Schnellkraft Definition Die Schnellkraftfähigkeit ist die Fähigkeit, optimal schnell Kraft zu mobilisieren bzw. zu bilden , hohe Kraftwerte in kürzester Zeit zu erreichen bzw. Widerstände mit hoher Geschwindigkeit zu überwinden. Die Schnellkraft hängt unter anderem von den Parametern Startkraft und Explosivkraft ab, welche beide ebenfalls eine wichtige Bedeutung bei der Maximalkraftleistung haben. Die Startkraft ist die Kraft, welche bereits bei Kontraktionsbeginn zu messen ist. Je höher diese ist, um so höher ist auch der sich daraus zu entwickelnde Kraftanstieg. Unter Explosivkraft versteht man die Fähigkeit einen bereits begonnenen Spannungsanstieg der Muskulatur maximal schnell weiter entwickeln zu können. Mit anderen Worten die Realisation eines steilen Kraftanstieges während der Bewegung. Maximalkrafttraining im Kinder- und Jugend- sowie im Breiten- und Gesundheitssport Die Maximalkraftfähigkeit ist auch im Kinder- und Jugendalter, nach neusten Erkenntnissen auch vor der Pubertät gut trainierbar. Die besondere Trainierbarkeit während der Pubertät gilt als bewiesen und wissenschaftlich begründet. Wenn das Maximalkrafttraining nicht nur mit der Muskelquerschnittsvergrößerung gleichgesetzt wird, dann lässt sich auch im frühen und späten Schulkindalter (7. bis 12. Lebensjahr) Maximalkraft entwickeln. Methoden zur Entwicklung der Maximalkraftfähigkeit (Innervation) - Üben bis zum Wiederholungsmaximum, bis zur Erschöpfung - Langsame bis zügige Bewegungsgeschwindigkeit - 6 - 12 (maximal 20) Übungswiederholungen - 4 - 6 (maximal 10) Serien und 2 – 3 Min. Serienpausen Jens Thiel / Hap-Ki-Do Club Paderborn e.V. / 25. Februar 2008 Methoden zur Entwicklung der Schnellkraftfähigkeit Zunächst ist das Maximalkrafttraining als entscheidende Grundlage für die Entwicklung der Schnellkraft anzusehen. Besonders das Training mit der Methode zur Verbesserung der Innervation bereitet das Schnellkrafttraining vor. Aber nur entsprechendes gezieltes Schnellkrafttraining sichert die entsprechende Umsetzung! Maximalkraft- und Schnellkrafttraining müssen optimal und wettkampfspezifisch kombiniert werden. Belastungs- und Bewegungsstruktur werden dabei der Wettkampfübung angenähert. - Die Schnellkraftfähigkeit entwickelt sich nur mit maximalen Intensitäten und explosiven Krafteinsätzen. - Die Zahl der Wiederholungen in den 3 - 5 Serien ist gering (5 - 8), - Die Pausen zwischen den Wiederholungen sollten 10 - 15 Sekunden dauern - Zwischen den Serien ebenfalls ausreichend sein, d. h. man muss wieder so erholt sein, dass die erforderliche hohe Intensität des Übens garantiert wird! Das wettkampfspezifische Schnellkrafttraining ist u. a. durch zwei Übungsformen gekennzeichnet: a) Übungen mit verringerten Widerständen (gegenüber der Wettkampfübung) zum Erreichen einer höheren Endgeschwindigkeit (Ohne Handschuhe, Fußschützer) b) Übungen mit leicht erhöhten Widerständen zur Verbesserung des Kraftanteils der Schnellkraftleistung (Gewichte, max. 1 kg, in Faust oder an Fußgelenk) Schnellkrafttraining in Verbindung mit einem vielseitigen Koordinationstraining sollte ein wichtiger Bestandteil des Kinder- und Jugendtrainings sein. In den entsprechenden Altersperioden sind hohe Leistungsverbesserungen zu erwarten. Übungsbeispiele zum Schnellkrafttraining Alle Bsp. natürlich im oben angegebenen Rhythmus! - Liegestützen auf Fäusten, Körper knapp über dem Boden halten u. explosionsartig ca. 10 -15cm nach oben drücken - Mit Medizinball ca. 2m im Kima-Soggi vor Wand stellen. 1) Ball werfen und direkt oder nach einmaligem Auftippen wieder fangen. Ball auf Schulterhöhe vor die Brust, Handflächen waagerecht u. Finger Richtung Brust. Wand auf Schulterhöhe treffen. 2) Arme gestreckt nach oben, Hände senkrecht zum Boden. Mit gestreckten Armen auf ca. 3m Höhe an die Wand werfen und direkt oder nach einmaligem Auftippen fangen. - Schläge u. Tritte (schul- u. kampfmäßig) mit u. ohne Gewichte. - Schläge u. Tritte (auch Kombinationen) an Pratze. Jens Thiel / Hap-Ki-Do Club Paderborn e.V. / 25. Februar 2008 Aerobes-Anaerobes-Training Aerobes Training Aerobes Training besteht dann, wenn durch den herrschenden Sauerstoffüberschuss im Gewebe Kohlenhydrate und Fette zur Energiegewinnung in den Muskelzellen verbrannt werden. Dieses Training fordert das Herz-KreislaufSystem sowie die Lunge und den Stoffwechsel. Durch aerobes Ausdauertraining kommt es zu einer besseren Sauerstoffnutzung, der Organismus wird leistungsfähiger und arbeitet ökonomischer. Ein Ausdauertraining von drei mal 30 bis 40 Minuten pro Woche reicht aus. Typische Sportarten sind Jogging, Walking, Radfahren oder Schwimmen. Dabei sollte der Puls kontrolliert werden, der Richtwert liegt bei 180 minus Lebensalter. Das Aerobe Training dient dazu den gesamten Wettkampf in guter körperlicher Verfassung abzuleisten. Trainingsbeispiele sind lange Kampfphasen, Bsp. 20 min. Boxen mit nur kurzen Atempausen beim Partnerwechsel. Anaerobes Training Anaerobes Training besteht dann, wenn der Körper Energiebereitstellung aktiviert um kurzfristig hohe Leistung zu vollbringen, die ohne Sauerstoffüberschuss auskommt. Die Verwertung der Energiereserven erfolgt dabei im Wesentlichen ohne Verbrennung von Fett und Kohlehydraten. Bei länger andauenden Belastungen wird vermehrt Milchsäure (Laktat) in den Muskeln gebildet. Dies führt schließlich zu einer Übersäuerung und Übermüdung des Muskels. Anaerobes Training ist nur bei einer guten Grundlagenausdauer sinnvoll und Leistung steigernd. Das Anaerobe Training ist für den einzelnen Kampfe unerlässlich um auch in heißen Phasen des Kampfes genügend Sauerstoff und Kraft bereitstellen zu können. Trainingsbeispiel: GO-Spiel Schüler stellen sich an blauer Außenlinie der Halle auf u. spurten auf Kommando zum anderen Hallenende, schlagen an Wand ab, stellen sich unverzüglich an die dortige blaue Linie u. warten auf nächsten Befehl. Möglich sind mehrere Spurteinheiten hintereinander, Liegstütz, Sit-up u.ä. Übungen. Dabei ist starker Zeitdruck zu vermitteln um den Schülern KEINE Atempause zu verschaffen. Nach 5-6 Aktionen kurze Pause (1-2 Bahn gehen). Dabei sollen die Schüler erlernen durch Zwergfellatmung den Puls möglichst schnell zu senken u. die Atmung zu normalisieren. Anzahl der Wiederholungen nach Trainingsstand der Schüler. Des weiteren eignet sich Spurttraining ausgezeichnet zur Verbesserung der anaeroben Belastungsfähigkeit. Dazu ca. 100m spurten, 100m gehen u. Zwergfellatmung. Anzahl der Wiederholungen auch hier nach Trainingsstand. Spurteinheiten nur nach vorheriger Aufwärm- u. Andehnphase um Verletzungen (Muskelzerrung etc.) zu vermeiden. Jens Thiel / Hap-Ki-Do Club Paderborn e.V. / 25. Februar 2008 Aufbau des turnierorientierten Kampftrainings - Bei 1 Trainingseinheit pro Woche ist bei geübten Kampfern mind. 3 Monate, bei Anfängern ca. 6 Monate vor Termin mit dem turnierorientierten Kampftraining zu beginnen. - Spielerisches Heranführen an die Thematik. Dazu Kämpfe ohne Schoner oder nur mit Handschuhen. Verbessert die Motorik (leicht Treffer schwieriger als Vollkontakt-Angriffe). Fördert den freundschaftlichen Umgang bei späteren regulären Kampfsituationen. - Das Kampftraining muß eine stete Kombination von Technik- u. Kampftraining sein. Es ist sinnvoll einzelne Elemente des Kampfes (Boxen, Fusskampf, Bodenkampf) auch einzeln zu trainieren. Dadurch werden Defizite in einzelnen Bereichen deutlich und der Umgang mit diesen „Einzelwaffen“ kann gezielt verbessert werden. - Relativ schnell einen 3-Minuten-Rhythmus einführen um den Körper an die Belastungen zu gewöhnen und den Schülern ein möglichst gutes Zeitgefühl zu vermitteln. - Etwa 2 Wochen vor dem Turnier sollen die Schüler nahezu im austrainierten Zustand sein um hier Kämpfe unter Turnierbedingungen durchführen zu können. Schüler können ihren Leistungsstand real einschätzen und sind erfahrungsgemäß schon hoch motiviert. Leider kommt es in dieser Phasen aufgrund der Übermotivation häufig zu Verletzungen. Übliche Blessuren können aber bis zum Turnier ausheilen. - Es macht keinen Sinn in der letzten Trainingswoche noch Kämpfe durchzuführen. Die letzte Woche dient ausschließlich leichtem Lockerungstraining (KEIN Krafttraining) und der mentalen Vorbereitung der Teilnehmer. - Am Turniertag nicht bis zur Erschöpfung aufwärmen. Kein Ausdehnen, führt zur Ermüdung der Muskulatur. Je nach Gemütszustand freundschaftliches Sparring, bei Adrenalinüberschuss nicht zu empfehlen, führt schnell zu Verletzungen. VIEL ERFOLG! Jens Thiel / Hap-Ki-Do Club Paderborn e.V. / 25. Februar 2008