STRATEGIE COACHING FÜR DEN MITTELSTAND Ist strategische Planung nur etwas für Konzerne und Großunternehmen, begleitet von namhaften, internationalen Beraterkonglomeraten? Nein, aber gerade der Mittelstand benötigt oftmals Hilfsmittel, um die eigene Unternehmensstrategie weniger auf intuitiv abgeleitete Erfahrung aufzubauen, als viel mehr und in erster Linie auf Logik in Kombination mit ersterem. Denn zusammenfassend ist strategische Planung nichts anderes als systematischer gesunder Menschenverstand, gekoppelt mit methodischem Vorausdenken. Nur so lassen sich langfristig verteidigungsfähige Vorteile gegenüber der Konkurrenz erzielen, die wiederum entscheidend sind für die langfristige Profitabilität eines Unternehmens. These - Jeder Unternehmer ist durch die Prädisposition seiner Persönlichkeitsstruktur ein Stratege Also keine Zurückhaltung vor ‚Strategischer Planung’. Denn sie ist wichtig für jeden langfristig profitablen Erfolg und Sie bringen bereits die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Strategie mit ein – eine Unternehmensidee, Wissen (Markt, Produkt, Kunde), den Willen zum Erfolg, Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen, Bereitschaft zum Wandel, Logik und Fantasie, des Denken in Alternativen und die Einbeziehung von Abnehmer-/Kundenbedürfnissen in Ihre Überlegungen. Mit anderen Worten – Sie wollen gewinnen, sind ein Kämpfer, smart mit klarem Konzept im Kopf und gleichermaßen kontrolliert aggressiv – eben Unternehmer. Was vielleicht zu kurz kommt, ist die Strukturierung des eigenen, gesunden Menschenverstandes durch systematisches und methodisches Vorausdenken in festen, zeitlichen Intervallen und deren Dokumentation. Genau dies ist Strategische Planung und dazu bedarf es im Mittelstand nicht des Fachwissens großer Beraterunternehmen oder Spezialisten wie in Konzernen, sondern lediglich Ihres Willens, Strategische Planung in Ihrem Unternehmen konsequent zu implementieren und vor allem umzusetzen. Fazit - Strategische Planung hat für Sie nur 2 Ziele: langfristige Gewinnsteigerung Zielorientierte Beeinflussung Ihrer Organisation, d. h. kontinuierliche Steigerung der Effizienz Ihres Unternehmens Der Formulierung einiger allgemein gültiger Grundsätze für eine erfolgreiche Strategie sollen ein paar Erkenntnisse vorangestellt werden, die durch Analyse zahlreicher Unternehmen statistisch valide untermauert sind. 1. Schnelligkeit ist wichtiger als Kosten. Pioniere erreichen nach 4 Jahren im Schnitt eine Kapitalrendite von knapp 23 %, Nachahmer („Follower“) nur von 17 - 21 % (Quelle: ArthurDLittle). 2. Die Kapitalrendite steigt mit wachsendem Markenanteil Bei einem Markenanteil von 20 - 30 % liegt sie doppelt so hoch als bei 5 - 10 %, bei einem Anteil von über 30 % beträgt der Faktor sogar 2,5 % und mehr (Quelle: McKinsey). 3. Die Steigerung des Marktanteils führt zu überproportionalen Ergebnisbeträgen (Quelle: McKinsey) Marktanteil Beitrag Unternehmensergebnis (% v. U.) (MA 5 - 10 % = 100) (%) (Faktor) 5 - 10 10 - 15 15 - 20 20 - 25 25 - 30 1 2 2,4 2,8 3,3 4. Jede Verdoppelung des Produktionsvolumens führt zu 20 - 30 % Kostensenkung (Quelle: McKinsey), z. B. durch verbesserte Fertigungsverfahren, Produktänderungen, Effizienz, Größendegression. Allerdings besteht das Risiko, dass Kostenvorteile mittel- und langfristig im Preis weitergegeben werden. 5. Berücksichtigung der 20/80 % -Regel Expost-Analysen bestätigen immer wieder, dass Sie mit 20 % Ihrer Ressourcen (Kapital, Zeit, Mitarbeiter) 80 % des Zieles erreichen (ArthurDLittle). Aus diesen Erkenntnissen lassen sich für Ihr unternehmerisches Agieren ein paar wenige, allgemein gültige Zielsetzungen ableiten. STRATEGISCHE ZIELE 1. Marktführer in Marktnische Dies bedeutet konsequente Ausrichtung auf einen Markt mit spezifischen Zielgruppen und einem Produkt/einer Dienstleistung, welches Kundenvorteile bietet, die das definierte Segment dominieren. Sie müssen in der Lage sein, den Zeitpunkt der Schlacht und die Wahl der Waffen zu bestimmen, um Ihre Wettbewerbsvorteile zu verteidigen. 2. Spezialisierung Entwickeln Sie eine nachvollziehbare Kernkompetenz nicht in der Breite, sondern in der Tiefe des Wettbewerbvorteils. Wo auch immer Sie der Erste, Beste oder Schnellste sind (Innovationsentwicklung, Produktion, Distribution, Marketing), müssen Sie kontinuierlich Know-how auf- und ausbauen sowie bewahren durch qualifizierte und motivierte Mitarbeiter. Haben Sie den Mut, alles andere soweit als möglich außer Haus zu geben (Outsourcing). 3. Abnehmerorientierung Ob weitere Hersteller in der Wertschöpfungskette, Handel oder Endverbraucher, die ermittelten Bedürfnisse Ihrer Kunden stehen im Vordergrund. Sie bestimmen die Prozesse in Ihrem Unternehmen. Durch ständigen Kontakt bleiben Sie immer am Kunden – beziehen Sie ihn doch in Ihre strategischen Überlegungen mit ein! 4. Pionier durch Innovation Definieren Sie neuartige Produktkonzepte. Nur Neuheiten und deren kontinuierliche Adaption, möglichst als jeweils Erster und Bester, garantieren langfristigen Erfolg. Differenzierung und Geschwindigkeit sind für den (monetären) Erfolg langfristig wichtiger, als im Preis weitergegebene Kostenvorteile. 5. Internationalität Je größer der für Ihr Unternehmen relevante Markt ist, desto enger definiert kann eine Spezialisierung erfolgen. Und nur eine solche ergibt größtmögliche Chancen für einen dominanten und verteidigungsfähigen Wettbewerbsvorteil. 6. Kontinuität in der Personalführung Seien Sie entscheidungs-, aber auch teamorientiert durch eine offen kommunizierte Incentivierung von Leistung. Ziehen Sie Ihre Schlüsselmitarbeiter in die Entscheidungsprozesse mit ein – Betroffene werden zu Beteiligten und danken es mit Motivation und Engagement. ERFOLGSKRITERIEN UND VORTEIL-MANAGEMENT Wie nun sind diese strategischen Ziele zu erreichen? Mit welcher Systematik vermeide ich eine Verzettelung? Auf das Wesentliche konzentriert, lassen sich generell drei Erfolgskriterien feststellen: Kunden-, Wettbewerbs- und Effizienzvorteile Wettbewerbsvorteile können Internationalität, Standortunterschiede, Technologien, Marke oder neuartige Prozesse sein, wie bspw. IKEA (Möbel werden erst beim Kunden montiert, d. h. keine Luft transportiert). Effizienz wiederum schlägt sich in den 3 Dimensionen schneller, günstiger und in besserer Qualität wieder. In welchen Unternehmensfunktionen lassen sich verteidigungsfähige Vorteile erarbeiten? Vier wesentliche Managementfelder sind dies, namentlich Produktentwicklung (F&E), Produktion (Technik), Controlling (Kosten) und Marketing-Mix. Dies lässt sich übersichtlich wie folgt darstellen: Erfolgskriterien Management von Vorteilen Kunde x Wettbewerb Funktionen x Effizienz F&E Technik Kosten Marketing-Mix Strategische Planung heißt nun, auf der Basis genauer Markt-, Wettbewerbs- und Kundenanalysen im Abgleich mit dem eigenen Stärkenprofil festzulegen, mit welcher Produktleistung auf welchem Wettbewerbsfeld (mit welchem Vorteil) ein zu definierendes Ziel mit festgelegten Ressourcen in einer bestimmten Zeit erreicht werden soll. Klingt vielleicht zunächst komplex, aber auch hier hilft eine Kategorisierung, was für eine erfolgreiche Strategie-Umsetzung notwendig ist: Personen Strukturen Aufwand Druck In welcher Qualität, wie zu führen, zu überzeugen etc. Wie muss das Unternehmen und wie die Prozesse organisiert sein Welche Ressourcen (Kapital, Zeit, Personal) müssen bereitgestellt werden. Durch Unterschätzung passieren hier die häufigsten Planungsfehler Keine noch so gute Strategie funktioniert ohne Durchsetzungswillen Zum Abschluss dieser Überlegungen macht es vielleicht Sinn, noch eine kleine „Checkliste“ bereitzustellen, welche Regeln für die erfolgreiche Gestaltung und Umsetzung einer Strategie notwendig sind. 10 REGELN ZUM ERFOLG Konzentration der Kräfte. Das Wesentliche formulieren und sich immer wieder vor Augen führen (20/80-Regel) Tiefe der Vorteile und Prozesse ist entscheidend, nicht die Vielzahl und Breite. Es gilt, mit Know-how eine Produkt-Dienstleistung bereit zu stellen, die vom Wettbewerb nicht oder nur schwer zu kopieren ist. Qualitatives Wachstum, nicht quantitatives. Kostenvorteile durch Mengenverhältnis werden typischer Weise durch Wettbewerb sofort an den Markt weitergegeben. Gewinnvorteile und langfristiger Erfolg entstehen nur durch kontinuierliche, qualitative Verbesserungen. Abgegrenzte Zielgruppen; kein „Nomadentum“. Je eindeutiger die Zielgruppe umrissen ist, umso spezifischer lassen sich Kunden- oder Wettbewerbsvorteile definieren und erfolgreich gestalten. Lücke suchen beim Wettbewerb, dabei sich aber nicht an der Konkurrenz, sondern an der Zielgruppe orientieren. Welches Kundenbedürfnis können Sie abdecken mit einer Leistung, die der Wettbewerber nur schwer erbringen kann (Technik, Logistik, F&E, etc.). Differenzierung. Ist Ihr Kunden- oder Wettbewerbsvorteil eindeutig und nachvollziehbar? Wird er vom Abnehmer als für Ihr Unternehmen spezifisch wahrgenommen? Ist er verteidigungsfähig und langfristig? Engpass. Haben Sie Ihren „kritischen Pfad“ genau definiert und analysiert? Gibt es für Engpässe dokumentierte Handlungsalternativen, Ressourcen und Verantwortlichkeiten? Dienstleistung verkaufen, nicht nur Produkte. Schaffen Sie für Ihre Kunden immaterielle Werte, die sich in einem höheren Preis niederschlagen lassen, wie z. B. Lieferzuverlässigkeit, Fehlerquote (die Sie bezahlen), persönlicher Kontakt, helfen Engpässe des Kunden zu lösen etc. Anders sein, nicht nur besser. Prozesse neu definieren wie bspw. IKEA oder Produktvorteile innovativ neu positionieren wie Ferrero. Kommunizieren. Beteiligen Sie die Mitarbeiter und die Kunden, die für Ihren Erfolg ausschlaggebend sind. Fassen wir zusammen. Als Unternehmer bringen Sie die Voraussetzung für Strategische Planung mit. Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Dokumentation und die Aktualisierung in festgelegten Zeiträumen, Ihr Wille zur Durchsetzung. Letztendlich ist strategische Planung inhaltlich nichts anderes als systematischer, logischer Menschenverstand, methodisches und zielorientiertes Vorausdenken zur Beantwortung folgender Frage: mit welchen Produkten, auf welchen Märkten, mit welchen Zielgruppen und mit welchen Mitteln soll wann ein verteidigungsfähiges Vorteil erarbeitet werden. Autor • Dieter Woitscheck Unternehmerberatung