Bd. 28

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Schirrmacher, Klingberg (Hg.) Jahrbuch Religionsfreiheit 2016
Schirrmacher, Kubsch, Klingberg (Hg.) Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2016
2016
Religionsfreiheit
Jahrbuch
herausgegeben von
Thomas Schirrmacher, Ron Kubsch und Max Klingberg
Jahrbuch
Verfolgung und
Diskriminierung von
Christen
2016
herausgegeben von
Thomas Schirrmacher und Max Klingberg
Jahrbuch
Religionsfreiheit
2015
Jahrbuch zur Verfolgung
und Diskriminierung von
Christen heute – 2015
Märtyrer-Reihe 2007–2012
Weitere
ŽŬƵŵĞŶƚĂƟŽŶĞŶ
Christenverfolgung
geht uns alle an
70 biblisch-theologische
Thesen von Prof. Dr.
Thomas Schirrmacher
Herausforderung China
Ansichten, Einsichten,
Aussichten
(Hrsg. Konrad Brandt,
Thomas Schirrmacher)
Die Aufnahme verfolgter
Christen aus dem Irak in
Deutschland
(Hrsg. Thomas
Schirrmacher)
Menschenrechte für
Minderheiten in
Deutschland und Europa
(Hrsg. Karl Heinz Voigt/
Thomas Schirrmacher)
Ein Maulkorb für Christen?
(Hrsg. Thomas Schirrmacher,
Thomas Zimmermanns)
Jahrbuch Religionsfreiheit 2016
Studien zur Religionsfreiheit
Studies in Religious Freedom
Band 28
Thomas Schirrmacher und Max Klingberg (Hg.)
Jahrbuch Religionsfreiheit 2016
Band 1: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher (Hg.). Märtyrer
2001
Band 12: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher, Ron Kubsch (Hg.).
Märtyrer 2007
Band 2: Thomas Schirrmacher.
The Persecution of Christians
Concerns Us All
Band 13: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher, Ron Kubsch (Hg.).
Märtyrer 2008
Band 3: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher (Hg.). Märtyrer
2002
Band 14: Friedemann Burkhardt,
Thomas Schirrmacher (Hg.).
Glaube nur im Kämmerlein?
Band 4: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher (Hg.). Märtyrer
2003
Band 15: Thomas Schirrmacher
(Hg.). Die Aufnahme verfolgter
Christen aus dem Irak in
Deutschland
Band 24: Thomas Schirrmacher
und Max Klingberg (Hg.)
Jahrbuch Religionsfreiheit 2014
Band 16: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher, Ron Kubsch (Hg.).
Märtyrer 2009
Band 25: Thomas Schirrmacher,
Ron Kubsch, Max Klingberg
(Hg.). Jahrbuch Verfolgung und
Diskriminierung von Christen
2015
Band 5: Karl Heinz Voigt,
Thomas Schirrmacher
(Hg.). Menschenrechte für
Minderheiten in Deutschland und
Europa
Band 6: Konrad Brandt,
Thomas Schirrmacher (Hg.).
Herausforderung China
Band 7: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher (Hg.). Märtyrer
2004
Band 8: Thomas Schirrmacher.
%LOGXQJVSÁLFKWVWDWW6FKXO]ZDQJ
Band 9: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher (Hg.). Märtyrer
2005
Band 10: Thomas Schirrmacher,
Thomas Zimmermanns (Hg.). Ein
Maulkorb für Christen?
Band 11: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher, Ron Kubsch (Hg.).
Märtyrer 2006
Band 17: Max Klingberg, Thomas
Schirrmacher, Ron Kubsch (Hg.).
Märtyrer 2010
Band 18:-RKQ:DUZLFN
Montgomery (Hg.). China zur
Zeit des Massakers auf dem
Tiananmenplatz
Band 19: Thomas Schirrmacher
(Hg.). Christenverfolgung geht
uns alle an
Band 20: Thomas Schirrmacher,
Max Klingberg, Ron Kubsch
(Hg.). Märtyrer 2011
Band 21: Thomas Schirrmacher,
Max Klingberg, Ron Kubsch
(Hg.). Märtyrer 2012
Band 22: Thomas Schirrmacher,
Ron Kubsch, Max Klingberg (Hg.).
Jahrbuch zur Verfolgung und
Diskriminierung von Christen
heute 2013
Band 23: Thomas Schirrmacher,
Ron Kubsch, Max Klingberg (Hg.)
Jahrbuch Verfolgung und
Diskriminierung von Christen
2014
Band 26: Thomas Schirrmacher
und Max Klingberg (Hg.)
Jahrbuch Religionsfreiheit 2015
Band 27: Thomas Schirrmacher,
Ron Kubsch, Max Klingberg
(Hg.) Jahrbuch Verfolgung und
Diskriminierung von Christen
2016
Jahrbuch
Religionsfreiheit 2016
herausgegeben
für
den Arbeitskreis für Religionsfreiheit der
Deutschen und Österreichischen Evangelischen Allianz
und die Arbeitsgemeinschaft Religionsfreiheit
GHU6FKZHL]HULVFKHQ(YDQJHOLVFKHQ$OOLDQ]GDV
Internationale Institut für Religionsfreiheit und
die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte
von Thomas Schirrmacher
und Max Klingberg
Die Deutsche Bibliothek - CIP
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© 2016 bei den Verfassern der Beiträge und VKW
ISBN 978-3-86269-125-8
ISSN 1618-7865
Die Herausgeber sind zu erreichen über:
Thomas Schirrmacher: [email protected]
Max Klingberg, IGFM, Borsigallee 9, 60388 Frankfurt/M.
[email protected]
Titelbild: Ein jesidischer Menschenrechtler besichtigt die vom Islamischen Staat (IS) gesprengte bedeutende schiitische Moschee in der
6WDGWûLQJDODUDELVFK6LQGVFKDULP1RUGLUDNQDFKGHU5FNHUREHUXQJGXUFKNXUGLVFKH7UXSSHQ$OOHGRUWDQVlVVLJHQ6FKLLWHQZXUden vertrieben oder ermordet. Foto: Internationale Gesellschaft für
Menschenrechte (IGFM)
Druck: CPI, Leck
Umschlaggestaltung:
BoD Verlagsservice Beese, Friedensallee 76, 22765 Hamburg
ZZZUYEHHVHGHLQIR#UYEHHVHGH
Verlag für Kultur und Wissenschaft (Culture and Science Publ.)
Friedrichstr. 38, 53111 Bonn, Fax 02 28/9 65 03 89
ZZZYNZRQOLQHGHLQIR#YNZRQOLQHGH
Verlagsauslieferung: IC-Medienhaus
D-71087 Holzgerlingen, Tel. 0 70 31/74 14-177, Fax -119
ZZZLFPHGLHQKDXVGH
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Uwe Heimowski
Geleitwort – Die „Neuentdeckung“
von Religion in der Politik ....................................................................... 9
Volker Kauder
Statement des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion
im Deutschen Bundestag, für das Jahrbuch
Religionsfreiheit 2016 ............................................................................ 12
Angela Merkel
Rede von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
auf der Internationalen Parlamentarierkonferenz
zur Religionsfreiheit am 14. September 2016 in Berlin ....................... 19
Thomas Schirrmacher
Die persönliche religiöse Prägung von
Politikern wird zu oft zur Voreingenommenheit
in Sachen Religionsfreiheit .................................................................... 26
Q'Ùçė݃ãþƒÙã®»›½
Heiner Bielefeldt
Die Freiheit zum Glaubenswechsel ....................................................... 36
Christine Schirrmacher
Religionsfreiheit und Demokratieentwicklung .................................... 52
Thomas Straubhaar
Religionsfreiheit gilt keineswegs grenzenlos:
Religionspolitischer Multikulturalismus ja,
rechtlicher Multikulturalismus nein! .................................................... 68
Inhaltsverzeichnis
5
Thomas Volk
Christen unter Druck? ............................................................................ 76
Annette Schavan
Religionsfreiheit und die Ordnung des Staates .................................... 97
Thomas Schirrmacher
Plausibilitätsprüfung der PEW-Berichte zur
Religionsfreiheit: Vergleich von Länder untereinander;
Länder im Querschnitt 2007–2014; grundsätzliche
Einordnung von Ländern ..................................................................... 104
Daniel Röthlisberger
Frankreichs langer Weg zur Religionsfreiheit ..................................... 111
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Handan Aksünger
Antrittsvorlesung – Die Suche nach dem
(LQYHUQHKPHQ5×]DO×N(LQGLDORJLVFKHV
Prinzip der alevitischen Lehre .............................................................. 119
Ulrich Gollmer
Bahá’í-Religion und Menschenrechte .................................................. 133
James Kirchick
Die neuen alten Juden .......................................................................... 151
IGFM
Die Verfolgung der Jesiden durch den
Islamischen Staat – Persönliche Berichte und Interviews ................. 156
6
Inhaltsverzeichnis
Qm›ÙZ›½®¦®ÊěÄ
Friedmann Eißler
Erklärung von Marrakesch:
Muslime bekräftigen die Charta von Medina ..................................... 182
Sami Aldeeb
L’Apostasie en droit musulman cas de l’Egypte ................................. 186
Petra Uphoff
Islamischer Staat (IS): Sklaverei durch Muslime
ist Gnade und Glück für „Ungläubige“ ................................................ 209
Q>ˆÄ—›Ù›Ù®‘«ã›
Michaela Koller
Hindunationalisten schüren Ängste vor Minderheiten ...................... 214
Till Fähnders
Der Islam der siebzehntausend Inseln ................................................ 222
Philipp W. Hildmann
6\ULHQNRQÁLNW=XU/DJHFKULVWOLFKHU
und yezidischer Flüchtlinge ................................................................. 226
Q>ˆÄ—›Ùƒ½Ö«ƒ›ã
Kurzberichte aus anderen Ländern ..................................................... 231
Russland, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan
QZ›þ›ÄÝ®ÊěÄ
Kampf oder Dialog? .......................................................................... 244
Politische Theologie und Politische Philosophie .............................. 246
Inhaltsverzeichnis
7
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%RQQHU,VODPZLVVHQVFKDIWOHULQHUIDVVWHUVWPDOV
GLH6LFKWZHLVH]HLWJHQ|VVLVFKHULVODPLVFKHU7KHRORJHQ
zum Abfall vom Islam .............................................................................
Christine und Thomas Schirrmacher fordern stärkere
Präventionsanstrengungen vor dem Hintergrund
ZDFKVHQGHUUHOLJL|VHU5DGLNDOLVLHUXQJLQGHU:HOW ................................
&KULVWLQH6FKLUUPDFKHUEHL$QK|UXQJ
des Deutschen Bundestages ....................................................................
Religionsfreiheitsexperte fordert Erfassung der
Straftaten gegen alle Religionen, nicht nur gegen den Islam .................
„Schafft alle Gesetze gegen Apostasie ab,
denn sie behindern die Menschenrechte“ ...............................................
Å5HOLJLRQVIUHLKHLWJHK|UW]XU'1$'HXWVFKODQGV´ ..................................
Naher Osten: Es fehlt an Konzepten
zum Aufbau von Zivilgesellschaften .......................................................
Religionsdialog in Aserbaidschan ...........................................................
„Die Menschenrechtssituation ist schlechter als je zuvor“ ......................
8
Inhaltsverzeichnis
248
251
253
259
261
265
267
269
273
Qçݗ›Ùƒ»ã盽½›ÄWʽ®ã®»
'ĞůĞŝƚǁŽƌƚʹŝĞͣEĞƵĞŶƚĚĞĐŬƵŶŐ͞
ǀŽŶZĞůŝŐŝŽŶŝŶĚĞƌWŽůŝƟŬ
hǁĞ,ĞŝŵŽǁƐŬŝ
8ZH+HLPRZVNLLVW'LSORPWKHRORJHXQGZLUG]XP2NWREHU
2016 neuer Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag und der Bundesregierung.
Seit 14 Jahren ist er als Gemeindereferent in der Funktion
eines Pastors der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde
Gera mit einer halben Stelle tätig. Seit 2009 arbeitet er darüber hinaus als Referent für Menschenrechte und Öffentlichkeitsarbeit des Bundestagsabgeordneten Frank Heinrich
(CDU) aus Chemnitz.
YYY
Das politische Berlin entdeckt die Religion. Das kann man ohne Übertreibung so sagen.
5HOLJLRQVIUHLKHLWZDUODQJH=HLWHLQ5DQGWKHPDGHU3ROLWLNPLWGHPVLFK
vor allem der Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe befasste
E]Z EHIDVVHQ PXVVWH ZHLO HV LQ VHLQHQ =XVWlQGLJNHLWVEHUHLFK ÀHO 5HOLJLonsfreiheit ist ein Menschenrecht, Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte lautet:
Å-HGHUPDQQKDWGDV5HFKWDXI*HGDQNHQ*HZLVVHQVXQG5HOLJLRQVIUHLheit. Dieses Recht umfasst die Freiheit, eine Religion oder eine Weltanschauung eigener Wahl zu haben oder anzunehmen, und die Freiheit, seine
Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen,
|IIHQWOLFK RGHU SULYDW GXUFK *RWWHVGLHQVW %HDFKWXQJ UHOLJL|VHU %UlXFKH
Ausübung und Unterricht zu bekunden.“
'ĞůĞŝƚǁŽƌƚʹŝĞͣEĞƵĞŶƚĚĞĐŬƵŶŐ͞ǀŽŶZĞůŝŐŝŽŶŝŶĚĞƌWŽůŝƟŬϵ
Im vergangenen Jahr hat der Bundestag die Bundesregierung auf Initiative
der Grünen und der CDU/CSU aufgefordert, einen Bericht „Bericht der BunGHVUHJLHUXQJ]XUZHOWZHLWHQ/DJHGHU5HOLJLRQVXQG:HOWDQVFKDXXQJVIUHLKHLW´YRU]XOHJHQ,P-XQLZXUGHGHU%HULFKWYRUJHVWHOOW1
'DPLW EHNRPPW GDV 7KHPD HLQHQ QHXHQ 6WHOOHQZHUW LQ GHU 3ROLWLN 'LH
Ursachen liegen auf der Hand:
:HU)OXFKWXUVDFKHQEHNlPSIHQZLOOGHQPXVVGLH6WDWLNGHUJOREDOHQSRlitischen Architektur interessieren. Und dabei kommt man an den Themen
5HOLJLRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWXQGUHOLJL|VPRWLYLHUWH.RQÁLNWHQLFKWYRUEHL
So stellt der Bericht in seiner Schlussbemerkung fest:
:HOWZHLWÀQGHQ'LVNULPLQLHUXQJHQXQWHUVFKLHGOLFKHU$UWVWDWWGLHDOOH
%HUHLFKHGHVSULYDWHQXQG|IIHQWOLFKHQ/HEHQVGXUFKGULQJHQN|QQHQ9RQ
GHU0|JOLFKNHLWVLFKEHUKDXSW]XHLQHUEHVWLPPWHQ5HOLJLRQRGHU:HOWDQschauung bekennen zu dürfen oder eben sich zu keiner Religion bekennen
]XPVVHQEHUGHQJOHLFKEHUHFKWLJWHQ=XJDQJ]X|IIHQWOLFKHQbPWHUQELV
KLQ]XP%DXXQGGHU3ÁHJHUHOLJL|VHU(LQULFKWXQJHQ
Religionsgemeinschaften unterliegen in der Ausübung ihres Rechts zur
6HOEVWYHUZDOWXQJ YLHOIDFK DGPLQLVWUDWLYHQ +LQGHUQLVVHQ ² RIW YRU GHP
Hintergrund von Sicherheitsbedenken, der Furcht vor ausländischen
(LQÁVVHQ RGHU .RQWUROODQVSUFKHQ YRQ 6WDDWHQ 'LHV NDQQ DXFK GLH
Religionsausübung ihrer Mitglieder einschränken. Während die monotheistischen Buchreligionen, insbesondere das Christentum und der Islam, mit
ZHQLJHQ$XVQDKPHQLQIDVWDOOHQ/lQGHUQGHU:HOWIRUPHOOH$QHUNHQQXQJ
JHQLH‰HQ VHKHQ VLFK LQVEHVRQGHUV *OlXELJH YRQ 0LQGHUKHLWVVWU|PXQJHQ
dieser Religionen erheblichen Einschränkungen, Diskriminierungen und
DXFK*HZDOWDXVJHVHW]W'DUEHUKLQDXVLPSOL]LHUWGLHIRUPHOOH$QHUNHQQXQJHLQHU5HOLJLRQIULKUH$QKlQJHUQLFKWQRWZHQGLJHUZHLVHHLQJU|‰Hres Maß an Freiheit bei der Ausübung ihrer Religion. So kann in Ländern
mit dem islamischen Recht als eine oder einzige Rechtsquelle die Abkehr
YRP,VODPVFKZHUZLHJHQGH.RQVHTXHQ]HQIU/HLEXQG/HEHQPLWVLFKEULQgen: für Nichtgläubige, als „Apostaten“ gebrandmarkte Menschen ebenso
ZLHIU.RQYHUWLWHQ$EHUDXFK/lQGHUGLHLQGHU5HOLJLRQVDXVEXQJHLQH
systemische Bedrohung sehen, schränken diese oft erheblich ein.
%HLQDKHQRFKEHPHUNHQVZHUWHUVFKHLQWPLUHLQH]ZHLWH(QWZLFNOXQJ5HOLJLRQZLUGQLFKWPHKUQXUDXVGHUÅ3UREOHPSHUVSHNWLYH´ZDKUJHQRPPHQ
1
85/KWWSZZZDXVZDHUWLJHVDPWGHFDHVHUYOHWFRQWHQWEORESXEOLFDWLRQ)Lle/217209/BerichtReligionsfreiheit.pdf.
ϭϬhǁĞ,ĞŝŵŽǁƐŬŝ
ULHI0LQLVWHU*HUG0OOHULP%XQGHVPLQLVWHULXPIUZLUWVFKDIWOLFKH=XVDPPHQDUEHLWXQG(QWZLFNOXQJ%0=GLH7DVN)RUFHÅ:HUWH5HOLJLRQXQG
(QWZLFNOXQJ´LQV/HEHQ6LHEHVFKlIWLJWHVLFKPLWGHQ/HLWIUDJHQ
‡:HOFKHV3RWHQ]LDOELUJW5HOLJLRQIUJOREDOHQDFKKDOWLJH(QWZLFNOXQJXQG
ZLHNDQQGLHVHV3RWHQ]LDOHLQEH]RJHQZHUGHQ"
‡:LH N|QQHQ VWDDWOLFKH (QWZLFNOXQJV]XVDPPHQDUEHLW XQG 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ LQWHQVLYHU ]XVDPPHQDUEHLWHQ XQG ZR OLHJHQ GLH *UHQ]HQ
einer solchen Kooperation?
‡:LHNDQQJHPHLQVDPPLW5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQIUJOREDOH9HUDQWZRUWXQJXQGIU1DFKKDOWLJNHLWJHZRUEHQZHUGHQ"
'LH(UJHEQLVVHZXUGHQLQGHU%URVFKUHÅ'LH5ROOHYRQ5HOLJLRQLQGHUGHXWVFKHQ(QWZLFNOXQJVSROLWLN´]XVDPPHQJHIDVVW'DUXQWHUÀQGHQVLFK]XP%HLspiel diese Aspekte:
RELIGION IST ZENTRALER BESTANDTEIL DES LEBENS. In 40 unserer
Partnerländer sagen 4 von 5 Menschen, dass ihnen Religion sehr wichtig ist.
RELIGION BIETET RAUM FÜR DEBATTEN. In Kirchen und Moscheen wird diskutiert, was Menschen bewegt: Gesundheit, Familienplanung, Umweltschutz,
Frieden.
RELIGIÖSE AKTEURE BEEINFLUSSEN ENTSCHEIDUNGEN. Im Gegensatz zu
staatlichen Institutionen genießen Religionsvertreter oft besonderes Vertrauen.
Sie erreichen die Herzen der Menschen und können so Einstellungen und Verhaltensweisen ändern.
RELIGIONEN BILDEN GLOBALE NETZWERKE, DIE AUF LOKALER EBENE OFT
BIS IN DIE ABGELEGENSTEN GEBIETE REICHEN. Überall wo wir hinkommen,
sind die Religionsgemeinschaften schon lange vor Ort.
RELIGION IST IDENTITÄTSSTIFTEND. Sie verbindet Menschen über Kulturen
und Nationen, Einkommensklassen und gesellschaftliche Milieus hinweg.2
%HPHUNHQVZHUWLVWGLHVH%HVFKUHLEXQJZHLOVLHYHUGHXWOLFKWGDVVGHU(LQVDW]
für Religionsfreiheit nicht nur aus menschenrechtlicher Perspektive geboten
ist, sondern dass Religionsfreiheit außerdem eine Ressource für ein gedeihliches menschliches Miteinander generiert.
Diese doppelte „Neuentdeckung“ der Religion, als Einsatz für die ReligiRQVIUHLKHLWXQGDOVZLUNVDPHU3DUWQHUGHU3ROLWLNJLOWHVQXQPLW]XJHVWDOWHQ
2
4XHOOH 85/ KWWSZZZEP]GHGHPHGLDWKHNSXEOLNDWLRQHQUHLKHQLQIREURVFKXHUHQB
Á\HUÁ\HU)O\HUB5HOLJLRQHQSGI6WDQG
'ĞůĞŝƚǁŽƌƚʹŝĞͣEĞƵĞŶƚĚĞĐŬƵŶŐ͞ǀŽŶZĞůŝŐŝŽŶŝŶĚĞƌWŽůŝƟŬϭϭ
^ƚĂƚĞŵĞŶƚĚĞƐsŽƌƐŝƚnjĞŶĚĞŶĚĞƌhͬ^hͲ&ƌĂŬƟŽŶ
ŝŵĞƵƚƐĐŚĞŶƵŶĚĞƐƚĂŐ͕ĨƺƌĚĂƐ:ĂŚƌďƵĐŚ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚϮϬϭϲ
ƌƐƚĞŝŶƚĞƌŶĂƟŽŶĂůĞWĂƌůĂŵĞŶƚĂƌŝĞƌŬŽŶĨĞƌĞŶnjͣDƵůƟŶĂƟŽŶĂůĞŶƐƚƌĞŶŐƵŶŐĞŶ͕ƵŵĚĂƐZĞĐŚƚĂƵĨZĞůŝŐŝŽŶƐͲ
ƵŶĚ'ůĂƵďĞŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚnjƵǀĞƌďƌĞŝƚĞŶ͞
Volker Kauder
Volker Kauder, MdB, ist Jurist und seit 2005 Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Deutschen
Bundestag.
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'LH5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWZLHHVGHUVFKHLGHQGH6RQGHUEHULFKWHUVWDWWHUEHU
Religions- und Weltanschauungsfreiheit der Vereinten Nationen, Professor
Heiner Bielefeldt belegt und unterstreicht, ein Freiheitsrecht. Sie schützt die
Würde des Menschen, genauer: seine Lebenspraxis und begleitet und ergänzt
so das Menschenrecht der Meinungsfreiheit. Denn der Glaube des Menschen
LVWLQVLFKNHLQH0HLQXQJ'HU*ODXEHGDV*HZLVVHQGLHhEHU]HXJXQJEHstimmen das menschliche Leben in seiner Gestaltung, der Lebenspraxis. Es
LVWHLQHVHLQ3ULQ]LSDOVHLQH0HLQXQJ]XEHNXQGHQHWZDVDQGHUHVDEHUQDFK
diesem Prinzip zu leben. Dieser Aspekt ist im besten Sinne privat und liegt
eng am Wesenskern des Menschen. Gleichzeitig ist Glauben nicht als PrivatVDFKHDE]XWXQVRQGHUQPXVVDXFKLQGHUgIIHQWOLFKNHLWVWDWWÀQGHQN|QQHQ
'LHVHVJDQ]SHUV|QOLFKH)UHLKHLWVUHFKWGDVHQJPLWGHU:UGHMHGHV0HQVFKHQYHUEXQGHQLVWJHUlWZHOWZHLWLPPHUVWlUNHUXQWHU'UXFN6HLHQHVJHsellschaftliche und staatliche Ordnungen, die sich nicht mit der Freiheit des
HLQ]HOQHQ*ODXEHQGHQDEÀQGHQZROOHQXQG0HQVFKHQHLQH5HOLJLRQYHURUGQHQ VHLHQ HV 6WDDWHQ GHQHQ MHGH )UHLKHLW VXVSHNW LVW ² GLH *ODXEHQV XQG
5HOLJLRQVIUHLKHLW GLH )UHLKHLW GHV *HZLVVHQV ZHUGHQ DXV XQWHUVFKLHGOLFKHQ
0RWLYHQEHVFKQLWWHQRGHUJDQ]DEJHVFKDIIW'HPDJRJHQDXIDOOHU:HOWZRO-
12
Volker Kauder
OHQ GHQ 0HQVFKHQ ZHLVPDFKHQ GDVV VLH DXIJUXQG YRQ JHWHLOWHU +HUNXQIW
9HUZDQGWVFKDIWRGHUHWZD*HVFKLFKWHDXFKHLQHQNROOHNWLYHQ*ODXEHQKDEHQ
PVVHQ 'LHV YHUNHQQW QLFKW QXU GLH /HEHQVZLUNOLFKNHLW GLHVH )RUP GHU
Gleichmacherei ist zutiefst unmenschlich.
Vor dem Hintergrund vielfältiger und zunehmender Übergriffe müssen
ZLU PHKU WXQ XP GHXWOLFK ]X PDFKHQ GDVV GDV 5HFKW DXI 5HOLJLRQV XQG
Glaubensfreiheit in allen seinen Facetten ein unabtrennbarer Bestandteil der
Allgemeinen Menschenrechte ist. Es gilt für alle Menschen und für jeden
0HQVFKHQJDQ]SHUV|QOLFK8PGLHVLQDOOHU'HXWOLFKNHLW]XXQWHUVWUHLFKHQ
PXVVNODUZHUGHQGDVVGLHVH)RUGHUXQJYRQDOOHQ5HOLJLRQHQXQGLQDOOHQ
7HLOHQGHU:HOWPLWJHWUDJHQZLUG
,QPHLQHQ%HJHJQXQJHQPLW3DUODPHQWDULHUQEHUDOODXIGHU:HOWZXUGH
PLUGHXWOLFKGDVVHVYLHOHURUWHQHQJDJLHUWH3HUV|QOLFKNHLWHQJLEWGLHVLFKIU
die Religionsfreiheit einsetzen. Bestrebungen, Initiativen und Aktionen, die
HLJHQH$UEHLW]XYHUQHW]HQODJHQYRU*HPHLQVDPNDPHQZLU]XGHUhEHUzeugung, eine Vernetzung müsse im Sinne einer Verstärkung der eigenen
Wirkung erfolgen.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung, die dem Thema der Religionsfreiheit zuQHKPHQGPHKU$XIPHUNVDPNHLWHLQUlXPWOLH‰VLFKIUGLHVH,GHHJHZLQQHQ
Sie lud in Folge gemeinsam mit der Internationalen Parlamentariergruppe
für die Religions- und Glaubensfreiheit IPPFoRB (International Panel of Parliamentarians for Freedom of Religion or Belief) und der CDU/CSU-Fraktion
im Deutschen Bundestag Parlamentarier aus aller Welt an den Sitz der VerHLQWHQ1DWLRQHQLQ1HZ<RUNHLQXPGRUWHLQJHPHLQVDPHV%HNHQQWQLV]XP
Menschenrecht Religionsfreiheit abzugeben. Im September 2015, kurz vor
der Generalversammlung der Vereinten Nationen, konnte diese Konferenz
VWDWWÀQGHQ
hEHU3DUODPHQWDULHUDXV6WDDWHQUHLVWHQ]XGHU1HZ<RUNHU.RQferenz an. Als Juden, Sunniten, Schiiten, Hindus, Buddhisten oder ChrisWHQ YLHOHU .RQIHVVLRQHQ JDEHQ VLH EHUHLWV PLW LKUHU $QZHVHQKHLW XQG PLW
der Übernahme des Gründungsdokuments der IPPFoRB aus dem November
2014, der Osloer Erklärung, ein eindrucksvolles Zeichen für die Bereitschaft
eines Eintretens für die Gerechtigkeit. Als Teil einer interparlamentarischen
$X‰HQSROLWLN GLH ]XQHKPHQGH 0|JOLFKNHLWHQ ELHWHW ]HLFKQHWHQ VLH %ULHIH
an die Regierungen des Iran, Vietnams und Myanmars, in denen sie gegen
(LQVFKUlQNXQJHQ GHV )UHLKHLWVUHFKWHV SURWHVWLHUWHQ XQG IU UHOLJL|VH 0LQGHUKHLWHQ3DUWHLQDKPHQ'LHVHUQRFKZHLWHU]XHQWZLFNHOQGH$QVDW]LQWHUSDUODPHQWDULVFKHU'LSORPDWLHLVWDXVPHLQHUhEHU]HXJXQJHLQZHVHQWOLFKHU
Bestandteil der parlamentarischen Zusammenarbeit, die nicht nur durch gemeinsame Erklärungen geprägt sein darf. Wir müssen gemeinsam handeln!
^ƚĂƚĞŵĞŶƚĚĞƐsŽƌƐŝƚnjĞŶĚĞŶĚĞƌhͬ^hͲ&ƌĂŬƟŽŶ͙ 13
Die Botschaft der Konferenz brachte Ajatollah Seyed Mustafa Mohageheg
Damad aus dem Iran auf einen Punkt: „Es ist Gott, der die Unterschiede beVWLPPW]ZLVFKHQ*ODXEHQXQG1LFKW*ODXEHQ1LHPDQGDQGHUHV´8QGÅ(V
gibt keine Alternative zur menschlichen Koexistenz und zur Akzeptanz der
SHUV|QOLFKHQ)UHLKHLWGHV(LQ]HOQHQGHU0HLQXQJVIUHLKHLWGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWGHU%HZHJXQJVIUHLKHLWXQGVHLQHUVR]LDOHQ5HFKWH´
9RUGHP+LQWHUJUXQGGHU%RWVFKDIWGHUUHOLJL|VHQ:UGHQWUlJHUYHUODQJten Parlamentarier aus allen Parteienfamilien und vieler Religionen, dass
sich die Religionen ihrer Rolle als Quelle von Frieden und Gemeinschaft besinnen müssten. Dies hatte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban
.LPRRQ VHOEVW HWZD DQOlVVOLFK HLQHU 6LW]XQJ GHV 6LFKHUKHLWVUDWHV GHU 9HUHLQWHQ1DWLRQHQ]XU6LWXDWLRQGHUUHOLJL|VHQ0LQGHUKHLWHQLP1DKHQ2VWHQ
unterstrichen. Der Generalsekretär bedachte die Konferenz mit einem GrußZRUW GDV LQ VHLQHP 1DPHQ YHUOHVHQ ZXUGH )U GLH 9HUHLQWHQ 1DWLRQHQ
sprach auch der Generalsekretär der Allianz der Zivilisationen, der sich für
Toleranz und das Suchen von Gemeinsamkeiten aussprach.
*HUDGH3DUODPHQWHXQGGHUHQ$QJHK|ULJHN|QQHQLQHLQHUGRSSHOWHQ:HLVH
IUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWZLUNHQ$EJHRUGQHWHKDEHQHLQHQJDQ]HLJHQHQ=XJDQJ]XGHQ0HQVFKHQGLHVLHLQ3DUODPHQWHQYHUWUHWHQN|QQHQGHUHQ$QOLHJHQWUDQVSRUWLHUHQDEHUDXFKVHOEVWYHUDQWZRUWXQJVYROO7KHPHQVHW]HQ
Gleichzeitig bieten die Parlamente die Gelegenheit dazu, bessere Regeln und
Rahmenbedingungen für die Religionsfreiheit, von der Schaffung von Öffentlichkeit, über Resolutionen bis hin zur Gesetzgebung oder dem Budgetrecht zu
HUUHLFKHQ$XFKLQ'HXWVFKODQGQXW]HQ3DUODPHQWDULHUGLHVH0|JOLFKNHLWHQ
Ich freue mich, dass die Bundesregierung auf den Antrag der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, den sie gemeinsam mit der SPD-Fraktion und
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen gestellt hatte, im Juni 2016 den ersten
HLJHQHQ%HULFKW]XU5HOLJLRQVIUHLKHLWZHOWZHLWYRUJHOHJWKDW=ZDUNDQQGHU
Inhalt dieses Berichts, der die zunehmenden Probleme bei der Aufrechterhaltung und Durchsetzung der Religionsfreiheit benennt, nicht erfreuen. DenQRFKLVWGLH%HVFKUHLEXQJGHU3UREOHPHHLQZLFKWLJHU6FKULWWKLQ]XU)RUPXOLHUXQJHLQHU3ROLWLNGHU/|VXQJ'LH&'8&68)UDNWLRQLP'HXWVFKHQ%XQdestag setzt sich daher dafür ein, dass die Bundesregierung von nun an regelmäßig über den Stand der Religionsfreiheit berichtet. Darüber hinaus bin ich
davon überzeugt, dass auch Deutschland das Amt eines Sonderbeauftragten
IUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWEUDXFKWVRZLHHVHWZDLQGHU(XURSlLVFKHQ8QLRQ
oder in den Vereinigten Staaten von Amerika besteht. Bei einem solchen
Beauftragten müssen die Fäden zusammenlaufen, müssen eingehende InIRUPDWLRQHQ XQG GLH (QWZLFNOXQJ YRQ +DQGOXQJVP|JOLFKNHLWHQ YHUEXQGHQ
ZHUGHQ
14
Volker Kauder
0LFKKDWLQ1HZ<RUNEHHLQGUXFNWZLHYLHOH,QLWLDWLYHQIUGDV0HQVFKHQUHFKWGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWEHUHLWVLQ3DUODPHQWHQRGHU]ZLVFKHQ3DUODPHQWHQ EHVWHKHQ XQG EHJRQQHQ ZXUGHQ 1HEHQ GHP (XURSlLVFKHQ 3DUODPHQW
GDVQXQEHUHLWVVFKRQLQGHU]ZHLWHQ/HJLVODWXUSHULRGHEHUHLQHIUDNWLRQVübergreifende Arbeitsgruppe verfügt, die sich für Religionsfreiheit einsetzt,
JLEW HV HWZD HLQH UHJLRQDOH 3DUODPHQWDULHUJUXSSH 5HOLJLRQVIUHLKHLW LQ 6GDPHULNDGLHYRQHLQHUVWDUNHQEUDVLOLDQLVFKHQ,QLWLDWLYHJHWUDJHQZLUG:LH
den Stephanuskreis bei der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag gibt
es auch in anderen Parlamenten Parlamentariergruppen, die sich besonders
mit dem Schicksal von bedrängten und verfolgten Christen befassen und Fragen der Religionsfreiheit ansprechen.
6HOEVWYHUVWlQGOLFK DEHU OHEW GHU (LQVDW] IU GLHVHV ZLFKWLJH 7KHPD DXFK
YRQ GHP $XIWUHWHQ EHVRQGHUV HUNHQQEDUHU 3HUV|QOLFKNHLWHQ ZLH VLH XQWHU
GHQ LQ 1HZ <RUN DQZHVHQGHQ 3DUODPHQWDULHUQ ]X ÀQGHQ ZDUHQ %DURQHVV
%HUULGJHHWZDGLHLQGHQEHLGHQEULWLVFKHQ3DUODPHQWVNDPPHUQYLHOIUGLH
5HOLJLRQVIUHLKHLWHUUHLFKWKDW²QLFKW]XOHW]WPLWGHUYRQLKUYRUDQJHWULHEHQHQ
6WXGLH Å$Q 2USKDQHG 5LJKW´ $ELG 5DMD GHU LQ 1RUZHJHQ JHERUHQH 6RKQ
VXQQLWLVFKSDNLVWDQLVFKHU(LQZDQGHUHUGHVVHQ(LQVDW]IUGLH5HOLJLRQVIUHLheit unbedingt und von frischer Direktheit geprägt ist. Ihm kommt in seinem Heimatland eine zentrale Rolle in der Bereitstellung der umfangreichen
Finanzierung von Maßnahmen zur Unterstützung der Religionsfreiheit zu.
Oder der kanadische Abgeordnete David Anderson, der als Parlamentarischer
Staatssekretär im kanadischen Außenministerium entscheidend dafür geZLUNWKDWGDVV.DQDGDHLQHQ6RQGHUERWVFKDIWHUIU5HOLJLRQVIUHLKHLWEHNDP
Was ein parlamentarischer Einsatz für Religionsfreiheit auch bedeuten
NDQQ VWHOOWHQ GLH 6WLPPHQ YRQ $EJHRUGQHWHQ DXV UHOLJL|VHQ 0LQGHUKHLWHQ
NODU6RHWZDGLHMHQLJHGHUSDNLVWDQLVFKHQ&KULVWLQ$VLD1D]LUGLHVLFKDOV
Abgeordnete einer muslimischen Partei für die Minderheitenrechte einsetzt.
2GHU6KZH0DXQJGHUDOVHLQ]LJHU$EJHRUGQHWHUGHUPXVOLPLVFKHQ5R\KLQJLDLP3DUODPHQWYRQ0\DQPDUYHUWUHWHQZDU.XU]QDFKGHU.RQIHUHQ]LQ
1HZ<RUNYHUORUHUQHEHQVHLQHP3DUODPHQWVVLW]DXFKVHLQDNWLYHVXQGSDVVLYHV:DKOUHFKW²QXUDXIJUXQGVHLQHU5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLW
6HOEVWYHUVWlQGOLFKEOLHEHQDXFK.RQWURYHUVHQQLFKWDXVGLHDEHUZLHHLQH
Diskussion über das Recht zur Konversion, die Stoßrichtung und die zunehmende Fahrt, die die IPPFoRB aufnahm, nicht bremsen konnte. Die Abschlusserklärung (in Anlage) der Konferenzteilnehmer spricht eine klare Sprache.
(EHQVRNODUZDUEULJHQVXQVHUH(LQODGXQJDQGLH3DUODPHQWDULHULP-DKU
]XHLQHU]ZHLWHQ.RQIHUHQ]LQ%HUOLQ]XVDPPHQ]XNRPPHQ+LHUZHUden die Konrad-Adenauer-Stiftung, die IPPFoRB und die CDU/CSU-Fraktion
LP 'HXWVFKHQ %XQGHVWDJ YRP ² 6HSWHPEHU 3DUODPHQWDULHU DXV
DOOHU :HOW VRZLH 9HUWUHWHU YRQ 1LFKWUHJLHUXQJVRUJDQLVDWLRQHQ GHU :LVVHQ-
^ƚĂƚĞŵĞŶƚĚĞƐsŽƌƐŝƚnjĞŶĚĞŶĚĞƌhͬ^hͲ&ƌĂŬƟŽŶ͙ 15
schaft und der internationalen Politik empfangen. Die Veranstaltung steht
XQWHUGHP7KHPDÅ6FKXW]IUHLQJHIlKUGHWHV5HFKW*ODXEHQVXQG*HZLVsensfreiheit in der internationalen Zusammenarbeit“. Die interparlamentarische Zusammenarbeit für die Religionsfreiheit ist eine immer machtvollere
0|JOLFKNHLWGLHLQWHUQDWLRQDOH$XIPHUNVDPNHLWXQGGLHIUGHQ(UIROJYRQ
,QWHUYHQWLRQHQQ|WLJH$EVWLPPXQJKHU]XVWHOOHQ'DVVKLHUQRFKYLHOHXQJHQXW]WH&KDQFHQOLHJHQZROOHQZLULQ%HUOLQXQWHUVWUHLFKHQ
ŶƚƐĐŚůŝĞƘƵŶŐnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐͲƵŶĚ'ůĂƵďĞŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ
In dem Bewusstsein,GDVVHVQDFKZLHYRUDXIGHUJDQ]HQ:HOW]XJUDYLHUHQGHQ9HUVW|‰HQJHJHQGLH5HOLJLRQVXQG*ODXEHQVIUHLKHLWNRPPWGLHYRQ
6WDDWHQ6WDDWVYHUWUHWHUQXQGQLFKWVWDDWOLFKHQ$NWHXUHQEHJDQJHQZHUGHQ
zur Kenntnis nehmend, dass im Rahmen von Studien eine Zunahme der
%HVFKUlQNXQJHQLQ%H]XJDXIGLHIUHLH$XVEXQJGHU5HOLJLRQE]ZGHV*ODXEHQV IHVWJHVWHOOW ZXUGH XQG GLH 0HKUKHLW GHU :HOWEHY|ONHUXQJ LQ /lQGHUQ
lebt, in denen die Freiheit, ihren Glauben friedlich auszuüben, eingeschränkt
LVWRGHUVHLQN|QQWH
in der Erwägung, dass eine Gruppe von Parlamentariern als Reaktion auf
GLHVH9HUVW|‰HLP-XQLLQ2[IRUG*UR‰EULWDQQLHQ]XVDPPHQJHNRPPHQ
LVWXPEHU0|JOLFKNHLWHQGHU%HNlPSIXQJGHU9HUVW|‰H]XVSUHFKHQ
unter Hinweis darauf, dass im November 2014 Parlamentarier aus aller
:HOWLP1REHOSUHLV]HQWUXPLQ2VOR1RUZHJHQ]XVDPPHQJHNRPPHQVLQG
XQG VLFK YHUSÁLFKWHW KDEHQ GLH 5HOLJLRQVIUHLKHLW IU DOOH ]X I|UGHUQ XQG
das International Panel of Parliamentarians for Freedom of Religion or Belief („Internationales Parlamentariergremium für Religions- und GlaubensIUHLKHLW´LQV/HEHQJHUXIHQKDEHQ
unter Bekräftigung der in Oslo unterzeichneten Charta für Religions- und
*ODXEHQVIUHLKHLW GLH GLH 3DUODPHQWDULHU YHUSÁLFKWHW $UWLNHO GHU $OOJHPHLQHQ(UNOlUXQJGHU0HQVFKHQUHFKWH]XXQWHUVWW]HQVRZLHGDV5HFKWGHV
(LQ]HOQHQ HLQH 5HOLJLRQ E]Z HLQHQ *ODXEHQ DXV]XEHQ RGHU QLFKW DXV]XEHQGHQ*ODXEHQ]XlQGHUQHLQHQDQGHUHQ*ODXEHQRKQH=ZDQJDQQHKPHQ]XGUIHQXQGGHQJHZlKOWHQ*ODXEHQIULHGOLFKDOOHLQRGHULQ*HPHLQVFKDIWPLWDQGHUHQDXV]XEHQ
unter Begrüßung der Einsetzung von Gremien in nationalen Parlamenten
VHLW GHP 7UHIIHQ YRQ 2VOR GDUXQWHU LQ %UDVLOLHQ 1RUZHJHQ XQG 3DNLVWDQ
und der parteiübergreifenden Ausschüsse in Kanada, im Europäischen ParlaPHQWLQ*UR‰EULWDQQLHQXQGLQGHQ9HUHLQLJWHQ6WDDWHQ
16
Volker Kauder
unter Kenntnisnahme und Begrüßung der Einsetzung der Internationalen
Kontaktgruppe für Religions- und Glaubensfreiheit, die gleichgesinnte ReJLHUXQJHQ ]XVDPPHQEULQJW GLH VLFK IU GLH )|UGHUXQJ GHU 5HOLJLRQV XQG
*ODXEHQVIUHLKHLWLQGHUJDQ]HQ:HOWHLQVHW]HQ
in WürdigungGHUlX‰HUVWZLFKWLJHQ$UEHLWGHU]LYLOJHVHOOVFKDIWOLFKHQ2UJDQLVDWLRQHQ5HOLJLRQVIKUHUXQG3HUV|QOLFKNHLWHQDXVGHU:LVVHQVFKDIWGLH
YHUVXFKHQGLH5HOLJLRQVXQG*ODXEHQVIUHLKHLWLQLKUHP(LQÁXVVEHUHLFKXQG
LQGHU*HVHOOVFKDIWLQVJHVDPW]XI|UGHUQ
YHUSÁLFKWHWVLFK das International Panel of Parliamentarians for Freedom of
Religion or Belief heuteDP6HSWHPEHULQ1HZ<RUNMaßnahmen
zu unterstützen, die
‡VLFK IU 0HQVFKHQ HLQVHW]HQ GLH DXIJUXQG LKUHU 5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLW
RGHU DQGHUHQ *ODXEHQVIRUPHQ YHUIROJW ZHUGHQ XQG QDFKGUFNOLFK GLH
VWlUNHUH%HDFKWXQJGHU5HOLJLRQVXQG*ODXEHQVIUHLKHLWIRUGHUQ
‡GLH*HGDQNHQ*HZLVVHQV5HOLJLRQVXQG*ODXEHQVIUHLKHLWDOVXQLYHUVHOOHVEHUDOODQHUNDQQWHVXQGQLFKWYHUKDQGHOEDUHV0HQVFKHQUHFKW²ZLHLQ
GHU$OOJHPHLQHQ(UNOlUXQJLP9|ONHUJHZRKQKHLWVUHFKWXQGLQ9HUWUlJHQ
VRZLH LP 5DKPHQ GHU 7lWLJNHLW YRQ QDWLRQDOHQ UHJLRQDOHQ XQG JOREDOHQ
2UJDQLVDWLRQHQXQGSROLWLVFKHQ2UJDQHQHWDEOLHUW²VWlUNHQXQGI|UGHUQ
‡GLHZHOWZHLWH=XVDPPHQDUEHLWGXUFK.RRSHUDWLRQEHUJHRJUDSKLVFKHSROLWLVFKHXQGUHOLJL|VH*UHQ]HQKLQZHJ]XYHUEHVVHUQXPPLWKLOIHYRQUHJHOPl‰LJHQ0LWWHLOXQJHQ,QIRUPDWLRQVZHLWHUJDEHXQGPLWKLOIHGHV9HUVXFKV
MlKUOLFKH7UHIIHQ]XRUJDQLVLHUHQIUHIIHNWLYH5HDNWLRQHQVRVRUJHQ
‡GDV 1HW]ZHUN GHU 3DUODPHQWH HUZHLWHUQ GLH VLFK VFKZHUSXQNWPl‰LJ PLW
GHU5HOLJLRQVXQG*ODXEHQVIUHLKHLWLQGHUJDQ]HQ:HOWEHIDVVHQXQG]ZDU
GXUFK)|UGHUXQJGHU(LQVHW]XQJQHXHUSDUODPHQWDULVFKHU3ODWWIRUPHQRGHU
Gruppen, die den Artikel 18 unterstützen und unterschiedliche politische
XQGUHOLJL|VH$XIIDVVXQJHQYHUWUHWHQ
‡.DSD]LWlWHQ XQWHU GHQ 3DUODPHQWDULHUQ DXIEDXHQ GLH VLFK IU GLH )|UGHUXQJGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWVRZRKOLQVWDELOHQ/lQGHUQDOVDXFKLQ/lQGHUQ
die in Bezug auf die Religions- und Glaubensfreiheit eine problematische
%LODQ]DXIZHLVHQHLQVHW]HQXP3DUODPHQWDULHUQGDVIU9HUlQGHUXQJHQ
LP,QXQG$XVODQGQRWZHQGLJH5VW]HXJDQGLH+DQG]XJHEHQ
‡GLH=DKOGHU5HJLHUXQJHQXQGLQWHUQDWLRQDOHQ,QVWLWXWLRQHQHUK|KHQGLH
auf die sich verschärfende Krise der Verfolgung von Gläubigen und Nichtgläubigen reagieren, und sich für die Bereitstellung von mehr Ressourcen
für die stärkere Beachtung dieser Grundfreiheit einsetzen und
^ƚĂƚĞŵĞŶƚĚĞƐsŽƌƐŝƚnjĞŶĚĞŶĚĞƌhͬ^hͲ&ƌĂŬƟŽŶ͙ 17
• Abgeordnete und zivilgesellschaftliche Organisationen, Religionsführer
und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stärker miteinander verQHW]HQXPGLH5HOLJLRQVXQG*ODXEHQVIUHLKHLWLQGHUJDQ]HQ:HOWZLUNVDPHU]XI|UGHUQ
Die nachfolgend aufgeführten Parlamentarier unterstützen die vorliegende
*UXQGVDW]HUNOlUXQJSHUV|QOLFKXQGQLFKWDOV9HUWUHWHULKUHU5HJLHUXQJSROLtischen Partei oder eines anderen Organs.
18
Volker Kauder
ZĞĚĞǀŽŶƵŶĚĞƐŬĂŶnjůĞƌŝŶƌ͘ŶŐĞůĂDĞƌŬĞů
ĂƵĨĚĞƌ/ŶƚĞƌŶĂƟŽŶĂůĞŶWĂƌůĂŵĞŶƚĂƌŝĞƌŬŽŶĨĞƌĞŶnj
njƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚĂŵϭϰ͘^ĞƉƚĞŵďĞƌϮϬϭϲŝŶĞƌůŝŶ
ŶŐĞůĂDĞƌŬĞů
Dr. Angela Dorothea Merkel (* 17. Juli 1954 in Hamburg)
ist seit dem 22. November 2005 Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie hielt diese Grundsatzrede im
September 2016 im Deutschen Bundestag auf der Internationalen Parlamentarierkonferenz für Religionsfreiheit mit
110 Abgeordneten aus 50 Ländern. Abdruck mit Gemeheingung des Bundeskanzleramtes. Pressefoto © CDU/Dominik
Butzmann.
YYY
Bulletin der Bundesregierung Nr. 104-2 vom 15. September 2016
Lieber Volker Kauder,
sehr geehrte Baronesse Berridge,
sehr geehrter Herr Raja,
Herr Botschafter Nपss,
OLHEHU+DQV*HUW3|WWHULQJ
liebe Kolleginnen und Kollegen aus den Parlamenten, meine Damen und
Herren,
EHLGUlQJHQGHQSROLWLVFKHQ)UDJHQLVWHVGDVHLQH]XNULWLVLHUHQZDV]XNULtisieren ist. Das andere ist es, konkrete Schritte zu unternehmen, um EntZLFNOXQJHQLQJHZQVFKWH%DKQHQ]XOHQNHQ(LQVROFKHU6FKULWWZDUHVHLQ
LQWHUQDWLRQDOHV3DUODPHQWDULHUQHW]ZHUN]XJUQGHQXPGLH*ODXEHQVXQG
*HZLVVHQVIUHLKHLWZHOWZHLW]XVWlUNHQ%LQQHQNU]HVWHU=HLWKDWVLFKGLH9HUHLQLJXQJDOV]HQWUDOHU$NWHXUIUGLHVHVZHVHQWOLFKH*UXQGUHFKWHWDEOLHUW
2VOR XQG GDQQ GLH .RQIHUHQ] LP YHUJDQJHQHQ -DKU LQ 1HZ <RUN EHHLQGUXFNWHQ GXUFK KRFKNDUlWLJH %HLWUlJH 'LH .RQIHUHQ] LQ 1HZ <RUN PDFKWH
vor allem den festen Willen sichtbar, den Worten auch Taten folgen zu lassen
²GXUFKODQJIULVWLJH6WUDWHJLHQ]XP6FKXW]GHU5HOLJLRQVIUHLKHLWVRZLHGXUFK
ZĞĚĞǀŽŶƵŶĚĞƐŬĂŶnjůĞƌŝŶƌ͘ŶŐĞůĂDĞƌŬĞů͙ϭϵ
konkrete Hilfestellungen für Menschen, deren Religionsfreiheit beschnitten
RGHU JHIlKUGHW LVW 'DUDQ NQSIW GDV KHXWLJH 7UHIIHQ DQ ,FK P|FKWH DOOHQ
danken, die es auf die Beine gestellt haben.
'LH*HZLVVHQVXQG5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWHLQ*UXQGUHFKWGDVLQ$UWLNHO
der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen verEULHIWLVW6LHJLOWJOHLFKHUPD‰HQIUDOOHXQG]ZDUXQDEKlQJLJYRQ5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLWXQG:HOWDQVFKDXXQJ6LHEHLQKDOWHWGDV5HFKWHLQHVMHGHQ
Einzelnen, sich zu seiner Religion zu bekennen, sie auszuüben, die Religion
]XZHFKVHOQRGHUVLFKNHLQHU5HOLJLRQDQ]XVFKOLH‰HQ,QGLHVHU)RUPLVW5Hligionsfreiheit auch im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische
5HFKWHIHVWJHVFKULHEHQ)DVW6WDDWHQKDEHQGLHVHQ3DNWUDWLÀ]LHUW²QDtürlich auch Deutschland.
Bei uns in Deutschland genießt Religionsfreiheit verfassungsrechtlichen
Schutz. Zusammen mit den anderen Freiheitsrechten des Grundgesetzes geK|UW VLH ]XP .HUQEHUHLFK GHVVHQ ZDV XQVHU /DQG DXVPDFKW XQG ZDV XQV
lieb und teuer ist. Ich meine unser freiheitliches Miteinander, das auf dem
Respekt vor der menschlichen Würde beruht.
Seit Inkrafttreten des Grundgesetzes hat sich unser Land in vielerlei HinVLFKWJHZDQGHOW²DXFKJHVHOOVFKDIWOLFK'HXWVFKODQGLVWLQGHQYHUJDQJHQHQ
-DKU]HKQWHQHWKQLVFKNXOWXUHOOXQGZHOWDQVFKDXOLFKYLHOIlOWLJHUJHZRUGHQ
'LHV ZLUIW QDWUOLFK DXFK HLQ HQWVSUHFKHQG VWlUNHUHV /LFKW DXI GDV 7KHPD
5HOLJLRQVIUHLKHLW²HLQ7KHPDGDVEHVRQGHUVJUR‰H%HDFKWXQJVHLWGHPYHUJDQJHQHQ-DKUÀQGHWDOVYLHOH)OFKWOLQJHDXIGHU6XFKHQDFK6LFKHUKHLWXQG
Schutz nach Deutschland kamen. Interessant sind erste Studien, die sich mit
GHP%OLFNGHU)OFKWOLQJHDXIXQVHU/DQGEHVFKlIWLJHQ$XIGLH)UDJHZDVVLH
KLHUEHVRQGHUVVFKlW]HQDQWZRUWHWHLQHEHUZlOWLJHQGH0HKUKHLWYRQLKQHQ
Toleranz und Religionsfreiheit.
*OHLFKZRKOLVWHVQRWZHQGLJGLHXPIDVVHQGH%HGHXWXQJGLHVHU:HUWH]X
vermitteln. Denn viele Flüchtlinge kommen aus Ländern mit eingeschränkter
5HOLJLRQVIUHLKHLW ,Q LKUHU +HLPDW LVW YHUERWHQ ZDV EHL XQV VHOEVWYHUVWlQGlicher Alltag ist. In ihrer Heimat sind leider auch Antisemitismus und der
Hass auf Israel allzu selbstverständlich. Dass die jüdischen Gemeinden hierzulande deshalb angesichts der vielen Flüchtlinge auch ihre Sorgen artikulieUHQLVWQXU]XYHUVWlQGOLFK'DVPVVHQZLUJHPHLQVDPVHKUHUQVWQHKPHQ
*OHLFK]HLWLJPVVHQZLUXQVVHOEVWVWHWVDXIV1HXHGHQKRKHQ6WHOOHQZHUW
GHU5HOLJLRQVIUHLKHLWYRU$XJHQIKUHQ²DXFKZHQQXQVPDQFKUHOLJL|VPRWLYLHUWHV 9HUKDOWHQ EHIUHPGHQ PDJ =XU 5HOLJLRQVIUHLKHLW JHK|UW HV VHLQHQ
*ODXEHQ |IIHQWOLFK EHNXQGHQ ]X GUIHQ XQG GDV HLJHQH 9HUKDOWHQ DQ UHOLJL|VHQ/HKUHQXQG7UDGLWLRQHQDXV]XULFKWHQ'LHVJLOW]XP%HLVSLHODXFKLQ
%H]XJ DXI %HNOHLGXQJVYRUVFKULIWHQ 'D ]HLJW VLFK GLH 6FKZLHULJNHLW LQ GHU
'LVNXVVLRQ EHU HLQ JHQHUHOOHV 9HUERW GHU 9HUVFKOHLHUXQJ DXV UHOLJL|VHQ
ϮϬŶŐĞůĂDĞƌŬĞů
Gründen. Freiheitsrechte schützen auch die Freiheit, anders zu sein, als es
VLFK GLH 0HKUKHLW ZQVFKW RGHU YRUVWHOOW (EHQVR ZLH GLH 0HLQXQJVIUHLKHLW
JLOWGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWDXFKGDQQZHQQHVXQWHUVFKLHGOLFKH$XIIDVVXQJHQ
]XUHOLJL|VPRWLYLHUWHQ9HUKDOWHQVZHLVHQJLEW
Ich halte eine Vollverschleierung für ein großes Hindernis bei der IntegUDWLRQ'DUDXVPDFKHLFKNHLQHQ+HKO'HQQZHQQGDV*HVLFKWLP9HUERUJHQHQEOHLEWVLQGGLH0|JOLFKNHLWHQGHV.HQQHQOHUQHQVXQGGHV(LQVFKlW]HQV
GHU3HUV|QOLFKNHLWVWDUNHLQJHVFKUlQNW'DVEHKLQGHUWMHGH.RPPXQLNDWLRQ
die eben nicht allein aus Worten besteht. Einschränkungen der ReligionsIUHLKHLWN|QQHQVLFKDEHUQXUDXVGHU9HUIDVVXQJVHOEVWHUJHEHQ²DOVRZHQQ
GLH*UXQGUHFKWH'ULWWHU*HPHLQVFKDIWVZHUWHYRQ9HUIDVVXQJVUDQJRGHUGLH
VWDDWOLFKH1HXWUDOLWlWJHJHQEHUGHQ5HOLJLRQHQYHUOHW]WZHUGHQ9RUGLHVHP
+LQWHUJUXQG VHW]HQ ZLU LQ GHU )UDJH HLQHV 9ROOYHUVFKOHLHUXQJVYHUERWV GDUauf, präzise Handlungsvorgaben für die Bereiche zu machen, in denen eine
9ROOYHUVFKOHLHUXQJQLFKWJHERWHQLVW²EHLVSLHOVZHLVHLP|IIHQWOLFKHQ'LHQVW
oder vor Gericht.
'LHVH 'LVNXVVLRQ IKUW XQV DXFK ]X GHU )UDJH :DV JHQDX JHK|UW ]XP
*ODXEHQ]XU5HOLJLRQ"5HOLJL|VH%LOGXQJLVWXQYHU]LFKWEDU]XU6HOEVWYHUJHZLVVHUXQJ ² HEHQVR ZLH IU HLQ UHVSHNWYROOHV 0LWHLQDQGHU GHU 5HOLJLRQHQ
Die Trennung von Staat und Religion ist allerdings auch Ausdruck von ReOLJLRQVIUHLKHLW:DVDEHUGHU6WDDWNDQQXQGZDVHUPHLQHV(UDFKWHQVDXFK
WXQ VROOWH GDV LVW GLH 9RUDXVVHW]XQJHQ IU HLQH JXWH UHOLJL|VH %LOGXQJ ]X
schaffen. Wir brauchen einerseits theologische Fakultäten, Institute und
Zentren an den Hochschulen. Pfarrer, Rabbiner, Imame oder ReligionslehUHU VLQG 0XOWLSOLNDWRUHQ ,KUH $XVELOGXQJ HQWVFKHLGHW ZHVHQWOLFK EHU GLH
4XDOLWlWLKUHUUHOLJL|VHQ%LOGXQJVDUEHLW$QGHUHUVHLWVEUDXFKHQZLU5DXPIU
GLH9HUPLWWOXQJYRQ*ODXEHQVLQKDOWHQ,FKEHIUZRUWHGHQEHNHQQWQLVRULHQWLHUWHQVFKXOLVFKHQ5HOLJLRQVXQWHUULFKWZLHLKQGLHPHLVWHQ%XQGHVOlQGHULQ
'HXWVFKODQGYRUVHKHQ²]XQHKPHQGDXFKIUPXVOLPLVFKH.LQGHU
hEHU*ODXEHQVLQKDOWH%HVFKHLG]XZLVVHQKLOIWPQGLJH(QWVFKHLGXQJHQ
IUGDVHLJHQH/HEHQ]XWUHIIHQ=XGHPIlOOWHVOHLFKWHUVLFKVHOEVWEHZXVVW
mit anderen Religionen auseinanderzusetzen, sie auch verstehen und resSHNWLHUHQ ]X OHUQHQ ,FK ELQ IHVW GDYRQ EHU]HXJW -H EHVVHU GLH UHOLJL|VH
%LOGXQJGHVWRIXQGLHUWHUGHU'LDORJ]ZLVFKHQ*ODXEHQVJHPHLQVFKDIWHQXQG
GHVWRJU|‰HUGDVJHJHQVHLWLJH9HUVWlQGQLV
Wir leben in Gesellschaften der Vielfalt. Menschen unterschiedlicher Religion und Weltanschauung leben Tür an Tür. Dass sie einander offen beJHJQHQPLWHLQDQGHUDXVNRPPHQXQGJHPHLQVDP9HUDQWZRUWXQJLQLKUHP
Lebensumfeld übernehmen, ist die Basis für unser friedliches Miteinander
insgesamt. Gelebte Vielfalt ist die logische Konsequenz von Freiheit. Sie ist
ZĞĚĞǀŽŶƵŶĚĞƐŬĂŶnjůĞƌŝŶƌ͘ŶŐĞůĂDĞƌŬĞů͙ 21
die Folge des guten Rechts, nach den Regeln einer Religion zu leben oder
nicht, sich von einer Religionsgemeinschaft loszusagen oder von der einen
]XUDQGHUHQ]XZHFKVHOQ
8PJHNHKUWJLOW9LHOIDOW]XUFN]XGUlQJHQ²GDVKlWWHJUDYLHUHQGH)ROJHQ
IU XQVHUH IUHLKHLWOLFKHQ 3ULQ]LSLHQ GLH ZLU LP /DXIH GHU *HVFKLFKWH HUVW
PKVDPHUVWULWWHQKDEHQ,FKNDQQQXUGDYRUZDUQHQPLWYHUPHLQWOLFKHLQIDFKHQ/|VXQJHQGDV5DGGHU=HLW]XUFN]XGUHKHQ$EHULFKNDQQVHKUHPSIHKOHQLQ)UDJHQGHU*ODXEHQVXQG*HZLVVHQVIUHLKHLWDXVGHU*HVFKLFKWH]X
lernen.
6RORKQWVLFK]XP%HLVSLHODXFKHLQZHLWHU%OLFN]XUFNDXIGHQ$XJVEXUJHU
5HOLJLRQVIULHGHQYRQ(UHUP|JOLFKWHIUGLH7HUULWRULHQGHVGDPDOLJHQ
+HLOLJHQ5|PLVFKHQ5HLFKV'HXWVFKHU1DWLRQGLHIUHLH:DKOGHU.RQIHVVLRQ
Aber: Die Hoheit über diese Freiheit lag bei den Herrschenden. Die Fürsten
konnten die Religion für ihr Gebiet festlegen. Andersgläubige erhielten ledigOLFKGDV5HFKWDXV]XZDQGHUQ
Die Migration aus Glaubensgründen ist eine Geschichte voller Leid. DarEHU NDQQ DXFK QLFKW KLQZHJWlXVFKHQ GDVV HV YLHOH %HLVSLHOH UHOLJL|V 9HUfolgter gibt, die in ihrer neuen Heimat Großes leisteten, zum Beispiel Kultur
XQG:LUWVFKDIWEHUHLFKHUWHQ,FKP|FKWHDQGLHVHU6WHOOHDQGLH+XJHQRWWHQ
HULQQHUQGLHLP-DKUKXQGHUWQDFK'HXWVFKODQGÁRKHQ'RFKGLH)OXFKW
HUIROJWHDXVJUR‰HUSHUV|QOLFKHU1RWKHUDXV:HULQGHUDOWHQ+HLPDWEOLHE
PXVVWHPLWGHP6FKOLPPVWHQUHFKQHQ9LHOHGLHQLFKWÁLHKHQNRQQWHQRGHU
ZROOWHQYHUORUHQLKU/HEHQ$QGHUHVWDUEHQDXIGHP:HJ]XHLQHP=XÁXFKWVRUW)DPLOLHQZXUGHQDXVHLQDQGHUJHULVVHQ$OOGLHVSDVVLHUWHQXUDXVHLQHP
Grund: aus mangelnder Religionsfreiheit.
Mit dieser Beschreibung der Vergangenheit verbinden sich leider Bilder der
*HJHQZDUW8P5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWHVDXIGHU:HOWKHXWHLPPHUQRFKWHLOV
VHKUVFKOHFKWEHVWHOOW,QYLHOHQ6WDDWHQVLQGhEHUJULIIHDXIUHOLJL|VH0LQGHUheiten, Diskriminierung und Verfolgung an der Tagesordnung. Ich beobachte
PDQFKPDODXFKHLQH$UW6HOEVW]HQVXUUHOLJL|VHU0LQGHUKHLWHQXPLPEHWUHIIHQGHQ /DQG QLFKW DXI]XIDOOHQ XQG QLFKW SHUPDQHQW LP .RQÁLNW ]X OHEHQ
ZDVPLULPPHUEHVRQGHUVZHKWXW
6WDDWOLFKH5HSUHVVLRQHQVLQGGDVHLQH'D]XNRPPWGLH*HZDOWIXQGDPHQtalistischer Terrororganisationen. Insbesondere die Terrormiliz IS brüstet
sich mit barbarischen Akten, die sich gegen Menschen aller Religionen, übrigens gerade auch gegen Muslime, richten. Das Erbe des Christentums im
Nahen Osten droht, fanatischen Islamisten zum Opfer zu fallen. Viele Gläubige aus Syrien und dem Irak sahen sich in den vergangenen Jahren dazu
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ϮϮŶŐĞůĂDĞƌŬĞů
ƵŶĚĞƐŬĂŶnjůĞƌŝŶƌ͘ŶŐĞůĂDĞƌŬĞůĂƵĨĚĞƌ/ŶƚĞƌŶĂƟŽŶĂůĞŶWĂƌůĂŵĞŶƚĂƌŝĞƌŬŽŶĨĞƌĞŶnjnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚĂŵϭϰ͘^ĞƉƚĞŵďĞƌϮϬϭϲŝŶĞƌůŝŶ͘
/LHEHU9RONHU.DXGHULFKZHL‰ZLHVHKUGLUGLH/DJHGHU&KULVWHQLQGHU5HJLRQDP+HU]HQOLHJW,FKP|FKWHPLFKGDIUEHGDQNHQGDVVGXXQVGLH1RW
GHU &KULVWHQ DEHU DXFK GLH DQGHUHU UHOLJL|VHU 0LQGHUKHLWHQ LPPHU ZLHGHU
vor Augen führst. Du machst das in der Überzeugung: Wo auch immer auf
GHU:HOW5HOLJLRQVIUHLKHLWPLW)‰HQJHWUHWHQZLUGJHKWGLHVXQVDOOHHWZDV
DQ'HQQ0HQVFKHQUHFKWHXQGGLH0HQVFKHQZUGHVLQGXQWHLOEDU
ZĞĚĞǀŽŶƵŶĚĞƐŬĂŶnjůĞƌŝŶƌ͘ŶŐĞůĂDĞƌŬĞů͙ 23
An dieser Stelle danke ich auch dem Stephanuskreis der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, in den sich nahezu 100 Kolleginnen und Kollegen einbringen. Sie
thematisieren auf politischer Ebene das Schicksal derjenigen, die aufgrund
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YHUIROJWH&KULVWHQ²DEHUQLFKWDOOHLQ(VLVWHLQXPIDVVHQGHV9HUVWlQGQLVYRQ
5HOLJLRQVIUHLKHLWGDVGHQ6WHSKDQXVNUHLVOHLWHWZLHDXFKVHLQ9RUVLW]HQGHU
3URIHVVRU+HULEHUW+LUWHEHWRQW²LFKP|FKWHLKQ]LWLHUHQÅ'HU5HVSHNWYRU
anderen Religionen, aber auch vor Atheisten ist da fest mit eingeschlossen.“
Mit einem solchen Engagement sendet unsere Bundestagsfraktion das
GHXWOLFKH6LJQDOGDVVXQV5HOLJLRQVIUHLKHLWKLHU]XODQGHZLHDQGHUQRUWVHLQ
HUQVWKDIWHV$QOLHJHQLVWGDVVZLUGLH0LVVVWlQGHZDKUQHKPHQXQGQLFKWHLQIDFKKLQQHKPHQGDVVZLUKLOIUHLFKH3DUWQHUVHLQZROOHQIUDOOHGLHGDUDQ
HWZDVlQGHUQZROOHQ
Im Juni dieses Jahres hat die Bundesregierung den ersten Bericht zur
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EHVFKUHLEW H[HPSODULVFK ZLH VWDDWOLFKH XQG QLFKWVWDDWOLFKH $NWHXUH GLHVHV
grundlegende Menschenrecht in verschiedenen Ländern missachten. Mal
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]XZLOONUOLFKHQ(LQVFKUlQNXQJHQEHLP%DXUHOLJL|VHU(LQULFKWXQJHQ2GHU
HV ZLUG PDVVLYHU 'UXFN DXI 0HQVFKHQ DXVJHEW GLH VLFK YRQ GHU YRUKHUUVFKHQGHQ5HOLJLRQORVVDJHQRGHUNRQYHUWLHUHQZROOHQ$OO]XRIW]HLJWVLFKHLQ
ÁLH‰HQGHUhEHUJDQJYRQYHUVFKLHGHQVWHQ)RUPHQGHU'LVNULPLQLHUXQJKLQ
zu Gefahren für Leib und Leben.
%HVWDQGVDXIQDKPH XQG $QDO\VH ² GDV LVW GDV HLQH 'DV DQGHUH LVW XQVHU
praktisches Engagement für Religionsfreiheit, das fester Teil unserer AußenSROLWLNXQGXQVHUHU(QWZLFNOXQJV]XVDPPHQDUEHLWLVW'DEHLN|QQHQZLUDXI
eine gute Kooperation mit Regierungen anderer EU-Mitgliedstaaten zählen.
Deutschland ist zum Beispiel in der EU-Ratsarbeitsgruppe Menschenrechte
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]XU)|UGHUXQJXQG]XP6FKXW]GHU5HOLJLRQVXQG:HOWDQVFKDXXQJVIUHLKHLW
LQWHQVLYPLWJHZLUNW'LHVHZXUGHQLP-DKUYHUDEVFKLHGHW-HW]WVLQGZLU
auch an ihrer Umsetzung beteiligt.
Innerhalb der OSZE legt die Bundesregierung großen Wert auf den Menschenrechtsdialog, der den Einsatz für Religionsfreiheit einschließt. Wir
I|UGHUQ GLH $UEHLW GHV 26=(%URV IU GHPRNUDWLVFKH ,QVWLWXWLRQHQ XQG
0HQVFKHQUHFKWH :LU HQWVHQGHQ 3HUVRQDO XQG ÀQDQ]LHUHQ 3URMHNWH $XFK
LP 5DKPHQ GHU 9HUHLQWHQ 1DWLRQHQ HQJDJLHUHQ ZLU XQV NRQWLQXLHUOLFK IU
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$QJHK|ULJHQUHOLJL|VHU0LQGHUKHLWHQ'LH%XQGHVUHJLHUXQJQXW]WGDEHLDXFK
ϮϰŶŐĞůĂDĞƌŬĞů
das Universelle Staatenüberprüfungsverfahren im UN-Menschenrechtsrat,
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GHU'LDORJPLW6RQGHUEHULFKWHUVWDWWHUQ]XUMHZHLOLJHQ/lQGHUVLWXDWLRQ
1DWUOLFKVSUHFKHQZLUDXFKELODWHUDOLPPHUZLHGHUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLW
DOV 7HLO GHU 0HQVFKHQUHFKWH DQ ² 9RONHU .DXGHU KDW GDUEHU JHVSURFKHQ
Wir führen solche Dialoge zum Beispiel mit China, dem Iran, Pakistan und
anderen Ländern.
=XGHPKDEHQZLULQGHU(QWZLFNOXQJV]XVDPPHQDUEHLWLQGHQYHUJDQJHQHQ
Jahren verstärkt den Blick auf die Religionen gerichtet. Und das, so denke
LFK DXV JXWHQ *UQGHQ 'LH EHUZlOWLJHQGH 0HKUKHLW GHUMHQLJHQ GLH ZLU
EHU(QWZLFNOXQJVSURMHNWHHUUHLFKHQEH]HLFKQHWVLFKDOVUHOLJL|VRGHUVRJDU
DOV VHKU UHOLJL|V 'LH *HVXQGKHLWVYHUVRUJXQJ GDV %LOGXQJVV\VWHP VR]LDOH
'LHQVWOHLVWXQJHQ²DOOGLHVYHUDQWZRUWHQLQGHQ3DUWQHUOlQGHUQ]XP*UR‰WHLO
5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ E]Z LKUH +LOIVZHUNH XQG 2UJDQLVDWLRQHQ ,Q .ULsensituationen sind sie oft die einzigen, die Notleidenden zur Seite stehen.
'DKHU LVW HV IROJHULFKWLJ ]X EHUOHJHQ ZLH ZLU 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ
QRFKVWlUNHULQGLH(QWZLFNOXQJV]XVDPPHQDUEHLWHLQEH]LHKHQN|QQHQ'D]X
hat das zuständige Bundesministerium bereits ein Strategiepapier vorgelegt.
Klar ist: Eine enge Kooperation kann es nur mit Partnern geben, die Religionsfreiheit eindeutig respektieren und daher zum Beispiel auch Menschen
anderer Religionen Nothilfe zukommen lassen. Noch besser ist es natürlich,
ZHQQVLHVLFKGDUEHUKLQDXVDOV0LWVWUHLWHULP(LQVDW]IUPHKU5HOLJLRQVIUHLKHLWHUZHLVHQ
,Q 'HXWVFKODQG KDEHQ ZLU HLQH ODQJH 7UDGLWLRQ GHU =XVDPPHQDUEHLW PLW
GHQFKULVWOLFKHQ.LUFKHQZHQQHVGDUXPJHKWEHVVHUH/HEHQVSHUVSHNWLYHQ
zu schaffen. Sie verfügen über Kontakte in der ganzen Welt. Ja, sie sind Botschafter des Christentums. Aber sie sind eben auch Botschafter der ReligionsIUHLKHLW²HLQHV5HFKWVGDVGHUXQWHLOEDUHQ:UGHGHV0HQVFKHQHQWVSULQJW
der nach christlichem Verständnis zur Freiheit berufen ist.
0HLQH'DPHQXQG+HUUHQVFKRQDOOHLQGLH7DWVDFKHGDVV6LH²QRFKGD]X
LQ VROFK EHHLQGUXFNHQGHU 9LHOIDOW ² DQ GLHVHU .RQIHUHQ] WHLOQHKPHQ ZHLVW
auch Sie als Botschafter der Religionsfreiheit aus. Ich danke Ihnen sehr herzOLFKIU,KU.RPPHQXQGIU,KUHQ(LQVDW],FKZQVFKHPLUXQGKRIIHGDVV
GLHVHV 7UHIIHQ $QVSRUQ LVW XQG 6LH GDUDXV *HZLQQ ]LHKHQ IU ,KU ZHLWHUHV
Engagement für eine Sache, die das Innerste des Menschen berührt. Dass es
LQ]ZLVFKHQHLQVRVWDUNHV1HW]ZHUNJLEWYHUOHLKW.UDIW0XWXQG=XYHUVLFKW
Deshalb sage ich einfach: Danke.
YƵĞůůĞ͗ƵůůĞƟŶEƌ͘ϭϬϰͲϮǀŽŵϭϱ͘^ĞƉƚĞŵďĞƌϮϬϭϲ͕,ĞƌĂƵƐŐĞďĞƌ͗WƌĞƐƐĞͲƵŶĚ/ŶĨŽƌŵĂƟŽŶƐĂŵƚĚĞƌ
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ZĞĚĞǀŽŶƵŶĚĞƐŬĂŶnjůĞƌŝŶƌ͘ŶŐĞůĂDĞƌŬĞů͙ 25
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WŽůŝƟŬĞƌŶǁŝƌĚnjƵŽŌnjƵƌsŽƌĞŝŶŐĞŶŽŵŵĞŶŚĞŝƚ
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dŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
Prof. Dr. phil. Dr. theol. DD Thomas Schirrmacher (geb.
1960) ist Rektor des Martin Bucer Seminars (Bonn, Zürich,
,QQVEUXFN 3UDJ $QNDUD ZR HU DXFK (WKLN OHKUW LVW 3URfessor für Religionssoziologie an der Staatlichen Universität
Oradea, Rumänien, Direktor des Internationalen Instituts
IU 5HOLJLRQVIUHLKHLW GHU :HOWZHLWHQ (YDQJHOLVFKHQ $OOLDQ] XQG %RWVFKDIWHU IU 0HQVFKHQUHFKWH GLHVHV ZHOWZHLWHQ
Zusammenschlusses.
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Statements von Thomas Schirrmacher bei einer Podiumsdiskussion am
15.9.2014 im Deutschen Bundestag bei dem C-Kongress der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag Menschenrecht Religionsfreiheit – Podiumsdiskussion „Wie schützen wir verfolgte Christen?“
Abschrift der Auszüge der Aufnahme unter: 85/KWWSVZZZ\RXWXEHFRP
ZDWFK"Y U*.&O7%8L
Tanja Samrotzki, Journalistin, Moderatorin: Ich habe gerade in meinen zahlreichen Unterlagen ein Zitat des CDU/CSU-Politikers Andreas Schockenhoff geIXQGHQ(UVDJWHGDV]XP7KHPD:DIIHQOLHIHUXQJHQDEHULFKÀQGHGDVSDVVW
hier sehr gut auch zu Ihrem Vortrag (von Dr. Jana Puglierin, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, DGAP): Unsere Art und Weise, über Außenpolitik
zu reden, nähert sich der veränderten Realität langsam an. Vor dem Hintergrund all dessen, was wir gehört haben ..., wollen wir jetzt nach vorn schauen,
nach möglichen Ansätzen suchen, wie wir verfolgten Christen beistehen und
dem Recht auf Religionsfreiheit zu mehr Geltung verhelfen können. Unsere Reaktionsmöglichkeiten, die neuesten, werde ich mit den Exzellenzen Erzbischof
ϮϲdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
Warda, Erzbischof Schick und Landesbischof Fischer ... sowie mit Professor Heiner Bielefeldt und einem in dieser Runde Neuem, aber Ihnen nicht ganz unbekannten Gesicht, Professor Dr. Dr. Thomas Schirrmacher ... (erörtern).
Ich stelle auch Herrn Schirrmacher noch kurz vor ... Sie kennen Thomas
Schirrmacher sicher als Pionier in Sachen Religionsfreiheit. Er ist Vorsitzender
der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, die etwa
600 Millionen evangelische Christen weltweit vertritt. Und Thomas Schirrmacher hat 2006 das Internationale Institut für Religionsfreiheit gegründet und
ist auch dessen Direktor. Prof. Dr. Dr. Thomas Schirrmacher ist zudem Präsident des Internationalen Rates der International Society for Human Rights. Er
hat eine Professur für Religionssoziologie in Rumänien und eine für globale
Ethik und internationale Entwicklung in Indien. ... Ich möchte auch Ihnen kurz
die Gelegenheit geben, dass Sie Stellung nehmen zu dem, was wir gehört haben.
0LQXWHQELV,FKP|FKWHXQWHUVWUHLFKHQGDVVZLUEHLP7KHPD
Å0HQVFKHQUHFKWH XQG 5HOLJLRQVIUHLKHLW´ JHZDOWLJHQ 1DFKKROEHGDUI KDEHQ
:LUKDEHQNHLQHDNDGHPLVFKHQ(LQULFKWXQJHQZHOWZHLWGLHVLFKGDPLWEHVFKlIWLJHQ'DVJLOWIU-XUD5HOLJLRQVZLVVHQVFKDIWXQG7KHRORJLHJOHLFKHUmaßen. Es ist eine der Aufgaben unseres Instituts, das in die Gänge zu bringen, aber es ist ein mühsames Geschäft.
,FKELQYRUHLQHU:RFKHLQ6WUD‰EXUJJHZHVHQGRUWKDWWHQZLUHLQ|NXPHQLVFKHV7UHIIHQZLHHV|NXPHQLVFKHUQLFKWJHKW'UHLSlSVWOLFKH.RPPLVVLRQHQGHV9DWLNDQV:HOWNLUFKHQUDW:HOWZHLWH(YDQJHOLVFKH$OOLDQ]5XVVLVFK
2UWKRGR[H*ULHFKLVFK2UWKRGR[HXVZ²DOOHZDUHQGD8QGHVJLQJGDUXP
Wer kann aussagekräftige und zuverlässige globale Daten zur Verfügung
stellen. Wir konnten nur feststellen: Uns fehlen Ansprechpartner, selbst im
Vatikan. Es gibt durchaus Leute, die das Thema unterstützen, aber es ist nicht
LQVWLWXWLRQDOLVLHUW:LUN|QQHQJHUDGHHLQPDODEIUDJHQZLHYLHOHNDWKROLVFKH
%LVFK|IH XQG 3ULHVWHU XPV /HEHQ JHNRPPHQ VLQG ZHLWHUH 'DWHQ VLQG DXI
Abruf nicht verfügbar. Der Papst hat uns hoch und heilig versprochen, das zu
ändern. Das Interesse daran ist sehr groß.
Man kann alle Kirchen durchgehen. Der Ökumenische Rat der Kirchen
sagt: Wir haben keine Kommission, die dafür zuständig ist. Der Päpstliche
5DWIUGHQ'LDORJGHU5HOLJLRQHQKDWMHW]WHUVWPDOVJHJHQUHOLJL|VH*HZDOW
6WHOOXQJ JHQRPPHQ ² HLQ QHXHV 7KHPD IU HLQHQ 5DW GHU IU GHQ 'LDORJ
]XVWlQGLJLVWXQGQXQVDJHQPXVV+LHULVWNHLQ'LDORJP|JOLFK8QGPDQ
N|QQWH MHW]W DOOH %HUHLFKH GXUFKJHKHQ ² GLH =DKO GHU )DFKOHXWH LVW LPPHU
noch sehr gering.
:HQQLFKPLUEHUOHJHZLHRIWZLU>]HLJWDXI3URI%LHOHIHOGW@]XVDPPHQ
DXI GHU %KQH VLW]HQ GDQQ GUIWH GDV ZLUNOLFK QLFKW VHLQ (V PVVWH HLQH
0HQJH YRQ )DFKOHXWHQ JHEHQ IU GLHVHV JHZDOWLJH 7KHPD GDV IU MHGHQ
ŝĞƉĞƌƐƂŶůŝĐŚĞƌĞůŝŐŝƂƐĞWƌćŐƵŶŐǀŽŶWŽůŝƟŬĞƌŶ͙ 27
HUNHQQEDU GLH :HOWSROLWLN ]XQHKPHQG PLWEHVWLPPW 7URW]GHP ZDU HV GLH
ganze Zeit unterbelichtet. Und das gilt speziell für das Thema Christenverfolgung. Wie gesagt, das fängt bei den Kirchen an. Und es gilt allgemein für
das Thema Religionsfreiheit. Das gilt erst Recht für unbeliebte Themen der
5HOLJLRQVIUHLKHLWHWZDGLH/DJHGHU=HXJHQ-HKRYDVRGHUDQGHUHUJHZLVVHUPD‰HQXQEHOLHEWHU*UXSSHQ(VJLEWHWZDV,QVLGHUZLVVHQDEHUVRQVWHLJHQWOLFKEHUKDXSWQLFKWV8QGGDVKDWZLHGHU]XU)ROJHGDVVGHQ3ROLWLNHUQGLH
fachliche Beratung auf Faktenbasis fehlt, dass sie nicht genug Informationen
zur Verfügung haben.
(LQLJHÄKHOOVLFKWLJH¶3ROLWLNHUZHLVHQVHLW-DKUHQEHKDUUOLFKDXIGLH%HGHXWXQJGLHVHV7KHPDVKLQHLQLJHQYRQLKQHQKDEHQZLUGLHVHV)RUXP]XYHUdanken. Aber die internationale Etablierung macht kaum Fortschritte. Neuerdings gibt es einen Beauftragten für Religionsfreiheit in Kanada. In den USA
LVWGDV7KHPDIDVWVFKRQZLHGHUHLQJHVFKODIHQ'RUWJLEWHVWKHRUHWLVFKVRJDU
]ZHLJHZLFKWLJH*UHPLHQDEHUHVWXWVLFKIDVWJDUQLFKWV
%HLGHU%HULFKWHUVWDWWXQJLVWDOVRHLQ5LHVHQQDFKKROEHGDUIGDPLWZLUEHUhaupt erst einmal ein richtiges Bild bekommen. Und ich glaube, vielen ist
DXFKQLFKWEHZXVVWGDVVMHW]WPLWGHP,UDNXQG6\ULHQVFKODJOLFKWDUWLJHWZDV
LQGLH0HGLHQNRPPWZDVLQDQGHUHQ/lQGHUQlKQOLFKVFKRQOlQJHUVWDWWÀQdet. Iraker und Syrer sind nicht die ersten Menschen, die um ihrer Religion
ZLOOHQXPV/HEHQNRPPHQRGHULQ0DVVHQYHUWULHEHQZHUGHQ
(VZXUGHJHVDJWGLH(8KDEH²VHKUHUIUHXOLFK²LQGHQOHW]WHQ]ZHL-DKren aufgeholt. 40 Jahre zu spät! Da hätte man sich längst mit beschäftigen
PVVHQ:LUKDWWHQNU]OLFKHLQH,QGRQHVLHQ$QK|UXQJ&KULVWHQYHUIROJXQJ
Schiitenverfolgung etc., und da haben Mitarbeiter laut auf die neuen Regeln
GHU(8$X‰HQDEWHLOXQJYHUZLHVHQXQGJHVDJWHVZlUHMDJDQ]VFKOLPPGDVV
in Indonesien auf der Insel Aceh die Scharia gilt. Darauf hat der indonesische
%RWVFKDIWHUJHVDJWDXIGHU,QVHO$FHKZROOWH,QGRQHVLHQGLH(LQIKUXQJGHU
6FKDULDQLFKW]XODVVHQ9HUPLWWOHULP%UJHUNULHJDXI$FHKZDUGLH(8GLH
damals den Frieden vermittelt hat. Die EU hat gesagt, solange die Scharia
nur für Muslime gilt, sei das Teil des Kompromisses, und hat das Indonesien
DXIJHGUlQJW'DVZDUGLH(8IUKHU
6R HWZDV ZUGH GLH (8 ZDKUVFKHLQOLFK KHXWH QLFKW ZLHGHU WXQ DEHU HV
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JHKWPDQGDPLWHPRWLRQDOZLHJHKWPDQEHUKDXSWGDPLWXP'DVLVWHLQH
6WHOOVFKUDXEHZRNHLQHUVRULFKWLJHLQVFKlW]HQNDQQZDVSDVVLHUW0HQVFKHQ
PLWVlNXODUHP+LQWHUJUXQGQRFKYLHOZHQLJHUDEHUVHOEVW0HQVFKHQPLWUHOLJL|VHP+LQWHUJUXQGN|QQHQGDVRIWEHUKDXSWQLFKWHLQVRUWLHUHQ
ϮϴdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
Tanja Samrotzki, Moderatorin: Herr Bielefeldt, Sie beschreiben einen Impuls,
der aus den Religionsgemeinschaften selbst kommt oder aus den Familien. (An
Thomas Schirrmacher) Können Sie das vielleicht ergänzen um staatliche Maßnahmen, die sich bewährt haben, oder organisierte kirchliche Maßnahmen.
0LQXWHQELV,FKP|FKWHHUVWHLQPDOJHQHUHOO]XGLHVHUSRVLWLYHQ6DFKHVDJHQ0DQNDQQQLFKWZLVVHQREPDQHWZDVEHZLUNWZHQQPDQ
HVQLFKWYHUVXFKWKDW8QGLFKJHEHGHPDOOHQUHFKW%LOGXQJXVZ$EHUZDV
ZLU YRU DOOHQ 'LQJHQ EUDXFKHQ LVW HLQH XQPLWWHOEDUH XQG RIIHQVLYH 9HUWHLdigung der Religionsfreiheit, eine Mission der Religionsfreiheit. Das fängt
für mich positiv an. Ich bin in drei Tagen beim Präsidenten von Albanien,
einem islamischen Land, in dem Christen Religionsfreiheit haben. Dort müssten sich unsere Leute die Klinke in die Hand geben und sagen: Danke, bitte
PDFKW ZHLWHU VR ZLU KHOIHQ HXFK 7UNHL 6HUELHQ %RVQLHQ .RVRYR ² DOOHV
Nachbarländer, die es anders machen. Die Albaner haben einfach beschlossen: Bei uns nicht.
8QGGDVLQGZLUEHLP7KHPDZRZLUXQVMDJDQ]HLQLJVLQG²HVLVWHLQIDFK
QLFKW ZDKU GDVV GLH .RQÁLNWH LQ GHQ 5HJLRQHQ RIW -DKUKXQGHUWH DOW VLQG
Es sind konkrete Menschen hier und heute, die entscheiden, ob sie sich die
.|SIHHLQVFKODJHQRGHUQLFKW8QGZLU9HUWUHWHUGHU5HOLJLRQHQPVVHQSURSDJLHUHQ5HOLJLRQVIUHLKHLWQW]WGHQ5HOLJLRQHQ:HQQHVXQVZLUNOLFKXP
*ODXEHQJHKWXQGDOV&KULVWHQDOOHPDOGDQQPVVHQZLUIHVWKDOWHQ*ODXEHQ
LVWHLQWLHIHV9HUWUDXHQDXI*RWW'DVNDQQPDQQLFKWHU]ZLQJHQ:LUPVVHQGLHSRVLWLYHQ.UlIWHVWW]HQLKQHQVDJHQ'DQNHPDFKWZHLWHUVR=XP
%HLVSLHOLQ,QGRQHVLHQZRGLH/DJHJHVSDQQWLVW²ZLUPVVHQ'DQNHVEULHIH
VFKUHLEHQ'DVJDQ]H/DQGKDWGHQULFKWLJHQ3UlVLGHQWHQJHZlKOWQlPOLFK
den, der schon lange die riesige Hauptstadt Jakarta mit einem Christen zuVDPPHQUHJLHUWKDW6HLQ*HJQHUZDUHKHUPXVOLPLVFKRULHQWLHUW$EHUGLH
0HKUKHLWGHU%HY|ONHUXQJKDWLKQQLFKWJHZlKOW:LUPVVHQGHP0DQQ0XW
machen, diesen Kurs, den er in Jakarta gefahren hat, jetzt auch im ganzen
Land umzusetzen.
:LUPVVHQQDWUOLFKDXFKZRHVQLFKWVRLVW:HUEXQJGDIUPDFKHQ'LH
NDWKROLVFKH.LUFKHKDWGDVLP=ZHLWHQ9DWLNDQLVFKHQ.RQ]LOXQWHUDQGHUHP
auf Grund ihrer Erfahrung in den USA gemacht. Die katholische Kirche dort
KDWWHQXUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWVLHZDUQLFKWEHOLHEWVLHZDUNOHLQXQGGDV
KDWLKUDP(QGHQLFKWJHVFKDGHWVRQGHUQJHQXW]W+HXWHLVWVLHGLHJU|‰WH
.LUFKHLQGHQ86$'DVPXVVPDQYHUPLWWHOQ5HOLJLRQVIUHLKHLWZLHLQXQVHrem Land schadet der Religion, dem Glauben nicht, sondern sie nützt ihm.
Deshalb müssten unsere Staaten Religionsfreiheit auch viel mehr anpreiVHQXQGÅYHUNDXIHQ´6WDDWHQPLW5HOLJLRQVIUHLKHLWVLQG²GDV]HLJWMHGH8QWHUVXFKXQJ²IULHGOLFKH6WDDWHQ6WDDWHQRKQH5HOLJLRQVIUHLKHLWVLQGLP5H-
ŝĞƉĞƌƐƂŶůŝĐŚĞƌĞůŝŐŝƂƐĞWƌćŐƵŶŐǀŽŶWŽůŝƟŬĞƌŶ͙Ϯϵ
JHOIDOO QLFKW QXU XQIULHGOLFKH 6WDDWHQ VRQGHUQ SURGX]LHUHQ GHQNHQ ZLU DQ
6DXGL$UDELHQDXFKODXWHUJHZDOWWlWLJH%HZHJXQJHQZHLO*HZDOWGLHVHU$UW
]ZLVFKHQ GHQ 5HOLJLRQHQ JH]FKWHW XQG H[SRUWLHUW ZLUG (V QW]W DOVR GHQ
6WDDWHQ LFK N|QQWH DXFK VDJHQ HV QW]W GHU :LUWVFKDIW :HU 0LQGHUKHLWHQ
DXFKJHUDGHUHOLJL|VHXQWHUGUFNWVFKDGHWLPPHUGHU:LUWVFKDIW'DVPVVWH
DNWLYSURSDJLHUWZHUGHQ:LUGHQNHQ5HOLJLRQVIUHLKHLWVHLHLQHQHWWH6DFKH
Nein, jedes Menschenrecht, auch dieses, muss aktiv begründet, verteidigt und
DXIGHQ0DUNWJHZRUIHQZHUGHQ8QGLFKJODXEHGDVVPDQ/HXWHGDYRQEHUzeugen kann.
Tanja Samrotzki, Moderatorin: Herr Schirrmacher, wäre das denn nicht genau
jetzt die Zeit, eine internationale Allianz zu schmieden? Wir haben schon erwähnt, es gibt in Kanada und USA Bestrebungen. ... Vielleicht können Sie uns ein
Update geben. Und wäre es nicht auch gut – wir haben früher gesagt, wir brauchen einen Mr. oder eine Mrs. Außenpolitik für die EU, und wäre es nicht auch
gut, wir hätten einen Sonderbotschafter für Religionsfreiheit, und wie stehen da
die Chancen?
Minuten 1:15:30 bis 1:19:32: Die globale Vernetzung ist auf allen Ebenen notZHQGLJ=XP%HLVSLHOLP%HUHLFKGHU:LVVHQVFKDIW:LUEUDXFKHQYLHOPHKU
international vernetzte Forschung, um an Daten zu kommen. Aber auch innerNLUFKOLFKEUDXFKHQZLUPHKU9HUQHW]XQJ(VLVWHLQH6FKDQGHGDVVZLUVHOEVW
EHLGLHVHP7KHPDPDQFKPDOYHUVXFKHQ|NXPHQLVFKH3UREOHPHDXV]XWUDJHQ
ZRGRFK&KULVWHQYHUIROJXQJGDIUQXQZLUNOLFKGHUGPPVWH3ODW]LVW$EHU
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GHQ 5HOLJLRQHQ LVW GDV QRFK VHKU VFKZHU YRUVWHOOEDU -D HV LVW NHLQH )UDJH
GDVVZLUGDVEUDXFKHQ5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWLQGHQ81QRFKQLUJHQGVULFKWLJ
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,FKELQMHW]WHLQPDOVRIUHLXQGVFKUHLEH,KQHQHWZDVLQV6WDPPEXFKREZRKO
die nicht hier sind, die es betrifft. Wir müssen nüchtern sehen: International, aber auch hier im Bundestag ist die Problematik, dass die Frage, ob man
sich für Religionsfreiheit einsetzt, bei vielen untrennbar verquickt ist mit ihrer
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&KULVWHQWXPÄDXI.ULHJVIX‰¶VWHKHQVHW]HQVLHVLFKIUDOOHP|JOLFKHQUHOLJL|V
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'DV (UJHEQLV KDEHQ ZLU KLHU EHL HLQHU $QK|UXQJ YRU GHP 0HQVFKHQUHFKWVausschuss live erlebt, da spiegelten die meisten Leute, die hier saßen, um als
Experten über Religionsfreiheit in Europa zu reden, die verschiedenen ParWHLHQZLGHU'LH$WKHLVWHQVDJWHQZLHVFKUHFNOLFKHVLKQHQJHKWGLH0XVOLPH
VDJWHQZLHVFKUHFNOLFKHVLKQHQJHKWMHGHUVDJWHZLHVFKUHFNOLFKHVVHLQHQ
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JLOW:LUNRPPHQQXUYRUDQZHQQZLUGLHVH3KDODQ[GXUFKEUHFKHQZHQQGLH
$WKHLVWHQVDJHQMDZLUZROOHQ5HOLJLRQVIUHLKHLWIU$WKHLVWHQDEHU5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWQLFKWWHLOEDUZLUZROOHQVLHIUDOOH5HOLJLRQVIUHLKHLWIU$WKHLVWHQ
EHNRPPHQ ZLU QXU ZHQQ DXFK &KULVWHQ 5HOLJLRQVIUHLKHLW KDEHQ ² XQG GLH
&KULVWHQHEHQXPJHNHKUWZHQQZLUJHPHLQVDPDQHLQHP6WUDQJ]LHKHQ
Doch ich sehe gerade bei Politikern, nicht nur in Deutschland, sehr stark
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sie selbst stehen, voll durchschlägt. Bei anderen politischen Themen ist das
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kann man viel besser darüber reden. Nun bin ich der letzte, der nicht über die
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0HQVFKHQ XPJHEUDFKW´ GDV PXVV LFK GRFK EHQHQQHQ N|QQHQ RKQH JOHLFK
sagen zu müssen: Oh jetzt habe ich aber vergessen, noch die zu nennen und
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LQQHUVWHQhEHU]HXJXQJJHW|WHWZHUGHQGLVNULPLQLHUWZHUGHQXQGGDVPVVWH
GRFKIUDOOHNODUVHLQ(VPVVWHLP%XQGHVWDJZHQQHV]XHLQHU$EVWLPPXQJ
zur Religionsfreiheit kommt, immer 100% aller Stimmen dafür geben! Man
kann doch nicht über Artikel 18 der Menschenrechtserklärung abstimmen, je
QDFKGHPZDVPDQVHOEVWPLWGLHVHURGHUMHQHU5HOLJLRQHUOHEWKDW(VKDEHQ
gefälligst alle dafür zu sein, dass alle Menschen in Freiheit eine Religion oder
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Tanja Samrotzki, Moderatorin: Wo ist denn die Stimme der Muslime, Herr
Schirrmacher?
0LQXWHQELV'DVNRPPWGDUDXIDQLQZHOFKHV/DQGVLHJHKHQ
:HQQVLHQDFK,QGRQHVLHQJHKHQZHUGHQVLHVHKUYLHOHEHU]HXJWH0XVOLPH
ÀQGHQ GLH JDQ] VHOEVWEHZXVVW IU 5HOLJLRQVIUHLKHLW LP /DQG HLQWUHWHQ :LU
haben in Indonesien für unser Internationales Institut eine goldene Situation,
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ZHLOHVGRUWPXVOLPLVFKH,QVWLWXWLRQHQVLQGGLHDOOH)lOOHYRQ&KULVWHQYHUIROgung registrieren. Das ist also ganz unabhängig, ganz offensichtlich. Es ist
QDWUOLFKHLQHDQGHUH6SLHODUWGHV,VODPVHKUEHGURKWYRPZDKDELWLVFKHQDUDbischen Islam, der dort Geld hineinpumpt. Aber es gibt das natürlich, aber das
LVWPHLQHV(UDFKWHQVHLQH6DFKHGLHZLUEHUDOOHLQIRUGHUQXQGXQWHUVWW]HQ
müssen.
Ich habe eben über die Abgeordneten gesagt: Wir müssen sehen, sich für die
eigene Freiheit einzusetzen, ist noch nicht Religionsfreiheit. Das ist eine SelbstYHUVWlQGOLFKNHLW:HQQ$OOLDQ](YDQJHOLNDOHYHUIROJWZHUGHQ:LUKDEHQHLQH
5HOLJLRXV/LEHUW\&RPPLVVLRQGHU:HOWZHLWHQ(YDQJHOLVFKHQ$OOLDQ]GLHKDW
diese Aufgabe, die eigenen Leute zu verteidigen. Die Katholische Kirche hat
einen diplomatischen Dienst. Das ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn meine
Familie ein Problem bekommt, verteidige ich meine Familie. Religionsfreiheit
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:HOWZHLWH (YDQJHOLVFKH $OOLDQ] XQVHU ,QVWLWXW XQG DQGHUH ,QVWLWXWLRQHQ GLH
sich für die Religionsfreiheit aller Religionen einsetzen. Ich bin überzeugter
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,FKP|FKWHLKQ]ZDUEHU]HXJHQDEHUZHQQLFKLKQQLFKWEHU]HXJHQNDQQ
GDQQVROOHULQDOOHU6HHOHQUXKHVHLQH$XIIDVVXQJEHKDOWHQ,FKZLOOQLFKWGDVV
HULP(QWIHUQWHVWHQLQHLQH6LWXDWLRQNRPPWZRHUZRP|JOLFK&KULVWZLUG
ZHLOHUGHQNWHUNULHJWVRQVWZHQLJHU*HOGRGHUKDWDQGHUH1DFKWHLOH8QGGDV
PVVHQZLUPLWDOOHQ]XVDPPHQHLQIRUGHUQDXFKPLWXQGYRQGHQ0XVOLPHQ
ZLUPVVHQPLWLKQHQGDUEHUUHGHQ(QWZHGHUVHLGLKUIU5HOLJLRQVIUHLKHLW
GDQQPDFKWPLWXQVPLWXQGIRUGHUWVLHHLQIUDOOHRGHULKUZROOWVLHQXUIU
HXFKGDQQEHVFKZHUWHXFKQLFKWGDVVVLH$QGHUH²IlOVFKOLFKHUZHLVH²QLFKW
IUHXFKZROOHQ
Wir hatten in Bonn die erste muslimische Partei, eine lokale Partei, die in
den Stadtrat kam, und ich habe mit meinen türkischen Freunden geredet. Ich
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HLQHQ%ULHIZDVLKUDQ5HOLJLRQVIUHLKHLWKLHULQ%RQQJXWÀQGHW6LHKDEHQGDV
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schauen Sie sich das hier an, uns geht es hier viel besser als in der Türkei. Ich
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das natürlich auch mit Muslimen, die dafür sind. Es sind ja auch Millionen von
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QLFKWYLHOGD]X]XVDJHQ'DVZLOOLFKQLFKW
Minuten 1:33:40 bis 1:34:15: Nur ein Satz. Als es um die Frau in Pakistan
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aller Welt geschrieben und ihnen gesagt: Schreibt bitte nach Pakistan. Und
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GLH3DNLVWDQLVVLQGHLQJHGHFNWZRUGHQPLW6FKUHLEHQDXVDOOHU:HOWYRQPXVOLPLVFKHQ2UJDQLVDWLRQHQ1DWUOLFKZHL‰LFK0DQFKHGRUWKDEHQQLFKWLKUHQ
6WDDWUHSUlVHQWLHUWVRQGHUQZDUHQVHOEHUHLQHNOHLQH*UXSSH$EHUZLUZROOten, dass nicht nur christliche Briefe in Pakistan ankommen, sondern auch
Muslime sagen: Was ist denn das für ein Aushängeschild für Pakistan?
Tanja Samrotzki, Moderatorin: Herr Schirrmacher, kann ich mit Ihnen jetzt
auch noch einmal diese UN-Schutzzone vertiefen. Sie wird gerade konkret gefordert zum Beispiel vom Vorsitzenden des Zentralverbandes der Assyrer in
Deutschland, der noch einmal darauf hinweist, dass in Mossul das erste mal
seit 1600 Jahren keine Christen mehr leben. Er sagt, es geht nur mit einer UNSchutzzone. Wie sehen Sie das?
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XQVHU*HQHUDOVHNUHWlUEHL2EDPDJHZHVHQXQGKDWLKPJHVDJW,KUKDEWGHQ
6FKODPDVVHODQJHIDQJHQMHW]WVRUJWZHQLJVWHQVIUHLQH6FKXW]]RQH'DVLVW
NHLQH'DXHUO|VXQJDEHULPPHUKLQKDWGLH6LWXDWLRQPLWGHQ.XUGHQJH]HLJW
dass Schutzzonen tatsächlich Situationen stabilisieren und Menschenleben
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8QGLFKZUGHJHUQHLQGLHVHU6LWXDWLRQDXFKVDJHQZHQQPDQQDFK'LDORJIUDJW:LUUHGHQYRQ]ZHLY|OOLJYHUVFKLHGHQHQ3DDU6FKXKHQZHQQZLU
nach dem Dialog der Kirchen und dem Dialog des Staates fragen.
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YROONRPPHQ UHFKW JHEHQ XQG QRFK REHQ GUDXI VHW]HQ GDVV ZLU XQV DXFK
um die vielen schließlich desillusionierten Jugendlichen kümmern müssen.
Die ersten IS-Kämpfer kommen jetzt schon im Dutzend nach Deutschland
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stellen am Ende fest: Es schießt einfach nur noch jeder jeden ab, und der eine
2IÀ]LHU EULQJW GHQ DQGHUHQ 2IÀ]LHU XP ZHLO HU VHLQHQ 3RVWHQ KDEHQ ZLOO
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VLQGOlQJHUDOVHLQ-DKUGDEHL²GD]XJLEWHV8QWHUVXFKXQJHQ
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DOOHHLQLJXQVHUH6WDDWHQUHDJLHUHQQLFKWZHLOVLHFKULVWOLFKH6WDDWHQVLQG
VRQGHUQVLHUHDJLHUHQZHLOVLHHEHQ6WDDWHQVLQG8QGGLHXUHLJHQVWH$XIJDEH
GHV6WDDWHVLVWGHU6FKXW]GHV/HEHQVXQGGHU0HQVFKHQUHFKWHHUVWHLQPDO
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LFKLP'HWDLOGHQ-XULVWHQ²DEHUSULQ]LSLHOOHEHQDXFKLQDQGHUHQ%HUHLFKHQ
ZRDQGHUH6WDDWHQYHUVDJHQRGHUGLHVH6FKXW]IXQNWLRQQLFKWZDKUQHKPHQ
Das heißt, jetzt geht es für den Staat um die ganz banale Frage: Wie kann
PDQLP0RPHQWGLHK|FKVWH=DKOYRQ0HQVFKHQOHEHQUHWWHQ8QGGDIULVW
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eine Schutzzone eine sehr sinnvolle Idee. Dass dann besser die Politiker als
GLH%LVFK|IHGXUFKUHFKQHQZLHGDVJHKWXQGREGDVIXQNWLRQLHUWLVWEHUhaupt keine Frage. Die Fachleute sollen das sagen. Aber prinzipiell ist es eine
sinnvolle Idee, um Menschenleben zu schützen und sicherzugehen, dass die
0HQVFKHQEHUKDXSWQRFKGDVLQGZHQQZLULQ]ZHL-DKUHQYLHOOHLFKWEHUOHJHQZLHHVGRUWZHLWHUJHKW
Tanja Samrotzki, Moderatorin: Die Frage nach der Gewalt.
Minuten 1:55:14 bis 1:58:11: Man muss ja sehen: Das Christentum hat als positive Seite zu vermerken, dass es die letzten Jahrhunderte und insbesondere
LQGHQOHW]WHQ-DKUHQIULHGOLFKHUJHZRUGHQLVW:DVLQ1RUGLUODQGOLHIZDU
XQVDOOHQQXUQRFK SHLQOLFKXQG ZLUVLQG IURK GDVV HV ]XPLQGHVW RIÀ]LHOO
YRUEHLLVW$EHUGDVLVWQDWUOLFKHLQ3UR]HVVJHZHVHQGDVVGDV&KULVWHQWXP
den Gedanken nicht mehr verfolgt, Mission mit staatlicher Hilfe auszubreiten, den Staat überhaupt zu Hilfe zu nehmen. Und das Dokument, das schon
HUZlKQW ZXUGH Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt ist geZLVVHUPD‰HQGDVDPWOLFKH6\PEROGDVVMHW]WDOOH.LUFKHQDXIJHJHEHQ
KDEHQVLFKLQGLHVHU$UWXQG:HLVHDXV]XEUHLWHQ'DVKHL‰WGDVVZLUDXFK
NRQVHTXHQW GDV *HZDOWPRQRSRO DQ GHQ 6WDDW DEJHJHEHQ KDEHQ 'DV KHL‰W
das im Klartext. Wir beanspruchen nicht mehr irgendein Recht darauf, GeZDOW]XKDEHQ
'DV3UREOHPLVWQDWUOLFKGLH*U|‰HQRUGQXQJ'LHVHV3ULQ]LSPXVVLQGHQ
.LUFKHQ PLVVLRQDULVFK YHUEUHLWHW ZHUGHQ (V VWHOOW VLFK QLFKW YRQ VHOEVW HLQ
und schon gar nicht einfach von unseren Leuten und erst recht nicht in geZDOWWlWLJHQ6LWXDWLRQHQ)UXQVKLHULPIULHGOLFKHQ:HVWHQLVWHVVFKZLHULJ
GHQ&KULVWHQLQ$IULND]XVDJHQ+DOWHWHXFK]XUFNZHQQJHJHQ&KULVWHQ
*HZDOWDQJHZHQGHWZLUG:LUNHQQHQGLHVHXQJHKHXUH6SDQQXQJGDVVZLU
GHQ0HQVFKHQQLFKWVDJHQN|QQHQ,KUGUIWHXFKQLFKWZHKUHQJOHLFK]HLWLJ
DEHUZLVVHQZHQQGLH.LUFKHDNWLYPLW*HZDOWLQGLH.RQÁLNWHHLQJUHLIWXQG
VLFKZHKUWGDQQLVWGDVQDFKXQVHUHUhEHU]HXJXQJQLFKWQXUHWKLVFKIDOVFK
VRQGHUQKDWPHLVWHQVGLHYHUKHHUHQGH.RQVHTXHQ]GDVVGLH*HZDOWVFKUDXEH
VLFK LPPHU ZHLWHU GUHKW 'DV LVW ZLHGHU VR HLQH 6DFKH GLH ZLU Y|OOLJ YHUVlXPWKDEHQ0LW&KULVWHQLQ,QGRQHVLHQDOVHV7RWHJDEGDVZDU
KlWWHQ ZLU GDPDOV GLH HUVWHQ LQWHUQDWLRQDOHQ .RQVXOWDWLRQHQ KDEHQ VROOHQ
:LHUHDJLHUHQ.LUFKHQHLJHQWOLFKDXIEUXWDOVWH*HZDOW"'UIHQVLHVLFKYHUteidigen oder nicht? Wir haben jetzt, vor einer Woche, darüber gesprochen,
GDVVZLUGLHVH)UDJHQLQWHUQDWLRQDOHU|UWHUQPVVHQ:LUKDEHQHLQH.RQVXOtation mit afrikanischen Kirchenführern. Aber es handelt sich gerade nach
dem Dokument von 2011 um eine internationale Frage, die erst einmal die
Kirchen selber angeht: Dass sie das zu einem ganz offenen Thema machen,
ϯϰdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
GDVVZLU9HUVWlQGQLVGDIU]HLJHQGDVV.LUFKHQZRDOOHDEJHVFKODFKWHWZHUden, erst einmal menschlich reagieren, und ihnen natürlich Mut machen,
aber auch auf den Punkt bringen, dass das natürlich ihre Entscheidung ist. In
,QGRQHVLHQKDEHQVLFKDOOH.LUFKHQLQ]ZLVFKHQHQWVFKLHGHQDXI*HZDOWQLFKW
PLW*HZDOW]XUHDJLHUHQDEHUGDVN|QQHQVLHQDWUOLFKQXUVHOEVW$EHUHV
ist eine ungeheure Herausforderung. Für mich führt kein Weg daran vorbei,
GDVVZLUGLHVHQPXWLJHQ6FKULWWWXQDXVXQVHUHP*ODXEHQKHUDXVGDVVZLU
GLH*HZDOWVSLUDOHQLFKWGDPLWDQKHL]HQGDVVZLULPPHUQHXH*HJHQJHZDOW
produzieren.
Tanja Samrotzki, Moderatorin: Ganz kurz Herr Schirrmacher.
0LQXWHQ ELV ,FK P|FKWH GDV XQWHUVWUHLFKHQ (LQ %HLVSLHO
,FKELQLQHLQHPV\ULVFKRUWKRGR[HQ.ORVWHUPLWHWZD)OFKWOLQJHQ,FK
hatte meinen Sohn dabei, und der fragte in die Runde: Wenn ich euch nach
'HXWVFKODQG PLWQHKPHQ N|QQWH MHW]W ZHU ZUGH PLWNRPPHQ" (V KDEHQ
sich praktisch alle 3000 gemeldet. Kurzer Hintergrund: Warum ist das so?
Wir denken immer, die sind doch immer noch in einem arabischen Land.
$EHUIUMHPDQGGHUDXVGHP,UDNNRPPWXQGSO|W]OLFKLQ-RUGDQLHQRGHULP
Libanon leben soll, ist es nicht so, dass er immer noch halb in seiner Heimat
LVWXQGLP5HJHOIDOOZHL‰HULQVEHVRQGHUHZHQQHUYRP/DQGNRPPW,Q
VHLQHHLJHQWOLFKH+HLPDWNRPPWHUQLFKWZLHGHU]XUFNHUNRPPWLPEHVWHQ
Fall in dasselbe Land zurück. Es ist ein Riesenproblem, dass die ursprüngliFKHQ6LHGOXQJVJHELHWHYHUVFKZLQGHQGDVLVWGHU+DXSWJUXQGIU,UDNHULKUH
=XÁXFKWLQ(XURSD]XVXFKHQ:HQQVLHLQLKU+DXV]XUFNNHKUHQN|QQWHQ
ZUGHQVLHHVVLFKQRFKEHUOHJHQ8QGGDVLVWGLHEUHQQHQGH)UDJHDQGLH
3ROLWLNZHLOZLUDXIGHUDQGHUHQ6HLWHZHQQZLUGLH*UHQ]HQ|IIQHQZUGHQ
auf einen Schlag eine Million Christen aus dem Nahen Osten hier hätten.
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ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞů
,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, geb. 1958 im Rheinland, hat Philosophie, Katholische Theologie und Geschichte studiert und
im Fach Philosophie promoviert und sich habilitiert. Nach
Lehrtätigkeit in unterschiedlichen Fachbereichen an den
Universitäten Mannheim, Heidelberg, Toronto, Bielefeld und
Bremen leitete er von 2003 bis 2009 das auf Beschluss des
Bundestags eingerichtete Deutsche Institut für MenschenUHFKWH ZXUGH HU ]XP +RQRUDUSURIHVVRU DQ GHU MXULVtischen Fakultät der Universität Bielefeld ernannt. Seit September 2009 hat
er den neu eingerichteten, interdisziplinären Lehrstuhl für Menschenrechte
und Menschenrechtspolitik an der Friedrich-Alexander-Universität ErlangenNürnberg inne. Seit August 2010 fungiert er außerdem ehrenamtlich als UNSonderberichterstatter über Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Heiner
Bielefeldt hat Bücher und Aufsätze zu Fragen der Rechtsphilosophie, Ideengeschichte, politischen Ethik und insbesondere zu Theorie und Praxis der
Menschenrechte verfasst.
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'DV 5HFKW ]XP *ODXEHQVZHFKVHO ELOGHW HLQHQ XQYHU]LFKWEDUHQ %HVWDQGWHLO
der Religionsfreiheit. Nach einer knappen einführenden Diskussion dieses
5HFKWV²VRZLHVHLQHV.RUUHODWVGHV5HFKWVDXI*ODXEHQVZHUEXQJ².DS,
VROOHQ GLH ZLFKWLJVWHQ HLQVFKOlJLJHQ Y|ONHUUHFKWOLFKHQ 9HUEUJXQJHQ NXU]
XPULVVHQ ZHUGHQ .DS ,, 6RGDQQ JHKW HV XP HLQHQ W\SRORJLVFKHQ hEHUblick über Menschenrechtsverletzungen in diesem Gebiet (Kap. III). Die beiGHQOHW]WHQ.DSLWHOEHVFKlIWLJHQVLFKPLWGHU)UDJHZDVGLH5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ .DS ,9 E]Z GLH HXURSlLVFKH 3ROLWLN .DS 9 ]XU 6WlUNXQJ GHU
5HOLJLRQVIUHLKHLWYRQ.RQYHUWLWLQQHQXQG.RQYHUWLWHQEHLWUDJHQN|QQHQ
ϯϲ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
EĂŐĞůƉƌŽďĞĚĞƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ
Am Thema Konversion scheiden sich die Geister. Kein Aspekt innerhalb der
*HGDQNHQ*HZLVVHQV5HOLJLRQVXQG:HOWDQVFKDXXQJVIUHLKHLWVRGHUYROOständige Titel des Menschenrechts,1 hat international vergleichbar heftige
*UXQGVDW]GHEDWWHQ DXVJHO|VW GLH LP hEULJHQ ELV KHXWH DQKDOWHQ %HL GHU
Freiheit zur Konversion geht es ums Ganze. Dieses Recht ist deshalb nicht nur
relevant für diejenigen Menschen, die selbst unmittelbar davon Gebrauch
PDFKHQP|FKWHQ$QGHU0|JOLFKNHLWGHV*ODXEHQVZHFKVHOVRGHUDXFKGHU
$EZHQGXQJYRQMHGZHGHU5HOLJLRQHQWVFKHLGHWVLFKGHUIUHLKHLWVUHFKWOLFKH
.HUQGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWLQVJHVDPW1XUZHQQGLH0|JOLFKNHLW]XP:HFKVHO UHFKWOLFK HU|IIQHW LVW NDQQ DXFK GDV 9HUEOHLEHQ LQQHUKDOE HLQHU 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWDOV$XVGUXFNSHUV|QOLFKHU)UHLKHLWYHUVWDQGHQZHUGHQ'LH
IUHLKHLWVUHFKWOLFKH *UXQGLHUXQJ UHOLJL|VHU 3UD[LV KlQJW VRPLW ]XOHW]W HEHQ
LP*DQ]HQGDYRQDEGDVV0HQVFKHQGDV5HFKW]XJHVWDQGHQZLUGEHULKUH
grundlegenden Überzeugungen nachzudenken, eventuell aufkommende
=ZHLIHO RIIHQ ]X NRPPXQL]LHUHQ VLFK PLW DQGHUHQ hEHU]HXJXQJHQ DNWLY
DXVHLQDQGHU]XVHW]HQXQG²ZHQQHVKDUWDXIKDUWNRPPW²LKUH*ODXEHQVJHmeinschaft zu verlassen und sich neu zu orientieren. Das Recht auf GlaubensZHFKVHOLVWGLH1DJHOSUREHGHU5HOLJLRQVIUHLKHLW
,QGHU3UD[LVKlQJWGLH)UHLKHLW]XP*ODXEHQVZHFKVHOHQJ]XVDPPHQPLW
einer anderen Komponente der Religionsfreiheit: dem Recht, andere MenVFKHQ ]XP *ODXEHQVZHFKVHO HLQ]XODGHQ (V JHKW GDEHL DOVR LP ZHLWHVWHQ
6LQQHXP*ODXEHQVZHUEXQJGLHVLFKNHLQHVZHJVDXI]LHOJHULFKWHWHXQGRUganisierte Maßnahmen reduzieren lässt, sondern auch spontane Kundgaben
oder Einladungen einschließt. Innerhalb der rechtlichen Systematik der ReOLJLRQVIUHLKHLW JHK|UHQ *ODXEHQVZHFKVHO XQG *ODXEHQVZHUEXQJ ]X XQWHUVFKLHGOLFKHQ UHFKWOLFKHQ 6FKLFKWHQ QlPOLFK ]XP ÅIRUXP LQWHUQXP´ E]Z
zum „forum externum“, die unterschiedlich stark geschützt sind (dazu gleich
mehr).
%HL DOOHU 'LIIHUHQ] GHU MXULVWLVFKHQ $XVJHVWDOWXQJ EHZHJHQ VLFK EHLGH
Komponenten der Religionsfreiheit in einem Kontinuum. Kaum jemand konYHUWLHUWIUVLFKDOOHLQLQDOOHU5HJHOJHKHQGHU.RQYHUVLRQ%H]LHKXQJHQ]X
Mitgliedern der neuen Gemeinschaft voraus, von denen sich Konvertiten
HLQJHODGHQ VHKHQ $XFK GHU I|UPOLFK]HUHPRQLHOOH $NW GHV *ODXEHQVZHFK-
1
Im Englischen lautet der vollständige Titel „freedom of thought, conscience, religion or beOLHI´,P)ROJHQGHQZHUGHLFKPHLVWGLH.XU]IRUPHOÅ5HOLJLRQVIUHLKHLW´YHUZHQGHQ,QWHUQDWLRQDO KDW VLFK ZHLWJHKHQG GLH 'RSSHOIRUPHO ÅIUHHGRP RI UHOLJLRQ RU EHOLHI´ GXUFKJHVHW]W
GLHLPPHUQRFKHLQH$ENU]XQJDXFKGLH.RPSRQHQWHQLFKWUHOLJL|VHU:HOWDQVFKDXXQJHQ
umfasst.
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞů 37
VHOV ÀQGHW PHLVW LQ GHU QHXHQ *HPHLQVFKDIW VWDWW 5HSUHVVLYH 0D‰QDKPHQ
GHV6WDDWHVE]ZQLFKWVWDDWOLFKHUPLOLWDQWHU*UXSSHQVHW]HQW\SLVFKHUZHLVH
genau innerhalb des Kontinuums an. Sie richten sich einerseits gegen die
.RQYHUWLWHQ VHOEVW DQGHUHUVHLWV DEHU DXFK ² XQG RIW VRJDU VHKU YLHO GLUHNWHU²JHJHQ0LWJOLHGHUGHUDXIQHKPHQGHQ*HPHLQGH6WUDIUHFKWOLFKH9HUERWH
JHJHQ 0LVVLRQVWlWLJNHLW RGHU Å3URVHO\WLVPXV´ ÀQGHQ VLFK ZHLW KlXÀJHU DOV
Verbote der Konversion im engeren Sinne des Wortes. Man kann deshalb
EHU.RQYHUVLRQQLFKWUHGHQZHQQPDQQLFKW]XJOHLFKDXFKLKU.RUUHODW²GLH
NRPPXQLNDWLYH(LQODGXQJ]XP*ODXEHQVZHFKVHO²PLWDQVSULFKW
,P (QJOLVFKHQ ZLUG GLH HQJH 9HUELQGXQJ GLHVHU EHLGHQ .RPSRQHQWHQ
innerhalb der Religionsfreiheit noch deutlicher, insofern beide im Begriff
„conversion“ enthalten sind.2'DV9HUEÅWRFRQYHUW´ZLUGLP(QJOLVFKHQJOHLFKHUPD‰HQ LQWUDQVLWLY ZLH WUDQVLWLY JHEUDXFKW 'HU LQWUDQVLWLYH *HEUDXFK
entspricht dem deutschen Verb „konvertieren“ und bezeichnet den Akt der
SHUV|QOLFKHQ1HXRULHQWLHUXQJLQ*ODXEHQVIUDJHQ$QGHUVDOVLP'HXWVFKHQ
ZLUG GDV 9HUE ÅWR FRQYHUW´ DEHU DXFK ZRP|JOLFK VRJDU KlXÀJHU WUDQVLWLY
YHUZHQGHW Å&RQYHUWLQJ RWKHUV´ PHLQW GDQQ GLH (LQÁXVVQDKPH DXI DQGHUH
0HQVFKHQPLWGHP=LHOVLH]XP*ODXEHQVZHFKVHO]XEHZHJHQ(VYHUVWHKW
VLFKGDVVLP5DKPHQGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWQXU]ZDQJVIUHLH)RUPHQYRQ:HUEXQJRGHU(LQODGXQJ]XP*ODXEHQVZHFKVHOJHVFKW]WZHUGHQN|QQHQ
sƂůŬĞƌƌĞĐŚƚůŝĐŚĞ'ƌƵŶĚůĂŐĞŶ
.RQWURYHUVHQXPGDV7KHPD*ODXEHQVZHFKVHO]HLJWHQVLFKVFKRQEHLGHQ%Hratungen zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR), die von
der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 verDEVFKLHGHWZXUGH'LH$XIQDKPHGHV5HL]ZRUWHVÅFKDQJH´LQQHUKDOEGHU5Hligionsfreiheit (Artikel 18 AEMR) ließ sich nur gegen erheblichen Widerstand
durchsetzen. Für die Gegenposition stand vor allem Saudi-Arabien, das sich
ZHJHQVHLQHU$EOHKQXQJGHV5HFKWV]XP*ODXEHQVZHFKVHOEHLGHU6FKOXVVDEVWLPPXQJEHUGHQ*HVDPWWH[WGHU$(05GHU6WLPPHHQWKLHOW²DOVHLQHV
YRQLQVJHVDPWDFKW6WDDWHQ*HJHQVWLPPHQJDEHVQLFKW3%HPHUNHQVZHUWLVW
dass die Berufung auf den Islam auf beiden Seiten der Debatte stattfand, also
QLFKWQXUEHLGHQ*HJQHUQVRQGHUQDXFKEHLGHQ%HIUZRUWHUQGHV5HFKWV
2
'DLQWHUQDWLRQDOH'HEDWWHQ]XU5HOLJLRQVIUHLKHLWYRUDOOHPDXI(QJOLVFKJHIKUWZHUGHQLVWHV
ZLFKWLJVLFKPLWP|JOLFKHQ%HGHXWXQJVYHUVFKLHEXQJHQ]ZLVFKHQGHXWVFKHUXQGHQJOLVFKHU
7HUPLQRORJLH]XEHVFKlIWLJHQXPQDKHOLHJHQGHQ0LVVYHUVWlQGQLVVHQHQWJHJHQ]XZLUNHQ
3
1HEHQ6DXGL$UDELHQHQWKLHOWHQVLFKDXFK6GDIULNDVRZLHVHFKVNRPPXQLVWLVFKH6WDDWHQDXV
unterschiedlichen Gründen der Stimme.
ϯϴ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
DXI *ODXEHQVZHFKVHO YRUNDP 'HU SDNLVWDQLVFKH $X‰HQPLQLVWHU =DIUXOODK
.KDQ0LWJOLHGGHU$KPDGL\\D0XVOLP&RPPXQLW\ZDUIJHJHQGLHVDXGLVFKH
Position ein, dass der Islam von Anfang an eine „missionierende Religion“
JHZHVHQVHLXQGDXVLVODPLVFKHU6LFKWGDKHU5DXPIU*ODXEHQVZHFKVHOJHgeben sein müsse.
Die Kontroverse fand ihre Fortsetzung bei den Beratungen zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte (im Folgenden: „ZivilSDNW´ YRQ $OV Y|ONHUUHFKWOLFK YHUELQGOLFKHU 0HQVFKHQUHFKWVYHUWUDJ
LVWGHU=LYLOSDNWMXULVWLVFKZHLWNRPSOH[HUDXVJHVWDOWHWLVWDOVGLH$(05YRQ
'LHVJLOWDXFKIUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWZLHGHUXP$UWLNHOGHUHQ
5HLFKZHLWH'LPHQVLRQHQXQG6FKUDQNHQYLHOJHQDXHUEHVWLPPWZHUGHQ)U
HLQHDQJHPHVVHQHPHQVFKHQUHFKWOLFKH%HZHUWXQJLVWGDKHUHLQNXU]HU%OLFN
auf den Zivilpakt unerlässlich.
Im Vergleich zur AEMR fällt auf, dass der umstrittene Begriff „change“ in
$UWLNHOGHV=LYLOSDNWVQLFKWPHKUYRUNRPPW6WDWWGHVVHQÀQGHWVLFKMHGRFK
eine Formulierung, die der Sache nach nichts anderes besagt: Jeder habe
das Recht, eine Religion oder Weltanschauung eigener Wahl zu haben oder
anzunehmen („to have or to adopt a religion or belief of his choice“). Dass in
GLHVHPHWZDVYHUNODXVXOLHUWHQ:RUWODXWGDV5HFKWDXI*ODXEHQVZHFKVHOQDFK
ZLH YRU HLQGHXWLJ HQWKDOWHQ LVW KDW GHU IU GLH 8PVHW]XQJ GHV =LYLOSDNWV
]XVWlQGLJH 81$XVVFKXVV LQ ZQVFKHQVZHUWHU 'HXWOLFKNHLW XQWHUVWULFKHQ
Nach seiner Interpretation beinhaltet Artikel 18 u. a. die Freiheit eines jeden,
seine angestammte Religion durch eine andere Religion oder Weltanschauung zu „ersetzen“ („to replace“). Klarer lässt sich die Freiheit zur Konversion
nicht formulieren.4
Artikel 18 des Zivilpakts besteht aus vier Absätzen. Während Absatz 1 die
Religionsfreiheit in ihren verschiedenen Facetten zusammenfassend darstellt,
EHVFKlIWLJHQVLFKGLH$EVlW]HXQGMHVSH]LÀVFKPLWGHQ'LPHQVLRQHQGHV
forum internum und des forum externum, d. h. mit der „inneren“ Dimension
YRQ*ODXEHQXQG*HZLVVHQHLQHUVHLWVXQGGHQÅQDFKDX‰HQ´JHULFKWHWHQYHUVFKLHGHQHQ 0DQLIHVWDWLRQHQ UHOLJL|VHU hEHU]HXJXQJ DQGHUHUVHLWV $EVDW] YHUEUJWVRGDQQQRFKGDVUHOLJL|VH(U]LHKXQJVUHFKWGHU(OWHUQ'LHVRHEHQ
]LWLHUWH)RUPXOLHUXQJZRQDFKMHGHUGDV5HFKWKDWHLQHQ*ODXEHQÅHLJHQHU
:DKO´]XKDEHQRGHUDQ]XQHKPHQÀQGHWVLFK]XQlFKVWLQ$EVDW]VLHZLUG
GDQQDEHULP$EVDW]QRFKHLQPDODXIJHJULIIHQ'LHVLVWLQVRIHUQZLFKWLJ
als die Verbürgung der Religionsfreiheit im forum internum (nach Absatz
2) einschränkungslos gilt. Sie hat einen vergleichbar unbedingten Stellen-
4
Vgl. General Comment Nr. 22 des VN-Ausschusses für bürgerliche und politische Rechte
(1993), Abschnitt 5.
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞůϯϵ
ZHUWZLHHWZDGDV)ROWHUYHUERWRGHUGDV9HUERWGHU6NODYHUHL'HPQDFKKDW
GHU6WDDWY|ONHUUHFKWOLFKJHVHKHQNHLQHOHJLWLPH0|JOLFKNHLW=ZDQJVPD‰QDKPHQDQ]XZHQGHQXP0HQVFKHQYRP*ODXEHQVZHFKVHODE]XKDOWHQ'HU
6WDDWLVWGDUEHUKLQDXVYHUSÁLFKWHW.RQYHUWLWHQ6FKXW]JHJHQ*HZDOWVHLWHQVQLFKWVWDDWOLFKHU$NWHXUH]XJHZlKUOHLVWHQ
,P8QWHUVFKLHGGD]XJHK|UWGLH)UHLKHLW]XU*ODXEHQVZHUEXQJLQGHQ$Esatz 3, der sich mit nach außen gerichteten „Manifestationen“ des Glaubens
EHVFKlIWLJW QlPOLFK LQ *HVWDOW YRQ *RWWHVGLHQVW %HIROJXQJ UHOLJL|VHU 9HUSÁLFKWXQJHQ JODXEHQVJHWUDJHQHU 3UD[LV XQG /HKUH ÅZRUVKLS REVHUYDQFH
SUDFWLFH DQG WHDFKLQJ´ *ODXEHQVZHUEXQJ RGHU 0LVVLRQVWlWLJNHLW ZHUGHQ
LQ GLHVHU /LVWH ]ZDU QLFKW H[SUHVVLY YHUELV DXIJHIKUW VLQG LQ GLHVHP ZHLW
gespannten Rahmen aber eindeutig mit umfasst. Anders als der Schutz des
forum internum, gelten die Verbürgungen innerhalb des forum externum
QLFKWHLQVFKUlQNXQJVORV'HU6WDDWKDWKLHUGLH0|JOLFKNHLWDXIGHP:HJH
der Gesetzgebung bestimmte Schranken zum Beispiel zum Schutz anderer
5HFKWH]XVHW]HQ6RNDQQHUEHLVSLHOVZHLVHDNWLYPLVVLRQDULVFKH%HWlWLJXQJ
von Lehrpersonen gegenüber minderjährigen Schülerinnen und Schülern
YHUELHWHQZDVQLFKWEHGHXWHWGDVV/HKUHULQQHQRGHU/HKUHUQLP'LHQVWMHJOLFKHUHOLJL|VH%HNXQGXQJYHUVDJWVHLQGDUI*HQHUHOOJLOWGDVVGDV9HUKlOWQLV
]ZLVFKHQ PHQVFKHQUHFKWOLFK YHUEUJWHU )UHLKHLW XQG HWZDLJHQ VWDDWOLFKHQ
Freiheitsbeschränkungen als ein Verhältnis von Regel und Ausnahme verVWDQGHQZHUGHQPXVV5,P)DOOYRQ%HVFKUlQNXQJHQGHU*ODXEHQVZHUEXQJ
hat der Staat demnach überzeugende Argumente vorzubringen, und selbst
ZHQQ GLHV JHOLQJW N|QQHQ VROFKH (LQVFKUlQNXQJHQ QLHPDOV DOOXPIDVVHQG
VHLQ$XFKGLH*ODXEHQVZHUEXQJJHK|UW]XU5HOLJLRQVIUHLKHLWXQYHU]LFKWEDU
dazu.
Innerhalb der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) von 1950
(hier in Artikel 9) ist die Religionsfreiheit sehr ähnlich strukturiert. Artikel 9
GHU(05.KDWGHQ7HUPLQXV*ODXEHQVZHFKVHOÅFKDQJH´ZLHHULQGHU$(05
enthalten ist, aufgegriffen und beibehalten. Auf der Grundlage der EMRK hat
der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz in Straßburg seit
GHQHU-DKUHQHLQH5HFKWVSUHFKXQJGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWHQWZLFNHOWGLH
DXFK$VSHNWHYRQ*ODXEHQVZHFKVHOXQG*ODXEHQVZHUEXQJEHLQKDOWHW(WZDV
YHUZLUUHQGLVWGLH6LWXDWLRQLQ(XURSDQHXHUGLQJVLQVRIHUQDOVQHEHQGHP
Europarat (mit derzeit 47 Mitgliedstaaten) seit einiger Zeit auch die Europäi-
5
(WZDLJH%HVFKUlQNXQJHQVLQGQXUGDQQOHJLWLPZHQQVLHGHQGDIUYRUJHVHKHQHQ.ULWHULHQ
JHUHFKWZHUGHQ6LHPVVHQHLQHJHVHW]OLFKH*UXQGODJHKDEHQHLQOHJLWLPHV=LHOYHUIROJHQ
für die Verfolgung dieses Ziels geeignet sein, sich auf ein unerlässliches Minimum konzenWULHUHQGUIHQNHLQHGLVNULPLQLHUHQGHQ$XVZLUNXQJHQKDEHQHWF1lKHUH6SH]LÀ]LHUXQJHQ
ÀQGHQVLFKLP*HQHUDO&RPPHQW1U
ϰϬ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
VFKH8QLRQPLW0LWJOLHGVWDDWHQYHUVWlUNWHLQPHQVFKHQUHFKWOLFKHV3URÀO
HQWZLFNHOW)UGLHJHULFKWOLFKHhEHUSUIXQJGHU(8*UXQGUHFKWVFKDUWDGLH
im Dezember 2009 im Rahmen des Lissaboner Vertrags in Kraft trat, ist in
letzter Instanz der Europäische Gerichtshof der EU in Luxemburg zuständig,
GHULQMQJVWHU=HLWHEHQIDOOVLQ6DFKHQ5HOLJLRQVIUHLKHLWDNWLYJHZRUGHQLVW
ŝŶĞdLJƉŽůŽŐŝĞďĞƐƚĞŚĞŶĚĞƌsĞƌůĞƚnjƵŶŐĞŶ
9HUOHW]XQJHQGHV5HFKWVDXI*ODXEHQVZHFKVHOE]ZGHV5HFKWVDXI*ODXEHQVZHUEXQJJHKHQVRZRKOYRQVWDDWOLFKHQ,QVWLWXWLRQHQDOVDXFKYRQQLFKWVWDDWOLFKHQ *UXSSHQ DXV ² HWZD YRQ 2UJDQLVDWLRQHQ VHOEVWHUQDQQWHU *ODXEHQVZlFKWHU2IWDUEHLWHQVWDDWOLFKHXQGQLFKWVWDDWOLFKH$NWHXUHDXFK+DQGLQ
Hand.6
Strafrechtliche Repressionen
%HLVWDDWOLFKHQ=ZDQJVPD‰QDKPHQJHJHQ.RQYHUWLWHQGHQNWPDQ]XQlFKVW
an drakonische Strafnormen. Einige Staaten, darunter Iran, Afghanistan,
6DXGL$UDELHQ RGHU 6XGDQ YHUIROJHQ Å$EIDOO YRP *ODXEHQ´ ² NRQNUHW YRP
,VODP ² VRJDU DOV .DSLWDOGHOLNW ZlKUHQG VLH JOHLFK]HLWLJ GLH +LQZHQGXQJ
]XP,VODPI|UGHUQ7DWVlFKOLFKVLQGLQGLHVHQXQGDQGHUHQLVODPLVWLVFKUHgierten Staaten in jüngerer Zeit mehrfach Konvertiten, die vom Islam zum
&KULVWHQWXPJHZHFKVHOWZDUHQRGHUVLFK]XDJQRVWLVFKHQRGHUDWKHLVWLVFKHQ
3RVLWLRQHQEHNDQQWKDWWHQ]XP7RGHYHUXUWHLOWZRUGHQ$XFKZHQQGLHWDWsächliche Vollstreckung dieser Todesurteile in den vergangenen Jahren, soZHLWEHNDQQWOHW]WOLFKVWHWVYHUKLQGHUWZHUGHQNRQQWHOlVVWVLFKOHLFKWYRUVWHOOHQZHOFKLPPHQVHU'UXFNDXIGLHVH:HLVHDXI.RQYHUWLWHQODVWHW²PLW
)ROJHQZHLWEHUGHQ.UHLVGHUXQPLWWHOEDU%HWURIIHQHQKLQDXV1LFKWVWDDWOLFKH*UXSSHQVHOEVWHUQDQQWHU*ODXEHQVZlFKWHUVHKHQVLFKGXUFKVROFKH*Hsetze außerdem ermutigt, Lynchjustiz zu üben und Konvertiten zu ermorden,
ZRIUHV]DKOUHLFKH%HLVSLHOHJLEW'LHV\VWHPDWLVFKH9HUIROJXQJGHU%DKi¶tLQ
Iran steht in engem Zusammenhang damit, dass sie kollektiv als „Apostaten“
VWLJPDWLVLHUWZHUGHQ
6
1lKHUH$QJDEHQÀQGHQVLFKPHLQHP%HULFKW]XP7KHPD.RQYHUVLRQGHQLFKLQPHLQHU)XQNtion als VN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit im Oktober 2012 in der VN-Generalversammlung vorgetragen habe. UN-Doc. A/67/303 vom 13. August 2012.
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞů 41
$XFKGRUWZRHLQHDXVGUFNOLFKH6WUDIYHUIROJXQJGHU$SRVWDVLHQLFKWYRUJHVHKHQLVWN|QQHQDQGHUH6WUDIQRUPHQIDNWLVFKGLHVHOEH)XQNWLRQEHUQHKmen. Dies gilt insbesondere für Blasphemie-Gesetze, die in vielen Staaten
H[LVWLHUHQ6LHVLQGW\SLVFKHUZHLVHVHKUYDJHIRUPXOLHUWXQGHU|IIQHQGDPLW
VWDDWOLFKHU 6WUDIYHUIROJXQJ ZHLWH (UPHVVHQVVSLHOUlXPH %HUFKWLJW VLQG GLH
GUDNRQLVFKHQ *HVHW]H LQ 3DNLVWDQ GLH IU Y|OOLJ XQNODU IRUPXOLHUWH 7DWEHstände sogar die Todesstrafe vorsehen. Restriktive Blasphemie-Gesetze exisWLHUHQ LQGHV NHLQHVZHJV QXU LP (LQÁXVVEHUHLFK GHV ,VODPV QHEHQ 3DNLVWDQ
HWZDLQ-HPHQbJ\SWHQ0DOD\VLDRGHU,QGRQHVLHQHVJLEWVLHDXFKLQ6WDDWHQ
die historisch vom Buddhismus, Hinduismus oder dem Christentum (insbeVRQGHUHGHPRUWKRGR[HQ&KULVWHQWXPJHSUlJWZXUGHQVRHWZDLQ5XVVODQG
Hinzu kommen schließlich noch Proselytismus-Verbote, die sich ebenfalls in
XQWHUVFKLHGOLFKUHOLJL|VJHSUlJWHQ5HJLRQHQÀQGHQ]XP%HLVSLHOLQ0DURNNR
Bangladesch und Armenien. In Griechenland steht das Verbot des ProselytisPXVVRJDULQGHU9HUIDVVXQJ$UWLNHOXQG*ULHFKHQODQGLVWZHJHQVHLQHU
Maßnahmen gegen Proselyten mehrfach mit dem Europäischen Gerichtshof
für Menschenrechte ins Gehege gekommen.7 Was genau mit „Proselytismus“
gemeint ist, bleibt in den einschlägigen Verbotsnormen oft unklar. Diese
JHEHQ GHP 6WDDW GDPLW ZLHGHUXP ZHLWHV (UPHVVHQ XQHUZQVFKWH )RUPHQ
UHOLJL|VHU :HUEXQJ PLW 6DQNWLRQHQ ]X EHGURKHQ ² ZDV QDWXUJHPl‰ LPPHU
DXFK HLQHQ 6FKDWWHQ DXI GLH .RQYHUWLWHQ VHOEVW ZLUIW ,Q HLQLJHQ LQGLVFKHQ
%XQGHVVWDDWHQÀUPLHUHQVROFKHUHVWULNWLYHQ*HVHW]HXQWHUGHPHUVWDXQOLFKHQ
Namen von „Religious Freedom Acts“. Die erklärte Absicht besteht darin,
Menschen gegen „Manipulationen“ durch ausländische Missionare zu schüt]HQXQGGDPLW]XJOHLFKGDVUHOLJL|VH(UEH,QGLHQVJHJHQXQHUZQVFKWH*ODXEHQVZHUEXQJ]XLPPXQLVLHUHQ.RQYHUWLWHQZHUGHQGHPQDFKDOV2SIHURGHU
Komplizen ausländischer Machenschaften und als Verräter an der nationalen
Tradition stigmatisiert. Die Stimmungsmache, die damit einhergeht, kann für
die Betroffenen zu Bedrohungen an Leib und Leben führen.
Administrative Schikanen
'DV6WUDIUHFKWLVWNHLQHVZHJVGDVHLQ]LJH0LWWHOVWDDWOLFKHU5HSUHVVLRQJHJHQ
XQHUZQVFKWH9DULDQWHQYRQ*ODXEHQVZHFKVHOXQG*ODXEHQVZHUEXQJ1RFK
KlXÀJHUNRPPHQDGPLQLVWUDWLYH6FKLNDQHQ]XP=XJH%HLVSLHOVZHLVHÀUPLHUHQ FKULVWOLFKH .RQYHUWLWHQ LQ bJ\SWHQ RGHU -RUGDQLHQ LQ LKUHQ $XVZHLVSD-
7
Der Fall Kokkinakis versus Griechenland (1993) steht am Anfang der Rechtsprechung des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Sachen Religionsfreiheit. Europäischer
Gerichtshof für Menschenrechte, Urteil vom 25. Mai 1993, Kokkinakis v. Griechenland, Nr.
14307/88.
ϰϮ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
SLHUHQRIWQDFKZLHYRUDOVÅ0XVOLPH´,KU*ODXEHQVZHFKVHOZLUGDGPLQLVWUDWLYVFKOLFKWQLFKW]XU.HQQWQLVJHQRPPHQ'LHVKDWSUDNWLVFKH$XVZLUNXQgen vielfältiger Art. So müssen Eltern, die den Islam verlassen haben, damit
UHFKQHQGDVVLKUH.LQGHULQGHU6FKXOHDOV0XVOLPHEHKDQGHOWZHUGHQ²HLQVFKOLH‰OLFKGHU3ÁLFKWDPLVODPLVFKHQ8QWHUULFKWWHLO]XQHKPHQXQGGDUEHU
ggf. Prüfungen abzulegen.
$GPLQLVWUDWLYH5HVWULNWLRQHQ]LHOHQDXFKDXIGLHMHQLJHQGLH*ODXEHQVZHUEXQJ EHWUHLEHQ %HLVSLHOVZHLVH EUDXFKW LQ .DVDFKVWDQ MHGHU GHU |IIHQWOLFK
EHU VHLQHQ *ODXEHQ $XVNXQIW JHEHQ P|FKWH HLQH HLJHQH 0LVVLRQVOL]HQ]
GLHMlKUOLFKHUQHXHUWZHUGHQPXVV,QGHU3UD[LVZLUGGLHVH5HJHOXQJXQWHUVFKLHGOLFK JHKDQGKDEW VLH WULIIW YRU DOOHP *UXSSHQ GLH GHP 6WDDW VXVSHNW
VLQGHWZD0LWJOLHGHUVRJHQDQQWHUÅ6HNWHQ´ZR]XHWZDGLH=HXJHQ-HKRYDV
RGHUGLH+DUH.ULVKQD%HZHJXQJJH]lKOWZHUGHQ
Familienrechtliche Sanktionen
In manchen Staaten unterliegen familienrechtliche Fragen einem religionsUHFKWOLFKHQ 5HJLPH ZREHL GLH $QJHK|ULJHQ XQWHUVFKLHGOLFKHU 5HOLJLRQHQ
ZHLWJHKHQGLKUHMHZHLOVHLJHQHQ5HJHOQDQZHQGHQN|QQHQ(LQHVROFKH6WUXNtur besteht nicht nur in den meisten islamisch geprägten Ländern, sondern
HWZDDXFKLQ,VUDHOGDVHLQVlNXODUHV)DPLOLHQUHFKWREZRKOYLHOIDFKJHIRUdert, bis heute nicht kennt. Für Konvertiten gibt es innerhalb eines solchen
NRQIHVVLRQHOOHQ 5HJHOZHUNV W\SLVFKHUZHLVH ZHQLJ RGHU JDU NHLQHQ 3ODW]
Oft führt dies zu erheblicher Rechtsunsicherheit. Die Folgen für Konvertiten
sind von Land zu Land unterschiedlich und reichen bis hin zu automatischer
(KHDXÁ|VXQJ$XVVFKOXVVDXVGHP(UEUHFKWXQG9HUOXVWGHV6RUJHUHFKWVDQ
GHQHLJHQHQ.LQGHUQ$OOHLQGLH0|JOLFKNHLWGDVVHV]XVROFKHQ.RQVHTXHQ]HQ NRPPHQ N|QQWH GUIWH YLHOH 0HQVFKHQ GDYRQ DEVFKUHFNHQ VLFK RIIHQ
YRP,VODPDE]XZHQGHQ
Vorurteile und soziale Stigmatisierung
Konvertiten sehen sich in einigen Ländern massiven Vorurteilen ausgesetzt,
die teils durch regelrechte Hasspropaganda in staatlichen oder privaten MeGLHQ JHVFKUW ZHUGHQ 6LH ZHUGHQ DOV ÅIQIWH .RORQQH´ IHLQGOLFKHU 0lFKWH
dargestellt oder als Verräter, die sich für Geld oder andere materielle Vorurteile von ausländischen Missionaren haben kaufen lassen. Solche StigmaWLVLHUXQJHQÀQGHQVLFKVHOEVWLQ6FKXOEFKHUQZDVGD]XIKUWGDVV.LQGHU
von Konvertiten oft unter massivem Druck leiden. Gesellschaftliche DiskrimiQLHUXQJPDQLIHVWLHUWVLFKW\SLVFKHUZHLVHLP$UEHLWVPDUNWRGHUEHLGHU:RKQXQJVVXFKHZR.RQYHUWLWHQRIWVFKOHFKWH.DUWHQKDEHQ
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞů 43
6HOEVWLQQHUKDOEGHUHLJHQHQ)DPLOLHÀQGHQ0HQVFKHQGLHVLFKYRQGHUGRPLQDQWHQ 5HOLJLRQ DEZHQGHQ KlXÀJ NHLQ 9HUVWlQGQLV (V JLEW VRJDU )lOOH
LQGHQHQ)DPLOLHQDQJHK|ULJHGLHÅ6FKDQGH´GHV*ODXEHQVZHFKVHOVPLW$XVVFKOXVVRGHUJDU7|WXQJJHDKQGHWKDEHQ$XIVWDDWOLFKHQ6FKXW]JHJHQEHU
JHVHOOVFKDIWOLFKHURGHUIDPLOLlUHU3UHVVLRQN|QQHQ.RQYHUWLWHQLQPDQFKHQ
Ländern kaum hoffen.
Misstrauen im Asylverfahren
(LQLJH.RQYHUWLWHQVHKHQVLFKJH]ZXQJHQLKU+HLPDWODQG]XYHUODVVHQZHLO
VLHGHQ'UXFNGHPVLHWlJOLFKDXVJHVHW]WVLQGQLFKWHUWUDJHQN|QQHQ+RIInungen, dass es ihnen im Zielland besser geht, erfüllen sich indessen nicht
LPPHU2IWHUOHEHQVLHVWDWWGHVVHQGDVVLKUH0RWLYHIUGHQ*ODXEHQVZHFKVHO
LQ=ZHLIHOJH]RJHQZHUGHQ+DWWHPDQLKQHQLQGHU+HLPDW]XP9RUZXUIJHmacht, dass sie sich von materiellen Anreizen bestechen lassen, sehen sie sich
QXQGHP9HUGDFKWDXVJHVHW]WHLQHQ*ODXEHQVZHFKVHOQXUYRU]XWlXVFKHQXP
sich auf diese Weise Asyl zu erschleichen.
Im September 2012 hat der EU-Gerichtshof in Luxemburg mit einer peinliFKHQ5HFKWVÀJXUDXIJHUlXPWGLHYRQGHUGHXWVFKHQ9HUZDOWXQJVJHULFKWVEDUNHLWHQWZLFNHOWZRUGHQZDUXQGYLHOH-DKUHODQJGLHHXURSlLVFKH$V\OUHFKWVSUHFKXQJ PLW JHSUlJW KDWWH QlPOLFK GHP ÅUHOLJL|VHQ ([LVWHQ]PLQLPXP´
Demnach mutete man Menschen zu, ihren Glauben gegenüber der sozialen
8PZHOW]XYHUEHUJHQVLFKDOVRHLQHUQDFKDX‰HQVLFKWEDUHQUHOLJL|VHQ3UD[LV
ZHLWJHKHQG]XHQWKDOWHQ'LHVZXUGHDXFKJHJHQEHU.RQYHUWLWHQJHOWHQGJHPDFKW,QGHQY|ONHUUHFKWOLFKHQ%HVWLPPXQJHQ]XU5HOLJLRQVIUHLKHLWJLEWHV
für einen solchen Minimalismus keine Rechtfertigung. Es ist gut, dass der EUGerichtshof zumindest auf der Ebene der Rechtsinterpretation 2012 in einem
Verfahren gegen Deutschland dem Spuk ein Ende bereitet hat.8 Ob dies in der
Praxis schon überall angekommen ist, steht auf einem anderen Blatt.
=ZLVFKHQID]LWXQWHUVFKLHGOLFKH
Betroffenengruppe und vielfältige Hintergründe
Selbst der extrem komprimierte typologische Überblick lässt erkennen, dass
VLFK9HUOHW]XQJHQGHV5HFKWVDXI*ODXEHQVZHFKVHO²RIWLQ9HUELQGXQJPLW
9HUOHW]XQJHQGHV5HFKWVDXI*ODXEHQVZHUEXQJ²LQJDQ]XQWHUVFKLHGOLFKHU
Weise manifestieren. Je genauer man sich mit der Situation verschiedener
*UXSSHQ LQ XQWHUVFKLHGOLFKHQ /lQGHUQ EHVFKlIWLJW GHVWR NRPSOH[HU ZLUG
8
Vgl. Europäischer Gerichtshof, Urteil vom 5. September 2012, C-71/11 und C-99/11.
ϰϰ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
das Gesamtbild. Die Betroffenen solcher Verletzungen kommen aus praktisch
DOOHQ5HOLJLRQVRGHU:HOWDQVFKDXXQJVJHPHLQVFKDIWHQ'DUXQWHUÀQGHQVLFK
&KULVWHQ%XGGKLVWHQ%DKi¶tV0XVOLPH$QJHK|ULJHQHRKLQGXLVWLVFKHU%HZHJXQJHQ XQG DQGHUH ,QQHUKDOE GHU &KULVWHQ WULIIW HV RIW PLW EHVRQGHUHU
Härte Mitglieder evangelikaler Kirchen, denen aktive Missionstätigkeit vorJHZRUIHQ ZLUG XQG PHKU QRFK GLH =HXJHQ -HKRYDV 0DQ VROOWH QLFKW YHUJHVVHQGDVVGDV5HFKWDXI*ODXEHQVZHFKVHODXFK$JQRVWLNHUXQG$WKHLVWHQ
schützt, die in Gefahr stehen, mit restriktiven Blasphemie-Gesetzen ins Gehege zu kommen.
,PPHU ZLHGHU LVW ]X K|UHQ GDVV 9HUOHW]XQJHQ GHV 5HFKWV DXI *ODXEHQVZHFKVHO YRU DOOHP LQ LVODPLVFK JHSUlJWHQ /lQGHUQ YRUNRPPHQ 'DUDQ LVW
ULFKWLJGDVVXQWHU0XVOLPHQQDFKZLHYRURIWSULQ]LSLHOOH9RUEHKDOWHJHJHQEHUGHU$EZHQGXQJYRP,VODPEHVWHKHQKLHUEOHLEWQRFKYLHO.OlUXQJVXQG
Überzeugungsarbeit zu leisten. Hinzu kommt, dass viele islamisch geprägte
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restriktiven Gesetzen und administrativen Schikanen manifestiert. Die ultrakonservative „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“ enthält eine
%HVWLPPXQJZRQDFKHVYHUERWHQVHLÅGLH$UPXWXQG8QZLVVHQKHLWGHU0HQschen auszunutzen“,9XPVLH]XP$EIDOOYRP,VODP]XEHZHJHQ²GDVLVWGDV
glatte Gegenteil der Religionsfreiheit. Es gibt allerdings auch andere Beispiele
DXVGHPLVODPLVFKHQ.RQWH[W6RVWHOOWHWZDGHU*ODXEHQVZHFKVHOXQG]ZDU
in alle Richtungen, im mehrheitlich muslimischen Sierra Leone kein Problem
GDU HU EOHLEW QLFKW QXU IUHL YRQ HWZDLJHQ VWDDWOLFKHQ 6DQNWLRQHQ VRQGHUQ
ZLUGDXFKJHVHOOVFKDIWOLFKPHLVWSUREOHPORVDN]HSWLHUW$X‰HUGHPWUHWHQUHIRUPRULHQWLHUWHPXVOLPLVFKH*HOHKUWHDXVDOOHQ7HLOHQGHU:HOW²$KPHG6KDKHHG=LED0LU+RVVHLQL$EGXOODKL$Q1D·LP-DYDLG5HKPDQ$QZDU=DLQDE
1RUDQL2VPDQXQGYLHOHDQGHUH²IUHLQHXPIDVVHQGH9HUZLUNOLFKXQJGHU5Hligionsfreiheit, unter Einschluss des Rechts auf Konversion, ein und sehen sich
GDEHLLP(LQNODQJPLWGHQ/HKUHQGHV.RUDQHQWVSUHFKHQGHLQQHULVODPLVFKH
'HEDWWHQJLEWHVVFKRQODQJHÅ(VVHQ]LDOLVWLVFKH´=XVFKUHLEXQJHQZRQDFKHV
0XVOLPHQDXIJUXQGLKUHV*ODXEHQVOHW]WOLFKXQP|JOLFKVHLHLQDIÀUPDWLYHV
9HUKlOWQLV]XP5HFKWDXI*ODXEHQVZHFKVHO]XHQWZLFNHOQVLQGGHVKDOEQLFKW
nur kontraproduktiv, sondern auch sachlich falsch.
Gegen eine exklusive Fokussierung des Problems auf den Islam gilt es ferQHU]XEHDFKWHQGDVV.RQYHUWLWHQDXFKDX‰HUKDOEGHVLVODPLVFKHQ(LQÁXVVbereiches Stigmatisierungen, Diskriminierungen und rechtliche Sanktionen
HUOHLGHQ 'DV ZLUG HUVW UHFKW GHXWOLFK ZHQQ PDQ GDV *HVDPWELOG ZLH GLHV
9
Artikel 10 Kairoer Erklärung der Menschenrechte vom 5. August 1990.
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞů 45
YRQGHU6DFKHKHUJHERWHQLVWXPGDV7KHPD*ODXEHQVZHUEXQJHUZHLWHUWGLH
auch in manchen buddhistisch, hinduistisch oder christlich geprägten Staaten
YHUERWHQRGHUEHKLQGHUWZLUG
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EŽƚǁĞŶĚŝŐŬĞŝƚŝŶƚĞƌƌĞůŝŐŝƂƐĞƌƵŶĚŝŶƚƌĂͲƌĞůŝŐŝƂƐĞƌ
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)UGLH5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQHU|IIQHWGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWYLHOH&KDQFHQ
LQVEHVRQGHUHGDV5HFKWDXI]ZDQJVIUHLHXQGGLVNULPLQLHUXQJVIUHLH(QWIDOWXQJ
LP3ULYDWHQZLHLQGHUgIIHQWOLFKNHLW'DV(LQWUHWHQIU0HQVFKHQUHFKWHLP
$OOJHPHLQHQXQG5HOLJLRQVIUHLKHLWLP%HVRQGHUHQHUK|KWDX‰HUGHPGLH*ODXEZUGLJNHLWLKUHV=HXJQLVVHVLQGHU*HVHOOVFKDIWXQGVWlUNWLKUH5HOHYDQ]DOV
$NWHXUHLP|IIHQWOLFKHQ'LVNXUV$OVHLQ)UHLKHLWVUHFKWGDVDOOHQ0HQVFKHQ
JOHLFKHUPD‰HQ ]XNRPPW ² DOVR DXFK H[WHUQHQ .RQNXUUHQWHQ XQG LQWHUQHQ
'LVVLGHQWHQ²VW|‰WGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWDOOHUGLQJVDXFKKHXWHQRFKDXIUHOLJL|VEHGLQJWH9RUEHKDOWH0LVVYHUVWlQGQLVVHXQG:LGHUVWlQGHGLHVLFKEHVRQGHUVKlXÀJDQGHQ)UDJHQGHV*ODXEHQVZHFKVHOVXQGGHU*ODXEHQVZHUEXQJ
HQW]QGHQ$IÀUPDWLYHXQGDEOHKQHQGH3RVLWLRQLHUXQJHQYHUWHLOHQVLFKGDEHL
auf die verschiedenen Religionsgemeinschaften in durchaus unterschiedlicher
Weise.
6ROFKH 'LIIHUHQ]HQ UHVXOWLHUHQ QLFKW DOOHLQ DXV GHQ MHZHLOLJHQ UHOLJL|VHQ
Traditionen und Theologien, die natürlich eine Rolle spielen. Eine nicht gerinJHUH²ZRP|JOLFKZHLWJU|‰HUH²%HGHXWXQJDEHUNRPPWKLVWRULVFKHQ(UIDKUXQJHQ XQG XQWHUVFKLHGOLFKHQ OHEHQVZHOWOLFKHQ .RQWH[WHQ ]X 6FKRQ $OH[LV
de Tocqueville stellte in den 1830er Jahren mit Überraschung fest, dass katholische Priester in Amerika die Religionsfreiheit und sogar die Trennung von
6WDDWXQG.LUFKHSRVLWLYZUGLJWHQ²ZDVLPIUDQ]|VLVFKHQ.DWKROL]LVPXVGHU
5HVWDXUDWLRQV]HLWNDXPYRUVWHOOEDUZDU$XFKKHXWHJLOWGDVV(UIDKUXQJHQLQ
der Minderheitensituation oder in der Diaspora oft zu anderen Einschätzungen führen als sie sich zunächst aus der Situation einer traditionellen MehrKHLWVUHOLJLRQQDKHOHJHQP|JHQ,QUXVVLVFKRUWKRGR[HQ*HPHLQGHQLQ.DQDGD
geht man mit Fragen von Mission und Konversion vermutlich deutlich entspannter um als im Heimatland der russischen Orthodoxie, und Muslime in
Europa, die gelernt haben, sich im Medium des Vereinsrechts selbständig zu
RUJDQLVLHUHQHQWZLFNHOQLP/DXIHGHU=HLWHLQDQGHUHV9HUKlOWQLV]XP6WDDW
DOVLQ*HVHOOVFKDIWHQGLHHVJHZRKQWVLQGGDVVGHU6WDDWGLH5HOLJLRQEHKtend und bevormundend unter seine Fittiche nimmt. Während manche Reli-
ϰϲ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
JLRQVJHPHLQVFKDIWHQVLFKVFKRQOlQJHU²SROLWLVFKUHFKWOLFKZLHWKHRORJLVFK
² PLW GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW EHVFKlIWLJHQ VHKHQ VLFK DQGHUH HUVW LQ MQJVWHU
Zeit verstärkt damit konfrontiert und reagieren dementsprechend vorsichtig.
,QWHUUHOLJL|VHXQGLQWUDUHOLJL|VH.RPPXQLNDWLRQNDQQGD]XEHLWUDJHQQRWZHQGLJHWKHRORJLVFKH.OlUXQJVSUR]HVVHYRUDQ]XWUHLEHQ'LHVNDQQDEHUQXU
JHOLQJHQZHQQ8QVLFKHUKHLWHQXQG9RUEHKDOWHRIIHQDXIGHQ7LVFKNRPPHQ
Die komplizierten historischen Lernprozesse, die auch innerhalb des okzidenWDOHQ&KULVWHQWXPV]XGXUFKODXIHQZDUHQHKHGLH.LUFKHQVLFK]XU5HOLJLRQVfreiheit vollumfänglich bekennen konnten,10 sollten deshalb nicht vergessen
ZHUGHQ'LH(ULQQHUXQJGDUDQELHWHW&KDQFHQGLHbQJVWHXQG:LGHUVWlQGH
EHVVHU ]X YHUVWHKHQ GLH EHLVSLHOVZHLVH LP ,VODP DEHU DXFK LQQHUKDOE GHU
FKULVWOLFKHQ2UWKRGR[LHQDFKZLHYRUVHKUSUlVHQWVLQG
mďĞƌǁŝŶĚƵŶŐǀŽŶDŝƐƐǀĞƌƐƚćŶĚŶŝƐƐĞŶ
(LQ 5HL]ZRUW DQ GHP VLFK ELV KHXWH PDQFKH 0LVVYHUVWlQGQLVVH HQW]QGHQ
LVW GHU %HJULII GHU :DKOIUHLKHLW LQ $UWLNHO GHV =LYLOSDNWV ² DXI (QJOLVFK
NQDSSXQGVFKQHLGHQGÅFKRLFH´'LHVHU%HJULIILVWRIWVRUH]LSLHUWZRUGHQDOV
sollten dadurch Fragen von Religion und Weltanschauung auf die Ebene priYDWHU.RQVXPHQWVFKHLGXQJHQLQQHUKDOEHLQHVJOREDOLVLHUWHQ0DUNWVUHOLJL|VHU
$QJHERWHKHUDEJHZUGLJWZHUGHQ9RUGHUJUQGLJVWHKWGHU%HJULIIÅFKRLFH´
außerdem in Spannung zu theologischen Konzepten von Berufung und AusHUZlKOXQJ9RQGDKHUN|QQWHGHU9HUGDFKWHQWVWHKHQKLHUJHKHGHU(UQVWGHV
5HOLJL|VHQYHUORUHQ
Bei genauerem Hinsehen zeichnet sich ab, dass es sich um ein Missverständnis handelt. Man darf nicht vergessen, dass dem Begriff „choice“ im ZiYLOSDNWHLQHVHKUVSH]LÀVFKH)XQNWLRQ]XNRPPWQlPOLFK=ZDQJVIUHLKHLWLQ
)UDJHQGHVSHUV|QOLFKHQ*ODXEHQVXQG*ODXEHQVZHFKVHOVPLWUHFKWOLFKHQ0LWWHOQ]XJDUDQWLHUHQ,QGLHVHPVSH]LÀVFKHQMXULVWLVFKHQ%H]XJVIHOGHUJLEWGHU
%HJULIIHLQHQ6LQQXQGKLHULVWHULQGHU7DWXQYHU]LFKWEDU.HLQHVZHJV]LHOW
HUGDUDXIDEH[LVWHQ]LHOOH(UIDKUXQJHQLP%HUHLFKGHV5HOLJL|VHQ]XWULYLDOLVLHUHQRGHUJDU]XGHOHJLWLPLHUHQ7KHRORJLVFKH%HJULIIHZLHÅ%HUXIXQJ´RGHU
Å$XVHUZlKOXQJ´EHZHJHQVLFKDXIHLQHUJDQ]DQGHUHQ(EHQH(VLVWGHVKDOE
NHLQ :LGHUVSUXFK ZHQQ HLQ =HXJH -HKRYDV VLFK EHL GHU 9HUZHLJHUXQJ GHV
0LOLWlUGLHQVWHVDXIÅGDV'LNWDWGHV*HZLVVHQV´EHUXIWGDVLKPOHW]WOLFKNHLQH
Wahl lasse, und zugleich gegenüber dem Staat Entscheidungsfreiheit einfor-
10
%HLGHUNDWKROLVFKHQ.LUFKHJHVFKDKGHU'XUFKEUXFKEHNDQQWOLFKDXIGHP=ZHLWHQ9DWLNDQLschen Konzil, das im Dezember 1965 die Erklärung zur Religionsfreiheit „Dignitatis humanae“ verabschiedete.
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞů 47
GHUWbKQOLFKHVJLOWEULJHQVIUGLHÅ:DKOIUHLKHLW´LP.RQWH[WGHV5HFKWVDXI
freie Eheschließung. Auch hier signalisiert der menschenrechtliche Terminus
ÅFKRLFH´VHOEVWUHGHQGQLFKWGDVV)UDJHQYRQ(KHXQG)DPLOLHHLQHUVFKQ|GHQ
0DUNWORJLNXQWHUZRUIHQZHUGHQVROOHQ
Der Begriff der Wahlfreiheit (erst seine knappe englische Formulierung
DOVÅFKRLFH´JHK|UW]XMHQHQ%HJULIIHQGLHIUIUHLKHLWVUHFKWOLFKH*HZlKUOHLVWXQJHQXQYHU]LFKWEDUVLQGDX‰HUKDOEGHUVSH]LÀVFKMXULVWLVFKHQ9HUZHQGXQJ DEHU JHOHJHQWOLFK %HIUHPGHQ DXVO|VHQ N|QQHQ 8PVR ZLFKWLJHU VLQG
.OlUXQJVSUR]HVVH DQ GHQHQ DXFK GLH XQWHUVFKLHGOLFKHQ )DFKGLV]LSOLQHQ ²
HWZD5HFKWVZLVVHQVFKDIWXQG7KHRORJLH²PLWZLUNHQPVVHQ1XULQLQWHUGLV]LSOLQlUHU.RRSHUDWLRQNDQQPDQLQGLHVHQ)UDJHQZHLWHUNRPPHQXQGGLH
QDFKZLHYRUEHVWHKHQGHQ9RUEHKDOWHKRIIHQWOLFKDXVUlXPHQ
WƌĂŬƟƐĐŚĞƌŝŶƐĂƚnjĨƺƌĞƚƌŽīĞŶĞ
0HQVFKHQGLHUHOLJL|VEHGUlQJWDXVJHJUHQ]WYHUGlFKWLJWRGHUJDUV\VWHPDWLVFKYHUIROJWZHUGHQEUDXFKHQ6ROLGDULWlW1LFKWVLVWVFKOLPPHUDOVGDV*Hfühl, von aller Welt verlassen und vergessen zu sein. Umgekehrt kann das
:LVVHQRGHUGLH9HUPXWXQJGDVV0HQVFKHQDQGHUVZR(LQVDW]]HLJHQGLH
Öffentlichkeit informieren und politische Akteure unter Dampf halten, eine
4XHOOH GHU =XYHUVLFKW ZHUGHQ 'DVV GHQ 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ KLHU HLQH
EHVRQGHUH9HUDQWZRUWXQJ]XNRPPWYHUVWHKWVLFKYRQVHOEVW
'LH Å'DXPHQUHJHO´ VWLPPW GDVV |IIHQWOLFKHV (LQWUHWHQ GHQ %HWURIIHQHQ
PHLVWHQVQW]W$XVGHU$QJVWKHUDXVGDVVPDQZRP|JOLFKLUJHQGZHOFKH)HKOHUPDFKHQN|QQWHLP(QGHIIHNWJDUQLFKWV]XWXQLVWVLFKHUOLFKGHUJU|‰WH
)HKOHUEHUKDXSW8QEHGDUIWH$NWLRQHQN|QQHQLP(LQ]HOIDOODEHUDXFK6FKDden anrichten. Vor allem beim advokatorischen Eintreten zugunsten konkreter, namentlich genannter Personen sind Konsultationen mit den Betroffenen
E]ZLKUHPQDKHP8PIHOGXQYHU]LFKWEDUXPKHUDXV]XÀQGHQZHOFKH0D‰QDKPHQZLUNOLFKDQJHPHVVHQVLQGXQGZHOFKHÅ5HL]ZRUWH´YLHOOHLFKWEHVVHU
YHUPLHGHQZHUGHQVROOWHQ*XWH.RQWDNWHPLWYHUOlVVOLFKHQ3DUWQHURUJDQLVDWLRQHQYRU2UWVLQGGDKHUZLFKWLJ9RUDOOHPPXVV6ROLGDULWlWVDUEHLW]XJXQVWHQ
GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW EHGUlQJWHU .RQYHUWLWHQ DXI 'DXHU DQJHOHJW VHLQ GHQQ
nur das beständige Nachhaken auf der Grundlage präziser Informationen und
sorgfältiger Konsultation kann Erfolge bringen.
,PPHU QRFK YLHO ]X ZHQLJ EHNDQQW LVW GDVV GLH 0HQVFKHQUHFKWVJUHPLHQ
GHU9HUHLQWHQ1DWLRQHQEUHLWH0LWZLUNXQJVP|JOLFKNHLWHQIUQLFKWVWDDWOLFKH
Organisationen (darunter natürlich auch für die Religionsgemeinschaften
und andere „faith based organizations“) bieten. Deren Einschätzungen, InIRUPDWLRQHQXQG$QOLHJHQN|QQHQLQGHQGLYHUVHQ%HULFKWVYHUIDKUHQGHU9HU-
ϰϴ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
HLQWHQ1DWLRQHQGLUHNWRGHULQGLUHNW]X%XFKHVFKODJHQ'LHVJLOWVRZRKOIU
GLH%HZHUWXQJHQGHV91$XVVFKXVVHVIUGHQ=LYLOSDNWGHUGLHUHJHOPl‰LJ
fälligen Staatenberichte stets auch im Lichte zivilgesellschaftlicher Befunde
SUIWXQGEHZHUWHWDOVDXFKIUGHQVHLWSUDNWL]LHUWHQÅ8QLYHUVDO3HULRGLF5HYLHZ´11GHULP3OHQXPGHV0HQVFKHQUHFKWVUDWVVWDWWÀQGHWXQGVWDUNH
SROLWLVFKH $XIPHUNVDPNHLW ÀQGHW $EJHVHKHQ GDYRQ GDVV GLH 9HUOHW]XQJHQ
GHU5HOLJLRQVIUHLKHLWYRQ.RQYHUWLWHQDXIGLHVH:HLVHLPPHUZLHGHUI|UPOLFK
JHJHQEHUGHULQWHUQDWLRQDOHQ*HPHLQVFKDIWDXIGLH$JHQGDJHEUDFKWZHUGHQ
N|QQHQKDWGLHUHJHOPl‰LJH0LWZLUNXQJDQGLHVHQ9HUIDKUHQ]XHLQHUVWlUNHUHQVWUDWHJLVFKHQ)RNXVVLHUXQJGHU.RRSHUDWLRQ]ZLVFKHQXQWHUVFKLHGOLFKHQ
zivilgesellschaftlichen Organisationen beigetragen.12 Im Übrigen ist auch der
Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Religions- und WeltanVFKDXXQJVDUEHLWDXIGLHVH$UWYRQ8QWHUVWW]XQJXQEHGLQJWDQJHZLHVHQ
Engagement für bedrängte und verfolgte Konvertiten sollte sich im KoorGLQDWHQV\VWHPGHU5HOLJLRQVXQG:HOWDQVFKDXXQJVIUHLKHLWEHZHJHQGLHGHQ
Status eines universalen Menschenrechts hat. Universalismus bedeutet nicht
)OXFKW LQ GLH $EVWUDNWLRQ HV JHKW QLFKW GDUXP GDVV DOOH VWHWV JOHLFK]HLWLJ
über sämtliche Probleme und alle Betroffenengruppen in aller Welt reden
müssen. Selbstverständlich ist es legitim und sinnvoll, dass die Repräsentanz
GHU %DKi¶tV EHL GHQ 9HUHLQWHQ 1DWLRQHQ EHVRQGHUH $XIPHUNVDPNHLW DXI GLH
$QJHK|ULJHQGHUHLJHQHQ5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWULFKWHWbKQOLFKHVJLOWDXFK
für die christlichen Kirchen. Wenn sie konkret ihre Sorgen um die Zukunft
der Christen im Nahen Osten artikulieren, darf dies nicht als enger „KlienteOLVPXV´GHVDYRXLHUWZHUGHQ*OHLFK]HLWLJLVWHVDEHUDXFKZLFKWLJNRQIHVVLRQHOOHUHOLJL|VHXQGZHOWDQVFKDXOLFKH/LQLHQLPPHUZLHGHU]XGXUFKNUHX]HQ
E]Z ]X EHUEUFNHQ :HQQ 0XVOLPH VLFK JHJHQ $QWLVHPLWLVPXV LQ (XURSD
aussprechen und symbolisch eine Synagoge in Oslo mit einem menschlichen
6FKXW]]LUNHOXPJHEHQOlVVWGLHVDXIKRUFKHQXQGZHQQDXVJHUHFKQHWGLH9HUWUHWHULQGHU%DKi¶tVLQ*HQIGDV7KHPDGHU]XQHKPHQGHQ6FKLLWHQYHUIROJXQJ
anspricht, macht dies besonderen Eindruck. Es ist auch gut, dass „Christian
6ROLGDULW\ :RUOGZLGH´ LQ MQJHUHU =HLW EHU GLH 'LVNULPLQLHUXQJ LQQHUPXVlimischer Minderheiten in Indonesien berichtet oder konkrete Lobby-Arbeit
für einen verfolgten atheistischen Blogger geleistet hat. Solche „Crossovers“
haben großen symbolischen Wert: Sie zeigen, dass Menschen unterschiedli-
11
'DV9HUIDKUHQZXUGHYRQGHU*HQHUDO9HUVDPPOXQJHLQJHIKUW6LHKH81'RF$5(6
vom 3. April 2006.
12
1lKHUH,QIRUPDWLRQHQ]X0LWZLUNXQJVP|JOLFKNHLWHQHUWHLOWGDV'HXWVFKH,QVWLWXWIU0HQschenrechte, das dazu außerdem konkrete Hilfestellung für zivilgesellschaftliche OrganisatiRQHQOHLVWHQNDQQ9JO85/KWWSZZZLQVWLWXWIXHUPHQVFKHQUHFKWHGH
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞůϰϵ
FKHUUHOLJL|VHUXQGZHOWDQVFKDXOLFKHU2ULHQWLHUXQJJHPHLQVDPIUGDV5HFKW
auf Religionsfreiheit eintreten, das letztlich im Respekt vor der Würde jedes
Menschen gründet.
DƂŐůŝĐŚŬĞŝƚĞŶĞƵƌŽƉćŝƐĐŚĞƌWŽůŝƟŬ
^ƚćƌŬƵŶŐĚĞƌ'ůĂƵďǁƺƌĚŝŐŬĞŝƚ
'LHVFKOLPPVWHQKXPDQLWlUHQ.DWDVWURSKHQLQ6DFKHQ5HOLJLRQVIUHLKHLWÀQden derzeit außerhalb Europas statt. Dies gilt insbesondere auch für Verlet]XQJHQ GHU 5HFKWH DXI *ODXEHQVZHFKVHO XQG *ODXEHQVZHUEXQJ 'LH gegründete interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Religionsfreiheit innerhalb
des Europaparlaments beschäftigt sich deshalb vor allem mit der Situation in
außereuropäischen Regionen und sieht den außenpolitischen Dienst der EU
als primären direkten Ansprechpartner an.13
(LQ(LQWUHWHQGHU(8E]ZGHUHLQ]HOQHQHXURSlLVFKHQ6WDDWHQ]XJXQVWHQ
GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW NDQQ DEHU QXU GDQQ JODXEZUGLJ VHLQ ZHQQ DXFK GLH
LQWHUQHQ9HUKlOWQLVVHLPPHUZLHGHUNULWLVFKDXIGHQ3UIVWDQGJHVWHOOWZHUGHQ=ZDUJLEWHVLQQHUKDOE(XURSDVVFKRQODQJHNHLQHVWUDIEHZHKUWHQ$SRVWDVLH9HUERWHPHKU:RKODEHUKDEHQHLQLJHHXURSlLVFKH6WDDWHQQDFKZLHYRU
Proselytismus-Verbote in ihren Strafgesetzbüchern, deren restriktive Wirkung
auch Konvertiten trifft. Entsprechende rechtliche Reformen stehen im Dienst
GHU5HOLJLRQVIUHLKHLW²]XQlFKVWLP,QQHUHQGHU6WDDWHQGDQQDEHUHEHQDXFK
]XJXQVWHQHLQHVJODXEZUGLJHUHQ$XIWUHWHQVQDFKDX‰HQ
=X GHQ JU|‰WHQ PHQVFKHQUHFKWOLFKHQ +HUDXVIRUGHUXQJHQ (XURSDV JHK|UW
GHU]HLWGHU8PJDQJPLW)OFKWOLQJHQ2EZRKOGLHVHV7KHPDVLFKPLW)UDJHQ
GHU5HOLJLRQVIUHLKHLWQXUWHLOZHLVHEHUVFKQHLGHWQLFKWDOOH)OFKWOLQJHVLQG
MDÅ*ODXEHQVÁFKWOLQJH´GDUIPDQQLFKWEHUVHKHQGDVVKLHUZLFKWLJH=XVDPPHQKlQJHEHVWHKHQ:LHEHUHLWVHUZlKQWKDWGHU(XURSlLVFKH*HULFKWVKRI HUVW NU]OLFK PLW GHP SHLQOLFKHQ .RQ]HSW HLQHV ÅUHOLJL|VHQ ([LVWHQ]PLnimums“ aufgeräumt, dass Asylsuchenden (darunter Konvertiten) zumutete,
LKUHQ*ODXEHQZHLWJHKHQGIUVLFK]XEHKDOWHQ6HKUSUREOHPDWLVFKVLQGDXFK
die gelegentlich immer noch zu vernehmenden Vorschläge, dass bei der AufQDKPH YRQ )OFKWOLQJHQ GHUHQ UHOLJL|VH 1lKH ]XU WUDGLWLRQHOOHQ 5HOLJLRQVNXOWXUGHVDXIQHKPHQGHQ/DQGHVEHUFNVLFKWLJWZHUGHQVROOH'LHVZHLVWLQ
GLHIDOVFKH5LFKWXQJ'HQQGDGXUFKZUGHMHQHXQKHLOYROOH9HUTXLFNXQJYRQ
5HOLJLRQXQG7HUULWRULXPZLHGHUDXÁHEHQGLHVLFKJHUDGHIU.RQYHUWLWHQELV
13
Vgl. European Parliament Working Group on Freedom of Religion or Belief, Annual Report
2013.
ϱϬ,ĞŝŶĞƌŝĞůĞĨĞůĚƚ
KHXWHLPPHUZLHGHUEXFKVWlEOLFKIDWDODXVZLUNW'DV0HQVFKHQUHFKWGHU5Hligionsfreiheit dient gerade dazu, die Gleichung von Religion und Territorium
ÅFXLXVUHJLRHLXVUHOLJLR´V\VWHPDWLVFKDXI]XEUHFKHQ²PLW)ROJHQQDWUOLFK
auch für den Umgang mit Flüchtlingen.
Das Potenzial der EU-Leitlinien
Im Juni 2013 verabschiedeten die EU-Mitgliedsstaaten Leitlinien zur Religionsfreiheit, die sich vor allem auf die Außenbeziehungen konzentrieren,
DEHU DXFK GLH *HZlKUOHLVWXQJ GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW LP ,QQHUHQ GHU (8 DOV
*ODXEZUGLJNHLWVWHVWDQVSUHFKHQ14,QGHQ/HLWOLQLHQYHUSÁLFKWHQVLFKGLH(8
VRZLHGLH(80LWJOLHGVVWDDWHQNRQVHTXHQWIUGLHZHOWZHLWH9HUZLUNOLFKXQJ
GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW HLQ]XWUHWHQ XQG LKUH ,QIUDVWUXNWXU YRU 2UW ² %RWVFKDIWHQ.RQVXODWH,QVWLWXWLRQHQGHUDXVZlUWLJHQ.XOWXUSROLWLN(8'HOHJDWLRQHQ
XVZ²JH]LHOWGD]X]XQXW]HQ'LH/HLWOLQLHQHUZlKQHQDXVGUFNOLFKDXFKGDV
7KHPD*ODXEHQVZHFKVHOXQGXQWHUVWUHLFKHQGLH)UHLKHLW]XU.RQYHUVLRQDOV
unverzichtbaren Bestandteil der Religionsfreiheit.15
=XGHQ$NWLRQVP|JOLFKNHLWHQLP8PIHOGGHU/HLWOLQLHQ]lKOHQUHJHOPl‰LJH
%HULFKWHUVWDWWXQJ]XU6LWXDWLRQGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWLPMHZHLOLJHQ/DQG.RQWDNWH PLW 0LWJOLHGHUQ EHGUlQJWHU *UXSSLHUXQJHQ JH]LHOWH (LQODGXQJHQ YRQ
0LQGHUKHLWHQ ]X |IIHQWOLFKHQ 9HUDQVWDOWXQJHQ %HREDFKWXQJ YRQ *HULFKWVSUR]HVVHQLQGHQHQHVXP5HOLJLRQVIUHLKHLWJHKWGLSORPDWLVFKH'HPDUFKHQ
]XJXQVWHQEHGUlQJWHUXQGYHUIROJWHU0HQVFKHQJJI$XVVWHOOXQJYRQ3DSLHUHQLP)DOOHQRWZHQGLJHU)OXFKWXVZ:HQQGLH9HUWUHWXQJHQGHU(86WDDWHQ
XQGGHU(8VHOEVWVROFKH$NWLYLWlWHQLPMHZHLOLJHQ(LQVDW]ODQGNRRUGLQLHUWLQ
Angriff nehmen, kann dies durchaus Eindruck machen. Insofern haben die
Leitlinien der EU ein enormes Potenzial. Damit dieses Potenzial zur Entfaltung kommen kann, braucht es Training, Spezialisierung, klare Aufgabenverteilung und gelegentliche Evaluationen.
Wie in anderen politischen Feldern kommt auch hier der Zivilgesellschaft
die Aufgabe zu, sich im kritischen Gegenüber zu den Staaten und der EU zu
positionieren, sie an die Leitlinien zur Religionsfreiheit zu erinnern, Informationen beizusteuern und Hilfestellung zu leisten. Die ReligionsgemeinschafWHQLQ(XURSDKDEHQGLH&KDQFHGDEHLPLW]XZLUNHQXQGDXIGLHVH:HLVHGLH
Solidarität für bedrängte und verfolgte Konvertiten in strategische Aktionen
umzusetzen.
14
Council of the European Union, EU Guidelines on the promotion and protection of freedom of
religion or belief. Foreign Affairs Council Meeting vom 24. Juni 2013.
15
Ebd. Rn. 38ff.
ŝĞ&ƌĞŝŚĞŝƚnjƵŵ'ůĂƵďĞŶƐǁĞĐŚƐĞů 51
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ
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Dr. Christine Schirrmacher lehrt als Professorin für IslamZLVVHQVFKDIWDQGHQ8QLYHUVLWlWHQ%RQQXQG/HXYHQ6LHSURPRYLHUWHLP)DFK,VODPZLVVHQVFKDIWDQGHU8QLYHUVLWlW%RQQ
mit einer Arbeit zur christlich-islamischen Kontroverse im
19. und 20. Jahrhundert und habilitierte sich dort mit einer
6WXGLH EHU GLH 3RVLWLRQLHUXQJ HLQÁXVVUHLFKHU PXVOLPLVFKHU
Theologen des 20. Jahrhunderts zu Religionsfreiheit, Menschenrechten und dem Abfall vom Islam. 2013 vertrat sie
GHQ /HKUVWXKO ,VODPZLVVHQVFKDIW DQ GHU 8QLYHUVLWlW (UIXUW OHKUWH
sie als TEA-Professorin an der Universität Tübingen am Institut für Humangeographie. Sie unterrichtet regelmäßig als Gastdozentin an verschiedenen
$NDGHPLHQ GHV /DQGHV XQG %XQGHV ZLH HWZD VHLW UXQG -DKUHQ DQ GHU
Å$NDGHPLH $XVZlUWLJHU 'LHQVW´ HKHPDOV 'LSORPDWHQVFKXOH GHV $XVZlUWLJHQ $PWHV %HUOLQ VRZLH IRUWODXIHQG DOV *DVWGR]HQWLQ EHL /DQGHV XQG
%XQGHVEHK|UGHQGHU6LFKHUKHLWVSROLWLN6LHZDU0LWJOLHGLPELV
eingesetzten „AK Islam“ des Rates der EKD und ist seit 2007 Mitglied des
Kuratoriums der „Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen“
(=:%HUOLQ'HU'HXWVFKHQ%XQGHVWDJEHULHIVLHVRZRKOLQGDV.XUDWRULXP
der Bundeszentrale für politische Bildung als auch in das Kuratorium des
Deutschen Instituts für Menschenrechte.
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Schriftliche Beantwortung des Fragenkatalogs des Ausschusses für
Menschenrechte und Humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages für
die Öffentliche Anhörung am 2. Dezember 2015.
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1. Welcher Zusammenhang besteht zwischen Religionsfreiheit und Demokratieentwicklung und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Politik?
Die Entstehung einer echten Demokratie ist ohne die gesetzliche Verankerung und gesellschaftliche Umsetzung von Religionsfreiheit nicht denkbar.
'LH)UHLKHLWHLQHU:HOWDQVFKDXXQJRGHU5HOLJLRQDQ]XJHK|UHQVLH]XSUDN-
ϱϮŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
WL]LHUHQRGHUDEHUNHLQHU5HOLJLRQRGHU:HOWDQVFKDXXQJDQ]XJHK|UHQHLQH
5HOLJLRQ]XZHFKVHOQVLH|IIHQWOLFK]XEHNHQQHQE]ZDQ|IIHQWOLFKYROO]RJHQHQUHOLJL|VHQ+DQGOXQJHQWHLO]XQHKPHQLVWHLQEHUHLWVLQGHU81&KDUWD
der Menschenrechte von 1948 niedergelegtes grundlegendes Menschenrecht. Dieses Menschenrecht kann im vollumfänglichen Sinne nur in einer
'HPRNUDWLH 5HDOLWlW ZHUGHQ GLH GLHVHV 5HFKW JHVHW]OLFK IHVWVFKUHLEW XQG
seine gesellschaftliche Umsetzung betreibt.
8PJHNHKUW ZHUGHQ 8PEUXFKVVLWXDWLRQHQ ZLH HWZD ]XU =HLW GHU $UDELVFKHQ 5HYROXWLRQHQ DE GLH LQ HLQH HFKWH 'HPRNUDWLH PQGHQ ZROlen, nicht ohne die Forderung nach Begründung für und eine gesetzliche
Verankerung von Weltanschauungs- und Religionsfreiheit auskommen. Ist
diese Forderung nach Religionsfreiheit in einer Phase von Umsturz und
1HXRUGQXQJGHUSROLWLVFKHQ9HUKlOWQLVVHQLFKW]HQWUDOHU%HVWDQGWHLOZLUG
das Ergebnis auch keine Demokratie im umfassenden Sinne sein (so stand
HWZDLQbJ\SWHQLP$QVFKOXVVDQGLH5HYROXWLRQGDV7KHPD5HOLJLRQVIUHLKHLWZHGHUDXIGHU$JHQGDGHV0LOLWlUVQRFKGHU0XVOLPEUXGHUVFKDIWQRFK
GHUPLWGLHVHUDELP9HUEXQGUHJLHUHQGHQVDODÀVWLVFKHQ.UlIWH
5HOLJLRQVIUHLKHLWOlVVWVLFKQXULP9HUEXQGPLWZHLWHUHQ0HQVFKHQUHFKWHQ ZLH 0HLQXQJV 3UHVVH XQG SROLWLVFKHQ )UHLKHLWVUHFKWHQ VRZLH HLQHU
9HUDQNHUXQJYRQ5HFKWVVWDDWOLFKNHLWGXUFKVHW]HQHVLVWGDJHJHQIDNWLVFK
XQGHQNEDU GDVV HLQ 6WDDW YROOH 0HQVFKHQ XQG )UHLKHLWVUHFKWH JHZlKUW
DEHUDOOHLQGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWDXVQLPPWXQGYHUZHKUW2GHUDQGHUVJHVDJW 'RUW ZR UHOLJL|VH 0LQGHUKHLWHQ XQWHUGUFNW ZHUGHQ ZHUGHQ DXFK
HWKQLVFKHRGHUVR]LDOH0LQGHUKHLWHQEHQDFKWHLOLJWVRZHUGHQHWZDLQGHU
7UNHL LQ GHU GLH UHOLJL|VH 0LQGHUKHLW GHU &KULVWHQ GLVNULPLQLHUW ZLUG
auch die ethnische Minderheit der Kurden unterdrückt).
Für Politik und Diplomatie ergibt sich daraus die Konsequenz, dass eine
DNWLYH%HZXVVWPDFKXQJGHULPPHQVHQ%HGHXWXQJYRQ0HLQXQJVXQG5HOLgionsfreiheit im Zusammenhang mit der Entstehung von Demokratien verPHKUW%HDFKWXQJÀQGHQVROOWH3ROLWLNXQG'LSORPDWLHVROOWHQQLFKWQXUDXI
internationaler Ebene vermehrt argumentativ für Religionsfreiheit eintreWHQVRQGHUQDXFKJHHLJQHWH0D‰QDKPHQ]XU8QWHUVWW]XQJYRQUHOLJL|V
ZHOWDQVFKDXOLFKHQ0LQGHUKHLWHQXQG$QGHUVGHQNHQGHQHUJUHLIHQ
2. Welche Ursachen gibt es für das Erstarken fundamentalistischer Strömungen in den Religionen und welche Rolle spielen sie in den gegenwärtigen KonÁLNWHQ",QZLHZHLWZLUG5HOLJLRQIUDQGHUH=ZHFNHLQVWUXPHQWDOLVLHUW"
)UGDV(UVWDUNHQIXQGDPHQWDOLVWLVFKHU6WU|PXQJHQLQGHQ5HOLJLRQHQVLQG
H[WHUQHZLHLQWHUQH)DNWRUHQYHUDQWZRUWOLFK6RZDUGDV(QWVWHKHQGHVSROLWLVFKHQ,VODPXQGGHUHUVWHQLVODPLVWLVFKHQ%HZHJXQJGHU0XVOLPEUXGHU-
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ 53
VFKDIWLQbJ\SWHQ$QIDQJGHV-DKUKXQGHUWVGLHUHOLJL|VIXQGDPHQWDOLVWLVFKH$QWZRUWDXIGLHGRUWZlKUHQGGHVJHVDPWHQ-DKUKXQGHUWVZDKUJHQRPPHQH6WDJQDWLRQYRUDOOHPLQGHU:LUWVFKDIWVRZLHDXIGHP*HELHW
GHV%LOGXQJVXQG0LOLWlUZHVHQV'LH]ZHLWH$QWZRUWZDUGHU*HGDQNHGHV
Pan-Arabismus und Nationalismus, der im Nahen Osten unter der Fahne
GHV 6lNXODULVPXV YHUVXFKWH PXVOLPLVFKH ZLH FKULVWOLFKH IRUWVFKULWWVJHVLQQWH.UlIWHLQ3DUWHLHQXQG%HZHJXQJHQ]XYHUHLQHQOHW]WOLFKXQWHUODJ
HUMHGRFKGHPZHLWDXVJU|‰HUH$WWUDNWLYLWlWHQWZLFNHOQGHQ,VODPLVPXV
'HU SROLWLVFKH 1DWLRQDOLVPXV NDQQ HWKQLVFK RGHU UHOLJL|V DXIJHODGHQ
ZHUGHQXQGLQVHLQHU,GHRORJLHHEHQVRPLOLWDQWXQGDEVROXWDXIWUHWHQZLH
GHUUHOLJL|VH)XQGDPHQWDOLVPXV(UNDQQGHVVHQ)XQNWLRQHQPLWVlNXODUHU
Begründung analog übernehmen und dabei mehr und mehr an die Stelle
dieses Fundamentalismus treten:
Beispiele dafür aus vier großen Weltreligionen sind die in der Neuzeit
LPPHUDEVROXWHUIRUPXOLHUWHQ%HKDXSWXQJHQZLHHWZDGHUD+LQGX1DWLRQDOLVWHQGHU+LQGXWYD%HZHJXQJ,QGLHQVHLGDVKHLOLJH/DQGGHU+LQGXV
ZHU+LQGXVHLGHPJHK|UH,QGLHQDOV9DWHUODQGJHJHQ0XVOLPHJLQJHQVROFKH.UlIWHZLHGHUKROWPLOLWDQWYRUEPLOLWDQWHQ%XGGKLVWHQLQ6UL/DQND
(die die Auffassung vertreten, dass Buddha das singhalesische Volk auserZlKOWKDEH6UL/DQND]XHLQHPÅUHLQHQ´/DQGGHV%XGGKLVPXV]XIRUPHQ
und daher gegen Juden, Christen und Muslime militant vorgehen), c) ultraQDWLRQDOLVWLVFKHQ.UlIWHLQGHU7UNHLÅ*UDXH:|OIH´GLHHWKQLVFKH0LQGHUKHLWHQZLHGLH.XUGHQDEHUHEHQVRUHOLJL|VH0LQGHUKHLWHQZLH&KULVWHQ
PLOLWDQW EHNlPSIHQ XQG GHQ 9LHOY|ONHUVWDDW 7UNHL ]X HLQHP KRPRJHQHQ
Å/DQGGHU7UNHQ´HUNOlUHQP|FKWHQXQGVFKOLH‰OLFKGFKULVWOLFKHQ1DWLRnalisten Ungarns, die sich vehement gegen den Zuzug muslimischer FlüchtOLQJHZHQGHQGD8QJDUQHLQÅFKULVWOLFKHV´/DQGVHL
'HU1DWLRQDOLVPXVVFKHLQWLQGHU0RGHUQHLPPHUVFKZLHULJHUGXUFKVHW]EDUGHQQGLH.XOWXUHQIlFKHUQVLFKZHOWZHLWLPPHUVWlUNHUDXIXQGLQQHUKDOEGHUMHZHLOLJHQ/DQGHVJUHQ]HQOHEWKHXWHHLQH9LHO]DKODQ5HOLJLRQHQ
XQG :HOWDQVFKDXXQJHQ ]XVDPPHQ 0RQRNXOWXUHQ H[LVWLHUHQ QLFKW PHKU
'LHVH9LHOIDOWHQWZLFNHOWVLFKLP=XJHYRQ*OREDOLVLHUXQJXQGXPIDQJUHLFKHQ:DQGHUEHZHJXQJHQZHLWHUIRUWXQGIKUW]XHLQHULPPHUVWlUNHUHQ
ethnischen und sprachlichen Vielfalt. Hinzu kommen zahlreiche FeldstuGLHQXQGXPIDQJUHLFKH)RUVFKXQJVHUJHEQLVVHDXVGHQ.XOWXUZLVVHQVFKDIten, die dieses Wissen über die Vielfalt der Ethnien, Kulturen und Religionen global verfügbar machen.
:HLO GHU 1DWLRQDOLVPXV LPPHU ZHQLJHU DXI HLQH YHUPHLQWOLFKH (LQKHLW
YRQ9RONXQG9DWHUODQG]XUFNJUHLIHQNDQQZLUGQLFKWVHOWHQGLH5HOLJLRQ
für den Nationalismus instrumentalisiert und man greift auf einen nationaOLVWLVFKUHOLJL|VHQ)XQGDPHQWDOLVPXV]XUFNJOHLFK]HLWLJEHGLHQWVLFKDXFK
ϱϰŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
GHUPLOLWDQWH1DWLRQDOLVPXVDXVGHP$UVHQDOGHVUHOLJL|VHQ)XQGDPHQWDlismus: So behaupten nationalistische Kräfte in der Türkei nicht nur, dass
GLH ÅZDKUHQ´ 7UNHQ HWKQLVFK NHLQH .XUGHQ VHLQ GUIWHQ VRQGHUQ DXFK
GDVVGHUÅZDKUH´7UNH0XVOLP]XVHLQKDEHXQGHLQWUNLVFKHU&KULVWGLH
6LFKHUKHLWGHV/DQGHVGXUFKVHLQHÅ,OOR\DOLWlW´JHIlKUGH6RZXUGHQHWZD
DOV +LQWHUPlQQHU GHU (UPRUGXQJ ]ZHLHU WUNLVFKHU XQG HLQHV GHXWVFKHQ
Christen in Malatya im Jahr 2007 ultra-nationalistische Kräfte ausgemacht,
GLHGLHZHQLJHQ&KULVWHQLQGHU7UNHLDOV*HIlKUGHUGHU(LQKHLWGHV/DQGHVVRZLHDOV9HUUlWHUEHWUDFKWHWHQ
3. Über welche nationalen und multilateralen Maßnahmen kann das Recht
auf Religions- und Glaubensfreiheit im Sinne der internationalen Menschenrechtskonventionen umgesetzt, die weltanschauliche Neutralität des Staates
gestärkt und damit ein Zusammenleben der Menschen in religiös-weltanschaulicher Pluralität gefördert werden?
*HUDGH GLH =XZDQGHUXQJ YRQ VR YLHOHQ 0HQVFKHQ GLH JHJHQZlUWLJ QDFK
Deutschland und nach Europa kommen, bietet gute Gelegenheiten, sich neu
auf die Bedeutung der Religions- und Glaubensfreiheit zu besinnen und
sich ihrer zentralen Rolle für die Gestaltung eines friedlichen Zusammenlebens begründend zu versichern.
&KDUDNWHU %HGHXWXQJ XQG $XVZLUNXQJ YRQ :HOWDQVFKDXXQJV XQG 5Hligionsfreiheit für ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben
sollten in Deutschland vermehrt in Gesellschaft und Politik thematisiert
ZHUGHQ%HJUQGXQJHQIUGLH%HGHXWXQJGHU5HOLJLRQVXQG:HOWDQVFKDXXQJVIUHLKHLWPVVHQLP.RQWH[WXQVHUHVPXOWLUHOLJL|VHQXQGPXOWLNXOWXUHOOHQ=XVDPPHQOHEHQVQHXHUDUEHLWHWZHUGHQ=XJOHLFKPXVVLPUHFKWOLFK
JHVHW]OLFKHQ %HUHLFK GDIU 6RUJH JHWUDJHQ ZHUGHQ GDVV 5HOLJLRQVIUHLKHLW
YRQ DOOHQ DN]HSWLHUW XQG QLHPDQG EHGURKW ZLUG ZHQQ HU VLFK YRQ VHLQHU
XUVSUQJOLFKHQ5HOLJLRQDEZHQGHWRGHUGLHVH5HOLJLRQQLFKWVRSUDNWL]LHUW
ZLHGLHVDQGHUH0LWJOLHGHUVHLQHU5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWPHLQHQYRQLKP
IRUGHUQ]XN|QQHQ
In Schulen und Universitäten sollte die friedensstiftende Bedeutung von
5HOLJLRQVIUHLKHLWQHXHQWGHFNWXQGJHOHKUWZHUGHQ$OVXQDXIJHEEDUHU%Hstandteil des Menschenrechtekanons sollte sie erneut in den Fokus von
|IIHQWOLFKHQ 'HEDWWHQ UFNHQ XP VLH ² EHU GLH UHFKWOLFKH 'XUFKVHW]XQJ
KLQDXV²DXFK=XZDQGHUHUQXQG1HXEUJHUQZHUEHQGQDKH]XEULQJHQ%HVRQGHUV JHHLJQHW VLQG KLHU ,QVWLWXWLRQHQ PLW JUR‰HU 5HLFKZHLWH ZLH HWZD
die Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb).
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ 55
4. Werden Religionen bzw. die Religionsfreiheit zu Lasten anderer Menschenrechte, wie z. B. der Frauenrechte, instrumentalisiert?
9RQEHVWLPPWHQ3URWDJRQLVWHQZLHHWZD9HUWUHWHUQHLQHVOHJDOLVWLVFKSROLWLVFKHQDEHUQLFKWQRWZHQGLJHUZHLVHJHZDOWWlWLJHQ,VODPGLHLVODPLVFKHQ
Normen in Staat und Gesellschaft Respekt und Durchsetzung verschaffen
P|FKWHQZLH]%PLWGHU)RUGHUXQJLQ.LQGHUJlUWHQRGHU6FKXONDQWLQHQ
IU DOOH .LQGHU JUXQGVlW]OLFK NHLQ 6FKZHLQHÁHLVFK PHKU DQ]XELHWHQ ZLUG
die Religionsfreiheit für die Durchsetzung politischer Ziele instrumentaliVLHUW +LHU ZLUG HWZD DUJXPHQWLHUW GDVV GDV )HUQKDOWHQ GHU 0lGFKHQ YRQ
6FKZLPPXQWHUULFKW XQG .ODVVHQIDKUWHQ LP 1DPHQ GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW
QRWZHQGLJVHLRGHUGDVVGLH5FNVLFKWDXIUHOLJL|VH*HIKOHYRQ0XVOLPHQ
HVYHUODQJHUHOLJL|VH)HLHUWDJHZLH:HLKQDFKWHQRGHU2VWHUQLQ.LQGHUJlUWHQXQG7DJHVVWlWWHQQLFKWPHKU]XEHJHKHQRGHU]XDUHOLJL|VHQ)HLHUWDJHQ
XP]XZLGPHQ
+LHUZHUGHQGHPSROLWLVFKHQ,VODPHQWVWDPPHQGH$XIIDVVXQJHQGLHLQnerhalb der islamischen Religionsgemeinschaft in ihrer Interpretation im ÜbULJHQVWDUNXPVWULWWHQVLQGDOVJHQXLQUHOLJL|VH3ÁLFKWHQXQGGDPLWDOVXQDXIJHEEDUXQGQLFKWKLQWHUIUDJEDUSURSDJLHUWZRPLWGLHVH)RUGHUXQJHQLP
Namen der Religion für die Durchsetzung politischer Ziele instrumentalisiert
ZHUGHQ*OHLFK]HLWLJZHUGHQPLWGLHVHQLP1DPHQGHU5HOLJLRQHUKREHQHQ
Forderungen andersdenkende Muslime unter Druck gesetzt, diesen Normen
ebenfalls in gleicher Weise zu folgen.
Ebenso kann Religionsfreiheit zu Lasten von Frauenrechten instrumentaOLVLHUWZHUGHQZLH0LWDUEHLWHULQQHQYRQ)UDXHQKlXVHUQXQG*HZDOWVFKXW]HLQULFKWXQJHQEHVWlWLJHQN|QQHQZHQQHWZD9HUWUHWHUHLQHVVHKUNRQVHUYDWLYHQELVOHJDOLVWLVFKSROLWLVFKHQ,VODPKlXVOLFKH*HZDOWJHJHQ7|FKWHUXQG
Ehefrauen im Fall von deren „Ungehorsam“ als „maßvolle Züchtigungen“
JHPl‰ 6XUH WROHULHUHQ P|FKWHQ DQVWDWW VLH SULYDW XQG |IIHQWOLFK LQ
DOOHU)RUPXQGLQMHGHPHLQ]HOQHQ)DOO]XYHUXUWHLOHQXQG|IIHQWOLFKJHJHQ
MHGH)RUPGHU*HZDOWDXVEXQJJHJHQ)UDXHQ6WHOOXQJ]XEH]LHKHQXQG]ZDU
DXFKGDQQZHQQYRQDQGHUHQGLHVH5HFKWIHUWLJXQJDXVGHQUHOLJL|VHQ4XHOOHQXQG7UDGLWLRQHQGHV,VODPDEJHOHLWHWZLUG6RZHQLJVLFKGHU6WDDWXQG
VHLQH 9HUWUHWHU HLQHUVHLWV LQ UHOLJL|VH $XIIDVVXQJHQ XQG /HKUHQ YRQ 5HOLJLonsgemeinschaften einzumischen haben, so eindeutig ist hier andererseits
GLH*UHQ]HYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWEHUVFKULWWHQXQGVRXQ]ZHLIHOKDIWEHGHXWHW
HVHLQH,QVWUXPHQWDOLVLHUXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWZHQQHLQHQRFKVRYRUJHEOLFKÅPD‰YROOH=FKWLJXQJ´YRQ)UDXHQLQLUJHQGHLQHU:HLVHDOVUHOLJL|V
RGHUWUDGLWLRQHOOJHUHFKWIHUWLJWDN]HSWLHUWRGHUJHOHKUWZLUGRGHU6FKULIWHQ
und Büchern islamischer Theologen, die solches lehren, in Moscheen verNDXIWRGHULP,QWHUQHWYHUEUHLWHWZHUGHQ
ϱϲŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŝŶĞƵƚƐĐŚůĂŶĚ
1. Ist die Trennung von Staat und (den vorherrschenden) Glaubensgemeinschaften eine Grundvoraussetzung für die Religionsfreiheit? Wenn ja, ist sie in
Deutschland gewährleistet?
'LH7UHQQXQJYRQ6WDDWXQG5HOLJLRQEHI|UGHUW]ZDULQGHU5HJHO5HOLJLRQVfreiheit, sie ist aber nicht in jedem Fall Voraussetzung für Religionsfreiheit
XQGDXFKQLFKWDXWRPDWLVFK*DUDQWGDIUZLHHWZDDQGHUYRP/DL]LVPXV
JHSUlJWHQ7UNHLOHLFKWHUNHQQEDUZLUG2E5HOLJLRQVIUHLKHLWLQHLQHP/DQG
existiert, entscheidet sich vor allen Dingen am Umgang der MehrheitsreliJLRQPLWGHQUHOLJL|VHQ0LQGHUKHLWHQ'DVVHVLPZDKKDELWLVFKJHSUlJWHQ
Saudi-Arabien überhaupt keine Religionsfreiheit gibt, ist an seinem Umgang
mit Christen, aber auch mit Vertretern anderer Richtungen des Islam erkennEDUZLHHWZDLP8PJDQJPLWGHQ6FKLLWHQGLH2SIHUYRQ'LVNULPLQLHUXQJ
8QWHUGUFNXQJXQGDXFK*HZDOWDXVEXQJVLQGGLHVLFKLQGHU9HUJDQJHQKHLWJHJHQUHOLJL|VH6WlWWHQXQG3HUVRQHQULFKWHWHQ
'DGLHGHP/DL]LVPXVYHUSÁLFKWHWH7UNHLGHQ,VODPDOVHLQ]LJH5HOLJLRQ
I|UGHUWXQGXQWHUVWW]WDOOHDQGHUHQ5HOLJLRQHQMHGRFKOHW]WOLFKDOV,UUWPHU
und potentiell gefährlich für die Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung
XQG6WDELOLWlWEHWUDFKWHWQW]WGDV3ULQ]LSGHV/DL]LVPXVGHQUHOLJL|VHQ0LQGHUKHLWHQLQGHU7UNHLLQGHU3UD[LVZHQLJ:HGHULVWGHURUWKRGR[HQ.LUFKH
erlaubt, Seminare zur Ausbildung von Priestern zu betreiben, noch evangeOLVFKHQ &KULVWHQ JHVWDWWHW *HElXGH ]X HUZHUEHQ QRFK GDUI VHLW -DKUKXQGHUWHQDQJHVWDPPWHU.LUFKHQEHVLW]ZLHHWZDGDVV\ULVFKRUWKRGR[H.ORVWHU
0RU*DEULHODXVGHP-DKUKXQGHUWXQDQJHIRFKWHQZHLWHULQNLUFKOLFKHP
Besitz verbleiben (sondern ist von Enteignung bedroht).
Dass die Trennung von Kirche und Staat umgekehrt nicht in jedem Fall unDEGLQJEDUH9RUDXVVHW]XQJIUGLH*HZlKUXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWZLUG
auch daran deutlich, dass in Skandinavien der lutherische Protestantismus
]ZDUODQJH=HLW6WDDWVUHOLJLRQZDUGLHVNDQGLQDYLVFKHQ/lQGHUMHGRFKGHQQRFKJDQ]REHQDXIGHU/LVWHGHUMHQLJHQ6WDDWHQVWDQGHQGLHHLQ+|FKVWPD‰
DQ 5HOLJLRQVIUHLKHLW JHZlKUWHQ 0LWWOHUZHLOH ZXUGH GDV 6WDDWVNLUFKHQWXP
JU|‰WHQWHLOVDEJHEDXWGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWLQ6NDQGLQDYLHQDXFKMHW]WLQ
sehr hohem Maß gegeben.
2. Ist das kirchliche Sonderarbeitsrecht weiterhin mit der Verfassung vereinbar
und gesellschaftspolitisch tragbar?
Das kirchliche Sonderarbeitsrecht stammt aus einer Zeit nach dem Ende des
:HOWNULHJVDOVGLHDEVROXWH0HKUKHLWGHU%HY|ONHUXQJHQWZHGHUNDWKROLVFK
RGHUHYDQJHOLVFKZDUHLQLJH%HVWLPPXQJHQ]XGHQÅ5HOLJLRQHQXQG5HOLJL-
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ 57
RQVJHVHOOVFKDIWHQ´ZLHHWZDGHUHQ*OHLFKVWHOOXQJPLW:HOWDQVFKDXXQJVJHmeinschaften, gehen sogar noch zurück auf die „Verfassung des Deutschen
Reiches“ (die sogenannte „Reichsverfassung“) vom 11. August 1919.
,Q]ZLVFKHQKDWVLFKMHGRFKGLHUHOLJL|VH/DQGVFKDIWHUNHQQEDUYHUlQGHUW
*UREJHVSURFKHQJHK|UHQKHXWHGHU%HY|ONHUXQJGHUNDWKROLVFKHQ.LUFKH
DQHLQGHUHYDQJHOLVFKHQXQGGHU%HY|ONHUXQJVLQGLQ'HXWVFKODQG
NRQIHVVLRQVORVRGHUJHK|UHQHLQHU:HOWDQVFKDXXQJRGHU5HOLJLRQDQGHUHQ
0LWJOLHGHU]DKO QLFKW VWDDWOLFK HUKREHQ ZLUG ZLH GHP ,VODP %XGGKLVPXV
oder Hinduismus).
Aber auch die „Kirchenlandschaft“ hat sich intern sehr stark verändert: Es
existieren heute neben den etablierten Landeskirchen verschiedene orthodoxe und katholische orientalische Kirchen aus dem Nahen Osten, etliche
.LUFKHQ YRQ 0LJUDQWHQJUXSSHQ WHLOZHLVH .RQYHUWLWHQ ]XP &KULVWHQWXP
RGHUJUR‰H)UHLNLUFKHQGLHLQ9HUElQGHQGHXWVFKODQGZHLWRUJDQLVLHUWVLQG
XQG YRP JHOWHQGHQ .LUFKHQUHFKW HEHQVR ZHQLJ EHUFNVLFKWLJW ZHUGHQ ZLH
PXVOLPLVFKH RGHU EXGGKLVWLVFKH *UXSSHQ 'LHVH UHOLJL|V VHKU GLYHUVH XQG
außerhalb des Bereichs der evangelischen und katholischen Kirche statisWLVFKQLFKWHLQGHXWLJHUIDVVEDUH/DQGVFKDIWZLUGYRPJHOWHQGHQ.LUFKHQUHFKW
nicht mehr gemäß der tatsächlichen Verhältnisse abgebildet.
%HL HLQHU P|JOLFKHQ bQGHUXQJ GHV NLUFKOLFKHQ 6RQGHUDUEHLWVUHFKWV ZlUH
allerdings zu bedenken:
'DVNLUFKOLFKH6RQGHUDUEHLWVUHFKWJLOWIUDOOHUHOLJL|VHQ*HPHLQVFKDIWHQ
GLH GHQ 6WDWXV HLQHU .G|5 EHVLW]HQ QLFKW QXU IU GLH .LUFKHQ HV LVW DOVR
ZHQLJHU HLQH NLUFKOLFKH 6RQGHUUHJHOXQJ DOV HLQH 5HJHOXQJ GLH DOOH 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQPLW.G|56WDWXVEHWULIIW:HQQPDQGDVNLUFKOLFKH6RQGHUDUEHLWVUHFKWlQGHUQZROOWHPVVWHPDQQLFKWV*HULQJHUHVlQGHUQDOVGDV
Grundgesetz, denn laut GG regeln die Religionsgemeinschaften ihre inneren
$QJHOHJHQKHLWHQVHOEVW%LVKHUYHUWUDWHQGDV%XQGHVYHUIDVVXQJVJHULFKWVRZLH
DXFK ZHLWHUH KRKH ,QVWDQ]HQ GHU 5HFKWVSUHFKXQJ GDVV VLFK GDV NLUFKOLFKH
Sonderarbeitsrecht unmittelbar aus dieser Regelung ableitet. Daher müsste
EHLHLQHUbQGHUXQJGHVNLUFKOLFKHQ6RQGHUDUEHLWVUHFKWV]XQlFKVWGLH9HUIDVVXQJJHlQGHUWZHUGHQXQGQDFKIROJHQGGLH6WDDWVNLUFKHQYHUWUlJH
$EHUDXFKZHQQGLH9HUIDVVXQJJHlQGHUWZUGHEOLHEHQGLH$XVQDKPHQ
im Anti-Diskriminierungsgesetz erhalten (die nicht nur für Kirchen gelten,
VRQGHUQIUDOOH5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQHLQHbQGHUXQJZUGH]XGHP*HVHW]HVlQGHUXQJHQDXI(8(EHQHQDFKVLFK]LHKHQPVVHQ:DVDEHUZlUHPLW
GLHVHPLPPHQVKRKHQ$XIZDQGWDWVlFKOLFK]XJHZLQQHQ":DVZlUHGHU9RUteil für Arbeitnehmer? Ein effektiver Nutzen für den einzelnen Arbeitnehmer
scheint hier nicht recht erkennbar.
ϱϴŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
3. Was sind die zentralen rechtlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen
bei der Wahrung der Religionsfreiheit in Deutschland, und wie können Politik,
Zivilgesellschaft und die Religionsgemeinschaften zu dieser beitragen?
Eine Grundlage des Verständnisses von Weltanschauung und Religion in
Deutschland ist von der Vorgabe geprägt, dass Religionen und WeltanschauXQJHQQLFKWQXULPSULYDWHQ%HUHLFKDXVJHEWZHUGHQGUIHQZRYRQHWZD
der Laizismus in Frankreich ausgeht), sondern auch in der Öffentlichkeit in
(UVFKHLQXQJ WUHWHQ IU LKUH hEHU]HXJXQJHQ DXI IULHGOLFKH :HLVH ZHUEHQ
N|QQHQXQGLQGHU9HUPLWWOXQJYRQVLQQJHEHQGHQXQGHWKLVFKHQ*UXQGVlW]HQXQG/HLWOLQLHQZLFKWLJH/RWVHQIUGLH*HVWDOWXQJHLQHVIULHGOLFKHQ0LWHLQDQGHUVVLQG=XGHQ0|JOLFKNHLWHQGHU6HOEVWGDUVWHOOXQJGHU5HOLJLRQHQ
XQG:HOWDQVFKDXXQJHQLQGHUgIIHQWOLFKNHLWJHK|UWDXFKLKUH0LWZLUNXQJLQ
den Rundfunkräten, das Recht auf Erteilung von Religionsunterricht oder die
staatliche Finanzierung theologischer Lehrstühle.
:HQQ GLHVH $XVJHVWDOWXQJ YRQ |IIHQWOLFK VLFKWEDUHU 5HOLJLRQ DQJHVLFKWV
GHU YHUlQGHUWHQ NLUFKOLFKHQ E]Z UHOLJL|VHQ /DQGNDUWH LQ 'HXWVFKODQG DXI
GHQ3UIVWDQGNRPPWVWHOOWVLFKGLH)UDJHLQZHOFKHU%H]LHKXQJGLHVH5HJHOXQJHQQHXJHVWDOWHWZHUGHQVROOWHQXQGZHULQGHU/DJHZlUHHLQ0RGHOO
zu ersinnen, das allen Religionsgemeinschaften Gerechtigkeit gemäß ihres
3URSRU]HVDQJHGHLKHQOLH‰H$XIZHOFKH:HLVHN|QQWHKLHUHLQ.RQVHQVJHIXQGHQ ZHUGHQ LQVEHVRQGHUH GD GLHVH )UDJH LQ GHU gIIHQWOLFKNHLW KlXÀJ
VHKUHPRWLRQDOGLVNXWLHUWZLUG"
Eine Verdrängung von Religion und sämtlichen Religionsgemeinschaften
LQHLQHQDXVVFKOLH‰OLFKSULYDWHQ%HUHLFKÀQGHWLQ'HXWVFKODQGNHLQH=XVWLPmung, zumal diese strenge Trennung von Staat und Kirche nicht der hisWRULVFK JHZDFKVHQHQ 7UDGLWLRQ LQ 'HXWVFKODQG HQWVSULFKW *OHLFK]HLWLJ JLOW
dass dieses Modell einer prinzipiellen, aber nicht in allen Bereichen vollstänGLJHQ7UHQQXQJYRQ.LUFKHXQG6WDDWGLHLQHLQLJHQ%HUHLFKHQHLQHZRKOZROOHQGH)|UGHUXQJGHU.LUFKHQGXUFKGHQ6WDDWPLWHLQVFKOLH‰WQLFKWRKQH
ZHLWHUHVDXIDQGHUH5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQEHUWUDJEDULVWGLH]%QLFKW
GLHVHOEHQ9RUDXVVHW]XQJHQIUGLH9HUOHLKXQJYRQ.|USHUVFKDIWVUHFKWHQPLWEULQJHQ²'LHVH6LWXDWLRQVWHOOWHLQH]HQWUDOHUHFKWOLFKHXQGJHVHOOVFKDIWOLFKH
Herausforderung bei der Wahrung von Religionsfreiheit in Deutschland dar.
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐϱϵ
4. Welche Formen von Diskriminierung und faktischen Einschränkungen bei der
Ausübung ihrer Religionsfreiheit erleben insbesondere Mitglieder nichtchristliFKHU5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQLQ'HXWVFKODQGDPKlXÀJVWHQXQGZLHNDQQGLH
Politik diesen erfolgreich begegnen?
,Q GHU ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ $QDO\VH ZLUG ]ZLVFKHQ 'LVNULPLQLHUXQJ GXUFK
den Staat und Diskriminierung durch die Gesellschaft unterschieden: Diskriminierung und faktische Einschränkungen in Bezug auf Religionsfreiheit
GXUFKGHQ6WDDWÀQGHWVLFKLQ'HXWVFKODQGVRJXWZLHEHUKDXSWQLFKW,P
JHVHOOVFKDIWOLFKHQ %HUHLFK VLHKW HV DQGHUV DXV HV HUHLJQHQ VLFK LQ HLQLJHQ
%HUHLFKHQ]XQHKPHQG'LVNULPLQLHUXQJHQZLH]%GXUFKYHUVFKLHGHQH$XVGUXFNVIRUPHQGHV$QWLVHPLWLVPXVJHJHQ$QJHK|ULJHGHUMGLVFKHQ0LQGHUKHLWGLHVRZHLWUHLFKHQGDVVGHU3UlVLGHQWGHV=HQWUDOUDWVGHU-XGHQEHUHLWV
GD]XULHWLQEHVWLPPWHQ6WDGWYLHUWHOQDXIGDV|IIHQWOLFKH7UDJHQGHU.LSSD
zu verzichten). Diese gesellschaftlichen Formen der Diskriminierung sind
KlXÀJVFKZHU]XNRQWUROOLHUHQXQG]XXQWHUELQGHQZLHGLH'LVNULPLQLHUXQgen von Muslimen in der Anonymität des Internets).
$OOJHPHLQ JHVSURFKHQ N|QQHQ 0LWJOLHGHU YRQ 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ
0XVOLPHHEHQVRZLH&KULVWHQLPJHVHOOVFKDIWOLFKHQ/HEHQDXIJUXQGLKUHV
UHOLJL|VHQ%HNHQQWQLVVHVLQVEHVRQGHUHVHLWHQV3HUVRQHQ'LVNULPLQLHUXQJHUfahren, die ein atheistisches oder evolutionistisches Welt- und Menschenbild
DEVROXW VHW]HQ UHOLJL|VH hEHU]HXJXQJHQ DOV ÅYRUPRGHUQ´ EHWUDFKWHQ XQG
RGHU HLQH QLFKW YRUKDQGHQH UHOLJL|VH %LQGXQJ DOV 9RUDXVVHW]XQJ IU GLH
Fähigkeit zu Wissenschaft und vorurteilsloser Forschung erachten. Die im
'XUFKVFKQLWWUHOLJL|VLQVWlUNHUHP0D‰JHEXQGHQHPXVOLPLVFKH0LQGHUKHLW
trifft diese diskriminierende Vorverurteilung um so stärker.
5. Welche Herausforderungen bestehen im Kontext der aktuellen Flüchtlingssituation bezüglicher der Wahrung der Religionsfreiheit in Deutschland, und wie
können Politik, Zivilgesellschaft und Religionsgemeinschaften hier frühzeitig
ansetzen, um Angehörigen aller Glaubensgemeinschaften die Wahrnehmung
ihres Rechts auf Religionsfreiheit zu ermöglichen?
'LHJHJHQZlUWLJH)OFKWOLQJVVLWXDWLRQELHWHWLQGLHVHU+LQVLFKW&KDQFHQXQG
+HUDXVIRUGHUXQJHQ 'LH &KDQFH EHVWHKW ]XQlFKVW LQ GHU 0|JOLFKNHLW GLH
Thematik der Religions- und Weltanschauungsfreiheit erneut in den Fokus
JHVHOOVFKDIWOLFKHU'HEDWWHQ]XUFNHQGLH+HUDXVIRUGHUXQJGDULQ=XZDQGHUHUQXQGVSlWHUHQ1HXEUJHUQGLHYRUZLHJHQGDXV/lQGHUQRKQHHFKWH
Religionsfreiheit kommen, die Akzeptanz und Achtung aller Weltanschauungen und Religionen nahe zu bringen.
ϲϬŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
Viele Flüchtlinge sind aufgrund der in ihren Herkunftsländern schmerzlich
YHUPLVVWHQ 0HLQXQJV XQG 5HOLJLRQVIUHLKHLW QDFK 'HXWVFKODQG JHNRPPHQ
IUPDQFKHZLUGGLH3OXUDOLWlWGHU:HOWDQVFKDXXQJHQXQG5HOLJLRQHQHLQH
XQJHZRKQWHXQGYLHOOHLFKWQLFKWLPPHUOHLFKW]XDN]HSWLHUHQGH5HDOLWlWVHLQ
XQGZLHGHUDQGHUHVLQGPLWGHP=LHOJHNRPPHQGLHEHVWHKHQGHQ)UHLKHLWVUHFKWH²GDUXQWHUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLW²IUVLFKVHOEVW]XQXW]HQXPVLHIU
andere abzuschaffen. Während viele Menschen die Freiheit zur Entscheidung
EHJU‰HQZHUGHQREVLHQRFKHLQHUE]ZLKUHUDQJHVWDPPWHQ5HOLJLRQDQJHK|UHQP|FKWHQP|FKWHQDQGHUHGHQPLWLKQHQHLQJHZDQGHUWHQ)OFKWOLQJHQGLHVH)UHLKHLWJHUDGHVWUHLWLJPDFKHQXQGZLHDQGHQhEHUJULIIHQDXI
Minderheiten und Konvertiten zum Christentum in vielen Flüchtlingslagern
GHXWOLFKZLUGQLFKWGXOGHQGDVVGLHVH)UHLKHLWLQ$QVSUXFKJHQRPPHQZLUG
+LHULVWDOOHV0|JOLFKH]XWXQXPGLHVLFKDXIJUXQGYRQ7UDXPDWLVLHUXQJ
(QJH8QJHZLVVKHLWXQG8QWlWLJNHLWHUJHEHQGHQ6SDQQXQJHQ]XYHUULQJHUQ
gleichzeitig jedoch auch für den Schutz von Minderheiten Sorge zu tragen
XQG9HUWUHWHUQHLQHVVDODÀVWLVFKIXQGDPHQWDOLVWLVFKHQ,VODPNHLQHQ=XWULWW
zu Asylunterkünften zu gestatten.
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐŝŵ/ƐůĂŵ
1. Die Euphorie nach der arabischen Revolution von 2010 ist mittlerweile Ernüchterung gewichen. Die Hoffnungen auf eine Demokratisierung der Staaten
Nordafrikas und des Nahen Ostens haben sich – mit Ausnahme von Tunesien
– nicht erfüllt. In Syrien und in Libyen toben Bürgerkriege, in Ägypten hat das
Militär wieder ein autoritäres Regime installiert und in der Türkei gibt es Bestrebungen, den einst formal laizistischen Staat zu einem religiös geprägten autoritären Präsidialsystem umzuformen. Andererseits gilt Indonesien seit 1998
– trotz Rückschlägen – noch immer als Vorbild einer muslimischen Demokratie.
In diesem Kontext stellt sich die Frage: Wie demokratiefähig sind mehrheitlich
islamische Gesellschaften und wo kann Europa ansetzen, um diese auf dem Weg
zu Demokratie und Menschenrechten zu unterstützen?
Mehrheitlich islamisch geprägte Gesellschaften sind grundsätzlich demoNUDWLHIlKLJ2EGLHVH'HPRNUDWLHIlKLJNHLWSROLWLVFK*HVWDOWJHZLQQHQNDQQ
HQWVFKHLGHW VLFK ZHVHQWOLFK DQ GHU )UDJH RE GDV LVODPLVFKH 5HFKW 7HLO GHU
Verfassung und Gesetzgebung des betreffenden Landes ist. Der entscheidende Punkt ist, ob moralische und rechtliche Normen des Schariarechts in
GLH$XVIRUPXOLHUXQJYRQ5HFKW*HVHW]XQG9HUIDVVXQJHLQÁLH‰HQRGHUQLFKW
:RGDVGHU)DOOLVWZHUGHQVLFKLQMHGHP)DOO.RQÁLNWSXQNWHPLW'HPRNUDWLH
Menschen- und Freiheitsrechten ergeben.
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ 61
6RZLUGHWZDLQDOOHQDUDELVFKHQ6WDDWHQGLHUHFKWOLFKH%HQDFKWHLOLJXQJYRQ
)UDXHQGDUDQGHXWOLFKGDVVGDV=LYLOUHFKW]ZDUMHQDFK/DQGLP'HWDLOXQWHUVFKLHGOLFKH5HJHOXQJHQDXIZHLVWGLHVHV=LYLOUHFKWMHGRFKLQDOOHQDUDELschen Staaten vom Schariarecht geprägt ist oder anders gesagt, in keinem
arabischen Land ein säkulares Zivilrecht existiert. Das hat zur Folge, dass
Frauen im Ehe-, Erb-, Scheidungs- und Kindschaftssorgerecht Benachteiligte
VLQG 6R KDEHQ )UDXHQUHFKWVEHZHJXQJHQ LQ YHUVFKLHGHQHQ /lQGHUQ ]ZDU
HLQH(UVFKZHUXQJGHU(KHDXÁ|VXQJHWZDGXUFK]ZLQJHQGYRUJHVFKULHEHQH
JHULFKWOLFKH 9HUV|KQXQJV XQG 9HUPLWWOXQJVYHUVXFKH LP 9RUODXI HLQHU JHULFKWOLFKHQ6FKHLGXQJRGHUDXFKGLH(UVFKZHUXQJGHU3RO\JDPLHGXUFKVHW]HQN|QQHQGLHLP=LYLOUHFKWDQ%HGLQJXQJHQJHNQSIWZLUGZLH]%GHQ
]X HUEULQJHQGHQ 1DFKZHLV GHU ÀQDQ]LHOOHQ 0|JOLFKNHLW ]XU )KUXQJ HLQHV
=ZHLWKDXVKDOWHVGXUFKGHQ(KHPDQQ²HLQJHVHW]OLFKHV9HUERWGHU3RO\JDPLHNRQQWHGLH)UDXHQEHZHJXQJMHGRFKLQNHLQHPDUDELVFKHQ6WDDWGXUFKVHW]HQOHGLJOLFKLQ7XQHVLHQZXUGHGLH9LHOHKHEHUHLWVYRPHKHPDOLJHQ
Präsidenten Bourghiba abgeschafft). Der eigentliche Grund dafür liegt im
VFKDULDUHFKWOLFKJHSUlJWHQ&KDUDNWHUGHV=LYLOUHFKWVZHLOGDV6FKDULDUHFKW
QXQHLQPDOGLH0|JOLFKNHLW]XU3RO\JDPLHHLQUlXPW
'HPRNUDWLHZLUGVLFKLQLVODPLVFKJHSUlJWHQ*HVHOOVFKDIWHQGDQQGXUFKVHW]HQN|QQHQZHQQGRUWHLQ9HU]LFKWDXIGLH3UlJXQJGHV5HFKWVGXUFKVFKDULDUHFKWOLFKH1RUPHQ5DXPJHZLQQWGDGDV6FKDULDUHFKWHLQH9RURUGQXQJ
GHV J|WWOLFKHQ *HVHW]HV YRU MHGHU PHQVFKOLFKHQ 5HFKWVVHW]XQJ EHLQKDOWHW
6FKDULDUHFKWDOV*RWWHVUHFKW²XQGGDVZLUGYRQGHUHWDEOLHUWHQLVODPLVFKHQ
7KHRORJLHNRQVHQVXDOEHXUWHLOW²VWHKWEHUGHPYRQ0HQVFKHQJHPDFKWHQ
Recht und ist prinzipiell nur interpretierbar, nicht aufgebbar. Solange dieser
$QVSUXFK LQ VWDDWOLFKHP 5HFKW VHLQHQ 1LHGHUVFKODJ ÀQGHW VHL HV LP =LYLOUHFKWZLHLQDOOHQDUDELVFKHQ6WDDWHQRGHUVHLHVLP6WUDIUHFKWZLHQXULQ
HLQLJHQ6WDDWHQGHV1DKHQXQG0LWWOHUHQ2VWHQVZHUGHQVLFK0HLQXQJVSOXUDOLVPXVHLQ|IIHQWOLFKXQJHKLQGHUWHU$XVWDXVFKGLYHUVHU5HFKWVDXIIDVVXQJHQ 3DUWHLHQYLHOIDOW XQG HLQH IUHLH :DKOP|JOLFKNHLW GHU %UJHU ]ZLVFKHQ
YHUVFKLHGHQHQ5HOLJLRQHQXQG:HOWDQVFKDXXQJHQQLFKWGXUFKVHW]HQN|QQHQ
'LH0|JOLFKNHLWHQ(XURSDV'HPRNUDWLHXQG0HQVFKHQUHFKWHLQGLHVHU5HJLRQ]XXQWHUVWW]HQVLQGGXUFKGLUHNWH,QWHUYHQWLRQPLW6LFKHUKHLWJHULQJ
vielversprechender scheint ein Engagement in Bildung und Ausbildung, in
$XVWDXVFKXQG%HJHJQXQJVSURJUDPPHQVRZLHGHU8QWHUVWW]XQJYRQ3URjekten, die sich thematisch mit der Begründung von Demokratie und Freiheitsrechten befassen.
ϲϮŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
:HOFKH .RQÁLNWSXQNWH EHVWHKHQ ]ZLVFKHQ HLQHP LVODPLVFKHQ 5HFKWVV\VWHP
auf Basis der Scharia auf der einen und den für eine funktionsfähige Demokratie essentiellen Menschen- und Freiheitsrechten (v.a. Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Frauenrechte und Minderheitenrechte) auf der anderen Seite?
(V EHVWHKHQ .RQÁLNWSXQNWH ]ZLVFKHQ HLQHP LVODPLVFKHQ 5HFKWVV\VWHP DXI
Basis der Scharia und den für eine funktionsfähige Demokratie essentiellen Menschen- und Freiheitsrechten auf allen genannten Gebieten, also auf
dem Gebiet der Religionsfreiheit, der Meinungsfreiheit, der Frauen- und
Minderheitenrechte:
Meinungs- und Religionsfreiheit: Schariageprägtes Recht schränkt ReligiRQVIUHLKHLW LQ MHGHP )DOO HLQ GD QDFK 6FKDULDUHFKW ]ZDU DOOH $QJHK|ULJHQ
DQGHUHU5HOLJLRQHQ]XPhEHUWULWW]XP,VODPHLQJHODGHQZHUGHQWHLOVGXUFK
DNWLYHÅ'D·ZD´> Å(LQODGXQJ´@WHLOVGDGXUFKGDVVGLHLVODPLVFKH7KHRORJLH
den Islam als eine alle anderen Religionen übertreffende, vollkommene ReliJLRQGHÀQLHUWHLQHQ$XVWULWWDXVGHP,VODPVFKDULDUHFKWOLFKMHGRFKPLWGHU
Todesstrafe bedroht. Diese bis zum 10. Jahrhundert n. Chr. ausformulierte
schariarechtliche Verurteilung zum Tod jedes bekennenden „Abtrünnigen“
LVWQLHPDOVLQGHU7KHRORJLHJHVFKLFKWHDXIJHKREHQQRFKUHYLGLHUWZRUGHQ
Selbstverständlich haben in der Geschichte unter Muslimen, unter HerrVFKHQGHQXQG7KHRORJHQDXFKDQGHUH$XIIDVVXQJHQH[LVWLHUWHLQLJH7KHRlogen haben sich sogar sehr offensiv für die Wahlfreiheit der Religion ausgeVSURFKHQZLHHWZDLQGHU*HJHQZDUWGHULQ$XVWUDOLHQDQVlVVLJHYRQGHQ
Malediven stammende Theologe und Hochschullehrer Abdullah Saeed). Sie
KDEHQ DEHU LQVJHVDPW ZHQLJ $QKlQJHU JHIXQGHQ XQG ELVKHU QXU JHULQJHQ
(LQÁXVV DXVJHEW GD 6FKDULDUHFKW GLH 7RGHVVWUDIH XQPLVVYHUVWlQGOLFK IRUGHUWXQGGLHHWDEOLHUWH7KHRORJLH$EZHLFKXQJHQGDYRQELVKHXWHDOV.HW]HUHL
betrachtet.
$XFK ZHQQ GLH JHULFKWOLFKH 9HUXUWHLOXQJ XQG GHU VWDDWOLFKH 9ROO]XJ GHU
7RGHVVWUDIHQXULQHLQLJHQ/lQGHUQZHJHQ$SRVWDVLHDXIJUXQGGHUJHOWHQGHQ
5HFKWVODJHP|JOLFKVLQG]%LQ1RUGVXGDQ6DXGL$UDELHQ-HPHQ0DXUHtanien), bleibt davon die Tatsache unberührt, dass auch in Ländern, in denen
NHLQHVROFKH*HVHW]JHEXQJH[LVWLHUWZLHHWZDLQbJ\SWHQHLQ$XVWULWWDXV
dem Islam und/oder ein Beitritt zu einer anderen Religionsgemeinschaft für
HLQHQHKHPDOLJHQ0XVOLPUHFKWOLFKQLFKWP|JOLFKLVW$XFKGRUWJHQLH‰HQHWZDLJH5HOLJLRQVZHFKVOHUNHLQH5HFKWVVLFKHUKHLWGDVLHLPPHUZLHGHUGXUFK
)DWZDV 5HFKWVJXWDFKWHQ RGHU $XVVDJHQ YRQ 0DFKWKDEHUQ |IIHQWOLFK ]XP
Tod verurteilt und von eifernden Mitgliedern der Gesellschaft z. T. auf offeQHU6WUD‰HKLQJHULFKWHWZHUGHQ6RYHUWHLGLJWHHWZDLQbJ\SWHQGHU5HOLJL-
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ 63
RQVPLQLVWHU0DKPXG+DPGL=DT]XTLP-DKUGLHLQbJ\SWHQJHVHW]OLFK
QLFKW YRUJHVHKHQH 7RGHVVWUDIH IU .RQYHUWLWHQ ZHLO GHU $EIDOO YRP ,VODP
Hochverrat sei.
Andere Länder, in denen keine Gesetze gegen Konversion zu einer anderen
5HOLJLRQDOVGHP,VODPH[LVWLHUHQYHUXUWHLOHQ.RQYHUWLWHQKlXÀJZHJHQDQGHUHU9HUJHKHQZLHHWZD6SLRQDJHRGHU'URJHQKDQGHOZLHHWZDGHU,UDQ
=7ZHUGHQ.RQYHUWLWHQ]XU%DKi¶tUHOLJLRQRGHU]XP&KULVWHQWXPDEHUDXFK
EHNHQQHQGH$WKHLVWHQRGHU6lNXODULVWHQ²WHLOZHLVHPLW%LOOLJXQJRGHUVRJDU
XQWHU $QVWLIWXQJ UHOLJL|VHU *HOHKUWHU ² DXI RIIHQHU 6WUD‰H DQJHJULIIHQ XQG
HUPRUGHWZLHHWZDLP-DKUGHUEHNHQQHQGH6lNXODULVW)DUDJ)RXGDLQ
bJ\SWHQ6RJXWZLHEHUDOOVLQGVLHbFKWXQJ'LVNULPLQLHUXQJXQGVR]LDOHU
Verfolgung ausgesetzt.
Minderheitenrechte:'LHWDWVlFKOLFKH9HUIDVVWKHLWGHUUHOLJL|VHQ0LQGHUKHLten unterscheidet sich von Land zu Land und von Gruppierung zu GruppieUXQJ$EHUEHUDOOGRUWZR6FKDULDUHFKW7HLOGHVVWDDWOLFKHQ5HFKWVLVWJHQLH‰HQ0LQGHUKHLWHQQXUYHUPLQGHUWH5HFKWHGLHGXUFKGLHUHOLJL|VH5HFKWVVHW]XQJGHÀQLHUWZHUGHQ'LHELVKHULJHQ5HJLHUXQJHQGHUDUDELVFKHQ/lQGHU
]XJUR‰HQ7HLOHQÅhEHUEOHLEVHO´DXVGHU=HLWGHVÅ.DOWHQ.ULHJHV´ZDUHQELV
]XU$UDELVFKHQ5HYROXWLRQ²REZRKOGLH/lQGHUGLHVHU5HJLRQPLW$XVQDKPH
des Libanon den Islam als „Staatsreligion“ in ihren Verfassungen benennen
²JU|‰WHQWHLOVVlNXODUELVQDWLRQDOLVWLVFKJHSUlJW6LHWUXJHQLKUHUVHLWVVHOEVW
UHFKWZHQLJ]XUDNWLYHQ9HUIROJXQJUHOLJL|VHU0LQGHUKHLWHQXQG6RQGHUJUXSSHQEHLZHQQVLHDXFKELVZHLOHQhEHUJULIIHQJHJHQ0LQGHUKHLWHQZHQLJHQWgegensetzten, Angreifer nicht konsequent verfolgten, Minderheiten rechtlich
benachteiligten und ihre gesellschaftliche Diskriminierung nicht beseitigten
$XVQDKPHQELOGHQYRUDOOHPGHU,UDQXQG6DXGL$UDELHQ]ZHL/lQGHULQ
GHQHQGHU6WDDWGLH9HUIROJXQJXQGbFKWXQJYRQ0LQGHUKHLWHQXQPLWWHOEDU
betreibt).
So bekennen sich die Länder der MENA-Region1 in ihren Verfassungen zur
Scharia, aber auch zur Religionsfreiheit, die vor Ort allerdings durchaus unWHUVFKLHGOLFKH )RUPHQ DQQLPPW 'LH %DQGEUHLWH UHLFKW YRQ RIÀ]LHOOVWDDWOLFKHUVHLWV JDUDQWLHUWHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW ZLH LQ GHU 7UNHL ZHQQ DXFK GLH
3UD[LVYLHOIDFKDQGHUVDXVVLHKWELV]XY|OOLJHP)HKOHQYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLW
LQ7KHRULHXQG3UD[LVZLHHWZDLQ6DXGL$UDELHQ+LQVLFKWOLFKGHV6WDWXV·
der einzelnen Gruppen unterscheiden sich die Rechte von (schariarechtlich)
DQHUNDQQWHQ0LQGHUKHLWHQZLH-XGHQXQG&KULVWHQ&KULVWHQJHQRVVHQELVKHU HLQH JHZLVVH $XWRQRPLH LP =LYLOUHFKW VRZLH LP UHOLJL|VHQ /HEHQ GDV
-XGHQWXPLVWLQHWOLFKHQDUDELVFKHQ/lQGHUQVRJXWZLHHUORVFKHQXQGQLFKW
1
MENA: Middle East and North Africa.
ϲϰŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
DQHUNDQQWHQ 0LQGHUKHLWHQ ZLH GHQ %DKi¶t GLH HWZD LQ bJ\SWHQ LKUH 5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLW QLFKW LQ LKUH 3HUVRQDOGRNXPHQWH HLQWUDJHQ N|QQHQ GD
VLHNHLQHQOHJDOHQ5HFKWVVWDWXVEHVLW]HQ$XFKEHWUHIIHQGLHLQWHUUHOLJL|VHQ
6SDQQXQJHQKlXÀJDXFKGLHLVODPLVFKHQÅ.RQIHVVLRQHQ´XQWHUHLQDQGHUZLH
HWZD6XQQLWHQXQG6FKLLWHQZLHHWZDLQ6DXGL$UDELHQ*OHLFKEHUHFKWLJXQJ
]ZLVFKHQ $QJHK|ULJHQ GHU 0HKUKHLWVUHOLJLRQ GHV ,VODP XQG GHQ 0LQGHUKHLWHQ -XGHQ &KULVWHQ %DKi¶t XD LVW XQWHU 6FKDULDUHFKW LQ MHGHP )DOO
ausgeschlossen.
Frauenrechte •Ǥ‘Ǥȋ”ƒ‰‡ͳȌǤ
3. In Deutschland gibt es Bemühungen, durch die Schaffung von entsprechenden
Lehrstühlen an den Universitäten und die staatliche Ausbildung von islamischen
Religionslehrern ein liberales und säkulares Islamverständnis zu stärken. Bassam Tibi hat in diesem Zusammenhang den Begriff des „Euro-Islams“ bereits
zu Beginn der 1990er Jahre in die wissenschaftliche Debatte eingebracht. Kann
HLQGDPLWYHUEXQGHQHUKLVWRULVFKNULWLVFKHU$QVDW]GDEHLKHOIHQGLH.RQÁLNWpunkte zwischen islamischen Rechtssystemen auf Basis der Scharia und liberalen demokratischen Verfassungen zu entschärfen?
In Deutschland diejenigen Kräfte zu stärken, die eine demokratiekompatible
,VODPLQWHUSUHWDWLRQYHUWUHWHQLVWP(YRQJUR‰HU%HGHXWXQJXQGNDQQZHJZHLVHQGIUGLHYLHOHQ0XVOLPHVHLQGLHQLFKWQXUIDNWLVFKJHUQHLQ'HXWVFKland leben, sondern auch Freiheitsrechte und Demokratie aktiv bejahen und
]XJOHLFKLKUHP*ODXEHQYHUEXQGHQEOHLEHQZROOHQ'LHVHÅ:HJZHLVXQJ´]X
einer Bejahung beider Komponenten übt eine Vorbildfunktion für diejeniJHQDXVGLHVLFKYRQ9HUWUHWHUQHLQHVH[WUHPLVWLVFKHQ,VODPKlXÀJYRUGLH
:DKOJHVWHOOWVHKHQHQWZHGHUHLQ'HPRNUDWRGHUHLQJOlXELJHU0XVOLPVHLQ
]XN|QQHQ8PVRPHKUVLQGDOWHUQDWLYH(QWZUIHZLHYRQ3URI0RXKDQDG
.KRUFKLGHGHV&HQWUXPVIU5HOLJL|VH6WXGLHQLQ0QVWHUZHUW]XVFKlW]HQ
den Versuchen, Freiheit von Wissenschaft und Forschung durch Vertreter etablierter Dachverbände einschränken oder Ergebnisse der dortigen Forschung
YHUXUWHLOHQXQGGDPLWHLQ0RQRSROIUGLH'HÀQLWLRQHLQHVÅ]XOlVVLJHQ´,VODP
EHKDXSWHQ]XZROOHQPXVVPLW(QWVFKLHGHQKHLWHQWJHJHQJHWUHWHQZHUGHQ
8P GLH .RQÁLNWSXQNWH ]ZLVFKHQ LVODPLVFKHQ 5HFKWVV\VWHPHQ DXI %DVLV
der Scharia und liberalen demokratischen Verfassung zu entschärfen, müsste
sich innerhalb der islamischen Theologie zunächst einmal die Bühne für
HLQHQ SOXUDOLVWLVFKHQ 5HOLJLRQVGLVNXUV |IIQHQ GDPLW 0XVOLPH VHOEVW XQWHUeinander offen über ihre unterschiedlichen Überzeugungen und AuffassunJHQLQHLQHQ'LVNXUVHLQWUHWHQN|QQHQRKQHXP3RVLWLRQJHVHOOVFKDIWOLFKH
Stellung oder sogar um ihr Leben fürchten zu müssen. Dass der Koran von
den Kriegszügen Mohammeds berichtet und auch nach Mohammeds Tod
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ 65
([SDQVLRQVNULHJHJHIKUWZXUGHQELOGHWQLFKWGHQ.RQÁLNWSXQNW]ZLVFKHQ
'HPRNUDWLHXQGLVODPLVFKHU7KHRORJLH'LHVH.RQÁLNWSXQNWHZHUGHQMHGRFK
dadurch hervorgerufen, dass die Auslegungsprinzipien des Korans in den ersWHQ -DKUKXQGHUWHQ IHVWJHOHJW ZXUGHQ XQG VHLWGHP DOV XQKLQWHUIUDJEDU JHOten. Das heißt, dass Koranverse über die rechtliche Benachteiligung der Frau,
über die minderrechtliche Stellung von Juden und Christen oder den Jihad
nach Auffassung der etablierten Theologen im Rahmen der traditionellen
$XVOHJXQJLQWHUSUHWLHUWZHUGHQVROOHQZLOOPDQVLFKQLFKWGHP9RUZXUIGHU
Ketzerei aussetzen. Und nicht nur das: Die rechtlichen Regelungen aus der
=HLW0XKDPPDGVGLHQLFKWVHKUXPIDQJUHLFKZDUHQVLQGQDFK0RKDPPHGV
Tod von den frühen Juristen bis zum 10. Jahrhundert in Rechtskompendien
LQWHUSUHWLHUWZRUGHQXQGJHOWHQELVKHXWHDOVYHUELQGOLFKH$XVOHJXQJHQ
(LQ HUVWHU 6FKULWW LQ GLH ULFKWLJH 5LFKWXQJ ZlUH HLQH ZLVVHQVFKDIWOLFK
kritische Betrachtung der Entstehungsgeschichte des Islam und der Person
Muhammads zuzulassen. Denn die Person Muhammads gilt bis heute in
DOOHQ VHLQHQ +DQGOXQJVZHLVHQ DOV XQDQJUHLIEDUHV PRUDOLVFKHV 9RUELOG XQG
in Rechtsfragen als absolut verbindlich. So lautet der Konsens der Gelehrten,
dass Muhammads der arabischen Kultur des 7. Jahrhunderts n. Chr. entstammenden Auffassungen, seine Vorlieben und Urteile, aber ebenso seine Kriegshandlungen prinzipiell unhinterfragbare Norm für alle Kulturen und Zeiten
VLQG²KLHUZlUHHLQHNULWLVFKH$XVHLQDQGHUVHW]XQJPLWVHLQHP9HUPlFKWQLV
XQGGHU)UDJHZLHKHXWHVHLQH$XIUXIH]X$QJULII9HUJHOWXQJXQG8PVHW]XQJHLQHU7KHRNUDWLHXPJHVHW]WZHUGHQN|QQHQRGHUPVVHQGULQJHQGHUforderlich. Die politische Sprengkraft dieser Nachahmung des Vorbilds MuKDPPDGV ZLUG DXFK GDUDQ GHXWOLFK GDVV GLH ,QWHJUDWLRQ YRQ $QJHK|ULJHQ
GHU*HPHLQVFKDIWGHU$OHYLWHQGLHZHGHUGDV6FKDULDUHFKWQRFKGDV9RUELOG
0XKDPPDGV LQ DOOHQ %HODQJHQ DOV UHFKWVYHUELQGOLFK SRVWXOLHUHQ ZHLWDXV
leichter gelingt.
'RUWMHGRFKZRLQ0RVFKHHQJHOHKUWZLUGGDVVHLQ0XVOLPQXUHLQ*OlXELJHUVHLQN|QQHZHQQHUVLFKYRQGHUZHVWOLFKHQ:HOW]XUFN]LHKWPLWQLHPDQGHPLQ.RQWDNWWULWWXQGNHLQHQLFKWPXVOLPLVFKH)UDXKHLUDWHWZHLOLKQ
GLHZHVWOLFKH:HOWYHUXQUHLQLJWXQGHUEHUXIHQVHLGHQ,VODPLP:HVWHQJDQ]
durchzusetzen einschließlich seines politischen und gesellschaftlichen AnVSUXFKVZLUGGDVGHVLQWHJULHUHQGZLUNHQXQG0DXHUQ]ZLVFKHQ0HQVFKHQ
errichten.
'DV 6FKDULDUHFKW LQ VHLQHU WUDGLWLRQHOOHQ $XVOHJXQJ LVW QLFKW PLW ZHVWOLchen Freiheits-, Gleichheits-, Menschen- und Frauenrechten kompatibel. Mit
einer solchen Lehre des Islam, der auch in Gesellschaft und Politik zu gelten
KDEHXQGGHUMXQJHQ0HQVFKHQLQ'HXWVFKODQGYHUPLWWHOWVLHN|QQHQQLFKW
gleichzeitig Muslime und Deutsche sein, stürzen Imame die Jugendlichen in
HLQHQ JUR‰HQ =ZLHVSDOW PDQFKH MXQJHQ 0HQVFKHQ NDSVHOQ VLFK UHJHOUHFKW
ϲϲŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
ab, andere geraten in die Fänge radikaler Gruppierungen. Damit das nicht
geschieht, muss von Imamen und Verbänden ein kritischer Diskurs zur Gültigkeit des Schariarechts, zu Frauenrechten und zur Religionsfreiheit geführt
und jungen Muslimen gangbare Wege für ein Leben in einer pluralistischen
*HVHOOVFKDIWDXIJH]HLJWZHUGHQ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞĞŶƚǁŝĐŬůƵŶŐ 67
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŐŝůƚŬĞŝŶĞƐǁĞŐƐŐƌĞŶnjĞŶůŽƐ͗
ZĞůŝŐŝŽŶƐƉŽůŝƟƐĐŚĞƌDƵůƟŬƵůƚƵƌĂůŝƐŵƵƐũĂ͕
ƌĞĐŚƚůŝĐŚĞƌDƵůƟŬƵůƚƵƌĂůŝƐŵƵƐŶĞŝŶ͊ϭ
dŚŽŵĂƐ^ƚƌĂƵďŚĂĂƌ
Prof. Dr. Thomas Straubhaar ist seit 1999 Professor der UniYHUVLWlW +DPEXUJ IU 9RONVZLUWVFKDIWVOHKUH LQVEHVRQGHUH
internationale Wirtschaftsbeziehungen. Gleichzeitig ist er
Direktor des Europa-Kollegs Hamburg. Seit September 2013
LVWHUQRQUHVLGHQW)HOORZGHU7UDQVDWODQWLF$FDGHP\LQ:DVKLQJWRQ '& ,P 6RPPHUVHPHVWHU ZDU HU 7KHRGRU
Heuss Gastprofessor an ITAM und UNAM in Mexico City.
7KRPDV 6WUDXEKDDU VWXGLHUWH 9RONVZLUWVFKDIWVOHKUH DQ GHU
8QLYHUVLWlW %HUQ ZR HU ]XP 'U UHU 3RO SURPRYLHUWH
und 1987 nach einem Forschungsaufenthalt an der University of California
LQ%HUNHOH\KDELOLWLHUWZXUGH(UZDU/HKUVWXKOYHUWUHWHUDQGHQ8QLYHUVLWlWHQLQ%HUQ.RQVWDQ]%DVHOXQG)UHLEXUJL%UXQG3URIHVVRUIU9RONVZLUWschaftslehre der Helmut-Schmidt-Universität (HSU) Hamburg. Von SeptemEHU ELV $XJXVW ZDU HU ]XQlFKVW 3UlVLGHQW GHV +DPEXUJLVFKHQ
Welt-Wirtschafts-Archivs (HWWA) und danach Leiter des Hamburgischen
:HOW:LUWVFKDIWV,QVWLWXWV+::,=XVHLQHQ)RUVFKXQJVVFKZHUSXQNWHQJHK|UHQ,QWHUQDWLRQDOH:LUWVFKDIWVEH]LHKXQJHQLQVEHVRQGHUHGLHWUDQVDWODQWLVFKHQ%H]LHKXQJHQVRZLHGLH%HY|ONHUXQJV|NRQRPLHPLWGHP6FKZHUSXQNW
Migration.
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1
'HU$UWLNHOIDVVWPHKUHUH%HLWUlJH]XVDPPHQGLHDOV1DPHQVEHLWUlJHDXI85/KWWSZZZ
ZHOWRQOLQHGHHUVFKLHQHQVLQGXQGGLHLP)ROJHQGHQXPHLQLJHZHVHQWOLFKHZHLWHUIKUHQGH
$VSHNWHHUJlQ]WZHUGHQ
ϲϴdŚŽŵĂƐ^ƚƌĂƵďŚĂĂƌ
,ĂŶĚůƵŶŐƐǀŝĞůĨĂůƚŝŵEĂŵĞŶ'ŽƩĞƐ
:HOWZHLWOHLVWHQ*OlXELJHLP1DPHQ*RWWHVWHLOZHLVHVFKRQIDVWXQPHQVFKlich viel Gutes, um das Leben von Hilfsbedürftigen menschlicher zu machen.
Sie setzen sich mit Engagement und Energie, gelegentlich auch mit Leib und
/HEHQJHJHQ*RWWHVORKQGDIUHLQ$UPXWXQG(OHQGDQGHUHU]XEHUZLQGHQ
XQGGDVDOOWlJOLFKH'DVHLQYRQ6FKZDFKHQXQG1RWOHLGHQGHQ]XYHUEHVVHUQ
Andere berufen sich seit Jahrhunderten auf Gott, um Kreuzzüge zu führen
XQG8QJOlXELJH]XPRUGHQ%LVLQGLH*HJHQZDUWVFKHXHQVLHQLFKWYRUXQmenschlichen Gräueltaten zurück, im festen Glauben, damit Gott zu gefallen.
,P 1DPHQ *RWWHV ]X KDQGHOQ UHFKWIHUWLJW RIIHQEDU Y|OOLJ XQWHUVFKLHGOLFKHV7XQ,P*XWHQZLHLP6FKOHFKWHQVLQG0HQVFKHQXQHUVFKWWHUOLFKELV
überheblich davon überzeugt, Gottes Willen zu folgen. In beiden Fällen jeGRFK EOHLEW HV *ODXEHQVVDFKH ZHU WDWVlFKOLFK LP 1DPHQ *RWWHV KDQGHOW
Weder gibt es absolute, noch objektive Wahrheiten. Glaubensfragen lassen
VLFKQLFKWPLWZLVVHQVFKDIWOLFKHU/RJLNEHDQWZRUWHQ'HVKDOELVWHVDXFKGHU
falsche methodologische Ansatz, den Willen Gottes mit Hilfe von Rationalität
XQG:LVVHQVFKDIWHUNHQQHQ]XZROOHQ
ZĞůŝŐŝŽƐŝƚćƚƵŶĚZĞůŝŐŝŽŶ͗'ůĂƵďĞŶ͕ŶŝĐŚƚtŝƐƐĞŶ
hEHUGHQ*ODXEHQOlVVWVLFKHLJHQWOLFKQLFKWVWUHLWHQ²HLQHDQVLFKORJLVFKH
(UNHQQWQLV GHUHQ HPSLULVFKH 5HOHYDQ] GXUFK 5HOLJLRQVNULHJH XQG JHZDOWVDPH *ODXEHQVNRQÁLNWH LQ GHU 5HDOLWlW ELV KHXWH MHGRFK LPPHU ZLHGHU ZLGHUOHJWZLUG%HL*ODXEHQVVDFKHQJHKWHVHEHQXPÅ*ODXEHQ´XQGQLFKWXP
Å:LVVHQ´ 'DPLW ZLUG EHU (PRWLRQHQ *HIKOH XQG VXEMHNWLYH :HUWXUWHLOH
XQG QLFKW EHU GLH 5DWLRQDOLWlW ZLVVHQVFKDIWOLFK JHVLFKHUWHU ÅKDUWHU´ (Ukenntnisse gestritten.
8QGJHQDXVRZHQLJKDWVLFKLQGHU3UD[LVGLH6lNXODULVLHUXQJVK\SRWKHVH
DOV VWLFKKDOWLJ HUZLHVHQ2 Modernisierung schafft in Glaubensfragen keine
.OlUXQJ XQG IKUW LQ GHU $OOWDJVZLUNOLFKNHLW ]X NHLQHP %HGHXWXQJVYHUOXVW
von Religion und Religiosität.
Ob Menschen gläubig sind oder nicht, hat nichts mit Intelligenz, EinkomPHQ %LOGXQJVVWDQG RGHU QHXHQ ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ (UNHQQWQLVVHQ ]X WXQ
0LOOLDUGlUH JODXEHQ JHQDXVR DQ *RWW RGHU QLFKW ZLH 6R]LDOKLOIHHPSIlQ-
2
Die Säkularisierungshypothese besagt, dass Hand in Hand mit verbesserten LebensbedinJXQJHQK|KHUHP%LOGXQJVVWDQGXQGQHXHQZLVVHQVFKDIWOLFKHQ(UNHQQWQLVVHQGLH0HQVFKHQ
ZHOWOLFKHUXQGGDPLWNULWLVFKHUJHJHQEHU5HOLJLRQXQG*ODXEHQZUGHQ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŐŝůƚŬĞŝŶĞƐǁĞŐƐŐƌĞŶnjĞŶůŽƐ͙ϲϵ
JHU :LVVHQVFKDIWOHU JHQDXVR ZLH $QDOSKDEHWHQ ² HPSLULVFK VLJQLÀNDQWH
(also stichhaltige) Verhaltensunterschiede sind bis anhin nicht erkenn- und
QDFKZHLVEDU3
Trotz verbesserten allgemeinen Lebensbedingungen, mehr Bildung für alle
und dem allgemein verfügbaren Wissen über Urknall, über die Entstehung
von Leben oder der Entschlüsselung von DNA-Strukturen haben sich der Bedarf und die Suche nach Spiritualität, Transzendenz, Sinngebung und überQDWUOLFKHQ.UlIWHQZHGHUHUVFK|SIWQRFKVLQGVLHHUOHGLJW6LHVLQGLPPHU
noch stark.
ďŶĞŚŵĞŶĚĞ<ŝƌĐŚĞŶďŝŶĚƵŶŐ͙
=ZDU ]HLJW VLFK ² DXFK LQ 'HXWVFKODQG ² GDVV GHU *ODXEH DQ *RWW XQG GLH
Kirchenbindung seit Jahrzehnten an Bedeutung verlieren.4 JHK|UWHQ
LQ:HVWGHXWVFKODQGGHU%HY|ONHUXQJNHLQHU5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWDQ
ZDUHQ HV ,Q 2VWGHXWVFKODQG KDWWHQ XQG EHU
]ZHL'ULWWHOGHU%HY|ONHUXQJGHU5HOLJLRQGHQ5FNHQ]XJHNHKUW,P:HVWHQ
JHKHQQLH]XU.LUFKHXQGUXQGHLQ'ULWWHOGHU%HY|ONHUXQJEHWHWQLH,P
2VWHQEOHLEHQGHU%HY|ONHUXQJGHQ.LUFKHQIHUQXQGGUHLYRQYLHU2VWGHXWVFKHQHQWVDJHQGHP*HEHWYROOVWlQGLJ,PPHU|IWHUEOHLEHQGLH.LUFKHQ
LPPHUOHHUHU'DVDEHUKHL‰WQLFKWGDVVGDV5HOLJL|VHDXV'HXWVFKODQGYHUVFKZXQGHQZlUH'HXWVFKODQGZLUG]ZDUVlNXODUHUJOHLFK]HLWLJDEHUDXFK
PXOWLUHOLJL|VHU(VVWHLJWGHUÅ$QWHLOGHUMHQLJHQGLHIUVLFKHQWZHGHUHLQ
UHOLJL|VHV%HNHQQWQLVDEOHKQHQRGHULP6LQQHHLQHVbelieving without belongingGXUFKDXVLQGLYLGXHOOHUHOLJL|VVLQGDEHUDXIHLQH%LQGXQJDQHLQHLQVtitutionelle Religionsgemeinschaft verzichten. Daneben tritt aber eine ebenIDOOVZDFKVHQGH=DKOYRQVLFKDOVUHOLJL|VEH]HLFKQHQGHQ3HUVRQHQGLHQLFKW
HLQHUGHUFKULVWOLFKHQ*UR‰NLUFKHQDQJHK|UHQ´5
3
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H[FHSWLRQV«LVDVIXULRXVO\UHOLJLRXVDVLWHYHUZDVDQGLQVRPHSODFHVPRUHVRWKDQHYHUµ
3HWHU / %HUJHU 7KH 'HVHFXODUL]DWLRQ RI WKH ZRUOG $ JOREDO RYHUYLHZ ,Q 3HWHU / %HUJHU
(Hrsg.). The Desecularization of the World: Resurgent Religion and World Politics. Ethics and
3XEOLF3ROLF\&HQWHU:DVKLQJWRQ'&6²KLHU69JOGD]XDXFK5DSKDsO)UDQFN
u. Laurence R. Iannaccone. Religious decline in the 20th century West: Testing alternative
H[SODQDWLRQV 3XEOLF &KRLFH 9RO ,VVXH ² 6 ² 6LH ZHLVHQ ]ZDU HLQH
VFKZlFKHUZHUGHQGH 5HOLJLRVLWlW LQZHVWOLFKHQ*HVHOOVFKDIWHQQDFKZDVVLH DEHUQLFKW DOV
,QGL]IUGLH6lNXODULVLHUXQJVK\SRWKHVHEHZHUWHQ
4
Heiner Meulemann. Religiosität und Säkularisierung. In: Bundeszentrale für politische BilGXQJ%S%'DWHQUHSRUW%RQQ.DSLWHO6²
5
Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR): Jahresgut-
ϳϬdŚŽŵĂƐ^ƚƌĂƵďŚĂĂƌ
͙njƵŶĞŚŵĞŶĚĞƌƌĞůŝŐŝŽŶƐƉŽůŝƟƐĐŚĞƌDƵůƟŬƵůƚƵƌĂůŝƐŵƵƐ
'LHUHOLJL|VH3OXUDOLWlWLQ'HXWVFKODQGLVWQLFKWYHUVFKZXQGHQ6LHKDWVLFK
verändert. Ein „religionspolitischer Multikulturalismus“ macht sich breit.6 Er
fordert Gesellschaft, Politik und auch den Rechtsstaat gleichermaßen heraus.
:LHZHLWVROOHQ*UXQGJHVHW]XQGUHFKWVVWDDWOLFKH5HJHOQGHV=XVDPPHQOHEHQVIUDOOHRKQH$XVQDKPHQJHOWHQXQGZRLVWUHOLJL|VJHERWHQHQ6RQGHU
XQG$XVQDKPHUHJHOXQJHQVWDWW]XJHEHQ":LHZHLWJHKHQDNWLYHXQGSDVVLYH
5HOLJLRQVIUHLKHLWXQGZDQQNROOLGLHUHQVLHPLWDQGHUHQ*UXQGUHFKWHQ"
Während Jahrhunderten und mit hohem Blutzoll mussten Europa und
'HXWVFKODQGOHUQHQZLH*HVHOOVFKDIWHQPLWHLQHPÅUHOLJLRQVSROLWLVFKHQ0XOWLNXOWXUDOLVPXV´XPJHKHQVROOWHQ'LHUHOLJL|VH3OXUDOLVLHUXQJZDUVWHWVHLQ
1lKUERGHQ IU NXOWXUHOOH 6SDQQXQJHQ $OV (UJHEQLV YLHOHU DXFK JHZDOWVDPHU 5HOLJLRQVNRQÁLNWH XQG *ODXEHQVNULHJH PLW XQ]lKOLJHQ 2SIHUQ LVW LP
/DXIHGHU=HLWHLQDOOJHPHLQDN]HSWLHUWHV9HUVWlQGQLVGHVJHZDOWIUHLHQ1HEHQHLQDQGHUVXQGIULHGOLFKHQ0LWHLQDQGHUVJHZDFKVHQ²QRFKQLFKWEHUDOO
LQ(XURSDDEHUGRFKLQZHLWHQ7HLOHQ
tĞŐůĞŝƚĞŶĚĞWƌŝŶnjŝƉŝĞŶĚĞƌ
ƵƌŽƉćŝƐĐŚĞŶDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚƐŬŽŶǀĞŶƟŽŶ
'LH7UHQQXQJYRQ6WDDWXQG5HOLJLRQZLUGLQ(XURSDYRQ/DQG]X/DQGJDQ]
unterschiedlich gehandhabt und vollzogen.7%HLDOOHQODQGHVVSH]LÀVFKHQ(LJHQKHLWHQJHOWHQMHGRFK]ZHL3ULQ]LSLHQXQHLQJHVFKUlQNWXQGQLFKWYHUKDQdelbar in allen Mitgliedsstaaten des Europarates (als Hüter der Europäischen
Menschenrechtskonvention, EMRK):
achten 2016. Berlin (SVR GmbH) 2016. S. 15.
6
9JOGD]X+HLQHU%LHOHIHOGW0HQVFKHQUHFKWHLQGHU(LQZDQGHUXQJVJHVHOOVFKDIW3OlGR\HUIU
einen aufgeklärten Multikulturalismus, Bielefeld (transcript-Verlag) 2007.
7
$QGHUV DOV LQ GHQ NODVVLVFKHQ (LQZDQGHUXQJVOlQGHUQ 86$ .DQDGDRGHU $XVWUDOLHQ KDW LQ
(XURSDÅ5HOLJLRQ´HWZDVPLWÅ*HRJUDSKLH´]XWXQÅ&XLXVUHJLRHLXVUHOLJLR´LVWGHULQYLHOHQ
Kriegen blutig erkämpfte Kompromiss, der europäisches Denken prägt. Entsprechend gibt
es in Europa Staatskirchen mit ihrem ursprünglich dominanten heutzutage deutlich abgeVFKZlFKWHQ (LQÁXVV DXI GDV UHOLJL|VH /HEHQ GHU JDQ]HQ ÅJHELHWVDQVlVVLJHQ´ %HY|ONHUXQJ
DOVRXQDEKlQJLJGDYRQREHLQ]HOQH0HQVFKHQGHP*ODXEHQDQJHK|UHQRGHUQLFKW'HVKDOE
LVWGLH5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLWLQ'HXWVFKODQG²DQGHUVDOVLQGHQNODVVLVFKHQ(LQZDQGHUXQJVOlQGHUQ²HLQH)UDJHGLHEHUVUHLQ3ULYDWHKLQDXVJHKWXQGIU=XZDQGHUHU]XHLQHP6SDQQXQJVIHOGZHUGHQNDQQ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŐŝůƚŬĞŝŶĞƐǁĞŐƐŐƌĞŶnjĞŶůŽƐ͙ 71
‡Å'LH)UHLKHLWGHV*ODXEHQVGHV*HZLVVHQVXQGGLH)UHLKHLWGHVUHOLJL|VHQ
XQG ZHOWDQVFKDXOLFKHQ %HNHQQWQLVVHV VLQG XQYHUOHW]OLFK´ VR VWHKW HV LP
GHXWVFKHQ *UXQGJHVHW] LQ $UWLNHO Å'LH *ODXEHQV XQG *HZLVVHQVIUHLKHLWLVWJHZlKUOHLVWHW-HGH3HUVRQKDWGDV5HFKWLKUH5HOLJLRQXQGLKUH
ZHOWDQVFKDXOLFKHhEHU]HXJXQJIUHL]XZlKOHQXQGDOOHLQRGHULQ*HPHLQschaft mit anderen zu bekennen“, so steht es in der Bundesverfassung der
6FKZHL]HULVFKHQ(LGJHQRVVHQVFKDIWLQ$UWLNHO,QlKQOLFKHU:HLVHJLOW
die Religionsfreiheit dank der EMRK in (fast) ganz Europa.
• Wie jedes einzelne Grundrecht an verschiedenen Stellen mit anderen
*UXQGUHFKWHQLQ.RQÁLNWVWHKHQNDQQVW|‰WDXFKGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWDQ
*UHQ]HQGLHGXUFKGLHEULJHQ)UHLKHLWVUHFKWHJHVHW]WZHUGHQ$EHUHVLVW
in einem Rechtsstaat selbstverständlich, dass die Normenkollision, also das
$XIHLQDQGHUSUDOOHQVLFKEHUVFKQHLGHQGHURGHUZLGHUVSUHFKHQGHU*UXQGUHFKWH QLFKW GXUFK *HZDOW VRQGHUQ GXUFK UHFKWVVWDDWOLFKH 9HUIDKUHQ ]X
entscheiden ist.
ŝŶŐĞƐĐŚƌćŶŬƚĞZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ
Die Religionsfreiheit ist nicht reibungslos, und sie gilt nicht schrankenlos.
6LHSUDOOWPDQFKHURUWVPLW,QWHUHVVHQGHU|IIHQWOLFKHQ6LFKHUKHLWGHU|IIHQWlichen Ordnung, der Gesundheit und Moral oder dem Schutz der Rechte und
)UHLKHLWHQ DQGHUHU ]XVDPPHQ 1LFKW DOOHV ZDV DXV UHOLJL|VHU 6LFKW ZQVFKHQVZHUWHUVFKHLQWLVWJHVDPWJHVHOOVFKDIWOLFKDN]HSWDEHO
Demokratie und Rechtsstaat müssen in einem komplexen Zusammenspiel
YHUVFKLHGHQHU9HUKDOWHQVZHLVHQ(UZDUWXQJHQXQGXQWHUVFKLHGOLFKHU.UlIWH
VWHWVYRQ1HXHPHLQ*OHLFKJHZLFKW]ZLVFKHQSHUV|QOLFKHQ)UHLKHLWVUHFKWHQ
XQG|IIHQWOLFKHQ,QWHUHVVHQDXVWDULHUHQ(VJLOWJOHLFKHUPD‰HQGHU:HOWDQschauung von Gläubigen und Atheisten, Christen und anderen Religionen,
.DWKROLNHQ XQG 3URWHVWDQWHQ VRZLH GHUHQ $XVIlFKHUXQJHQ JHUHFKW ]X ZHUGHQ 1LHPDQG ZLUG LQ GLHVHP $EZlJXQJVSUR]HVV EHDQVSUXFKHQ N|QQHQ
dass alle anderen sich seinen Werten und Überzeugungen anschließen. Aber
ϳϮdŚŽŵĂƐ^ƚƌĂƵďŚĂĂƌ
alle müssen sich im Werben um Anerkennung und im Wettstreit der WeltanVFKDXXQJHQDQ*HVHW]XQGUHFKWVVWDDWOLFKH9HUIDKUHQKDOWHQ²XQVWULWWLJXQG
uneingeschränkt.
<ĞŝŶƌĞĐŚƚƐƉŽůŝƟƐĐŚĞƌDƵůƟŬƵůƚƵƌĂůŝƐŵƵƐ
Der „religionspolitische Multikulturalismus“ rechtfertigt keinen „rechtspolitischen Multikulturalismus“.8 Das Grundgesetz ist unteilbar. Es gilt für alle
gleichermaßen nach dem Grundsatz „alle Rechte für alle“. Die Universalität
des Grundgesetzes als Fundament des Rechtsstaates ist DIE deutsche DNA
XQGGDPLWGHUZHVHQWOLFKH6FKOVVHOIDNWRUIUSROLWLVFKH6WDELOLWlWXQGZLUWschaftliche Prosperität der Gesellschaft.
1DWUOLFKVFKOLH‰WHLQH*OHLFKEHKDQGOXQJDOOHUUHOLJL|VPRWLYLHUWH6RQGHU
XQG $XVQDKPHUHJHOXQJHQ QLFKW DXV 6LH N|QQHQ DEHU QXU VR ZHLW JHZlKUW
ZHUGHQZLHVLHQLFKWJUXQGVlW]OLFKH)UHLKHLWVUHFKWH9HUKDOWHQVZHLVHQXQG
grundgesetzlich geschützte Normen anderer verletzen. Neben den GrundUHFKWHQVLQGDXFKGLHEHU-DKUKXQGHUWHHQWVWDQGHQHQ*UXQGZHUWHGHV=Xsammenlebens für den Zusammenhalt einer Gesellschaft prägend und damit
LQKRKHP0D‰HELQGHQG²DXFKIU0HQVFKHQPLW0LJUDWLRQVRGHUDQGHUHP
Kulturhintergrund.
=XHLQHUIUHLKHLWOLFKHQ2UGQXQJJHK|UWQHEHQGHP5HVSHNWGHPRNUDWLVFKHU
*UXQGZHUWHGHU*OHLFKZHUWLJNHLWXQG*OHLFKEHKDQGOXQJDOOHUGLH)lKLJNHLW
]XU'LIIHUHQ]LHUXQJÅ]ZLVFKHQSULYDWHUXQG|IIHQWOLFKHUVWDDWOLFKHU6SKlUH
]ZLVFKHQ.RQÁLNWHQGLHGLH5HFKWH'ULWWHURGHUVRQVWLJH9HUIDVVXQJVJWHU
JHIlKUGHQXQGVROFKHQGLHLQHLQHU'HPRNUDWLHKLQ]XQHKPHQVLQG$E]ZHLgungen von dieser durch die Verfassung und die demokratische Grundordnung vorgegebenen Fahrtrichtung sind nicht zu akzeptieren und auch nicht
GXUFKUHOLJL|VH$QHUNHQQXQJOHJLWLPLHUW9
Der oft nicht auf der Hand liegende Kompromiss zur Beilegung von ZielNRQÁLNWHQ PXVV GXUFK UHFKWVVWDDWOLFKH 9HUIDKUHQ YRQ *HULFKWHQ IHVWJHOHJW
XQGGDQQYRQDOOHQ3DUWHLHQUHVSHNWLHUWZHUGHQ10 Von der Rechtsprechung
8
Den Begriff des „rechtlichen Multikulturalismus“ hat insbesondere Christian Joppke geprägt
XQGZHLWHUHQWZLFNHOW9JOKLHU]XH[HPSODULVFKGLH,QIR%R[LQ695,QWHJUDWLRQXQG0LJration. A.a.O. S. 141.
9
SVR Integration und Migration. A.a.O. S. 18.
10
([HPSODULVFKOlVVWVLFKGHU3UR]HVV]XU6XFKHQDFK.RPSURPLVVHQ]ZLVFKHQSRVLWLYHUXQGQHgativer Religionsfreiheit am Beispiel des lautsprecherverstärkten islamischen Gebetsrufs vom
0LQDUHWWYHUDQVFKDXOLFKHQYJOKLHU]X7KRPDV6FKLUUPDFKHU,Q-DKUEXFK5HOLJLRQVIUHLKHLW
%RQQ9HUODJIU.XOWXUXQG:LVVHQVFKDIW6²
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŐŝůƚŬĞŝŶĞƐǁĞŐƐŐƌĞŶnjĞŶůŽƐ͙ 73
GDUIXQGPXVVNULWLVFKHV5HÁHNWLHUHQEHLGHU(QWVFKHLGXQJEHU1RUPNRQÁLNWHHUZDUWHWZHUGHQ'DEHLVROOWHHVEHLDOOHQUHOLJL|VHQ6WUHLWHUHLHQ²DOVR
QLFKWQXU]ZLVFKHQ&KULVWHQXQG0XVOLPHQVRQGHUQDXFK]ZLVFKHQ*OlXELJHQXQG$WKHLVWHQ3URWHVWDQWHQXQG.DWKROLNHQ²GDVUHFKWVSROLWLVFKH=LHO
VHLQGDVVÅGLH$FKWXQJGHU$XWRQRPLHGHV5HOLJL|VHQ«QLFKWGLHNRKlVLYH
Kraft der in der Verfassung verankerten, allgemein gültigen demokratischen
*UXQGZHUWHVFKZlFKHQ´11
ĂƐ'ƌƵŶĚŐĞƐĞƚnjŐŝůƚĨƺƌĂůůĞŐůĞŝĐŚĞƌŵĂƘĞŶʹ
ĂƵĐŚĨƺƌDĞŶƐĐŚĞŶŵŝƚDŝŐƌĂƟŽŶƐŚŝŶƚĞƌŐƌƵŶĚ
Die Grenzen der Religionsfreiheit zeigen sich heutzutage insbesondere bei
GHU=XZDQGHUXQJVSROLWLNLP$OOJHPHLQHQXQGLQGHQ)OFKWOLQJVXQWHUNQIWHQLP%HVRQGHUHQ+LHUHVNDOLHUHQLPPHUZLHGHUGLHJOHLFKHQ*ODXEHQVNRQÁLNWHHUQHXWGLHRIWEHUHLWV8UVDFKHYRQ9HUIROJXQJXQG)OXFKWLQGHQ+HUNXQIWVUHJLRQHQGHU9HUWULHEHQHQZDUHQ$QGHU6WHOOHJLOWHVGLH*UXQGVlW]H
europäischer Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen, gegebenen- und notfalls mit
DOOHU+lUWHGHU|IIHQWOLFKHQ6LFKHUKHLWVRUJDQH
Wer als Asylsuchender, anerkannter Flüchtling oder über andere Kanäle
]XJHZDQGHUWH3HUVRQLQ'HXWVFKODQGOHEWPXVV²ZLHDOOHDQGHUHQDXFK²GLH
Regeln und Verfahren respektieren, die sich im Laufe der Zeit hierzulande
DOV DOOJHPHLQH 9HUKDOWHQVQRUPHQ KHUDXVNULVWDOOLVLHUW KDEHQ =XZDQGHUQGH
müssen lernen und integral, ohne Abstriche oder Kompromisse akzeptieren,
GDVVLQ'HXWVFKODQGEHLGHU*ODXEHQVDXVEXQJQLFKWDOOHVP|JOLFKLVWZDV
DQGHUQRUWV P|JOLFKHUZHLVH VHOEVWYHUVWlQGOLFK LVW 'D]X JHK|UHQ YRU DOOHP
auch die Toleranz Andersgläubigen gegenüber und der absolute Verzicht,
*ODXEHQVIUDJHQPLW*HZDOWXQG(LJHQMXVWL]VHOEHUO|VHQ]XZROOHQ:DVHUODXEWXQGZDVLQGHUgIIHQWOLFKNHLWXQWHUVDJWLVWZLUGEHL6WUHLWLQ'HXWVFKland per Gesetz und nicht mit Waffen oder Fäusten geregelt.
WƌŝŵĂƚǀŽŶZĞĐŚƚƐƐƚĂĂƚƵŶĚĞŵŽŬƌĂƟĞŝƐƚƌĨŽůŐƐƐĐŚůƺƐƐĞů
9LHOH*UQGHVLQGGDIUYHUDQWZRUWOLFKGDVVVLFK(XURSDQDFKHLQHPODQJHQ
XQGGXQNOHQ0LWWHODOWHUGHUPHKURGHUPLQGHUVWlQGLJHQ5HOLJLRQVNRQÁLNWH
LQGHU1HX]HLW|NRQRPLVFKXP/lQJHQHUIROJUHLFKHUHQWZLFNHOWKDWDOVVHLQH
|VWOLFKHQXQGVGOLFKHQ1DFKEDUUHJLRQHQ(LQHUGHUZHVHQWOLFKHQ8UVDFKHQ
11
SVR Integration und Migration. A.a.O. S. 18.
ϳϰdŚŽŵĂƐ^ƚƌĂƵďŚĂĂƌ
aber ist, dass es europäischen Gesellschaften zunehmend besser gelungen
LVWPLW*ODXEHQVNRQÁLNWHQRKQHJHZDOWVDPH5HYROXWLRQXQGZHLWHUHV%OXWYHUJLH‰HQXP]XJHKHQ)DVWZLHHLQH)DXVWUHJHO]HLJWVLFKLQQHUKDOE(XURSDV
XQGDX‰HUKDOEJHQDXVRGDVVMHQH/lQGHU|NRQRPLVFKEHVVHUGDVWHKHQGLH
PLWUHFKWVVWDDWOLFKHQ9HUIDKUHQ5HOLJLRQVVWUHLWHIULHGOLFKO|VHQ1LFKW]XOHW]W
ZHLOLQVGRVWHXURSlLVFKHQ5HJLRQHQGLHVEH]JOLFKQRFK1DFKKROEHGDUIEHVWHKWKLQNHQVLH|NRQRPLVFK1RUGXQG:HVWHXURSDKLQWHUKHU
Der Erfolg der beiden Prinzipien „Religionsfreiheit“ und demokratische,
UHFKWVVWDDWOLFKHÅHYROXWLRQlUH´)RUWHQWZLFNOXQJGHVVHQZDVEHLGHUDOOWlJOLFKHQ*ODXEHQVDXVEXQJP|JOLFKXQGXQWHUVDJWLVWGDUIVLFKPHKUDOVVHKHQ
ODVVHQ(VJLEWNHLQHQ*UXQG²DXFKXQGHUVWUHFKWQLFKWEHLGHUNRPSOH[HQ
)OFKWOLQJVSUREOHPDWLN²YRQEHZlKUWHQ*UXQGVlW]HQDE]XZHLFKHQGLH(Xropa und Deutschland aus einem düsteren Mittelalter in eine erfolgreiche
Neuzeit geführt haben.
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŐŝůƚŬĞŝŶĞƐǁĞŐƐŐƌĞŶnjĞŶůŽƐ͙ 75
Christen unter Druck?
ĂƐDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĂƵĨ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŝƐƚŶŝĐŚƚǀĞƌŚĂŶĚĞůďĂƌ
dŚŽŵĂƐsŽůŬ
7KRPDV 9RON VWXGLHUWH ,VODPZLVVHQVFKDIW XQG *HVFKLFKWH
DQGHU$OEHUW/XGZLJV8QLYHUVLWlW)UHLEXUJLP%UHLVJDXXQG
absolvierte anschließend das „German-Turkish Masters Program in Social Sciences“ an der Middle East Technical UniYHUVLW\ 0(78 $QNDUD VRZLH DQ GHU +XPEROGW8QLYHUVLWlW
]X%HUOLQ(UZDU]HLWZHLVHIUHLQ0LWJOLHGGHV(XURSlLVFKHQ
3DUODPHQWVLQGHU&'8%XQGHVJHVFKlIWVVWHOOHVRZLHDP=HQtrum Moderner Orient tätig. Herr Volk hatte im Frühjahrssemester 2014 einen Lehrauftrag am Seminar für Nahoststudien der Universität Basel und ist seit 1. Februar 2014 Koordinator Islam und Religionsdialog
in der Hauptabteilung Politik und Beratung der Konrad-Adenauer-Stiftung.
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ŝŶůĞŝƚƵŶŐ
Å9HUIROJXQJ YRQ &KULVWHQ QLPPW ZHOWZHLW GUDPDWLVFK ]X´1, „Unseren GePHLQGHQGURKWGHUY|OOLJH8QWHUJDQJ´2Å$QJHIHLQGHWXQGEHGURKWZHLOVLH
Christen sind“3 und „Deutschland: Christen geraten unter Druck“4 sind nur
1
9HUIROJXQJYRQ&KULVWHQQLPPWZHOWZHLWGUDPDWLVFK]X6LHKH85/KWWSZZZIRFXVGH
SROLWLNDXVODQGVRSHQGRRUVYHUIROJXQJYRQFKULVWHQKDWVWDUN]XJHQRPPHQBLGB
html (21.01.2016).
2
8QVHUHQ *HPHLQGHQ GURKW GHU Y|OOLJH 8QWHUJDQJ´ 6LHKH 85/ KWWSZZZZHOWGHSROLtik/ausland/article151749683/Unseren-Gemeinden-droht-der-voellige-Untergang.html
(02.02.2016).
3
$QJHIHLQGHW XQG EHGURKW ZHLO VLH &KULVWHQ VLQG 6LHKH 85/ KWWSZZZUEERQOLQHGH
SROLWLNWKHPDÁXHFKWOLQJHEUDQGHQEXUJDQJHIHLQGHWXQGEHGURKWFKULVWOLFKH
ÁXHFKWOLQJHLQKHLPHQKWPO
4
'HXWVFKODQG &KULVWHQ JHUDWHQ XQWHU 'UXFN 6LHKH 85/ KWWSZZZHDGGHQDFKULFKten/nachrichten/einzelansicht/article/deutschland-christen-geraten-unter-druck.html
(07.03.2016).
ϳϲdŚŽŵĂƐsŽůŬ
einige von zahlreichen Artikelüberschriften der vergangenen Monate, die
YHUGHXWOLFKHQZLHDQJHVSDQQWGLH/DJHGHU&KULVWHQLVW'DVLQWHUQDWLRQDOH
XQGLQWHUNRQIHVVLRQHOOH+LOIVZHUN2SHQ'RRUVYHUZLHVLQVHLQHPMlKUOLFKHUVFKHLQHQGHQ:HOWYHUIROJXQJVLQGH[$QIDQJDEHUPDOVGDUDXIGDVVZHOWZHLW PHKU DOV 0LOOLRQHQ &KULVWHQ YRQ 8QWHUGUFNXQJ XQG 9HUIROJXQJ
betroffen seien.5(VJLEW6WLPPHQGLHYRQQRFKK|KHUHQ=DKOHQDXVJHKHQ
Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für das unveräußerliche Menschenrecht auf
Religionsfreiheit für alle Religionsgemeinschaften. Er stellt die Frage, ob und
ZLH VHKU &KULVWHQ LQ LKUHP *UXQGUHFKW DXI IUHLH $XVEXQJ LKUHV*ODXEHQV
unter Druck geraten.
ϮϬϭϱǁƵƌĚĞŶϳϭϬϬŚƌŝƐƚĞŶǁĞŐĞŶŝŚƌĞƐ'ůĂƵďĞŶƐĞƌŵŽƌĚĞƚ
Marginalspalte 1: Nahezu alle Religionsgemeinschaften sind Opfer von Bedrängung und Unterdrückung.
Laut „Open Doors“ habe die Verfolgung von Christen auf allen Kontinenten
]XJHQRPPHQ,PYHUJDQJHQHQ-DKUVHLHQ&KULVWHQZHJHQLKUHV*ODXEHQVHUPRUGHWXQG.LUFKHQDWWDFNLHUWZRUGHQLP9HUJOHLFK
ermordete Christen und 1062 angegriffene Kirchen). Das European Center
IRU /DZ -XVWLFH GHU 2UJDQLVDWLRQ IU 6LFKHUKHLW XQG =XVDPPHQDUEHLW LQ
Europa (OSCE)6 EHVWlWLJW GLHVH 7HQGHQ] HEHQVR ZLH GDV LQWHUQDWLRQDOH NDWKROLVFKH+LOIVZHUN.,5&+(,1127LQVHLQHP%HULFKW]XU5HOLJLRQVIUHLKHLW
ZHOWZHLWYRQXQGGHU'RNXPHQWDWLRQÅ&KULVWHQLQJUR‰HU%HGUlQJQLV´
vom März 2016.7 Dabei stellt KIRCHE IN NOT in seinem umfassenden Bericht
zur Religionsfreiheit von 2014 fest: „Mit gutem Grund konzentrieren sich
GLH0HGLHQKDXSWVlFKOLFKDXIGHQLVODPLVFKHQ7HUURULVPXV'RFKZLHGLHVHU
Bericht zeigt, ist dies nicht die ganze Geschichte. Von den 20 Ländern, die
ZLUDOVVHKUSUREOHPDWLVFK²DOVÅKRFK´²LP+LQEOLFNDXIGLH5HOLJLRQVIUHLKHLW
HLQJHVWXIWKDEHQKHUUVFKWLQVHFKV/lQGHUQ²$VHUEDLGVFKDQ%XUPD0\DQPDU&KLQD(ULWUHD1RUGNRUHDXQG8VEHNLVWDQ²HLQDXWRULWlUHV5HJLPHLQ
GHPLQVEHVRQGHUH0XVOLPH2SIHUYRQUHOLJL|VHU9HUIROJXQJVLQG´8
5
:HOWYHUIROJXQJVLQGH[YRQÅ2SHQ'RRUV´6LHKH85/KWWSVZZZRSHQGRRUVGHGRZQORDGVZYL2SHQB'RRUVB:HOWYHUIROJXQJVLQGH[BB%HULFKWSGI
6
OSCE Conference in Vienna on Intolerance and Discrimination against Christians: “ChristiDQV DUH WKH 0RVW 'LVFULPLQDWHG 3HRSOH LQ WKH :RUOGµ 6LHKH 85/KWWSHFOMRUJ5HOHDVHV
5HDGDVS["*8,' EDFDIHFFFGGIFIHFFFV HXU
7
%HULFKW5HOLJLRQVIUHLKHLWZHOWZHLWYRQ.LUFKHLQ1RW6LHKH85/KWWSZZZFKULVWHQYHUIROJXQJRUJGRZQORDG%HULFKW5HOLJLRQVIUHLKHLWZHOWZHLWSGI
8
Siehe ebd. S. 5.
Christen unter Druck?
77
'LHVH $XVVDJH ]HLJW QDFKGUFNOLFK GDVV &KULVWHQ NHLQHVZHJV GLH HLQ]LJHQ
Opfer von Verfolgung und Unterdrückung sind. Es steht außer Frage, dass im
JOREDOHQ.RQWH[WYRQ%HGUlQJXQJXQG9HUIROJXQJ&KULVWHQEHLZHLWHPQLFKW
GLH HLQ]LJH UHOLJL|VH *UXSSH GDUVWHOOHQ 9HUIROJXQJHQ %HGURKXQJHQ RGHU
'LVNULPLQLHUXQJHQYRQ%XGGKLVWHQLQ7LEHW+LQGXVLQ3DNLVWDQGHU%DKi¶t
in Iran oder von Muslimen in Indien sind bekannt und verdienen auch eine
klare Verurteilung. Es gibt viele Erscheinungsformen der Einschränkung von
5HOLJLRQVIUHLKHLW2IWJHQXJÅLVW5HOLJLRQNHLQHVZHJVGLH+DXSWXUVDFKHYRQ
EHZDIIQHWHQ.RQÁLNWHQVHOEVWZHQQGLH+DXSWEHWHLOLJWHQVLFKDXIUHOLJL|VH
Motive beziehen“9 1LFKWVGHVWRWURW] GHXWHQ ]XP ZLHGHUKROWHQ 0DOH XQWHUschiedliche Berichte zur Religionsfreiheit auf besonders starke Einschränkungen in der Glaubensausübung von Christen hin. Dies trifft vor allem auf
einige Regionen in Afrika und in Ländern des Nahen Ostens zu.
Marginalspalte 2: Berichte über Schikanen und Angriffe auf christliche
Flüchtlinge in Deutschland häufen sich.
$XFKLQ'HXWVFKODQGKlXIHQVLFKLQOHW]WHU=HLW%HULFKWHZRQDFKLQ$V\O
und Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge vor allem Christen Opfer
YRQ 6FKLNDQHQ XQG 'LVNULPLQLHUXQJHQ ZUGHQ %HVRQGHUV ]XP &KULVWHQtum konvertierte, ehemals muslimische Flüchtlinge berichten davon, dass
VLHJHPLHGHQEHOHLGLJWGLVNULPLQLHUWXQGWHLOZHLVHVRJDUN|USHUOLFKEHGURKW
XQG DWWDFNLHUW ZUGHQ 'HU =HQWUDOUDW 2ULHQWDOLVFKHU &KULVWHQ LQ 'HXWVFKland (ZOCD) positionierte sich zuletzt im Februar 2016 und formulierte klar:
„Eine temporär getrennte Unterbringung von Christen und Jesiden muss ins
$XJHJHIDVVWZHUGHQ6LQGVLHLQLKUHQ+HLPDWOlQGHUQVFKRQ]X*HQJHEHdroht, da sollten sie nicht auch noch in Deutschland in Gefahr geraten.“10
Solche Aussagen rütteln auf, auch da in einem zunehmend säkularisierten
Europa die Diskussion über die Rolle von Religionen durch die stärkere Präsenz des Islams erneut auf die Tagesordnung gelangt. Dennoch sollte vorsichWLJPLWGHP9HUJOHLFKXPJHJDQJHQZHUGHQGLH/DJHYRQ&KULVWHQLQDQGHUHQ
(UGWHLOHQ²ZRWDWVlFKOLFKYRQVFKDUIHQ(LQVFKUlQNXQJHQGHU5HOLJLRQVDXVEXQJ JHVSURFKHQ ZHUGHQ NDQQ ² PLW GHQ %HJHEHQKHLWHQ LQ 'HXWVFKODQG
gleichzusetzen.
9
Theodor Rathgeber. Bedrängte und verfolgte Christen. 2015. In: Konrad-Adenauer-Stiftung.
$QDO\VHQ$UJXPHQWH$XVJDEH6
10
%HGURKWH&KULVWHQLQGHXWVFKHQ)OFKWOLQJVKHLPHQ²Å(LQH*HIDKUIUGLH'HPRNUDWLH´6LHKH
85/ KWWS]RFGGHEHGURKWHFKULVWHQLQGHXWVFKHQÁXHFKWOLQJVKHLPHQHLQHJHIDKUIXHU
die-demokratie/ (14.03.2016).
ϳϴdŚŽŵĂƐsŽůŬ
Wie steht es also um die aktuelle Situation der Christen? Geraten Christen
lediglich in bestimmten Weltregionen unter Druck oder sind sie selbst in
'HXWVFKODQG²JHUDGHDOVFKULVWOLFKH.RQYHUWLWHQLQ)OFKWOLQJVXQWHUNQIWHQ
² 2SIHU YRQ $QIHLQGXQJHQ XQG N|USHUOLFKHQ $QJULIIHQ" :LH OlVVW VLFK GLH
derzeitige Situation der Christen beschreiben? Sind Christen tatsächlich im
ZHOWZHLWHQ9HUJOHLFKGLHDPPHLVWHQXQWHU'UXFNVWHKHQGHUHOLJL|VH*UXSSH
XQG ZHOFKH /|VXQJVDQVlW]H VROOWHQ HUZRJHQ ZHUGHQ XP GDV XQLYHUVHOOH
0HQVFKHQUHFKWDXI5HOLJLRQVIUHLKHLWYROOXPIlQJOLFKJDUDQWLHUHQ]XN|QQHQ"
Da es schon viele andere Quellen11 gibt, erhebt der vorliegende Artikel
nicht den Anspruch, allumfassend die unterschiedlichen Einschränkungen
der Religionsfreiheit für Christen in den verschiedenen Weltreligionen im
6LQQHHLQHV5DQNLQJVZLHGHU]XJHEHQ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŝƐƚĞŝŶƵŶǀĞƌćƵƘĞƌůŝĐŚĞƐDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚ
Marginalspalte 3: Religionsfreiheit ist ein universelles Menschenrecht, es ist
in Art. 4 GG und in Art. 18 der Menschenrechtserklärung verankert.
Das Recht auf Religionsfreiheit ist in Artikel 4 des Grundgesetzes und als
unveräußerliches Menschenrecht seit 1948 in der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte der Vereinten Nationen (VN) festgeschrieben. In Artikel 18
der VN-Menschenrechtserklärung heißt es: „Jeder hat das Recht auf GedanNHQ *HZLVVHQV XQG 5HOLJLRQVIUHLKHLW GLHVHV 5HFKW VFKOLH‰W GLH )UHLKHLW
HLQ VHLQH 5HOLJLRQ RGHU :HOWDQVFKDXXQJ ]X ZHFKVHOQ VRZLH GLH )UHLKHLW
seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit
DQGHUHQ |IIHQWOLFK RGHU SULYDW GXUFK /HKUH $XVEXQJ *RWWHVGLHQVW XQG
.XOWKDQGOXQJHQ ]X EHNHQQHQ´ 'LH JHJHQZlUWLJH 5HDOLWlW YHUGHXWOLFKW DOOHUGLQJVDXIEHVRUJQLVHUUHJHQGH:HLVHZLHZHLWGLHLQWHUQDWLRQDOH6WDDWHQJHPHLQVFKDIW YRQ GHU *HZlKUOHLVWXQJ GLHVHV XQLYHUVHOOHQ 0HQVFKHQUHFKWV
HQWIHUQW LVW 'DV +LOIVZHUN Å2SHQ 'RRUV´ GDV LQ PHKU DOV /lQGHUQ GLH
Lage bedrängter und verfolgter Christen untersucht, machte zuletzt in seinem jährlich erscheinenden Weltverfolgungsindex deutlich: „Das Jahr 2015
ZLUGZHJHQGHUPDVVLYHQUHOLJL|VHQ9HUIROJXQJIUDJORVDOVGDV-DKUEHLVSLHO-
11
(LQHDNWXHOOH'RNXPHQWDWLRQPLWGHP7LWHOÅ&KULVWHQLQJUR‰HU%HGUlQJQLV´GHV+LOIVZHUNV
.,5&+( ,1 127 HUVFKLHQ $QIDQJ 0lU] XQG GDV DPHULNDQLVFKH 3HZ)RUVFKXQJV]HQWUXPZLGPHWVLFKNRQWLQXLHUOLFKGHQ(QWZLFNOXQJHQYRQ(LQVFKUlQNXQJHQGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWZHOWZHLW'LH%XQGHVUHJLHUXQJZLUGLP6RPPHUHUVWPDOVHLQHQ%HULFKW]XP6WDQG
der Religionsfreiheit vorlegen und die Deutsche Bischofskonferenz aktualisiert gemeinsam
PLWGHU(YDQJHOLVFKHQ.LUFKHLQ'HXWVFKODQGHEHQIDOOVLKUHQ|NXPHQLVFKHQ%HULFKW]XU/DJH
GHU&KULVWHQZHOWZHLW
Christen unter Druck?
ϳϵ
ORVHU*HZDOWXQG9HUWUHLEXQJLQ(ULQQHUXQJEOHLEHQ´12 Auch der Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit des VN-Menschenrechtsrats, Heiner Bielefeldt, formulierte vor einiger Zeit, dass 2015 kein gutes
-DKUIUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWJHZHVHQVHLXQGHUPDVVLYH(LQEUFKHEHLGHU
*HZlKUOHLVWXQJGLHVHV0HQVFKHQUHFKWVEHREDFKWH
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚDĞŝŶƵŶŐƐĨƌĞŝŚĞŝƚ
ďĞĚŝŶŐĞŶƐŝĐŚǁĞĐŚƐĞůƐĞŝƟŐ
0DUJLQDOVSDOWH5HJXOLHUXQJYRQUHOLJL|VHQ$XVEXQJVIRUPHQP|JOLFK²QLH
YRQUHOLJL|VHQhEHU]HXJXQJHQ
In seinem Bericht als VN-Sonderberichterstatter stellte Professor Bielefeldt
DP 0lU] LQ *HQI GHQ =XVDPPHQKDQJ ]ZHLHU HQWVFKHLGHQGHU )UHLKHLWVUHFKWH GDU %LHOHIHOGW EHWRQW ZLH lKQOLFK XQG LQ LKUHU %HGHXWXQJ VLFK
gegenseitig bedingend Artikel 18 und Artikel 19 des 1976 in Kraft getretenen
Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (VN-Zivilpakt)
für demokratische und freie Gesellschaften seien. Während Artikel 18 das
*UXQGUHFKW DXI IUHLH *ODXEHQV XQG *HZLVVHQVIUHLKHLW XQG $UWLNHO GDV
Grundrecht der freien Meinungsäußerung formulieren, hätten beide Artikel
zum Ziel das sogenannte forum internum, DOVRGLHSHUV|QOLFKHQhEHU]HXJXQgen eines Menschen, in ihrer Formulierung und Ausübung zu schützen.13
'HU916RQGHUEHULFKWHUVWDWWHUEHWRQWGDVV]ZDUlX‰HUH(UVFKHLQXQJVIRUPHQ GHV UHOLJL|VHQ /HEHQV(forum externum) unter bestimmten Umständen
HLQJHVFKUlQNW ZHUGHQ GUIWHQ GLH LQQHUH hEHU]HXJXQJ HLQHV 0HQVFKHQ
hingegen stets geschützt bleiben müsse.14 Das Deutsche Institut für MenVFKHQUHFKWH XQWHUVWUHLFKW LQ HLQHU 9HU|IIHQWOLFKXQJ YRQ $QIDQJ0lU] „Die Einschätzung, nach der die Meinungsfreiheit und die Religionsfreiheit
LQHLQHPXQDXÁ|VEDUHQ6SDQQXQJVYHUKlOWQLV]XHLQDQGHUVWHKHQEHUXKWDXI
einem Missverständnis, so der Sonderberichterstatter. Denn die Religionsfreiheit schützt nicht die Religion als solche, sondern die Freiheit des Einzelnen,
sich einer Religion anzuschließen oder auch auf Religion zu verzichten. Daher
schließt die Religionsfreiheit eine kritische oder auch satirische Auseinandersetzung mit der Religion nicht aus.“15 Diese Einschätzung ist gerade im
12
Siehe Weltverfolgungsindex 2016 von „Open Doors“, Seite 9.
13
Siehe: Report of the Special Rapporteur on freedom of religion or belief. 23 December 2015,
United Nations, General Assembly, Drucksache: A/HRC/31/18, Seite 4 und Seite 9.
14
6LHKHHEG6²
15
5HOLJLRQV XQG 0HLQXQJVIUHLKHLW =ZHL VLFK HUJlQ]HQGH 0HQVFKHQUHFKWH ² =XVDPPHQIDV-
ϴϬdŚŽŵĂƐsŽůŬ
+LQEOLFNDXIZLHGHUNHKUHQGH'LVNXVVLRQHQPLWHLQLJHQPXVOLPLVFKHQ5HOLJLonsgemeinschaften nicht unbedeutend, da sich somit auch Muslime mit einer
NULWLVFKHQ$XVHLQDQGHUVHW]XQJPLWLVODPLVFKHQ6FKULIWHQ²XQGYRUDOOHPPLW
6DWLUH²VWlUNHUZHUGHQEHIDVVHQPVVHQ'DV*UXQGUHFKWDXI5HOLJLRQVIUHLheit bedeutet eben auch, sich kritisch mit Religionen auseinandersetzen zu
dürfen. Im Übrigen umfasst die Religionsfreiheit auch das Recht auf KonverVLRQVRZLHGLH(QWVFKHLGXQJVP|JOLFKNHLWNHLQHU5HOLJLRQ]XIROJHQQHJDWLYH
Religionsfreiheit).
ͣEƵƌĚŽƌƚ͕ǁŽũĞĚĞƌŝŶnjĞůŶĞƐĞŝŶĞŶ'ůĂƵďĞŶ
ĨƌĞŝůĞďĞŶŬĂŶŶ͕ŝƐƚĂƵĐŚĚŝĞ'ĞƐĞůůƐĐŚĂŌĨƌĞŝ͞
Marginalspalte 5: Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit muss eingefordert,
XQGGXUFKJHVHW]WZHUGHQ
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Volker
Kauder, der sich seit Jahren für die Themen Religionsfreiheit und die Lage der
&KULVWHQZHOWZHLWHLQVHW]WEHWRQWVWHWVGLH%HGHXWXQJGHU5HOLJLRQVIUHLKHLW²
VHLHVLP.RQWH[WHLQHUZHUWHJHOHLWHWHQGHXWVFKHQ$X‰HQSROLWLNRGHUZLH]Xletzt, im Rahmen der Unterbringung von Flüchtlingen unterschiedlicher reliJL|VHUXQGHWKQLVFKHU+HUNXQIWLQ'HXWVFKODQG.DXGHUPDFKWNODUÅ'HU(LQsatz für Religionsfreiheit hat aber auch eine über die Frage des Individuums
KLQDXVJHKHQGH%HGHXWXQJ1XUGRUWZRMHGHU(LQ]HOQHVHLQHQ*ODXEHQIUHL
leben kann, ist auch die Gesellschaft frei.“16 Das politische Signal solcher Aussagen ist in seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzen. Es bedeutet aber auch:
-HGHIUHLHXQGGHPRNUDWLVFKH*HVHOOVFKDIWLVWQXUGDQQJODXEZUGLJZHQQVLH
das Recht auf Religionsfreiheit konsequent einfordert und durchsetzt.
Marginalspalte 6: Stärkere Betonung von Religionsfreiheit in Gesprächen der
LQWHUQDWLRQDOHQ(QWZLFNOXQJV]XVDPPHQDUEHLW
Demnach dürfen Muslime in Deutschland Moscheen und Juden Synagogen als ihre Gebetsstätten errichten und unterhalten. Im Gegenzug sollte alOHUGLQJV LP 5DKPHQ GHU LQWHUQDWLRQDOHQ (QWZLFNOXQJV]XVDPPHQDUEHLW XQG
HLQHUZHUWHJHOHLWHWHQ$X‰HQSROLWLNLQSROLWLVFKHQ*HVSUlFKHQLQGHQ/lQGHUQ
sende Information zum Bericht des UN-Sonderberichterstatters über Religions- und WeltDQVFKDXXQJVIUHLKHLW6LKH85/KWWSZZZLQVWLWXWIXHUPHQVFKHQUHFKWHGHSXEOLNDWLRQHQ
VKRZUHOLJLRQVXQGPHLQXQJVIUHLKHLW]ZHLVLFKHUJDHQ]HQGHPHQVFKHQUHFKWH]XVDPPHQfassende-information/ (09.03.2016).
16
Volker Kauder. Verfolgte Christen. Einsatz für die Religionsfreiheit. Holzgerlingen: SCM
Hänssler Verlag, 2012. S. 9
Christen unter Druck?
81
in denen das Grundrecht auf Religionsfreiheit nur eingeschränkt oder gar
QLFKWYRUOLHJWLPPHUZLHGHUVHOEVWEHZXVVWDXIGDV0HQVFKHQUHFKWGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWKLQJHZLHVHQZHUGHQ'LHVEHGHXWHWNRQNUHWDXFKGDVV&KULVWHQ
in der muslimisch geprägten Welt Kirchen, Aleviten in der Türkei ihre Cem+lXVHUXQG0XVOLPHLQ,QGLHQ0RVFKHHQEDXHQXQGLKUHPUHOLJL|VHQ5LWXV
ohne Schikanen und Einschränkungen nachgehen dürfen müssten. Diese ForGHUXQJHQVROOWHQPLWQRFKJU|‰HUHP1DFKGUXFNYRUJHEUDFKWZHUGHQ
DĞŚƌĂůƐϳϬWƌŽnjĞŶƚĚĞƌtĞůƚďĞǀƂůŬĞƌƵŶŐǁŝƌĚŝŶŝŚƌĞŵ
'ƌƵŶĚƌĞĐŚƚĂƵĨZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚĞŝŶŐĞƐĐŚƌćŶŬƚ
Internationale Experten sind sich darin einig, dass das Recht auf ReligionsIUHLKHLWHLQHQZHVHQWOLFKHQ,QGLNDWRUIUZHLWHUH)UHLKHLWVUHFKWHGDUVWHOOW:R
IUHLH5HOLJLRQVDXVEXQJQLFKWP|JOLFKLVWVLQGPHKUKHLWOLFKDXFKDQGHUH)UHLKHLWVUHFKWHZLHHWZDGLH0HLQXQJVIUHLKHLW9HUVDPPOXQJVIUHLKHLWXQG3UHVVHIUHLKHLW HLQJHVFKUlQNW E]Z QLFKW YRUKDQGHQ ,Q /lQGHUQ LQ GHQHQ IUHLH
5HOLJLRQVDXVEXQJJHZlKUOHLVWHWLVWJLEWHVDX‰HUGHPHLQHQJU|‰HUHQVR]LDOHQ)ULHGHQDOVGRUWZRGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWHLQJHVFKUlQNWZLUG'DEHLLVW
DODUPLHUHQGGDVVPHKUDOV3UR]HQWGHU:HOWEHY|ONHUXQJLQ/lQGHUQOHEW
in denen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit stark oder sogar sehr stark
HLQJHVFKUlQNWZLUG17
0DUJLQDOVSDOWH(LQVFKUlQNXQJHQGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWN|QQHQYLHOIlOWLJHUfolgen: Es gibt staatliche und nicht-staatliche Akteure.
'LH WUHLEHQGHQ .UlIWH HLQHU (LQVFKUlQNXQJ GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW N|QQHQ
vielfältig sein. Neben staatlichen Repressionen treten vermehrt nicht-staatliche Akteure auf, die als extremistische Gruppierungen einer politischen IdeoORJLHIROJHQGLHDQGHUZHLWLJHUHOLJL|VHhEHU]HXJXQJHQQLFKW]XODVVHQ
Die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) in Syrien und im Irak ist solch ein
QLFKWVWDDWOLFKHU$NWHXUGHUEUXWDOXQGULJRURVDOOHUHOLJL|VHQ0LQGHUKHLWHQ
XQWHUGUFNWGLHVLFKQLFKWEHGLQJXQJVORVGHUVDODÀVWLVFKHQ,GHRORJLHGHVÅ,6´
anschließen. Dies betrifft neben Jesiden, Juden und Christen auch Muslime.
'LHHWZD0LOOLRQHQ6FKLLWHQZHOWZHLWJHOWHQIUGLHÅ,6´7HUURUJUXSSHDOV
QRFKJU|‰HUH.HW]HUDOV-XGHQXQG&KULVWHQXQGVROOHQQDFK9RUVWHOOXQJGHU
$QKlQJHU GHV VHOEVWHUNOlUWHQ .DOLIDWV YHUQLFKWHW ZHUGHQ $EHU DXFK DQGHUH
QLFKWVWDDWOLFKH$NWHXUHZLHHWZDGLH%RNR+DUDP]X'HXWVFK:HVWOLFKH%LO-
17
&200(17$5<$GYDQFLQJ)UHHGRPRI5HOLJLRQRU%HOLHI$JHQGDVIRU&KDQJH6LHKH85/
KWWSZZZIRUXPRUJDUFKLYHSKS"DUWLFOHBLG ϴϮdŚŽŵĂƐsŽůŬ
dung ist verboten) in Nigeria, die seit Jahren gezielt christliche Schülerinnen
XQG6FKOHUHQWIKUWXQG]XU.RQYHUVLRQ]XP,VODP]ZLQJWRGHUKLQGXQDWLRQDOLVWLVFKH.UlIWHLQ,QGLHQGLHWHLOZHLVHDXFKJHZDOWVDPJHJHQ0XVOLPH
vorgehen, schränken das Grundrecht auf Religionsfreiheit massiv ein und
stellen damit eine Gefahr für unser Verständnis einer freien und demokratischen Gesellschaftsordnung dar. Hinzu kommen in zahlreichen muslimisch
geprägten Ländern starke sektiererische Auseinandersetzungen innerhalb des
,VODPVYRUDOOHP]ZLVFKHQ6XQQLWHQXQG6FKLLWHQ6ROFKH$XVHLQDQGHUVHW]XQJHQN|QQHQPLWXQWHUJUDYLHUHQGHGHVWDELOLVLHUHQGH)ROJHQIU6WDDWHQKDEHQ
XQGHUIRUGHUQHLQHJU|‰HUHUHOLJL|VH7ROHUDQ]DXFKXQWHUGHQYHUVFKLHGHQHQ
Denominationen des Islams.
0DUJLQDOVSDOWH 6HLW -DKUHQ QLPPW GHU $QWHLO GHU :HOWEHY|ONHUXQJ GLH
unter Einschränkungen der Religionsfreiheit leiden, zu.
'DV DPHULNDQLVFKH 3HZ)RUVFKXQJV]HQWUXP YHU|IIHQWOLFKWH HLQH
umfassende Studie zu globalen Einschränkungen der Religionsfreiheit und
PDFKWHDXI]DKOUHLFKH(QWZLFNOXQJHQDXIPHUNVDP3UR]HQWGHUXQWHUVXFKWHQ /lQGHU GHU 3HZ6WXGLH ZHLVHQ VWDUNH RGHU VHKU VWDUNH UHOLJL|VH
(LQVFKUlQNXQJHQ²HQWZHGHUGXUFKVWDDWOLFKHRGHUQLFKWVWDDWOLFKH*UXSSHQ
²DXI'HPQDFKOLWWHQHWZD0LOOLDUGHQ0HQVFKHQE]Z3UR]HQW
GHU :HOWEHY|ONHUXQJ XQWHU VWDUNHQ RGHU VHKU VWDUNHQ (LQVFKUlQNXQJHQ GHU
5HOLJLRQVIUHLKHLW²DXFKZHLOXQWHUGHQXQWHUVXFKWHQ/lQGHUQEHVRQGHUVEHY|ONHUXQJVUHLFKH6WDDWHQZLH]%&KLQDPLWDXIJHIKUWZHUGHQ'LHVH(QWZLFNOXQJLVWVHLW-DKUHQVWHLJHQGZDUHQ3UR]HQWXQGVFKRQ
3UR]HQWGHU:HOWEHY|ONHUXQJYRQVROFKHQ(LQVFKUlQNXQJHQLKUHVUHOLJL|VHQ
Lebens betroffen.18
ŚƌŝƐƚĞŶǁĞƌĚĞŶŝŶϭϬϮƵŶĚDƵƐůŝŵĞŝŶϵϵǀŽŶϭϵϴƵŶƚĞƌͲ
ƐƵĐŚƚĞŶ>ćŶĚĞƌŶŝŶŝŚƌĞƌ'ůĂƵďĞŶƐĂƵƐƺďƵŶŐĞŝŶŐĞƐĐŚƌćŶŬƚ
0DUJLQDOVSDOWH-XGHQZXUGHQLQYRQXQWHUVXFKWHQ/lQGHUQLQ
LKUHP*ODXEHQHLQJHVFKUlQNW²EHVRQGHUVVWDUNLQ(XURSD
:LHGHU3HZ%HULFKWZHLWHUDXVIKUWVLQGLQGHU0HKU]DKOGHU/lQGHUYRU
DOOHP &KULVWHQ XQG 0XVOLPH YRQ 6FKLNDQHQ EHWURIIHQ 6R ZXUGHQ &KULVWHQ
in 102 der 198 und Muslime in 99 der 198 untersuchten Länder Opfer von
staatlichen oder nicht-staatlichen Diskriminierungen und Einschränkungen
18
/DWHVW 7UHQGV LQ 5HOLJLRXV 5HVWULFWLRQV DQG +RVWLOLWLHV 6LHKH 85/ KWWSZZZSHZIRUXP
org/2015/02/26/religious-hostilities/ (02.03.2016).
Christen unter Druck?
83
bei der Ausübung ihres Glaubens. Der Bericht kommt außerdem zu dem ErJHEQLVGDVV*HZDOWWDWHQJHJHQEHU-XGHQEHVRQGHUVVWDUN]XQHKPHQ
erreichten diese in Europa sogar ein Sieben-Jahres-Hoch.19 Obschon Juden
OHGLJOLFK3UR]HQWGHU:HOWEHY|ONHUXQJGDUVWHOOHQZXUGHQVLHLQ
der 198 aufgelisteten Länder diskriminiert. Bei Juden ist im Vergleich zu 2007
(damals noch in 51 Ländern) ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen:20 Auf
(XURSDEH]RJHQVHLHQHVGHPQDFK-XGHQGLHDPPHLVWHQYRQUHOLJL|VHQ$Qfeindungen betroffen seien: In 34 von 45 europäischen Ländern seien 2013
Einschränkungen der Religionsfreiheit von Juden und in 32 Ländern für MusOLPHYHU]HLFKQHWJHZHVHQ21'LHVPDJDXFKHUNOlUHQZHVKDOEVLFKHLQHLPPHU
JU|‰HUZHUGHQGH$Q]DKOYRQ-XGHQLQ:HVWHXURSDYRUDOOHPLQ)UDQNUHLFK
HQWVFKHLGHW QDFK ,VUDHO DXV]XZDQGHUQ 'LH VWHLJHQGH 7HQGHQ] HLQHU (LQVFKUlQNXQJGHU5HOLJLRQVIUHLKHLW²ZHOWZHLWHEHQVRZLHLQ(XURSD²LVWDODUmierend und erfordert ein noch stärkeres Eintreten für das unveräußerliche
Grundrecht auf Religionsfreiheit und eine grundsätzliche Diskussion über den
6WHOOHQZHUWYRQ5HOLJLRQHQLP|IIHQWOLFKHQ5DXP
ĂŚůƌĞŝĐŚĞ^ƚĂĂƚĞŶƐĐŚƌćŶŬĞŶĚĂƐ'ƌƵŶĚƌĞĐŚƚĂƵĨ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚĚƵƌĐŚZĞƐƚƌŝŬƟŽŶĞŶƵŶĚǀĞƌƐĐŚćƌŌĞ
'ĞƐĞƚnjŐĞďƵŶŐĞŶŵĂƐƐŝǀĞŝŶ
Im Europäischen Parlament beschäftigt sich seit Jahren eine interfraktionelle
$UEHLWVJUXSSHYRQ$EJHRUGQHWHQ)R5%57PLW)UDJHQGHU5HOLJLRQVXQG
:HOWDQVFKDXXQJVIUHLKHLWVRZLHGHUUHOLJL|VHQ7ROHUDQ]XQGOHJWLQLKUHP]XOHW]W LP -XQL YHU|IIHQWOLFKWHQ %HULFKW HLQ EHVRQGHUHV $XJHQPHUN DXI
JHZDOWVDPH $XVVFKUHLWXQJHQ JHJHQ UHOLJL|VH (LQULFKWXQJHQ 'DEHL XQWHUVFKHLGHWGHU%HULFKW]ZLVFKHQJHZDOWVDPHQ$QJULIIHQZLH9DQGDOLVPXVXQG
=HUVW|UXQJ UHOLJL|VHU (LQULFKWXQJHQ GXUFK VWDDWOLFKH RGHU QLFKWVWDDWOLFKH
Akteure.
Staatlicherseits beobachtet der Bericht verschiedene Maßnahmen der Einschränkung der freien Religionsausübung: es gäbe in einigen Ländern eine
UHVWULNWLYH *HVHW]JHEXQJ LP +LQEOLFN DXI GLH 'HÀQLWLRQ YRQ *HEHWVVWlWWHQ
19
IDFWVDERXWUHOLJLRXVKRVWLOLWLHVLQ(XURSH6LHKH85/KWWSZZZSHZUHVHDUFKRUJIDFW
tank/2015/02/27/5-facts-about-religious-hostilities-in-europe/ (02.03.2016).
20
NH\ÀQGLQJVDERXWJOREDOUHVWULFWLRQVRQUHOLJLRQ6LHKH85/KWWSZZZSHZUHVHDUFKRUJ
IDFWWDQNNH\ÀQGLQJVDERXWJOREDOUHVWULFWLRQVRQUHOLJLRQ
21
IDFWVDERXWUHOLJLRXVKRVWLOLWLHVLQ(XURSH6LHKH85/KWWSZZZSHZUHVHDUFKRUJIDFW
tank/2015/02/27/5-facts-about-religious-hostilities-in-europe/ (02.03.2016).
ϴϰdŚŽŵĂƐsŽůŬ
ZRGXUFKYLHOHURUWV0HKUKHLWVUHOLJLRQHQSULYLOHJLHUWXQG0LQGHUKHLWVUHOLJLRQHQQLFKWGLHVHOEH0|JOLFKNHLW]XU5HOLJLRQVDXVEXQJHUKLHOWHQ6RJlEHHV
]ZDU VHOEVW LQ 6WDDWHQ ZLH 1RUGNRUHD ZR NHLQH 5HOLJLRQVIUHLKHLW EHVWHKW
RIÀ]LHOOHLQLJH*HEHWVSOlW]HDOOHUGLQJVVHLHQGLHVHYDLP6LQQHYRQÅ7RXULVWHQDWWUDNWLRQHQ´]XYHUVWHKHQXQGRKQHVWULNWHVWDDWOLFKH$XÁDJHQQLFKW
GHQNEDU$QGHUH6WDDWHQZUGHQZLHGHUXP]ZDUGDV%DXHQXQG%HWUHLEHQ
von Gebetsstätten zulassen, jedoch lediglich für die vorherrschende ReliJLRQVJHPHLQVFKDIW XQG QLFKW IU NOHLQHUH UHOLJL|VH *HPHLQVFKDIWHQ 'LHV
PDFKWVLFKHQWVSUHFKHQGDXFKEHLGHU)LQDQ]LHUXQJUHOLJL|VHU(LQULFKWXQJHQ
bemerkbar.
Marginalspalte 10: Beschränkung der Religionsfreiheit durch Repressionen
oder gezielte Gesetzesverschärfungen.
)HUQHU ZUGHQ ]DKOUHLFKH 6WDDWHQ UHOLJL|VH *UXSSHQ ]XU 5HJLVWULHUXQJ
LKUHU $NWLYLWlWHQ YHUSÁLFKWHQ XQG LKQHQ GHQ %DX QHXHU UHOLJL|VHU (LQULFKWXQJHQQXUQDFKHLQHUDXVGUFNOLFKHQ*HQHKPLJXQJJHVWDWWHQ.RQNUHWZHUGHQRVWHXURSlLVFKH6WDDWHQXQG5XVVODQGHUZlKQWGLHVROFKHLQH3UD[LV]XU
6WHXHUXQJ XQG hEHUZDFKXQJ UHOLJL|VHU 3UDNWLNHQ DQZHQGHQ 'HU %HULFKW
IKUWDXFKDXIGDVVHWZDLQ&KLQDLP-DKUPHKUDOV.UHX]HEHVHLWLJWZHUGHQPXVVWHQGDVLHQLFKWGLHHUODXEWH+|KHQYRUVFKULIWDXI.LUFKHQ
eingehalten hätten.
džƚƌĞŵŝƐƟƐĐŚĞ'ƌƵƉƉĞŶǁĞƌĚĞŶŝŵŵĞƌ
ƐƚćƌŬĞƌƵŶĚďĞĚƌŽŚĞŶĚŝĞZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚǁĞůƚǁĞŝƚ
Der EU-Parlamentarierbericht kommt zu dem Schluss, dass vor allem nichtVWDDWOLFKH $NWHXUH HLQH LPPHU JU|‰HUH 5ROOH EHL GHU (LQVFKUlQNXQJ GHU
5HOLJLRQVIUHLKHLW HLQQHKPHQ $QJHIKUW ZHUGHQ KLHUIU %HLVSLHOH ZLH GDV
Niederreißen von hinduistischen Tempeln durch muslimische Mobs in Bangladesch, das Verbrennen von Moscheen und Kirchen durch radikalisierte jüGLVFKH*UXSSHQLQ,VUDHOVRZLHJH]LHOWH$WWDFNHQDXI.LUFKHQGXUFK0XVOLPH
LQ3DNLVWDQ2IWPDOVZUGHQGDEHLQLFKWVWDDWOLFKH$NWHXUHGXUFKVWDDWOLFKH
Gesetzgebungen gestützt. Dabei stellt der Bericht heraus, dass solche soziaOHQ)HLQGVHOLJNHLWHQJHJHQUHOLJL|VH(LQULFKWXQJHQNHLQHVIDOOVQXULQ/lQGHUQ
DXIWUHWHQLQGHQHQNHLQH5HOLJLRQVIUHLKHLWJHZlKUOHLVWHWZLUGVRQGHUQDXFK
Staaten in Westeuropa und Nordamerika davon betroffen seien.22
22
6LHKHÅ$QQXDO5HSRUW²7KH6WDWHRI)UHHGRPRI5HOLJLRQRU%HOLHILQWKH:RUOG(Xropean Parliament Intergroup on Freedom of Religion or Belief and Religious Tolerance“.
Siehe URL: https://freedomdeclared.org/media/EU-2014-Intergroup-Report-FINAL.pdf
Christen unter Druck?
85
Das Ein- oder Beschränken des Grundrechts auf Religionsfreiheit kann vielIlOWLJH (UVFKHLQXQJVIRUPHQ DQQHKPHQ 1LFKW QXU VWDDWOLFKH $NWHXUH N|Qnen das Recht auf freie Religionsausübung untergraben, sondern vermehrt
auch nicht-staatliche Gruppen. Schon die Stigmatisierung, Ausgrenzung
XQG'LVNULPLQLHUXQJDXIJUXQGHLQHUUHOLJL|VHQ2ULHQWLHUXQJEHGHXWHWHLQH
9HUOHW]XQJGHV*UXQGUHFKWVDXI5HOLJLRQVIUHLKHLW'LHVZLUGYLHOHURUWVJDQ]
NRQNUHWHWZDEHLP9HUERWDOVUHOLJL|VH0LQGHUKHLWGHQ|UWOLFKHQ%UXQQHQ
in einer afrikanischen Gemeinde benutzen zu dürfen oder als alevitische
*HPHLQGHQLFKWHLQ*HEHWVKDXVPLWGHUJOHLFKHQ6HOEVWYHUVWlQGOLFKNHLWZLH
0XVOLPHHLQH0RVFKHHHUULFKWHQEDXHQ]XN|QQHQ
$OOVROFKH)RUPHQUHOLJL|VPRWLYLHUWHURGHUNRQQRWLHUWHU$XVJUHQ]XQJHQ
sind zu verurteilen. Es gilt unmissverständlich dafür einzutreten, dass das
Recht auf Religionsfreiheit universell gültig ist und stets für alle Religionsgemeinschaften Gültigkeit haben muss.
ŝŶƐĐŚƌćŶŬƵŶŐĞŶǀŽŶŚƌŝƐƚĞŶǁĞůƚǁĞŝƚ
Marginalspalte 11: Verlässliche Statistiken über die Einschränkung der ReOLJLRQVIUHLKHLWYRQ&KULVWHQVLQGHPSLULVFKVHUL|VQXUVFKZHU]XHUVWHOOHQ
:LH VWHKW HV DOVR XP GLH 6LWXDWLRQ GHU &KULVWHQ ZHOWZHLW" 'LH IROJHQGH
$XVVDJH YHUGHXWOLFKW HLQH JHQHUHOOH 6FKZLHULJNHLW EHL GHU 9HULÀ]LHUXQJ
P|JOLFKHU$QWZRUWHQÅ=DKOHQ]XEHQHQQHQZLHYLHOH&KULVWHQYRQ9HUIROJXQJEHGURKWVLQGLVWDOOHUGLQJVVFKRQGHVZHJHQVFKZLHULJZHLOHVKlXÀJ
QXU6FKlW]XQJHQGDUEHUJLEWZLHYLHOH&KULVWHQLQHLQHP/DQGEHUKDXSW
leben. Auch eine Rangfolge der schlimmsten Verfolgerstaaten aufzustellen,
ist problematisch.“23 Deshalb gerät auch „Open Doors“, gerade im Hinblick
DXI GLH 0HWKRGLN ]XU (UVWHOOXQJ GHV :HOWYHUIROJXQJVLQGH[ LPPHU ZLHGHU
LQ GLH .ULWLN $OOHUGLQJV VWHOOW Å2SHQ 'RRUV´ DXFK XQXPZXQGHQ IHVW GDVV
HVVLFKEHLLKUHP:HOWYHUIROJXQJVLQGH[QLFKWDXVVFKOLH‰OLFKXPHLQZLVVHQschaftliches Instrument handele, sondern vielmehr Tendenzen der Bedrängung von Christen aufzeigt und diese der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.
Im aktuellen Weltverfolgungsindex führt Nordkorea zum 14. Mal in Folge
die Liste an und schränkt Christen somit am stärksten in der Ausübung ihres
*ODXEHQVHLQ9RQGHQ²&KULVWHQGHV/DQGHVVHLHQPLQGHV-
(18.02.2016).
23
:R &KULVWHQ KHXWH YHUIROJW ZHUGHQ 6LHKH 85/ KWWSZZZ]HLWGHSROLWLNZHOWverfolgungsindex-2015-syrien-china-iran-diskriminierung-christen (07.01.2016).
ϴϲdŚŽŵĂƐsŽůŬ
tens 70.000 als „Feinde des Regimes“ in Arbeitslagern inhaftiert. Auf der
Liste folgen Irak, Eritrea, Afghanistan, Syrien, Pakistan, Somalia, Sudan,
,UDQXQG/LE\HQ/LE\HQJHK|UWHUVWPDOV]XGHQHUVWHQ/lQGHUQGHV,QGH[
und Eritrea gilt als eines der Länder, in dem sich die Situation für Christen
in kürzester Zeit dramatisch verschlechterte.
ϯϱĚĞƌϱϬƵŶƚĞƌƐƵĐŚƚĞŶ>ćŶĚĞƌ͕ŝŶĚĞŶĞŶŚƌŝƐƚĞŶďĞƐŽŶͲ
ĚĞƌƐŝŶŝŚƌĞŵ'ůĂƵďĞŶĞŝŶŐĞƐĐŚƌćŶŬƚƐŝŶĚ͕ƐŝŶĚŵƵƐůŝŵŝƐĐŚ
ŐĞƉƌćŐƚ
Allgemein lässt sich festhalten, dass unter den 50 im Index aufgelisteten
/lQGHUQPXVOLPLVFKJHSUlJWH/lQGHUYRU]XÀQGHQVLQGXQGGHULVODPLVtische Extremismus in vielen Ländern zum Hauptgrund der Verfolgung und
8QWHUGUFNXQJ YRQ &KULVWHQ HUNOlUW ZLUG 'HP %HULFKW ]XIROJH OlVVW VLFK
konstatieren, dass sich die Situation für Christen in der islamischen Welt
LQEHVRQGHUHP0D‰HYHUVFKOHFKWHUWH,VODPLVWLVFKH*UXSSHQZLHGLH%RNR
Haram in Nigeria und die Shabaab-Miliz in Somalia oder die TerrororganiVDWLRQGHVVRJHQDQQWHQÅ,VODPLVFKHQ6WDDWV´,6LQÀ]LHUHQGHPQDFK]XQHKPHQG ZHLWHUH 2UJDQLVDWLRQHQ LQ DQGHUHQ /lQGHUQ PLW LKUHU PHQVFKHQYHUachtenden Ideologie.
0DUJLQDOVSDOWH:HOWZHLWEHGURKHQYRUDOOHPLVODPLVWLVFKH*UXSSHQGLH
freie Religionsausübung von Christen.
Auch andere Berichte deuten auf diese Tendenz hin. So heißt es in einem
Artikel der WELT: „Unter kaum einer Religion und Ideologie haben so viel
&KULVWHQ]XOHLGHQZLHXQWHUHLQHPDXWRULWlUHQXQGJHZDOWEHUHLWHQ,VODP
Dieser dominiert in neun der zehn Länder, in denen Christen den meisten
und heftigsten Repressionen ausgesetzt sind.“24$OOHUGLQJVZHLVWDXFKÅ2SHQ
'RRUV´LQLKUHUMQJVWHQ$XVZHUWXQJGDUDXIKLQGDVVHLQHVWHLJHQGH5DGLkalisierung nicht nur in der muslimisch geprägten Welt, sondern auch im
Hinduismus in Indien und im Buddhismus, z. B. in Myanmar, zu beobachten
sei.
24
&KULVWHQYHUIROJXQJGXUFK,VODPLVWHQQLPPWZHLWHU]X6LHKH85/KWWSZZZZHOWGHSROLWLNDXVODQGDUWLFOH&KULVWHQYHUIROJXQJGXUFK,VODPLVWHQQLPPWZHLWHU]XKWPO
(14.03.2016).
Christen unter Druck?
87
ŝĞ>ĂŐĞǁŝƌĚŝŶŝŵŵĞƌŵĞŚƌ
ĂĨƌŝŬĂŶŝƐĐŚĞŶ^ƚĂĂƚĞŶďĞƐŽƌŐŶŝƐĞƌƌĞŐĞŶĚ
'DV-DKUZLUGDOVÅHLQ-DKUGHU*HZDOWJHJHQ&KULVWHQ´EHVFKULHEHQXQG
IROJHQGHJOREDOH7UHQGVZHUGHQIHVWJHKDOWHQ,VODPLVFKH[WUHPLVWLVFKH.DOLIDWHKlWWHQLKUHQ$NWLRQVUDGLXVEHUQDWLRQDOH*UHQ]HQKLQZHJDXVJHZHLWHW
XQG JHZlQQHQ DQ (LQÁXVV 5HJLHUXQJHQ GLH DXIJUXQG GHU LVODPLVWLVFKHQ
5DGLNDOLVLHUXQJ]XQHKPHQGDQJHVSDQQWVHLHQZUGHQQDWLRQDOLVWLVFKH7HQGHQ]HQDOV*HJHQJHZLFKW]XP,VODPLVPXVEHWRQHQ*HVHW]HYHUVFKlUIHQXQG
UHOLJL|VH 9HUVDPPOXQJHQ NRQVHTXHQWHU EHUZDFKHQ :HLWHUKLQ VWHOOW GHU
Weltverfolgungsindex heraus, dass afrikanische Staaten in der Rangliste der
Einschränkung der Religionsfreiheit für Christen nach oben rutschen. DemQDFKVHLHQLQ]ZLVFKHQGHU/lQGHUDXIGHP:HOWYHUIROJXQJVLQGH[DXI
dem afrikanischen Kontinent, allein sieben unter den ersten 20 Ländern. So
VFKLOGHUWÅ2SHQ'RRUV´HWZDDXFKHLQHQ9RUIDOOYRP$SULOLQ.HQLD
,VODPLVWHQQDKPHQGRUW6WXGHQWHQDOV*HLVHOQWHLOWHQVLHVRUJIlOWLJ]ZLVFKHQ&KULVWHQXQG0XVOLPHQDXIXQGW|WHWHQDQVFKOLH‰HQGFKULVWOLFKH
6WXGHQWHQ /lQGHU LQ $IULND VGOLFK GHU 6DKDUD QHKPHQ ]ZLVFKHQ]HLWOLFK
QDFKGHP1DKHQ2VWHQHLQHQQHJDWLYHQ6SLW]HQZHUWLQGHULVODPLVWLVFKPRWLYLHUWHQ9HUIROJXQJYRQ&KULVWHQZHOWZHLWHLQ
ŚƌŝƐƚĞŶŝŵEĂŚĞŶKƐƚĞŶ͗ͣĞƌdžŽĚƵƐŐĞŚƚǁĞŝƚĞƌ͞
)HUQHU ZLUG IHVWJHKDOWHQ GDVV LQ]ZLVFKHQ PHKU &KULVWHQ DOV MH ]XYRU DXI
GHU)OXFKWVHLHQXQGLQHKHPDOVFKULVWOLFKEHY|ONHUWHQ5HJLRQHQGHV1DKHQ
2VWHQVLPPHUZHQLJHU&KULVWHQOHEHQN|QQWHQ'HU/HLWHUGHV%URVGHU.RQrad-Adenauer-Stiftung in Jordanien, Otmar Oehring, stellt in diesem Zusammenhang ebenfalls fest: „Vor 2011 lebten in Syrien 1,1 Millionen Christen.
6HLWGHP%HJLQQGHV.RQÁLNWVVROOHQELV]X&KULVWHQGDV/DQGYHUODVVHQKDEHQDXV$OHSSRÁRKHQELV]XDXV+RPVUXQG&KULVWHQ
8QGGHU([RGXVJHKWZHLWHU´25 Die Lage im benachbarten Irak sieht ähnlich
DXVÅ(VZDULP-XQLGHVYHUJDQJHQHQ-DKUHVGDVVLQ0RVVXOHUVWPDOVVHLW
-DKUHQVRQQWDJVNHLQH(XFKDULVWLHPHKUVWDWWÀQGHQNRQQWH´26, sodass
auch dort ein unmittelbarer Exodus christlichen Lebens zu drohen scheint.
25
Otmar Oehring. Zur Lage der Christen in Syrien und im Irak. 2015. S. 76. In: Konrad-AdenauHU6WLIWXQJ$XVODQGVLQIRUPDWLRQHQ6²
26
.ODXV%DUZLJ$XFK&KULVWHQÁFKWHQYRQGHUDUDELVFKHQ+DOELQVHO6,Q+HUGHU
.RUUHVSRQGHQ]6²
ϴϴdŚŽŵĂƐsŽůŬ
$OVSRVLWLYH(QWZLFNOXQJVWHOOWGHU:HOWYHUIROJXQJVLQGH[DOOHUGLQJVGLH6WDbilisierung der kurdischen Autonomie im Norden Iraks heraus, die auch dazu
EHLJHWUDJHQKDEHGDVVGRUWHWZD&KULVWHQDXVGHU1LQLYH(EHQHGLH
VHLWYRUGHPÅ,6´JHÁRKHQVHLHQ6FKXW]IDQGHQ27
Marginalspalte 13: In zahlreichen Ländern erfolgt die Einschränkung von
Christen auf subtile Weise.
'DEHLVROOWHLPPHU]XLQ(ULQQHUXQJJHUXIHQZHUGHQGDVVGLH(LQVFKUlQNXQJ FKULVWOLFKHQ /HEHQV LP ZHOWZHLWHQ 9HUJOHLFK QLFKW DXVVFKOLH‰OLFK JHZDOWVDP HUIROJW =ZDU VLQG GLH YRU DOOHP PHGLDO WUDQVSRUWLHUWHQ 'DUVWHOlungen des Schicksals der orientalischen Christen, gerade in Syrien und im
,UDN GXUFK 9HUWUHLEXQJ XQG JHZDOWWlWLJH 9HUIROJXQJHQ JHSUlJW 'RFK GLH
EHUZLHJHQGH0HKU]DKOGHU(LQVFKUlQNXQJFKULVWOLFKHQ/HEHQVHUIROJWDXI
GHXWOLFKVXEWLOHUH$UWXQG:HLVH6RVWHOOWHWZD7KHRGRU5DWKJHEHUIHVWGDVV
LQ YLHOHQ /lQGHUQ X D %ODVSKHPLHJHVHW]H XQG $XÁDJHQ EHLP .LUFKHQEDX
klassische Methoden der Einschränkung von Christen seien.28 Diese Erscheinungsformen der Beeinträchtigung des Grundrechts auf Religionsfreiheit für
&KULVWHQVLQGRIWPDOVZHQLJEHNDQQWRGHUJHODQJHQQLFKWLQHLQHEUHLWHPHGLDOH gIIHQWOLFKNHLW 6LH YHUGLHQHQ DEHU WURW]GHP %HDFKWXQJ XQG (UZlKQXQJGDJDQ]NRQNUHWGLHSHUV|QOLFKH*ODXEHQVHQWIDOWXQJGHVEHWURIIHQHQ
Menschen beeinträchtigt ist.
ŚƌŝƐƚĞŶŝŶĞƵƚƐĐŚůĂŶĚƵŶƚĞƌƌƵĐŬ͍
Marginalspalte 14: Christen gelten in einigen Erstaufnahme- und AsylunterNQIWHQDOVÅXQUHLQ´XQGZHUGHQJHPLHGHQE]ZGLVNULPLQLHUW
Å'LH =XZDQGHUXQJ KXQGHUWWDXVHQGHU 0HQVFKHQ XQWHUVFKLHGOLFKHQ *ODXEHQV QDFK 'HXWVFKODQG ]ZLQJW GLH *HVHOOVFKDIW VLFK PLW GHP 5HFKW DXI
Religions- und Glaubensfreiheit neu auseinanderzusetzen“29, so der Vorsitzende des Stephanuskreises30 der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heribert Hirte im Dezember 2015. In der Tat mehren sich in den vergangenen
27
6LHKH:HOWYHUIROJXQJVLQGH[YRQÅ2SHQ'RRUV´6LHKH85/KWWSVZZZRSHQGRRUVGH
GRZQORDGVZYL2SHQB'RRUVB:HOWYHUIROJXQJVLQGH[BB%HULFKWSGI
28
Theodor Rathgeber. Bedrängte und verfolgte Christen. 2015. In: Konrad-Adenauer-Stiftung.
$QDO\VHQ$UJXPHQWH$XVJDEH6
29
+HULEHUW+LUWH1HZVOHWWHUGHV6WHSKDQXVNUHLVHVÅ6WHSKDQXV3RVW´'H]HPEHU
30
Der Stephanuskreis ist ein überkonfessioneller Gesprächskreis von mehr als 80 Abgeordneten
in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der sich für Religionsfreiheit und das Schicksal von
&KULVWHQZHOWZHLWHLQVHW]W
Christen unter Druck?
ϴϵ
0RQDWHQ+LQZHLVHGDUDXIGDVVYRUDOOHPLQ(UVWDXIQDKPHXQG$V\OXQterkünften in einigen Regionen Deutschlands christliche Flüchtlinge aufJUXQGLKUHV*ODXEHQVEHOHLGLJWVFKLNDQLHUWRGHUGLVNULPLQLHUWZHUGHQ6R
EHULFKWHQHWZDV\ULVFKH&KULVWHQÅZHQLJHUEHUURKH*HZDOWDOVYLHOPHKU
EHU'LVNULPLQLHUXQJHQLP$OOWDJHWZDGXUFKGDV6WLJPDDOV&KULVWÄXQrein‘ zu sein“31.
9HUHLQ]HOW ZLUG DXFK YRQ 3UREOHPHQ PLW PXVOLPLVFKHP :DFKSHUVRQDO EHrichtet.32 Dabei scheinen besonders zum Christentum konvertierte Flüchtlinge betroffen zu sein, da diese von muslimischem Wachpersonal oder andeUHQ)OFKWOLQJHQDXVJHJUHQ]WVFKLNDQLHUWRGHUXQJOHLFKEHKDQGHOWZUGHQ
6RVFKLOGHUWHWZDGHULQ%HUOLQWlWLJH3IDUUHUGHU(YDQJHOLVFK/XWKHULVFKHQ
Dreieinigkeitsgemeinde, Gottfried Martens, dass christliche Flüchtlinge in
Küchen von Asylunterkünften nicht ihre Speisen herstellen dürften, da anGHUH)OFKWOLQJHLKQHQHLQXQUHLQHV6SHLVHYHUKDOWHQYRUZHUIHQXQGVLHGDPLW
GLVNULPLQLHUHQZUGHQ0D[.OLQJEHUJYRQGHU,QWHUQDWLRQDOHQ*HVHOOVFKDIW
IU0HQVFKHQUHFKWHZLUGLQVHLQHQ6FKLOGHUXQJHQQRFKGHXWOLFKHUXQGEHhauptet: „Bei christlichen Konvertiten, die ihren Glauben nicht verheimlichen, geht die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Übergriffen oder Mobbing zu
ZHUGHQJHJHQ3UR]HQW´33
ŝĞ>ĂŐĞŝƐƚŝŶǀŝĞůĞŶƌƐƚĂƵĨŶĂŚŵĞͲƵŶĚƐLJůƵŶƚĞƌŬƺŶŌĞŶ
ĂŶŐĞƐƉĂŶŶƚʹŶŝĐŚƚŝŵŵĞƌƐĐŚĞŝŶĞŶũĞĚŽĐŚƌĞůŝŐŝƂƐĞDŽƟǀĞ
Ĩƺƌ<ŽŶŇŝŬƚĞĂƵƐƐĐŚůĂŐŐĞďĞŶĚnjƵƐĞŝŶ
:LH LP ZHOWZHLWHQ .RQWH[W VR VLQG DXFK LQ 'HXWVFKODQG YHUOlVVOLFKH $QJDEHQEHU$QJULIIHXQG$WWDFNHQDXI&KULVWHQQXUVFKZHU]XEHNRPPHQ
%HULFKWHVLQGPHLVWHQVVXEMHNWLYXQGHPSLULVFKQLFKWVHUL|VEHOHJEDU:DKUscheinlich gehen Anfeindungen in Asyl- und Erstaufnahmeeinrichtungen
für Flüchtlinge auf eine Reihe unterschiedlicher Gründe zurück. Eine große
$Q]DKODQ0HQVFKHQEHÀQGHWVLFKIUOlQJHUH=HLWDXIHQJVWHP5DXPEHL-
31
Meldung der KNA vom 10. Februar 2016: „Glaubensbrüdern in der Fremde Heimat bieten“
32
0XVOLPLVFKH 6HFXULW\ YHUSUJHOW &KULVWHQ LP $V\OKHLP 6LHKH 85/ KWWSZZZZHOWGH
politik/deutschland/article151104662/Muslimische-Security-verpruegelt-Christen-im-Asylheim.html (19.01.2016).
33
,VODPLVWHQEHGURKHQ&KULVWHQLQ)OFKWOLQJVKHLPHQ6LHKH85/KWWSZZZZHOWGHSROLWLN
deutschland/article146919471/Islamisten-bedrohen-Christen-in-Fluechtlingsheimen.html
(27.09.2015).
ϵϬdŚŽŵĂƐsŽůŬ
sammen, ohne Privatsphäre und unter angespannten Rahmenbedingungen.
3V\FKRORJLVFK GUIWHQ =XNXQIWVVRUJHQ 6SUDFK XQG .XOWXUEDUULHUHQ VRZLH
die Verarbeitung vergangener und auf der Flucht erlebter Umstände zu einer
]XVlW]OLFKHQ$QVSDQQXQJYLHOHUEHLWUDJHQ$OVZlUHGLHVQLFKWVFKRQEHODVtend genug, kommen oft noch Situationen hinzu, in denen sich Verfolger und
Verfolgte aus den Herkunftsländern in Deutschland in denselben ErstaufQDKPHXQG$V\OXQWHUNQIWHQDOVHWKQLVFKHRGHUUHOLJL|VH*UXSSHQHUQHXW
begegnen.
Marginalspalte 15: In vielen Erstaufnahme- und Asylunterkünften gibt es
HWKQLVFKH.RQÁLNWH]ZLVFKHQULYDOLVLHUHQGHQ*UXSSHQ
1HEHQ UHOLJL|V PRWLYLHUWHQ $XVHLQDQGHUVHW]XQJHQ LVW VFKRQ OlQJHU EHNDQQWGDVVDXFKHWKQLVFKPRWLYLHUWH.RQÁLNWODJHQDXIWUHWHQ²VRVLQG]%
ZLHGHUKROW$IJKDQHQXQG,UDNHUDQHLQDQGHUJHUDWHQ$XIIlOOLJLVWDX‰HUGHP
die Häufung von Ausschreitungen gegenüber konvertierten christlichen
Flüchtlingen. Vor allem in den neuen Bundesländern. Ohne auch hierfür vaOLGH %HOHJH ]X KDEHQ LVW GRFK EHPHUNHQVZHUW GDVV VFKHLQEDU JHUDGH GRUW
EHVRQGHUVYLHOH9RUIlOOHYRQUHOLJL|VEHGLQJWHU$XVJUHQ]XQJXQG*HZDOWHUIROJHQ ZR HLQ RKQHKLQ ZHLWJHKHQG DUHOLJL|VHV 8PIHOG YRUOLHJW1XU ZHQLJ
ist bekannt über Anfeindungen gegen arabische Christen, die schon in ihren
+HUNXQIWVOlQGHUQDOV&KULVWHQOHEWHQ²DXFKZHQQQLFKWDXVJHVFKORVVHQZHUGHQ NDQQ GDVV YLHOH DXWRFKWKRQH &KULVWHQ DXV )XUFKW YRU P|JOLFKHQ (LQVFKUlQNXQJHQQLFKWRIIHQ]XLKUHU5HOLJLRQVWHKHQN|QQHQ
ĂƐDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĂƵĨZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŐŝůƚƵŶĞŝŶŐĞͲ
ƐĐŚƌćŶŬƚƵŶĚĨƺƌĂůůĞʹĂƵĐŚŝŶ&ůƺĐŚƚůŝŶŐƐƵŶƚĞƌŬƺŶŌĞŶ
,VWDOVRHLQHQDFKUHOLJL|VHQ*UXSSHQJHWUHQQWH8QWHUEULQJXQJYRQ)OFKWOLQJHQ LQ GHXWVFKHQ (UVWDXIQDKPH XQG $V\OHLQULFKWXQJHQ ZLH X D YRQ
Pfarrer Martens und dem Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland
JHIRUGHUWVLQQYROOE]ZDQJHEUDFKW"'LHVH'LVNXVVLRQZXUGHLQGHQYHUJDQJHQHQ0RQDWHQNRQWURYHUVJHIKUWXQGÀQGHW)UXQG:LGHUVSUHFKHU'LH
Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Verfolgte Christen“ der CDU Deutschlands,
Ute Granold, forderte Anfang März 2016 konkrete Schritte, „damit ChrisWHQLQ)OFKWOLQJVXQWHUNQIWHQPLWWHQLQ'HXWVFKODQGQLFKWKLOÁRVV\VWHPDWLVFKHU (LQVFKFKWHUXQJ XQG *HZDOW DXVJHVHW]W ZHUGHQ´34. Professor Heri-
34
Siehe Pressemitteilung der CDU Deutschlands vom 9. März 2016 zum Thema „AG Verfolgte
Christen: Mehr Schutz für Christen in Flüchtlingsunterkünften“.
Christen unter Druck?
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EHUW +LUWH VFKOlJW HLQH DXVJHZRJHQHUH %HVHW]XQJ GHU 6LFKHUKHLWVGLHQVWH LQ
(UVWDXIQDKPHHLQULFKWXQJHQYRU+LUWHUHJW]XGHPDQÅ1LFKW]XOHW]WN|QQWHQ
0LWJOLHGHU HWKQLVFKHU XQG UHOLJL|VHU 0LQGHUKHLWHQ LQ 8QWHUNQIWHQ VWlUNHU
DOVELVKHULQHLQ]HOQHQ*UXSSHQ]XVDPPHQJHIDVVWZHUGHQ'DQQN|QQHQVLFK
GLHVH *UXSSHQ LQ GHU *HPHLQVFKDIW VHOEVWEHZXVVWHU EHKDXSWHQ´ ,Q MHGHP
Falle muss in deutschen Erstaufnahme- und Asylunterkünften ebenso uneingeschränkt das Recht auf freie Religionsausübung gelten und die Einhaltung
GLHVHV0HQVFKHQUHFKWVHLQJHIRUGHUWZHUGHQ'DV%HKDUUHQDXIGHU(UIOOXQJ
GLHVHV *UXQGUHFKWV LVW HQWVFKHLGHQG XQG DXV LQWHJUDWLRQVSROLWLVFKHQ (UZlgungen unbedingt zu berücksichtigen, um frühzeitig zu verdeutlichen, dass
es in Deutschland keine religions- oder kulturbedingten Rabatte auf unser
Verständnis von Freiheitsrechten gibt. Und hierzu zählt ganz elementar auch
das universale Menschenrecht auf Religionsfreiheit.
/ŶĞƵƚƐĐŚůĂŶĚĨĞŚůƚĞŵƉŝƌŝƐĐŚĞƐĂƚĞŶŵĂƚĞƌŝĂůƺďĞƌŶͲ
ŐƌŝīĞĂƵĨƌĞůŝŐŝƂƐĞŝŶƌŝĐŚƚƵŶŐĞŶǁŝĞ<ŝƌĐŚĞŶƵŶĚDŽƐĐŚĞĞŶ
0DUJLQDOVSDOWH,Q(XURSDVHLHQHWZD)lOOHYRQ,QWROHUDQ]JHJHQEHU&KULVWHQUHJLVWULHUWZRUGHQ
%LVKHUZHUGHQLQ'HXWVFKODQG$QJULIIHJHJHQUHOLJL|VH(LQULFKWXQJHQ²ELV
DXI MGLVFKH (LQULFKWXQJHQ ² QLFKW JHVRQGHUW HUIDVVW VRQGHUQ DOV +DVVYHUbrechen aufgelistet. Die in Österreich ansässige Beobachtungsstelle der Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen sammelt hingegen gezielt Berichte über Einschränkungen von Christen und listet in den drei Kategorien
„anti-christliche Übergriffe“, „Intoleranz gegen Christen in Gesetz und PoliWLN´VRZLHÅDQWLFKULVWOLFKH9RUIlOOHLQ.XQVWXQG0HGLHQ´)lOOHDXILQ
GHQHQ &KULVWHQ LP -DKU LQ HXURSlLVFKHQ /lQGHUQ GLVNULPLQLHUW ZRUden seien.35 Zusammenfassend hält der Bericht auf 2013 bezogen fest: „Im
vergangenen Jahr konnte eine Zunahme an Fällen von Vandalismus gegen
FKULVWOLFKH6WlWWHQEHREDFKWHWZHUGHQhEHUUDVFKHQGHUZHLVHJLEWHVLQGHQ
europäischen Staaten zu diesem Thema kaum Statistiken oder Studien.“36 Es
ZlUHGDKHUGXUFKDXV]XEHUOHJHQREHLQHQDWLRQDOH6WDWLVWLNEHU$QJULIIH
35
)UZHLWHUIKUHQGH,QIRUPDWLRQHQVLHKHGHQ%HULFKWÅ5HSRUW´XQWHU85/KWWSZZZ
LQWROHUDQFHDJDLQVWFKULVWLDQVHXÀOHDGPLQXVHUBXSORDG5HSRUWBBRQB,QWROHUDQFHBDQGB
'LVFULPLQDWLRQBDJDLQVWB&KULVWLDQVBLQB(XURSHB:HEYHUVLRQSGI
36
)lOOHYRQ,QWROHUDQ]JHJHQ&KULVWHQLQ(XURSD%HULFKWYHU|IIHQWOLFKW6LHKH85/KWWS
ZZZLQWROHUDQFHDJDLQVWFKULVWLDQVHXIDHOOHYRQLQWROHUDQ]JHJHQFKULVWHQLQHXURSD
html (10.03.2016).
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XQG$WWDFNHQDXIUHOLJL|VH(LQULFKWXQJHQQRWZHQGLJZlUHXPNRQNUHWH$QJDEHQEHU9DQGDOLVPXV=HUVW|UXQJHQXQG$WWDFNHQLP.RQWH[WUHOLJL|VHU
(LQULFKWXQJHQWlWLJHQ]XN|QQHQXQGVRPLWLQGLHVHPVHQVLEOHQ7KHPHQEHUHLFKQLFKWDOOHLQDXIPHGLDOHRGHUVWHOOHQZHLVHIUDJZUGLJH%HULFKWHDQJHZLHVHQ]XVHLQ
&Ănjŝƚ
Das Grundrecht auf Religionsfreiheit ist unveräußerlich und universell gülWLJ'RUWZRGDV0HQVFKHQUHFKWDXI5HOLJLRQVIUHLKHLWHLQJHVFKUlQNWRGHUJDU
nicht vorliegt, mangelt es mehrheitlich auch an anderen Grundrechten. Oftmals ist dort auch der soziale Frieden gefährdet. Neben staatlichen Akteuren
VFKUlQNHQLPPHUPHKUQLFKWVWDDWOLFKH*UXSSHQ²LP1DKHQ2VWHQGHU]HLW
YRU DOOHP GLH 7HUURURUJDQLVDWLRQ Å,VODPLVFKHU 6WDDW´ ² GLH IUHLH 5HOLJLRQVDXVEXQJ HLQ $XFK ZHQQ HV LQ GHQ YHUJDQJHQHQ 0RQDWHQ LP .RQWH[W GHU
Flüchtlingsunterbringung vermehrt zu Berichten über Diskriminierungen
XQG*HZDOWWlWLJNHLWHQJHJHQEHUNRQYHUWLHUWHQ&KULVWHQNDPLVWGLH5Hligionsfreiheit in Deutschland nicht ernsthaft gefährdet. Wo Probleme beNDQQWZHUGHQJLOWHVQDFKHLQHU/|VXQJ]XVXFKHQ9RUVFKQHOOH9HUJOHLFKH
GHU6LWXDWLRQYRQUHOLJL|VHQ*UXSSHQLQ'HXWVFKODQGPLWGHQ=XVWlQGHQLQ
ihren Herkunftsländern sind unter Berücksichtigung tatsächlicher Bedrängung, Unterdrückung und Verfolgung in zahlreichen Weltregionen im Hinblick auf Deutschland nicht zielführend.
Marginalspalte 17: Das Grundrecht auf Religionsfreiheit ist unveräußerlich
XQGPXVVDXFKLQ'HXWVFKODQGNRQVHTXHQW$QZHQGXQJÀQGHQ
,PZHOWZHLWHQ.RQWH[WGHU(LQVFKUlQNXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWLVWNHLQH
Religionsgemeinschaft auszunehmen. Am stärksten bleiben allerdings Christen betroffen, direkt gefolgt von Muslimen. Alarmierend ist die Zunahme
antisemitischer Ausschreitungen und die Tatsache, dass Juden in 77 Ländern
aufgrund ihrer Religion Anfeindungen ausgesetzt sind.
(VJLOWGDV0HQVFKHQUHFKWDXI5HOLJLRQVIUHLKHLWVHOEVWEHZXVVW]XYHUWHLGLJHQ²DOV7HLOGHULQWHUQDWLRQDOHQ(QWZLFNOXQJV]XVDPPHQDUEHLWHEHQVRZLH
DOV *UXQGVDW] HLQHU ZHUWHJHOHLWHWHQ $X‰HQSROLWLN XQG DOV *UXQGODJH XQVHres Miteinanders in Deutschland. Einerseits ist in vielen Weltregionen eine
UHOLJL|VH5HQDLVVDQFHHUNHQQEDUDQGHUHUVHLWVQLPPW]HLWJOHLFKGHU(LQÁXVV
H[WUHPLVWLVFKHU*UXSSHQZHLWHU]X(LQHJUXQGVlW]OLFKH'LVNXVVLRQEHUGHQ
6WHOOHQZHUWYRQ5HOLJLRQHQLP|IIHQWOLFKHQ5DXPXQGGHU:LFKWLJNHLWUHOLJL-
Christen unter Druck?
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|VHU7ROHUDQ]OlVVWVLFKGDKHUQLFKWYHUPHLGHQ$QGHUVDOVQRFKYRUZHQLJHQ
-DKUHQYHUPXWHWJHZLQQHQQLFKWVlNXODULVLHUWHVRQGHUQUHOLJL|VH6WU|PXQJHQDQ=XODXI'LHVZLUGHLQHQGLUHNWHQ(LQÁXVVDXI*HVHOOVFKDIWHQDXVEHQ
Es gibt bereits eine Vielzahl an Initiativen und Bekundungen, die sich der
/DJHYRQ&KULVWHQZHOWZHLWXQGGHP(LQWUHWHQIUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWYHUschrieben haben. Die Arbeitsgemeinschaft „Verfolgte Christen“ in der CDU,
der Stephanuskreis in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und die AnkünGLJXQJ GHU %XQGHVUHJLHUXQJ HLQHQ RIÀ]LHOOHQ %HULFKW ]XP 6WDQGGHU 5HOLgionsfreiheit vorzulegen, belegen dies. Im September 2015 fand eine erste
LQWHUQDWLRQDOH.RQIHUHQ]DP6LW]GHU9HUHLQWHQ1DWLRQHQLQ1HZ<RUN]XP
Thema Religionsfreiheit statt, an der mehr als 140 Parlamentarier aus naKH]XDOOHQ.RQWLQHQWHQWHLOJHQRPPHQKDEHQ'LHVH.RQIHUHQ]ZLUGLQGLHsem Herbst in Berlin fortgesetzt und hat sich zum Ziel gesetzt, auf Initiative
der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, durch die Vernetzung von ParlamentariHUQ LQ IDVW /lQGHUQ HLQH ZHOWZHLWH 9HUEHVVHUXQJ GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW
]XHU]LHOHQ'LH.RQUDG$GHQDXHU6WLIWXQJXQWHUVWW]WGXUFKLKUZHOWZHLWHV
1HW]ZHUNGLHVHV9RUKDEHQXQGZLGPHWVLFKDXFKLQ'HXWVFKODQGGXUFK3XEOLkationen und Fachgespräche den Themen Religionsfreiheit und Situation von
&KULVWHQ ,QWHUQDWLRQDO DJLHUHQGH +LOIVRUJDQLVDWLRQHQ ZLH PLVVLR .,5&+(
,1127Å2SHQ'RRUV´VRZLHGLHEHLGHQJUR‰HQ.LUFKHQZHLVHQHEHQVRNRQtinuierlich auf das Schicksal von Christen hin und engagieren sich für eine
Verbesserung ihrer Lage.
Marginalspalte 18: Drei Handlungsempfehlungen: 1. Keine getrennte UnterEULQJXQJYRQ)OFKWOLQJHQHQWODQJYRQ5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLWHQ
&ĂůƐĐŚĞƐ^ŝŐŶĂů͗EĂĐŚZĞůŝŐŝŽŶƐŐĞŵĞŝŶƐĐŚĂŌĞŶ
ŐĞƚƌĞŶŶƚĞhŶƚĞƌďƌŝŶŐƵŶŐ
3ROLWLVFKVROOWHGDUEHUQDFKJHGDFKWZHUGHQZLHLQGHUNRQNUHWHQ6LWXDWLRQ
VR YLHOHU HWKQLVFK UHOLJL|V XQG NXOWXUHOO XQWHUVFKLHGOLFK JHSUlJWHU )OFKWlinge in deutschen Erstaufnahme- und Asylunterkünften das Grundrecht auf
5HOLJLRQVIUHLKHLW JHZlKUOHLVWHW ZHUGHQ NDQQ 'DEHL VFKHLQW HLQH QDFK 5HOLgionsgemeinschaften getrennte Unterbringung vielleicht kurzfristig angeEUDFKW]XHUVFKHLQHQDOOHUGLQJVZlUHQGLHODQJIULVWLJHQ²LQWHJUDWLRQVSROLWLVFKHQ²6LJQDOHVROFKHLQHU0D‰QDKPHIDWDO(VJLEWLQ'HXWVFKODQGNHLQHQ
*UXQGGDIUVHLQH5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLWYHUVFKZHLJHQRGHUHLQVFKUlQNHQ
zu müssen oder nicht zu einer anderen Religion konvertieren zu dürfen. Die-
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VHV:HUWHJHUVWPXVVHLQHGHPRNUDWLVFKH*HVHOOVFKDIWVHOEVWEHZXVVWYHUWUHWHQXQGVHLQH'XUFKVHW]XQJJDUDQWLHUHQ²DXFKXQGJHUDGHJHJHQEHUQHXankommenden Menschen in Deutschland.
0DUJLQDOVSDOWH (WDEOLHUXQJ HLQHU 'DWHQEDQN UHOLJL|V PRWLYLHUWHU
Attacken.
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ƩĂĐŬĞŶǁƺŶƐĐŚĞŶƐǁĞƌƚ
(VVROOWHDX‰HUGHPGDUEHUQDFKJHGDFKWZHUGHQREHLQHEXQGHVZHLWH'DWHQEDQN]XU(UIDVVXQJUHOLJL|VPRWLYLHUWHU$QJULIIHDXIUHOLJL|VH(LQULFKWXQJHQZLH]%.LUFKHQXQG0RVFKHHQ²YHUJOHLFKEDUGHQEHVWHKHQGHQ5HJHOXQJHQYRQ$WWDFNHQDXIMGLVFKH(LQULFKWXQJHQ²HLQJHIKUWZHUGHQVROOWH
+LHUGXUFKN|QQWHHLQYHUOlVVOLFKHVXQGHPSLULVFKEHOHJEDUHV'DWHQPDWHULDO
JHVDPPHOW ZHUGHQ XQG EHU SROLWLVFK DQJHEUDFKWH .RQVHTXHQ]HQ DXI GHU
*UXQGODJHYRQ)DNWHQEHUDWHQZHUGHQ
Marginalspalte 20: 3. Stärkung einer gesellschaftlichen Debatte über religi|VH7ROHUDQ]XQG5HOLJLRQVIUHLKHLW
ŝŶĞŐĞƐĂŵƚŐĞƐĞůůƐĐŚĂŌůŝĐŚĞŝƐŬƵƐƐŝŽŶƺďĞƌƌĞůŝŐŝƂƐĞ
dŽůĞƌĂŶnjƵŶĚĚŝĞZŽůůĞǀŽŶZĞůŝŐŝŽŶĞŶŝŵƂīĞŶƚůŝĐŚĞŶZĂƵŵ
ŝƐƚŶŽƚǁĞŶĚŝŐ
(XURSD XQG 'HXWVFKODQG ZHUGHQ UHOLJL|V KHWHURJHQHU :lKUHQG ZHOWZHLW
HLQH =XQDKPH DQ 5HOLJLRVLWlW XQG HLQKHUJHKHQG YRQ H[WUHPLVWLVFKHQ 6WU|PXQJHQ HUNHQQEDU LVW YHUKDUUHQ HLQLJH ZHVWOLFKH *HVHOOVFKDIWHQ LQ HLQHU
YHUPHLQWOLFK VlNXODULVLHUWHQ 6FKRFNVWDUUH $XFK ZHQQ LQ HLQHP VlNXODULVLHUWHQ 5HFKWVVWDDW GLH 7UHXH ]XU 9HUIDVVXQJ VHOEVWUHGHQG EHU UHOLJL|VHQ
Geboten steht, herrscht in Deutschland doch ein grundsätzlich positives
Verhältnis zu Religionen vor. Gesellschaftlich tut eine Diskussion über eine
UHOLJLRQVIUHXQGOLFKH6WLPPXQJGHU7ROHUDQ]DOOHUGLQJV1RW²JHUDGHGD]X
vermuten steht, dass Muslime in Deutschland zukünftig noch sichtbarer und
VHOEVWEHZXVVWHUDXIWUHWHQZHUGHQ(LQHRIIHQH'HEDWWHEHUGHQ6WHOOHQZHUW
YRQUHOLJL|VHU7ROHUDQ]GHU5ROOHYRQ5HOLJLRQHQXQGGHQ)DFHWWHQGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWZLUGGDKHUXQDXVZHLFKOLFKVHLQXPGHQ=XVDPPHQKDOWGHU
Christen unter Druck?
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*HVHOOVFKDIW ]X VWlUNHQ *HUDGH LQ GLHVHU YRQ .RQÁLNWHQ 3RSXOLVPXV XQG
8QZlJEDUNHLWHQJHSUlJWHQ=HLWJLOWÅ'DV(LQWUHWHQIUGLH5HOLJLRQVIUHLKHLW
ZDUQRFKQLHVRZLFKWLJZLHKHXWH´37
Der Artikel erschien zuerst als: Thomas Volk, „Christen unter Druck?“, Analysen & Argumente, Konrad Adenauer Stiftung, 3/2016 (202), S. 2–14. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung.
37
9RONHU .DXGHU LP HUVWHQ 1HZVOHWWHU Å6WHSKDQXV 3RVW´ GHV 6WHSKDQXVNUHLVHV GHU &'8&68
Bundestagsfraktion. Dezember 2015.
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ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĚŝĞKƌĚŶƵŶŐĚĞƐ^ƚĂĂƚĞƐ
&ĞƐƚƌĞĚĞnjƵͣϱϬ:ĂŚƌĞEŝĞĚĞƌƐĂĐŚƐĞŶŬŽŶŬŽƌĚĂƚ͞
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Annette Schavan (61) ist die Deutsche Botschafterin beim
Heiligen Stuhl. Sie lehrte als Honorarprofessorin am Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin
²XQGLVWVHLW*DVWSURIHVVRULQDQGHU6KDQJKDL,QWHUQDWLRQDO6WXGLHV8QLYHUVLW\=XYRUZDUVLH%XQGHVPLQLVWHULQIU%LOGXQJ)RUVFKXQJ²VRZLH0LWJOLHG
GHV'HXWVFKHQ%XQGHVWDJHV²$OV0LQLVWHULQIU
.XOWXV-XJHQGXQG6SRUWZLUNWHVLHLQ%DGHQ:UWWHPEHUJ²XQG
ZDUGRUW0LWJOLHGGHV/DQGWDJV²6LHLVW9RUVLW]HQGHGHV.XUDWRriums der Ökumenischen Stiftung BIBEL UND KULTUR.
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Am 26. Februar 2015 fand in Hannover die Feierstunde zum 50. Jahrestag der
Unterzeichnung des Konkordats zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Land
Niedersachsen statt. Das im Jahr 1965 unterschriebene „Niedersachsenkonkordat“ war der erste Staatsvertrag dieser Art zwischen einem deutschen Land und
der katholischen Kirche. Vor rund 150 geladenen 150 Gästen im Festsaal des
Alten Rathauses, darunter dem päpstliche Nuntius in Deutschland, Erzbischof
'U1LNROD(WHURYLþHULQQHUWH0LQLVWHUSUlVLGHQW6WHSKDQ:HLOLQVHLQHP*UX‰wort an die Entstehungsgeschichte dieses Vertragswerks und seine Bedeutung in
der Gegenwart und begrüßte die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland
für den Heiligen Stuhl (Vatikan) zu ihrem Grundsatzreferat zur Religionsfreiheit. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von der Webseite der Botschaft
URL: http://www.vatikan.diplo.de/contentblob/4533290/Daten/5482809/20
150226redehannover.pdf.
.RQNRUGDWHVWHKHQIUHLQH2UGQXQJGHU9HUOlVVOLFKNHLWXQGGHVZHFKVHOVHLWLgen Respektes. Ihre Grundlage ist eine Atmosphäre der Religionsfreundlichkeit des Staates und der Demokratiefreundlichkeit der Kirche. Sie sind ein
JXWHV%HLVSLHOGDIUZLHGHUZHOWDQVFKDXOLFKQHXWUDOH6WDDWGLHNXOWXUSUlJHQGH.UDIWGHV&KULVWHQWXPVZDKUQLPPW
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/
Wer sich mit Überzeugungen beschäftigt, die in einer Gesellschaft gelebt
ZHUGHQGHUVW|‰WDXFKDXIUHOLJL|VH4XHOOHQ5HOLJLRQLVWHLQ*UXQGGHU+RIInung von Menschen und eine Quelle von Haltungen und Werten. Sie ist Teil
des kulturellen Gedächtnisses und damit verbundener Bilder und DeutungsPXVWHU5HOLJLRQLVW|IIHQWOLFKSUlVHQWLQ.LUFKHQ6\QDJRJHQXQG0RVFKHHQ
LP 5HOLJLRQVXQWHUULFKW DQ |IIHQWOLFKHQ 6FKXOHQ GXUFK )HLHUWDJVUHJHOXQJHQ
und Traditionen des Kirchenjahres, in theologischen Fakultäten, Zentren für
jüdische und islamische Studien und durch kirchliche Einrichtungen.
,QGHU%HVFKUHLEXQJPRGHUQHU*HVHOOVFKDIWHQZLUGQLFKWVHOWHQGDYRQJHsprochen, dass im Zuge von Säkularisierungsprozessen Religion in die PrivatVSKlUHYHUGUlQJWVHL)RUWVFKULWWZLUGYHUVWDQGHQDOVGLHDOOHLQLJH5HOHYDQ]
des Neuen, vor dem die Tradition verblasst. Der Rückgang der BindungsbeUHLWVFKDIWDQ,QVWLWXWLRQHQDXFKGLH.LUFKHQZLUGDOV3UR]HVVGHU3ULYDWLVLHUXQJYRQ5HOLJLRQJHZHUWHW:HUVRUHGHWXQWHUVFKlW]WGLH%HGHXWXQJYRQ
UHOLJL|VHQ hEHU]HXJXQJHQ GHU %UJHULQQHQ XQG %UJHU GLH GLH NXOWXUHOOH
(QWZLFNOXQJYRQ*HVHOOVFKDIWHQDXFKPRGHUQHQ*HVHOOVFKDIWHQSUlJHQ'LH
$QDO\VHZRQDFK5HOLJLRQ3ULYDWVDFKHVHLXQGLKUH|IIHQWOLFKH5HOHYDQ]YHUORUHQ KDEH ZLUNW KHXWH EHUKROW ]XPLQGHVW DEHU YHUNU]W :LU VSUHQ LP
JOREDOHQ.RQWH[WGDVV5HOLJLRQDQ5HOHYDQ]JHZLQQW6LHLVWSUlVHQWDXIGHU
Bühne der Zeit. Politik kann nicht gleichgültig bleiben gegenüber den reliJL|VHQhEHU]HXJXQJHQGHU%UJHULQQHQXQG%UJHU'DVJLOWXPVRPHKULQ
*HVHOOVFKDIWHQGLHUHOLJL|V]XQHKPHQGSOXUDOHUZHUGHQ
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'LH$N]HSWDQ]YRQ3OXUDOLWlWEHGHXWHWQLFKWHLQHVSH]LÀVFKHNXOWXUSUlJHQGH
Kraft zu ignorieren. Eine solche Kraft ist das Christentum. So heißt es in der
Begründung eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts zur „Anbringung
HLQHV .UHX]HV RGHU HLQHV .UX]LÀ[HV LQ GHQ 8QWHUULFKWVUlXPHQ HLQHU VWDDWOLFKHQ 3ÁLFKWVFKXOH GLH NHLQH %HNHQQWQLVVFKXOH LVW´ DXV GHP -DKUH Å$XFKHLQ6WDDWGHUGLH*ODXEHQVIUHLKHLWXPIDVVHQGJHZlKUOHLVWHWXQGVLFK
GDPLWVHOEHU]XUHOLJL|VZHOWDQVFKDXOLFKHU1HXWUDOLWlWYHUSÁLFKWHWNDQQGLH
NXOWXUHOOYHUPLWWHOWHQXQGKLVWRULVFKYHUZXU]HOWHQ:HUWEHU]HXJXQJHQXQG
Einstellungen nicht abstreifen, auf denen der gesellschaftliche Zusammenhalt beruht und von denen auch die Erfüllung seiner eigenen Aufgaben abKlQJW 'HUFKULVWOLFKH *ODXEH XQG GLH FKULVWOLFKHQ .LUFKHQ VLQG GDEHL ZLH
immer man ihr Erbe heute beurteilen mag, von überragender Prägekraft
JHZHVHQ 'LH GDUDXI ]XUFNJHKHQGHQ 'HQNWUDGLWLRQHQ 6LQQHUIDKUXQJHQ
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XQG 9HUKDOWHQVPXVWHU N|QQHQ GHP 6WDDW QLFKW JOHLFKJOWLJ VHLQ´1 Was für
'HXWVFKODQGJLOWNDQQDXFKIUGLHHXURSlLVFKH3HUVSHNWLYHJHVDJWZHUGHQ
6RXQWHUVFKLHGOLFKGLH%H]LHKXQJHQ]ZLVFKHQ6WDDWXQG.LUFKHDXFKJHVWDOWHWVHLQP|JHQVRVHKUJLOWGRFKGLH(UIDKUXQJGDVVHLQODQJHU3UR]HVVGHU
christlichen Inkulturation, neben anderen Quellen, zur europäischen GeVFKLFKWH JHK|UW =XP 6HOEVWYHUVWlQGQLV GHV &KULVWHQWXPV JHK|UWKHXWH GHU
6FKXW]YRUVWDDWOLFKHQXQGUHOLJL|VHQ$OOPDFKWVYRUVWHOOXQJHQ'DVJHK|UW]X
den großen zivilisatorischen Leistungen in Europa nach Jahrzehnten konfesVLRQHOOHU%UJHUNULHJHGLH(PDQ]LSDWLRQGHV6WDDWHVYRQUHOLJL|VHQ$XWRULWlWHQHEHQVRZLHGLH(PDQ]LSDWLRQGHV&KULVWHQWXPVYRP6WDDWXQGVHLQHU
Wächterfunktion über den rechten Glauben. In dem der Staat sich nicht mehr
in Anspruch nehmen lässt als Urteilsinstanz über die rechte Ausübung der
Religion, schafft er zugleich die Grundlage für Wege der friedlichen Koexistenz der Konfessionen und Religionen. Diese Säkularisierung schafft ReliJLRQ QLFKW DE Å'LH 5HOLJLRQ ZLUG LQ GHQ %HUHLFK GHU *HVHOOVFKDIW YHUZLHsen, zu einer Angelegenheit des Interesses und der Wertschätzung einzelner
und vieler Bürger erklärt, ohne aber Bestandteil der staatlichen Ordnung
als solches zu sein.“2 Damit ist der Weg geebnet für die Religionsfreiheit als
GDV )UHLKHLWVUHFKW ]XU 5HOLJLRQ HEHQVR ZLH GDV 5HFKW GHU )UHLKHLW YRQ GHU
5HOLJLRQ 'DV LVW GLH *HEXUWVVWXQGH GHV PRGHUQHQ 6WDDWHV JHZHVHQ GHVVHQ
.RQVWLWXLHUXQJ QXQ ÅLQ ZHOWOLFKHQ =LHOHQ XQG *HPHLQVDPNHLWHQ JHIXQGHQ
ZHUGHQ´3 muss.
///
So beginnt auch das Grundgesetz nicht im Namen Gottes. Die Formulierung
ÅLQ 9HUDQWZRUWXQJ YRU *RWW XQG GHQ 0HQVFKHQ´ LQ GHU 3UlDPEHO LVW HLQH
9HUDQWZRUWXQJVIRUPHO 6LH ZHLVW KLQ DXI GLH *UHQ]HQ XQG GLH 'HPXW GHV
Staates, der niemals eine perfekte Ordnung ist und keinen absoluten WahrKHLWVJHKDOWEHDQVSUXFKW'HU6WDDWLVW0HQVFKHQZHUN'DVLVWGLH$EVDJHDQ
MHGZHGHV WRWDOLWlUH 6\VWHP 1DFK GHQ VFKUHFNOLFKHQ (UIDKUXQJHQ PLW GHU
1D]LEDUEDUHLQDFKGHQ-DKUHQGHV/HEHQVLQHLQHP6WDDWGHUHLQHU]HUVW|UHULVFKHQ+\EULVYHUIDOOHQZDU0LOOLRQHQ0HQVFKHQHUPRUGHWHXQGGLH:HOW
mit einem furchtbaren Krieg überzogen hatte, galt die Überzeugung, dass
1
%9HUI*(².UX]LÀ[
2
(UQVW:ROIJDQJ%|FNHQI|UGH5HFKW6WDDW)UHLKHLW6WXGLHQ]XU5HFKWVSKLORVRSKLH6WDDWVWKHRULHXQG9HUIDVVXQJVJHVFKLFKWH)UDQNIXUWVWZ
3
Ebd.
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĚŝĞKƌĚŶƵŶŐĚĞƐ^ƚĂĂƚĞƐϵϵ
GDV&KULVWHQWXPHLQHZLUNVDPH.UDIWVHLGLHGHP7RWDOLWlUHQZHKUHQNDQQ
XQGGHU)UHLKHLWGHV0HQVFKHQJHUHFKWZLUG'DV&KULVWHQWXPVHOEVWKDWVLFK
mit der Emanzipation des Staates von der Religion bis in das 20. Jahrhundert
KLQHLQVFKZHUJHWDQ'LH5HOLJLRQVIUHLKHLWZXUGHGXUFKGLHNDWKROLVFKH.LUFKHLP=ZHLWHQ9DWLNDQLVFKHQ.RQ]LODOVRYRUIQI]LJ-DKUHQDQHUNDQQW,Q
GHQHYDQJHOLVFKHQ/DQGHVNLUFKHQKDWGLHMDKUKXQGHUWHDOWH$OOLDQ]]ZLVFKHQ
7KURQXQG$OWDUODQJHQDFKJHZLUNW'LH.RQÁLNWJHVFKLFKWHGHU.RQIHVVLRQHQ
LQ(XURSDGLHPLWVRYLHO*HZDOWYHUEXQGHQZDUKDWOHW]WOLFKGLHVHGRSSHOWH
Emanzipation provoziert. Erst unter der Voraussetzung der Trennung von
6WDDWXQG.LUFKHZXUGH5HOLJLRQVIUHLKHLWDOVGLH)UHLKHLW]XU5HOLJLRQHEHQVR
ZLHGLH)UHLKHLWYRQGHU5HOLJLRQP|JOLFK'DV6HOEVWYHUVWlQGQLVGHV6WDDWHV
LVWGDQDFKJHSUlJWYRQGHPZRUDQ3DSVW-RKDQQHV3DXO,,LQ+DYDQQD
erinnerte: „dass ein moderner Staat aus dem Atheismus oder der Religion
kein politisches Konzept machen darf.“4
/s
Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland ist die Verfassung eines
6WDDWHV GHU VLFK ]X UHOLJL|VZHOWDQVFKDXOLFKHU 1HXWUDOLWlW EHNHQQW (U LVW
GDPLWRIIHQIUDOOH5HOLJLRQHQXQG.RQIHVVLRQHQHUZLOO+HLPDWVHLQIUDOOH
%UJHULQQHQ XQG %UJHU JOHLFK ZHOFKHU 5HOLJLRQ XQG DXFK GHUHU GLH VLFK
NHLQHU5HOLJLRQ]XJHK|ULJIKOHQ
Somit verbietet es sich, mit dem Gottesbezug in der Präambel Bürgerinnen
XQG%UJHUDXIHLQHEHVWLPPWH5HOLJLRQRGHUHLQVSH]LÀVFKHV*RWWHVELOG]X
YHUSÁLFKWHQ*OHLFKZRKOLVWGDPLWYHUEXQGHQGDVVGHU6WDDWQLFKWEOLQGYRU
GHQhEHU]HXJXQJHQGHU%UJHULQQHQXQG%UJHULVWVRQGHUQHLQHRIIHQHI|Udernde Neutralität praktiziert. Sie steht in einem unmittelbaren ZusammenKDQJPLWGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWXQGI|UGHUWGLHVH)UHLKHLW(VLVWGLH)UHLKHLW
]XJODXEHQRGHUHEHQQLFKW]XJODXEHQ'HU8PJDQJPLWUHOLJL|VHU3OXUDOLWlW
in modernen Gesellschaften ist anspruchsvoll. Für das friedliche Miteinander
der Religionen ist unverzichtbar, die beschriebene Trennung von Staat und
Kirche als eine kulturelle und religionspolitische Entscheidung zu akzeptieren. Der Staat versteht sich nicht mehr als Urteilsinstanz über die rechte Ausübung der Religion. Religion bestimmt nicht staatliches Recht. Im Verhältnis
GHU5HOLJLRQHQ]XHLQDQGHUEHVWHKWGLH7ROHUDQ]SÁLFKW0RVHV0HQGHOVVRKQ
'DPLWNRPPHQZLUDQHLQHQZLFKWLJHQ3XQNWLQGHUDNWXHOOHQ'HEDWWHEHU
GHQ ,VODP LQ XQVHUHP /DQG 'HU ,VODP JHK|UW ]X 'HXWVFKODQG LQVRIHUQ HU
4
3DSVW-RKDQQHV3DXO,,*HZLVVHQGHU:HOW)UHLEXUJ
ϭϬϬŶŶĞƩĞ^ĐŚĂǀĂŶ
HLQH4XHOOHIUGDV6HOEVWYHUVWlQGQLVVRZLH+DOWXQJHQXQG:HUWHYRQPXVOLPLVFKHQ%UJHULQQHQXQG%UJHUQLVWGLHKLHUOHEHQ.RQÁLNWHVLQGYRUSURJUDPPLHUWZHQQGLH7UHQQXQJYRQ3ROLWLNXQG5HOLJLRQ6WDDWXQG.LUFKH
E]Z5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWDEJHOHKQWZLUG)UGLH.LUFKHQXQGDOOH5HOLgionsgemeinschaften gilt, dass der Staat nicht über die Rechtgläubigkeit der
%UJHULQQHQXQG%UJHUZDFKW(EHQVRJLOWGDVVYRQ$OOHQHUZDUWHWZLUG
das Grundgesetz zu achten und die damit verbundene Rechtsordnung eines
ZHOWDQVFKDXOLFKQHXWUDOHQ6WDDWHV'DQQNDQQHVNHLQHDOWHUQDWLYH5HFKWVRUGQXQJZLHHWZDGLH6FKDULDJHEHQ:HLOLQGHU7UHQQXQJYRQ3ROLWLNXQG
Religion eine Voraussetzung für die Religionsfreiheit liegt, deshalb bedeuWHWGLHVH(UZDUWXQJNHLQH5HVSHNWORVLJNHLWYRUHLQHU5HOLJLRQ6LHEHVFKUHLEW
YLHOPHKUHLQHNXOWXUHOOH(UUXQJHQVFKDIWRKQHGLHUHOLJL|VH3OXUDOLWlWLQPRGHUQHQ*HVHOOVFKDIWHQVFKZHUOLFKYRUVWHOOEDULVW6LHLVWGHU6FKOVVHOIUGLH
Akzeptanz von Toleranz gegenüber Andersgläubigen als Grundlage der Friedensfähigkeit von Religionsgemeinschaften im Verhältnis zueinander und als
Grundlage der Freiheitsfähigkeit im Verhältnis von Politik und Religion.
s
'HU 6FKXW] GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW JHK|UW ]X GHQ YRUQHKPVWHQ $XIJDEHQ GHV
Staates. Aus der Perspektive des Staates besteht zugleich ein Interesse daran,
dass im Sinne 5 der friedlichen Koexistenz verschiedener Religionen in einer
PRGHUQHQ*HVHOOVFKDIWGLH%HUHLWVFKDIWXQG)lKLJNHLW]XP'LDORJ]ZLVFKHQ
GHQ5HOLJLRQHQJHI|UGHUWZLUG'LDORJIlKLJNHLWVHW]WYRUDXVLQGHUHLJHQHQ
5HOLJLRQKHLPLVFK]XVHLQXQGUHOLJL|VH%LOGXQJ]XHUIDKUHQGLH5HÁH[LRQ
HUP|JOLFKW XQG YHUKLQGHUW GLH HLJHQHQ hEHU]HXJXQJHQ DEVROXW ]X VHW]HQ
5HÁH[LRQNDQQKHOIHQMHQH*UXQGKDOWXQJ]XHQWZLFNHOQGLH3DSVW-RKDQQHV
Paul II beim Friedensgebet 1986 in Assisi so formuliert hat: „Mit den anderen
JODXEHQGHQ 0HQVFKHQ VLQG ZLU PLWSLOJHUQGH 6FKZHVWHUQ XQG %UGHU ZLU
DOOH EHÀQGHQ XQV DXI GHP :HJ ]X GHP =LHO GDVV XQV *RWW EHUHLWHW´ 8QVHUH|IIHQWOLFKHQ'HEDWWHQEHU,QWHJUDWLRQVLQGLPPHUDXFK'HEDWWHQEHU
5HOLJLRQ:HU,QWHJUDWLRQHUP|JOLFKHQZLOONDQQ5HOLJLRQQLFKWEHUVHKHQ
'HVKDOELVWGHU5HOLJLRQVXQWHUULFKWDQGHQ|IIHQWOLFKHQ6FKXOHQVRZLFKWLJ
'HVKDOELVWHUHLQZLFKWLJHV7KHPDLQGHQ.RQNRUGDWHQ]ZLVFKHQ6WDDWXQG
Kirche. In Deutschland gibt es auch deshalb seit einigen Jahren Bemühungen, neben dem katholischen, dem evangelischen und dem jüdischen ReligiRQVXQWHUULFKWDXFKLVODPLVFKHQ5HOLJLRQVXQWHUULFKWDQ|IIHQWOLFKHQ6FKXOHQ
HLQ]XIKUHQ=XU|IIHQWOLFKHQ9HUDQWZRUWXQJJHK|UWGHQ=XJDQJ]XUHOLJL|VHU%LOGXQJ]XHUP|JOLFKHQ5HOLJL|VH%LOGXQJGDUIQLFKWMHQHQEHUODVVHQ
ZHUGHQ GLH 5HOLJLRQ IU NXOWXUHOOH $EJUHQ]XQJ LQVWUXPHQWDOLVLHUHQ 'DQQ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĚŝĞKƌĚŶƵŶŐĚĞƐ^ƚĂĂƚĞƐ 101
NDQQ ,QWHJUDWLRQ VFKZHUOLFK JHOLQJHQ ,FK ELQ EULJHQV GDYRQ EHU]HXJW
GDVVUHOLJL|VH%LOGXQJ]XGHQDPPHLVWHQXQWHUVFKlW]WHQ%LOGXQJVJWHUQJHK|UW0DQFKH'HEDWWHGD]XZLUNW]LHPOLFKKLOÁRV=XJOHLFKJLOWGDVVMHGH5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWDXFK9HUDQWZRUWXQJGDIUWUlJWGDVVUHOLJL|VH%LOGXQJ
zu einer Haltung des Respektes gegenüber jenen führt, die anders glauben
oder nicht glauben.
'LH 7UDGLWLRQ GHU WKHRORJLVFKHQ )DNXOWlWHQ DQ 8QLYHUVLWlWHQ JHK|UW ]XU
*HVFKLFKWH(XURSDV'LH)UDJHQDFK*RWWLP+DXVGHU:LVVHQVFKDIWHUP|JOLFKW.OlUXQJXQG$XINOlUXQJ9RUZHQLJHQ-DKUHQKDEHQZLULQ'HXWVFKODQG
QHEHQGHQ,QVWLWXWHQIU,VODPZLVVHQVFKDIWYLHU=HQWUHQIULVODPLVFKH7KHRlogie an Universitäten gegründet (Münster, Osnabrück, Frankfurt, ErlangenNürnberg und Tübingen). Seit den siebziger Jahren gibt es in Heidelberg die
Hochschule für jüdische Studien und seit kurzem in Berlin-Brandenburg ein
=HQWUXP IU MGLVFKH 6WXGLHQ VRZLH LQ 3RWVGDP HLQH )DNXOWlW IU MGLVFKH
7KHRORJLH(XURSDN|QQWHXQGVROOWHGHU.RQWLQHQWHLQHUEHVRQGHUVLQWHQVLYHQZLVVHQVFKDIWOLFKHQ5HÁH[LRQGHU5HOLJLRQHQVHLQ'LH(UIDKUXQJHQGLH
Theologien über die Jahrhunderte in Europa und eben auch in Deutschland
JHPDFKWKDEHQVRZLHGLH6WDQGDUGVZLVVHQVFKDIWOLFKHQ$UEHLWHQVELHWHQHLQH
gute Grundlage für den Weg des Dialogs der abrahamischen Religionen. Die
:LVVHQVFKDIWLVW7HLOGHV|IIHQWOLFKHQ5DXPHVXQGHUP|JOLFKW.OlUXQJXQG
Aufklärung als Teil des Dialoges.
s/
(LQIULHGOLFKHV0LWHLQDQGHUGHU5HOLJLRQHQLVWQXUP|JOLFKZHQQ]LYLOLVDWRULVFKH6WDQGDUGVDN]HSWLHUWZHUGHQ5HVSHNWYRUMHGHP0HQVFKHQ$FKWXQJ
GHU0HQVFKHQZUGHXQGGHU*UXQGUHFKWHGLHhEHU]HXJXQJGDVVGLH5HOLJLRQGHQ6WDDWXQGGHU6WDDWGLH5HOLJLRQQLFKWIUVHLQH=ZHFNHLQ$QVSUXFK
QHKPHQGDUI(VVLQGJUXQGOHJHQGH(LQVLFKWHQGLH)UHLKHLWHUP|JOLFKHQGLH
Frieden stiften, die der Toleranz ein Fundament geben. Es sind die ÜberzeuJXQJHQ GLH QRWZHQGLJ VLQG GDPLW 5HOLJLRQ LP |IIHQWOLFKHQ 5DXP GLHVHQ
5DXP QLFKW ]HUVW|UW GHQ 5DXP GHV gIIHQWOLFKHQ GHQ 5DXP GHU YHUVFKLHGHQHQ)UHLKHLWHQ=XGHQ]LYLOLVDWRULVFKHQ6WDQGDUGVJHK|UWDXFKGDVV.ULtik Teil der intellektuellen Kultur im Dialog der Religionen ist. Kritik hilft,
Respekt einzuüben. Respekt und Demut sind Voraussetzungen dafür, dass
Religionen in modernen Gesellschaften dazu beitragen, Frieden und Freiheit
]XHUP|JOLFKHQ
Konkordate sind Ausdruck der Verlässlichkeit im Verhältnis von Staat und
.LUFKH=XJOHLFKHU|IIQHQVLHGHU.LUFKH5lXPHIUJHVHOOVFKDIWOLFKHVVR]LDOHV
und kulturelles Wirken. Schulen, Krankenhäuser und soziale Einrichtungen
ϭϬϮŶŶĞƩĞ^ĐŚĂǀĂŶ
in kirchlicher Trägerschaft sind Ausdruck einer freiheitlichen Gesellschaft.
'LH.LUFKHLKUHUVHLWVQLPPWGDPLWLKUH9HUDQWZRUWXQJIUGLH*HVHOOVFKDIW
ZDKUXQGWUlJWGD]XEHLGHQ=XVDPPHQKDOWGHU*HVHOOVFKDIW]XVWlUNHQ,FK
komme noch einmal auf die Rede von Papst Johannes II 1998 in Havanna zurück. Er sagte damals auch: „Der Staat muss, fern von allem Fanatismus und
extremen Säkularismus ein ruhiges, soziales Klima und eine adäquate GeVHW]JHEXQJI|UGHUQVRGDVVHVMHGHU3HUVRQXQGMHGHU5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIW
P|JOLFKLVWIUHLLKUHQ*ODXEHQ]XOHEHQXQGLKQDXFKLP|IIHQWOLFKHQ/HEHQ
DXV]XEHQ6LHVROOHQDXIJHQJHQG0LWWHOXQG)UHLUDXP]lKOHQN|QQHQXP
GXUFKLKUHQVSLULWXHOOHQPRUDOLVFKHQXQG]LYLOHQ5HLFKWXP]XU/HEHQVZHLVH
GHVMHZHLOLJHQ/DQGHVEHL]XWUDJHQ´5
Moderne Gesellschaften brauchen eine besondere Aufmerksamkeit für die
4XHOOHQGHVJHVHOOVFKDIWOLFKHQ=XVDPPHQKDOWHVVRZLHSUlJHQGHUNXOWXUHOOHU
.UlIWH'DVLVWXQDEKlQJLJYRQGHU)UDJHZLHYLHOH0LWJOLHGHUVLFKDQHLQH
Kirche oder Religionsgemeinschaft gebunden fühlen. Nicht zuletzt braucht
es diese Aufmerksamkeit, um das kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft
zu verstehen.
5
Ebd.
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚĚŝĞKƌĚŶƵŶŐĚĞƐ^ƚĂĂƚĞƐ 103
WůĂƵƐŝďŝůŝƚćƚƐƉƌƺĨƵŶŐĚĞƌWtͲĞƌŝĐŚƚĞnjƵƌ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ͗sĞƌŐůĞŝĐŚǀŽŶ>ćŶĚĞƌƵŶƚĞƌĞŝŶĂŶĚĞƌ͖
>ćŶĚĞƌŝŵYƵĞƌƐĐŚŶŝƩϮϬϬϳʹϮϬϭϰ͖ŐƌƵŶĚƐćƚnjůŝĐŚĞ
ŝŶŽƌĚŶƵŶŐǀŽŶ>ćŶĚĞƌŶ
dŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ;ƵƚŽƌĞŶǀŽƌƐƚĞůůƵŶŐƐŝĞŚĞ^ĞŝƚĞϮϲͿ
sŽƌďĞŵĞƌŬƵŶŐ
'DV3HZ5HVHDUFK&HQWHU·V)RUXPRQ5HOLJLRQ3XEOLF/LIHYHU|IIHQWOLFKWH
ELVIQIJOREDOH%HULFKWH]XU5HOLJLRQVIUHLKHLW'D]XJHK|UHQXPfangreiche Rankings, deren Verlauf über den ganzen Zeitraum in vielfältigen
9DULDWLRQHQYHUJOLFKHQZLUG
=XDOOHQ6WDWLVWLNHQXQGZLVVHQVFKDIWOLFKHQ(UJHEQLVVHQJHK|UWHLQHIUK]HLWLJH3ODXVLELOLWlWVSUIXQJ6LHNDQQ6FKZlFKHQYRQ8QWHUVXFKXQJHQDXIGHFNHQRKQHVFKRQJHQDXVDJHQ]XN|QQHQZRKHUGLHQLFKWSODXVLEOHQ(Ugebnisse stammen.
Die Zuordnung einzelner Länder erschien mir nicht sehr plausibel. Länder
PLW UHFKW JUR‰]JLJHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW HUKLHOWHQ VHKU VFKOHFKWH %HZHUWXQJHQ/lQGHUPLWVFKZHUZLHJHQGHQ%HVFKUlQNXQJHQJXWH:HUWHHWZDZHQQ
Deutschland für 2013 einen schlechteren SHI-Wert von 4,5 hat als Saudi$UDELHQPLW=XGHPVFKZDQNWHQHLQLJH/lQGHULQQHUKDOEGHUVHFKV-DKUH
GLHXQWHUVXFKWZXUGHQHUKHEOLFKLQGHQHQVLFKDXVPHLQHU6LFKWNHLQHQHQQHQVZHUWHQ9HUlQGHUXQJHQGHU/DJHDE]HLFKQHQ'D]XNRPPHQHUKHEOLFKH
Unterschiede in der Einstufung von Ländern im Vergleich zu den Ergebnissen
anderer Forscher.
Also begann ich, einige Länder im Zeitlauf anzuschauen und dann Länder innerhalb eines Jahres und im Zeitlauf miteinander zu vergleichen. Das
(UJHEQLV ÀQGHW VLFK EHLVSLHOKDIW XQWHQ XQG OlVVW HUKHEOLFKH =ZHLIHO DQ GHU
Zuverlässigkeit der Ergebnisse aufkommen.
ϭϬϰdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
ĞƌŝĐŚƚĞƵŶĚďŬƺƌnjƵŶŐĞŶ
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJÀOHV5HVWULFWLRQV)XOO5Hport-FINAL.pdf
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJW UHQGVLQJOREDOUHVWULFWLRQV
on-religion/
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJÀOHV5HVWULFWLRQV9IXOOUHSRUWSGI
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJUHOLJLRXVKRVWLOLWLHVUHDFKVL[
year-high/
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJÀOHV5HVWULFWLRQV,9ZHESGI
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJD UDEVSULQJUHVWULFWLRQVRQ
UHOLJLRQÀQGLQJV
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJÀOHV5LVLQJ7LGHRI5HVWULFWLRQV
fullreport.pdf
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJU LVLQJWLGHRIUHVWULFWLRQVRQ
UHOLJLRQÀQGLQJV
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJÀOHV5LVLQJ5HVWULFWLRQVZHESGI
85 /KWWSZ Z ZSHZIRUXPRUJU LVLQJUHVWULFWLRQVRQ
religion2/
85/KWWSZZZSHZIRUXPRUJÀOHVUHVWULFWLRQVIXOOUHSRUWSGI
85/KWWSZ Z ZSHZIRUXPRUJJ OREDOUHVWULFWLRQVRQ
religion/
3(: 6WDQG0LWWH
3(: 6WDQG0LWWH
3(: 6WDQG0LWWH
3(: 6WDQG(QGH
3(: 6WDQG(QGH
3(: 6WDQG(QGH
3(: 6WDQG(QGH
Alle Angaben unten beziehen sich durchgängig auf den Stand, nicht auf das
9HU|IIHQWOLFKXQJVMDKUGHV%HULFKWV
*5, *RYHUQPHQW 5HVWULFWLRQV >RQ 5HOLJLRQ@ ,QGH[ %HVFKUlQNXQJ GHU
Religion staatlicherseits)
6+, 6RFLDO+RVWLOLWLHV,QGH[ %HVFKUlQNXQJGHU5HOLJLRQGXUFKJHVHOOschaftliche Kräfte)
WůĂƵƐŝďŝůŝƚćƚƐƉƌƺĨƵŶŐĚĞƌWtͲĞƌŝĐŚƚĞ͙ 105
GRI: „Very high“ 6,6 ++ / „High“ 4,5 – 6,5 / „Moderate“ 2,4 – 4,4 / „Low“
0,0 – 2,3
SHI: „Very high“ 7,2 ++ / „High“ 3,6 – 7,1 / „Moderate“ 1,5-3,5 / „Low“ 0,0
– 1,4
Deutschland
D'HXWVFKODQGLQGHU=HLWVFKLHQH
Deutschland GRI: 2007: 3,1
4,5*DEHVZLUNOLFKHLQH9HUVFKOHFKWHUXQJGHU%HVFKUlQNXQJGHU
Religionsfreiheit von Regierungsseite von moderat 2007 zu (knapp) hoch in
XQGGDQQZLHGHU]XUFN"'HU:HUWLVWPHLQHV(UDFKWHQVDQVLFKVFKRQ
zu hoch, dass aber die rechtliche Beschränkung von Religionsfreiheit in 5
Jahren in Deutschland stark zugenommen hat, ist durch nichts zu belegen.
Deutschland SHI: 2007: 2,15,3
2,5VWDUNH6FKZDQNXQJLQGHU5HDOLWlWHKHUXQYHUlQGHUWZREHL
die Zahlen für 2007/2009 und 2014 angemessen sind, die Zahlen für 2011
und 2013 aber viel zu hoch.
'HU*5,PVVWHLQ'HXWVFKODQGUHFKWQLHGULJVHLQGHU6+,YLHOK|KHUGHQQ
die rechtliche und politische Freiheit ist sehr hoch, aber es gibt DiskrimiQLHUXQJGXUFKEHVWLPPH%HY|ONHUXQJVJUXSSHQZDUGHU6+,ODXW3(:
aber viel niedriger als der GRI, 2013 immer noch ein bisschen niedriger. Das
stellt die Verhältnisse auf den Kopf.
b) Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern zum Jahr 2013
'HXWVFKODQG*5,GHPQDFK/DJHZLHLQ/LE\HQ3DOlVW
$XWRQRPLHJHELHWHbWKLRSLHQ9$(*ULHFKHQODQG1HSDOLage etwas besser
als in Deutschland in: 1LJHULD /LEHULD Lage viel besser als in Deutschland
in:6GVXGDQ6HUELHQ8QJDUQ,WDOLHQ.DPERGVFKDGDVLVWZLUNOLFKDOOHV
realitätsfern.
'HXWVFKODQGXQG(XURSDJHRJUDÀVFK*5,schlechter als Deutschland
sind nur drei Länder Belarus, Bulgarien, Russland; besser sind z. B. Österreich, Bosnien-H., Georgien, Italien, Malta, Serbien, Griechenland, Ungarn.
'HPQDFK ZlUH 'HXWVFKODQG IDVW 6FKOXVVOLFKW LQ 6DFKHQ %HVFKUlQNXQJ GHU
5HOLJLRQVIUHLKHLWGXUFKGHQ6WDDWLPJHRJUDÀVFKHQ5DXP(XURSDGDVZLUG
der Realität nicht gerecht.
ϭϬϲdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
tĞŝƚĞƌĞ>ćŶĚĞƌ
Bulgarien SHI: 2007: 2,2 4,02,24,7
3,62,8VWlQGLJHV$XIXQG$E3HQGHOQREZRKOVLFKGLH/DJHHLJHQWlich nicht geändert hat.
Indonesien GRI: 2007: 6,28,5QLPPWDQJHEOLFK
stark zu, in Wirklichkeit nimmt sie ab. Vergleiche dazu Iran GRI: 2007: 7,9
'LH/DJHLQ,QGRQHVLHQVROOVRVFKOLPPRGHU
HWZDVVFKOLPPHUZLHLP,UDQVHLQ"'DVPDFKWZLUNOLFKNHLQHQ6LQQ
Mexiko *5, 4,7 3,4 4,5 6+, 5,1 3,6 3,7 :DU GLH /DJH ZLUNOLFK HUKHEOLFK EHVVHU" 8QG ZDU GDV $XI XQG $E ZLUNOLFK YRU 2UW ]X VSren, ja ein Sprung seit 2012 innerhalb eines Jahres von 6,7 auf 3,7?
6LHKHDXFK6+,VHKUVFKOHFKWYLHOEHVVHUHV
gibt keinen Anhaltspunkt dafür.
Brasilien SHI: 2007: 0,83,7NHLQ$QKDOWVSXQNWIUHLQH
derartige Verschlechterung von einem der besten Länder hin zu einer schlechWHQ6LWXDWLRQZlKUHQGGHU*5,GLHJDQ]HQ-DKUH]XGHQEHVWHQJHK|UW
Irak SHI: 2007: 10,07,4; 2014: 8,5. Hat es tatsächlich eine
GHUDUWLJH9HUEHVVHUXQJGHV6+,ZlKUHQGJHJHEHQ"bKQOLFKHVJLOWIU
Syrien.
Saudi Arabien SHI: 2011: 6,53,6(VJLEWNHLQHQ
Anhaltspunkt für eine derart starke Verbesserung des SHI, der damit mit
Deutschland gleichzieht.
Ungarn GRI: 2007: 0,32,965,
2,42,2: erhebliche Verschlechterung
GHU/DJHZLUGQLFKWDEJHELOGHW8QJDUQEOHLEWDQJHEOLFKZHVHQWOLFKEHVVHUDOV
'HXWVFKODQGUHOLJL|VH0LQGHUKHLWHQVHKHQGDVJHQDXDQGHUVKHUXP
/lQGHU PLW VHKU VHKU QLHGULJHP 6+, XQWHU LQ GHQHQ WLHIYHUZXUzelter Hass auf andere ‚Rassen‘ und soziale Gruppen und starker Antagonismus der konfessionsverschiedenen sozialen Gruppen herrschen (Beispiele):
-DPDLND6+,.DPERGVFKD.XED.DVDFKVWDQ7DLZDQ
7XUNPHQLVWDQ2PDQ:HVWVDKDUD.RQJR
WůĂƵƐŝďŝůŝƚćƚƐƉƌƺĨƵŶŐĚĞƌWtͲĞƌŝĐŚƚĞ͙ 107
Die 18 Berichte, die als Datenquelle dienen
(LQ*UXQGIUVROFKH(UJHEQLVVHN|QQWHGDULQOLHJHQGDVVGLH'DWHQEDVLVGHU
Berichte sehr dünn ist. Den Berichten liegt keine Forschung vor Ort zu Grunde,
ebenso keine Ausarbeitung von Experten in den genannten Ländern oder für
GLH JHQDQQWHQ /lQGHU >'DV LVW XQJHZ|KQOLFK GD 3(: VRQVW XPIDQJUHLFKH
8PIUDJHQXQG)RUVFKXQJHQ]XU5HOLJLRQXVZLQYLHOHQ/lQGHUQEHWUHLEW@'LH
Ergebnisse stammen ausschließlich aus der Codierung anderer Berichte, unWHUQGHQHQZLHGHUNHLQHUGXUFK)RUVFKXQJYRU2UWJHZRQQHQZLUG=XGHPVLQG
die 18 Berichte alle sehr stark voneinander abhängig.
,FK ZlKOH KLHU GHQ %HULFKW IU DOV *UXQGODJH 'HU %HULFKW IU HQWKlOWHLQHQ%HULFKW]XU5HOLJLRQVIUHLKHLWZHQLJHU1UXQGKDWGLH
Amnesty International-Berichte (2013: Nr. 11) durch die Global Terrorism DaWDEDVH1UHUVHW]WZDVGLH'DWHQEDVLV]XU5HOLJLRQVIUHLKHLWGLUHNW
eher verschlechtert.
Nur 4 der 18 Berichte haben speziell mit Religionsfreiheit zu tun, alle anderen
%HULFKWHEHKDQGHOQ'LVNULPLQLHUXQJXVZLPDOOJHPHLQHQ6LQQHRGHUDQGHUH
Themen.
Es wird deutlich gesagt, dass die 2. Quelle die eigentliche Quelle ist, die anderen
QXU]XVlW]OLFKEHL8QVWLPPLJNHLWHQ]X5DWHJH]RJHQZHUGHQ-DQ6
6RKDW'HXWVFKODQGVHLQHVHKUQHJDWLYH%HZHUWXQJYRUDOOHPGHUVHKUQHJDWLYHQ%HZHUWXQJLQ4XHOOH]XYHUGDQNHQ
Alle Berichte, die Spannungen für den SHI enthalten, berichten über Spannungen
aus rassistischen usw. Gründen, keiner sammelt speziell oder differenziert nach
Diskriminierung durch die Mehrheitsbevölkerung wegen deren Religionszugehörigkeit. 'HVZHJHQVDJWGHU6+,IU'HXWVFKODQGHKHUHWZDVEHUGDV9HUKlOWQLV
GHU'HXWVFKHQ]X$XVOlQGHUQDXVDOVHWZDVEHUGDV9HUKlOWQLV]X$QKlQJHUQ
DQGHUHU5HOLJLRQHQ'LHVHV3UREOHPZLUGYRQ3(:QLUJHQGVWKHPDWLVLHUW
Keiner der Berichte strebt von seiner Natur her Vollständigkeit an, HVZLUGEHULFKWHWZDVHLQJHVDQGWRGHUGXUFKGLH0HGLHQLQ(UIDKUXQJJHEUDFKWZLUG+HL‰W
das: Wird über ein Land viel Negatives berichtet, steigt das negative Ergebnis,
ZLUGZHQLJEHULFKWHWVLQNWGDVQHJDWLYH(UJHEQLV"2GHUZLHZLUGGLH4XDQWLWlW
XQG4XDOLWlWYRQ9RUNRPPQLVVHQLQ5HODWLRQ]XU*U|‰HGHU%HY|ONHUXQJHLQHV
/DQGHVJHZHUWHW"
Die Berichte berichten über recht unterschiedliche Zeiträume und oft nicht nur
über Dinge in den letzten 12 MonatenZHUGHQDEHUYRQ3(:WURW]GHPHLQHP
festen Jahr zugeordnet.
Keiner der Berichte strebt irgendeine Art von Ranking an oder vergibt irgendeine
Art von Punktesystem. Es ist also irreführend, dass PEW sich auf diese Berichte
VWW]WHVZHUGHQHLQIDFKGLHLQGHQ%HULFKWHQJHQDQQWHQ(UHLJQLVVHEHQXW]W
ϭϬϴdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
Viele der Berichte berichten nur über ausgewählte Länder, USCIFR z. B. über 0
RGHU1UIU 1UIU 1XU1UEHULFKWHWEHU
alle Länder. Für ein bestimmtes Land kann sich also die Zahl der Berichte von
DXVKDOELHUHQ(VZLUGDXFKNHLQ9HUIDKUHQJHQDQQWZLHYHUKLQGHUWZLUG
GDVV/lQGHUGLHLQIDVWDOOHQ%HULFKWHQYRUNRPPHQVFKOHFKWHUZHJNRPPHQDOV
VROFKHGLHQXULQZHQLJHQ%HULFKWHQHUIDVVWVLQG
Die Berichte sind teilweise stark voneinander abhängig und verweisen aufeinander als Quelle.'DVPDFKWVLHIUHLQZLVVHQVFKDIWOLFKHV5DQNLQJXQEUDXFKEDU
6R]LWLHUWGHU%HULFKWGHV86$X‰HQPLQLVWHULXPVGLHPHLVWHQGHUYHUZHQGHWHQ
%HULFKWHYRQ0HQVFKHQUHFKWVRUJDQLVDWLRQHQ]%$,+5:GLHVLFKZLHGHrum auf den Bericht des Außenministeriums und überhaupt Berichte der USRegierung berufen.
Berichte Nr. 2., 3., 4., 14., 16. sind politische, regierungsamtliche Berichte aus
dem Bereich der US-Regierung, keine wissenschaftlichen Berichte, Berichte Nr.
9. + 10. entsprechend aus anderen Staaten/Staatenverbünden.
Es werden keine Wissenschaftler in den Ländern zu Rate gezogen, und sei es nur
für eine Plausibilitätsprüfung des Ergebnisses.
Keiner der Berichte enthält originäre Forschung in den jeweiligen Ländern,ZLHVLH3(:IUDQGHUH7KHPHQUXQGXP5HOLJLRQRIWGXUFKIKUWRGHU
GDVHWZDEHLP:HOWYHUIROJXQJVLQGH[IUGDV&KULVWHQWXPGHU)DOOLVW
Kommentar zu den 18 Berichten im Einzelnen
&RXQWU\FRQVWLWXWLRQV²/lQGHUYHUIDVVXQJHQ
Ändert sich praktisch nicht von Jahr zu Jahr und besagt gar nichts über die
reale Lage. So hat der Iran ein sehr gutes Bekenntnis zur Religionsfreiheit in
seiner Verfassung.
2. U.S. State Department annual reports on International Religious Freedom
Anekdotisch, d. h. es werden nur Ereignisse aufgenommen, die an das Außenministerium berichtet wurden, es gibt keine systematische Suche weltweit. Sehr
stark von Positionen der US-Außenpolitik (siehe etwa den Bericht über SaudiArabien) oder amerikanischen Vorurteilen abhängig.
Die Berichte beginnen immer mit dem, was hier als 1. genannt wird und berufen sich viel auf andere unten gelistete Quellen.
Deutschlands Negativ-Punkte sind: vermeintlich unberechtigte Bevorzugung
der Körperschaften des öffentlichen Rechts und Verfolgung von Scientology.
WůĂƵƐŝďŝůŝƚćƚƐƉƌƺĨƵŶŐĚĞƌWtͲĞƌŝĐŚƚĞ͙ϭϬϵ
3. U.S. Commission on International Religious Freedom annual reports
Wechselnd 10–15 Länder. Im Gegensatz zu 2. sehr wenig von Positionen der
US-Außenpolitik abhängig, aber Hauptaufgabe ist es, dem Außenministerium
„countries of concern“ vorzuschlagen.
4. U.N. Special Rapporteur on Freedom of Religion or Belief reports
Berichtet jedes Jahr nur über sehr wenige, jährlich wechselnde Länder, die der
6RQGHUEHULFKWHUVWDWWHU RIÀ]LHOO EHUHLVW KDW 'DV KHL‰W HV JLEW NHLQH %HULFKWHUstattung über dasselbe Land Jahr für Jahr.
+XPDQ5LJKWV)LUVWUHSRUWVLQÀUVWDQGVHFRQG\HDUVRIFRGLQJ)UHHGRP
+RXVHUHSRUWVLQWKLUGIRXUWKDQGÀIWK\HDUVRIFRGLQJ
Ist ein allgemeiner Demokratiebericht, der nicht speziell auf Religionsfreiheit
eingeht.
6. Hudson Institute publication: „Religious Freedom in the World“ (Paul
Marshall)
Ist ein sehr guter, aber nur einmal erschienener Bericht, der also nicht für Vergleiche Jahr für Jahr genutzt werden kann.
7.–17. sind Menschenrechtsberichte, die sich nicht speziell auf religiöse
Fragen beziehen und nur anekdotisch ausgewertet werden können.
7. Human Rights Watch topical reports
8. International Crisis Group country reports
8QLWHG .LQJGRP )RUHLJQ &RPPRQZHDOWK 2IÀFH DQQXDO UHSRUW RQ
human rights
10. Council of the European Union annual report on human rights
11. Amnesty International reports
(XURSHDQ1HWZRUN$JDLQVW5DFLVP6KDGRZ5HSRUWV
13. United Nations High Commissioner for Refugees reports
14. U.S. State Department annual Country Reports on Terrorism
15. Anti-Defamation League reports
16. U.S. State Department Country Reports on Human Rights Practices
8SSVDOD 8QLYHUVLW\·V 8SSVDOD &RQÁLFW 'DWD 3URJUDP $UPHG &RQÁLFW
Database
+XPDQ 5LJKWV :LWKRXW )URQWLHUV ´)UHHGRP RI 5HOLJLRQ RU %HOLHIµ
QHZVOHWWHUV
Ist ein sehr guter Rundbrief, der aber 1. fast ausschließlich Nachrichten anderer
Quellen weiterleitet und 2. nur weiterleitet, was erhältlich ist und deswegen
über einige Länder fast nie, über andere fast täglich berichtet.
ϭϭϬdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
&ƌĂŶŬƌĞŝĐŚƐůĂŶŐĞƌtĞŐnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ
ĂŶŝĞůZƂƚŚůŝƐďĞƌŐĞƌ
'DQLHO5|WKOLVEHUJHU07K0$YHUK.LQGKDWDXIGHP
]ZHLWHQ %LOGXQJVZHJ LQ 'HXWVFKODQG (QJODQG XQG %HOJLHQ
ev. Theologie studiert. Derzeit Promotion an der Technischen
Universität Dortmund mit einem Stipendium der KonradAdenauer-Stiftung, Mitarbeit am Internationalen Institut für
Religionsfreiheit, Bonn. Forschungsgebiete: Innerchristliche
Hilfe und Selbsthilfe in Verfolgung (Dissertationsthema) und
5HOLJLRQVIUHLKHLWLQ*HJHQZDUWXQG*HVFKLFKWH
YYY
/ŶƚŽůĞƌĂŶƚĞZĞůŝŐŝŽŶƐƉŽůŝƟŬ
)UDQNUHLFK 1DFK ODQJHQ 5HOLJLRQVNULHJHQ ]ZLVFKHQ .DWKROLNHQ XQG
Protestanten und in einer Zeit, in der Protestanten dank des Edikts von NanWHVLKUHQ*ODXEHQUHODWLYIUHLSUDNWL]LHUHQGUIHQVFKUHLEWGHUIUDQ]|VLVFKH-XULVW'DQLHOGH3ULHVDFÅ:HLOGHU*ODXEH«HLQH*DEHVHLQHU«J|WWOLFKHQ*QDGHLVWVRPXVVPDQGD]XDQVWHOOHYRQ=ZDQJhEHU]HXJXQJVDUEHLW
OHLVWHQ *HEHWH ]X *RWW HLQVHW]HQ XQG QLFKW :DIIHQJHZDOW JXWH/HKUH XQG
QLFKW*HVHW]H(UPDKQXQJHQXQGQLFKW'URKXQJHQ(VJLEWNHLQHQ.|QLJGHU
über den menschlichen Geist herrschen dürfte.“1
1XUIQI-DKUHVSlWHUWULWW/XGZLJ;,9²GLH+HUUVFKDIWDQXQG
EHZHUNVWHOOLJW GLH 5HNDWKROLVLHUXQJ )UDQNUHLFKV 'LH 3URWHVWDQWHQ Å+XJHQRWWHQ´JHUDWHQLPPHUVWlUNHUXQWHU'UXFN1DFKXQGQDFKZHUGHQLKUHUHOLJL|VHQXQGEUJHUOLFKHQ5HFKWHDXIJHKREHQ$OOHLQYRQ²ZHUGHQ
rund hundert antiprotestantische Verordnungen erlassen.
Schließlich ordnen das Revokationsedikt von Fontainebleau (1685) und
ZHLWHUH(UODVVHGLH=HUVW|UXQJDOOHUSURWHVWDQWLVFKHQ.LUFKHQHLQXQLYHUVDOHV
Gottesdienstverbot und die Bekehrung der noch übriggebliebenen ProtestanWHQDQ'DV(GLNWYRQ1DQWHVZRPLW+HLQULFK,9²HLQVWGHQ5HOLJLRQVIULHGHQLP/DQGVLFKHUVWHOOWHJHK|UWGDPLWHQGJOWLJGHU9HUJDQJHQKHLW
1
Mémoires pour montrer que les réformez françois, qui se sont retirez de France, à cause de la
religion, ne doivent pas être privez de la jouissance de leurs biens (La Haye, 1707), 14.
&ƌĂŶŬƌĞŝĐŚƐůĂŶŐĞƌtĞŐnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ 111
ďď͘ϭ͗ĞƌƵĨƐǀĞƌďŽƚĨƺƌƉƌŽƚĞƐƚĂŶƟƐĐŚĞ,ĞďĂŵŵĞŶ͘>LJŽŶ͕ϮϬ͘&ĞďƌƵĂƌϭϲϴϬ͘ΞϮϬϭϲ^ĂŵŵůƵŶŐWƌŝƐĂƌĚͬŝďůŝŽƚŚĞŬĨƺƌ,ƵŐĞŶŽƩĞŶŐĞƐĐŚŝĐŚƚĞ͕ŽŶŶ;Ϳ͘
DQ'DV9RUJHKHQZLUGSROLWLVFKXQGUHOLJL|VEHJUQGHW8QWHUDQGHUHPKHL‰W
HVÅ.HLQ5HLFKXQGNHLQH5HOLJLRQNDQQ]ZHLJHWHLOWDXI'DXHUEHVWHKHQ,Q
HLQHPZHLVHUHJLHUWHQ6WDDWVROOPDQQXUHLQHQ*RWWDQEHWHQQXUHLQH.LUFKH
anerkennen, nur einen Glauben haben.“2
ǁĂŶŐƐďĞŬĞŚƌƵŶŐĞŶƵŶĚhŶƚĞƌŐƌƵŶĚŬŝƌĐŚĞ
6\VWHPDWLVFKH =ZDQJVPD‰QDKPHQ YRU XQG QDFK IKUHQ GD]X GDVV
GLH 3URWHVWDQWHQ PDVVHQKDIW LKUHP *ODXEHQ DEVFKZ|UHQ (QWZHGHU GXUFK
6ROGDWHQ PLW *HZDOW GD]X JH]ZXQJHQ Å'UDJRQDGHQ´ DXV EOR‰HU )XUFKW
YRU *HZDOWDQZHQGXQJ RGHU DXV RSSRUWXQLVWLVFKHQ *UQGHQ Å6LH ZLVVHQ
VLFKHUOLFK ZLH YLHOH 7DXVHQG +lUHWLNHU ZLU GXUFK GLH 0DFKW XQVHUHU 'UDgoner in Frankreich innerhalb von nur einem Jahr bekehrt haben“, so 1688
HLQDQJHEOLFKHV%ULHIVFKUHLEHQYRQ3qUH/DFKDLVH²GHPMHVXLWLVFKHQ%HLFKWYDWHUGHV.|QLJVÅ'XUFKGLH'RNWULQGLHVHUJHVWLHIHOWHQ$SRVWHO
2
/HWWUHGXQERQFDWKROLTXH«VXUODVLWXDWLRQSUpVHQWHGHV3URWHVWDQVVXUOHVPR\HQVGHOD
FKDQJHU5RPH>3DULV@I
ϭϭϮĂŶŝĞůZƂƚŚůŝƐďĞƌŐĞƌ
KDEHQZLULQQXUHLQHP0RQDWPHKU
Häretiker bekehrt als Christus und
seine Apostel es in zehn Jahren hätWHQWXQN|QQHQ´3 Viele Neubekehrte,
ZLHVLHJHQDQQWZHUGHQSUDNWL]LHUHQ
ihren bisherigen Glauben heimlich
ZHLWHU (LQH QLHGHUOlQGLVFKH =HLWschrift schreibt 1687 zutreffend: „Die
Reformierten, die durch die Mission
GHU 'UDJRQHU ]ZDQJVEHNHKUW ZXUGHQEHZDKUHQLQLKUHP+HU]HQQDFK
ZLH YRU GLH /LHEH IU LKUH HLQVWLJH ďď͘Ϯ͗ĞƌƐƚƂƌƵŶŐĚĞƌƌĞĨŽƌŵŝĞƌƚĞŶ<ŝƌĐŚĞǀŽŶ
5HOLJLRQDEHUVLHZDJHQVLHQLFKW]X ŚĂƌĞŶƚŽŶ͕ EŽǀĞŵďĞƌ ϭϲϴϱ͘ <ƵƉĨĞƌƐƟĐŚ͕ Ƶŵ
zeigen, aus Angst erneut verfolgt zu ϭϳϬϰ͘ Ξ ϮϬϭϲ ^ĂŵŵůƵŶŐ &,'ͬŝďůŝŽƚŚĞŬ Ĩƺƌ
,ƵŐĞŶŽƩĞŶŐĞƐĐŚŝĐŚƚĞ͕ŽŶŶ;Ϳ͘
ZHUGHQ´4
In den rund hundert Jahren Verfolgung existiert die protestantische
.LUFKHLP8QWHUJUXQG,Q3ULYDWKlXVHUQXQGDQDEJHOHJHQHQ2UWHQZHUGHQ
Gottesdienste veranstaltet, Taufen und Eheschließungen administriert und
Kirchensynoden abgehalten. Protestantischen Geistlichen droht die Hinrichtung. Auch die übrigen Versammlungsteilnehmer müssen mit harten StraIHQUHFKQHQ0lQQHUZHUGHQDOV5XGHUVNODYHQDXIGLH*DOHHUHQLP0LWWHOPHHUJHVFKLFNW)UDXHQLQKDIWLHUW'LHZRKOEHNDQQWHVWH*HIDQJHQHLVW0DULH
'XUDQG²6LHYHUEULQJWDFKWXQGGUHL‰LJ-DKUHLQ+DIWREZRKOVLH
GXUFK$EVFKZ|UHQLKUHV*ODXEHQVKlWWHIUHLZHUGHQN|QQHQ
,PPHU ZLHGHU JHOLQJW HV DXVOlQGLVFKHQ 8QWHUVWW]HUQ %LEHOQ .DWHFKLVmen und sonstige Erbauungsliteratur nach Frankreich zu schmuggeln. DaUXQWHU EHÀQGHQ VLFK DXFK JRWWHVGLHQVWOLFKH /LWXUJLHQ 1HEHQ )UELWWHQ IU
die Verfolger enthalten diese auch Fürbitten für die Verfolgten: „Stehe denen
EHL R *RWW VWlUNH XQG WU|VWH MHQH GLH LQ GHQ *HIlQJQLVVHQ VLQG RGHU GLH
LKUHU*WHUEHUDXEWZXUGHQRGHUGLHLQLUJHQGHLQHUDQGHUHQ:HLVHXPGHLQHV
(YDQJHOLXPVZLOOHQYHUIROJWZHUGHQ/DVVHLKUH3UIXQJHQHLQ(QGHKDEHQ
RGHUZHQQGXHVIUUDWVDPKlOWVWGDVVVLHLKQHQZHLWHUKLQDXVJHVHW]WVLQG
schenke ihnen die Gnade, dass sie bis zum Tod treu sind und die Krone des
Lebens erlangen.“ In einem anderen Gebetstext heißt es: „Gott allen Trostes,
ZLUHPSIHKOHQGLUXQVHUHDUPHQ%UGHUDQGLHXPGHLQHV(YDQJHOLXPVZLOOHQ*HIDQJHQHVLQG(UOHXFKWHGLH.HUNHUZRGHLQH.LQGHUHLQJHVSHUUWVLQG
3
)DWKHU/D&KDLVHV3URMHFWIRUWKH([WLUSDWLRQRI+HUHWLFNVR2UW-DKU>@
4
Nouvelles de la République des Lettres (Amsterdam, August 1687), 877.
&ƌĂŶŬƌĞŝĐŚƐůĂŶŐĞƌtĞŐnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ 113
Abb. 3: Todesurteil für den Wüstenpfarrer Claude Brousson. Montpellier, 4. November 1698. © 2016
^ĂŵŵůƵŶŐWƌŝƐĂƌĚͬŝďůŝŽƚŚĞŬĨƺƌ,ƵŐĞŶŽƩĞŶŐĞƐĐŚŝĐŚƚĞ͕ŽŶŶ;Ϳ͘
ďď͘ ϰ͗ dĂƵĩĞƐĐŚĞŝŶŝŐƵŶŐ͕ ĂƵƐŐĞƐƚĞůůƚ ĚƵƌĐŚ ĚĞŶ tƺƐƚĞŶƉĨĂƌƌĞƌ WŝĞƌƌĞ ^ŝĐĂƌĚ͘ /ŵ hŶƚĞƌŐƌƵŶĚ ;ͣĂƵ
ĚĠƐĞƌƚ͞Ϳ͕ϯ͘:ĂŶƵĂƌϭϳϲϮ͘ΞϮϬϭϲ^ĂŵŵůƵŶŐWƌŝƐĂƌĚͬŝďůŝŽƚŚĞŬĨƺƌ,ƵŐĞŶŽƩĞŶŐĞƐĐŚŝĐŚƚĞ͕ŽŶŶ;Ϳ͘
114
Daniel Röthlisberger
PLWGHLQHPOHEHQGLJHQ/LFKW7U|VWHGLHJOFNVHOLJHQ%HNHQQHUGLHDXIGHQ
*DOHHUHQVLQG/LQGHUHGDV*HZLFKWLKUHU.HWWHQ«+LOIGHQYLHOHQGLHYRP
*ODXEHQDEJHIDOOHQVLQG«ZLHGHUDXI´5
ĞǁĂīŶĞƚĞƌtŝĚĞƌƐƚĂŶĚ
+|FKVWXPVWULWWHQLVWGLH)UDJHQDFKGHPEHZDIIQHWHQ:LGHUVWDQG,P.DPLVDUGHQNULHJ²NlPSIHQLQGHQVGIUDQ]|VLVFKHQ&HYHQQHQYLHOH
3URWHVWDQWHQ PLW :DIIHQJHZDOW IU GDV 5HFKW DXI IUHLH 5HOLJLRQVDXVEXQJ
'LH5HJLHUXQJUHDJLHUWPLWPDVVLYHU*HJHQJHZDOW'HU$XIVWDQGZLUGPLOLWlULVFKQLHGHUJHVFKODJHQ+XQGHUWH'|UIHUXQG$QZHVHQZHUGHQDXVWDNWLVFKHQ *UQGHQ ]HUVW|UW XQG LKUH %HZRKQHU XPJHVLHGHOW 'XUFK GHQ .ULHJ
VWHUEHQLQVJHVDPWUXQG²3HUVRQHQGDUXQWHUYLHOH)UDXHQXQG
.LQGHU-HDQ&DYDOLHU²HLQ$QIKUHUGHU.DPLVDUGHQUHFKWIHUWLJW
GHQEHZDIIQHWHQ:LGHUVWDQGZLHIROJWÅ:LUKDEHQGLH:DIIHQQLFKWHUKREHQ
um jemanden anzugreifen, sondern um uns selbst zu verteidigen. Durch die
nun schon lange andauernde und täglich zunehmende schreckliche VerfolJXQJZXUGHQZLUGD]XJH]ZXQJHQ«:LUZHUGHQOLHEHUPLWGHP6FKZHUWLQ
GHU+DQGVWHUEHQDOV]XU0HVVH]XJHKHQ'RFKVLQGZLUDXFKEHUHLWXQVHUH
:DIIHQQLHGHU]XOHJHQXQGVLHZLHDXFKXQVHU/HEHQIUGHQ'LHQVWDQXQVHUHP.|QLJHLQ]XVHW]HQVREDOGXQVGLH*HZLVVHQVIUHLKHLW]XJHVWDQGHQZLUG
sobald unsere Väter, Mütter und anderen Freunde aus dem Gefängnis und
YRQGHQ*DOHHUHQIUHLJHODVVHQZHUGHQXQGZHQQVLH> GLH9HUIROJHU@DXIK|UHQGLH3URWHVWDQWHQZHJHQGHU5HOLJLRQ]XW|WHQ´6
&ůƵĐŚƚŝŶƐƵƐůĂŶĚ
7URW]$XVZDQGHUXQJVYHUERWEHL$QGURKXQJVFKZHUVWHU6WUDIHQÁLHKHQ]ZLVFKHQ ² UXQG +XJHQRWWHQ LQV $XVODQG Å5HIXJH´ (LQH
0lWUHVVHGHV.|QLJVPDFKWLKUHQ%UXGHUDXIGLHGDGXUFKJHVXQNHQHQ,PPRELOLHQSUHLVH DXIPHUNVDP Å6LH N|QQHQ QLFKWV EHVVHUHV WXQ DOV HLQ *XW LP
Poitou oder in der Umgebung von Cognac zu kaufen: Durch die Flucht der
5
Liturgie pour les Protestans de France, ou Prieres Pour les Familles des Fidéles privés de
l´Exercice public de leur Religion. A l´usage des Protestans de ce Royaume (Amsterdam,
1765), 127.331f.
6
Memoirs of the Wars of the Cevennes, under Col. Cavallier, in Defence of the Protestants
3HUVHFXWHGLQWKDW&RXQWU\$QGRIWKH3HDFHFRQFOXGHGEHWZHHQKLPDQGWKH0DUHVFKDO'
of Villars (Dublin, 1726), 91.
&ƌĂŶŬƌĞŝĐŚƐůĂŶŐĞƌtĞŐnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ 115
ďď͘ϱ͗^ŽƉŚŝĞ>ŽƵŝƐĞtŝůůŝĞůŵŝŶĞĚĞ>ĂĨŽŶƚ
;ΎϭϳϰϳͿ ʹ WćĚĂŐŽŐŝŶ Ăŵ ^ŵŽůŶLJͲ/ŶƐƟƚƵƚ͕
^ĂŶŬƚWĞƚĞƌƐďƵƌŐ͘<ƵƉĨĞƌƐƟĐŚ͕Ϯ͘,ćůŌĞϭϴ͘
:ĂŚƌŚƵŶĚĞƌƚ͘ Ξ ϮϬϭϲ ^ĂŵŵůƵŶŐ WƌŝƐĂƌĚͬ
ŝďůŝŽƚŚĞŬĨƺƌ,ƵŐĞŶŽƩĞŶŐĞƐĐŚŝĐŚƚĞ͕ŽŶŶ
;Ϳ͘
ďď͘ϲ͗dĂƐĐŚĞŶƵŚƌǁĞƌŬǀŽŶdĞƌƌŽƚΘdŚƵŝůůŝĞƌ͘'ĞŶĨ͕ƵŵϭϳϱϬ͘ΞϮϬϭϲ^ĂŵŵůƵŶŐWƌŝƐĂƌĚͬŝďůŝŽƚŚĞŬ Ĩƺƌ ,ƵŐĞŶŽƩĞŶŐĞƐĐŚŝĐŚƚĞ͕
ŽŶŶ;Ϳ͘
Hugenotten bekommt man dergleichen
da fast umsonst.“7 Asylländer sind u. a.
'HXWVFKODQG(QJODQG6FKZHL]XQG1LHderlande. Auch in Nordamerika, SüdafULNDXQG5XVVODQGÀQGHQYLHOHIUDQ]|VLsche Protestanten eine neue Heimat.
Trotz großer Herausforderungen für
GLH )OFKWOLQJVSROLWLN SURÀWLHUHQ GLH
Aufnahmeländer von den Hugenotten
in kultureller, geistesgeschichtlicher,
WHFKQRORJLVFKHU XQG YRONVZLUWVFKDIWOLcher Hinsicht. Gerade in den Bereichen
der Textilproduktion, Feinmechanik und
2SWLN DEHU DXFK LP %DQNZHVHQ VRZLH
der Gold- und Silberschmiedekunst
kommt es durch die Hugenotten und
LKUH1DFKNRPPHQ]XJU|‰WHQ)RUWVFKULWWHQ 8QWHU GHQ )OFKWOLQJHQ EHÀQGHW
sich auch der überaus fähige Uhrmacher
3KLOLSSH 7HUURW ² %HL VHLQHU
Einbürgerung vermerkt das Bürgerbuch
von Genf neben den Personalien auch
den Fluchtgrund: „Philippe Terrot ... aus
Pont-en-Royans im Dauphiné … im Alter
von 15 Jahren nach Genf gekommen
ZHJHQ GHU 5HOLJLRQ 8KUHQPDFKHUPHLVter und Uhrenhändler.“8
6FKRQ ZHQLJH -DKUH QDFK GHU $XIKHbung des Edikts von Nantes steht fest:
Durch die intolerante Religionspolitik, die Flucht der Hugenotten und den
damit verbundenen Wissenstransfer hat
Frankreich dauerhaft immensen Schaden genommen.
7
/HWWUHVGH0DGDPHGH0DLQWHQRQR2²%ULHI1UYRP
8
Covelle, Alfred-Lucien. Le Livre des Bourgeois de l´ancienne République de Genève (Genève,
1897), 429.
ϭϭϲĂŶŝĞůZƂƚŚůŝƐďĞƌŐĞƌ
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ
Die lange Leidens- und Verfolgungszeit der Protestanten in Frankreich endet
DOV/XGZLJ;9,²LKQHQLQHLQHP7ROHUDQ]HGLNWGLH]LYLOrechtliche Anerkennung zugesteht. Die Religionsfreiheit folgt 1789 mit der
)UDQ]|VLVFKHQ5HYROXWLRQ$UWLNHOGHUKLHUYHUDEVFKLHGHWHQ(UNOlUXQJGHU
0HQVFKHQ XQG %UJHUUHFKWH ODXWHW Å1LHPDQG VROO ZHJHQ VHLQHU $QVFKDXXQJHQVHOEVWUHOLJL|VHU$UWEHKHOOLJWZHUGHQVRODQJHGHUHQbX‰HUXQJQLFKW
GLHGXUFKGDV*HVHW]IHVWJHOHJWH|IIHQWOLFKH2UGQXQJVW|UW´%HLQDKHZlUHHV
QLFKWVRZHLWJHNRPPHQ'LH%HUDWXQJEHU$UWLNHO]XU5HOLJLRQVIUHLKHLW
führt in der Nationalversammlung zu heftigen Debatten. Ein Restitutionsgesetz bestimmt 1790, dass alle Protestanten und ihre Erben früheres Eigentum, das man ihnen „in Zeiten der Unruhen und Intoleranz“9 genommen hat,
zurückerhalten sollen oder dafür angemessen zu entschädigen sind.
Bibliothek für Hugenottengeschichte
'LH%)+*PLW6LW]LQ%RQQLVWHLQ$UEHLWV]ZHLJGHV,QWHUQDWLRQDOHQ,QVWLWXWVIU5HOLJLRQVIUHLKHLWXQGGLHQWGHU%LOGXQJVDUEHLW]XPIUDQ]|VLVFKHQ
3URWHVWDQWLVPXV 6LH ZLOO GDV :LVVHQ EHU GLH +XJHQRWWHQ VDPPHOQ
ZHLWHUYHUPLWWHOQ XQG 'HQNLPSXOVH ]XU %HGHXWXQJ YRQ *HVFKLFKWH IU
GLH*HJHQZDUWDQELHWHQ=XLKUHQ$QJHERWHQJHK|UHQHLQ2QOLQHSRUWDO
%XFKSXEOLNDWLRQHQHLQHNRVWHQORVH=HLWVFKULIW$XVVWHOOXQJHQVRZLHGDV
%HUHLWVWHOOHQYRQ3ULPlUTXHOOHQXQG$UEHLWVPLWWHOQIU)RUVFKXQJV]ZHcke. Unter dem Wahlspruch: „Wir verbinden. Vergangenheit und GegenZDUW´ VFKOlJW GLH %)+* LPPHU ZLHGHU %UFNHQ ]X DNWXHOOHQ 7KHPHQ
ZLH 0HQVFKHQUHFKWH XQG 5HOLJLRQVIUHLKHLW 'LH %)+* IUHXW VLFK EHU
neue ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, über Beiträge zur
9HU|IIHQWOLFKXQJ XQG SURMHNWEH]RJHQH .RRSHUDWLRQHQ 'LH $UEHLW ZLUG
GXUFK 6SHQGHQ ÀQDQ]LHUW $XI :XQVFK VLQG 6SHQGHQEHVFKHLQLJXQJHQ
erhältlich.
Bibliothek für Hugenottengeschichte
Friedrichstraße 35
53111 Bonn
Deutschland
E-Mail: [email protected]
,QWHUQHWZZZEIKJGH
9
/2, 5HODWLYH DX[ ELHQV GHV 5HOLJLRQQDLUHV IXJLWLIV TXL UqJOH OH PRGH GH OHXU UHVWLWXWLRQ
(Paris, 15.12.1790), 2.
&ƌĂŶŬƌĞŝĐŚƐůĂŶŐĞƌtĞŐnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ 117
=XP:HLWHUOHVHQ
ĞƌŶĂƚ͕ŚƌLJƐƚĞů;,ƌƐŐ͘Ϳ͘ŝĞ<ĂŵŝƐĂƌĚĞŶ͘ŝŶĞƵĨƐĂƚnjƐĂŵŵůƵŶŐnjƵƌ'ĞƐĐŚŝĐŚƚĞĚĞƐ<ƌŝĞŐĞƐŝŶĚĞŶĞǀĞŶŶĞŶ;ϭϳϬϮʹϭϳϭϬͿ͘','ϯϲ͘ĂĚ<ĂƌůƐŚĂĨĞŶ͗sĞƌůĂŐĚĞƌĞƵƚƐĐŚĞŶ,ƵŐĞŶŽƩĞŶͲ'ĞƐĞůůƐĐŚĂŌ͕ϮϬϬϯ͘
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Jun.-Prof. Dr. Handan Aksünger ist seit dem WS 2014/2015
Juniorprofessorin für das Alevitentum und stellvertretende
Direktorin der Akademie der Weltreligionen an der Universität Hamburg. Seit dem WS 2015/16 leitet sie den BA-Teilstudiengang „Alevitische Religion“. 2011 promovierte Aksünger als Kollegiatin des DFG-Graduiertenkollegs über alevitische Migrantenselbstintegrationen an der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster. 2006 und 2014 arbeitete sie
in Düsseldorf und Berlin im Bereich der Integrationspolitik. Ihre ForschungsEHUHLFKHXQG9HU|IIHQWOLFKXQJHQVLQGDXIGHU+RPHSDJHGHU$NDGHPLHGHU
:HOWUHOLJLRQHQDQGHU8QLYHUVLWlW+DPEXUJ]XÀQGHQ
YYY
Sehr geehrte Vizepräsidentin Rupp,
VHKUJHHKUWHU3URGHNDQ.|UEHU
liebe Kollegin Katajun Amirpur
lieber Kollege Wolfram Weiße,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
besonders liebe Ursula Neumann,
liebe Gäste,
DXFKLFKP|FKWH6LHDOOHKHU]OLFKEHJU‰HQ
*RWWLVWXQVQlKHUDOVZLUXQVVHOEVW
Du brauchst nicht in die Ferne zu gehen, um dies zu sehen
ŝĞ^ƵĐŚĞŶĂĐŚĚĞŵŝŶǀĞƌŶĞŚŵĞŶ;ZŦnjĂůŦŬͿ͙ϭϭϵ
6HLZDFKVDPXQGJHKPLWGHP(LQNODQJ
*HKYRUZlUWVXQGQLFKWUFNZlUWV
9HUODVVHQLFKWGLHZDKUH3HUOHLP0HQVFKHQ
Und gehe nicht in die Wildnis
4. Das ist das Wort der vier Bücher
Das ist der Kern der Wahrheit
Das ist die Spur der Wirklichkeiten
Verlasse diesen Weg nicht
5. Ich bin Melûli, äußerlich ein Mensch
LQQHUOLFKGLHYHUERUJHQH:DKUKHLW*RWW>@
Übersetzung: Aksünger/Burc
Ich habe mich für diesen einen Auszug aus dem Gedicht „Gott ist uns näher
als wir uns selbst“g]SRODW(UELOR-YRQ$ũ×N Melûli Baba1 entschieGHQZHLOVLFKGDULQGHU,QKDOWXQGGLH0HWKRGLNGHUDOHYLWLVFKHQ:LVVHQV
WUDGLHUXQJ DXI IDV]LQLHUHQGH :HLVH ZLGHUVSLHJHOQ ,FK P|FKWH PLW GHP
Letzteren beginnen. Als $ũ×N /LHEHQGHU XQG 2]DQ 9RONVVlQJHU ZLH GLH
WUDGLWLRQHOOHQDOHYLWLVFKHQ3RHWHQXDJHQDQQWZHUGHQZDQGHUWHQGLHVHLQ
$QDWROLHQYRQ'RUI]X'RUIZREHLVLHUHOLJL|VH*HGLFKWHXQG*HEHWH('H\LũOHU
ve Nefesler) auf ihrer Langhalslaute 6D]%DùODPDWUDGLHUWHQ'LHVZLUGELV
heute praktiziert.
1XULQGHU9HUVFKPHO]XQJYRQ0HQVFKXQG7H[WE]ZLQGHU(LQKHLWYRQ
Å0HQVFKDOV7H[W´LVWGLH(UNHQQWQLVVXFKHVLQQYROO²ZDVGHQPHWKRGLVFKHQ
=XJDQJ]XUDOHYLWLVFKHQ/HKUHHUDKQHQOlVVWZRUDXILFKVSlWHUQlKHUHLQJHKHQZHUGH,QKDOWOLFKOlVVWVLFKLQGLHVHP*HGLFKWGHU*UXQGWHQRUGHUDOHYLWLVFKHQ5HOLJLRQGHUGXUFKHLQHEHVRQGHUH%H]LHKXQJ]ZLVFKHQ*RWWXQG
Mensch und eine tolerante Beziehung zu anderen Religionen gekennzeichnet
ist, herauslesen.
*HUDGH YRU GHP +LQWHUJUXQG GHU YHUJDQJHQHQ *HZDOWHUHLJQLVVH DXI GLH
LFK LP (LQ]HOQHQ QLFKW HLQJHKHQ ZHUGH LVW GLH %HWRQXQJ GHU ÅIULHGYROOHQ´
Seite von allen Religionen erforderlicher denn je. Wir erleben leider allzu oft,
ZLHXQVHUHPXVOLPLVFKHQ0LWEUJHULQQHQXQG0LWEUJHUXPGLH'HXWXQJVhoheit ihrer Religion ringen müssen, um diese aus den Händen fehlgeleiteWHUIXQGDPHQWDOLVWLVFKHU([WUHPLVWHQZLHGHU]XEHIUHLHQ:LHZLFKWLJHVLVW
1
Aũ×N 0HO€OL %DED ² LVW HLQ DOHYLWLVFKHU 'LFKWHU XQG 'RUIZHLVHU DXV GHU 5HJLRQ
0DUDü.LHVHU'LHYLHOHQYRQLKPYHUIDVVWHQ*HGLFKWH²ZLHGDVREHQHUZlKQWH
²VLQGXQWHUDQGHUHPLP:HUNÅ0HO€OL'LYDQ×9H$OHYLOLùLQ7DVDYYXIXQ%HNWDũLOLùLQ7DKULoHVL´YRQ/DWLIHg]SRODWXQG+DPGXOODK(UELONHLQH-DKUHVDQJDEH$QNDUD]XÀQGHQ
ϭϮϬ,ĂŶĚĂŶŬƐƺŶŐĞƌ
dass die Mitglieder einer Gemeinschaft selbst die Deutungshoheit über die
eigene Religion haben und nicht von außen durch Fremdzuschreibungen beVWLPPWZHUGHQLVWGHQ$OHYLWHQDXVLKUHU*HVFKLFKWHQXUDOO]XJXWEHNDQQW
,FKZHUGHGHQKHXWLJHQ9RUWUDJLQIROJHQGHGUHL7HLOHJOLHGHUQ
,(LQOHLWHQGEHIDVVHLFKPLFKPLWGHU)UDJHZDV5HOLJLRQ²VSH]LHOO
DOHYLWLVFKH5HOLJLRQ²KHL‰HQNDQQ
,,,P ]ZHLWHQ 7HLO JHEH LFK HLQHQ (LQEOLFN LQ KLVWRULVFKH XQG VR]LDOH+LQWHUJUQGHVRZLH.HUQHOHPHQWHDOHYLWLVFKHU7KHRORJLHYRU
allem in den Imperativ des Einvernehmens.
III. Der dritte Teil enthält einen forschungsorientierten Ausblick.
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=X%HJLQQP|FKWHLFKHLQH%HJHJQXQJPLW,KQHQWHLOHQ1DFKPHLQHU%HUXIXQJDQGLH$NDGHPLHGHU:HOWUHOLJLRQHQZXUGHLFKYRQHLQHU-RXUQDOLVWLQ
JHIUDJWÅ$FKGXZLUVWEHUGLHDOHYLWLVFKH5HOLJLRQIRUVFKHQ",FKGDFKWHHV
JLEWNHLQHDOHYLWLVFKH5HOLJLRQLFKK|UHGDLPPHU8QWHUVFKLHGOLFKHV:LOOVW
GXVLHHWZDVHOEVWHUÀQGHQ"´'DUDXIKLQKDEHLFKLKUODFKHQGJHDQWZRUWHW
Å%HLDOOHP5HVSHNWGDWUDXVWGXPLUDEHUPLWPHLQHUP*U|‰HHLQH
0HQJH]X:LHVROOLFKHWZDVHUÀQGHQZDVGLH0HQVFKHQEHU-DKUKXQGHUWH QLFKW JHOHEW XQG DOV ÄUHOLJL|VHV *HSlFN¶ QLFKW PLW QDFK (XURSD JHbracht haben? Ich sehe meine zukünftige Aufgabe darin, die bereits vorhandene alevitische Religion durch einen systematisch-theoretischen und
SUDNWLVFKHQ =XJDQJ LQ GLH ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ VRZLH JHVHOOVFKDIWOLFKHQ
Diskurse einzubringen.“
Selbstverständlich hat auch das Alevitentum eine eigene theologisch-spirituHOOH'LPHQVLRQXQGOlVVWVLFKZLHDOOHDQGHUHQ5HOLJLRQHQQLFKWDXIVHLQH
kulturellen und sozialen Dimensionen reduzieren.
'DUDQ DQNQSIHQG P|FKWH LFK ]XHUVW GHQ %HJULII Å5HOLJLRQ´ RKQH DXI
seine etymologische Bedeutung und historischen Akzentuierungen einzugeKHQNQDSSXPUHL‰HQ,P=XJHGHU3RVWPRGHUQHZXUGHLQXQWHUVFKLHGOLFKHQ
Disziplinen festgestellt, dass durch die funktionale Ausdifferenzierung, den
6lNXODULVLHUXQJVE]Z(QWNLUFKOLFKXQJVXQG,QGLYLGXDOLVLHUXQJVSUR]HVVGLH
5HOLJLRQQLFKWDXVGHUgIIHQWOLFKNHLWYHUVFKZXQGHQLVW,P*HJHQWHLO5HOLJLRQLVWSUlVHQWHUGHQQMHXQGKDWVRZRKOLQGHULQGLYLGXHOOHQ/HEHQVGHXWXQJ
DOVDXFKLP|IIHQWOLFKHQ'LVNXUVDQ%HGHXWXQJJHZRQQHQYJO:HQGHO
ŝĞ^ƵĐŚĞŶĂĐŚĚĞŵŝŶǀĞƌŶĞŚŵĞŶ;ZŦnjĂůŦŬͿ͙ 121
,P JHJHQZlUWLJHQ *HEUDXFK OLHJW GHP %HJULII Å5HOLJLRQ´ DOV 6LQQGHXWXQJVV\VWHPNHLQHHLQKHLWOLFKH'HÀQLWLRQ]XJUXQGH'LHsubstanziellen 'HÀQLWLRQHQZLH]%5XGROI2WWRV$XVIKUXQJHQEHUGDV1XPLQRVHDOV0\VWHULXP>@XQG3DXO7LOOLFKV$XIIDVVXQJYRQÅ5HOLJLRQDOVGDVZDV
XQVXQEHGLQJWDQJHKWHLQXQPLWWHOEDUHV*HZDKUZHUGHQGHV8QEHGLQJWHQ´
(1966: 9), beziehen sich auf den Inhalt. Des Weiteren gibt es funktionale BeJULIIVEHVWLPPXQJHQ YRQ 5HOLJLRQ GLH GDUDXI IRNXVVLHUHQ ZHOFKH )XQNWLRQ
GLH5HOLJLRQIUGDV,QGLYLGXXPXQGIUGLH*HVHOOVFKDIWKDW=XGHQZLFKtigsten Vertretern dieser Begriffsbestimmung zählt u. a. Émile Durkheim
>@GHUGLHVR]LDOH)XQNWLRQYRQ5HOLJLRQLQLKUHUJHVHOOVFKDIWOLchen Integrationsleistung sieht.
Bei dem dritten Typus handelt es sich um das strukturale Religionsverständnis, das sich auf die Religiosität bezieht. Nach Ulrich Oevermann bestimmt sich Religiosität dadurch, dass sie konstitutiv für die Lebenspraxis ist
2HYHUPDQQ:HQGHO²
6RZHLW]XGHQXQWHUVFKLHGOLFKHQ'HÀQLWLRQVPRGHOOHQGLHVLFKWHLOVEHUODSSHQ ZRUDXI LFK LP (LQ]HOQHQ QLFKW QlKHU HLQJHKHQ ZHUGH 6WDWWGHVVHQ
P|FKWH LFK LQ $QOHKQXQJ DQ GHQ 5HOLJLRQVZLVVHQVFKDIWOHU +DUWPXW =LQVHU
²LQYHUNU]WHU9HUVLRQGLHYLHUZLFKWLJHQ0RPHQWHIUGLH%Hstimmung von Religion vorstellen, die zugleich ihren dynamischen und verlQGHUEDUHQ&KDUDNWHUZLGHUVSLHJHOQ
8P YRQ 5HOLJLRQ UHGHQ ]X N|QQHQ PXVV Å5HOLJLRQ YRQ DQGHUHP XQWHUVFKLHGHQ ZHUGHQ´ 'LHVH 8QWHUVFKHLGXQJ LVW GDV (UJHEQLV HLQHV JHVHOOschaftlichen Selbstverständigungsprozesses. Die Auszeichnung als „sakUDO´ZLUGGXUFKHLQ.ROOHNWLYEHVWLPPWXQGNDQQGLHVHQ&KDUDNWHUDXFK
ZLHGHUYHUOLHUHQ
'LH8QWHUVFKHLGXQJYRQÅUHOLJL|V´XQGÅQLFKWUHOLJL|V´LVWHLQH'HXWXQJGHU
%HWHLOLJWHQ'HVKDOEVLQGGDV6HOEVWYHUVWlQGQLVGHU$QJHK|ULJHQXQGGLH
Anerkennung dieses Selbstverständnisses durch das geschichtliche und soziale Umfeld heranzuziehen.
3. Deutung ist immer ein geistiger Prozess, d. h. Gestaltungen des kollektiven
Geistes einer Gruppe.
'D GLH .DWHJRULH ÅUHOLJL|V´ DXFK LQ VR]LDOH %H]LHKXQJHQ HLQJHEHWWHW LVW
ist es keine rein individuelle, sondern auch eine gemeinschaftliche KateJRULHXQGGLHVHZLHGHUXPLVWQLFKWYRPNXOWXUHOOHQ.RQWH[WORVJHO|VW]X
betrachten.
ϭϮϮ,ĂŶĚĂŶŬƐƺŶŐĞƌ
Auf die Aleviten übertragen implizieren diese vier Kategorien, dass in der
Erforschung des Alevitentums neben den Quellen aus der Tradition auch die
Mitglieder der Gemeinschaft2 selbst in den Deutungsprozess darüber einbe]RJHQZHUGHQPVVHQÅZDVDOHYLWLVFKH5HOLJLRQLVWXQGZDVQLFKW´XQGÅZLH
VLHGLHVH5HOLJLRQSUDNWL]LHUHQ´'D]XJHK|UWGLHZLVVHQVFKDIWOLFKH.OlUXQJ
GDUEHU ZHOFKHQ (LQÁXVV GLH IHKOHQGH JHVFKLFKWOLFKH VR]LDOH XQG LQVEHsondere rechtliche Anerkennung des Alevitentums als „eigenständige ReliJLRQ´DXIGLH$OHYLWHQVHOEVWKDWXQGZRKHUGLHXQWHUVFKLHGOLFKHQ6HOEVWXQG
Fremdverständnisse zum Alevitentum rühren. Dies ist nur in einem interdisziplinären und den transnationalen Kontext der Aleviten berücksichtigenden
$QVDW]HUNOlUEDU8PGDVKHXWLJH$OHYLWHQWXPYHUVWHKHQ]XN|QQHQLVWHLQ
(LQEOLFNLQKLVWRULVFKHXQGVR]LDOH+LQWHUJUQGHVRZLHLQ.HUQHOHPHQWHGHU
alevitischen Theologie erforderlich.
//͘ŝŶďůŝĐŬŝŶĚĂƐůĞǀŝƚĞŶƚƵŵ
Historische Ebene: Auf der Basis geteilter historischer Erinnerungen (kollekWLYHV *HGlFKWQLV VR]LRNXOWXUHOOHU XQG UHOLJL|VHU 7UDGLWLRQHQ YHUVWHKH LFK
LQ$QOHKQXQJDQGLH(WKQRORJLQ.HKO%RGURJLXQWHU$OHYLWHQ
HLQH ÅVR]LDOUHOLJL|VH´*UXSSH YHUJOHLFKEDU PLW HLQHU HWKQLVFKHQ *UXSSH
Trotz der etymologischen Herleitung „Ali evi“ (u.a. aus dem Hause Alis) und
GHUEHVRQGHUHQ9HUHKUXQJGHVKHLOLJHQ$OL²]ZHL$VSHNWHGLHGLH$OHYLWHQ
PLWGHQ6FKLLWHQXQGGHQDUDELVFKVSUDFKLJHQ$ODZLWHQWHLOHQ²VLQGVLHGRFK
QLFKWPLWGLHVHQ*UXSSHQ]XYHUZHFKVHOQ(VEHUZLHJHQGLH8QWHUVFKLHGHLQ
der Theologie, der rituellen Praxis und der Sozialstruktur.
'DV$OHYLWHQWXPGHÀQLHUWVLFKGXUFKHLQH9LHO]DKOYRQ*ODXEHQVHOHPHQWHQ DXV YRULVODPLVFKHU =HLW =RURDVWULVPXV *QRVWLN XVZ GHUVFKLLWLVFKHQ
Erzählversion der frühislamischen Geschichte um die Nachfolgerschaft des
Propheten Mohammed und der Ehl-i beyt3VRZLHGHU0\VWLNGHV:DQGHUSUHGLJHUV+QNDU+DF×%HNWDũ9HOLDXVGHP-DKUKXQGHUW'LHJHJHQZlUWLJH
2
*HJHQZlUWLJH6FKlW]XQJHQJHKHQGDYRQDXVGDVVXQJHIlKU3UR]HQWGHUWUNLVFKHQ%HY|ONHUXQJ $OHYLWHQ VLQG G K FD 0LOOLRQHQ EHL GHQ DNWXHOOHQ %HY|ONHUXQJV]DKOHQ ,P
GHXWVFKHQ.RQWH[WZXUGHGLH=DKOGHU$OHYLWHQLP5DKPHQGHU6WXGLHÅ0XVOLPLVFKHV/HEHQ
LQ'HXWVFKODQGLP$XIWUDJGHU'HXWVFKHQ,VODP.RQIHUHQ]´HUVWPDOLJPLW²
+DXJ0VVLJ6WLFKVDQJHJHEHQ'LHDNWXHOOH(LJHQVFKlW]XQJVHLWHQVGHV$OHYLWLVFKHQ'DFKYHUEDQGHVOLHJWEHLFD²,Q+DPEXUJOHEHQHWZD$OHviten.
3
'LH(KOLEH\WZHUGHQDOVGLHÅ/HXWHGHV+DXVHVGHV3URSKHWHQ0RKDPPHG´YHUVWDQGHQ'LHV
bezieht sich auf den Propheten Mohammed, seine Tochter Fatima und ihren Ehemann Ali
VRZLHGHUHQ6|KQH+DVDQXQG+VH\LQ/DQJHU
ŝĞ^ƵĐŚĞŶĂĐŚĚĞŵŝŶǀĞƌŶĞŚŵĞŶ;ZŦnjĂůŦŬͿ͙ 123
$XVSUlJXQJGHV$OHYLWHQWXPVKDWVLFKYRUDOOHP]ZLVFKHQGHPXQG
-DKUKXQGHUWLQ$QDWROLHQDXVJHIRUPW'LH+HUDXVIRUPXQJZDULQVR]LRNXOWXUHOOHU|NRQRPLVFKHUXQG]XOHW]WUHOLJL|VHU+LQVLFKWGXUFK$XVHLQDQGHUVHW]XQJHQ]ZLVFKHQGHQOlQGOLFKHQ$OHYLWHQXQGGHQRVPDQLVFKHQ5HJLHUHQGHQ
JHSUlJWXD6|NHIHOGII/DQJHU$ùXLoHQRùOX.DUROHZVNL0RWLND
2013: 8).
An der Seite von Ũah Ismail4 NlPSIHQG ZXUGHQ VLH ]X MHQHU =HLW DOV
.×]×OEDũ Z|UWOLFK 5RWN|SIH EH]HLFKQHW ZHLO VLH HLQH URWH .RSIEHGHFNXQJ
getragen haben. Nach dem Sieg der Osmanen über den Ũah (1514 Schlacht
YRQ &DOG×UDQ ]RJHQ VLFK GLH $OHYLWHQ LQ GLH %HUJUHJLRQHQ $QDWROLHQV ]XUFN'HQQGXUFKGLHYRQ<DYX]6XOWDQ6HOLP,²HUODVVHQHQ)DWZDVUHOLJL|VH*XWDFKWHQJDOWHQVLHDOVÅ8QJOlXELJH´.XIIDU:lKUHQGGHU
VXQQLWLVFKH ,VODP DOV RIÀ]LHOO DQHUNDQQWH 5HOLJLRQ LP 2VPDQLVFKHQ 5HLFK
DQ*HZLFKWJHZDQQYHUVFKZDQGHQGLH$OHYLWHQ]XQHKPHQGDXVGHP%OLFNfeld der Öffentlichkeit (Dressler 2002: 16) und praktizierten die Takiye, das
6FKZHLJHJHERW$XFKLKUH$QQlKHUXQJDQGHQLP-KLQVWLWXWLRQDOLVLHUten Bektaũi-Orden, der nach der türkischen Regierungsgründung per Gesetz
YHUERWHQZXUGHIKUWH]XHLQHUHUQHXWHQÅUHOLJL|VHQ´(QWNRSSOXQJ
Mit der Gründung des türkischen Staates 1923 und der fortschreitenden
Säkularisierung verbesserte sich nur scheinbar die Situation der Aleviten.
Unter dem Dach einer „homogenen“ türkischen Nation nach kemalistischer
,GHRORJLHHUKLHOWHQVLHGLH,GHQWLWlWDOVWUNLVFKH6WDDWVEUJHUREZRKOVLHWUkischer und kurdischer Herkunft sind. Doch bis heute ist den ca. 15 Millionen
$OHYLWHQ HLQH UHFKWOLFKH $QHUNHQQXQJ DOV 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIW YHUZHKUW
JHEOLHEHQGDVLHXQWHUGHP,VODPVXEVXPLHUWZHUGHQ2IÀ]LHOOH0LQGHUKHLWHQUHFKWHZXUGHQQXUGHQHKHPDOLJHQQLFKWPXVOLPLVFKHQMillet,5 d. h. den
*ULHFKLVFK2UWKRGR[HQGHQ$UPHQLHUQXQGGHQ-XGHQJHZlKUWQLFKWDEHU
GHQ$UDPlHUQXQGGHQ-HVLGHQ'LHJHJHQZlUWLJHQ(QWHLJQXQJVYHUVXFKHDP
Beispiel des aramäischen Klosters Mor Gabriel in Mardin zeigen den Umgang
GHVWUNLVFKHQ6WDDWHVPLWGHP(LJHQWXPUHOLJL|VHU0LQGHUKHLWHQ
Soziale Ebene: In den nachfolgenden Jahrzehnten erlebten die Aleviten
]ZDULP=XJHGHU8UEDQLVLHUXQJVXQG,QGXVWULDOLVLHUXQJVSUR]HVVHHLQHQVR]LDOHQ$XIVWLHJGRFKGLH$EZDQGHUXQJYRUDOOHPDEGHQHU-DKUHQDXV
GHQ|VWOLFKHQ6LHGOXQJVJHELHWHQLQGLHZHVWOLFKHQ6WlGWHIKUWH]XJOHLFK]X
HLQHU6FKZlFKXQJGHUVR]LDOUHOLJL|VHQ%H]LHKXQJHQ
4
'HU WXUNPHQLVFKVWlPPLJH ûDK ,VPDLO ² ZDU YRQ ELV +HUUVFKHU YRQ
Persien und erklärte die Schia zur Staatsreligion.
5
'DV]ZLVFKHQGHPXQG-KYRUKHUUVFKHQGH0LOOHW6\VWHPRUGQHWHGLH8QWHUWDQHQGHV
2VPDQLVFKHQ5HLFKHVLQ5HOLJLRQVJUXSSHQXQGJHZlKUWHGLHVHQLQNXOWXUHOOHUXQGUHFKWOLFKHU+LQVLFKWHLQHJHZLVVH(LJHQVWlQGLJNHLWYJO6HXIHUW
ϭϮϰ,ĂŶĚĂŶŬƐƺŶŐĞƌ
'LHHQGRJDPVWUXNWXULHUWHDOHYLWLVFKH*HPHLQVFKDIWJOLHGHUWVLFKLQ]ZHLHLQDQGHUHUJlQ]HQGH.DWHJRULHQGDEHLZLUGGLH=XJHK|ULJNHLWGXUFKSDWULOLQHare Abstammung bestimmt:
Auf der einen Seite stehen die Talip-Gruppen (Strebende, Schüler), auf der
DQGHUHQ6HLWHGLH$QJHK|ULJHQGHUOcak-Gruppen. Bei den Ocak handelt es
sich um sogenannte „heilige Gruppen“, die ihre Abstammung auf MohamPHG$OLRGHUZHLWHUHZLFKWLJH3HUVRQHQ]XUFNIKUHQ'LHVHQOcak obliegt
GLHUHOLJL|VHXQGVR]LDOH/HLWXQJGHU*HPHLQGHOHJLWLPLHUWGXUFKHLQÅJHHUEWHV&KDULVPD´lKQOLFKZLHEHL0D[:HEHU>@'LH$XIJDEHHLQHV
Dede *UR‰YDWHUPlQQOLFKHU$QJHK|ULJHUHLQHVOcak, ist, seine Talip-GrupSHQ]XEHVXFKHQGLH*RWWHVDQGDFKW]XOHLWHQGDVUHOLJL|VH:LVVHQ]XYHUPLWteln und Seelsorge zu leisten. Auch der Ana 0XWWHUGHPZHLEOLFKHQOcak0LWJOLHGNRPPWHLQHKRKH%HGHXWXQJ]XZLHZLUDXFKVSlWHUEHL)DWPD$QD
VHKHQZHUGHQ1HEHQGLHVHQ%H]LHKXQJHQQHKPHQGDVMusahiplik (Weggemeinschaft) und das Kiverlik (Patenschaft), die alle nur durch ein rituelles
Versprechen (Ikrar²HLQH$UW%QGQLV²HLQJHJDQJHQZHUGHQHLQH]HQWUDOH
Rolle beim „Vervollkommnungsprozess“ des Menschen ein.
Mit der Arbeitsmigration ab den 1960er Jahren kamen viele Aleviten aus
der Türkei nach Europa und v. a. nach Deutschland. Als Folge der transnatiRQDOHQ0LJUDWLRQNDPHV]XHLQHUZHLWHUHQ6FKZlFKXQJGHUHEHQJHQDQQWHQ
VR]LDOUHOLJL|VHQ %H]LHKXQJHQ $XFK GLH SROLWLVFKHQ 8PZlO]XQJHQ XQG DNtive Beteiligung alevitischer Jugendlicher in linken Gruppen trugen zu einem
]XQHKPHQGHQ6FKZXQGGHUUHOLJL|VHQ,GHQWLWlWEHLZDV'UHVVOHU
DOV GLH ]ZHLWH 6lNXODULVLHUXQJVSKDVH EHVFKUHLEW 2KQH MHGH 'HNDGH XQG
DOOHJHVHOOVFKDIWOLFKHQ(UHLJQLVVHLPWUDQVQDWLRQDOHQ.RQWH[W]XHUZlKQHQ
P|FKWHLFKKLHU]ZHL'DWHQKHUYRUKHEHQGLHVLFKLQGDVNROOHNWLYH*HGlFKWnis der Aleviten eingebrannt haben und die heute für die Selbstorganisation
von Bedeutung sind.
Das ist zum Ersten das Jahr 1989, als die alevitische Kulturgruppe u.a. als
HLQH*HJHQUHDNWLRQDXIGLH7UNLVFK,VODP6\QWKHVHHLQH.XOWXUZRFKHKLHULQ
GLHVHP6DDOLQGHPZLUKHXWHVLW]HQGXUFKJHIKUWKDW(UVWPDOLJKDEHQ$OHYLWHQVLFK|IIHQWOLFKLQ'HXWVFKODQG]XLKUHUÅ5HOLJLRQXQG.XOWXU´EHNDQQW
0DUWLQ6|NHIHOGEH]HLFKQHWGLHVHQNROOHNWLYHQ%UXFKPLWGHUTakiye als den Beginn der Selbstorganisation. Erst danach setzte eine Flut von
3XEOLNDWLRQHQEHUGDV$OHYLWHQWXPHLQ$OV=ZHLWHVLVWGHU%UDQGDQVFKODJ
in Sivas 1993 zu nennen. Auf einem Kulturfestival, an dem v. a. alevitische
,QWHOOHNWXHOOH XQG GHU 6FKULIWVWHOOHU $]L] 1HVLQ WHLOJHQRPPHQ KDEHQ ZXUGHQ0HQVFKHQYHUEUDQQW$]L]1HVLQV$QZHVHQKHLWGHUGLH6DWDQLVFKHQ
Verse des britisch-indischen Autors Salman Rushdie ins Türkische übersetzen
OLH‰EUDFKWHHLQHQZWHQGHQ0REYRQ)XQGDPHQWDOLVWHQYRUXQWHUODVVHQHU
+LOIHOHLVWXQJ YRQ 3ROL]HL XQG )HXHUZHKU GD]X GDV +RWHO DQ]X]QGHQ ZR
ŝĞ^ƵĐŚĞŶĂĐŚĚĞŵŝŶǀĞƌŶĞŚŵĞŶ;ZŦnjĂůŦŬͿ͙ 125
das Kulturereignis stattfand. In Folge dieses Ereignisses mobilisierten sich
die Aleviten und gründeten innerhalb kürzester Zeit über hundert Vereine in
(XURSDGLHLQ'DFKYHUElQGHQLPMHZHLOLJHQ/DQGPQGHWHQ
Der Dachverband „Alevitische Gemeinde Deutschland e.V.“ (AABF) ist
Mitglied in politischen Konsultationsrunden (z. B. Integrationsgipfel und
Deutsche Islamkonferenz). Durch die rechtliche Anerkennung als ReligionsJHPHLQVFKDIWLVWGLH$$%)LQ.RRSHUDWLRQPLWGHQMHZHLOLJHQ0LQLVterien in acht Bundesländern nach Art. 7 Abs. 3 GG Ansprechpartner für
den „Alevitischen Religionsunterricht“. 2012 hat die AABF auf Landesebene
GHQ6WDDWVYHUWUDJPLWGHU+DQVHVWDDW+DPEXUJXQWHU]HLFKQHWZLHDXFKGUHL
PXVOLPLVFKH'DFKYHUElQGH'DPLWYHUEXQGHQEHVWHKWGLHJU|‰WH+HUDXVIRUderung für die Aleviten darin, ihre bisher unsichtbare „Religion“ in einen
staatlichen Religionsunterricht und in Hamburg in den „Religionsunterricht
IUDOOH´]XEHUIKUHQ:DVGLHDOHYLWLVFKH5HOLJLRQDXV]HLFKQHWP|FKWHLFK
LP)ROJHQGHQDQKDQGDXVJHZlKOWHU$N]HQWHZLHGHUJHEHQ
5HOLJL|VH(EHQH'LHDOHYLWLVFKH/HKUHXQWHUVFKHLGHW]ZLVFKHQHLQHUÅlXßeren“ (Zahiri) und einer unsichtbaren „inneren“ (Batini) Dimension, nach
GHU7H[WHDXVJHOHJWXQGLQWHUSUHWLHUWZHUGHQVROOHQ(VJLOWGDV3ULQ]LSGHU
+HUPHQHXWLNDOOHVGDUIXQGVROOKLQWHUIUDJWZHUGHQ
'LH 6FK|SIXQJ ² JHPl‰ HLQHU (U]lKOWUDGLWLRQ LP %X\UXN%XFK6 ² LVW DOV
eine mystische Einheit von Gott, Mensch und Natur zu verstehen. Das NarraWLYGHU/LFKWSHUOHEHVFKUHLEWGLH0DQLIHVWDWLRQYRQ+DN+DNLNDWYRQJ|WWOLchem Funken/der Wahrheit) in jedem Menschen (unabhängig von jeglicher
=XJHK|ULJNHLW MHGHP /HEHZHVHQ XQG GHU 1DWXU 6RPLW LVW DOOHV /HEHQ DXI
GHU(UGHPLWJ|WWOLFKHQ$WWULEXWHQYHUVHKHQXQGDOOHVPLWHLQDQGHUYHUEXQGHQ=LHOLVWHVQDFKGHU(LQKHLW]XVXFKHQXQGVLFKDXIGHQ:HJ<RO]X
EHJHEHQZLHGLH$OHYLWHQLKUH5HOLJLRQVHOEVWEH]HLFKQHQ$XIGHP:HJ]XU
Wahrheit hat der Mensch vier spirituelle Stadien zu durchschreiten, die in
der „Vier Tore, Vierzig Stufen“-Lehre verankert sind. Die Lehre des „Vervollkommnungsprozesses“ kann ich aus Zeitgründen nur kurz nennen: 1. ‫܇‬eriatTor (Grundregeln des Zusammenlebens), 2. Tarikat-Tor (Mystischer Pfad), 3.
Marifet-Tor (Fähigkeit zur Erkenntnis), 4. Hakikat-Tor (Wahrheit).7
'LHVHU9HUYROONRPPQXQJVE]Z5HLIHSUR]HVVGHV0HQVFKHQZLUGEHUHLWV
im Diesseits angestrebt. Überlegungen zum „Jüngsten Gericht“ und „Jenseits“ spielen in der alevitischen Lehre eine untergeordnete Rolle. Nach ale6
%X\UXNNDQQPLWÅGDV*HVDJWH´RGHUGDV*HERW´EHUVHW]WZHUGHQ'LH%X\UXN7H[WHZHUGHQ
vorrangig auf Ũah Ismail zurückgeführt. Darin sind Ritualbeschreibungen, mystische Lehren
und schiitische Vorstellungen enthalten (Dressler 2013: 27).
7
'LHÅ9LHU7RUH9LHU]LJ6WXIHQ´/HKUHLVWYRUDOOHPLP0DNDOkW%XFK]XÀQGHQ(VKDQGHOWVLFK
XPGLH$EKDQGOXQJHQXQG*HGDQNHQGHV+QNDU+DF×%HNWDü9HOL
ϭϮϲ,ĂŶĚĂŶŬƐƺŶŐĞƌ
vitischem Verständnis kann der Mensch auf der Basis seiner Handlungen
EHUHLWVLPÅ+LHUXQG-HW]W´GHQ+LPPHORGHUGLH+|OOHHUOHEHQ$XVVFKODJJHbend ist, sich an die ethischen Gebote der Edep-Regeln zu halten und moralisch zu handeln.
Im Vordergrund der Edep-Regel steht die Aussage „Beherrsche deine
Hände, deine Zunge und deine Lenden“ (Eline, Diline, Beline sahip ol). Die
+DQG ]X EHKHUUVFKHQ EHGHXWHW QLFKW ]X VWHKOHQ XQG NHLQH *HZDOW DXV]Xüben. Die Beherrschung der Zunge fordert die Menschen auf, stets die WahrKHLW ]X VDJHQ XQG GDV UHOLJL|VH :LVVHQ QLFKW DQ $X‰HQVWHKHQGH ZHLWHU ]X
geben. Die Aufforderung, seine Lenden zu beherrschen, impliziert, sexuelle
Handlungen auf die monogame Ehe zu beschränken, denn Polygamie ist verERWHQ'DULQOlVVWVLFK'XUNKHLPVHUVWHV(OHPHQWGHU0RUDOLWlW²ÅGHU
*HLVWGHU'LV]LSOLQ´²ZLHGHUÀQGHQ
Die alevitische Lehre ist durchdrungen von dem Imperativ des EinvernehPHQV5×]DO×N'LHVHV3ULQ]LSJLOWIUMHGH3HUVRQGHUUH]LSURNH$XVWDXVFK
LVW 9RUDXVVHW]XQJ IU MHGH VR]LDOH VRZLH UHOLJL|VH +DQGOXQJ XQG GLHQW ]XJOHLFK]XU9HUPHLGXQJYRQ.RQÁLNWHQ1XUGXUFKGDV5×]DO×NDXIGUHL(EHQHQ
ist der Mensch in der Lage, die beschriebenen vier Tore zu durchschreiten.
Die erste Art des Einvernehmens ist der Einklang mit sich selbst, d. h. sich
PLWVHLQHP,QQHUHQNRQIURQWLHUHQXQGVLFKVHOEVWUHÁHNWLHUHQ1LFKWVVROODXV
=ZDQJVRQGHUQDXVIUHLHQ6WFNHQÅYRP+HU]HQ´VHLQ7ULHEHXQG1HJDWLYHV
ZLH1HLGXQG*LHUVROOHQGHQJXWHQ(LJHQVFKDIWHQXQWHUJHRUGQHWZHUGHQ
'LH ]ZHLWH $UW LVW GDV (LQYHUQHKPHQ PLW GHU *HVHOOVFKDIW +LHU VROO GLH
Gesellschaft, in der man lebt, mit der Person und auch andersherum die Person mit der Gesellschaft einvernehmlich sein. Diese kollektive Ebene zeigt
VLFKDXFKXDLQHLQHU$UW|IIHQWOLFKHQ%HLFKWHEHLGHU*RWWHVDQGDFKW&HP
ZHQQGHU*HLVWOLFKHQDFK6WUHLWLJNHLWHQLQGHU*HPHLQGHIUDJW'LHVHPVVHQ
JHPHLQVFKDIWOLFK EHUHLQLJW ZHUGHQ EHYRU GLH $QGDFKW DQIDQJHQ NDQQ ,P
HUZHLWHUWHQ.RQWH[WZLUGHVDXIJXWH1DFKEDUVFKDIWGHQ(LQVDW]JHJHQ8Qgerechtigkeiten jeglicher Art und v. a. auf die Gesetzestreue übertragen. Ein
ZHLWHUHV%HLVSLHOGDIUÀQGHQZLUDXFKLPDOHYLWLVFKHQ5HOLJLRQVXQWHUULFKW
Jede Unterrichtsstunde beginnt damit, dass die Lehrperson nach dem EinverQHKPHQXQG.RQÁLNWHQLQGHU.ODVVHIUDJW9RUKDQGHQH.RQÁLNWHVROOHQGLH
6FKOHU,QQHQJHPHLQVFKDIWOLFKO|VHQ,QVRIHUQLVWGHUDOHYLWLVFKHQ/HKUHHLQ
Mechanismus der Streitschlichtung inhärent.
Auf der dritten Ebene bezieht sich das Einvernehmen auf den spirituellen
Weg. Dieser beginnt mit der Weggemeinschaft (Musahiplik). Wie auch diese
Relation, müssen alle Ikrar-Beziehungen8 durch das gemeinschaftliche Ein-
8
'XUFKGDV,NUDU9HUVSUHFKHQ%QGQLVZHUGHQLP$OHYLWHQWXPVR]LDOUHOLJL|VH%H]LHKXQJHQ
ŝĞ^ƵĐŚĞŶĂĐŚĚĞŵŝŶǀĞƌŶĞŚŵĞŶ;ZŦnjĂůŦŬͿ͙ 127
YHUQHKPHQDQHUNDQQWZHUGHQ-HGHUGHUVLFKDXIGHQ:HJEHJLEWVROOWHGLH
5HJHOQ DXV /LHEH EHIROJHQ 0LVVLRQLHUXQJVYHUERW (UVW ZHQQ GHU 0HQVFK
²GHUPLW/LHEH9HUQXQIWXQG9HUVWDQGDXVJHVWDWWHWLVW²(LQYHUQHKPHQPLW
sich selbst und der Gemeinschaft erreicht hat, kann er/sie Einvernehmen
PLWGHP*|WWOLFKHQHUODQJHQXQGHLQVPLWGHU:DKUKHLWVHLQYJO9DNWLGROX
²
0HLQHVHKUJHHKUWHQ'DPHQXQG+HUUHQZHQQZLUXQVDQGLHVHU6WHOOHDQ
GLH HLQJDQJV JHVWHOOWHQ )UDJHQ RE HV HLQH DOHYLWLVFKH 5HOLJLRQ XQG ZDUXP
es dazu unterschiedliche Meinungen gibt, erinnern, so ist festzuhalten, dass
$OHYLWHQZHOWZHLWHUVWVHLW-DKUHQ|IIHQWOLFKEHULKUHUHOLJL|VH,GHQWLWlW
UHGHQ9RUGHP+LQWHUJUXQGGHVMDKUKXQGHUWHDOWHQ6FKZHLJHJHERWHVGHUQXU
IUDJPHQWDULVFKVFKULIWOLFKHQhEHUOLHIHUXQJGHU]ZHLÅ6lNXODULVLHUXQJVSKDVHQ´HUVWHQVWUNLVFKH6WDDWVJUQGXQJXQG]ZHLWHQV%LQQHQXQGWUDQVQDtionale Migration) und der kaum vorhandenen Forschung bis fast Ende des
-DKUKXQGHUWV VRZLH GHU IHKOHQGHQ JHVFKLFKWOLFKHQ XQG VR]LDOHQ $QHUkennung des Selbstverständnisses im Herkunftskontext ist dies kein ungeZ|KQOLFKHV 3KlQRPHQ *HUDGH GHVZHJHQ LVW GHU 6FKULWW DQ GHU 8QLYHUVLWlW
Hamburg, in einem dialogisch-diskursiv geschützten Raum zu forschen und
]XOHKUHQ²ZRPLWLFKEHLGHP7HLODQJHNRPPHQZlUH²HLQHEHVRQGHUH
Chance für das Alevitentum, aber auch für die anderen Religionen.
///͘ƵƐďůŝĐŬ
=XU GLDORJLVFKHQ )RUVFKXQJ XQG /HKUH LQ +DPEXUJ VHL HUZlKQW GDVV VLFK
GLH6WXGLHQIlFKHUÅ$OHYLWLVFKH5HOLJLRQ´ZLHDXFKÅ,VODPLVFKH5HOLJLRQ´JHJHQZlUWLJ LP &XUULFXOXP$XIEDX EHÀQGHQ :LU IUHXHQ XQV GDVV DE GHP
Wintersemester 2015/16 Studierende diese beiden Fächer im Rahmen der
Religionslehrerausbildung für Grundschule und Sekundarstufe I für den dialogorientierten „Religionsunterricht für alle“ (Rufa) an der Universität HamEXUJVWXGLHUHQN|QQHQ
Im Folgenden konzentriere ich mich auf den Bereich der Forschung. BeWUDFKWHWPDQWKHRUHWLVFKHZLHDXFKSUD[LVRULHQWLHUWH6WXGLHQ]XPÅLQWHUUHOLJL|VHQ 'LDORJ´ LP GHXWVFKVSUDFKLJHQ .RQWH[W VR LVW GDV $OHYLWHQWXP IDVW
QLFKWYHUWUHWHQ'LHELVKHUZHQLJHQDXIÀQGEDUHQ:HUNH]XPÅ,QWHUUHOLJL|VHQ
Dialog und Alevitentum“ kann man an sechs Fingern abzählen. Der Großteil
der Forschungen zum Alevitentum kursiert um folgende Themenfelder:
eingegangen, die konstitutiv für die alevitische Identität und Gemeinschaft sind.
ϭϮϴ,ĂŶĚĂŶŬƐƺŶŐĞƌ
• Religionsgeschichtliche Verortungen der Aleviten mit der Hauptfrage „Sind
Aleviten Muslime oder nicht?“
‡'DUVWHOOXQJHQGHU$OHYLWHQLPWUNLVFKHQ1DWLRQDOVWDDW²RIWPLWGHP9HUVXFKVLHDOV6lNXODUHDXV]XZHLVHQ
• Aleviten im Migrationskontext, verknüpft mit dem Thema SelbstorganisaWLRQVRZLHHLQLJHZHQLJH$UEHLWHQ]XGHQDOHYLWLVFKHQ4XHOOHQ
(LQHHUVWH'LVVHUWDWLRQLQ'HXWVFKODQG]XP%X\UXN%XFKLVWJHJHQZlUWLJLQ
GHU(QGSKDVHXQGLFKIUHXHPLFKVLHEDOGP|JOLFKVWOHVHQ]XN|QQHQ)UDX
.DUROHZVNL
0HLQH )RUVFKXQJ LQ GHQ QlFKVWHQ -DKUHQ ZLUG ZLH IROJW DQJHOHJW VHLQ
Eingebettet in das Forschungsprojekt „Religion und Dialog in modernen GeVHOOVFKDIWHQ´ ZHUGHQ ]XHUVW DOHYLWLVFKH 4XHOOHQ DXI LKUH Å2IIHQKHLW JHJHQEHUGHPUHOLJL|VXQGNXOWXUHOO$QGHUHQ´KLQJHOHVHQXQGPLWWKHRORJLVFKHP
6FKZHUSXQNW HUIRUVFKW 'DEHL HUVFKHLQHQ LQVEHVRQGHUH GLH %HUHLFKH (WKLN
XQG'RJPDWLNDOVDXIVFKOXVVUHLFK1LFKW]XYHUJHVVHQLVWDQGLHVHU6WHOOH²
ZLHHUZlKQW²GDVVQLFKWQXUYHUVFKULIWOLFKWH7H[WHDOVHLQH4XHOOHJHOWHQ
VRQGHUQGHU0HQVFKE]ZGLH(LQKHLWYRQÅ0HQVFKXQG7H[W´HQWVFKHLGHQG
ist. In diesem Zusammenhang sind die alevitischen Quellen nach ihrer AnVFKOXVVIlKLJNHLWIUGHQLQWHUUHOLJL|VHQ'LDORJXQGGHQÅ5HOLJLRQVXQWHUULFKW
für alle“ zu überprüfen. Die alevitischen Texte sind stets unter der Prämisse
des „Zahir-Batini-Sinndeutungskonzeptes“ (äußere versus innere Dimension)
zu lesen und zu kontextualisieren, sodass sich das Analyseinstrument aus der
alevitischen Lehre erschließt. Somit kann einer einfachen Übertragung anGHUHUNXOWXUXQGUHOLJLRQVVSH]LÀVFKHU.RQ]HSWHHQWJHJHQZLUNWZHUGHQ
Mit der paradigmatischen Quellenarbeit kann die Grundlagenforschung
]XJOHLFK HLQHQ %HLWUDJ ]XP JHJHQZlUWLJHQ 'LVNXUV OHLVWHQ GHU HLQH +LQZHQGXQJ]XGHQDOHYLWLVFKHQ4XHOOHQIRUGHUW,QWHUHVVDQWVLQGGLHUH]HQWHQ
Ansätze der türkisch-amerikanischen Historikerin Karakaya-Stump und des
Religionshistorikers Dressler, die für eine „Entmythologisierung der alevitischen Geschichte“ und der Dekonstruktion von festgesetzten Dichotomien
plädieren. Diese seien durch die osmanische Geschichtsschreibung konstruLHUWXQGLP5DKPHQGHUWUNLVFKHQ1DWLRQVELOGXQJUHSURGX]LHUWZRUGHQ(LQ
zentraler Aspekt betrifft die Annahme, dass das Alevitentum lediglich eine
orale Tradition sei.9
9
9JOGLH9RUWUlJHÅ$6KRUW&RPPHQWRQWKH6WDWHRIWKH)LHOGRI$OHYL+LVWRU\µYRQ$\IHU.DUDND\D6WXPSXQGÅ7KH+LVWRU\RIWKH&RQFHSW$OHYLOLNµYRQ0DUNXV'UHVVOHUDP
im Rahmen der Tagung Alevi Identity Revisited. Cultural, Religious, Social and Political PerVSHFWLYHVDP6ZHGLVK5HVHDUFK,QVWLWXWH,VWDQEXO
ŝĞ^ƵĐŚĞŶĂĐŚĚĞŵŝŶǀĞƌŶĞŚŵĞŶ;ZŦnjĂůŦŬͿ͙ϭϮϵ
Nach der systematischen Quellenanalyse und Erarbeitung entsprechender
7KHVHQVROOHLQ]ZHLWHU6FKULWWLQVSUDNWLVFKH)HOGHUIROJHQ'LH)UDJHVWHOOXQJHQXQGGLH9RUJHKHQVZHLVHHUVFKOLH‰HQVLFKDXVGHQYRUKHULJHQ$QPHUNXQJHQ +LHU VWHKHQ GLH 5HOLJLRQVSUD[LV XQG GHU 'LDORJ LQ GHU /HEHQVZHOW GHU
$OHYLWHQLP9RUGHUJUXQG0LWGHP]ZHLGLPHQVLRQDOHQ)RUVFKXQJVGHVLJQDXV
7KHRULHXQG3UD[LVVROOHQIROJHQGH.HUQIUDJHQXQWHUVXFKWZHUGHQ
:LHGHÀQLHUHQVLFKGLHDOHYLWLVFKHQ*ODXEHQVLQKDOWHZLHODVVHQVLFKGLHVH
unter der Bedingung des Hamburger Zusammenlebens realisieren? WelFKH$XVZLUNXQJHQKDWGLHVDXIGDVDOHYLWLVFKH6HOEVWYHUVWlQGQLV"
2. Wie gehen die Aleviten in der Situation der Neukonstruierung mit den
etablierten Religionen und Theologien um? Wie etablieren sie sich und
ZHOFKH9HUIDKUHQXQG.RQ]HSWHDGDSWLHUHQVLH"
0HLQHVHKUJHHKUWHQ'DPHQXQG+HUUHQLFKP|FKWH]XP6FKOXVVNRPPHQ
Die Herausforderung, über „alevitische Religion“ zu forschen, impliziert zuJOHLFKHLQ3RWHQ]LDOIUGHQLQWHUUHOLJL|VHQ'LDORJ]ZLVFKHQ+LQGXV%XGGKLVWHQ-XGHQ&KULVWHQ0XVOLPHQ%DKi¶t$KPDGLVXQGDOOHQZHLWHUHQ5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQLQGHU6WDGW+DPEXUJ²HLQH6WDGWGLHDOVÅ7RU]XU:HOW´
PLWVHLQHQ5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQGXUFKUHOLJL|VHXQGNXOWXUHOOH3OXUDOLWlWJHSUlJWLVW'DKHUYHUZXQGHUWHVDXFKQLFKWGDVVLQ+DPEXUJHLQHUQHXWHU:HQGHSXQNWGHUDOHYLWLVFKHQ*HVFKLFKWHHLQJHOHLWHWZLUGDXIGHP%RGHQ
HLQHVLQWHUGLV]LSOLQlUHQXQGLQWHUUHOLJL|VHQZLVVHQVFKDIWOLFKHQ$XVWDXVFKHV
in einem diskursiven Raum, gerahmt in eine freiheitlich-demokratische VerIDVVXQJVRUGQXQJbKQOLFKHVVSLHJHOWVLFKLQGHU$XVVDJH9HOL\HWWLQ8OXVR\V
ZLGHUGHPREHUVWHQ*HLVWOLFKHQGHUHünkar HacFܼ Bektaũ Veli Dergah,10 mit
dem ich vor drei Jahren in der Türkei ein Gespräch geführt habe. Er sagte:
:LU EOLFNHQ PLW +RIIQXQJ DXI (XURSD :LU N|QQHQ LQ XQVHUHP HLJHQHQ
.RQYHQW GLH DOHYLWLVFKH /HKUH QLFKW VR SUDNWL]LHUHQ ZLH ZLU HV ZROOHQ
8QVHU .RQYHQW LVW ]X HLQHP VWDDWOLFKHQ 0XVHXP JHZRUGHQ VRGDVV ZLU
QRFK QLFKW HLQPDO XQVHUHU 9RUIDKUHQ JHGHQNHQ N|QQHQ :LU EHWHQ GDVV
das Alevitentum sich in Europa frei entfalten kann. D. h. ohne die Kernelemente zu verlieren und eine staatliche Überformung zu erfahren, kann das
Alevitentum im Austausch mit anderen Kulturen und Religionen sich dort
GHQ(QWZLFNOXQJHQGHU=HLWDQSDVVHQ'DKDEHQZLUNHLQH%HIUFKWXQJHQ
im Gegenteil.
10
'DV0DXVROHXPYRQ+QNDU+DF×%HNWD‫܈‬9HOLOLHJWLQ+DF×EHNWDüLQGHU3URYLQ]1HYüHKLU
ϭϯϬ,ĂŶĚĂŶŬƐƺŶŐĞƌ
:LHJUR‰GLH+RIIQXQJDEHUDXFKGDV9HUWUDXHQLQHLQHQLQWHUUHOLJL|VHQXQG
interkulturellen Dialog ist, ist unübersehbar, und das ist meines Erachtens als
ein gutes Zeichen zu deuten.
Diese Worte erinnern mich ebenso an die Aussage des verstorbenen Imam
Razvi, dass Deutschland ein neutraler Denkraum sei. In diesem Sinne freue
ich mich, mit den Kolleginnen und Kollegen der Akademie und der UniverVLWlW+DPEXUJVRZLHPLWGHU8QWHUVWW]XQJGHU0LWJOLHGHUGHUDOHYLWLVFKHQ
Gemeinden diesen Denkraum zu nutzen und so die alevitische Religion auf
GHU*UXQGODJHLKUHU4XHOOHQXQGLKUHUIDNWLVFKHQ3OXUDOLWlWZLVVHQVFKDIWOLFK
zu erforschen und zu lehren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
3URI'U:ROIUDP:HL‰HEHGDQNWVLFKEHL-XQ3URI+DQGDQ$NVQJHUIULKUHQ9RUWUDJ
Literatur
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KƩŽ͕ ZƵĚŽůĨ ;ϮϬϬϰ ΀ϭϵϭϳ΁Ϳ͗ ĂƐ ,ĞŝůŝŐĞ͘ mďĞƌ ĚĂƐ /ƌƌĂƟŽŶĂůĞ ŝŵ 'ŽƩĞƐďŝůĚ ƵŶĚ ƐĞŝŶ sĞƌŚćůƚŶŝƐ njƵŵ
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^ĞƵĨĞƌƚ͕'ƺŶƚŚĞƌ;ϮϬϬϴͿ͗ZĞůŝŐŝƂƐĞDŝŶĚĞƌŚĞŝƚĞŶŝŶĚĞƌdƺƌŬĞŝ͘/Ŷ͗ƵƐWŽůŝƟŬƵŶĚĞŝƚŐĞƐĐŚŝĐŚƚĞ͘Eƌ͘
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dŝůůŝĐŚ͕WĂƵů;ϭϵϲϲͿ͗tĞƐĞŶƵŶĚtĂŶĚĞůĚĞƐ'ůĂƵďĞŶƐ͘ĞƌůŝŶ͗hůůƐƚĞŝŶ͘
sĂŬƟĚŽůƵ͕ĚŝůƚĂůĂLJ;ϮϬϬϰͿ͗/ŵĂŵĂĨĞƌͲŝ^ĂĚŦŬƵLJƌƵŒƵ͘/ƐƚĂŶďƵů͗ĂŶzĂLJŦŶůĂƌŦ͘
tĞďĞƌ͕DĂdž;ϭϵϴϬ΀ϭϵϮϮ΁Ϳ͗tŝƌƚƐĐŚĂŌƵŶĚ'ĞƐĞůůƐĐŚĂŌ͘'ƌƵŶĚƌŝƐƐĚĞƌǀĞƌƐƚĞŚĞŶĚĞŶ^ŽnjŝŽůŽŐŝĞ͘dƺďŝŶŐĞŶ͗DŽŚƌ^ŝĞďĞŬ͘
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ϭϯϮ,ĂŶĚĂŶŬƐƺŶŐĞƌ
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ
hůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
Ulrich Gollmer (geb. 1949) studierte Politik, Soziologie und
*HVFKLFKWH(UZLUNWHEHUGUHL‰LJ-DKUHDOVhEHUVHW]HU/HNWRUXQG+HUDXVJHEHULP%DKi·t9HUODJ+RIKHLP6HLQ+DXSWinteresse gilt der Theologie des Baha’itums und dem interreOLJL|VHQ'LDORJ
YYY
:HQQLP.RQWH[WGHU0HQVFKHQUHFKWHYRQ%DKi·tGLH5HGHZDUGDQQJLQJ
HVPHLVWXP0HQVFKHQUHFKWVYHUOHW]XQJHQGHQHQ0LWJOLHGHUGHU%DKi·t*HPHLQGHDXVJHVHW]WZDUHQ*HUDGHLP8UVSUXQJVODQGLKUHV*ODXEHQVLVWGLHV
QDFKZLHYRUYRQEHGUFNHQGHU$NWXDOLWlW1 Dieser Beitrag jedoch hat einen
DQGHUHQ)RNXV(UP|FKWHGHQ%OLFNDXIGLHLQQHUH$IÀQLWlW]ZLVFKHQ0HQVFKHQUHFKWHQXQGGHQWKHRORJLVFKHQ/HKUHQGHU%DKi·tULFKWHQ'DVVGDEHL
GLH6FKULIW²GKGLHDOV2IIHQEDUXQJJHOWHQGHQ7H[WHXQGLKUHDXWRULWDWLYH
$XVOHJXQJ²2 im Zentrum steht, ergibt sich aus deren schlechthin konstituWLYHU%HGHXWXQJ'DV%DKi·tWXPLVWGH]LGLHUW6FKULIWUHOLJLRQ3 Die Schrift ist
Mitte des Glaubens. Um sie herum gruppieren sich Glauben und Gemeinde.
'LH$QIlQJHGHU%DKi·t5HOLJLRQGDWLHUHQYRQGHU0LWWHGHV-DKUKXQGHUWV LP ,UDQ EHDQVSUXFKWH ¶$Ot 0X˕DPPDG JHQDQQW GHU %iE DUDE
ÅGDV 7RU´ PLW HLQHU QHXHQ J|WWOLFKHQ 2IIHQEDUXQJ EHWUDXW ]X VHLQ XQG
JOHLFK]HLWLJGDVQDKH.RPPHQHLQHUZHLWHUHQ2IIHQEDUXQJYRU]XEHUHLWHQDOV
1
6R]XOHW]WLQGLHVHU=HLWVFKULIW,QJR+RIPDQQÅ'LH/DJHGHU%DKi·tLP6SLHJHOGHU0HQVFKHQUHFKWVYHUSÁLFKWXQJHQGHV,UDQ´-DKUEXFK5HOLJLRQVIUHLKHLW6²
2
(V VLQG GLHV GLH 6FKULIWHQ %DKi·X·OOiKV GHV 5HOLJLRQVVWLIWHUV VRZLH GLH DXVOHJHQGHQ 7H[WH
VHLQHV6RKQHV¶$EGX·O%DKiXQGGHVVHQ(QNHOV6KRJKL(IIHQGL0LWGLHVHQLVWGLHbUDDXWRULWDtiver Auslegung abgeschlossen.
3
Die zentrale Stellung des als Text verfügbaren Worts gründet in der Verheißung, die Teil von
%DKi·X·OOiKV %HUXIXQJVHUOHEQLV ZDU Å:LU ZHUGHQ 'LFK GXUFK 'LFK VHOEVW XQG GXUFK 'HLQH
)HGHUVLHJUHLFKPDFKHQ´%DKi·X·OOiK%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHV$XVGHP3HUVLVFKHQXQG
Arabischen übersetzt und herausgegeben von Armin Eschraghi. Berlin: Verlag der Weltreligionen, 2010. § 34 (Hervorhebung U. G.).
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ 133
GHUHQ7UlJHU0tU]i¶$Ot1XUt%DKi·X·OOiKDUDEÅ+HUUOLFKNHLW*RWWHV´
KHUYRUWUDWGHU6WLIWHUGHU%DKi·t5HOLJLRQ4 Zu den theologischen FundamenWHQGHV%DKi·tWXPV5JHK|UWGDV.RQ]HSWGHUIRUWVFKUHLWHQGHQ2IIHQEDUXQJ
$OOH5HOLJLRQHQHQWVWDPPHQGHUVHOEHQJ|WWOLFKHQ4XHOOH'LH9LHOJHVWDOWHPpirisch erfahrbarer Religionen ergibt sich aus dem komplexen ZusammenVSLHO YRQ 2IIHQEDUXQJVLPSXOV PHQVFKOLFKHU 5H]HSWLRQ XQG GHQ MHZHLOLJHQ
historischen Rahmenbedingungen. Religion hat das Ziel, den Menschen
zu einem ethisch-moralischen Leben anzuleiten und ihm den Zugang zur
7UDQV]HQGHQ] ]X HU|IIQHQ 'LH KLVWRULVFKHQ 5HOLJLRQHQ ZHUGHQ YHUVWDQGHQ
als zeitliche Ausprägungen eines kontinuierlichen Offenbarungsgeschehens,
GDV GLH (QWZLFNOXQJVJHVFKLFKWH GHU 0HQVFKKHLW IRUPHQG EHJOHLWHW -HGH
neue Offenbarung übermittelt Impulse für die ethisch-soziale WeiterentZLFNOXQJGHV0HQVFKHQ'DVVGLH/HKUHLKUHU5HOLJLRQHLQHHQJH9HUZDQGWVFKDIW PLW GHQ JUXQGOHJHQGHQ KXPDQLWlUHQ )RUGHUXQJHQ GHU *HJHQZDUW
den Menschenrechten,6DXIZHLVWLVWIUGLH%DKi·tGHVKDOEQDKHOLHJHQG(V
LVWHLQHLQQHUH$IÀQLWlWGLHDXFKHLQGH]LGLHUWHV,QWHUHVVHDQGHU)RUPXOLHUXQJXQGZHOWZHLWHQ'XUFKVHW]XQJGHU0HQVFKHQUHFKWHHLQVFKOLH‰W7 Bereits
zur ersten Sitzung des Menschenrechtsausschusses der Vereinten Nationen
²QDKH]X]ZHL-DKUHYRU9HUDEVFKLHGXQJGHUAllgemeinen Erklärung der Menschenrechte²OHJWHGLH,QWHUQDWLRQDOH%DKi·t*HPHLQGHDP)HEUXDU
eine Bahá’í Declaration of Human Obligations and Rights vor.8
Aufgrund ihres historisch durchgängigen Status als Minderheitenreligion
LVWGDV%DKi·tWXPLQGHUYHUJOHLFKVZHLVHNRPIRUWDEOHQ/DJHQLUJHQGZRXQG
zu keiner Zeit mit überkommenen Besitzständen, autoritären oder hierarFKLVFKNRUSRUDWLYHQ 6WUXNWXUHQ YHUEXQGHQ JHZHVHQ ]X VHLQ XQG GLHV YHUWHLGLJHQ]XPVVHQ'LH%DKi·t*HPHLQGHLVW²ZLHGLH%iEt*HPHLQGHDXV
4
'LHV NRQÁLJLHUW PLW HLQHP ]HQWUDOHQ 'RJPD LVODPLVFKHU 2UWKRGR[LH GDVV HV QDFK 0XKDPPDGDOVGHPÅ6LHJHOGHU3URSKHWHQ´NHLQHZHLWHUH2IIHQEDUXQJPHKUJHEHQZLUGXQG
NDQQ=XU%DKi·t*HVFKLFKWHVLHKH$UPLQ(VFKUDJKL.RPPHQWDU]X%ULHIDQGHQ6RKQGHV
:ROIHV$D26²0DQIUHG+XWWHU+DQGEXFK%DKi·t*HVFKLFKWH²7KHRORJLH²*HVHOOVFKDIWVEH]XJ6WXWWJDUW6²3HWHU6PLWK$Q,QWURGXFWLRQWRWKH%DKi·t)DLWK
&DPEULGJH6²
5
=X GHQ /HKUHQ (VFKUDJKL $D2 6 ² +XWWHU $D2 6 ² 6FKDHIHU %DKi·t
(WKLFVLQWKH/LJKWRI6FULSWXUH%G2[IRUG6²
6
1HXHUGLQJVHWZD+DQV-RDV'LH6DNUDOLWlWGHU3HUVRQ(LQHQHXH*HQHDORJLHGHU0HQVFKHQrechte. Berlin, 2015.
7
*XQGXOD1HJHOH0HQVFKHQZUGH0HQVFKHQUHFKWHXQG0HQVFKHQSÁLFKWHQDXVGHU6LFKWGHU
%DKi·t(LQH$QDO\VHDQKDQGGHU6WHOOXQJQDKPHQXQG%HULFKWHGHU%DKi·t,QWHUQDWLRQDO&RPmunity bei den Vereinten Nationen. Frankfurt, 2015.
8
85/KWWSVZZZELFRUJVWDWHPHQWVEDKDLGHFODUDWLRQKXPDQREOLJDWLRQVDQGULJKWV
(Stand: 22.08.2016).
ϭϯϰhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
GHUVLHHUZDFKVHQLVW²LQLKUHP0XWWHUODQGXQGLQZHLWHQ%HUHLFKHQQLFKW
nur)9GHULVODPLVFKHQ:HOWYHUIROJWHELVZHLOHQDOOHQIDOOVJHGXOGHWHUHOLJL|VH
*HPHLQGH'LH=HQWUDOJHVWDOWHQGHV%DKi·tWXPVZLHYRUDOOHPGLHLUDQLVFKH
Gemeinde insgesamt, sind geprägt von der Erfahrung anhaltender UnterdrüFNXQJXQGSROLWLVFKHUZLHUHFKWOLFKHU:LOONU'HU%DEZXUGHIUVHLQHhEHU]HXJXQJ HLQJHNHUNHUW XQG VFKOLH‰OLFK KLQJHULFKWHW %DKi·X·OOiK ZDU ELV ]X
VHLQHP7RG-DKUHODQJLQ+DIWXQG9HUEDQQXQJVHLQ6RKQ¶$EGX·O%DKi
teilte dieses Los seit seinem neunten Lebensjahr und kam erst im Zuge der
-XQJWUNLVFKHQ5HYROXWLRQPLW-DKUHQIUHLGLHLUDQLVFKH%DKi·t*HPHLQGH
GXUFKOHEWHPHKUHUH3RJURPZHOOHQ²RKQH*HJHQJHZDOW10GD%DKi·X·OOiKGHQ
:HJ UHOLJL|VHU *HZDOWIUHLKHLW EHLVSLHOKDIWHQ 9HUKDOWHQV XQG YHUQQIWLJHU
$UJXPHQWDWLRQZLHV'LH6FKULIWJLEW=HXJQLVYRP(LQWUHWHQIUGLH6FKZDFKHQ0DFKWPLVVEUDXFKXQG7\UDQQHLZHUGHQYHUXUWHLOWGLH0lFKWLJHQXQG
5HLFKHQZHUGHQHUPDKQW9HUDQWZRUWXQJIUGLH$UPHQXQG6FKZDFKHQ]X
übernehmen. Als Rahmenbedingungen für eine humanere Neuordnung der
Gesellschaft benennt die Schrift allgemeine Bildung, sozialen Ausgleich, die
+HUUVFKDIWGHV5HFKWVXQGQLFKW]XOHW]W)ULHGHQ²VlPWOLFKLQJOREDOHP0D‰VWDEDOV$XVGUXFNGHV%HZXVVWVHLQVGHUÅ(LQKHLWGHU0HQVFKKHLW´
sŽƌ'ŽƩƐŝŶĚĂůůĞDĞŶƐĐŚĞŶŐůĞŝĐŚ
:DVJUXQGOHJHQGH5HFKWHDQEHODQJWVRXQWHUVFKHLGHWGLH6FKULIWQLFKW]ZLVFKHQ *OlXELJHQ XQG DQGHUHQ %DKi·t KDEHQ NHLQH 6RQGHUUHFKWH RGHU 3ULvilegien. Die Würde des Menschen ist bekenntnisunabhängig. Niemandem
NRPPW DXIJUXQG VHLQHV %HNHQQWQLVVHV HLQ 6RQGHUVWDWXV ]X ZHGHU SRVLWLY
QRFKQHJDWLY(WKLVFKH3ÁLFKWHQGDJHJHQHUZDFKVHQDXVGHP%DKi·tVHLQVHKU
ZRKO:R%DKi·X·OOiK8QWHUVFKLHGHPDFKWGDVLQGHV]XVlW]OLFKH(UZDUWXQJHQ DQ GLH *OlXELJHQ PRUDOLVFKHWKLVFKH 9RUOHLVWXQJHQ %DKi·t VROOHQ DOV
6DXHUWHLJDOVHLQH$UW)HUPHQWKXPDQLWlUHQ:DQGHOVLQGHU:HOWZLUNHQ
'LH%DKi·t*HPHLQGHLVWDXVGUFNOLFKQLFKWDOVWULXPSKLHUHQGHVRQGHUQDOV
9
8QWHUGHP165HJLPHZDUGLH%DKi·t*HPHLQGHPLW(UODVVYRP0DLYRQ+HLQULFK
Himmler (als Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei) „zum Schutze von Volk und
6WDDW´DXIJHO|VWXQGYHUERWHQZRUGHQ6SlWHUH%HJUQGXQJHQJHJHQEHUGHP$XVZlUWLJHQ
$PWXQGGHP0LQLVWHULXPIUNLUFKOLFKH$QJHOHJHQKHLWHQYHUZHLVHQDXIGLHÅSD]LÀVWLVFKHXQGLQWHUQDWLRQDOH(LQVWHOOXQJ´GHU%DKi·tGLHVLFKGDPLWÅLQVEHVRQGHUHJHJHQGLHYRP'HXWVFKHQ5HLFKYHUIROJWH3ROLWLN´ZHQGHQZUGHQ$XFKLQNRPPXQLVWLVFKHQ6WDDWHQZDUGLH%DKi·t*HPHLQGHJHQHUHOOYHUERWHQ
10
$XVGUFNOLFKXQWHUVDJWH%DKi·X·OOiKVHLQHQ$QKlQJHUQVLFKÅ]XHUKHEHQREGHPZDVGHU
6DFKH*RWWHVZLGHUIDKUHQLVW´XQGYHUERWLKQHQÅMHGH*HZDOWWDW´%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHVYJODXFK$D2
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ 135
GLHQHQGHDOVYHUV|KQHQGH*HPHLQGHJHVWLIWHWVLHVROOGLH:XQGHQGHU:HOW
heilen.11 Aber auch dieser ethische Überschuss ist seinerseits kein exklusives
3ULYLOHJ VRQGHUQ $QJHERW DQ MHGHQ GHU EHUHLW LVW GLHVHQ :HJGHU 9HUV|Knung zu gehen.12
'LH6FKULIWEH]HXJWGLH6DNUDOLWlWGHU3HUVRQ²MHGHU3HUVRQ(VJLEWNHLQ
+HLOVPRQRSRO GDV GHP *OlXELJHQ TXD 5HOLJLRQV]XJHK|ULJNHLW ]XNRPPW
keine gnadenvermittelnde Institution.13 Jeder einzelne Mensch ist unmittelbar zu Gott,14LVWGDPLWVLWWOLFKHV6XEMHNWLPPHU6HOEVW]ZHFNQLHPDOV0LWtel. Die Schrift misst dem Menschen eine hohe, eine einzigartige Stufe in
GHU 6FK|SIXQJ ]X15 Å'HU XQYHUJOHLFKOLFKH 6FK|SIHU KDW DOOH 0HQVFKHQ DXV
dem gleichen Stoff erschaffen und ihre Wirklichkeit über die Seiner übriJHQ*HVFK|SIHHUKREHQ´16 Der Mensch ist nach dem Bilde Gottes geschaffen,
d. h. in ihm „sind alle Namen und Attribute Gottes potentiell in einem Maße
RIIHQEDUW GDV YRQ NHLQHP HUVFKDIIHQHQ :HVHQ EHUWURIIHQ ZLUG´17 Damit
verbindet sich eine besondere Würde: „Hoch ist die Stufe des Menschen.“18
11
9JOGD]X8*ROOPHUÅ9HUV|KQXQJ²HLQ6FKOVVHOEHJULIILP2IIHQEDUXQJVZHUN%DKi·X·OOiKV´
,Q -RKDQQHV /lKQHPDQQ +UVJ %HZDKUXQJ ² (QWZLFNOXQJ ² 9HUV|KQXQJ 5HOLJL|VH (U]LHKXQJLQJOREDOHU9HUDQWZRUWXQJ5HIHUDWHXQG(UJHEQLVVHGHV1UQEHUJHU)RUXPV
3lGDJRJLVFKH%HLWUlJH]XU.XOWXUEHJHJQXQJ%G6FKHQHIHOG6²
12
%DKi·X·OOiKOlGWVHOEVW0XKDPPDG7DTL1DMDÀHLQHQGHUXQEDUPKHU]LJVWHQ$JLWDWRUHQXQG
9HUIROJHUGHU%DKi·t]XVHLQHQ/HE]HLWHQGD]XHLQVLFKHLQHQGHUDUWLJHQ:HUWHNRGH[]XHLJHQ
zu machen, siehe Brief an den Sohn des Wolfes 147f.
13
9JO GD]X 8OULFK *ROOPHU Å'DV %DKi·tWXP LP 9HUKlOWQLV ]X DQGHUHQ 5HOLJLRQHQ ]X 3ROLWLN
und Gesellschaft“. In: Friedmann Eißler/Jürgen Schnare (Hrsg.). Bahai. Religion, Politik und
*HVHOOVFKDIWLPLQWHUUHOLJL|VHQ.RQWH[W(=:7H[WH6²EHV6²
14
%DKi·X·OOiKbKUHQOHVH+RIKHLP$XÁ
15
Å$XIGLHLQQHUVWH:LUNOLFKNHLWMHGHVHUVFKDIIHQHQ'LQJVKDW(U>*RWW@GDV/LFKWHLQHV6HLQHU
1DPHQHUJRVVHQMHGHVKDW(U]XP(PSIlQJHUGHU+HUUOLFKNHLWHLQHU6HLQHU(LJHQVFKDIWHQ
gemacht. Die Wirklichkeit des Menschen jedoch hat Er zum Brennpunkt für das Strahlen
aller Seiner Namen und Attribute und zum Spiegel Seines eigenen Selbstes erkoren. Von allem Erschaffenen ist allein der Mensch zu einer so großen Gunst, einer so dauerhaften Gabe
DXVHUZlKOW´%DKi·X·OOiKbKUHQOHVH
16
bKUHQOHVH
17
bKUHQOHVH
18
%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi+RIKHLP'LHVHDOOHQ0HQVFKHQ]XNRPPHQGH
:UGHGUFNWVLFKHWZDLQGHU%HJUQGXQJGHV%HLFKWYHUERWVDXV:HUEHLFKWHWGHPWLJH
XQGHUQLHGULJHVLFKYRUHLQHPDQGHUHQ0HQVFKHQDEHUÅ*RWWZQVFKWQLFKWGLH'HPWLJXQJ
Seiner Diener“. A. a. O. 3:14
ϭϯϲhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
'HU 0HQVFK LVW 9HUQXQIWZHVHQ19 6HLQ *HZLVVHQ20 und die Befähigung zur
Transzendenz21]HLFKQHQLKQZHLWHUDXV(VVLQGGLHGHP0HQVFKHQYHUOLHKHQHQ)lKLJNHLWHQGLH%DKi·X·OOiKDOVÅ8UVDFKH´XQGHLJHQWOLFKHQÅ=ZHFN´GHU
JHVDPWHQ6FK|SIXQJQHQQW22,QGHU.RQVHTXHQ]ZLUGGHU0HQVFKDOVVDNUDOH
(QWLWlWDOVÅGHUK|FKVWH7DOLVPDQ´23 bezeichnet, als ein Wesen, das unendlich
SHUIHNWLEHOLVWZLHNHLQDQGHUHV*XWHVEHZLUNHQXQG%|VHVDEZHLVHQNDQQ
Dass dementsprechend allen Menschen grundsätzlich gleiche Rechte und
JOHLFKH :UGH ]XNRPPW ÀQGHW VHLQHQ 1LHGHUVFKODJ LQ ]DKOUHLFKHQ 6WHOOHQ
GHU6FKULIWÅ:LVVWLKUZDUXP:LUHXFKDOOHDXVGHPJOHLFKHQ6WDXEHUVFKXfen? Damit sich keiner über den anderen erhebe. Bedenket allzeit in eurem
+HU]HQ ZLH LKU HUVFKDIIHQ VHLG´24 Oder im Kitab-i-Aqdas, dem „heiligsten
Buch“ der Schrift: „Keiner erhebe sich über den anderen.“25 Dies betrifft
GXUFKDXVQLFKWQXUGHQ]ZLVFKHQPHQVFKOLFKHQ8PJDQJVRQGHUQKDWIXQGDPHQWDOH UHFKWOLFKH .RQVHTXHQ]HQ 'LH HLQGHXWLJH )RUGHUXQJ ¶$EGX·O%DKiV
ist, dass „ein einheitlicher Maßstab der Menschenrechte ... anerkannt und
XPJHVHW]W´ZLUG'HQQÅYRU*RWWVLQGDOOH0HQVFKHQJOHLFK´26
Dieses Verständnis von Gleichheit liegt auch der Lehre von der „Einheit der
0HQVFKKHLW´GHPKHLOVJHVFKLFKWOLFKHQ=LHOGHU2IIHQEDUXQJ%DKi·X·OOiKV]Xgrunde: Dieses Eins-Sein aller Menschen27LVWIU%DKi·X·OOiKHLQHPHWDSK\VLVFKH7DWVDFKHXQG]XJOHLFKVR]LDOH1RUPZLHDQ]XVWUHEHQGHV5HFKWVSULQ]LS
In Relation dazu sind alle Unterschiede von Hautfarbe, Sprache, Rasse, nati-
19
Å*RWWHVJU|‰WH*DEHIUGHQ0HQVFKHQLVWGHU,QWHOOHNW´¶$EGX·O%DKi$QVSUDFKHQLQ3DULV
)UDQNIXUW $XÁ 'D]X HLQJHKHQG 8GR 6FKDHIHU %DKi·t (WKLFV LQ WKH /LJKW RI
Scripture. Bd. 1. S. 257ff.
20
Schaefer. A. a. O. S. 285ff.
21
Å$XV DOOHP (UVFKDIIHQHQ´ KDW *RWW GHQ Å0HQVFKHQ DXVHUZlKOW XQG PLW GHU HLQ]LJDUWLJHQ
)lKLJNHLWDXVJHVWDWWHW,KQ>*RWW@]XHUNHQQHQXQGGLH*U|‰H6HLQHU+HUUOLFKNHLWZLGHU]XVSLHJHOQ´bKUHQOHVH
22
bKUHQOHVH
23
bKUHQOHVH
24
%DKi·X·OOiK9HUERUJHQH:RUWH$UDE
25
Vers 72.
26
¶$EGX·O%DKi7KH3URPXOJDWLRQRI8QLYHUVDO3HDFH7DONV'HOLYHUHGE\¶$EGX·O%DKiGXULQJ
+LV9LVLWWRWKH8QLWHG6WDWHVDQG&DQDGDLQ$XÁ6
27
„Die herrlichste Frucht vom Baum der Erkenntnis ist dieses erhabene Wort: Ihr seid die FrüchWHHLQHV%DXPHVXQGGLH%OlWWHUHLQHV=ZHLJHV,KUVHLGGLH%OlWWHUHLQHV%DXPHVXQGGLH
7URSIHQ HLQHV 0HHUHV´ Å'DV +HLOLJWXP GHU (LQKHLW LVW HUULFKWHW EHWUDFKWHW HXFK QLFKW DOV
)UHPGH,KUVHLGGLH)UFKWHHLQHV%DXPHVGLH%OlWWHUHLQHV=ZHLJHV´%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
8:58,62, 11:6.
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ 137
RQDOHURGHUVR]LDOHU+HUNXQIW*HEXUW9HUP|JHQ5HOLJLRQ:HOWDQVFKDXXQJ
Geschlecht etc. nichtig.28 In der Konsequenz bedeutet dies „eins zu sein mit
allen auf Erden in vollkommener Würde und Freiheit“.29
dĞŝůŚĂďĞĂŶZĞĐŚƚĞŶƵŶĚ&ƌĞŝŚĞŝƚĞŶŽŚŶĞhŶƚĞƌƐĐŚŝĞĚ
Nicht alle sind bereit, die genannten Differenzierungen der prinzipiellen
Gleichheit unterzuordnen. Wo sich im Hinblick auf diese Unterschiede VorbeKDOWHXQG:LGHUVWlQGHHUJHEHQTXDOLÀ]LHUWGLHVGLH6FKULIWDOVÅ9RUXUWHLO´30
9RUXUWHLOH SHUSHWXLHUHQ 6WHUHRW\SH GHU $EJUHQ]XQJ ]ZLVFKHQ ÅHLJHQ´ XQG
ÅIUHPG´¶$EGX·O%DKiQHQQWGLHVGLHÅhEHUQDKPHEHUNRPPHQHU9RUVWHOOXQgen, ohne sie an der Realität zu überprüfen“, eine Haltung, „die seit tausenden
von Jahren den Fortschritt der Menschheit“ behindere.31'LHÅhEHUZLQGXQJ
YRQ9RUXUWHLOHQ´LVWGHVKDOEHLQHHWKLVFKH3ÁLFKWIUGLH*OlXELJHQDEHUDXFK
allgemeiner Erziehungsauftrag, Voraussetzung für den in der Schrift angestrebten mündigen Menschen.32
Gegenbegriff zum Vorurteil ist die Bereitschaft „mit eigenen Augen zu
sehen“,33 die „selbständige Suche nach Wahrheit“, in den Worten ‘Abdu’l%DKiVÅGDVerste3ULQ]LSGHU/HKUH%DKi·X·OOiKV´34. Dies ist zunächst die radikale Absage an ein Axiom des orthodoxen Islam, die Institution des WDTOĦG
1DFKDKPXQJ6LH]ZLQJWGLH5HOLJLRQVJHOHKUWHQ]XU.RQIRUPLWlWPLWPLWWHODOWHUOLFKHQ*ODXEHQVYRUVWHOOXQJHQXQGYHUELHWHWGHPUHOLJL|VHQ/DLHQ]X
HLJHQVWlQGLJHQ6FKOXVVIROJHUXQJHQXQGHLJHQYHUDQWZRUWOLFKHP+DQGHOQ]X
28
„Ergießt das Licht grenzenloser Liebe über jeden Menschen, den ihr trefft, gleichgültig, ob
er eurem Land, eurer Rasse, eurer politischen Partei oder einer anderen Nation, Farbe oder
SROLWLVFKHQhEHU]HXJXQJDQJHK|UW'HU+LPPHOZLUGHXFKKHOIHQZHQQLKUGDUDQDUEHLWHW
GLH]HUVWUHXWHQ9|ONHUGHU:HOWXQWHUGHQ6FKDWWHQGHVDOOPlFKWLJHQ=HOWHVGHU(LQLJNHLW]X
VDPPHOQ´¶$EGX·O%DKi$QVSUDFKHQLQ3DULV2EHUNDOEDFK$XÁ
29
¶$EGX·O%DKi%ULHIHXQG%RWVFKDIWHQ+RIKHLP
30
Mit folgender Begründung: „Unterschiede zu machen, die Gott ... nicht vorgesehen hat, ist
8QZLVVHQKHLW XQG $EHUJODXEH´ ¶$EGX·O%DKi 7KH 3URPXOJDWLRQ RI 8QLYHUVDO 3HDFH 7DONV
'HOLYHUHGE\¶$EGX·O%DKiGXULQJ+LV9LVLWWRWKH8QLWHG6WDWHVDQG&DQDGDLQ$XÁ
2007. S. 105.
31
The Promulgation of Universal Peace. S. 53, 282.
32
6FKDHIHU%DKi·t(WKLFVLQWKH/LJKWRI6FULSWXUH%G6I.DUHQ5HLW].RQFHERYVNL(GHOVWHLQHDQV/LFKWEULQJHQ%HLWUDJ]XU3lGDJRJLN6WXGLHQ]XP%DKi·tWXP+RIKHLP
33
%DKi·X·OOiK9HUERUJHQH:RUWH$UDE
34
Ansprachen in Paris 41:1, siehe auch Briefe und Botschaften. Hofheim, 1992. 202:8: „Die
erste Lehre ist das unabhängige Forschen nach der Wahrheit.“
ϭϯϴhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
gelangen.35 $EHU GLH .RQVHTXHQ]HQ GLHVHV UHOLJL|VHQ Å3ULQ]LSV´ JHKHQ ZHLW
über den islamischen Hintergrund hinaus. Die Schrift benennt damit in reliJL|VHU6SUDFKHGHQ*UXQGJHGDQNHQGHU$XINOlUXQJÅ*RWWKDWLP0HQVFKHQ
die Kraft des Verstandes erschaffen, mit deren Hilfe der Mensch die WirkOLFKNHLWHUIRUVFKHQNDQQ*RWWZLOOQLFKWGDVVGHU0HQVFKEOLQGVHLQHQ9ltern folgt. Er hat ihn mit Verstand ausgestattet, mit der Fähigkeit zu denken,
GDPLWHUVRGLH:DKUKHLWVXFKHQXQGKHUDXVÀQGHQNDQQ(UGDUIQLFKWEOLQG
einem anderen anhängen oder folgen, oder sich einfach, ohne zu prüfen, auf
die Meinung eines anderen verlassen. Nein, ein jeder muss für sich selbst
intelligent und unabhängig forschen.“36
,ĂƵƞĂƌďĞƵŶĚͣZĂƐƐĞ͞
Einige dieser „Vorurteile“ haben in der Schrift eine eingehendere Behandlung gefunden, so das der Hautfarbe oder „Rasse“, des Geschlechts und der
5HOLJLRQ ,QVEHVRQGHUH GLH 5HLVHQ ¶$EGX·O%DKiV LQ 1RUGDPHULND LP -DKUH
1912 boten vielfältigen Anlass, das Rassenvorurteil zu adressieren. So am 23.
April in Washington, D.C.: „Heute bin ich sehr glücklich... Ich sehe Weiße und
6FKZDU]HEHLHLQDQGHUVLW]HQ9RU*RWWJLEWHVNHLQH:HL‰HQXQG6FKZDU]HQ
Gott sieht nicht auf die Farbe.“37(LQGULQJOLFKZDUQWHHUYRUGHQÅVFKPHU]OLFKHQ)ROJHQ´UDVVLVFKHU8QWHUGUFNXQJXQG6HJUHJDWLRQGLHZHQQVLHZHLWHU
IRUWGDXHUH ÅLQ %OXWYHUJLH‰HQ HQGHQ´ ZHUGH38 ¶$EGX·O%DKi GUlQJWH GDUDXI
35
Zur WDTOĦG0HQWDOLWlWXQGGHUHQ)ROJHQVLHKHHWZD0DKPRXG%DVVLRXQL0HQVFKHQUHFKWH]ZLVFKHQ8QLYHUVDOLWlWXQGLVODPLVFKHU/HJLWLPLWlW%HUOLQ6²
36
¶$EGX·O%DKi7KH3URPXOJDWLRQRI8QLYHUVDO3HDFH6'LHJUR‰H=DKOGHUDUWLJHU7H[WH
IDVVW6FKDHIHULP$SSHQGL[VHLQHU%DKi·t(WKLFVLQWKH/LJKWRI6FULSWXUH%G6I
kommentierend zusammen.
37
¶$EGX·O%DKi7KH3URPXOJDWLRQRI8QLYHUVDO3HDFH6IÅ,QLKUHP8UVSUXQJXQGQDFKGHP
6FK|SIXQJVZLOOHQJLEWHVQXUHLQH0HQVFKKHLW,FKIUHXHPLFKHXFKLQGLHVHU9HUVDPPOXQJ
zu sehen, Weiße und Farbige, und ich preise Gott, dass ich die Gelegenheit hatte, zu sehen,
dass ihr euch liebt, denn dies ist eine Voraussetzung für den Ruhm der Menschheit.“ ‘Abdu’l%DKi,Q%DKi·t:RUOG)DLWK6HOHFWHG:ULWLQJVRI%DKi·X·OOiKDQG¶$EGX·O%DKi:LOPHWWH
$XÁ6
38
¶$EGX·O%DKi=LWLHUWLQ6KRJKL(IIHQGL'DV.RPPHQJ|WWOLFKHU*HUHFKWLJNHLWHLQ%ULHIDQ
GLH%DKi·tGHU9HUHLQLJWHQ6WDDWHQXQG.DQDGDVYRP'H]HPEHU)UDQNIXUW6
6KRJKL(IIHQGLEHNODJWDXFKGHQÅEUXGHUP|UGHULVFKHQ´5DVVLVPXVLP+HLOLJHQ/DQGXQG
VSULFKWYRPÅ.UHEVJHVFKZUUDVVLVFKHQ9RUXUWHLOV´$D26
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞϭϯϵ
LQQHUKDOEGHUMXQJHQDPHULNDQLVFKHQ%DKi·t*HPHLQGHGLH5DVVHQWUHQQXQJ
]XEHUZLQGHQJDEEHL|IIHQWOLFKHQ$QOlVVHQGHPRQVWUDWLY6FKZDU]HQGHQ
(KUHQSODW]XQGI|UGHUWH(KHQ]ZLVFKHQ6FKZDU]XQG:HL‰39
EĂƟŽŶĂůŝƚćƚƵŶĚEĂƟŽŶĂůŝƐŵƵƐ
Auch nationale Überheblichkeiten, Anmaßungen oder Vorurteile stoßen auf
GDV9HUGLNWGHU6FKULIW'LHVZHQGHWVLFKQLFKWJHJHQ+HLPDWOLHEHRGHUGHQ
Stolz auf kulturelle Errungenschaften und Leistungen.40 Aber die Relevanz
VROFKHU(PSÀQGXQJHQLVWEHJUHQ]WGHQQÅGHV0HQVFKHQ5XKP´OLHJWÅLQGHU
Erkenntnis, in aufrechtem Verhalten, rühmlichem Charakter und der WeisKHLW´QLFKWLQVHLQHUÅ9RONV]XJHK|ULJNHLW´41 Sobald die „Vaterlandsliebe“ zu
$EJUHQ]XQJ ]X 0DFKWDQVSUFKHQ RGHU +DVV IKUW ZLUG VLH ]XP 1DWLRQDOLVPXV GHVVHQ EHGURKOLFKH (QWZLFNOXQJ ¶$EGX·O%DKi DOV HLQH Å+DXSWXUVDFKHGHU:HOW]HUVW|UXQJ´YRUDXVVDK42 1912 sieht er die Welt „am Rande des
Kriegs“.43'LH6FKULIWIRUGHUWHLQHQ%HZXVVWVHLQVZDQGHOÅ'HULVWZLUNOLFKHLQ
Mensch, der sich heute dem Dienst am ganzen Menschengeschlecht hingibt.
... Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Bürger.“44 Die beJUHQ]WH/R\DOLWlW]XUHLJHQHQ1DWLRQPXVVLQHLQHUHUZHLWHUWHQ/R\DOLWlWDXIJHKHQÅ(LQVWZXUGHRIIHQEDUW'LH/LHEH]XP9DWHUODQGLVWHLQ%HVWDQGWHLO
GHV*RWWHVJODXEHQV¶'LH=XQJHGHU*U|‰HMHGRFKYHUNQGHWDP7DJH6HLQHU
2IIHQEDUXQJ(VUKPHVLFKQLFKWZHUVHLQ9DWHUODQGOLHEWVRQGHUQZHUGLH
ganze Welt liebt.‘ “45(LQVROFKHU%HZXVVWVHLQVZDQGHONDQQNDXPRKQH)ROJHQ
EOHLEHQLQ)UDJHQGHU6WDDWVDQJHK|ULJNHLWGHV$V\OUHFKWVXQGGHU)UHL]JLJNHLW ² DEHU HU ZLUG DXFK HLQH UHFKWOLFKH XQG LQVWLWXWLRQHOOH 1HXEHZHUWXQJ
und Restrukturierung erfordern für die internationalen Beziehungen, die
39
Å9HUVDPPHOWGLHVHEHLGHQ5DVVHQVFKZDU]XQGZHL‰]XHLQHUHLQ]LJHQ*HPHLQGHXQGHUIOOW
LKUH+HU]HQPLWVROFKHU/LHEHGDVVVLHQLFKWQXU]XVDPPHQÀQGHQVRQGHUQVRJDUXQWHUHLQDQGHUKHLUDWHQ6HLGJHZLVVGDVVDOV)ROJHGDYRQ6WUHLWXQG$XVHLQDQGHUVHW]XQJ]ZLVFKHQ
6FKZDU]XQG:HL‰HLQ(QGHÀQGHQ´¶$EGX·O%DKi,Q%DKi·t:RUOG)DLWK6=XGLHVHU
=HLW ZDUHQ GHUDUWLJH (KHQ QRFK LQ 6WDDWHQ GHU 86$ LOOHJDO'HUDUWLJH (KHVFKOLH‰XQJHQ
EHQDQQWH¶$EGX·O%DKiEHLVHLQHP$XIHQWKDOWLQ6WXWWJDUWDP$SULODOV6\PEROGHU
hEHUZLQGXQJGHU5DVVHQVFKUDQNHQXQGGHVOHW]WOLFKHQ7ULXPSKVEHUGHQ5DVVLVPXV
40
9JO6KRJKL(IIHQGL'LH:HOWRUGQXQJ%DKi·X·OOiKV+RIKHLP6I
41
%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
42
¶$EGX·O%DKi%ULHIHXQG%RWVFKDIWHQ
43
The Promulgation of Universal Peace. S. 478.
44
%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
45
A. a. O. 7:13.
ϭϰϬhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
ZHOWZHLWHQterms of tradeGDV]ZLVFKHQVWDDWOLFKHXQGLQWHUQDWLRQDOH5HFKW²
RGHUIUGLH'HÀQLWLRQGHUÅLQQHUHQ$QJHOHJHQKHLWHQ´HLQHV6WDDWVXQGJJI
für humanitäre Interventionen.
ŝĞͣ&ƌĂƵĞŶĨƌĂŐĞ͞ƵŶĚĚŝĞ'ůĞŝĐŚŚĞŝƚĚĞƌ'ĞƐĐŚůĞĐŚƚĞƌ
Für die Rechte der Frau stand am Anfang eine demonstrative Geste der Befreiung: Im Frühsommer 1848 legte die Dichterin und Babi-Theologin FaWLPD%DUDJKDQLJHQDQQW7DKHUHÅGLH5HLQH´²LQGHUQRUGLUDQLVFKHQ3URYLQ]6HPQDQ|IIHQWOLFKGHQ6FKOHLHUDOV6\PEROGHU8QWHUGUFNXQJ
GHU)UDXDE7DKHUHGLHVFKOLH‰OLFKZHJHQLKUHUhEHU]HXJXQJHQH[HNXWLHUW
ZXUGHZDUHLQH9RUNlPSIHULQIU)UDXHQUHFKWHLP,UDQXQGJLOWGHQ%DKi·t
als Ikone der Frauenemanzipation.
,Q(XURSDXQG1RUGDPHULNDZDU]XU=HLWGHU5HLVHQ¶$EGX·O%DKiV²
GHU.DPSIXPGDV)UDXHQZDKOUHFKWQRFKYROOLP*DQJ¶$EGX·O%DKi positionierte sich hier eindeutig.46 Dahinter steht die klare Aussage der Schrift:
Å,P$QJHVLFKW*RWWHVZDUHQ)UDXHQXQG0lQQHUYRQMHKHUJOHLFKXQGZHUGHQ
es immer sein.“47 Die Frau ist dem Mann „gleichgestellt ... denn Gott hat
die ganze Menschheit nach Seinem Ebenbild erschaffen.“48 Doch Frauen, so
¶$EGX·O%DKiZXUGHQVHLW-DKUWDXVHQGHQXQWHUGUFNWXQGGDUDQJHKLQGHUW
LKU 3RWHQWLDO DXV]XVFK|SIHQ49 Dies ist zum Schaden aller: „Die MenschenZHOW KDW ]ZHL )OJHO 'HQ HLQHQ ELOGHQ GLH )UDXHQ GHQ DQGHUHQ GLH 0lQQHU1XUZHQQEHLGH)OJHOJOHLFKHUPD‰HQHQWZLFNHOWVLQGNDQQGHU9RJHO
ÁLHJHQ´50 Es geht dabei nicht nur um rechtliche Gleichstellung: Die Frau hat
QLFKWQXUÅGLHJOHLFKHQ5HFKWHZLHGHU0DQQ´(VJHKWXPHLQHWLHIUHLFKHQGH
%HZXVVWVHLQVXQG9HUKDOWHQVlQGHUXQJ0DQQXQG)UDXVLQGHEHQEUWLJ6LH
sind dazu bestimmt „Seite an Seite“ zu schreiten.51¶$EGX·O%DKiVLHKWYRUDXV
46
6REHULFKWHQGLH=HLWXQJHQDXV%XGDSHVWLP$SULOEHUHLQVWLPPHQGGDVV¶$EGX·O%DKi
EHLVHLQHQ8QWHUUHGXQJHQXQG|IIHQWOLFKHQ$QVSUDFKHQGDVXQHLQJHVFKUlQNWH)UDXHQZDKOUHFKWIRUGHUWHHVZXUGHLP$SULOLQ8QJDUQHLQJHIKUW'DV1HXH3HVWHU-RXUQDOYRP
10. April 1913 notiert: „Er ist ein unbedingter Anhänger der Gleichberechtigung der GeVFKOHFKWHUEH]LHKXQJVZHLVHGHU$XVGHKQXQJGHV:DKOUHFKWVDXIGLH)UDXHQXQGLVWIUGLHVH
*OHLFKEHUHFKWLJXQJVFKRQYRUYLHOHQ-DKUHQLQVHLQHU+HLPDWK>VLF@XQGLQGHU7UNHLHLQJHWUHWHQZRPDQLKQZHJHQVHLQHUIRUWVFKULWWOLFKHQ,GHHQYHUIROJW´
47
%DKi·X·OOiK=LWLHUWQDFK)UDXHQ.RPSLODWLRQ+RIKHLP$XÁ
48
¶$EGX·O%DKi%ULHIHXQG%RWVFKDIWHQ
49
¶$EGX·O%DKi7KH3URPXOJDWLRQRI8QLYHUVDO3HDFH6
50
¶$EGX·O%DKi%ULHIHXQG%RWVFKDIWHQ
51
¶$EGX·O%DKi3DULV7DONV/RQGRQ$XÁ
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ 141
GDVVGLH)UDXÅLQNHLQHP%HUHLFK´KLQWHUGHP0DQQÅ]XUFNVWHKHQZLUG´52
'LHVH (QWZLFNOXQJ VHL JRWWJHZROOW Å.HLQ 0HQVFK NDQQ VLH DXIKDOWHQ RGHU
verhindern.“53
ZĞůŝŐŝŽŶ͕'ĞǁŝƐƐĞŶ͕&ƌĞŝŚĞŝƚĚĞƌDĞŝŶƵŶŐƵŶĚĚĞƌZĞĚĞ
Ein sensibles Kriterium für die Haltung einer Religion zu den Menschenrechten ist das Verhältnis zu anderen Religionen und der Umgang mit Menschen
anderen Glaubens. Dies hat eine rechtliche Dimension, betrifft aber auch die
UHOLJL|VHXQG]ZLVFKHQPHQVFKOLFKH%HZHUWXQJGHVDQGHUHQ
'DV HOHPHQWDUVWH 0HQVFKHQUHFKW LVW GHU 6FKXW] GHV /HEHQV XQG GHU N|Uperlichen Unversehrtheit. In traditionellen Religionsvorstellungen ist selbst
GLHV RIW JHQXJ VXVSHQGLHUW $OV %DKi·X·OOiK VHLQHQ SURSKHWLVFKHQ $QVSUXFK
proklamierte, verbot er als erstes den „heiligen Krieg“ (MLKăG): eine unmissYHUVWlQGOLFKH $EJUHQ]XQJ YRP VFKLLWLVFKHQ ,VODP 'RUW JHK|UW GHU +HLOLJH
.ULHJ]XGHQYHUSÁLFKWHQGHQÅ)ROJHUXQJHQGHV*ODXEHQV´IXUŗad-GĦQ). Das
*HZDOWYHUERWGXUFK]LHKW%DKi·X·OOiKVJHVDPWHV6FKULIWWXPÅ'LHHUVWH)URKH
%RWVFKDIW´²VRULFKWHWHUVLFKDQGLHÅ9|ONHUGHU:HOW´LQVJHVDPW²ÅLVWGDVV
das Gesetz des heiligen Kriegs aus dem Buche getilgt ist.“54 Noch 1891, in
VHLQHPOHW]WHQJU|‰HUHQ2IIHQEDUXQJVZHUNPDKQWHUÅ+WHWHXFK%OXW]X
YHUJLH‰HQ«:LUKDEHQGDV*HERWGHV7|WHQVDXIJHKREHQ“55
$EHU DXFK 3ULYLOHJLHQ UHOLJL|VHU *UXSSHQ ]X /DVWHQ DQGHUHU HQWVSUHFKHQ
QLFKWGHP5HOLJLRQVYHUVWlQGQLV%DKi·X·OOiKV56 Eine Konsequenz der rechtlichen Gleichstellung der Religionen ist die klare Trennung von Religion und
Staat.57 ¶$EGX·O%DKi QHQQW GLH SULQ]LSLHOOH 7UHQQXQJ GHU EHLGHQ %HUHLFKH
52
$XVGUFNOLFKVFKOLH‰WHUGLH3ROLWLNLQGLHVH9RUDXVVDJHPLWHLQ²XQJHZ|KQOLFKIUGDV-DKU
1913.
53
A. a. O.
54
%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi%DKi·X·OOiKZLHGHUKROWGLHVHWZDLP.LWiEL$TGDVLP%LVKiUiW%RWVFKDIWHQLQGHQ.DOLPiWL)LUGDZVt\\LK%RWVFKDIWHQLP/DZ L'XQ\i
%RWVFKDIWHQXQGLP%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHVVHLQHPOHW]WHQ2IIHQEDUXQJVZHUN
(40, 42, 43).
55
Brief an den Sohn des Wolfes 42
56
Å'LH)UHXQGH*RWWHVWUDFKWHQZHGHUMHW]WQRFKNQIWLJQDFKGHU:HOWXQGLKUHPYHUJlQJOLFKHQ5HLFKWXP'HUHLQHZDKUH*RWWZLOOVHLWMHKHUQXUGLH+HU]HQGHU0HQVFKHQEHVLW]HQ´
%DKi·X·OOiK$QVSUXFKXQG9HUNQGLJXQJ+RIKHLP
57
Å%DKDLVP HPEUDFHG ZKDW QR 0XVOLP VHFW QR 0XVOLP VFKRRO RI WKRXJKW HYHU VXFFHHGHG LQ
RUGDUHGWRWU\WKHGRFWULQDODFFHSWDQFHRIWKHGHIDFWRVHFXODUL]DWLRQRISROLWLFVZKLFKKDG
RFFXUUHGLQWKH0XVOLPZRUOGFHQWXULHVHDUOLHU´0DQJRO%D\DW0\VWLFLVPDQG'LVVHQW6RFLRreligious Thought in Qajar Iran. Syracuse, 1982. S. 130.
ϭϰϮhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
HLQXQHUVFKWWHUOLFKHV.HQQ]HLFKHQGLHVHU=HLWÅGHV+HUDQZDFKVHQVXQGGHU
Reife der Welt“.580LW9HUZHLVGDUDXIGDVVVLFKGLH%DKi·tJHVHW]HVNRQIRUP
YHUKDOWHQIRUGHUW%DKi·X·OOiKYRQGHULUDQLVFKHQZLHRVPDQLVFKHQ5HJLHUXQJ
„Gerechtigkeit und Unvoreingenommenheit“, Haltungen, die er ganz generell
DOVÅGDV)XQGDPHQWIUGDV:RKOGHU:HOWXQGGHQ6FKXW]GHU9|ONHU´DSRstrophiert59²LQGHU.RQVHTXHQ]GLH)RUGHUXQJQDFKVWDDWOLFKHU1HXWUDOLWlW
'LH,QVWUXPHQWDOLVLHUXQJGHU5HOLJLRQIUSROLWLVFKH=ZHFNHWULIIWGDV9HUGLNW
der Schrift: „Die Religion Gottes fordert an diesem Tag, dass die verschiedeQHQ .RQIHVVLRQHQ XQG *ODXEHQVOHKUHQ QLFKW ]XP 9RUZDQG IU )HLQGVFKDIW
JHPDFKWZHUGHQ´ 5HOLJL|VH*HIKOHIUSROLWLVFKH=ZHFNH]XLQVWUXPHQWDlisieren, ist eine Form der Heuchelei, und Heuchelei verkehrt die eigentliche
Intention der Religion „ins Gegenteil“.61 „Religion muss zu Liebe und Eintracht unter den Menschen führen. Doch ist sie Anlass für Feindschaft und
Streit, dann ist es besser, ohne Religion zu sein.“ 'HUDUWPLVVEUDXFKWZLUNW
5HOLJLRQÅZLHHLQH)DOOH´63
Religionskritisch zeigt sich die Schrift aber nicht nur im Falle der politischen Instrumentalisierung des Glaubens. Die Schrift verurteilt jede Form
von Fanatismus und Obskurantismus.64 Glaube und Vernunft sind nach der
Schrift keine Gegensätze, sondern komplementär. Auch der Glaube darf sich
QLFKWGHPUDWLRQDOHQ'LVNXUVYHUVFKOLH‰HQ5HOLJL|VHU*ODXEHPXVVYRUGHP
Forum der Vernunft bestehen.65 Insofern kann es auch keinen „Ehrenschutz“
für Religionen geben.
58
5LViOL\L6L\iVt\\LK Å(LQH $EKDQGOXQJ EHU 3ROLWLN´ hEHUVHW]W YRQ 6RURXVK 6KDKLGLQHMDG
XQG $UPLQ (VFKUDJKL =HLWVFKULIW IU %DKi·t6WXGLHQ +RIKHLP 6 ² 9JO
DXFK¶$EGX·O%DKi$QVSUDFKHQLQ3DULV
59
%DKi·X·OOiK %ULHI DQ GHQ 6RKQ GHV :ROIHV VLHKH DXFK D D2 $QVSUXFK
XQG9HUNQGLJXQJ¶$EGX·O%DKi$XI3IDGHQGHU*RWWHVOLHEH
Hofheim, 1997. 167 (S. 96, 100).
60
%DKi·X·OOiK%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHV(LQ7H[W¶$EGX·O%DKiVVHW]WVLFKLQVEHVRQGHUH
mit den Fragen der politischen Instrumentalisierung der Religion, den Folgen des beherrVFKHQGHQ (LQÁXVVHV UHOLJL|VHU ,QVWLWXWLRQHQ XQG 5HSUlVHQWDQWHQ DXI SROLWLVFKH (QWVFKHLGXQJHQXQGPLWGHUNODUHQ7UHQQXQJEHLGHU%HUHLFKHDXVHLQDQGHU5LViOL\L6L\iVt\\LKJHschrieben 1892, kurz nach der sogenannten „Tabak-Revolte“ im Iran, in der die schiitische
*HLVWOLFKNHLWLKUH0DFKWXQGLKUHQSROLWLVFKHQ(LQÁXVVGHPRQVWULHUWHQ
61
¶$EGX·O%DKi7HVWDPHQW
62
¶$EGX·O%DKi7KH3URPXOJDWLRQRI8QLYHUVDO3HDFH6
63
%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
64
%DKi·X·OOiK%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHV%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi¶$EGX·O%DKi'DV
*HKHLPQLVJ|WWOLFKHU.XOWXU2EHUNDOEDFK6
65
Å5HOLJLRQ PXVV GHU $QDO\VH GHU 9HUQXQIW VWDQGKDOWHQ´ ¶$EGX·O%DKi 7KH 3URPXOJDWLRQ RI
Universal Peace. S. 244. Insofern kann es auch keinen staatlichen „Ehrenschutz“ für Religio-
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ 143
Nach dem Willen der Schrift soll das Zusammenleben der verschiedenen
Religionen dagegen in „Brüderlichkeit“,66 „in Freude und Eintracht“67 und
ÅLP*HLVWHGHV:RKOZROOHQVXQGGHU9HUEXQGHQKHLW´ erfolgen. Dies ergibt
sich bereits aus dem Religionsverständnis der Schrift: Alle Religionen haben
einen gemeinsamen Ursprung: „All ihre Grundsätze, Lehren und Gesetze
haben eine Quelle und sind Strahlen eines Lichts.“69 Sie teilen eine gemeinVDPH ,QWHQWLRQ GLH 0HQVFKHQ ]XVDPPHQ]XIKUHQ /LHEH XQG (LQKHLW ]ZLVFKHQLKQHQ]XVWLIWHQÅ'LH5HOLJLRQ*RWWHVLVWY|OOLJH/LHEHXQG(LQLJNHLW´70
,QVEHVRQGHUHIUGLH%DKi·tHUJLEWVLFKGDUDXVHLQDXVGUFNOLFKHU9HUV|KQXQJVDXIWUDJÅ29RON%DKiVJUWHGHLQH/HQGHQIHVWXQGPKHGLFKUHOLJL|VHQ6WUHLWXQG+DGHUXQWHUGHQ0HQVFKHQ]XWLOJHQELVNHLQH6SXUPHKU
davon bleibt.“ $XVGLHVHP$XIWUDJVSHLVWVLFKGDVZHOWZHLWH(QJDJHPHQWGHU
%DKi·tLPLQWHUUHOLJL|VHQ'LDORJ
'LDORJ 9HUV|KQXQJ XQG %UGHUOLFKNHLW VHW]HQ LQGLYLGXHOOH 5HOLJLRQVIUHLKHLWYRUDXVGDV5HFKWUHOLJL|VHU6HOEVWEHVWLPPXQJ2EXQGZHQQMDZHOFKHU
5HOLJLRQPDQDQJHK|UHQP|FKWHLVWHLQH)UDJHGHUSHUV|QOLFKHQ(QWVFKHLdung, denn „der Glaube eines Menschen kann nur von ihm selbst abhängen“.72
1LHPDQG KDW GDV 5HFKW KLHU UHJOHPHQWLHUHQG HLQ]XJUHLIHQ ¶$EGX·O%DKi
QHQQW GDV *HZLVVHQ GHV 0HQVFKHQ GHQ ÅXUHLJHQVWHQ %HVLW] YRQ +HU] XQG
Seele“ und damit „heilig und unantastbar“.73 Religionsfreiheit, MeinungsfreiKHLWXQGIUHLH5HGHJHK|UHQ]XVDPPHQ:REHUHLWVÅ5HOLJLRQVIUHLKHLW´XQG
GLHÅ)UHLKHLWGHU*HGDQNHQXQGGHU5HGH´JHOWHQ²VR¶$EGX·O%DKiLQ
:DVKLQJWRQ'&²VROOWHGLHVÅGDQNEDUJHZUGLJW´ZHUGHQ74 Denn Politik
bedarf der „Freiheit des Denkens“ und der Rede, und Religion braucht das
Å5HFKWXQHLQJHVFKUlQNWHU*ODXEHQVIUHLKHLW´1XUGDZRÅ*HZLVVHQVIUHLKHLW
0HLQXQJVIUHLKHLWXQGIUHLH0HLQXQJVlX‰HUXQJKHUUVFKHQ´LVWÅ(QWZLFNOXQJ
XQG)RUWVFKULWW´P|JOLFK75
nen geben, die solche inhaltlichen Auseinandersetzungen verhindern.
66
%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
67
A. a. O. 4:10.
68
A. a. O. 3:5.
69
%DKi·X·OOiK%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHV
70
¶$EGX·O%DKi7KH3URPXOJDWLRQRI8QLYHUVDO3HDFH6
71
%DKi·X·OOiK%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHV
72
%DKi·X·OOiKbKUHQOHVH
73
Auf Pfaden der Gottesliebe 167 (S. 102).
74
The Promulgation of Universal Peace. S. 549.
75
A. a. O. S. 275f.
ϭϰϰhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
ZĞĐŚƚƵŶĚ'ĞƌĞĐŚƟŐŬĞŝƚϳϲ
Die Schrift fordert die „Herrschaft des Rechts“.77'D]XJHK|UW5HFKWVJOHLFKheit, die Gleichheit aller vor dem Gesetz.78 'HU 6FKXW] YRU ZLOONUOLFKHU
Machtausübung, vor dem „Recht“ des Stärkeren, ist ein hohes zivilisatorisches
*XW'LHIRUPDOH5HFKWVJOHLFKKHLWVROOWHDEHUJHOHLWHWZHUGHQYRQHLQHU,GHH
der Gerechtigkeit.79 Recht und Gerechtigkeit zielen auf die Ordnung eines
*HPHLQZHVHQV Å:DV GLH :HOW HU]LHKW LVW GLH *HUHFKWLJNHLW GHQQ VLH ZLUG
YRQ]ZHL6lXOHQJHWUDJHQ/RKQXQG6WUDIH´80 Auf diesen „Säulen“ ruht „die
Beständigkeit und Ordnung dieser Welt“.81'HU]XJUXQGHOLHJHQGHÅ=ZHFNGHU
Gerechtigkeit“ ist die Eintracht „unter den Menschen“.82 Unter dieser ZielYRUJDEHGHÀQLHUWVLFKGHU%HJULIIGHU*HUHFKWLJNHLWLQKDOWOLFKLPPHUZLHGHU
neu, da es „für jeden Tag ein neues Problem“ und „für jedes Problem eine
]ZHFNPl‰LJH/|VXQJ´JLEW83$OOJHPHLQDN]HSWDEOH/|VXQJHQJLOWHVVWlQGLJ
QHXDXV]XWDULHUHQ:HQQ%DKi·X·OOiKVFKUHLEWÅ*HUHFKWLJNHLWEHVWHKWGDULQ
MHGHPGDV]XJHZlKUHQZDVLKP]XVWHKW´84 so gibt er dem Aristotelischen
Grundsatz suum quique einen neuen, kommunikationsethischen Gehalt. Gerechtigkeit bedarf somit immer auch der Tugend des rechten Maßes.85
=XP *HUHFKWLJNHLWVGLVNXUV JHK|UW DXFK GLH 9HUWHLOXQJVIUDJH $XFK KLHU
YHUZHLVW GLH 6FKULIW DXI GLH 7XJHQG GHV UHFKWHQ 0D‰HV Å:RKOVWDQG LVW LP
K|FKVWHQ 0D‰H HUZQVFKW VRIHUQ GLH JDQ]H %HY|ONHUXQJ LQ :RKOVWDQG
lebt.“86 :HOWZHLW VROOWH GLH *HVHOOVFKDIW VR JHRUGQHW ZHUGHQ GDVV Å$UPXW
YHUVFKZLQGHW´ XQG GLH /HEHQVXPVWlQGH VLFK DQJOHLFKHQ87 Wo deutliche
76
'DV.RQ]HSWGHU*HUHFKWLJNHLWLQGHU6FKULIWNDQQKLHUQXUNXU]DQJHULVVHQZHUGHQ)UHLQH
HLQJHKHQGH'DUVWHOOXQJ²HLQVFKOLH‰OLFKGHV9HUKlOWQLVVHVYRQ/LHEHXQG*HUHFKWLJNHLW²VLHKH8GR6FKDHIHU%DKi·t(WKLFVLQWKH/LJKWRI6FULSWXUH%G2[IRUG6²
77
Å'DV *HVHW] PXVV KHUUVFKHQ XQG QLFKW GHU HLQ]HOQH´ ¶$EGX·O%DKi $QVSUDFKHQ LQ 3DULV
40:26.
78
A. a. O. 40:25.
79
Å9RQDOOHPGDV0HLVWJHOLHEWHLVW0LU*HUHFKWLJNHLW´%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
80
A. a. O. 3:25, 8:61.
81
A. a. O. 11:6.
82
A. a. O. 6:26.
83
A. a. O. 3:25.
84
Das Tabernakel der Einheit. Hofheim, 2012. 2:37.
85
bKUHQOHVH
86
¶$EGX·O%DKi'DV*HKHLPQLVJ|WWOLFKHU.XOWXU6
87
¶$EGX·O%DKi$QVSUDFKHQLQ3DULV¶$EGX·O%DKiZHQGHWVLFKDEHU]XJOHLFKJHJHQHLQH
Ideologie radikaler Gleichheit, die er als letztlich letale Gefahr für Wohlstand und ein geordQHWHV*HPHLQZHVHQVLHKW$D2%HDQWZRUWHWH)UDJHQ)UDQNIXUW
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ 145
$UPXW KHUUVFKW LVW GLHV IU ¶$EGX·O%DKi HLQ XQWUJOLFKHV =HLFKHQ IU 8Qterdrückung.88 Der extremste Fall der Unterdrückung ist die Sklaverei, die
%DKi·X·OOiKLQVHLQHPÅ+HLOLJVWHQ%XFK´DXVGUFNOLFKYHUELHWHW89 Aber auch
ZHQQÅHLQHNOHLQH=DKOYRQ0HQVFKHQXQJODXEOLFKH5HLFKWPHUDQVDPPHOW
GLHLKUH%HGUIQLVVHZHLWEHUVWHLJHQ´GLHÅJUR‰H0HKU]DKO´DEHUÅDUPPLWWHOORVXQGLQJU|‰WHP(OHQGEOHLEW´VRZLGHUVSULFKWGLHVÅGHU*HUHFKWLJNHLW
Menschlichkeit und Billigkeit“.90 $OV $EKLOIH GDJHJHQ EHJU‰W ¶$EGX·O%DKi
auch91 VWDDWOLFKH 5HJHOXQJHQ HWZD GLH *HZLQQEHWHLOLJXQJ YRQ $UEHLWQHKPHUQRGHUJHVHW]OLFKH0D‰QDKPHQZLH6WHXHUQ92
Eine Schlüsselstellung kommt in diesem Kontext dem Begriff der Arbeit zu.
$UEHLWLVW]XJOHLFK0HQVFKHQUHFKWXQG0HQVFKHQSÁLFKW²HLQKRKHU:HUW93
Die Schrift enthält die Grundzüge einer eigenen Arbeitsethik:94 Jeder hat
nicht nur das Recht,95VRQGHUQDXFKGLHVLWWOLFKH3ÁLFKWÅHLQHU$UEHLWQDFK]Xgehen“ und seinen Lebensunterhalt zu verdienen.96%DKi·X·OOiKVWHOOW$UEHLW
EHVRQGHUV GDQQ ZHQQ VLH LP *HLVW GHV 'LHQVWHV JHWDQ ZLUG GHP *RWWHVdienst gleich:97HLQHHWKLVFKH%HZHUWXQJGLHZRVLHEHUQRPPHQZLUGQLFKW
ohne gravierende Folgen für Arbeitsziele und -Inhalte, für Arbeitsbedingungen und -Prozesse bleiben kann.
88
Ansprachen in Paris 46:11.
89
.LWiEL$TGDV'LHEULWLVFKH.|QLJLQZLUGYRQ%DKi·X·OOiKGDIUJHOREWGDVVLKUH5HJLHUXQJGLH6NODYHUHL²DXVGUFNOLFKYRQÅ0lQQHUQZLH)UDXHQ´²DEJHVFKDIIWKDW$QVSUXFK
XQG9HUNQGLJXQJ%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHV
90
¶$EGX·O%DKi%HDQWZRUWHWH)UDJHQ
91
9RU]LHKHQZUGH¶$EGX·O%DKiÅIUHLZLOOLJHV7HLOHQ´GHQQGLHVEHGHXWHÅPHKU´DOVGHQEOR‰HQ
Å$XVJOHLFK GHV :RKOVWDQGV GHQQ GHU $XVJOHLFK PXVV YRQ DX‰HQ DXIHUOHJW ZHUGHQ 7HLOHQ
aber ist Sache der freien Wahl. Der Mensch vervollkommnet sich durch gute Taten, die er
IUHLZLOOLJDXVIKUWQLFKWGXUFKJXWH7DWHQ]XGHQHQHUJH]ZXQJHQZLUG´%ULHIHXQG%RWVFKDIWHQ²
92
%HDQWZRUWHWH)UDJHQ$QVSUDFKHQLQ3DULV²
93
%DKi·X·OOiK9HUERUJHQH:RUWHSHUV²
94
9JO8GR6FKDHIHUÅ=XP(WKRVGHU$UEHLW´,Q=HLWVFKULIWIU%DKi·t6WXGLHQ6²
95
Å(VLVWGLH3ÁLFKWGHUSROLWLVFK9HUDQWZRUWOLFKHQMHGHPHLQH$XVELOGXQJXQGEHUXÁLFKH1XW]XQJVHLQHU)lKLJNHLWHQ]XHUP|JOLFKHQ²DXV3ULQ]LSDEHUDXFK]XU%HVWUHLWXQJGHV/HEHQVXQWHUKDOWV´6KRJKL(IIHQGL=LWLHUWLQ.LWiEL$TGDV(
96
%DKi·X·OOiK.LWiEL$TGDV'LH$XVVDJHÅ9HUJHXGHWHXUH=HLWQLFKWPLW)DXOKHLWXQG0‰LJJDQJ%HVFKlIWLJWHXFKPLWGHPZDVHXFKXQGDQGHUHQQW]W´%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQ
DXV ¶$NNi ZHQGHW VLFK DXVGUFNOLFK DXFK JHJHQ UHOLJL|V OHJLWLPLHUWH $EOHKQXQJ YRQ
Berufsarbeit.
97
%DKi·X·OOiK.LWiEL$TGDV%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi²
ϭϰϲhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
Positiv beurteilt die Schrift Eigentum und Wohlstand, „der durch eigene
$QVWUHQJXQJ HUZRUEHQ´ ZLUG98 Zugleich bringt Eigentum eine soziale VerSÁLFKWXQJPLWVLFK99'LH6FKULIWQHQQWKLHULQVEHVRQGHUHGLH)|UGHUXQJYRQ
%HUHLFKHQ ZLH :LVVHQVFKDIW $XVELOGXQJ XQG (U]LHKXQJ100 Ziel allen Wirtschaftens sollte sein, die Einkommen insgesamt zu heben, um so allen einen
DQJHPHVVHQHQ/HEHQVVWDQGDUG]XHUP|JOLFKHQ1018PZHOWDVSHNWHYHUELQGHQ
sich in der Schrift noch nicht unmittelbar mit den Fragen von Arbeit, IndustULDOLVLHUXQJHWFGLHVHODVVHQVLFKDEHUDXV$XVVDJHQ]XU9HUDQWZRUWXQJGHV
0HQVFKHQJHJHQEHUGHU1DWXUXQVFKZHUDEOHLWHQ102
0DQ NDQQ GHU 6FKULIW HLQH JHZLVVH XQWHUVFKZHOOLJH 6SDQQXQJ ]ZLVFKHQ
GHU%HZHUWXQJGHV0HQVFKHQDOV:LUWVFKDIWVVXEMHNWXQGDOV3HUVRQHQWQHKPHQ5HFKWOLFKLVWGHUVR]LDOH6WDWXVHLQHU3HUVRQ²+HUNXQIW9HUP|JHQGLH
6WHOOXQJ LQ GHU MHZHLOLJHQ *HVHOOVFKDIW 0DFKWSRVLWLRQ ² QLFKW PD‰JHEOLFK
Trotz der Wertschätzung von Arbeit und dem sich daraus ergebenden Wohlstand bemisst sich auch der „Wert“ einer Person nicht an diesen Kriterien.
:HUGDQDFKVWUHEWVLFKYRUDQGHUHQDXV]X]HLFKQHQVROOWHDXVUHOLJL|VHWKLscher Sicht nicht auf solche äußerlichen Kennzeichnungen setzen. Denn der
0HQVFKÅLVWQLFKW0HQVFKZHJHQVHLQHV5HLFKWXPVXQG6FKPXFNVVHLQHU*Hlehrsamkeit und seiner feinen Sitten“103 oder seines „Rangs“ ZDVLKQDXV]HLFKQHWVLQG7XJHQGHQXQG4XDOLWlWHQZLH(UNHQQWQLV.OXJKHLW:HLVKHLW
sein Verhalten und charakterliche Vorzüge.105 Dienstbarkeit an der Menschheit und den Mitmenschen ist ein hohes Gut.106 Rechtsansprüche oder Fragen
der Verteilungsgerechtigkeit stellen sich auf dieser Ebene nicht.
98
¶$EGX·O%DKi'DV*HKHLPQLVJ|WWOLFKHU.XOWXU6
99
$D26IYJO%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
100
¶$EGX·O%DKi'DV*HKHLPQLVJ|WWOLFKHU.XOWXU6I
101
A. a. O. S. 31.
102
*ROOPHU+RIPDQQ=|O]HUÅ'LH+DOWXQJ]X:HOW1DWXU8PZHOW²HLQH%DKi·t3HUVSHNWLYH´
,Q*RWWIULHG2UWK+UVJ'LH(UGH²OHEHQVIUHXQGOLFKHU2UWIUDOOH*|WWLQJHU5HOLJLRQVJHVSUlFK]XU8PZHOWXQG.OLPDSROLWLN0QVWHU+DPEXUJ/RQGRQ6²
103
%DKi·X·OOiK:RUWHGHU:HLVKHLW)UDQNIXUW6I
104
%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQDXV¶$NNi
105
Å,FKZQVFKHGDVVLKUHXFKDXV]HLFKQHW'LH%DKi·tPVVHQVLFKYRQDQGHUHQXQWHUVFKHLden. ... nicht durch Reichtum... Es ist kein alltäglicher Unterschied, den ich meine, keiner
LQ :LVVHQVFKDIW +DQGHO RGHU ,QGXVWULH )U HXFK ZQVFKH LFK VSLULWXHOOH $XV]HLFKQXQJ ²
das heißt, ihr sollt euch durch eure Moral auszeichnen. ... Ihr sollt herausragen durch eure
Menschlichkeit, durch Einheit und Eintracht, durch eure Liebe und Gerechtigkeit.“ ‘Abdu’l%DKi7KH3URPXOJDWLRQRI8QLYHUVDO3HDFH6
106
%DKi·X·OOiKbKUHQOHVH
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ 147
WŽůŝƟŬ
Was die politische Struktur und Verfassung eines Landes anbelangt, zeigt
GLH 6FKULIW NODUH 3UlIHUHQ]HQ ¶$EGX·O%DKi EHWRQW GHQ IXQGDPHQWDOHQ 8QWHUVFKLHG]ZLVFKHQÅ'HVSRWLH´XQGÅDXWRNUDWLVFKHQ´6\VWHPHQHLQHUVHLWVXQG
den Errungenschaften „moderner Demokratie“.107 %DKi·X·OOiK EHJU‰W GDV
6\VWHPGHUSDUODPHQWDULVFKHQ'HPRNUDWLHXQGEHJUQGHWGLHVZLHIROJW108
'HU RIIHQH SDUODPHQWDULVFKH 3UR]HVV GHU GLVNXUVLYHQ $EZlJXQJ DOOHU ]XU
politischen Entscheidung anstehenden Fragen stärkt nicht nur „das FundaPHQW´GHUÅ6WDDWVJHVFKlIWH´HULVW²ZRKOQLFKW]XOHW]WGXUFKGLH%HVWHOOXQJ
GHU3DUODPHQWDULHUDOVJHZlKOWHVolksvertreter und durch die Öffentlichkeit
GHVJHVDPWHQ3UR]HVVHV²DXFKJHHLJQHWÅGLH+HU]HQ´DOOHU6WDDWVEUJHUÅ]XU
Ruhe kommen“ zu lassen. Dies bedarf jedoch einer Reihe von ethischen Voraussetzungen und Haltungen seitens der Parlamentarier. Dass Abgeordnete
ÅYHUWUDXHQVZUGLJ´VHLQVROOWHQHQWVSULFKWGDEHLQRFKDPHKHVWHQGHQJlQJLJHQ(UZDUWXQJHQ1098QJHZRKQWLVWGDVV%DKi·X·OOiKVLHQLFKWDOVGLH9HUWUHWHUGHUSDUWLNXODUHQ,QWHUHVVHQLKUHUMHZHLOLJHQ:lKOHUYHUVWHKWVRQGHUQ
DXVGUFNOLFKYRQLKQHQIRUGHUWVLFKDQHLQHPEHUJHRUGQHWHQ*HPHLQZRKO
]XRULHQWLHUHQ8QG²QRFKXQJHZ|KQOLFKHUIUGDVQDWLRQDOVWDDWOLFKHQHXQ]HKQWH-DKUKXQGHUW²GLHVHV*HPHLQZRKOLVWQLFKWHWZDGDVQDWLRQDOH,QWHUHVVHGHVMHZHLOLJHQ6WDDWHVVRQGHUQJDQ]XPIDVVHQGÅZDVGHU0HQVFKKHLW
nützt und ihre Lage bessert“.110'LH0HQVFKKHLWZLUGDOV*HVDPWRUJDQLVPXV
verstanden, dessen sämtliche Teile interdependent sind.111 Ausdrücklich sollen sich die Abgeordneten deshalb „als die Vertreter aller“ sehen, „die auf
(UGHQZRKQHQ´112
107
The Promulgation of Universal Peace. S. 275f.
108
$QVSUXFKXQG9HUNQGLJXQJ%ULHIDQGHQ6RKQGHV:ROIHV
109
¶$EGX·O%DKiZDUQWLQGLHVHP=XVDPPHQKDQJHLQGULQJOLFKYRQGHQ)ROJHQGHU.RUUXSWLRQ
'DV*HKHLPQLVJ|WWOLFKHU.XOWXU6
110
Anspruch und Verkündigung 1:174.
111
A. a. O. 1:174.
112
A. a. O. 1:173.
ϭϰϴhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
&ƌŝĞĚĞŶ
'LH6FKULIWZHL‰GDVVLP.ULHJDOOH0HQVFKHQUHFKWHLQ)UDJHVWHKHQ1RFK
XQWHUGHP(LQGUXFNGHV(UVWHQ:HOWNULHJVVFKULHE¶$EGX·O%DKiÅGDVV
es heutigen Tags nichts Wichtigeres auf der Welt gibt als den Weltfrieden“.113
Frieden ist für die Schrift eine Menschheitsaufgabe. Grundvoraussetzung des
)ULHGHQV LVW HLQ ]XQHKPHQGHV %HZXVVWVHLQ IU GLH 6FKLFNVDOVJHPHLQVFKDIW
aller Menschen und der daraus resultierende Wille zu gemeinsamem, soliGDULVFKHP+DQGHOQ²]XQlFKVWZHQLJVWHQVLQDOOHQEHUOHEHQVZLFKWLJHQ)UDgen.114$XVGUFNOLFKZHQGHWVLFK%DKi·X·OOiKGDEHLDQalle Menschen,115 vordringlich aber an die Regierungen.116(LQHEHVRQGHUH9HUDQWZRUWXQJNRPPH
GHQ *UR‰PlFKWHQ ]X GLH DXIJHUXIHQ VLQG VLFK ÅXP GHU 5XKH GHU 9|ONHU
GHU(UGHZLOOHQ]XY|OOLJHU$XVV|KQXQJXQWHUHLQDQGHU´EHUHLW]XÀQGHQ Als
,QVWUXPHQWGHU.ULHJVYHUPHLGXQJEULQJW%DKi·X·OOiKHLQNROOHNWLYHV 6LFKHUKHLWVV\VWHPLQV6SLHOJHSDDUWPLWZHOWZHLWHU$EUVWXQJ118 Als institutionelOHQ5DKPHQGDIUVFKOlJWHUHLQHQÅ:HOWY|ONHUEXQG´YRUGHULQGHU6FKULIW
VSlWHUJHZDOWHQWHLOLJDXVGLIIHUHQ]LHUWZLUGLQHLQHQREHUVWHQ*HULFKWVKRIDOV
6FKOLFKWXQJVLQVWDQ]IUDNWXHOOH.RQÁLNWHHLQ:HOWSDUODPHQWXQG²]XPLQGHVW DXI OlQJHUH 6LFKW ² HLQH :HOWH[HNXWLYH119 6ROFKH 3D]LÀ]LHUXQJVLQVWUXPHQWHVLQGMHGRFKQLFKW6HOEVW]ZHFNVRQGHUQ6WW]SIHLOHUIUHLQHKXPDQHUH
:HOWLQGHUGLH:UGHGHV0HQVFKHQJHDFKWHWZLUGXQGMHGHUDOOH)UHLKHLW
hat, als moralisches Wesen zu agieren.
$XFKKHXWHLVWGLH%DKi·t*HPHLQGH]XWLHIVWGLHVHQ:HUWHQXQGGHUHQZHOWZHLWHU 8PVHW]XQJ YHUSÁLFKWHW (LQ 'RNXPHQW GHU ,QWHUQDWLRQDOHQ %DKi·t
*HPHLQGH DXV GHP -DKU IDVVW GLH 6LFKW GHU %DKi·t*HPHLQGH DXI GLH
Menschenrechte zusammen:120 Die Menschenrechte sind der unverzichtbare
Å.HUQ´ MHGHU HUIROJYHUVSUHFKHQGHQ 6WUDWHJLH ZHOWZHLWHU VR]LDOHU XQG ZLUW-
113
¶$EGX·O%DKi'HU:HOWIULHGHQVYHUWUDJ(LQ%ULHIDQGLH=HQWUDORUJDQLVDWLRQIUHLQHQGDXHUQGHQ)ULHGHQPLWHLQHP1DFKZRUWYRQ8OULFK*ROOPHU+RIKHLP6
114
%DKi·X·OOiK%RWVFKDIWHQ
115
%DKi·X·OOiKbKUHQOHVH%RWVFKDIWHQ
116
%DKi·X·OOiKbKUHQOHVHI%RWVFKDIWHQI
117
%DKi·X·OOiKbKUHQOHVH
118
bKUHQOHVH%RWVFKDIWHQ¶$EGX·O%DKi%ULHIHXQG%RWVFKDIWHQ
119
=XP*DQ]HQ8OULFK*ROOPHUÅ)ULHGHQVELOGXQJDXV6LFKWGHU%DKi·t´,Q+DX‰PDQQ%LHQHU
+RFN0RNURVFK +UVJ +DQGEXFK )ULHGHQVHU]LHKXQJ 0QFKHQ 6 ² GHUV
Å'HUJHULQJHUH)ULHGHQ*|WWOLFKHV+HLOVDQJHERWLQVlNXODUHU*HVWDOW´,Q%HLWUlJHGHV¶,UIiQ
.ROORTXLXPV+RIKHLP6²
120
(QWZLFNOXQJVSHUVSHNWLYHQIUGLH0HQVFKKHLW7KH3URVSHULW\RI+XPDQNLQG+DLID
+RIKHLP6I'LHIROJHQGHQ=LWDWHEH]LHKHQVLFKVlPWOLFKDXIGLHVHQ7H[W
ĂŚĄ͛şͲZĞůŝŐŝŽŶƵŶĚDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞϭϰϵ
VFKDIWOLFKHU (QWZLFNOXQJ 'LH 0HQVFKKHLW LVW ÅHLQV XQG XQWHLOEDU´ MHGHU
0HQVFK GHU LQ GLHVH :HOW KLQHLQJHERUHQ ZLUG LVW HLQ DOOHQ DQYHUWUDXWHV
„Pfand“. Die internationale Gemeinschaft trägt deshalb „kollektive VerantZRUWXQJ´IUGLHVH5HFKWHXQGPXVV:HJHÀQGHQVLH]XJDUDQWLHUHQÅGDV
Recht auf Erziehung und Ausbildung, die freie Wahl des Wohnsitzes, der ZuJDQJ]X,QIRUPDWLRQHQXQGGLH0|JOLFKNHLWDPSROLWLVFKHQ/HEHQWHLO]XQHKPHQ´ZLHÅGDV5HFKWDXI0HLQXQJVXQG5HOLJLRQVIUHLKHLW´ Teil dieser kollekWLYHQ9HUDQWZRUWXQJVLQGHEHQVRGLHÅ8QYHUOHW]OLFKNHLWGHU)DPLOLHXQGGHV
+HLPHVGDV5HFKWDXI(LJHQWXPXQGDXI3ULYDWVSKlUH´ZLHGDVÅ5HFKWDXI
$UEHLW´ DXI ÅJHLVWLJH XQG N|USHUOLFKH *HVXQGKHLWVYRUVRUJH VR]LDOH 6LFKHUKHLW JHUHFKWH /|KQH 5XKH XQG (UKROXQJ XQG ZHLWHUH 5HFKWH DXI GLH GLH
Menschen berechtigten Anspruch erheben“
'LH %DKi·t EHJU‰HQ GLH *OREDOLVLHUXQJ DOV XQYHUPHLGOLFKHQ 6FKULWW DXI
dem Weg zu der einen Menschheit. Gleichzeitig sehen sie, dass den Gefahren
GHU*OREDOLVLHUXQJGHQ9HU]HUUXQJHQHLQHURUJDQLVFKHQ(QWZLFNOXQJQXUJHPHLQVDP(LQKDOWJHERWHQZHUGHQNDQQ(LQHNRPSOH[HJHPHLQVDPH$XIJDEH
ist auch der Schutz kultureller Identität in einer Welt beschleunigten globaOHQ :DQGHOV Å.XOWXUHOOH (LJHQDUW GDUI QLFKW GXUFK PDWHULHOOH (LQÁVVH HUVWLFNWZHUGHQ*OHLFK]HLWLJPXVVHLQIUHLHU$XVWDXVFK]ZLVFKHQGHQ.XOWXUHQ
VWDWWÀQGHQGHUIUHLLVWYRQ0DQLSXODWLRQHQLP,QWHUHVVHSROLWLVFKHU=LHOH´(V
LVWGLH+RIIQXQJXQG]XJOHLFKIHVWH(UZDUWXQJGHU%DKi·tGDVVVRGHUÅGXUFK
YLHOH -DKUWDXVHQGH HUZRUEHQH 5HLFKWXP DQ NXOWXUHOOHU 9LHOIDOW LQ HLQHU
ZHOWXPVSDQQHQGHQ=LYLOLVDWLRQ)UFKWHWUDJHQ´NDQQ
ϭϱϬhůƌŝĐŚ'ŽůůŵĞƌ
ŝĞŶĞƵĞŶĂůƚĞŶ:ƵĚĞŶ
tĂƌƵŵͣ/ƐůĂŵŽƉŚŽďŝĞ͞ŝŶƵƌŽƉĂŶŝĐŚƚ
ŵŝƚŶƟƐĞŵŝƟƐŵƵƐŐůĞŝĐŚŐĞƐĞƚnjƚǁĞƌĚĞŶŬĂŶŶʹ
tĞĚĞƌŝŵtĞƐĞŶŶŽĐŚŝŵƵƐŵĂƘ
:ĂŵĞƐ<ŝƌĐŚŝĐŬ
James Kirchick ist Journalist mit Sitz in Washington, D.C.,
und Auslandskorrespondent. Als solcher hat er aus Südafrika,
Nordafrika und den Mittleren Osten, aus Zentralasien, den
Kaukasus und aus mehreren europäischen Ländern berichtet. Seine Artikel erschienen in allen großen Zeitzungen der
86$(ULVW)HOORZGHUÄ)RUHLJQ3ROLF\,QLWLDWLYH¶LQ:DVKLQJton und schreibt regelmäßig für ‚The Daily Beast‘ und die
Kolumne „Continental Drift“ für ‚Europe for Tablet‘.
YYY
Dieser Artikel erschien zuerst in: James Kirchick. Die neuen alten Juden.
FAZ.NET, 29.08.2014. URL: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/islamophobie-und-antisemitismus-die-neuen-alten-juden-13124344.html
[Stand:
22.08.2016]. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.
Vor dem Hintergrund, dass heftige Angriffe auf jüdische Glaubensgemeinschaften in ganz Europa zunehmen, lohnt es sich, eine der albernen Behauptungen noch einmal anzuschauen, die sich im Laufe der vergangenen zehn
-DKUHLQGHU|IIHQWOLFKHQ'LVNXVVLRQIHVWJHVHW]WKDW0XVOLPHVLQGÅGLHQHXHQ
Juden“.
Vor einem Jahrzehnt bekam diese Behauptung neue Popularität, als FrankUHLFKLQ6FKXOHQGDV7UDJHQDXIIlOOLJHUUHOLJL|VHU6\PEROH²GDUXQWHUDXFK
GHQLVODPLVFKHQ*HVLFKWVVFKOHLHU²YHUERW,Q'lQHPDUNO|VWHQLPGDUDXIIROgenden Jahr Zeitungscartoons, die den Propheten Mohammed porträtierten,
Unruhen aus. Der gleichzeitige Aufstieg rechtspopulistischer Parteien, die oft
antimuslimische Botschaften verbreiteten, verstärkte die Sicht- und ErzählZHLVHGDVV0XVOLPHHLQHEHGURKWH0LQGHUKHLWVHLHQ
ŝĞŶĞƵĞŶĂůƚĞŶ:ƵĚĞŶ 151
Å1D]LVPXVHULQQHUWXQVGDUDQZLHGQQGLH.UXVWHGHUHXURSlLVFKHQ=Lvilisation ist und dass sie von der kleinsten oder nichtigsten Provokation
GXUFKEURFKHQZHUGHQNDQQ´VFKULHE<DVPLQ$OLEKDL%URZQLPEULtischen Independent. Die Autorin stellte diese Worte ihrem vernichtenden
Fazit voran: „Muslime sind heutzutage die neuen Juden Europas.“ Im gleichen Jahr nahm Sunday Times-Kolumnistin India Knight die Analogie auf,
XPGHQ3DUODPHQWDULHU-DFN6WUDZ]XYHUGDPPHQ(UKDWWHVHLQHP8QEHhagen Ausdruck verliehen, das er bei Zusammentreffen mit vollverschleiHUWHQ:lKOHULQQHQHPSIDQG'DVVVHLQH$XVVDJHQLFKWIUPHKU(PS|UXQJ
gesorgt habe, so schrieb Knight, zeige deutlich, dass „die Jagd auf den
,VODPHU|IIQHWLVW²0XVOLPHVLQGGLHQHXHQ-XGHQ´
DŽŚĂŵŵĞĚͲĂƌƚŽŽŶƐƵŶĚĚĞƌƌĞŝǀŝŬͲsŽƌĨĂůů
'LH3ODWWKHLWLQGHUGLH'HEDWWHJHIKUWZXUGHHUUHLFKWHLKUHQ*LSIHOLP-DKU
2011, als der rechtsextreme Anders Bering Breivik 77 Menschen umbrachte.
'LHPHLVWHQXQWHULKQHQZDUHQMXQJH0LWJOLHGHUGHUQRUZHJLVFKHQ$UEHLWVSDUWHL(UWDWGLHVXPJHJHQGLH(LQZDQGHUXQJYRQ0XVOLPHQ]XSURWHVWLHUHQ
und um anzuprangern, dass mit dem Thema seiner Meinung nach zu lasch
XPJHJDQJHQZLUG)UYLHOHEHZLHVGHU%UHLYLN9RUIDOOGDVVÅ,VODPRSKRELH´
Antisemitismus als das vorherrschende Vorurteil auf dem europäischen Kontinent ersetzt hat.
'HU9RUZXUIGDVV0XVOLPHHLQHlKQOLFKH(UIDKUXQJPDFKHQZLHHVGHU
+RORFDXVW IU GDV HXURSlLVFKH -XGHQWXP ZDU LVW QDWUOLFK DEVXUG (V JLEW
NHLQ 9HUERW IU (KHVFKOLH‰XQJHQ ]ZLVFKHQ 0XVOLPHQ XQG 1LFKWPXVOLPHQ
ZLHHVGLH1UQEHUJHU5DVVHQJHVHW]HIU-XGHQXQG1LFKWMXGHQZDUHQ*HVFKZHLJHGHQQJLEWHV7RGHVODJHUIU$QKlQJHUGHVLVODPLVFKHQ*ODXEHQV6R
beleidigend einige Muslime die Mohammed-Cartoons auch gefunden haben
P|JHQVLHZDUHQQRFKQLFKWVLP9HUJOHLFK]XGHPZDVWlJOLFKDXIGHQ6HLten des „Stürmers“ erschien. Selbst Breivik hat seinen Hass nicht an den Muslimen sondern an linken politischen Aktivisten ausgelassen.
Diejenigen, die uns versichern, dass Muslime Juden als europäische SünGHQE|FNH HUVHW]W KDEHQ EHKDXSWHQ ]ZHLIHOORV QLFKW GDVV HV HLQH H[DNWH
hEHUHLQVWLPPXQJ ]ZLVFKHQ GHQ YHUJDQJHQHQ (UIDKUXQJHQ GHU -XGHQ XQG
den heutigen der Muslime gebe. Eher impliziert ihre Argumentation das unDXVZHLFKOLFKH E|VH (QGH 'LH SRSXOlUHQ +DOWXQJHQ JHJHQEHU 0XVOLPHQ
und dem Islam, so sagen sie, erschaffen ein solches „Klima“, in dem sich die
KlVVOLFKH*HVFKLFKWH(XURSDVZLHGHUKROHQN|QQWHÅ,FKZQVFKWHLFKN|QQWH
GHP Ä1LH ZLHGHU 0DQWUD¶ JODXEHQ´ VFKULHE XQOlQJVW 0HKGL +DVDQ SROLWL-
ϭϱϮ:ĂŵĞƐ<ŝƌĐŚŝĐŬ
VFKHU /HLWHU GHU EULWLVFKHQ +XIÀQJWRQ 3RVW QDFKGHP GLH $QWL,PPLJUDWLonsparteien eine Rekordzahl an Sitzen im Europaparlament erhalten haben.
Å$EHUGLHVHHXURSlLVFKHQ:DKOHUJHEQLVVHODVVHQPLFKGDUDQ]ZHLIHOQ´
:ƵĚĞŶŚĂďĞŶŶŝĞdĞƌƌŽƌĂŶŐƌŝīĞĚƵƌĐŚŐĞĨƺŚƌƚ
(V LVW ZDKU GDVV YLHOH (XURSlHU 9RUXUWHLOH JHJHQ 0XVOLPH KDEHQ :UGH
man aber alle kritischen Einstellungen gegenüber dem Islam in einen Topf
ZHUIHQ ZlUH GDV JHQDXVR IDOVFK ZLH ]X EHKDXSWHQ GDVV GHU ,VODP VHOEVW
und das Verhalten der Muslime keinen Anteil daran haben, dass negative
Ansichten über sie entstehen. Juden haben nie Terrorangriffe auf Zivilisten
GXUFKJHIKUW)DWZDVJHJHQ&DUWRRQLVWHQDXVJHVSURFKHQGLHNUXPPQDVLJH
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GLHZHVWOLFKH=LYLOLVDWLRQLQGRNWULQLHUW,QHLQHUDNWXHOOHQ8QWHUVXFKXQJPLW
dem Spitznamen „das trojanische Pferd“ hat die britische Regierung dahingegen in diesem Jahr herausgefunden, dass in einigen Schulen in BirmingKDP HLQH ÅDJJUHVVLYH LVODPLVWLVFKH $JHQGD´ GXUFKJHVHW]W ZLUG 'LH EXQWH
0LVFKXQJ GHV DQWLPXVOLPLVFKHQ )DQDWLVPXV GLH YRQ GHQ bX‰HUXQJHQ GHV
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PLWGHPHOLPLQDWRULVFKHQ$QWLVHPLWLVPXV]XYHUJOHLFKHQZlUHHLQHULHVLJH
Übertreibung der Herausforderungen, vor denen Muslime stehen.
9LHOHVYRQGHPZDVGLHVHU7DJHDOVÅ,VODPRSKRELH´GXUFKJHKW²HLQ.RQversationskiller, der jede Art von Islamkritik als „rassistisch“ bezeichnet
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:HVHQ QRFK LP $XVPD‰ %HGHQNHQ DXV]XGUFNHQ JHJHQEHU GHQ ZHLWYHUbreiteten reaktionären Auffassungen in vielen muslimischen Gemeinden
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nicht rassistisch. Noch ist es vergleichbar mit dem Fanatismus, der Juden entJHJHQJHEUDFKWZLUG)UKHUXQGDXFKKHXWHQRFK,QGHQ9HUHLQLJWHQ6WDDWHQ
JDEHVVHLWGHP6HSWHPEHUZHLWDXVPHKUDQWLVHPLWLVFKH$QJULIIHDOVDQWLPXVOLPLVFKHZLH)%,6WDWLVWLNHQEHOHJHQ,Q(XURSDJUHLIWGLH9RONVPHQJH
QLFKWDXIJHEUDFKW0XVOLPHRGHU0RVFKHHQDQZHQQHVHLQHQLVODPLVWLVFKHQ
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immer es Spannungen im Nahen Osten gibt.
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'LHV DOOHV VROOWH QDWUOLFK QLFKW YHUGHFNHQ GDVV HV ZLFKWLJH *HPHLQVDPNHLWHQ ]ZLVFKHQ GHQ (UIDKUXQJHQ YRQ 0XVOLPHQ XQG -XGHQ JLEW 6RZRKO
GDPDOV ZLH KHXWH 'HU $QWKURSRORJLHSURIHVVRU GHV 5HHG &ROOHJH 3DXO 6LOverstein, sagte gegenüber dem San Francisco Chronicle im Jahr 2006, dass
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sind, die nicht auf der Realität beruhen und unabhängig davon bestehen,
ob eine Person schon einmal ein Erlebnis mit Muslimen hatte“. Ersetzen Sie
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lFKWHQ ZROOWHQ =X QHQQHQ LVW KLHU GLH %HVFKQHLGXQJVGHEDWWH XQG GLH 'LVkussion über koscheres oder Halal-Essen. Militante europäische Säkularisten
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„Tierschutz“ sorgten, und verbreiten von Muslimen und Juden das Bild von
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mitbekommen. Damals sah ich mich mit Werbekampagnen konfrontiert, die
Juden und Muslime mit Kinderschändern gleichsetzten. Marine Le Pen, die
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darstellt, hat dazu aufgerufen, nicht nur das Kopftuch in der Öffentlichkeit
zu verbitten, sondern auch die Kippa.
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Das Gleichsetzen der berechtigten Kritik am Islam mit Antisemitismus lässt
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liberalen, aufgeklärten Europäern und einer bedenklich großen Zahl von
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XQGGHQHQGHU0XVOLPH´$VODQEHVWULWWGDVVHVHLQHQVROFKHQ.RQÁLNWJlEH
und sagte seinem Fragesteller: „Das gleiche haben sie über die Juden gesagt,
bevor sie sie niedergemetzelt haben.“ Kritik am Islam ist also bloß ein Vorspiel zum Genozid.
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als Juden das je getan haben. In Frankreich machen sie acht Prozent aus,
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sächlich als „die neuen Juden“ zu bezeichnen, müssten sie ein Volk in der
Diaspora sein, das kein nationales Heimatland hat, in das es zurückkehren
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GLH HXURSlLVFKHQ -XGHQ GHU )DOO JHZHVHQ 6LH NRQQWHQ GXUFK GLH YRQ GHQ
Briten festgelegten Quoten nicht in das Mandatsgebiet Palästina einreisen
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für islamische Zusammenarbeit hat 57 Mitgliedstaaten. Es gibt 1,6 Milliarden
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respektablen liberalen Zeitungen bis hin zu massiven Demonstrationen, in
GHQHQGHUMGLVFKH6WDDWEHVFKXOGLJWZLUGÅ*HQR]LG´DQGHQ3DOlVWLQHQVHUQ
zu verüben.
Die vermeintliche Welle der Islamophobie veranlasste vor acht Jahren den
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selbst, und das sind die Muslime. Eine November-Umfrage, die vor den letzWHQDQWLVHPLWLVFKHQ$QJULIIHQGXUFKJHIKUWZXUGHHUJDEGDVV3UR]HQW
GHU HXURSlLVFKHQ -XGHQ EHU $XVZDQGHUXQJ QDFKJHGDFKW KDEHQ $OOHLQ LQ
den vergangenen Wochen hat sich die Zahl der antisemitischen Vorfälle in
Großbritannien verdoppelt, ein muslimischer Mob versuchte in Paris in eine
Synagoge einzubrechen und Rufe danach, „Juden in die Gaskammern“ zu
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'LHÅQHXHQ´-XGHQVRVWHOOWVLFKOHW]WOLFKKHUDXVVLQGZLHGHUHLQPDOGLH
JOHLFKHQZLHGLHDOWHQGLH-XGHQ
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einer ihr bis dahin unbekannten sunnitischen Familie in Mossul. Der IGFM
berichtet sie über ihre Erlebnisse.
Schaha stammt aus einem kleinen Ort aus der Ninive-Ebene im Nordirak,
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„Die Nachricht, dass die Kämpfer des Islamischen Staates kommen, hat sich
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2014. Aber kurz danach am selben Tag haben sich die Peschmerga selbst
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uns mit mehreren Fahrzeugen eingekreist und uns gefangen genommen. Wir
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HUUHLFKHQELVLKQVFKOLH‰OLFKHLQH.XJHOLQGHQ.RSIWUDI'DQQZXUGHQGLH
übrigen Männer erschossen.
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‚Ihr seid keine Muslime und ihr habt eine schlechte Religion‘.
Nach einer Stunde haben sie uns nach Baatsch gefahren, südlich der früKHUHQ*UHQ]H]ZLVFKHQGHP,6*HELHWXQGGHP.XUGHQJHELHW'LHVH*UHQ]H
KDWHLQHQ*UHQ]ZDOO$QGLHVHP:DOOVLQGGLHMHVLGLVFKHQ.lPSIHU]XUFNgeblieben, um den IS aufzuhalten und um ihre Familien zu schützen. Aber
das kurdische Militär hat sie allein gelassen. Im Stich gelassen, ausgeliefert,
verraten.
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Grenze und am Straßenrand viele Tote gesehen. Frauen, Männer und auch
viele Kinder. Ich kannte keinen dieser Menschen, aber der Kleidung nach
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)UDXHQXQGLKUH.LQGHUQRFKGD]X(VZDUXQVHUH)DPLOLHXQGHLQSDDUDQdere. Bei Checkpoints des IS feuerten die Soldaten vor Freude, dass sie Jesiden gefangen hatten, in die Luft und verteilten Süßigkeiten unter den Kämpfern und Sympathisanten.
In Mossul haben sie uns in eine große Villa gebracht. Am ersten Tag kam
ein islamischer Geistlicher zu uns Frauen und hat den Koran verteilt. Die
ganze Nacht bis zum Morgen las der Imam aus dem Koran vor. Der Imam beOHLGLJWHVWlQGLJGLHMHVLGLVFKH5HOLJLRQZLU)UDXHQVROOWHQLKPQDFKVSUHFKHQ
0DQFKHZHLJHUWHQVLFKGDV]XZLHGHUKROHQ6LHGURKWHQGDQQXQVHUH0lQQHU]XHUVFKLH‰HQZHQQZLUQLFKWPLWPDFKWHQ'DEHLZDUHQXQVHUH0lQQHU
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EOLHEHQ,QGHU6SRUWKDOOHZDUHQ)UDXHQXQG.LQGHU$OVHUVWHVKDEHQ
sie sich ganz freundlich mit uns unterhalten. Sie haben immer versucht uns
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VLH XQVHUH 5HOLJLRQ EHOHLGLJW XQG ZLU VROOWHQ GLH %HOHLGLJXQJHQ ZLHGHUKROHQ0DQFKHKDEHQGDVJHPDFKW,FKKDWWHPLFKJHZHLJHUW'DNDPHQ]ZHL
0lQQHUGLHVDJWHQÄ:HQQ'XGDVQLFKWVDJVWGDQQHUVFKLH‰HQZLUGLFK'X
musst Deine Religion und Deinen falschen Propheten und Deine Kultur vergessen. Das ist vorbei, das Jesidentum ist Geschichte.‘
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,P6WLOOHQKDEHQZLUDEHUZLHZLUJHEHWHW$OVVLHGDVPLWEHNDPHQKDEHQVLH
JHVDJWZLUPVVWHQLPPHUODXWEHWHQ6WlQGLJKDEHQVLHXQVEHGURKW
ůƐĞƌƐƚĞƐŬĂƵŌĞŶĚŝĞDćŶŶĞƌĚŝĞƐĞŚƌŚƺďƐĐŚĞŶũƵŶŐĞŶ&ƌĂƵĞŶ
Schließlich haben sie uns in Bussen, in die 20 Personen passen, erneut zu
einer Villa gebracht. ‚Wenn eine Frau oder ein Mädchen in dieses Haus
kommt, so verlässt sie es nicht unverheiratet‘, sagten die Männer. Am Abend
kamen Männer, nicht nur aus Syrien und dem Irak, sondern auch aus an-
ϭϱϴ/'&D
deren arabischen Ländern und kauften die Frauen. Als erstes kauften die
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hübsche Mädchen ausgesucht und mitgenommen. Diese Mädchen kamen aus
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'LH,60lQQHUEHNDPHQ*HOGIUXQVGDVKDEHQZLUPLWHLJHQHQ$XJHQ
gesehen. Manche Mädchen haben sich gefügt, manche versuchten, sich zu
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0DQFKPDOZXUGHQPLVVEUDXFKWH0lGFKHQXQG)UDXHQDXFKZLHGHU]XUFNgebracht. Einige von ihnen hatten den Verstand verloren. Eine Frau hatte erst
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JHZRUGHQ6LHEUDFKWHQVLH]XHLQHP$U]WDEHURKQH(UIROJ6LHNRQQWHDXFK
nicht mehr in ihrer kurdischen Muttersprache sprechen, nur noch Arabisch.
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GHP +DXV ,FK ZDU VR WUDXULJ PDQ KDWWH PHLQH )UHXQGH XQG 9HUZDQGWHQ
PLWJHQRPPHQ'HU,6.lPSIHUKDWJHVDJWZHQQLFKQLFKWVHLQH)UDXZHUGH
YHUNDXIWHUPLFKQDFK6\ULHQDQHLQHQ)UHPGHQ,FKKDEHJHVDJWLFKZUGH
QLHPDOVVHLQH)UDXZHUGHQ'HU.lPSIHUULHIHLQHQ.lXIHULQ6\ULHQDQGHU
sollte am nächsten Tag kommen und mich mitnehmen.
In der Nacht desselben Tages habe ich es geschafft, die Tür meines ZimPHUV ]X |IIQHQ 'LH ,60lQQHU GDFKWHQ QLFKW GDVV HLQH )UDX HV VFKDIIHQ
N|QQWH]XÁLHKHQXQGVFKOLHIHQ:HQQGLH.lPSIHUHVJHPHUNWKlWWHQKlWWH
ich gesagt, dass ich Wasser für mein Kind hole. Die Männer haben so tief geschlafen, dass sie nichts gemerkt haben. Ich nahm Wasser und bin dann mit
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ĞŝĚŝĞƐĞƌ&ĂŵŝůŝĞŐŝŶŐĞƐŵŝƌƐŽŐƵƚ͊͞
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da durch? Sie durften mich nicht entdecken. Ich habe an eine Wohnungstür
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HLQHMHVLGLVFKH)UDXELQHLQ.LQGKDEHXQGVFKZDQJHUELQ'LH)DPLOLHZDU
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diese Familie vorher nicht. Bei dieser Familie ging es mir so gut! Sie nahmen
auch Kontakt zu meinem Bruder auf. Ich habe mich sicher gefühlt. Als ich zu
dieser Familie kam, hatte ich volles Vertrauen zu ihnen.
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ODJGLHVHU.RQWUROOSRVWHQGHV,60HLQ6RKQZDUNUDQN,FKHU]lKOWHGHQ,6
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ZHLOGRUWHLQHEHVRQGHUH%HKDQGOXQJP|JOLFKVHL6LHOLH‰HQXQV>VLHVHOEVW
XQGLKUHQNOHLQHQ6RKQ@QLFKWGXUFK(UVWEHLP]ZHLWHQ9HUVXFKNODSSWHHV
%HLP&KHFNSRLQWGHU3HVFKPHUJDULHIHQZLUZLHGHUPHLQHQ%UXGHUDQXQG
sagten ihm, dass er uns abholen soll. Bevor mein Bruder kam und mich abholte, sagte der Peschmerga-Kämpfer, ich solle bei der Peschmerga bleiben,
ZHLOGLH-HVLGHQPLFKYLHOOHLFKWQLFKWPHKUEHLVLFKDN]HSWLHUHQZUGHQGD
LFKEHLP,6ZDU(UZROOWHGDVVLFKGLH3HVFKPHUJDXQWHUVWW]H(UKDWPLU
VHLQH7HOHIRQQXPPHUJHJHEHQGDPLWLFKLKQDQUXIHQNDQQZHQQLFKEHLGHQ
-HVLGHQ3UREOHPHKDEH(UQDQQWHPLFKVHLQH6FKZHVWHU6LHIUDJWHQPLFK
ob ich meiner Religionsgemeinschaft und meinem Volk vertraue, dass sie
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3HVFKPHUJDQDFK+DXVHEULQJHQXQGLFKKlWWHGRUWIULPPHUEOHLEHQN|QQHQ,FKVDJWHGDVVLFKPHLQHQ>MHVLGLVFKHQ@$QJHK|ULJHQYROOYHUWUDXHXQG
gerne zu ihnen zurückgehe.‘
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Ein Jeside überlebt seine Gefangennahme durch den Islamischen Staat durch
den Übertritt zum Islam. Nach seiner erfolgreichen Flucht berichtet er der
IGFM über seine Erlebnisse.
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Ein Existenzrecht haben nach klassischer islamischer Auffassung nur Christen, Juden und Zoroastrier. Die große Mehrheit der Religionen der Erde gilt
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(UPRUGXQJ]LHKWZHGHU9HUJHOWXQJQRFKÅ%OXWJHOG´QDFKVLFKXQGZlUHGHPnach folgenlos. Jetzt ist Schamo in Deutschland und in Sicherheit. Er ist Je-
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als ihn Einheiten des Islamischen Staates (IS) am 3. August 2014 gefangen
nahmen. Über seine Erlebnisse bis zu seiner erfolgreichen Flucht aus den
Händen des IS am 20. März 2015 sprach er mit der IGFM.
Die Kämpfer des Islamischen Staates stellten die Christen in ihrem HerrVFKDIWVJHELHWYRUGLH:DKOHQWZHGHU]XP,VODPEHU]XWUHWHQRGHUHLQH.RSIVWHXHU]X]DKOHQRGHULKUH+HLPDW]XYHUODVVHQ²RGHUKLQJHULFKWHW]XZHUGHQ:HUQDFK$XIIDVVXQJGHV,6NHLQHUYRP,VODPDQHUNDQQWHQÅJ|WWOLFKHQ´
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Schamo stammt aus einem Dorf rund 30 km südlich der Stadt Shingal
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Autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak. Da es seit 45 Tagen an
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rund 1.000 kurdische Peschmerga in Bereitschaft lagen, fühlten sich die EinZRKQHUGHU5HJLRQUHODWLYVLFKHU
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,QGHU1DFKWDXIGHQ$XJXVWGUDQJHQ,6.lPSIHUPLWHWZD)DKUzeugen in das von Kurden gehaltene Gebiet vor. Die an Schamos Dorf statiRQLHUWHQ.XUGHQXQG-HVLGHQZDUHQ]DKOHQPl‰LJZHLWXQWHUOHJHQ'LHNXUGLVFKHQ9HUWHLGLJHUZXUGHQHQWZHGHUZlKUHQGGHU.lPSIHHUVFKRVVHQRGHU
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aus der Stadt Shingal die Fluchtstraße mit Baumaschinen unpassierbar gePDFKWKDWWHQ6HKUYLHOH-HVLGHQZXUGHQGDGXUFKYRQ,6.lPSIHUQEHLLKUHP
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blieb mit seiner Mutter, die nicht mehr ohne Hilfe laufen konnte, und den
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Kleidung. Ein großer Mann mit blutigen Händen kam auf ihn zu. Er erkannte
schnell, dass er gegen diesen Mann nichts ausrichten konnte. Schamo reichte
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Shingal zu gehen. Auf dem Weg verlor er jedoch unter den vielen Menschen
seine Kinder aus den Augen.
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In seiner Not sagte er, dass er gekommen sei, um zum Islam überzutreten.
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„Man ließ mich leben. Ich bin zum 2. Checkpoint gegangen. Dort musste ich
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Jeside mehr.‘“
Die hübschesten Mädchen wurden
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Am 1. Checkpoint vor der Stadt sah er Ambulanz-Fahrzeuge, die die hübschesten Mädchen und Frauen einluden und mitnahmen. „Die gefangenen
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2000 Frauen und Kinder. Jugendliche Mädchen sah man keine mehr. Sie
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sich ein Kopftuch tief über den Kopf gezogen, aber es nutzte ihnen nichts.
1DFKWVNDPHQ,6/HXWHPLW7DVFKHQODPSHQZHFNWHQGLH)UDXHQXQGOHXFKteten den erschreckten Mädchen und Frauen ins Gesicht. Man sagte ihnen,
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an Ort und Stelle erschossen. Aus dem Fenster sah ich meine Mutter mit den
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Meine Mutter erkannte mich am Fenster und rief: ‚Komm runter und beruhige deine Kinder!’. Ich ging zu einem Wärter und sagte ihm, dass ich zu den
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DEZHUWHQG@ VHL :HQQ LFK PLFK EHZHJH ZUGH HU PLFK W|WHQ ,FK HQWJHJnete, dass ich doch einer der ihren sei. Daraufhin stellte er mir Fragen zum
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an jedem Tag im Fernsehen 10 Minuten aus dem Koran gelesen und dann erst
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die Kinder holen. Ich habe gebettelt, dass sie meine Mutter und die Kinder
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HLQJXWHU0XVOLPJHZRUGHQELVWGDQQZLUGXQVHU)KUHUHWZDVIUGLFKWXQ¶
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Ein Mann mit blondem Bart aus Tal-Afar namens Abu Abdul Rasak hielt eine
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Schamo nutzte die Situation. Er bat den Führer, seine Kinder und seine
Mutter gehen zu lassen, denn er sei ein guter Muslim. Und tatsächlich erlaubte er, dass seine Mutter mit den Kindern nachhause gehen durfte. Als er
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mitzunehmen. Erst später merkten die Wärter, dass sich der Raum hinter
ihnen merklich geleert hatte.
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6FKDPRZROOWH.RQWDNW]XLKPDXIQHKPHQXQGVXFKWHQDFKHLQHP0RELOWHlefon. Laut sprach er einen alten jesidischen Mann an, ob er Tabak für eine
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JULIIJHLVWHVJHJHQZlUWLJLQHLQHYHUVWHFNWH7DVFKHVHLQHV*HZDQGVXQG]RJ
HLQ6lFNFKHQÅPLW7DEDN´ZLHHU]XUFNÁVWHUWHKHUDXVGRFKLQGHP6lFNchen befand sich ein altes Mobiltelefon. So konnte er seinem Bruder mitteilen, dass seine Mutter auf dem Weg zu ihm sei und eine große Gruppe Frauen
mitbringe, die er bitte in die Wohnung einlassen müsse. So geschah es, die
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ÁRKHQDXVGHP+DXVGHU)DPLOLH3HUVRQHQJHPHLQVDPPLWDQGHUHQLQGLH
Berge. Später erhielt er von dort die Nachricht, dass alle in Sicherheit seien.
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gab es auch Fenster, von denen man in einen Garten blicken konnte. Er
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die Chance vor ihm. Der IS hatte aber Wachen im Garten postiert. Einer der
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die Straße geführt und hatten uns in sieben Reihen hintereinander auf die
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DOWHQMHVLGLVFKHQ7HPSHODQODJH@EULQJHQZHUGHZRGLHVWHUEHQZUGHQGLH
nicht zum Islam übertreten.
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den Knien hocken. Alte Männer, die das nicht konnten und sich auf die Füße
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KLHOWHQVLHLKUH*HZHKUHDXIXQVXQGZLUGDFKWHQGDVVZLUMHW]WHUVFKRVVHQ
ZHUGHQ'RFK$EX$EGXO5DVDNGHUPLWGHPEORQGHQ%DUWULHIDQXQGJDE
Order, dass diejenigen, die zum Islam übertreten, leben bleiben dürfen. Die
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Wir dachten, dass der Radlader dazu da ist, unsere Leichen in Gräbern verVFKZLQGHQ]XODVVHQ
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:LU ZXUGHQ MHGRFK DXI GLH EHLGHQ )DKU]HXJH JHODGHQ $P /LFKW GHU 6WUD‰HQEHOHXFKWXQJNRQQWHLFKHUNHQQHQGDVVZLULQ5LFKWXQJ7DO$IDUIXKUHQ
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Wagen nahe der Hassanko-Halle, einem historischen Gebäude in der Form
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Dose mit einem Getränk. Es hatte sich ein Führer aus Mossul angekündigt.
Wir erhielten Islam-Unterricht durch einen Whali. Er sagte uns aber auch,
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Sherfadin gebracht und abgeschlachtet. Vier von uns sagten, dass sie Jesiden
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$OOHV ZDV LKU ELVKHU JHWDQ KDEW LVW JHO|VFKW GHQQ QXQ VHLG LKU ULFKWLJH
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offen‘, sagte einer der Führer.
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QDKHJHOHJHQHQ 6HH LQ GHP ZLU DXVJLHELJ EDGHQ GXUIWHQ 'DQDFK IKUWH
man uns zur Moschee.
In der Moschee unterrichtete uns ein Hodscha auf Arabisch, doch nur die
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JHK|UHQ]XGHQ.XUGHQ$OOHVSUHFKHQNXUGLVFKH'LDOHNWHDEHUQLFKWDOOH
VSUHFKHQ$UDELVFK@=ZHLPHOGHWHQVLFKDQVFKOLH‰HQGIUHLZLOOLJHLQH3UREH
des Erlernten vorzutragen, damit diejenigen, die nichts verstanden hatten,
QLFKWEHVWUDIWZHUGHQ'HU+RGVFKDZDU]XIULHGHQXQGQDFKHLQHUKDOEHQ
6WXQGHNRQQWHQZLUDXIK|UHQ'DVHUVWH*HEHWLQGHU0RVFKHHPDFKWHGHXWOLFKGDVVNDXPMHPDQGZDVYHUVWDQGHQKDWWH-HGHUEHWHWHDQGHUVDOVGHU
nächste. Wir mussten unsere traditionelle jesidische Kleidung ablegen und
erhielten Kleidung nach IS-Regeln. Dann brachte man uns in ein sauberes
Gebäude der Verkehrsbetriebe.
Da ich Arabisch kann, erhielt ich den Auftrag, als Wachmann zu arbeiten
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HLQJHVHW]WGDPLWLFKGHQQHXHQ0XVOLPHQ]HLJHZLHVLHVLFK]XYHUKDOWHQ
KDEHQ GDPLW VLH QLFKW HUVFKRVVHQ ZHUGHQ ,FK JODXEH GDVV LFK GDGXUFK
vielen Menschen das Leben gerettet habe.
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ĂůƐ'ĂŶnjĞƐnjƵŵ/ƐůĂŵƺďĞƌƚƌĞƚĞŶƐŽůůƚĞŶ
Täglich gab es Besuche diverser IS-Abteilungen, die die neuen Muslime beJU‰HQ XQG ZLVVHQ ZROOWHQ ZDV ZLU GHQQ VR EUlXFKWHQ 'HU VHKQOLFKVWH
:XQVFK DOOHU ZDU GDVV ZLU XQVHUH )DPLOLHQ ZLHGHUVHKHQ XQG PLW LKQHQ
OHEHQ N|QQWHQ 'LH )UDXHQ ZDUHQ ZLH ZLU YRQ LKQHQ VSlWHU HUIXKUHQ LQ
HLQHU GUDPDWLVFKHQ 6LWXDWLRQ NHLQH +\JLHQH VHLW ]ZHL :RFKHQ NHLQ :l-
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VFKHZHFKVHO GLH %DE\V HUKLHOWHQ NHLQH QHXHQ :LQGHOQ $XFK GHQ )UDXHQ
hatte man gesagt, dass sie konvertieren müssten. Der IS verlangte, dass
)DPLOLHQDOV*DQ]HV]XP,VODPEHUWUHWHQVROOWHQ$QVRQVWHQZUGHQGLH
)UDXHQGDEOHLEHQZRVLHZDUHQ1LHPDQGZUGHVLFKXPVLHNPPHUQELV
VLHWRWZlUHQ
Ich sprach mit den Frauen und versuchte sie zu überzeugen, dass sie übertreten müssen, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten. Und die anGHUHQ0lQQHUWDWHQHVHEHQVR8QWHUGHQ)UDXHQZDUHQDEHUDXFK:LWZHQ
GHUHQ0lQQHUHUVFKRVVHQZDUHQ:LUYHUHLQEDUWHQXQWHUHLQDQGHUGDVVGLH
ledigen Männer unter uns behaupten, dass diese Frauen ihre Frauen seien,
XQGVREHUQDKPHQZLUGLH9HUDQWZRUWXQJIUGLH:LWZHQ
'LH )DPLOLHQ GLH ]XP ,VODP EHUJHWUHWHQ ZDUHQ ZXUGHQ LQ GDV 'RUI
.DVHU$PLKUDEVHFKVNPZHVWOLFKYRQ7DO$IDUJHEUDFKWXQGMHGH)DPLOLH
EHNDPGRUWHLQH:RKQXQJ:LUEHNDPHQGUHLPDOWlJOLFK(VVHQ]ZHL0RQDWHODQJHLQHQ7RSIPLW5HLVXQG6XSSH1DFK]ZHL0RQDWHQVDJWHQZLU
GDVV ZLU DXFK VHOEVW NRFKHQ N|QQWHQ -HGHU GHU GDV ZROOWH HUKLHOW HLQHQ
JUQHQ 6FKHLQ HLQHQ $XVZHLV XQG DXI GLHVHQ 6FKHLQ KLQ HUKLHOWHQ ZLU
Lebensmittel.
ĞŐĞŝƐƚĞƌƵŶŐĚĞƌ/^Ͳ>ĞƵƚĞƺďĞƌ
ĚŝĞͣƵƌƐƉƌƺŶŐůŝĐŚĞ&Žƌŵ͞ĚĞƐ/ƐůĂŵ
Die IS-Leute, besonders diejenigen, die neu zu ihnen stoßen, sind über die
$UWZLHGRUWGHU,VODPLQVHLQHUXUVSUQJOLFKHQ)RUPJHOHEWZLUGVRYHUzückt, dass für einige von ihnen der Wille, durch Märtyrertum so schnell
ZLHP|JOLFKLQV3DUDGLHV]XJHODQJHQZLFKWLJHULVWDOVGDV/HEHQ/HXWH
GLH IU LKUHQ *ODXEHQ GXUFK LKUHQ 7RG DQGHUH PLWUHL‰HQ ZROOHQ N|QQHQ
VLFK EHL LKUHP ]XVWlQGLJHQ LVODPLVFKHQ *HLVWOLFKHQ EHZHUEHQ 6LH HUKDOten dann eine Schulung im Umgang mit Sprengstoff, einen SprengstoffgürWHOXQGHLQHQ$XIWUDJ/LHJWGHU$XIWUDJLP$XVODQGZHUGHQVLHJHVFKXOW
einen Sprengstoffgürtel selbst herzustellen. Verkündet der Geistliche, dass
GHURGHUGHUEHUHLWLVWVLFKLQGLH/XIW]XVSUHQJHQIHLHUQLKUH$QJHK|ULJHQ
GHQ ]XNQIWLJHQ 0lUW\UHU -HGHU P|FKWH GHP GHU EDOG LP 3DUDGLHV VHLQ
ZLUGQDKHVHLQ9RQGHP9RUKDEHQQRFKDE]XVSULQJHQLVWGDQQQLFKWPHKU
P|JOLFK (V JLEW DEHU 8PVWlQGH GXUFK GLH GHU )UHLZLOOLJH YHUKLQGHUW LVW
VHLQ9RUKDEHQHLQ]XO|VHQ'RFKHVJLEWDXVUHLFKHQG/HXWHGLHVLFKXPGHQ
$XIWUDJEHZHUEHQXQGGLHEHUHLWVLQGLKPGLHVHQ$XIWUDJDE]XNDXIHQ'HU
damalige Preis zum Abkauf eines Auftrags als Selbstmordattentäter lag bei
1.200 US Dollar.
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Ğƌ/^ƐĂŐƚĞ͕ĞƌŚĂďĞĚĂƐZĞĐŚƚ͕ĚŝĞƐĞ&ƌĂƵĞŶnjƵǀĞƌŚĞŝƌĂƚĞŶ
/HGLJH)UDXHQXQG0lGFKHQZXUGHQ]XP'RUI4LVHO4LRLQGHU1lKHGHV0LOLWlUÁXJKDIHQVYRQ7DO$IDUJHEUDFKW=DKOUHLFKH0lGFKHQDXV.RWVHORZDUHQ
bereits dort. Der IS sagte, er habe das Recht, diese Frauen zu verheiraten. 300
)UDXHQ ZXUGHQ QDFK 5DTTD LQ 6\ULHQ JHEUDFKW 0DQ VDJWH GDVV PDQ )UDXHQEUDXFKHZHLOGLH,66ROGDWHQ+HOIHULQQHQEUlXFKWHQIUGLH:lVFKH
IUV.RFKHQPDQVDJWHLKQHQQLFKWGDVVGLHVHDOV6NODYLQQHQGLHQHQZUGHQ9LHOH)UDXHQGLHZLULQXQVHUHU2EKXWJHUHWWHWJODXEWHQZXUGHQGXUFK
(LQ]HONRQWUROOHQ HQWGHFNW $QGHUH ZXUGHQ GXUFK HLQ IDOVFKHV 9HUVSUHFKHQ
in eine Falle gelockt: Der Islamische Staat verbreitete das Gerücht, dass der
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'DUXP VROOWHQ VLFK GLH )UDXHQ PHOGHQ XQG PDQ ZHUGH VLH PLW LKUHQ 0lQQHUQ]XVDPPHQIKUHQ8QGWDWVlFKOLFKZDUHQYLHOHOHLFKWJOlXELJXQGVLQG
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Nach fünf Monaten sagte man uns, dass der IS die Familien nicht dauerKDIW XQWHUKDOWHQ N|QQH XQG MHGHU 0XVOLP DUEHLWHQ XQG 9HUDQWZRUWXQJ IU
GLH)DPLOLHEHUQHKPHQPVVH0DQZLHVXQV$UEHLW]XDOV+DQGZHUNHUDOV
Schäfer, als Straßenkehrer und andere Aufgaben. Täglich kamen dann ISLeute und holten uns in Kolonnen zum Arbeiten ab.
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(VHQWVWDQGHLQNXU]HU6WUHLWGHQQGHU6WDGWKDOWHUYRQ7DO$IDUZROOWHÄVHLQH
/HXWH¶ZLHGHUKDEHQDEHU0RVVXOZROOWHDXIGLHELOOLJHQ$UEHLWVNUlIWHQLFKW
verzichten. Der Whali von Tal-Afar erreichte schließlich, dass jeder, der in
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Ich erhielt in Mossul die Aufgabe, sieben Kühe von Hadji Bakr zu hüten
und zu versorgen. Nebenbei habe ich zehn alte Jesidinnen, die älter als 60
-DKUHZDUHQJHSÁHJW$OVLFKQDFK7DO$IDU]XUFNNHKUHQZROOWHEUDFKWHQ
IS-Leute die alten Frauen auf das Gelände einer Schule und erschossen die
Frauen. Das geschah am 27. oder 29. Dezember 2014. IS-Männer zeigten mir
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im Zusammenhang mit dem Übertritt zum Islam: „Eine junge jesidische FaPLOLHPLWHLQHPHLQHLQKDOEMlKULJHQ.LQGZXUGHDXIJHIRUGHUW]XP,VODP]X
NRQYHUWLHUHQ'HU0DQQZHLJHUWHVLFK,6.lPSIHUVFKODFKWHWHQLKQYRUGHQ
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entrissen ihr das Kind und schleuderten es vor ihren Augen gegen eine Wand,
GDVVHVVWDUE'DQQYHUJHZDOWLJWHQGUHL0lQQHUGLH)UDXYRUGHQ$XJHQDQderer Gefangener.“
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„Bei unserer Rückreise nach Tal-Afar hatte ich eine Gruppe von über 30
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sehen und erleben musste. Ich gehe nicht mehr zurück.“
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Der Islamische Staat (IS) fuhr im Januar 2015 eine Gruppe jesidischer Frauen
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GRUWVLQGMHGRFK²ZHQQVLHLP)UHLHQVLQG²LQGHU5HJHONRPSOHWWVFKZDU]
verschleiert. Weiß ist traditionell eine Farbe, die von älteren Jesidinnen geWUDJHQZLUGRIWPLWURWHQ/LQLHQDQGHQ6lXPHQ(VJLEWGDIUNHLQHIHVWHQ
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nichts Farbiges.
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hunderte andere Jesiden, in einem großen Sportkomplex in Mossul gefangen
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]ZHL]ZHLMlKULJHQ.LQGHUQLQHLQHP5DXP
Am 28. Dezember 2014 erschienen dort Männer des Islamischen Staates,
durchsuchten den Raum und die Habseligkeiten der Gefangenen und nahmen
die alten Frauen, den Mann und die beiden Kleinkinder mit. Sie gaben geJHQEHUGHQDQGHUHQ*HIDQJHQHQYRUVLHZUGHQLQHLQ$OWHQKHLPJHEUDFKW
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VSlWHULQHLQHP0HWDOONlÀJ]XU6FKDXJHVWHOOWXQGGXUFKGLH6WUD‰HQ0RVsuls gefahren. Mit Lautsprechern verbreiteten Männer des IS, dass es sich
XPÅ+H[HQ´KDQGOHGLHJHW|WHWZUGHQ6LHKlWWHQGHQJHIDQJHQHQÅ8QJOlXbigen“ verboten, den Islam anzunehmen. Außerdem seien bei ihnen „Erde
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ÅKHLOLJH%lQGHU´XQGÅKHLOLJH(UGH´GHU-HVLGHQ'LH%lQGHUZHUGHQLPEH-
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deutendsten Heiligtum der Jesiden in Lalisch hergestellt. Die Erde stammt
ebenfalls aus Lalisch oder einem für Jesiden heiligen Bezirk im nordirakischen Shingal.
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VLFKHUEHOHJW'HULVODPLVFKH6WDDWKDW*HIDQJHQHLQ.lÀJHQVRZRKOHUWUlQNW
als auch lebendig verbrannt. Die IGFM sucht Augenzeugen der Hinrichtung
dieser Jesidinnen.
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in bescheidenen Verhältnissen, aber zufrieden im nordirakischen Dorf HarGDQ'HU9DWHUZDU(OHNWULNHUGLH0XWWHU+DXVIUDX6KLULQEHVXFKWHGDV*\Pnasium, bis der Islamische Staat am 3. August 2014 nach Shingal vorstieß.
Die IGFM sprach mit ihr in der kurdischen Autonomieregion im Nordirak am 28. Mai 2015, in Lalisch dem Hauptheiligtum der Jesiden. Shirins
6WLPPHLVWOHLVH+lXÀJKlOW6LHLQQHVLHKWLQGLH)HUQHVFKOLH‰WGLH$XJHQ
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ŝĞsĞƌĨŽůŐƵŶŐĚĞƌ:ĞƐŝĚĞŶ͙ 171
VFKOXFNW'RFKVLHZLOOHU]lKOHQZLOOGDVVEHNDQQWZLUGZDVVLHHUOHEWKDW
damit all die anderen vom IS versklavten Mädchen und Frauen nicht vergesVHQZHUGHQ²VRQGHUQEHIUHLW
Shirin ist seit Anfang Juli 2015 zur medizinischen Behandlung in Deutschland. Ihre Erlebnisse verfolgen sie, am Tag und in der Nacht. An manchen
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PLFKKROHQZLOO´$QJHK|ULJHYRQLKUVLQGQRFKLPPHULQGHQ+lQGHQGHV
Islamischen Staates. Oder tot. Anmerkungen der IGFM stehen in Klammern.
IS-Kämpfer posieren voller Stolz. Die Umbauten am LKW sollen die aus
'HXWVFKODQG JHOLHIHUWHQ 0LODQ$EZHKUUDNHWHQ YRU GHP (LQVFKODJ ]XU =Qdung bringen und so die IS-Besatzung schützen. Trotzdem haben die deutschen Milan-Raketen die Selbstmordangriffe des IS mit LKWs praktisch zum
Erliegen gebracht. Das Bild stammt vom Handy eines IS-Kämpfers, dass eine
Jesidin bei ihrer geglückten Flucht mitnahm.
Shirin: Die Peschmerga hatten Shingal schon verlassen, bevor der IS kam.
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%UJHUPHLVWHU >DXV +DUGDQ@ MHGH )DPLOLH VROOWH HLQH ZHL‰H )DKQH VFKZHQNHQ GDPLW GHU ,6 QLFKW DXI XQV VFKLH‰W $QGHUH '|UIHU DXV GHU8PJHEXQJ
KDWWHQ XQV VFKRQ JHVDJW GDVV ZLU ZHL‰H )DKQHQ VFKZHQNHQ VROOHQ ZHQQ
der IS in unser Dorf kommt. Die Männer des IS verließen unser Dorf schnell
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VDJWHQXQVGDVVDOOH)DPLOLHQ>]XP,VODP@NRQYHUWLHUHQVROOWHQGDPLWZLU
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Am Nachmittag kamen erneut Kämpfer des IS in unser Dorf und gingen in
das Büro des Bürgermeisters, um mit ihm Kaffee zu trinken. Danach haben
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Tag kamen die Kämpfer des IS noch einmal in unser Dorf. Wir und die andeUHQDXV+DUGDQVLQGJHÁRKHQGDZLUQLFKW>]XP,VODP@NRQYHUWLHUHQZROOWHQ
:LUVLQGDXIHLQHQ%HUJJHÁRKHQDXFKLFKDEHUQDFKHLQSDDU.LORPHWHUQ
hatte der IS uns eingeholt und meine ganze Familie und mich gefangen genommen. Bis auf meinen Vater. Der hatte zu der Zeit gerade für eine Firma
in Kurdistan gearbeitet.
An einer Kreuzung haben sie alle Gefangenen zusammengetrieben und
uns nach Männern und Frauen getrennt. Ich hatte noch mein Handy dabei
und habe bei einem jesidischen Beamten von der kurdischen Nationalregierung angerufen, er konnte uns aber nicht helfen. Danach hat der IS uns
durchsucht und das Handy gefunden und es mir abgenommen. Die Männer
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uns Kinder mit nach Tal Afar. Nach drei Tagen in Tal Afar haben sie die Mädchen und Frauen sortiert, nach unverheiratet und verheiratet. In diesen drei
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LFKHLQHQ,6.lPSIHUJHIUDJWZRXQVHUH0lQQHUVLQG'HU,6.lPSIHUDQWZRUWHWHGDVVZLUVLHHUVWZLHGHUVHKHQN|QQHQZHQQVLH0XVOLPHJHZRUGHQ
sind. Der IS nahm auch die kleinen Mädchen und Jungen mit. Ich habe ihn
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HLQH.RUDQVFKXOHEHVXFKHQXQGHUVWZLHGHU]XXQV]XUFNGUIHQZHQQVLH
den Koran gelernt hätten.
Nach vier Tagen in Tal Afar hat der IS uns in das Badosh-Gefängnis, ein
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LFKGDVQLFKWVDJHQ:LUKDWWHQ+XQJHU]X(VVHQJDEHVQXUJDQ]ZHQLJ,Q
den darauf folgenden Tagen kamen Männer vom IS und nahmen die älteren
)UDXHQPLW'DQDFKKROWHQVLHGLH-XQJHQGLH]ZLVFKHQIQIXQG-DKUHQ
DOWZDUHQ(VEOLHEHQQXUGLH0lGFKHQXQG)UDXHQEHUGLHXQWHU-DKUHQ
DOWZDUHQXQGGLH-XQJHQXQWHUIQI-DKUHQ
Einige Häftlinge hatten noch ein Handy bei sich und haben heimlich mit
LKUHQ 9HUZDQGWHQ WHOHIRQLHUW XQG VLH XP +LOIH JHEHWHQ 'LHVH 9HUZDQGWHQ
sind dann direkt zur kurdischen Regierung gegangen und haben gefragt,
REGLH5HJLHUXQJQLFKWKHOIHQXQGXQVGDUDXVKROHQN|QQH9LDQ'DNKLO>GLH
HLQ]LJHMHVLGLVFKH$EJHRUGQHWHLPLUDNLVFKHQ3DUODPHQW@KDWGLH>VFKLLWLVFKH
=HQWUDO@5HJLHUXQJLQ%DJGDGJHEHWHQPLWHLQHU.RPPDQGRDNWLRQPLW+XEschraubern das Gefängnis einzunehmen und die Gefangenen zu befreien.
(V NDP HLQ HLQ]LJHU +XEVFKUDXEHU QXU HLQHU :LU ZDUHQ YRUKHU EHU GDV
YHUVWHFNWH+DQG\LQIRUPLHUWZRUGHQ'LH+XEVFKUDXEHUEHVDW]XQJKlWWHGDV
+DXSWWRUVSUHQJHQVROOHQ'DQQVROOWHQZLUDXVEUHFKHQXQG]X)X‰DP7LJULVHQWODQJLQ5LFKWXQJGHV6DGGDP6WDXVHHV>]XU0RVVXO7DOVSHUUH@]XGHQ
NXUGLVFKHQ7UXSSHQÁLHKHQ'DVVLQGEHUNP'DVKDWOHLGHUDOOHVQLFKW
funktioniert.
1RFKLQGHUJOHLFKHQ1DFKWKDWGHU,6XQVYHUOHJW,FKZXUGHPLWDQGHUHQ
nach Tal Afar in eine Schule gebracht. Vor der Schule haben sie zu uns geVDJWGDVVZLUXQVQDFK)DPLOLHQVRUWLHUHQVROOHQXQGGDQDFKREZLUEHUHLWV
verheiratet sind oder nicht. Ich habe eine kleine Nichte von mir auf dem Arm
gehalten und mich als verheiratet ausgegeben und habe meine Nichte als
meine Tochter ausgegeben. Ich hatte gehofft, dass sie mich dann nicht nehPHQ,QGHU6FKXOHZDUHQEHUHLWVGLHlOWHUHQ0HQVFKHQ]XVDPPHQJHWULHEHQ
ZRUGHQ'RUWVLQGZLU7DJHJHEOLHEHQ²QXUYHUKHLUDWHWH)UDXHQXQGLKUH
.LQGHU1DFKHLQSDDU7DJHQKDWGHU,6DXFKGLH.LQGHU]ZLVFKHQXQG
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-DKUHQZLHGHU]XUFNJHEUDFKW'DQDFKNDPWlJOLFKHLQK|KHUJHVWHOOWHU,6
Mann mit anderen IS-Kämpfern. Sie nahmen sich die Mädchen und Frauen
PLWGLHVLHDPVFK|QVWHQIDQGHQHJDOREVLHYHUKHLUDWHWRGHUQRFK.LQGHU
ZDUHQ
Eines Tages kamen andere IS-Kämpfer in die Schule und sagten, dass unVHUH0lQQHU]XP,VODPNRQYHUWLHUWVLQGXQGZLUVLHEDOGZLHGHUVHKHQN|Qnen. Daraufhin kamen täglich ein paar Männer und nahmen ihre Familien
PLW DEHU XQVHUH 0lQQHU VLQG QLFKW JHNRPPHQ >6KLULQ YHUPXWHW GDVV VLH
HUVFKRVVHQZXUGHQZHLOVLHQLFKW]XP,VODPEHUJHWUHWHQVLQG@
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VROOHQLQGDV'RUI.DVHU$OPLKUDEZHVWOLFKYRQ7DO$IDU]XJHKHQ$PQlFKVten Tag mussten sich alle Frauen auf dem Hof versammeln und ihr Kopftuch anheben, um den IS-Kämpfern ihr Gesicht zu zeigen. Ich habe mein
Kopftuch nicht angehoben und bekam dafür einen Schlag auf den Kopf. Ein
Kämpfer des IS hat mich erkannt und hat gesagt, dass er mich und meinen
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PLFK GLH ,6.lPSIHU PLWQHKPHQ DEHU PHLQH 0XWWHU KDW VLFK GD]ZLVFKHQ
JHZRUIHQ6LHKDWJHVDJWGDVVGHU,60DQQVLHHUVFKLH‰HQPVVWHDQVRQVWHQ
bekäme er mich nicht. Die IS-Kämpfer meinten zu ihr, dass mir nichts passieUHQZUGH0HLQH0XWWHUKDWGDVDEHUQLFKWJHJODXEW'DUDXIKLQKDEHQGLH
Männer vom IS meine gesamte Familie bestraft. Wir alle mussten den ganzen
Tag über draußen in der Hitze und der Sonne stehen. Währenddessen kam
ein IS-Kämpfer und schlug meinen kleinen Bruder. Daraufhin habe ich den
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Der IS-Mann hat mich dann zu einer Halle nach Tal Afar gebracht. Dort
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der Rest aus Hardan. Täglich kamen IS-Kämpfer vorbei und jeder hat sich
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GLH+DOOHJHEUDFKW0DQFKHGHU0lGFKHQZXUGHQYHUNDXIWXQGNDPHQQLFKW
ZLHGHU
Eines Tages kamen IS-Kämpfer in die Halle und sagten zu mir, dass ich mit
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alte Mann sagte zu mir, dass ich mit ihm kommen und ihn heiraten soll. Ich
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HQWJHJQHWHLKPGDVVHUDXIK|UHQVROOXQGLFKLKQQLFKWKHLUDWHQZHUGH(U
GURKWHPLUGDVVLFKZHQQLFKQLFKWPLWNRPPHJHIHVVHOWXQGQDFK%DJGDG
YHUVFKOHSSWZHUGH6FKOLH‰OLFKQDKPHQVLHHLQDQGHUHV0lGFKHQPLW
ϭϳϰ/'&D
Am nächsten Tag kam ein anderer IS-Kämpfer namens Nasr und hat gesagt,
dass ich mit nach Shingal kommen soll. Ich bin dann mit Nasr mitgegangen.
Wir sind sechs Tage in Shingal geblieben. Danach musste ich mit ihm nach
7DO$IDUJHKHQZRHUZRKQWHXQGIULKQXQGVHLQH)UDXDOV3XW]IUDXDUEHLWHQ1DVUZDULPPHUZHJHQVHLQHU$UEHLWXQWHUZHJV,FKPXVVWHGDQQEHLGHU
Frau zu Hause bleiben und ihr als Dienerin helfen. In den fünf Monaten, die
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JHVHW]W0XVOLPLQ]XZHUGHQ
1DFKHWZD²7DJHQNRQQWHLFKPHLQH0XWWHUEHVXFKHQVLHZDUQRFK
beim IS in der Schule in Tal Afar. Als ich für eine Stunde bei meiner Mutter
sein konnte, habe ich mit ihr auf kurdisch gesprochen und musste für die
Wachen alles auf Arabisch übersetzen.
(WZDLP0lU]VWDUE1DVU$QGHP7DJKDEHQPLFK,6.lPSIHUPLWJHQRPmen und haben mich einem anderen Mann namens Aiman gegeben. Nach
]HKQ7DJHQEHL$LPDQ>XQGZHLWHUHQ9HUJHZDOWLJXQJHQ@ZXUGHLFKLP7DXVFK
IUHLQ]Z|OIMlKULJHVMHVLGLVFKHV0lGFKHQDQHLQHQQHXHQ0DQQQDPHQV$EX
6DOHKZHLWHUJHJHEHQ
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RKQHHWZDV]XHVVHQXQGYRUDOOHPRKQH:DVVHUDXVKDUUHQ'DQQNDPHU,FK
ZDU]XNUDIWORVXPPLFK]XZHKUHQ$QVFKOLH‰HQGKDWHUPLFKZLHGHUIU
GDV]Z|OIMlKULJH0lGFKHQ]XUFNJHWDXVFKW
$LPDQZDUHLQ$QIKUHUEHLP,6LFKPXVVWHPLW]ZHLDQGHUHQ0lGFKHQ
aus Kocho in seinem Büro als Hausdienerin arbeiten. Nach einem Monat
ZXUGHLFKDQ$EX0XVWDIDYHUNDXIW$LPDQXQG$EX0XVWDIDPDFKWHQDQVFKOLH‰HQGEHLGHPLWPLUZDVVLHZROOWHQ²ZHLO$LPDQVDJWHGDVVHUPLFK
QLFKW YHUNDXIW KlWWH XQG PLFK ZHLWHU QHKPHQ N|QQWH 1DFK ]ZHL :RFKHQ
KDEHLFKVLHJHIUDJWZHPLFKMHW]WJHK|UH$EX0XVWDIDKDWGDUDXIKLQJHVDJW
dass ich meine Kleidung packen und für zehn Tage zu meiner Mutter gehen
soll. Ein Fahrer von Mustafa, Isam, hat mich zu meiner Mutter gefahren.
Isam behauptete dann aber, dass er mich gekauft hätte und ist dann auch
QDFKWV ]X PLU JHNRPPHQ >XQG KDW VLH PLVVEUDXFKW@ 7DJVEHU ZDU LFK EHL
meiner Mutter. Isam hat mich nachts immer zu seinen Freunden mitgenommen, da er scheinbar keinen festen Wohnsitz hatte.
Nach einem Monat hat mich Isam dann an seinen Chef, einen Doktor, verNDXIW,FKPXVVWHHWZD]HKQ7DJHEHLLKPEOHLEHQ
(U KDW PLFK GDQQ DQ HLQHQ 5DP]L ZHLWHUYHUNDXIW ,FK PXVVWH DXIHLQHP
%DXHUQKRIDUEHLWHQGHUGHP,6JHK|UW,FKZXVVWHGDVVLFKYRQ$EX0XVWDID
VFKZDQJHUZDU'HUZDUZLHHLQ7LHUHUKDWVLFKQLFKWGDVNOHLQHVWH%LVVFKHQ
GDUXPJHNPPHUWZDVDXVXQVZHUGHQVROOWH(LQHV0RUJHQVVWDQGLFKYRU
der Frage, ob ich das Kind abtreiben oder ob ich mir das Leben nehmen soll.
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Ich bekam die Gelegenheit, meine Mutter zu sehen. Sie gab mir KopfschmerzWDEOHWWHQGLHLFKDOOHDXIHLQPDOVFKOXFNWH'DQQKDEHLFKGUHLVHKUVFKZHUH
6WHLQHDXIJHKREHQXQGPLFKDXIHLQH7UHSSHJHVWHOOW0LWGHQGUHLVFKZHUHQ
Steinen bin ich dann die Stufen hinuntergesprungen. Daraufhin habe ich
geblutet und hatte sehr starke Schmerzen. Ich bin dann zu meiner Mutter gegangen und mit ihr zu einem Arzt, der mir dann Tabletten verschrieben hat.
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ZDUGLH=HLWHLQIDFKVFKUHFNOLFK6FKOLH‰OLFKELQLFK]XGHP%DXHUQKRI&KHI
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GLH$QWZRUWYRP5LFKWHU'DULQVWDQGGDVVLFKPLFKPLWHLQHP0DQQYHUKHLraten müsste, damit ich von Ramzi loskomme. Der Richter schickte daraufhin
einen Mann namens Wakas. Der Richter hatte ihn geschickt, damit er mich urNXQGOLFKKHLUDWHQVROO,FKKDEHLKPJHVDJWGDVVLFKQLFKWPLWNRPPHQZHUGH
REZRKO HU PLFK JHNDXIW KDW HKHU EULQJH LFK PLFK XP :DNDV PHLQWH GD]X
dass ich mich nicht umbringen kann, da ich eine Muslimin sei. Ich habe ihn
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schließlich einem anderen Mann vom IS gegeben, der mich aber bald an M.
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M. sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen soll und dass er mich zu
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soll. Wir sind dann noch ein paar Tage in (…) geblieben. Anschließend brachte
HUPLFKQDFK«XQGKDWGRUWHLQH+HLUDWVXUNXQGHDQJHIHUWLJWZHLOZLUGDQDFKGXUFKHLQH,6.RQWUROOHJHIDKUHQVLQG,QGHU.RQWUROOHKDEHQZLUGHP,6
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Ich habe ihnen aber gesagt, dass er mir nichts getan hat und mich nur retten
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sagten, dass sie M. freilassen sollen, da er für sie Familien vom IS freikaufe.
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gefahren. M. hat gesagt, dass ich mich stumm stellen soll, damit uns nichts
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uns Peschmerga nach Duhok zu meinem Vater gebracht.
IGFM: Was wünschst Du Dir von der Regierung und anderen Organisationen?
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LVW5HWWHWGLHDQGHUHQ*HIDQJHQHQ,FKEHWHGDIUGDVVGLH6LWXDWLRQZLHGHU
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Ich bin so froh, dass ihr da seid und mir helft.
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alt. Sie sprach mit der IGFM im Januar 2015, in einem Flüchtlingslager im
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als Sklavinnen ausgebeutet. Gemessen an der enormen Zahl der verschleppten Opfer ist die Zahl der Freigekommenen leider nicht groß. Doch im Irak
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]XHUP|JOLFKHQ'LHVH$UEHLWVROOVHOEVWYHUVWlQGOLFKQLFKWHUVFKZHUWZHUGHQ
IGFM: Hassina, darf ich dir Fragen stellen zu deiner Zeit als Gefangene des „Islamischen Staates“? Du bist erst 12 Jahre alt und deine ältere Schwester wurde
ebenfalls verschleppt, stimmt das?
-DGDVVWLPPW$P$XJXVW>@ZXUGHQZLUYRP,6JHIDQJHQJHQRPPHQPHLQH6FKZHVWHUPHLQH7DQWHXQGLFK,FKZDU]XGHP=HLWSXQNW
Jahre alt. Frei kam ich nach mehr als vier Monaten, am 18. Dezember.
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IGFM: Was ist als erstes passiert, nachdem die Kämpfer des „Islamischen Staates“ euch in ihre Gewalt gebracht haben?
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QDFK7DO$IDUJHEUDFKW>HLQHU6WDGWDXIGHP:HJQDFK0RVVXO@:LUVLQGLQ
.OHLQEXVVHQWUDQVSRUWLHUWZRUGHQ,Q7DO$IDUZXUGHQZLUVRUWLHUW-XQJHQ
und Männer auf die eine, Frauen mit kleinen Kindern und ältere Frauen auf
die andere und hübsche und junge Frauen und Mädchen auf eine dritte Seite.
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IGFM: Warst du die jüngste unter diesen Frauen oder gab es noch jüngere?
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0lGFKHQ'LHMQJVWHQYRQXQVZDUHQ]ZLVFKHQVHFKVXQGDFKW-DKUHQDOW
:LUZXUGHQGDQQLQGDV]LHPOLFKJUR‰H*HIlQJQLV%DGXVFKJHEUDFKW>ZHQLJH
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GDEHLZXUGHPHLQH6FKZHVWHUYRQPLUJHWUHQQWPHLQH7DQWHXQGLFKEOLHEHQ
zusammen.
IGFM: Du bist aber nicht lange in Badusch geblieben, richtig?
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*UHQ]H@'DVZDUIUPLFKDXFKGHU0RPHQWLQGHPLFKYRQPHLQHU7DQWHJHWUHQQWZXUGH'LH0lQQHUYRP,6KDEHQVLFKLPPHUJH]LHOWGLHKEVFKHVWHQ
oder die jüngsten ausgesucht. Zum Glück bin ich nicht hübsch, sonst hätten
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150 Mädchen, man hatte uns zum Verkauf ausgesucht. Bis dahin hatten uns
die Kämpfer kaum angerührt, in Baa’j vergingen sie sich aber viele Male an
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einfach nicht hübsch.
IGFM: Wie lief der Verkauf ab?
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ZXUGHQPDQFKHZXUGHQDXFKYHUVFKHQNW(VNDPLPPHUDXIGHQMHZHLOLJHQ
Anführer an.
IGFM: So wenig? Was meinst Du, warum verkaufen die IS-Kämpfer jesidische
Frauen und Mädchen für so wenig Geld?
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'DVKDEHQZLUXQVDXFKJHIUDJW,FKJODXEHZLUZDUHQHLQH$UW%HORKQXQJ
für die Männer vom IS. Und Werbung für neue Unterstützer. Ich glaube, die
0lQQHUYRP,6ZROOHQYRUDOOHPHLQH)UDX2GHUPHKUHUH)UDXHQ2GHUMHPDQGHQPLWGHPVLHDOOHVPDFKHQN|QQHQZDVVLHZROOHQ,QLKUHQ$XJHQ
VLQGZLUZHQLJHUZHUWDOV7LHUHGLHYHUNDXIWPDQWHXUHU
IGFM: Wie ist es dir ergangen?
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XQGOHEWHDOOHLQ(UKDWWHQXUPLFKPLWJHQRPPHQZLUZDUHQDOOHLQLQGHU
:RKQXQJ )U GUHL 7DJH ODQJ ZDU LFK EHL LKP LQ GHU =HLW VFKOXJ HU PLFK
LPPHUZLHGHU«6HLWGHPELQLFKNHLQ0lGFKHQPHKU:HLOLFKPLFKLPPHU
ZLHGHUJHZHLJHUWKDWWH]XWXQZDVHUYRQPLUZROOWHEUDFKWHHUPLFKQDFK
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DQGHUH 0lGFKHQ GLH YRUKHU DQ DQGHUHQ 2UWHQ JHIDQJHQ JHKDOWHQ ZRUGHQ
VLQG (LQLJH ZDUHQ LQ 7XUQKDOOHQ XQG VLQG YRQ GRUW DXV YHUNDXIW ZRUGHQ
Der IS hat in manchen Gegenden aber auch große Villen beschlagnahmt und
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0lGFKHQZDUHQGDQQDXFKLQHLQHPJUR‰HQ+DXVHLQJHVSHUUWGDVHLQPDO
UHLFKHQ/HXWHQJHK|UWKDEHQPXVV(VZDUVFKOLPP6WlQGLJKDEHQXQVGLH
0lQQHUEHOHLGLJWJHGHPWLJW«JHVFKODJHQ1XUZHLOZLU-HVLGHQZDUHQ
IGFM: Haben sie sich auch dort an euch vergangen?
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IUHLZLOOLJH bU]WHWHDPV DXV 'HXWVFKODQG XQG 6FKZHGHQ GLH KDEHQVLFK XP
uns gekümmert.
IGFM: Weißt Du, wer die IS-Männer waren?
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GHU5HJLRQVWDPPHQLQGHUYRUNXU]HPQRFKZLU>-HVLGHQ@JHOHEWKDEHQ'LH
PHLVWHQZDUHQ$UDEHUHLQLJH.XUGHQVRJDUHLQ-HVLGHZDUXQWHULKQHQ$Qdere kamen aus Syrien und Saudi-Arabien. Die, die früher zu unseren NachEDUQJHK|UWHQZDUHQRIWGLHVFKOLPPVWHQ
IGFM: Was ist mit den anderen passiert? Den Jungen und Männern und mit
deiner Schwester?
0HLQH6FKZHVWHULVWQRFKLPPHULP*HIlQJQLV:LUKDWWHQ.RQWDNW]XLKU
ZHLOHVLKUKHLPOLFKP|JOLFKZDUHLQ7HOHIRQ]XEHQXW]HQ+lWWHQGLH0lQQHU YRP ,6 GDV JHPHUNW ZlUH VLH QLFKW PHKU DP /HEHQ 6LH ZUGHQ DXFK
PLFKXPEULQJHQZHQQVLHKHUDXVEHNRPPHQZHULFKELQXQGGDVVLFKPLW
dir rede.
0HLQH7DQWHNRQQWHÁLHKHQ6LHZXUGHJDUQLFKWZHLWYRQ6LQGVFKDUJHIDQgen gehalten. Sie kannte die Gegend und als sich eine Gelegenheit ergab, ist
VLHZHJJHODXIHQXQGKDWHVLQGLH%HUJHJHVFKDIIW
'LH0lQQHUGLHQLFKW]XP>VXQQLWLVFKHQ@,VODPEHUJHWUHWHQVLQGZXUGHQ
erschossen. Nicht nur bei uns Jesiden, sondern auch Christen und Schiiten.
'LH GLH 6XQQLWHQ JHZRUGHQ VLQG PXVVWHQ GDQQ OHUQHQ ZLH GLH 6XQQLWHQ
EHWHQ 6SlWHU PXVVWHQ VLH GDQQ IU GHQ ,6 DUEHLWHQ ,FK ZHL‰ YRQ HLQHP
GHU DOV /.:)DKUHU EHL GHQ ,6.lPSIHUQ ZDU $QGHUH VROOHQ DQJHEOLFK DQ
YHUVFKLHGHQHQ6WHOOHQDQGLH)URQWJHEUDFKWZRUGHQVHLQ:DVVLHGDPDFKHQ
PXVVWHQZHL‰LFKQLFKW
'HQ0WWHUQZXUGHQGLH.LQGHUZHJJHQRPPHQ:HQQVLHlOWHUDOVVHFKV
PDQFKPDO DXFK IQI -DKUH DOW ZDUHQ ZXUGHQ VLH YHUNDXIW 'LH NOHLQHUHQ
.LQGHUVLQGGDQQLQ.RUDQ6FKXOHQJHEUDFKWZRUGHQ(VKHL‰WGDVVHV6DXGLV
JLEWGLHGDV*HOGGDIUEH]DKOHQ2EGDVVWLPPWZHL‰LFKQDWUOLFKQLFKW
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0DQFKPDOVLQGGHQ0WWHUQGLHJDQ]NOHLQHQ.LQGHUDXFKQLFKWZHJJHQRPPHQZRUGHQ'LH,60lQQHUKDEHQGHQ.LQGHUQYRUGHQ$XJHQGHU0WWHU
]XP%HLVSLHOVSLW]H6DFKHQLQGHQ0XQGJHVWHFNWXQGGDPLWJHGURKWZDVVLH
PLWLKQHQDOOHVPDFKHQZHUGHQ6LHZROOWHQGDPLWGLH0WWHUHUSUHVVHQXQG
gefügig machen.
IGFM: Danke Hassina, dass du mit uns gesprochen hast.
\ŝĞ&ůƺĐŚƚůŝŶŐĞŝŵEŽƌĚŝƌĂŬďƌĂƵĐŚĞŶ,ŝůĨĞ͊
Hundertausende Menschen konnten durch die Flucht in die von Kurden gehaltenen Bergregionen im Nordirak, ihr Leben retten. Doch diese MassenÁXFKWEHUVWHLJWDOOH0|JOLFKNHLWHQGHUNXUGLVFKHQ%HK|UGHQ6LHEHUVWHLJW
VRJDUGLH0|JOLFKNHLWHQGHUJUR‰HQ+LOIVLQVWLWXWLRQHQGLHLQDXVJHGHKQWHQ
)OFKWOLQJVODJHUQKXQGHUWWDXVHQGH0HQVFKHQPLWGHP1|WLJVWHQYHUVRUJHQ
%LVKHUKDWGLH,*)0YLHU+LOIVWUDQVSRUWHXQGHLQHQ5HWWXQJVZDJHQLQGHQ
1RUGLUDN JHVFKLFNW (PSIlQJHU ZDUHQ YRU DOOHP &KULVWHQ XQG -HVLGHQ DXV
dem Irak und Syrien. Weitere Transporte sind in Vorbereitung. Viele Dinge
IHKOHQQDFKZLHYRU²XQWHUDQGHUHP:DVFKPDVFKLQHQ.lOWH)HXFKWLJNHLW
Schimmel und Schlamm sind eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der
Flüchtlinge. Hinzu kommt die Enge, in der viele Menschen leben müssen
XQGGXUFKGLHVLFK.UDQNKHLWHQUDVHQGVFKQHOODXVEUHLWHQN|QQHQ:DVFKPDVFKLQHQVLQGHEHQVRZLFKWLJZLH0HGLNDPHQWH'LH)OFKWOLQJVODJHUGLHYRQ
GHU,*)0EHOLHIHUWZHUGHQVROOHQKDEHQ6WURPDQVFKOVVH'LHQ|WLJHQ(LQULFKWXQJHQIU:DVVHUWDQNV$QVFKOVVHXQG$EZDVVHUZHUGHQYRUEHUHLWHW
ebenso Personen vor Ort, die die Waschmaschinen betreuen sollen.
$OOH )DKUHU XQG +HOIHU GHU ,*)0 DUEHLWHQ Y|OOLJ HKUHQDPWOLFK 'HQQRFK
belaufen sich die Transportkosten pro Sattelschlepper von Deutschland in
GHQ 1RUGLUDN DXI UXQG (XUR 2KQH ,KUH ÀQDQ]LHOOH 8QWHUVWW]XQJ
NDQQNHLQ7UDQVSRUWDXIGLH5HLVHJHKHQ,KUH+LOIH]lKOW²9LHOHQ'DQN
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&ƌŝĞĚŵĂŶŶŝƘůĞƌ
'U)ULHGPDQQ(L‰OHULVW7KHRORJHXQG,VODPZLVVHQVFKDIWOHU
(Studium in Tübingen und Jerusalem), evangelischer Pfarrer
und Wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin mit dem
6FKZHUSXQNW,VODPXQGLQWHUUHOLJL|VHU'LDORJ
YYY
$P-DQXDUZXUGHGLHÅ(UNOlUXQJYRQ0DUUDNHVFK´0DUUDNHVK'HFODUDWLRQ YHU|IIHQWOLFKW1 hEHU PXVOLPLVFKH UHOLJL|VH $XWRULWlWHQ *HOHKUWHXQG6WDDWVREHUKlXSWHUE]Z5HJLHUXQJVPLWJOLHGHUDXVGHUDUDELVFKHQ
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ZDUHQLQ0DUUDNHVFK0DURNNR]XVDPPHQJHNRPPHQXPGLHÅ&KDUWDYRQ
Medina“ des Propheten Muhammad aus der Zeit nach 622 n. Chr. zu bekräftigen. Das Treffen, zu dem von der marokkanischen Regierung eingeladen
ZXUGHPDUNLHUWHGDV(QGHHLQHVOlQJHUHQ.RQVXOWDWLRQVSUR]HVVHVXQGVWDQG
unter der Leitung des achtzigjährigen Scheichs Abdallah ibn Bayyah, Präsident des „Forum for Promoting Peace in Muslim Societies“ (Vereinigte Arabische Emirate), Ko-Moderator von Religions for Peace und Mitunterzeichner
des offenen Briefes von 138 muslimischen Gelehrten an die Christenheit „Ein
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,EQ %D\\DK OHKUW DQ GHU .|QLJ$EGXOD]L]8QLYHUVLWlW LP VDXGLDUDELVFKHQ
'VFKLGGD:LNLSHGLDZDU9L]HSUlVLGHQWGHUÅ,QWHUQDWLRQDO8QLRQRI0XVOLP
6FKRODUV´,8069RUVLW]<XVXIDO4DUDGDZLXQGLVW0LWJOLHGGHVÅ(XURSHDQ
1
(UNOlUXQJ YRQ 0DUUDNHVFK YRP -DQXDU 85/ KWWSZZZPDUUDNHVKGHFODUDWLRQ
org. (Stand: 10.10.2016).
2
Vgl. Friedmann Eißler (Hrsg.). Muslimische Einladung zum Dialog. Dokumentation zum Brief
der 138 Gelehrten („A Common Word“). EZW-Text 202. Berlin, 2009.
ϭϴϮ&ƌŝĞĚŵĂŶŶŝƘůĞƌ
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QHEHQHYDQJHOLNDOHQ&KULVWHQZLHGHPWH[DQLVFKHQ3DVWRU%RE5REHUWV1RUWKZRRG&KXUFKXQG5LFN/RYH3HDFH&DWDO\VW,QWHUQDWLRQDODXFKMGLVFKH
und ezidische Vertreter.
,QGHQIDVWGXUFKZHJSRVLWLYHQ5HDNWLRQHQ²HWZDGHVgNXPHQLVFKHQ5DWHV
der Kirchen, der Evangelischen Allianz und verschiedener Dialoginitiativen
² ZLUG GLH (UNOlUXQJ DOV ÅEDKQEUHFKHQG´ EHJU‰W Å0XVOLPLVFKH :LVVHQschaftler fordern Religionsfreiheit für alle“, titelte die Evangelische Allianz.
Das Dokument rufe zur Religionsfreiheit für nichtmuslimische Minderheiten
LQPHKUKHLWOLFKLVODPLVFKHQ/lQGHUQDXI&KULVWLDQLW\7RGD\*HZDOWN|QQH
QLFKWLP1DPHQGHV,VODPDQJHZHQGHWZHUGHQ'LHPXVOLPLVFKHQ)KUXQJVSHUV|QOLFKNHLWHQ]HLJWHQGDVVVLHDQHLQHJHPHLQVDPH=XNXQIWPLWDQGHUHQ
5HOLJLRQHQ VRZLH DQ JOHLFKH 5HFKWH XQG 5HVSHNW JODXEWHQ GLH &KDUWD YRQ
Medina habe die Religionsfreiheit für alle Menschen garantiert, so der Weltkirchenrat laut Evangelischem Pressedienst (epd).
'LH NQDSSH HQJOLVFKH )DVVXQJ VRZLH GLH XPIDQJUHLFKHUH DUDELVFKH )DVVXQJ YHUGLHQHQ HLQH JUQGOLFKH /HNWUH XQG :UGLJXQJ ZDV LP 5DKPHQ
GLHVHU,QIRUPDWLRQQLFKWJHOHLVWHWZHUGHQNDQQ8QGJDQ]RKQH=ZHLIHONDQQ
XQG PXVV EHWRQW ZHUGHQ GDVV DOOHV ZDV GD]X GLHQW GDVV GRPLQDQWH JHVHOOVFKDIWOLFKH*UXSSHQPLW5HVSHNWXQG$QHUNHQQXQJDXIUHOLJL|VH0LQGHUKHLWHQ]XJHKHQ]XEHJU‰HQLVWXQGLQGLH:HJHJHOHLWHWZHUGHQPXVV,Q
HLQHP.OLPDGHU)XUFKWXQGGHUYRQYHUVFKLHGHQHQ6HLWHQKlXÀJYHU]HUUWHQ :DKUQHKPXQJHQ LVW HV YRQ HQRUPHU %HGHXWXQJ DXI SRVLWLYH (QWZLFNOXQJHQXQGGLIIHUHQ]LHUWH6LFKWZHLVHQPLW1DFKGUXFNKLQ]XZHLVHQXQGIU
VROFKH+DOWXQJHQ]XZHUEHQ
Die Erklärung von Marrakesch kann jedoch nur der Anfang eines Dialogs,
HLQHU$XVHLQDQGHUVHW]XQJVHLQ(VVLQG]ZHL]HQWUDOH$VSHNWHGLHGDEHLOHLtend sein müssen:
Einmal die Einsicht, dass die sogenannte Charta von Medina, die im Mittelpunkt des Interesses der Verfasser steht,3 nicht von Religionsfreiheit spricht,
ZLHVLHLQGHPRNUDWLVFKYHUIDVVWHQ5HFKWVVWDDWHQYHUVWDQGHQZLUG=XPDQGHUHQ ² XQG GDYRQ QLFKW ]X O|VHQ ² VWHOOW VLFK GLH )UDJH ZHOFKH .RQ]HSWH
hinter „Recht“, „gerechte Behandlung“, „Gleichheit vor dem Gesetz“ und den
]XZDKUHQGHQÅ)UHLKHLWHQ´VWHKHQ'LH(UNOlUXQJYHUPHLGHWMHGH.RQNUHWLRQ
ZLHVLFKGLH*HOHKUWHQGLH$QZHQGXQJGHUJHQDQQWHQ3ULQ]LSLHQLQ.RQWH[-
3
0LWGHU(UZlKQXQJ-DKUH3URPXOJDWLRQGHU&KDUWDXQGGHU%HWRQXQJGDVVHVXPGLH
Bekräftigung der Prinzipien der Charta geht, stellt sich die Erklärung von Marrakesch insgesamt als Dokument zur Feier dieses „Jubiläums“ dar.
ƌŬůćƌƵŶŐǀŽŶDĂƌƌĂŬĞƐĐŚ͗DƵƐůŝŵĞďĞŬƌćŌŝŐĞŶĚŝĞŚĂƌƚĂǀŽŶDĞĚŝŶĂ 183
WHQZLHHWZDLQ6DXGL$UDELHQXQGGHQ*ROIVWDDWHQLQbJ\SWHQRGHULP,UDQ
WDWVlFKOLFKYRUVWHOOHQE]ZREVLHGDYRQDXVJHKHQGDVVGLH*UXQGVlW]HGRUW
im Wesentlichen in Geltung sind).
Die Charta, auch „Gemeindeordnung von Medina“ genannt (arab. sahifa),
LVWHLQ%QGQLVYHUWUDJDXVGHU)UK]HLWGHV,VODP]ZLVFKHQ0XKDPPDGE]Z
GHQ 0XVOLPHQ XQG GHQ (LQZRKQHUQ YRQ <DWKULE0HGLQD EHU GLH 5HFKWH
XQG3ÁLFKWHQDOOHU%HWHLOLJWHQGHUYRQ0XVOLPHQKlXÀJDOVVFKULIWOLFKHÅ9HUIDVVXQJ´ MD DOV ÅHUVWHU GHPRNUDWLVFKHU 6WDDWVYHUWUDJ´ JHSULHVHQ ZLUG 'DV
JUR‰H 9RUELOG IU GLH YROONRPPHQH 9HUZLUNOLFKXQJ HLQHU DXI LVODPLVFKHQ
Prinzipien gegründeten Gesellschaft ist in dieser Sicht das erste islamische
*HPHLQZHVHQ LQ 0HGLQD XQWHU GHU SROLWLVFKHQ XQG UHOLJL|VHQ )KUXQJ GHV
Propheten Muhammad von 622 n. Chr. bis zu dessen Tod 632. „Medina“
JLOW ² RKQH JUR‰H KHUPHQHXWLVFKH 8PVWlQGH ² DOV 0RGHOO HLQHU JHUHFKWHQ
*HVHOOVFKDIWVRUGQXQJLQGHUGLH5HFKWHYRQ0LQGHUKHLWHQJHZDKUWXQG7ROHUDQ] JHJHQEHU $QGHUVJOlXELJHQ SUDNWL]LHUW ZRUGHQ VHLHQ 'LH 0HGLQD
&KDUWD GHUHQ EHNDQQWHVWH 9HUVLRQ LQ GHU VSlWHQ 3URSKHWHQELRJUDÀH GHV
Ibn Hischam überliefert ist,4 LVW DOOHUGLQJV NHLQH JUXQGVlW]OLFKH bX‰HUXQJ
Muhammads oder der frühen islamischen Gemeinde, viel eher eine Vereinbarung, die das Verhältnis der jungen muslimischen Gemeinde (aus ZugeZDQGHUWHQXQGPHGLQHQVLVFKHQÅ+HOIHUQ´]XGHQRUWVDQVlVVLJHQ6WlPPHQ
SUDJPDWLVFK ]X UHJHOQ VXFKW RE XQG LQZLHIHUQ -XGHQ EHUKDXSW HLQEH]RJHQ ZDUHQ LVW ]XPLQGHVW IDFKOLFK XPVWULWWHQ5 Wichtig ist, und genau dies
bestätigt die Erklärung von Marrakesch aufs Neue, dass die Verhältnisse in
0HGLQDDOVHLQPHKURGHUZHQLJHUÀNWLYHV,GHDOJHOWHQYRQGHPDXFKKHXWH
QRFK HLQ JHVHOOVFKDIWVJHVWDOWHQGHU $QVSUXFK DEJHOHLWHW ZLUG 0HGLQD VWHKW
für eine Gesellschaft unter islamischer Herrschaft, in der Juden und Christen die Rechte von „Schutzbefohlenen“ (Dhimmis) im Rahmen einer islamischen Rechtsordnung haben und alle einschlägigen Rechtsfälle „Gott und
Muhammad, seinem Gesandten“ vorzulegen sind.6
4
9JO]XP9HUWUDJYRQ0HGLQD0RVKH*LO7KH&RQVWLWXWLRQRI0HGLQD,Q'HUV-HZVLQ,VODPLF&RXQWULHVLQWKH0LGGOH$JHV/HLGHQ6²0LFKDHO/HFNHU7KHÅ&RQVWLWXWLRQ
of Medina“. Muhammad’s First Legal Document. Studies in Late Antiquity and Early Islam
3ULQFHWRQ7LOPDQ1DJHO0RKDPPHG²/HEHQXQG/HJHQGH0QFKHQ6
² *QWHU 6FKDOOHU 'LH Å*HPHLQGHRUGQXQJ YRQ 0HGLQD´ ² 'DUVWHOOXQJ HLQHV SROLWLVFKHQ,QVWUXPHQWHV(LQ%HLWUDJ]XUJHJHQZlUWLJHQ)XQGDPHQWDOLVPXV'LVNXVVLRQLP,VODP
Inaugural-Dissertation. Augsburg, 1985.
5
Das Abkommen dient „der Festigung der Gemeinschaft der unter dem Banner des Propheten
Kämpfenden“ und schließt dazu die jüdischen Mitglieder der Sippen ein, „deren Muslime
sich Mohammed zur Verfügung stellten, und nur auf diese Sippen sind die Bestimmungen
zurechtgeschnitten“, so Tilman Nagel. A.a.O. 342.
6
7KHRORJLVFKZLHSUDNWLVFKLVWLQGHP=XVDPPHQKDQJGHUEHPHUNHQVZHUWH8PVWDQGYRQ%H-
ϭϴϰ&ƌŝĞĚŵĂŶŶŝƘůĞƌ
Ist dieser Hintergrund maßgeblich für das Verständnis der Erklärung von
0DUUDNHVFK²XQGGDUDQOlVVWGDV'RNXPHQWVHOEVWNHLQHQ=ZHLIHO²GDQQ
leiten sich die Prinzipien des gesellschaftlichen Miteinanders aus der Scharia
ab und aktualisieren damit das Konzept des Dhimmi-Status für Christen und
Juden. Es geht von vornherein um die Darlegung der „Rechte von Minderheiten in mehrheitlich islamischen Ländern“ aus den islamischen Quellen, so
der Hauptfokus des Schreibens.
Der muslimische Reformdenker Farid Esack (Johannesburg) äußerte sich
daher skeptisch zur Konferenz. Es bedürfe tiefgreifender politischer und
theologischer Reformen, um das Verhältnis von Muslimen zu nichtmuslimiVFKHQ0LQGHUKHLWHQZLUNOLFK]XYHUEHVVHUQ
Betroffenheitsrhetorik helfe nicht gegen massive Marginalisierung und
Verfolgung. Der in den USA lehrende Kopte Ayman S. Ibrahim beklagt, dass
GHUOHL:RUWHQKlXÀJNHLQH7DWHQIROJWHQ'DV'RNXPHQWVHLZRKOEHPHUNHQVZHUWGLH)UDJHVHLMHGRFKREHV]XPNRQNUHWHQ+DQGHOQIKUH6RJHEHHV
in Marokko Untergrundkirchen, die keine Chance auf Anerkennung hätten,
GDQXU0XVOLPHXQG-XGHQJHVHW]OLFKDQHUNDQQWVHLHQRIÀ]LHOOJHEHHVNHLQH
Christen.
(VNDQQDP(QGHQLFKWXQHUZlKQWEOHLEHQGDVVGLHÅ&KDUWD´GHQ-XGHQ
LQ0HGLQDQLFKWJHKROIHQKDW-HGHQIDOOVZXUGHQGLH6WlPPH%DQX4DLQXTD¶
%DQX1DGLUXQG%DQX4XUDL]DLQQHUKDOEZHQLJHU-DKUHYHUWULHEHQXQGRGHU
hingerichtet. Ohne jeglichen Kommentar zu diesen Vorgängen im unmittelbaren historischen Kontext der Charta macht sich eine so bedeutende ZusamPHQNXQIWZLHGLHYRQ0DUUDNHVFKLP-DKUKXQGHUWXQJODXEZUGLJ
2GHU VLH ZLOO ULFKWLJ YHUVWDQGHQ ZHUGHQ ² ZDV HLQH JDQ] DQGHUH'LPHQVLRQGHV'LDORJVDXIWXQZUGHYRQGHUELVKHULQGHQZHVWOLFKHQ5H]HSWLRQHQ
NDXPHWZDVZDKUJHQRPPHQZLUG
Werden Christen in Algerien, Mauretanien oder Saudi-Arabien anerkannt
ZHUGHQ":HUGHQVLH.LUFKHQEDXHQXQGLKUH5HOLJLRQIUHLDXVEHQGUIHQ"
Wird Entsprechendes mutatis mutandis]%IU%DKi¶t(]LGHQ%XGGKLVWHQ
XQG$WKHLVWHQJHOWHQ"$QGHU%HPKXQJVLFKGLHVHQ)UDJHQ]XVWHOOHQZLUG
der Wert der Erklärung zu messen sein.
YƵĞůůĞ͗DĂƚĞƌŝĂůĚŝĞŶƐƚĚĞƌtϯͬϮϬϭϲ͘^͘ϭϬϯʹϭϬϲ͘
deutung, dass die islamische Zeitrechnung nicht mit der Geburt des Propheten, sondern mit
GHUÅ9HUOHLEOLFKXQJ´GHV,VODPLQHLQHP*HPHLQZHVHQQDFKGHU+LGVFKUDLP-DKUQ&KU
DOVR JOHLFKVDP PLW GHU Å6WDDWZHUGXQJ´ XQG GDPLW GHP $QVSUXFK DXI *HVHOOVFKDIWVJHVWDOtung, beginnt.
ƌŬůćƌƵŶŐǀŽŶDĂƌƌĂŬĞƐĐŚ͗DƵƐůŝŵĞďĞŬƌćŌŝŐĞŶĚŝĞŚĂƌƚĂǀŽŶDĞĚŝŶĂ 185
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞ
^ĂŵŝůĚĞĞď
3URI'U6DPL$OGHHE&KULVWLDQRI3DOHVWLQLDQRULJLQ6ZLVV
FLWL]HQOLFHQFHDQGGRFWRUDWHLQODZ)ULERXUJGLSORPDLQ
political science (Geneva), habilitation to direct researches
(Bordeaux), professor of universities (CNU France, sections 1
DQGUHVSRQVLEOHIRU$UDEDQG,VODPLF/DZLQWKH6ZLVV,QVWLWXWHRI&RPSDUDWLYH/DZGLUHFWRURIWKH&HQWUHRI$UDEDQG,VODPLF/DZ9LVLWLQJ3URIHVVRULQWKHXQLYHUsities of Aix-en-Provence, Cergy-Pontoise, Grenoble, Palermo,
Trento and Lugano. Author of numerous books and articles
RQ$UDEDQG,VODPLFODZLQFOXGLQJDWUDQVODWLRQRIWKH.RUDQLQFKURQRORJLFDO
order in French (and soon in Italian and in English), and an Arabic translaWLRQRIWKH6ZLVVFRQVWLWXWLRQIRUWKH&RQIHGHUDWLRQ
YYY
/ŶƚƌŽĚƵĐƟŽŶ
Depuis le premier siècle de l’islam, les musulmans se sont divisés en de multiples groupes qui s’excommuniaient mutuellement et souvent s’entre-tuaient,
et aujourd’hui l’Oumma islamique est partagée entre 57 pays membres de
l’Organisation de la coopération islamique. Il serait prétentieux de présenter
en quelques pages les normes relatives à l’apostasie dans tous ces groupes et
ces pays. Pour cette raison, nous avons choisi l’Egypte, pays important sur le
plan arabe et musulman, dont nous examinerons les normes et les références
religieuses.
Dans le passé l’apostasie (abandon d’une religion) a été perçue par toutes
les communautés religieuses comme un délit, mais aujourd’hui les normes
internationales la considèrent comme un droit et une composante importante de la liberté religieuse. Ce virement a provoqué une vive réaction de la
part des pays musulmans attachés à la conception islamique classique. Notre
étude vise à voir dans quelle mesure cette conception est encore en vigueur
dans le système juridique égyptien. Cette étude est divisée en quatre points :
²/DOLEHUWpUHOLJLHXVHGDQVODFRQVWLWXWLRQ
²/HFKDQJHPHQWGHUHOLJLRQVXUOHSODQGXGURLWSpQDO
ϭϴϲ^ĂŵŝůĚĞĞď
²/HFKDQJHPHQWGHUHOLJLRQVXUOHSODQGXVWDWXWSHUVRQQHO
²/HFKDQJHPHQWGHUHOLJLRQVXUOHSODQDGPLQLVWUDWLI
Il aurait été important de voir les conséquences tragiques du changement de
religion sur différents aspects de la vie: services médicaux, écoles et universités, travail, fonction publique, droits politiques, naturalisation, séjour des
étrangers, etc. De même, il aurait été intéressant d’examiner l’accusation faite
jXQGLULJHDQWRXXQUpJLPHPXVXOPDQG·rWUHNDÀUPpFUpDQWSKpQRPqQH
très répandu dans l’islam visant à le délégitimer et à le combattre. Mais ceci
nous aurait menés trop loin.
/͘>ĂůŝďĞƌƚĠƌĞůŝŐŝĞƵƐĞĚĂŶƐůĂĐŽŶƐƟƚƵƟŽŶĠŐLJƉƟĞŶŶĞ
Les musulmans s’efforcent de faire une présentation idyllique de leur religion
en recourant à des arguties, une forme de dissimulation (taqiyyah) prescrite
par le Coran. Commençons par exposer sommairement la liberté religieuse
en droit musulman.
1) La liberté religieuse en droit musulman
Pour démontrer la tolérance de l’islam, les musulmans cite des passages coraniques tronqués soigneusement sélectionnés. Trois passages reviennent
souvent:
Si ton Seigneur l'avait souhaité, ceux qui sont sur la terre auraient tous
ensemble cru. Est-ce toi qui contrains les humains pour qu'ils soient croyants? Il n'appartient à une âme de croire qu'avec l'autorisation de Dieu
(10:99-100).
'LV/DYpULWp>HVWYHQXH@GHYRWUH6HLJQHXU&HOXLTXLVRXKDLWHTX
LOFURLH
et celui qui souhaite, qu'il mécroie" (18:29).
Nulle contrainte dans la religion! La bonne direction s'est distinguée du
fourvoiement (2:256-257).
Ces versets n'ont pas empêché les légistes musulmans classiques de prévoir
la peine de mort contre toute personne qui quitte l’islam. Cette attitude ambivalente s'explique par le caractère particulier de la conception de la liberté
religieuse, distinguant entre l'entrée et la sortie.
a) Entrée libre encouragée
Le droit musulman proscrit la contrainte physique directe comme moyen
d’inciter les gens à devenir musulmans. Toutefois, cette liberté d'adhésion est
limitée par trois restrictions:
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞ 187
1. Le droit musulman permet aux Gens du Livre (juifs, chrétiens, sabéens et
zoroastriens)1, de vivre dans la Terre de l'islam et de pratiquer leur religion
avec certaines restrictions visant à accélérer leur conversion à l'islam. Ils sont
TXDOLÀpVGHdhimmisSURWpJpVDXEpQpÀFHG·XQWUDLWpGHSURWHFWLRQSUpYRyant les conditions de leur admission. Mais il leur est interdit de séjourner
dans la Péninsule arabe, Mahomet ayant dit: "Deux religions ne doivent pas
coexister dans la Péninsule arabe"2.
2. Le non-musulman qui accepte de se convertir peut jouir de nombreux
avantages du fait que seul un musulman constitue un sujet de droit à part
entière dans la cité musulmane. Un de ces avantages est la dispense de payer
le tribut (jizyah) prévu par le verset 9:29.
3. L'adhésion à l'islam peut être faite sans choix. C'est le cas des enfants nés
de parents musulmans. Ceux-ci doivent rester musulmans et ne peuvent pas,
une fois majeurs, quitter la religion héritée de leurs parents.
b) Sortie interdite
Le droit musulman ne permet pas à un musulman de quitter sa religion.
0DZHUGL pFULW &HX[ TXL pWDQW OpJDOHPHQW PXVXOPDQV VRLW GH QDLVVDQFH
VRLWjODVXLWHGHFRQYHUVLRQFHVVHQWGHO
rWUH>«@VRQWDXSRLQWGHYXHGH
l'apostasie, sur la même ligne"3.
6LO
DEDQGRQGHO
LVODPGpÀQLWSRXUO·HVVHQWLHOO
DSRVWDVLHSOXVLHXUVDXWUHV
actes peuvent également en tenir lieu: professer des dogmes hétérodoxes,
insulter Mahomet ou les autres prophètes reconnus par les musulmans ou
encore adopter une attitude opposée au pouvoir politique, etc.
Le Coran ne prévoit pas de châtiment précis contre l'apostat bien qu'il évoque
ce sujet à plusieurs reprises en utilisant soit le terme kufr (renégation)4, soit
le terme riddah (revenir en arrière)5. Seuls des châtiments dans l'autre vie y
sont prévus si l'on excepte le verset 9:74 qui parle d’un châtiment douloureux
en ce monde, sans préciser en quoi il consiste. Les récits de Mahomet sont en
revanche plus explicites:
Celui qui change de religion, tuez-le.
1
Ceci est déduit des versets 2:62, 5:69 et 22:17.
2
0DZHUGL/HVVWDWXWVJRXYHUQHPHQWDX[/H6\FRPRUH3DULVS
3
0DZHUGLRSFLWS
4
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5
9RLUOHVYHUVHWV²²
ϭϴϴ^ĂŵŝůĚĞĞď
Il n'est pas permis d'attenter à la vie du musulman sauf dans les trois cas
suivants: la mécréance après la foi, l'adultère après le mariage et l'homicide
sans motif.
Sur la base des versets coraniques et des récits de Mahomet, les légistes classiques prévoient la mise à mort de l'apostat après lui avoir accordé, selon cerWDLQVG·HQWUHHX[XQGpODLGHUpÁH[LRQGHWURLVMRXUV6
LOV
DJLWG
XQHIHPPH
certains légistes préconisent de la mettre en prison jusqu'à sa mort ou son
retour à l'islam6 . Il faut y ajouter des mesures d'ordre civil: dissolution de son
mariage, séparation forcée d’avec ses enfants, ouverture de sa succession,
privation du droit successoral.
L'apostasie collective donne lieu à des guerres. Le sort réservé aux apostats
est alors pire que celui réservé aux polythéistes, aucune trêve n'étant permise
avec eux7.
ϮͿ>ĂůŝďĞƌƚĠƌĞůŝŐŝĞƵƐĞĚĂŶƐůĂĐŽŶƐƟƚƵƟŽŶĠŐLJƉƟĞŶŶĞ
La première constitution égyptienne de 1923 stipulait à l’article 12 que "la
liberté de croyance est absolue": Elle garantit, à son article 13, la liberté des
cultes "en conformité avec les usages en Égypte et à condition qu'ils ne soient
pas contraires à l'ordre public et aux bonnes mœurs". Les autres constitutions
égyptiennes ont repris cette même formulation. L'article 46 de la constitution
de 1971 dit sans la mention de la restriction de l'ordre public: « L'État garantit
la liberté de croyance et la liberté de l'exercice du culte ». L’article 43 de la
constitution de 2012 apporte une précision importante :
La liberté de croyance est garantie.
L'Etat assure la liberté du culte et de la construction des lieux de culte des
religions célestes, selon les dispositions de la loi.
Et l’article 44 ajoute : « Tout dénigrement ou diffamation de l'ensemble des
messagers et des prophètes est interdit ».
/
DUWLFOHGHODFRQVWLWXWLRQGHDIÀUPDLW©/HVFLWR\HQVVRQWpJDX[
devant la loi. Ils ont les mêmes droits et les mêmes devoirs publics, sans distinction de race, d'origine, de langue, de religion ou de conviction ». Mais cet
6
Aldeeb Abu-Sahlieh, Sami A.: L'impact de la religion sur l'ordre juridique, cas de l’Égypte,
QRQPXVXOPDQVHQSD\VG
LVODP)ULERXUJSS²
7
0DZHUGLRSFLWS²
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞϭϴϵ
article a été abrégé par l’article 33 de la constitution de 2012 qui dit: « Les citoyens sont égaux devant la loi. Ils ont les mêmes droits et les mêmes devoirs,
sans aucune distinction entre eux ».
Ces articles semblent garantir la liberté religieuse et ne pas s'opposer au
changement de religion. Toutefois, ces dispositions doivent être comprises
dans les limites du droit musulman. Ces limites étaient présentes dans l'esprit
de leurs rédacteurs mais, pour des raisons politiques, elles n'y ont pas été
explicitement mentionnées. L’on craignait que les Anglais n’instituassent un
régime particulier pour les minorités religieuses. Ainsi, pendant les travaux
de la première constitution, un cheikh a demandé que la liberté de religion et
de culte ne soit garantie que dans les limites des religions reconnues "de façon
à ne pas permettre la création d'une nouvelle religion comme au cas où une
personne prétendrait être le Mahdi chargé d'un nouveau message".
Lors des travaux de la constitution de 1953, qui n'a jamais vu le jour, le
juge Abd-al-Qadir Odeh, frère musulman, dit: "Je ne suis pas contre la liberté
de croyance, mais je ne permets pas que ces croyances (non reconnues par
l'islam) soient pratiquées, faute de quoi nous aurons des gens qui adoreront
les vaches, sans pouvoir les interdire en raison de la constitution". Selon lui,
si un musulman égyptien devient bouddhiste, il doit être considéré comme
apostat et, par conséquent, il doit être mis à mort et ses biens doivent être
FRQÀVTXpV8.
Le refus du changement de religion s'est d'ailleurs manifesté lors des débats relatifs à l'article 18 de la Déclaration universelle des droits de l'homme
(1948) qui énonce:
Toute personne a droit à la liberté de pensée, de conscience et de religion:
ce droit implique la liberté de changer de religion ou de conviction ainsi
que la liberté de manifester sa religion ou sa conviction, seule ou en commun, tant en public qu'en privé, par l'enseignement, les pratiques, le culte
et l'accomplissement des rites.
Cette clause a provoqué une vive réaction de la part des pays musulmans.
Ainsi le représentant de l'Égypte dit que "fort souvent, un homme change de
UHOLJLRQRXGHFRQYLFWLRQVRXVGHVLQÁXHQFHVH[WpULHXUHVGDQVGHVEXWVTXLQH
sont pas recommandables, tels que le divorce". Il ajouta qu'il craignait, en proclamant la liberté de changer de religion ou de conviction, que la Déclaration
8
Aldeeb Abu-Sahlieh: L'impact de la religion, op. cit., p. 266.
ϭϵϬ^ĂŵŝůĚĞĞď
encourageât fatalement "les machinations de certaines missions bien connues
en Orient, qui poursuivent inlassablement leurs efforts en vue de convertir à
leur foi les populations de l'Orient"9.
Lors des discussions sur l'article 18 du Pacte international relatif aux droits
civils et politiques de 1966, le problème fut posé à nouveau. L'Arabie saoudite10
et l'Égypte11 ont proposé d'amender le texte en supprimant la mention de la
liberté de changer de religion ou de conviction. Mais c'est un amendement du
Brésil et des Philippines12 qui fut adopté comme texte de compromis pour satisfaire les pays arabes et musulmans. Ainsi, la liberté de changer de religion
ou de conviction fut remplacée par la liberté d'avoir ou d'adopter une religion
ou une conviction de son choix13&HWWHFRQYHQWLRQDpWpUDWLÀpHSDUO
eJ\SWH
le 14/01/1982, conformément à la décision présidentielle n° 536 de 1981, et
DpWpSXEOLpHDXMRXUQDORIÀFLHOOHDYULO/DGpFLVLRQSUpVLGHQWLHOOHLQGLTXHjVRQDUWLFOHHUTXHODUDWLÀFDWLRQGHFHWWHFRQYHQWLRQHVWFRQGLWLRQQpH
par la non violation des normes du droit musulman. Toutefois, ceci fut considéré comme simple déclaration qui n'a pas valeur de réserve pour l'organisme
auprès duquel cette convention est déposée14.
//͘>ĞĐŚĂŶŐĞŵĞŶƚĚĞƌĞůŝŐŝŽŶƐƵƌůĞƉůĂŶĚƵĚƌŽŝƚƉĠŶĂů
ϭͿďƐĞŶĐĞĚĞĚŝƐƉŽƐŝƟŽŶƉĠŶĂůĞ
Établi sous les anglais, le code pénal égyptien, comme la plupart des codes
pénaux des pays arabes, ne prévoit pas de sanction pénale contre l'apostasie.
0DLVFHFLQHVLJQLÀHQXOOHPHQWTXHO
DEDQGRQGHO
LVODPHVWDXWRULVp/HV
convertis à une religion autre que l’islam et ceux qui sont soupçonnés de prosélytisme risquent l'emprisonnement et la torture. Les tribunaux recourent à
O
DUWLFOHGXFRGHSpQDOTXLLQWHUGLWG
H[SORLWHUODUHOLJLRQDÀQGHSURSDJHU
oralement, par écrit ou par tout autre moyen des opinions extrêmes dans le
but d'attiser des troubles, avilir une des religions célestes ou une des communautés en faisant partie, ou nuire à l'unité nationale". La sanction prévue
pour un tel délit est de cinq ans de prison et d'une amende allant jusqu'à 1000
9
AG, 3e session, séance plénière 180, 1980, p. 913.
10
A/C3/L.422.
11
A/C3/L.72.
12
A/C3/L.877.
13
9RLUVXUFHVGLVFXVVLRQV$S²
14
KWWSZZZWDVKUHDDWFRPYLHZBVWXGLHVDVS"LG VWGBLG >͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞϭϵϭ
livres égyptiennes. Les personnes converties sont jetées en prison avec leurs
complices15. L'hostilité à l'égard des apostats est attisée par la doctrine et les
projets de lois, ce dont nous traiterons dans les points suivants.
ϮͿŽĐƚƌŝŶĞŚŽƐƟůĞăůΖĂƉŽƐƚĂƐŝĞ
Les auteurs arabes modernes défendent presque unanimement l'application
de la peine de mort contre l'apostat. Bien plus, toutes les universités arabes
l'enseignent à leurs étudiants. Ainsi, en Égypte, tous les cours consacrés au
droit de la famille comportent une section sur les empêchements dont est
frappé l'apostat en matière de mariage, de garde d'enfants et de succession.
,OVDIÀUPHQWTXHO
DSRVWDWQHSHXWQLVHPDULHUQLKpULWHUSDUFHTX
LOHVWSDVsible de la peine de mort.
Le Ministre égyptien de waqf a indiqué dans une rencontre en juillet 2007
avec des étudiants universitaires que la foi est une chose privée qui implique
une relation entre Dieu et la personne du croyant. Mais si l'apostat exprime
sa pensée, il tombe sous le coup de la loi pour trouble à l'ordre public et peut
être considéré comme traître punissable de la peine de mort. Dans ce cas, il
n'est pas condamné à mort pour apostasie, mais pour trouble à l'ordre public16
Certaines voix musulmanes, cependant, commencent à s'élever pour
mettre en doute les normes islamiques sur l'apostasie et à critiquer leur application17. Ces oppositions à la peine capitale contre l'apostat restent timides
et partielles, et aucun auteur musulman jusqu'à maintenant n'a mis en cause
les conséquences de l'apostasie sur le mariage, les rapports entre parents et
enfants ou les successions.
ϯͿWƌŽũĞƚƐƉĠŶĂůŝƐĂŶƚůΖĂƉŽƐƚĂƐŝĞ
L'Égypte a connu plusieurs projets de lois qui pénalisent l'apostasie, reprenant
ainsi à leur compte les normes islamiques. Ces projets sont d'autant plus inquiétants que certains sont appuyés par l'Azhar et/ou par des commissions
parlementaires.
15
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGISHW²
16
KWWSZZZDOPDVU\DO\RXPFRPDUWLFOHDVS["$UWLFOH,' 17
$O6D
LGL$EGDO0LW
DO$OKXUUL\\DKDOGLQL\\DKÀOLVODP'DUDOÀNUDO
DUDELqPHpGOH
&DLUH>"@$O%DQQD-DPDO.LWDEKXUUL\\DWDOL
WLTDGÀOLVODP$OPDNWDEDOLVODPLqPH
pGLWLRQ%H\URXWKHW'DPDVS²
ϭϵϮ^ĂŵŝůĚĞĞď
Si ces projets, écartés surtout pour des raisons d’ordre politique, étaient soumis au Parlement égyptien, il ne fait pas le moindre doute qu'ils auraient été
adoptés.
On ajoutera à ces projets égyptiens, un projet de la Ligue arabe, dont le
siège est au Caire, et qui va dans le même sens.
a) Projets égyptiens de 1977
Au mois de mai 1977, la revue Al-I'tisam du Caire a publié le texte d'un projet pénal présenté au parlement par l'Azhar. Les articles 30-34 traitent de
l'apostasie:
Article 30 - L'apostat est tout musulman qui quitte l'islam, qu'il ait adopté
une autre religion ou non.
Article 31 - L'apostasie consiste en ce qui suit:
XQDYHXFODLURXXQDFWHQ
DGPHWWDQWSDVOHGRXWHVLJQLÀDQWO
DEDQGRQGH
O
LVODP
ODQpJDWLRQGHFHTXLHVWUHFRQQXFRPPHpOpPHQWQpFHVVDLUHGHODUHOLJLRQ
3) la moquerie, par la parole ou l'acte, à l'égard d'un prophète, d'un messager,
d'un ange ou du Coran.
Article 32 - Repentir de l'apostat:
1) Le repentir de l'apostat se réalise par le fait de revenir sur ce qui a été nié.
2) Le repentir de celui qui apostasie plus que deux fois n'est pas accepté.
Article 33 - L'apostat qui quitte l'islam, qu'il soit homme ou femme, est condamné à mort si son repentir est désespéré ou si, après un délai de 60 jours,
il ne se repent pas.
$UWLFOH ² /HV DFWHV GH O
DSRVWDW IDLWV DYDQW O
DSRVWDVLH VRQW FRQVLGpUpV
comme valides. S'il revient à l'islam, ses biens lui échoient.
2) S'il a été mis à mort ou est décédé en état d'apostasie, ses actes accomplis
avant son apostasie sont considérés comme valides et les biens acquis reviennent au Trésor public.
L'article 2 de ce projet précise que pour l'application des peines islamiques, il
faut que le coupable soit âgé de 17 ans révolus. L'article 17 exige que la peine
ne soit appliquée qu'après une décision de la Cour de cassation.
Le 6 août de la même année, Al-Ahram écrit que le Conseil d'État a accepté
un projet relatif à l'apostasie. D'après ce projet, le coupable âgé de 18 ans réYROXVEpQpÀFLHG
XQGpODLGHUpÁH[LRQGHMRXUVSRXUVHUHSHQWLU­GpIDXW
il est condamné à mort. Les témoins doivent être musulmans et majeurs. Si
le coupable apostasie pour la 2e fois et se repent, il est puni de dix ans de
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞϭϵϯ
prison. Si l'apostat est âgé de sept à dix ans non-révolus, il est réprimandé par
le juge et remis à ses parents ou à une institution de protection sociale. S'il
est âgé de dix à quinze ans non révolus, il est puni de 10 à 50 coups de bâton
ÀQVLF6
LOHVWkJpGHjDQVQRQUpYROXVLOHVWSXQLG
XQDQjWURLVDQV
de prison. Celui qui incite autrui à apostasier, même si c'est sans effet, est
considéré comme un associé et puni de la même peine prévue pour l'apostasie
(disposition peu claire). L'apostat ne peut disposer de ses biens ni les gérer. La
validité des actes accomplis pendant le procès dépend de la sentence18.
b) Projet égyptien de 1982
La Commission législative chargée de rédiger des projets de lois en conformité
avec les normes islamiques a remis le 1er juillet 1982 au parlement égyptien
un projet de code pénal composé de 630 articles suivis d'un mémorandum
imposant de 235 pages. Ce projet consacre à l'apostasie les articles 178-188.
Le mémorandum du projet fonde ce délit sur le verset coranique 2:217:
Quiconque parmi vous abjure sa religion et meurt en étant mécréant, ceuxOjOHXUV±XYUHVRQWpFKRXpGDQVOD>YLH@LFLEDVHWOD>YLH@GHUQLqUH&HX[Oj
sont les gens du feu. Ils y seront éternellement.
Il cite le récit de Mahomet: "Celui qui change sa religion tuez-le". D'après ce
projet, l'apostasie consiste dans le fait de nier verbalement ou par un acte clair
ce qui est reconnu comme élément nécessaire de la religion. Il s'agit de ce que
le commun du peuple reconnaît comme tel, à savoir la croyance en l'unicité
G
$OODKGDQVOHVDQJHVHQWDQWTX
DPEDVVDGHXUVGHODUpYpODWLRQHQWUH$OODK
HWVHVPHVVDJHUVGDQVOHV/LYUHVVDFUpVHQWDQWTXHPHVVDJHVG
$OODKjVHV
FUpDWXUHVGDQVWRXVOHVPHVVDJHUVG
$OODKPHQWLRQQpVGDQVOH&RUDQGDQVOH
contenu de ces messages relatif à la résurrection, à la rétribution, aux prinFLSHVOpJLVODWLIVHWLQVWLWXWLRQQHOVTX
$OODKDYRXOXVSRXUVHVÀGqOHV19.
La peine est la mise à mort si le coupable est âgé de 18 ans révolus (article
178). La preuve de l'apostasie est faite devant une autorité judiciaire, soit par
l'aveu écrit ou oral du coupable, soit par le témoignage de deux hommes ou
d'un homme et de deux femmes, ou de quatre femmes, majeurs, raisonnables,
équitables (donc musulmans), voyants, capables de s'exprimer oralement ou
par écrit (article 179). Le procureur décide, après enquête, d'emprisonner
l'apostat et remet l'affaire au tribunal pénal (article 180). Si l'apostat se reSHQWRXUHYLHQWVXUVRQDYHXODSHLQHQ
HVWSDVH[pFXWpHLOHVWFRQGDPQpj
dix ans de prison au plus s'il récidive et se repent (article 181-182).
18
6XUFHVGHX[SURMHWVYRLU$OGHHE$EX6DKOLHK/
LPSDFWGHODUHOLJLRQRSFLWS²
19
Ibid., p. 179.
ϭϵϰ^ĂŵŝůĚĞĞď
La personne qui incite autrui à apostasier, même sans résultat, est punie de
ODSHLQHSUpYXHSRXUO
DSRVWDVLHDUWLFOHGLVSRVLWLRQSHXFODLUH/HPpmorandum explique qu'il s'agit ici d'une peine discrétionnaire qui peut être
PRGLÀpHRXWRXWVLPSOHPHQWDEDQGRQQpHFRQWUDLUHPHQWjODSHLQHSUpYXH
pour l'apostasie20.
L'apostat n'a pas le droit de disposer de ses biens ou de les gérer. La validité
des actes accomplis après l'apostasie dépend de la suite du procès. Un tuteur
est nommé pour gérer ses biens durant la période précédant la sentence (article 188). Le projet ne dit rien de ce qu'il faut faire de ses biens s'il est exécuté. Ce projet a été rejeté par le parlement égyptien au mois de mai 198521.
c) Projet de la Ligue arabe de 1996
Le Projet de code pénal arabe uniforme de la Ligue arabe de 1996 traite de
l’apostasie dans les articles suivants:
Article 162 - L'apostat est le musulman, homme ou femme, qui abandonne
la religion islamique par une parole explicite ou un fait dont le sens est inGLVFXWDEOH LQVXOWH 'LHX VHV DS{WUHV RX OD UHOLJLRQ PXVXOPDQH RX IDOVLÀH
sciemment le Coran.
• Article 163 - L'apostat est puni de la peine de mort s'il est prouvé qu'il a
apostasié volontairement et s'y maintient après avoir été invité à se repentir
dans un délai de trois jours.
• Article 164 - Le repentir de l'apostat se réalise par le renoncement à ce qui
DFRQVWLWXpVDPpFUpDQFHVRQUHSHQWLUHVWLQDFFHSWDEOHV
LODSRVWDVLHSOXV
de deux fois.
• Article 165 - Tous les actes de l'apostat après son apostasie sont considérés
comme nuls de nullité absolue, et tous ses biens acquis par ces actes reviennent à la caisse de l'État22.
Pour fonder ces articles, le mémorandum de ce projet cite, en plus des deux
récits de Mahomet prévoyant la peine de mort contre l'apostat, un passage
tronqué du verset coranique 3:85: "Quiconque recherche une religion autre
que l'islam, elle ne sera pas acceptée de lui"23. Cette référence tronquée au
Coran est étrange dans la mesure où ce verset ne parle nullement de l'abandon
20
,ELGS²
21
International Herald Tribune, 6.5.1985.
22
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LDO
DUDELDOPXZDKKDGOH&DLUHVDQVGDWHDGRSWpSDUOHV0LQLVWUHVDUDEHV
GH OD MXVWLFH OH QRYHPEUH S 7H[WH GDQV KWWSZZZDUDEOHJDOQHWRUJ$UDE/DZV0RGHO$UDE/DZ/LVWDVS[",' 23
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DUDELPXZDKKDGHVHVVLRQGX&RQVHLOGHV0LQLVWUHVDUDEHVGHODMXVWLFH5DEDW²DYULODOPXGKDNNDUDKS²
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞϭϵϱ
de l'islam, mais de toute appartenance à une religion autre que l'islam. De
plus, ce verset ne prévoit aucune sanction temporelle, mais dit simplement:
"il sera, dans la vie dernière, au nombre des perdants".
ϰͿĐƟŽŶƉŽƉƵůĂŝƌĞĐŽŶƚƌĞůΖĂƉŽƐƚĂƚ
Chaque individu a le droit de saisir les tribunaux étatiques pour dénoncer
un apostat. Dans le cas de l'Égypte, ce rôle est souvent assumé par l'Azhar,
notamment à l'égard d'écrivains dissidents accusés d'apostasie. Et si l'État
ou les tribunaux refusent de mettre à mort ces écrivains en se satisfaisant
d'interdire leurs ouvrages ou de les jeter en prison, chaque musulman se croit
en droit de les assassiner. Ce droit du musulman de saisir les tribunaux ou
de se substituer à l'État se base sur le devoir d'interdire le blâmable prescrit
par le Coran:
Que soit parmi vous une nation qui appelle au bien, ordonne le convenable,
et interdit le répugnant. Ceux-là sont ceux qui réussiront (3: 104).
&HSULQFLSHHVWDXVVLDIÀUPpSDUGHVUpFLWVGH0DKRPHWGRQWOHSOXVLPSRUWDQW
Celui qui voit un mal qu'il le corrige par sa main, et s'il ne le peut pas qu'il
le corrige par sa langue, et s'il ne le peut non plus qu'il le corrige dans son
cœur et c'est le moindre des actes de foi.
C'est en vertu de ce principe que Faraj Fodah, penseur égyptien, a été assassiné le 8 juin 1992 par un intégriste musulman. L'Azhar avait porté plainte
contre lui, et le gouvernement l'avait placé en résidence surveillée. L'assassin a
LQGLTXpORUVGHO
HQTXrWHTXHOHFKHLNKpJ\SWLHQ8PDU$EGDO5DKPDQÀJXUH
de proue de l'organisation intégriste Al-Jihad et réfugié aux États-Unis, avait
déclaré licite "de faire couler le sang de tous ceux qui s'opposent à l'islam".
L'Association des Frères musulmans condamna l’assassinat, tout en portant
sur le gouvernement et les médias la responsabilité de cet attentat en laissant
le champ libre à des écrivains qui attaquent l'islam24.
5) Accusation de prosélytisme
L'article 18 de la Déclaration universelle des droits énonce que "la liberté de
religion comprend la liberté de manifester sa religion ou sa conviction seule
ou en commun, tant en public qu'en privé, par l'enseignement". Cela implique
la liberté de ce qu'on appelle le prosélytisme.
24
Le Monde, 10 et 11 juin 1992.
ϭϵϲ^ĂŵŝůĚĞĞď
Or, comme le droit musulman ne reconnaît pas aux musulmans le droit de
changer de religion, tout en encourageant toute personne à devenir musulman, les pays musulmans s'autorisent à faire du prosélytisme par différents
moyens directs ou indirects pour mener les non-musulmans à se convertir à
l'islam, tout en rejetant tout prosélytisme qui vise à convertir les musulmans
à une autre religion, prévoyant même des sanctions contre ceux qui contreviennent à une telle interdiction.
Des troubles très graves en 1972, au cours desquels l'église de Khanka fut
incendiée, avaient pour raison, d'après la commission d'enquête parlementaire, la conversion de deux jeunes musulmans au christianisme en 1970 à
Alexandrie25. On signale ici que les autorités égyptiennes ont arrêté deux jeunes chrétiens le 1er février 2009 pour avoir distribué l'Évangile aux visiteurs
de la foire du livre. Ils auraient été soumis à la torture (coups de bâtons et
électrocution) avant d'être renvoyés dans leurs pays d'origine26.
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ƉůĂŶĚƵƐƚĂƚƵƚƉĞƌƐŽŶŶĞů
Nous verrons ici les conséquences discriminatoires du changement de religion et les raisons qui poussent certaines personnes à changer de religion
pour ne pas être discriminées. Trois domaines sont concernés: le mariage, la
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pGXFDWLRQGHVHQIDQWVHWHQÀQOHGURLWVXFFHVVRUDO
ϭͿDĂƌŝĂŐĞ
L’Egypte connaît le système de la personnalité des lois institué par le Coran.
Selon la loi 462/1955 et la loi 1/2000 qui l’a abrogée, les litiges de statut
personnel des Égyptiens non-musulmans appartenant à une communauté religieuse reconnue et unis en communauté et en confession sont réglés selon
leur propre législation.
Si la condition de l'unité en communauté et en confession n'est pas remplie,
c'est le droit musulman qui s'applique en général (ces personnes ne pourront
cependant pas conclure un mariage polygame selon les normes musulmanes).
25
Aldeeb Abu-Sahlieh, Sami A.: Les musulmans face aux droits de l'homme: religion, droit et
SROLWLTXHpWXGHHWGRFXPHQWV9HUODJ'U'LHWHU:LQNOHU%RFKXPS$O$KUDP
29.11.1972.
26
http://eipr.org/reports/FRBQJul-Sep%209AR.pdf, p. 33.
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞϭϵϳ
Si une personne change de communauté et de confession pendant la marche
du procès, on ne tient pas compte de ce changement, sauf si ce changement
est fait en faveur de la religion musulmane.
&RQFUqWHPHQWSDUODQWXQFRXSOHFRSWHRUWKRGR[HDGHVGLIÀFXOWpVjREWHQLU
le divorce selon la loi de sa communauté. Si l’un des deux conjoints change de
communauté avant le procès et devient protestant, ce couple pourra divorcer
SDUFHTXHF
HVWOHGURLWPXVXOPDQTXLV·DSSOLTXHGDQVFHFDVGHÀJXUH6LHQ
revanche le changement de communauté s'effectue pendant la marche du
procès, ce couple ne pourra pas divorcer et restera soumis à la loi copte orthodoxe. La seule possibilité qui reste alors est la conversion à l'islam, conversion
qui peut se faire à tout moment.
C'est la raison pour laquelle des chrétiens se convertissent à l'islam en
Égypte. Il faut imputer cela aux lois sévères de l'Église copte orthodoxe en
particulier, surtout depuis l'accès à la papauté de Shenouda qui est resté intraitable en matière de divorce. Mais le système juridique égyptien en est
aussi responsable. En effet, les différentes églises chrétiennes ont présenté
un projet de loi commune à l'État en matière de statut personnel permettant
de résoudre ce problème au moins partiellement, en autorisant le divorce de
façon plus large, mais l'État refuse de le promulguer. Et il n'est pas exclu que
ce refus ait pour objectif de pousser les chrétiens à se convertir à l'islam27.
Dans les litiges impliquant des musulmans ou un musulman, ou des membres de communautés non reconnues, c'est le droit musulman qui s'applique,
quelle que soit leur nationalité. Ceci a en matière de mariage les implications
suivantes prévues non pas par les lois égyptiennes, mais par le code de Qadri
qui comble les lacunes législatives:
• Un homme musulman peut épouser toute femme, quelle que soit sa religion, à condition qu'elle ne soit ni polythéiste, ni membre d'une communauté non reconnue (articles 31-32 et 120 du code de Qadri).
• La femme musulmane ne peut épouser qu'un homme musulman. Un nonmusulman qui veut épouser une musulmane doit nécessairement se convertir à l'islam (article 122 du code de Qadri).
• Le mariage des polythéistes et des groupes non reconnus n'est pas reconnu28.
27
Voir à cet égard Aldeeb Abu-Sahlieh, Sami A.: Le statut personnel en Égypte, passé, présent
et avenir, in: Marc Aoun (éd.): Les statuts personnels en droit comparé: Évolutions récentes
HWLPSOLFDWLRQVSUDWLTXHV3HHWHUV/RXYDLQS²7H[WHDXVVLGDQVKWWSZZZ
VDPLDOGHHEFRPDUWLFOHVYLHZSKS"LG 28
9RLUODIDWZDGHO
$]KDUUHODWLYHDX[%DKDwVG
eJ\SWHGDQV$OGHHE$EX6DKOLHK6DPL$ZDG
Liberté religieuse et apostasie dans l'islam, dans: Praxis juridique et religion, 3.1.1986, p.
²
ϭϵϴ^ĂŵŝůĚĞĞď
• En cas de conversion à l'islam: si c'est l'homme qui devient musulman, il
peut garder sa femme non musulmane, à la condition qu'elle ne soit ni polythéiste, ni membre d'une communauté non reconnue. Si c'est la femme
qui devient musulmane, son mari non-musulman ne peut continuer à vivre
avec elle que s'il se convertit à son tour à l'islam. Si les deux conjoints se
convertissent ensemble à l'islam, le mariage est maintenu (articles 126-128
du code de Qadri).
• En cas d'abandon de l'islam: une personne qui apostasie (homme ou femme)
ne peut se marier, et si elle apostasie après le mariage, celui-ci est dissous,
quelle que soit la religion à laquelle cette personne se convertit. Ainsi, si
un musulman marié à une chrétienne devient chrétien, son mariage est
dissous. De même, si les deux conjoints musulmans deviennent chrétiens,
leur mariage est dissous (article 303 du code de Qadri).
• Cette mesure frappe non seulement le musulman qui abandonne l'islam
pour adopter une autre religion, mais aussi le musulman dont les idées ou
les actes sont contraires à l'islam. Ainsi, le professeur Nasr Abu-Zayd de
l'Université du Caire a tenté une interprétation libérale du Coran. Un groupe
fondamentaliste a intenté un procès contre lui pour apostasie. L'affaire est
DUULYpHMXVTX
jOD&RXUGHFDVVDWLRQTXLFRQÀUPDVDFRQGDPQDWLRQOHDR€W
1996 29, et requit la séparation entre lui et sa femme, un apostat ne pouvant
pas épouser une musulmane. Le couple a dû s'enfuir de l'Égypte et demander l'asile politique en Hollande par peur de se faire tuer30.
Certes, on trouve dans les différentes lois communautaires non-musulmanes
des normes restrictives qui vont dans le sens du droit musulman, mais ces
normes n'ont pas de valeur contraignante, l'État égyptien n'accordant sa proWHFWLRQTX
DX[QRUPHVPXVXOPDQHV­WLWUHG
H[HPSOHODORLFRSWHRUWKRGR[H
refuse le mariage d'un copte ou d'une copte avec une personne qui n'est pas
copte orthodoxe. Mais si une copte orthodoxe veut épouser un catholique ou
un musulman, elle a toujours le moyen de le faire en dehors de l'Église. De
même, la loi copte orthodoxe considère l'abandon de la communauté comme
une apostasie ayant pour effet la dissolution du mariage. Mais les tribunaux
pJ\SWLHQVQ
DFFHSWHURQWSDVG
DFFRUGHUOHGLYRUFHGDQVFHFDVGHÀJXUH$LQVL
si le mari copte devient musulman, sa femme copte ne peut pas demander le
divorce de son mari pour ce simple fait de changement de religion.
29
Décision publiée par Al-Mujtama' al-madani (le Caire), septembre 1996. Voir aussi sur le site
KWWSZZZLEUDKLPRPUDQFRPYEVKRZWKUHDGSKS"W 30
Sur cette affaire, voir Baudouin Dupret, « L’affaire Abû Zayd, universitaire poursuivi pour
apostasie », in: Maghreb-Machrek, no 151, jan.-mars 1996, pp. 18- 31
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞϭϵϵ
ϮͿdƵƚĞůůĞͲŐĂƌĚĞĞƚĠĚƵĐĂƟŽŶĚĞƐĞŶĨĂŶƚƐ
/HFRGHRIÀFLHX[GH4DGULGLWTXHODPqUHRXWRXWHDXWUHhadinah (femme
chargée de la garde) chrétienne ou juive a le droit de garder l'enfant jusqu'à
ce qu'il soit capable de discernement en matière de religion, à moins que le
père ou le tuteur ne craigne qu'elle n'inspire à l'enfant une autre foi que la foi
musulmane" (article 381). Celle-ci ne doit pas être apostate (article 382). En
l'absence de femmes pouvant exercer la garde de l'enfant, ce droit est attribué
à un homme qui doit être de la même religion que l'enfant, donc musulman.
L'homme et la femme apostats ne peuvent dans ce cas avoir la garde de leurs
enfants (article 385).
La question de religion se pose en matière de puissance paternelle (wilayah). Cette puissance est exercée d'après le droit égyptien par le père et,
en son absence, par le grand-père paternel de l'enfant. La loi égyptienne
QHPHQWLRQQHSDVODFRQGLWLRQGHODUHOLJLRQLOHQHVWGHPrPHGX
FRGHRIÀFLHX[GH4DGUL0DLVODGRFWULQHpJ\SWLHQQHH[LJHTXHOHSqUHRXOH
grand-père soient musulmans si l'enfant est musulman.
Si un mari copte devient musulman, son mariage avec sa femme copte
reste valable, et ses enfants mineurs deviendront musulmans. Si, au rebours
c'est la femme qui devient musulmane, le mariage est dissous, le père perd
son autorité sur ses enfants mineurs, lesquels deviennent musulmans.
Dans un couple musulman, si le mari ou la femme se convertit au christianisme, le mariage est dissous et les enfants mineurs restent dans la religion musulmane et avec le conjoint musulman. Si les deux quittent l'islam,
le mariage est aussi dissous, et les deux perdent leur autorité sur les enfants,
lesquels restent musulmans.
ϯͿ^ƵĐĐĞƐƐŝŽŶĞƚƚĞƐƚĂŵĞŶƚ
Le droit musulman interdit la succession entre les musulmans et les nonmusulmans, dans les deux sens. L'apostat qui quitte l'islam ne peut hériter
de personne et seuls ses héritiers musulmans peuvent hériter ses biens. Dans
le cas de la conversion à l'islam comme dans le cas de l'abandon de l'islam,
VHXOVOHVKpULWLHUVPXVXOPDQVSHXYHQWEpQpÀFLHUGHODVXFFHVVLRQDORUVTXH
les héritiers non-musulmans en sont privés.
En ce qui concerne le testament, le droit musulman permet la constitution
d'un legs testamentaire entre musulmans et non-musulmans. Quant à l'effet
de l'apostasie sur le legs testamentaire, les avis sont partagés.
Concrètement parlant, si un chrétien devient musulman (conversion qui
peut être attestée après sa mort par deux témoins musulmans!), sa femme
et ses enfants chrétiens ne peuvent rien hériter de lui, et ses biens passent à
ϮϬϬ^ĂŵŝůĚĞĞď
l'État, sauf s'ils se convertissent à l'islam à leur tour. Si un musulman se convertit au christianisme, ses biens acquis avant l'apostasie passent à ses seuls
héritiers musulmans, alors que les biens acquis après reviennent à l'État. Si
c'est la femme qui apostasie, ses héritiers musulmans (et eux seuls) peuvent
hériter de ses biens, qu'ils soient acquis avant ou après son apostasie.
Le Centre des recherches islamiques dépendant de l'Azhar a approuvé le
21 avril 2008 que la femme et les enfants non mineurs soient privés de la
succession de leur père après sa conversion à l'islam. Cette décision a été prise
sur demande d'un jeune copte qui voulait avoir sa part à la succession de son
père qui s'était converti à l'islam31.
/s͘>ĞĐŚĂŶŐĞŵĞŶƚĚĞƌĞůŝŐŝŽŶƐƵƌůĞƉůĂŶĂĚŵŝŶŝƐƚƌĂƟĨ
ϭͿĂƌƚĞĚΖŝĚĞŶƟƚĠĞƚŵŽƌƚĐŝǀŝůĞ
Si un État entrave, comme nous l'avons vu, l'abandon de l'islam et encourage
les non-musulmans à devenir musulmans sur le plan du droit pénal, du droit
de la famille et du droit successoral, il est normal que cet État étende ces
entraves sur le plan administratif lorsqu'il s'agit d'enregistrer les personnes
et d'établir des cartes d'identité portant un numéro national et autres docuPHQWVRIÀFLHOV
Ces documents sont nécessaires pour vacciner les enfants (impossible sans
FHUWLÀFDWGHQDLVVDQFHV
LQVFULUHjO
pFROHRXjO
XQLYHUVLWpVHPDULHUHQWreprendre la procédure d'ouverture de la succession, avoir une fonction publique, voter et être élu, avoir un permis de conduire, enregistrer les biens
immobiliers dans les registres, ouvrir un compte bancaire, voyager, etc. On
peut donc dire que la personne qui ne dispose pas d'une carte d'identité est
une personne en état de mort civile.
Or, tous ces documents nécessitent la mention de la religion de la personne
concernée32. Et c'est ici que les personnes ayant changé de religion ou apparWHQDQWjXQHUHOLJLRQQRQUHFRQQXHUHQFRQWUHQWOHVSOXVJUDQGHVGLIÀFXOWpV
(QUDLVRQGHFHVGLIÀFXOWpVGHVSHUVRQQHVUHFRXUHQWjODIDOVLÀFDWLRQGHOHXUV
GRFXPHQWVRIÀFLHOV\LQGLTXDQWODUHOLJLRQGHOHXUFKRL[FHTXLOHVH[SRVHj
des sanctions sévères33.
31
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV)5%BTXDUWHUO\BUHSB-XO)5%45DUSGISDU
32
Ces questions sont régies par la loi 143/1994 relative à l'État civil et l’Ordonnance d'exécution
no 1121/1995 relative à la loi sur le statut personnel.
33
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGI S HW ² KWWSZZZ
HLSURUJUHSRUWV1&+5BLQWHUYHQWLRQBBBKWP
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞ 201
Le problème est devenu encore plus compliqué depuis l'utilisation des ordinateurs pour émettre ces documents au sein du ministère de l'intérieur, rendant
DLQVL OH FRQWU{OH SOXV HIÀFDFH34, sans parler de l'intervention des fonctionQDLUHVTXLIDOVLÀHQWOHVGRQQpHVSHUVRQQHOOHVGHVFLWR\HQVHQFKDQJHDQWOHXU
religion à leur guise. Nous verrons dans les points suivants les différentes
catégories.
ϮͿWĞƌƐŽŶŶĞƐĐŽŶǀĞƌƟĞƐăůΖŝƐůĂŵ
Alors que les autorités chrétiennes craignent d'être accusées de prosélytisme
si elles acceptaient ceux qui quittent l'islam en les baptisant par exemple,
l'État et les autorités religieuses musulmanes mettent à la disposition de ceux
TXL VH FRQYHUWLVVHQW j O
LVODP GHV VWUXFWXUHV RXYHUWHV SXEOLTXHV ÀQDQFpHV
par l'État sans la moindre entrave. Le journal Nadhat Masr du 8 août 2009
SXEOLHXQHORQJXHLQWHUYLHZGXFKHLNK6DOLP0XKDPPDG6DOLPSUpVLGHQW
GH OD FRPPLVVLRQ GH OD IDWZD HW UHVSRQVDEOH GH OD FRQYHUVLRQ j O
LVODP ,O
indique que chaque jour il y a entre 10 et 15 conversions de chrétiens égyptiens à l'islam. D'autre part, Mahmoud Hamdi Zaqzouq, ministre de waqf,
dit que quatre cent personnes se rendent chaque mois au siège de l'Azhar,
responsable de la conversion des non Égyptiens à l'islam, pour se convertir35.
/DFRQYHUVLRQjO
LVODPHVWXQHSURFpGXUHVLPSOH,OVXIÀWSRXUOHFDQGLGDWGH
prononcer la phrase suivante: "J'atteste qu'il n'y a pas de divinité autre que
Dieu, et j'atteste que Mahomet est le messager de Dieu".
Une information sur internet émanant de milieux musulmans indique cependant que des demandes de conversion à l'islam de la part d'Égyptiens
chrétiens ont été refusées par l'Azhar lui-même parce qu'elles posaient des
problèmes d'ordre public. C'est le cas de femmes de prêtres orthodoxes qui
demandent leur conversion à l'islam pour pouvoir divorcer de leurs maris. Le
cheikh de l'Azhar dit que de telles conversions ne remplissent pas les conditions légales et coutumières pour la conversion à l'islam et menacent l'unité
nationale. De telles conversions donnent lieu à des manifestations de la part
des coptes qui accusent les milieux musulmans d'enlèvements fréquents de
IHPPHV HW GH ÀOOHV FKUpWLHQQHV SRXU OHV FRQYHUWLU j O
LVODP VRXYHQW HQ OHV
)5%BTXDUWHUO\BUHSBDSUKWP SDU KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB
,'BDUDELFSGISKWWSZZZHLSURUJUHSRUWV)5%BTXDUWHUO\BUHSB-XO)5%45DUSGISDU
34
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS²
35
KWWSHLSURUJUHSRUWV)5%4-XO6HS$5SGIS²
ϮϬϮ^ĂŵŝůĚĞĞď
rendant enceintes. D'autre part, la position de l'Azhar a été critiquée par des
milieux religieux musulmans estimant que le refus de telles conversions est
contraire au droit musulman36 .
Concernant les enfants de moins de 16 ans et dont un parent se convertit
à l'islam, ils deviennent ipso jurePXVXOPDQVOHXUVGRFXPHQWVRIÀFLHOVVRQW
changés sans autre forme de procès, et ce gratuitement. Qui plus est, s'ils
portent un nom chrétien, l’administration le change automatiquement, même
si le parent devenu musulman ne le souhaite pas. On ne tient pas non plus
compte de l'opposition du parent resté chrétien.
ϯͿDƵƐƵůŵĂŶƐĚĞŶĂŝƐƐĂŶĐĞƋƵŝƋƵŝƩĞŶƚůΖŝƐůĂŵ
On estime le nombre des musulmans convertis au christianisme à quelques
milliers. Mais rarissimes sont ceux qui présentent des demandes pour changer leurs cartes d'identité, par peur de se faire arrêter ou stigmatiser37. Et
contrairement aux convertis à l'islam qui parviennent facilement à avoir ce
changement pour eux et pour leurs enfants mineurs, ces convertis de l'islam
n'obtiennent pratiquement jamais gain de cause38. Certains recourent à la falVLÀFDWLRQGHOHXUVFDUWHVG
LGHQWLWpSRXUSRXYRLUVHPDULHUjO
pJOLVHRXSRXU
TXLWWHUOHSD\V/RUVTXHFHVIDOVLÀFDWLRQVVRQWGpFRXYHUWHVO
eWDWVpYLWFRQWUH
eux et contre leurs complices39.
En ce qui concerne les enfants mineurs des musulmans qui quittent l’islam,
ils restent musulmans, et en aucune manière l'état civil n'accepte de changer
leurs cartes d'identité pour y inscrire la religion de leur parent ayant quitté
l'islam.
ϰͿŚƌĠƟĞŶƐĚĞŶĂŝƐƐĂŶĐĞĐŽŶǀĞƌƟƐă
ůΖŝƐůĂŵƌĞƚŽƵƌŶĂŶƚăůĞƵƌƌĞůŝŐŝŽŶĚΖŽƌŝŐŝŶĞ
Il arrive souvent que des chrétiens de naissance se convertissent à l'islam pour
pouvoir obtenir certains avantages, notamment pour épouser une musulmane ou un musulman, ou pour divorcer (la loi copte étant trop sévère dans
36
http://almoslim.net/node/85501
37
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV1&+5BLQWHUYHQWLRQBBBKWP
38
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS
39
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV1&+5BLQWHUYHQWLRQBBBKWPKWWSZZZHLSURUJ
UHSRUWV)5%BTXDUWHUO\BUHSBDSUKWP SDU KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGI S KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV)5%B
TXDUWHUO\BUHSB-XO)5%45DUSGISDU
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞ 203
ce domaine). Lorsque le divorce a été obtenu, ou après l'échec de leur mariage
avec le partenaire musulman, ces personnes demandent l’autorisation de revenir à leur religion d’origine.
L'état civil rejette généralement ces demandes sous prétexte qu'il faut une
décision judiciaire, ce qui oblige les personnes concernées à porter plainte
au tribunal administratif, lequel ne leur donne que rarement raison40. Mais
PrPHORUVTXHOHWULEXQDODGPLQLVWUDWLIOHXUHVWIDYRUDEOHOHVRIÀFHVGHO
pWDW
civil tardent à faire le changement des cartes d'identité et continuent de les
mettre à l’épreuve dans l'espoir que ces personnes demeurent musulmanes41.
Interrogé sur cette question le 27 décembre 2004, Ali Jum'ah, le Grand
0XIWLG
eJ\SWHDpPLVXQHIDWZDGDQVODTXHOOHLOHVWLPHTX
XQWHOUHWRXUDX
christianisme constitue une apostasie du point de vue du droit musulman,
PDLV OD GpÀQLWLRQ GHV FRQVpTXHQFHV MXULGLTXHV GH FH JHVWH HVW HQ GHUQLqUH
instance laissée à la discrétion l'État42 .
Le problème se pose notamment pour les femmes. Un homme qui devient
musulman et souhaite revenir au christianisme, si sa demande est rejetée,
pourra toujours épouser une chrétienne, mais sera tenu d'inscrire ses enfants
comme musulmans.
Une femme qui devient musulmane et souhaite revenir au christianisme,
si sa demande est rejetée, ne pourra jamais épouser un chrétien, et restera
tenue d'épouser un musulman. Et si elle épouse un chrétien malgré cela, au
sein de l'Église, elle ne pourra pas inscrire ses enfants comme chrétiens. Si
elle ne les inscrit pas comme musulmans, ils seront considérés comme enfants illégitimes, et donc dénués de tout droit à l’héritage43. Du reste, le prêtre
qui la marie est susceptible d’être poursuivi pour avoir accepté un tel mariage
HQYLRODWLRQGXGURLWPXVXOPDQVRXYHQWFpOpEUpjODVXLWHGHIDOVLÀFDWLRQVGH
cartes d'identité44.
Les enfants mineurs des personnes susmentionnées suivent ipso jure la religion du parent ou des parents convertis à l'islam. Le droit musulman ne
leur permet pas par la suite de revenir à leur religion d'origine. On ne tient
pas compte de leur avis, et souvent les intéressés ne prennent conscience du
40
http://dody.msnyou.com/montada-f67/topic-t22126.htm
41
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS²
42
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS²
43
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS²
44
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV1&+5BLQWHUYHQWLRQBBBKWPKWWSZZZHLSURUJ
UHSRUWV)5%BTXDUWHUO\BUHSBDSUKWP SDU KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGI S KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV)5%B
TXDUWHUO\BUHSB-XO)5%45DUSGISDU
ϮϬϰ^ĂŵŝůĚĞĞď
problème que lorsqu'ils demandent des cartes d'identité à l'âge de 16 ans. Ils
DSSUHQQHQW DORUV TXH O
RIÀFH GH O
pWDW FLYLO OHV D HQUHJLVWUpV FRPPH PXVXOmans avec des noms musulmans, en se fondant sur les normes islamiques,
elles-mêmes appuyées par des décisions émanant de certains tribunaux45. Et
lorsqu'ils présentent des attestations des autorités ecclésiastiques qu'ils étaiHQWQpVFKUpWLHQVHWDYDLHQWYpFXFRPPHFKUpWLHQVO
RIÀFHGHO
pWDWFLYLOUHjette leur demande. Il y a eu des recours de 89 citoyens au tribunal administratif, et seuls sept d’entre eux ont obtenu gain de cause. Et depuis la retraite
du président du tribunal administratif en septembre 2006, il n'y a pas eu un
seul cas d'acceptation46 .
ϱͿŚƌĠƟĞŶƐĞŶƌĞŐŝƐƚƌĠƐŵƵƐƵůŵĂŶƐăůĞƵƌŝŶƐƵ
,O \ D GHV FKUpWLHQV TXL RQW pWp HQUHJLVWUpV SDU GHV RIÀFLHUV GH O
pWDW FLYLO
FRPPH pWDQW PXVXOPDQV ÀOV GH PXVXOPDQV DORUV TXH QL OHXUV SDUHQWV QL
eux-mêmes ne se sont convertis à l'islam. Il s'agit tout simplement d'une falsiÀFDWLRQSUpPpGLWpHGHODSDUWGHVRIÀFLHUVGHO
pWDWFLYLOGHVGRQQpHVSHUVRQnelles consignées dans les bases de données des ordinateurs.
/HVSHUVRQQHVFRQFHUQpHVGpFRXYUHQWFHVIDOVLÀFDWLRQVORUVTX
HOOHVWHQWHQW
GHUHQRXYHOHUOHXUVFDUWHVG
LGHQWLWp$ÀQGHUHFWLÀHUFHVGRQQpHVHUURQpHV
HOOHVGRLYHQWLQWHQWHUGHVSURFqVSRXUIDOVLÀFDWLRQDXSUqVGXWULEXQDODGPLQLVWUDWLI0DLVFRPPHO
RIÀFHGHO
pWDWFLYLOQHSHXWSDVDYRXHUDYRLUIDOVLÀp
OHXUVGRFXPHQWVLOOHVDFFXVHjVRQWRXUG
DYRLUIDOVLÀpOHVFDUWHVHQOHXUSRVsession472QVHUHWURXYHDLQVLGHYDQWGHVVLWXDWLRQVNDINDwHQQHV
8QHVRXUFHHVWLPHOHQRPEUHGHFHVIDOVLÀFDWLRQVjXQPLOOLRQGHFDV&H
chiffre impressionnant s'explique par le fait que les responsables ont estimé
que toute personne née dans les années 1930, et dont le nom n'indique pas
clairement qu'il s'agit d'un chrétien, devait être considérée de facto comme
musulmane, tout comme ses enfants, alors qu'il n'y avait pas de case consacUpHjODUHOLJLRQjFHWWHpSRTXHOj&HWWHIDOVLÀFDWLRQVXVFLWHODFRPSODLVDQFH
des milieux gouvernementaux48.
45
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS²
46
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGISHW²
47
KWWSZZZFRSWLFKLVWRU\RUJQHZBSDJHBKWP
48
KWWSZZZFRSWLFKLVWRU\RUJQHZBSDJHBKWP
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞ 205
ϲͿĂŚĂŢƐ
Ce groupe est interdit en vertu du décret présidentiel 263/1960 portant ferPHWXUHGHOHXUVOLHX[GHFXOWHHWFRQÀVFDWLRQGHOHXUVELHQV&HGpFUHWDpWp
déclaré conforme à la constitution par la Cour constitutionnelle égyptienne
le premier mars 1975, laquelle a jugé que la loi n'interdit pas l'adoption de
OD UHOLJLRQ EDKDwH PDLV TXH VHXOV OHV DGHSWHV GHV WURLV UHOLJLRQV UHFRQQXHV
SHXYHQWEpQpÀFLHUGHODOLEHUWpGHFXOWHODSUDWLTXHGXFXOWHEDKDwD\DQWpWp
estimée contraire à l'ordre public49. La constitution de 2012 dit expressément
que « l'Etat assure la liberté du culte et de la construction des lieux de culte
GHVUHOLJLRQVFpOHVWHVªFHTXLH[FOXWOHV%DKDwV
/HV%DKDwVRQWpWpYLFWLPHVGHVL[YDJXHVPDMHXUHVG
DUUHVWDWLRQVHQ
1967, 1970, 1972, 1985 et 2001, avec 236 arrêtés. Ces arrestations ont été apSX\pHVSDUGHVIDWZDVGHO
$]KDUFRPPHFHOOHGHOHVDFFXVDQWG
DSRVWDVLH
et de liens avec le sionisme international50. En 2006, le Ministère égyptien
de waqfDSXEOLpXQRXYUDJHVXUOHV%DKDwVGHPDQGDQWOHXUpUDGLFDWLRQGH
l'Égypte en tant qu'adeptes d'une religion contraire aux religions célestes51.
Le responsable des statistiques dit à l'hebdomadaire Sawt Al-ummah, qu'il
n'existe pas de statistiques les concernant, puisque le recensement ne tient
compte que des trois religions reconnues52. Mais des sources estiment leur
nombre à 200053, voire 3000 personnes pour lesquelles se pose le problème
des cartes d'identité546HORQO
KXPHXUGHVDXWRULWpVHWGHVRIÀFLHUVGHO
pWDW
civil, certains ont pu obtenir des cartes d'identité sur lesquelles est mentionQpHOHXUUHOLJLRQEDKDwHYRLUHXQVLPSOHWUDLWRXDXWUH'
DXWUHVRQWDFFHSWpGHIDLUHÀJXUHUO
LVODPRXOHFKULVWLDQLVPHGDQVODFDVHGHODUHOLJLRQ55.
Une circulaire de juillet 2008 dit qu’il « est obligatoire d'inscrire une religion reconnue légale dans la case de la religion sur les registres de naissance,
de décès, de mariage, de divorce, de famille, ainsi que dans la carte d'identité
avec le numéro national, que ce soit pour la première fois ou en cas de reproGXFWLRQ ,O V
DJLW G
XQH GHV WURLV UHOLJLRQV FpOHVWHV MXGDwVPH FKULVWLDQLVPH
49
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS
50
)DWZD SXEOLpH SDU $O6KDEDE DO
DUDEL YRLU OD WUDGXFWLRQ G
$OGHHE $EX6DKOLHK
GDQV3UD[LVMXULGLTXHHWUHOLJLRQS²
51
Khalid 'Abd-al-Halim Al-Sayyuti: Al-Baha'iyyah 'aqa'iduha ahdafuha al-isti'mariyyah, le
&DLUH:D]DUDWDODZTDI
52
http://eipr.org/reports/FRBQJul-Sep%209AR.pdf, p. 32.
53
KWWSZZZHLSURUJSUHVVKWP
,'BDUDELFSGIS
54
KWWSZZZXSUHJ\SWQFKURUJLQGH[SKSDUFKDSLWUH,SDU
55
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB,'BDUDELFSGIS²
ϮϬϲ^ĂŵŝůĚĞĞď
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV3URKLELWHGB
et islam). Il est interdit d'inscrire toute autre donnée ». Elle elle ajoute : « Il
est interdit de mentionner (autre religion) ou de laisser la case de la religion
vide ou de mettre tout autre signe dans la case prévue pour la religion »56.
Toutefois, le 14 avril 2009 le ministère de l'intérieur a promulgué le décret
520/2009 du 14 avril 2009 mRGLÀDQWO
RUGRQQDQFHG
H[pFXWLRQQR
relative à la loi sur le statut personnel. Ce décret ajoute le paragraphe suivant
à l'article 33 de l'ordonnance d'exécution susmentionnée:
Il sera ajouté le signe (-) dans la case de la religion en ce qui concerne les citoyens égyptiens qui ont été enregistrés ou qui avaient eux ou leurs parents
obtenu des documents d'identité sur lesquels n'est pas mentionnée l'une des
trois religions célestes ou comportant le signe (-) dans la case de la religion,
ou en exécution d'une décision judiciaire exécutable. Ceci s'applique à tous
les formulaires et autres documents annexés à l'ordonnance, à condition
que les personnes concernées en fassent la demande à l'adjoint du ministre
de l'intérieur chargé de l'état civil ou à son replaçant, demande qui sera
placée dans le registre établi à cet effet.
/HV%DKDwVRQWFpGpVXUOHXUUHYHQGLFDWLRQLQLWLDOHTXLHVWGHIDLUHPHQWLRQQHU
OHXUUHOLJLRQGDQVOHVGRFXPHQWVRIÀFLHOV&RQVFLHQWVTXHFHWWHGHPDQGHQH
sera pas acceptée, ils se sont satisfaits d'avoir un trait devant la case de la
religion, et ils considèrent cela comme une victoire du fait que cette modeste
avancée permet à leurs enfants d'être enregistrés dans les registres des naissances, de se faire vacciner, d'avoir accès aux écoles et aux universités, d'avoir
du travail ou encore d’autres avantages matériels57.
En ce qui concerne les enfants mineurs dont un des deux parents ou les
GHX[ SDUHQWV VRQW FRQYHUWLV DX EDKDwVPH LOV VRQW FRQVLGpUpV GH OD UHOLJLRQ
d'origine de leurs parents. Il en est de même lorsque les parents se convertisVHQWDXEDKDwVPH
ϳͿ&ĂƵƚͲŝůƐƵƉƉƌŝŵĞƌůĂĐĂƐĞĚĞůĂƌĞůŝŐŝŽŶ͍
Face aux problèmes administratifs en rapport avec la case de la religion dans
OHVGRFXPHQWVRIÀFLHOVFHUWDLQVGHPDQGHQWGHVXSSULPHUFHWWHFDVH
56
KWWSEDVPDJPZRUGSUHVVFRPεϩ΍ΏϑϯωϱΩ΍ϝρϑϭϝΓ/
57
KWWSFRSWLFÀOHEORJVSRWFRPEORJSRVWBKWPO
>͛ƉŽƐƚĂƐŝĞĞŶĚƌŽŝƚŵƵƐƵůŵĂŶĐĂƐĚĞů͛ŐLJƉƚĞ 207
'
DXWUHV HVWLPHQW TX
LO IDXGUDLW WRXW VLPSOHPHQW REOLJHU OHV RIÀFHV GH O
pWDW
civil à appliquer la loi sans l'interpréter à la lumière du droit musulman. Ce
TXLVLJQLÀHTXHFKDTXHSHUVRQQHDXUDOHGURLWGHGpFODUHUODUHOLJLRQTX
HOOH
veut, et l'état civil est tenu de l'enregistrer selon sa déclaration58.
Ces deux solutions ne résolvent que partiellement le problème tant que
OHVQRUPHVUHODWLYHVDXVWDWXWSHUVRQQHOQHVRQWSDVXQLÀpHVHWVpFXODULVpHV
6DQVFHODOHVSHUVRQQHVVHURQWWRXMRXUVWHQWpHVGHFKDQJHUGHUHOLJLRQDÀQGH
EpQpÀFLHUGHO
DSSOLFDWLRQGHODORLODSOXVIDYRUDEOHFHTXLFRQVWLWXHGHWRXWH
évidence une fraude à la loi pouvant porter préjudice aux droits d'autrui.
$LQVLjWLWUHG
H[HPSOHLOVXIÀUDLWTX
XQFKUpWLHQVHFRQYHUWvWjO
LVODPRX
que des témoins musulmans attestent la conversion du chrétien en question
à l'islam avant sa mort, pour que ses héritiers chrétiens soient privés de leurs
droits dans ses biens après sa mort, puisque la loi interdit la succession entre
des personnes appartenant à différentes religions.
58
KWWSZZZHLSURUJUHSRUWV1&+5BLQWHUYHQWLRQBBBKWP
ERRNFRPJURXSSKS"JLG ϮϬϴ^ĂŵŝůĚĞĞď
KWWSZZZIDFH-
/ƐůĂŵŝƐĐŚĞƌ^ƚĂĂƚ;/^Ϳ͗^ŬůĂǀĞƌĞŝĚƵƌĐŚDƵƐůŝŵĞ
ŝƐƚ'ŶĂĚĞƵŶĚ'ůƺĐŬĨƺƌͣhŶŐůćƵďŝŐĞ͞
WĞƚƌĂhƉŚŽī
'USKLO3HWUD8SKRIIKDWLQ,VODPZLVVHQVFKDIWHQEHUUHOLJL|VH0LQGHUKHLWHQ
im Iran promoviert und ist als Mediatorin und Pädagogin in der Jugend- und
(UZDFKVHQHQELOGXQJWlWLJ
YYY
ƵƐĂŵŵĞŶĨĂƐƐƵŶŐ
Der Islamische Staat (IS) hat die Versklavung „UnJOlXELJHU´ EHUHLWV IUKHU GXUFK HLQH 9HU|IIHQWOLFKXQJ VHLQHV Å$PWHV >$UDELVFK 'LZDQ@ IU )RUVFKXQJHQXQG)DWZDV´ELVLQV.OHLQVWHJHUHJHOW,6
YHUKHUUOLFKW LQ HLQHP ZHLWHUHQ 6HLWHQ ODQJHQ
theologischen Dokument zur Sklaverei im Islam
die Versklavung „Ungläubiger“ durch Muslime
als Gnade Gottes. Der Islamische Staat (IS) verZHLVW GDEHL DXI GLH NODVVLVFKHQ LVODPLVFKHQ 4XHOlen Koran, islamische Überlieferung (Sunna), das
Vorbild Mohammeds und das Vorbild der frühen
islamischen Gemeinde. Zusätzlich argumentiert
der IS, dass die Anordnungen Gottes immer die
EHVWP|JOLFKHQ VLQG EHVVHU XQG ZHLVHU DOV 0HQVFKHQ VLH MH HUGHQNHQ N|QQWHQ ² GD GLH 6NODYHUHL
7HLOYRQ*RWWHV*HVHW]VHLPVVHVLH]ZLQJHQGJXW
sein. Darüber hinaus folgen „praktische“ Gründe:
'LH6NODYHUHLO|VHPHQVFKOLFKH3UREOHPH]%GDV
sexuelle Verlangen der Opfer (!), ihre materielle
Versorgung und ihr Bedürfnis nach sozialen Kontakten. Vor allem aber erlaube die Sklaverei, dass
die „Ungläubigen“ dem sicheren Verderben in der
+|OOHHQWULVVHQZHUGHQXQGGXUFKGDV/HEHQXQWHU
Muslimen den Islam kennen lernen, den Islam anQHKPHQXQGVRLQV3DUDGLHVHLQJHKHQN|QQHQ
ŝŶŽŬƵŵĞŶƚĚĞƐ/ƐůĂŵŝƐĐŚĞŶ
^ƚĂĂƚĞƐ ;/^Ϳ ǀĞƌŚĞƌƌůŝĐŚƚ ĚŝĞ
^ŬůĂǀĞƌĞŝ͘ Ɛ ŚĞŝƘƚ ĚŽƌƚ Ƶ͘രĂ͗͘
ͣŽĐŚĂƵĐŚǁĞŐĞŶĚĞƌĞĚƺƌĨŶŝƐƐĞĚĞƌ'ĞĨĂŶŐĞŶĞŶƵŶĚsĞƌsklavten nach sozialen BezieŚƵŶŐĞŶ ƵŶĚ 'ĞƐĐŚůĞĐŚƚƐǀĞƌŬĞŚƌ ĮŶĚĞŶ ǁŝƌ ŝŶ ĚĞƌ ^ĐŚĂƌŝĂ
ĚŝĞ ƌůĂƵďŶŝƐ͕ ĚŝĞ ΀ǁĞŝďůŝĐŚĞŶ
<ƌŝĞŐƐŐĞĨĂŶŐĞŶĞŶ΁ njƵ ŐĞŶŝĞƘĞŶ ƵŶĚ ŇĞŝƐĐŚůŝĐŚ ŵŝƚ ŝŚŶĞŶ
njƵůŝĞŐĞŶ͘͞
/ƐůĂŵŝƐĐŚĞƌ^ƚĂĂƚ;/^Ϳ͗^ŬůĂǀĞƌĞŝĚƵƌĐŚDƵƐůŝŵĞ͙ϮϬϵ
Bei seinen Eroberungszügen hat der Islamische Staat tausende nicht-musOLPLVFKH *HIDQJHQH YHUVNODYW 'LH 2SIHU VLQG JDQ] EHUZLHJHQG -HVLGHQ ²
$QJHK|ULJH HLQHU VHKU DOWHQ PRQRWKHLVWLVFKHQ 5HOLJLRQ 'LH 6ROGDWHQ GHV
IS erschossen einen großen Teil der jesidischen Männer kurz nach der Gefangennahme. Kleine Jungen verschleppten sie in Koran-Schulen, in denen
VLH]X.LQGHUVROGDWHQGHV,VODPLVFKHQ6WDDWHVDEJHULFKWHWZHUGHQ'LHMHVLGLVFKHQ)UDXHQXQG0lGFKHQZXUGHQXQGZHUGHQGDJHJHQDOV6NODYLQQHQ
missbraucht. Auch christliche und schiitische Frauen und Mädchen sind SklaYLQQHQGHV,6JHZRUGHQ,KUH=DKOLVWDEHUVHKUNOHLQLP9HUKlOWQLV]XGHQ
Jesidinnen.
/ƐůĂŵŝƐĐŚĞƌ^ƚĂĂƚ
'ƌĞŵŝƵŵĚĞƌ&ŽƌƐĐŚƵŶŐƵŶĚĚĞƌ&ĂƚǁĂƐ
9RQGHQ0D[LPHQGHU5HOLJLRQ]X*HIDQJHQVFKDIWXQG9HUVNODYXQJ=X
den ethischen Regeln [zum Umgang mit] Gefangenschaft und Sklaverei
$XVDUEHLWXQJGXUFKGDV)RUVFKXQJVXQG)DWZD*UHPLXP
Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Lob sei Gott dem Herrn der Welten, und Gebete und Frieden seien mit unserem Propheten Muhammad, und seiner ganzen Familie und all seinen GeIlKUWHQ « (V LVW LQ GHU 7DW ZRKOEHNDQQW GDVV *RWW GHU (UKDEHQH QLFKWV
vorgeschrieben hat, mit Ausnahme von großer Weisheit und erhabenem
=ZHFNGHU(UKDEHQHKDWDOVRQLFKWVEHIRKOHQVRODQJHHVIUGDV:RKODOOHU
JHVFKLHKW XQG HV JLEW NHLQ 9HUERW YRQ LUJHQGHWZDV DX‰HU HV YHUXUVDFKW
6FKDGHQGHVVHQ*RWWVLFKEHZXVVWLVW«
8QGXQWHUGHQ$QJHOHJHQKHLWHQ]XGHUHQ/|VXQJGLH6FKDULDNDPLVWGLH
Kriegsgefangenschaft der Frauen der Ungläubigen und ihre Versklavung.
>$QPHUNXQJGHU,*)06FKDULD,VODPLVFKHV5HFKWGDVVDXIGHP.RUDQXQG
Überlieferungen zu Mohammeds Verhalten und Gutheißen beruht und in
YLHOHQLVODPLVFKHQ/lQGHUQGHU:HOWJOWLJLVW@
)U GLH 8QJOlXELJHQ GLH NHLQHQ 6FKXW]>'KLPPD@9HUWUDJ :DIIHQVWLOOVWDQGVYHUWUDJ RGHU $PDQ >$XIHQWKDOWVYHUWUDJ@ PLW GHQ 0XVOLPHQ KDEHQ
JLOW GHU *UXQGVDW] GDVV LKU %OXW XQG (LJHQWXP ]XU 1XW]XQJ >$QPHUNXQJ
GHU,*)0%HVFK|QLJHQGIUNRPSOHWWH5HFKWXQG6FKXW]ORVLJNHLWGLHQDFK
GLHVHU5HFKWVDXIIDVVXQJVHOEVW9HUWUHLEXQJ9HUJHZDOWLJXQJXQG7|WXQJPLW
HLQVFKOLH‰W@IUHLVWHKHQZHQQVLHQLFKW]XP,VODPNRQYHUWLHUHQRGHUGLH.RSIVWHXHU >'VFKL]\D@ ]DKOHQ XQG VLFK XQWHU GLH +HUUVFKDIW GHU 6FKDULD EHJHEHQ>$QPHUNXQJGHU,*)0$OV'KLPPLEH]HLFKQHWPDQLQGHULVODPLVFKHQ
ϮϭϬWĞƚƌĂhƉŚŽī
Rechtstradition Monotheisten, die schon zu Mohammeds Zeit existierten, die
mit eingeschränktem Rechtsstatus geduldet und staatlicherseits geschützt
ZHUGHQ 'VFKL]\D >'VFKL]\D@ LVW GLH %H]HLFKQXQJ IU GLH QLFKWPXVOLPLschen Schutzbefohlenen (Dhimmi) unter islamischer Herrschaft auferlegte
.RSIVWHXHU@
,QGLHVHU+LQVLFKWN|QQHQLKUH)UDXHQXQG1DFKNRPPHQJHIDQJHQJHQRPPHQZHUGHQ(VLVWQLFKWJUXQGVlW]OLFKHUODXEWGLH)UDXHQ]XW|WHQVRODQJH
sie im Krieg keine Unterstützung gegen die Muslime geleistet haben. Und
GLHVH$QRUGQXQJGHU6KDUL·DJUQGHWVLFKIHVWDXIGDV%XFK>GHQ.RUDQ@GLH
hEHUOLHIHUXQJ>[email protected]*HOHKUWHQ²,GVFKPD¶@
Dies setzt eine Reihe von Bedingung voraus, darunter:
1. Primär ist nicht erlaubt, Muslimas gefangen zu nehmen oder Muslime zu
versklaven, außer der Grund der Versklavung ist Ungläubigkeit.
2. Es ist nicht erlaubt, die Frauen der Ungläubigen gefangen zu nehmen, die
NHLQHQ .ULHJ >JHJHQ GLH 0XVOLPH@ IKUHQ >NHLQH Å+DUEL´ VLQG@ YRQ GHQ
6FKXW]EHIRKOHQHQ>'KLPPD@XQGGHUJOHLFKHQ
'LH *HIDQJHQVFKDIW GHU )UDXHQ GHU 8QJOlXELJHQ GHU +DUELV >GLH .ULHJ
JHJHQGLH0XVOLPHIKUHQ@XQGGLH9HUVNODYXQJPXVVGXUFKGHQ'VFKLKDG
erfolgen, so dass sie Gefangene sind.
>$QPHUNXQJGHU,*)0'HUDUDELVFKH%HJULIIÅ'VFKLKDG´EHGHXWHWÅAnstrengung“, oder das „Bemühen“, nämlich das Bemühen auf dem Weg Gottes zur
Umsetzung und Ausbreitung des Glaubens an Allah und der Botschaft des
.RUDQV2IWZLUGYHUHLQIDFKHQGYRQÅ+HLOLJHU.ULHJ´JHVSURFKHQ@«
sŽŶĚĞŶDĂdžŝŵĞŶĚĞƌ'ĞĨĂŶŐĞŶƐĐŚĂŌǀŽŶĚĞŶ&ƌĂƵĞŶĚĞƌ
ƵŶŐůćƵďŝŐĞŶ,ĂƌďŝƐ΀ĚŝĞ<ƌŝĞŐŐĞŐĞŶĚŝĞDƵƐůŝŵĞĨƺŚƌĞŶ΁
ƵŶĚŝŚƌĞƌsĞƌƐŬůĂǀƵŶŐ
In der Tat sind die Ergebnisse und Vorteile, die durch die Gefangenschaft
XQG 9HUVNODYXQJ YRQ GHQ )UDXHQ GHU XQJOlXELJHQ +DUELV HUUHLFKW ZHUGHQ
]DKOUHLFKXQGJUR‰VLHEOHQGHQGHQPHQVFKOLFKHQ9HUVWDQGDXIHLQH:HLVH
GDVVHUQLFKWLQGHU/DJHLVWHLQH/|VXQJIUGLH3UREOHPHGHUPHQVFKOLFKHQ
*HVHOOVFKDIW]XÀQGHQ'HQQ*HIDQJHQVFKDIWXQG9HUVNODYXQJVLQGHLQ*DUDQW IU GLH /|VXQJ YRQ ]DKOUHLFKHQ 3UREOHPHQ XQG IU GLH hEHUZLQGXQJ
YLHOHU +LQGHUQLVVH ]XVlW]OLFK ]X LKUHQ JUR‰HQ *HZLQQHQ XQG 9RUWHLOHQ
einschließlich:
1. Gefangenschaft und Versklavung sind ein Mittel zur Verbreitung des TauKLG>GHV*ODXEHQVDQGLH(LQKHLWXQG(LQ]LJNHLW*RWWHV@
/ƐůĂŵŝƐĐŚĞƌ^ƚĂĂƚ;/^Ϳ͗^ŬůĂǀĞƌĞŝĚƵƌĐŚDƵƐůŝŵĞ͙ 211
,QGHU7DWLVWGHU*ODXEHDQGLH(LQKHLW>XQG(LQ]LJNHLW@*RWWHV>7DXKLG@GDV
JU|‰WH =LHO XP GHVVHQWZLOOHQ ZLU JHVFKDIIHQ ZXUGHQ XQG HV LVW GDV 6LHJHOGHUJHVDQGWHQ3URSKHWHQXQGGLH+HUDEVHQGXQJGHU%FKHUVRZLHGHU
'VFKLKDG ]XP )RUWIKUHQ GHV 7DXKLGV LVW ZLH GHU DOOPlFKWLJH *RWW VDJWH
Å8QGNlPSIWJHJHQVLHGDPLWNHLQH9HUIKUXQJPHKUVWDWWÀQGHQNDQQXQG
(kämpft,) bis sämtliche Verehrung auf Allah allein gerichtet ist.“ (…)
(EHQVRLVWGHU*ODXEHDQGLH(LQKHLW>XQG(LQ]LJNHLW@*RWWHV>7DXKLG@GLH
*UXQGODJHGHVPHQVFKOLFKHQ*OFNVXQGGHV$XVPD‰HVVHLQHVZDKUHQHZLJHQ/HEHQV'HQQZHQQGHU0HQVFKGHQ*ODXEHQDQGLH(LQKHLW>XQG(LQ]LJNHLW@*RWWHV>7DXKLG@YHUOLHUWYHUOLHUWHUDOOHV:HQQHUGHQ*ODXEHQDQ
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Wenn die Muslime also die Frauen der Ungläubigen, die mit Muslimen im
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GLHVH )UDXHQ DXV LKUHU XQUHLQHQ XQG YHUGRUEHQHQ 8PJHEXQJ GHV *|W]HQGLHQVWHV >6FKLUN@ EHIUHLW XQG LQ HLQ QHXHV ULFKWLJHV 8PIHOG JHEUDFKW ZHLW
ZHJYRQDOOGHQ(LQÁVVHQGHV*|W]HQGLHQVWHVXQGGHU'HNDGHQ]'LHVXPIDVVW IU VLH HLQ Y|OOLJ DQGHUHV /HEHQ DOV GDV ZDV YRUDXVJLQJ VR GDVV HLQ
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GHU+HUUOLFKNHLWGHV,VODPVHKHQZHUGHQVLHVLFKOHW]WHQGOLFKIUHLZLOOLJRGHU
DXV 9HUSÁLFKWXQJ ]XP ,VODP EHVLQQHQ $XI GLHVH :HLVH NRPPHQ VLH GHP
Islam näher als der Ungläubigkeit, und dies Stück für Stück, bis sie den Islam
annehmen.
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VRGDVVLKU,VODPJXWLVW8QGGDVLVWHWZDVZDVGLH*HPHLQVFKDIWDOOHU0XVOLPH>8PPD@GXUFKGLH*HVFKLFKWHKLQGXUFKEH]HXJWKDW6RPLWZLUGLKQHQ
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In der Tat sind das Gefangennehmen und Versklaven der Frauen der ungläubigen Harbis eine Wiederbelebung der Sunna, da der Prophet (Gott segne
ihn und schenke ihm Heil!) zu seiner Zeit die Frauen ungläubiger Harbis und
LKUH1DFKNRPPHQYHUVNODYWHXQGGDVWUDWLQYLHOHQZRKOEHNDQQWHQ(UHLJnissen auf, darunter: (…)
5. Gefangenschaft und Versklavung sind eine Gnade Gottes für die Frauen
der Ungläubigen und ihre Nachkommen
ϮϭϮWĞƚƌĂhƉŚŽī
(…) Daher ist die Gefangennahme der Frauen und Nachkommen eine Gnade
Gottes für sie, denn diese Gefangennahme und Versklavung sind ein praktiVFKHVXQGZDKUKDIWLJHV0LWWHOXPGLHVH)UDXHQYRU9HUJHXGXQJXQG7URVWlosigkeit zu retten, und es ist der nützlichste Weg, sie vor Gräueltaten zu
VFKW]HQXQG%HVFKW]HUIUVLHXQGLKUH1DFKNRPPHQ]XÀQGHQ
'HQQZDQQLPPHUGLH8QJOlXELJHQVLFKZHLJHUQGHQ,VODPDQ]XQHKPHQ
oder die Dschizya zu zahlen oder sich unter die Herrschaft der Scharia zu
EHJHEHQEOHLEWDQGLHVHP3XQNWNHLQHDQGHUH0|JOLFKNHLWIUXQVDX‰HUVLH
DQ]XJUHLIHQ]XEHNlPSIHQ]XW|WHQVLHDOV*HIDQJHQH]XQHKPHQLKQHQ
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'DKHUÀQGHQZLUGDVVGLHQW]OLFKVWHQ0LWWHOXPGLHVH)UDXHQYRU9HUGHUben, Trostlosigkeit und Armut zu schützen, und der Weg ihnen ein geregeltes
Leben zu garantieren, sind: sie gefangen zu nehmen und sie zu versklaven.
Denn dem Herrn und Besitzer von einer von ihnen ist gesetzlich anverWUDXWLKU$QVHKHQ]XHUK|KHQ*HOGIUVLHDXV]XJHEHQXQGVLHPLW(VVHQ
Trinken und Obdach zu versorgen, und sie dabei von den verbotenen PrakWLNHQ DE]XKDOWHQ 'RFK DXFK ZHJHQ GHU %HGUIQLVVH GHU *HIDQJHQHQ XQG
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Michaela Koller
Michaela Koller ist seit September 2015 Referentin für Religionsfreiheit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main. In den Jahren 1997 bis
1999 arbeitete die Journalistin bereits bei der IGFM als Pressesprecherin. Dipl. sc. Pol. Univ. Michaela Koller studierte
LQ0QFKHQELV+RFKVFKXOHIU3ROLWLN/XGZLJ
0D[LPLOLDQV8QLYHUVLWlW ,QVWLWXW IU 9|ONHUNXQGH XQG $Irikanistik) und Los Angeles, University of California, 1992
3ROLWLNZLVVHQVFKDIW VRZLH )LOP $E GHP -DKU ZDU
VLHIUHLEHUXÁLFKMRXUQDOLVWLVFKXQGSXEOL]LVWLVFKWlWLJ$UEHLWVVFKZHUSXQNWH
GDEHLZDUHQGLH7KHPHQ0HQVFKHQUHFKWH1DWXUUHFKW,QWHUQDWLRQDOH%H]LHKXQJHQ 0LQGHUKHLWHQUHFKWH 6LWXDWLRQ YRQ UHOLJL|VHQ 0LQGHUKHLWHQ LQVEHVRQGHUHGHURULHQWDOLVFKHQ&KULVWHQXQGLQWHUUHOLJL|VHU'LDORJ6HLWKDW
sie Recherche-Reisen in fast fünfzig Länder unternommen. (Foto: © Fotoart
Frankfurt).
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'HU+LQGXQDWLRQDOLVPXVLQ,QGLHQLVWZLHGHUDXIGHP9RUPDUVFKXQGGDPLW
KDWIUUHOLJL|VH0LQGHUKHLWHQHLQHQHXH(LV]HLWLQGHUEHY|ONHUXQJVUHLFKVWHQ
'HPRNUDWLHGHU:HOWEHJRQQHQ0LWDOOHU0DFKWZROOHQ+LQGXWYD)XQGDPHQtalisten das Wachstum anderer Religionen verhindern. Aus den indischen
3DUODPHQWVZDKOHQ ]XP 8QWHUKDXV LP $SULO XQG 0DL JLQJ GLH 1DWLRnal Democratic Alliance haushoch als Sieger hervor. Diese ParteienkoaliWLRQZXUGHYRQGHU%KDUDWL\D-DQDWD3DUW\GHUJHJUQGHWHQLQGLVFKHQ
Volkspartei, angeführt, die mit 51,9 Prozent der Sitze schon allein die absolute Mehrheit errang.
214
Michaela Koller
Der asketische Narendra Modi, zuvor 13 Jahre Chief Minister des BundesVWDDWV *XMDUDW ZXUGH DP 0DL DOV 3UHPLHUPLQLVWHU YHUHLGLJW 'LH
KLQGXQDWLRQDOLVWLVFKH 3DUWHL UHJLHUWH ]XOHW]W ]ZLVFKHQ XQG GDPDOVXQWHU0LQLVWHUSUlVLGHQW$WDO%LKDUL9DMSD\HHÅhEHUDOOZRGLHVH3DUWHL
DOV.RDOLWLRQVSDUWHLPLWUHJLHUWRGHUJDUGLH5HJLHUXQJVWHOOWZHUGHQ*HVHW]H
JHJHQDQGHUH5HOLJLRQHQYHUDEVFKLHGHWRGHUNRPPWHVZLHLP%XQGHVVWDDW
Orissa, gleich zu einem Gemetzel an Anhängern anderer Religionen“, schreibt
7KRPDV6FKLUUPDFKHULQVHLQHP$XIVDW]Å5HOLJLRQXQG*HZDOWLQ,QGLHQ
GLH+LQGXWYD´7URW]GHPVFKDIIWHVLHHVQXQZLHGHUDQV5XGHU
'LH*HVFKLFKWHGHU3DUWHLLVWHQJPLWGHP5DVKWUL\D6ZD\DPVHYDN6DQJK
(RSS) verbunden. Diese Mutterorganisation in der sozialen und politischen
%HZHJXQJ6DQJK3DULYDUZXUGHJHJUQGHWXQGWULWWIUGLH+LQGXWYD
,GHRORJLH HLQ GHU]XIROJH ,QGLHQ DOOHLQ GHP *RWW 5DPD JHK|UH (V VLQG GLH
-DKUHGHU(QWVWHKXQJXQG$XVGHKQXQJJUR‰HU,GHRORJLHQWHLOZHLVHDXFKDOV
Konsequenz aus der kolonialistischen Erfahrung. Vor diesem Hintergrund
XQHUZDUWHWNDQQ7KRPDV6FKLUUPDFKHULQVHLQHP$XIVDW]IHVWVWHOOHQÅÄ+LQGXLVPXV¶ZXUGHMDHUVWYRQGHQ(QJOlQGHUQ]XP=ZHFNHYRQ9RONV]lKOXQJHQ
geschaffen, um die zahllosen indischen Religionen zusammenzufassen“.
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UHOLJL|VHQ )DQDWLVPXV ZLH HWZD GHQ ,VODPLVPXV VRQGHUQ YHUWULWW YLHOPHKU
einen quasi sakralen Nationalstaatsbegriff. Dieser grenzt letztlich Muslime
XQG&KULVWHQDXVGLH]ZDU,QGLHQDOVQDWLRQDOH+HLPDWMHGRFKQLFKWDOVKHLOLJHV/DQGEHWUDFKWHQXQGGLHLP+LQGXLVPXVZXU]HOQGH.XOWXUQLFKWWHLOHQ
'DVPDFKW$QJHK|ULJHUHOLJL|VHU0LQGHUKHLWHQ]X%UJHUQ]ZHLWHU.ODVVH
dƌĂĚŝƟŽŶĞůůǀŽƌĂůůĞŵŐĞŐĞŶDƵƐůŝŵĞ
9RQ 7KRPDV 6FKLUUPDFKHU HUIDKUHQ ZLU EHU GLH )HLQGZDKUQHKPXQJ GHU
+LQGXQDWLRQDOLVWHQ Å'HU +LQGXWYD([WUHPLVPXV ZDQGWH VLFK WUDGLWLRQHOO
vor allem gegen Muslime, massiv dann ab den 1990er Jahren.“ Einen historischen Tiefpunkt in der kurzen Geschichte der steil aufstrebenden BJP
markiert der 6. Dezember 1992. Rund 150.000 Hinduaktivisten versammelten sich damals in Ayodhya, aufgeladen durch eine Kampagne der Indischen
Volkspartei, und rissen in den frühen Morgenstunden die Moschee ab. Sie
O|VWHQGDPLWJHZDOWVDPH$XVHLQDQGHUVHW]XQJHQLPJDQ]HQ/DQGDXV(VZDU
dies der Gipfel einer von der BJP mitverfolgten Kampagne, die hinduistischen
$QVSUFKHQDXIGLH9HUHKUXQJVVWlWWH]XU*HOWXQJYHUKHOIHQVROOWHZRHLQVW
HLQGHP*RWWN|QLJ5DPDJHZLGPHWHU+LQGX7HPSHOJHVWDQGHQKDEHQVROO
,ŝŶĚƵŶĂƟŽŶĂůŝƐƚĞŶƐĐŚƺƌĞŶŶŐƐƚĞǀŽƌDŝŶĚĞƌŚĞŝƚĞŶ 215
Å'LH $QDWRPLH GHV +DVVHV´ ² VR ODXWHW HLQ QRFK XQYHU|IIHQWOLFKWHV 3URMHNW
GHULQGLVFKHQ-RXUQDOLVWLQ5HYDWL/DXO6LHZDQGWHVLFKDQGLH,*)0PLWGHU
Bitte um Unterstützung bei der Aufarbeitung von Pogromen vor 14 Jahren im
indischen Bundesstaat Gujarat durch die Hand radikaler Hindunationalisten
XQGHLQHVGXUFKVLHDQJHVWLIWHWHQ0REVEHJDQJHQDQ$QJHK|ULJHQGHUPXVOLPLVFKHQ0LQGHUKHLW/DXOHUNHQQW]ZDUGLH%HPKXQJHQDXIVWDDWOLFKHUXQG
gesellschaftlicher Ebene an, überlebende Opfer zu unterstützen und strategisch Vorurteilen gegenüber Muslimen zu begegnen. Sie stellt aber fest, dass
eine zuvor gegenüber Muslimen äußerst freundliche Politik des Indischen
1DWLRQDONRQJUHVVHV HLQHU 3ROLWLN GHU ÅUHOLJL|VHQ %LJRWWHULH´ GHU ,QGLVFKHQ
9RONVSDUWHLJHZLFKHQVHL
Å'LH=HUVW|UXQJGHU%DEUL0RVFKHHDXVGHP-DKUKXQGHUWLPLQGLVFKHQ
Bundesstaat Uttar Pradesh am 6. Dezember 1992 kennzeichnete den Beginn
des Aufstiegs und Erfolgs der Hindumajorisierung und der Politik der religi|VHQ%LJRWWHULH´VFKUHLEWVLH/DXOEH]HLFKQHWGLHVHQ*HZDOWDNWDOV8UVQGH
der muslimisch-hinduistischen Auseinandersetzungen. Der heutige PremierPLQLVWHU1DUHQGUD0RGLVHLGDULQYHUZLFNHOWJHZHVHQ
ZĂĚŝŬĂůĞ,ŝŶĚƵƐĂůƐƌĂŚƚnjŝĞŚĞƌ
In jüngster Zeit zeigt sich durch investigative Arbeit, dass die brutalen Taten
nach einem Brand in einem Zug mit Hindupilgern am 27. Februar 2002 poOLWLVFK QLFKW QXU LQ .DXI JHQRPPHQ VRQGHUQ JHSODQW ZDUHQ %LV ]X Menschen kamen dadurch um. Erstmals verurteilte ein indisches Gericht
DP$XJXVW'UDKW]LHKHUZLHGLHIUKHUH)UDXHQPLQLVWHULQYRQ*XMDrat Maya Kodnani (zu 28 Jahren Haft) und den Hinduführer Babu Bajrangi
ZHJHQLKUHU%HWHLOLJXQJDQGHQ1DURGD*DPXQG1DURGD3DWL\D0DVVDNHUQ
bei denen 97 Muslime, darunter 35 Kinder und 36 Frauen auf kaum vorstellEDUJUDXVDPH:HLVHHUPRUGHWZXUGHQ=HXJHQEHULFKWHWHQYRU*HULFKWZLH
Kodnani die Täter anstiftete, die ihre Opfer am lebendigen Leib verbrannten
oder zerstückelten.
'LH9HUVWULFNXQJHQLQGLH*XMDUDW0DVVDNHUUHLFKHQZRKOQRFKLQK|KHUH
Etagen: Dem heutigen Premierminister Narendra Modi, der damals Chief MiQLVWHUGHV%XQGHVVWDDWV*XMDUDWZDUZLUGYRUJHZRUIHQGLH*HZDOWDXVJHO|VW
]XPLQGHVWJHELOOLJW]XKDEHQ=ZLVFKHQXQGVHLQHU:DKO]XP5HJLHUXQJVFKHIGHUJU|‰WHQ'HPRNUDWLHGHU:HOWGXUIWHGHU+LQGXQDWLRQDOLVW
GHVZHJHQQLFKWLQGLH86$HLQUHLVHQ,Q,QGLHQNRQQWHHLQH6RQGHUXQWHUVXFKXQJVJUXSSHNHLQH9HUZLFNOXQJHQ0RGLVLQGLH3RJURPHQDFKZHLVHQ
216
Michaela Koller
2IIHQ EOHLEW RE HU HWZDV WDW XP GLH *HZDOW ]X YHUKLQGHUQ 0XVOLPH
XQG+LQGXVNDPHQGDULQXPUXQG0HQVFKHQZXUGHQGDEHLYHUletzt. Einigen Quellen zufolge erlagen sogar rund 2.000 Muslime den Folgen
der brutalen Attacken. Der Jesuitenpater Cedric Prakash, Direktor des Jesuit
&HQWUHIRU+XPDQ5LJKWV-XVWLFHDQG3HDFHLQ$KPHGDEDGZRGHU0REGDmals drei Wochen grausam tobte, stellte fest:
Å'HU*XMDUDW*HQR]LGYRQZDUHLQHVGHUEOXWLJVWHQ.DSLWHOLQ,QGLHQ
seit der Unabhängigkeit. Traurig ist, dass derjenige, der dem vorstand, heute
GDV/DQGUHJLHUWZDVDQVFKHLQHQGGLH0RUGH9HUJHZDOWLJXQJHQ%UDQGVWLItungen, Plünderungen, Vertreibungen und Verunglimpfungen Tausender
0XVOLPHOHJLWLPLHUW1DWUOLFKJDEHVHLQLJH9HUXUWHLOXQJHQDEHUGLHZLUNOLFK6FKXOGLJHQEHZHJHQVLFKQRFKIUHLXQJHVWUDIWXQGVLFKHU(VEHGDUIGHU
+HLOXQJDEHUGDPLWGLHVHVWDWWÀQGHQNDQQPVVHQGLHEHUOHEHQGHQ2SIHU
den Triumph der Wahrheit und Gerechtigkeit erfahren. Eine Realität kann
QLHXQWHUGHQ7HSSLFKJHNHKUWZHUGHQ'LH-XVWL]PXVV]HLJHQGDVVVLHGHU
Sache der Gerechtigkeit allein dient, die Medien müssen unparteiisch und
objektiv sein und vor allem muss die Zivilgesellschaft den Mut aufbringen,
GHQIDVFKLVWLVFKHQXQGIXQGDPHQWDOLVWLVFKHQ.UlIWHQGLHLP/DQGZLUNHQ
HQWJHJHQ]XWUHWHQ´'DVEHVFKUHLEWJHQDXGDVZRIU5HYDWL/DXODQJHWUHWHQ
ist.
'LH-RXUQDOLVWLQXQG$NWLYLVWLQP|FKWHOHW]WOLFKGXUFKGLH%HVFKlIWLJXQJ
mit den Tätern, mit ihren Motiven und ihrer Laufbahn im Anschluss an die
Taten den politischen Hintergründen nachspüren. „Ich versuche Hindu-Faschisten dazu zu bringen, ihre Verbrechen, die sie aus Hass und Vorurteilen
begangen haben, zuzugeben.“ Ohne deren Eingeständnis ist auch keine echte
9HUV|KQXQJP|JOLFK
,ŝŶƚĞƌŐƌƺŶĚĞĚĞƌ,ĂƐƐǀĞƌďƌĞĐŚĞŶ
,Q LKUHP JHSODQWHQ %XFK P|FKWH VLH GLH 7lWHU SRUWUlWLHUHQ XP HLQH HUVWH
umfassende Aufarbeitung der Hintergründe der Hassverbrechen vor 14 Jahren vorzulegen und die zugrundeliegende Politik zu brandmarken. Es ist
nun kein Geheimnis mehr, dass es sich um nationalistisch orientierte Hindu*UXSSHQKDQGHOWHPLWZDFKVHQGHP(LQÁXVVDXIGLHLQGLVFKH3ROLWLNXQGPLW
ebenso feindlicher Gesinnung gegenüber allen anderen Indern, die sie als
%UJHU]ZHLWHU.ODVVHHLQVWXIHQ
8PGLH*HZDOWJHJHQGLH0XVOLPHDXI]XDUEHLWHQSODQW5HYDWL/DXOQLFKW
allein ein Buch, sondern eine gesamte Kampagne, einschließlich eines MultiPHGLD3URMHNWVHLQHU'DXHUDXVVWHOOXQJLP0XVHXP&RQÁLFWRULXPHEHQVRLQ
*XMDUDWVRZLHHLQH3HUIRUPDQFHGLHYRQ'RUI]X'RUI]LHKWXQGGDIUZLUEW
,ŝŶĚƵŶĂƟŽŶĂůŝƐƚĞŶƐĐŚƺƌĞŶŶŐƐƚĞǀŽƌDŝŶĚĞƌŚĞŝƚĞŶ 217
zur Wahrheit beizutragen. „Daran arbeite ich, in dem absoluten Glauben und
GHU hEHU]HXJXQJ EHYRU ZLU QLFKW HLQHQ 0RPHQW GHU $EUHFKQXQJ PLW GHQ
7DWHQKDEHQXQGPLWGHQ7lWHUQDUEHLWHQN|QQHQZLUQLFKWGLH]XJUXQGHOLHJHQGH3ROLWLNlQGHUQ:LUZHUGHQGDQQGLH%LJRWWHULHLQXQVHUHU0LWWHQLFKW
los“, schreibt sie.
$P -DQXDU ZXUGH 5HYDWL /DXO VHOEVW 2SIHU HLQHV $QJULIIV 'LH
Journalistin und Aktivistin traf den ursprünglich zu 31 Jahren Haft verurteilten Suresh Chhara in Ahmedabad und versuchte, ihn zu seiner Biographie
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ZDUJHUDGHVHLWHLQLJHQ7DJHQDXI.DXWLRQIUHLJHNRPPHQXPLKPGLH6XFKH
QDFKVHLQHUYHUPLVVWHQ7RFKWHU]XHUP|JOLFKHQÅ1DFKIQI0LQXWHQVWDQGHU
auf, ging auf mich zu und begann, auf mich einzuschlagen“, berichtete sie.
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ƵŐůĞŝĐŚŚƌŝƐƚĞŶĂůƐŝĞůƐĐŚĞŝďĞ
Im Visier der Hindunationalisten stehen auch die 2,3 Prozent Christen im
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KDEHQ+LQGXJUXSSHQZLHGHU566XQGGLH9LVKZD+LQGX3DULVKDG9+3EHgonnen, Ghar Wapsi Zeremonien zu organisieren. Das sind Massenkonversionen, die Aussagen von Konvertiten zufolge aus ärmeren Schichten kommen
XQGZLUWVFKDIWOLFKH$QUHL]HIUGHQhEHUWULWW]XP+LQGXLVPXVHUKDOWHQ$Olein in den ersten 300 Tagen nachdem die BJP ans Ruder kam, verzeichneten
|UWOLFKH0HQVFKHQUHFKWVJUXSSHQ9RUIlOOHYRQ*HZDOWDQ&KULVWHQ'HU
Hinduextremismus bäumt sich offenbar auch gegen die Christen auf.
(VLVW]XGHPHLQH:HFKVHOZLUNXQJ]XEHREDFKWHQGDGLH([WUHPLVWHQDXFK
LQGHUKRKHQ3ROLWLNPLWUHGHQZROOHQ$QIDQJ6HSWHPEHUYRULJHQ-DKUHVWUDfen sich Mitglieder der Regierungspartei, darunter frühere und amtierende
Regierungsvertreter, und Repräsentanten aus dem Umfeld des Rashtriya
6Z\DPVHYDN 566 HLJHQH 0LWJOLHGHU VRZLH 'HOHJDWHQ PLW LKU YHUEXQGHQHU 2UJDQLVDWLRQHQ 3UHPLHUPLQLVWHU 0RGL ZXUGH VHOEVW ]X HLQHP $XIWULWW
HUZDUWHW
)U /HQLQ 5DJKXYDQVKL 'LUHNWRU GHV 9RONVEHUZDFKXQJVNRPLWHHV IU
Menschenrechte, sieht es nach dem Versuch aus, die extreme Ideologie, die
der RSS vertritt, in der Regierungsagenda umzusetzen. Die Begegnung ist
DXFKHLQ,QGL]IU%HVWUHEXQJHQVLFKLQQHUKDOEGHU%HZHJXQJPHKUPLWHLQDQGHUDE]XVWLPPHQXQGQlKHU]XVDPPHQ]XUFNHQ*HOHJHQWOLFKZLUGGLH
218
Michaela Koller
Umarmung der Regierung durch die Ultras überdeutlich: Der VHP-Chef im
Bundesstaat Jharkhand, Pramod Mishra, kündigte im vorigen Herbst Rache
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Tagungsordnungspunkte bei dem großen Treffen der Hindunationalisten
ZDUHQ XQWHU DQGHUHP )UDJHQ GHU LQQHUHQ XQG lX‰HUHQ 6LFKHUKHLW :LUWVFKDIWVZDFKVWXP VRZLH GLH GHPRJUDSKLVFKH (QWZLFNOXQJ /HW]WHUHV LVW HLQ
KHL‰HV 7KHPD (LQ 9LHUWHO GHU LQGLVFKHQ %HY|ONHUXQJ VLQG $QJHK|ULJH GHU
'DOLWV GLH IUKHU Å8QEHUKUEDUH´ JHQDQQW ZXUGHQ VRZLH GHU 6WDPPHVY|Oker. Viele von ihnen oder ihrer Vorfahren erhofften sich mit dem Übertritt zu
einer anderen Religion ein Ende der gesellschaftlichen Unterjochung, da das
.DVWHQZHVHQ]ZDURIÀ]LHOODEJHVFKDIIWDEHUGHIDFWRQRFKUHDOLVW
=ZLVFKHQGHPFKULVWOLFKHQ0HQVFKHQELOGXQGGHPLQGHU+LQGXWYD,GHRORJLH WXW VLFK HLQ *UDEHQ DXI Å'DV &KULVWHQWXP VW|‰W LQ ,QGLHQ DX‰HUGHP
DXI:LGHUVWDQGZHLOHVDXIGHU6HLWHGHU$UPHQXQG$XVJHJUHQ]WHQVWHKW´
sagte Leo Cornelio, katholischer Erzbischof von Bhopal einmal. Die Christen
VHW]WHQVLFKIU:HUWHZLH*HUHFKWLJNHLW*OHLFKKHLW(KUOLFKNHLWXQGIUGLH
Würde aller Menschen ein. „In einer Gesellschaft, die an Kasten, Klassen und
Geschlechterdiskriminierung glaubt, ist das eine Bedrohung, die unterdrückt
RGHUDXVJHO|VFKWZHUGHQPXVV´
)U GHQ (U]ELVFKRI VWHFNW 0DFKWJLHU DOV 0RWLY KLQWHU GHU EHZXVVW JHVFKUWHQUHOLJL|VHQ3RODULVLHUXQJ'DVVR]LDOH(QJDJHPHQWYRQ&KULVWHQGLH
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ZLUWVFKDIWOLFKHQ,QWHUHVVHQGHUHUHQWJHJHQGLHYRPDOWHQ.DVWHQZHVHQSURÀWLHUHQXQGRKQHGLHVHV3ULYLOHJLHQHLQE‰HQZUGHQ$QJULIIHDXI&KULVWHQ
VLQGDOV5HDNWLRQ]XVHKHQGHQHQGHU9RUZXUIDJJUHVVLYIUVHLQHQ*ODXEHQ
]X ZHUEHQ YRUDXVJHKW 5DGLNDOH +LQGXQDWLRQDOLVWHQ YHUEUHLWHWHQ GXUFK HLJHQH0HGLHQ*HUFKWHXPGLH&KULVWHQ'DVHQGHWRIWDXFKPLW*HZDOWZLH
damals in Orissa.
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Christen litten mehrere Monate hindurch ab 25. August 2008 unter den AusVFKUHLWXQJHQYRQ.DQGKDPDO2ULVVDGHPJU|‰WHQDQWLFKULVWOLFKHQ3RJURP
in der Geschichte des modernen Indien. Mehr als die Hälfte der 100.000
&KULVWHQ GRUW YHUORUHQ DOO LKU (LJHQWXP ZHLO HLQ DXIJHVWDFKHOWHU XQG HQWfesselter Hindu-Mob ihre Häuser abgefackelt hatte. Rund 18.000 Menschen
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um, einige Quellen sprechen sogar von mehr als 100 Menschen, die an den
Folgen der Angriffe starben. 252 Kirchen brannten nieder. Am 9. Februar
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der katholischen Kirche in Kandhamal zusammen. Das ist ein Zeichen der
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JDE]ZHL(UPLWWOXQJVNRPPLVVLRQHQDEHUELVODQJZXUGHNHLQ%HULFKWYHU|Ifentlicht. Im Februar aber stellten Menschenrechtler, Juristen, Künstler und
Intellektuelle ein Internetportal zur Dokumentation der Verbrechen vor:
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(LQHUGHUPXWPD‰OLFKHQ$QVWLIWHUZDU0DQRM3UDGKDQHLQ3DUODPHQWDULHU
der Indischen Volkspartei in Orissa. Ein Gericht fand ihn am 29. Juni 2010
für schuldig, den Christen Parikhita Digal am 27. August 2008 ermordet zu
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/D[PDQDQDQGD6DUDVZDWLDP$XJXVW2EZRKOVLFKHLQPDRLVWLVFKHU
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in Phulbani die Christen Gadanath Chalanseth, Bijaya Kumar Shyamseth,
Buddha Nayak, Sanatan Badamajhi, Duryadhan Sunamajhi, Bhaskar SunaPDMKLXQG0XQGD%DGDPDMKLZHJHQGHU7DW]XOHEHQVODQJHU+DIWYHUXUWHLOW
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&KULVWHQWXPKHUYRUWUDWZXUGHDOV,QGL]IULKUH6FKXOGJHZHUWHW,QGLHVHP
-DQXDUIDQGQRFKHLQPDOHLQH$QK|UXQJLQGHU&DXVDVWDWW'HU:HJ]XU$Qerkennung der Wahrheit und damit zum Respekt vor den christlichen Opfern
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Währenddessen richten sich besonders die Anti-Bekehrungsgesetze gegen
&KULVWHQ XQG DQGHUH UHOLJL|VH 0LQGHUKHLWHQ Å(V VHL QRFK DQJHPHUNW GDVV
HVNHLQ=XIDOOLVWGDVVGLHUHOLJL|VH*HZDOWLQ%XQGHVVWDDWHQPLW$QWLEHNHKUXQJVJHVHW]HQDPK|FKVWHQLVWRKQHKLHUPRQRNDXVDOH%H]LHKXQJHQKHUVWHOOHQ ]X ZROOHQ´ VFKUHLEW GD]X 7KRPDV 6FKLUUPDFKHU 'LH %-3 LVW EHVWUHEW
GLHVHDXV]XZHLWHQ$QJHEOLFKZROOHQGLH3ROLWLNHUGDPLW$QJULIIHQDXI&KULVten, insbesondere Ordensfrauen, Kleriker und auf Kirchen entgegentreten.
Das Hauptargument für die Anti-Konversionsgesetze schließt letztlich den
9RUZXUIHLQGLH&KULVWHQ]|JHQGXUFKGLH:HUEXQJIULKUH5HOLJLRQGLH*HZDOWDQ:lKUHQGGHU:DKOSKDVHWUDWGLH%-3PLWGHP9HUVSUHFKHQDXIHLQ
solches Gesetz, das bereits in sechs Bundesstaaten geltendes Recht darstellt
(siehe akutellen Jahresbericht der United States Commission on International
Religious Freedom), auf nationaler Ebene auf den Weg zu bringen. Bereits die
Vorgängerpartei versuchte, sich Ende der siebziger Jahre mit entsprechender
3ROLWLN]XSURÀOLHUHQ
$OV 0LQGHUKHLW LP 2EHUKDXV ZUGHQ GLH +LQGX1DWLRQDOLVWHQ DEHU VSltestens dort mit der Initiative scheitern. Der indische Vizepräsident Hamid
Ansari hat in der Vergangenheit mehrfach Anlässe gesehen auf die säkulare
220
Michaela Koller
9HUIDVVXQJ]XYHUZHLVHQXQG]XEHWRQHQGDVVGDV5HFKWDXI5HOLJLRQVZHFKVHOHLQ*UXQGUHFKWEOHLEWXQGNHLQH5HOLJLRQLQ,QGLHQLUJHQGHLQHQRIÀ]LHOlen Status genießen dürfe. Die Anti-Konversionsgesetze stellen einen klaren
Verstoß gegen Artikel 18 des Paktes über bürgerliche und politische Rechte
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DXFKYRQ,QGLHQUDWLÀ]LHUWZXUGHQ
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von Minderheiten zu drangsalieren. Regelmäßig erfahren MenschenrechtsRUJDQLVDWLRQHQZLHGLH,*)0YRQYRUEHUJHKHQGHQ)HVWQDKPHQZHJHQDQJHEOLFKHU=ZDQJVPLVVLRQLHUXQJ6HKUKlXÀJVLQGGLH2SIHU$QJHK|ULJHGHU
3ÀQJVWEHZHJXQJ GLH JHUQH IU LKUHQ *ODXEHQ ZHUEHQ XQG GD]X DXFK GDV
Recht haben.
„Es gibt Berichte über zahlreiche solcher Vorkommnisse gegen Christen“,
schreibt Erzbischof Leo Cornelio von Bhopal der IGFM. Hinduextremisten
seien in vielen ländlichen Gegenden aktiv und hinderten christliche Prediger sogar daran, zu den bereits bestehenden Gemeinden zu sprechen. „Es
ist nicht so, dass es dies nicht schon früher gab, aber jetzt fühlen sich die
Extremisten mutig, da sie das Gefühl haben, die Regierung unterstütze sie
und jegliches Vorgehen gegen sie verlaufe langsam und träge. „Seit die BJPRegierung im Zentrum an die Macht gekommen ist, nehmen diese VorkommQLVVH]X´'DV*HVHW]JHJHQGHQ*ODXEHQVZHFKVHOZXUGHLQ0DGK\D3UDGHVK
noch im August 2013 verschärft: Ein Priester muss 30 Tage, bevor er einen
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Hindunationalisten schüren aber die Angst vor christlicher oder muslimiVFKHU 0DMRULVLHUXQJ XQWHU GHQ ZHQLJHU *HELOGHWHQ XQG VWHOOWHQ VFKRQ XQYHUKRKOHQ GLH )UDJH RE HLQ :DFKVWXP GHU FKULVWOLFKHQ %HY|ONHUXQJ QLFKW
JHVHW]OLFKEHJUHQ]WZHUGHQN|QQH7DWVlFKOLFKVLQNWMHGHQIDOOVGHU$QWHLOGHU
Christen im Land, leicht, aber stetig: Von 2,6 Prozent im Jahr 1971, über 2,44
Prozent 1981 und 2,34 Prozent zehn Jahre später auf 2,3 Prozent im Jahr
2001.
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Ğƌ/ƐůĂŵĚĞƌƐŝĞďnjĞŚŶƚĂƵƐĞŶĚ/ŶƐĞůŶ
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7LOO )lKQGHUV VWXGLHUWH 6LQRORJLH *HVFKLFKWV XQG 3ROLWLNZLVVHQVFKDIW LQ
Hamburg und Qingdao, der früheren deutschen Kolonie „Tsingtau“. Seit April
2012 ist er politischer Korrespondent der F.A.Z. für Südostasien, Australien
und Neuseeland mit Standort in Singapur. Im September 2008 trat er in die
F.A.Z.-Redaktion ein und arbeitete drei Jahre lang als Korrespondent in Peking. Zuvor arbeitete er für die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und andere
Medien als Korrespondent in China.
YYY
Dieser Artikel erschien zuerst in: Till Fähnders. Der Islam der siebzehntausend Inseln. FAZ.NET, 03.05.2016. URL: http://www.faz.net/aktuell/politik/
ausland/asien/indonesiens-islam-der-siebzehntausend-inseln-14212026.html
[Stand: 20.08.2016]. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung. © Alle Rechte
vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung
gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.
,QGRQHVLHQLVWGDVJU|‰WHPXVOLPLVFKH/DQGGHU:HOWXQGJLOWDOV0XVWHUEHLspiel für die Vereinbarung von Islam und Demokratie. Aber es gibt Gefahren.
SINGAPUR, 2. Mai
'LHLQGRQHVLVFKH'HPRNUDWLHLVWQRFKLPPHUMXQJ6LHZXUGHHUVWJHERUHQQDFKGHU$VLHQ.ULVHXQGGHP(QGHGHUYRQ.RUUXSWLRQXQG9HWWHUQZLUWschaft geprägten Diktatur des früheren Generals Suharto. In so kurzer Zeit
hat das politische System Indonesiens ein hohes Maß an Stabilität erreicht. In
seiner Region ist das südostasiatische Land damit einer der Vorreiter.
Daneben gilt Indonesien als Musterbeispiel für die Vereinbarkeit von Demokratie und Islam. Mit einem Anteil von 87 Prozent Muslimen an seinen
0LOOLRQHQ(LQZRKQHUQLVW,QGRQHVLHQGDV/DQGPLWGHUJU|‰WHQPXVOLPLVFKHQ%HY|ONHUXQJ'HU*UDGGHUSROLWLVFKHQ)UHLKHLWLQGHUGULWWJU|‰WHQ'Hmokratie der Welt ist laut der amerikanischen Organisation Freedom House
GHXWOLFKJU|‰HUDOVLQGHQEXGGKLVWLVFKHQ/lQGHUQ6GRVWDVLHQV$XFKZLUWschaftlich steht das Land mit mehr als fünf Prozent Wachstum im Vergleich
gut da. Gleichzeitig gibt es Gefahren durch Intoleranz und Übergriffe gegen
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'LH *UQGH ZHVKDOE GLH 'HPRNUDWLH LQ ,QGRQHVLHQ OHLFKWHU )X‰ ]X IDVVHQ
VFKHLQWDOVLQDQGHUHQLVODPLVFKHQ*HVHOOVFKDIWHQVLQGYLHOIlOWLJ,PPHUZLHGHU ZHUGHQ GLH NXOWXUHOOHQ XQG KLVWRULVFKHQ +LQWHUJUQGH KHUYRUJHKREHQ
Der indonesische Islam hat den Ruf, trotz Tendenzen der Islamisierung in
einigen Gruppierungen, moderat, tolerant oder gar „liberal“ zu sein. Islamische Intellektuelle in dem Land sprechen sich ebenso für die Demokratie aus
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0LWJOLHGHUQGLHJU|‰WHQPXVOLPLVFKHQ2UJDQLVDWLRQHQGHU:HOWVLQG
'HQ$QKlQJHUQHLQHVSROLWLVFKHQ,VODPVGLHHLQHQUHOLJL|VHQ6WDDWPLWLVODPLVFKHU*HVHW]JHEXQJHLQIKUHQZROOWHQJHODQJHVGDJHJHQQLHGLH2EHUKDQG]XJHZLQQHQ6WDWWGHVVHQVHW]WHQVLFKZLHGHUKROWGLH%HIUZRUWHUHLQHV
säkularen Nationalismus durch. Bis heute gilt in Indonesien die Staatsdoktrin der Pancasila (Fünf Prinzipien), die der erste Präsident Sukarno erdacht
KDWWH6LHLVW]ZDUQLFKWVWUHQJVlNXODUGDVLHGHQ*ODXEHQDQHLQHQ*RWW]X
ihrem ersten Grundsatz erhebt. Aber die fünf anerkannten Konfessionen solOHQRIÀ]LHOOJOHLFKEHKDQGHOWZHUGHQ
0LWVHLQHQPHKUDOV,QVHOQ+XQGHUWHQ9|ONHUQXQG6SUDFKHQXQG
seinem hindu-buddhistischen und animistischen Erbe blickt Indonesien auf
eine Geschichte zurück, die von kultureller Vielfalt geprägt ist. Der Islam
hatte sich auf friedliche Weise vor allem im 15. und 16. Jahrhundert entlang
der Handelsrouten über den Archipel ausgebreitet. Zunächst an den Küsten,
JHODQJWHHULPPHUPHKULQV,QQHUHGHU,QVHOQZRHUVLFKPLWGHQWUDGLWLRQHOlen Weltbildern mischte. Dieser Synkretismus prägt das Land bis heute.
Die Kolonialmächte, erst die Portugiesen, später die Holländer, duldeten
den Islam als Teil der Kultur. Später versuchten sie es mit Eindämmung und
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YHUERWHQZDUVFKORVVHQVLHVLFKLQPXVOLPLVFKHQ2UJDQLVDWLRQHQ]XVDPPHQ
(LQH GHU HUVWHQ ZDU LP -DKU GLH 6DUHNDW ,VODP GLH ]XQlFKVW HLQ 9HUEXQGPXVOLPLVFKHU7H[WLOKlQGOHUZDU(LQHVLKUHU0LWJOLHGHUZDU6XNDUQR
der spätere Präsident.
Die relativ kurzlebige Organisation erklärte den Islam zur Grundlage der
Demokratie. Schon im Jahr 1912 hatte sich auch die Muhammadiyah geJUQGHW 'LH KHXWH ]ZHLWJU|‰WH LVODPLVFKH 9HUHLQLJXQJ IROJW HLQHU PRGHUnistischen Auslegung des Islams, anders als die traditionalistische Nahdlatul Ulama (NU), deren Gründung 1926 folgte. Anders als die NU, die heute
JU|‰WHPXVOLPLVFKH2UJDQLVDWLRQGHV/DQGHVKDWWHGLH0XKDPPDGL\DKQLH
HLQH HLJHQH 3DUWHL 6LH NRQ]HQWULHUWH VLFK DXI %LOGXQJ XQG YHUZDOWHW YLHOH
islamische Schulen, Universitäten und Krankenhäuser.
Ğƌ/ƐůĂŵĚĞƌƐŝĞďnjĞŚŶƚĂƵƐĞŶĚ/ŶƐĞůŶ 223
Beide Organisationen sind dem gemäßigten Spektrum zuzuordnen. Auch
ZHQQ HV DXV LKUHQ 5HLKHQ HEHQIDOOV 5XIH QDFK HLQHP ÅLVODPLVFKHQ´ 6WDDW
JDE EHNHQQHQ VLH VLFK VHLW ODQJHP ]XU 'HPRNUDWLH $XFK DQGHUH HLQÁXVVreiche Denker vertraten in Indonesien die Meinung, dass islamische Werte
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Demokratie in Einklang brächten. Sie verbreiteten ihre Ideen in Publikationen und Vorträgen. Ihre Aktivitäten sind für den Erfolg der indonesischen
'HPRNUDWLHEHVRQGHUVZLFKWLJ
So schufen die muslimischen Organisationen und Gelehrten eine der
*UXQGODJHQ IU GLH $XVELOGXQJ HLQHV Å]LYLOHQ ,VODPV´ ZLH LKQ GHU DPHULkanische Anthropologe Robert Hefner nannte. Eine Voraussetzung für eine
Kultur der Demokratie, sagt Hefner, sei die Erfahrung der Partizipation in
]LYLOHQ2UJDQLVDWLRQHQ=ZHLZHLWHUH)DNWRUHQVHLHQKLQ]XJHNRPPHQ6RJDE
es in Indonesien nie eine Institution, die ein Monopol auf die Kontrolle der
Religionsausübung gehabt hätte. Stets existierte eine Vielzahl muslimischer
Herrscher, Vereine und Schulen. Und dass die Holländer versuchten, die Religion in eine private Sphäre zu drängen, habe zur Ausprägung eines in der
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Religionsschulen, den Pesantren, kultiviert.
6FKOLH‰OLFKN|QQWHDXFKGLHWUDGLWLRQHOOPXOWLSRODUH2UGQXQJDOVI|UGHUOLFK
IUHLQH'HPRNUDWLVLHUXQJJHVHKHQZHUGHQGLHGHQ,VODPHLQEH]LHKW$QJHsichts der Vielfältigkeit des Landes bildete der Islam einen einigenden Faktor,
der auch bei der Herausbildung einer indonesischen nationalen Identität eine
5ROOHVSLHOWH)UKH'HEDWWHQ]ZLVFKHQÅVlNXODUHQ´XQGÅLVODPLVFKHQ´1DWLRQDOLVWHQ NUHLVWHQ YRU DOOHP GDUXP ZLH VWDUN 5HOLJLRQ XQG 6WDDW JHWUHQQW
ZHUGHQVROOWHQ6LHZXUGHQXQWHUDQGHUHQYRPMXQJHQ6XNDUQRXQGGHPLVODmischen Intellektuellen Muhammad Natsir in den dreißiger Jahren geführt.
Der in Kolonialschulen ausgebildete Sukarno hatte schon als junger Mann
GLH9HUELQGXQJYRQ5HOLJLRQXQG6WDDWLQLVODPLVFKHQ/lQGHUQDOV6FKZlFKH
JHVHKHQ(UZDUYRQ5HIRUPHUQDXVGHU7UNHLXQGGHP1DKHQ2VWHQEHHLQÁXVVWEHULHIVLFKDEHUDXFKDXIMDYDQLVFKH7UDGLWLRQHQ
1DWVLU EHIUZRUWHWH GDJHJHQ HLQH LVODPLVFKH 9HUVLRQ GHU 'HPRNUDWLH (U
sah eine Gefahr darin, dass in der Demokratie islamische Grundsätze verletzt
ZHUGHQ N|QQWHQ $XFK GHU *HOHKUWH =DLQDO $ELGLQ $KPDG VSUDFK VLFK IU
eine „islamische Demokratie“ aus, er bezog sich dabei auf Beratungs- und
(QWVFKHLGXQJVSUR]HVVH GLH LP .RUDQ JHQDQQW ZHUGHQ $OV QDFK GHU
Kapitulation der Japaner, die sich Indonesien einverleibt hatten, die Zeit der
8QDEKlQJLJNHLWEHJDQQVSLHOWHGLH)UDJHQDFKGHP6WHOOHQZHUWGHU5HOLJLRQ
im Staat eine große Rolle. Aber denjenigen Teil der „Jakarta Charter“, der
die Einführung der Scharia-Gesetzgebung vorsah, nahm Sukarno auf Druck
UHOLJL|VHU0LQGHUKHLWHQQLFKWLQGLH9HUIDVVXQJDXI
ϮϮϰdŝůů&ćŚŶĚĞƌƐ
Eine der auffälligsten Konstanten der indonesischen Republik ist seither, dass
GHUSROLWLVFKH,VODPLQ:DKOHQVWHWVKLQWHUGHQ(UZDUWXQJHQ]XUFNJHEOLHEHQ LVW 6R VFKDIIWHQ HV GLH LVODPLVFKHQ 3DUWHLHQ EHL GHQ 3DUODPHQWVZDKlen seit dem Ende der Diktatur nicht, die Mehrheit der Stimmen auf sich
zu vereinen. Die Trennung von Religion und Politik scheint für die meisten
,QGRQHVLHUQDFKZLHYRUHLQHUKDOWHQVZHUWHV*XW'LHVKHL‰WDEHUQLFKWGDVV
sich die Religion nicht von der Politik instrumentalisieren ließe. Das zeigte
VLFKPLWGHP%HJLQQYRQ6XNDUQRVÅJHOHQNWHU'HPRNUDWLH´VRZLHQDFKVHLQHP6WXU]LP-DKUXQWHUGHU0LOLWlUGLNWDWXU6XKDUWRV'DPDOVZDUHQ
muslimische Gruppen an den Massakern an Kommunisten beteiligt. Später
versuchte Suharto, sich radikalislamischer Kräfte zu bedienen. Zuvor hatte
HUPLWZHQLJ(UIROJ(LQÁXVVDXIGLHLVODPLVFKHQ2UJDQLVDWLRQHQ]XQHKPHQ
versucht. Lange Zeit hatte er sich darum bemüht, sie aus der Politik zu drängen oder sie in eine der drei das Regime stützenden Parteien einzugliedern.
Zum Ende der Herrschaft Suhartos kam die Kritik an seinem Regime aber
insbesondere aus den Reihen der muslimischen Organisationen und der isODPLVFKHQ'HQNHU'D]XJHK|UWHQ,QWHOOHNWXHOOHZLH1XUFKROLVK0DGMLGRGHU
der NU-Vorsitzende und spätere Präsident Abdurrahman Wahid. Nach Suhartos Rücktritt am 21. Mai 1998 fürchteten viele eine „Balkanisierung“ des
Landes. Stattdessen begann eine lebendige und dynamische Transformation.
+XQGHUWH3DUWHLHQZXUGHQJHJUQGHWGLH3UHVVHLVWKHXWHHLQHGHUIUHLHVWHQ
in der Region.
Die Probleme der jungen indonesischen Demokratie sind bei alldem unübersehbar. Während nachfolgende Regierungen gegen die grassierende Korruption vorzugehen versuchten, ist heute vor allem die Bedrohung durch radikale Islamisten eine Herausforderung. Deren Übergriffe richten sich gegen
&KULVWHQXQGDQGHUHUHOLJL|VHXQGJHVHOOVFKDIWOLFKH0LQGHUKHLWHQ%HVRQGHUV
KDUWWULIIWHVLQQHUPXVOLPLVFKH0LQGHUKHLWHQZLHGLH$KPDGL\\D,QGHQYHUJDQJHQHQ-DKUHQZXUGHQ]XGHPDXIORNDOHU(EHQHYLHOHDQGLH6FKDULDDQJHOHKQWH*HVHW]HHUODVVHQPLWGHQHQEHVWLPPWH)UHLKHLWHQHLQJHVFKUlQNWZHUGHQ=XOHW]WKDWDEHUGLH:DKOLP-DKUQRFKHLQPDOJH]HLJWZLHVWDELO
GDVSROLWLVFKH6\VWHPLVWDXFKZHQQHLQHJHPl‰LJWHLVODPLVFKH3DUWHLOHLFKWH
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LQ,QGRQHVLHQDXFKZHLWHUGHU2SWLPLVPXV
Ğƌ/ƐůĂŵĚĞƌƐŝĞďnjĞŚŶƚĂƵƐĞŶĚ/ŶƐĞůŶ 225
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Dr. Philipp W. Hildmann. Geboren 1973 in Erlangen. Studium
GHU1HXHUHQ'HXWVFKHQ/LWHUDWXUZLVVHQVFKDIW(YDQJHOLVFKHQ
Theologie und Mediävistik in Erlangen, Zürich und München. Promotion zum Dr. phil. 2004. 2001 bis 2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ernst-Troeltsch-Forschungsstelle
der Universität München. 2004 bis 2009 Referent für Werte,
Normen und gesellschaftlichen Wandel in der Akademie für
Politik und Zeitgeschehen der Hanns-Seidel-Stiftung. 2008
bis 2009 zugleich Lehrbeauftragter an der Universität Eichstätt-Ingolstadt.
Seit 2009 Leiter des Vorsitzendenbüros der Hanns-Seidel-Stiftung, seit 2014
]XJOHLFK%HDXIWUDJWHUIU,QWHUNXOWXUHOOHQ'LDORJ6HLQH )RUVFKXQJVVFKZHUpunkte sind Politik und Religion, Interkultureller Dialog und MenschenUHFKWH VRZLH /LWHUDWXU XQG ,GHHQJHVFKLFKWH GHV XQG -DKUKXQGHUWV
Unter anderem ist er Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
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'HU.ULHJLQ6\ULHQZDUDXFKGDVEHKHUUVFKHQGH7KHPDDXIGHU0QFKQHU 6LFKHUKHLWVNRQIHUHQ] 'DV /DQG EHÀQGHW VLFK LQ]ZLVFKHQ LP VHFKVWHQ
Jahr eines an Grausamkeit kaum zu überbietenden Bürgerkriegs, den man
PLWWUDXULJHP5HFKWDOVGLHJU|‰WHKXPDQLWlUH.DWDVWURSKHVHLWGHP=ZHLten Weltkrieg bezeichnen kann. Was im Zuge des sogenannten „Arabischen
)UKOLQJV´ DOV 'HPRNUDWLVLHUXQJVEHZHJXQJ EHJRQQHQ KDWWH KDW VLFK ]X
HLQHPPXOWLSRODUHQ.RQÁLNWPLWJHRVWUDWHJLVFKHQ'LPHQVLRQHQDXVJHZHLWHW
0LWNDWDVWURSKDOHQ)ROJHQ1DFK$QJDEHQGHV)OFKWOLQJVZHUNVGHU9HUHLQten Nationen ist Syrien mit 7,6 Millionen Flüchtlingen innerhalb des Landes
GDV/DQGPLWGHQPHLVWHQ%LQQHQÁFKWOLQJHQZHOWZHLW+LQ]XNRPPHQZHLWHUHNQDSSYLHU0LOOLRQHQ0HQVFKHQGLHEHUHLWVDXVGHP/DQGJHÁRKHQVLQG
XQG 6\ULHQ DXI GLHVH :HLVH ]XP JU|‰WHQ +HUNXQIWVODQG YRQ )OFKWOLQJHQ
ZHOWZHLWJHPDFKWKDEHQ$OOHLQLP-DKUKDEHQEHU6\UHULQ
'HXWVFKODQG HLQHQ $QWUDJ DXI $V\O JHVWHOOW :HLWDXV JU|‰HU QRFK VLQG GLH
Flüchtlingszahlen in den Ländern um Syrien herum: So beherbergt die Türkei aktuell 1,8 Millionen registrierte Flüchtlinge, die tatsächliche Zahl dürfte
ϮϮϲWŚŝůŝƉƉt͘,ŝůĚŵĂŶŶ
EHLZHLWEHU0LOOLRQHQOLHJHQ,PNOHLQHQ/LEDQRQVLQGHV0LOOLRQHQ
in Jordanien knapp 630.000 und im Irak über 250.000. Die Last, die diese
Länder tragen, ist enorm.
8QWHUGHQ*HÁFKWHWHQEHÀQGHQVLFK]DKOUHLFKHRULHQWDOLVFKH&KULVWHQXQG
$QJHK|ULJHGHU5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWGHU<H]LGHQ,KQHQJDOWGLH$XIPHUNsamkeit einer gemeinsamen Diskussionsrunde von Hanns-Seidel-Stiftung
und der Gemeinschaft Sant’Egidio, die am 13. Februar 2016 im Rahmen der
52. Münchner Sicherheitskonferenz stattgefunden hat. Die Konzentration auf
&KULVWHQXQG<H]LGHQHUIROJWHGDEHLQLFKWGHVKDOEÅZHLOIUXQVHLQPXVOLPLVFKHU)OFKWOLQJZHQLJHUZHUWZlUHDOVHLQ)OFKWOLQJDQGHUHQ*ODXEHQV´
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%XQGHVPLQLVWHU IU ZLUWVFKDIWOLFKH =XVDPPHQDUEHLW XQG (QWZLFNOXQJ GHU
rum-orthodoxe Bischof von Marmarita bei Homs in Syrien S. E. Elias Toumeh, die yezidische Abgeordnete Vian Dakhil aus dem irakischen Parlament,
Heiner Bielefeldt, UN-Sonderberichterstatter über Religions- und WeltanVFKDXXQJVIUHLKHLWXQGGHU%DPEHUJHU(U]ELVFKRI6(/XGZLJ6FKLFN8QWHU
der fachkundigen Moderation von Heinrich Kreft, zu dieser Zeit noch Gesandter an der Deutschen Botschaft in Madrid, beleuchteten sie die aktuelle
6LWXDWLRQGLHVHUEHLGHQLQEHVRQGHUHU:HLVHEHGUlQJWHQ*UXSSHQUHOLJL|VHU
0LQGHUKHLWHQXQGJLQJHQGHU)UDJHQDFKZHOFKHQ%HLWUDJGLHLQWHUQDWLRQDOH
Gemeinschaft im Allgemeinen und die Bundesrepublik Deutschland im BeVRQGHUHQOHLVWHQN|QQHQGHUHQ/DJH]XYHUEHVVHUQhEHULQWHUHVVLHUWH
^LJƌŝĞŶŬŽŶŇŝŬƚ͗Ƶƌ>ĂŐĞĐŚƌŝƐƚůŝĐŚĞƌƵŶĚLJĞnjŝĚŝƐĐŚĞƌ&ůƺĐŚƚůŝŶŐĞ 227
=XK|UHUXQWHUVWULFKHQGLH%HGHXWXQJGLHVHV7KHPDVDXFKIUGLH0QFKQHU
6LFKHUKHLWVNRQIHUHQ]YRQGHU]DKOUHLFKHRIÀ]LHOOH7HLOQHKPHUGHQ:HJLQGLH
Karmelitenkirche vis-à-vis des Bayerischen Hofes gefunden hatten.
0LWEHZHJHQGHQ:RUWHQVFKLOGHUWH9LDQ'DNKLOGDV6FKLFNVDOGHU<H]LGHQ
GLH GLH ,67HUURUPLOL] UHJHOUHFKW MDJW XP VLH ]X YHUVNODYHQ RGHU ]X W|WHQ
Å=ZLVFKHQGHPXQG$XJXVWLVWGHQ<H]LGHQLP6LQGVFKDU*HELUJH
DOOHV 6FKOHFKWH SDVVLHUW ZDV PDQ VLFK QXU YRUVWHOOHQ NDQQ´ VDJWH VLH PLW
VLFKWOLFKEHZHJWHU6WLPPH0LWLKUHQ$SSHOOHQDQGLH:HOWJHPHLQVFKDIWGHQ
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HQJOLVFKHQ 7DJHV]HLWXQJ ZXUGH VLH MQJVW DOV Å,6,6
V PRVW ZDQWHG ZRPDQ´
bezeichnet. Aber seitens der internationalen Gemeinschaft passiere nichts.
„Was sage ich einer Mutter“, so Vian Dakhil, „die ihre vom IS entführte und
YHUVNODYWH7RFKWHUIURGHU'ROODU]XUFNNDXIHQP|FKWHDEHU
GDV*HOGQLFKWDXIEULQJW´,PPHUQRFKZUGHQ\H]LGLVFKH)UDXHQXQG
Mädchen von IS-Terroristen als Sklavinnen gefangen gehalten. Wegen des
9RUPDUVFKHVGHU-LKDGLVWHQVHLHQYLHOH<H]LGHQLQ]ZLVFKHQDXVGHQ6WlGWHQ
0RVVXOXQG6LQGVFKDULQGDVNXUGLVFKH*HELHWXPGLH6WDGW(UELOVRZLHLQV
*HELUJH JHÁRKHQ ,QVJHVDPW VHLHQ <H]LGHQ YHUWULHEHQ ZRUGHQ Prozent der Flüchtlinge lebten heute unter erbärmlichen Umständen in ZelWHQ:LHN|QQHQVLHZHLWHUPLWLKUHQPXVOLPLVFKHQ1DFKEDUQ]XVDPPHQOHEHQVR9LDQ'DNKLOPLWGHQHQVLH]ZDUYLHOH-DKUHIULHGOLFK6HLWHDQ6HLWH
gelebt, die sich nun aber aktiv an der Verfolgung und Versklavung der Frauen
XQG.LQGHUEHWHLOLJWKlWWHQ"9RUGLHVHP+LQWHUJUXQGÀHOHVVFKZHUGHU0DKQXQJ+HLQHU%LHOHIHOGWVGLH9HUV|KQXQJVDUEHLWPVVHGHQQRFKEHVVHUKHXWH
als morgen beginnen, eine Aussicht auf raschen Erfolg einzuräumen.
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Toumeh davor, die Not der Menschen, die sich nach Europa durchschlügen,
JHULQJ]XVFKlW]HQXQGLKQHQQXUUHLQZLUWVFKDIWOLFKH0RWLYH]XXQWHUVWHOOHQ Å'DV VLQG TXDOLÀ]LHUWH /HXWH GLH VLFK QDFK )ULHGHQ VHKQHQ´ VDJWH HU
in einem leidenschaftlichen Appell. Er erzählte von den Erlebnissen der
Flüchtlinge in seiner Region, dem Wadi al-Nasarah („Tal der Christen“) im
Westen Syriens an der Grenze zum Libanon, die der IS-Terrormiliz entkomPHQVHLHQÅ'LH.LUFKHQJHPHLQGHQ´VR(OLDV7RXPHKÅEHQ|WLJHQGULQJHQG
JH]LHOWH 8QWHUVWW]XQJ GXUFK 3URMHNWH GLH LKQHQ HUP|JOLFKHQ LKU HLJHQHV
(LQNRPPHQ]XHUZLUWVFKDIWHQ´9LHOH&KULVWHQZROOWHQLP/DQGEOHLEHQXQG
HVZLHGHUDXIEDXHQ$EHUVLHEHQ|WLJWHQ=XNXQIWVSHUVSHNWLYHQXQG+RIIQXQJ
DXIHLQ/HEHQQDFKGHP.ULHJ$OOHV*HOGGLHVHU:HOWN|QQHDOOHUGLQJVGHQ
0HQVFKHQLQVHLQHP/DQGQLFKWKHOIHQZHQQGHU.ULHJQLFKWJHVWRSSWZHUGH
,QVEHVRQGHUHIRUGHUWHHUGDUDXI]XDFKWHQGDVVUHOLJL|VH0LQGHUKHLWHQDP
SROLWLVFKHQ/HEHQJOHLFKEHUHFKWLJWEHWHLOLJWZUGHQDXIUHFKWOLFKHU*UXQGODJH QLFKW DXIJUXQG YRQ 3ULYLOHJLHQ GLH ZLHGHU ]XUFNJHQRPPHQ ZHUGHQ
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N|QQWHQ Å,FK IUFKWH ZHQLJHU XP GLH =XNXQIW GHU &KULVWHQ LQ 6\ULHQ´ VR
VHLQEHZHJHQGHV$EVFKOXVVYRWXPÅ,FKIUFKWHXPGLH=XNXQIW6\ULHQVRKQH
Christen.“
Beide hatten in Bundesminister Gerd Müller einen ebenso aufmerksamen
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kurdischen Städten Dohuk (mit 850.000 Flüchtlingen auf 1,4 Millionen EinZRKQHU XQG (UELO ZHQLJH :RFKHQ ]XYRU PLW lKQOLFKHQ 6FKLFNVDOHQ NRQIURQWLHUWZRUGHQYRQGHQHQHULQEHZHJHQGHQ:RUWHQ]XEHULFKWHQZXVVWH
Å'LH /DJH LVW GUDPDWLVFK´ VR GHU (QWZLFNOXQJVKLOIHPLQLVWHU ÅHV GDUI QLFKW
VHLQGDVVLQXQVHUHQ7DJHQYRUGHQ$XJHQGHU:HOW|IIHQWOLFKNHLWZLHGHUHLQ
Genozid geschieht. Wir dürfen aber nicht nur betroffen sein. Wir müssen
uns einbringen. Das entscheidende Signal für die Sicherheitskonferenz muss
von hier ausgehen: Wir brauchen einen Stopp dieses unsäglichen Mordens
in Syrien.“ Das eine sei es nun, den Krieg vor Ort zu stoppen. Das andere,
den Menschen konkret vor Ort zu helfen, um ihnen eine Bleibeperspektive
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man Deutschland mit Recht als „eine humane Friedensmacht“ bezeichnen
N|QQHÅ'LH/|VXQJGHV)OFKWOLQJVSUREOHPVGDVDXFK'HXWVFKODQGEHZHJW
OLHJWYRU2UW´3UR]HQWGHU)OFKWOLQJHVHLHQYRU2UWXQGZROOWHQDXFKYRU
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Deutschland sei die Bundesregierung jetzt schon bereit, 25 Milliarden Euro
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Euro mit Unterkunft und Essen ein Jahr lang versorgen“, so Müller. „Das kosWHWKLHULQ'HXWVFKODQGHLQ9LHOIDFKHV'HVKDOEPVVHQZLULQHUVWHU/LQLH
vor Ort investieren.“
Dass sich die Weltgemeinschaft vor diesem Hintergrund auf der SyrienGeberkonferenz in London, an der Müller für die Bundesregierung teilgenommen hatte, bereit erklärt hat, im Zeitraum von drei Jahren knapp zehn
0LOOLDUGHQ'ROODUIUGLH)OFKWOLQJVKLOIH]XU9HUIJXQJ]XVWHOOHQZDUIU
GHQ%XQGHVPLQLVWHUGHQQRFKNHLQEHUUDJHQGHU(UIROJÅbKQOLFKYLHONRVWHQ
die Fernseh-Übertragungsrechte der Premier League im britischen Fußball“,
ODXWHWHVHLQWURFNHQHU.RPPHQWDU$OOHLQ'HXWVFKODQGZHUGH0LOOLDUGHQ
zur Gesamtsumme beisteuern. Mit sechs Milliarden, die bereits in diesem
-DKU ]XU 9HUIJXQJ JHVWHOOW ZUGHQ OlJHQ GLH =XVDJHQ GLH XQWHU UXQG Teilnehmerstaaten zusammen gekommen seien, damit immer noch unter
dem Bedarf von sieben Milliarden, die die Vereinten Nationen für 2016 erUHFKQHW KlWWHQ (UIDKUXQJVJHPl‰ JLQJHQ ]XGHP QXU HWZD 3UR]HQW GHU
zugesagten Gelder auch tatsächlich ein. Besonders bitter sei, dass gerade die
Russen in London „keinen Euro eingesetzt“ hätten.
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'LH .HUQIUDJH VWHOOWH VRGDQQ QRFK HLQPDO +HLQHU %LHOHIHOGW Å:LH ZLUG DQJHVLFKWV GHU WUDXPDWLVFKHQ (UIDKUXQJHQ GHU )OFKWOLQJH MHPDOV ZLHGHU HLQ
Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher ethnischer und religi|VHU =XJHK|ULJNHLW LP 1DKHQ 2VWHQ P|JOLFK VHLQ"´ 9HKHPHQW SOlGLHUWH HU
selbst dafür, diejenigen Kräfte im Nahen Osten zu unterstützen, die in der
/DJH VHLHQ UHOLJL|V SOXUDOLVWLVFKH *HVHOOVFKDIWHQ DXI GHU %DVLV YRQ 5HOLJLRQVIUHLKHLWDXI]XEDXHQÅ2KQH5HOLJLRQVIUHLKHLW´VR+HLQHU%LHOHIHOGWÅZLUG
ein Wiederaufbau im Nahen Osten nicht gelingen.“ Auf keinen Fall sollten
UHOLJL|V KRPRJHQH .DQWRQH LQ GHU 5HJLRQ HUULFKWHW ZHUGHQ Å'DQQ KDW GHU
‚Islamische Staat‘ gesiegt.“ Strebe diese Terrororganisation doch selbst eine
UHOLJL|VH+RPRJHQLVLHUXQJDQXQGYHUVXFKHGLH6SXUHQGHU9HUJDQJHQKHLW
UHOLJL|VHU9LHOIDOWDXV]XO|VFKHQ=XGHPZDUQWH%LHOHIHOGWYRU)DWDOLVPXVÅ(V
ist kein Naturgesetz, dass sich Schiiten und Sunniten hassen. Es ist gemachWHU+DVV´(UVHOEVWZLVVHYRQ]DKOUHLFKHQ%HLVSLHOHQIULHGOLFKHQ=XVDPPHQOHEHQV]ZLVFKHQ$QKlQJHUQEHLGHU5LFKWXQJHQ²QLFKW]XOHW]WDXFKDXIGLH
Vermittlung von Christen hin.
Mit der Erfahrung einer Reise auf die Arabische Halbinsel, die er erst
ZHQLJH 7DJH ]XYRU EHHQGHW KDWWH ZDU VFKOLH‰OLFK DXFK (U]ELVFKRI /XGZLJ
Schick zur Podiumsdiskussion gekommen. Er habe in jedem Land die ReJLHUXQJVYHUDQWZRUWOLFKHQIUUHOLJL|VH$QJHOHJHQKHLWHQJHVSURFKHQXQGEHPHUNWGDVVDOOH$QJVWYRUGHQ$QJHK|ULJHQMHZHLOVDQGHUHU*ODXEHQVULFKWXQJHQKlWWHQ(USOlGLHUWHGDKHUIUHLQHQLQWHUUHOLJL|VHQ'LDORJXPQLFKW]XOHW]WDXFKLQQHUKDOEGHUXQWHUVFKLHGOLFKHQ6WU|PXQJHQGHV,VODP)ULHGHQ]X
VWLIWHQ(UVHW]WHGDEHLDXIGLHYHUV|KQHQGH.UDIWYRQ5HOLJLRQXQG%LOGXQJ
Sein klarer Appell an die internationale Gemeinschaft mit Fokus auf die Kinder lautete: „Wir dürfen keine ‚lost generation‘ zulassen.“ Und er erklärte:
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DSSHOOLHUWHHUGLH*HVLFKWHUGHU0HQVFKHQKLQWHUVROFKHQ*HVFKLFKWHQZDKU]XQHKPHQXQGSUDNWLVFKH6ROLGDULWlW]XEHQ²HWZDGXUFKGHQ:LHGHUDXIEDXYRQ6FKXOHQ(UVLFKHUWHGHQ0HQVFKHQLP1DKHQ2VWHQZHLWHUKLQGLH
Solidarität der Kirchen zu. So habe die Caritas seit dem Kriegsausbruch in
Syrien bereits 30 Millionen Euro für Flüchtlinge vor Ort eingesetzt, nicht nur
IU&KULVWHQ$QJHVLFKWVGHV]HUVW|UWHQ9HUWUDXHQVLQGLH0|JOLFKNHLWHLQHV
]XNQIWLJHQ =XVDPPHQOHEHQV YHUZLHV 6FKLFN QLFKW ]XOHW]W DXI GDV 3RWHQWLDO GHU 5HOLJLRQHQ Å5HOLJL|VHV EHUVWHLJW LPPHU GDV 0HQVFKHQP|JOLFKH´
%HLDOOHU6NHSVLVZROOWHQVLFKOHW]WOLFKDXFK9LDQ'DNKLOXQG(OLDV7RXPHK
diesem Funken Hoffnung nicht ganz verschließen, ohne dabei allerdings die
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ĞŝŶĨĂĐŚʹĚĂƐsĞƌďŽƚĂƵĬĞďĞŶŝƐƚƐĐŚǁĞƌ
Mitte Juli hat das russische Justizministerium 50 von insgesamt 68 islamischen Texten von seiner Bundesliste extremistischer Materialien genommen,
die 2012 in einer nur 20 Minuten dauernden Gerichtsverhandlung am Be]LUNVJHULFKWGHV%H]LUNV/HQLQLQ2UHQEXUJYHUERWHQZRUGHQZDUHQ'HQQRFK
VLQGYHUVFKLHGHQHDQGHUH$XVJDEHQYRQGLHVHU:HUNHEHUHLWVZLHGHU
YHUERWHQ9RQDQGHUHQ7H[WHQGLHQDFKODQJZLHULJHQ9HUIDKUHQYRQGHU
/LVWHJHQRPPHQZRUGHQZDUHQWHLOVLVODPLVFKHWHLOV7H[WHGHU)DOXQ*RQJ
%HZHJXQJ ZXUGHQ EDOG GDQDFK ZLHGHU YHUERWHQ 'UHL %URVFKUHQ GHU
=HXJHQ -HKRYDV GLH E]Z YRQ GHU /LVWH H[WUHPLVWLVFKHU 0DWHULDOLHQJHQRPPHQZXUGHQZXUGHQQLFKWZLHGHUYHUERWHQ'HQQRFKEOHLEHQ
60 Texte der Zeugen Jehovas auf der Bundesliste und Berufungen gegen die
Einstufung als extremistisch sind selten erfolgreich. Gegen Personen, die verERWHQHUHOLJL|VH/LWHUDWXUEHVLW]HQZHUGHQKlXÀJ*HOGVWUDIHQYHUKlQJW
Verfahren, um die Streichung von der Liste extremistischer Materialien zu
HUZLUNHQ]LHKHQVLFKLQGLH/lQJHXQGHUIRUGHUQXQWHU8PVWlQGHQHUKHEOLFKHQ$XIZDQGDQ=HLWXQG*HOGIU5HFKWVEHUDWXQJVHLWHQVGHU9HUOHJHUXQG
Religionsgemeinschaften. Und die Streichung bietet keinerlei Garantie, dass
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aus der seit 2007 existierenden Bundesliste gestrichen. Das ist nicht viel,
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/LVWHVWHKHQ6HFK]LJGHUJHVWULFKHQHQ7LWHOZDUHQUHOLJL|VHU1DWXUYLHU
YRQGHU)DOXQ*RQJ%HZHJXQJGUHL%FKHUGHVLVODPLVFKHQ7KHRORJHQ6DLG
1
'LH0HOGXQJHQVWDPPHQYRQGHU5HGDNWLRQRGHUIROJHQGHQ$JHQWXUHQE]Z2UJDQLVDWLRQHQ
%DUQDEDV)XQG)LGHV)RUXP1HZV6HUYLFHLGHD,*)0.RPPLVVLRQIU5HOLJLRQVIUHLKHLW
GHU:HOWZHLWHQ(YDQJHOLVFKHQ$OOLDQ]%RQQHU4XHUVFKQLWWH2SHQ'RRUV$.5()1DFKULFKten (Ulrike Nyboer) World Watch Monitor. Die Wiedergabe erfolgt mit freundlicher GenehPLJXQJ(LQLJH0HOGXQJHQZXUGHQYRQGHU(YDQJHOLVFKHQ$OOLDQ]gVWHUUHLFKIUHXQGOLFKHUZHLVHEHUVHW]W
<ƵƌnjďĞƌŝĐŚƚĞƺďĞƌWƌŽďůĞŵĞĚĞƌŚƌŝƐƚĞŶŝŶĂƵƐŐĞǁćŚůƚĞŶ>ćŶĚĞƌŶ231
Nursi, drei Broschüren der Zeugen Jehovas und die 50 im Jahr 2012 vom
Bezirksgericht Lenin in Orenburg verbotenen Texte. Die Falun Gong Texte
XQGGLH:HUNH1XUVLVZXUGHQLQ]ZLVFKHQZLHGHUYHUERWHQ+HUDXVJHEHUYRQ
7H[WHQZHUGHQQLFKWYRQHLQHP9HUERWYHUVWlQGLJWEHYRUGLH/LVWHGHUH[WUHPLVWLVFKHQ0DWHULDOLHQDNWXDOLVLHUWZLUGXQGELVGDKLQLVWGLH)ULVWIUHLQH
Berufung gegen ein Verbot meist bereits abgelaufen.
Einen Text neu auf die Liste der extremistischen Materialien zu setzten ist
KLQJHJHQ HLQ HLQIDFKHV 8QWHUIDQJHQ IU 5LFKWHU XQG 6WDDWVDQZlOWH -HGHU
Richter eines Bezirksgerichts oder Landgerichts kann entscheiden, dass ein
Buch, eine Broschüre, ein Lied, Slogan, Video, oder eine Website extremistiVFKH,QKDOWHKDW'DQQZLUGHLQH.RSLHGHU(QWVFKHLGXQJDQGDV-XVWL]PLQLVterium übermittelt, das den betroffenen Text etc. auf die Liste setzt. Die Liste
ZLUGDXIGHU:HEVLWHGHV0LQLVWHULXPVSXEOL]LHUW$NWXDOLVLHUXQJHQZHUGHQ
DX‰HUGHPLQGHURIÀ]LHOOHQ=HLWXQJGHUUXVVLVFKHQ5HJLHUXQJÅ5RVVL\VND\D
*D]HWD´YHU|IIHQWOLFKW
Personen, Religionsgemeinschaften, Buchhändler und sonstige LadenbeVLW]HUN|QQHQGHUPDVVHQZHLVHQ9HUEUHLWXQJH[WUHPLVWLVFKHU0DWHULDOLHQDQJHNODJWZHUGHQVHOEVWZHQQVLHQXUHLQ([HPSODUHLQHV$UWLNHOVEHVLW]HQGHU
auf der Bundesliste extremistischer Materialien steht.
6WDDWVDQZlOWHN|QQHQ9HUXUWHLOXQJHQGLHVHU$UWDOV%HZHLVIUÅH[WUHPLVWLVFKH%HWlWLJXQJ´EHQXW]HQXQGDXIGLHVHU*UXQGODJHGLH$XÁ|VXQJHLQHU
Religionsgemeinschaft betreiben. Wenn ganze Gemeinschaften als „extrePLVWLVFK´DXIJHO|VWZHUGHQULVNLHUHQLKUHHKHPDOLJHQ0LWJOLHGHU6WUDIYHUIROJXQJXQG*HIlQJQLVZHQQVLHVLFKZHLWHUKLQYHUVDPPHOQ'LHVH(UIDKUXQJ
haben die Zeugen Jehovas in Samara, Taganrog und Abinsk gemacht, ebenso
eine muslimische Gemeinschaft in der Region Tyumen.
YƵĞůůĞ͗&ŽƌƵŵϭϴ͕KƐůŽ͘ĞƵƚƐĐŚĞ&ĂƐƐƵŶŐ͗ƌďĞŝƚƐŬƌĞŝƐZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚĚĞƌP
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŝŶĚĞƌ<ƌŝŵϮϬϭϱ
Ein Jahr nach der Annexion der Halbinsel Krim durch Russland zeigt ein von
der Menschenrechtsorganisation Forum 18 erstellter Überblick über die Lage
der Religionsfreiheit, dass die neu auferlegten Restriktionen nach russischem
5HFKW]X6FKZLHULJNHLWHQIU3HUVRQHQXQG*HPHLQVFKDIWHQJHIKUWKDEHQ
(VJDE5D]]LHQ*HOGVWUDIHQZXUGHQYHUKlQJWUHOLJL|VH/LWHUDWXUEHVFKODJQDKPW PDQFKH *HPHLQVFKDIWHQ ZHUGHQ GXUFK GLH %HK|UGHQ EHUZDFKW
$XVOlQGLVFKH UHOLJL|VH /HLWHU ZXUGHQ DXVJHZLHVHQ 0LHWYHUWUlJHIU LP (LJHQWXPGHV6WDDWHVVWHKHQGH,PPRELOLHQZXUGHQJHNQGLJW
232
Mitglieder der verschiedensten Religionsgemeinschaften haben erklärt, dass
QDFKUXVVLVFKHP5HFKWUHOLJL|VH$NWLYLWlWHQZHVHQWOLFKVWlUNHUHLQJHVFKUlQNW
sind, als nach ukrainischem Recht. Einige Protestanten haben gegenüber
einer Initiative russischer und ukrainischer Menschenrechtsaktivisten mitgeWHLOWGDVVVLHJH]ZXQJHQZXUGHQHLQLJH|IIHQWOLFKH$NWLYLWlWHQHLQ]XVWHOOHQ
ZLH HWZD 0LVVLRQVHLQVlW]H LP =XVDPPHQKDQJ PLW 6SRUW XQG 3UHGLJHQ DXI
|IIHQWOLFKHQ3OlW]HQ9HUWUHWHUGHUYHUVFKLHGHQVWHQ5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ
VLQGDXV)XUFKWYRU5HSUHVVDOLHQVHKUYRUVLFKWLJJHZRUGHQZHQQHVGDUXP
geht, über Themen zu sprechen, die als Kritik an der russischen Herrschaft
JHGHXWHW ZHUGHQ N|QQWHQ 'DV JLOW QDWUOLFK DXFK IU *HVSUlFKH EHU GLH
(LQVFKUlQNXQJ GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW 0HKUHUH UHOLJL|VH /HLWHU NODJHQ EHU
VWDDWOLFKH hEHUZDFKXQJ LKUHU SHUV|QOLFKHQ $NWLYWlWHQ XQG GHU $NWLYLWlWHQ
ihrer Gemeinschaften und über Befragungen durch Beamte der SicherheitsEHK|UGH)6%VLQGMHGRFKQLFKWEHUHLW'HWDLOVEHUVROFKH%HIUDJXQJHQSUHLVzugeben. „Die Kirchen und Pastoren versuchen jetzt, sich aus der Politik herauszuhalten“, erklärte ein Protestant gegenüber Forum 18. „Die Pastoren
SRVWHQNHLQ0DWHULDOPHKULQGHQVR]LDOHQ0HGLDQ6LHSUHGLJHQDXFK|IWHU
GDUEHUGDVVXQVHU.|QLJUHLFKQLFKWYRQGLHVHU:HOWLVW´
Einige Wochen nach Ablauf des verlängerten Termins für die Neuregistrierung nach russischem Recht haben erst 14 der 1.546 Gemeinschaften, die
über eine Registrierung nach ukrainischem Recht verfügten, die neue russiVFKH5HJLVWULHUXQJHUKDOWHQ=ZHLZHLWHUHZXUGHQHEHQIDOOVUHJLVWULHUWPVVHQDEHUQRFKDXIHLQH=XVWLPPXQJGHU6WHXHUEHK|UGHQZDUWHQ9RP-XVWL]PLQLVWHULXPLQ0RVNDXZXUGHQ]ZHL]HQWUDOLVLHUWHUHOLJL|VH2UJDQLVDWLRQHQ
UHJLVWULHUWGLH'L|]HVH6LPIHURSROXQG.ULPGHU5XVVLVFK2UWKRGR[HQ.LUFKH
XQGGDV0XIWLDWIUGLH5HSXEOLN.ULPXQGGLH6WDGW6HZDVWRSRO'LHDQGHUHQ
QHXUHJLVWULHUWHQ*HPHLQVFKDIWHQVLQG|UWOLFKH*HPHLQVFKDIWHQGUHLMdische, die übrigen verschiedene protestantische Gemeinschaften. Bisher hat
somit erst 1% der nach ukrainischem Recht registrierten Gemeinschaften die
1HXUHJLVWULHUXQJHUZLUNWLQVJHVDPWKDEHQGDUXPDQJHVXFKW
Vor dem ursprünglichen Termin für die Neuregistrierung (31. Dezember
]XUFNJHZLHVHQZXUGHQQLFKWQXU$QWUlJHGHUNDWKROLVFKHQ3IDUUHQ
GLH]XU'L|]HVH2GHVVDXQG6LPIHURSROJHK|UHQVRQGHUQDXFK$QWUlJHYHUVFKLHGHQHU|UWOLFKHU*HPHLQVFKDIWHQGHU=HXJHQ-HKRYDV'LH$QWUlJHYRQ
*HPHLQVFKDIWHQZXUGHQ]XUÅ([SHUWHQDQDO\VH´QDFK0RVNDXJHVFKLFNW
darunter auch die einer evangelischen Kirchengemeinde des Augsburger Bekenntnisses und einer Baptistengemeinde.
2KQH5HJLVWULHUXQJQDFKUXVVLVFKHP5HFKWN|QQHQVLFK5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ]ZDU]XUHOLJL|VHQ=ZHFNHQYHUVDPPHOQ'RFKVLHJHQLH‰HQQLFKW
GLHVHOEHQ5HFKWHZLH*HPHLQVFKDIWHQPLWHLJHQHU5HFKWVSHUV|QOLFKNHLWGDrunter das Recht, Verträge abzuschließen, Gebäude zu mieten, Mitarbeiter
<ƵƌnjďĞƌŝĐŚƚĞƺďĞƌWƌŽďůĞŵĞĚĞƌŚƌŝƐƚĞŶŝŶĂƵƐŐĞǁćŚůƚĞŶ>ćŶĚĞƌŶ233
DQ]XVWHOOHQRGHU%UJHUIUHPGHU6WDDWHQ]XUHOLJL|VHQ=ZHFNHQHLQ]XODGHQ
9RQGHUOHW]WJHQDQQWHQ5HVWULNWLRQEHWURIIHQVLQGVRZRKONDWKROLVFKH3ULHVter als auch 23 türkische Imame und islamische Religionslehrer, die auf EinODGXQJ GHV 0XIWLDWV DXI GHU .ULP WlWLJ ZDUHQ XQG JH]ZXQJHQ ZDUHQ ELV
Ende 2014 aus Russland auszureisen. Der polnische Priester Piotr Rosochacki
musste bereits im Oktober 2014 das Land verlassen.
Seit der Annexion der Krim gelten dort auch die russischen Bestimmungen über „extremistische Materialien“, die auf einer Bundesliste stehen. Seit
0lU]VLQG)lOOHEHNDQQWJHZRUGHQLQGHQHQHVZHJHQGHV%HVLW]HV
UHOLJL|VHU/LWHUDWXU]XHLQHP*HULFKWVYHUIDKUHQJHJHQ(LQ]HOSHUVRQHQZHJHQ
Verletzung von Artikel 20.29 („Herstellung oder Verbreitung extremistischer
0DWHULDOLHQ´NDP,QGHU)lOOHZXUGHQLQHUVWHU,QVWDQ]*HOGVWUDIHQYHUKlQJW ]ZHL GDYRQ ZXUGHQ GDQDFK GXUFK RIÀ]LHOOH 9HUZDUQXQJHQ HUVHW]W
HLQHGHU9HUXUWHLOXQJHQZXUGHLP%HUXIXQJVYHUIDKUHQDXIJHKREHQ'DV9HUfahren gegen den 13. Angeklagten endete mit einem Freispruch. Von den
9HUXUWHLOWHQLQGHQQHXQ)lOOHQLQGHQHQGLH*HOGVWUDIHQUHFKWVNUlIWLJZXUGHQ ZDUHQ VHFKV 0XVOLPH ]ZHL %LEOLRWKHNDUH XQG HLQ %XFKKlQGOHU 'UHL
$QNODJHQ ULFKWHWHQ VLFK JHJHQ 2UJDQLVDWLRQHQ DOOHVDPW |UWOLFKH *HPHLQVFKDIWHQGHU=HXJHQ-HKRYDV=ZHLGHU9HUIDKUHQZXUGHQHLQJHVWHOOWHLQHV
ist noch anhängig.
$XFKZHQQQLFKWDOOH$QNODJHQ]X9HUXUWHLOXQJHQIKUWHQVRNRVWHWHQVLH
doch den Betroffenen Zeit, Energie und Geld. Und im Falle einer VerurteiOXQJN|QQHQ8UWHLOHGLH*UXQGODJHGDIUELOGHQHLQH2UJDQLVDWLRQDOVÅH[WUHPLVWLVFK´]XHUNOlUHQXQG]XYHUELHWHQZLHHVEHUHLWVEHLHWOLFKHQ|UWOLFKHQ
*HPHLQVFKDIWHQGHU=HXJHQ-HKRYDVGHU)DOOZDU
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5XVVLVFKH*HULFKWHKDEHQQDFK]DKOUHLFKHQYRUDQJHJDQJHQHQ9HUERWHQZHLtere muslimische Literatur und ein Video einer dem Moskauer Patriarchat
kritisch gegenüberstehenden Gruppe russisch orthodoxer Christen über den
Besitz von Reliquien als „extremistisch“ eingestuft und verboten. BezirksgeULFKWHLQGHU5HJLRQ6ZHUGORZVNLP8UDOXQGLQGHU5HSXEOLN7DWDUVWDQKDEHQ
14 islamische Texte verboten, darunter auch die Nutzung einer in den USA
betriebenen muslimischen Website in russischer Sprache mit einer SammOXQJGHU+DGLWKHIUGLH6XQQLWHQGLHZLFKWLJVWHQ7H[WHQDFKGHP.RUDQ
Ravil Gainutdin, der Vorsitzende des Russischen Rates der Muftis nannte die
234
Verbote ungesetzlich und kritisierte, dass gegen den Islam eingestellte PersoQHQGLHQLFKWHLQPDOGLHDUDELVFKH6FKULIWOHVHQN|QQHQHQWVFKHLGHQZHOche Texte als schädlich gelten und verlangte eine radikale Überarbeitung der
Bundesliste extremistischer Materialien. Tatsächlich handelt es sich bei einigen der als extremistisch verbotenen Materialien um Texte, die zu Frieden
XQG$FKWXQJGHU0HQVFKHQUHFKWHDXIUXIHQVR]%Å'LH3HUV|QOLFKNHLWHLQHV
Muslims“ von Muhammad Ali Al-Haschimi oder die Broschüre über globale
0HQVFKHQUHFKWHGHUFKLQHVLVFKHQ)DOXQ*RQJ%HZHJXQJ,QHLQLJHQGHU]X
5HFKWYHUERWHQHQ0DWHULDOLHQDXIGHU/LVWHZLUG]X5DVVLVPXV)UHPGHQKDVV
RGHU*HZDOWDXIJHUXIHQ'DV3UREOHPOLHJWGDULQGDVVVHOEVW%H]LUNVJHULFKWH
HQWVFKHLGHQ N|QQHQ ZHOFKH 7H[WH ÅH[WUHPLVWLVFK´ XQG DXI GLH 9HUERWVOLVWH
]X VHW]HQ VLQG ZRGXUFK VLH DXI GHP JHVDPWHQ 6WDDWVJHELHW GHU UXVVLVFKHQ
)|GHUDWLRQYHUERWHQVLQG'HU%HVLW]YRQ0DWHULDOLHQGLHDXIGHU9HUERWVOLVWH
stehen, ist strafbar.
$XFK /LWHUDWXU GHU =HXJHQ -HKRYDV VWHKW DXI GHU 9HUERWVOLVWH ZDV GHU
6WUDIYHUIROJXQJZHJHQ%HVLW]RGHU9HUEUHLWXQJ7UXQG7RU|IIQHWXQGDXFK
]XU$XÁ|VXQJORNDOHU2UJDQLVDWLRQHQIKUHQNDQQ$XFKGLHLQWHUQDWLRQDOH
Website der Zeugen Jehovas ist in Russland als „extremistisch“ verboten.
Dass die derzeit in Russland praktizierte Verhängung von Verboten religi|VHU7H[WHHLQH*HIDKUIUDOOH*HPHLQVFKDIWHQXQGIUGDVLQWHUQDWLRQDOJDUDQWLHUWH5HFKWDXI5HOLJLRQVIUHLKHLWLQVLFKELUJWZXUGHLP=XVDPPHQKDQJ
mit dem Verbot der Sammlung der Hadithe auf einer in den USA betriebenen
Website von Mufti Mukaddas Bibarsov treffend formuliert: Wenn die Hadithe verboten sind, müsste man die Bücher aller Religionen ohne Ausnahme
YHUELHWHQGHQQMHGHUYRQXQVJODXEWGDVVVHLQ*ODXEHDX‰HUJHZ|KQOLFKXQG
GLH:DKUKHLWLVW´hEHUGLHVZLUGEHLGHU%HXUWHLOXQJUHOLJL|VHU7H[WHGXUFK
Gerichte nur selten berücksichtigt, dass Jahrhunderte oder Jahrtausende
DOWH7H[WH$XVVDJHQHQWKDOWHQN|QQHQGLHPLWGHPKHXWLJHQ9HUVWlQGQLVGHU
Rechte anderer, der Gleichberechtigung der Geschlechter oder Religionsfreiheit oder sonstiger Menschenrechte in Widerspruch stehen. Die Versäumnis,
GHQ=XVDPPHQKDQJLQGHPGLHVH7H[WHYHUIDVVWZXUGHQVRZLHGHUHQ$XVOHJXQJVHLWLKUHU(QWVWHKXQJXQGLKUH$XVZLUNXQJDXIGLH0HQVFKHQ]XEHUFNVLFKWLJHQNDQQ]XHLQHUZLOONUOLFKHQ.ULPLQDOLVLHUXQJYRQ7H[WHQZLH
GHU+DGLWKHDEHUDXFKGHV.RUDQVRGHUGHU%LEHO²GLHELVKHUQRFKQLFKW=LHO
HLQHV9HUVXFKVHLQHVSDXVFKDOHQ9HUERWVZDU²IKUHQ
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<ƵƌnjďĞƌŝĐŚƚĞƺďĞƌWƌŽďůĞŵĞĚĞƌŚƌŝƐƚĞŶŝŶĂƵƐŐĞǁćŚůƚĞŶ>ćŶĚĞƌŶ235
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9RP²$SULOYHUE‰WHGHU%DSWLVWHQSDVWRU3DYHO3LOLSWVFKXNHLQHIQIWlJLJH)UHLKHLWVVWUDIH(LQ*HULFKWLQ2UHOKDWWHLKQYHUXUWHLOWZHLOHUVLFKZHLgerte, eine seiner Ansicht nach zu Unrecht verhängte Geldstrafe zu bezahlen.
Das „Vergehen“, für das die Geldstrafe und danach die Ersatzfreiheitsstrafe
YHUKlQJWZXUGHEHVWDQGLQGHU$EKDOWXQJHLQHU)UHLOXIWYHUVDPPOXQJRKQH
]XYRU GLH 6WDGWYHUZDOWXQJ LQIRUPLHUW ]X KDEHQ .RQNUHW JLQJ HV XP HLQH
Freiversammlung einer Gruppe von Baptisten aus Orel am Palmsonntag, 23.
0lU]EHLGHU/LHGHUJHVXQJHQXQGFKULVWOLFKH/LWHUDWXUYHUWHLOWZXUGH
Å'LH (YDQJHOLVDWLRQ YHUOLHI JXW GLH 0HQVFKHQ K|UWHQ DXIPHUNVDP ]X XQG
QLHPDQGEHNODJWHVLFK´EHULFKWHQ%DSWLVWHQDXV2UHO'LH|UWOLFKHQ%DSWLVWHQ
berichten auch, dass Pastor Piliptschuk bei der Freiluftversammlung nicht
DQZHVHQGXQGDXFKQLFKWIUGLHVHYHUDQWZRUWOLFKZDU'RFKGLH=HXJHQDXVVDJHQGHU0LWJOLHGHUGHU%DSWLVWHQJHPHLQGHZXUGHQYRQGHU5LFKWHULQQLFKW
berücksichtigt, da sie die Zeugen für parteiisch erachtete. Sie verhängte im
August 2014 eine Geldstrafe von 20.000 Rubel gegen Pavel Piliptschuk, das
LVWHWZDGLH+lOIWHHLQHVGXUFKVFKQLWWOLFKHQ0RQDWVJHKDOWV,QGHU%HJUQdung hieß es, die Freiluftversammlung stelle eine „potenzielle Gefahr für
GLH|IIHQWOLFKH2UGQXQJ0RUDOXQG*HVXQGKHLWVRZRKOIUGLH7HLOQHKPHU
als auch für Außenstehende“ dar. Polizeibeamte berichteten als Zeugen über
„negative Reaktionen“ von Passanten und deren Absicht, die Versammlung
]XYHUKLQGHUQQ|WLJHQIDOOVGXUFKDNWLYHV(LQJUHLIHQ'DEHLEOLHEXQEHUFNsichtigt, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg
EHUHLWV HQWVFKLHGHQ KDWWH GDVV GLH UXVVLVFKHQ %HK|UGHQ YHUSÁLFKWHW
sind, das Recht der Religionsgemeinschaften zur Abhaltung von FreiluftYHUVDPPOXQJHQ DXIUHFKW ]X HUKDOWHQ VHOEVW ZHQQ HLQ]HOQH 3HUVRQHQ GDJHJHQVLQG'DV9HUIDKUHQZXUGHGDPDOVYRQ3DVWRU3HWU%DUDQNHYLFKYRQ
der evangelischen Gnadenkirche eingebracht, nachdem seiner Gemeinschaft
YHUERWHQZRUGHQZDUVLFKLQHLQHP|IIHQWOLFKHQ3DUN]XP*RWWHVGLHQVW]X
versammeln.
'LHUXVVLVFKHQ9HUZDOWXQJVEHK|UGHQVWHKHQGHU$XVEXQJGHU5HOLJLRQVIUHLKHLWLP|IIHQWOLFKHQ5DXPQDFKZLHYRUQHJDWLYJHJHQEHU2IWZHUGHQ
KRKH*HOGVWUDIHQYHUKlQJW,P2NWREHUZXUGHHLQH*HVHW]HVlQGHUXQJ
YHUDEVFKLHGHWXP]XNOlUHQZRUHOLJL|VH=HUHPRQLHQIUHLDEJHKDOWHQZHUGHQ N|QQHQ 'DULQ ZLUG DXFK EHVWLPPW GDVV QLFKW DOOH 9HUDQVWDOWXQJHQ
einer vorherigen Anmeldung bedürfen. Nach den seit Anfang 2015 erganJHQHQ8UWHLOHQ]XVFKOLH‰HQKDEHQGLHVHbQGHUXQJHQQRFKNDXP:LUNXQJ
JH]HLJW 6HLW %HJLQQ GLHVHV -DKUHV ZXUGHQ JHJHQ PLQGHVWHQV 3HUVRQHQ
²QHXQ=HXJHQ-HKRYDVXQGYLHU0XVOLPH*HOGVWUDIHQZHJHQGHU$EKDOWXQJ
|IIHQWOLFKHUUHOLJL|VHU9HUDQVWDOWXQJHQYHUKlQJW
236
Religionsgemeinschaften, die aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung angeKDOWHQVLQGLKUHQ*ODXEHQ|IIHQWOLFKXQGDX‰HUKDOEGHU0DXHUQHLQHV.LUFKHQJHElXGHV E]Z HLQHU *RWWHVGLHQVWVWlWWH ]X YHUEUHLWHQ VLQG EHVRQGHUV
YHUZXQGEDUIUHLQH6WUDIYHUIROJXQJQDFK$UWLNHOGHV9HUZDOWXQJVJHsetzbuchs. Diese Gesetzesstelle steht in Verbindung zum Demonstrationsgesetz von 2004 und sieht Strafen für die „Verletzung des festgelegten VerfahUHQVIUGLH$EKDOWXQJHLQHU9HUVDPPOXQJ'HPRQVWUDWLRQ3UR]HVVLRQE]Z
das Organisieren von Streikposten“ vor.
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(LQH*HVHW]HVlQGHUXQJLQ5XVVODQGYHUKLQGHUWNQIWLJGDVVJHZLVVHKHLOLJH
Texte, konkret die Bibel, der Koran, der Tanach und der Kanjur als „extremisWLVFK´YHUERWHQZHUGHQ'XUFKGLHVH*HVHW]HVlQGHUXQJZHUGHQMHGRFKQXU
Bücher der als „traditionell“ bezeichneten Glaubensrichtungen geschützt.
Der islamische Gelehrte Ilhom Merazhov meint, dass das Problem dadurch
QLFKW JHO|VW ZLUG GD UHOLJL|VH %FKHU ² .RPPHQWDUH ]X GHQ KHLOLJHQ %FKHUQ²QDFKZLHYRUYHUERWHQZHUGHQN|QQHQ'HU5HFKWVDQZDOWGHU+DUH
Krischna Gemeinschaft, Mikhail Frolov erklärte gegenüber Forum 18: „Wenn
GLHVH8QWHUVFKHLGXQJLQWUDGLWLRQHOOXQGQLFKWWUDGLWLRQHOOYHUZHQGHWZLUG
XPHLQH6SDOWXQJLQÅZLU´XQGÅGLHDQGHUHQ´]XUHFKWIHUWLJHQGDQQLVWGLHV
UHLQVWHU([WUHPLVPXVLQHLQHUJHIlKUOLFKHQ)RUPGHUIUXQVHUHQ9LHOY|ONHUstaat mit seinen vielen Konfessionen so schädlich ist.“ Außerdem besteht die
*HIDKUGDVVVRJHQDQQWHÅQLFKWWUDGLWLRQHOOH´*ODXEHQVULFKWXQJHQZLHHWZD
GHU7KHUDYDGD%XGGKLVPXVZHLWHUKLQGLVNULPLQLHUWZHUGHQGDVLHGXUFKGLH
*HVHW]HVlQGHUXQJQLFKWJHVFKW]WZHUGHQhEHUGLHVZHUGHQGXUFKGLH*Hsetzesänderung die Teile des Extremismusgesetzes nicht geändert, die bisher
KlXÀJYHUZHQGHWZXUGHQXPUHOLJL|VH7H[WH]XYHUELHWHQZHLOVLHDQJHEOLFK
„Propaganda der Überlegenheit der eigenen Religion“ darstellen.
Präsident Putin hat diese Novelle zum Extremismusgesetz, durch die ein
9HUERWZHVHQWOLFKHUKHLOLJHU7H[WHGHUVRJHQDQQWHQÅWUDGLWLRQHOOHQ´5HOLJLRQHQDOVÅH[WUHPLVWLVFK´YHUKLQGHUWZLUGDP1RYHPEHUXQWHUVFKULHEHQ
Der Begriff „traditionelle Religionen“ ist jedoch nirgends in den russischen
*HVHW]HQHLQGHXWLJGHÀQLHUW
(LQHZHLWHUH*HVHW]HVlQGHUXQJGLHGHU]HLWQRFKLQGHU6WDDWVGXPDGHP
8QWHUKDXV GHV UXVVLVFKHQ 3DUODPHQWV GHEDWWLHUW ZLUG VLHKW YRU GDVV QXU
QRFKK|KHUH*HULFKWH0DWHULDOLHQDOVÅH[WUHPLVWLVFK´HLQVWXIHQN|QQHQ
Kurzberichte aus anderen Ländern
237
Auf der vom Justizministerium geführten Bundesliste extremistischer MateULDOLHQVWHKHQGHU]HLWEHU(LQWUDJXQJHQ1HEHQ*HZDOWYHUKHUUOLFKHQGHQQDWLRQDOLVWLVFKHQXQGUDVVLVWLVFKHQ6FKULIWHQVWHKHQDXFKUHOLJL|VH7H[WH
auf der Liste, die in anderen Ländern nicht verboten sind und in denen auch
QLFKW]X*HZDOWRGHU+DVVDXIJHUXIHQZLUG'HU]HLWNDQQMHGHV*HULFKWHLQHQ
%HVFKOXVVIDVVHQGXUFKGHQHLQ7H[WDOVÅH[WUHPLVWLVFK´HLQJHVWXIWZLUGXQG
aufgrund eines jeden derartigen Beschlusses ist das Justizministerium verSÁLFKWHWGHQEHWURIIHQHQ7H[WDXIGLHLQGHUJHVDPWHQUXVVLVFKHQ)|GHUDWLRQ
JHOWHQGH /LVWH H[WUHPLVWLVFKHU 0DWHULDOLHQ ]X VHW]HQ 6WDDWVDQZlOWH KDEHQ
schon versucht, einige Werke auf die Liste setzen zu lassen, die für verschiedene Glaubensrichtungen von zentraler Bedeutung sind. Im Dezember 2013
verbot ein Gericht in Novorossijsk eine beliebte russische Übersetzung des
.RUDQVGRFKGLHVH(QWVFKHLGXQJZXUGHYRP%HUXIXQJVJHULFKWDXIJHKREHQ
EOLHE GHU 9HUVXFK GDV %XFK Å'LH %KDJDYDG *LWD ZLH VLH LVW´ ]X YHUELHWHQHUIROJORV8QJHDFKWHWGHU*HVHW]HVlQGHUXQJZHUGHQGHU]HLWQRFKFD
%LEHOQLQGHU1HXH:HOWhEHUVHW]XQJVRZLHVRQVWLJH3XEOLNDWLRQHQGHU
Zeugen Jehovas vom russischen Zoll einbehalten.
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sĞƌƚĞŝůƵŶŐƌĞůŝŐŝƂƐĞƌ^ĐŚƌŝŌĞŶƵŶĚDŝƐƐŝŽŶƐƚćƟŐŬĞŝƚ
,QGHQOHW]WHQYLHU0RQDWHQGHV-DKUHVZXUGHQPLQGHVWHQV3HUVRQHQ
XQGHLQHUHOLJL|VH2UJDQLVDWLRQZHJHQGHU$XVEXQJLKUHV5HFKWVDXI5HOLJLRQV E]Z *ODXEHQVIUHLKHLW DQ |IIHQWOLFKHQ 2UWHQ YRU *HULFKW]XU 9HUDQWZRUWXQJJH]RJHQ'LHPHLVWHQYRQLKQHQZDUHQ=HXJHQ-HKRYDVGLHDXIGHU
6WUD‰HUHOLJL|VH/LWHUDWXUDQJHERWHQKDWWHQ'RFKDXFK%DSWLVWHQ$QKlQJHU
GHU +DUH .ULVKQD %HZHJXQJ 0RUPRQHQ XQG HLQ 0XVOLP ZDUHQ EHWURIIHQ
'LHVH6WUDIYHUIROJXQJGXUFKZHJVQDFK$UWLNHOGHV9HUZDOWXQJVJHVHW]buchs, führte in 31 Fällen zur Verhängung von Geldstrafen in erster Instanz.
(LQPDOZXUGHHLQ$UEHLWVHLQVDW]YRQ6WXQGHQ'LHQVWDQGHU*HPHLQVFKDIW
DQJHRUGQHW'LH*HOGVWUDIHQEHWUXJHQLQHLQLJHQ)lOOHQIDVW]ZHL'ULWWHOHLQHV
GXUFKVFKQLWWOLFKHQ0RQDWVJHKDOWVXQGIDVW]ZHLGXUFKVFKQLWWOLFKHPRQDWOLche Pensionen. Dies kann insbesondere für ältere Menschen und Arbeitslose
HLQHJUR‰H%HODVWXQJPLWVLFKEULQJHQ'LH=DKOGHU3HUVRQHQGLHZHJHQGHU
bX‰HUXQJLKUHUUHOLJL|VHQhEHU]HXJXQJHQLP|IIHQWOLFKHQ5DXPDXIJUXQG
XQNODUIRUPXOLHUWHU*HVHW]HEHVWUDIWZHUGHQVWHLJWVWHWLJDQ=ZLVFKHQ$QIDQJ 6HSWHPEHU XQG (QGH 'H]HPEHU ZXUGHQ 3HUVRQHQ XQG HLQH
238
UHOLJL|VH 2UJDQLVDWLRQ JHULFKWOLFK EHODQJW =ZLVFKHQ 0DL XQG $XJXVW ZDUHQHV]ZLVFKHQ-DQXDUXQG$SULOQXUYHUJOLFKHQPLWZlKrend des gesamten Jahres 2014.
'LH*HVHW]HVODJHLVWXQNODU(VJLEWNHLQH5HJHOXQJEHU|IIHQWOLFKHUHOLJL|VH$NWLYLWlWHQEHLGHQHQHVVLFKQLFKWXP*RWWHVGLHQVWH5LWHQRGHU=HUHPRQLHQKDQGHOWZLHHWZDGDV9HUWHLOHQUHOLJL|VHU6FKULIWHQRGHU*HVSUlFKH
EHU *ODXEHQVEHU]HXJXQJHQ DQ |IIHQWOLFKHQ 2UWHQ 'LHV KLQWHUOlVVW HLQH
*UDX]RQHLQGHU$NWLYLWlWHQZHGHUDXVGUFNOLFKHUODXEWQRFKDXVGUFNOLFK
verboten sind und überlässt es dem Einzelnen, zu entscheiden, ob die BeK|UGHQYRQHLQHPVROFKHQ9RUKDEHQLP9RUDXV]XYHUVWlQGLJHQVLQG,QGHU
DEJHlQGHUWHQ)DVVXQJGHV5HOLJLRQVJHVHW]HVZLUGIHVWJHOHJWZRUHOLJL|VH 9HUDQVWDOWXQJHQ IUHL DEJHKDOWHQ ZHUGHQ GUIHQ XQG ZHLWHUV EHVWLPPW
GDVVÅ|IIHQWOLFKH*RWWHVGLHQVWHXQGDQGHUHUHOLJL|VH5LWHQXQG=HUHPRQLHQ´
GLHDX‰HUKDOEGLHVHU2UWHDEJHKDOWHQZHUGHQXQG0D‰QDKPHQ]XU$XIUHFKWHUKDOWXQJ GHU |IIHQWOLFKHQ 2UGQXQJ XQG 6LFKHUKHLW HUIRUGHUQ GHQ 5HJHOQ
unterliegen, die für Versammlungen, Prozessionen und Demonstrationen gelten, d. h. dem Demonstrationsgesetz. Trotz dieser Gesetzesänderung kommt
HVLPPHUZLHGHU]X$QNODJHQZHJHQ|IIHQWOLFKHUUHOLJL|VHU$NWLYLWlWHQDXFK
LP JDQ] NOHLQHQ 5DKPHQ 'LH (UJHEQLVVH GHU 9HUIDKUHQ VLQG ZLGHUVSUFKOLFK6RZXUGHHLQH=HXJLQ-HKRYDVGLHHLQHQ/LWHUDWXUVWDQGDXIHLQHP|Ifentlichen Platz aufgebaut hatte, von einem Gericht in Komsomolsk am Amur
IUHLJHVSURFKHQZlKUHQG]ZHL3HUVRQHQLQGHU5HJLRQ,UNXWVNZHJHQlKQOLFKHUÅ9HUJHKHQ´VFKXOGLJJHVSURFKHQZXUGHQ9HUWUHWHUGHUQLFKWUHJLVWULHUten Baptistengemeinden erklärten, dass der Ausgang oft von der Einstellung
des Richters abhängt.
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dĂĚƐĐŚŝŬŝƐƚĂŶ͗mďĞƌďůŝĐŬZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ͕
^ƚĂŶĚ:ĂŶƵĂƌϮϬϭϲ
Vor der im Mai 2016 fälligen periodischen Überprüfung von Tadschikistan
durch den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen stellt Forum 18 fortgesetzte Verletzungen der Religionsfreiheit und damit verbundener grundOHJHQGHU0HQVFKHQUHFKWHZLHGHU)UHLKHLWGHU0HLQXQJVlX‰HUXQJXQG9HUsammlungsfreiheit fest. So ist seit Inkrafttreten des neuen Religionsgesetzes
im April 2009 jede Ausübung der Religionsfreiheit in Gemeinschaft mit anderen ohne ausdrückliche staatliche Erlaubnis verboten. Dieses Gesetz, das die
LQWHUQDWLRQDOHQ0HQVFKHQUHFKWVYHUSÁLFKWXQJHQGHV/DQGHVYHUOHW]WZXUGH
ohne parlamentarische Debatte oder Konsultation der Öffentlichkeit verab-
Kurzberichte aus anderen Ländern
Ϯϯϵ
VFKLHGHW(LQH(UNOlUXQJIUGLH(LQIKUXQJGHVUHVWULNWLYHQ*HVHW]HVZXUGH
von den Machthabern nicht abgegeben. Bereits vor Einführung des neuen ReOLJLRQVJHVHW]HVOLH‰HQGLH%HK|UGHQ]DKOUHLFKHPXVOLPLVFKHFKULVWOLFKHXQG
jüdische Gottesdienststätten abbrechen. Die einzige Synagoge des Landes
ZXUGH WURW] %UJHUSURWHVWHQ PLW %XOOGR]HUQ DEJHULVVHQ 'DQDFK VWHOOWH HLQ
der Regierung nahe stehender Geschäftsmann der jüdischen Gemeinschaft
Versammlungsräume zur Verfügung
&DGHU%HY|ONHUXQJVLQG0XVOLPH'RFKGLH=DKOGHU]XJHODVVHQHQ
Moscheen und deren Aktivitäten sind stark eingeschränkt. Imame in den
VWDDWOLFK NRQWUROOLHUWHQ 0RVFKHHQ ZHUGHQ JH]ZXQJHQ E]Z QDFK GHU RIÀ]LHOOHQ /HVDUW ZLUG LKQHQ HPSIRKOHQ YRP 6WDDW YRUJHJHEHQH 3UHGLJWHQ ]X
KDOWHQ$OOH0HGUHVVHQZXUGHQJHVFKORVVHQ0DQFKHSURWHVWDQWLVFKH%HZHJXQJHQ VLQG YHUERWHQ E]Z ZHUGHQ ]X 2SIHUQ ZLOONUOLFKHU $PWVKDQGOXQJHQ'LH=HXJHQ-HKRYDVZXUGHQ²PLWKRKHU:DKUVFKHLQOLFKNHLWZHJHQLKUHU
JUXQGlW]OLFKHQ:HKUGLHQVWYHUZHLJHUXQJ²YHUERWHQ,Q7DGVFKLNLVWDQJLEWHV
keinen zivilen Wehrersatzdienst. Personen unter 18 Jahren ist die Teilnahme
DQ|IIHQWOLFKHQUHOLJL|VHQ9HUDQVWDOWXQJHQPLW$XVQDKPHYRQ%HHUGLJXQJHQ
YHUERWHQ5HOLJL|VH/LWHUDWXUXQG:HEVHLWHQXQWHUOLHJHQVWUHQJHU=HQVXU'LH
HLQ]LJHELV]XP%UJHUNULHJYRQ²UHFKWPl‰LJ]XJHODVVHQHSROLWLVFKH 3DUWHL PLW UHOLJL|VHU *UXQGODJH GLH 3DUWHL GHU LVODPLVFKHQ :LHGHUJHEXUWLVWQDFKZLHYRUYHUERWHQ
Präsident Emomali Rahmanon, ein ehemaliges Mitglied des kommunistiVFKHQ3DUWHLDSSDUDWVGHU6RZMHWXQLRQLVWVHLW5HJLHUXQJVFKHIXQGVHLW
6WDDWVSUlVLGHQW6HLQH5HJLHUXQJV]HLWZDUXQGLVWJHNHQQ]HLFKQHWYRQ
zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, mangelnder Rechtsstaatlichkeit
und Demokratiefeindlichkeit bis hin zum Wahlbetrug.
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dĂĚƐĐŚŝŬŝƐƚĂŶ͗sĞƌďŽƚĨƺƌ<ŝŶĚĞƌnjƵƌdĞŝůŶĂŚŵĞĂŶ'ŽƩĞƐͲ
ĚŝĞŶƐƚĞŶƚƌŝŏǀĞƌŵĞŚƌƚĂƵĐŚŚƌŝƐƚĞŶ
6HLW-DKUHQVHW]WGDV6WDDWOLFKH.RPLWHHIU5HOLJL|VH$QJHOHJHQKHLWHQYRQ
7DGVFKLNLVWDQHLQ9HUERWGHU7HLOQDKPHYRQ.LQGHUQDQUHOLJL|VHQ+DQGOXQJHQYRUDOOHPJHJHQ0XVOLPHGXUFK,P/DXIHGHU]ZHLWHQ+lOIWHGHV-DKUHV
ZXUGHQ MHGRFK PHKUHUH FKULVWOLFKH XQG LQVEHVRQGHUH SURWHVWDQWLVFKH
*HPHLQVFKDIWHQYHUZDUQWGDVVVLHEHVWUDIWZUGHQVROOWHQVLHZHLWHUKLQGLH
Teilnahme von Kindern an ihren Gottesdiensten und Veranstaltungen zulassen. Das Verbot, das im Religionsgesetz und im Gesetz über die elterliche
9HUDQWZRUWXQJ YHUDQNHUW LVW ZLGHUVSULFKW GHU .LQGHUUHFKWVNRQYHQWLRQ GHU
240
Vereinten Nationen, der Tadschikistan 1993 beigetreten ist. Ein Pastor, der
DXV )XUFKW YRU VWDDWOLFKHQ 5HSUHVVDOLHQ QLFKW QDPHQWOLFK JHQDQQW ZHUGHQ
ZLOOHUNOlUWHJHJHQEHU)RUXPGDVVHUGHQ*UXQGIUGLH0D‰QDKPHQ
GDULQVLHKWGDVVGHQ%HK|UGHQEHNDQQWLVWGDVV3URWHVWDQWHQLKUHQ*ODXEHQ
DNWLYYHUEUHLWHQXQGGLH5HJLHUXQJGLHVDEVWHOOHQP|FKWH
YƵĞůůĞ͗&ŽƌƵŵϭϴ͕KƐůŽ͘ĞƵƚƐĐŚĞ&ĂƐƐƵŶŐ͗ƌďĞŝƚƐŬƌĞŝƐZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚĚĞƌP
dƺƌŬĞŝ͗ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚǀŽŶůƚĞƌŶƵŶĚ
^ĐŚƺůĞƌŶŝŵ^ĐŚƵůǁĞƐĞŶďŝƐŚĞƌŶŝĐŚƚŐĞǁćŚƌůĞŝƐƚĞƚ
'LH7UNHLLVWEHUHLWV]ZHLPDOXQGLQ9HUIDKUHQYRUGHP(XURSlischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg unterlegen, da das BilGXQJVV\VWHPGHV/DQGHVGLH5HOLJLRQVE]Z*ODXEHQVIUHLKHLWYRQ(OWHUQXQG
Schülern nicht respektiert. Dennoch hat die Türkei bis jetzt keine Schritte zur
$EVWHOOXQJ GLHVHU XQG DQGHUHU ZLHGHUNHKUHQGHU 0HQVFKHQUHFKWVYHUOHW]XQgen unternommen. Aufgrund der Urteile des EGMR ist die Umsetzung solFKHU0D‰QDKPHQJHIRUGHUWXPHLQH:LHGHUKROXQJYRQ9HUVW|‰HQ]XYHUKLQGHUQVR]%GXUFKGLHbQGHUXQJYRQ*HVHW]HQXQG3UDNWLNHQGHVMHZHLOLJHQ
6WDDWHV'LHVHU3UR]HVVZLUGYRP0LQLVWHUNRPLWHHGHV(XURSDUDWVEHUZDFKW
$P6HSWHPEHUHQWVFKLHGGHU(*05LP9HUIDKUHQ0DQVXU<DOFLQ
XQG DQGHUH JHJHQ GLH 7UNHL GDVV GHU YHUSÁLFKWHQGH 8QWHUULFKW LQ Å5HOLJL|VHU .XOWXU XQG (WKLN´ QDFKVWHKHQG NXU] Å5.(´ JHQDQQW XQG GDV %LOdungssystem insgesamt die Überzeugung der Eltern nicht respektieren, da
HVDQ2EMHNWLYLWlWPDQJHOWE]ZGHU3OXUDOLVPXVQLFKWUHVSHNWLHUWZLUG'HU
5.(/HKUSODQXPIDVVWDXFKQDFKEHUHLWVYRUJHQRPPHQbQGHUXQJHQGXUFK
GDV %LOGXQJVPLQLVWHULXP HLQHQ YHUSÁLFKWHQGHQ LVODPLVFKHQ 5HOLJLRQVXQWHUULFKW ZREHL HLQH $EPHOGXQJ YRQ GLHVHP QXU VHKU VFKZHU GXUFKIKUEDU
LVW 'HU (*05 UJWH LQ VHLQHP 8UWHLO GDVV NHLQH DQJHPHVVHQH :DKOP|JOLFKNHLW IU .LQGHU YRQ (OWHUQ PLW DQGHUHU UHOLJL|VHU RGHU SKLORVRSKLVFKHU
hEHU]HXJXQJDOVGHPVXQQLWLVFKHQ,VODPLQV$XJHJHIDVVWZXUGHXQGGDVV
GDV VHKU UHVWULNWLYH $EPHOGHYHUIDKUHQ HLQH VFKZHUH %HODVWXQJ IU GLH (OWHUQGDUVWHOOWGLHDXFKLKUHUHOLJL|VHE]ZSKLORVRSKLVFKHhEHU]HXJXQJRIIHQ
legen müssen. Diese Anforderung steht im Widerspruch zur Europäischen
Menschenrechtskonvention.
Nach dem Urteil des RKE von 2007 änderte die Regierung den RKE-LehrSODQ 'RFK GLH bQGHUXQJHQ JLQJHQ QLFKW ZHLW JHQXJ XP GLH 0HQVFKHQrechtsverletzungen zu verhindern, die zu dem Urteil von 2014 in dem von
alevitischen Eltern eingeleiteten Verfahren führten. Im September 2014
YHU|IIHQWOLFKWHGLH,QLWLDWLYHIU%LOGXQJVUHIRUPHLQHDXIGHU*UXQGODJHYRQ
Kurzberichte aus anderen Ländern
241
5LFKWOLQLHQ GHU 26=( HUVWHOOWH $QDO\VH LQZLHZHLW GLHVH /HKUSODQlQGHUXQgen internationalen Standards entsprechen. Die Initiative für Bildungsreform
NDP]XGHU(UNHQQWQLVGDVVGLHbQGHUXQJHQLP5.(8QWHUULFKW]XHLQHU(UZHLWHUXQJGHU9LHOIDOWGHUYHUPLWWHOWHQLVODPLVFKHQhEHU]HXJXQJHQJHIKUW
KDEHQGDVVHVVLFKMHGRFKQDFKZLHYRUXPLVODPLVFKHQ5HOLJLRQVXQWHUULFKW
handelt. Weiters entspricht der RKE-Unterricht bezüglich der vermittelten
Inhalte über nicht sunnitische islamische Überzeugungen nicht internationalen Standards.
Im Urteil des EGMR von September 2014 heißt es, dass der Gerichtshof
QLFKWHUNHQQHQNDQQZLHHVYHUPLHGHQZHUGHQN|QQHGDVVHVIU6FKOHU
XQG 6FKOHULQQHQ ]X .RQÁLNWHQ ]ZLVFKHQ GHQ LP 5HOLJLRQVXQWHUULFKW YHUPLWWHOWHQ,QKDOWHQXQGGHUUHOLJL|VHQE]ZSKLORVRSKLVFKHQhEHU]HXJXQJHQ
GHU(OWHUQNRPPW]XPDOGHU8QWHUULFKWYHUSÁLFKWHQGLVWXQGHVNHLQHDQJHPHVVHQH0|JOLFKNHLW]XU$EPHOGXQJJLEW$P1RYHPEHUOHJWHGLH7UNHL
Berufung gegen das Urteil des EGMR ein und begründete diese mit dem den
YRUOLHJHQGHQ %HZHLVHQ ZLGHUVSUHFKHQGHQ 9RUEULQJHQ HV KDQGOH VLFK EHLP
5.(8QWHUUHLFKW XP UHOLJL|V QHXWUDOH /HKULQKDOWH XQG NHLQHQ 5HOLJLRQVXQWHUULFKW1DPLN6RIXRJOXGHU5HFKWVDQZDOWGHUGLHDOHYLWLVFKHQ(OWHUQYRU
dem EGMR vertrat, ist überzeugt, dass die Regierung keine andere Wahl
KDEHQ ZLUG DOV GHQ 5.(/HKUSODQ ]X lQGHUQ 'HU *HJHQVWDQG 5.( VWHOOW
jedoch nicht die einzige systematische Verletzung der Religionsfreiheit im
%LOGXQJVV\VWHPGDU$EGHP6FKXOMDKUZXUGHGDV:DKOIDFK,VODP
HLQJHIKUW'RFKVRZRKODOHYLWLVFKHDOVDXFKFKULVWOLFKH6FKOHUKDEHQVLFK
|IIHQWOLFK EHNODJW GDVV PDQ DQ YLHOHQ 6FKXOHQ LQ :LUNOLFKNHLWNHLQH :DKO
KDW$XI(OWHUQXQG6FKOHUZXUGHLQPHKUHUHQ)lOOHQ'UXFNDXVJHEWGLHVHV
)DFKJHJHQLKUHQ:LOOHQ]XZlKOHQ'LH:DKOIlFKHU&KULVWHQWXPXQG-XGHQWXPZHUGHQELVKHUQXUDQ6FKXOHQGHUDXIJUXQGGHV/DXVDQQHU9HUWUDJVDQHUkannten Minderheiten gelehrt. Doch der Staat hat eine von verschiedensten
christlichen Konfessionen eingerichtete Kommission beauftragt, einen Lehrplan für einen christlichen Religionsunterricht (Grundkurs im christlichen
Glauben) zu erstellen. Laut Angaben des Baptistenpastors Behnan Konutgan
DXV,VWDQEXOGHUGHU.RPPLVVLRQDQJHK|UWZXUGHGDV/HKUEXFKIUGLHHUVWH
Klasse der Mittelschule bereits im Oktober 2014 vom Bildungsministerium
genehmigt.
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242
dƵƌŬŵĞŶŝƐƚĂŶ͗DĞŚƌĂůƐĚŝĞ,ćůŌĞĚĞƌDŽƐĐŚĞĞŶǀŽŶ
ƐĐŚŐĂďĂƚĂďŐĞďƌŽĐŚĞŶʹǁĞŝƚĞƌŚĂƌƚĞƐsŽƌŐĞŚĞŶŐĞŐĞŶ
WƌŽƚĞƐƚĂŶƚĞŶ
Die Anfang April abgebrochene Aksa Moschee in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat ist die insgesamt achte Moschee im Stadtgebiet, die in den
OHW]WHQ-DKUHQGHQ%XOOGR]HUQ]XP2SIHUÀHO'LH$QIDQJGHU1HXQ]LJHUMDKUH
PLW 6SHQGHQPLWWHOQ |UWOLFKHU 0XVOLPH HUULFKWHWH 0RVFKHH ERW %HWHUQ
3ODW]'LH$EEUXFKDUEHLWHUGHU/RNDOYHUZDOWXQJUHFKWIHUWLJWHQGHQ$EEUXFK
GDPLWGDVVGLH0RVFKHHRKQH%DXJHQHKPLJXQJHUULFKWHWZRUGHQZlUH,Q
mehr als 23 Jahren des Bestehens der Moschee hatte noch niemand behaupWHWGDVVGLHVHLOOHJDOHUULFKWHWZRUGHQZlUH
$XFK ]DKOUHLFKH .LUFKHQ E]Z FKULVWOLFKH 9HUVDPPOXQJVVWlWWHQ LQ 7XUNPHQLVWDQZXUGHQLQGHQOHW]WHQ-DKUHQDEJHEURFKHQ=XHLQHUHUQVWKDIWHQ
Drohung gegen Protestanten, die ihr Recht auf Religionsfreiheit ausüben,
kam es im Februar, als dem Ministerium für Staatssicherheit unterstehende
*HKHLPSROL]LVWHQ GLH /HLWHU GHU %DSWLVWHQ LQ 0DU\ YHUZDUQWHQ NHLQ
6RPPHUODJHUIU.LQGHU]XRUJDQLVLHUHQGHQQVRQVWÅN|QQWHPDQDXIDQGHUH
:HLVHPLWLKQHQVSUHFKHQ´,QGHU.OHLQVWDGW7HMHQZXUGHQ0LWJOLHGHUHLQHU
SURWHVWDQWLVFKHQ*HPHLQVFKDIWDQGHU9HUWHLOXQJUHOLJL|VHU/LWHUDWXUJHKLQdert und danach zu Geldstrafen verurteilt.
YƵĞůůĞ͗&ŽƌƵŵϭϴ͕KƐůŽ͘mďĞƌƐĞƚnjƵŶŐ͗ƌďĞŝƚƐŬƌĞŝƐZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚĚĞƌP
Kurzberichte aus anderen Ländern
243
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Ron Kubsch
Christof Müller (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit Robert Dodaro u. Allan D.
Fitzgerald. Kampf oder Dialog? Begegnung von Kulturen im Horizont von Augustinus ‚De ciuitate dei‘. Internationales Symposion/International SympoVLXP,QVWLWXWXP3DWULVWLFXP$XJXVWLQLDQXP5RPD²6HSWHPEHU
Würzburg: Echter Verlag, 2015, 583 S. 48,00 Euro.
Nach einer langen Phase der militärischen BeGURKXQJÀHOGLHKHLOLJH6WDGW5RPDP$XJXVW
Q &KU GXUFK GHQ ZHVWJRWLVFKHQ +HHUN|QLJ
$ODULFK , 9LHOH &KULVWHQ ZDUHQ GDPDOV YHUVW|UW
JDE HV GRFK VFKHLQEDU HLQH EHZlKUWH XQG HQJH
9HUNQSIXQJ]ZLVFKHQGHU.LUFKHXQGGHP5|PLVFKHQ5HLFKXQGZDUGRFK5RPIUVLHHLQHEHVRQdere Stadt. Im Kontext dieses großen kulturellen
Umbruchs entstand mit Der Gottesstaat das HauptZHUN $XJXVWLQV +LHU HQWZLFNHOWH GHU .LUFKHQYDter das Konzept einer irdischen und einer himmOLVFKHQ%UJHUVFKDIWXQGO|VWHVRPLWGDV+HLOGHU
Menschen von konkreten politischen Ereignissen
ab. Beide Städte oder „Staaten“ (lat. civitas) exisWLHUHQQHEHQHLQDQGHU'LH%HZRKQHUGHUJ|WWOLFKHQ6WDGWEOHLEHQ)UHPGOLQJH
und Pilger auf dieser Erde. Dennoch leben Gottesmenschen und Weltmenschen gemeinsam. Christen sind Teilhaber des irdischen Lebens, setzen sich
IUGDV$OOJHPHLQZRKOHLQXQGVWLIWHQVRZHLWP|JOLFK)ULHGHQ]ZLVFKHQGHQ
Menschen.
.DQQ GHU (QWZXUI $XJXVWLQV KHXWH ² HEHQIDOOV HLQH =HLW GHV 8PEUXFKV
² KHOIHQ GDV 9HUKlOWQLV YRQ SDJDQHU XQG ELEOLVFKFKULVWOLFKHU:HOWVLFKW ]X
UHÁHNWLHUHQXQG]XRUGQHQ"'DVUHQRPPLHUWH Zentrum für Augustinus-Forschung DQ GHU 8QLYHUVLWlW :U]EXUJ =$) HQWZLFNHOWH JHQDX -DKUH
nach Augustins erste Skizzen für seinen Gottesstaat den Vorsatz, ein internationales und interdisziplinäres Symposium zur Frage „Kampf oder Dialog?
244
Begegnung von Kulturen im Horizont von Augustinus De ciuitate dei“ auf den
Weg zu bringen. Schon am 25. September 2012 konnte ausgerechnet in Rom
GDV6\PSRVLXPIHLHUOLFKHU|IIQHWZHUGHQ
'LH RIW JUQGOLFK EHUDUEHLWHWHQ XQG HUZHLWHUWHQ 9RUWUlJH GHV 6\PSRVLums sind nun in dem fast 600 Seiten umfassenden Tagungsband erschienen.
Wie die Vorträge sind auch die Beiträge in unterschiedlichen Sprachen verfasst, nämlich Deutsch, Englisch oder Italienisch. Neben der InternationaliWlWLVWGLH,QWHUGLV]LSOLQDULWlWDXIIlOOLJ=X:RUWNRPPHQ*HVFKLFKWVZLVVHQVFKDIWOHU $OWSKLORORJHQ 3KLORVRSKHQ 3lGDJRJHQ /LWHUDWXUZLVVHQVFKDIWOHU
und natürlich Theologen.
8QWHUVXFKWZHUGHQYHUVFKLHGHQVWH7KHPHQHWZDGLH$UJXPHQWDWLRQVWHFKniken, Exegesen und apologetischen Ansätze im Gottesstaat. Die KulturbeJHJQXQJHQ LQQHUKDOE XQG DX‰HUKDOE GHV &KULVWHQWXPV ZHUGHQ DQDO\VLHUW
DXFKGDV9HUKlOWQLV]XP-XGHQWXPZLUGEHOHXFKWHW'LHODQJH5H]HSWLRQVJHschichte des Werkes erhält ebenfalls gebührend Raum.
$P6FKOXVVZLUGHLQH)HVWUHGHZLHGHUJHJHEHQGLHGHU(U]ELVFKRIYRQ%DPEHUJ/XGZLJ6FKLFNDP2NWREHU]XU-DKUHVYROOYHUVDPPOXQJGHU
Gesellschaft zur Fördergung der Augustinus-Forschung gehalten hat. Schick
fragt dort, ob der Gottesstaat Augustins eine Maßgabe für heutige Staaten
sein kann und fasst sein Ergebnis in zehn Punkten zusammen: (1) Jede VerIDVVXQJVROOWHQHLQHQ*RWWHVEH]XJE]Z+LQZHLVDXI*RWWHUKDOWHQ$XJXVWLQXVZUGHIRUGHUQGDVVMHGHU6WDDWGLH0HQVFKHQZUGHYHUIDVVXQJVPl‰LJ
festschreibt und anerkennt. (3) Augustinus fordert das Menschenrecht FreiKHLWYRUDOOHPGLH5HOLJLRQVIUHLKHLW0LWGHPZDKUHQ*RWWHVJODXEHQXQG
GHU$EOHKQXQJGHV*|WWHUJODXEHQVKlQJWGLH7XJHQG]XVDPPHQ0LWGHU
7XJHQGKlQJWGLH3ÁLFKWGHU6WDDWHQ]XVDPPHQ%LOGXQJXQG(U]LHKXQJ]X
I|UGHUQ,PGottesstaat ZLUGDXFKDXIGLH)DPLOLHKLQJHZLHVHQ'HUHUVWH
XQGZLFKWLJVWH2UWGHU(QWIDOWXQJGHV0HQVFKHQVHLQVLVWGLH)DPLOLH'LH
VWDDWOLFKHQ 9HUDQWZRUWXQJVWUlJHU VROOHQ 'LHQHU GHU *HPHLQVFKDIW VHLQ VLH
VROOHQ OLHEHQ XQG QLFKW GHU (LJHQOLHEH IU|QHQ 'LH *HUHFKWLJNHLW VSLHOW
HLQHJUR‰H5ROOH'DV$OOHUZLFKWLJVWHXQG+|FKVWHGHV*RWWHVVWDDWHVLVW
GHU)ULHGH'LH.LUFKHPXVVXQJHKLQGHUWLKUHQ$XIWUDJHUIOOHQN|QQHQ
(LQH VWULNWH 7UHQQXQJ YRQ 6WDDW XQG .LUFKH ZlUH IU $XJXVWLQXV XQGHQNEDU(UZUGHIUHLQHÄEDODQFLHUWH3DUWQHUVFKDIW¶]XP:RKOHGHU0HQVFKHQ
plädieren.
Der Tagungsband dokumentiert ein bedeutendes Symposium der jüngeren Augustinus-Forschung und ist für Augustinus-Liebhaber, Freunde der
3ROLWLVFKHQ 7KHRORJLH VRZLH $QZlOWH GHU 5HOLJLRQVIUHLKHLW HLQH ZLFKWLJH
Fundgrube.
Rezensionen
245
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Ron Kubsch
0DULH&KULVWLQH.DMHZVNLX-UJHQ0DQHPDQQ+UVJ3ROLWLVFKH7KHRORJLH
und Politische Philosophie. Baden-Baden: Nomos, 2016. 207 S. 44,00 Euro.
Die Säkularisierungsthese, nach der es ein sehr
JUXQGVlW]OLFKHV 6SDQQXQJVYHUKlOWQLV ]ZLVFKHQ
Religion und Moderne gibt und die Religion in
den aufgeklärten Gesellschaften an Bedeutung
YHUOLHUW ZLUG LQ]ZLVFKHQ YRQ ]DKOUHLFKHQ 5HOLJLRQVVR]LRORJHQ DQJH]ZHLIHOW 3HWHU / %HUJHU EHLVSLHOVZHLVHGHUYLHOH-DKUHODQJHLQSURPLQHQWHU
9HUWUHWHU GLHVHU $QQDKPH ZDU GLVWDQ]LHUW VLFK
heute von der Beteuerung, die Religion verliere
ihre Bindekraft. Zu offensichtlich sind die Anzeichen dafür, dass der Religion eine große Zukunft
bevorsteht. Es scheint fast so, als habe die Entzauberung der Welt einige Regionen nie erreicht und
im modernen Westen das neuerliche Interesse am
5HOLJL|VHQDQJHVWR‰HQ'LHVH%HREDFKWXQJZHFNWIUHLOLFKQLFKWQXU+RIIQXQJHQVRQGHUQDXFKHLQJHZLVVHV8QEHKDJHQ9RUDOOHPGLH9HUVFKPHO]XQJYRQ
Religion und Politik, die im Islam, aber auch in anderen Religionen, zu beobDFKWHQLVWZLUGLP:HVWHQPLWJUR‰HP0LVVWUDXHQUHJLVWULHUW'DV9HUKlOWQLV
YRQ7KHRORJLH3KLORVRSKLHXQG3ROLWLNEHNRPPWVRPLWZLHGHUKLQOlQJOLFKH
$XIPHUNVDPNHLW8PHVPLW+HLQULFK0HLHU]XVDJHQÅ6RZRKOGLH(QW]DXEHUXQJGHUSROLWLVFKDQWLUHOLJL|VHQ8WRSLHQDOVDXFKGLH+HLOVHUZDUWXQJHQGLH
an die Errichtung eines Gottesstaates geknüpft sind, haben der Frage nach
dem Verhältnis von Politik und Religion eine Dringlichkeit zurückgegeben,
GLHLKUODQJH=HLWQXUZHQLJH]XHUNDQQWHQ´
Folglich überrascht nicht, dass seit Jahren umfangreich zu diesem KomSOH[JHWDJWXQGSXEOL]LHUWZLUG$XFK0DULH&KULVWLQH.DMHZVNLXQG-UJHQ
Manemann haben kürzlich beim Nomos Verlag ein Buch herausgegeben, das
das Feld des Politisch-Theologischen in seinen unterschiedlichen Dimensionen auslotet. Der Band enthält zehn Aufsätze. Bei den ersten drei Beiträgen,
darunter der Aufsatz „Was ist Politische Theologie?“ von Heinrich Meier und
der erstmalig 1969 erschienene Beitrag „‚Politische Theologie‘ in der DiskusVLRQ´ YRQ -RKDQQ %DSWLVW 0HW] KDQGHOW HV VLFK XP :LHGHUYHU|IIHQWOLFKXQJHQ'LHVRQVWLJHQ$UEHLWHQVLQGDNWXHOOXQGHU|UWHUQYHUVFKLHGHQH7KHPHQ
auf insgesamt hohem Niveau.
246
Wichtige Bezugspunkte bilden Carl Schmitts, auf den der Begriff „Politische
Theologie“ zurückgeht, Erik Peterson, ein Freund Carl Schmitts, der gegen
LKQGLHWKHRORJLVFKH8QP|JOLFKNHLWHLQHUSROLWLVFKHQ7KHRORJLHYHUWUDWVRZLH
Giorgio Agamben, der Anliegen von Martin Heidegger und Michel Foucault
aufgegriffen und fortgebildet hat und in der Politischen Philosophie der GeJHQZDUW]XGHQWRQDQJHEHQGHQ'HQNHUQJHK|UW
An der ein oder andere Stelle konnte ich den Autoren nicht folgen. So
PHLQWHWZD+HQGULN.OLQJHLQVHLQHPJXWLQIRUPLHUWHQ$XIVDW]EHUGLH3ROLWLVFKH7KHRORJLHYRQ3DXO$OWKDXVXQG-UJHQ0ROWPDQQ$OWKDXVVHLZHJHQ
seiner Lehre von den Ordnungen und „jener gefährlichen neulutherischen
=ZHL5HLFKH/HKUH´DQIlOOLJIUGLH1D]LLGHRORJLHJHZHVHQ(VPDJVHLQGDVV
EHVRQGHUVVHLQHhEHUK|KXQJGHVÅ9RONHV´HLQH$QJULIIVÁlFKHGDIUERWDEHU
QLFKWMHGHUQDPKDIWH9HUWHLGLJHUGHU6FK|SIXQJVRUGQXQJRGHUGHU=ZHL5Hgimentenlehre zur Zeit des Kirchenkampfes sympathisierte mit den Nazis.
$OWKDXV VHOEVW NULWLVLHUWH VSlWHVWHQV DE |IIHQWOLFK GHQ 167HUURU XQG
den Rassenkampf, ohne gleich seine Sicht der natürlichen Offenbarungen zu
ZLGHUUXIHQ
Namentlich sehr hilfreich fand ich die Aufsätze „Protestantische QuelOHQGHU3DUWHLYHUGURVVHQKHLW´YRQ'RPLQLN+DPPHU6²XQGÅ(ULN
3HWHUVRQV 7KHVH YRQ GHU ÄWKHRORJLVFKHQ 8QP|JOLFKNHLW¶ HLQHU ÄSROLWLVFKHQ
Theologie‘“ von Daniel Lanziger (S. 143). Hammer zeichnet das Aufkommen
des Nationalprotestantismus im 19. Jahrhundert nach und zeigt, dass diese
%HZHJXQJPLWLKUHU%HWRQXQJYRQ6WDDWVQlKHXQGDXWRULWlUHU6WDDWOLFKNHLW
und der Verquickung von Protestantismus und Deutschtum verhängnisYROOH $XVZLUNXQJHQ KDWWH 'DQLHO /DQ]LJHU VWHOOW LQ DXVJH]HLFKQHWHU :HLVH
das Monotheismus-Traktat Petersons und die Kritik daran vor. Peterson, seit
1924 Professor für Kirchengeschichte und Neues Testament in Bonn, konYHUWLHUWHEHUUDVFKHQG]XP.DWKROL]LVPXVYHU|IIHQWOLFKWHHUGLH
Schrift Der Monotheismus als politisches Problem und stellt dort anhand eines
Durchgangs durch die antike Philosophie und Theologie die These auf, dass
eine Verquickung von Theologie und Politik immer in eine Sackgasse geIKUWKDEHXQGGHVKDOEDXFKIUGLH*HJHQZDUWXQG=XNXQIWNHLQH2SWLRQ
VHLQN|QQH'LH.ULWLNDQ3HWHUVRQV7KHVHNRQ]HQWULHUWHVLFKYRUDOOHPDXI
die Frage nach der Korrektheit seiner historischen Arbeiten. In der Tat ließ
sich zeigen, dass er seine Quellen überstrapazierte. Lanziger vermutet, dass
es Peterson eigentlich um eine systematisch-theologische Grundsatzaussage
ging und die genannten historischen Beispiele nur der Illustration dienten
YJO6²
0DULH&KULVWLQH.DMHZVNLXQG-UJHQ0DQHPDQQKDEHQHLQHQHUOHVHQHQXQG
anregenden Band zur Politischen Philosophie/Theologie zusammengestellt.
Rezensionen
247
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ŽŶŶĞƌ/ƐůĂŵǁŝƐƐĞŶƐĐŚĂŌůĞƌŝŶĞƌĨĂƐƐƚĞƌƐƚŵĂůƐĚŝĞ^ŝĐŚƚͲ
ǁĞŝƐĞnjĞŝƚŐĞŶƂƐƐŝƐĐŚĞƌŝƐůĂŵŝƐĐŚĞƌdŚĞŽůŽŐĞŶnjƵŵďĨĂůů
ǀŽŵ/ƐůĂŵ
'HU5HOLJLRQVZHFKVHOLVW]HQWUDOHU%HVWDQGWHLOGHV0HQVFKHQUHFKWVDXI5Hligionsfreiheit gemäß Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung für MenschenUHFKWHYRQ&KULVWLQH6FKLUUPDFKHU3URIHVVRULQGHU,VODPZLVVHQVFKDIW
an den Universitäten Bonn und Leuven bei Brüssel, hat Schriften und InterQHWDXIWULWWHGUHLHUJOREDODJLHUHQGHUXQGHLQÁXVVUHLFKHULVODPLVFKHU7KHRORJHQGDUDXIKLQXQWHUVXFKWZLHVLH]XGHP5HFKWVWHKHQGHQ,VODP]XYHUODVVHQXQG]XHLQHUDQGHUHQ5HOLJLRQRGHUQLFKWUHOLJL|VHQ:HOWDQVFKDXXQJ
]XZHFKVHOQ
'HUYROOVWlQGLJH7LWHOLKUHU+DELOLWDWLRQVVFKULIWODXWHWÅÄ(VLVWNHLQ=ZDQJ
LQ GHU 5HOLJLRQ¶ 6XUH 'HU $EIDOO YRP ,VODP LP 8UWHLO ]HLWJHQ|VVLscher islamischer Theologen: Diskurse zu Apostasie, Religionsfreiheit und
Menschenrechten“. Das Buch erscheint in der renommierten Reihe „Kultur,
Recht und Politik in muslimischen Gesellschaften“ des Ergon Verlages in
Würzburg. Eine englische Ausgabe ist für 2015 in Vorbereitung.
Per Gesetz bekennen sich die meisten islamisch geprägten Länder ausGUFNOLFK]XU5HOLJLRQVIUHLKHLW²SUDNWLVFKDEHUHUOHLGHQNULWLVFKH,QWHOOHNWXHOOH SURJUHVVLYH .RUDQZLVVHQVFKDIWOHU )UDXHQ XQG 0HQVFKHQUHFKWOHU
.RQYHUWLWHQ YRP ,VODP VRZLH $QJHK|ULJH QLFKWDQHUNDQQWHU 0LQGHUKHLWHQ
YLHOHURUWV 'LVNULPLQLHUXQJ bFKWXQJ %HGURKXQJ ,QKDIWLHUXQJ RGHU VRJDU
den Tod. Während es einige Untersuchungen zur tatsächlichen Lage gibt,
ZR0HQVFKHQIUGHQÄ$EIDOO¶YRP,VODPEHVWUDIWZHUGHQIHKOWHELVKHUHLQH
Untersuchung der ideologischen Hintergründe.
%HL GHU 8UVDFKHQIRUVFKXQJ IU GLHVH 'LVNUHSDQ] ZHUGHQ GLH GUHL KHXWH
vertretenen Hauptpositionen islamischer Gelehrter zur Apostasie erläutert,
GLHYRQGHUHQJOREDOHLQÁXVVUHLFKVWHQ9HUWUHWHUQ<XVXIDO4DUDGDZLJHE
$EGXOODK 6DHHG JHE XQG $EX O$·OD 0DXGXGL ²
YHUIRFKWHQ ZHUGHQ 'LH 6WXGLH EHVFKlIWLJW VLFK DQKDQG LKUHU 9HU|IIHQWOLchungen zu Religionsfreiheit und Apostasie mit dem ideengeschichtlichen
7UDQVIHUGHUÅ6DDWLKUHU:RUWH´+UDQW'LQNLQGLH*HVHOOVFKDIWVRZLHPLW
LKUHP ZHOWZHLW LPPHQVHQ (LQÁXVV DXI 7KHRORJLH 5HFKW XQG 3ROLWLN $P
248
(QGHVWHKWGLH)UDJHZHOFKH9RUDXVVHW]XQJHQHUIOOWZHUGHQPVVHQGDPLW
Verfechter unbeschränkter Religionsfreiheit und Menschenrechte in diesem
7HLOGHU:HOWYHUPHKUW*HK|UÀQGHQ
Ƶŵ/ŶŚĂůƚĚĞƐƵĐŚĞƐ
,QGHU+DELOLWDWLRQVVFKULIWYRQ&KULVWLQH6FKLUUPDFKHUÅÄ(VLVWNHLQ=ZDQJLQ
GHU5HOLJLRQ¶6XUH'HU$EIDOOYRP,VODPLP8UWHLO]HLWJHQ|VVLVFKHU
LVODPLVFKHU7KHRORJHQ´GLHYRUZHQLJHQ:RFKHQLP(UJRQ9HUODJ:U]EXUJ
HUVFKLHQZXUGHQHUVWPDOV2ULJLQDOVWLPPHQDXVGHULVODPLVFKHQ7KHRORJLH
]XU%HXUWHLOXQJGHU$SRVWDVLHDXIJHDUEHLWHW(VZXUGHQGDIU7H[WHDXVGHP
$UDELVFKHQ(QJOLVFKHQ)UDQ]|VLVFKHQXQG8UGXEHUVHW]WXQG]XJlQJOLFK
gemacht.
+HXWHZHUGHQYRQLVODPLVFKHQ7KHRORJHQLP:HVHQWOLFKHQGUHL3RVLWLRQHQ
]XP*ODXEHQVDEIDOOYHUWUHWHQ'LHYROOH%HIUZRUWXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLW
GLHY|OOLJH1HJLHUXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWPLW)RUGHUXQJGHUVRIRUWLJHQ7RGHVVWUDIHIU$SRVWDWHQVRZLHHLQH0LWWHOSRVLWLRQGLHLQQHUH*HGDQNHQIUHLKHLWJHVWDWWHWXQGYRU]XIUKHU9HUIROJXQJZDUQWEHLRIIHQHU$SRVWDVLH]%
bei Übertritt zu einem anderen Glauben) jedoch ebenfalls die Todesstrafe
HLQIRUGHUW²LQQHUKDOEGHUHWDEOLHUWHQLVODPLVFKHQ7KHRORJLHLVWOHW]WHUHGLH
KHXWHKlXÀJVWH$XIIDVVXQJ
Diese drei Hauptpositionen zur Apostasie stellt die Habilitationsschrift anKDQG GHU 9HU|IIHQWOLFKXQJHQ GUHLHU ZHOWZHLW HLQÁXVVUHLFKHU 7KHRORJHQ GHV
-DKUKXQGHUWVYRU<XVXIDO4DUDGDZLJHE$EGXOODK6DHHGJHE
XQG$EXO$·OD0DXGXGL²YHUIJHQEHUHLQHZHOWZHLWYLHOH
0LOOLRQHQ0HQVFKHQXPIDVVHQGH$QKlQJHUVFKDIWVRZLHSROLWLVFKHQ(LQÁXVV
KDEHQVLFKLQLKUHQ9HU|IIHQWOLFKXQJHQLQWHQVLYPLWGHU7KHPDWLNGHU$SRstasie befasst und mindestens ein selbständiges Werk dazu publiziert. Diese
ÅJOREDOSOD\HUV´DXIGHU|IIHQWOLFKHQ%KQHYRQ7KHRORJLH3ROLWLNXQG*HVHOOschaft genossen eine traditionell-islamische Ausbildung und folgen keinem
grundsätzlich koran- oder islamkritischen Diskurs. Durch ihre Herkunft und
ZHLWJHVSDQQWHQ7lWLJNHLWHQLQbJ\SWHQ4DWDU0DOHGLYHQ$XVWUDOLHQXQG,Qdien/Pakistan erlauben sie einen länderübergreifenden Blick auf die heutigen Beurteilung der Apostasie innerhalb der islamischen Theologie.
'LH6WXGLHHUOlXWHUWZDUXPHVLQYLHOHQLVODPLVFKJHSUlJWHQ/lQGHUQDXFK
heute für Konvertiten, kritische Intellektuelle, Künstler und progressive KoUDQZLVVHQVFKDIWOHU -RXUQDOLVWHQ XQG 6lNXODULVWHQ $JQRVWLNHU RGHU EHNHQQHQGH $WKHLVWHQ $XINOlUHU )UDXHQ XQG 0HQVFKHQUHFKWOHU VRZLH $QJHK|rige nicht-anerkannter Minderheiten keine Religionsfreiheit im Sinne der
UN-Menschenrechtscharta von 1948 gibt. Konvertiten und Andersdenkende
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚϮϰϵ
VHKHQVLFK²YRQ/DQG]X/DQGLQXQWHUVFKLHGOLFKHP0D‰²]XPLQGHVW'LVNULPLQLHUXQJHQDXVJHVHW]WKlXÀJMHGRFKHEHQIDOOVUHFKWOLFKHQ%HQDFKWHLOLJXQJHQJHVHOOVFKDIWOLFKHU$XVJUHQ]XQJELVKLQ]X|IIHQWOLFKHUbFKWXQJZLOONUlicher Inhaftierung bis zu Bedrohung und sogar Mord. Grund dafür ist nicht
YRUDOOHPGLH*HVHW]JHEXQJYRU2UWGDQXULQZHQLJHQLVODPLVFKJHSUlJWHQ
Staaten ein in der Verfassung oder Gesetzgebung verankertes Verbot der
Apostasie existiert. Schariarecht gilt in den
meisten arabischen Staaten ausschließlich
im Zivilrecht, nicht aber im Strafrecht. Meist
HUIDKUHQ.RQYHUWLWHQGHQJU|‰WHQ'UXFNVHLtens der Familie und Gesellschaft, nur in
ZHQLJHQ6WDDWHQNRPPWHV]XRIÀ]LHOOHQJHULFKWOLFKHQ$QNODJHQZHJHQ*ODXEHQVDEIDOO
Öffentliche Meinungsführer aber, insbeVRQGHUH HLQÁXVVUHLFKH 9HUWUHWHU GHU LVODmischen Theologie, besitzen über vielerlei
Kanäle große gesellschaftliche Prägekraft.
Der Transfer ihrer Auffassungen in Theologie und Recht, aber vor allem in die Mitte
der Gesellschaft, steht im Mittelpunkt dieser
Untersuchung. Nach einem Überblick über
die Beurteilung der Apostasie und den Umgang mit Apostaten in der Geschichte von
ŝďůŝŽŐƌĂĮƐĐŚĞ ŶŐĂďĞŶ͗ ŚƌŝƐƟŶĞ
GHU)UK]HLWGHV,VODPELV]XU0RGHUQHZHU^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ͘ ͣƐ ŝƐƚ ŬĞŝŶ ǁĂŶŐ ŝŶ
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Abdullah Saeed, Abu l-A’la Maududi und
ŝƐůĂŵŝƐĐŚĞƌ dŚĞŽůŽŐĞŶ͘ ŝƐŬƵƌƐĞ njƵ
<XVXI DO4DUDGDZL HUOlXWHUW XQG DXVJHZHUƉŽƐƚĂƐŝĞ͕ ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ ƵŶĚ DĞŶtet. Die abschließend gestellte Frage lautet,
ƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞŶ ;<ƵůƚƵƌ͕ ZĞĐŚƚ ƵŶĚ WŽůŝƟŬŝŶŵƵƐůŝŵŝƐĐŚĞŶ'ĞƐĞůůƐĐŚĂŌĞŶϯϮͿ͘
REXQGXQWHUZHOFKHQ%HGLQJXQJHQGLH%HƌŐŽŶ͗ tƺƌnjďƵƌŐ͘ ϱϱϱ ^͘ ϳϴ͕ϬϬΦ͘ >ŝĞIUZRUWHUYROOHU5HOLJLRQVIUHLKHLWLQ=XNXQIW
ĨĞƌďĂƌƺďĞƌĚĞŶƂƌƚůŝĐŚĞŶƵŶĚŚĂŶĚĞů
HLQ JU|‰HUHV )RUXP ]XU 9HUEUHLWXQJ LKUHU
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ǁǁǁ͘ĞƌŐŽŶͲǀĞƌůĂŐ͘ĚĞ͘
ŽŶŶĞƌYƵĞƌƐĐŚŶŝƩĞϮϵͬϮϬϭϱƵƐŐĂďĞϯϲϱ͘
250
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WƌćǀĞŶƟŽŶƐĂŶƐƚƌĞŶŐƵŶŐĞŶǀŽƌĚĞŵ,ŝŶƚĞƌŐƌƵŶĚǁĂĐŚƐĞŶͲ
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DŝůŝƚćƌŐĞŝƐƚůŝĐŚĞŶnjƵŵdŚĞŵĂͣ'ĞǁĂůƚŝŶĚĞŶZĞůŝŐŝŽŶĞŶ͞
8QWHU GHP 7LWHO Å*HZDOW LQ GHQ 5HOLJLRQHQ´ IDQG GLH GLHVMlKULJH *HVDPWkonferenz der katholischen Militärgeistlichen und Pastoralreferenten vom
19. bis 22. Oktober 2015 in Berlin-Steglitz statt. Als Experten für Islam und
,VODPLVPXVVRZLH0HQVFKHQUHFKWHXQG5HOLJLRQVIUHLKHLWUHIHULHUWHQ3URI'U
&KULVWLQH 6FKLUUPDFKHU XQG 3URI 'U 7KRPDV 6FKLUUPDFKHU YRU GHQ HWZD
100 Vertretern aus Staat, Streitkräften, Kirchen und Laienorganisationen aus
dem In- und Ausland.
$QJHVLFKWVGHU.RQÁLNWHLP1DKHQXQG0LWWOHUHQ2VWHQGLHVLFKELVQDFK
(XURSDDXVZLUNHQZLGPHWHVLFK&KULVWLQH6FKLUUPDFKHU3URIHVVRULQIU,VODPZLVVHQVFKDIW DQ GHU 8QLYHUVLWlW %RQQ GHU )UDJH QDFK GHU $Q]LHKXQJVkraft des „Islamischen Staates (IS)“. Wirtschaftliche und gesellschaftliche
6WDJQDWLRQNRORQLDOH'RPLQDQ]GXUFKHXURSlLVFKH0lFKWHVRZLHQLFKWYRUKDQGHQH SROLWLVFKH XQG ZLUWVFKDIWOLFKH 7HLOKDEH XQWHU GHQ DXWRNUDWLVFKHQ
+HUUVFKHUQVHLWGHU'HNRORQLDOLVLHUXQJKlWWHQGHQ1lKUERGHQIUUHOLJL|VHQ
Extremismus in Teilen der islamischen Welt bereitet. „In einem Zustand von
Identitätskrise und Chancenlosigkeit“, so Schirrmacher, „versprechen die
)RUGHUXQJHQGHV,VODPLVPXVVRZLHGHUQRFKLPPHUIUYLHOH0XVOLPHDWWUDNtive Kalifatsgedanke eine utopisch heile Welt“.
Daran anknüpfend betonte Thomas Schirrmacher, Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit und Präsident der International Society
of Human Rights, dass neben dem islamischen Fundamentalismus besonders
GDV3KlQRPHQGHVUHOLJL|VHQ1DWLRQDOLVPXVHLQIULHGOLFKHV=XVDPPHQOHEHQ
GHU 5HOLJLRQHQ ZHOWZHLW EHGURKH ,P =XJH ZDFKVHQGHU JHVHOOVFKDIWOLFKHU
Heterogenität begännen manche Staaten, ihre nationale Identität über die
0HKUKHLWVUHOLJLRQ]XGHÀQLHUHQ
Als Beispiel führte Schirrmacher Indien an, dessen Ministerpräsident offen
GLH$QVLFKWYHUWULWWGDVVQXUHLQ+LQGXZDKUHU,QGHUVHLQN|QQH(LQH+DOtung, die Christen und Muslime im Lande zunehmend beunruhigt. Daneben
QDQQWH6FKLUUPDFKHU6UL/DQNDGDVYRQUDGLNDOHQ%XGGKLVWHQUHJLHUWZLUG
die die Insel als Buddhas exklusiven heiligen Boden beanspruchen.
Å6RZRKOGHU6WDDWGXUFKVHLQ*HZDOWPRQRSRODOVDXFKGLH.LUFKHQGXUFK
LKUH7KHRORJLHPVVHQDNWLY]XU*HZDOWSUlYHQWLRQEHLWUDJHQ´VRGHU5HOLJLonssoziologe. Nachdem es in der Geschichte des Christentums Kreuzzüge,
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ251
dŚŽŵĂƐ ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ͕ ŚƌŝƐƟŶĞ ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ ƵŶĚ >ŽƚŚĂƌ ĞŶĚĞů ;>ĞŝƚĞŶĚĞƌ tŝƐƐĞŶƐĐŚĂŌůŝĐŚĞƌ
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tĞůƚƌĞůŝŐŝŽŶĞŶ͘
Religionskriege und bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein verschiedene Formen eines teils radikalen Fundamentalismus gegeben habe, so
hätten die christlichen Kirchen in den vergangenen Jahrzehnten einen friedliFKHUHQXQGWROHUDQWHUHQ:HJHLQJHVFKODJHQ=ZDUJlEHHVDXFKKHXWH)lOOHLQ
GHQHQ1LFKW&KULVWHQGXUFK&KULVWHQEHGUlQJWRGHUJDUYHUIROJWZUGHQGRFK
im Unterschied zu den anderen Weltreligionen verfüge das Christentum über
NHLQH]X+DVVXQG*HZDOWDXIUXIHQGHQ7KHRORJHQDXIGLHVLFKJHZDOWEHUHLWH
&KULVWHQEHUXIHQN|QQWHQ
Für den Islam attestierte Christine Schirrmacher, dass es noch immer einÁXVVUHLFKHWKHRORJLVFKH'HQNVFKXOHQJlEHGLHGHQ(LQVDW]YRQ*HZDOWDOVOHJLWLPHV0LWWHOEHWUDFKWHQHWZDLP8PJDQJPLW)UDXHQ$SRVWDWHQÅ*|W]HQGLHnern“ und anderen Gruppen. Die Hoffnungen auf einen diesbezüglichen WanGHOOlJHQDXIGHQ9HUWUHWHUQHLQHVIUHLKHLWOLFKHQ,VODPYHUVWlQGQLVVHVZHOFKHV
PLW GHQ XQLYHUVHOOHQ 0HQVFKHQUHFKWHQ VRZLH GHQ :HUWHQ XQG 1RUPHQ GHV
*UXQGJHVHW]HVGXUFKDXVNRPSDWLEHOVHLQNDQQ'D]XJHK|UHMHGRFKGLH%HUHLWVFKDIW$EVWULFKHDQGHULPPHUZlKUHQGHQ9RUELOGKDIWLJNHLW0XKDPPDGVXQG
GHU6FKDULD]XPDFKHQVRZLH.RUDQYHUVHLPKLVWRULVFKHQ.RQWH[W]XEHWUDFKten. Die abschließende Frage, ob der Islam mit Demokratie, Menschen- und
)UHLKHLWVUHFKWHQNRPSDWLEHOVHLEHDQWZRUWHWHGLH%RQQHU,VODPZLVVHQVFKDIWOHULQZLHIROJWÅ-DZHQQGHU,VODPDOV5HOLJLRQXQGQXUDOV5HOLJLRQJHOHEWZLUG
²QHLQZHQQGHU,VODPDOVSROLWLVFKHV3URJUDPPGLHQW´(Martin Warnecke)
ŽŶŶĞƌYƵĞƌƐĐŚŶŝƩĞϰϱͬϮϬϭϱƵƐŐĂďĞϯϴϭ͘
252
ŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌďĞŝŶŚƂƌƵŶŐ
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=XU $QK|UXQJ GHV 0HQVFKHQUHFKWVDXVVFKXVV GHV 'HXWVFKHQ %XQGHVWDJHV
ELHWHQZLU,KQHQ]ZHL%HULFKWHHLQHQDXV352EHUGHQ%HLWUDJYRQ&KULVtine Schirrmacher und einen vom Bundestagspressedienst über die gesamte
$QK|UXQJ
<ĞŝŶĞĞŵŽŬƌĂƟĞŵŝƚĚĞƌ^ĐŚĂƌŝĂ
Islamisch geprägte Gesellschaften sind demokratiefähig. Das erklärte die IsODPZLVVHQVFKDIWOHULQ &KULVWLQH 6FKLUUPDFKHU EHL HLQHU $QK|UXQJ LP %XQdestag. Dafür dürfe aber die Scharia nicht das Rechtssystem bestimmen.
Mit der Scharia ist kein demokratischer Staat zu machen, erklärte Christine
6FKLUUPDFKHU3URIHVVRULQIU,VODPZLVVHQVFKDIWDQGHU8QLYHUVLWlW%RQQLP
5DKPHQ HLQHU $QK|UXQJ GHV 0HQVFKHQUHFKWVDXVVFKXVVHV DP 'LHQVWDJ LP
%XQGHVWDJ=ZDUVFKOLH‰HQVLFK,VODPXQG'HPRNUDWLHQLFKWDXV6RJLOWEHLVSLHOVZHLVH ,QGRQHVLHQ DOV 9RUELOG IU HLQH PXVOLPLVFKH 'HPRNUDWLH DXFK
ZHQQHV5FNVFKOlJHJLEW7XQHVLHQKDWVLFKHEHQIDOOVGHPRNUDWLVLHUW²DOlerdings als einziges Land des sogenannten Arabischen Frühlings. EntscheiGHQGVHLMHGRFKZHOFKH%HGHXWXQJGLH6FKDULDGDVLVODPLVFKH5HFKWIUGLH
Rechtsprechung und Gesetzgebung des Landes habe.
)OLH‰HQ PRUDOLVFKH XQG UHFKWOLFKH 1RUPHQ GHU 6FKDULD GDULQ HLQ ÅZHUGHQVLFKLQMHGHP)DOO.RQÁLNWSXQNWHPLW'HPRNUDWLH0HQVFKHQXQG)UHLheitsrechten ergeben“. Grundsätzlich seien mehrheitlich islamisch geprägte
*HVHOOVFKDIWHQ GHPRNUDWLHIlKLJ $EHU GLH 'HPRNUDWLH ZHUGH VLFK GRUW QXU
GXUFKVHW]HQZHQQGDV5HFKWVV\VWHPQLFKWYRQGHU6FKDULDJHSUlJWLVW6FKDriarecht gelte unter islamischen Theologen als nicht aufgebbares Gottesrecht,
das über der menschlichen Gesetzgebung stehe. „Solange dieser Anspruch
LQVWDDWOLFKHP5HFKWVHLQHQ1LHGHUVFKODJÀQGHWZHUGHQVLFK0HLQXQJVSOXUDOLVPXV HLQ |IIHQWOLFK XQJHKLQGHUWHU $XVWDXVFK GLYHUVHU 5HFKWVDXIIDVVXQJHQ 3DUWHLHQYLHOIDOW XQG HLQH IUHLH :DKOP|JOLFKNHLW GHU %UJHU ]ZLschen verschiedenen Religionen und Weltanschauungen nicht durchsetzen
N|QQHQ´
^ĐŚĂƌŝĂůćƐƐƚŬĞŝŶĞZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚnjƵ
$OV.RQÁLNWSXQNWH]ZLVFKHQ6FKDULDXQGGHPRNUDWLVFKHQ3ULQ]LSLHQQDQQWH
Schirrmacher unter anderem die rechtliche Benachteiligung von Frauen im
(KH(UEXQG6FKHLGXQJVUHFKWZLHHVLQDUDELVFKHQ6WDDWHQGHXWOLFKZHUGH
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ253
Ein säkulares Zivilrecht gebe es dort nicht. Große Differenzen sieht Schirrmacher auch hinsichtlich der Meinungs- und Religionsfreiheit. Nach schaULDUHFKWOLFKHQ1RUPHQVWHKHDXIHLQHQ$XVWULWWRGHU5HOLJLRQVZHFKVHOYRP
,VODPQDFKZLHYRUGLH7RGHVVWUDIH8QWHUDQGHUHPLQ6DXGL$UDELHQ1RUGVXGDQXQG-HPHQVHLGLHVDXFKJHOWHQGHVXQGDQJHZDQGWHVSROLWLVFKHV5HFKW
$EHUDXFKLQ/lQGHUQZRGLHÅ$SRVWDVLH´GHU$EIDOOYRP,VODPQLFKWPLW
GHP7RGEHVWUDIWZLUGÅJHQLH‰HQHWZDLJH5HOLJLRQVZHFKVOHUNHLQH5HFKWVVLFKHUKHLWGDVLHLPPHUZLHGHUGXUFK)DWZDV5HFKWVJXWDFKWHQRGHU$XVVDJHQYRQ0DFKWKDEHUQ|IIHQWOLFK]XP7RGYHUXUWHLOWXQGYRQHLIHUQGHQ0LWJOLHGHUQGHU*HVHOOVFKDIW]XP7HLODXIRIIHQHU6WUD‰HKLQJHULFKWHWZHUGHQ´
Auch Minderheiten müssten in schariarechtlich geprägten Ländern auf
5HFKWH YHU]LFKWHQ Å*OHLFKEHUHFKWLJXQJ ]ZLVFKHQ $QJHK|ULJHQ GHU 0HKUKHLWVUHOLJLRQGHV,VODPXQGGHQ0LQGHUKHLWHQ-XGHQ&KULVWHQ%DKi¶tXD
LVWXQWHU6FKDULDUHFKWLQMHGHP)DOODXVJHVFKORVVHQ´'LH.RQÁLNWH]ZLVFKHQ
einem schariabasierten Rechtssystem und liberalen, demokratischen Verfassungen rührten daher, „dass die Auslegungsprinzipien des Korans in den
HUVWHQ -DKUKXQGHUWHQ IHVWJHOHJW ZXUGHQ XQG VHLWGHP DOV XQKLQWHUIUDJEDU
gelten“.
ͣDŽŚĂŵŵĞĚŬƌŝƟƐĐŚďĞƚƌĂĐŚƚĞŶ͞
Um die Menschenrechte und Demokratie in Staaten des Nahen und MittleUHQ 2VWHQV ]X I|UGHUQ KlOW 6FKLUUPDFKHU HLQ HXURSlLVFKHV (QJDJHPHQW LQ
%LOGXQJ$XVWDXVFKXQG%HJHJQXQJVSURJUDPPHVRZLH3URMHNWH]XP7KHPD
Demokratie und Freiheitsrechte für zielführender als „direkte Intervention“.
In Deutschland sei es bedeutsam, diejenigen zu unterstützen, „die eine demokratiekompatible Islaminterpretation vertreten“. Als positives Beispiel hob sie
GHQ $QVDW] GHV ,VODPZLVVHQVFKDIWOHUV 0RXKDQDG .KRUFKLGH YRP &HQWUXP
IU5HOLJL|VH6WXGLHQLQ0QVWHUKHUYRU
(V VHL QRWZHQGLJ GDVV VLFK 0XVOLPH IU HLQHQ LQQHULVODPLVFKHQ ÅSOXUDOLVWLVFKHQ 5HOLJLRQVGLVNXUV´ |IIQHWHQ GHU 5DXP ODVVH IU XQWHUVFKLHGOLFKH
hEHU]HXJXQJHQ XQG $XIIDVVXQJHQ 'D]X JHK|UH DXFK GLH (QWVWHKXQJVJHVFKLFKWHGHV,VODPXQGGLH3HUVRQ0RKDPPHGVZLVVHQVFKDIWOLFKNULWLVFK]X
EHWUDFKWHQ HUNOlUWH GLH :LVVHQVFKDIWOHULQ GLH LQ GLHVHP -DKU LQ GLH ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ%HLUlWHGHU%XQGHV]HQWUDOHIUSROLWLVFKH%LOGXQJVRZLHGHV
%XQGHVYHUEDQGHVGHXWVFKHU.ULPLQDOEHDPWHUEHUXIHQZXUGH
(LQHVROFKH$XVHLQDQGHUVHW]XQJPLWGHUHLJHQHQ5HOLJLRQN|QQHÅZHJZHLsend“ sein für Muslime, die Freiheitsrechte und Demokratie bejahten und
JOHLFK]HLWLJLKUHP*ODXEHQWUHXEOHLEHQZROOWHQ:HQQ,PDPHMHGRFKOHKUWHQGDVV0XVOLPHQXUGDQQHFKWH*OlXELJHVHLHQZHQQVLHVLFKYRQGHUZHVW-
254
lichen Welt und ihren Werten distanzierten, stürze dies Jugendliche in einen
=ZLHVSDOW²XQGPDFKHVLHJHJHEHQHQIDOOVHPSIlQJOLFKIUUDGLNDOH,GHRORgien. (Quelle: URL: http://www.pro-medienmagazin.de)
ĞƌŝĐŚƚĂƵƐĚĞŵƵŶĚĞƐƚĂŐ͗ŶŚƂƌƵŶŐnjƵƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ
Den Schutz der Religions- und Glaubensfreiheit in Deutschland und der Welt
VHKHQ]DKOUHLFKH([SHUWHQDOVJUR‰H+HUDXVIRUGHUXQJHQGHU*HJHQZDUWDQ
'DV ZXUGH LQ HLQHU |IIHQWOLFKHQ $QK|UXQJ GHV $XVVFKXVVHV IU 0HQVFKHQUHFKWHXQGKXPDQLWlUH+LOIHDP0LWWZRFK'H]HPEHUXQWHU9RUVLW]
von Michael Brand (CDU/CSU) deutlich. Als Ursachen nannten die fünf gelaGHQHQ6DFKYHUVWlQGLJHQGLHVFKZLHULJH/DJHLP1DKHQ2VWHQGLH=XZDQGHUXQJVEHZHJXQJHQQDFK(XURSDXQGGLH]XQHKPHQGH5DGLNDOLVLHUXQJYLHOHU
junger Menschen auch in den Demokratien Europas.
ZĞůŝŐŝŽŶƐĂƵƐƺďƵŶŐĂůƐ>ƵdžƵƐƉƌŽďůĞŵďĞƚƌĂĐŚƚĞƚ
Dr. Andreas Jacobs von der Middle East Faculty am Nato Defense College in
Rom berichtete, dass in vielen muslimischen Ländern der Einsatz für MenVFKHQUHFKWH XQG 5HOLJLRQVIUHLKHLW LPPHU VFKZLHULJHU ZHUGH :HLO GDV 8PIHOGJHUDGHLP1DKHQ2VWHQÅVHKUVLFKHUKHLWVSROLWLVFKGRPLQLHUW´VHLZHUGH
GDV7KHPDKlXÀJDOVÅ/X[XVSUREOHP´DQJHVHKHQ
Zudem seien in vielen Staaten des Nahen Ostens Rechte zur freien ReligiRQVDXVEXQJ]ZDUDXIGHP3DSLHUJHUHJHOWMHGRFKZUGHQVLHLQGHU3UD[LV
QLFKWDQJHZDQGW$OV%HLVSLHOHQDQQWH-DFREVGLH0|JOLFKNHLWHLQHV5HOLJLRQVZHFKVHOVGHQ8PJDQJPLWGHP$EIDOOYRQGHU5HOLJLRQ$SRVWDVLHRGHU
den Kirchenbau.
(UXUWHLOWHGLH*HZlKUXQJXQG6LFKHUXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWLQ'HXWVFKODQGXQG(XURSDVHLÅHLQH]HQWUDOH*UXQGODJHIUHLQHJODXEZUGLJH)RUGHUXQJ YRQ 'HPRNUDWLH XQG 5HOLJLRQVIUHLKHLW ZHOWZHLW´ 1XU ZHQQ 0XVOLPH
hierzulande die praktische Erfahrung machten, dass Religionsfreiheit auch
IUVLHJHOWHXQGGDVVGLHIUHLH(QWIDOWXQJPXVOLPLVFKHQ/HEHQVP|JOLFKVHL
N|QQH 5HOLJLRQVIUHLKHLW DXFK JODXEKDIW JHJHQEHU PXVOLPLVFKHQ /lQGHUQ
HLQJHIRUGHUWZHUGHQ
ͣZĞůŝŐŝƂƐĞ>ĂŶĚƐĐŚĂŌŝŶĞƵƚƐĐŚůĂŶĚǀĞƌćŶĚĞƌƚƐŝĐŚ͞
3URI'U&KULVWLQH6FKLUUPDFKHUYRP,QVWLWXWIU2ULHQWXQG$VLHQZLVVHQschaftenan der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn hob herYRUGDVVVLFKGLHUHOLJL|VH/DQGVFKDIWLQ'HXWVFKODQGXQWHUDQGHUHPZHJHQ
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ255
ŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ;Ϯ͘ǀ͘ƌ͘ͿŝŵDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚƐĂƵƐƐĐŚƵƐƐĚĞƐĞƵƚƐĐŚĞŶƵŶĚĞƐƚĂŐĞƐ͘
GHU)OFKWOLQJVNULVHYHUlQGHUH$XFKLVODPLVWLVFKHXQGVDODÀVWLVFKH.UlIWH
denen die Demokratie „ein Dorn im Auge“ sei, verzeichneten großen Zulauf.
'LH7KHPHQ5HOLJLRQVIUHLKHLWXQG'HPRNUDWLHHQWZLFNOXQJKlWWHQGDKHUHLQH
LPPHUJU|‰HUHLQQHQSROLWLVFKH%HGHXWXQJ
Schirrmacher sieht die Herausforderung für Deutschland darin, die Freiheit und das friedliche Miteinander der Religionen und Weltanschauungen
]XVLFKHUQ'DIUEUDXFKHHVLKUHU$QVLFKWQDFKÅHLQHQHXH|IIHQWOLFKH%Hgründung und Werbung für die Religionsfreiheit in Schulen, Universitäten
XQG DOOHQ %LOGXQJVSODWWIRUPHQ ZHLO GLHVH XQV LQ GHP QHXHQ 0LWHLQDQGHU
QLFKWHLQIDFKHLQHQ6FKR‰IDOOHQZLUG´
$XVGUFNOLFKZDQGWHVLFK6FKLUUPDFKHUJHJHQ)RUGHUXQJHQGLH5HOLJLRQ
in den privaten Raum zurückzudrängen. Solche Bestrebungen trügen nicht
zu einem friedlichen Miteinander und einer echten Toleranz und Akzeptanz
EHLZDUQWHVLH6LHIRUGHUWHKLQJHJHQÅHLQHIDNWHQRULHQWLHUWHXQGNRPSHWHQWH
|IIHQWOLFKH'HEDWWHEHUGLH*UHQ]HQ]ZLVFKHQ5HOLJLRQXQG3ROLWLNHLQH%HMDKXQJUHOLJL|VHU$XVGUXFNVIRUPHQLQLKUHUJDQ]HQ9LHOIDOWDEHUDXFKHLQH
HQWVFKLHGHQH=XUFNZHLVXQJSROLWLVFKHU$QVSUFKHLP1DPHQGHU5HOLJLRQ´
ZĞůŝŐŝŽŶŝŵƂīĞŶƚůŝĐŚĞŶZĂƵŵ
bKQOLFKlX‰HUWHVLFKGLH-RXUQDOLVWLQ.KROD0DU\DP+EVFK,KUHU$QVLFKW
nach bedrohen Forderungen nach einem Burka-Verbot oder einem KopftuchVerbot für Lehrerinnen an Schulen die säkulare und freiheitliche Grundlage
256
der Gesellschaft mehr anstatt sie zu verteidigen. „Die Verbannung der ReOLJLRQDXVGHP|IIHQWOLFKHQ5DXPIKUWQLFKWGD]XGDVVGDVWROHUDQWH0LWHLQDQGHU GHU 5HOLJLRQHQ JHI|UGHUW ZLUG´ 6LH VFKUH YLHOPHKU 0LVVWUDXHQ
verstärke das Ausgrenzungsgefühl gerade vieler Muslime und schaffe einen
Å1lKUERGHQIU,VODPLVPXV´ZDUQWH+EVFK
$QJHVLFKWVYRQÅHLQLJHQKXQGHUW´%XUNDWUlJHULQQHQLQ'HXWVFKODQGN|QQH
PDQ]XGHPQLFKWYRQHLQHU6W|UXQJGHV|IIHQWOLFKHQ)ULHGHQVVSUHFKHQ'LH
Forderung nach einem Verbot sei daher „reine Symbolpolitik“, mit der niePDQGHQ JHKROIHQ ZHUGH +EVFK ]HLJWH VLFK ]XGHP EHU]HXJW GDYRQ GDVV
HLQHRIIHQHIUHXQGOLFKH)OFKWOLQJVSROLWLNGD]XEHLWUDJHQN|QQHGDV%LOGGHV
:HVWHQVLQGHULVODPLVFKHQ:HOW]XYHUEHVVHUQ$XFKGLHVN|QQHKHOIHQGHQ
Terrorismus einzudämmen.
DƵůƟůĂƚĞƌĂůĞ/ŶƐƚƌƵŵĞŶƚĞnjƵƌ^ƚćƌŬƵŶŐĚĞƌ&ƌĞŝŚĞŝƚ
3URI'U0DWWKLDV.RHQLJYRQGHU*HRUJ$XJXVW8QLYHUVLWlW*|WWLQJHQXQG
GHP0D[3ODQFN,QVWLWXWIUGLH(UIRUVFKXQJPXOWLUHOLJL|VHUXQGPXOWLHWKQLscher Gesellschaften bezeichnete es als „unstrittig“, dass die Einschränkung
der Religions- und Glaubensfreiheit die friedliche Koexistenz von ReligionsJHPHLQVFKDIWHQ HUVFKZHUH XQG ]XU ([NOXVLRQ YRQ 0LQGHUKHLWHQ EHLWUDJH
(UEHWRQWHHVEOHLEHÅJHQXLQH$XIJDEHGHU3ROLWLN$UUDQJHPHQWVUHOLJL|VHU
Diversität auszuhandeln“. Angesichts einer „tiefgreifenden Globalisierung reOLJL|VHUXQGQLFKWUHOLJL|VHUhEHU]HXJXQJHQLQGHU*HJHQZDUW´VHLGLHVHLQH
„Herausforderung von hoher Brisanz und Aktualität“.
.|QLJHPSIDKO]XU6WlUNXQJGHU5HOLJLRQVXQG*ODXEHQVIUHLKHLWDXIPXOWLODWHUDOH ,QVWUXPHQWH ]X VHW]HQ 1HXHUH 6WXGLHQ ]HLJWHQ GDVV GHU Y|ONHUrechtliche Menschenrechtsschutz in der faktischen Umsetzung vor Ort langIULVWLJH:LUNXQJHQHQWIDOWHQN|QQH6RN|QQWHQ0HQVFKHQUHFKWVNRQYHQWLRQHQZHJHQLKUHUKRKHQ/HJLWLPDWLRQGXUFKDXVGLHELQQHQSROLWLVFKH$JHQGD
LQDQGHUHQ/lQGHUQEHHLQÁXVVHQ
dƌĞŶŶƵŶŐǀŽŶ^ƚĂĂƚƵŶĚZĞůŝŐŝŽŶƐŐĞŵĞŝŶƐĐŚĂŌĞŶ
Dr. Kirsten Wiese von der Humanistischen Union e. V. in Berlin bekräftigte
im Menschenrechtsausschuss die Forderung ihres Verbandes nach einer vollständigen Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften und kritisierte
in diesem Zusammenhang die „starke Vermengung“ des Staates mit den
christlichen Kirchen in Deutschland.
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ257
'HQ.LUFKHQZUGHQ]DKOUHLFKH3ULYLOHJLHQJHZlKUWHWZDGXUFKGHQVWDDWlichen Kirchensteuereinzug, Steuer- und Gebührenbefreiungen und jährliche
Staatsleistungen durch die Bundesländer. Dies stehe jedoch im Widerspruch
zum staatlichen Neutralitätsgebot. „Damit die Religionsfreiheit in DeutschODQGNRQVHTXHQWJHZlKUOHLVWHWZHUGHQNDQQPVVHQMHJOLFKH3ULYLOHJLHQIU
GLH.LUFKHQDEJHVFKDIIWZHUGHQ´IRUGHUWH:LHVHMRK
Liste der geladenen Sachverständigen
• Khola Maryam Hübsch, Journalistin
• Dr. Andreas Jacobs, Middle East Faculty, NATO DEFENSE COLLEGE, Rom
• Prof. Dr. Matthias Koenig, Institut für Soziologie, Georg-August-Universität
*|WWLQJHQ
‡3URI 'U &KULVWLQH 6FKLUUPDFKHU ,QVWLWXW IU 2ULHQW XQG $VLHQZLVVHQVFKDIWHQ$EWHLOXQJ,VODPZLVVHQVFKDIWHQ5KHLQLVFKH)ULHGULFK:LOKHOPV
Universität Bonn
• Dr. Kirsten Wiese, Vorstandsmitglied, Humanistische Union
YƵĞůůĞ͗ǁǁǁ͘ďƵŶĚĞƐƚĂŐ͘ĚĞ͘ŽŶŶĞƌYƵĞƌƐĐŚŶŝƩĞϱϱͬϮϬϭϱƵƐŐĂďĞϯϵϭ͘
ZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚƐĞdžƉĞƌƚĞĨŽƌĚĞƌƚƌĨĂƐƐƵŶŐĚĞƌ^ƚƌĂŌĂƚĞŶ
ŐĞŐĞŶĂůůĞZĞůŝŐŝŽŶĞŶ͕ŶŝĐŚƚŶƵƌŐĞŐĞŶĚĞŶ/ƐůĂŵ
ŶƟĐŚƌŝƐƚůŝĐŚĞ^ĐŚŵŝĞƌĞƌĞŝĂŶĚĞƌhŶŝǀĞƌƐŝƚćƚDĂƌďƵƌŐ͘
258
Der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Thomas
Schirrmacher, hat angesichts von Presseberichten, nach denen diskutiert
ZLUGLQGHUVWDWLVWLVFKHQ(UIDVVXQJGHU+DVVNULPLQDOLWlWLQGHU3ROL]HLOLFKHQ
Kriminalstatistik (PKS) einen Unterpunkt von Straftaten gegen den Islam zu
VFKDIIHQGLH)UDJHJHVWHOOWZDUXPGDQQQLFKWDOOH5HOLJLRQHQ]XPDODXFK
GDV &KULVWHQWXP HUIDVVW ZHUGHQ VROOHQ $QJHVLFKWV ]XQHKPHQGHU *HZDOW
gegen kirchliche Gebäude und Veranstaltungen und der Bedrohung orientalischer Kirchen und Christen in Deutschland, sei das nur konsequent.
Wir dokumentieren im folgenden die Stellungnahme von Thomas
Schirrmacher:
ŶƟͲŝƐůĂŵŝƐĐŚĞ^ƚƌĂŌĂƚĞŶƐŽůůĞŶŝŶĚĞƌWŽůŝnjĞŝůŝĐŚĞŶ<ƌŝŵŝŶĂůƐƚĂƟƐƟŬŶĞƵĞƌĨĂƐƐƚǁĞƌĚĞŶʹǁĂƌƵŵŶŝĐŚƚĂƵĐŚĂŶƟͲĐŚƌŝƐƚůŝĐŚĞ͍
Stellungnahme des Direktors des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Thomas Schirrmacher
1DFK0HGLHQEHULFKWHQ>]%ZZZZHOWGHRGHUZZZ]HLWGH@VHW]WVLFKHLQH
EUHLWH3KDODQ[YRQGHU3DUWHL'LH/LQNHEHUGLH*HZHUNVFKDIWGHU3ROL]HL
GHQ.RRUGLQLHUXQJVUDWGHU0XVOLPHXQGGDV²KLHUQLFKW]XVWlQGLJH²%XQdesinnenministerium dafür ein, dass die Innenministerkonferenz der BunGHVOlQGHU EHVFKOLH‰HQ P|JH GDVV LQ GHU VWDWLVWLVFKHQ (UIDVVXQJ GHU +DVVkriminalität in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) ein Unterpunkt von
6WUDIWDWHQ JHJHQ GHQ ,VODP HLQIKUW ZLUG GD GHU]HLW NHLQ ]DKOHQPl‰LJHU
hEHUEOLFN]XJHZLQQHQLVWZLHRIW0XVOLPHZHJHQLKUHU5HOLJLRQV]XJHK|ULJkeit und muslimische Einrichtungen Gegenstand von Angriffen sind.
Erfassung konkreter Verletzungen von Religionsfreiheit ist immer gut! Ich
P|FKWHDEHUIUDJHQZDUXPQXQQHEHQGHQMGLVFKHQQXUPXVOLPLVFKH)lOOH
]XVlW]OLFKHUIDVVWZHUGHQVROOHQZDUXPQLFKWGLHDOOHU5HOLJLRQHQXQGDXFK
des Christentums?
Es ist doch an der Zeit, die Angriffe auf Kirchengebäude und die eindeutig
gegen christliche Veranstaltungen, Personen oder Inhalte gerichteten Straftaten ebenso zu erfassen.
2GHUPXVVGLH0HKUKHLWVUHOLJLRQQLFKWPHKUJOHLFKHUPD‰HQJHVFKW]WZHUGHQ" 8QG ZHQQ PDQ VFKRQ GLH 0HKUKHLWVUHOLJLRQ EHUJHKHQ ZLOO ZDV LVW
dann mit koptischen Kirchen, syrisch-orthodoxen Kirchen oder freikirchliFKHQ*HElXGHQGLHDOOHVDPWUHOLJL|VH0LQGHUKHLWHQUHSUlVHQWLHUHQ"
Warum erfasst man dann nicht auch systematisch Übergriffe gegen ChrisWHQ HWZD LQ )OFKWOLQJVKHLPHQ ZR PDQ GRFK hEHUJULIIH JHJHQ 0XVOLPH
HEHQGDHUIDVVHQZLOO"
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚϮϱϵ
'HUVWHOOYHUWUHWHQGH%XQGHVYRUVLW]HQGHGHU3ROL]HLJHZHUNVFKDIW-|UJ5DGHN
stellt fest, dass die Erfassung antimuslimischer Delikte für die Polizei nur
HLQHQJHULQJHQ0HKUDXIZDQGGDUVWHOOHÅ:HQQPDQDQWLVHPLWLVFKH6WUDIWDWHQHUIDVVWVROOWHQDXFKDQWLPXVOLPLVFKH6WUDIWDWHQJH]lKOWZHUGHQ´]LWLHUW
ihn die WELT. So logisch das klingt, so unlogisch ist, dass er dann nicht
ebenso das Christentum und andere Religionen nennt. Gibt es denn nur
Juden und Muslime in Deutschland? Und gibt es nur Straftaten gegen diese
EHLGHQ5HOLJLRQHQ":LUGKLHUQLFKWPLW]ZHLHUOHL0D‰JHPHVVHQ"
Man verstehe mich nicht falsch. Ich bin dafür, dass antijüdische und antiPXVOLPLVFKH6WUDIWDWHQXVZHUIDVVWZHUGHQLFKZLOOQXUGDVVGLHDQWLFKULVWOLFKHQHEHQVRHUIDVVWZHUGHQ
,P)DOOHGHU2IÀFHIRU'HPRFUDWLF,QVWLWXWLRQVDQG+XPDQ5LJKWV2',+5
GHU2UJDQLVDWLRQIU6LFKHUKHLWXQG=XVDPPHQDUEHLWLQ(XURSH26=(ÀQGHWVLFKHLQW\SLVFKHV%HLVSLHO/DQJH=HLWZXUGHHXURSDZHLWQXUGLH'LVNULminierung von Juden erfasst, diskutiert und bekämpft. Lange später folgWHQGLH0XVOLPHXQGLKUH'LVNULPLQLHUXQJ$OOHVULFKWLJXQGQ|WLJ$EHUHUVW
nach vielerlei Eingaben, Protestenten und Druck konnte man sich in jüngster
Zeit durchringen, auch die Diskriminierung von „Christen und andere Religionen“ (so der Name der zuständigen Abteilung und Berichterstattung) zu
HUIDVVHQXQG]XNULWLVLHUHQ8QGHEHQQLFKW]XIlOOLJZXUGHGDV&KULVWHQWXP
QLFKW ZLH ,VODP XQG -XGHQWXP HLJHQVWlQGLJ HUIDVVW VRQGHUQ PLW DOOHQ DQderen Religionen zusammengenommen. Warum erfasst man alle „anderen“
5HOLJLRQHQGHQQQLFKWXQWHUGHP-XGHQWXPRGHUGHP,VODPZDVHEHQVRXQVLQQLJZlUH"
,P(XURSDUDWXQGLP(XURSlLVFKHP3DUODPHQWZDUGLH(QWZLFNOXQJlKQlich: Schon lange erfasst und bekämpft man den Antisemitismus, viel später
NDPHQhEHUJULIIHJHJHQ0XVOLPHGD]XDEHUHUVWLQMQJVWHU=HLWZLUGDXFK
WKHPDWLVLHUWGDVVHVhEHUJULIIHJHJHQ&KULVWHQJLEWRIÀ]LHOOHUIDVVWZLUGHV
immer noch nicht.
,VWGHQQGDV%HVFKPLHUHQHLQHU.LUFKHZHQLJHUVFKOLPPDOVGDV%HVFKPLHUHQ HLQHU 0RVFKHH" ,VW GLH 6FKlQGXQJ HLQHV FKULVWOLFKHQ *UDEHV ZHQLJHU
schlimm als die Schändung eines jüdischen Grabes? Ist Brandstiftung eines
UHOLJL|VHQ*HElXGHVMHZHLOVDQGHUV]XZHUWHQMHQDFKGHPZHOFKH5HOLJLRQ
sie trifft?
Nicht jeder Kirchendiebstahl ist gegen das Christentum gerichtet, aber das
ist ja bei Moscheen nicht anders. Nicht jede Schmiererei ist automatisch anWLUHOLJL|VZHQQGHU7H[WGHU6FKPLHUHUHLGDVQLFKWQDKHOHJW$EHUZHQQGLH
6WDWLVWLN JUXQGVlW]OLFK DQWLUHOLJL|VH 6WUDIWDWHQ HUIDVVW PXVV GDV QDFK JOHLchen Standards für alle Religionen geschehen. Kirchen brauchen in DeutschODQG ]XQHKPHQG hEHUZDFKXQJVGLHQVWH :DFKGLHQVWH RGHU EOHLEHQ JOHLFK
ganz geschlossen.
260
=XU5HOLJLRQVIUHLKHLWJHK|UWDXFKGDVV5HOLJLRQHQJOHLFKEHKDQGHOWZHUGHQ
'D]XJHK|UWGRFKDXFKJHUDGHGDVV*HZDOWJHJHQGLH5HOLJLRQVIUHLKHLWLQGHU
%UHLWHHUIDVVWZLUGQLFKWQXUIUHLQ]HOQH5HOLJLRQHQ,PPHUZLHGHULVW]X
K|UHQGDV&KULVWHQWXPZUGHLQ'HXWVFKODQGRGHU(XURSDDQGHUHQ5HOLJLonen vorgezogen. Mit der einseitigen zusätzlichen Erfassung von Straftaten
JHJHQ0XVOLPHZLUGGDV&KULVWHQWXPHLQGHXWLJEHQDFKWHLOLJW
Besonderen Schutz erfordern auch orientalische Kirchen und Christen, die
EHU-DKU]HKQWHDEHUDXFKVHKUDNWXHOOEHLXQVHLQJHZDQGHUWVLQGXQGHLQZDQGHUQXP6FKXW]YRUGHU9HUOHW]XQJXQG(LQVFKUlQNXQJLKUHU5HOLJLRQVIUHLKHLW]XÀQGHQ'LHVJLOWHEHQVRIU$V\OVXFKHQGHXQG0LJUDQWHQGLHLQ
'HXWVFKODQG ]XP &KULVWHQWXP NRQYHUWLHUW VLQG ZHLO GLHV KLHU LP 5DKPHQ
XQVHUHU5HOLJLRQVIUHLKHLWP|JOLFKLVWXQGOHLGHURIWGHV6FKXW]HVYRULKUHQ
9HUZDQGWHQXQG1DFKEDUQLKUHU8UVSUXQJVUHOLJLRQEHGUIHQ
ŽŶŶĞƌYƵĞƌƐĐŚŶŝƩĞϱϲͬϮϬϭϱƵƐŐĂďĞϯϵϮ͘
ͣ^ĐŚĂŏĂůůĞ'ĞƐĞƚnjĞŐĞŐĞŶƉŽƐƚĂƐŝĞĂď͕
ĚĞŶŶƐŝĞďĞŚŝŶĚĞƌŶĚŝĞDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚĞ͞
ĂƐtĞƐƚŵŝŶƐƚĞƌdŚĞŽůŽŐŝĐĂů^ĞŵŝŶĂƌLJƐƚĞůůƚĞŝŶĞƵŵĨĂƐƐĞŶĚĞ^ƚƵĚŝĞĚĞƌďĞŬĂŶŶƚĞŶ/ƐůĂŵǁŝƐƐĞŶƐĐŚĂŌůĞƌŝŶŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌ
ƺďĞƌƉŽƐƚĂƐŝĞŝŶĚĞƌnjĞŝƚŐĞŶƂƐƐŝƐĐŚĞŶŝƐůĂŵŝƐĐŚĞŶdŚĞŽůŽŐŝĞǀŽƌ
„Schafft alle Gesetze gegen Apostasie ab, denn sie behindern die MenschenUHFKWH´ 'LHVH :RUWH GHV .RUDQZLVVHQVFKDIWOHUV $EGXOODK 6DHHG DXV GHQ
Malediven und Australien stellte Christine Schirrmacher über ihre Gastvorlesung. Sie hielt die Vorlesung anlässlich des Erscheinens der englischen
$XVJDEH LKUHV ZLVVHQVFKDIWOLFKHQ +DXSWZHUNHV Å(V LVW NHLQ =ZDQJ LQ GHU
5HOLJLRQ´6XUH'HU$EIDOOYRP,VODPLP8UWHLO]HLWJHQ|VVLVFKHULVlamischer Theologen: Diskurse zu Apostasie, ... und Politik in muslimischen
*HVHOOVFKDIWHQGDV]HLWJOHLFKLQ(XURSDXQGGXUFK:LSI6WRFNLQGHQ86$
YHU|IIHQWOLFKWZXUGH&KULVWLQH6FKLUUPDFKHUZDUYRP3UlVLGHQWHQGHV:HVWPLQVWHU7KHRORJLFDO6HPLQDU\3URI'U3HWHU/LOOEDFNHLQJHODGHQZRUGHQ
in einer besonderen Gastvorlesung die Zusammenfassung ihrer Forschungsarbeit vorzutragen.
,QVHLQHU(LQOHLWXQJVDJWH3HWHU/LOOEDFNGD]XÅ:LUPVVHQGLH|IIHQWOLFKH
Theologie stärken, und Dr. Schirrmachers Forschung über die Originaltexte
GHUPXVOLPLVFKHQ*HOHKUWHQLVWHLQH]LHOJHULFKWHWH)RUVFKXQJK|FKVWHU4XDlität. Der Kampf für Religionsfreiheit muss ein integraler Bestandteil christOLFKHU7KHRORJLHVHLQ´%HLHLQHP7UHIIHQGHV/HKUN|USHUVGHUWKHRORJLVFKHQ
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ261
+RFKVFKXOH IUKHU DP JOHLFKHQ 7DJ KDWWH /LOOEDFN GHU :HOWZHLWHQ (YDQJHOLVFKHQ $OOLDQ] GDIU JHGDQNW DXI KRFKTXDOLÀ]LHUWH :HLVH GLH )KUXQJ LQ
)UDJHQZLH,VODPXQGUHOLJL|VH*HZDOWEHUQRPPHQ]XKDEHQ
Das Westminster Theological Seminary entstand 1929 in Philadelphia aus
dem Princeton Theological Seminary. Die Schule gilt als akademisches Flaggschiff der nicht-liberalen reformierten Kirchen mit Studenten aus rund 100
Ländern. Wie das Martin Bucer Seminar ist auch das Westminster TheologiFDO6HPLQDU\0LWJOLHGGHU:RUOG5HIRUPHG)HOORZVKLS
&KULVWLQH6FKLUUPDFKHUZXUGHYRQLKUHP(KHPDQQGHPEHNDQQWHQUHIRUmierten Religionssoziologen Thomas Schirrmacher begleitet, der Präsident
des Martin Bucer Seminars und Vorsitzender der Theologischen Kommission
GHU:HOWZHLWHQ(YDQJHOLVFKHQ$OOLDQ]LVW)ULKQZDUDPIROJHQGHQ7DJHLQH
Gastvorlesung am Westminster Theological Seminary über die neusten EntZLFNOXQJHQLQGHU5|PLVFK.DWKROLVFKHQ.LUFKHDQJHVHW]W
ŚƌŝƐƟŶĞƵŶĚdŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌŵŝƚWƌćƐŝĚĞŶƚWĞƚĞƌ>ŝůůďĂĐŬƵŶƚĞƌĚĞŵŽƌŝŐŝŶĂůĞŶ^ŝĞŐĞůĚĞƐtĞƐƚŵŝŶƐƚĞƌdŚĞŽůŽŐŝĐĂů^ĞŵŝŶĂƌLJ͘
262
ƌĞŝ,ĂƵƉƚƉŽƐŝƟŽŶĞŶnjƵƌƉŽƐƚĂƐŝĞ
,Q GHU +DELOLWDWLRQVVFKULIW YRQ &KULVWLQH 6FKLUUPDFKHU ÅÄ(V LVW NHLQ =ZDQJ
LQ GHU 5HOLJLRQ¶ 6XUH 'HU $EIDOO YRP ,VODP LP 8UWHLO ]HLWJHQ|VVLVFKHULVODPLVFKHU7KHRORJHQ´ZXUGHQHUVWPDOV2ULJLQDOVWLPPHQDXVGHULVODPLVFKHQ7KHRORJLH]XU%HXUWHLOXQJGHU$SRVWDVLHDXIJHDUEHLWHW(VZXUGHQ
GDIU7H[WHDXVGHP$UDELVFKHQ(QJOLVFKHQ)UDQ]|VLVFKHQXQG8UGXEHUsetzt und zugänglich gemacht.
+HXWHZHUGHQYRQLVODPLVFKHQ7KHRORJHQLP:HVHQWOLFKHQGUHL3RVLWLRQHQ
]XP*ODXEHQVDEIDOOYHUWUHWHQ'LHYROOH%HIUZRUWXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLW
GLHY|OOLJH1HJLHUXQJYRQ5HOLJLRQVIUHLKHLWPLW)RUGHUXQJGHUVRIRUWLJHQ7RGHVVWUDIHIU$SRVWDWHQVRZLHHLQH0LWWHOSRVLWLRQGLHLQQHUH*HGDQNHQIUHLKHLWJHVWDWWHWXQGYRU]XIUKHU9HUIROJXQJZDUQWEHLRIIHQHU$SRVWDVLH]%
bei Übertritt zu einem anderen Glauben) jedoch ebenfalls die Todesstrafe
HLQIRUGHUW²LQQHUKDOEGHUHWDEOLHUWHQLVODPLVFKHQ7KHRORJLHLVWOHW]WHUHGLH
KHXWHKlXÀJVWH$XIIDVVXQJ
Diese drei Hauptpositionen zur Apostasie stellt die Habilitationsschrift anKDQG GHU 9HU|IIHQWOLFKXQJHQ GUHLHU ZHOWZHLW HLQÁXVVUHLFKHU 7KHRORJHQ GHV
-DKUKXQGHUWVYRU<XVXIDO4DUDGDZLJHE$EGXOODK6DHHGJHE
XQG$EXO$·OD0DXGXGL²YHUIJHQEHUHLQHZHOWZHLWYLHOH
0LOOLRQHQ0HQVFKHQXPIDVVHQGH$QKlQJHUVFKDIWVRZLHSROLWLVFKHQ(LQÁXVV
KDEHQVLFKLQLKUHQ9HU|IIHQWOLFKXQJHQLQWHQVLYPLWGHU7KHPDWLNGHU$SRstasie befasst und mindestens ein selbständiges Werk dazu publiziert. Diese
ÅJOREDOSOD\HUV´DXIGHU|IIHQWOLFKHQ%KQHYRQ7KHRORJLH3ROLWLNXQG*HVHOOschaft genossen eine traditionell-islamische Ausbildung und folgen keinem
grundsätzlich koran- oder islamkritischen Diskurs. Durch ihre Herkunft und
ZHLWJHVSDQQWHQ7lWLJNHLWHQLQbJ\SWHQ4DWDU0DOHGLYHQ$XVWUDOLHQXQG,Qdien/Pakistan erlauben sie einen länderübergreifenden Blick auf die heutigen Beurteilung der Apostasie innerhalb der islamischen Theologie.
'LH6WXGLHHUOlXWHUWZDUXPHVLQYLHOHQLVODPLVFKJHSUlJWHQ/lQGHUQDXFK
heute für Konvertiten, kritische Intellektuelle, Künstler und progressive KoUDQZLVVHQVFKDIWOHU -RXUQDOLVWHQ XQG 6lNXODULVWHQ $JQRVWLNHU RGHU EHNHQQHQGH $WKHLVWHQ $XINOlUHU )UDXHQ XQG 0HQVFKHQUHFKWOHU VRZLH $QJHK|rige nicht-anerkannter Minderheiten keine Religionsfreiheit im Sinne der
UN-Menschenrechtscharta von 1948 gibt. Konvertiten und Andersdenkende
VHKHQVLFK²YRQ/DQG]X/DQGLQXQWHUVFKLHGOLFKHP0D‰²]XPLQGHVW'LVNULPLQLHUXQJHQ DXVJHVHW]W KlXÀJ MHGRFK HEHQIDOOV UHFKWOLFKHQ %HQDFKWHLOLJXQJHQ JHVHOOVFKDIWOLFKHU $XVJUHQ]XQJ ELV KLQ ]X |IIHQWOLFKHU bFKWXQJ
ZLOONUOLFKHU,QKDIWLHUXQJELV]X%HGURKXQJXQGVRJDU0RUG*UXQGGDIU
LVW QLFKW YRU DOOHP GLH *HVHW]JHEXQJ YRU 2UW GD QXU LQ ZHQLJHQ LVODPLVFK
geprägten Staaten ein in der Verfassung oder Gesetzgebung verankertes
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ263
Verbot der Apostasie existiert. Schariarecht gilt in den meisten arabischen
Staaten ausschließlich im Zivilrecht, nicht aber im Strafrecht. Meist erfahUHQ.RQYHUWLWHQGHQJU|‰WHQ'UXFNVHLWHQVGHU)DPLOLHXQG*HVHOOVFKDIWQXU
LQ ZHQLJHQ 6WDDWHQ NRPPW HV ]X RIÀ]LHOOHQ JHULFKWOLFKHQ $QNODJHQ ZHJHQ
Glaubensabfall.
gIIHQWOLFKH 0HLQXQJVIKUHU DEHU LQVEHVRQGHUH HLQÁXVVUHLFKH 9HUWUHWHU
der islamischen Theologie, besitzen über vielerlei Kanäle große gesellschaftliche Prägekraft. Der Transfer ihrer Auffassungen in Theologie und Recht,
aber vor allem in die Mitte der Gesellschaft, steht im Mittelpunkt dieser Untersuchung. Nach einem Überblick über die Beurteilung der Apostasie und
den Umgang mit Apostaten in der Geschichte von der Frühzeit des Islam
ELV]XU0RGHUQHZHUGHQGLHZLFKWLJVWHQ9HU|IIHQWOLFKXQJHQ YRQ $EGXOODK 6DHHG $EX O
$·OD0DXGXGLXQG<XVXIDO4DUDGDZLHUOlXWHUW
XQG DXVJHZHUWHW 'LH DEVFKOLH‰HQG JHVWHOOWH
)UDJHODXWHWREXQGXQWHUZHOFKHQ%HGLQJXQJHQGLH%HIUZRUWHUYROOHU5HOLJLRQVIUHLKHLWLQ
=XNXQIWHLQJU|‰HUHV)RUXP]XU9HUEUHLWXQJ
LKUHU$XIIDVVXQJHQKDEHQN|QQWHQ
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ƉŽƐƚĂƐLJĨƌŽŵ/ƐůĂŵĂƐũƵĚŐĞĚďLJĐŽŶƚĞŵƉŽƌĂƌLJ /ƐůĂŵŝĐ dŚĞŽůŽŐŝĂŶƐ ʹ ŝƐĐŽƵƌƐĞƐ ŽŶ ƉŽƐƚĂƐLJ͕ ZĞůŝŐŝŽƵƐ &ƌĞĞĚŽŵ͕ĂŶĚ,ƵŵĂŶZŝŐŚƚƐ͘ϮϬϭϲ͘ϲϮϬ^͘
Wď͘ ϰϵ͕ϴϬ hZ ΀΁ /^E ϵϳϴͲϯͲϴϲϮϲϵͲ
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264
Christine Schirrmacher ist habilitierte IslamZLVVHQVFKDIWOHULQ XQG OHKUW DOV 3URIHVVRULQ
IU ,VODPZLVVHQVFKDIW DQ GHQ 8QLYHUVLWlWHQ
Bonn und Leuven. Sie promovierte im Fach IsODPZLVVHQVFKDIWDQGHU8QLYHUVLWlW%RQQPLW
einer Arbeit zur christlich-islamischen Kontroverse im 19. und 20. Jahrhundert und habilitierte sich dort mit einer Studie über die
3RVLWLRQLHUXQJ HLQÁXVVUHLFKHU PXVOLPLVFKHU
Theologen des 20. Jahrhunderts zu Religionsfreiheit, Menschenrechten und dem Abfall vom Islam. 2013 vertrat sie den Lehrstuhl
,VODPZLVVHQVFKDIW DQ GHU 8QLYHUVLWlW (UIXUW
2013/14 lehrte sie als TEA-Professorin an der
Universität Tübingen am Institut für HumanJHRJUDSKLH 6FKZHUSXQNW 3ROLWLVFKH *HRJUDSKLHXQG.RQÁLNWIRUVFKXQJ
Sie unterrichtet regelmäßig als Gastdozentin an verschiedenen Akademien
GHV /DQGHV XQG %XQGHV ZLH HWZD VHLW UXQG -DKUHQ DQ GHU Å$NDGHPLH
$XVZlUWLJHU 'LHQVW´ HKHPDOV 'LSORPDWHQVFKXOH GHV $XVZlUWLJHQ $PWHV
%HUOLQVRZLHIRUWODXIHQGDOV*DVWGR]HQWLQEHL/DQGHVXQG%XQGHVEHK|UGHQ
der Sicherheitspolitik.
Als Leiterin des „International Institute of Islamic Studies“ (IIIS) der WeltZHLWHQ(YDQJHOLVFKHQ$OOLDQ]:($LVWVLHDXIQDWLRQDOHUZLHLQWHUQDWLRQDler Ebene an Dialoginitiativen und Diskursen mit muslimischen Theologen
EHWHLOLJWZLHHWZDGHU1DFKIROJHNRQIHUHQ]]XPÅ2IIHQHQ%ULHIGHUPXVOLPLVFKHQ7KHRORJHQDQ3DSVW%HQHGLNW;9,XQGGLHJDQ]H&KULVWHQKHLW´GHU
<DOH8QLYHUVLW\1HZ+DYHQ86$RGHUGHPÅ%HUOLQ)RUXPIRU3URJUHVVLYH0XVOLPV´HLQHU)DFKWDJXQJGHU)ULHGULFK(EHUW6WLIWXQJ
Berlin.
ŽŶŶĞƌYƵĞƌƐĐŚŶŝƩĞϬϮͬϮϬϭϲƵƐŐĂďĞϯϵϳ͘
WƌŽĨ͘ƌ͘dŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌŝŶZƵƚĞƐŚĞŝŵ͗
ͣZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚŐĞŚƂƌƚnjƵƌEĞƵƚƐĐŚůĂŶĚƐ͞
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ĞŝŶĞ,ĞƌĂƵƐĨŽƌĚĞƌƵŶŐĨƺƌWŽůŝƟŬƵŶĚ<ŝƌĐŚĞŶ͞
$P)HEUXDUIDQGLPPLWHWZD*lVWHQEHUYROOEHVHW]WHQ%Ugersaal in Rutesheim ein Vortragsabend zum Thema Christenverfolgung
VWDWW(LQJHODGHQKDWWHQLQ=XVDPPHQDUEHLWPLW6DELQH.XUW]0G/GHU($.²
.UHLVYHUEDQG%|EOLQJHQXQGGHU&'86WDGWYHUEDQG5XWHVKHLPXQWHU9RUVLW]
von Reinhart Boehm.
'LH =XK|UHU ODXVFKWHQ GHP 9RUWUDJ YRQ 3URI 'U 7KRPDV 6FKLUUPDFKHU
YRQGHUHUVWHQ0LQXWHDQZLHJHEDQQW$OVKHUDXVUDJHQGHU.HQQHUGHU0Dterie behandelte er das Thema „Christenverfolgung“ nicht isoliert, sondern
betrachtete es in einem universalen Rahmen. Religionsfreiheit, Menschenrechte und die globale Situation der Religionen spielten genauso eine Rolle
ZLHGLHZHOWZHLWHgNXPHQHRGHU²JDQ]DNWXHOO²GLH)OFKWOLQJVIUDJH
(LQHQJUR‰HQ7HLOGHV9RUWUDJVZLGPHWHHUGHP7KHPDÅ5HOLJLRQVIUHLKHLW´
dargestellt an der gesellschaftlichen und politischen Situation in Ländern, in
GHQHQHQWZHGHUGDV&KULVWHQWXPRGHUGHU,VODPGLHYRUKHUUVFKHQGH5HOLJLRQ
bilden. Während in christlich geprägten Ländern der Neuzeit aufgrund ihrer
KLVWRULVFKHQ(QWZLFNOXQJ5HOLJLRQVIUHLKHLWVHOEVWYHUVWlQGOLFKJHZRUGHQVHL
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ265
herrsche in den meisten islamisch geprägten Ländern keine Toleranz und
HLQH YRQ GHU 6FKDULD GRPLQLHUWH 5HFKWVDXIIDVVXQJ %HLGH (QWZLFNOXQJHQ
GDXHUWHQQRFKDQXQGEHHLQÁXVVWHQELVKHXWHZHLWH7HLOHGHU:HOW
'DVUHOLJL|VH6HOEVWYHUVWlQGQLVHLQHU*HVHOOVFKDIWKDEHWLHIJUHLIHQGH$XVZLUNXQJHQ DXI GLH (QWZLFNOXQJ VHLQHU 6WDDWVIRUP =XU 'HPRNUDWLH JHK|UH
XQZHLJHUOLFKGLH5HOLJLRQVIUHLKHLW-XVWGDUDQVFKHLWHUWHQELVODQJGLHGHPRNUDWLVFKHQ%HZHJXQJHQLQLVODPLVFKHQ/lQGHUQ'HQQ5HOLJLRQVIUHLKHLWZLderspräche bisher den am meisten verbreiteten Formen des Islam.
'LH)ROJHQ:lKUHQGFKULVWOLFKHXQGDQGHUHUHOLJL|VHRGHUZHOWDQVFKDXliche Minderheiten in muslimischen Ländern oft diskriminiert oder verfolgt
ZUGHQ JHQ|VVHQ PXVOLPLVFKH 0LQGHUKHLWHQ LQ /lQGHUQ PLW FKULVWOLFKHU
Mehrheit in der Regel Freiheitsrechte. Muslimische Minderheiten, die in ihren
PXVOLPLVFKHQ+HUNXQIWVOlQGHUQXQWHUGUFNWZUGHQZLHEHLVSLHOZHLVH$OHYLWHQRGHUGLH$KPDGL\\DVEHJU‰WHQXQGEHIUZRUWHWHQLQGHU5HJHOGLH
Religionsfreiheit in christlich geprägten Ländern sehr. Islamistische Extremisten hingegen hätten sich zum Ziel gesetzt, die Religionsfreiheit zu „überZLQGHQ´ XQG PLVVEUDXFKWHQ GLHVH KlXÀJ XP LKUH ,GHRORJLH ]X YHUEUHLWHQ
'HUZHOWZHLWH,VODPVHLDOVRNHLQHVZHJVKRPRJHQÅ'LIIHUHQ]LHUWHV8UWHLOHQ
XQG+DQGHOQVLQGKLHUYRQQ|WHQ´EHWRQWH6FKLUUPDFKHUÅ,QGHU3UD[LVKHL‰W
GDV,VODPLVWHQPXVVGXUFKGLH6WDDWVJHZDOWGLHÄURWH.DUWH¶JH]HLJWZHUGHQ
Hilfs- und Schutzbedürftige aber haben Anspruch auf Unterstützung“, so
Schirrmacher. „Für muslimische Flüchtlinge hierzulande gilt dies genauso
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ZĞŝŶŚĂƌƚŽĞŚŵ͘
266
ZLHIUYHUIROJWH&KULVWHQLQDQGHUHQ/lQGHUQ'HQQ'HU(LQVDW]IU5HOLJLRQVIUHLKHLWXQGGHU.DPSIJHJHQ&KULVWHQYHUIROJXQJJHK|UHQ]XVDPPHQ
Beides macht das christliche Ethos aus und ist auch Leitlinie der CDU.“
Daher sieht Schirrmacher Deutschland hinsichtlich der Behandlung von
)OFKWOLQJHQLQGHU3ÁLFKWÅ:LUVLQGGHU0HQVFKHQZUGHXQGGHU+XPDQLWlWYHUSÁLFKWHW²GDVJHK|UW]XXQVHUHU'1$²GDUDQIKUWNHLQ:HJYRUEHL´
so sein Credo.
$XFK6DELQH.XUW]YHUZLHVLQLKUHP*UX‰ZRUWDXIGLH%HGHXWXQJGHU5HOLJLonsfreiheit und der christlich-jüdischen Tradition für Deutschland. „Religion
ist nicht Privatsache“, betonte sie in Abgrenzung zur Auffassung der Grünen
XQGDQGHUHU.UlIWHGLH5HOLJLRQDXVGHP|IIHQWOLFKHQ/HEHQYHUGUlQJHQXQG
GDV=XVDPPHQVSLHOYRQ6WDDWXQG.LUFKHQWUHQQHQZROOHQ$XFKKDOWHVLHHV
IUEHGHXWVDPGLHHLJHQHFKULVWOLFKH5HOLJLRQEHZXVVW]XSÁHJHQÅ:HUVLFK
VHLQHUHLJHQHQ5HOLJLRQJHZLVVLVWNDQQLQHLQHQVHOEVWEHZXVVWHQ'LDORJPLW
anderen Religionen treten.“ (Marc Krüger)
YƵĞůůĞ͗ ŚƩƉ͗ͬͬǁǁǁ͘ƐƚĂĚƚĂŶnjĞŝŐĞƌͲŝŵͲŶĞƚnj͘ĚĞͬůŽŬĂůĞƐͬƉƌŽĨͲƐĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌͲƌĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚͲŐĞŚŽĞƌƚͲnjƵƌͲ
ĚŶĂͲĚĞƵƚƐĐŚůĂŶĚƐ ;mďĞƌŶĂŚŵĞ ŵŝƚ ĨƌĞƵŶĚůŝĐŚĞƌ 'ĞŶĞŚŵŝŐƵŶŐͿ͘ ŽŶŶĞƌ YƵĞƌƐĐŚŶŝƩĞ ϬϳͬϮϬϭϲ ƵƐŐĂďĞϰϬϮ͘
EĂŚĞƌKƐƚĞŶ͗ƐĨĞŚůƚĂŶ<ŽŶnjĞƉƚĞŶ
njƵŵƵĩĂƵǀŽŶŝǀŝůŐĞƐĞůůƐĐŚĂŌĞŶ
ŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌƐƉƌŝĐŚƚĂŵĚŝĞƐĂĐĂĚĞŵŝĐƵƐ
ĚĞƌhŶŝǀĞƌƐŝƚćƚŽŶŶǀŽƌƺďĞƌĨƺůůƚĞŵ,ƂƌƐĂĂů
'LH %RQQHU ,VODPZLVVHQVFKDIWOHULQ &KULVWLQH 6FKLUUPDFKHU UHIHULHUWH DP
GLHVDFDGHPLFXVGHU8QLYHUVLWlW%RQQDPYRU=XK|UHUQLP
EHUIOOWHQ +|UVDDO ]XP 7KHPD Å.RQÁLNWUDXP 1DKHU 2VWHQ XQG Ä,VODmischer Staat‘: Konfrontation mit dem Westen oder sunnitisch-schiitischer
.RQÁLNW"´
Bedrückend seien die vielen Faktoren, so die Professorin, die derzeit
fehlten, um Hoffnung in der Region aufkommen zu lassen. Es fehle im
Nahen Osten konkret an machbaren Konzepten zum Aufbau einer Zivilgesellschaft, zur Duldung von gesellschaftlichem und politischem Pluralismus, es fehle an Konzepten für einen friedlichen Ausgleich und einer
JHUHFKWHQJHVHOOVFKDIWOLFKHQ7HLOKDEH]ZLVFKHQHWKQLVFKHQXQGUHOLJL|VHQ
Gruppierungen, es fehle an Konzepten zur Durchsetzung von tatsächlicher
*OHLFKEHUHFKWLJXQJ ]ZLVFKHQ )UDXHQ XQG 0lQQHUQ HV IHKOH DEHU YLHOHURUWVDXFKDQNRQVHQVIlKLJHQ.RQ]HSWHQIUHLQH7UHQQXQJ]ZLVFKHQ6WDDW
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ267
und Religion. Frauen-, Freiheits- und Menschenrechte, Religionsfreiheit
PLWGHU0|JOLFKNHLWDXFKGHQ,VODPYHUODVVHQXQGVLFKHLQHUDQGHUHQ5HOLJLRQ]XZHQGHQ]XN|QQHQVRZLH)RUHQGHUIUHLHQ0HLQXQJVlX‰HUXQJLP
|IIHQWOLFKHQ5DXPVHLHQDXFKQDFKGHP$UDELVFKHQ)UKOLQJJU|‰WHQWHLOV
Desiderate im Nahen Osten geblieben. Das alles bilde den Untergrund für
UHOLJL|VH5DGLNDOLVPHQIU$EZDQGHUXQJRGHUGLH|IIHQWOLFKHJHZDOWVDPH
Entladung von Protesten.
'LH9RUOHVXQJEHOHXFKWHWHDOV%HJUQGXQJGLHVHU6LFKWZHLVHJHVHOOVFKDIWOLFKHXQGSROLWLVFKH(QWZLFNOXQJHQDEHWZDLQGHU5HJLRQGHV1DKHQ
Osten und untersuchte die Gründe für das Scheitern des Arabischen Frühlings und die Entfesselung von Kräften, die in der Gründung des sogenannten
„Islamischen Staates“ mündeten.
'LH8PEUFKHGHVÅ$UDELVFKHQ)UKOLQJV´DEZHFNWHQ²VRGLH5HGQHULQ²LQGHU0(1$5HJLRQ]XQlFKVWJUR‰H+RIIQXQJHQDXIHLQH(UZHLWHUXQJHLQJHVFKUlQNWHU0HQVFKHQ)UDXHQXQG)UHLKHLWVUHFKWHVRZLHDXIHLQH
Demokratisierung der politischen Systeme, die sich vielerorts nicht erfüllten,
MDLQHLQLJHQ6WDDWHQGHV1DKHQ2VWHQVPLWWOHUZHLOHLQ&KDRVXQG$QDUFKLH
PQGHWHQ'LH8PEUFKHRIIHQEDUWHQXQJXWHSROLWLVFKHZLHJHVHOOVFKDIWOLFKH
(QWZLFNOXQJHQGLHVLFKLQHLQHUNRQVWDQWHQ$EZlUWVEHZHJXQJPLQGHVWHQV
IUGLHYHUJDQJHQHQ-DKUHGHXWOLFKQDFK]HLFKQHQODVVHQVRZLHLQWHQVLYH
innerstaatliche und innerkonfessionelle Spannungen, deren Ursachen bis zur
Entstehung des Islam zurückreichen. Und schließlich offenbarten sie auch
GDVKHXWHZHLWKLQHUNHQQEDUH)HKOHQHLQHUNRQVHQVIlKLJHQSROLWLVFKHQ9RU-
ŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌǁćŚƌĞŶĚŝŚƌĞƐsŽƌƚƌĂŐĞƐ͘
268
VWHOOXQJHLQHV*HPHLQZHVHQVDOV$OWHUQDWLYH]XGHQDXWRNUDWLVFKHQ5HJLPHQ
die sich mit dem Werden der Nationalstaaten nach dem 2. Weltkrieg etabliert
hatten.
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ZĞůŝŐŝŽŶƐĚŝĂůŽŐŝŶƐĞƌďĂŝĚƐĐŚĂŶ
(Bonn, 20.09.2016) Thomas und Christine Schirrmacher haben in Aserbaidschan das Religionsministerium und Regierungsorganisationen im Bereich
von Religionen und Kulturen, außerdem die Führer der unterschiedlichen
islamischen Richtungen, das Oberhaupt der jüdischen Gemeinschaft und die
/HLWXQJHQGHURIÀ]LHOOHQ.RQIHVVLRQHQGHV/DQGHVRUWKRGR[NDWKROLVFKOXtherisch) besucht, um sich ein Bild von der Lage der Religionsfreiheit und
GHP6WDQGGHV'LDORJV]ZLVFKHQ,VODP-XGHQWXPXQG&KULVWHQWXP]XPDFKHQ 'DQHEHQ WUDIHQ VLH VLFK PLW GHQ 9RUVLW]HQGHQ GHU ZLFKWLJVWHQ 0HQVFKHQUHFKWVRUJDQLVDWLRQHQ GHV /DQGHV 'DV 5HOLJLRQVPLQLVWHULXP >Å6WDWH
&RPPLWWHHIRU:RUNZLWK5HOLJLRXV$VVRFLDWLRQV´6&:5$@EHUZDFKWDOOH
Religionen des Landes, insbesondere aber den organisierten Islam. Vorsitzender ist Mubariz Gurbanli, sein Stellvertreter, der das Gespräch vorbereitet hatte, ist Siyavush Haydarov. Das multikulturelle Institut der Regierung
>%DNX ,QWHUQDWLRQDO 0XOWLFXOWXUDOLVP &HQWUH@ ZXUGH GXUFK GLH /HLWHU 'U
Ayten Gahraman und Neriman Qasimzade, vertreten. Das Institut soll die
VSUDFKOLFKH HWKQLVFKH XQG UHOLJL|VH 9LHOIDOW GHV /DQGHV I|UGHUQ XQG GLH ²
DQJHEOLFKH²(LJHQHQWZLFNOXQJGHUYLHOHQHWKQLVFKHQ*UXSSHQI|UGHUQ'DV
Institut ist auch für die rund eine Millionen Flüchtlinge aus dem von Armenien besetzten Berg-Karabach zuständig, über die sich die deutschen ExperWHQDXVIKUOLFKLQIRUPLHUHQOLH‰HQ=XGHP%HVXFKGHU)KUHUGHVRIÀ]LHOOHQ
,VODP JHK|UWH DXFK HLQ *HVSUlFK PLW GHP LVODPLVFKHQ Å5HOLJLRXV &RXQFLO
of the Caucasus“, der für den ganzen Kaukasus zuständig ist, und ein ausIKUOLFKHU %HVXFK YRQ GHVVHQ %LEOLRWKHN KLVWRULVFKHU +DQGVFKULIWHQ VRZLH
HLQ%HVLFKWLJXQJGHU7D]D3LU0RVFKHH6FKHLFK$OODKüNU3DüD]DGԥ, Großmufti des Kaukasus und Vorsitzender des Rates der Religionen des Kaukasus,
selbst Schiit, ist der einzige Großmufti der Welt, der für Sunniten und Schiiten zugleich spricht. Aserbaidschan ist auch das einzige Land der Erde, in
GHUVXQQLWLVFKHXQGVFKLLWLVFKH0XVOLPHLKUH*HEHWHODQGHVZHLWJHPHLQVDP
LQGHQVHOEHQ0RVFKHHQYHUULFKWHQZHQQDXFKXUVSUQJOLFKDXIVWDDWOLFKHQ
Druck hin.
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚϮϲϵ
Zu den beteiligten Vorstandsmitgliedern des „Caucasus Muslim Board“ geK|UWHQGLH9L]HSUlVLGHQWHQ'U.DPHU$-DYDGOL6KLPUDQ+DVDQRYXQGGLH
Vizepräsidentin, die ausführlich das islamische Bildungssystem des Landes
erläuterte.
Später trafen sich Thomas und Christine Schirrmacher auch mit Frau Prof.
Antiga Gurbanova, die die von ihr gegründete Islamische Universität aus Protest gegen die zunehmende Islamisierung verlassen hatte und zu einer beGHXWHQGHQ)UDXHQUHFKWOHULQGHV/DQGHVZXUGH
In einem privaten Ambiente trafen sie dann aber auch den Führer der
8QWHUJUXQGVFKLLWHQ RIÀ]LHOO GHU 9RUVLW]HQGH GHV &HQWUH IRU WKH 3URWHFWLRQ
of Freedom of Conscience and Religion (DEVAMM), Ilgar Ibragimoglu. Er
ZLUGGHUÅ0XTWDGDDV6DGUYRQ$VHUEDLGVFKDQ´JHQDQQWÅ0XTWDGDDV6DGU
… (* 12. August 1973 im Irak), ist ein radikaler irakischer Geistlicher, Milizenführer und Schiiten-Politiker, dessen Streitkräfte von 2004 bis 2008
gegen US-amerikanische und irakische Truppen kämpften“ (Wikipedia,
05.08.2016).
„Vorherrschende Religion ist der schiitische Islam, der im 8. Jahrhundert
YRQ DUDELVFKHQ (UREHUHUQ YHUEUHLWHW ZXUGH $VHUEDLGVFKDQ LVW QHEHQ GHP
,UDQ GHP ,UDN XQG %DKUDLQ HLQHV GHU ZHQLJHQ /lQGHU PLW VFKLLWLVFKHU %HY|ONHUXQJVPHKUKHLW 3UR]HQW GHU PXVOLPLVFKHQ $VHUEDLGVFKDQHU EHNHQnen sich zur schiitischen und 15 Prozent zur sunnitischen Glaubensrichtung.
9LHOH$VHUEDLGVFKDQHUZXUGHQZlKUHQGGHU6RZMHWKHUUVFKDIWVlNXODULVLHUW
'DKHUEH]HLFKQHQVLFKKHXWHQXUHWZD3UR]HQWDOVUHJHOPl‰LJSUDNWL]LHrende Muslime. Die meisten Aserbaidschaner praktizieren den Islam nur an
KRKHQ)HLHUWDJHQZLHGHP5DPDGDQ1DFKGHP=XVDPPHQEUXFKGHU6RZjetunion erlebte der Islam aber eine Wiedergeburt. Immer mehr Menschen
ZDQGWHQVLFKGHP,VODPZLHGHU]X%HVRQGHUVLP6GHQGHV/DQGHVHQWVWHKW
VHLWHLQLJHQ-DKUHQGXUFKLUDQLVFKHQ(LQÁXVVHLQHRUWKRGR[HUH)RUPGHV,VODPV%HUHLWVZXUGHQHUVWHSROLWLVFKH2UJDQLVDWLRQHQPLWLVODPLVFKHP
&KDUDNWHULQ$VHUEDLGVFKDQJHJUQGHW+LHU]XJHK|UHQGLH,VODPLVFKH3DUWHL
Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen Fortschritt
XQGGLH2UJDQLVDWLRQ$]DG5XKDQLOHU$QVFKOLH‰HQGZXUGHQXQWHUGHQDNWXalisierten laizistischen Gesetzen Aserbaidschans im Jahr 1995 die Islamische
Partei Aserbaidschans, die Aserbaidschanische Partei für islamischen FortVFKULWWXQGDQGHUHLVODPLVFKH3DUWHLHQXQG2UJDQLVDWLRQHQYHUERWHQXQGGLH
*UQGXQJ XQG 1HXJUQGXQJ YRQ UHOLJL|VHQ 3DUWHLHQ VLQG QXQ JHVHW]OLFK
verboten“ (Wikipedia, 05.08.2016).
'HU9RUVLW]HQGHGHUÅ5HOLJLRXV&RPPXQLW\RI0RXQWDLQ-HZVRI$]HUEDLMDQ´ 5DEEL <HYGD\HY 0LOLNK ,OKDQRQRYLFK IKUWH GLH GHXWVFKHQ ([SHUWHQ
durch die 2003 erbaute Synagoge in Baku. Er berichtete, dass Juden in Baku
SUREOHPORV LQ WUDGLWLRQHOOHU .OHLGXQJ VSD]LHUHQ JHKHQ N|QQWHQ RKQH GDVV
270
es je Probleme gäbe. Neben den sogenannten ‚Bergjuden‘ gibt es in Aserbaidschan aschkenasische Juden europäischer Herkunft und Georgier, die
zum Judentum übergetreten sind. Insgesamt schätzt man 25.000 bis 30.000
Juden im Land.
Schließlich besichtigten die Experten noch Ateschgah, einen zoroastrischen Feuertempel in der Nähe der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, in
GHPDXFKKLQGXLVWLVFKH3LOJHUGDV)HXHUYHUHKUWHQ+LHUVWU|PW*DVDXVGHU
(UGHGDVGDXHUKDIWXQGYRQDOOHLQHEUHQQWZDVIUKHUDOVJ|WWOLFKHV:XQGHU
galt.
Der russisch-orthodoxe Erzbischof von Baku und der aserbaidschanischen Eparchie Alexander Ischein hat seinen Amtssitz neben der Kathedrale.
(U]SULHVWHU 0HIRGLW\ $IDQGL\HY 6HNUHWlU GHV 'L|]HVDQEURV GHU 5XVVLVFK
Orthodoxen Kirche in Baku und Aserbaidschan, gab Thomas und Christine
Schirrmacher einen umfassenden Einblick in die Lage seiner Kirche im Land,
ZR]XDXFKHLQH)KUXQJGXUFKGLHUXVVLVFKRUWKRGR[H.DWKHGUDOHJHK|UWH
6LHZXUGHHUEDXWDEHUJHVFKORVVHQXQGGXUFKVRZMHWLVFKHQ
%HVFKXVV]HUVW|UW'DQNHLQHU6SHQGHHLQHVD]HULVWlPPLJHQUXVVLVFKHQ*HVFKlIWVPDQQVZXUGHGLH.DWKHGUDOHELVQHXHUEDXWXQGYRQ3DWULDUFK $OH[LXV ,, ]XU %LVFKRIVNLUFKH JHZHLKW GD GLH EHUKPWH $OH[DQGHU
1HZVNL.DWKHGUDOHYRQGHQ6RZMHWVJHVSUHQJWZRUGHQZDUJDEHQ
GHU%HY|ONHUXQJDQUXVVLVFKRUWKRGR[]XVHLQQHXHUH'DWHQJLEWHV
nicht.
(VJLEWVFKlW]XQJVZHLVH3URWHVWDQWHQXQG.DWKROLNHQGDQHEHQ
1200 Zeugen Jehovas. Neben einem Besuch des Leiters der katholischen Gemeinde Fr. Jozef Cerkov in der sog. Pro-Kathedrale der Apostolischen Präfektur in Aserbaidschan standen Gottesdienstbesuch und Besuch der KirchenJHPHLQGH GHU HYDQJHOLVFKOXWKHULVFKHQ (UO|VHUNLUFKH DXI GHP 3URJUDPP
Pfarrerin Vera Nesterova ist für die russischen Gottesdienste zuständig und
Pfarrer Manzar Ismayilova für die Gottesdienste in Azeri. Die Gottesdienste
ÀQGHQJHJHQHLQH0LHWHIUMHGHQ*RWWHVGLHQVWLQGHUGHP6WDDWJHK|UHQGHQ
LPSRVDQWHQ(UO|VHUNLUFKHVWDWW
'LH :HEVHLWH GHV 5HOLJLRQVPLQLVWHULXPV QHQQW QHEHQ GHQ RIÀ]LHOOHQ .LUFKHQQRFKGLH%DSWLVWHQGLH$GYHQWLVWHQ]ZHLNOHLQHRUWKRGR[H*UXSSHQXQG
ZHLWHUHVHKUNOHLQH*UXSSLHUXQJHQ
$VHUEDLGVFKDQEHÀQGHWVLFKDXIGHP:HOWYHUIROJXQJVLQGH[GHV+LOIVZHUNV2SHQ'RRUVDXI3ODW]GHU6WDDWHQGLH&KULVWHQDPPHLVWHQYHUIROJHQ
Å'LH$VHUEDLGVFKDQLVFKH9HUIDVVXQJJHZlKUWDOOHQ5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ
formal Religionsfreiheit. Allerdings müssen sich alle Religionsgemeinschaften registrieren. Nicht registrierte christliche Gemeinden sind somit illegal.
Die Herstellung, die Einfuhr oder der Verkauf von Bibeln ohne ausdrückliche
VWDDWOLFKH *HQHKPLJXQJ JHOWHQ DOV 6WUDIWDW 2IW ZHUGHQ GLH $NWLYLWlWHQ GHU
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ271
dŚŽŵĂƐ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌŝŵ'ĞƐƉƌćĐŚŵŝƚĚĞŵŬĂƚŚŽůŝƐĐŚĞŶWĨĂƌƌĞƌ&ƌ͘:ŽnjĞĨĞƌŬŽǀ͘
FKULVWOLFKHQ*HPHLQGHQYRQGHPVWDDWOLFKHQ.RPLWHHIUUHOLJL|VH$QJHOHJHQheiten oder der Geheimpolizei beobachtet und kontrolliert. Im Mai 2009 sind
in Aserbaidschan ein neues Religionsgesetz und damit verbundene Novellen
]XP 9HUZDOWXQJV XQG 6WUDIJHVHW] LQ .UDIW JHWUHWHQ 5HOLJLRQVJHPHLQVFKDIWHQ GLH VLFK QLFKW ELV -DQXDU UHJLVWULHUHQ OLH‰HQ ZXUGHQ QLFKW PHKU
akzeptiert“ (Wikipedia, 06.08.2016).
In den 1990er Jahren galten alle Christen als fünfte Kolonne Armeniens
XQG ZXUGHQ GHVZHJHQ VRZRKO YRP 6WDDW DOV DXFK YRQ GHU 0HKUKHLWVEHY|ONHUXQJ EHDUJZ|KQW XQG GLVNULPLQLHUW 8QWHU GHP GHU]HLWLJHQ 3UlVLGHQWHQ
KDWVLFKGLHVJUXQGOHJHQGJHlQGHUWZLHDOOH.RQIHVVLRQHQEHUHLQVWLPPHQG
EHULFKWHQ HLQKHLPLVFKH &KULVWHQ ZHUGHQ QLFKW PHKU PLW GHP .RQÁLNW PLW
Armenien in Verbindung gebracht.
5XVVODQGVWHKWLP%HUJ.DUDEDFK.RQÁLNWJUXQGVlW]OLFKDXI6HLWHGHVHEHQIDOOV ÄFKULVWOLFKHQ¶ $UPHQLHQV XQG KlOW GHQ .RQÁLNW DP .|FKHOQ OLHIHUW ]XJOHLFKDEHU:DIIHQDQEHLGH6HLWHQGHQQHVZLOOVHLQHQ(LQÁXVVDXIGLHIUKHUH6RZMHWUHSXEOLN$VHUEDLGVFKDQDXFKQLFKWYHUOLHUHQ
DĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚƐŽƌŐĂŶŝƐĂƟŽŶĞŶ
An dem mehrstündigen Gespräch mit den Leitern der meisten Menschenrechtsorganisationen des Landes nahmen teil:
Dr. Saadat Benanyarly, Präsidentin der IGFM-Aserbaidschan, Novella Jafarova-Appelbaum (Vorsitzende der Association for the Protection of Women’s
Rights in Azerbaijan after D. Aliyeva), Eldar Zeynalov (Aserbaidschan Human
Rights Center, AHRC), Zaliha Tahirova (Human Rights Center of Azerbaijan),
272
Avaz Hasanov (Nationaler Koordinator der Azerbaijani National Platform of
the Civil Society Forum Eastern Partnership), Alimammad Nuriyev (Präsident der „Constitution“ Researches Foundation), Sahib Mammadov (Vorsitzender der Citizens’ Labour Rights Protection League), Saida Godjamanli
%XUHDX RI +XPDQ 5LJKWV DQG /DZ\HU 5HVSHFW $YD] 4DVDQRY &KDLUPDQ
Humanitarian Research Public Union).Die meisten MenschenrechtsorganisaWLRQHQ HQWVWDPPHQ GHU 6SlW]HLW GHU 6RZMHWXQLRQ DOV HV HUVWPDOV P|JOLFK
ZDUHWZDVRUJDQLVLHUWHU0HQVFKHQUHFKWVYHUOHW]XQJHQDQ]XPDKQHQ
$XVIKUOLFKEHULFKWLJWHQ$QZlOWHGHU2UJDQLVDWLRQHQYRQGHQ=XVWlQGHQ
in den Gefängnissen, dass sie das Recht haben, jedes beliebige Gefängnis im
Land jederzeit zu inspizieren.
(LQEHVRQGHUV7KHPDZDUHQGLHGHU]HLWSROLWLVFKHQ*HIDQJHQHQIUGLH
VLFKLQWHUQDWLRQDOH0HQVFKHQUHFKWVRUJDQLVDWLRQHQZLH$PQHVW\,QWHUQDWLRQDO
und Human Rights Watch einsetzen. Nach übereinstimmender Aussage der
versammelten Menschenrechtsorganisationen handele es sich fast ausschließlich um gefährliche Islamisten.
ŽŶŶĞƌYƵĞƌƐĐŚŶŝƩĞϰϱͬϮϬϭϲƵƐŐĂďĞϰϰϬ͘
ͣŝĞDĞŶƐĐŚĞŶƌĞĐŚƚƐƐŝƚƵĂƟŽŶŝƐƚƐĐŚůĞĐŚƚĞƌĂůƐũĞnjƵǀŽƌ͞
ŝĞ/ƐůĂŵǁŝƐƐĞŶƐĐŚĂŌůĞƌŝŶWƌŽĨ͘ƌ͘ŚƌŝƐƟŶĞ^ĐŚŝƌƌŵĂĐŚĞƌďĞŝ
ŝŚƌĞŵsŽƌƚƌĂŐĂƵĨĚĞƌ/'&DͲ:ĂŚƌĞƐǀĞƌƐĂŵŵůƵŶŐŝŶŽŶŶ
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(XURSD DXIPDFKHQ (LQH GHU +DXSWXUVDFKHQ GHU 0DVVHQÁXFKW DXV LVODPLVFKHQ /lQGHUQ VLHKW GLH %RQQHU ,VODPZLVVHQVFKDIWOHULQ 3URIHVVRU &KULVWLQH
6FKLUUPDFKHU LQ GHU ÁlFKHQGHFNHQG HQWWlXVFKHQGHQ (QWZLFNOXQJ QDFK
dem Arabischen Frühling. „Die Menschenrechtssituation ist schlechter als je
zuvor“, bilanzierte Schirrmacher am Samstag, den 9. April 2016 im Arbeitskreis Religionsfreiheit bei der 44. Jahresversammlung der Internationalen
Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Bonn unter dem Motto „FluchtXUVDFKHQEHNlPSIHQ´2IÀ]LHOOHQlJ\SWLVFKHQ$QJDEHQ]XIROJHNDPHQUXQG
0HQVFKHQZlKUHQGGHV8PEUXFKVLQbJ\SWHQJHZDOWVDPXP'LH=LHOH
IU GLH GLHVH 0HQVFKHQ LKU /HEHQ JDEHQ ZXUGHQ QLH HUUHLFKW Å'LH 5HYROXWLRQLQbJ\SWHQZXUGHDXI1XOO]XUFNJHGUHKW´VDJWH6FKLUUPDFKHU$Ntuell herrsche ein noch strengeres Militärregime als unter Hosni Mubarak.
1LFKWDOOHLQLQ6\ULHQO|VWHQVLFKGLHVWDDWOLFKHQ6WUXNWXUHQDXIZHLOVFKOLFKW
die politische Alternative fehlte. Davon seien auch der Irak, Libyen und Jemen
betroffen. Im Irak entstand ein Vakuum, nachdem alle Mitglieder der Baath3DUWHLDXFKLQPLWWOHUHQ3RVLWLRQHQHQWIHUQWZRUGHQZDUHQ/DQJH=HLWVHLHQ
ƵƐĚĞŵŝŶƐĂƚnjĨƺƌZĞůŝŐŝŽŶƐĨƌĞŝŚĞŝƚ273
GLHEHWUHIIHQGHQ/lQGHUMHZHLOVJHIKUWZRUGHQZLHHLQJUR‰HU6WDPP(LQH
kleine Elite habe sie dabei ausgesaugt. Die breite Masse, darunter 65 Prozent
junge Menschen, sahen keine Perspektive. Die Professorin beobachtet, dass
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einen Ahmadi-Muslim reicht aus, damit Hassprediger Hunderte Muslime in
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Ahmadiyya Muslim Jamaat schilderte die Verfolgung seiner Gemeinschaft
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ein Angestellter habe den Koran geschändet. Die Polizei verhaftete den Beschuldigten, schützte seine Arbeitsstätte jedoch nicht. Dabei folgen HassdeOLNWHUHJHOPl‰LJVROFKHQ%ODVSKHPLH9RUZUIHQ2EZRKOVLHGHQ.RUDQDOV
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erklärt und Anfang der 80er Jahre verbot ihr Land ihnen per Gesetz, sich
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IGFM-Sektion, appellierte an die internationale Gemeinschaft die DiversiWlWYRQ.XOWXUHQ(WKQLHQ5HOLJLRQHQSROLWLVFKHQ6\VWHPHQYRU]HUVW|UHULVFKHQ([WUHPHQ]XEHZDKUHQXQG]XEHVFKW]HQ,QGHQ]HQWUDODVLDWLVFKHQ
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hätten sich viele radikalislamische Gruppen, besonders in Tadschikistan, geELOGHW6SDQQXQJHQ]HLJHQVLFKYRUDOOHPLP)HUJDQD7DOZR8VEHNHQ.LUJLsen und Tadschiken eng zusammenleben. Zakhidov bezeichnete den Schutz
vor Terror als „globale Errungenschaft“ seiner Heimatregion.
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