Differentielle Psychologie Zusammenfassung: Asendorpf – Psychologie der Persönlichkeit (3.Aufl.) Kapitel 8: Persönlichkeit im Kulturvergleich 8.1 Persönlichkeitsunterschiede und Populationsunterschiede Frage: Lassen sich die Persönlichkeiten von 2 Menschen, die unterschiedlichen Populationen angehören, vergleichen? z.B. IQ von Deutschem und von einem Peruaner, der nie die Schule besuch hat analog zu Persönlichkeitsmessungen in verschiedenen Altersstufen?? (siehe Kap.6) ABER: wird Intelligenz in beiden Verfahren gleich erfasst? (peruanischer könnte z.B. nicht fair sein für Menschen ohne schulische Bildung) – entspricht Problem unterschiedlicher Konstruktvalidität bei IQ-Messungen z.B. im Säuglingsalter und im Erwachsenenalter Hier: Bedingungen für Intelligenz sind unterschiedlich in beiden Populationen (Schulausbildung) Merke: Die wichtigste Fragestellung der kulturvergleichenden Persönlichkeitspsychologie betrifft die Korrelate von Persönlichkeitsunterschieden in verschiedenen Populationen (bei Intelligenz z.B. Bedingungen der Intelligenz: Schulbesuch, Bildungsmilieu, ...; Konsequenzen der Intelligenz: Ausbildungsdauer, Berufsprestige; anderes: z.B. Bücherkonsum). Sind sie ähnlich, sind die Persönlichkeitskonstrukte vergleichbar und Aussagen über ihre Bedingungen und Konsequenzen generalisierbar. Sind sie nicht ähnlich, gibt es populationsspezifische Besonderheiten, die weiter aufzuklären sind. Merke2: Populationsunterschiede in der Verteilung einer Persönlichkeitseigenschaft können Hinweise darauf geben, warum Populationsunterschiede in den Korrelaten der Eigenschaft bestehen; erklären können sie diese aber meist nicht. In der Kulturpsychologie werden oft Populationsunterschiede in den Populationsmittelwerten verschiedener Variablen verglichen: z.B.: Rohwerte in Intelligenz und Ausbildungsdauer unterscheiden sich in 2 Populationen Erklärung des IQ-Rohwertes über kürzere Ausbildungsdauer Grund: Korrelationen zwischen Populationen und innerhalb von Populationen ist gleichsinnig ABER: Korrelationen innerhalb und zwischen den Populationen müssen nicht gleichsinnig sein: z.B. korreliert Tendenz nachbarschaftliche Kontakte zu pflegen kaum mit Tendenz unabhängiger Entscheidungen, aber in unabhängigen Populationen werden nachbarschaftliche Beziehungen weniger gepflegt als in „kollektivistischeren“ Kulturen. Merke: Aus Korrelationen zwischen Populationen kann nicht auf Korrelationen innerhalb von Populationen geschlossen werden und umgekehrt. Merke2: Die Persönlichkeit variiert innerhalb von Populationen oft auf anderen Dimensionen als die Mittelwerte von Populationen im Populationsvergleich. 8.2 Ökologie, Genpool, Kultur und Persönlichkeit Def. von Kultur (Herskovitz, 1948): „Kultur ist der menschgemachte Teil der Umwelt.“ 1 Merke: Die Umwelt einer menschlichen Population besteht aus der Ökologie ihres Lebensraums und ihrer Kultur. Ökologie und Kultur sind also Merkmale von Populationen, nicht von einzelnen Personen. Merke2: Populationen können sich in ihrer Ökologie, ihrer Kultur und ihrem Genpool unterscheiden. Meistens passieren ökologische und kulturelle Veränderungen schneller als genetische – dennoch sind diese Veränderungen nicht unabhängig voneinander: - z.B. „kleine Eiszeiten“ Änderung der Ökologie führte zu Änderung der Kultur - „Hautfarbe“ ökologische Veränderung (z.B. durch „Wanderung“) genetischer Veränderung (Bevorzugung der hellen Hautfarbe wegen höherer Vitamin D-Bildung in Nordeuropa) - Kultur Ökologie: z.B. Ozonloch - Kultur Genpool: Laktosetoleranz (Folge der Milchwirtschaft über evolutionäre Prozesse?) - Genpool Kultur: Laktosetoleranz ( - Genpool Kultur: Laktosetoleranz Merke: Ökologische, kulturelle und genetische Veränderungen von Populationen stehen oft in enger Wechselwirkung miteinander. Ein Beispiel hierfür ist die Laktosetoleranz. Dies führt zu Korrelationen zwischen Ökologie, Kultur und Genpool beim Vergleich verschiedener Populationen. Bezug zur Persönlichkeitspsychologie: Unterschiede in PEs oder deren Bedingungen können durch ökologische, kulturelle oder genetische Unterschiede in den Populationen erklärt werden. 8.3 Ökologische Einflüsse Sternbergs triarchisches Intelligenzkonzept: Hier ist Intelligenz die Fähigkeit umweltangepasst zu handeln (aktive Anpassung: Auswahl, Veränderung, Herstellung passender Umwelten) Merke: Die Bedeutung einer Intelligenztestaufgabe kann von der Ökologie der Kultur abhängen. Deshalb können Intelligenzaufgaben, die in einer Kultur valide sind, in einer anderen ungeeignet sein, Intelligenz zu erfassen. 3 Positionen zur ökologischen Relativität des Intelligenzkonstrukts: 1) Radikaler Relativismus (Berry): nur kulturspezifische Tests: meistens Bezug auf extreme Beispiele wie Fähigkeit der Aborigines zur räumlichen Orientierung bestimmte Fähigkeiten sind nicht zur populationsübergreifenden Operationalisierung geeignet, weil sie nur unter best. ökolog. Bedingungen genug Varianz beinhalten dennoch kann kog. Fähigkeit in unterschiedlichen Populationen in verschiedenen Pop. in ähnlicher Weise variieren 2) Kontextualismus (Irivne 1979): Vergleiche in kontextualisierten Faktoren Tests sind vergleichbar, wenn kulturspezifische Maßnahmen zur Vergleichbarkeit ergriffen werden und die Ergebnisse im Kontext der jeweiligen Kultur interpretiert werden. Merke: Populationen mit geringer Testerfahrung profitieren stärker von einer wiederholten Intelligenztestung als Populationen mit großer Erfahrung in Tests und testähnlichen Situationen. (Art des Kompetenz/Performanz-Problems) 2 Vorschlag: Korrelative Struktur eines Tests als Kriterium für Vergleichbarkeit wenn bei Faktorenanalyse die selben Faktoren, durch die die Testitems zusammengefasst werden herauskommen, werden die selben Fähigkeitsunterschiede gemessen. Ergebnisse: - g-Faktor konnte nahegelegt werden - 6 Intelligenzdimensionen: Dimension, allgemeine Intelligenz (g-Faktor), logisches Denken, verbale Fähigkeiten, räumliche Wahrnehmungsfähigkeiten, numerische Fähigkeiten, Gedächtnisfähigkeiten, Schnelligkeit Merke: Intelligenzfaktoren weisen unter allen ökologischen Bedingungen eine ähnliche korrelative Struktur auf, auch wenn sich Populationen oft deutlich in den Mittelwerten der Intelligenzfaktoren und den Korrelaten einzelner Intelligenzaufgaben unterscheiden. radikaler ökol. Relativismus geht an Realität vorbei Merke: Intelligenz korreliert in Afrika weniger stark mit dem sozioökonomischen Status als in westlichen Industrienationen. Das begrenzt ihre kulturelle Bedeutung in Afrika. 3) Universalismus (Jensen, 1988): Vergleiche in Tests der Info-Verarbeitungsgeschwindigkeit Intelligenztests, die völlig unabhängig von ökologischem Kontext sind. Merke: Populationsunterschiede in der Geschwindigkeit elementarer kognitiver Aufgaben sind bisher nicht ausreichend untersicht, um klare Schlussfolgerungen ziehen zu können. Abschlussmerke: Werden ökologische Einflüsse auf Persönlichkeitsunterschiede berücksichtigt, lassen sich Persönlichkeitseigenschaften zwischen Populationen mit unterschiedlicher Ökologie vergleichen. 8.4 Genetische Einflüsse 8.4.1 Entstehung menschlicher Populationen Zwei unterschiedliche Theorien der Entwicklung des homo sapiens sapiens: a) Hypothese der vollständigen Ersetzung: Afrikanischer homo sapiens sapiens brachte im Zuge seiner Ausbreitung alle anderen regionalen Nachfolger des homo erectus zum Aussterben (Outof-Africa-Hypothese) b) Hypothese der multiregionalen Entwicklung: homo sapiens sapiens entwickelte sich in versch. Regionen parallelen und hat dann den jeweiligen Vorgänger verdrängt. Merke: Archäologische, genetische und linguistische Analysen stützen trotz methodischer Probleme insgesamt die Out-of-Africa Hypothese, wonach alle heutigen menschlichen Populationen sich aus einer gemeinsamen Ursprungspopulation entwickelt haben (Homo sapiens sapiens). Kontrovers ist, wie stark sich Teile dieser Ursprungspopulation im Zuge der Besiedlung der Erde mit andersartigen regionalen Varianten von Homo sapiens vermischt haben (z.B. Neanderthaler). 3 8.4.2 Rassenunterschiede „Def“.: Gruppe von Menschen, die sich aufgrund genetisch determinierter körperlicher Oberflächenmerkmale wie z.B. Hautfarbe von anderen Gruppen von Menschen unterscheidet. Häufigste Klassifikation: nach Hautfarbe und Augenform „Schwarze“, „Weiße“ und Mongolide Eignung: Grobe Charakterisierung der geografischen Herkunft der Vorfahren. Merke: Ein auf Hautfarbe und Augenform basierender Rassebegriff ist nicht geeignet, die genetische Ähnlichkeit von Populationen zu charakterisieren. Merke2: Die genetischen Unterschiede innerhalb von Populationen sind erheblich größer als die genetischen Unterschiede zwischen Populationen; das Verhältnis beträgt etwa 6:1. Merke3: Rassenunterschiede sind vorhanden, aber sie werden alltagspsychologisch aufgrund von Stereotypisierung stark übertrieben. (analog zu Geschlechtsunterschieden) Weiteres „Problem“: Rasse ist oft mit sozialem Status gekoppelt dennoch werden die Unterschiede oft als Rassenunterschiede interpretiert. z.B. unterscheiden sich in den USA die Mittelwerte von Intelligenztestergebnissen von Weißen und Schwarzen um ca. 15 Punkte. ABER: auch großer Unterschied in sozialem Status + Wechselwirkung Merke: Werden schwarze und weiße Kinder derselben sozialen Schicht in den USA in ihrer Intelligenz verglichen, so nimmt der Unterschied mit zunehmendem sozialen Status zu. Weiße Kinder in den USA profitieren also stärker von einem hohen sozialen Status der Familie als schwarze Kinder. Merke2: Nach Kontrolle des sozialen Status sind IQ-Unterschiede innerhalb von Schwarzen und Weißen in den USA etwa viermal so groß wie die Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß. Woher kommt der mit zunehmendem Status wachsende Unterschied? mehrere Theorien möglich: „häufiges Argument“: Da IQ-Unterschiede innerhalb westlicher Kulturen etwa zur Hälfte genetisch bedingt sind müssen die Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen auch etwa zur Hälfte auf genetische Unterschiede zurückgehen. ABER: „Samenkörnerbeispiel“; muss so nicht sein, kann auch alles durch Zugang zu intelligenzrelevanten Umwelten oder durch Genom-Umwelt-Interaktion erklärbar Merke: Aus dem genetischen Einfluss auf die Persönlichkeit innerhalb von Populationen lassen sich keine Schlüsse auf den genetischen Einfluss auf Persönlichkeitsunterschiede zwischen (Sub-)Populationen ziehen. „Klassische Studie“ von Scarr und Weinberg (1976): Studie an überwiegend nichtweißen Adoptivkindern, die von weißen Familien der oberen Mittelschicht der USA adoptiert wurden Ergebnisse: - stabile Rangfolge der Mittelwerte ergab sich - weiße und schwarze Adoptivkinder unterschieden sich durchgehend um ca. eine Standardabweichung 4 Interpretation: - genetisch bedingte Intelligenzunterschiede ABER: - schwarze Adoptivkinder wurden deutlich später adoptiert Unterschiede in der Umweltqualität - schwarze Kinder hatten am häufigsten einen Bezugspersonenwechsel erlebt vor der Adoption - schwarze Kinder waren wohl erhöhten Umweltrisiken während der Schwangerschaft ausgesetzt (da ihre Mütter am schlechtesten gebildet waren, naja...) - schwarze Kinder waren in ihrer Umwelt außerhalb der Familie den gleichen Erwartungen wie andere schwarze Kinder ausgesetzt evtl. Wirkung über „selbsterfüllende Prophezeiung“ legt Interpretation über Umwelt und Genom-Umwelt-Kovariation nahe Merke: Die Ergebnisse der Adoptionsstudie von Scarr et al. sind weder klar genetisch noch klar nicht-genetisch interpretierbar; sie könnten auch auf Genom-UmweltKovariation zurückzuführen sein. Ob Rassenunterschiede in den USA teilweise durch direkte genetische Wirkungen auf den IQ bedingt sind, kann derzeit nicht beantwortet werden. Merke2: Während Rassen in den USA Mittelwertsunterschiede in vielen Persönlichkeitsmerkmalen zeigen, scheinen sie sich nicht in deren Korrelaten zu unterscheiden. Rassenunterschiede wären danach begrenzt auf den genetischen und den Umwelt-Input von universellen Prozessen der Persönlichkeitsentwicklung. 8.5 Kulturelle Einflüsse Analog zu ökologischen Einflüssen kann man annehmen, es sei möglich Persönlichkeitseigenschaften zwischen verschiedenen Kulturen zu vergleichen, wenn man bei der Erfassung dieser Merkmale kulturelle Besonderheiten berücksichtigt: z.B. Was ist der Koran (aus HAWIE) ist nicht in allen Kulturen gleich bedeutsam – andere Frage in islamischen Kulturen + Überprüfung auf „Item-Bias“ (Korrelation des Items mit Gesamt-IQ) oder z.B. Strange-Situation-Test: Probleme der Vergleichbarkeit, da z.B. in Japan die Kinder in den ersten 2 Jahren fast gar nicht von der Mutter getrennt sind. Merke: Standardisierte Tests können für manche Kulturen ungeeignet sein, weil sie aufgrund ihrer kultureller Besonderheiten nicht ausreichend zwischen Personen oder Beziehungen differenzieren. Merke2: Standardisierte Tests müssen oft kulturspezifischen Bedingungen für das untersuchte Persönlichkeits- oder Beziehungsmerkmal angepasst werden, damit ihre Ergebnisse zwischen Kulturen vergleichbar sind. Eine andere Herangehensweise als von PEs auszugehen und dann zu gucken, ob sie sich zwischen Kulturen unterscheiden ist zunächst nach Dimensionen zu suchen, auf denen sich Kulturen unterscheiden und sich dann zu fragen, inwiefern sich diese Unterschiede auf PEs auswirken könnten. Für PEs im sozialen Bereich bieten sich dafür kult. Unterschiede in grundlegenden Werthaltungen an. z.B. Individualismus – Kollektivismus als Dimension Auswirkungen aufs Selbstkonzept: unabhängiges vs. vernetztes Selbstkonzept 5 Merke: Die Metaanalyse von Oyserman et al. (2002) hat gezeigt, dass die Einstellungen und Werte von Studierenden zwischen verschiedenen Nationen auf zwei unabhängigen Dimensionen Individualismus und Kollektivismus (also sind es keine Pole einer Dimension) variieren, wobei weiße US-Amerikaner die höchsten Individualismus- und die niedrigsten Kollektivismuswerte erzielten. Methodische Probleme: Befragte waren fast nur Studierende (westlicher Einfluss auf universitäre Ausbildung) und Referenzgruppeneffekt (z.B. vergleichen sich deutsche Studenten wohl eher mit anderen Deutschen als mit Nigerianern oder Chinesen) Merke: Die Erfassung kultureller Unterschiede durch erfragte Einstellungen und Werte ist problematisch, weil die eigene Kultur eine wichtige Referenzgruppe für die Beantwortung der Fragen darstellt. Kulturelle Unterschiede sollten primär soziologisch anhand objektiver Indikatoren beschrieben werden. Psychologische Korrelate der so bestimmten Kulturunterschiede sollten nach Möglichkeit ebenfalls anhand objektivierbarer Indikatoren untersicht werden. Dieses Problem gilt nicht für Untersuchungen zur interkulturellen Variation der Korrelate von Persönlichkeitsunterschiede innerhalb der Kulturen – hier ist die adäquate Referenzgruppe gerade die eigene Kultur. Merke: Dieselbe Persönlichkeitseigenschaft kann in unterschiedlichen Kulturen deutlich anders bewertet werden, was weitreichende Konsequenzen auf das Selbstwertgefühl und die sozialen Beziehungen haben kann. (z.B. „Empfindsamkeit in individualistischer und kollektivistischer Kultur) Weiteres Beispiel für unterschiedliche Korrelate von Persönlichkeitseigenschaften in individualistischen und kollektivistischen Kulturen: Lebenszufriedenheit unterschiedliche Korrelationen von Lebenszufriedenheit und Selbstwertgefühl, finanzieller Zufriedenheit: in individualistischen Kult. höhere Korrelation von Swgefühl und Lebenszufriedenheit. unterschiedliche Korrelationen von Lebenszufriedenheit und Affektbalance (positiv minus negativ): in individualistischen höher; in kollektivistischen auch Korrelation mit wahrgenommener normativer Lebenszufriedenheit (wie zufrieden glaubt man sein zu dürfen) Merke: In individualistischen Kulturen ist die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben vor allem Ausdruck des privaten Erlebens; in kollektivistischen Kulturen ist sie ebenso stark beeinflusst durch subjektive Normen über die Angemessenheit hoher Zufriedenheit. Merke2: Beim Vergleich von Kulturen korreliert Individualismus stark mit Lebenszufriedenheit. Dies könnte an größerer individueller Freiheit in individualistischen Kulturen aber auch an unterschiedlichen Normen für Zufriedenheit in individualistischen vs. kollektivistischen Kulturen liegen. Etisch (von Phonetik): kulturübergreifende Konstrukte (z.B. allgemeine Intelligenz) Emisch (von Phonemik): kulturspezifische Konstrukte (z.B. Spurenlesen) Merke: Etische Persönlichkeitsdimensionen sind zentral für die Persönlichkeitspsychologie, weil sie sich in den meisten Kulturen finden lassen. Merke2: Emische Persönlichkeitseigenschaften gelten nur für bestimmte Kulturen; kulturelle Unterschiede können erklären, warum das so ist. 6 Merke3: Individualismus-Kollektivismus ist nicht nur zur Beschreibung kultureller Unterschiede geeignet, sondern auch zur Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden innerhalb von Kulturen. Bei genauerer Analyse zeigt sich, dass Individualismus-Kollektivismus in mehrere Subdimensionen zerfällt, vor allem für Persönlichkeitsunterschiede. Zusätzlich gibt es kulturspezifische Koppelungen von solchen Subdimensionen. Merke4: Individualismus-Kollektivismus und seine Subdimensionen werden in letzter Zeit verstärkt zur Beschreibung von Persönlichkeits- und Geschlechtsunterschieden verwendet. So beginnt die Kulturpsychologie, auf die Persönlichkeitspsychologie zurückzuwirken. 8.6 Exemplarische Anwendung: Interkulturelles Training Befunde über kulturelle Unterschieden in der Persönlichkeit können praktisch von großem Nutzen sein für Menschen, die sich längere Zeit in einer fremden Kultur aufhalten. Insbesondere können so Fehleinschätzungen der Persönlichkeit von Verhandlungspartnern etc vermieden werden evtl. auch ökonomische Vorteile 8.7 Diskussion Die empirische kulturvergleichende Persönlichkeitspsychologie deutet darauf hin, dass weder radikaler kultureller Relativismus noch Universalismus die adäquate Perspektive bieten, sondern eher der Kontextualismus. Die interkulturellen Gemeinsamkeiten in der Vielfalt der Persönlichkeit lässt sich auch starke ökologische, kulturelle und genetische Gemeinsamkeiten zurückführen. Der größere Teil der Variabilität betrifft Unterschiede innerhalb von Populationen und nicht zwischen Populationen. Dennoch ist das Wissen um kulturelle Unterschiede gerade in der Zeit von Globalisierung von Wirtschaft, Politik etc. sehr bedeutsam. Fragen: 8. Persönlichkeit im Kulturvergleich Ökologische Einflüsse 8.1 61. - S. 176/2f; S. 394, Frage ist auch unter 4.4.1 Wie lautet die Intelligenz-Definition nach Sternbergs triarchischem Modell und welche Bedeutung hat sie für den interkulturellen Vergleich? (R, F02) Intelligenz ist die Fähigkeit, durch aktive Auswahl, Herstellung und Veränderung der persönlichen Umwelt angepasst zu handeln (kontextueller Teil), und zwar bei neuen wie bei automatisierten Vorgängen (Erfahrungsanteil), unter Zuhilfenahme von Meta-, Ausführungs- und Wissenserwerbskomponenten (Komponententeil) Man muss also intelligentes Verhalten im jeweiligen Kontext beobachten, um Vergleiche anstellen zu können 7 S. 394-397 60. Beschreiben Sie die drei Positionen zur ökologischen Relativität des Intelligenzkonstrukts nach Asendorpf. Welche Konsequenzen haben Sie für die Testkonstruktion? (R, F04) - Radikaler Relativismus (Berry, 1972): fordert ausschließlich kulturspezifische Items Kontextualismus (Irvine, 1979): fordert Vergleiche in kontextualisierten Faktoren Universalismus (Jensen, 1988): fordert Vergleiche in Tests der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit S. 398/2 unten bis S. 396; ...ist auch unter 4.4.1 Welche Ergebnisse hat der interkulturelle Vergleich der korrelativen Struktur von Intelligenztests erbracht? (R) 62. universelle Intelligenzdimensionen sind: - allgemeine Intelligenz (g-Faktor), - logisches Denken - verbale Fähigkeiten - räumliche Wahrnehmungsfähigkeiten - numerische Fähigkeiten - Gedächtnisfähigkeiten - Schnelligkeit (des Problemlösens/Gedächtnisabrufs) S. 410 63. Wie unterscheidet sich das Selbstkonzept in individualistischen und kollektivistischen Kulturen? Ordnen Sie den beiden Dimensionen Bevölkerungsgruppen zu. (R) - für das Selbstkonzept in individualistischen Kulturen (z.B. westliche Industrienationen) ist das private Erleben besonders wichtig für das Selbstkonzept in kollektivistischen Kulturen (große Teile Asiens) ist es wichtig, sich der Norm entsprechend zu verhalten, sowie welchen sozialen Gruppen man angehört 8.2 Exemplarische Anwendung: Interkulturelles Training S. 416 64. Welche Ratschläge würden Sie bei einem interkulturellen Training für einen Besuch in Japan geben? (R) - persönliche Beziehungen sind eventuell wichtiger als Arbeitsbeziehungen soziale Gruppen sind besonders wichtig und müssen berücksichtigt werden kooperatives statt wettbewerbsorientiertes Verhalten zeigen alle Beziehungen auf Langfristigkeit anlegen 8 9