02.05.2012 - - - Tutor: Martin Friesen - - - Thema: Maß und Integrationstheorie Funktionalanalysis Sommersemester 2012, Prof. Dr. Yuri Kondratiev Präsenzübungen Blatt 3 1. Überlegen Sie sich, falls vorhanden, Fragen zum Vorlesungsstoff und diskutieren Sie darüber. 2. Sei (Ω, Σ, µ) ein Maßraum und An ⊂ Ω für n ∈ N messbare Mengen sowie an ∈ K Zahlen für n = 1, . . . , N ∈ N. Wir definieren eine Funktion s(t) = N X an 1An (t), s : Ω −→ K. n=1 Wie sieht dann das Integral Z s(t)dµ(t) Ω aus? Benutzen Sie dazu die Definition. Beweis. Es gilt Z s(t)dµ(t) = Z X N aj 1Aj (t)dµ(t) = Ω j=1 Ω N X Z 1Aj (t)dµ(t) = aj j=1 N X aj µ(Aj ). j=1 Ω {z | =µ(Aj ) } 3. Es bezeichne λ das Lebesguemaß auf Ω = R mit den Borelmengen und δx das Punktmaß im Punkt x ∈ R, welches definiert ist durch ( 1 ,x ∈ A . δx (A) = 1A (x) = 0 , x 6∈ A Berechnen Sie damit die folgenden Integrale so weit wie möglich. R (a) Sei f : [0, 1] −→ R messbar: f (t)dδ0 (t) [0,1] Beweis. Ist f (t) = N P aj 1Aj (t) eine Treppenfunktion, so gilt mit vorherigem Ergebnis j=1 Z f (t)dδ0 (t) = N X aj δ0 (Aj ) = aj 1Aj (0) = f (0). j=1 j=1 [0,1] N X Ist f nur messbar, so zerlegen wir f = f+ −f− und wählen zwei Folgen von Treppenfunktionen − s+ n und sn , welche f+ bzw. f− gleichmässig von unten approximieren. Wir erhalten damit Z Z Z f (t)dδ0 (t) = f+ (t)dδ0 (t) − f− (t)dδ0 (t) [0,1] [0,1] [0,1] Z = = (b) R [2,3] lim n→∞ [0,1] s+ n (t)dδ0 (t) − lim Z n→∞ [0,1] s− n (t)dδ0 (t) − lim s+ n (0) − lim sn (0) = f+ (0) − f− (0) = f (0). n→∞ sin(t)dµ(t) mit µ = λ + δ2 + δ3 n→∞ Beweis. Auch hier rechnen wir nach Z Z sin(t)dµ(t) = sin(t)dλ(t) + sin(2) + sin(3) = cos(2) − cos(3) + sin(2) + sin(3). [2,3] (c) Seien tk = [2,3] k n und µn = 1 n n P δtk sowie f : [0, 1] −→ R stetig. Zeigen Sie k=1 Z1 Z f (t)dµn (t) → f (t)dt 0 [0,1] wobei die rechte Seite das gewöhnliche Riemann Integral ist. Beweis. Setzen wir die Definition ein, so erhalten wir n Z 1X f (t)dµn (t) = f n k=1 [0,1] Z1 k → f (t)dt n 0 weil f als stetige Funktion Riemann-integrierbar ist und die Summe gerade Riemannschen Zwischensummen entspricht. R (d) Sei f (t) = t2 . Was ist dann f (t)dλ(t) ? R Beweis. Hier gilt für n ∈ N Z Z 2 2 t dλ(t) ≥ t dλ(t) = t2 dt = 2 n3 − (−n)3 = n3 → ∞. 3 3 −n [−n,n] R Zn 4. Sei fn (t) = ne−nt definiert auf Ω = [0, 1]. Berechnen Sie das Integral R fn (t)dλ(t) und zeigen Sie Ω Z Z lim fn (t)dλ(t) 6= lim n→∞ fn (t)dλ(t). n→∞ Ω Ω Beweis. Es gilt punktweise für t > 0, lim fn (t) = lim ne−nt = 0 und für t = 0 ist lim fn (0) = lim n = n→∞ n→∞ n→∞ n→∞ ∞. Damit gilt Z lim fn (t)dλ(t) = ∞λ({0}) = 0 n→∞ [0,1] wegen der Konvention ∞ · 0 = 0 und λ({x}) = 0 für jedes x ∈ R. Die andere Seite berechnen wir direkt Z Z1 −n −n1 −nt e − e−n0 = 1 − e−n . ne dλ(t) = n e−nt dt = n [0,1] 0 Folglich gilt Z lim fn (t)dλ(t) = 0 6= 1 = lim 1 − e n→∞ [0,1] n→∞ −n Z = lim n→∞ [0,1] fn (t)dλ(t). ( 1 ,t ∈ Q 5. Sei f (t) = 1Q (t) = . Zeigen Sie, dass f nicht Riemann-integrierbar über [0, 1] ist und 0 , t 6∈ Q berechnen Sie das Lebesgue-Integral Z Z f (t)dλ(t), f (t)dλ(t). [0,1] R Beweis. Da zwischen je zwei rationalen Zahlen immer eine irrationale Zahl liegt und zwischen je zwei irrationalen Zahlen eine rationale Zahl liegt, sind die Obersummen immer konstant 1 und die Untersummen immer konstant 0. Folglich kann f nicht Riemann-integrierbar sein. Das Lebesgue-Integral berechnen wir Z Z f (t)dλ(t) = λ(Q ∩ [0, 1]) = 0 = λ(Q) = f (t)dλ(t). [0,1] R Hierbei haben wir benutzt, dass für jede abzählbare Menge {xn : n ∈ N} = A ⊂ R gilt ! ∞ ∞ [ X λ(A) = λ {xn } = λ({xn }) = 0. | {z } n=1 n=1 =0