GSI-Briefkopf offiziell - UniversitätsKlinikum Heidelberg

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GSI Helmholtzzentrum für
Schwerionenforschung GmbH
Planckstraße 1
64291 Darmstadt
www.gsi.de
Professor Dr. Horst Stöcker
Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft und Wissenschaftlicher
Geschäftsführer des GSI-Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung
Redemanuskript anlässlich der Einweihung der
Heidelberger Ionenstrahl-Therapieanlage HIT
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Herr Rektor Eitel, sehr geehrter Herr Siewert,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Universitätsklinik, an den Forschungszentren sowie in den Firmen, die zur Realisierung der Heidelberger IonenstrahlTherapie-Anlage HIT beigetragen haben,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
als Vertreter eines Forschungszentrums, das intensiv an der Realisierung des HITProjektes mitgewirkt hat, des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung in
Darmstadt, darf ich sagen: wir sind überglücklich und stolz, dass die Heidelberger
Ionenstrahltherapie-Anlage HIT – nach einigen Verzögerungen – nun endlich in
Betrieb geht. HIT wird für viele Menschen Heilung von heimtückischen Tumorleiden
bringen, die bisher gar nicht oder nur mit geringen Erfolgsaussichten behandelbar
waren.
Für einen Grundlagenforscher - ich bin theoretischer Kernphysiker -, und für den
Direktor eines überwiegend mit Grundlagenforschung befassten Forschungszentrums zumal, ist es ein Glücksfall, mit zu erleben, wie wissenschaftliche Erkenntnisse und damit verknüpfte technologische Entwicklungen, die über Jahre, zum Teil
Jahrzehnte erarbeitet wurden, in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsdisziplinen zum Wohle der Menschheit und Gesellschaft eingesetzt werden. Die Ionenstrahltherapie und insbesondere die nunmehr fertig gestellte HIT-Anlage sind ein
solcher Glücksfall par excellence.
Damit HIT gelingen konnte, bedurfte es einer Reihe von günstigen Voraussetzungen und Konstellationen. Es ist schon seit vielen Jahrzehnten bekannt, dass Ionenstrahlen aufgrund ihrer konzentrierten Energieabgabe am Ende ihrer Bahn und
wegen der erhöhten biologischen Wirksamkeit prinzipielle Vorteile in der RadiotheSeite 1 von 4
Sitz: Darmstadt . Amtsgericht Darmstadt HRB 1528
Geschäftsführer: Professor Dr. Horst Stöcker, Christiane Neumann
Vorsitzende des Aufsichtsrates: Dr. Beatrix Vierkorn-Rudolph
Stellvertreter: Ministerialdirigent Dr. Rolf Bernhardt
VAT-ID: DE 111 671 917
Hessische Landeszentralbank Frankfurt
BLZ 500 500 00 . Konto 50 01865 004
IBAN DE56 5005 0000 5001 8650 04 . BIC HELA DE FF
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rapie gegenüber Röntgen- und Gammastrahlen sowie auch gegenüber Protonenstrahlen aufweisen. Die Frage war: Wie lassen sich diese Vorteile physikalisch und
strahlenbiologisch genau verstehen und beschleuniger-technisch nutzbar machen,
um sie in eine verantwortbare medizinische Behandlungsmethode für den Patienten
zu übersetzen?
Dazu bedurfte es des kohärenten Zusammenwirkens vieler Disziplinen, der Strahlenbiologie und Strahlenmedizin, der Kernphysik und Atomphysik, der Beschleunigerphysik und Elektrotechnik, der angewandten Mathematik und Informatik, der
Informationstechnologie und des Maschinenbaus, man könnte die Aufzählung noch
weiterführen. Erst die langjährige multi-disziplinäre Zusammenarbeit dieser Forschungs- und Ingenieurzweige hat es möglich gemacht, die Ionenstrahltherapie als
eine neue Behandlungsmethode im Kampf gegen Krebs einzusetzen. Ein entscheidender Vorteil war dabei, dass die gesamte benötigte Expertise für das HITVorhaben im Rhein-Main-Neckar-Raum in hoher Konzentration und mit höchster
Qualität vorhanden ist.
Es bedurfte aber auch – der Erfolg eines großen Vorhabens hängt immer auch von
Menschen ab – der Beharrlichkeit und des unbändigen Willens, ja der Besessenheit von bestimmten Personen, Protagonisten der Ionenstrahltherapie, um das Ziel
zu erreichen - darunter führende Strahlenbiologen, Mediziner, Physiker und Ingenieure, die den Traum, Ionenstrahlen wegen ihrer prinzipiellen Vorteile in der Krebstherapie einzusetzen, zum Teil seit mehr als drei Jahrzehnten verfolgen.
Und es bedurfte der Weitsicht, des Mutes und der engen Zusammenarbeit von
Klinikleitern und Zentrumsleitern, zur rechten Zeit, vor etwa 15 Jahren, zunächst
den Bau einer Pilotanlage für die Ionenstrahltherapie am GSI-Forschungszentrum
anzugehen, und dann, bestärkt durch die Erfolge in klinischen Studien, den Vorschlag für den Bau einer dedizierten Klinikanlage in Heidelberg bei den zuständigen
Zuwendungsgebern vorzulegen.
Last, but not least, Sie ahnen es schon, bedurfte es weiser Zuwendungsgeber und
der Unterstützung von Politik, Industrie und Banken und, ganz wichtig, der Unterstützung der Krankenversicherungsträger, um das HIT-Projekt im Jahre 2002 offiziell zu starten, das heute seiner Bestimmung übergeben wird.
Der Erfolg, den wir heute mit der Übergabe des HIT-Zentrums an die Mediziner
feiern, hat also viele Väter, wie dies bei allen großen Vorhaben der Fall ist. GSI ist
glücklich und stolz darauf, einer der Väter zu sein und zum Gelingen des Vorhabens wesentliche Beiträge geleistet zu haben.
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Aufbauend auf wichtigen Vorarbeiten in Berkeley wurden maßgeblich bei GSI in der
Arbeitsgruppe von Professor Gerhard Kraft – einer der großen Protagonisten der
Ionenstrahltherapie – die radiobiologischen Grundlagen für ihre Anwendung geschaffen. Wir verstehen heute sehr genau, welchen Effekt Ionenstrahlen auf unterschiedliche Zellen- und Gewebearten haben – so genau, dass wir diesen Effekt
modellieren und darüber eine genaue Bestrahlungsplanung für die Ionenstrahltherapie am Patienten realisieren können – eine wesentliche Voraussetzung für den
verantwortlichen Einsatz dieser neunen Therapieform.
Ebenso wichtig für eine verantwortbare Anwendung der Ionenstrahltherapie ist die
präzise Strahlapplikation, die die schädigende Wirkung der Ionenstrahlen auf den
Tumor konzentriert und das umliegende Gewebe weitgehend schont. Auch hier hat
GSI mit modernster Beschleunigertechnik und dem maßgeblich von Dr. Thomas
Haberer entwickelten Rasterscan-Verfahren ganz wesentliche Beiträge leisten können. Mit diesen neuen Methoden lässt sich der Ionenstrahl mit einer Genauigkeit
von Millimeterbruchteilen auf den Tumor lenken, um die Krebszellen zu zerstören.
Aufgrund dieser Expertise war GSI im HIT-Projekt für die gesamte Beschleunigerund die hardware-seitige Strahlapplikationstechnik verantwortlich. Angeführt von
Projektleiter Dr. Hartmut Eickhoff und später Dr. Udo Weinrich waren zeitweise über
40 GSI-Experten an der Realisierung der technischen Anlagen für HIT beteiligt.
Eine ganz wesentliche Weichenstellung dafür, dass wir die heutige Übergabe des
HIT-Zentrums begehen können, – daran sei heute auch erinnert – wurde bereits
1993 von den damaligen Leitern der Radiologischen Universitätsklinik, Prof. Michael Wannenmacher, des GSI-Forschungszentrums, Prof. Hans Specht, des Deutschen Krebsforschungszentrums, Prof. Harald zur Hausen, und des Forschungszentrums Rossendorf, Prof. Frank Pobell, vorgenommen. Damals wurde als erster
Schritt der Bau einer Pilotanlage für die Ionenstrahltherapie am GSIForschungszentrum vereinbart, mit dem Ziel den Vorteil der neuen Methode im
Rahmen von klinischen Studien nachzuweisen.
Die erste Patientenbestrahlung an der Pilotanlage bei GSI fand am 13. Dezember
1997 statt – ein Meilenstein in der Geschichte unseres Zentrums und ein bewegendes Ereignis für alle, die involviert waren. Die Pilotanlage bei GSI war unter der
medizinischen Leitung von Prof. Jürgen Debus bis zum Sommer 2008 in Betrieb;
Anhand der Behandlung von fast 450 Patienten mit ausgewählten Tumorerkrankungen konnte die Überlegenheit der Methode gegenüber konventionellen Strahlentherapieansätzen eindeutig belegt werden.
Die Erfolge waren so überzeugend, dass die Krankenkassen bereits nach etwa drei
Jahren Pilotbetrieb eine Kostenübernahme der experimentellen Therapie bei GSI
zusagten, und so vielversprechend, dass bereits Ende 1998 nach umfangreichen
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technischen Auslegungsarbeiten seitens GSI unter Leitung von Dr. Dieter Böhne
von den o.g. Partnern, der Radiologischen Universitätsklinik, dem GSIForschungszentrum, dem Deutschen Krebsforschungszentrums und dem Forschungszentrum Rossendorf, ein erster Projektvorschlag für den Bau eine dedizierten Klinikanlage für Ionenstrahltherapie vorgelegt wurde.
Im Jahr 2002 wurde dann der Bau der klinischen Anlage zur Tumortherapie mit
Ionenstrahlen am Universitätsklinikum in Heidelberg beschlossen. Ende 2007 gelang es der GSI-Mannschaft und den beteiligten Firmen, die Beschleunigeranlage
erfolgreich in Betrieb zu nehmen, 2008 dann auch die 600 t schwere GantryAnlage, die es erlaubt, den Patienten unter verschiedenen - optimierten - Winkeln
zu bestrahlen. Nach insgesamt 7 Jahren Bauzeit und intensiven Inbetriebnahmearbeiten können wir heute die Übergabe der Heidelberger Ionenstrahl-TherapieAnlage HIT an die Mediziner feiern.
Meine große Anerkennung und mein tiefer Dank gilt allen, die an diesem großartigen Vorhaben mitgewirkt und zu seinem Gelingen beigetragen haben – von den
unmittelbar involvierten Wissenschaftlern und Ingenieuren über die damaligen und
heutigen Entscheidungsträger an der Klinik und an den Zentren, deren Kontrollund Aufsichtsgremien, bis zur Politik, den Krankenkassenträgern und der beteiligten
Industrie. Herzliche Glückwünsche zu diesem grandiosen Erfolg!
Ich wünsche uns allen, vor allem den vielen Patienten, die auf eine erfolgversprechende Therapie hoffen, dass die HIT-Anlage unsere Erwartungen erfüllen und
einen echten HIT, will sagen: einen zielführenden Treffer, im Kampf gegen den
Krebs setzen wird.
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