1 - Thomas A. Bauer

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Fiske, John:
Los Angeles: A Tale of Three Videos
(aus: Media Matters, John Fiske, University of Minnesota, 1996)
Abstract
In Los Angeles kam es 1992 zu Unruhen: Afroamerikaner plünderten, zündeten
Geschäfte an. Die Gründe dafür sind vielfältig, einer davon ist das brutale Vorgehen der
Polizei während der Verhaftung eines Schwarzen. Dieses und zwei weitere Beispiele,
die alle gefilmt worden waren, nutzt Fiske um die unterprivilegierte Situation der
Afroamerikaner in den USA der 90er Jahre darzustellen und zu kritisieren. Was die
weißen High-Tech-Medien und kleine schwarze Rebellensender dazu berichtet haben,
ist für den Autor nicht weniger wichtig als die Sprache und der (rassistische) Umgang
mit Schwarzen in den Gerichtssälen des Landes.
Schlagwörter Medien, Rassismus, Geschlecht, US Politik, Los Angeles, Unruhen,
1992
David Runer, 0307555
696511 VO Medienpädagogik: Medienbildung, Medienkompetenz, Medienkultur
Univ.-Prof. Dr. Thomas A. Bauer, Institut für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, WS 2004/2005
Inhalt
Im dritten Kapitel des Buches „Media Matters“ beschreibt John Fiske anhand von drei
Beispielen aus den Unruhen in Los Angeles 1992 die Situation der Afroamerikaner,
deren einseitige Darstellung in den Massenmedien und wie sich Rassismus noch immer
auf deren Leben auswirkt.
Die drei Beispiele sind folgende:
Rodney King – Passanten filmen mehrere Polizisten, die äußerst brutal auf einen
Afroamerikaner einschlagen, obwohl dieser bereits durch den Elektroschocker gelähmt
am Boden liegt und sich windet.
Reginald Denny – Professionelle Kamerateams, u.a. aus Helikoptern filmen mehrere –
schwarze – Jugendliche, die Reginald Danny, einen Lkw-Fahrer brutal
zusammenschlagen.
Latasha Harlins und Soon Ja Du – Die Sicherheitskamera in dem Geschäft der
Koreanerin Du filmt, wie die junge Afroamerikanerin Latasha mit der Ladenbesitzerin
über eine Flasche Orangensaft streitet, sie schlägt und daraufhin von Du in den
Hinterkopf geschossen wird.1
Da es sich um drei Videobeispiele handelt, bespricht Fiske sowohl Bild- als auch Ton/Textinhalt der Beiträge sowie Reaktionen in der Berichterstattung der großen
Fernsehsender des Landes.
Der Autor unterscheidet etwa bei dem ersten Video zwischen videolow und videohigh,
wobei das verwackelte Bild des Amateurfilmers mit seiner minderen Qualität aber
hohen Authentizität zum videolow deklariert und die selbe Aufnahme, im Gerichtssaal
technisch nachbearbeitet, aufgehellt, verlangsamt… als videohigh angesehen wird.
Anschließend ordnet er die beiden Formate den Gesellschaftsgruppen zu: die in den
Armenvierteln hausenden Afroamerikaner können mit ihren begrenzten Mitteln nur low
herstellen, während die weißen Medien high produzieren.
1
Vgl. Fiske (1996) S.125f
Von Beginn an schlägt dich der Autor auf die Seite der unterprivilegierten
afroamerikanischen Schicht, beschreibt ihren Standpunkt und wie Anwälte, Gerichte
und nicht zuletzt Medien auf ihnen herumtrampeln. Dies wird vor allem am ersten
Beispiel, dem gewaltsamen Übergriff auf Rodney King bewusst. Der am Boden
Liegende wird von mehreren Polizisten in einer Art Gewaltrausch getreten, geschlagen,
geprügelt. Vor Gericht rechtfertigten die Täter ihr Vorgehen damit, dass sich Rodney
King gewehrt und somit das aggressive Verhalten selbst zu verantworten habe. Der
ausschlaggebende Beweis: eine Zeitlupe einer Bewegung des Angeklagten in Richtung
eines Officers, die wohl von den 50.000 Volt aus dem Elektroschocker herrührt. Soviel
zum Bild, Fiske kritisiert aber ebenso ausführlich die Art der Beweisführung der
Anwälte und Gerichtsangehörigen. Fiske analysiert die Aussagen und erkennt in ihnen
nur Angst und Ablehnung gegenüber den Afroamerikanern, die selbst keine Chance
hätten auf diesem Niveau sprachlicher Ausführungen mitzuhalten.
No truth can speak for itself in a court of law, it alsways has to be spoken: legal
truth is always a product of discourse.2
Generell entwirft Fiske ein Bild, das die Afroamerikaner „weiter unten“ in den sozialen
Schichten der US-Gesellschaft zeigt, noch unter Einwanderern und/oder Asiaten.
Schwarze waren von Anfang an Sklaven und ihre Rechte haben sich zwar geändert,
dennoch blieb ihnen dieses Image haften. Daher ist es auch verständlich, dass er
versucht sie in Schutz zu nehmen, auch wenn dies beim zweiten Beispiel nicht so recht
funktionieren will. So beschränkt sich Fiske auf knappe zehn Seiten um zu analysieren,
was passierte, als der Lastwagenfahrer Reginald Denny während der LA-Unruhen aus
seinem LKW gezerrt und von shcwarzen Jugendlichen auf der Straße verprügelt wird.
Trotz –aus persönlicher Sicht – schwächelnder Argumentation hat der Autor Recht,
wenn er die Art und Weise der Berichterstattung ankreidet. So berichteten die großen
Fernsehsender nur über die Übergriffe. Dabei verschwiegen sie, dass ebenfalls
Afroamerikaner den Fahrer retteten in dem sie ihn versorgten und in ein Krankenhaus
brachten.
2
Fiske (1996) S. 132
Das letzte Video in dieser Reihe zeugt von intolerantem Umgang minderprivilegierter
Volksgruppen, von Schwarzen und Asiaten, genauer Vietnamesen wobei der Autor
letztere höher positioniert einschätzt als Afroamerikaner.
Das tragische Ende dieser Auseinandersetzung stellt der Tod von Latasha Harlins dar.
Anschließend resümiert der Autor indem er vor allem Aussagen, die von zumeist
„einfachen“ Menschen in Talkshows getätigt wurden, analysiert. Dabei zeigt sich, dass
diese Sendungen so ziemlich die einzige Plattform darstellen, die es den Schwarzen
erlaubt, auf sich aufmerksam zu machen. Nur hier können sie ihre Position darlegen,
ohne, wie etwa auf den Nachrichtenkanälen, als Mob und plündernde Masse bezichtigt
zu werden. Genau deshalb, aufgrund der fehlenden Plattform, spricht Fiske im Hinblick
auf die Unruhen immer wieder von dem Versuch der leidenden Bevölkerung im Süden
LA’s auf sich aufmerksam zu machen, und so scheint ihm das Wort „respect“, das von
Weißen wie Schwarzen verschieden attribuiert verstanden wird, wichtig zu sein.
Erst gegen Ende des Kapitels kommt Fiske zur Quintessenz seiner Aussagen. Er fordert
einen bewussteren Umgang mit den Medien, vor allem denen des Mainstream, da sie
stark von Werbung abhängig seien. So könne die Fernsehzeit produktiver genutzt
werden, würde man sie nicht vor eben diesen Sendern, sonder Spartenkanälen sitzen
würde, um die großen dazu zu bewegen, ihre Haltung zu ändern. Ein Plädoyer für mehr
Toleranz, auch im Fernsehen:
„(…) we must, if we are to live in a multicultural world, learn something of the
discourses of others and develop as best as we can the ability to handle the differences
between ours and theirs; we will never build a multicultural society out of
monodiscoursive people.“3
3
Fiske (1996) S.190
Bibliographie:
Fiske, John: Media Matters. race and gender in U.S. politics. University of Minnesota:
Minneapolis; 1996.
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