Martina STEINER: interkulturelle Kommunikation VO2 01-04-08 Auch: die Anthropologie der Kommunikation - Differenzierung und Konzeptualisierung Kultur = Kommunikation Kommunikation ist ein menschliches Primärbedürfnis in Form von Wahrgenommen werden, Anerkennung, Respektierung der Menschenrechte, gesellschaftliche Integration, Liebe Nach dem Prinzip der Wahrnehmung und Selektion ist Kommunikation ein aktiver und passiver Prozess. Verantwortung und Internationalität sind Schlüsselkonzepte für soziale Kompetenz und political correctness. (grundlegender Prozess ist die Wahrnehmung; Kommunikationspotenzial ist jedem Menschen individuell gegeben aufgrund körperlicher Konstitution und der kommunikativen Sozialisation) die kultur- und sozialanthropologische Kontextualisierung des Themas beinhaltet die Auseinandersetzung mit den Konzepten von: Kommunikation als gesellschaftlichen Prozess im Zusammenhang mit der Globalisierungsdebatte und Kultur als mentaler und formaler Rahmen für Kommunikation und Interaktion Globalisierung: weltweite Vernetzung (dh. Kommunikation ist in Realzeit überallhin möglich) & internationales Transportwesen; ausgeschlossene Gesellschaftsgruppen durch fehlenden Zugang zu Kommunikationsmitteln -> neue Form der Armut Kultur: mentaler Rahmen für die Kommunikation; Begriff der Gemeinschaft, die auf die Natur einwirkt und untereinander zueinander wirken; auch politische Formationen; welche Konsistenz hat der Begriff „Kultur“ noch?; kein homogenes Konzept, durch Globalisierung und Migration keine Reinkultur mehr; Kommunikation ist ein intra- und intersubjektiver Prozess: der Mensch, der mit sich selbst kommuniziert (denken, planen; Auseinandersetzung und Kommunikation mit uns selbst, Grad des Selbstbewusstseins) Kommunikation ist eine physische und menschliche mentale Struktur und Funktion Es ist - nach P. Watzlawick - nicht möglich, nicht zu kommunizieren Kommunizieren bezieht sich auf das menschliche SEIN und auf das TUN (wir kommunizieren gemäß unserer Weltanschauung, unseres Eigenkonzeptes, unseres Bildungs- oder Informationstandes; Kommunikation aufgrund unser eigenen Sozialisation, die uns als Reflexionsbasis gegeben wurde) Der Prozess der Kommunikation ist also Wahrnehmung (Kognition) und Bewusstsein (flexible Wahrnehmung; wir sammeln Wissen durch Sozialisierung, durch den Prozess der Erfahrung, und weiß, dass ich dieses Wissen in verschiedene Kontexte/Beziehungen setzen kann) SENDER + EMPFÄNGER intersubjektive Kommunikation ist denken, nachdenken, erinnern, koordinieren von Gedanken (-> Selektionsprozess; nicht nur persönlich, sondern auch politisch wichtig; structural amnesia - Prozess der Ausblendung bestimmter Aspekte/Details und das Akzentuieren von Details, die für unser Wissen, für unsere Interessen wichtig sind) Die Voraussetzung dazu ist (kulturelles) Wissen (dh. Sozialisierungserfahrung; immanentes Wissen, dass sich durch das Aufwachsen in einem bestimmten soziokulturellen Kontext entwickelt; zB. ich bin in einer gewissen Sprache an einem bestimmten Ort sozialisiert; ich kenne eine bestimmte Art der Architektur, das identifiziere ich automatisch als Haus, lerne durch Erfahrung, dass es auch andere Häuser und Lebensweisen gibt - neue Bedeutungszuschreibung mit einer Grauzone durch individuelle Interpretation) und kommunikative Sozialisierung Wir kommunizieren die Gedanken (verbal in Wort und Schrift) und unsere Haltung (Körpersprache = non verbal) und werden dadurch zum Sender Durch das Wahrnehmen, Speichern und Interpretieren von Informationen sind wir Empfänger (kritisches Hinterfragen, kontextualisieren, in unseren Erfahrungszusammenhang stellen; Entscheidung, was aufgenommen wird und wie mit Information umgegangen wird; einerseits ein intuitiver und andererseits ein bewusster Prozess, dh. ich kann das Augenmerk immer wieder verlagern nach unterschiedlichen Fragestellungen oder Perspektiven, die ich einnehme) Aktion + Reaktion = INTERAKTION Interaktion ist ein soziales System, das physische Anwesenheit und gegenseitige reflexive Wahrnehmung (= Wahrnehmung der Wahrnehmung des Kommunikationspartner) verlangt (nicht nur Person - Person, sondern auch Person Umwelt) Diese Wahrnehmung bewirkt unvermeidlich Kommunikation durch Verhalten Auch die Verweigerung von Kommunikation ist Kommunikation (Selektion / Inklusion / Exklusion) (politische Integration: durch das Ausschließen wird eine bestimmte Haltung deutlich, bewegt sich von Homophobie bis zu Rassismus! kein Dialog mit bestimmten Gruppen; wichtig ist die Reflexion der Kommunikation mit anderen und meiner unmittelbaren Zuschreibungen mit Berücksichtigung des Aktionshintergrundes) Grenzen und Dimensionen der Kommunikation Die Interaktion ist das einfachste soziale System; sie ist jedoc trotzdem ein komplexes soziales System, weil die Zahl der möglichen Kommunikationen eine Selektion notwendig macht (intrasubjektiver Prozess aufgrund der Menge an Informationen, die auf mich einwirken) Die Wertigkeit der Interaktion hat ich durch die Globalisierung, dh. durch weltweite (mediale) Vernetzung und Verstärkung der qualitativen und quantitative Mobilität durch das Transportwesen, verschoben, ist komplexer geworden und erfordert erhöhte Selektionskompetenz. (Vorstellung der medialen Beziehung, die sich in face-to-face-Situationen ganz anderes gestaltet! Vereinsamung durch Virtualisierung) Anthropologisches Wissen als Werkzeug für interkulturelle Kommunikation Ethno-linguistische Studien setzen sich mit der Struktur von Sprachen auseinander (formale Formation der Sprache, dh. welche Laute, wie werden sie gesprochen, wie werden sie verwendet, welche Begriffe verwendet sie, welches sprachliche Repertoire besitzt sie, etc; ) Die Kulturanthropologie (vgl. Semantik) setzt ich mit der Bedeutung von Zeichen auseinander (Zuschreibungen, Codierungen können verglichen werden, wodurch mentale Zugänge zu Worten erklärt werden kann) Die Sozialanthropologie setzt sich mit der gesellschaftlichen Wirkung des analogen (selbe Art der Benutzung der Sprache; bestimmte Art und Weise des Sprechens, zB das Thema oder die Lautstärke) oder divergenten (andersartiger; Unterschied zwischen formaler und wissenschaftlicher Sprache, Jungendvokabular > Zusammengehörigkeitsgefühl!) Sprachgebrauchs auseinander Die Anthropologie der Schrift setzt sich mit dem Schriftgebrauch auseinander (Einsetzung der Schrift in Somalia zB erst um 1974, orale Tradition sehr ausgeprägt!) Kommunikation = lat. communicare und bedeutet „teilen“; impliziert schon einen sozialen Prozess! Was wird geteilt? Wie wird geteilt? Wo wird geteilt? Mit wem wird geteilt? In welcher Reihenfolge wird geteilt? Wie ist das Teilen ritualisiert? Ist es ritualisiert? In welcher Frequenz wird geteilt, dh. Wie oft wird geteilt? -- Beantwortung durch Netzwerkanalyse Die Kommunikationswissenschaft unterscheidet zwei Schulen: Die Schule des Kommunikationsprozesses (Dieser Zugang zum Thema durch die Telekommunikation von Claude E. Shannon in den 1940ern in den USA initiiert. Es war ein mathematisches Modell das die Kommunikation als einen Prozess des Übertragens und Wahrnehmens von Zeichen versteht: Quelle menschliches Gehirn > Überträger - Sprache > Kanal - Worte, Zeichen > Empfänger - Aufnahme, zb. durch hören > Ziel - Übertragung des Idee) und die Schule der Semiotik (Die Schule bezieht sich auf das griechische Wort semion (Zeichen); Sie fragt vielmehr danach wie Kommunikation funktioniert, als danach, was Kommunikation ist oder warum es sie gibt; Sie wurde von Saussure (1983 Schweiz) und Peirce (1966 USA) unabhängig voneinander entwickelt)