Plädoyer für einen auf Klafkis Konzept der Allgemeinbildung begründeten Französischunterricht der gymnasialen Oberstufe Arbeitspapier - Dr.Achim Schröder, Stand 3.5.2012 Erfahrungsgemäß unterrichten Referendarinnen und Referendare mit dem Beginn des ersten Hauptsemester eine Lerngruppe der E-Phase einer gymnasialen Oberstufe. Dieser Unterricht unterscheidet sich grundsätzlich vom Unterricht der Mittel- und Unterstufe, denn es gibt in der Regel kein Lehrwerk mehr. Dies stellt die Lehrenden vor das Problem der Themen- und Textauswahl und die Lernenden empfinden die neue Situation häufig als Schock: „Es gibt (...) häufig so etwas wie einen Literaturschock für die Sprachschüler genau an der Stelle, wo die glatte Progression der grammatischen Lektionen abgelöst wird durch die erste Begegnung mit einem echten literarischen Text“ (Weinrich 1985, 246) 1. Dieser Schock basiert zunächst darauf, dass in Lehrwerken der Sek I so gut wie keine authentischen Texte gelesen werden, statt dessen didaktische Texte, die einer Progression des Wortschatzes folgend, sorgsam vorentlastet werden. Literatur und inhaltliche Arbeit spielt in der Sek I zumeist keine Rolle, sehen wir von der Erstlektüre ab, die gelesen werden sollte (und nur selten eine literarische Qualität hat) und dann und wann sogar gelesen wird. Der Schock wird noch dadurch verschärft, so Weinrich, dass seit Mitte des 19.Jahrhunderts die literarische Sprache mehr und realistisch geworden ist und damit das lexikalische Feld und die Vielfalt der Ausdrucksformen in der Literatur zugenommen hat. So stellt sich für die Unterrichtsplanung die Frage, welche Texte auszuwählen sind, ob wenige längere literarische Texte oder viele kürzere Sachtexte, wie dies die Autorinnen und Autoren der Oberstufenlehrwerke vorschlagen. Literarische Texte oder Sachtexte? Wollen wir literarische oder eher journalistische und mit anderer pragmatischer Absicht verfasst Texte mit unseren Lerngruppen lesen? Sollte in der Eingangsstufe eine Literaturdidaktik oder eine Sachtextdidaktik verfolgt werden? Harald Weinrich plädiert vehement für eine Didaktik literarischer Texte, weil literarische Texte langsam gelesen und in Ruhe besprochen werden müssten. Pragmatische Textsorten, die für das schnelle Lesen gemacht seien, könnten schnell veralten und dürften getrost in Vergessenheit geraten. Wir trauertn ihnen in der Regel nicht nach und erinnerten uns nur schemenhaft an sie. „Nur Texte, die sich durch eine exquisite Formgebung von beliebigen Alltagstexten unterscheiden, verdienen und ertragen es, langsam oder sehr langsam rezipiert zu werden“(Weinrich 1985, 251). „Als Texte nun, die gerade für die ersten Lektionen des Fremdsprachenunterrichts in Frage kommen, bieten sich zunächst höher strukturierte Gebilde an, die so beschaffen sind, dass sie einen wesentlich größeren Teil der Aufmerksamkeit der Lernenden bei den Sprachformen festhalten, und zwar auf lustbetonte Weise. Hierzu eignen sich die besonderem Maße die Texte der konkreten und visuellen Poesie“( Weinrich 1985, 252). Dass literarische Texte für Sprachanfänger kaum zur Verfügung stehen, ist eigentlich schade. Für deutsche Grundschüler hat Walter Kempowski literarische Texte 1 Harald Weinrich, Wege der Sprachkultur, Stuttgart 1985 geschrieben und veröffentlicht (Kempowskis Fibel),2 für die französische Sprache hat Eugène Ionesco ästhetisch überformte, höchst absurde didaktische Dialoge vorgelegt, (Mise en train, London 1969). Hier eine kurze Auswahl3: « Marie-Jeanne : Sommes-nous logiques ? Jean-Marie : Je ne le pense pas. Marie-Jeanne : Cela ne fait rien. L’important c’est d’être en bonne santé. » « Si j’étais, je penserais, mais quoi ? Si je pensais, je serais, mais qui ? Si j’avais démoli la maison de l’intérieur, elle se serait écroulée sur ma tête et je ne serais plus ce que je pensais que j’étais et ne penserais plus à tout ce que j’ai pensé. » Nun haben wir mit den uns vorliegenden Lehrwerktexten (ich meine die zentralen, die Lektion einleitenden Texte) der Sek I in der Regel keine literarisch geformten Texte, statt dessen häufig Dialoge vorliegen. Diese Dialoge versuchen das Postulat der Alltags- und Kommunikationsorientierung umzusetzen, auf eine Art und Weise, die nicht nur den Widerspruch von Harald Weinrich erregt hat: „Ich verstehe (...) nicht, warum eine grundsätzlich begrüßenswerte, weil dialogisch denkende Linguistik diese Überfülle von trivialen und uninteressanten Dialogtexten zur Folge haben muss (...) Gerade, wenn wir den Lernenden als Dialogpartner ernst nehmen wollen, müssen wir in den Lehrwerkstexten seine Dialogrolle frei halten, Lückenlassen und Fragmente bieten, die zu einer kommunikativen Ergänzung anregen. “( Weinrich 1985, 278). Weinrich erinnert übrigens an die Textsorte Brief, der eine sehr viel stärkere kommunikative Potenz als der Lehrwerkdialog enthalte, weil er „auf eine Antwort drängt“( Weinrich 1985, 278). Literaturdidaktik bereits in der Sek I, würde sie konsequent betrieben, hätte zum Ziel, literarische Texte einzusetzen, um das ruhige, genaue Lesen einzuüben. Sie würde zudem helfen, die Frustration der Lesenden angesichts der ganz und gar nicht literarischen Lehrwerktexte zu überwinden, dem Lesen wieder einen Sinn und einen Lustgewinn zu geben. Halten wir also an Weinrichs Idee fest und verfolgen den Gedanken weiter, in erster Linie literarische und nicht funktionale Sachtexte zum Ausgangspunkt der didaktischen Planung des Unterrichts in der Eingangsstufe zu machen, stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien diese ausgewählt werden sollten. Orientierungslosigkeit und Pragmatismus Literarische Texte und Sachtexte waren und sind zentraler Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts. Sie geben dem Oberstufenunterricht neue Impulse, nachdem der Unterricht in der Sek I in erster Linie der Progression im Erwerb sprachlicher Mittel und kommunikativer Kompetenzen gedient hat. Während diese sehr wohl mehr oder weniger durch Lehrwerke und Lehrpläne definiert und strukturiert sind, fehlt ein solcher klarer Bezugsrahmen für den Oberstufenunterricht. Während den Lehrkräften früher ein festgelegter Lesekanon zur Orientierung zur Verfügung stand, der sich an den klassischen Autoren eines kulturellen Höhenkammes orientierte, herrscht heute Orientierungslosigkeit. 2 In der französischen Literatur ist zudem zu denken an Apollinaires visuelle Gedichte. Ein höchst interessantes Experiment ist in dieser Hinsicht Alain Robbe-Grillets Roman „Djinn“ (1981), dessen acht Kapitel wie ein Lehrwerk eine grammatische Progression aufweisen, indem die Zeitformen der Verben vom einfachen Präsens bis zu komplexen Mischungen hin zum passé simple und Konjunktiv Imperfekt wechseln. 3 In der Dateiablage finden Sie größere Textauszüge. Einen Kanon von „textes incontournables“ gibt es nicht mehr. Die fachdidaktischen Standardwerke sind nur eine unzureichende Hilfe bei der Suche nach einer begründeten Auswahl. So reduziert Nieweler (2005) die „Kriterien für die Auswahl literarischer Texte“ auf die Kategorien „lebensweltlicher Bezug“, „Vorbildfiguren“, „angemessene Länge“, „Berücksichtigung verschiedener Gattungen“, „Wünsche der Schüler“, „Eröffnung von verschiedenen Blickwinkeln auf das Eigene und das Fremde“ und „viel Handlung und Spannung“. Eine Auswahl wird dadurch nicht beschleunigt und so verstärken die Kriterien die auch von Nieweler gesehene Gefahr einer unbewussten Textauswahl: „Was Schüler im Unterricht gelesen haben, werden dann Romanistikstudenten als Seminar belegen und als spätere Französischlehrer (...) wiederum gerne unterrichten“ (Nieweler 2005, 209). Auch Leupolds Überlegungen zur „Zielsetzung der Arbeit mit literarischen Texten“ bringen keine größere Klarheit für die Auswahl lohnenswerter Texte. So verweist Leupold lediglich allgemein darauf, dass die „Lerner lernen, ihr Rezeptions- und Produktionswissen zu nutzen und zu erweitern“(313). Als moderne Begründungen für die Orientierung der Arbeit an Texten nennt er ihre „Authentizität“ sowie ihre Funktion als „Zeugnisse einer nicht-sprachlichen Realität des Zielsprachenlandes“. Auffällig ist die funktional auf den Spracherwerbsprozess bezogene Pragmatik der Auswahlbegründung. Die Lehrkraft weiß nach der Lektüre der Fachdidaktiken wohl, dass er Texte auswählen soll um den Sprachlernprozess zu fördern, aber ratlos steht sie auch nach der Lektüre der fachdidaktischen Standardwerke vor der Frage, welche literarischen Texte denn nun ausgewählt werden sollen. Einen Ausweg aus der Ratlosigkeit böte eine Reflexion des Bildungsauftrages der Schule. Der Bildungsauftrag aber, den sich die Literaturdidaktik über Jahrzehnte hinweg gegeben hatte, erschöpft sich heute sehr pragmatisch auf den Verweis auf die interkulturelle Bildungsfunktion der Literatur, die sich scheinbar naturwüchsig ohne das Zutun der Lehrkraft einstellt und sich nicht selten darin erschöpft, Protagonisten kennen zu lernen, die anders sind und andere Probleme haben. In der Fachdidaktik wird häufig nicht präzise reflektiert, über welche Inhalte Literatur zu lesen wäre, um welche Bildungsprozesse genau zu initiieren. Literarische Bildungsprozesse So gerät die ratlose Lehrkraft in Nostalgie, angesichts der noch vor wenigen Jahrzehnten intensiv betriebenen Lernzielbeschreibungen für literarische Bildungsprozesse. Ein Rückblick lohnt. Erinnert sei beispielsweise an Hubert Ivos (Allgemeine Lernziele des Literaturunterrichts, in: Gisela Wilkending, Literaturunterricht. Texte zur Didaktik, München 1972) Unterscheidung von poetischer Kompetenz („Der Schüler lernt, für eine begrenzte Zeit in einer literarisch vermittelten Welt zu leben“) und kritischer Kompetenz („Der Schüler lernt, wie ... fiktionale Gebilde ... auf die bestehende Realität hin vermittelt sind“, 170). Ivo verweist zudem auf ein wichtiges Zitat von Leo Löwenthal: „Literatur weckt in dem Leser immer wieder das Bewusstsein für den unüberbrückbaren Abgrund zwischen den Kontrollansprüchen der gesellschaftlichen Institutionen und den wahren Interessen der Menschen“ (Leo Löwenthal, Das bürgerliche Bewusstsein in der Literatur, Frankfurt 1981). Überhaupt lässt sich aus Äußerungen von Nicht-Didaktikern ein klareres Bild vom Sinn einer Beschäftigung mit Texten machen: „Laß das Büchlein deinen Freund sein, wenn du aus Geschick oder eigner Schuld keinen nähern finden kannst“ (Karl Philipp Moritz, Anton Reiser, 1785). „In den Büchern trat mir das Leben entgegen, das die Schule vor mir verborgen hatte. (...) Die Stimmen der Bücher forderten mein Mittun, die Stimmen der Bücher forderten, dass ich mich öffnete und auf mich selbst besann“(Peter Weiss, Abschied von den Eltern, 1961). „Der Schriftsteller schafft wirklich glaubhafte Charaktere und stellt sie in Situationen, die das Zusammenwirken mit anderen und mit der Gesellschaft, in der sie leben, erfordern. Er muss das, was er für das Wesen des Menschen hält, hauptsächlich durch das Verhalten bestimmter Charaktere in konkreten Situationen darstellen. (...) Deshalb ist es der Künstler, der das darstellt, was wirklicher ist als die Wirklichkeit selbst“ (Leo Löwenthal, Das bürgerliche Bewusstsein in der Literatur, Frankfurt 1981). Das Lesen von Texten vermag, so die zitierten Nicht-Didaktiker, Einsamkeit überwinden helfen (Moritz), neue Sichtweisen öffnen und den Menschen auf diese Weise aus seinen beschränkten Alltagsvorstellungen befreien (Weiss) und Wahrheitsaussagen über gesellschaftliche Verhältnisse und Herrschaft vermitteln (Löwenthal). Wenn eine Auswahlentscheidung auch nach der Zurkenntnisnahme der Zitate zunächst nicht leichter wird, so zeichnet sich doch ab, dass gerade die Wahl literarischer Texte an sich für den Fremdsprachenunterricht lohnenswert scheint. Gehen wir auf der Suche nach Kriterien für die Auswahl literarischer Texte einen Schritt weiter, indem wir naheliegende und durch die Tradition bewährt scheinende Kriterien beleuchten. Welche Auswahlkriterien für literarische Texte? Eine Auswahl könnte literaturgeschichtlich begründet vorgenommen werden (so wie bsw. in dem Sammelband „La littérature française“, Stuttgart: Reclam 2007) oder aber gattungssystematisch nach dem Argument, epische, dramatische und lyrische Texte lesen zu wollen, so wie es Werner Arnold in „Aspects de la Littérature Française“ (Frankfurt u.a. 1979) vorgeschlagen hat. Dieses gattungstypische Vorgehen könnte dann hin zu „nichtliterarischen“ Texten erweitert werden: von der Lyrik zur Werbung, vom Drama zum Film, von der Epik zur ‚Trivialliteratur’ oder der BD. Wenn ein solches Vorgehen grundsätzlich auch möglich erscheint, so ist doch zu fragen, ob es nicht aus guten Gründen seit längerem nicht mehr praktiziert wird, ob nicht die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt hat, dass das Interesse an solchen Kriterien der Literaturauswahl und –betrachtung nur noch selten auf das Interesse der Lernenden stößt. Fächerübergreifende Aspekte hätte ein solches Vorgehen, da im Fach Deutsch Fragen der Gattungsmerkmale und der Literaturgeschichte eine zentrale Rolle spielen. Helmers (a.a.O.) schlägt dagegen vor, sich bei der Auswahl und Behandlung von Literatur an den drei grundlegenden Möglichkeiten der Dichtung zu orientieren: „Aufklärung“, „Utopie“ und „Gesellschaftskritik“. Der Blick auf diese Möglichkeiten der Dichtung eröffnet eine lohnende Perspektive. So fällt der belesenen Lehrkraft spontan Voltaire ein, wenn von Aufklärung gesprochen wird und zu „Utopie“ und „Gesellschaftskritik“ wohl unschwer Emile Zola. Allerdings fragt sich, welche Texte über was aufklären sollen, welche der Utopien zu wählen wäre und welche Formen und Themen der Gesellschaftskritik zu behandeln sein sollten. Der hessische Lehrplan Auch ein Blick auf die Textanregungen des hessischen Lehrplanes hilft bei der Auswahl letztlich nicht weiter, herrscht hier doch eine verwunderliche Mischung aus klassischen und weitgehend unbekannten Texten vor. Machen Sie sich selbst einmal ein Bild und geben Sie ehrlich zu, welches Werk Sie nicht auf Anhieb in Grundzügen zusammenfassen könnten: - Annie Saumont, Les voilà quel bonheur. - Eric Neuhoff, La petite Francaise. - Eric Holder, Mademoiselle Chambon. - Rachel Hausfater-Douieb, La danse interdite. - Leila Sebbar, La Seine était rouge. - Rousseau, Emile; - Molière, L’école des femmes; - Beauvoir, Mémoires d’une jeune fille ; - Voltaire, Candide; - Montesquieu, Les lettres persanes; - Diderot, Supplément au voyage de Bougainville - Baudelaire, Verlaine, Rimbaud, Poésie - Tournier, La fugue du petit Poucet; - Jean-Philippe Toussaint, La Télévision; - Daniel Pennac, Comme un roman; - Boileau-Narcejac, Maléfices; - Philippe Delerm, Les chemins nous inventent; - Zola, Au bonheur des dames; - Balzac, Colonel Chabert; - Maupassant, Le Gueux; - Mérimée, Mateo Falcone; - Flaubert, Madame Bovary; - Baudelaire, L’Albatros; - Malraux, La condition humaine; - A. Jardin, L’île des gauchers, und Mademoiselle Liberté; - M. Tournier, Vendredi ou la vie sauvage; - Didier van Cauwelaert, Cheyenne, - Jean Rouaud, Les champs d'honneur. - Pascale Kramer, Les vivants, - Patrick Modiano, Dora Bruder, - Annie Ernaux, La place ; - Sartre, Huis clos ; - Camus, L’Etranger, Le Malentendu ; - Paul Fournel, Les grosses rêveuses; - Didier Daeninckx, Mort au premier tour; - Marie Brantôme, Sans honte et sans regret; - Guillaume le Touze, Seule au monde. Weniger die Textanregungen als die verpflichtenden Themenfelder sind also eine hilfreiche Richtlinie bei der Textauswahl. Interessanterweise nimmt der hessische Lehrplan die Lernzieldiskussion der Literaturdidaktik überaus ernst. Er stellt die einzelnen Unterrichtsphasen unter thematische Überschriften und versucht so nicht nur, eine Beliebigkeit der Unterrichtsgestaltung zu verhindern und Vergleichbarkeit zu schaffen, er übernimmt damit auch Elemente des moralistischen Literaturunterrichts des bürgerlichen 19. Jahrhunderts. Blättern wir in Lesebücher, so finden sich seit dem 19.Jahrhundert stets moralisierende Kategorien, zunächst offen ausgesprochen: „Werde wirtschaftlich und sparsam“ in einem Lesebuch von 1891, sachlich klingender dann am Ende des 20.Jahrhunderts, wo Kapitel üblicherweise „Natur“ oder „Mensch“ heißen. Im Lehrplan des Landes Hessen lauten die Themenformulierungen z.B. „Au carrefour des cultures“ womit in Tradition eines moralisierenden Literaturunterrichts wohl gemeint ist, dass die Lernenden tolerant mit anderen Kulturen werden sollen. Der Lehrplan zwischen bildungsplanerischer Vorschrift und pädagogischer Freiheit Die zentrale Frage bei der Unterrichtsplanung ist die nach dem Verhältnis von Vorschrift und pädagogischer Freiheit. Verbindlich geregelt sind zunächst die Auswahl der Textsorten: „Verbindlich ist im Verlauf der Qualifikationsphase im Grundkurs Französisch die Behandlung von – Sachtexten und die Behandlung von - einem Drama bzw. Filmszenario (Ganzschrift bzw. mehrere charakteristische Auszüge)* - einem Roman (Ganzschrift bzw. mehrere charakteristische Auszüge)* - einer Novelle - und ausgewählten Gedichten. Unabhängig von der Wahl der Grundkursprofile muss im Verlaufe der Qualifikationsphase eine längere Ganzschrift behandelt werden“(57). Ausdrücklich verweist der Lehrplan darauf, dass literarische Texte nicht immanent und nach formalen Gesichtspunkten zu behandeln seien, sondern literatursoziologisch: „Bei der Behandlung der literarischen Werke sind auch gattungsspezifische Aspekte zu berücksichtigen und die jeweiligen Zusammenhänge des Werkes mit der Geschichte, der Kultur, der Gesellschaft u.a. zu erarbeiten“(57). Der Lehrplan unterscheidet zwischen fakultativen und verbindlichen Unterrichtsinhalten und Stichworten. Eine genaue Unterscheidung ist wichtig, denn nur die Thematischen Kernbereiche sind verpflichtend, die Stichworte sind ausdrücklich zur Auswahl gestellt, wobei der Lehrplan offen lässt, wie viele ausgewählt werden müssen. Im Kern haben die Stichworte die Funktion, die mögliche didaktische Gestaltung der thematischen Kernbereiche beispielhaft zu erläutern. „Die Stichworte konkretisieren die thematischen Kernbereiche und beschreiben einen möglichen Horizont der inhaltlichen Erschließung. Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit; es ist aus ihnen auszuwählen, und es können weitere hinzu genommen werden“(57). Die Eingangsstufe 10 Für die Jahrgangsstufe 10, die E-Phase der Oberstufen, bedeutet dies, dass die „Thematische Kernbereiche“ „Vers l’âge adulte“, „Une certaine idée de la France“, „Société multi-ethnique“ und „Entrer dans la vie active“ behandelt werden müssen, die folgenden Stichworten erläutern exemplarisch mögliche didaktische Ausgestaltungen: - Rapports humains - Rêve(s) et réalités - Communiquer par la musique - Art de la table - Coutumes et tradition - Vivre à Paris et en province - Insertion – marginalisation - A la recherche de son identité - Culture banlieue - Motivations: obligation, contrainte, vocation - A la recherche d’un emploi (p.ex. Annonce, candidature, lettre officielle) - Le C.V. Die pädagogische Freiheit, die der Lehrplan der Lehrkraft zubilligt ist also deutlich größer, als dies auf den ersten Blick zu sein scheint. Und so stellt sich die Frage, in welcher Weise diese Freiheit genutzt werden kann, um eine sinnvolle Bildungsarbeit zu leisten. Ein Blick auf den Lehrplan der gesamten Oberstufe eröffnet hier eine interessante Perspektive. Die neun Themenfelder des hessischen Lehrplans Der hessische Lehrplan für die Jahrgänge 10 bis 12 sieht keinen literaturhistorischen Kanon vor, sondern thematische Reihen, die Rolle der literarischen und pragmatischen Texte ist es, diese Themen mit Leben zu füllen. Sehen wir uns diese Themen genauer an, stellen wir unschwer fest, dass sie zum Ziel haben, Allgemeinbildung zu betreiben, allerdings nicht im alltagssprachlichen Sinne "viel von dem zu wissen, was traditionell gewusst wird". Im « profil littérature/civilisation » nennt der hessische Lehrplan für die Grundkurse G8 Klasse 10 bis 12 neun Themenfelder: 1. Vers l’âge adulte, 2. Une certaine idée de la France, 3. La France contemporaine, 4. Éduquer et être éduqué(e), 5. Au carrefour des cultures, 6. Les sciences – hier et aujourd‘hui, 7. L’homme et ses antagonismes à travers la littérature, 8. L’homme en face de la société, 9. Recherche et responsabilité du “Moi“. Die Formulierungen dürften auf den ersten Blick unkonkret und beliebig erscheinen und werden deshalb häufig missverstanden. Die Stichworte zur Auswahl verführen zumeist zu einer Arbeit mit kurzen Sachtexten zu den einzelnen Themen. Bei näherem Hinsehen ist aber hier eine doch klare Beauftragung des Unterrichts zu erkennen, einen Bildungsprozess anzuleiten. Der hessische Lehrplan verpflichtet den Unterricht zunächst darauf, lebensweltorientiert und damit schülerorientiert zu unterrichten. So beginnt das Themencurriculum mit dem Adoleszenzthema (1) und bezieht Fragen der Erziehung (4), des Gegensatzes von Individuum und Gesellschaft (7, 8) und der Selbstsuche (9) mit ein. Der Bereich der interkulturellen Bildung wird mit den Themen 2, 3 und 5 vorgeschrieben, mit dem Thema 6 öffnet sich ein dritter Bereich, der der Technikfolgenabschätzung. Damit enthält der Lehrplan immerhin drei eindeutige Aussagen zur Frage der Textauswahl, die durch die Stichworte zur Auswahl im Lehrplan ergänzt werden: 1. Literaturhistorische oder gattungssystematische Fragestellungen sollen bei der Auswahl keine Rolle spielen, 2. Vorrang vor allen Überlegungen soll der Lebenswelt- und Problembezug der Texte haben, einen literarischen Kanon, der sich durch Existenz klassisch gewordener literarischer Texte legitimiert, soll es nicht geben, 3. Gesellschaftlich relevante Probleme sollen behandelt werden, explizit genannt sind die Problemfelder „Rassismus und Toleranz“ sowie „Folgenabschätzung des wissenschaftlichen Fortschritts“, weniger spezifisch das Spannungsfeld zwischen „Individuum und Gesellschaft“ unter das letztlich viele Probleme beinahe beliebig zu subsumieren sind. Welcher Unterrichtsgegenstand beleuchtet letztlich nicht das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft? So ist zwar noch keine Systematik der Textauswahl gewonnen, aber es zumindest möglich, sich in der Textauswahl auf die Überlegungen zur Allgemeinbildung von Klafki zu beziehen, dessen Überlegungen im Ansatz in den Lehrplan eingeflossen zu sein scheinen. Allgemeinbildung und epochaltypische Schlüsselprobleme Für Klafki erstreckt sich Allgemeinbildung nicht nur auf allseitige Bildung und Bildung für alle Menschen, sondern auch auf einen Bildungsprozess im "Medium des Allgemeinen", d.h. im Gesamtzusammenhang der uns umgebenden Welt und bezogen auf zentrale Probleme unserer Zeit. Allgemeinbildung wird verstanden als "... Aneignung der die Menschen gemeinsam angehenden Frage- und Problemstellungen ihrer geschichtlich gewordenen Gegenwart und der sich abzeichnenden Zukunft und als Auseinandersetzung mit diesen gemeinsamen Aufgaben, Problemen, Gefahren"(Klafki 1996, 53). Für die Auswahl von Inhalten, an denen sich der Bildungsprozess vollzieht, fordert er eine Orientierung an den Kernproblemen unserer Gegenwart und vermeintlichen Zukunft, eine Konzentration auf sogenannte "epochaltypische Schlüsselprobleme"(Klafki 1996, 56). Zur Identifikation epochaltypischer Schlüsselprobleme benennt Klafki spezifische Kriterien. Demnach ist ein Themenfeld dann relevant, wenn es sich dabei um "Strukturprobleme von gesamtgesellschaftlicher, meistens sogar übernationaler bzw. weltumspannender Bedeutung handelt, die gleichwohl jeden einzelnen zentral betreffen." Es ist zugleich "epochaltypisch", wenn es sich dabei "um einen in die Zukunft hinein wandelbaren Problemkanon handelt" (Klafki 1996, 60). Weiterhin sollen die exemplarischen Schlüsselprobleme jeweils "inhaltsbezogene und kommunikationsbezogene Komponenten" enthalten, wobei vor allem die Befähigung zum "vernetzenden Denken" eine besondere Rolle spielt ((Klafki 1996, 63). Als allgemeinbildungsrelevante epochaltypische Schlüsselprobleme identifiziert er u.a. die Umweltfrage, die Friedensfrage, die gesellschaftlich produzierte Ungleichheit, Gefahren und Möglichkeiten der neuen technischen Steuerungs-, Informations- und Kommunikationsmedien, die Subjektivität des Einzelnen und das Phänomen der IchDu-Beziehungen“(Klafki 1996, 56ff.).4 Eine Übersichtsdarstellung "EPOCHALTYPISCHER SCHLÜSSELPROBLEME" nach Wolfgang Klafki kann auch als Themenfeld für das fachübergreifende und fächerverbindende Lernen dargestellt werden, das unter anderem die folgenden Punkte umfasst: 1. Das Phänomen der Ich-Du-Beziehungen: Freundschaft, Liebe, Sexualität, Gesellschaft und Genderfragen: Die Subjektivität des einzelnen und das Phänomen der Ich-Du-Beziehungen ins Zentrum der Betrachtung rücken: die Erfahrung der Liebe, der menschlichen Sexualität, des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern oder gleichgeschlechtlicher Beziehungen - jeweils in der Spannung zwischen individuellem Glücksanspruch, zwischenmenschlicher Verantwortung und der Anerkennung des bzw. der jeweils Anderen. - In diesem Zusammenhang hat auch die Aids-Problematik ihren Ort. 2. Nationalstaat und Interkulturalität: Kulturelle Traditionen und das Zusammenleben in der "einen Welt" mit unterschiedlichen Kulturen, Gesellschaftsformen, Völkern und Nationen Im europäischen wie im Welthorizont ist die Frage nach Sinn und Problematik des Nationalitätsprinzips und nach der Beziehung von Kulturspezifik und Interkulturalität in historischer und in aktueller Hinsicht ein Schlüsselproblem auch im Hinblick auf Bildungsaufgaben. Jedes Land wird, auch über den europäischen Horizont hinaus, die eigene historische und die gegenwärtige politische und kulturelle Ausprägung des Nationalitätsprinzips selbstkritisch bedenken müssen. Es gilt, das meistens positive Selbstbild der eigenen Nation im 4 http://hypersoil.uni-muenster.de/2/01/04.htm Verhältnis zu den nicht selten vorurteilsbesetzten und klischeehaften Bildern anderer Nationen in Frage zu stellen und die oft hybriden Übersteigerungen der eigenen Nation unbeschönigt aufzuklären. Ebenso wichtig ist es jedoch, auch die wechselseitig bereichernden Begegnungen zwischen nationalen Kulturen zu betonen und damit all jene Momente, die innerhalb dessen, was sich als nationale Kultur historisch entwickelt hat, über eben diese hinausweisen. M.a.W.: Man muß sich auf ihre übernationalen, ihre generell humanitären Potenzen besinnen. Wir werden unseren Sprach- und Literaturunterricht - den eigensprachlichen wie den fremdsprachlichen -, unseren Geschichts-, Erdkunde- und Politikunterricht, den Kunst- und den Religionsunterricht, letztlich wohl fast alle Unterrichtsfächer oder -bereiche auch unter solchen Gesichtspunkten neu durchdenken müssen. 3. Ökologie und die Weiterentwicklung der industriellen Gesellschaft: Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und der eigenen Gesundheit im Blick auf die heute lebenden und die folgenden Generationen Frage nach Zerstörung oder Erhaltung der natürlichen Grundlagen menschlicher Existenz und damit nach der Verantwortbarkeit und der Kontrollierbarkeit der wissenschaftlich-technologischen Entwicklung. Aber es ist eine inzwischen unabweisbare Einsicht, daß die Weiterentwicklung der industriellen Gesellschaft, die eine Risikogesellschaft geworden ist und es in gewissem Sinne bleiben wird, mit Sicherheit nicht auf der Bahn jener linear verkürzten Fortschrittslogik erfolgen kann, die in Wahrheit eine einseitig ökonomisch-technologisch bestimmte Wachstumslogik ist, die aber bis heute weithin die technologische Entwicklung, die Organisation der industriellen Produktion, unsere durch sie tief beeinflußten Konsumgewohnheiten und nicht zuletzt die Wirtschaftspolitik, die Wissenschafts- und Technologiepolitik sowie die Verkehrspolitik bestimmt, aber auch Bildungs- und Gesundheitspolitik beeinflußt, und zwar über die Unterschiede politischgesellschaftlicher Systeme hinweg. 4. Ungleichheit: Die gesellschaftlich produzierte Ungleichheit zum einen innerhalb unserer und anderer Gesellschaften als Ungleichheit - zwischen sozialen Klassen und Schichten, - zwischen Männern und Frauen, zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen, - zwischen Menschen, die einen Arbeitsplatz haben, und denen, für die das nicht gilt, - zwischen Ausländern und der einheimischen Bevölkerung, aber auch zwischen verschiedenen Volksgruppen einer Nation, positiv formuliert: die Aufgabe multiund interkultureller Erziehung; zum anderen geht es um die Ungleichheit in internationaler Perspektive; hier ist das eklatanteste Beispiel bereits vorher genannt worden, das Macht- und Wohlstands-Ungleichgewicht zwischen sogenannten entwickelten und wenig entwickelten Ländern. 5. Friedenssicherung: Die Erhaltung und Wiederherstellung von Frieden und gewaltfreiem Zusammenleben - der Umgang mit den Ursachen und Folgen von personaler, struktureller und kultureller Gewalt Friedenserziehung die Frage aufwerfen, ob es heute noch moralische Rechtfertigungen für Kriege geben kann: als sogenannte ultima ratio in bestimmten Konfliktsituationen, als sogenannte "gerechte" oder "heilige" Kriege, als Kriege um der sogenannten nationalen Würde willen, als Bestrafungskriege, Verteidigungskriege usf. Diese Rechtfertigungsfrage aber muß reflektiert werden angesichts der historisch beispiellosen Vernichtungswirkung moderner Waffensysteme auf der weitgehend unmöglichen Begrenzung dieser Wirkungen auf sogenannte "kriegswichtige Ziele. 6. Medien, Demokratie und Partizipation: Wir brauchen in einem zukunftsorientierten Bildungssystem auf allen Schulstufen und in allen Schulformen eine gestufte, kritische informations- und kommunikationstechnologische Grundbildung als Moment einer neuen Allgemeinbildung; "kritisch", das heißt so, daß die Einführung in die Nutzung und in ein elementarisiertes Verständnis der modernen, elektronisch arbeitenden Kommunikations-, Informations- und Steuerungsmedien immer mit der Reflexion über ihre Wirkungen auf die sie benutzenden Menschen, auf die möglichen sozialen Folgen des Einsatzes solcher Medien und auf den möglichen Mißbrauch verbunden werden. Die Einsicht in die Notwendigkeit einer permanenten demokratischen Kontrolle der ökonomischtechnologischen und der entsprechenden wissenschaftlichen Entwicklung. Unübersehbar ist eine gewisse Affinität der Schlüsselproblemdidaktik von Klafki zu den Themenfeldern des hessischen Lehrplans. Gesellschaftlich relevante Probleme, so wird deutlich ausgewiesen, sollen behandelt werden, in erster Linie die Themenfelder „Rassismus und Toleranz“ sowie „Folgenabschätzung des wissenschaftlichen Fortschritts“. Im Vergleich zu Klafkis Themenvorschlägen lässt der hessische Lehrplan durch Formulierungen wie „L’homme en face de la société » oder « Recherche et responsabilité du “Moi“ der Lehrkraft einen sehr großen subjektiven Handlungsspielraum. Im folgenden soll versucht werden, eine Textauswahl vorzuschlagen und zu begründen, die durch einen Bezug auf Lehrplan und Klafki zumindest in Ansätzen dazu beitragen kann, literaturdidaktische Entscheidungen so zu treffen, dass Bildungsprozesse durch Literaturdidaktik steuerbar werden. Die Übersicht weist die von Klafki abgeleiteten Themenfelder aus, verweist auf den Bezug zu den Lehrplanthemen, nennt erprobte Unterrichtseinheiten mit Quellenangabe sowie weitere Primärtexte und formuliert den didaktischen Schwerpunkt der Unterrichtseinheiten. Exemplarische Konkretisierung eines an Schlüsselproblemen orientierten Curriculum 1. Schlüsse- 2. Unterrichtsproblem materialien (lehrplankonform in den Halbjahren ... 3. Lernziel/ didaktischer Schwerpunkt Die SuS ... a) … erkennen, dass die Diskriminierung der Frau als minderwertiges, schwaches Geschlecht in der Sprache nachhaltig festgeschrieben ist und lernen Konzepte der Sprachreform kennen, mit denen der Wirkung dieser Festschreibung entgegengewirkt werden kann. b) ... lernen Mobbing zu erkennen und erwerben Strategien, sich gegen Mobbing duchzusetzen. c) siehe unter 2. d) ... erkennen die Macht, die gesellschaftlich produzierte Schönheitsnormen auf die Körper von Männern und Frauen ausüben und können sich von der Vorstellungen lösen, diesen Normen entsprechen zu wollen e) ... erkennen die Funktionalisierung von sexualisierten Frauendarstellungen in der Webung, kennen die feministische Kritik an solchen Darstellungen und diskutieren deren Auswirkung auf die Beziehung zwischen den Geschlechtern f) ...erkennen die gesellschaftlichen Zwänge, die als angstauslösende Tabuschranken auf den Individuen lasten und verstehen das Lachen als Befreiung von diesen Zwängen g) ...diskutieren die Frage, ob körperliche Strafen legitim sind weitere Texte Flaubert : Mme Bovary , Gavalda, un homme et une femme (...Ehe und Glück ...) Ségolène Royale : La pilule du lendemain, distribuée à l’école ? (...geplante Einführung der Abtreibungspille, welche Verantwortung haben Männer und Frauen für die Empfängnisverhütung?) Michel Houellebecq : Extension du domaine de la lutte, Reclam (...dictature de la beauté...) Tanguy 2. Nationalstaat a) Khaled, Goldmann : „Aicha“ et a) ... erkennen die Fortschritte der Frauenbewegung im Maghreb, vergleichen die Durchsetzung der Schmitt, M. Ibrahim ou les und le mouvement féministe au Gleichbereichtigung von Mann und Frau in Orient und Okzident und erkennen, dass diese zeitverzögert fleurs du Coran Interkulturalität: Maghreb (Lehrer-Online 2008) auch im Maghreb stattfindet. Sie erweitern ihre interkulturelle Kompetenz, indem sie die Vorstellung von b) Comment juger le coup de tête der Überlegenheit der westlich-säkularen gegenüber der orientalisch-islamischen Welt relativieren, Didier von Caudewaelt, Un (10 bzw. E1 und de Zinedine Zidane (Lehrerhistorisieren und damit ein Stück weit überwinden. aller simple E2, Q1, Q2, Q3, Online 2006) b) ... vergleichen die Rezeption des coup de tête in der westlichen Presse und nordafrikanischen Presse Q4) c) Derrière grève, il y a rêve und überdenken ihre spontan empfundene Abwertung des Verhaltens von Zidane, indem sie die (Raabits 2007) Argumente zu seiner Verteidung zur Kenntnis nehmen c) ... vergleichen die Streikkultur in Frankreich und Deutschland und erkennen die Auswirkung der höheren Streikbereitschaft in Frankreich auf die Durchsetzung politischer Forderungen 3. Ökologie und a) Quoi faire pour sauver le a) ...fühlen sich für den Klimawandel mit verantwortlich und diskutieren Möglichkeiten, diesen durch die Bovet Ridan, Objectif terre die climat ? (Webquest – in Arbeit -) Änderung der eigenen Lebensgewohnheiten zu verlangsamen Weiterentwicklung b) Et si on organisait un grand b) ...erkennen die Kritik am Massenkonsum als Beweggrund der Organisatoren des Grand Don in Paris (Chanson) Mickey 3D, Respire der industriellen don? (lehrer-online.de) und diskutieren die Frage, ob an der eigenen Schule ein Grand Don organisiert werden sollte Gesellschaft: (Chanson) (10 bzw. E1, E2, Home (DVD) 1. Das Phänomen a) Le sexisme dans la langue der Ich-Dufrançaise (Lehrer-Online 2007) Beziehungen: b) A.Nothombe, Antéchriste : Il Freundschaft, est difficile de lutter contre le Liebe, Sexualität, harcèlement (Raabits 2009) Gesellschaft und c) Khaled/ Goldmann : „Aicha“ Genderfragen: (siehe unter 2.) d) La beauté dans les médias : 10 bzw. E1 und dictature ou divertissement ? E2 (Webquest - in Arbeit -) e) La publicité (Lehrer-Online 2007) f) Rire en francais (FU 2010) g) Les choristes (Manuskript - in Arbeit - ) Q1, Q2, Q3, Q4) 4. Ungleichheit a) Zola, “Germinal” (Manuskript) a) ...erkennen, dass eine zunehmende soziale Ungleicheit auf den solidarischen und demokratischen (10 bzw. E1, E2, b) A la recherche d’un Zusammenhalt einer Gesellschaft zerstört La Haine appartement (Lehrer-Online< Q1, Q2, Q3, Q4) 2005) c) Bienvenue chez les Ch’tis, (Cornelsen 2011) 5. Friedensa) Camus, „L’étranger“, „L’hôte“ sicherung et la guerre en Algérie (10 bzw. E1, E2, (www.lehrer-online.de) Q1, Q2, Q3, Q4) 6. Medien, Demokratie, Menschenrechte und Partizipation (Q1, Q2, Q3, Q4) a) Faire de la radio en français (Lehrer-Online 2009) b) Voltaire, un philosophie qui ment (Lehrer-Online 2006) c) La littérature a participé aux combats pour la démocratie (literatursoziologische Unterrichtssequenz – in Arbeit -) b) ... erkennen am Beispiel der hohen Mietpreise in Paris die eigene soziale Lage und die Bedrohung Opfer einer ungebremsten Mietpreisentwicklung, die nur den Marktgesetzen folgt, zu werden c) ...erkennen das Bedürfnis nach einem solidarischen Miteinander in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsplatz als Grund für den großen Publikumserfolg des Films ... situieren den Mord an dem Araber durch Mersault (L’étranger) und die Morddrohung gegen den Instituteur (L’hôte) in den Kontext der Auseinandersetzung um die Entkolonialisierung Algeriens und begreifen die Gewalt des Protagonisten Mersault als Ausdruck der gesellschaftlichen Spannungen in dem kolonialen Algerien zwischen Franzosen und Indigènes. Sie leiten daraus ab, dass Friedenssicherung nur durch Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen erreicht werden kann. Résistance a) ...kennen die demokratiekritischen Beweggründe, die in den 70er Jahren zur Gründung von Toussaint, La télévision Pierre Bourdieu, Sur la unabhängigen und selbstverwalteten Piratenradiostationen führten und erwerben die télévision Kompetenz, eine unabhängige Podcastradiostation in der Tradition dieser Piratenradios zu betreiben, Zola, J’accuse b) ...lernen mit dem Philosophen Voltaire einen Intellektuellen als Kämpfer für die Menschenrechte kennen, Kritik an Bernhard Henryc) ...erkennen, dass „Literatur in dem Leser immer wieder das Bewusstsein für den Levy unüberbrückbaren Abgrund zwischen den Kontrollansprüchen der gesellschaftlichen Institutionen und den wahren Interessen der Menschen“(Leo Löwenthal) weckt. Die unabhängige Presse (Le Monde diplomatique, Le canard enchaîné, Charlie Hebdo ...) Übersicht der verbindlichen Themen Lfd. Nr. Verbindliche Unterrichtsthemen Stundenansatz 10G Ici et ailleurs (Hier und dort) 72 GK Profil Littérature / Civilisation (Kursprofil: Literatur / Civilisation) 11G .1 L’homme et les autres (Der Mensch in der Begegnung mit dem Anderen) 36 11G .2 A la rencontre de mondes différents (Begegnung unterschiedlicher Welten) 36 12G .1 La condition humaine (Formen der menschlichen Existenz) 36 12G .2 Liberté et responsabilité (Freiheit und Verantwortung) Spannend wäre empirisch zu ermitteln, in welche Richtung die Lehrpläne an der pädagogischen Basis interpretiert werden, zu welchen absurden Fehlverständnissen die Leerstellen führen, die ein autonom denkendes Individuum vor Augen hat, die nicht existiert und dann kapitale Fehlschlüsse produziert, weil sie versucht, die Themen zu erfüllen, abzuhaken.