FREUD (1856-1939) und die Folgen Leben und Werk in Stichworten (zur Facharztweiterbildung für ÄrztInnen und PsychotherapiepatientInnen) 1856 *6. Mai: Sigmund FREUD (bis zum Beginn des Medizinstudiums 1878 Sigismund Schlomo) wird in Freiberg/Mähren als 1. Kind seiner Mutter Amalie (1835-1930), Tochter des Wiener Handelsagenten Jakob Nathanson geboren. 3. Ehe des Vaters Jakob Freud (1815-1896), Wollhändler aus Galizien. Emanuel *1835 und Philipp *1836 waren Söhne aus 1. Ehe. Er verliert während der Wirtschaftskrise 1859 sein Tuchgeschäft. 1860 zieht die Familie völlig verarmt über Leipzig nach Wien. In 10 Jahren 7 Kinder, u.a. Anna *1858. Sigismund hat bis 1858 eine katholische Kinderfrau. 1865 - 1873 Gymnasium summa cum laude, S.F. gilt in der Familie als Genie, hat immer „Studierkabinett“. 1873 - 1881 Medizinstudium. 1875 Besuch in Manchester. 1876 bei Carl Clauss, Triest : Hoden bei Aalen. 1877 Laboratorium von Ernst v. BRÜCKE entdeckt FREUD das zentrale Nervensystem der Neunaugenlarve. 1880 Militärdienst, 1881 verspätetes Abschlussexamen als Dr. med. 1880 J.S.Mill. 1882 - 1885 Wiener Allgemeinen Krankenhaus, Prof. Herrmann Nothnagel. 17.6.82 Verlobung, 1885 Priv.-Doz. 1883 fünf Monate Sekundararzt bei Theodor H. MEYNERT (Psychiater, Hirnanatom). 1884 Entdeckung der schmerzlindernden Eigenschaften des Kokains (Erstbeschreiber Carl Koller). "Über Coca". FREUD’s Kollege Ernst von Fleischl-Marxow wird kokainabhängig, stirbt 1891. 1885 April: FREUD verbrennt seine Aufzeichnungen: "Die Biographen aber sollen sich plagen..." Herbst 1885 - Frühjahr 1886: Studienreise über Hamburg nach Paris zu Jean-Martin CHARCOT (19 Wochen). FREUD beobachtet die Auswirkungen von Hypnose und Suggestion bei Hysterie. 1886 25.4.: Eröffnung einer Privatpraxis in Wien (von 1 - 2 2 Uhr). FREUD heiratet am 13.9. (und 14.9.86 nach jüdischem Ritus) Martha BERNAYS, die Tochter eines Wandsbecker Kaufmannes, Enkelin eines Rabbiners (*1861 Hamburg-1951 London, seit 1869 in Wien, seit 1883 Schwägerin, etwa 1000 Brautbriefe 1882-1886). 6 Kinder: 16.10.1887 Mathilde, 6.12.89 Jean Martin (leitet später als Jurist den Psychoanalytischen Verlag), 19.2.91 Oliver, 6.4.92 Ernst (Architekt), 12.4.93 Lieblingstochter Sophie (stirbt 1920 an Grippe, Sohn Ernst Halberstadt /Freud), 3.12.95 Anna. 1887 - 1902 "Selbstanalyse" durch Briefkontakt mit Wilhelm FLIEß (1858-1925, Berliner HNO-Arzt, besuchte FREUDs Vorlesungen): "Mein anderes Ich". Hrsg. 1950 Ernst KRIS. FLIEß 1897: "Die Beziehungen zwischen Nase und weiblichen Geschlechtsorganen". 1906 Periodenlehre. Cäcilie M. 1888 Übersetzung des Buches von Hippolyte BERNHEIM über Hypnose (MEYNERT: „Abgeschmackt“). 1889 FREUD benutzt die kathartische Methode Dr. Joseph BREUER’s (1842-1925), arbeitet in Nancy mit BERNHEIM und Ambroíse August LIÉBAULT ("Erste [Hypnose -] Schule von Nancy"). 1891 FREUD zieht in die Berggasse 19, ist unzufrieden mit Elektrotherapie (mit galvanischen Strömen) und Hypnose. Schwägerin Minna BERNAYS zieht ein. „Zur Auffassung der Aphasien“. 1892 - 1896 "Drucktechnik": Pat. auf Couch. Freud legt Hand auf die Stirn und stellt Fragen. 1894 Bruch mit Breuer (1932 an A. Zweig: "...hatte Schlüssel zu den Müttern"). Widerstand: Elisabeth v.R. 1893 "Vorläufige Mitteilung" über FREUD’s neue Theorien zur Hysterie. Er nimmt eine "traumatische Verführung" an (Breuer: „Secrets d’alcôve!“). 1883 Manuskript B: Neurasthenie durch „Onanie“ oder Coitus interruptus. 1894: "Die Abwehrneurosen". Zitiert Georg Christoph LICHTENBERG. 1895 "Studien über Hysterie": Therapie der Anna O. (Bertha Pappenheim, 1859-1936) durch BREUER erste Psychoanalyse 1880-82 ("meine Sprechkur", "Schornsteinfegen"): nach Tod des Vaters Husten, Strabismus, „Privattheater“. Scheinschwangerschaft = Behandlungsabbruch. FREUD: schmerzhaftes seelisches Trauma macht krank, wird unbewusst durch Verdrängung. Abreagieren (Katharsis, Reinigung) löst den eingeklemmten Affekt. Aufsätze über Zwangsneurose und Phobien. 23.7.95 Traum: Irmas Injektion (Fließ: Nasen-Op bei Gastritis). Entwurf einer Psychologie 1896 21.4. Vortrag zur Ätiologie der Hysterien. „Missetäter“ sind Kinderfrauen, Gouvernanten und andere Dienstboten, lehrende Personen, „schuldlose Brüder“. KRAFFT-EBING: „Wissenschaftliches Märchen!“ Entwicklung der "Psychoanalyse": Regeln: freie Assoziation, Spiegelhaltung, Abstinenz. Vaters Jakob Freud stirbt (Überleben als Schuld). Allmähliche Isolierung unter Wiener Kollegen nach Vorlesungen über die sexuellen Ursachen der Hysterie. Triebtheorie ab 1906. 1897 1. Beschreibung des Ödipuskomplex: Inzestwünsche und Hassgefühle werden durch Identifikation und Verdrängung (Kastrationsängste) beendet. Später: Entwicklung des Über-ICH. 1899 1900 1901 1902 1904 1905 1905 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1918 1919 1920 "Die Traumdeutung": Träume sind die via regia (der Königsweg) zum Unbewussten. Topisches Modell: Bewusst - Vorbewusst - Unbewusst + Zensor. "Über Deckerinnerungen". „Bruchstück einer Hysterie-Analyse“ (1905): Dora (18) 11 Wochen Analyse + Abbruch. An Fließ: "Du weißt, wie eingeschränkt meine Genüsse sind: ich darf nichts Gutes rauchen, Alkohol leistet mir gar nichts, mit dem Kinderzeugen bin ich fertig, der Verkehr mit Menschen ist mir abgeschnitten..." Letzte „Konferenz“ 8´1900. 1905 Strenger Positivist: Lustprinzip ist Motor des Lebens! "Zur Psychopathologie des Alltagslebens": Kasuistik und Theorie der Fehlleistungen. 9´1901 Rom FREUD wird a. o. Professor der Psychiatrie in Wien. Erste "psychologische MittwochsGesellschaft" mit 5 Teilnehmern (u.a. Stekel, Adler, „kleiner“ Rank). Reise nach Neapel, Sorent mit Br. Alexander. Eugen BLEULER (1857-1939, Chef der Klinik Burghölzli bei Zürich) schreibt Freud. Athen 9´1904. "Der Witz und seine Beziehungen zum Unbewussten": Ähnlichkeiten von Traum und Witz. "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie". (80 Seiten): 1. Perversionen und erogene Zonen (1886 Krafft-Ebing: „Psychopathia sexualis“). 2. Allgegenwart des kindlichen Sexualitätstriebes. Frühkindliche Phasen (oral, anal, phallisch, sexuell). Das Kind ist polymorph-pervers! 3. Die Kindheit mündet über den Ödipuskomplex in die Latenzphase, Wiederbelebung ödipaler Konflikte in der Pubertät. Der Mensch ist bisexuell, die sexuelle Entwicklung ist störbar, Triebe drängen („Wiener Wüstling“). C.G. JUNG (Oberarzt bei E. BLEULER) 3´07 bei Freud, gründet "Freudsche Gesellschaft" in Zürich Sandor FERENCZI (1873-1933 in Budapest) kommt aus Budapest. FREUD wird eingebürgert. Erster Internationaler Psychoanalytischer Kongress in Salzburg. "Charakter und Analerotik". Karl ABRAHAM gründet u.a. mit Magnus HIRSCHFELD die Berliner Psychoanalytische Vereinigung. FREUD reist mit C.G. JUNG und S. FERENCZI nach Worchester/Mass. und hält "Fünf Vorlesungen über Psychoanalyse" an der Clark University: "... die erste offizielle Anerkennung unserer Bemühungen". 3. Ohnmacht. Das "Jahrbuch für psychoanalytische und psychopathologische Forschungen" wird von BLEULER, FREUD und JUNG herausgegeben. "Der kleine Hans" (Pferdephobie mit 5, Therapie über Vater Graf: o.B. mit 19 Jahren). Analyse des Rattenmann (Jurist Ernst Lanzer). Oskar PFISTER (Pastor aus Zürich) besucht Freud, „peripathetische“ Analyse. Gründung der Internationalen Gesellschaft für Psychoanalyse in Nürnberg. C.G. JUNG wird Präsident. ADLER und STEKEL redigieren das "Zentralblatt für Psychoanalyse", ab 1913 "Internat. Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse". Reisen nach Paris, Florenz, Sizilien mit FERENCZI. Bruch mit Alfred ADLER (1870-1937) „Leonardo“, „Fall Schreber“ . E. JONES gründet die amer. psychoanalyt. Vereinigung, 1913 Londoner psa. Vereinigung. Kongress in Weimar mit Lou A.-S. "Zur Dynamik der Übertragung": Wiederbelebung frühkindlicher Gefühle in der (therapeutischen) Beziehung = Übertragungsneurose. Bruch mit STEKEL. Rank + Sachs gründen „Imago“. Anna besucht Lou ANDREAS-SOLOMÉ (1861-1937) im Haus "Loufried", Göttingen (Schriftstellerin, Briefpartnerin FREUD’s, RILKE’s, NIETSCHE’s, BUBER’s). 1912-13 Lou in Wien. Bruch mit C.G. JUNG (1875-1961). "Totem und Tabu" Ernest JONES gründet das "Komitee" zur Weiterentwicklung der Psychoanalyse („ΨA“), zur Entlastung und Abschirmung FREUD’s. Ringträger: O. RANK, K. ABRAHAM, M. EITINGON, E. JONES, S. FERENCZI, H. SACHS. "Zur Einführung des Narzissmus": primärer Narzissmus=Selbstliebe des Kindes, sekundärer Narzissmus=Objektliebe. Regression bis in Psychose = narzisstische Neurosen. Widerstand und Übertragung sind "die beiden Ausgangspunkte der Analyse". "Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten". Anonym: "Der Mose des Michelangelo" Wolfsmann (1909 bei Ziehen, Kraepelin) 12 Abhandlungen zur "Metapsychologie" u.a. "Triebe und Triebschicksale". WS 1915/16 und WS 1916/17 "Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse" . Anna (seit 1914 Lehrerin) hospitiert bei Wagner von JAUREGG, Lehranalyse (1918-1921?) beim Vater ("...bei der eigenen Tochter ist es mir gut geraten, bei einem Sohn hat es besondere Bedenken."). 1920 Ringträgerin. "Trauer und Melancholie": Selbsthass der Melancholiker ist lustvolle Wut bei Objektverlust. Hermann NUNBERG (1884-1970, poln. Krankenhauspsychiater, 1914 Psychoanalytiker in Wien, 1934 in New-York) schlägt bei Kongress in Budapest persönliche Lehranalyse vor, 1926 Annahme. FREUD wird ordentlicher Professor (1917 letzte Vorlesungen, hatte nie einen Lehrstuhl). "Ein Kind wird geschlagen". Melanie KLEIN (1882 in Wien-1960 in London, Schülerin von Karl ABRAHAM) hält auf einem Kongress in Budapest einen Vortrag über "Eine Kinderentwicklung". Beginn der Kinderanalyse. Sie begründet nach der Emigration ab 1926 in London die "englische Schule". Karl ABRAHAM und Max EITINGON gründen das Berliner Psychoanalytische Institut (mit psychoanalytischer Poliklinik; das Wiener "Ambulatorium" wird erst 1922 eröffnet). Berlin wird "psychoanalytisches Weltzentrum" (Franz ALEXANDER, Siegfried BERNFELD, Therese BENEDEK, Felix BOEHM, Otto FENICHEL, Karen HORNEY, Melanie KLEIN, Karl MÜLLERBRAUNSCHWEIG, Sandor RADO, Wilhelm REICH, Theodor REIK, Hanns SACHS, Harald SCHULTZ-HENCKE, I.H. SCHULTZ, Ernst SIMMEL. "Kinderseminar" mit FENICHEL und SCHULTZ-HENCKE: u.a. Herbert BINSWANGER, Medard BOSS, Werner W. KEMPER, Anni REICH, René Arpad SPITZ. 1920 "Jenseits des Lustprinzips": Dualität zw. Eros und Thanatos (Todestrieb). „Die Trieblehre ist sozusagen unsere Mythologie. Die Triebe sind mythische Wesen, großartig in ihrer Unbestimmtheit.“ 1921 "Massenpsychologie und Ich-Analyse": Ungeordnete Massen verhalten sich wie Kinder, Wilde oder Neurotiker, werden geeint durch einen Führer oder eine überwertige Idee (z.B. Heer, Kirche). 1921 FREUD reist im September nach Berlin und Hamburg. Er besucht mit dem Komitee Hildesheim und den Harz, ist von den Hildesheimer Kirchen und dem Pelizaeus-Museum beeindruckt. 1922 Internationaler Psychoanalytischer Kongress in Berlin: Letzte Kongressteilnahme FREUD’s (9´22) 1923 Diagnose eines Lippenkrebses, erste von 31 Operationen. Später Kiefer- und Gaumenkrebs, ständige Schmerzen und Beschwerden: "Höchst überflüssig!"?? Anna wird seine Pflegerin und Vertreterin. Pakt: kein Gefühl darf zur Schau getragen werden. "Von drei zärtlichen Frauenzimmern umringt und beobachtet, habe ich nicht viel Freiheit zu jammern und gute Gelegenheit, mich in der notwendigen Selbstbeherrschung zu üben" (FREUD an Dr. Max SCHUR, ab 1929 „Leibarzt“). 1923 "Das Ich und das Es": Instanzenmodell des seelischen Erlebens: Über-ICH: „Einverseelte“ Motive (normative, ethische, moralische). Im engeren Sinne: verbietende, verfolgende, strafende Instanz ("Auge um Auge....!"). Ich-Ideal: positives Selbstbild durch Vorbilder. ICH: Differenzierte Realitätsinstanz, Führer durch die Wirklichkeit, aber auch verdrängende Instanz. Dient der Selbsterhaltung. Ich-Funktionen (-Apparaturen): Wahrnehmung, Gedächtnis, Motorik, Realitätsprüfung, logisches und synthetisches Denken, Triebneutralisierung, Integration. Abwehrmechanismen. Das ICH, "das arme Ding" ist nicht Herr im eigenen Haus, muss einen Zweifrontenkrieg gegen ES und Über-ICH führen. 1933: "Was Es ist, soll Ich werden!" ES: (nach „wildem“ Georg GRODDECK: Buch vom Es [Nietzsche]) Ältester psychischer Bereich, "ein Chaos", (nach C.G. JUNG eigentliches Kräftepotential), Reservoir primitiver Motive und Triebe (Eros gegen Thanatos), erbliche Anteile. Herrschaft des Lustprinzips: sofortige Triebbefriedigung. ANGSTTHEORIEN: 1895: Angst ist entweder Realangst vor äußerer, wirklicher Bedrohung oder abgewehrte Libido (bei FREUD sexuelle Energie, bei C.G. JUNG allgemeine seelische Energie). FREUD vermutete sogar giftige "Angststoffe". 1926 Hemmung, Symptom und Angst: Angst hat Signalfunktion. Das ICH ist die alleinige Angststätte, nur das ICH kann Angst produzieren und verspüren. Die Außenwelt macht Realangst, das ES neurotische Angst, das Über-ICH macht Gewissensangst. Angst bewirkt Abwehr: Angstsignal (Unlustsignal) gegen Lustprinzip. Wiederholungszwang der Angstträume dient der Reizbewältigung. 1924 Otto RANK (1884 in Wien - 1939 in New York) bricht mit Freud und veröffentlicht "Das Trauma der Geburt". Beeinflusst später die "humanistische" Psychologie (z.B. C. ROGERS). "Das ökonomische Problem des Masochismus": Todestrieb als primärer Masochismus. 1926 Einführung der RVO. 1925 "Der Mann Moses...“. Schadet der ΨA im kathol. Wien? BREUER und ABRAHAM sterben. 1926 "Die Frage der Laienanalyse" (Anklage von Theodor REIK wegen Kurpfuscherei): FREUD befürwortet nichtärztliche Analytiker. EINSTEIN trifft ihn in Berlin. "Hemmung, Symtome und Angst" 1927 "Die Zukunft einer Illusion": Ablehnung der Religionen als kollektive Zwangsneurosen. Auflösung des Komitees. "Fetischismus": Zur Theorie der Perversionen. "Einführung in die Technik der Kinderanalyse" (Anna zum 70. Geburtstag ihres Vaters ): Weil bei Kindern Krankheitseinsicht und Neuauflage der Übertragung fehlt („...die alte Auflage noch nicht vergriffen...“) muss der Analytiker die Aufgaben der Eltern übernehmen. M. Klein überschätzt Symbolwert ihrer Spieltherapie, Kinderträume können nicht wie Erwachsenenträume gedeutet werden (fehlende Assoziation). Nur die infantile Neurose (Entwicklungsstörung) ist behandlungsbedürftig. Keine Erziehungshilfe! 1927 "Symposium on Child Analysis" der Gruppe um Melanie KLEIN, jahrelanger Streit der Schulen. Die "Kleinianer" werfen Anna FREUD vor, sie verhindere durch die Einleitungszeit die Übertragungsneurose. Die Analyse bei Kindern habe keinen pädagogischen Auftrag, weil die Über-Ich-Bildung mit dem ödipalen Konflikt schon im 1./2. LJ beginnt. "Der Humor". 1929 Sandor FERENCZI (1919 für 82 Tage erster Professor für ΨA in der ungarischen Räterepublik) geht zu einer "aktiven Therapie" über und zieht sich von FREUD zurück. 1929 Paula FICHTL (1902-1982) kommt als Dienstmädchen von D. BURLINGHAM-TIFFANY zur Familie Freud, emigriert mit nach England, bleibt bis zum Tod Annas in der Familie. 1930 Verleihung des Goethe-Preises an FREUD, Anna vertritt den erkrankten Vater. Tod der Mutter. "Das Unbehagen in der Kultur": Trieborganisation, Kultur, Verdrängung. Ernst SIMMEL: B-Tegel. 1931 "Über weibliche Sexualität": Der Sohn hilft der Mutter gegen die Penislosigkeit. FREUD in B-Tegel. 1932 Anna FREUD arbeitet in der Erziehungsberatungsstelle des Wiener Ambulatoriums mit. Sandor RADO, Hanns SACHS, Karen Horney emigrieren in die USA. 1933 Die Nazis verbrennen u.a. FREUD’s Werke in Berlin ("Welch ein Fortschritt! Im Mittelalter hätte man mich verbrannt..."). Anna wird neben Paul FEDERN (1871 in Wien - 1950 in New York, bedeutender ICH-Psychologe) Obmannstellvertreterin der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Sandor FERENCZI stirbt. Nov. 33: alle jüdischen Mitglieder geben im Berliner Institut ihre Ämter auf, scheiden im Dez. 35 Anraten FREUD’s "freiwillig" aus. Briefwechsel mit EINSTEIN: "Warum Krieg". 1934 Emigration weiterer Psychoanalytiker aus Deutschland (vorw. in die USA). Wilhelm REICH (18971957, 1922 Leiter des Wiener Seminars für psychoanalytische Therapie, 1930-33 Arbeitersexualklinik u.a. mit Ernest Bornemann) wird wegen "Orgontherapie" auf Betreiben von JONES aus der psychoanalytischen Vereinigung ausgeschlossen. REICH ist "Großvater" der Bioenergetik. 1936 Zwangsweiser Zusammenschluss der Freudianer, Adlerianer und Jungianer (Dreier-Seminare) im "Deutschen (Reichs-) Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie" unter Leitung von Prof. Dr.med.+jur. M.H. GÖRING (AÄGP; Spitznamen: Pappi, Weihnachtsmann). Ziel: "arische" Seelenheilkunde. 13.5.1943 „Hinrichtung“ John RITTMEISTER’s (Leiter der Poliklinik), Plötzensee. 1936 Thomas MANN hält die Rede zum 80. Geburtstag FREUDs. FREUD wird korrespondierendes Mitglied der "Royal Society". Goldene Hochzeit. Anna FREUDs "Das Ich und die Abwehrmechanismen" erscheint in London (deutsch 1964): Analyse der unbewussten Abwehr zeigt Schicksale von Triebwünschen und Phantasien (Weg zum ES über die Abwehr). ABWEHRFORMEN: Verdrängung: Staudamm und Überschwemmung (H. Schultz-Hencke). Identifikation und Introjektion: Vorbild und Vorurteil. Projektion: die Suche nach dem Sündenbock (3. Mose 16,20-22). Reaktionsbildung: Verwandlung unedler Gefühle (Affenliebe statt Hass). Verschiebung: Wut über die Fliege an der Wand. Rationalisierung: Abspaltung der Gefühle über den kühlen klaren Kopf. Regression: Rückzug in die frühe Kindheit (wie ein Heer vor einer Übermacht). Verleugnung: "...weil nicht sein kann, was nicht sein darf!" Ungeschehenmachen: Bußübungen, die Entschuldigung tilgt die Schuld! Isolierung: der Fuchs und die "sauren" Trauben. Autoaggression: Wendung der Aggressivität gegen sich selbst. Konversion: Gefühle werden zum Symptom oder zur Tat. Sublimierung: Veredelung unedler Gefühle, z.B. künstlerische Kreativität. FRÜHE ABWEHRMECHANISMEN: projektive Identifizierung (nach M. KLEIN): Projektion eigener Selbstanteile zur Beherrschung des anderen (Gegensatz: introjektive Identifikation). Spaltung: Unvereinbares steht nebeneinander (Spot im Bühnengleichnis). 1937 "Die endliche und die unendliche Analyse". Anna FREUD übernimmt mit Dorothy BURLINGHAM den Montessori-Kindergarten "Haus der Kinder" in Wien. Imago, Heft 1+3: „Moses ein Ägypter“. 1938 12.3.38 "Anschluss" Österreichs. FREUD will nicht emigrieren. Nur noch 4 von 120 Analytikern sind in Wien! E. JONES, D. BURLINGHAM, Marie BONAPARTE planen Rettung. Roosevelt und Mussolini setzen sich für FREUD ein. 4.6. Abreise aus Wien, triumphaler Empfang in London. "Gefängnis ... noch sehr geliebt!" 21.6. Moses III, 7´38 Abriss der Psychoanalyse. 9+12´38 letzte Operationen. 9./10.11.38 Novemberpogrom. Adolphine Freud verhungert 1942 im KZ Theresienstadt, 3 Schwestern werden in Auschwitz ermordet. Anna & Eli Bernays in den USA. 1939 2´39 inoperables Krebsrezidiv, Rö+Rd. 19.5. „Moses and Monotheism“. 1.8. SF schließt seine Praxis. Schur 21.9.: 30 mg Morphin (3x?), 22.9. Koma, Tod am 23.9. S. ZWEIG hält die Grabrede. 1940 Anna gründet mit D. BURLINGHAM das Kriegskinderheim "Hampstead Nurseries", Schließung 1945. Ab 1947 kinderanalytische Kurse. Auch ohne Vaterersatz wird Familie realisiert. 1946 Werner W. KEMPER gründet mit H. SCHULTZ-HENCKE unter Kostenträgerschaft der Versicherungsanstalt Berlin (VAB) das Zentralinstitut für psychogene Erkrankungen (ZI). 1950 Spaltung der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft (DPG) durch H. SCHULTZ-HENCKE und die Neoanalytiker (u.a. Baumeyer, Boehm, Bräutigam, Dührssen, Hau, Heigl-Evers, Heigl, Ockel, Quint, Reiman, Schwidder). Die Freudianer gründen die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV), die in die IPV aufgenommen wird. Später gemeinsame Dachgesellschaft DGPPT. 1952 Anna FREUD gründet mit Dorothy BURLINGHAM die Hampstead Child-Therapy Course and Clinic, leitet sie bis zu ihrem Tod 1982 (39 Analytiker, 26 Psychotherapeuten, 2 Sozialarbeiter, 2 Psychologen) 1956 Marilyn MONROE (Pat. GREENSON’s) kommt wegen Lawrence OLIVIER. 1953 1965 1969 1971 1979 Kurt EISSLER kodifiziert die ΨA gegen die korrigierende emotionale Erfahrung (ALEXANDER). "Wege und Irrwege in der Kinderentwicklung", deutsch 1968. Konzept der "psychischen Entwicklungslinien" (ES: Sexualtrieb + Aggressionstrieb, ICH- und Über-ICH-Bildung + Abwehrmechanismen): 1. biologische Einheit Mutter-Kind 2. anaklitische Phase 3. Libido und Objektkonstanz 4. ambival., anal-sad. O-Bez. 5.ödipal-phallische Phase: Aggression und Libido + Eltern 6. Latenz + außerfamiliäre Personen 7. Vorpubertät: Belebung infantiler Besetzungen 8. Pubertät: Aufgabe infantiler Besetzungen zugunsten heterosexueller Liebesobjekte. Regression macht Anpassung möglich. Agieren ist kindgemäße Kommunikation, Wortspuren fehlen. Keine „richtige“ Erziehung! Freud-Denkmal in Freiberg. Freud-Museum Berggasse 19, Wien (Prof. F. Hacker, Paula Fichtl). Internationaler Psychoanalytikerkongress in Wien mit Anna FREUD. Sie stirbt am 8.10.82. Jeffrey Moussaieff MASSON, Prof. für Sanskrit in Toronto, sichtet FREUD’s Briefe an FLIEß: "Was hat man dir, du armes Kind, getan? Sigmund Freud’s Unterdrückung der Verführungstheorie". Dr. med. W. Scherf, Nieders. LKH Hildesheim, Stand 19. September 2002 8: 10´93 + 10´95 WTB 1´95 + 7-11´00 FDS: 9´96 + ´97 TK: 7´01 7: 9´93 + 10´94 + 3´95 + 1-4´96 + 5´97 + 8´98 + + 7´00 + 7´01