UebungWS06-07-P - Universität Bamberg

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Übung
Einführung in die internationale und europäische Politik
Termin:
Dienstag, 16.00-18.00 Uhr
Raum:
F 301
ECTS:
4
Leitung:
Isabel Plocher, M.A. ([email protected])
Sprechstunde: Donnerstag, 9.00 - 10.00 Uhr oder nach Vereinbarung
Diese Übung ist besonders für Studienanfänger im neuen Bachelor Studiengang und für
Studierende der niedrigen Fachsemester konzipiert. Wie die Vorlesung des Wintersemesters
beinhaltet sie eine Einführung in die drei wichtigsten Teilbereiche der Internationalen Politik,
nämlich ‚Internationale Institutionen’, ‚Europäische Integration’ und ‚Außenpolitik’. Ergänzt
wird dies durch praktische Gruppenarbeiten zur Anwendung von politikwissenschaftlichen
Theorien und zur Recherche von Primärquellen.
Teilnahmebedingungen und Leistungsnachweise: Das regelmäßige Lesen der
Pflichtlektüre wird erwartet und stichprobenartig kontrolliert. Das Seminar bedient sich des
Virtuellen Campus der Universität, dort finden sich die Pflichtlektüre sowie die
weiterführende Literatur. Alle Teilnehmer müssen ein Referat (ca. 10 Minuten) halten.
Außerdem wird erwartet, dass sie aktiv an Gruppenarbeiten teilnehmen. Um einen
Leistungsnachweis zur Übung zu erhalten, müssen zwei Essays (ca. fünf Seiten) geschrieben
werden.
Achtung!!! Die Teilnehmerzahl der Veranstaltung ist beschränkt. Für die Teilnahme mit
Scheinerwerb ist eine Anmeldung ab dem 15.10.06 über FlexNow erforderlich.
1
Aufbau der Übung
17.10.06
Aufgabenverteilung
24.10.06
Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen
Arbeitens
Block I: Regieren im internationalen System
31.10.06
Internationale Organisationen und Völkerrecht (RE)
8.11.06
Die Regimetheorie (RE)
14.11.06
Spieltheorie in den Internationalen Beziehungen (RE)
21.11.06
Zwischenstaatliche Kooperationsprobleme (GA)
Block II: Europäische Integration
Abgabetermin
28.11.06
Der liberale Intergouvernementalismus (RE)
5.12.06
Der Neofunktionalismus (RE)
12.12.06
Die Gesetzgebungsverfahren in der EU (RE)
19.12.06
Gesetzgebungsprozesse in der EU (GA)
Block III: Außenpolitik
Abgabetermin
Abgabetermin
9.1.07
Der Neorealismus (RE)
16.1.07
Das Zwei-Ebenen-Problem (RE)
23.1.07
Die internationale Klimapolitik (RE)
30 .1.07
Außenpolitische Verhandlungspositionen (GA)
6.2.07
Evaluation
GA = Vorstellung der Gruppenarbeit; RE = Referate
2
Hinweise zu den Essays
Im Folgenden sind einige Vorschläge für mögliche Essayfragen angegeben. Sie können sich
auch eigene Fragestellungen einfallen lassen (Bitte vorher kurz mit dem Dozenten abklären!).
Die angegebenen Essayfragen gliedern sich in die drei Blöcke der Veranstaltung ‚Regieren im
internationalen System’, ‚Europäische Integration’ und ‚Außenpolitik’. Um einen
Übungsschein zu erlangen, müssen Sie zu zwei der drei Blöcke ein Essay verfassen.
Entscheidend für die Qualität der Essays und der Hausarbeit sind:

der Aufbau: Gliedern Sie Ihre Arbeit logisch in die Einleitung mit Fragestellung, den
Hauptteil mit der eigentlichen Argumentation und die Schlussfolgerungen am Ende. Der
Leser muss ständig den roten Faden der Argumentation erkennen.

die Fragestellung: Arbeiten Sie heraus, welche Frage Sie bearbeiten wollen und warum
diese interessant, wichtig oder umstritten ist.

die Analyse: Entscheidend ist, dass Sie mit Hilfe der wissenschaftlichen Literatur
argumentieren, und diese aber nicht nur wiedergeben, sondern selber kritisch
durchdenken. Wenn Sie den Text lesen und Gedanken haben wie „An dieser Stelle ist
ein Widerspruch!“, „Folgt aus diesem Gedankengang nicht, dass...?“ oder „Diese
Argumentation gilt aber nur, wenn man vorher annimmt, dass...!“, dann sind Sie auf
dem richtigen Weg. Weitere gute Ansatzpunkte sind folgende grundlegenden Fragen:
Wer sind die entscheidenden Akteure? Nach welcher Logik handeln sie? Was für
Annahmen werden über die Akteure gemacht? Was ist die Wirkung von Institutionen?

die Schlussfolgerungen: Die Schlussforderungen sollen direkt aus Ihrer Analyse
folgen. Bringen Sie hier keine neuen Argumente mehr!

die Literaturrecherche: Für einen Essay sollten Sie mindestens fünf wissenschaftliche
Quellen heranziehen. Recherchieren Sie ausgehend von der angegebenen Pflichtlektüre
und der weiterführenden Literatur die benötigten Quellen.
Wenn Sie Anregungen und Hilfen benötigen kontaktieren Sie bitte den Dozenten oder lesen
Sie: Plümper, Thomas (2003): ‚Effizient schreiben’ (München: Oldenbourg).
3
Block I:

Worin besteht der Unterschied zwischen der Betrachtung internationaler Organisationen
und internationaler Regime? Spielen internationale Organisationen in der Regimetheorie
keine Rolle?

Erläutern Sie unterschiedliche Kooperationsprobleme und zeigen Sie, ob und wie diese
durch das Setzen institutioneller Anreize gelöst werden können.

Warum ist ein Regieren jenseits des Nationalstaats notwendig? Unter welchen
Bedingungen ist es erfolgversprechend?
Block II:

Vergleichen Sie die verschiedenen Gesetzgebungsverfahren in der Europäischen Union.
Welche Akteure haben im Laufe der Zeit an Einfluss gewonnen, welche haben
verloren?

Vergleichen Sie den liberalen Intergouvernementalismus mit dem Neofunktionalismus.
Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Theorien und welche halten Sie für
plausibler?

Leidet die Europäische Union an einem Demokratiedefizit?
Block III:

Betrachten Sie eine aktuelle außenpolitische Problemstellung. Verfassen Sie eine kurze
Analyse dieses Konflikts anhand der neorealistischen Theorie und wagen sie einen
Ausblick darauf, wie der Konflikt sich entwickeln wird.

Betrachten Sie die Vorhersagen des Neorealismus zu den Folgen des Zusammenbruchs
des Ostblocks zu Beginn der 1990er Jahre auf die europäische Politik und die
Außenpolitik Deutschlands. Erläutern Sie anhand konkurrierender Theorien, warum die
Vorhersagen nicht eingetroffen sind.

„Das internationale Staatensystem ist ein anarchisches System“ – Erörtern Sie,
inwieweit diese Aussage zutrifft oder nicht zutrifft.
4
17.Oktober 2006:
Aufgabenverteilung und Einführung
Kommentar:
Dieser Termin dient im Wesentlichen der Organisation. Nach einer Vorstellung des Seminars
werden die Aufgaben an die Studierenden verteilt. Im Laufe des Seminars soll jeder
Studierende ein Referat übernehmen. Für einen Übungsschein sollen zwei Essays erstellt
werden. Die Abgabetermine sind der 28.11., 9.1. und 6.2. Außerdem wird das Seminar für die
drei Gruppenarbeiten in sechs Arbeitsgruppen à fünf Studierende eingeteilt.
Diese Übung wird mit dem Virtuellen Campus der Uni Bamberg arbeiten. Es wird eine kurze
Einführung in die Arbeit mit dem System gegeben.
Fragen:

Was können Sie von dieser Übung erwarten?

Was wird von Ihnen in dieser Übung erwartet?
5
24. Oktober 2006:
Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens
Kommentar:
Diese Sitzung gibt eine Einführung in die Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens.
Wissenschaft bedeutet zu einem großen Teil, bestimmte Formen des Arbeitens einzuhalten.
Dies ist kein sturer Formalismus, sondern dient dazu, die eigene Arbeit auch für andere
nachvollziehbar und vergleichbar zu machen. Man schreibt eine wissenschaftliche Arbeit nie
für sich alleine, sondern dafür, dass auch andere sie lesen, nachvollziehen und kritisieren
können. Dafür ist es unerlässlich, dass alle sich an die gleichen Regeln halten. Die Sitzung
wird mit einer Bibliotheksführung komplettiert, um Fragen der Recherche mit OPAC,
Datenbanken etc. zu veranschaulichen.
Fragen:

Wie werden wissenschaftliche Texte korrekt zitiert?

Wie finde ich mich in der Bibliothek der Uni zurecht?

Warum ist wissenschaftliches Arbeiten notwendig?
Quellen:

http://www.bournemouth.ac.uk/academic_services/documents/Library/Citing_Referenc
es.pdf

http://www.politik-im-netz.com/pin_rl/archiv/zs/zib/zib_richtl.pdf

www.susannegruss.de/pix/pdf/Index-Seminare/Wie-schreibe-ich-eine-HA-v-04-06.pdf

Plümper, Thomas (2003): ‚Effizient schreiben’, München: Oldenbourg, insbesondere
Kap. 4
6
31. Oktober 2006
Internationale Organisationen und Völkerrecht
Kommentar:
Die internationale Politik ist vor allem durch die Interaktion von souveränen Staaten
gekennzeichnet. Die Staaten organisieren ihre Zusammenarbeit vor allem durch zwei Arten
von internationalen Institutionen. Zum einen gibt es das Völkerrecht, das Rechte und
Pflichten von Staaten festlegt. Zum anderen können Staaten internationale Organisationen
errichten und bestimmte Aufgaben an sie delegieren.
In dieser Sitzung soll eine kurze Einführung in das Völkerrecht und ein Überblick über
verschiedene internationale Organisationen – insbesondere die Vereinten Nationen – gegeben
werden. Dabei stellt sich die Frage, ob es für die Analyse internationaler Politik sinnvoll ist,
bei der Betrachtung dieser Institutionen anzusetzen. Was können wir daraus lernen und was
bleibt uns aber verschlossen?
Fragen:

Ist es sinnvoll bei der Analyse internationaler Politik bei den internationalen
Organisationen anzusetzen?

Ist es sinnvoll bei der Analyse internationaler Politik beim Völkerrecht anzusetzen?
Pflichtlektüre:

Rittberger, Volker und Bernhard Zangl (2003): Internationale Organisationen: Politik
und Geschichte. Opladen: Leske + Budrich, dritte Auflage, Teil I, Kapitel 1-2.
Weiterführende Literatur:

Kimminich, Otto und Stephan Hobe (2000): Einführung in das Völkerrecht. München:
UTB, Kapitel 1, 1-28.

Weiss, Thomas / Forsythe, David P. / Coate, Roger A. (2004): The United Nations and
Changing World Politics (4th Edition). Boulder, Col.: Westview Press, Chapter 1
7
8. November 2006
Die Regimetheorie
Kommentar:
Seit den 1980er Jahren hat sich ein neuer theoretischer Ansatz in den Internationalen
Beziehungen durchgesetzt: die Regimetheorie. Sie betrachtet nicht abstrakt das internationale
System in seiner Gesamtheit oder internationale Organisationen als solche, sondern
konzentriert sich auf konkrete internationale Konflikte und ihre Bewältigung.
Regime sind Sets von Prinzipien, Normen, Regeln und Entscheidungsverfahren um die
Erwartungen der Akteure in einem Problemfeld der internationalen Politik konvergieren. Sie
ermöglichen daher Koordination und Kooperation zwischen den Akteuren. Wer die
wichtigsten Akteure und Regeln in einem Regime sind und ob es bei der Lösung von
Kooperationsproblemen erfolgreich ist, hängt von der spezifischen Situation ab.
Fragen:

Wie und warum können Regime internationale Kooperation ermöglichen?

Was ändert sich, wenn man anstatt auf das Völkerrecht und internationale
Organisationen auf internationale Regime schaut? Spielen das Völkerrecht und
internationale Organisationen in der Regimetheorie keine Rolle?
Pflichtlektüre:

Zangl, Bernhard (2003): Regimetheorie. In: Siegfried Schieder und Manuela Spindler
(Hg.): Theorien der Internationalen Beziehungen. Opladen: Leske + Budrich, 117-140.
Weiterführende Literatur:

Grieco, Joseph M. (2000): Anarchy and the Limits of Cooperation: A Realist Critique of
the Newest Liberal Institutionalism. In: International Organization, 42:3, 485-507.

Levy, Marc / Young, Oran / Zürn, Michael (1995): The Study of International Regimes.
In: European Journal of International Relations. 1:3, 267-330.
8
14. November 2006
Spieltheorie in den Internationalen Beziehungen
Kommentar:
Die Spieltheorie stammt ursprünglich aus der Volkswirtschaftslehre und geht vor allem
zurück auf die Arbeiten von John von Neumann, Oskar Morgenstern und John Nash (die
Hauptfigur des Films ‚A Beautiful Mind’ aus dem Jahr 2001). Seit den 80er Jahren hat die
Spieltheorie jedoch auch Einzug in die Politikwissenschaft gehalten, wo sie inzwischen eine
wichtige Theorieströmung darstellt. In den Internationalen Beziehungen ist sie von
besonderem Interesse, da sie ein Instrumentarium zur Verfügung stellt, wie Konflikte
zwischen Staaten abstrakter dargestellt und analysiert werden können.
Die Spieltheorie befasst sich immer mit der Interaktion von zwei oder mehr Akteuren. Die
Akteure haben klare Interessen, die sie in einer sogenannten Präferenzordnung ausdrücken
können. Jeder Akteur versucht in einer Interaktion seine eigenen Interessen so gut wie
möglich zu verfolgen. Aus der Konstellation der beiden Akteure und ihrer Präferenzen
zueinander ergibt sich ein bestimmtes ‚Spiel’, das u. U. eine gleichgewichtige Lösung hat. In
den Internationalen Beziehungen sind die relevanten Akteure in der Regel Staaten, die
miteinander interagieren.
Fragen:

Was sind unitaristische, nutzenmaximierende Akteure? Kann man Staaten als solche
auffassen? Was ist eine vollständige, reflexive und transitive Präferenzordnung?

Welche grundlegenden unterschiedlichen Konstellationen von Akteuren und ihren
Präferenzen gibt es? Was für Konflikte verbergen sich hinter diesen
Akteurskonstellationen und wie sind sie zu lösen?
Pflichtlektüre:

Scharpf, Fritz W. (2000): Akteurkonstellationen. In: Interaktionsformen:
Akteurszentrierter Institutionalismus in der Politikforschung. Opladen: Leske +
Budrich, Kapitel 4.
Weiterführende Literatur:

Stein, Arthur (1982): Coordination and Collaboration: Regimes in an Anarchic World.
In: International Organization 36, 299-324.

Zürn, Michael (1992): Interessen und Institutionen in der internationalen Politik:
Grundlegung und Anwendungen des situationsstrukturellen Ansatzes. Opladen: Leske +
Budrich, Kapitel 2.
9
21. November 2006
Zwischenstaatliche Kooperationsprobleme
Kommentar:
Die folgenden Probleme der internationalen Politik sollen in Gruppenarbeit spieltheoretisch
analysiert werden. Die Ergebnisse werden in der heutigen Sitzung präsentiert:

Während des Kalten Krieges lieferten sich die USA und die UdSSR einen
Rüstungswettlauf. Beide Staaten investierten wiederholt in teure Aufrüstung, um die
militärischen Kapazitäten des jeweils anderen zu übertreffen. Warum war dies der Fall
und wäre der Konflikt auch anders lösbar gewesen?

In der Nähe zur österreichischen und deutschen Grenze errichtet die Tschechische
Republik ein Atomkraftwerk, das nicht den Sicherheitsanforderungen der
Nachbarländer genügt. Diese möchten den Bau des Werkes verhindern, da ein Unfall
auch ihre Gebiete atomar verseuchen würde. Welche Möglichkeiten bleiben ihnen?

In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union gibt es verschiedene Formen von
Steckdosen. Trotzdem dies ein Handelshemmnis im Binnenmarkt darstellt, konnte
bisher kein einheitlicher europäischer Standard für Steckdosen gefunden werden.
Warum ist dies der Fall und wie sähe eine mögliche Lösung des Problems aus?

Die Anrainerstaaten der Nord- und Ostsee beobachten seit einiger Zeit, dass ihre
Fischbestände wegen Überfischung immer weiter abnehmen. Trotzdem senken sie ihre
nationalen Fangquoten nicht freiwillig. Warum entsteht dieses Problem der
Überfischung und was können die Anrainerstaaten dagegen tun?

Vor dem zweiten Weltkrieg schlossen England, Frankreich und Polen einen
Beistandspakt miteinander. Wenn eines dieser drei Länder von Deutschland angegriffen
würde, verpflichteten sich die anderen beiden, ihm zur Seite zu stehen. Was waren die
Voraussetzungen für diesen Pakt und woran hätte er scheitern können?

Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union möchten einen gemeinsamen Binnenmarkt
einrichten. Dazu muss jeder Staat Handelsbarrieren, die seine eigene Industrie gegen
Wettbewerb aus anderen Ländern schützen, aufheben. Was ist das Problem bei der
Aufhebung dieser nationalen Handelsbarrieren?
Fragen:

Was sind die Präferenzen der wichtigsten Akteure in den einzelnen Konflikten?

Um was für eine spieltheoretische Situation handelt es sich? Wie werden sich die
Konflikte entwickeln und wie sind sie ggf. lösbar?
10
28. November 2006
Der liberale Intergouvernementalismus
Kommentar:
In den kommenden zwei Seminarsitzungen werden die beiden wichtigsten
politikwissenschaftlichen Theorien zur europäischen Integration behandelt. Die erste ist der
liberale Intergouvernemantalismus, der im wesentlichen auf die Arbeiten von Andrew
Moravscik zurückgeht. Das grundlegende Werk dazu ist das Buch ‚The Choice for Europe’
aus dem Jahr 1998.
Die grundlegenden Akteure, die nach der Theorie des Intergouvernementalismus den
Integrationsprozess bestimmen, sind die Mitgliedstaaten der EU. Die Mitgliedstaaten haben
Interessen, die aus politischen Auseinandersetzungen innerhalb der Staaten entstehen. Bei der
Erreichung ihrer Ziele sind die Mitgliedstaaten voneinander abhängig und müssen
kooperieren. Daher verhandeln sie auf europäischer Ebene über gemeinsame Lösungen.
Supranationale Institutionen spielen dabei eine untergeordnete Rolle und dienen nur der
Absicherung von Verhandlungsergebnissen. Da der europäische Integrationsprozess von den
situationsspezifischen Interessen der Mitgliedstaaten abhängt, hat er keine feste Richtung und
somit auch kein vorhersehbares Ende.
Fragen:

Welche Akteure bestimmen nach der Theorie des Intergouvernementalismus den
europäischen Integrationsprozess? Welche Rolle spielen nach dieser Theorie die
supranationalen Institutionen?

Was kann man an der Theorie des Intergouvernementalismus kritisieren?
Pflichtlektüre:

Schimmelfennig, Frank (2004): Liberal Intergovernmentalism. In: Antje Wiener and
Thomas Dietz (Hg.): European Integration Theory. Oxford: Oxford University Press,
75-94.
Weiterführende Literatur:

Moravcsik, Andrew (1991): Negotiating the Single European Act: National Interests and
Conventional Statecraft in the European Community. In: International Organization 4,
651-688.

Moravcsik, Andrew (1998): The Choice for Europe: Social Purpose and State Power
from Messina to Maastricht. Ithaca NY: UCL Press, Chapter 1.
11
5. Dezember 2006
Der Neofunktionalismus
Kommentar:
Der Neofunktionalismus ist die ältere der beiden Integrationstheorien. Er geht bereits auf die
Politiker Jean Monnet und Robert Schumann zurück, die mit der Gründung der Europäischen
Gemeinschaften in den 50er Jahren einen Einigungsprozess in Gang setzen wollten, der
letztendlich zu den ‚Vereinigten Staaten von Europa’ führen sollte. Das grundlegende Werk
zum Neofunktionalismus ist das Buch ‚The Uniting of Europe’ von Ernst Haas aus dem Jahr
1958.
Die Mitgliedstaaten der EU spielen nach der Theorie des Neofunktionalismus als
eigenständige Akteure eine weniger bedeutende Rolle als im Intergouvernementalismus. Mit
der Gründung der Europäischen Gemeinschaften ist vielmehr eine neue politische Ebene, die
heutigen EU Organe, entstanden, die im Zuge der europäischen Integration immer mehr
Kompetenzen an sich zieht. Die Integration vollzieht sich dabei hinter dem Rücken der
Mitgliedstaaten und wird durch sogenannte ‚Spillover’-Prozesse vorangetrieben. Das
letztendliche Ergebnis ist der europäische Föderalstaat.
Fragen:

Welche Rolle spielen die supranationalen Institutionen nach der Theorie des
Neofunktionalismus? Welcher Mechanismus steckt nach dieser Theorie hinter dem
europäischen Integrationsprozess?

Was wird aus Sicht des
Neofunktionalismus kritisiert?
Intergouvernementalismus
an
der
Theorie
des
Pflichtlektüre:

Conzelmann, Thomas (2003): Neofunktionalismus. In: Siegfried Schieder und Manuela
Spindler (Hg.): Theorien der Internationalen Beziehungen. Opladen: Leske + Budrich,
141-168.
Weiterführende Literatur:

Haas, Ernst (1958): The Uniting of Europe. Stanford: University Press, Chapter 8.

Sweet Stone, Alec und Wayne Sandholtz (1997): European Integration and
Supranational Governance. In: Journal of European Public Policy 4, 297-317.
12
12. Dezember 2006
Die Gesetzgebungsverfahren in der EU
Kommentar:
In dieser Sitzung werden die drei Gesetzgebungsverfahren der Europäischen Union
vorgestellt. Dies sind die Verfahren der Konsultation, der Mitarbeit und der Mitentscheidung
des Europäischen Parlaments. Dabei soll geklärt werden, wie groß der Einfluss der einzelnen
legislativen Organe ist und wie er sich im Laufe der Zeit verändert hat. Außerdem wird im
Zusammenhang mit der Bedeutung des Europäischen Parlaments die Frage des
Demokratiedefizits der Europäischen Union diskutiert.
Im Anschluss an diese Diskussion wird eine Einführung für die Gruppenarbeit zur nächsten
Woche gegeben. Dabei werden die gängigen Datenbanken zur Recherche von EU
Dokumenten wie EurLex und PreLex vorgestellt.
Fragen:

Welchen Einfluss haben die gesetzgebenden Organe Kommission, Rat und
Europäisches Parlament in den unterschiedlichen Gesetzgebungsverfahren der EU? Wie
hat sich die relative Bedeutung der drei Organe im Laufe der Zeit verändert?

Leidet die EU in Folge der schwachen Stellung des Europäischen Parlaments an einem
Demokratiedefizit?
Pflichtlektüre:

Hix, Simon (1999): Legislative Politics. In: The Political System of the European
Union. London: Macmillan, 56-98.
Weiterführende Literatur:

Tsebelis, George und Geoffrey Garrett (2000): Legislative Politics in the European
Union. In: European Union Politics 1, 9-36.

Follesdal, Andreas / Hix, Simon (2006): Why There is a Democratic Deficit in the EU:
A Response to Majone and Moravcsik. In: Journal of Common Market Studies 44:3, S.
533-562.
13
19. Dezember 2006
Gesetzgebungsprozesse in der EU
Kommentar:
In dieser Sitzung werden die Ergebnisse der Recherche der sechs Arbeitsgruppen vorgestellt.

Richtlinie 2000/36/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Juni 2000
über Kakao- und Schokoladeerzeugnisse für die menschliche Ernährung, Amtsblatt Nr.
L 197 vom 3/8/2000, 19-25.

Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27. November 2000 zur Festlegung eines
allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung
und Beruf, Amtsblatt Nr. L 303 vom 2/12/2000, 16-22.

Richtlinie 2001/18/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. März 2001
über die absichtliche Freisetzung genetisch veränderter Organismen in die Umwelt und
zur Aufhebung der Richtlinie 90/220/EWG des Rates, Amtsblatt Nr. L 106 vom
17/4/2001, 1-39.

Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28.
Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des
Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit
und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit, Amtsblatt Nr. L 31 vom
1/2/2002, 1-24.

Verordnung (EG) Nr. 1592/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 15.
Juli 2002 zur Festlegung gemeinsamer Vorschriften für die Zivilluftfahrt und zur
Errichtung einer Europäischen Agentur für Flugsicherheit, Amtsblatt Nr. L 240 vom
7/9/2002, 1-21.

Richtlinie 2003/33/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Mai 2003
zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten über
Werbung und Sponsoring zugunsten von Tabakerzeugnissen, Amtsblatt Nr. L 152 vom
20/6/2003, 16-19.
Fragen:

Welche Organe vertraten welche Positionen in den jeweiligen Gesetzgebungsprozessen?

Wie erfolgreich konnten die Organe ihre Interessen vertreten?
Quellen:

http://europa.eu.int/celex/htm/celex_de.htm

http://europa.eu.int/eur-lex/de/index.html

http://www2.europarl.eu.int/oeil/index.jsp

http://europa.eu.int/prelex/apcnet.cfm?CL=de
14
9. Januar 2007
Der Neorealismus
Kommentar:
Der Realismus ist eine der ältesten und profiliertesten Theorien der internationalen
Beziehungen. Grundannahme des Realismus ist, dass das internationale System durch
Anarchie gekennzeichnet ist. Aus dieser Grundannahme ergeben sich weitreichende
Folgerungen über das Verhalten von Staaten. Diese sind nach dem Realismus vor allem
darauf bedacht, sicherheitspolitische Ziele zu verfolgen, um ihr eigenes Überleben
sicherzustellen.
An diesem Termin werden die Grundlagen der realistischen Theorie betrachtet, einige ihrer
Anwendungen vorgestellt, sowie versucht, ihre Grenzen zu erkennen. Dabei wird vor allem
diskutiert, zu welchen Aussagen die Theorie über die Außenpolitik von Staaten kommt, und
inwieweit diese Aussagen plausibel und empirisch belegbar sind.
Fragen:

Auf welchem Weltbild basiert die Theorie des Neorealismus?

Welche Chancen räumen Vertreter des Neorealismus zwischenstaatlicher Kooperation
ein?
Plichtlektüre:

Schörnig, Niklas 2003: Neorealismus. In: Schieder, Siegfried und Manuela Spindler
(Hg.): Theorien der Internationalen Beziehungen. Opladen: Leske + Budrich, 61-87.
Weiterführende Literatur:

Mearsheimer, John J. (1990): Back to the Future: Instability in Europe after the Cold
War. In: International Security 15, 5-56.

Waltz, Kenneth N. (2000): The Anarchic Structure of World Politics. In: Robert J. Art
und Robert Jervis (Hg.): International Politics: Enduring Concepts and Contemporary
Issues. In: New York: Longman, 49-69.
15
16. Januar 2007
Das Zwei-Ebenenproblem
Kommentar:
Im Anschluss an die realistische Theorie wird die Frage erörtert, ob außenpolitisches Handeln
von Staaten wirklich nur auf ihre Stellung im internationalen System zurückzuführen ist.
Stattdessen können auch innenpolitische Gegebenheiten die Entscheidungen von Staaten
maßgeblich beeinflussen. Eng damit verbunden ist die Kritik an der neorealistischen
Annahme, dass Staaten als unitaristische und rationale Akteure gezielt Strategien verfolgen
können.
Eine besondere Stellung innerhalb der Staaten nehmen die jeweiligen Regierungen ein. Sie
können sowohl auf der nationalen, als auch auf der internationalen Ebene agieren. Dies nennt
man ein Zwei-Ebenen-Spiel. Unter Umständen können die Regierungen die beiden Ebenen
gegeneinander ausspielen, d.h. sie können durch Rückgriff auf die eine Ebene ein
Politikergebnis auf der jeweils anderen Ebene durchsetzen.
Fragen:

Inwieweit können wir Staaten wirklich als unitarische und rationale Akteure betrachten?
Was spricht dagegen?

Wieso kann es in internationalen Verhandlungen hilfreich sein, innenpolitisch
‚schwach’ zu erscheinen?
Pflichtlektüre:

Putnam, Robert D. (1988): Diplomacy and Domestic Politics: the Logic of Two-Level
Games. In: International Organization 42, 427-460.
Weiterführende Literatur:

Allison, Graham T. (1969): Conceptual Models and the Cuban Missile Crisis. In:
American Political Science Review 63, 689-718.

Wagner, Wolfgang / Rittberger, Volker (2001): German Foreign Policy Since
Unification: Theories Meet Reality. In: Rittberger, Volker (Hg.): German Foreign
Policy Since Unification. Theories and Case Studies. Manchester: Manchester
University Press, S. 299-321.
16
23. Januar 2007
Die internationale Klimapolitik
Kommentar zum Übungstermin:
Zunächst wird eine Einführung in ein typisches Problemfeld internationaler Politik, die
Klimapolitik, gegeben. Dabei geht es um die Situation vor dem Kyoto Protokoll. Dies ist die
Ausgangslage für die Gruppenarbeit der nächsten Stunde. Wichtige Punkte dabei sind: Was
waren die Interessen der verschiedenen Staatengruppen? Was waren die vorhandenen
internationalen Institutionen? Was sollte in Kyoto verhandelt werden?
Anschließend wird eine Einführung für die Gruppenarbeit zur nächsten Woche gegeben (siehe
auch den Kommentar zur Sitzung der nächsten Woche). Jede Arbeitsgruppe verkörpert einen
Staat, bzw. eine Gruppe von Staaten mit ähnlichen Präferenzen, und muss gemeinsam ein
Strategiepapier erarbeiten, in dem folgende Fragen beantwortet werden: a) Wie ist die
Ausgangslage unserer Staatengruppe? Inwieweit betrifft uns das Policy-Problem? b) Mit
welchem Ziel gehen wir in die internationalen Verhandlungen heran? Welches Ziel wollen
wir idealerweise erreichen? Welches Ziel ist realistisch? c) Wie wollen wir dieses Ziel
erreichen? Wer sind potentielle Verbündete? Wer sind unsere Gegner? Mit welchen Mitteln
können wir andere Staaten eventuell auf unsere Seite ziehen?
Fragen:

Welches sind die Grundprobleme der internationalen Klimapolitik?

Was sind die wesentlichen Elemente eines Strategiepapiers?
Pflichtlektüre:

Ott, Hermann E. (1997): Das internationale Regime zum Schutz des Klimas. In:
Thomas Gehring (Hg.): Internationale Umweltregime: Umweltschutz durch
Verhandlungen und Verträge. Opladen: Leske + Budrich, 201-218.
Weiterführende Literatur:

Oberthür, Sebastian und Herman E. Ott (2000): Das Kyoto-Protokoll: Internationale
Klimapolitik für das 21. Jahrhundert. Opladen: Leske + Budrich.

Yamin, Farhana and Joanna Depledge (2004): The International Climate Change
Regime: A Guide to Rules, Institutions and Procedures. Cambridge: University Press.

Fisher, Roger / Ury, William / Patton, Bruce (1993): Das Harvard Konzept. Sachgerecht
verhandeln – erfolgreich verhandeln. Frankfurt a.M.: Campus. (insbesondere Kap. II 3:
Entwickeln Sie Entscheidungsmöglichkeiten (Optionen) zum beiderseitigen Vorteil, S.
89-120).
17
30. Januar 2007
Außenpolitische Verhandlungspositionen
Kommentar:
An dieser Sitzung präsentieren die Arbeitsgruppen ihre Strategiepapiere zur Klimapolitik. Die
einzelnen Arbeitsgruppen präsentieren dabei die folgenden Staaten, bzw. Staatengruppen:

EU

USA

Japan

Russland

AOSIS (Alliance of Small Island States)

Entwicklungsländer (ohne OPEC, AOSIS und China)
Fragen:

Welches sind die Ausgangspositionen der einzelnen Länder bzw. Ländergruppen? Wie
betrifft sie das Policy-Problem?

Wie wollen die einzelnen Gruppen das Policy-Problem lösen? Welche Ziele streben sie
idealerweise an, welche Ziele sind realistisch? Mit welchen Mitteln wollen sie dieses
Ziel erreichen? Wer sind potentielle Gegner, wer potentielle Verbündete? Mit welchen
Mitteln können sie andere Staaten auf ihre Seite ziehen?
18
6. Februar 2007
Evaluation
Kommentar:
In dieser letzten Sitzung der Übung wird das Feedback der Studierenden eingeholt. Besonders
soll die Frage geklärt werden, ob sich das Konzept einer Einführungsübung in Ergänzung zur
Vorlesung im Wintersemester bewährt hat.
Zunächst wird dazu das Ergebnis der schriftlichen Evaluation der letzten Stunde ausgewertet
und vorgestellt. Danach werden die Ergebnisse diskutiert. Auf Wunsch der Studierenden kann
ein Teil der Evaluationsdiskussion in Abwesenheit des Dozenten stattfinden. Die Ergebnisse
sollen ihm dann anschließend referiert werden.
Fragen:

Was hat Ihnen an dieser Übung gefallen?

Was hat Ihnen an dieser Übung nicht gefallen?
19
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