Pädagogische Konzeption

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CJD JUGENDDORF ALTENSTEIG
WOHNGRUPPE DRACHENREITER
KONZEPTION
Stand 23.08.2012
CJD Jugenddorf Altensteig
Wohngruppe Drachenreiter
Inhalt
Präambel ................................................................................................................................... 3
1. Das CJD stellt sich vor ........................................................................................................ 4
1.1 Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. ........................................................................ 4
1.2 Das CJD Jugenddorf Altensteig ...................................................................................................... 4
1.3 „Hoffnungsland“ – Hilfen für psychisch beeinträchtigte junge Menschen ....................................... 5
1.4 Was bedeutet der Name "Drachenreiter"? ..................................................................................... 6
2. Rahmenbedingungen ......................................................................................................... 7
2.1 Zielgruppe .................................................................................................................................... 7
2.2 Aufnahmevoraussetzungen........................................................................................................... 8
2.3 Rechtsgrundlagen......................................................................................................................... 8
2.4 Personelle Ausstattung ................................................................................................................. 8
2.5 Unterbringung und Versorgung .................................................................................................... 9
3. Pädagogisches Konzept ................................................................................................... 10
3.1 Pädagogische Grundhaltungen .............................................................................................. 10
3.2 Ziele ....................................................................................................................................... 132
3.3 Die Gestaltung von Hilfeverläufen ......................................................................................... 13
3.3.1 Bezugsbetreuersystem ....................................................................................................... 13
3.3.2 Gruppenarbeit ................................................................................................................... 13
3.3.3 Elternarbeit/Familienarbeit ...............................................................................................134
3.3.4 Beschulung .......................................................................................................................135
3.3.5 Traumapädagogik……………………..………………………..…………………………………………..
135
3.3.6 Partizipation .....................................................................................................................136
4. Kooperationen und Vernetzung ..................................................................................... 18
5. Qualitätsentwicklung und -sicherung ........................................................................... 18
6. Kontakt ............................................................................................................................... 20
Stand: 23.08.2012
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CJD Jugenddorf Altensteig
Wohngruppe Drachenreiter
Präambel
Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. (CJD) ist ein Jugend-, Bildungsund Sozialwerk, das jungen und erwachsenen Menschen Ausbildung, Förderung und
Unterstützung in ihrer aktuellen Lebenssituation anbietet. Seine Anschauungen vom
Menschen, von der Welt und von der Geschichte haben ihre Grundlagen im
christlichen Glauben.
Demgemäß will das CJD für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und für die jungen
Menschen Stätte der Begegnung mit Jesus Christus sein. Das Leben in der
Gemeinschaft
des
ermöglichen,
zu
Jugenddorfes
seiner
vollen
soll
es
dem
Entfaltung
einzelnen
einer
jungen
Menschen
verantwortungsbewussten
Persönlichkeit und der in ihm anlegten Begabungen und Fähigkeiten zu kommen.
Jeder Mensch sucht seine Zukunft, er sucht seinen Lebensentwurf. Dabei lassen wir
den uns Anvertrauten nicht allein, sondern begleiten ihn. Ausgehend von der
biblischen Botschaft ist das CJD einerseits Anwalt der Schwachen und andererseits
aber auch der besonders Begabten. Wir wollen der unverwechselbaren Individualität
des Einzelnen zur Entfaltung helfen und allen entwicklungshemmenden Einflüssen
entgegenwirken.
Seit seiner Gründung 1947 arbeitet das CJD nach den Leitgedanken
„ Keiner darf verloren gehen“.
Insbesondere die Erziehung, Ausbildung und Fortbildung, die schulische Bildung,
die berufliche und medizinische Rehabilitation sowie die soziale Begleitung von
jungen Menschen und Erwachsenen nach christlichen und eigenen pädagogischen
Grundsätzen, die sich am Christlichen Menschenbild orientieren, ist Grundlage der
Arbeit des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschlands. Diese Angebote werden
ständig
auf
die
sich
verändernden
gesellschaftlichen
Anforderungen
und
Bedarfslagen der Menschen abgestimmt. So erhält jeder seine Chance für ein
gelingendes Leben.
Stand: 23.08.2012
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CJD Jugenddorf Altensteig
Wohngruppe Drachenreiter
1. Das CJD stellt sich vor
1.1 Das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands e.V.
Das CJD wurde 1947 auf Initiative des Pastors Arnold Dannenmann gegründet, um
den vom Krieg orientierungslos gewordenen jungen Menschen eine Chance zum
Neubeginn zu bieten. Seit seiner Gründung sucht das CJD nach immer neuen Wegen,
Menschen bei ihrem Lebensweg zu unterstützen und vor allem jungen Menschen
beim Übergang von der Schule in den Beruf Chancen zu eröffnen.
Heute bietet es jährlich 155.000 jungen und erwachsenen Menschen Orientierung
und Zukunftschancen. Sie werden von 9.500 Mitarbeitenden an über 150 Standorten
gefördert, begleitet und ausgebildet.
Zu den Angebotsbereichen des CJD gehören:

Berufliche Bildung, Berufliche Rehabilitation, Arbeitsmarktpolitik

Schulische Bildung und Förderung

Behindertenförderung

Integrationshilfen für Menschen mit Migrationshintergrund

Internationale Arbeit

Kinder- und Jugendhilfe

Medizinische Rehabilitation

Fort- und Weiterbildung
1.2 Das CJD Jugenddorf Altensteig
Gegründet wurde das Jugenddorf in Altensteig bereits 1957 als
Berufsbildungszentrum und Christophorus-Internat mit der Zielsetzung,
insbesondere benachteiligten ausländischen Jugendlichen einen guten Start ins
Leben zu ermöglichen. Seitdem hat sich das Angebotsspektrum im Jugenddorf
Altensteig wesentlich erweitert. Die angebotenen Maßnahmen sind in drei tragenden
Säulen verankert:

Aus- und Weiterbildung

Beschäftigung und Qualifizierung

Betreuung und Hilfe
Im Bereich Aus- und Weiterbildung sind Ausbildungsgänge in 23 anerkannten
Berufen angesiedelt aus den Bereichen Metall, Holz, Farbe, Küche & Hauswirtschaft,
Büro & Verkauf, Garten- und Landschaftsbau sowie Kosmetik und Körperpflege.
Ebenfalls zu diesem Bereich gehören Stütz- und Förderunterricht für Auszubildende,
Anpassungs- und Zusatzqualifikationen („Qualifizierungsbausteine“) sowie der
große Bereich der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen (BvB).
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CJD Jugenddorf Altensteig
Wohngruppe Drachenreiter
Außerdem bietet das CJD Jugenddorf Altensteig eine Abendrealschule,
„Vorqualifizierung Arbeit Beruf“ (VAB) und die Sonderberufsschule als staatlich
anerkannte Privatschulen an.
In der Säule „Beschäftigung und Qualifizierung“ unterstützt der CJD Personalservice
erstmals oder erneut den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt mit dem Instrument
„über Zeitarbeit zur festen Stelle“. Hierin eingeschlossen sind
Anpassungsqualifizierungen bei Bedarf, berufsspezifische Sprachkurse und
Bewerbungstraining.
Zum Bereich „Betreuung und Hilfe“ gehören die Mensa, die neben der Verköstigung
von Mitarbeitern, Teilnehmern und der Bevölkerung auch Teile der Ausbildung
integriert, der Internatsbereich, ein Kinderhort sowie der Jugendhilfebereich
Hoffnungsland mit seinen stationären und ambulanten Angeboten für psychisch
erkrankte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Ganzheitliche Förderung in allen Arbeitsbereichen bildet das Grundprinzip unseres
Handelns. Dies findet seinen Ausdruck in der Verankerung unserer Angebote auf der
Basis der vier Kernkompetenzen:
 Religionspädagogische Bildung
 Musische Bildung
 Politische Bildung
 Sport- und Gesundheitspädagogische Bildung
1.3 „Hoffnungsland“ – Hilfen für psychisch beeinträchtigte junge
Menschen
Das Hoffnungsland ist ein abgestuftes und differenziertes System von
Unterstützungsangeboten und wendet sich an Kinder, Jugendliche und junge
Erwachsene, die psychisch erkrankt sind, an einer seelischen Behinderung leiden
oder von seelischer Behinderung bedroht sind. Ziel unserer Arbeit ist es, junge
Menschen dahingehend zu fördern und zu unterstützen, eine möglichst weit
reichende Selbständigkeit und Kompetenz (wieder) zu erlangen und eine Teilhabe an
allen Lebensbereichen zu ermöglichen.
Unser Angebot versteht sich dabei als ein modulares System aufeinander
aufbauender Unterstützungsformen. Im Einzelnen sind dies zur Zeit:

Vollstationäre Wohngruppe Haus Haeften (8 Plätze intensiv betreut für junge
Menschen ab vierzehn Jahren)

Vollstationäre Wohngruppe Neuanfang (8 Plätze intensiv betreut ebenfalls für
junge Menschen ab vierzehn Jahren)

Vollstationäre Wohngruppe Drachenreiter (8 Plätze intensiv betreut für Kinder
ab zehn Jahren)
Stand: 23.08.2012
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CJD Jugenddorf Altensteig
Wohngruppe Drachenreiter

Betreutes Wohnen (ambulant) in individuellen Wohnformen
(Einzelwohnung/Wohngemeinschaften) mit einem auf die Erfordernisse des
Einzelnen abgestimmten Betreuungsschlüssel.
Als Einrichtung des CJD Jugenddorf Altensteig verfügt das Hoffnungsland über die
gesamte Angebotspalette eines starken und erfahrenen Berufsbildungszentrums,
welche auch als spätere Lebensperspektive für die Kinder von Interesse sein könnte.
Je nach individuellen Interessen, Fähigkeiten und Förderbedürfnissen können unsere
Jugendlichen einen Schulabschluss erwerben, oder eine Ausbildung im
beschützenden Rahmen des Jugenddorfes absolvieren. Ebenso sind berufspraktische
Erprobungen oder die Teilnahme an einer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme
möglich. Die jungen Menschen profitieren dabei von der langjährigen Erfahrung im
Jugenddorf genauso wie von den effektiven und informell geprägten
Kommunikationswegen.
1.4 Was bedeutet der Name „Drachenreiter“?
Der Drachenreiter ist ein Motiv aus der aktuellen Fantasy- und Jugendliteratur.
Er kommt zum Beispiel in der Eragon-Reihe von Christoph Paolini oder auch im
„Drachenreiter“ von Cornelia Funke vor. Letzteres handelt davon, dass eine Gruppe
friedfertiger Drachen in ihrer Heimat von Menschen bedroht sind und einen
Kundschafter losschicken, um einen Zufluchtsort zu suchen. Auf seinem Weg trifft
der Drache den Waisenjungen Ben, der sich ganz allein durchs Leben schlägt. Sie
machen sich gemeinsam auf die Reise, und Ben wird damit zum Drachenreiter. Sie
werden von einem riesigen drachenähnlichen Wesen verfolgt, der die letzten
Drachen fressen will. Schließlich finden sie nicht nur den Zufluchtsort, sondern
besiegen mit einer List sogar ihren Verfolger.
Dies ist nicht nur eine spannende Geschichte, sondern beschreibt auch die Situation,
in der sich viele junge Menschen befinden, die in ihrer Familie nicht das bekommen,
was sie brauchen, die vielleicht traumatisiert wurden oder aus anderen Gründen
psychisch erkrankt sind. Viele haben das Gefühl, dass in ihnen ein Drache
schlummert, den sie nicht kontrollieren können oder dass sie von einem äußeren
Drachen bedroht werden. Für sie ist es wichtig und heilsam, ihren Drachen zu
reiten, die Erfahrung zu machen, dass sie die Kontrolle haben. Vielleicht gibt es
dann sogar einen lieben Drachen, der ihr Verbündeter wird und sie reiten lässt.
Dann kann man es sogar schaffen, über Angreifer (Täter) zu triumphieren.
Auch das Motiv des Drachen-Zufluchtsortes, der ein absolut sicherer Ort ist, finden
wir sehr passend für unsere Wohngruppe.
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CJD Jugenddorf Altensteig
Wohngruppe Drachenreiter
2. Rahmenbedingungen der Wohngruppe „Drachenreiter“
2.1 Zielgruppe
Aufgenommen werden Kinder und Jugendliche ab 10 Jahren, die nach Abklingen
einer akuten psychischen Erkrankung und dem Aufenthalt in einer Kinder- und
Jugendpsychiatrie eine Maßnahme der Jugendhilfe zur Bewältigung ihres Alltags
benötigen. Im Sinne sozialräumlich naher Hilfen ist unser Haupteinzugsgebiet der
Landkreis Calw und die benachbarten Kreise. Aufgrund des vergleichsweise hohen
Spezialisierungsgrades unseres Angebotes nehmen wir jedoch auch bundesweit
junge Menschen auf, wenn ein entsprechend intensives Betreuungsangebot fachlich
angezeigt erscheint und in Wohnortnähe nicht zu realisieren ist.
Angelehnt an das Internationale Klassifikationsschema für psychische Störungen des
Kindes- und Jugendalters der WHO (ICD-10), nehmen wir junge Menschen mit
folgenden klinisch-psychiatrischen Störungsbildern auf:

Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
(F9x)

Schizophrenien und Schizoaffektive Störungen (F2x)

Affektive Störungen (F3x)

Angst- und Zwangsstörungen (F4x)

Persönlichkeits- und Persönlichkeitsentwicklungsstörungen (insbesondere
Borderlinestörung) (F6x)

Posttraumatische Belastungsstörung (F43x)

Asperger-Syndrom (F84.5)
Im Bereich der Psychosen, der Borderline- sowie der traumaassoziierten Störungen
verfügen wir über besondere Erfahrung und halten entsprechend spezialisierte
Angebote vor.
Insbesondere nehmen wir junge Menschen mit Migrationshintergrund in unserer
Einrichtung auf, da wir hier auf eine jahrelange Erfahrung und entsprechende
Kompetenzen zurückgreifen können.
Der angesprochene Personenkreis zeichnet sich dadurch aus, dass er sich in dem
Spannungsfeld zwischen psychischer Erkrankung auf der einen Seite und alterstypischem Reifungs- und Entwicklungsprozess auf der anderen Seite befindet.
Dieses Konzept berücksichtigt damit ausdrücklich, dass sich die jungen Menschen
auch in einer pubertätsbedingten Entwicklung und altersgemäßen Auseinandersetzung mit der eigenen Identität befinden.
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Wohngruppe Drachenreiter
Junge Menschen mit

Erheblicher dissozialer Problematik, insbesondere mit Fremdgefährdung,

akuter Suizidalität sowie

wenn eine Suchtproblematik im Vordergrund steht
können nicht in die Wohngruppe aufgenommen werden. Diese jungen Menschen
benötigen ein anderes pädagogisch-therapeutisches Setting.
2.2 Aufnahmevoraussetzungen
Folgende Voraussetzungen sind für eine Aufnahme in unser Angebot obligatorisch:

Die Kostenzusage durch einen öffentlichen Kostenträger (Jugendhilfe, in
Ausnahmen Sozialhilfe)

Die Übermittlung aussagekräftiger schriftlicher Unterlagen (Klinikberichte,
Sozialberichte, etc.)

Teilnahme an einem Informationsgespräch mit Psychologischem Fachdienst
und Pädagogen in der Einrichtung

Die Bereitschaft an unserem Angebot teilzunehmen (Unterzeichnung eines
Aufnahmevertrages)

Toleranz gegenüber dem christlichen Leitbild unserer Einrichtung
2.3 Rechtsgrundlagen
Die Unterbringung erfolgt nach §§ 27, 34, 35a des SGB VIII.
2.4 Personelle Ausstattung
Im Betreuungsdienst arbeiten Mitarbeiter verschiedener Professionen interdisziplinär
zusammen. Dazu können Dipl. Pädagogen, Sozialpädagogen, Heilpädagogen,
Erzieher und Heilerziehungspfleger gehören.
Die sozialpädagogische Arbeit wird ergänzt durch den Fachdienst mit DiplomPsychologen und Ergo- Kunst- und Arbeitstherapeuten.
Wöchentliche Teamsitzungen stellen den Informationsfluss zwischen Team und
Fachdienst sicher.
Neben regelmäßig stattfindenden Fall- und Teamsupervisionssitzungen nehmen alle
Mitarbeiter an internen wie externen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen teil.
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Wohngruppe Drachenreiter
Die medizinische Betreuung und Behandlung ist durch einen ortsansässigen
Facharzt für Psychiatrie sowie Allgemeinmediziner gewährleistet, zu denen enge
Beziehungen bestehen. Eine fachliche und therapeutische Begleitung ist
insbesondere auch durch die enge Kooperation mit der Kinder- und
Jugendpsychiatrie des Klinikum Nordschwarzwald und niedergelassene
Psychotherapeuten in räumlicher Nähe sicher gestellt.
Psychologischer Fachdienst
Die Angebote des psychologischen Fachdienstes unterstützen die kontinuierliche
Ausgestaltung, Umsetzung und Reflexion der Hilfe- und Erziehungsplanung und
dienen grundsätzlich der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen. Sie richten
sich zum einen an die Mitarbeiter und zum anderen an die jungen Menschen selbst.
Wie auch die pädagogische Arbeit richtet sich die psychologische Unterstützung am
aktuellen Bedarf des jungen Menschen aus. Jeder junge Mensch ist einem
Psychologen/einer Psychologin fest zugeteilt. Es werden regelmäßig psychologische
Einzelgespräche angeboten, die der Diagnostik, der Unterstützung der
pädagogischen Arbeit und gegebenenfalls der Krisenintervention dienen können. Als
individuelle Zusatzleistung können psychotherapeutische Einzelgespräche
angeboten werden, ebenso psychologische Beratung der Eltern.
Die Psychologen bieten auch psychoedukative Themenabende an sowie bei Bedarf
störungsspezifische Gruppen. Die Psychologen stehen den pädagogischen
Mitarbeitern beratend und unterstützend zur Seite. Sie nehmen an allen
Teamsitzungen und an allen Hilfeplangesprächen teil und bieten interne Schulungen
an.
Ergotherapie
Die Ergotherapie dient der Herstellung von Schulfähigkeit, Ausweitung der
Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit, der Aufrechterhaltung der Tagesstruktur,
dem Erwerb von alltagspraktischen Fertigkeiten und der Entdeckung von
Ressourcen.
2.5 Unterbringung und Versorgung
Die Wohngruppe ist im Haus Terwiel auf dem CJD Gelände angesiedelt.
Die jungen Menschen sind in Einzelzimmern untergebracht, die sowohl möbliert als
auch mit einem Waschbecken ausgestattet sind.
Die sanitären Anlagen teilen sich mehrere junge Menschen (nach Geschlechtern
getrennt). Zu der Wohngruppe gehören ein großes Wohnzimmer, ein Speiseraum,
ein Musikzimmer, eine Küche, ein Waschraum für Wäsche, ein Kreativraum und ein
gemütlicher Kuschelraum zum Zurückziehen (Drachenhöhle). Des Weiteren besteht
die Möglichkeit, einen gut ausgestatteten Bandraum zu nutzen.
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Wohngruppe Drachenreiter
Durch freundliche Farbgebung und eine altersentsprechende liebevolle Gestaltung
der Räumlichkeiten soll den jungen Menschen ein heiler, gemütlicher Ort geboten
werden.
Im Garten des Hauses gibt es Spielmöglichkeiten, die den Kinder Freiräume biete,
um ihrem Bewegungsdrang auszuleben und etwas erproben können.
In der nächsten Umgebung der Einrichtung befinden sich Schulen,
Einkaufsmöglichkeiten sowie Angebote zur Freizeitgestaltung (Sportstätten,
Gastronomie etc). Es befinden sich ausreichend ärztliche Versorgungseinrichtungen
vor Ort. Auch Fachkliniken sind gut erreichbar. Es existiert eine gute
Verkehrsanbindung aus der Region Nordschwarzwald und aus dem Großraum
Stuttgart.
3. Pädagogisches Konzept
3.1 Pädagogische Grundhaltungen
Grundlage unserer pädagogischen Arbeit ist eine ganzheitliche Sichtweise des
Individuums innerhalb seines gesellschaftlichen Kontextes, deshalb stehen im
Mittelpunkt unseres Ansatzes alle Bezüge, die die Lebenswelt der junge Menschen
ausmachen, die ihre Persönlichkeitsentwicklung und auch die momentane Situation
beeinflussen.
Als Voraussetzung für eine befriedigende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
sehen wir neben dem Erwerb von Normen und Werten auch die Interaktionskompetenz des jungen Menschen mit dieser, d.h. die Fähigkeit, in angemessener
Form Bedürfnisse zu äußern und Forderungen zu stellen.
In der stationären Jugendhilfe müssen wir davon ausgehen, dass der überwiegende
Teil der Kinder und Jugendlichen traumatisierende Erfahrungen gemacht hat. Einige
junge Menschen haben nicht nur ein einzelnes Trauma erlebt, sondern waren
sequentieller Traumatisierung ausgesetzt. Dies können z.B. Gewalt- oder
Missbrauchserfahrungen oder auch emotionale oder körperliche Vernachlässigung
sein. Dies hat immense Auswirkungen auf die psychosoziale Entwicklung und
Beziehungsgestaltung der Betroffenen. Aus diesem Grund orientieren wir uns in
unserer Arbeit an den Grundhaltungen der Traumapädagogik beziehungsweise der
Pädagogik des sicheren Ortes. Es soll ein Milieu geschaffen werden, in dem die
jungen Menschen neue, heilsame Erfahrungen machen können.
(Weiteres unter 3.3.5 Traumapädagogik)
Stand: 23.08.2012
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Wohngruppe Drachenreiter
Da wir uns an den Grundannahmen der Dialektisch-Behavioralen-Therapie (DBT)
nach Linehan orientieren, spielt sowohl im Umgang mit den jungen Menschen als
auch innerhalb des Teams das Konzept der Dialektik eine grundlegende Rolle.
Dialektik bedeutet hier, dass wir Menschen uns im Spannungsfeld gegensätzlicher
Pole befinden, die ausbalanciert werden müssen. Zum Beispiel muss eine Balance
von wertschätzender Akzeptanz und der Notwendigkeit von Veränderung hergestellt
werden. Wir passen dabei die Methoden der DBT an die besondere Situation und den
Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen an.
Junge Menschen zu erziehen, heißt für uns, das Vermitteln von sozialen
Kompetenzen. Um sozial in einer Gesellschaft integriert zu sein, muss man in der
Lage sein, mit seinem Nächsten in adäquater Form in Beziehung zu treten.
Um den jungen Menschen ein Modell für gelebte zwischenmenschliche Beziehungen
zu bieten, ist unser Umgang mit ihnen beziehungsorientiert.
Um dem jungen Menschen das Führen einer gesunden Beziehung zu ermöglichen,
arbeiten wir nach dem Bezugsbetreuersystem (weiteres unter Punkt 3.3.1 Bezugsbetreuersystem). Am Beispiel dieses Beziehungsmodells erhält der junge Mensch die
Möglichkeit, neue Beziehungsmuster zu erleben und diese einzuüben. Wichtig ist
dabei eine festhaltende Pädagogik, d.h. der junge Mensch erfährt, dass auch bei
Fehlverhalten kein Beziehungsabbruch von Seiten des Betreuers stattfindet („…und
ich mag dich trotzdem“).
Auf der Grundlage dieses stabilen Rahmens erlernt der junge Mensch soziale
Kompetenz, verschiedene Formen von zwischenmenschlichen Kontakten, das Führen
von Gesprächen und das Eingliedern in eine soziale Gruppe.
Unser Umgang mit dem jungen Menschen ist ressourcenorientiert. Das heißt, wir
setzen an seinen Stärken und Interessen an und unterstützen ihn dabei, diese
auszubauen.
Es gibt Verhaltensweisen, die auf den ersten Blick störend wirken, welche aber durch
die Verschiebung in einen anderen Kontext oder durch positives Umdeuten eine
Ressource beinhalten.
Jedes berufliche Handeln unserer Pädagogen, ist pädagogisches Handeln. Selbst
Tätigkeiten, die nur indirekt mit dem jungen Menschen zu tun haben, sind durch
ihre Vorbildfunktion pädagogische Handlungen und haben Einfluss auf den jungen
Menschen.
Im Sinne der bereits erwähnten ganzheitlichen Sichtweise berücksichtigen wir nicht
nur den kognitiv-intellektuellen Aspekt, sondern gehen auch auf das Zusammenspiel von körperlichen und affektiven Aspekten ein, d.h. unsere Pädagogik
berücksichtigt die körperliche, geistige und seelische Entwicklung des jungen
Stand: 23.08.2012
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Wohngruppe Drachenreiter
Menschen und bezieht seine Persönlichkeit und Lebens- bzw. Erfahrungswelt mit
ein. Dabei ist die Entwicklung eines Menschen für uns ein ganzheitlicher
Reifungsprozess im Zusammenspiel von Sinneswahrnehmungen, Denkleistungen,
Bewegungsabläufen und Gefühlen.
Erweiternd dazu betrachten wir auch den Hintergrund des jungen Menschen, d.h. er
hat eine eigene Biographie, welche sich aus seinen bisherigen Erfahrungen in seiner
Herkunftsfamilie und seinem persönlichen sozialen Umfeld zusammensetzt.
Auf der Grundlage der deutschen Verfassung, ist unser Verhältnis den jungen
Menschen gegenüber und das Zusammenleben der jungen Menschen grundlegend
demokratisch. In möglichst vielen Bereichen werden sie in Entscheidungsprozesse
einbezogen und eine mehrheitsbestimmte Beschlussfindung gefördert. Somit ist
altersentsprechende Partizipation der jungen Menschen in den Wohngruppen für
uns ein grundlegendes Element. Dies wird zum Beispiel in der Funktion des
Gruppensprechers deutlich.
Ein weiterer Aspekt ist die Institutionalisierung eines geregelten Beschwerdeverfahrens. Das Ziel des Beschwerdemanagements ist, dem jungen Menschen
einerseits eine bessere Berücksichtigung seiner Bedürfnisse und Interessen zu
ermöglichen und andererseits Selbstwirksamkeit zu erfahren und Wertschätzung
seiner Belange erlebbar zu gestalten (weiteres unter Punkt 3.3.6 Partizipation).
3.2 Ziele
Mit Blick auf die zu betreuenden Kinder und Jugendlichen sind beispielhaft folgende
pädagogischen Inhalte zu nennen:

Förderung der individuellen Resilienz, aus diesem Grunde Stärkung bereits
vorhandener Ressourcen, Aufspüren, Freilegen verschütteter Ressourcen und
Entwicklung neuer Fähigkeiten und Kräfte

Entwicklung eines Verständnisses der individuellen Biografie mit ihren
Traumata und Konflikten einerseits und den existierenden Fähigkeiten und
Ressourcen andererseits

Psychische Stabilisierung der jungen Menschen in einem klar strukturierten
Rahmen

Unterstützung beim Aufbau von Beziehungsfähigkeit

Stärkung der inneren Sicherheit

Förderung eines positiven Zugangs zum eigenen Körper

Förderung grundlegender personaler und sozialer Kompetenzen

Steigerung der lebenspraktischen Kompetenzen und der Fähigkeiten zur
sinnvollen Freizeitgestaltung
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Wohngruppe Drachenreiter

klare Strukturen im Alltagsleben, um Stabilität, Sicherheit und Orientierung zu
schaffen
Vor dem Hintergrund, dass jeder Mensch in seinem Verhalten und Erleben einmalig
ist, bedarf es einer individuellen Erziehungsplanung, die folglich individuelle
Entwicklungsziele hervorbringt. Dabei stehen die im Hilfeplan gemeinsam
erarbeiteten Ziele im Vordergrund.
3.3 Die Gestaltung von Hilfeverläufen
Auf der Grundlage des Hilfeplanverfahrens (§ 36 SGB VIII) werden die Hilfeverläufe
nach individuellen Erziehungsplänen anhand vorhandener Ressourcen, Fähigkeiten
und Fertigkeiten erstellt.
3.3.1 Bezugsbetreuersystem
Dem Bezugsbetreuer obliegt die Aufgabe, sich einem bestimmten jungen Menschen
intensiver zu widmen.
Er koordiniert die Hilfemaßnahme des jungen Menschen. Dabei ist er dafür
zuständig, alle notwendigen administrativen Belange des jungen Menschen zu
koordinieren, sich um seine psychosozialen Befindlichkeiten zu kümmern und somit
eine engere Beziehung zu ihm aufzubauen und mit ihm Ziele der Hilfemaßnahme zu
entwickeln und voranzutreiben.
Eine intensive Beziehungsarbeit sieht vor, dass Beziehungen zugelassen werden,
und diese erlebbar- und erfahrbar gemacht werden. Dies beinhaltet das Prinzip des
unbedingten Akzeptierens, des Nachgehens und Verstehens, aber auch des
Konfrontierens. Hier ist es von großer Wichtigkeit, die Biographie des jungen
Menschen zu kennen, Entwicklungs- und Veränderungsprozesse in Gang zu
bringen, und das Familiensystem in den pädagogischen Prozess mit einzubeziehen.
3.3.2 Gruppenarbeit
Resultierend aus Prozessen der Gruppendynamik ist das Erkennen und Steuern des
Gruppenprozesses unabdingbar.
Die Gruppe bietet dem jungen Menschen die Möglichkeit, Normen und Werte
exemplarisch für eine gelingende Integration in die Gesellschaft einzuüben.
Über die Gruppe erfährt der junge Mensch eine Kontrolle und Bewertung seines
Verhaltens, was entscheidend für die Ausbildung eines realistischen Selbstbildes
und den Erwerb sozialer Kompetenz ist. Dabei können die Gruppengespräche dem
Heranwachsenden als Instrumentarium zur Entscheidungsfindungen dienen und zu
Konfliktlösungen beitragen.
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Wohngruppe Drachenreiter
Strukturierung der Gruppe
Die Übergabe von Verantwortlichkeiten an unsere Bewohner hat das Ziel, die jungen
Menschen in die Gruppenabläufe zu integrieren und eine Identifizierung mit der
Gemeinschaft zu erreichen.
Dies erlangen wir z.B. durch die Wahl eines Gruppensprechers (Just-Community)
und einen Mentor für neu aufgenommene Kinder und Jugendliche.
Durch die aufeinander individuell abgestimmten Elemente entsteht innerhalb der
Gruppe ein positives helfendes Milieu, das das Einzelne Kind für seine
Persönlichkeits- und seine Lebensentwicklung nutzen kann.
Mit Gruppenunternehmungen stärken wir das „Wir-Gefühl“ der Gruppe. Aus diesem
Grund werden regelmäßig an Wochenenden Freizeitpädagogische Angebote
durchgeführt. Des Weiteren findet einmal im Jahr eine einwöchige Gruppenfreizeit
statt.
3.3.3 Elternarbeit/Familienarbeit
Wir versuchen, die Eltern oder Elternteile unserer Kinder und Jugendlichen so weit
wie möglich in den Hilfeverlauf mit einzubeziehen. Dies gilt mit viel
Fingerspitzengefühl auch dann, wenn das Sorgerecht entzogen oder eingeschränkt
wurde und die Unterbringung des Kindes gegen den Willen der Eltern erfolgen
musste. Oberste Priorität hat dabei jedoch stets das Wohlergehen und die Sicherheit
des jungen Menschen.
Ziel unserer Elternarbeit ist es, eine gute und förderliche Zusammenarbeit zu
erlangen, um Loyalitätskonflikte möglichst gering zu halten, die eine positive
Veränderung oder Entwicklung des Kindes und Jugendlichen erschweren.
Die PädagogInnen der Wohngruppe planen gemeinsam mit den Kindern,
Jugendlichen und Eltern die Besuchskontakte. Ziel ist es, eine gute, einfühlsame
Zusammenarbeit mit den Eltern zu entwickeln, um die ggf. geplante Rückkehr in die
Herkunftsfamilie zu fördern.
Eltern- bzw. Familienarbeit findet mit leiblichen Eltern, Pflegeeltern, Adoptiveltern,
Großeltern und anderen für den jungen Menschen wichtigen Bezugspersonen
statt.
Sie hilft den Eltern, die Erziehungsverantwortung zu übernehmen, Hilflosigkeit zu
bewältigen, Unterstützung zu erfahren, Notlagen durchzustehen, Lebensumstände
zu ordnen, kulturelle Gegensätze auszuhalten und vieles mehr.
Dabei kann Elternarbeit eine Rückführung des jungen Menschen in die
Herkunftsfamilie zum Ziel haben. Bei ausländischen Eltern kann Elternarbeit auch
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Wohngruppe Drachenreiter
der Verständigung und dem Ausbalancieren unterschiedlicher kultureller Werte
dienen, mit denen die Familienmitglieder leben und die sie aushalten müssen.
Elterngespräche können auch dazu beitragen, dass dysfunktionale
Kommunikationsmuster erkannt werden, schwelende und ausgebrochene Konflikte
wahrgenommen und gegebenenfalls nach Lösungsmöglichkeiten für alle Beteiligten
gesucht werden.
Hierbei wird versucht, die vorhandenen Stärken, über welche die Familienmitglieder
verfügen, wieder zu mobilisieren und Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten.
Elternarbeit richtet sich in Form und Intensität nach dem Einzelfall. Im Hilfeplan
werden die gewählte Form, der Inhalt und das Ziel der Elternarbeit festgelegt.
Dabei können intensive Formen der Elternarbeit vereinbart werden oder auch
niederschwellige Kontaktangebote gemacht werden.
Es gibt verschiedene Gründe, welche die Elternarbeit verbieten oder unmöglich
machen. In solchen Fällen unterstützen und helfen wir dem jungen Menschen, seine
familiäre Situation zu verstehen und anzunehmen.
3.3.4 Beschulung
Alle Schularten stehen in der näheren Umgebung zur Verfügung und sind zu Fuß
oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen.
Bei entsprechenden Voraussetzungen kann die Beschulung in unserer einrichtungsinternen Schule (mit der Möglichkeit des qualifizierenden Hauptschulabschlusses oder der Mittleren Reife) angeboten werden. Bei Beschulung in unserer
Schule ist der regelmäßige fachliche Austausch für den schulischen Bereich durch
regelmäßige Einzelfallbesprechungen der zuständigen Fachkräfte gewährleistet. Mit
externen Schulen werden die Kooperation und der fallbezogene Austausch
regelmäßig gepflegt.
3.3.5 Traumapädagogik
Da eine Traumatisierung grundsätzlich mit einem Fehlen der Kontrolle über sich, die
Situation, das eigene Leben einhergeht, wird dieses Bedürfnis nach Kontrolle in der
Traumapädagogik besonders gewürdigt. Aus diesem Grund wird sowohl ein äußerer,
als auch ein innerer sicherer Ort für die jungen Menschen geschaffen. Der äußere
sichere Ort wird durch abschließbare Einzelzimmer und die Regelung geschaffen,
dass die Bewohner nicht unangemeldeten Besuchern auf der Gruppe ausgesetzt sein
sollen. Die Räumlichkeiten sind so gestaltet, dass die Bewohner zwar Schlüssel für
die Außen- und Zwischentüren haben, von außen aber niemand unkontrolliert
Zutritt hat. Der innere sichere Ort wird gefördert, indem den jungen Menschen
grundsätzlich mit Wertschätzung begegnet wird. Es wird nicht bei
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Wohngruppe Drachenreiter
Regelverletzungen sofort die Maßnahme in Frage gestellt, sondern wir gehen davon
aus, dass viele Verhaltensweisen Überlebensstrategien sind, die ihren guten Grund
haben. Erst an einem sicheren Ort können alternative Verhaltensweisen ausprobiert
werden. Für einen sicheren Ort sind außerdem Transparenz und Partizipation
besonders wichtig. Unsere Umsetzung der Partizipation wird weiter unten
ausführlich beschrieben. Transparenz wird u.a. geschaffen, indem alle
Hilfeplangespräche mit den jungen Menschen vorbesprochen werden, alle Berichte
gemeinsam gelesen und erklärt werden. Auch Elterngespräche finden nur mit
Wissen der jungen Menschen statt, diese Gespräche werden mit ihnen vor- und
nachbesprochen. Alle Entscheidungen werden so getroffen, dass der junge Mensch
möglichst weit mit einbezogen wird. Gespräche mit uns bekannten Tätern finden in
der Einrichtung nicht statt, bzw. nur in Ausnahmefällen im Rahmen eines gut
betreuten therapeutischen Prozesses.
Unser Bezugsbetreuer- und Bezugspsychologensystem dient dazu, die Erfahrung
einer tragfähigen, sicheren Beziehung zu machen. Um den traumatisierten jungen
Menschen die Möglichkeit zu geben, neue Erfahrungen zu machen und neue
Verhaltensweisen im Sinne einer Resilienz aufzubauen, bieten die Bezugsbetreuer
regelmäßig Resilienzstunden an.
Alle Mitarbeiter der Gruppe werden regelmäßig traumapädagogisch geschult, und
die Einrichtung steht im Austausch mit anderen traumapädagogisch arbeitenden
Wohngruppen.
3.3.6 Partizipation
Wie bereits dargestellt wurde, ist angemessene Partizipation ein grundlegendes
Element der Traumapädagogik. Durch Partizipation des jungen Menschen im
Gruppengeschehen wird die unmittelbare Übernahme von Verantwortung
ermöglicht. Partizipation fördert seine Persönlichkeitsentwicklung, unterstützt die
Entwicklung sozialer Fähigkeiten und steigert sein Verantwortungsgefühl. Dabei
wird Demokratie als Lebensform eingeübt und die Bearbeitung von
Problemstellungen sowie die Suche nach Lösungen erlernt. Durch Partizipation
erhalten Menschen mit traumatischen Erfahrungen das Gefühl der Kontrolle über ihr
Leben zurück.
Ziele sind:

Stärkung der Demokratiefähigkeit und Vermittlung demokratischer
Erfahrungen

Förderung von Identitätsfindungsprozessen

Wecken von Interesse an seiner Umwelt
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
Wecken von Motivation zum Engagement eigener Belange

Zunehmende Entwicklung vom der Eigenverantwortung

Entgegenwirken sozialer Ausgrenzungsprozessen

Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Kontrolle

Erlernen von Toleranz- und Kompromissfähigkeit
Bereiche der Partizipation:

Durchführung von Gruppenabenden, d.h. die jungen Menschen bringen hier
ihre eigenen Themen ein und Beschlüsse werden demokratisch getroffen.
Mögliche Inhalte des Gruppenabends
- Allgemeine aktuelle Stimmungslagen in der Gruppe aufgreifen
- Erzählen und Reflektieren von Erlebtem
- Beteiligung der jungen Menschen bei Absprachen und Gruppenregeln
- Beteiligung der Gruppe an der Wochenplanung
- Beteiligung der jungen Menschen an der Gestaltung des Speiseplans
- Beteiligung der Gruppe bei der Wochenendgestaltung
- Beteiligung der Gruppe bei der Planung und Durchführung der
Gruppenfreizeit
- Änderungsvorschläge aufnehmen und beraten

Wahl eines Gruppensprechers
Aufgaben des Gruppensprechers
- Interessenvertretung aller Gruppenbewohner
- Vermittlung von Absprachen unter den Gruppenbewohnern an die
Betreuer
- Mitgestaltung und Planung von Festen etc.
- regelmäßige Sitzungen für alle Gruppensprecher
- Beschwerden der Gruppenbewohner aufnehmen und weiterleiten

Partizipation der jungen Menschen bei der Auswahl und altersgemäße
Beteiligung an der Durchführung von Themenabenden

Mentor für neue Gruppenmitglieder
Aufgaben des Mentors
-
Dem neuen Mitbewohner die Abläufen des Alltags zeigen
-
Ansprechpartner für ihn bei aufkommenden Fragen sein
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Zur Partizipation gehört auch das Durchführen eines organisierten Beschwerdemanagements. Die Beschwerden der jungen Menschen werden grundsätzlich ernst
genommen, und es wird darauf zeitnah reagiert.
Ziel des Beschwerdemanagements ist die Wiederherstellung der Zufriedenheit des
jungen Menschen, das Minimieren von negativen Auswirkungen und das Erhalten
von Hinweisen auf Unternehmensdefizite, die somit in der Einrichtung erkannt und
bearbeitet werden können.
Der junge Mensch sieht sich dabei selbst im Mittelpunkt der Abläufe der
Wohngruppe. Dies stärkt sein Selbstbewusstsein und fördert seine Identitätsfindung.
Dabei lernt der junge Mensch, seine Anliegen in angebrachter Form vorzutragen,
diese zu verhandeln und Kompromisse einzugehen.
Durchführung des Beschwerdemanagements

Schaffung eines Klimas von Vertrauen und Achtung, in der Kritik als
Lernmöglichkeit erwünscht ist

Vermittlung von Beschwerden über den Gruppensprecher

Kritikrunden am Gruppenabend

Beschwerdebriefkasten (den Schlüssel hat der Gruppensprecher)
4. Kooperationen und Vernetzung
Zu unseren wichtigsten Kooperationspartnern gehören Kinder- und Jugendpsychiatrische Kliniken, Jugendämter und die Agenturen für Arbeit, niedergelassene Ärzte,
Beratungsstellen und Schulen.
Unser Ziel ist es, die uns anvertrauten jungen Menschen vor Ausgrenzung zu
schützen und sie in unsere Gesellschaft zu integrieren. Deswegen engagieren wir
uns ebenso im Jugendhilfeverbund der CJD Jugenddörfer in Süddeutschland, in der
Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft für Kinder und Jugendliche im Landkreis Calw
(PSAG KiJu) wie auch in weiteren Gremien und Fachverbänden. Kontakte zu den
politischen Entscheidungsträgern auf lokaler Ebene sind für uns ebenso bedeutsam
wie auch der Austausch mit anderen Einrichtungen der Jugendhilfe.
5. Qualitätsentwicklung und –sicherung
Das CJD Jugenddorf Altensteig arbeitet mit dem Qualitätsmanagementsystem nach
DIN ISO 9001:2008 ff und ist eingebunden in die Qualitätsentwicklungen des
Gesamtträgers. Qualitätsmanagement bedeutet die ständige Evaluation der eigenen
Arbeit und eine ständige Weiterentwicklung der Inhalte und Abläufe. Unser Ziel ist,
adäquat und zeitnah auf sich verändernde Anforderungen zu reagieren. Auf der
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Grundlage der vom CJD entwickelten Verfahren zur Qualitätsentwicklung und sicherung werden die Ziele der pädagogischen Arbeit bestimmt und das Handeln,
die Strukturen und alle Prozesse im Alltag der Einrichtung reflektiert und regelmäßig
überprüft. Das QMS regelt verbindlich die Handlungsanweisungen für unsere
Mitarbeitenden. Jeder Mitarbeitende des CJD Jugenddorf Altensteig ist angehalten,
die für seinen Tätigkeitsbereich geltenden Regeln einzuhalten und aktiv an der
Verbesserung des Systems mitzuarbeiten.
Hauptverantwortlich für das QMS sowie die Umsetzung der darin festgeschriebenen
Qualitätsgrundsätze und Qualitätsziele ist die Jugenddorfleitung. Für Planung,
Überwachung und Aktualisierung des QMS ist ein Qualitätsmanagementbeauftragte/r (QMB) bestellt.
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6. Kontakt
CJD Jugenddorf Altensteig
Jugenddorfleitung Frau Ohnweiler
Überberger Weg 37
72213 Altensteig
Tel.: 07453 9386-0
Fax 07453 9386-22
www.cjd-altensteig.de
Pädagogische Leitung
Frau Dürr
Tel.: 07453 9386-84
Diensthandy: 0151 406394-36
Fax 07453 9386-89
[email protected]
Psychologischer Fachdienst
Herr Sörgel
Tel.: 07453 9105-69
Diensthandy : 0151 406394-34
[email protected]
Psychologischer Fachdienst
Frau Kappler
Tel.: 07453 99386-82
Diensthandy: 0151 406394-35
[email protected]
Gruppenleitung Wohngruppe Drachenreiter
Frau Friedrich
Tel.: 07453 9386 -86
Diensthandy: 0151 406394-33
[email protected]
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