichen des Lernens nach der klassische Konditionierung ist die Verknüpfung (Assoziation) von Reizen, die natürliche Reflexe auslösen, mit ursprünglich neutralen Reizen, so dass beide zu Auslösern für die gleiche Reaktion werden. (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.59) Reiz-Generalisierung: Bedeutet, dass Reize, die dem konditionierten Reiz ähnlich sind, ebenfalls zu konditionierten Reizen werden können, obwohl sie nicht während der ursprünglichen Konditionierung verwendet wurden. (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.60) Das Phänomen der Reiz-Generalisierung ist unter anderem die Ursache dafür, das Individuen von einer bestimmten Marke eines Produktes eher zu äußerlich ähnlichen Marken desselben Produktes als z unähnlichen Marken „wandern“. Dieser Tatbestand wiederum ist die Ursache dafür, dass erfolgreiche Produkte häufig „Me-too“-Produkte nach sich ziehen, die die erfolgreichen Produkte imitieren. (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.60) Beispiel: Die Nutzung dieses Sachverhalts in der Praxis ist z.B. die Imitation von erfolgreichen Konkurrenzprodukten (me-tooProdukte), da davon auszugehen ist, dass Konsumenten von einer bestimmten Marke eher zu äußerliche ähnlichen Marken abwandern. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit stellt die Entwicklung einer Produkt-Serie mit weitgehend einheitlicher Packungsgestaltung unter demselben Markenzeichen dar (z.B. Serien für Baby-Nahrung, Kosmetikserien). Bei einem solchen Vorgehen werden also bereits bei der Einführung des erfolgreichen Produkts gelernte Stimulus-ResponeVerknüpfungen für das imitierende bzw. für das Ergänzungsprodukt genutzt. Gelernte Produktpräferenzen werden also auf andere Produkte übertragen. Die wichtigste Anwendung mit Marketing stellt emotionale Konditionierung dar. Ziel ist es dabei, eine zunächst unbekannte Marke schrittweise mit einem bestimmten emotionalen Gefühl zu verbinden, um so die Wahrscheinlichkeit eines Kaufes dieser Marke zu erhöhen (z.B. markantes Packungsdesign). (Helm; Gierl, Marketing) Lernen am Erfolg zeigt sich in der empirisch festgestellten Gesetzmäßigkeit, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens belohnter Reaktionen steigt und die von bestraften Reaktionen abnimmt. → Lernen nach dem Verstärkerprinzip; Reaktionskomponente ist der Anstoß zum Lernen (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.60) Lernvorgänge können bei der instrumentellen Konditionierung nur dann einsetzen, wenn das lernende Individuum zwei logische Verknüpfungen vornimmt: Zum einen muss das Individuum eine Assoziation zwischen der eigenen Handlung und deren Beurteilung durch das Individuum selbst oder die Umwelt herstellen und zum anderen den Zusammenhang zwischen dem Stimulus und der Handlung erkennen. z.B. Nur wenn erkannt wird, dass Bier geeignet ist, den Durst auf angenehme Weise zu löschen, kann gelernt werden „Wenn Du Durst hast, trinke Bier!“ (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.60) Beispiel: Versuche, das Lernen nach dem Prinzip der instrumentellen Konditionierung absatzpolitisch nutzbar zu machen, z.B. sammeln von Jubiläumspunkten oder Treupunkten, die bei einer bestimmten Anzahl dann ein Geschenk nach sich ziehen (z.B. Payback, Miles-and-More, Happy Digits) oder zum anderen bei Produkteinführung einer neuen Biermarke das beigeben eines Gratisglases mit dem Emblem der Brauerei zu jedem verkauften Träger oder zum anderen bei Produkteinführung eines neuen alkoholfreien Getränks der Grün KG das Beigeben eines Gratisglases oder eines kleinen Spielzeug-Trucks mit dem Emblem der Grün KG zu einer Verkaufseinheit (z.B. 5 Flaschen Limonade). (Helm; Gierl, Marketing) Lernen am Modell: Hier kommt es zu keiner unmittelbaren, d.h. Eigenen Erfahrung, sondern nur zu einer mittelbaren oder symbolischen Erfahrung. Individuen lernen hier auf der Grundlage von Reflexionen über Erfahrungen anderen Personen, daher wird häufig auch der Ausdruck stellvertretendes Lernen hierfür verwendet. Lernen am Modell zu fördern, sind Personen mit hohem sozialem Prestige, die für andere Leitbildfunktionen ausüben. → Anwendung: Leitbildwerbung, mit deren Hilfe versucht wird, breite Bevölkerungsschichten mit relativ geringem Produktwissen zu einer bestimmten Markenwahl zu bewegen. (Franz Böcker, Marketing, 1996, S.61) Beispiel: Leitbildwerbung mit Michael Schumacher, Namensähnlichkeit von Prestige-Marken oder Sponsoring einer Fußball-Mannschaft mit Autos. Empfänglich für solche Leitbildwerbung sind vor allem Personen mit tendenziell geringem Selbstbewusstsein, die sich relativ leicht von außen steuern und beeinflussen lassen. (Helm; Gierl, Marketing) Weiterhin kann man noch folgende Möglichkeiten des Lernens dazu zählen. (MO) Kognitives Lernen (Berieselung): Bezeichnet den peripheren Informationserwerb, d.h. Konsumenten lernen mit geringer Verarbeitungstiefe: Dieser Zustand tritt bei Konsumenten mit geringem Involvement auf, wobei sie Informationen nicht bewusst aufnehmen und abspeichern. Informationen werden in kleinen Einheiten und häufig wiederholt dargeboten. Andererseits wird die Produktwahrnehmung und beurteilung durch nebensächliche Informationen und Eindrücke geprägt. (Helm; Gierl, Marketing) Beispiel: Produkt Placement in Spielfilmen, Werberadio im Supermarkt EMOTION: Emotion ist jene psychische Erregung, die subjektiv wahrgenommen wird. Sie versorgt das Verhalten mit Energie und treibt es an, führt es also zu einer physiologischen Aktivierung. (Werner Pepels, Marketing, 2004, S.136) Reaktanz: Marketing muss einen mittleren Erregungsgrad bei Maßnahmen anpeilen, weder darf eine zu geringe Aktivierung entstehen (z.B. bloße Unterhaltung durch Werbung), da es dann an Verhaltensreaktion fehlt, noch darf eine hohe Aktivierung entstehen (z.B. Angstappelle in der Werbung), da es dann zu Überreaktionen mit der Folge von Widerständen (Reaktanzen) kommt. Die Reaktanzbildung ist abhängig von der Unmittelbarkeit der Botschaft, den Reaktionsmöglichkeiten des Empfängers, der Themenrelevanz für den Empfänger, dem Selbstvertrauen des Empfängers, dem Ausgangsniveau an Angstempfindlichkeit und der Glaubwürdigkeit des Senders. Beispiel: "Nur solange der Vorrat reicht", "Verkauft"-Hinweis an einer Schaufensterauslage usw.. (MO) Die Erregung bestimmt sich nach den Dimensionen: Art der Richtung der Aktivierung Intensität als dem Erlebnis der Aktivierung Bewusstsein als der Wahrnehmbarkeit der Aktivierung Dynamik als dem Level der Aktivierung → (Werner Pepels, Marketing, 2004, S.136/137)