Symmetrieverhalten Sie haben es an Skizzen vielleicht schon gesehen : Manche Funktionsgraphen haben die Eigenschaft, dass sie symmetrisch sind. Z.B. gibt es eine senkrechte Achse, an der man den Graphen einer Funktion spiegeln kann und man hätte den gleichen Graphen wieder. Man kann es auch so sehen: wenn man den linken Teil nach rechts klappt, erhält man den rechten und umgekehrt. Besonders interessant sind vielleicht die Fälle, in denen die y-Achse die Symmetrieachse darstellt. Die x-Achse kann übrigens nicht als Symmetrieachse dienen, denn zu einem x Wert kann es nur einen y-Wert geben, nicht einen positiven und negativen gleichzeitig. Neben Achsensymmetrie gibt es auch die Möglichkeit der Punktsymmetrie, d.h. man kann an einem Punkt spiegeln - was einer Drehung um 180° entspricht -, und erhält wieder den gleichen Graphen. Besonders interessant ist natürlich die Punktsymmetrie zum Ursprung. Parabeln sind immer achsensymmetrisch zur senkrechten Geraden durch den Scheitel. Und um ein Ergebnis vorwegzunehmen: Funktionen 3. Grades besitzen immer einen Symmetriepunkt, den Wendepunkt, in dem der Funktionsgraph seine Krümmung ändert. Ab 4. Grad gibt es nicht immer eine Symmetrie. Achsensymmetrie zur y-Achse Typische Beispiele für achsensymmetrische Funktionen sind jene Funktionen 4. Grades, bei denen man die Substitution anwenden kann. Kennzeichnend für eine Funktion, die achsensymmetrisch zur y- Achse ist, ist die Tatsache, dass der Funktionswert bei -x der gleiche ist wie der bei x. f(-x) = f(x) Beispiel : f(x) = x4 - 10x² +25 : f(-x) = (-x)4 -10(-x)² +25 = x4 - 10 x² +25 = f(x). Man sieht wohl ziemlich schnell, dass die Bedingung f(x) = f(-x) genau dann gilt, wenn der Funktionsterm nur gerade Potenzen enthält. Der Hinweis auf die geraden Potenzen reicht dann auch als Begründung für die Achsensymmetrie zur y-Achse. Für den Graphen heißt dies unter anderem, dass die Funktion auf der y-Achse umkehrt. Punktsymmetrie zum Ursprung Kennzeichnend ist hier, dass der Funktionswert bei -x das andere Vorzeichen trägt als der bei x, aber betragsmäßig sind sie gleich : f(-x) = - f(x) Beispiel : f(x) = x³ - 4x : f(-x) = (-x)³ - 4(-x) = -x³ +4x -f(x) = - (x³ -4x) = -x³ +4x, also sind linke und rechte Seite gleich. Beachten Sie bitte, dass die Minuszeichen jeweils richtig stehen ! Eine ganzrationale Funktion, die punktsymmetrisch zum Ursprung verläuft, muss natürlich auch durch den Ursprung gehen, d.h. f(0) =0. Ansonsten sehen Sie sicher, dass nur ungerade Potenzen vorliegen dürfen, damit man wirklich den entsprechenden Minuswert erhält. Die Tatsache, dass nur ungerade Potenzen vorkommen und der Graph durch den Ursprung geht, beinhaltet immer Punktsymmetrie zum Ursprung. Parabeln Was den Verlauf von Parabeln angeht, so gibt es im wesentlichen 2 Fälle : a<0 : a>0: In beiden Fällen gilt : Der Graph ist achsensymmetrisch zur senkrechten Geraden durch den Scheitel, d.h. zur Geraden x = xS (mit xS = -b/2a). Ist b = 0, so liegt Achsensymmetrie zur y-Achse vor, ansonsten zu einer dazu parallelen Achse. Man beachte : Normalerweise werden Geraden immer in der Form y = mx +t beschrieben. Bei senkrechten Geraden aber liegt keine Funktion vor, die Steigung ist unendlich. Eine senkrechte Gerade ist vielmehr die Menge aller Punkte mit gleichem x-Wert (und beliebigem y-Wert), daher die Geradengleichung x= .... Noch ein Wort zur Wertemenge einer Parabel : - Ist a>0, so ist yS der kleinste y-Wert, also : W = { y y ≥ yS } = [yS; ∞[ . - Ist a<0, so ist yS der größte y-Wert, also : W = { y y ≤ yS } = ]- ∞; yS] Beachten Sie, dass yS jeweils zur Wertemenge hinzugehört. Wählt man die Intervallschreibweise, so gehört - ∞ bzw. ∞ nicht dazu, weil beide keine reellen Zahlen darstellen. Funktionen 3. Grades Die Funktion habe die Form f(x) = ax³+bx²+cx+d. Ist b=d=0, so liegt Punktsymmetrie zum Ursprung vor. Ansonsten liegt der Symmetriepunkt an einer anderen Stelle. Dass eine Funktion 3. Grades immer einen Wendepunkt WP besitzt und dieser einen Symmetriepunkt darstellt, können Sie als gegeben annehmen (so wie jede Parabel einen Scheitel besitzt). Im Lauf des Schuljahres wird es rechnerisch begründet werden. Wenn Ihnen das missfällt, können Sie eine Menge von Funktionen 3. Grades zeichnen und werden feststellen, dass immer einer der folgenden 6 Fälle auftritt : a>0 : a<0 : Sie sehen, dass es bei jedem dieser Graphen einen ausgezeichneten Punkt, den sogenannten Wendepunkt. Was sich hier wendet, ist die Krümmung (Stellen Sie sich etwa vor, Sie würden den Graphen auf einem Motorrad abfahren und sich immer entsprechend in die Kurve legen. Beim Wendepunkt müssen Sie von der einen Seite auf die andere wenden. Der Wendepunkt wäre gerade jener Punkt, wo Sie gerade auf dem Motorrad sitzen). Dass der Wendepunkt immer der Punkt ist, wo die Krümmung ihr Vorzeichen ändert, sollten Sie sich wirklich merken, damit sie ihn später nie mit einem Hoch- oder Tiefpunkt verwechseln, bei dem die Steigung ihr Vorzeichen wechselt. Vielleicht sind Sie ein bisschen enttäuscht wegen der Namensgebung des Wendepunktes. So richtig sehen Sie dem Graph das Wenden doch gar nicht an und unter einem Wendepunkt im Leben haben Sie bisher immer einen Punkt verstanden, wo es nach einem längeren Tiefgang plötzlich wieder aufwärts geht (d.h. mathematisch gesprochen ein Tiefpunkt) oder - leider - das Umgekehrte eintritt, also nach einem Anstieg plötzlich wieder ein Fall nach unten kommt (d.h. ein mathematischen Hochpunkt). Bedenken Sie aber bitte, dass unsere Kurven glatte, runde Kurven sind, d.h. eine Änderung tritt dort nicht schlagartig ein (was zu einem zackigen Graphen führen würde). So eine Änderung des Steigungsverhaltens (auch Monotonieverhalten genannt) will also vorbereitet sein. Die fallende Steigung muss langsam abnehmen, damit sie irgendwann bei 0 ist und in ein wirkliches Steigen übergehen kann. Und der Punkt, wo das Tempo des Fallens beginnt abzunehmen, ist genau der Wendepunkt. Stellen Sie sich vor, Sie sind mit dem Auto unterwegs und entscheiden sich plötzlich, umzukehren. Das geht auch nicht auf der Stelle. Wahrscheinlich werden Sie zuerst ihre Beschleunigung "wenden" und bremsen, statt weiter zu beschleunigen. Wenn dann die Geschwindigkeit herunten ist, können Sie mit dem Auto wenden und die ihre Fahrt in die andere Richtung fortsetzen. (Bezogen auf die bisherige Fahrtrichtung ist ihre neue Geschwindigkeit dann übrigens negativ. ) Wenn man für x die Zeit nimmt und mit f(x) die gefahrene Strecke in eine bestimmte Richtung bezeichnet, entspricht die Steigung des Graphen übrigens der Geschwindigkeit und die Krümmung der Beschleunigung. Eine wichtige Anwendung in der Physik ! Im obigen Beispiel ist der Wendepunkt also der Punkt, wo Sie sich überlegen, dass sie umkehren wollen, und nicht die Stelle, wo Sie mit ihrem Wagen dann wirklich wenden. Verzeihen Sie bitte den Mathematikern diese Definition und denken Sie daran, dass es auch im täglichen Leben manchmal die eingeschlagene Richtung noch ein bisschen beibehalten müssen, auch wenn sich Ihr Denken gewendet hat - wenn auch nur, um das Umkehren vorbereiten zu können. Nachdem Sie jetzt eine gewisse Vorstellung haben, was ein Wendepunkt ist, möchten Sie vielleicht auch wissen, wie man einen solchen berechnet. Wie man allgemein die Krümmung berechnet und dann die Punkte mit Krümmung 0 sucht, lernen Sie in der 12. Klasse. Für Funktionen 3. Grades aber kann ein Ergebnis vorweggenommen werden: Es gibt dort genau eine Wendepunkt mit der x-Koordinate : -b/3a. Die y-Koordinate bekommt man, wie sonst auch, durch Einsetzen in den Funktionsterm. Ergebnis : Jeder Graph einer Funktion 3. Grades ist punktsymmetrisch zum WP(-b/3a, f(-b/3a)). Beispiele : f(x) = x³ - 3x² + 4 : WP(1,2) , da f(1) = 1-3+4 =2, f(x) = x³ - 3x + 4 : xWP = -0/3 = 0, yWP = 4 Beachten Sie bitte : gedanklich sind 0x² zu ergänzen, also ist b=0. Beachten Sie außerdem : Sie müssen immer das a und das b aus dem ursprünglichen Funktionsterm verwenden, nicht etwa die Werte, die Sie bei der Polynomdivision für einen quadratischen Faktor erhalten. Was übrigens die Wertemenge einer Funktion 3. Grades angeht, so ist sie immer ganz R, weil die Funktion ja entweder (für a>0) von unten nach oben oder (für a<0) von oben nach unten geht.