1 Quantitätsgleichung

Werbung
VWL
Jenny Kanera
Steffi Rohmann
Thomas Uebel
FS71
August 2008
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK
Quantitätsgleichung, Geldwertschwankungen, Inflation und Deflation
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
Inhalt
1
Quantitätsgleichung ....................................................................................................................... 3
1.1
Kaufkraft des Geldes ............................................................................................................... 3
1.2
Quantitätsgleichung (Fischersche Verkehrsgleichung) ........................................................... 3
1.2.1
Beispiel für die „Geldseite“ der Quantitätsgleichung ..................................................... 4
1.2.2
Beispiel für die „Güterseite“ der Quantitätsgleichung.................................................... 4
1.2.3
Folgerung aus den Beispielen der Geld- und Güterseite................................................. 4
1.3
Klassische Quantitätstheorie ................................................................................................... 4
1.3.1
Kritik an der klassischen Quantitätstheorie .................................................................... 5
2
Geldwertschwankungen ................................................................................................................. 5
2.1
Inflation ................................................................................................................................... 5
2.2
Inflationsarten ......................................................................................................................... 5
2.2.1
Klassifizierung der Inflationsraten nach Erkennbarkeit, Dauer und Ausmaß.................. 5
2.3
Inflationsursachen ................................................................................................................... 6
2.3.1
Nachfrageinduzierte Inflation ......................................................................................... 6
2.3.2
Angebotsinduzierte Inflation ........................................................................................... 6
2.3.3
Importierte Inflation ........................................................................................................ 8
2.4
Inflationsfolgen........................................................................................................................ 9
2.4.1
Inflation und Einkommen ................................................................................................ 9
2.4.2
Inflation und Vermögen .................................................................................................. 9
2.4.3
Inflation und Schulden .................................................................................................... 9
2.4.4
Inflation und Staat ........................................................................................................... 9
2.4.5
Inflation und Beschäftigung ............................................................................................ 9
2.4.6
Inflation und Außenwirtschaft ........................................................................................ 9
2.5
Deflation ................................................................................................................................ 10
2.5.1
Deflation allgemein ....................................................................................................... 10
2.5.2
Lohndeflation ................................................................................................................ 10
2.5.3
Vermögensdeflation ...................................................................................................... 10
2.6
Ursachen................................................................................................................................ 10
2.6.1
Rückgang der Nachfrage ............................................................................................... 10
2.6.2
Kreditscheu .................................................................................................................... 10
2.6.3
Rückgang der Auslandsnachfrage ................................................................................. 10
2.7
Auswirkungen ........................................................................................................................ 11
2.7.1
Direkte Auswirkungen ................................................................................................... 11
2.7.2
Indirekte Auswirkungen ................................................................................................ 11
2.8
Gegenmaßnahmen ................................................................................................................ 11
2.8.1
Geldpolitik ..................................................................................................................... 11
2.8.2
Nachfrageorientierte Wirtschaft ................................................................................... 11
3
Quellenangaben............................................................................................................................ 12
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
2
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
1 Quantitätsgleichung
1.1 Kaufkraft des Geldes
Die Kaufkraft des Geldes gibt an, welche Gütermenge für eine Geldeinheit gekauft werden kann. Sie
erfasst den tatsächlichen Wert (Realwert) im Unterschied zum aufgedruckten Nennbetrag
(Nominalwert) des Geldes. Der Nominalwert sagt also noch nichts über die Kaufkraft aus, d. h.
welche Gütermenge damit gekauft werden kann.
Beispiel: Steigen die Preise um 100 %, beträgt die Kaufkraft einer GE nur noch 50 %. Das Preisniveau
ist in vorgenannten Fall somit gestiegen, da mit der gleichen nominellen Geldmenge nur noch die
Hälfte an Gütern gekauft werden können. Somit kann festgehalten werden, dass wenn das
Preisniveau steigt, die Kaufkraft in gleichem Maße sinkt – und umgekehrt1.
Geld könnte auch in Form von Anteilsscheinen am Sozialprodukt angesehen werden. Erst wenn diese
der Gütermenge einer Volkswirtschaft gegenübergestellt werden, bekommt man Auskunft über den
Wert einer Anteilseinheit.
Gesamtnachfrage in Geld
=
Gesamtangebot an Gütern
Solange sich beide Größen entsprechen, herrscht Gleichgewicht, d. h. die Kaufkraft des Geldes bleibt
unverändert.
1.2
Quantitätsgleichung (Fischersche Verkehrsgleichung)
Der amerikanische Nationalökonom Irving Fisher (1867 – 1947) hat die Beziehung zwischen
Geldvolumen und Gütervolumen in seiner Verkehrsgleichung („Purchasing Power of Money“, 1911)
zum Ausdruck gebracht:
G
Geldmenge
Bar- und
Buchgeld
Geldseite (Kauf)
=
*
*
=
=
U
Umlaufgeschwindigkeit
Wie häufig wandert 1 € von
Hand zu Hand
Güterseite (Verkauf)
H
Handelsvolumen2
BIP + Lagerabgänge
- Lagerzugänge
*
*
P
Preisniveau
Gewogener  aller
Güterpreise
Die Fischersche Verkehrsgleichung besagt also, dass die mit der Umlaufgeschwindigkeit multiplizierte
Geldmenge immer gleich dem mit Preisen bewerteten und umgesetzten Gütervolumen ist.
1
Reziprokes Verhältnis
Da das gesamte Handelsvolumen einer Volkswirtschaft nicht exakt beobachtet werden kann, wird häufig auf
das BIP (Y) zurückgegriffen  abgewandelte Quantitätsgleichung: G * U = Y * P
2
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
3
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
1.2.1 Beispiel für die „Geldseite“ der Quantitätsgleichung
Wenn ein 100 Euro-Schein innerhalb von 30 Tagen fünfmal zum Kauf von Gütern verwendet (U = 5)
wird, geht von diesem Geldschein eine monetäre Nachfrage von 500 € aus. Wird dagegen in der
Vorweihnachtszeit dieser Geldschein innerhalb von 30 Tagen zehnmal für den Kauf von Gütern
verwendet (U = 10), beträgt dessen monetäre Nachfrage 1.000 €.
1.2.2 Beispiel für die „Güterseite“ der Quantitätsgleichung
In einer Periode werden 1000 Konservendosen zu je 1 € von einer Konservenfabrik an einen
Lebensmittelgroßhändler verkauft. Vorgenannter liefert die Dosen zu je 1,50 € an verschiedene
Einzelhändler. Diese verkaufen die Dosen wiederum an die Endverbraucher zu je 2 € je Stück. Das zu
den gegenwärtigen Preisen bewertete Handelsvolumen dieser Periode beträgt dann: 1000 St. * 1 €
+ 1000 St. * 1,50 € + 1000 St. * 2 € = 4.500 €.
1.2.3 Folgerung aus den Beispielen der Geld- und Güterseite
Die Verkehrsgleichung bringt lediglich zum Ausdruck, dass in einer Volkswirtschaft der Wert aller
Verkäufe gleich dem Wert aller Käufe entspricht. Es ist leicht einzusehen, dass die Gleichung stets
erfüllt ist (Identitätsgleichung). Die Gleichung hat zwar theoretischen Wert, sie lässt aber keine
Aussagen über Inflationsursachen zu.
1.3
Klassische Quantitätstheorie
Die Quantitätstheorie des Geldes basiert auf der dargestellten Quantitätsgleichung, wobei Irving
Fisher in dieser Theorie von 1916 unterstellt, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes und auch
das Handelsvolumen konstant sind. Unter diesen Annahmen kann die Quantitätsgleichung in Form
der Quantitätstheorie eine Erklärung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus liefern.
Die Theorie geht von einen Kausalzusammenhang aus: Das Preisniveau (abhängige Variable)
entwickelt sich in gleichem Maße und in gleicher Richtung wie die Geldmenge (unabhängige
Variable). Durch Umformung der Quantitätsgleichung nach P wird ersichtlich, dass die Preise bei
Annahme der Konstanz von U und H - von der Geldmenge abhängen:
Preisniveau =
Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit
Handelsvolumen
Eine Ausdehnung der Geldmenge wäre hiernach die Ursache für eine nachfolgende Steigerung des
Preisniveaus. Trotz der nachfolgend unter 1.3.1 aufgezählten Kritikpunkte vermochte die
Quantitätstheorie erstmals, Zusammenhänge von Preis und Geldmenge aufzeigen und die Ursache
von Inflation und langfristige Preistendenzen erklären. Es wurde erkannt, dass Änderungen der
Geldmenge längerfristig keine Veränderung der Preisstruktur, sondern lediglich des Preisniveaus
bewirken.
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
4
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
1.3.1 Kritik an der klassischen Quantitätstheorie
1.3.1.1 Umlaufgeschwindigkeit
Die klassische Quantitätstheorie geht von einer konstanten Umlaufgeschwindigkeit des Geldes aus.
Dies ist wohl auf die damaligen Paradigmen zurückzuführen: Geld fungiert nach dieser Auffassung
nur als Tauschmittel und Recheneinheit, die Wertaufbewahrungsfunktion wird verneint. Tatsächlich
ist diese aber veränderlich. Geld dient nämlich nicht nur als Tauschmittel, sondern auch als
Wertaufbewahrungsmittel. Insofern gibt es auch „inaktives“ Geld. Auch veränderte
Zahlungsgewohnheiten beeinflussen die Umlaufgeschwindigkeit.
1.3.1.2 Vollbeschäftigung
Nach klassischer Ansicht stellt sich in einer Volkswirtschaft automatisch Vollbeschäftigungsniveau
ein, was sich spätestens durch die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren als falsch erwiesen hat.
Daher ist das Handelsvolumen nicht konstant. In einer Rezession besteht Arbeitslosigkeit und
Produktionskapazitäten liegen brach. Steigt in einer solchen Situation z. B. die Geldmenge und die
Nachfrage, so wird sich der Güterausstoß erhöhen. Eine Veränderung der Geldmenge kann in dieser
Situation zu einer Änderung der Güterproduktion führen, das Preisniveau kann konstant bleiben.
1.3.1.3 Kausalzusammenhang
Der behauptete Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen der Geldmenge als unabhängige Größe
und dem Preisniveau als abhängige Größe ist nicht zwingend. Es ist auch denkbar, dass die
Abhängigkeiten umgekehrt sind, indem eine Zunahme der gesamtwirtschaftlichen Produktionstätigkeit eine Erhöhung der Geldmenge nach sich zieht.
2 Geldwertschwankungen
2.1
Inflation
Als Inflation bezeichnet man alle Arten von Preissteigerungen. Die Ursachen können sehr verschieden sein. Gemessen wird die durchschnittliche Preissteigerung an dem so genannten
Warenkorb.
2.2
Inflationsarten
2.2.1 Klassifizierung der Inflationsraten nach
Erkennbarkeit, Dauer und Ausmaß
2.2.1.1 Erkennbarkeit
Offene Inflation: Die Preissteigerungen sind an den
Güterpreisen messbar.
Verdeckte Inflation: Die Preise werden durch
staatliche Eingriffe stabil gehalten.
2.2.1.2 Dauer
Permanente Inflation: Inflation von nachhaltiger Dauer.
Temporäre Inflation: Inflation über wenige Perioden.
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
5
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
2.2.1.3 Ausmaß
Schleichende Inflation: Preissteigerungen sind gering.
Galoppierende Inflation: Preissteigerungen sind hoch.
Hyperinflation: Preisanstieg sehr hoch.
2.3
Inflationsursachen
2.3.1 Nachfrageinduzierte Inflation
Die Nachfrageinduzierte Inflation wird auch als Nachfragesoginflation oder engl. als demond-pullinflation bezeichnet. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage setzt sich aus der Nachfrage der Haushalte,
der Unternehmen, des Staates und des Auslands zusammen (siehe Grafik). Erhöht einer dieser
Marktakteure seine Nachfrage, ohne dass sich das Angebot sofort darauf einstellen kann, dann kann
die erhöhte Nachfrage nur durch Preissteigerungen ausgeglichen werden, so dass es zu
nachfrageinduzierter Inflation kommt.
Haushalte
Unternehmen
Staat
Ausland
Binnennachfrage
(Hausgemachte
Inflation)
Gesamtwirtschaftliche
Nachfrage
Nachfrageinduzierte
 Inflation
Deutlich wird dies anhand des nachfolgend abgebildeten Preis-Mengen-Diagramms.
Der hier entstehende Nachfrageüberhang wird auch als „inflatorische Lücke“ bezeichnet = Differenz
zwischen dem Geldwert aller angebotenen Waren und der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage übersteigt also das gesamtwirtschaftliche Angebot.
2.3.2 Angebotsinduzierte Inflation
Eine Preisniveausteigerung wird als Angebotsinflation bezeichnet, wenn der erste Impuls für die
Preiserhöhungen von der Angebotsseite ausgeht. Zu einer Preissteigerung über die Angebotsseite
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
6
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
kommt es, wenn mindestens einer der im Preis enthaltenen Bestendteile steigt. Der Endpreis eines
Gutes besteht also aus drei Elementen: Kosten + Gewinn + indirekte Steuern. Erhöht sich eine dieser
Komponenten so spricht man von:
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
7
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
2.3.2.1 Kosteninflation
Je stärker die Kostenbelastung eines Unternehmens ist, desto schwieriger ist es, die Preise stabil zu
halten. Bei mangelnder Kostendeckung müssen ggf. die Preise erhöht werden. Ursachen können z. B.
höhere Tarifabschlüsse, steigende Stückkosten bei sinkender Kapazitätsauslastung Zinserhöhungen
am Kapitalmarkt oder eine Steigerung der zu kalkulierenden Steuern und der Lohnnebenkosten sein.
2.3.2.2 Gewinninflation
Je größer der Nachfrageüberhang, desto eher sind die Unternehmen in der Lage, höhere Preise
durchzusetzen. Das Streben nach einem möglichst hohen Gewinn kann zu offenen Preiserhöhungen
führen. Die Unternehmen nutzen aber auch die Möglichkeit von Kosteneinsparungen, ohne diese
Vorteile in Form von Preissenkungen an die Verbraucher weiterzugeben. Dies kann trotz äußerlicher
Preisstabilität zu einer verdeckten Inflation führen.
2.3.2.3 Steuerinflation
Der Preisanstieg entsteht durch staatliche Maßnahmen. Dazu gehört u. a. die Erhöhung der
Verbrauchsteuer, aber auch die Heraufsetzung von Sozialversicherungsbeiträgen.
Lohn-Preis-Spirale:
Wenn sich die Preise erhöhen fordern die Arbeitnehmer höhere Löhne. Dies führ wiederum zu
höheren Kosten und steigenden Preisen, was den Prozess wieder von vorne beginnen lässt. I. d. R. ist
nicht eindeutig feststellbar, welches der ursprünglich auslösende Impuls war.
2.3.3 Importierte Inflation
Preissteigerungen sind auf erhöhte Einfuhrpreise zurückzuführen. Indirekt kann eine importierte
Inflation auch darauf zurückzuführen sein, dass die Waren im Ausland günstiger abgesetzt werden
können. Durch den Exportüberschuss entsteht im Inland eine relative Warenknappheit bei
gleichzeitigem Geldüberhang. Dies kann Inflationstendenzen begünstigen oder verstärken.
2.3.3.1 Formen der Importierten Inflation:
Auslandsnachfrageinflation
Eine höhere Auslandsnachfrage führt zu einer höheren gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, wenn die
Binnennachfrage nicht gleichzeitig sinkt. Zu beachten ist dabei die Vollbeschäftigung, da bei
Vollauslastung ein inflationärer Effekt eintritt.
Exportüberschussinflation
Übersteigen die Exporte die Importe, dann strömt zusätzliches Geld in die Wirtschaft. Dadurch
begründet sich ein mehr an Inlandswährung, wenn das Ausland in Binnenwährung (€) zahlt. Wenn in
ausländischer Wahrung gezahlt wird, erhöht sich die Geldmenge dann, wenn die Exporteure die
Devisen gegen Euro eintauschen.
Importpreisinflation
Steigen die Preise für die ausländischen Güter aufgrund von Inflation bzw. weil die Preise festgesetzt
werden, dann sprechen wir von dem direkten internationalen Preiszusammenhang. D. h. für die
gleiche Anzahl Geld kann nur noch eine geringere Menge an Gütern erworben werden. Das
Nachfrageverhalten ist dann noch davon abhängig ob eine elastische bzw. unelastische Nachfrage
besteht. Bei der elastischen Nachfrage ist das Importland nicht auf die Importgüter angewiesen und
kann deshalb auch die Nachfrage besser steuern.
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
8
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
2.4
Inflationsfolgen
Angst vor der Geldentwertung? Jeder Mensch hat einen gewissen Teil Angst vor der
Inflation. Der Grund liegt darin, dass die Inflation das Geld bzw. das Vermögen verringert,
oder zumindest die Preise steigen lässt. Inflation bedeutet zunächst einmal eine
Geldentwertung. Für eine bestimmte Geldmenge lassen sich nicht mehr dieselben Mengen
an Gütern kaufen. Das wäre nur möglich, wenn sich im gleichen Verhältnis der
Preissteigerung auch die Geldmenge verändern würde. Zumindest wären die Folgen einer
Inflation abgemildert. Die Folgen der Inflation sind für das einzelne Wirtschaftssubjekt, bzw.
für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen differenziert zu sehen.
2.4.1 Inflation und Einkommen
Einkommensbezieher sind darauf angewiesen, inflationsbedingte Geldentwertungen durch
Einkommenserhöhungen auszugleichen, wenn sie Kaufkraftverluste vermeiden wollen. Dies ist
besonders bei festen Einkommen ein Problem. Die Gewerkschaften können jedoch in der Regel in
den Tarifverträgen zumindest einen Inflationsausgleich durchsetzen. Durch die dynamische
Rentenformel wird die Rente automatisch an die Einkommensentwicklung der Beschäftigten
angepasst, sodass die Rentner nicht mehr durch die Inflation benachteiligt sind.
2.4.2 Inflation und Vermögen
Geldvermögen wächst durch Zinsen!
Inflation beeinträchtigt die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes. Sachvermögen wachsen durch
Wertsteigerungen. Bei hohen Inflationsraten findet oft eine „Flucht in Sachwerte“ statt, d. h.
Geldvermögen wird in Sachvermögen umgewandelt.
2.4.3 Inflation und Schulden
Für Schulden gilt das Nominalwertprinzip. Schuldner profitieren und Gläubiger verlieren durch die
Inflation, da z. B. 1.000 € Schulden auch bei hoher Inflation nominal 1.000 € Schulden.
2.4.4 Inflation und Staat
Der Staat wird oft als INFLATIONSGEWINNER bezeichnet, da die Haupteinnahmequellen des Staates
die Steuern und die MwSt. sind. Höhere Inflationsraten bewirken höhere Einkommen und somit
höhere Steuereinnahmen. Jedoch hängt es vom Verhältnis zwischen den inflationsbedingten
Mehreinnahmen zu den Inflationsbedingten Mehrausgaben (teurere Güterkäufe, Lohnerhöhungen
usw.) ab, ob der Staat tatsächlich von der Inflation profitiert.
2.4.5 Inflation und Beschäftigung
Die Zusammenhänge zwischen Inflation und Beschäftigung bzw. Wachstum sind nicht eindeutig. Zum
Beispiel wächst bei einer Erhöhung der nachfragewirksamen Geldmenge die Gesamtwirtschaftliche
Nachfrage. Jedoch hängt es von dem Grad der bestehenden Kapazitätsauslastung ab, inwieweit die
Mehrnachfrage zu mehr Beschäftigung oder zu mehr Inflation führt.
2.4.6 Inflation und Außenwirtschaft
Außenwirtschaftliche Einflüsse auf die Geldwertstabilität treten vor allem bei festen Wechselkursen
auf, bei flexiblen Wechselkursen finden Anpassungen durch Wechselkursänderungen statt. Die
Beziehungen sind wechselseitig. Beispiel: Angenommen Land A hat eine höhere Inflationsrate als
Land B, dann versteuern sich bei festen Kursen die Produkte von A auch in B und werden weniger
nachgefragt, die Exporte von A sinken. Die Produkte von B steigen weniger stark und werden in A
vermehrt nachgefragt, die Importe von A steigen.
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
9
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
2.5
Deflation
2.5.1 Deflation allgemein
Unter Deflation versteht man den volkswirtschaftlichen Zustand eines allgemeinen und anhaltenden
Rückgangs des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen. Deflation ist also eine Unterversorgung
der Wirtschaft mit Geld. D. h. das gesamtwirtschaftliche Angebot übersteigt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Der Begriff Deflation wird jedoch auch auf andere spezielle
volkswirtschaftliche Aggregate verwendet:
2.5.2 Lohndeflation
Bei einem allgemeinen Sinken der Löhne, wird von Lohndeflation gesprochen.
2.5.3 Vermögensdeflation
Wenn ein allgemeiner Fall der Preise für Vermögenswerte (Sachvermögen - z. B. Immobilien oder
Geldvermögenswerte - z. B. Aktien) eintritt, spricht man von einer Vermögensdeflation.
Verwendung
Verfügbares
Einkommen
Privatverbrauch
Ersparnis
Ersparnis
Ersparnisbildung bei unterschiedlichen Haushaltstypen ( 1998)
Typ 1
Typ 2
Typ 3
niedriges Einkommen Mittleres Einkommen
Höheres Einkommen
2.810
5.862
9.291
2.550
252
9,0
5.058
804
13,7
7.851
1.440
15,5
2.6 Ursachen
2.6.1 Rückgang der Nachfrage
durch einen Abschwung des Konjunkturzyklus, da die Verbraucher Angst um ihr Einkommen und
ihren Arbeitsplatz haben, geben sie weniger Geld aus. Auch die Unternehmen investieren weniger.
Insgesamt sinkt die Gesamtgüternachfrage bei ungefähr gleich bleibendem Güterangebot.
2.6.2 Kreditscheu
durch einen Abschwung des Konjunkturzyklus oder auch durch zu teure Kredite.
2.6.3 Rückgang der Auslandsnachfrage
durch Wegfall der Nachfrage im Ausland weil dort z.B. die Konjunktur lahmt oder durch eine
Aufwertung der eigenen Währung, somit wird die Ausfuhr für die ausländischen Kunden teurer.
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
10
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
2.7
Auswirkungen
2.7.1 Direkte Auswirkungen
Zunächst gehen von einer Deflation die entgegengesetzten direkten Effekte wie von einer Inflation
aus; Schuldner werden benachteiligt, da ihre über Kredite finanzierten Sachgüter an Wert verlieren,
aber sie nach wie vor den gleichen anfangs festgesetzten monetären Wert begleichen müssen.
Hingegen profitieren Gläubiger von einer Deflation, da ihr Kapital nun – zinsbereinigt – einen
höheren Wert hat als am Anfang der Periode. Die Kaufkraft der Konsumenten steigt, was somit allen
zugute kommt. Problematisch ist die Deflation nur, weil nicht alle Preise frei und damit
anpassungsfähig sind. Bei einer konstanten Geldmenge würde sich die Produktivitätssteigerung
direkt auf die Preise auswirken.
2.7.2 Indirekte Auswirkungen
Deflationen haben eine starke Tendenz zur Dauerhaftigkeit; leidet ein Land einmal unter einer
deflationären Phase, so ist die Gefahr einer selbsterhaltenden bzw. sogar selbstverstärkenden
Tendenz sehr groß: Sinkende Preise führen zu einer merklichen Kaufzurückhaltung der Konsumenten,
da diese mit weiter sinkenden Preisen rechnen können. Die sinkende Nachfrage wiederum bewirkt
eine niedrigere Auslastung der Produktionskapazitäten und damit weiter sinkende Preise. Diesen
Kreislauf bezeichnet man im Allgemeinen als Deflationsspirale.
2.8
Gegenmaßnahmen
2.8.1 Geldpolitik
Zur Bekämpfung einer Deflation greifen Zentralbanken im Allgemeinen zu Zinssenkungen.
2.8.2 Nachfrageorientierte Wirtschaft
Der Staat erhöht seine Nachfrage, durch Beschäftigungs- und Bauprogramme und senkt die Steuern.
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
11
GELDTHEORIE UND GELDPOLITIK VWL
3 Quellenangaben
Albers, H. J. u. a. (2005): Volkswirtschaftslehre. 6. Auflage. Haan-Gruiten [Europa], S. 242 – 244
Hartmann, G. B. (2003): VWL für Fachoberschulen. 3. Auflage. Rinteln [Merkur], S. 168 – 169
Jäger, J. (1989): Geld und Geldpolitik. Darmstadt [Winklers], S. 47 - 61
Lüpertz, V. (????): Problemorientierte Einführung in die VWL. Braunschweig [Winklers], S. 256 - 259
Maciey, U.; Waltermann B. (1987): Inflation und Wachstumskrisen: Arbeitsbuch
Sozialwissenschaften. 1. Auflage. Düsseldorf [Schwann], S. 39 - 43
Ohne Verfasser (1988): Gabler Wirtschafts-Lexikon. 10. Auflage. Wiesbaden [Gabler], S. 1127
Ohne Verfasser (2004): Das Lexikon der Wirtschaft: Grundlegendes Wissen von A bis Z.
Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für polit. Bildung. 2. Auflage. Mannheim [Brockhaus], S. 117
Seidel, H.; Temmen, R. (1998): Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. 16., überarbeitete Auflage. Bad
Homburg vor der Höhe [Gehlen], S. 254 – 256
Sperber, H. (2007): Wirtschaft verstehen. 2. Auflage. Stuttgart [Schäffer-Poeschel], S. 45 – 47
Wamper, H. (2003): Volkswirtschaft kompakt. 1. Auflage. Troisdorf [Bildungsverlag EINS], S. 78 - 80
Schneider, Zindel, Lötzerich, Münscher (2003): facts, Entscheidungsfeld Wirtschaft [Winklers Verlag],
S. 84-85
http://www.planet-wissen.de/pw/Artikel,,,,,,,22BF1066D6F92C00E0440003BA5E0921,,,,,,,,,,,,,,,.html
(03.07.2008)
http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Defaltion_und_Inflation.htm (10.06.2008)
http://www.boersennotzizbuch.de (10.06.2008)
http://de.indymedia.org/2008/03/209615.shtml (14.06.2008)
MBS, FS71
Jenny Kanera, Steffi Rohmann, Thomas Uebel
12
Herunterladen