Mathematischer Vorkurs Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 1 / 60 Mengen Kapitel 1 Mengen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 2 / 60 Mengen 1.1 Denition: Mengen Unter einer Menge verstehen wir eine Zusammenfassung von Objekten zu einem Ganzen. Diese Objekte heiÿen dann Elemente der Menge. Beschreibung von Mengen durch ... ... Aufzählen aller Elemente mit Mengenklammern ... Angabe einer Eigenschaft {x | x E, {. . .}. die die Elemente beschreibt: hat die Eigenschaft E} Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 3 / 60 Mengen Beispiele: Die Menge der natürlichen Zahlen Die Menge der natürlichen Zahlen mit Null N := {1, 2, 3, . . .}. N0 := {0, 1, 2, 3, . . .}. Für alle natürlichen Zahlen k>0 N≥k := {k, k + 1, k + 2, . . .}. denieren wir ganzen Zahlen: Z := {. . . , −2, −1, 0, 1, 2, . . .}. Die Menge der rationalen Zahlen als Menge der (gekürzten) Brüche: n o Die Menge der Q := a a, b b ganze Zahlen und b>0 . reellen Zahlen: R. + Die Menge der nicht negativen reellen Zahlen: R = {x ∈ R | x > 0}. Die Menge der komplexen Zahlen: C. Die leere Menge ∅ ist die Menge, die kein Element enthält. Die Menge der Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 4 / 60 Mengen Schreibweisen: Ist a ein Element der Menge Ist a kein Element der Menge Beispiel: 1∈ M, so schreiben wir kurz M, a ∈ M. so schreiben wir kurz a 6∈ M . N, 2 ∈ Z aber −3 6∈ N. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 5 / 60 Mengen 1.2 Denition: Mengenoperationen M Es seien 1. Die in 3. M N Mengen. Vereinigungsmenge M ∪ N oder in 2. Die und N enthalten sind. Also Schnittmenge M ∩ N N enthalten sind. Also heiÿt Teilmenge von auch in N M x ∈ N }. ist die Menge der Elemente, die in M ∪ N = {x | x ∈ M oder ist die Menge der Elemente, die in M ∩ N = {x | x ∈ M und M und x ∈ N }. N , wenn alle Elemente die in M enthalten sind M ⊂ N oder N ⊃ M . enthalten sind. Wir schreiben dann 4. Die Dierenzmenge N \M ist die Menge der Elemente, die in N M , also x 6∈ M }. enthalten sind, aber nicht in N \ M := {x | x ∈ N 5. Ist und M ⊂ N so ist das Komplement von M (bezüglich N ) := {x | x ∈ N und x 6∈ M } deniert. durch Mc Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 6 / 60 Mengen 1.3 Bemerkung Es gilt in jedem Fall ∅ ⊂ M ⊂ M. In 4. muss M keine Teilmenge von N sein. Ist zum M ∩ N = ∅, so ist N \ M = N und M \ N = M . Ist aber M ⊂N Zwei Mengen M so ist und N \ M = Mc N M \ N = ∅. sind gleich, wenn die eine jeweils eine Teilmenge der anderen ist. Also und und Beispiel M =N genau dann, wenn M ⊂N N ⊂ M. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 7 / 60 Mengen Graphisch kann man die Mengenoperationen gut mit Hilfe von Venn-Diagrammen darstellen: M N N M N ⊂M M ∪N N M M ∩N N M M \N Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 8 / 60 Mengen 1.4 Satz: Rechenregeln für Mengenoperationen 1 M ∪N =N ∪M 2 (M ∪ N ) ∪ P = M ∪ (N ∪ P ) 3 M ∪ (N ∩ P ) = (M ∪ N ) ∩ (M ∪ P ). 4 M ∩ (N ∪ P ) = (M ∩ N ) ∪ (M ∩ P ). 5 (M c )c = M . 6 (M ∪ N )c = M c ∩ N c und M ∩ N = N ∩ M. und und (M ∩ N ) ∩ P = M ∩ (N ∩ P ). (M ∩ N )c = M c ∪ N c . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 9 / 60 Mengen 1.5 Denition: Kartesisches Produkt 1. Das kartesische Produkt zweier Mengen M und N m∈M und n ∈ N. Also: M × N = {(m, n) | m ∈ M Ist M ⊂ G1 und M ×N (m, n) mit wird mit bezeichnet und enthält als Elemente die geordneten Paare N ⊂ G2 und n ∈ N} . so kann man das kartesische Produkt wie folgt darstellen: G2 N MxN M G1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 10 / 60 Mengen 1.5 Denition: Kartesisches Produkt[cont.] 2. Das kartesische Produkt mehrerer Mengen M1 , . . . , M k wird analog deniert. Z.B. ist R3 = R × R × R = {(x, y, z)|x, y, z ∈ R} Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 11 / 60 Mengen 1.6 Ist Denition: Quantoren A eine Eigenschaft, die für die Elemente einer Menge M sinnvoll ist, so schreiben wir ∀x ∈ M : A(x) , wenn jedes Element aus x∈M gilt A(x) M die Eigenschaft A hat in Worten: für alle und ∃x ∈ M : A(x) , M gibt, A(x). wenn es mindestens ein Element aus in Worten: es gibt ein x∈M mit das die Eigenschaft A Mathematischer Vorkurs TU Dortmund hat Seite 12 / 60 Zahlen Kapitel 2 Zahlen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 13 / 60 Zahlen Uns bisher bekannte Zahlenbereiche sind N ⊂ Z ⊂ Q ⊂ R |(⊂{zC}) . später 2.1 1. 2. Denition: Rationale und irrationale Zahlen R ist die Menge der Dezimalbrüche. Q ist die Menge der abbrechenden oder periodischen Dezimalbrüche. Dabei wird allerdings die Periode 9 n, a1 a2 . . . ak−1 ak 9 mit der bk = ak + 1. Dabei ist n ∈ ak ∈ {0, 1, . . . , 8}. Zahl Zahl mit 3. Die Elemente der Menge ausgeschlossen, indem man die n, a1 a2 . . . ak−1 bk identiziert N0, a1, a2, . . . , ak−1 ∈ {0, 1, . . . , 9}, R \ Q, also die nicht-abbrechenden und nicht-periodischen Dezimalbrüche, heiÿen irrationale Zahlen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 14 / 60 Zahlen Beispiele irrationaler Zahlen: 1. Die Länge der Diagonale eines Quadrates der Seitenlänge √ irrational. Diese Länge ist 2. Der Umfang eines Kreises mit Durchmesser Länge ist 3. Die 2.2 ist 1 ist irrational. Diese π = 3, 141592654 . . . Eulersche Zahl e = 2, 718281828 . . . ist irrational. Denition: Rechenoperationen x, y ∈ y 6= 0 auch Sind 1 2 = 1, 414213562 . . . R so sind die Rechenoperationen x + y, x − y, xy und für x y erklärt. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 15 / 60 Zahlen 2.3 Satz: Rechenregeln 1. x+y =y+x 2. x + (y + z) = (x + y) + z 3. x(y + z) = xy + xz und xy = yx (Kommutativgesetze) und x(yz) = (xy)z (Assoziativgesetze) (Distributivgesetz) Als direkte Konsequenz erhalten wir die drei Binomischen Formeln 4. (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 , (a − b)2 = a2 − 2ab + b2 und (a + b)(a − b) = a2 − b2 . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 16 / 60 Zahlen 2.4 Denition: Kurzschreibweisen für Summen und Produkte Sind m, n ∈ 1. 2. n X k=m n Y N0 mit m ≤ n und am, am+1, . . . , an ∈ R so schreiben wir ak = am + am+1 + . . . + an und ak = am · am+1 · . . . · an k=m Dabei kann der n X k=m ak = n X Laundex eine beliebige Variable sein, etwa aj . j=m Es gelten die folgenden Vereinbarungen wenn n X k=m ak = 0 und m>n n Y ist ak = 1 k=m Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 17 / 60 Zahlen Rechenregeln und Beispiele: a· n X ak = k=m n X k=m n Y n X (a · ak ) k=m ak + n X bk = k=m ak · k=m n Y k=m n X (ak + bk ) und k=m n Y bk = (ak · bk ). k=m n X Indexverschiebung: n+t X ak = k=m ak−t . k=m+t n X k= n(n + 1) . 2 qk = 1 − q n+1 1−q Arithmetische Summenformel: k=1 geometrische Summenformel: q 6= 1. n X k=0 für eine reelle Zahl Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 18 / 60 Zahlen 2.5 Für Denition: Potenzen a∈ R und n ∈ N0 setzen wir an := n Y a. k=1 Insbesondere gilt also a0 = 1 und 00 = 1 0n = 0 1 := n . a aber für n > 0. R \ {0} und n ∈ N0 setzen wir a−n a ∈ R heiÿt die Basis und n ∈ Z der Exponent der Potenz an . Für 2.6 Für 1 2 a∈ Potenzregeln n, m ∈ Z gilt: am an = an+m m n (a ) = a und an bn = (ab)n sowie mn falls die Ausdrücke deniert sind. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 19 / 60 Zahlen 2.7 Denition: Quadratwurzel Sind a, b ∈ R und b2 = a so denieren wir √ ( b a := −b Die stets nicht-negative Zahl 2.8 √ a heiÿt falls falls b≥0 b<0 Quadratwurzel von a. Existenz der Quadratwurzel Die Gleichung x2 = a besitzt ... ... für a<0 keine reelle Lösung, ... für a=0 die eindeutige (reelle) Lösung ... für a>0 die zwei (reellen) Lösungen x = 0 und √ √ x1 = a und x2 = − a. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 20 / 60 Zahlen Der Satz 2.7 lässt sich noch verallgemeinern: 2.9 Satz: Höhere Wurzeln 1 Ist 2 Ist n xn = a √ x = n a. eine natürliche ungerade Zahl, dann hat die Gleichung genau eine reelle Lösung und diese bezeichnen wir mit n eine natürliche xn = a ... gerade Zahl mit n 6= 0, dann hat die Gleichung ... für a < 0 keine reelle Lösung, a = 0 die eindeutige (reelle) Lösung x = 0 und √ ... für a > 0 die zwei reellen Lösungen, die wir mit x1 = n a √ x2 = − n a bezeichnen. ... für und Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 21 / 60 Zahlen 2.10 Bemerkung Wir setzen nun a m n := a 1 n m 1 a n := √ n a für a≥0 und n 6= 0, und denieren(!) . Dann kann man zeigen, dass die Rechenregeln aus Satz 2.6 weiterhin gültig bleiben. Somit haben wir das Potenzieren von ganzen auf rationale Exponenten erweitert. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 22 / 60 Zahlen 2.11 Satz: p-q -Formel D := p2 − 4q . + px + q = 0 ... Es sei x2 Dann besitzt die quadratische Gleichung p falls D = 0, 2 √ √ p+ D p− D x1 = − und x2 = − 2 2 ... die eindeutige (reelle) Lösung ... die zwei (reellen) Lösungen falls D > 0, und ... keine reelle Lösung falls Die Zahl D heiÿt x=− D < 0. Diskriminante der quadratischen Gleichung. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 23 / 60 Zahlen 2.12 1 Denition: Fakultät und Binominalkoezient Für natürliche Zahlen n∈ N0 ist die Fakultät deniert als n! := n Y k. k=1 Also gilt insbesondere 2 0! = 1 Für zwei natürliche Zahlen und k, n ∈ Binomialkoezient deniert als (n + 1)! = n! · (n + 1). N0 mit k ≤ n ist der n n(n − 1) · · · (n − k + 1) n! = := k k!(n − k)! k! Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 24 / 60 Zahlen 2.13 Satz: Eigenschaften der Binomialkoezienten n n n n = = 1 und = . 0 n k n−k n n n+1 + = (Additionstheorem). k k+1 k+1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 25 / 60 Zahlen Wegen des Additiontheorems lassen sich die Binomialkoezienten im Pascalschen Dreieck anordnen: n k 1 1 1 1 1 2 3 4 6 n 0 1 1 1 2 3 1 3 4 1 4 . . . 2.14 Für Binomischer Lehrsatz x, y ∈ R und n ∈ N0 gilt n X n k n−k (x + y) = x y k n k=0 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 26 / 60 Ordnung und Betrag Kapitel 3 Ordnung und Betrag Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 27 / 60 Ordnung und Betrag 3.1 Denition: Ordnung x hat genau eine der folgenden drei Eigenschaften: x = 0 (Null) und x > 0 (positiv). x > y durch x − y > 0 und x ≥ y durch x − y > 0 oder Jede reelle Zahl x<0 (negativ), Wir denieren x − y = 0. Analog werden x<y Damit gilt für alle Die Zeichen und x, y ∈ ≤, ≥, <, > x≤y deniert. R entweder(!) x < y oder x = y oder x > y. und = heiÿen Ordnungszeichen. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 28 / 60 Ordnung und Betrag Mit Hilfe der Ordnungszeichen denieren wir spezielle Teilmengen von Seien dazu 3.2 a, b ∈ R mit a < b. R. Denition: Intervalle Beschränkte Intervalle [a, b] := {x ∈ R | a ≤ x ≤ b} (Abgeschlossenes Intervall, auch a = b möglich). R | a < x < b} (Oenes Intervall). [a, b[ := {x ∈ R | a ≤ x < b} oder ]a, b] := {x ∈ R | a < x ≤ b} ]a, b[ := {x ∈ Halboene Intervalle). ( Unbeschränkte Intervalle: R | a ≤ x} und ] − ∞, b] := {x ∈ R | x ≤ b} ]a, ∞[ := {x ∈ R | a < x} und ] − ∞, b[ := {x ∈ R | x < b} ] − ∞, ∞[ := R [a, ∞[ := {x ∈ Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 29 / 60 Ordnung und Betrag 3.3 Rechenregeln Es seien x, y, z ∈ R. Dann gilt 1 Ist x<y und y < z, dann gilt 2 Ist x≤y und y ≤ x, so ist 3 Ist x<y dann ist 4 Ist x>0 und y > 0, so ist auch 5 Ist z>0 und x < y, so ist 6 Ist z<0 und x < y, so ist 7 Ist 0<x< x < z. x = y. x + z < y + z. y , so gilt x1 > xy > 0. xz < yz . xz > yz . 1 y > 0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 30 / 60 Ordnung und Betrag Aus den Rechenregeln 3.3 folgt: 3.4 Satz: Vorzeichen von Produkten Es seien n Y x1 , . . . , x n ∈ xi = 0 R. Dann gilt: ist gleichbedeutend damit, dass es mindestens ein i=1 j ∈ {1, . . . , n} gibt mit xj = 0. n Y xi > 0 ist gleichbedeutend damit, dass nur eine gerade Anzahl der i=1 Faktoren xj negativ ist. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 31 / 60 Ordnung und Betrag Die Rechenregeln 3.3 liefern für das Rechnen mit Ungleichungen: 3.5 Bemerkung Die Lösungsmenge einer Ungleichung ändert sich nicht, wenn wir auf beiden Seiten ... ... eine Zahl addieren. ... mit einer positiven Zahl multiplizieren. ... eine streng monoton steigende Funktion anwenden. (Genaueres dazu folgt später.) Beispiele streng monotoner Funktionen: Die Wurzelfunktion auf [0, ∞[. Potenzfunktion mit ungeradem Exponenten auf Exponenten auf [0, ∞[. Die Exponentialfunktion auf (0, ∞). R und mit geradem R und die Logarithmusfunktion auf Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 32 / 60 Ordnung und Betrag 3.6 Deniton: Betrag Der Betrag einer reellen Zahl x ist deniert als der Abstand zu 0 und wird mit |x| bezeichnet. Also ( x |x| := −x Für x, y ∈ falls falls x≥0 x<0 R ist |x − y| der Abstand von x und y. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 33 / 60 Ordnung und Betrag 3.7 Eigenschaften des Betrags 1. |x| = 0 2. |x| = | − x|. 3. −|x| ≤ x ≤ |x| 4. |xy| = |x||y|. 5. |x + y| ≤ |x| + |y|. 6. | |x| − |y| | ≤ |x − y|. √ x2 = |x|. 7. ist gleichbedeutend mit x = 0. mit Gleichheit an genau einer Stelle, wenn x 6= 0. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 34 / 60 Ordnung und Betrag 3.8 Satz: Quadratische Ungleichungen Es gilt √ p D x + px + q < 0 ⇔ x + < , 2 2 2 wobei D = p2 − 4q die Diskriminante ist. Ist D<0 so hat die Ungleichung keine reelle Lösung. Auÿerdem gilt x + px + q > 0 ⇔ x + 2 wobei im Fall D<0 die Lösungsmenge ganz √ D p , > 2 2 R ist. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 35 / 60 Abbildungen und Funktionen Kapitel 4 Abbildungen und Funktionen Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 36 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.1 Denition: Abbildung Es seien D und W Mengen. Eine Vorschrift, die jedem Element Abbildung f von D nach W x∈D genau ein Element ist eine f (x) ∈ W zuordnet. f (x) heiÿt das Bild von x unter f D heiÿt der Denitions- und W der Wertebereich (manchmal besser Wertevorrat. Ist nun W, f : D → W eine Abbildung, so heiÿt die Menge der Elemente in f getroen wird, die Bildmenge von f und wird mit f (D) die von bezeichnet. Es gilt f (D) := {y ∈ W | ∃x ∈ D : y = f (x)} = {f (x) | x ∈ D} ⊂ W . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 37 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.2 Ist Denition, Urbild, Graph U ⊂W eine Teilmenge, so nennt man die Menge aller Elemente von deren Bild in U liegt, das D Urbild von U . Dies wird mit f −1 (U ) bezeichnet. Es gilt f −1 (U ) := {x ∈ D | f (x) ∈ U } ⊂ D . Die Teilmenge {(x, f (x)) | x ∈ D} ⊂ D × W , der Abbildung f . bezeichnet man als Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Graph Seite 38 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.3 Bemerkung f1 : D1 → W1 und f2 : D2 → W2 sind genau dann D1 = D2 , W1 = W2 und f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Zwei Abbildungen gleich, wenn 4.4 Denition: identische Abbildung Es sei f :D→D mit f (x) := x für alle x ∈ D. identische Abbildung oder Identität auf D Diese Abbildung heiÿt und wird hier mit idD bezeichnet. Sprechweise: Oft wird der Begri Funktion parallel zum Begri Abbildung benutzt. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 39 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.5 Denition: Polynome n ∈ N und a0 , a1 , . . . , an ∈ R mit an 6= 0. Dann heiÿt die Funktion R → R mit Es sei p: p(x) = n X ak xk = an xn + an−1 xn−1 + . . . + a1 x + a0 k=0 ein Polynom. Die Zahl speziell grad(p) := n an Eine Zahl der x0 ∈ heiÿt der Grad, die ak Leitkoezient von p. heiÿen die Koezienten und R mit p(x0) = 0 heiÿt Nullstelle von p. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 40 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.6 Satz: Faktorisierung p ein Polynom und x0 eine Nullstelle. Dann gibt es ein grad(q) = grad(p) − 1, so dass p(x) = (x − x0 )q(x). Es sei mit Die Koezienten des Polynoms q Polynom q aus der Faktorisierung lassen sich durch Polynomdivision oder mit Hilfe des Hornerschemas bestimmen. 4.7 Hornerschema Das Hornerschema kann dazu benutzt werden, den Funktionswert eines Polynoms p an einer beliebigen Stelle x0 zu bestimmen. Man erhält zusätzlich die Koezienten eines Polynoms Eins kleiner ist, als der von p, q, dessen Grad um und das p(x) = (x − x0 )q(x) + p(x0 ) erfüllt. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 41 / 60 Abbildungen und Funktionen Beschreibung des Hornerschemas: Zunächst schreiben wir die Koezienten von Tabelle und den Wert 0 unter an . p in die erste Zeile einer Dann führt man dann von links nach rechts in der Tabelle immer wieder zwei Schritte durch: 1. Addiere die Zahlen der ersten und zweiten Zeile und schreibe sie in die dritte Zeile. 2. Der zuletzt berechnete Wert wird mit x0 multipliziert und in die zweite Zeile der nächsten Spalte eingetragen. Schlieÿlich gelangt man zu folgendem Abschluÿschema: an + 0 = cn−1 an−1 an−2 ··· a1 a0 + + + + cn−1 x0 cn−2 x0 ··· c1 x0 c0 x0 % = % = % % = % = cn−2 cn−3 ... c0 c−1 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 42 / 60 Abbildungen und Funktionen an xn + an−1 xn−1 + · · · + a1 x + a0 = (x − x0 )(cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 ) + c−1 . Dann ist Ist x0 eine Nullstelle des Polynoms p, so hat man eine Polynomdivision durchgeführt: p(x) = (x − x0 )q(x) mit Man kann nun 4.7 auf q q(x) = cn−1 xn−1 + cn−2 xn−2 + · · · c1 x + c0 . anwenden und so nach und nach Nullstellen von p abspalten. Hilfreich biem Nullstellensuchen: Hat p nur ganzzahlige Koezienten, und ist der Leitkoezient an = 1, so sind alle rationalen Nullstellen sogar ganz und sie sind Teiler des Koezienten a0 . . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 43 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.8 Denition: Rationale Funktionen Es seien p und q Polynome. Dann heiÿt die Funktion f rationale Funktion. Ihr Denitionsbereich ist D = {x ∈ R 4.9 p(x) q(x) | q(x) 6= 0}. mit f (x) := Denition: Potenzfunktion Es sei q∈ Q eine rationale Zahl. Dann ist die Potenzfunktion deniert durch i) ii) fq : ]0, ∞[ → ]0, ∞[, fq (x) = xq , fq : [0, ∞[ → [0, ∞[, fq (x) = falls q < 0, xq , falls q > 0. Bemerkung: Später werden wir die Potenzfunktionen auch für irrationale Exponenten erklären. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 44 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.10 Denition: Einschränkung und Fortsetzung D1 ⊂ D2 und f1 : D1 → W , f2 : D2 → W zwei Abbildungen f1 (x) = f2 (x) für alle x ∈ D1 . Dann heiÿt f1 Einschränkung von f2 und f2 Fortsetzung von f1 . Man schreibt auch f1 = f2 |D1 . Es seien 4.11 mit Denition: Verkettung von Abbildungen Es seien f :D→U Dann ist die g : V → W Abbildungen und es Verkettung g ◦ f : D → W deniert durch und gelte U ⊂V. (g ◦ f )(x) := g(f (x)) . Statt Verkettung sagt man auch Hintereinanderausführung oder Komposition und man liest g◦f als g nach f . Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 45 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.12 Denition: Umkehrabbildung f : D → W und g : W → D Abbildungen mit den Eigenschaften g ◦ f = idD und (2) f ◦ g = idW . Dann heiÿen f und g Umkehrabbildungen voneinander und wir schreiben g = f −1 bzw. f = g −1 . Man sagt dann auch f (und natürlich auch g ) ist Es seien (1) invertierbar. f : D → W hat genau dann eine Umkehrabbildung, wenn f (x) = y für jedes y ∈ W genau eine Lösung x ∈ D hat. Eine Abbildung die Gleichung Die Umkehrabbildung ist dann (für dieses (x, y)-Paar) durch f −1 (y) = x deniert. Sind D und W Teilmengen von Umkehrfunktion f −1 R, so erhält man den Graphen der aus dem Graphen von f durch Spiegelung an der winkelhalbierenden. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 46 / 60 Abbildungen und Funktionen 4.13 Denition: Monotonie Es sei I⊂ 1 ... R und f : I → R eine Funktion. Dann heiÿt f ... monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≤ f (x2 ). 2 ... streng monoton wachsend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) < f (x2 ). 3 ... monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) ≥ f (x2 ). 4 ... streng monoton fallend, wenn für alle x1 , x2 ∈ I mit x1 < x2 gilt f (x1 ) > f (x2 ). Beispiel: Die Potenzfunktionen fq : [0, ∞[ → [0, ∞[ sind streng monoton steigend. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 47 / 60 Trigonometrie Kapitel 5 Trigonometrie Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 48 / 60 Trigonometrie oder im (auch Scheitel S Grad Bogenmaÿ Winkel werden in Schenkel Rad) angegeben: 360◦ =2π b . Winkelbereich α y cot α 1 Durch diese Betrach- tungen am Einheitskreis r=1 sin α werden vier Funktionen tan α deniert. α cos α 1 x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 49 / 60 Trigonometrie 5.1 Denition: Winkelfunktionen D Name Sinus sin Cosinus cos Tangens tan Cotangens cot R R W [−1, 1] R \ { 2k+1 2 π | k ∈ Z} R \ {kπ | k ∈ Z} [−1, 1] R R Die Graphen der Sinus- und Cosinusfunktionen y y = sin x π y = cos x 2π x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 50 / 60 Trigonometrie Die Graphen der Tangens- und Cotangensfunktionen: y y = tan x y = cot x 1 π 4 π 2 3π 4 π 5π 4 3π 2 x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 51 / 60 Trigonometrie 5.2 Interpretation am rechtwinkligen Dreieck C Mit diesen Bezeichnungen gilt dann b a A α c sin α = a , b cos α = c b und tan α = a c B Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 52 / 60 Trigonometrie 5.3 Denition: Periodische Funktionen R R heiÿt T -periodisch, wenn Es sei T > 0. Eine Funktion f : → f (x + T ) = f (x) für alle x ∈ . R 5.4 Denition: Symmetrie von Funktionen Es sei I⊂ R ein um 0 symmetrisches Intervall. Eine Funktion f : I → R heiÿt ... gerade, wenn f (−x) = f (x) für alle x ∈ I . ... ungerade, wenn f (−x) = −f (x) für alle x ∈ I . 1. ... 2. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 53 / 60 Trigonometrie 5.5 Satz: Eigenschaften der Winkelfunktionen 1. sin 2. sin(x + π) = − sin x 3. = cos x und cos(x + π2 ) = − sin x. sin x 1 tan x = und cotx = . cos x tan x cos ist eine gerade Funktion und sin, tan und cot 4. 5. sowie sin(x + cos sind 2π - und und tan sowie cot sind π -periodisch. cos(x + π) = − cos x. π 2) sind ungerade Funktionen. R gilt | sin x| ≤ 1 und | cos x| ≤ 1. sin(x) = 0 genau dann, wenn x = kπ mit k ∈ Z. 6. Für alle 7. x∈ cos(x) = 0 8. 9. genau dann, wenn x= 2k+1 2 π mit k∈ Z. = 1 der Trigonometrische Pythagoras. 1 1 2 cos2 x = und sin x = . 2 1 + tan x 1 + cot2 x 2 sin x + cos2 x Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 54 / 60 Trigonometrie 5.6 Einschränkungen der Winkelfunktionen Die folgenden Einschränkungen der Winkelfunktionen benutzt man zur Deniton von Umkehrfunktionen: 3 sin π π : − π2 , π2 → [−1, 1] ist streng monoton wachsend. − , 2 2 cos [0,π] : [0, π] → [−1, 1] ist streng monoton fallend. : − π , π → ist streng monoton wachsend. tan 4 cot 1 2 − π2 , π2 ]0,π[ :]0, π[ → 2 2 R R ist streng monoton fallend. Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 55 / 60 Trigonometrie 5.7 Denition: Arcusfunktionen Die Umkehrfunktionen der Winkelfunktionen werden Arcusfunktionen genannt und sind 1. arcsin : [−1, 1] → − π2 , π2 2. arccos : [−1, 1] → [0, π] arctan : → − π2 , π2 arccot : → 0, π[ 3. 4. R R Die Graphen der Arcusfunktionen sehen wie folgt aus (siehe Bemerkung 4.12): Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 56 / 60 Trigonometrie y y y = arccos x y = arcsin x π 2 π y = arccot x π 4 x − π2 π 2 y = arctan x 1 x − π2 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 57 / 60 Trigonometrie Beim Rechnen mit den Winkelfunktionen sind folgende Additionstheoreme sehr nützlich: 5.8 Satz: Additionstheoreme 1 sin(x ± y) = sin x cos y ± sin y cos x 2 cos(x ± y) = cos x cos y ∓ sin x sin y tan x ± tan y tan(x ± y) = 1 ∓ tan x tan y 3 Daraus erhält man dann 5.9 Folgerung: Doppelte Winkel 1. sin(2x) = 2 sin x cos x 2. cos(2x) = cos2 x − sin2 x 2 tan x tan(2x) = 1 − tan2 x cos2 x = 12 1 + cos(2x) und sin2 x = 3. 4. 1 2 1 − cos(2x) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 58 / 60 Trigonometrie Eine kleine Beweisskizze für die Additionstheoreme: sin x cos y cos x sin y x cos y cos x cos y x y sin x sin y sin y 1 x+y cos(x + y) sin(x + y) Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 59 / 60 Trigonometrie Und nun noch ein paar spezielle Werte der Winkelfunktionen (und mit den Additionstheoremen und der Periodizität dann natürlich weitere). x in Grad 0 30◦ 45◦ 60◦ 90◦ x in Rad 0 π 6 π 4 π 3 π 2 sin x 0 1 2 cos x tan x cotx 1 √ 1 0 √ 1 − 1 2 2 3 3 3 √ √ 1 2 2 2 √ 3 1 1 2 0 − 90◦ √ 4 2 √ 3 1 3 √ 1 3 3 30◦ √ 1 2 45◦ √ 2 2 60◦ √ 3 2 √ 1 1 2 0 Eselsbrücke für die Sinus-Werte: x in Grad sin x 0 √ 0 2 Mathematischer Vorkurs TU Dortmund Seite 60 / 60