Stochastik Skript/Übungsaufgaben A. Darre Mathematik – Leistungskurs Zufallsgrößen und ihre Charakteristiken 1. Diskrete Zufallsgrößen 1.1 Diskrete Gleichverteilung a) Definition Eine diskrete Zufallsgröße X, die die Werte x1, x2, ..., xn annehmen kann, heißt gleichmäßig verteilt, wenn pk = P(X = xk) = 1 gilt. n b) Graphische Darstellung P(x = k) 1 n x1 x2 x3 c) Kenngrößen Erwartungswert: x4 ... xn-1 x xn E(X) = 1 (x1 + x2 + ... + xn) = 1 Σn xk n Varianz: n V(X) = E(X ) – [E(X)] = 2 2 1 n k+1 n Σ xk2 - 1 Σ xk n k+1 n 2 k+1 d) Beispiel Das einmalige Werfen einer Münze. Betrachtet werde die Zufallsgröße X: 1, wird Zahl geworfen X= 0, wird Wappen geworfen. Die Münze sei eine Ideale LAPLACE-Münze, so ist X auf den Werten 1 und 0 gleichmäßig verteilt. D.h. es gilt P(X = 1) = P(X = 0) = 0,5. 1.2 Binomialverteilung A. Darre Mathematik – Leistungskurs Stochastik Skript/Übungsaufgaben a) Definition Eine Zufallsgröße X, die die Werte 0, 1, 2, ..., n annehmen kann, heißt binomialverteilt mit den Parametern n und p, wenn gilt: n pk = P(X = xk) = k pk (1 – p)n-k k = 0, 1, 2, ..., n p sei Teilwahrscheinlichkeit: 0< p < 1 b) Kenngrößen Erwartungswert: Varianz: E(X) = n p V(X) = n p (1 – p) c) Beispiel Eine LAPLACE-Münze wird 9-mal geworfen. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeitsverteilung P(X = k) und die Kenngrößen (Erwartungswert und Varianz). geg.: n=9 p = 0,5 Verteilungsfunktion: Graphische Darstellung k P(X = k) 0 0,0020 1 0,0176 2 0,0703 3 0,1641 4 0,2461 5 0,2461 6 0,1641 7 0,0703 8 9 0,0176 0,0020 0,3 0,25 0,2 P(X = k) Wertetabelle: 0,5k (1 – 0,5)n – k P(X = k) = 0,15 0,1 0,05 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 k Kenngrößen: E(X) = 9 0,5 = 4,5 V(X) = 9 0,5 (1 – 0,5) = 2,25 1.3 Hypergeometrische Verteilung a) Definition Es seien N, M und n natürliche Zahlen mit M < N und n < N. Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 2 10 A. Darre Mathematik – Leistungskurs Stochastik Skript/Übungsaufgaben Eine Zufallsgröße X, deren Werte die natürlichen Zahlen k sind, für die k ≤ n, k ≤ M, n – k ≤ N – M gilt, heißt hypergeometrisch verteilt, wenn gilt: P(X = k) = M k N–M n–k N n Typische Situation: Ein Warenposten umfasst N Teile, unter denen sich M Ausschussteile befinden. Dem Warenposten werden nacheinander und ohne Zurücklegen n (n < N) Teile entnommen. b) Beispiel Es sei N = 100, M = 5, n = 10. Wir interessieren uns für die Wahrscheinlichkeit dafür, dass in einer ohne Zurücklegen gewonnenen Stichprobe vom Umfang 10 genau ein Ausschussteil enthalten ist, d.h. für P(X = 1). Es gilt 5 100 – 5 P(X = 1) = 1 10 – 1 100 10 = 0,34 c) Kenngrößen Erwartungswert: E(X) = n M N Varianz: =np N–n V(X) = n p (1 – p) N–1 d) Bemerkung Für n << N kann man die Einzelwahrscheinlichkeiten der hypergeometrischen Verteilung durch die entsprechenden Einzelwahrscheinlichkeiten einer Binomialverteilung ersetzen, ohne damit einen allzu großen Fehler zu begehen. Es gilt: lim N M M p= = const. N M k N–M n–k N n 2. Stetige Zufallsgrößen 2.1 Definitionen und Kenngrößen (aus: Maibaum, Gert, 1989: Wahrscheinlichkeitsrechnung. Berlin (Ost). 160f.) Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 3 A. Darre Mathematik – Leistungskurs Stochastik Skript/Übungsaufgaben Erwartungswert: Es sei X eine stetige Zufallsgröße mit der Wahrscheinlichkeitsdichte f. Dann heißt die mit E(X) bezeichnete und durch E(X) = -∫ x f(x) dx Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 4 A. Darre Mathematik – Leistungskurs Stochastik Skript/Übungsaufgaben definierte Zahl Erwartungswert der Zufallsgröße X. Varianz und Standardabweichung: Es sei X eine stetige Zufallsgröße mit der Wahrscheinlichkeitsdichte f. Dann heißt die mit V(X) bezeichnete und durch V(X) = -∫ (x – E(X))dx definierte Zahl Varianz der Zufallsgröße X. Es gelte ferner: V(X) = σ2. σ bezeichne die Standardabweichung der Zufallsgröße X. 2.2 Stetige Gleichverteilung a) Definition Eine stetige Zufallsgröße heißt gleichmäßig verteilt über dem Intervall [a, b], a < b, wenn die Wahrscheinlichkeitsdichte f dieser Zufallsgröße die folgende Form hat: 0 1 b–a f(x) = 0 für x < a für a ≤ x ≤ b für x > b Für die Verteilungsfunktion F einer stetigen Gleichverteilung gilt: 0 x-a b–a F(x) = 1 für x < a für a ≤ x ≤ b für x > b b) Kenngrößen Erwartungswert: E(X) = a + b Varianz: V(X) = 2 (b – a)2 12 c) Beispiel Eine Dame sagt, dass sie zwischen 8 und 9 Uhr an einem bestimmten Ort käme; genauere Angaben hinsichtlich ihrer Ankunftszeit könne sie aber nicht machen. Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 5 A. Darre Mathematik – Leistungskurs Stochastik Skript/Übungsaufgaben Wir bezeichnen mit X die Zeit (als stetige Zufallsgröße), die nach 8 Uhr bis zur Ankunft der Dame vergeht. Es sei X über dem Intervall [0; 1] gleichmäßig verteilt. Für die Wahrscheinlichkeitsdichte f gilt: 0 für x < 0 f(x) = 1 für 0 ≤ x ≤ 1 0 für x > 1 Damit ergibt sich z.B. als Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Dame zwischen 8.03 Uhr und 8.23 Uhr eintrifft, d.h. dafür, dass X ≥ 3/60 und X ≤ 23/60 gilt, P(3/60 ≤ X ≤ 23/60) = F(23/60) – F(3/60) = 23/60 – 3/60 = 20/60 = 1/3 . 2.3 Normalverteilung a) Definition Eine stetige Zufallsgröße X heißt normalverteilt mit den Parametern µ und σ2 bzw. N(µ, σ2)-verteilt (µ, σ R; σ > 0), wenn die Wahrscheinlichkeitsdichte f von X folgende Form hat: f(x) = (aus: Maibaum, Gert, 1989: Wahrscheinlichkeitsrechnung. Berlin (Ost).) b) Kenngrößen Erwartungswert: E(X) = µ Varianz: V(X) = σ2 c) Verteilungsfunktion Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 6 A. Darre Mathematik – Leistungskurs Stochastik Skript/Übungsaufgaben d) Berechnung der Wahrscheinlichkeit Es gilt: (1) Φ(x; µ, σ2) = Φ( x – µ ) σ (2) P( x – µ ) = Φ(x) σ (3) Φ(-x) = 1 – Φ(x) (4) speziell gilt: e) Beispiel 3. Gesetz der großen Zahlen ( Skript „Gesetz der großen Zahlen“) 4. Übungsaufgaben Aufgabe 1 Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 7 A. Darre Mathematik – Leistungskurs Stochastik Skript/Übungsaufgaben Es sei A ein zufälliges Ereignis, das im Rahmen eines bestimmten zufälligen Versuches Die Wahrscheinlichkeit P(A)=P hat. Wir wiederholen diesen Versuch n-mal unabhängig voneinander und bezeichnen mit X bzw. Y die zugfällige Anzahl der Erfolge (Erfolg= Eintreten des Ereignisses A) bzw. Misserfolge in diesen n Versuchen. a) Welche Verteilungen besitzen die Zufallsgrößen X und Y? b) Man zeige, dass E(X)+E(Y)=n und V(X)=V(Y) gilt c) Man berechne die Wahrscheinlichkeit dafür, dass das Ereignis A in diesen n Versuchen mindestens einmal eintritt. Aufgabe 2 Es werden Familien mit vier Kindern betrachtet. Wir nehmen an, dass Jungen- und Mädchengeburten unabhängig voneinander und gleichwahrscheinlich sind. Mit X bezeichnen wir die zufällige Anzahl der Jungen in einer Familie mit vier Kindern. Man berechne die Wahrscheinlichkeit dafür, dass a) zwei Jungen und zwei Mädchen, b) drei Jungen und ein Mädchen, c) vier Jungen geboren werden, indem man die entsprechenden Ereignisse mittels der Zufallsgröße X formuliert und deren Verteilung verwendet. Aufgabe 3 Unter zehn Losen befinden sich zwei Gewinnlose. Es werden auf einmal fünf Lose zufällig gezogen. Man berechne unter Verwendung der hypergeometrischen Verteilung die Wahrscheinlichkeiten der folgenden Ereignisse: A ... Unter den gezogenen Losen befindet sich genau ein Gewinnlos. B ... Unter den gezogenen Losen befinden sich beide Gewinnlose. C ... Unter den gezogenen Losen befindet sich mindestens ein Gewinnlos. Aufgabe 4 Aufgabe 5 (Hausaufgabe) Eine Maschine produziert 20% Ausschussbleistifte. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass von vier der laufenden Produktion zufällig entnommenen Bleistiften a) kein Bleistift, b) ein Bleistift, c) höchsten zwei Bleistifte Ausschuss sind? Aufgabe 6 (Hausaufgabe) 5. Tafeln 5.1 Binomialverteilung (aus: Maibaum, Gert, 1989: Wahrscheinlichkeitsrechnung. Berlin (Ost).) Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 8 A. Darre Mathematik – Leistungskurs 5.2 Stochastik Skript/Übungsaufgaben Normalverteilung (aus: Maibaum, Gert, 1989: Wahrscheinlichkeitsrechnung. Berlin (Ost).) Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Seite 9 A. Darre Mathematik – Leistungskurs Zufallsgroßen und ihre Charakteristiken Stochastik Skript/Übungsaufgaben Seite 10