Arbeitsmanuskript: Gehirngerechtes Arbeiten und Lernen Seite: 1 Praxisseminar „Erfolgreiche Mitarbeiter – Strategien und Techniken zum Lebenslangem Lernen Helga Scholz MAT-Trainerin Gesellschaft für Gehirntraining e.V. Zielgruppe: Kunden von Termin: Ort: Hintergrund Die Konzentration auf „Geistige Leistungsoptimierung“ wird als Qualtätssicherungsmaßnahme in den Betrieben immer wichtiger. Geistige Leistungsfähigkeit ist aber keine unabänderliche Eigenschaft, die man besitzt oder nicht besitzt und die dann unverändert ein Leben lang erhalten bleibt. Im Gegenteil: Das Gehirn muss zur Entfaltung und Erhaltung der Leistungsfähigkeit trainiert werden. Zielsetzung Erkenntnisse der Hirnforschung in Bezug auf unser Thema Kennen lernen und verwenden von Lernstrategien für kristallinen Intelligenz Referentin: Eigene Angaben einfügen Beispiel: Helga Scholz arbeitet seit über 20 Jahre als selbständige Trainerin. Sie ist Verkaufstrainerin, liz. Lern- und Gedächtnistrainerin GfG, liz. MAT Trainerin und betreut als med. Psychometrikerin Studien im Bereich der geistigen Leistungsoptimierung. Autorin Helga Scholz, Vorsitzende GfG TrainerForum 2008 GfG TrainerForum Arbeitsmanuskript: Gehirngerechtes Arbeiten und Lernen Seite: 2 Das Gehirn im ausgewogenen Einsatz Neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung belegen die Bedeutung der ganzheitlichen Vorgehensweise beim kognitiven und affektiven Lernen. So sind der Hirnstamm (Reptilienhirn), das limbische System (älteres Säugerhirn) und der Neokortex (jüngeres Säugerhirn) und die rechte und linke Gehirnhälfte anatomisch und funktional aufs engste miteinander verbunden. [Nieuwwnhuys et. al. 1991],[Aggleton, 1992,1993], [Damasio 1995],[LeDoux 1993] Hirnstamm (Reptilienhirn) Entwicklungsgeschichtlich ältester Teil des Gehirns. Angeborene Affekte, egoistische Regungen, gewalttätige Impulse sorgten schon in finstere Urzeiten für das Überleben des Menschen. (8+7) Das limbische System ist das älteres Säugerhirn welches auch Tiere haben. Es wird auch emotionales Erfahrungsgedächtnis genannt. Es steuert den Menschen auf der Basis seiner Lebenserfahrungen.(1,2+3) Der Neokortex unterscheidet uns von den Tieren (jüngeres Säugerhirn). Wir können Information für die Denkleistung bewusst wieder abrufen. Dazu benutzen wir das Kurzzeitgedächtnis, auch Arbeitsspeicher genannt und das Langzeitgedächtnis. Analogie des menschlichen Gehirns Entscheidend für unser Gehirn sind nicht die Schwerpunktbildungen für bestimmte Fähigkeiten in bestimmtem Teilen unseres Gehirns, sondern die Fähigkeit viele Gehirnabschnitte zu vernetzen. Werden passende Gedächtnisbereiche verglichen oder gespeichert, geschieht dies immer über Netzwerke, in beiden Gehirnhälften parallel und gleichzeitig. Allerdings sind bestimmte Teile des Gehirns besonders wichtig beim Lernen. Mit Analogien werden sie hier kurz vorgestellt: Der Thalamus ist die Tür zum Gehirn oder als Analogie die Gehirntür (Haustür) (1) Alle Sinnesreize (Hören, Sehen, Fühlen usw.) kommen hier an der Gehirntür zuerst an. Sind sie eingetreten werden sie zu den entsprechenden Zentren gehirngerecht weitergeleitet. Der Mandelkern ist derSitz der Gefühle. Hier die Analogie Herz-Königin (2) (Alice im Wunderland) Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft weist alles daraufhin das die Herz-Königin (Mandelkern) die ankommenden Reize mit Gefühlen und Autorin Helga Scholz, Vorsitzende GfG TrainerForum 2008 GfG TrainerForum Arbeitsmanuskript: Gehirngerechtes Arbeiten und Lernen Seite: 3 Leidenschaften sowie Empathien anreichert. Droht Lebensgefahr dann ist sie auch in der Lage direkt die Nervenbahnen zu aktivieren, die für die physische Spontanreaktionen sorgen (Flucht oder Angriff). Der Hippocampus, hier ist die Analogie der Chefsekretärin angebracht. (3) Die Chefsekretärin registriert Wahrnehmungsmuster. Einzelheiten unserer Erlebnisse und unseres Wissens werden fein säuberlich in bestimmte Arealen eingeordnet. Die Stirnhirnregionen von hier dem sog. Coach werden die bewusste (4) Gedächtnisinhalte abgerufen. Dieser vernunftbegabte Coach ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Bewältigung des Alltags. Das Kurzzeitgedächtnis ist ein Teil dieser neuronalen Vernetzungen des kognitiven Systems. Das Kurzzeitgedächtnis wird auch Arbeitsspeicher genannt. Der andere Teil ist das Langzeitgedächtnis, auf das wir bewusst zurückgreifen können. (Deklaratives Gedächtnis) Zusammen ergeben Sie die kristallisierte und fluide Intelligenz. Lernstrategien für die kristalline Intelligenz Eingehende Informationen werden auf ihre motivationalen und emotionalen Zustände überprüft. Bei Schmerzen oder Stress, wird Information nur deshalb gespeichert, um ähnliche Erfahrungen zu vermeiden. Informationen, die mit Freude und Genuss verbunden sind, haben dagegen einen hohen Speicherwert und erhöhen die kristallisierte Intelligenz. 1. Mnemotechniken Die Gedächtnismeister bedienen sich dabei bestimmter Hilfsstrategien. Merkbilder werden der Reihe nach mit den Dingen verknüpft, die Sie im Gedächtnis verankern möchten. Schon Cicero sagte: „Man sollte die Verbindungen herstellen die bemerkenswert, auffällig schön oder häßlich sind, oder indem wir ihnen einen lächerlichen Gedanken hinzufügen, denn diese Charakter werden es dem Gedächtnis einfach machen das Eingeprägte fehlerlos wieder zu finden“. 2. Wiederholungen Autorin Helga Scholz, Vorsitzende GfG TrainerForum 2008 GfG TrainerForum Arbeitsmanuskript: Gehirngerechtes Arbeiten und Lernen Seite: 4 Durch Wiederholen wird das Wissen verallgemeinert und gelangt es ins Langzeitgedächtnis. 3. Konkrete Beispiele und Assoziationen Beispiele helfen dem Gehirn tragende Muster selbst zu entwickeln. Diese so genannten neuronalen Landkarten helfen uns später, Informationen wieder gezielt abzurufen. 4. Vernetztes Lernen Das vernetzte Lernen wurde von dem bekannten Biochemiker Frederic Vester zu seinem Leitmotiv gemacht. Lernen soll nicht nur bloßes Merken unzusammenhängenden Fakten sein, sondern eine Wissensaufnahme die ein mit der Realität verbundenes Lernen anstrebt. 5. Zustandabhängiges Lernen Eine oft unterschätzte Technik. Lernen Sie in einer Situation, die weitgehend der entspricht, in der Sie den Wissensstoff wieder brauchen. 6. Differenzierung der Lernleistung Aus Untersuchungen geht die Notwendigkeit des abwechslungsreichen Lernens hervor. Nach Hans Löwe gilt der Grundsatz dass, je ähnlicher zwei Lernleistungen sind, die zeitlich aufeinander folgen, desto schlechter ist der Behaltenseffekt. (retroaktive Hemmungen) Notizen 7. Schlaf Autorin Helga Scholz, Vorsitzende GfG TrainerForum 2008 GfG TrainerForum Arbeitsmanuskript: Gehirngerechtes Arbeiten und Lernen Seite: 5 Das Gehirn braucht Pausen und den Schlaf um Gedächtnisinhalte zu festigen. 8. Neugierde und aktives Lernen Wissbegierde entspricht dem Betätigungsdrang der Nervenzellen ähnlich dem Bewegungsdrang unseres Körpers. Je vielseitige ein Lernstoff (multisensorischen Darbietungen) bearbeitet wird umso mehr Nervenzellen werden neugierig angesprochen und umso größer ist der Lernerfolg. 9. Zielsetzung mit Erfolgsantizipation Die Zielsetzung soll realistisch sein (messbares Ziel) und muß durch ein entsprechendes Erfolgserlebnis bestätigt werden. 10. Körperliches Wohlbefinden Die Grundbedürfnisse (Temperaturerhaltung, Hunger, Durst, Schlaf) müssen befriedigt sein, damit Lernbereitschaft eintritt. (Reptilienhirn) Diese Lebensmittel lassen Gehirnzellen jubeln Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Pilze, Salat, Rohkost, Naturreis, Biokartoffeln mit Schale, Fisch, Shrimps, Geflügel, mageres Fleisch, Eier, Milchzucker, Butter, Pflanzenöle, Vollkornprodukte, Frucht- und Gemüsesäfte 11. Lernen in der Gruppe Der Mensch hat in seinem Gehirn eine Region (Amygdala) die unter anderem auch für das Sozialverhalten zuständig ist. Gruppenarbeit kann als positiver Verstärker dienen. Die Gruppe läßt den Einzelnen freier sein, sie nimmt ihm zum Teil die Last der Verantwortung. Innere Hemmungen werden aufgeweicht und Spannungen abgebaut. Autorin Helga Scholz, Vorsitzende GfG TrainerForum 2008 GfG TrainerForum Arbeitsmanuskript: 12. Gehirngerechtes Arbeiten und Lernen Seite: 6 Lerntyp und Wahrnehmungskanal Jeder Mensch lernt anders lernt und muss seinen Lernstoff gemäß seinem Lerntyp erarbeitet. Visueller Wahrnehmungskanal (sehen, sich vorstellen, klar beobachten usw.) Auditiver Wahrnehmungskanal (hören, sprechen, laut rufen usw.) kienästhetischer Wahrnehmungskanal (berühren, empfinden) Übung Ziel: Zielbestimmung Positive Formulierung Zielbestimmung überprüfbar durch Wissen ist nicht nur Macht. Wissen ist auch Wohltat. Wissen setzt nur zwei Dinge voraus: Ein gut funktionierenden Arbeitsspeicher und ein zuverlässig arbeitendes Gedächtnis. Viel Erfolg weiterhin Helga Scholz Literaturliste J. C. Eccles, Das Gehirn des Menschen, Piper Verlag München 1975 F. Vester, Denken, Lernen, Vergessen, DVA Stuttgart, 1975 M. S. Gazzaniga, „Rechtes und linkes Hirn”, Rätsel Gehirn, Spektrum der Wissenschaft, Digest 2/2001 R. Jourdain, Music, the Brain, and Ectasy, Avon Books, New York, 1997 Wahrnehmung und Bewußtsein, Faszination menschlicher Körper, Naumann & Göbel Verlagsgesellschaft in der VEMAG, ISBN 3-625-1063-0 A. R. Damasio, Descartes Irrtum – Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn, dtv München, 1997 H. J. Markowitsch, „Neurophysiologie des menschlichen Gedächtnisses”, Rätsel Gehirn, Spektrum der Wissenschaft, Digest 2/2001 U. Schnabel, A. Sentker, Wie kommt die Welt in den Kopf, Rowohlt Taschenbuch, 1997 R. Schmidt, R. Thews, Physiologie des Menschen, 26. Auflage, S. 160, Springer-Verlag Heidelberg Werner Correl, Lern-Psychologie, Verlag Ludwig Auer, Donauwörth, 1961 H. Aebli, Psychologische Didaktik, E.-Klett-Verlag Stuttgart, 1973 Autorin Helga Scholz, Vorsitzende GfG TrainerForum 2008 GfG TrainerForum