Referat: Pädagogische Psychologie -1- Pädagogische Psychologie - Lerntheorien 1. Lerntheorie – Einführung Das Thema des Referats sind Lerntheorien mit besonderem Fokus auf das „Konditionieren“. Im folgenden sollen die Grundformen der Lerntheorie aufgezeigt werden. Die Frage, warum lernen wir und wie lernen wir, soll beantwortet werden. Anschließend soll gezeigt werden, wie dies für TBT verwendet kann. Grundsätzlich gibt es viele Arten von lernen! Aber wie und warum lernen wir bzw. können wir lernen? Definition Lernen: "(...) ein Prozess, der als Ergebnis von Erfahrungen relativ langfristige Änderungen im Verhaltenspotenzial erzeugt." (Koch, 2002 / WWW: Uni Linz) Diese Definition zielt auf das Lernen ab, was durch Reaktion aufgezeigt wird. Um das Lernen genauer zu definieren, kann man es in zwei Perspektiven aufteilen: Lernen als Verhaltensänderung Lernen als Wissenserwerb – Lernen durch Versuch und Irrtum – instrumentelles/operantes Lernen – Beobachtungslernen/ Modelllernen – klassisches Konditionieren – Wissensrepräsentation – Faktenwissen /Handlungswissen – (En)Kodierung – Elaboration – Wissensabruf 2. Konditionieren - Definition Das Referat legt den Fokus auf das „Lernen als Verhaltensänderung“. Im Vordergrund der Verhaltensforschung stand im frühen 20.Jahrhundert die Konditionierung. Def.: Konditionierung Konditionierung bezeichnet allgemein die Einstellung oder Ausbildung bestimmter Eigenschaften.(www.net-lexikon.de) In der Psychologie versteht man darunter das Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern (sog. Stimulus-Response), d.h. auf einen bestimmten Reiz folgt beim Organismus eine bestimmte Reaktion. Multimedia – Lehren, Lernen, Design SS04 Referat/Vortrag: Sven Krister Sandvoss Dozent: Carsten Miller Universität Bayreuth Referat: Pädagogische Psychologie -2- 3. Arten von Lernprozessen Grundsätzlich werden zwei Typen von Konditionierung unterschieden: 1. klassische Konditionierung 2. operante Konditionierung 3.1 Klassische Konditionierung (auch: Signallernen, respondente/reaktive Konditionierung, bedingter Reflex) Diese Form der Konditionierung wurde von Pawlow (1904) entdeckt, weitere Vertreter und Erforscher dieser Theorie sind Watson & Rayner (1920). Das klassische Konditionieren gilt als die einfachste Form der Konditionierung, die schon bei niedrigen Organismen auftritt bzw. umgesetzt werden kann. Ivan Petrowitsch Pawlow *1849 - † 1936 1870 Physikstudent an der Universität in Petersburg, Wechselte dann zu Physiologie 1904 „Nobelpreis für Physiologie und Medizin" experimentellen Arbeiten im selbstgegründeten „physiologische Labor für experimentelle Medizin“ 3.1.1 Pawlowsches Experiment Das bekannteste Experiment zu diesem Thema ist das Hund-Experiment von Pawlow: Dem Hund wurde ein unkoordinierter Reiz (UCS; Futter) präsentiert, woraufhin er den angeborenen Reflex (UCR; Speichelfluss) zeigte. Auf das zeigen von Licht (neutraler Reiz) zeigte der Hund keinerlei Reaktion, außer einer gewissen Neugier. Pawlow kombinierte die beiden Reize (UCS + NS), worauf der Hund mit Speichelfluss reagierte (=> UCR). Nach mehrmaligem Wiederholen des Reizes, reagierte der Hund schon auf das Licht mit Speichelfluss (Licht= koordinierter Stimulus CS). Diese Reaktion nennt Pawlow koordinierte Reaktion (CR). Nach der Konditionierung wurde bei einem vorher neutralen Reiz eine Reaktion hervorgerufen, die vorher nur durch einen unkoordinierten Reiz ausgelöst wurde. Multimedia – Lehren, Lernen, Design SS04 Referat/Vortrag: Sven Krister Sandvoss Dozent: Carsten Miller Universität Bayreuth Referat: Pädagogische Psychologie -3- Wird dem Versuchstier jedoch längere Zeit der nur koordinierte Reiz (CS) dargeboten und kein Futter, so verschwindet allmählich die koordinierte Reaktion (CR); Pawlow nannte diesen Prozess Löschung. Wiederholt man jetzt das o.g. Experiment, so zeigt der Hund nach wesentlich weniger Versuchsdurchführungen die koordinierte Reaktion auf den koordinierten Reiz. Dies beweist, dass die Konditionierung nicht gänzlich gelöscht wurde, sondern lediglich gehemmt war. 3.2 Operantes Konditionieren Ein wichtiges Defizit der Theorie der klassischen Konditionierung ist ihr Unvermögen, das Auftreten neuer Verhaltensweisen befriedigend zu erklären. Während beim klassischen Konditionieren eher etwas auf der Seite der Reize passiert, so passiert beim operanten Konditionieren eher etwas auf der Seite der Reaktionen. Vertreter dieser Disziplin ist Burrhus Frederic Skinner Burrhus Frederic Skinner, * 1904 - † 1990 der viel auf diesem Gebiet forschte. Weiter wäre auch E.L.Thorndike zu Vertreter des radikalen Behaviorismus nennen, der sich auch in diesem Bereich forschte. Verstärker sorgen beim operanten Konditionieren dafür, dass das Auftreten einer bestimmten Reaktion begünstigt oder erschwert wird. Das können in den einzelnen Fällen recht unterschiedliche Dinge sein. Was als Verstärker funktioniert, bestimmt die Versuchsperson (Person, bei der eine bestimmte Verhaltensweise verstärkt werden soll). Grundsätzlich gibt es fünf Typen von Verstärkern: Fünf Typen der Konsequenz: 1. positives Ereignis trifft ein > „positive Verstärkung“ 2. negativer Zustand hört auf >„negative Verstärkung“ 3. Negatives Ereignis trifft ein > „Bestrafung Typ I“ 4. Positives wird entzogen > „Bestrafung Typ II“ 5. Verhalten bleibt ohne Konsequenz > „Löschung“ Multimedia – Lehren, Lernen, Design SS04 Referat/Vortrag: Sven Krister Sandvoss Dozent: Carsten Miller Universität Bayreuth Referat: Pädagogische Psychologie -4- Exkurs: Das Gesetz der Wirkung (nach E.L. Thorndike) Organismen zeigen zufällige Verhaltensweisen. Einige haben positive Konsequenzen ----> Wahrscheinlichkeit steigt, dass diese Verhaltensweisen wieder gezeigt wird. Andere haben negative Konsequenzen ----> Wahrscheinlichkeit sinkt, dass diese Verhaltensweisen wieder gezeigt wird. Die am weitesten entwickelte Forschungsmethode ist die Skinner-Box (siehe Abbildung): Ein vollkommen geschlossener Kasten mit einem Fressnapf und einem Hebel. Wenn das Versuchstier Ratte auf einen Hebel drückt und kein Futter bekommt, findet keine feststellbare Reaktion statt. Wird nun beim Drücken des Hebels Futter in den Fressnapf gelassen, beschnüffelt die Ratte das Futter und frisst es. Nach jedem Hebeldruck bekommt sie nun Futter. Die Hebeldruckreaktion nimmt im Laufe des Versuchs zu. Diesen Vorgang nennt man operante Konditionierung. Die Ratte erhält auf eine bestimmte Aktion eine bestimmte Reaktion - hier Futter als positiver Verstärker. 3.3 Modellernen (auch: Beobachtungslernen, Imitationslernen, sellvertretende Konditionierung) Bei klassischem und operantem Konditionieren geht es um die Veränderung elementarer, einfacher Verhaltensdispositionen, beim Modellernen hingegen um den Erwerb komplexerer Verhaltensdispositionen. Hier erhöht sich die Verhaltenswahrscheinlichkeit, durch das Beobachten anderer Personen. Vertreter dieser Disziplin sind Miller & Dollard (1941) und Bandura (1963, 1976). Multimedia – Lehren, Lernen, Design SS04 Referat/Vortrag: Sven Krister Sandvoss Dozent: Carsten Miller Universität Bayreuth Referat: Pädagogische Psychologie -5- Besonders sprachliche und bildliche Repräsentation werden als bedeutsam betrachtet. Auch hier gelten Verstärkungs- und Motivationsprozesse als lernfördernd. Beispiel: Bandura-Experiment (1969) Kinder im Vorschulalter wurden in fünf Experimentalgruppen unterteilt und mit verschiedenen Situationen konfrontiert, um anschließend ihr Aggressionsverhalten zu testen. Gruppe1 sah einen Erwachsenen, der eine lebensgroße, aufgeblasene Puppe physisch und verbal attackierte. Gruppe2 sah das gleiche Modellverhalten in einem Film. Gruppe3 sah eine Comicfigur, die das gleiche Verhalten zeigte. Gruppe4 Kontrollgruppe – keine besondere Vorführung Gruppe5 sah einen Erwachsenen, der eher unterwürfig und gehemmt reagierte. Anschließend wurden die Kinder in den Gruppen mit der Puppe konfrontiert. Ergebnis: 100 50 0 Gruppe1 Reales Aggressormodell Gruppe2 Aggressormodell im Film Gruppe3 Aggressormodell im Trickfilm Gruppe4 KontrollGruppe Gruppe5 Nichtaggressives Modell (Quelle: Gage / Berliner – Pädagogische Psychologie – 5.Aufl. S.262 – Signatur 107CX 1000 G 133) 4. Anwendung bei TBT Bei TBT sind besonders das operante Konditionieren und das Modellernen zu betonen. Hier haben zum Beispiel bestimmte Hilfefunktionen Modellcharackter. Multimedia – Lehren, Lernen, Design SS04 Referat/Vortrag: Sven Krister Sandvoss Dozent: Carsten Miller Universität Bayreuth Referat: Pädagogische Psychologie -6- In Lernprogrammen wird durch positives Feedback die Lernmotivation gestärkt und das Lernergebnis beinflusst. Dies findet über Visualisierung in Bild und Ton statt. 5. Kritik / Zusammenfassung Das klassisches und das operantes Konditionieren gehen von einem mechanistischen Menschenbild aus, die Begründer waren Behavioristen, die den Menschen als BlackBox sahen. Dass der Mensch sich selbst auch verstärken kann bzw. lernen kann, ohne eine Reaktion zu zeigen, wird nicht erklärt. Dies ist das Problem aller drei aufgezeigten Methoden. Die Schwierigkeit des Forschungsfeldes besteht darin, die Verbindung zwischen Lernen und Wiedergabe darzustellen. Da der Mensch in jeder Situation Reize aufnimmt und sie für sein lernen nutzt, ist es schwierig in zeitlich begrenzten Versuchen, Lernen in seiner Komplexität zu erfassen. Grundsätzlich ist es schwierig, individuelle Unterschiede der beteiligten Personen zu analysieren, jeder Mensch reagiert anders auf die Reize. Unterschiedliche Erfahrungen und Reizempfinden führen zu differenten Ergebnissen. Das Referat bildet nur einen kleinen Ausschnitt der gesamten Forschung und Beispiele ab. Es soll die einzelnen Theorien nur kurz darstellen und geht bewusst nicht thematisch in die Tiefe. Dies ist auch im Rahmen des Gesamtthemas der Veranstaltung „Multimedia – Lehren, Lernen, Design nicht sinnvoll. Der Dokument wird als Begleitmaterial zum mündlichen Referat gesehen und fast die wichtigsten Informationen zusammen. Bei Interesse wird die angegebene Literatur zur Vertiefung empfohlen. Literatur Gage / Berliner – Pädagogische Psychologie – 5.Auflage – Kapitel 6 – S. 229 - 278 Lukesch, Helmut – Einführung in die Pädagogische Psychologie – 2.Auflage – Band1 Nolting, H.P. / Paulus Peter – Pädagogische Psychologie – 2.Auflage – S.36 – 80 Nolting, H.P. / Paulus Peter – Psychologie lernen – 2.Auflage – S.66ff. S.159ff. Krapp / Weidemann – Pädagogische Psychologie – 3.Auflage – Kapitel 6 – S. 106ff. Multimedia – Lehren, Lernen, Design SS04 Referat/Vortrag: Sven Krister Sandvoss Dozent: Carsten Miller Universität Bayreuth Referat: Pädagogische Psychologie -7- www.net-lexikon.de http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at:4711/LEHRTEXTE/LERNEN.htm Multimedia – Lehren, Lernen, Design SS04 Referat/Vortrag: Sven Krister Sandvoss Dozent: Carsten Miller Universität Bayreuth