Antrag der Stuttgarter Initiative zum BT 2009 Der Burschentag möge beschließen: Erklärung der Deutschen Burschenschaft zur Europäischen Einigung Die Deutsche Burschenschaft strebt den Aufbau und das Zusammenwachsen eines demokratisch legitimierten Europas auf der Basis unserer christlich-abendländischen Kultur und unter Wahrung der nationalen und regionalen Identitäten an. Dementsprechend tritt sie, getreu ihrer fast zweihundert Jahre alten Grundsätze zu Freiheit und Demokratie, engagiert für den Einigungsprozess ein. Ziele und unverzichtbare Voraussetzungen für die Schaffung eines demokratisch legitimierten Europa sind aus der Sicht der Deutschen Burschenschaft: In einer europäischen Ordnung müssen die Menschenrechte und die auch von Burschenschaftern erkämpften Grundrechte unwiderruflich verankert sein: - Unantastbarkeit der Würde des Menschen, - Freiheit und Gleichheit der Person, - Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit - Meinungs- und Pressefreiheit, - Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit, - Freiheit in Lehre und Forschung, - Berufsfreiheit, - Freizügigkeit, - soziale Sicherheit und Gerechtigkeit, - freie, geheime und gleiche Wahl. Ein wichtiges Element sieht die Deutsche Burschenschaft in entsprechenden Regeln für den Schutz von ethnischen Minderheiten, in der Durchsetzung der allgemeinen Menschenrechte und im Verbot menschenrechtsverletzender oder den Grundrechten widersprechender Bestimmungen in einzelnen Mitgliedsländern. In die europäische Ordnung sind auch klare Bestimmungen über bürgerliche Pflichten und Rechte wie Mitbestimmungsrechte durch plebiszitäre Elemente aufzunehmen. Die Europäische Union muss ein föderales Europa der Vaterländer unter Wahrung der nationalen und regionalen Identitäten sein, dessen geographische Grenzen im Begriff „Europa“ eindeutig durch den gemeinsamen Kulturraum definiert sind. Die demokratisch organisierten Einzelstaaten und die in diesen stattfindende politische Willensbildung gehen in allen Ländern der EU von der strikten Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative aus. Als Legislative muss das durch freie, geheime und direkte Wahlen bestellte Europäische Parlament – unter strikter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips – mit effektiver Gesetzgebungs- und Kontrollbefugnis ausgestattet werden. Eine für alle Belange zuständige vom Parlament gewählte europäische Exekutive ist abzulehnen. Vielmehr sind für die aus souveränen Mitgliedsstaaten gebildete supranationale Organisation – wiederum unter sorgfältiger Berücksichtigung des Subsidiaritätsprinzips - die Zuständigkeiten festzulegen, die künftig von den Mitgliedsländern an die Europäische Union abgegeben werden sollen. Der Umfang der von den national souveränen Mitgliedsstaaten an eine europäische Judikative abzutretenden Kompetenzen ist entsprechend analog zu überprüfen und zu regeln. Nur ein freiheitliches, demokratisches, die nationalen und regionalen Identitäten wahrendes und von gemeinsamen Wertvorstellungen getragenes Europa wird von den Bürgern akzeptiert und kann uns einen gebührenden Platz in der Völkergemeinschaft der Welt und eine gedeihliche Zukunft sichern. Begründung zum Antrag Die Burschenschaft hat sich seit Ihrer Gründung vor fast 200 Jahren in ihrem Einsatz für Freiheit und Demokratie stets als gesellschaftliche und kulturelle Avantgarde verstanden. So nahm auch bereits bei ihren ersten Zusammenkünften im Rahmen der Wiederbegründung der Deutschen Burschenschaft in der Nachkriegszeit Ende der 1940er Jahre das Thema Europa einen prominenten Platz in der Bildungsarbeit ein. Diese lange burschenschaftliche Tradition soll durch die neuerliche Hinwendung zu Europa wieder verstärkt aufgegriffen werden. Es ist hohe Zeit, dass sich die Deutsche Burschenschaft gestaltend in die wichtigste gesellschaftspolitische Herausforderung dieser Zeit einmischt. Die Forderungen und Werte, die unser Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland“ beinhaltet, können zielorientiert auf die europäische Ebene übertragen werden. Die Antragsteller sehen in der aktiven Beteiligung an der Gestaltung des zusammenwachsenden Europa und der intensiven Befassung mit diesem politisch richtungweisenden Prozess eine zutiefst burschenschaftliche Aufgabe. Mit dieser Erklärung soll eine öffentliche Diskussion zur politischen Gestaltung Europas unter Berücksichtigung burschenschaftlicher Ideale angeregt werden. Stand: 26.2.2009 Auf der Basis der Vorschläge der Verbandsbrüder Bruno Burchhart, Gerhard Heimerl, Henning Roeder und Eberhard Schatz sowie der Diskussionsbeiträge der Aktivitas Hilaritatis in der Sitzung der Stuttgarter Initiative vom 25.2.2009 erarbeitete Fassung.