BBInfo2002-04 - Bundes-Blindenerziehungsinstitut

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4/2002
Der Nikolaus war da!
Informationsblatt des Bundes-Blindenerziehungsinstitutes
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Liebe Leserinnen und Leser!
Alle Jahre wieder ...
ist sie da - die hektischste Zeit des Jahres! Schnell noch ein paar Schularbeiten, Tests und Wiederholungen - der Schikurs naht, das 1. Semester
geht in die Endrunde. Vorbereitungen für diverse Adventfeiern, Auftritte
des Chores - und doch, es weihnachtet, auch bei uns im Haus.
Die Stände des Adventmarktes verzaubern seit Ende November bereits
beim Eintreten ins Haus. Köstlicher Duft nach Weihnachtsbäckerei zieht
sich von der Schulküche bis ins Internat. Der Nikolausbesuch in allen
Klassen erfreute Groß und Klein, die Nikolausfeiern im Kindergarten und
im Internat ließen uns eintauchen in die freudige Erwartung des nahenden
Festes!
Lassen Sie uns kurz innehalten und gemeinsam Rückschau halten.
Nehmen Sie sich Zeit und lesen Sie in dieser Ausgabe von BBInfo nach,
was sich bei uns so tut. Interessante Fachartikel ergänzen das
Alltagsgeschehen, aber auch Weihnachtliches kommt nicht zu kurz!
Ich kann Ihnen bereits heute versichern, dass wir im auslaufenden
Kalenderjahr gute Arbeit geleistet haben und sich die Kinder großteils sehr
angestrengt haben. Die Arbeitsatmosphäre war in sämtlichen Abteilungen,
die um Ihr Kind bemüht sind, ruhig und äußerst angenehm. Ohne
konstruktive Kritik kann allerdings keine Weiterentwicklung erfolgen und
so danke ich allen, die bereit waren, das gemeinsame Gespräch zu
suchen um Ziele zu verfolgen!
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen ein friedvolles
Weihnachtsfest und darf Sie im Namen meiner Teams um weiterhin gute
Zusammenarbeit im Jahr 2003 ersuchen.
Susanne Alteneder
prov. Leiterin
BBI intern
Aus der Redaktion
Durchgerutscht
Während einer meiner Unterrichtsstunden in der 1. Handelsschule
klingelte das Telefon. Herr Naschenweng, der Vater eines der Schüler,
war am Apparat und wollte die Klassenvorständin sprechen. Die war zu
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diesem Zeitpunkt natürlich nicht in der Klasse. Herr Naschenweng fragte,
ob denn sein Sohn nicht in die 1. Handelsschulklasse ginge. Ich sagte,
dass Andreas derzeit auf seinem Platz in der Klasse sitze und fragte nach,
warum Herr Naschenweng auf diesen Gedanken käme. Der Vater meinte,
er hätte in der letzten Nummer von BBInfo bei der Vorstellung der
1. Handelsschulklasse weder ein Bild noch einige Zeilen seines Sohnes
gefunden.
Da ging mir ein Licht auf und ich sagte sogleich Herrn Naschenweng, dass
er zielsicher den Schuldigen für dieses Missgeschick angerufen hätte,
nämlich mich. Ich versprach, das Versäumnis in der nächsten Nummer
von BBInfo zu beheben. - Mir kam im Nachhinein eine kurze Bemerkung
Herrn Rohlfings ins Gedächtnis, dass es zu einem Bild keinen Text gäbe,
aber ich hatte mich dann zu wenig um diesen Sachverhalt gekümmert.
Mit der Bitte um Entschuldigung reichen wir hier die versäumte Vorstellung
nach!
Erich Schmid
Hallo!
Mein Name ist Andreas Naschenweng. Ich bin 16 Jahre alt. Ich wohne in
Kärnten im Mölltal in Napplach. Ich bin vorher in eine Schule für normal
Sehende gegangen: von 1992-1996 Volkschule in Penk, Hauptschule von
1996-2000. Letztes Jahr habe ich am Bundes-Blindenerziehungsinstitut
die Orientierungsklasse bei Herrn Mag. Freiler besucht.
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Ich habe vier Geschwister. Sie heißen Judith, Michael, Christoph und
Sabrina, haben aber eine normale Sehleistung.
Meine Interessen sind schwimmen, lesen und an Computern arbeiten und
reparieren.
Meine Sehbehinderung: Ich bin kurzsichtig und habe Nystagmus (Augenzittern).
Ich werde nach der Handelsschule 1 Jahr in der Orientierungsklasse bei
Herrn Mag. Freiler verbringen, spezialisiert auf EDV- und ECDL-Kurse.
Danach werde ich mich als Computertechniker und Netzwerkadministrator
im Bundes-Blindenerziehungsinstitut bewerben. Mir gefällt es in der
Handelsschule sehr gut.
Personelles
Am 15. Oktober 2002 brachte unsere Helferin Anneliese Dörr eine
gesunde Tochter, Anna-Sophie, zur Welt.
Seit 27. November erfreut unseren
Harnischfeger seine Tochter Nina Brigitta.
Mobilitätstrainer
Christoph
Den beiden jungen Damen wünschen wir gutes Gedeihen, den frisch
gebackenen Eltern viel Freude mit ihren Kindern.
Mit 30. November 2002 beendete Frau Christa Kellner ihre berufliche
Tätigkeit am BBI. Wir danken ihr für ihre langjährige gewissenhaft und
umsichtig durchgeführte Arbeit!
Seit 1. Dezember 2002 ist Frau Waltraud Alexander in unserem Team.
Frau Alexander übernahm im Sekretariat den Arbeitsplatz von Frau
Kellner und ist somit für 20 Stunden pro Woche angestellt.
Durch eine Dienstzeitänderung ist nun unser Sekretariat täglich Montag
bis Freitag von 7:30 Uhr bis 15:30 Uhr durchgehend geöffnet.
Susanne Alteneder
prov. Leiterin
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Öffentlichkeitsarbeit
Shell verschenkt 100 Laptops Spontane Unterstützung der Aktion
durch Lions Club und Microsoft
Im Rahmen einer vorweihnachtlichen Feier überreichte Mag. Martin
Theyer, Geschäftsführer der Shell Austria GmbH, Laptops an
Schülerinnen und Schüler der Handelsschule im Blindeninstitut.
Insgesamt werden 100 Geräte an ausgewählte, bedürftige Menschen, für
welche die Anschaffung derartiger PCs absolut unerschwinglich gewesen
wäre, vergeben.
Die Beschenkten wurden von Mitgliedern des Lions Clubs, der
regionale Clubs in ganz Österreich verfügt, ausgewählt.
über
Martin Theyer: "Es freut mich ganz besonders, dass wir, die in einem
internationalen Netzwerk arbeiten, auf ein lokales Netzwerk gestoßen
sind, das uns die zielgerichtete Verteilung der Laptops ermöglicht."
Zu den begünstigten zählen Hochwasseropfer, Behinderte, Sozialeinrichtungen und Jugendliche, welche die Computer für ihre weitere
berufliche Ausbildung nutzen.
Microsoft hat sich spontan bereit erklärt, die Laptops kostenlos mit dem
Softwarepaket "Works 2000" auszustatten, das alle wesentlichen
Aufgaben rund um Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Datenbank,
Kalender und Adressbuch enthält.
"Jeder Mensch ist zu großen Leistungen fähig, wenn man ihm nur das
erforderliche Rüstzeug in die Hand gibt" - so Thomas Lutz,
Unternehmenssprecher von Microsoft Österreich. Diese Überzeugung ist
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einer der Grundpfeiler der Unternehmensphilosophie von Microsoft und
Leitmotiv für die vielfältigen gemeinnützigen Aktivitäten im Sponsoring.
Unter dem Motto "Giving Access" sollen möglichst viele Menschen Zugang
zu modernen Informationstechnologien wie Computer und Internet
erhalten.
In diesem Geist unterstützt Microsoft Österreich jedes Jahr zahlreiche
Projekte im ganzen Land. Das Spektrum reicht dabei von der Förderung
von Schulen über Programme für die Integration von Behinderten bis hin
zu Projekten für Senioren.
Ein Ziel ist allen Projekten gemeinsam: Sie versetzen Menschen in die
Lage, ihr Leben aktiv zu gestalten und die vielfältigen Chancen zu nutzen,
welche die moderne Informationsgesellschaft für jeden Einzelnen birgt.
Dipl. Ing. Fritz Kosicek, Governor des Lions Clubs Österreich, dankte Mag.
Martin Theyer, Geschäftsführer der Shell Austria, für die großzügige
Spende.
Die Auslieferung der Geräte in ganz Österreich läuft bereits und soll
großteils noch vor Weihnachten abgeschlossen sein. Damit geht für viele
der Beschenkten heuer noch ein Weihnachtswunsch in Erfüllung.
Der Lions Club ist die weltweit größte private Hilfsorganisation. In
Österreich zählt man rund 6500 Mitglieder, die in regionalen Clubs
konzentriert sind. Lions helfen schnell und unbürokratisch. Allein in den
Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland wurden für die
Hochwasseropfer über eine Million Euro gesammelt und den Betroffenen
rasch zur Verfügung gestellt.
Frau Direktor Alteneder mit den blinden SchülerInnen. - Damit die Blinden
die Laptops verwenden können, werden diese mit einer sog. "Braille-Zeile"
gekoppelt. Das ist eine EDV-Platte, die an der Vorderseite in der BrailleBlindenschrift durch elektronisch gesteuerte Noppen ertasten lässt, was
beispielsweise gerade geschrieben wurde. Eine Software namens "screen
reader" gibt sämtliche Aktivitäten als auch geschriebene Texte akustisch
wieder oder vergrößert sie am Schirm so stark, dass Sehbehinderte die
Buchstaben erkennen können.
Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an:
Dr. Beate Simon
Shell Austria Gesellschaft m.b.H.
Tel.: 01 79797 1136
Handy: 0664 60797 1136
E-Mail: [email protected]
Infos zum Lions Club unter: www.lions.at
Presseinformationen 9.12.2002
www.shell.at
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Computerübergabe im Hotel Ambassador
Am 09. 12. 2002 gingen die Schüler der ersten Handelsschule (Andreas
Naschenweng, Rojscha Saber, David Klein) und ich in das Hotel
Ambassador zur Computerübergabe. Die Schüler wurden begleitet von
Frau Prof. Alteneder, Frau Erziehungsleiterin Anneliese Höllersberger,
Herrn Prof. Schmid und Herrn Rohlfing. Die Firma Shell stellte insgesamt
100 Computer zur Verfügung. Der Lions Club verteilte diese in ganz
Österreich an verschiedene Institutionen. Microsoft spendierte die
Software dazu. Dem Bundes-Blindenerziehungsinstitut wurden 4
Notebooks übergeben. Andere Notebooks werden der Elternselbsthilfe
und Behinderten geschenkt.
Nachdem wir die Notebooks übernommen hatten, gab es anschließend
ein Buffet.
Wir bedanken uns bei Shell Austria, beim Lions Club und bei Microsoft für
die Spende!
Canan Uzunkaya
2. Handelsschule
Erleben - Begreifen
Abenteuer-Referat
Wie alle Schüler, die vor einem Referat stehen, haben wir uns zunächst
überlegt, welche Themen für uns in Frage kämen. Schließlich entschieden
wir uns für den "Dr. Richard Verkehrsbetrieb". Da wir beide Autobusse
mögen und auch gerne mit ihnen unterwegs sind, wurde unser Interesse
immer größer, sodass wir beschlossen haben, darüber unser Referat zu
halten. Ein Schüler aus unserer Klasse erwähnte noch nebenbei, dass Dr.
Richard über 800 Autobusse hat, was die Sache noch interessanter
machte.
Unser Start verlief leider nicht so, wie wir es geplant hatten. Der Fehler
war, dass wir uns nur auf das Internet verließen und einen persönlichen
Besuch vermeiden wollten. Die Folge war, dass wir den Termin, an dem
das Referat zu halten gewesen wäre, verschieben mussten. Dann aber
rissen wir uns zusammen und vereinbarten einen Termin bei Dr. Richard.
Wir gaben Frau Zach, einer Angestellten, unsere Fragen, die wir zuvor
verfassten. Sie bat uns, in zwei Wochen wieder zu kommen um die
Antworten zu holen. Als Geschenk gab sie uns ein Buch mit, in dem fast
die gesamte Geschichte Dr. Richards mit vielen Bildern enthalten war. Für das nächste Mal wurde uns zugesichert, dass wir einen Autobus
besichtigen dürfen und ein Modell zum Anfassen geschenkt bekommen.
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Wie ausgemacht, gingen wir zwei Wochen später wieder zu Dr. Richard.
Wir nahmen die Informationen, die uns Frau Zach gab, auf einem Minidisk
Recorder auf. Leider wurde nichts daraus, wie wir später feststellten, da
der Akku seinen Geist aufgegeben hatte.
Wir durften uns, wie vereinbart, einen Bus anschauen.
Uns wurde Folgendes erklärt:
- Die Busse werden vierteljährlich kontrolliert, obwohl nur halbjährlich
vorgeschrieben ist.
- Der Bus hat eine Espressomaschine,
Klimaanlage und viele weitere Extras.
GPS-Navigationssystem,
- Ein Bus kostet 450.000 Euro
Wir haben Frau Zach gebeten, ob es möglich gemacht werden könnte,
dass Ansagen der Stationen eingeführt werden.
Das war für uns ein wirklich schönes Erlebnis und wir sind schon motiviert,
weitere Referate zu halten. Wir bedanken uns bei der Firma Dr. Richard
und besonders bei Frau Zach für die vielen Informationen!
Danijel Krnjeta und Beatrix Klinger
2. Handelsschule
Präsentation unserer Übungsfirma
Am 11. Dezember 2002 präsentierte uns die dritte Handelsschule ihre
Übungsfirma "Sports & More". Es waren folgende Personen anwesend:
Frau Alteneder (provisorische Leiterin des BBI), Herr Rohlfing und Frau
Strohschneider (Lehrmittelzentrale), Herr Schmid, Frau Panzer und Frau
Wiesenhofer (Lehrer in der 3. Handelsschule), Frau Alexander und Frau
Scheithauer (Sekretärinnen), Frau Jira (Leiterin der Übungsfirma).
Die Schüler der dritten Handelsschule stellten uns alle Abteilungen und
ihre Aufgaben für die ÜFA vor. Die Firma besteht aus vier Abteilungen:
Rechnungswesen, Marketing, Sekretariat und Beschaffung. Die ÜFA wird
so geführt wie eine echte Firma, dadurch sollen die Schüler auf das echte
Berufsleben vorbereitet werden. Die Schüler müssen mit anderen
Übungsfirmen Kontakt aufnehmen und Waren bestellen bzw. verkaufen.
Unsere ÜFA wird von Frau Mag. Jira, unsere Betriebswirtschaftsprofessorin, geleitet.
Nach der spannenden Präsentationen gab es ein Tastspiel, bei welchem
den sehenden Personen die Augen verbunden wurden, und auch noch ein
Buffet.
Dragan Pavlovic, Boram Park
2. Handelsschule
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Wir machten Gipsbilder
Zuerst sahen wir uns Materialien an. Wir verwendeten Muscheln, Knöpfe,
Schlüssel, Bänder, Glassteine, Beilagscheiben, Korkscheiben, Muttern,
Schrauben, Fliesen, CDs, Spiegel, Nüsse, Münzen und Kluppen.
Es gab Rahmen in drei verschiedenen Größen. Wir legten die Sachen auf
den Rahmen. Aber wir mussten aufpassen, dass der Rahmen nicht zu
schwer wird.
Dann kam alles wieder runter und die Gipsmasse wurde auf den Rahmen
gestrichen. Jetzt drückten wir die Sachen in die Gipsmasse und das
Gipsbild war fertig.
Mit der Werklehrerin haben wir Gipsbilder gebastelt. Dazu haben wir
verschiedenes Material verwendet, zB Spiegel, Muscheln, Fliesen,
Schrauben, leere Spindeln, Nägel und Ziegel. Dann haben wir Gips auf
den Rahmen gestrichen.
Danach haben wir das Bild trocknen lassen. Am nächsten Tag waren die
Bilder trocken.
2./3. VS
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Spezialbeiträge
Die Schriften der Blinden
(Mit freundlicher Genehmigung des Kunsthistorischen Museums darf
dieser Artikel aus dem Ausstellungskatalog im Vorabdruck erscheinen. Die
Ausstellung "Der Turmbau zu Babel - Ursprung und Vielfalt von Sprache
und Schrift" findet vom 5. April bis 5. Oktober 2003 im Schloss Eggenberg,
Graz, statt. Es ist dies eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums
Wien für die Europäische Kulturhauptstadt Graz 2003. - Im Gedenkjahr
des Todes von Louis Braille 1852 bietet sich diese Veröffentlichung in
unserer Zeitschrift an.)
Eine der ältesten Nachrichten über eine "Schrift" für Blinde liegt aus der
Zeit der Eroberung Perus durch die Spanier vor, nämlich in der
Beschreibung eines Kommunikationsmittels der Inkas ("Quipo") aus
Schnüren verschiedener Farbe, Dicke und Länge, welche durch Knoten in
unterschiedlicher Zahl, unterschiedlichen Abständen und Formen
miteinander verbunden waren. Außer den Farbinformationen waren den
Blinden alle Elemente dieses Zeichensystems zugänglich.
Abgesehen von diesem besonderen Kommunikationssystem kam im
Laufe der Geschichte zunächst der Gedanke auf, Blinde sollten die Schrift
der Sehenden schreiben. Erasmus von Rotterdam (1466-1536) erwähnt in
seinem 1528 unter dem Titel "De recta Latini Graecique sermonis
Pronuntiatione" erschienenen Buch, dass Blinde die bei Quintilian
beschriebene "Tabella" - in Holztafeln vertiefte Schriftformen - benutzt
hätten, um durch Nachfahren der Zeichen die Schrift zu erlernen. Dass
Blinde das Schreiben mit Hilfe der seit den Römern verwendeten
Wachsplatte mit Stylus erlernen sollen, rät der Pädagoge Georg Philipp
Harsdörffer (1607-1658) in seinem Buch "Delitiae Mathematicae et
Physicae" 1651.
Aber selbst wenn der Blinde leserlich zu schreiben gelernt hatte, konnte er
doch nicht lesen, was er geschrieben hatte. Bis das erreicht war, sollte
noch einige Zeit vergehen. Die Idee einer Nutzung von Geheimschriften
durch Blinde wurde erstmals von dem italienischen Jesuiten Francesco
Lana-Terzi (1631-1687) im Buch "Prodromo" 1670 veröffentlicht. Der Titel
des zweiten Kapitels lautet: "Auf welche Weise ein Blindgeborener nicht
nur schreiben lernen, sondern auch unter einer Chiffre seine Geheimnisse
verbergen und die Antworten in denselben Chiffren verstehen kann."
Neben einer Schnur- oder Knüpfschrift wird eine Geheimschrift
vorgeschlagen, bei der Buchstaben willkürlich in ein System von Linien
eingeordnet und durch Punkte markiert werden. Lana denkt sich diese
Schrift flach, weist jedoch darauf hin, dass durch erhabene Linien und
Punkte die Blinden dieses System nutzen könnten. Durch seine
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Empfehlung, dass Blinde beim Schreiben der Schrift der Sehenden Drähte
oder Saiten zur Zeilenführung verwenden sollen, wird Lana zum Erfinder
der "Handführer", die in stark abgewandelter Form auch heute noch in
Gebrauch sind, wenn Blinde ihre Unterschrift geben oder kurze
Mitteilungen für Sehende verfassen.
Die erste namentlich bekannte Person, die einem blinden Menschen das
Schreiben beigebracht hat, ist der Mathematiker Jacob Bernoulli (16541705). Im "Journal des Savants" berichtet er 1685 über seine
Bildungsarbeit mit der um 1661 geborenen Esther Elisabeth Waldkirch,
der Tochter eines begüterten Genfer Bürgers. Sie erlernte die Handschrift
mit Hilfe der "Tabella" und verwendete danach den Handführer.
Die Wienerin Maria Theresia von Paradis (1759-1824) - eine vielseitig
gebildete Künstlerin, für die Antonio Salieri, Vicenzo Righini und Leopold
Anton Kozeluch Kompositionen verfassten - hielt ihre sprachlichen
Gedanken mit Hilfe eines Handführers fest und ihre musikalischen
dadurch, dass sie die Notenköpfe aus Pappe mit Pflöckchen in eine von
Josef Riedinger (1751-1827) erdachte Holztafel mit erhabenen Linien
steckte. Für ihre umfangreiche Korrespondenz stand ihr eine
Handdruckmaschine zur Verfügung, welche der Mechaniker Kempelen
(1734-1804) für sie konstruierte. Valentin Haüy und Johann Wilhelm Klein
wurden durch die Leistungen der blinden Künstlerin in ihren
Überzeugungen von der Bildbarkeit der Blinden bestärkt.
Denis Diderot (1713-1784) setzt sich 1749 in seiner "Lettre sur les
aveugles" am Beispiel eines blinden Likörerzeugers in Puiseaux mit der
Frage der Bildbarkeit von Blinden auseinander. Nach Diderots Bericht hat
der Blinde mit Hilfe von Blechbuchstaben seinen sehenden Sohn im Lesen
unterrichtet. Valentin Haüy leitete von diesem Bericht die Idee ab, Blinde
als Lehrer Sehender einzusetzen.
Diderot erwähnt im Nachtrag zu seiner "Lettre sur les aveugles" um 1780,
dass das Fräulein Melanie von Salignac (1741-1763) schrieb, indem sie
mit einer Nadel die Buchstabenformen in Spiegelschrift durch das Papier
stach und so ihre eigene Schrift wieder lesen konnte. Schon im "großen
Brief" findet man eine Erwähnung des tastbaren Punktes als Hilfe zum
Lesen. Ein Lesebuch mit erhabenen Schriftzeichen wurde um 1760 vom
Buchdrucker Prault für das Fräulein von Salignac hergestellt.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war technisch gesehen die Zeit reif für
Schriften, welche von Sehenden und Blinden gelesen werden konnten,
aber es wurden noch die Zeichen der "Schwarzschrift" verwendet.
C. H. Wolke (1741-1808) erdachte für den blinden Flötenspieler Dulon
(1769-1826) eine derartige Schrift: Über die mit Leimwasser
geschriebenen Zeichen wurde pulverförmiger Siegellack gestreut, dessen
hängengebliebene Teile man anschließend durch Erhitzung fixierte. Carl
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Ludwig Müller konstruierte 1823 in Wien eine Art Füllfeder, aus der eine
dickflüssige, sich bald erhärtende Masse auf das Papier floss. Diese
beiden und die verwandten Systeme konnten zwar von Blinden relativ gut
gelesen werden, aber das Problem lag und liegt im Schreiben. Müller aus
Wien hat das Werden der heutigen Füllfeder vorbereitet. Auch die
Erfindung des Kugelschreibers im 20. Jahrhundert steht im
Zusammenhang mit Blindheit, da sie auf den Kriegsblinden Franzosen
Richard Dufton zurückgeht.
Geistiger Aufbruch und sein Einfluss auf den technischen Fortschritt vor
der Wende zum 19. Jahrhundert förderten die Bildungschancen für Blinde.
Valentin Haüy (1745-1822) gründete 1784 die älteste Blindenschule der
Welt, Johann Wilhelm Klein (1765-1848) begann 1804 in Wien seinen
Unterricht mit dem blinden Jakob Braun. Das Blindeninstitut in Wien ist die
zweitälteste Blindenbildungseinrichtung der Welt und die älteste im
deutschsprachigen Raum. Im Gegensatz zur Pariser Institution, in der die
Ausbildung der Blinden zu Handwerkern Vorrang hatte, setzte Johann
Wilhelm Klein daneben einen gleichwertigen Schwerpunkt in der
Vermittlung der Kulturtechniken. Sein 1819 erschienenes "Lehrbuch zum
Unterrichte der Blinden, um ihren Zustand zu erleichtern, sie nützlich zu
beschäftigen und zur bürgerlichen Brauchbarkeit zu bilden" war über
Jahrzehnte die Richtschnur pädagogischen Handelns. Bezüglich der
Schrift hegten Klein und viele seiner Zeitgenossen den Glauben, die
Integration der Blinden sei nur dadurch zu erreichen, dass eine Schrift
verwendet wird, welche von Blinden und Sehenden gelesen und die vom
Blinden selbst "hergestellt" werden kann.
Haüy propagierte in Paris eine Reliefschrift ("Hochschrift"), die dadurch
entstand, dass mit Hilfe einer eisernen Feder, welche an der Spitze nicht
gespalten war, die Schriftzeichen in dickes Papier eingeritzt wurden. Nach
den Angaben Johann Wilhelm Kleins ist seine 1809 der Öffentlichkeit
vorgestellte Stacheltypenschrift oder "durchstochene Schrift" die erste, die
von Blinden und Sehenden gelesen und geschrieben werden kann. 1847
schreibt Klein: "Das Glück führte mich im Jahre 1809 auf die Erfindung der
Vorrichtung zur durchstochenen Schrift, die einzige, welche der Blinde
ohne Schwierigkeit selbst schreiben und zugleich auch durch Gefühl lesen
kann." Während das Fräulein von Salignac einzelne Punkte des Zeichens
stechen musste, ist das Schreiben der Stachelschrift eher ein Drucken: An
der Unterseite der Lettern sind Nadeln angebracht, welche die Form des
Schriftzeichens durch Papier stechen, das auf einer Filzunterlage liegt. Die
Lettern für die Schriftzeichen werden von rechts nach links nebeneinander
in ein Zeilenlineal gesetzt. Bis ca. 1970 - also bis zum Beginn der weiten
Verbreitung mechanischer Schreibmaschinen - haben Kinder aus dem
Internat mit Hilfe des Kleinschen Stacheltypenapparates Briefe an ihre
Eltern geschrieben. Zwei Nachteile weist diese Schrift jedoch noch auf:
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Das Setzen der Lettern braucht seine Zeit und das bedruckte Blatt muss
aus dem Rahmen genommen und gewendet werden, bevor der Blinde es
lesen kann.
Das Problem des langsamen Schreibens betraf nicht nur die Stachelschrift
Kleins, sondern alle damals gängigen Schriften für Blinde. Man dachte
daher über technische Abhilfe nach. Die Idee des Engländers Henry Mill
zu einer Schreibmaschine für Blinde ist aus dem Jahre 1714 belegt. Bei
dem um 1839 vom erblindeten Franzosen Foucault (1797-1871)
konstruierten "Raphigraph" handelt es sich um eine Schreibmaschine,
welche die Formen der lateinischen Druckschrift tastbar herstellen konnte.
Auch heute ist für Blinde die Beherrschung des 10-Finger-Tastschreibens
auf Schreibmaschinen- bzw. PC-Tastaturen unumgänglich notwendig, um
mit Sehenden schriftlich kommunizieren zu können.
Einen anderen Weg zur Beschleunigung des Schreibens schlugen jene
Denker, Erfinder und Konstrukteure ein, die das Schreiben der Schrift der
Sehenden mit der Hand durch geeignete Hilfsmittel - verbesserte
Handführer - unterstützten. Pfarrer Josef Engelmann, Direktor der Linzer
Blindenanstalt,
veröffentlichte
1825
seinen
Vorschlag,
die
Großbuchstaben der lateinischen Schrift alleinstehend in ausgesparte
Zellen einer Tafel zu schreiben. Ernst Eduard Hebold (1819-1871)
entwickelte eine ähnliche Schrift und die dazugehörige Tafel, die weit ins
20. Jahrhundert hinein verwendet wurde. Diese Tafel war zusätzlich zum
Schreiben der Punktschrift geeignet - aber später davon mehr!
Um die Bildung zu fördern, wurden immer wieder Versuche unternommen,
die Möglichkeiten des Buchdruckes zu nutzen. Das um 1760 für das
Fräulein von Salignac hergestellte gedruckte Buch wurde bereits erwähnt.
Im sogenannten Bostoner Druck, den Dr. Howe entwickelte und der sich
im 19. Jahrhundert weit verbreitete, wurden ausschließlich lateinische
Kleinbuchstaben in sehr vereinfachter Form verwendet. Dem gingen
Zeiten voraus, in denen man mit unterschiedlichen Buchstabenformen
experimentierte und die erhabenen Zeichen schwarz färbte. Dieser
sogenannte Liniendruck hielt sich bis zur Wende ins 20. Jahrhundert. Das
erste Reliefbuch in Stachelschrift erschien 1807 in Wien. Bis weit über die
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden solche Bücher mit wechselnden
Lettern und Zeichenformen gedruckt.
Den Büchern in Linien- und Stachelschrift ist gemeinsam, dass einzelne
Zeichen gut ertastet werden konnten, ein flüssiges Lesen jedoch nur
schwer erreichbar war. Auch Vereinfachungen der Schriftzeichen, wie
etwa die Runenschrift von James Gall 1832, schufen keine Abhilfe. Nur
die von William Moon (1818-1894) erfundene und nach ihm benannte
Schrift hat sich bis heute vor allem in den anglikanischen Ländern
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erhalten. In letzter Zeit hat es Überlegungen gegeben, diese Schrift im
schulischen Bereich den Lernbehinderten anzubieten.
Kehren wir noch einmal an den Beginn des 19. Jahrhunderts zurück und
damit zu den Erfindungen von Punkt-Schriften. Wie Lana-Terzi dachte der
französische Offizier Charles Barbier (1767-1841) über eine Geheimschrift
nach, in welcher der Punkt eine Rolle spielt. Seine Drei-, Elf- und
Zwölfpunkt-Systeme sollten dazu dienen, dass Soldaten in der Dunkelheit
Meldungen lesen konnten. Die Stellung der Punkte gibt an, um welchen
der 36 Laute des Französischen es sich handelt, somit sind die
Schriftsysteme Barbiers keine orthographischen, sondern phonetische.
Bei der Erprobung der Schrift 1821 im Pariser Institut zeigte sich, dass die
Vielzahl der Punkte schwierig zu erfassen war. Die Schüler veränderten
trotz der Missbilligung Barbiers die Schrift und nahmen Kürzungen vor.
Wahrscheinlich durch Experimente entdeckte der mit vier Jahren
erblindete Louis Braille (1809-1852) die ideale Form für den tastenden
Finger, nämlich zwei Spalten zu je drei Punkten. Der Sechser auf unseren
heutigen Spielwürfeln entspricht dieser Anordnung. Die Psychologie des
20. Jahrhunderts hat nachgewiesen, dass nicht mehr als sechs Eindrücke
simultan von einem Sinnesorgan aufgenommen werden können. Erst
1850 wurde die Punktschrift Brailles im Pariser Institut, in dem er als
Hilfslehrer arbeitete, zugelassen.
1825 war die Zusammenstellung des damals Sechzehnjährigen
abgeschlossen: Die Brailleschrift hatte Gestalt angenommen. Die
Bedeutung der Erfindung Brailles für blinde Menschen kann nicht hoch
genug eingeschätzt werden. Nur die Braillesche Punktschrift ermöglicht
ein rasches Schreiben und Lesen. Anlässlich der hundertsten Wiederkehr
des Todestages von Louis Braille wurden Brailles Gebeine aus dem
Friedhof seines Geburtsortes Coupvrai in das Pantheon nach Paris
überführt.
Aber hat nicht die Erfindung Brailles einen sehr großen Nachteil? Nur
speziell geschulte Sehende können diese Schrift lesen. Die sehenden
Blindenlehrer der damaligen Zeit glaubten daneben einen für sie noch viel
wichtigeren Grund anführen zu können: Man meinte damals, das Erleben
Blinder und Sehender sei durchgehend parallel, daher sollte es auch im
Unterricht so wenig wie möglich Abweichungen in den Blindenschulen
geben. Das "So-Sein des Blinden" wurde außer Acht gelassen. Auch
Johann Wilhelm Klein verhielt sich der Brailleschrift gegenüber ablehnend,
ebenso gegenüber einer Punktschrift nach dem Vorschlag Pfarrer
Engelmanns. Selbst der Begründer der Breslauer Blindenanstalt, der
blinde Johann Knie (1794-1859), nahm zunächst eine distanzierte Haltung
gegenüber der Punktschrift ein, widerrief jedoch später seine Meinung.
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Es dauerte über 50 Jahre, bis die Mehrzahl der Pädagogen den großen
Wert der Brailleschrift erkannten. Auf dem ersten europäischen
Blindenlehrerkongress 1873 wurde zwar die Brailleschrift noch nicht als
verbindlich anerkannt, aber man setzte einen Untersuchungsausschuss
ein, der alle Blindenschriftsysteme überprüfen sollte. Da die deutsche
Sprache andere Häufigkeitsverteilungen der Zeichen und besondere
Bedürfnisse bezüglich der Umlaute hat, überlegte man, vom französischen
Original des Louis Braille vollständig abzuweichen und die Befürworter
dieser
Vorgangsweise
waren
auf
dem
zweiten
deutschen
Blindenlehrerkongress in Dresden 1876 in der Mehrheit. Mit der
Brailleschrift konkurrierten einerseits ein Vorschlag von Krämer
(München),
welcher
der
Tätigkeit
der
Sprechwerkzeuge
Punktkombinationen zuordnete, andererseits ein Vorschlag des Wieners
A. Petzelt mit Punkten und Strichen. Der dritte Kongress - Berlin 1879 entschied sich zum Glück jedoch endgültig für das französische Original
und legte die für die deutsche Sprache notwendigen Zeichen (zB Umlaute
und das w) sowie Kontraktionen (zB au, ei) fest. Dies war ein wichtiger
Beitrag, der den Siegeszug der Brailleschrift beschleunigte.
Auch technisch begabte Menschen und Erfinder widmeten ihre
Aufmerksamkeit der neuen Punktschrift. Die ersten Schreibtafeln für die
Brailleschrift nannte man "Sticheltafeln". Sie hatten Grübchen oder
Rinnen, um den durch das Papier gestochenen Punkten die Form zu
geben. Bei den ersten Schreibmaschinen für Punktschrift wurde der
"motorisierte Stichelschlitten" mit der Tastatur von rechts nach links über
das Papier bewegt. Die Punktkombinationen der einzelnen Zeichen
konnten simultan angeschlagen werden. Auch bei diesen Geräten war das
Geschriebene nicht unmittelbar lesbar. 1884 ließ der durch eine Explosion
erblindete Gustav Seifert eine Maschine bauen, die den Prägekopf mit den
Sticheln unten und sechs Gegenlager mit Grübchen oben hatte. Somit
konnte das Geschriebene sofort ertastet werden. Das Papier wurde unter
dem Gegenlager mit einem Hebel Zeichen für Zeichen weitertransportiert.
Wegen seiner Größe bewährte sich das Modell nicht; es war aber Vorbild
für die erste Maschine zum Prägen von Blechplatten. Auf die so
punzierten Platten (heute verwendet man Zinkblech) wurde und wird
Papier gepresst, wodurch der Buchdruck in Punktschrift mit
doppelseitigem Prägedruck möglich ist. Das erste gedruckte Buch in
Brailleschrift erschien bereits 1829. Heinrich Hirzel, der Direktor der
Lausanner Blindenanstalt, hatte 1860 an seiner Anstalt eine professionelle
Druckerei für Bücher in Brailleschrift eingerichtet.
Frank Hall ließ 1892 in Philadelphia eine Punktschrift-Schreibmaschine
erzeugen, die sich sehr weit verbreitete. Unter anderen Konstrukteuren ist
vor allem Oskar Picht (1871-1945) - ein Lehrer in Steglitz - hervorzuheben.
Ab 1901 ließ er sich zahlreiche Erfindungen patentieren. Bei den
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Punziermaschinen für den Buchdruck ist bis heute seine Tastenanordnung
für das Schreiben mit einer Hand (mit der anderen liest der blinde
Übertrager) realisiert: fünf Tasten für die fünf Finger, die sechste Taste
wird mit dem Handballen gedrückt. Picht ließ 1909 seinen
Streifenschreiber
patentieren;
er
wurde
zum
Vorläufer
der
Stenographiermaschine. 1928 erweiterte er das System von 6 auf
8 Punkte und legte dadurch den Grundstein für die 8-Punkt-Stenographie
und indirekt auch für das Computerbraille. Pichts Versuch einer
Elektrifizierung von Punktschriftmaschinen scheiterte 1916. Erst in den
siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde diese Idee wieder
aufgegriffen und kommerziell erfolgreich realisiert. Ebenfalls zu dieser Zeit
schloss die Firma Thiel in Deutschland Streifenschreiber als
Ausgabegeräte an Fernschreiber an.
Wir müssen den soeben ins 20. Jahrhundert geratenen Blick nochmals auf
die Zeit vor der Jahrhundertwende richten. Die von Louis Braille erfundene
Punktschrift blieb nämlich nicht allein auf dem Markt der Gedanken und
Möglichkeiten. Dr. John Dennison Russ (New York) und in seiner
Nachfolge W. B. Wait (1893) wollten die Lesegeschwindigkeit dadurch
erhöhen, dass sie die 6 Punkte statt in zwei Spalten (senkrecht) zu je drei
Punkten in zwei Reihen (waagrecht) zu je drei Punkten anordneten.
Brailles Punktanordnung wurde "gekippt". Häufige Zeichen der englischen
Sprache haben weniger Punkte, weniger häufige Zeichen mehr Punkte.
Bei diesem sogenannten New Yorker oder Waitschen System übersteigen
jedoch die drei nebeneinanderliegenden Punkte die Breite des Gliedes
des lesenden Fingers, wodurch keine simultane Erfassung eines Zeichens
mehr möglich ist. J. W. Smith vom Perkins Institut behielt dagegen die
Spaltenstruktur Brailles bei, änderte jedoch die Punktkombinationen nach
der Häufigkeit der Zeichen. So gab es in Amerika bis in die dreißiger Jahre
des 20. Jahrhunderts drei Punktschriften.
Die Brailleschrift eignet sich ideal dafür, an viele Sprachen und
Bedürfnisse angepasst zu werden. Durch die weitest gehende Anlehnung
an das französische Original ist es erreicht worden, dass beispielsweise
das a durch den Punkt links oben wiedergegeben wird, gleichgültig ob die
zu verschriftende Sprache von Sehenden in lateinischer, griechischer oder
kyrillischer Schrift umgesetzt wird. Auch blinde Japaner und Chinesen
verwenden heute die Punktschrift. Spezialschriften sind immer dann
notwendig, wenn in den Schriften der Sehenden Zeichen vorkommen, die
nicht im Vorrat des Alphabetes oder der Interpunktionszeichen enthalten
sind. Die Musiknotenschrift gehört zu diesen Spezialschriften. 1834
veröffentlichte Louis Braille seine Punktnotenschrift und gab damit den
Weg vor, für besondere Bedürfnisse spezielle Schriften auf der Basis des
6-Punkt-Musters zu erdenken. Da die Entwicklung der Musiknotenschrift in
den verschiedenen Ländern in unterschiedliche Richtungen lief, strebte
15
man eine Vereinheitlichung an und erreichte sie 1888. Die Musikschrift
muss sich ständig den neuen Anforderungen stellen und so ist auch in der
Braille-Musikschrift ein ständiger Reformierungsprozess im Gange.
Ähnlich verhält es sich mit der Mathematik- und der Lautschrift.
Ein
besonders
wichtiger
Bereich
der
Spezialschriften
sind
Kürzungsverfahren. Sie sollten Abhilfe gegen den großen Raumbedarf der
Brailleschrift schaffen und das Schreiben beschleunigen. 1871 entstand
die erste Kurzschrift für die englische Sprache (Armitage), 1883 für die
französische (Maurice de la Sizeranne) und 1882 für die deutsche
Sprache (Christian Krohn). Der Blindenlehrerkongress in Frankfurt am
Main beauftragte 1882 eine Kommission, deren Vorschlag vom Kongress
1895 in München als verbindlich angenommen wurde. Man nennt dieses
Kürzungsverfahren "Deutsche Blindenkurzschrift". Bis heute werden die
Systeme für Spezialschriften in den verschiedenen Ländern immer wieder
reformiert. Die letzte derartige Änderung im deutschsprachigen Raum
musste nach Einführung der neuen Rechtschreibung 1998 vorgenommen
werden.
An der Silexschule in Berlin wurde 1932 das erste Stenographiesystem aufbauend auf der Kurzschrift - entwickelt, weil ab diesem Zeitpunkt
geeignete Maschinen zur Verfügung standen. Um das Zurückführen des
Schreibkopfes zum linken Zeilenrand zu vermeiden, wird mit diesen
Maschinen ein langer Papierstreifen beschrieben. Weitere Zeitersparnis
bringt das gleichzeitige Anschlagen der Leertaste mit dem letzten Zeichen
des Wortes vor dem Leerzeichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erweiterte
man in der damaligen DDR das System von sechs auf sieben Punkte. Im
restlichen deutschsprachigen Raum fügte man unten an die beiden
Spalten die Punkte 7 und 8 und konnte mit dieser 8-Punkt-Stenographie
theoretisch eine Aufnahmegeschwindigkeit von bis zu 500 Silben pro
Minute erreichen. Nach der Aufnahme des Diktates muss der Streifen
gelesen und in Langschrift übertragen werden. Um das mühsame
Übersetzen
zu
vermeiden,
wird
derzeit
vom
BundesBlindenerziehungsinstitut
und
dem
Berufsbildungsund
Forschungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Wien eine
Computerschnellschrift entwickelt, bei der die stark an die
Blindenstenographie angelehnten Kürzungen über die PC-Tastatur
eingegeben werden und die Eingabe durch den Computer simultan in
Langschrift übersetzt wird. Auf diese Weise kommen die in der
Blindenstenographie gesammelten Erkenntnisse auch den Sehenden
zugute, denn jeder kann diese Computerschnellschrift erlernen.
Die pädagogische Herausforderung durch Geburtstaubblinde liegt darin,
die Kinder zum Symbolverständnis zu führen, um darauf aufbauend das
Schreiben und Lesen zu lehren. Zunächst muss der Zusammenhang
zwischen einem Gegenstand oder einer Bewegung und einem
16
Tastzeichen in die Hand oder einem Zettel mit Braillepunkten hergestellt
werden. Der erste bekannte Bildungsversuch auf diesem Gebiet ist der
Unterricht Laura Bridgmans durch Dr. Howe (1801-1876). In diesem
Bereich ist die Bildungsarbeit Anne Sullivan-Macys an Helen Keller (18811968) am berühmtesten geworden. Die taubblinde Helen Keller erlernte
um 1890 unter Anleitung der Lehrerin Sarah Fuller sogar die Lautsprache
für englisch, französisch, deutsch und latein. Zur Förderung der
Kommunikationsmöglichkeiten Taubblinder sind zahlreiche Systeme und
Methoden im Gebrauch. Beim "fiktiven Schreiben", das sich vor allem für
Späterblindete oder Spätertaubte eignet, fährt man mit den Fingern auf
der Tischplatte die von früher vertrauten Buchstaben nach. Weit verbreitet
sind auch Tastalphabete und Handtastsprachen, wie zB das Eintasten der
Morsezeichen in die Hand. In Österreich wird besonders häufig das um
1881 vom taubblinden österreichischen Dichter Hieronimus Lorm (18211902) erfundene und nach ihm benannte Handalphabet verwendet. Am
Beginn des 20. Jahrhunderts hat im Grazer Blindeninstitut der
Taubstummenlehrer Pipetz ein System geschaffen, das er beim Unterricht
der
hochbegabten
Irene
Ransburg
einsetzte.
Auch
Spezialschreibmaschinen
und
Schreibtelefone
erleichtern
die
Kommunikation der taubblinden Menschen untereinander und mit
Sehenden.
Wie steht es nun aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts um den
Nachteil, dass die Brailleschrift zwar sehr effektiv von den Blinden gelesen
werden kann, jedoch nur von sehenden Experten? Die technischen
Entwicklungen ab den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts haben der
Brailleschrift neue Impulse gegeben. Die Firmen TeleSensory Systems in
den USA und F. H. Papenmeier in Deutschland bauten mit dem
VersaBraille und dem Braillex die ersten tragbaren papierlosen
Textspeichergeräte auf elektronischer Basis. Die Eingabe erfolgte über
eine Brailletastatur, die Ausgabe auf eine Braillezeile, bei der sich in jeder
6-Punkt-Zelle Stifte hoben, um die Punktkombination des Braillezeichens
zu erzeugen. Beim Bewegen der Braillezeile wurden zunächst alle Punkte
gelöscht (gesenkt), um dann die neuen Braillezeichen zu bilden.
Bald danach schloss man Braillezeilen und Brailletastaturen an
Computerterminals, ab der Mitte der achtziger Jahre auch an den PC
(meist ohne Brailletastatur) an. Neue Berufszweige standen nun den
Blinden offen; in anderen wurden die Blinden dank der neuen Hilfsmittel
nicht verdrängt. Heute werden die wesentlichen Inhalte graphischer
Benutzeroberflächen über eine sogenannte Screen Reader Software an
die Braillezeile geschickt und so für den Blinden zugänglich. Synthetische
Sprachausgabe unterstützt durch Zusatzinformationen über den
Bildschirminhalt das Lesen auf der Braillezeile, die inzwischen acht statt
sechs Punkte pro Zelle hat, um durch die größere Zahl an
17
Punktkombinationen mehr Zeichen darstellen zu können. Für Diabetiker
mit starken Durchblutungsstörungen in den Fingern ermöglicht die
synthetische Sprachausgabe überhaupt erst das Lesen. Hier wird nicht die
Sprache verschriftet, sondern die Schrift in Sprache umgesetzt. Ähnliches
lässt sich auch von den sogenannten Hörbüchern sagen: Professionelle
Sprecher lasen und lesen Bücher, die zuerst auf Tonband, später auf
Kassette, heute im Daisy-Format auf CD gespeichert werden. Das DaisyFormat ermöglicht das parallele Anbieten des gesprochenen und
verschrifteten Wortes.
Durch die Möglichkeit, Zeichen vergrößert am Bildschirm darstellen zu
können, haben Sehbehinderte - für die auch Bücher in Großdruck erzeugt
werden - Zugang zu mehr Informationen. Allen sehgeschädigten
Menschen stehen über das Internet - wenn die Seiten nach den Richtlinien
der Zugänglichkeit für Behinderte gestaltet sind - Informationen zur
Verfügung, zu denen es früher keinen Zugang gab: Für viele
Sehbehinderte haben zB Tageszeitungen einen zu kleinen Druck; wegen
des großen Platzbedarfes erscheinen Magazine in Brailleschrift
bestenfalls vierzehntägig.
Der in früherer Zeit gegenüber der Brailleschrift erhobene Vorwurf, sie sei
kommunikationshemmend, besteht nicht mehr: Blinde und Sehende lesen
dieselbe Schrift, allerdings in unterschiedlichen Medien - der Sehende am
Bildschirm, der Blinde über Sprachausgabe oder auf der Braillezeile. Aus
heutiger Sicht lässt sich über Louis Braille sagen: Er hat den ersten 6-BitCode erfunden.
Heute - im Zeitalter der Betonung der Individualität jedes Menschen - ist
es auch unter den Pädagogen kein Problem mehr, den Blinden ihr SoSein zuzugestehen. Aloys Kremer meinte schon in den dreißiger Jahren
des 20. Jahrhunderts, dass das So-Sein des Blindseins durch objektiv
feststellbare und weder durch medizinische noch durch pädagogische
Maßnahmen aufhebbare "Konstituanten" bestimmt ist: das Lichtlossein;
das Ertastenmüssen; das größere Mitbestimmtsein durch die Restsinne;
die geringere Anschaulichkeit des Gegenstandswissens; die Einwirkungen
aus dem Zusammenleben mit den Sehenden; das Wissen um ein
Anderssein.
Die Brailleschrift ist heute "salonfähig" geworden. Immer wieder wird sie
für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht: Die Tasten in den Aufzügen in den
Stationen der Wiener U-Bahn sind mit großen, erhabenen Buchstaben der
Schrift der Sehenden und in Braille beschriftet. Die Medaillen bei
olympischen Spielen im Versehrtensport weisen Prägungen mit
Braillepunkten auf. Auf Briefmarken aus Frankreich und auf den alten 50Lire-Münzen sind Braillepunkte zu sehen. Zahlreiche Blindenhilfsmittel wie
Maßbänder oder der Geldscheinprüfer Cashtest haben Markierungen in
18
Brailleschrift und/oder Punkte. Auf manchen Etiketten von Weinflaschen
kann der Blinde den Erzeuger und die Sorte lesen. Im Sommer 1999 kam
in Frankreich ein T-Shirt auf den Markt, auf dem ausschließlich in
Brailleschrift (allerdings mit einem Schreibfehler) zu lesen war: "Barbra Bui
Collection - été 1999 - Teesfirt Manchescortes". In einer Ausstellung
zeigte Tim Sharp Gebilde, bei denen Metallelemente aus der Wand
ragten, verbunden durch Netze. Nur wer die Brailleschrift lesen kann,
konnte die dahinter liegende Botschaft verstehen. Einrichtungen der
Blindenbildung präsentieren sich wie alle anderen im Internet: BundesBlindenerziehungsinstitut mit dem Blindendruckverlag und dem Museum
des Blindenwesens (www.bbi.at), Österreichischer Blinden- und
Sehbehindertenverband (www.oebsv.at - mit Richtlinien zur barrierefreien
Webseitengestaltung), Berufsbildungs- und Forschungszentrum für Blinde
und Sehbehinderte (www.bbfz.at)
Literaturempfehlungen:
Bundes-Blindenerziehungsinstitut Wien (Hg.),
Wittelsbachstraße 1898-1998, Wien 1998
Festschrift
100 Jahre
Deutscher Blindenverband (Hg.), Enzyklopädie des BlindenSehbehindertenwesens, hg. von Heinrich Scholler, Heidelberg 1990
und
Alexander Mell, Enzyklopädisches Handbuch des Blindenwesens, Wien Leipzig 1900
National Library Service for the Blind and Physically Handicapped, The
Library of Congress (Hg.), World Braille Usage. The United Nations
Educational Scientific and Cultural Organization (UNESCO), and the
National Library Service for the Blind and Physically Handicapped, Paris
1990
Waltraud Rath - Dieter Hudelmayer (Hg.), Pädagogik der Blinden und
Sehbehinderten, in: Handbuch der Sonderpädagogik, Bd. 2, Berlin 1985
Verband deutscher Blindenlehrer (Hg.), Der Blindenfreund. Organ des
Verbandes deutscher Blindenlehrer. Verein zur Förderung der
Blindenbildung, Hannover 1881-1934
1935-1941: Deutsche Blindenfürsorge
1951-1968: Blindenfreund
1969-1970: Zeitschrift für das Blindenbildungswesen
1971-1983: Zeitschrift für das Blinden- und Sehbehindertenbildungswesen
seit 1984: Blind, sehbehindert, hg. vom Verband der Blinden- und
Sehbehindertenpädagogen
Ottokar Wanecek, Geschichte der Blindenpädagogik (Beiträge zur
Sehgeschädigtenpädagogik und ihren Grenzgebieten, Heft 2, hg. von
Werner Boldt, Dortmund), Berlin-Charlottenburg 1969
Erich Schmid
19
Das Unterrichtsfach
Orientierung und Mobilität (O+M)
stellt sich vor
(Teil 2)
Zur Erinnerung: Im ersten Artikel (BBInfo 1/2002) habe ich die Punkte
Körperschema, Begriffsbildung, Motorik, Körperschutz, sehende
Begleitung und das Erlernen der Langstocktechnik beschrieben. Nun
möchte ich fortfahren mit der Förderung der Wahrnehmung und das
Erlernen von Umweltmustern.
Für einen blinden bzw. sehbehinderten Menschen sind Informationen
durch die verbliebenen Sinne sehr wichtig. Das Hören ersetzt den
Fernsinn Sehen.
Zunächst werden physiologische Grundsätze des Hörens erklärt, auf die
Einwirkung von Wind, Regen und Schnee hingewiesen, der Höreindruck
bei Erkältung ist verändert, unterschiedliche Flächen reflektieren
verschieden (zB kleiner Raum - großer Raum, Holz- - Teppichboden,
Glaswände, raue Wand).
Wie funktioniert die Echolokalisation? Bei der Schalllücke kann der Schall
sich ungehindert ausbreiten, beim Schallschatten verändert sich das
Geräusch. Diese Prinzipien müssen geübt werden im Zimmer, im
Gebäude und im Freien (zB Haus- und Geschäftseingänge hören,
parkende Autos verändern das Geräusch des Parallelverkehrs).
Ein effektives System, um die Richtung der Geräuschquelle ganz exakt zu
bestimmen, ist das Uhrzeitensystem. Dabei sind alle Zeiten des
Ziffernblattes um den Hörenden herum angeordnet (12 Uhr davor, 6 Uhr
dahinter, 3 Uhr rechts, 9 Uhr links). Dieses System wird zunächst im
Zimmer mit unterschiedlichen Geräuschen geübt, später auch im Freien,
um zB das Verkehrsgeschehen zu analysieren (Parallelverkehr Querverkehr).
Beim "Hören lernen" ergeben sich folgende Fragestellungen: Was höre
ich? Wo höre ich es? Aus welcher Richtung kommt das Geräusch? Ist das
Geräusch nah oder fern?
Es muss geübt werden an einer konstanten oder an einer bewegten
Geräuschquelle entlang zu gehen, Hindernisse zu hören und
auszuweichen, Entfernungen von Geräuschen richtig einzuschätzen.
Im Bereich des Hörtrainings gibt es viele kleine Teilschritte um die
Höreindrücke des Alltags für die eigene Lebensqualität zu nutzen.
20
Der Tastsinn
Im Nahbereich geben die Hände und Füße Informationen über die
Umwelt. Es wird geübt Oberflächenbeschaffenheit, Konsistenz,
Temperatur und Gewicht zu unterscheiden. Beim Plänelesen sollen
Himmelsrichtungen, Symbole, Formen und Maßstäbe verstanden werden.
Füße können verschiedene Untergründe unterscheiden (Bodenbeläge,
Straßen- und Wegflächen) und Neigungen (Steigungen, Gefälle,
Wölbungen).
Der Geruchssinn
Informationen über den Geruchssinn können aus dem Nah- und
Fernbereich kommen. Es wird geübt verschiedene Gerüche zu
unterscheiden und zuzuordnen.
Die Förderung der Wahrnehmung ist ein zentraler Bereich im Unterricht in
O+M und ist Inhalt bei allen Unterrichtseinheiten.
Der zweite Punkt heißt "Lernen von Umweltmustern"
Zunächst die Definition: Umweltmuster sind Situationen in der Umwelt, die
sich über Orte und Länder hinweg wiederholen und deswegen, einmal
gelernt, übertragen werden können.
Einige Beispiele: Hauptstraße - Nebenstraße, ampelgeregelte
Kreuzungen, Gehweg - Fahrbahn, Zebrastreifen, Kaufhaus, Supermarkt,
Bahnhof, öffentliche Verkehrsmittel, Unter- bzw. Überführungen,
Parkplätze, Häuserblocks, Ein- und Ausfahrten, Rolltreppen, Aufzüge
und Verkehrsregeln. Auf die dickgedruckten Umweltmuster möchte ich
näher eingehen.
Verkehrsregeln: Was heißt
Einbahnstraße, Schutzweg.
Rechtsverkehr,
ein-
bzw.
mehrspurig,
Supermarkt: Eine Einbahnregelung regelt den Kundenverkehr, Technik
des senkrechten Stockes, Umgang mit dem Einkaufswagen, Münzen und
Geldscheine unterscheiden können, Kommunikation mit Angestellten und
Kunden, Einkauf vorbereiten (Einkaufszettel schreiben, Tasche/Rucksack
mitnehmen, Anwendung des Systems "Zimmer vertraut machen". D. h.
zuerst alle Außenwände abgehen und anschließend die Innenregale
erkunden , sodass eine geistige Landkarte des Geschäftes entsteht,
Warenkunde
Häuserblock: Verschiedene Formen kennen lernen, innere -äußere
Leitlinie (Wand-Gehsteigkante), Drehungen wahrnehmen, Parallel- und
Querverkehr
unterscheiden
können,
Einfahrten
erkennen,
Echolokalisation, Schallschatten und -lücke anwenden können, markante
Punkte bestimmen (Kopfsteinpflaster, wenig und viel Autoverkehr,
21
geschlossene und offene
Tiefgarage, Geschäft)
Leitlinie,
Haltestellenbereich,
Einfahrt,
Ampeltraining: Verschiedene Formen kennen lernen (x, t, y und
Kreisverkehr),
Parallelverkehr
und
Querverkehr
unterscheiden,
Überquerungsstandort bestimmen - Stopplinie des Querverkehrs,
Gehrichtung
bestimmen.
Ausrichten
am
Parallelverkehr,
Querungszeitpunkt bestimmen - Anfahren des Parallelverkehrs
Einweisen in die verschiedenen akustischen Systeme in Wien: Grün- und
Rotphase mit unterschiedlichen akustischen Signalen, automatischer
Dauerbetrieb, nur die Grünphase wird akustisch angezeigt, Ampelmast ist
mit einem Dauersignal zum Auffinden ausgestattet, durch Drücken einer
Taste unten am Kästchen wird die nächste Grünphase akustisch
angezeigt, dieses Signal gilt nur für den gewählten Überweg, ein Pfeil
unten am Kästchen zeigt zusätzlich durch Vibration immer die Grünphase
an.
Alle Inhalte werden erst theoretisch, mit taktilen Plänen, der Magnettafel
und Rollenspielen vermittelt. Erst dann folgt der Unterricht vor Ort.
Falls jemand neugierig geworden ist und mehr wissen möchte, lade ich
Sie ein beim Unterricht zuzuschauen (Absprache nötig, Mo, Mi, Do
nachmittags).
In der nächsten Ausgabe des BBInfo möchte ich näher eingehen auf den
Unterricht in O+M mit sehbehinderten Schülerinnen und Schülern,
Kommunikationstraining und auf das Thema "öffentliche Verkehrsmittel".
Ute Ettl
Fachkraft für Orientierung und Mobilität
(Siehe auch "Die Ballade vom sterbenden Stock" im Faschingsteil dieser
Nummer)
Zahlen - Daten - Fakten
über behinderte Menschen in Österreich
Die Statistik Austria ermittelt im 10-Jahres-Rhythmus die Anzahl und die
soziale Lage von Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen.
Im Juni 1995 wurde im Mikrozensus zum dritten Mal nach Dezember 1976
und Dezember 1986 eine Erhebung über Personen mit körperlichen
Beeinträchtigungen durchgeführt.
Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, die etwa 1 % der
österreichischen Wohnungen erfasst. Er wird im Untersuchungsjahr in
vierteljährlichen Abständen (jeweils März, Juni, September und
Dezember) im Wege mündlicher Befragung durch Interviewer
durchgeführt. Die Stichprobe umfasste im Jahr 1995 in ganz Österreich
22
30.800 Wohnungen und lieferte repräsentative Ergebnisse für das
gesamte Bundesgebiet.
Im Juni 1995 gaben 2.129.000 Personen an, mindestens an einer
körperlichen Beeinträchtigung zu leiden, um 551.000 mehr als 1986.
Der Anteil körperlich beeinträchtigter Personen beträgt 29.9 % (1986:
22,7 %; 1976: 21,4 %). Diese Zunahme erklärt sich aufgrund der
gestiegenen durchschnittlichen Lebenserwartung der ÖsterreicherInnen.
Analog zu den vorangegangenen Erhebungen wurde das Gesamtgebiet
der körperlichen Beeinträchtigungen in vier Untergruppen gegliedert,
nämlich in Seh-, Hör-, Bewegungs- bzw. chronische Beeinträchtigungen:
davon waren
407.000 Sehbeeinträchtigte
456.000 Hörbeeinträchtigte
475.900 Bewegungsbeeinträchtigte
1.662.800 chronisch Kranke (Wirbelsäulenleiden, Herzkrankheiten, hoher
Blutdruck etc.)
3,1 Mio. Personen (das sind über 43 % der Bevölkerung) weisen
mindestens eine Sehbeeinträchtigung auf, allerdings stuften annähernd
87 % davon (etwa 2.680.100 Personen) ihre Beeinträchtigung als durch
Brille, Kontaktlinsen bzw. operativ "behoben" ein. Die Gruppe der
tatsächlich Sehbeeinträchtigten ("nicht behobene Sehbehinderung") von
insgesamt 407.000 Personen setzt sich wie folgt zusammen:
100.400 Kurzsichtige
87.000 Weitsichtige
95.800 Alterssichtige
115.500 Grauer Star
35.000 Grüner Star
9.800 Farbenblinde
45.900 andere Sehbeeinträchtigte
7.800 Praktischblinde
30.600 Vollblinde an einem Auge
4.600 Vollblinde an beiden Augen
"Praktisch blind" besagt, dass sich ein derart Behinderter nicht ohne Hilfe
in einer Umgebung zurechtfinden kann, die ihm nicht vertraut ist.
Volle Blindheit besteht dann, wenn weder hell noch dunkel
wahrgenommen werden kann, so dass sich der Betroffene auch in einer
Umgebung, die ihm vertraut ist, nur mittels anderer Sinne, vor allem des
Tastsinns und des Gehörsinns, zurechtfinden kann.
Die Masse der Betroffenen (mit behobener und nicht behobener
Beeinträchtigung) entfällt auf Weit- bzw. Alterssichtigkeit (zusammen
23
1,5 Mio., 21 % der Bevölkerung) sowie Kurzsichtigkeit (1,2 Mio., 18 %).
Vier von zehn Personen fallen in die Altersklasse "50 bis 69 Jahre".
Bei 61 % der Betroffenen einer "schwersten Sehbeeinträchtigung" wurde
"Verschlechterung im Laufe der Zeit oder Krankheit" als Ursache der
schwersten (bzw. einzigen, nicht behobenen) Sehbeeinträchtigung
angegeben.
8 % leiden seit Geburt darunter und mehr als 5 % aufgrund von Arbeits-,
Verkehrs-, Haushalts- und Sportunfällen.
Beinahe drei Viertel der an Star Erkrankten gaben als Ursache
"Verschlechterung im Laufe der Zeit oder Krankheit" an (grauer Star 76 %,
grüner Star 65 %).
Bei etwa je einem Sechstel der Personen mit praktischer Blindheit sowie
(voller) Blindheit an einem bzw. an beiden Augen wurde Beeinträchtigung
seit der Geburt angegeben.
Bei mehr als jedem zweiten praktisch Blinden wurden die
Beeinträchtigungen durch Verschlechterung im Laufe der Zeit oder
Krankheit verursacht; jeder vierte an einem Auge Erblindete gab als
Ursache einen Unfall an.
Bei genau der Hälfte der Betroffenen begann die schwerste
Sehbeeinträchtigung in einem Alter von über 40 Jahren, davon bei etwa
einem Viertel nach dem 60. Lebensjahr. Während die Anteile in den
Altersgruppen zwischen 10 und 40 Jahren zwischen 4 und 5 % liegen, ist
der Prozentsatz bei den unter 10jährigen mit 13 % - davon entfallen schon
10 % auf die unter 5jährigen - vergleichsweise hoch.
Kurzsichtigkeit, Blindheit (ein Auge) sowie die Kategorie "Andere
Sehbeeinträchtigung" weichen von diesem Gesamtbild ab. Bei den
Kurzsichtigen weisen gerade die jüngeren Altersgruppen recht hohe
Anteile auf, d. h., dass bei jedem fünften Betroffenen die Beeinträchtigung
bereits vor dem 10., aber nur bei jedem vierten nach dem 40. Lebensjahr
begann.
Ältere Personen sind vor allem von der Starerkrankung betroffen. Bei etwa
mehr als jeder zweiten derart betroffenen Person begann die
Beeinträchtigung im Alter von 60 und mehr Jahren. Grüner Star begann
allerdings - im Unterschied zum grauen Star - in 11 % der Fälle bereits in
der Altersgruppe von 40 bis 49 Jahren.
Jeweils über 70 % der praktisch bzw. beidseitig voll blinden über
60jährigen Personen werden täglich oder wöchentlich bei persönlichen
Verrichtungen (aufstehen, sich waschen usw.) und alltäglichen Tätigkeiten
(einkaufen, Hausarbeiten erledigen usw.) unterstützt.
24
Die nächste Mikrozensuserhebung zum Thema "Personen mit
körperlichen Beeinträchtigungen" ist, vorausgesetzt dass die nötigen
finanziellen Mittel bereitgestellt werden, 2005 geplant.
Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Ergebnisse des
Mikrozensus Juni 1995, Österreichisches Statistisches Zentralamt, Aus:
Braille Report 8/2002
Feste und Feiern
Alle Jahre wieder....
... kommen die AUA Engerl zu uns und feiern mit uns eine stimmungsvolle
Adventfeier.
Auch heuer hat die Organisatorin, Frau Dorner-Resch schon im Herbst bei
Frau Höllersberger nach der Wunschliste gefragt und sofort begonnen, die
vielen Geschenke einzukaufen.
Dann werden diese auch noch liebevoll verpackt und am 11. Dezember ist
es dann so weit: Einige Kinder gehen mit den AUA-Engerln auf den
Christkindlmarkt und auch dort werden Kinderwünsche erfüllt. Besonders
nett ist, dass auch die eigenen Kinder unserer Gäste mitgehen und so
entwickeln sich schon Freundschaften über Jahre hinweg.
Im Speisesaal ist eine große Tafel gedeckt, alle Internatskinder warten
aufgeregt, bis die Christkindlmarktbesucher zurückkommen.
In der Zwischenzeit haben die anderen Gäste die Geschenke aus den
Autos geholt und im Speisesaal aufgebaut. Computeranlagen werden
schon vorher auf den Gruppen installiert, Fernseher eingestellt und
Hängematten etc. aufgestellt.
Und dann ... Die Adventfeier beginnt: Einige Kinder haben Sprüche und
Lieder vorbereitet, Herr Seifriedsberger, ein Pilot der AUA, nun schon in
Pension, liest eine stimmungsvolle Weihnachtsgeschichte.
Nach dem besinnlichen Teil überreichen die AUA-Engerl die Geschenke.
Dann gibt es ein gemeinsames Abendessen mit heißem Punsch und
Brötchen.
Die Feier klingt langsam aus, unsere Gäste können sich nun erstmals
entspannt unterhalten und auch ein bisschen abschalten. Einige treffen
sich bei uns nach langer Zeit, Pensionisten sind wieder bei Ihren
ehemaligen Kollegen und erkundigen sich nach dem hektischen
Berufsleben.
Wir Sozialpädagogen überreichen auch kleine Geschenke, das gemütliche
Zusammensitzen kann dann schon länger dauern.
25
Unsere Kinder sind dann schon längst auf den Gruppen und spielen mit
den Geschenken.
Hier nun die Wunschliste für das heurige Jahr:
Gruppe N2: CD-Player, Fingerfarben, Tagesdecke und Zierkissen für die
Kuschelecke
Gruppe 3: Computer und Bildschirm (19 Zoll)
Gruppe 4: Computertisch
Gruppe N4: CD-Player und Kassettendeck
Gruppe 5: großes stabiles Lastauto, Kassettenrekorder mit Mikrofon zum
Aufnehmen, Affenschaukel der Firma CHICO
Gruppe 7: Bildschirm (19 Zoll), Discolichter, Blindenspiele
Gruppe N7: Computertisch
Gruppe 8: Kassettenrekorder mit Mikrofon zum Aufnehmen, kleine
Holzpuppen fürs Puppenhaus
Gruppe N8: Fingerfarben
Gruppe N9: Karten für die Zauberflöte (Oper), Kopfhörer zum Fernsehen
Gruppe 10: Fernsehapparat, Stereoanlage
Voriges Jahr hat ein AUA-Engerl eine besondere Weihnachtsgeschichte
mitgebracht. Es ist die Geschichte dieser nun schon so langen
Freundschaft. Wer könnte sie besser erzählen als die Engerl selber!
Vorher möchte ich mich aber im Namen aller Kinder und Sozialpädagogen
bedanken. Für die vielen wunderschönen Dinge, aber auch für die so
lange Freundschaft.
Luise Chaloupsky
Sozialpädagogin
Die Geschichte der Engerl
Es war Advent und langsam, nur sehr langsam kam Weihnachten näher.
Viel zu langsam fand mein Sohn Alexander, der sich schon auf seinen
fünften Geburtstag knapp nach Weihnachten freute. "Morgen werde ich
den ganzen Tag als Weihnachtsengerl unterwegs sein", erzählte ich ihm
eines Abends Mitte Dezember. "Was? Du verkleidest dich als Engerl"?,
kicherte er. "Nein, nein, ich trage die rote Uniform!" "Ach so", brummte er.
"Und was machst du da den ganzen Tag"? "Ich verteile Geschenke an
Kinder, denen es nicht so gut geht wie dir", erwiderte ich. "Aber wenn du
willst, erzähle ich dir die ganze Geschichte". "Au fein", strahlte er, denn
eine Geschichte ist immer eine coole Sache.
26
"Alles begann vor 17 Jahren. Da hatten eine Mitarbeiterin von Austrian
Airlines die Idee, wie sie kranken und vor allem blinden Kindern helfen
könnte. Dieser "Oberengel" ist die Monika Dorner-Resch, die lustige mit
den langen, blonden Haaren!" "Ja, kenn' ich ja eh'", warf Alexander
ungeduldig ein. "Also, die Monika spielt Christkind. Die erhält von den
Heimen Wunschzettel. Darauf stehen die unterschiedlichsten Wünsche:
Bettwäsche, Handtücher, Schi, eine Fotoausrüstung, eine Hüpfburg,
medizinische Geräte zur Frühbehandlung von blinden Kindern,
Naschsachen, Räder, Computer, Stereoanlagen, Kuscheltiere und jede
Menge Spielzeug".
"Wow, so viel dürfen sich die wünschen!", rief Alexander erstaunt. "Ich
habe dir ja nur Beispiele genannt. Natürlich bekommen sie nicht alles auf
einmal. Schließlich hat jedes Christkind nur eine gewisse Summe zur
Verfügung, die ausgegeben werden kann." "Ja, genau wie unser
Christkind", seufzte Alexander. "Richtig", sagte ich, "und die Monika muss
mit dem Geld auch gut umgehen. Wie viel sie pro Jahr ausgeben kann,
das bestimmen alle Mitarbeiter von Austrian Airlines." "Das ist die Firma in
der der Papi und du arbeiten, stimmt's"?, unterbrach mich Alexander
wieder einmal, "die mit den tollen Flugzeugen!" Ich nickte und fuhr fort:
"Also, da gibt es einen Mann, den Herrn Hans Hackl, der rast tagelang
durch die ganze Firma und ermuntert die Leute für die Weihnachtsengerl
Geld zu spenden. Viele kennen ihn gut und warten schon auf ihn." "Aber
welche Kinder bekommen denn jetzt die Sachen?" "Na, warte, der Reihe
nach. Also, die Monika schaut sich die Listen durch und geht auf große
Einkaufstour. Da versucht sie dann, die Sachen möglichst günstig zu
bekommen; außerdem muss sie für die blinden Kinder Geräte finden, die
möglichst große Knöpfe haben, die man gut ertasten kann. Wenn sie
schließlich alle Geschenke zu Hause hat, geht es bei ihr in der Wohnung
zu wie in der Wichtelmännchenwerkstatt in deinem Weihnachtsbuch!
Hunderte Bögen Einwickelpapier liegen herum und sie macht ein Packerl
nach dem anderen. Und dann, wenn Monika schon vom Packerlmachen
träumt, alle Zimmer angeräumt sind, ihr Hund Karolin die eingepackten
Zuckersackerln wieder aufreißen will und Monikas Mann Manfred fast die
Nerven wegschmeißt, weil er in keinen Kasten mehr hineinkommt... dann,
ja dann ist es endlich so weit: der große Tag ist da! Wir gehen die
Geschenke verteilen."
"Wer geht denn da aller mit"?, fragte Alexander. "Alle, die Zeit und Lust
haben, aus verschiedenen Abteilungen der Firma. Wir treffen uns bei der
Monika und schleppen die unzähligen Kisten ins Auto. Als erstes fahren
wir zum Waisenheim auf der Hohen Warte. Hier wohnen Kinder, die keine
Eltern mehr haben oder deren Eltern sich nicht gut genug um sie
kümmern können. Dort gibt's auch eine sehr nette Dame, die macht
interessante Bilder mit den Kindern. Und während sie basteln und malen
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hilft sie ihnen beim Aufarbeiten ihrer Probleme. Diese Bilder kann man
auch kaufen.
Anschließend fahren wir zum Ronald MC Donald Haus für krebskranke
Kinder." "Stimmt's, an Krebs kann man sterben!", warf Alexander ein.
"Stimmt. Aber man kann auch eine Therapie machen. Krebskranke Kinder
werden im St. Anna Kinderspital behandelt. Aber damit sie nicht die ganze
Zeit im Spital sein müssen, können einige von ihnen im Ronald MC
Donald Haus leben. Da gibt's eine riesige Wohnung und darin haben sie
dann ein großes Zimmer, in dem sie mit ihren Eltern und Geschwistern
leben können. Dort liefern wir neben Spielzeug, Geschirr und diversen
Geräten auch unzählige Stofftiere ab. Denn während der Therapie geht es
den Kindern gar nicht gut. Und so sind die Betreuer froh, wenn sie die
kleinen Schützlinge während des Jahres mit einem neuen Stofftier
ablenken können." "Genau", meinte Alexander, "ein Kuscheltier hilft
wirklich, wenn man sich nicht so gut fühlt oder sich fürchtet!"
"Und wohin geht ihr noch"?, wollte mein neugieriger kleiner Sohn wissen.
"Dann haben wir uns ein Mittagessen verdient. Aber da beeilen wir uns
ziemlich, denn wir wissen, dass jetzt eine Gruppe von Kindern schon sehr,
sehr aufgeregt ist". "Warum sind die aufgeregt?", fragte Alexander. "Weil
sie sich schon so irrsinnig auf den Christkindlmarkt freuen", antwortete ich.
"Aber jetzt fehlen doch noch die blinden Kinder, die können ja nicht auf
den Christkindlmarkt gehen." Alexander machte die Augen zu. "Da sehen
sie doch nichts!" "Darum gehen wir ja mit und sind ihre Augen", erklärte
ich. "Wir führen sie herum und beschreiben, was es zu sehen gibt. Und sie
können die verschiedenen Dinge angreifen, Holzspielzeug zum Beispiel
oder Krippenfiguren aus Kunstharz; sie können an den Duftkerzen riechen
und wissen ganz genau, wo der Lebkuchenstand ist; und Maroni oder
Bratkartoffel schmecken allen Kindern!" "Ich mag lieber Maroni",
unterbrach mich Alexander aufgeregt. "Gehen wir auch bald zum
Christkindlmarkt?" "Klar", sagte ich, "aber lass mich jetzt zum Schluss
meiner Geschichte kommen!" "OK", brummte er.
"Also, wenn wir dann von unserem tollen Ausflug am Christkindlmarkt
zurückkommen, warten die anderen Kinder schon im Speisesaal auf uns.
Dort findet nämlich immer noch eine Weihnachtsfeier statt!" "Was passiert
da? Ist das so wie bei uns im Kindergarten? Und wie alt sind denn die
Kinder? Und ..." Alexander hatte Fragen in Hülle und Fülle. "Wenn du mich
immer unterbrichst, werde ich nie fertig mit meiner Geschichte!", erlaubte
ich mir zu sagen. "Also, einige Kinder lesen Geschichten vor oder sagen
ein Gedicht auf, dann singen wir alle verschiedene Weihnachtslieder oder
die Band spielt ein paar coole Hits. Außerdem gibt es leckere Brötchen zu
essen und an jedes Kind wird ein kleines Packerl von uns verteilt. Die
großen Geschenke wie zB ein Computer oder eine Stereoanlage werden
in der jeweiligen Wohnung aufgestellt. Und wir tratschen einfach und die
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Kinder fragen uns Löcher in den Bauch - das kannst du dir sicher gut
vorstellen, gell, Alexander?
Und weil du mich nach dem Alter der Kinder gefragt hast: manche sind so
alt wie du und andere sind schon fast erwachsen. Die meisten
Weihnachtsengerln gehen jetzt schon viele Jahre mit und so sehen wir
jedes Jahr, wie die Kinder größer werden. Dann sind wir ganz stolz, wie
viel sie gelernt haben und wie fesch sie geworden sind, ganz so, als ob sie
auch unsere Kinder wären."
"Wow, das ist aber ein toller Tag! Darf ich da auch einmal mitgehen?"
"Klar, wenn du ein bisschen älter bist!" Und so wächst die nächste
Generation der Austrian Airlines Weihnachtsengerl heran.....
Wir haben Weihnachten 2000 für unsere Kinder folgende Dinge
eingekauft:
Spielzeug: Plüschtiere in allen Variationen und Größen, Puppen,
Werkzeugkoffer, Arztkoffer, Autos (Feuerwehr, Polizei, Bagger,
Betonmischer, Kran etc.), diverse Spiele, Lego (Autos, Raketen, 2
Raumstationen), Bälle in diversen Größen, Farben, Stifte jeglicher Art,
Zeichenpapier, Bastelmaterial zur kreativen Entfaltung, Plüschfiguren mit
eingearbeiteten
Wärmeflaschen,
Plüschfiguren
mit
integrierten
Rucksäcken, Babyspielzeug, Kinderwecker, 5 Fahrräder, 15 Scooter, 1
Tretroller,
Ellbogen-,
Hand-,
Knieschützer,
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Bobs;
Bücher: diverse Kinder- und Jugendbücher, Tagebücher (für krebskranke
Kinder, deren Eltern)
Elektronik: 1 Computer, 5 tragbare Radio-Cd-Player, Videofilme für Kinder
und Jugendliche
Praktisches: Bettwäsche, Spannleintücher, Handtücher, Liegetücher,
Babywäsche, Babyflaschen, Lätzchen, Krabbeldecken, Gitterbett mit
Himmel, Matratze, Daunendecke, Polster, 1 Heißluftherd, 1
Küchenmaschine, 3 Messersets mit Holzblöcken, Kochlöffel, Bestecksets,
2 Sandwichtoaster, 2 Dampfbügeleisen, 1 Fritteuse, 1 Wanduhr und 1
großer
Wandspiegel,
1
Gästeluftbett,
Christbaumbehang
Therapeutische Hilfsmittel: 2 Heimtrainer, 2 Hängematten mit fixen
Holzgestellen, 2 Affenschaukeln, Afrotrommeln, Blindenbälle mit
integrierten Glöckchen, 2 Sets Balancierbausteine, 2 Frostik-Boxen,
Nikitin-Materialien, Lichtorgel zum Training für Kleinkinder mit Sehresten,
Schaukelpferd
Spende: an einen Mitarbeiter der AUA für (krebs)-krankes oder
behindertes Kind (zum Ankauf eines elektrischen Rollstuhles, für
Arztrechnungen oder kostspielige Therapien etc.); die betroffenen
Kolleginnen und Kollegen werden uns von der Kollegenschaft genannt
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Insgesamt wurden ATS 189.856,-- gespendet. Ein herzliches DANKE an
alle Kolleginnen und Kollegen
"Himmlischer Besuch" im BBI
Am 11. Dezember 2002 gab es wieder ein besonderes Ereignis im BBI:
Die "AUA-Engerln" landeten zu ihrem jährlichen Besuch bei uns. Pünktlich
um 16:30 Uhr trafen alle beim Portier ein und versammelten sich zum
Abmarsch auf den Christkindlmarkt. 11 Schülerinnen und Schüler des
Internates wurden eingeladen, mit den netten Stewardessen und Stewards
den frühen Abend auf dem Christkindlmarkt zu verbringen.
In der Zwischenzeit dekorierte Susanne Jähnl die Tische im Speisesaal
sehr stimmungsvoll mit viel Geschmack. Auf Gruppe 4 bereitete Erni
Stempfer köstlichen Kaffee und dazu gab es den berühmten
"Zucchinikuchen" von Frau Ramberger. Alle waren begeistert und wollten
unbedingt das Rezept haben (wurde bereits per E-Mail in alle Welt
verschickt).
Gegen 19:00 Uhr trafen die Christkindlmarkt-Besucher im BBI ein und
wurden in der Aula von den Geschwistern Cam und Nicole Hausmann mit
einer beeindruckenden Tanz- und Gesangseinlage empfangen. Im
Speisesaal sang Christine Eichinger mit ihren Mädchen und Burschen der
Gruppe 3 ein abgeändertes Lied, das den Dank an die Besucher deutlich
zum Ausdruck brachte:
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Hier der Text:
Die AUA-Engelein sind hier.
Schon klopfen sie an die Tür:
Wir rufen laut: "Herein!"
Da treten sie gleich ein.
Seid gegrüßt liebe Engelein!
Wieder kommt ihr zu uns ins Heim.
Alle Kinder mögen euch,
warten schon und freuen sich,
teilt ihr dann eure Gaben aus!
Danke schön, danke schön,
liebe AUA-Engelein.
Herr
Seifriedsberger
las
eine
sehr
fröhliche,
moderne
Weihnachtsgeschichte vor, in der recht aktionsreiche Vorfälle die Zuhörer
amüsierten.
Oberengel, Frau Dorner-Resch, die hauptverantwortlich immer dafür sorgt,
dass alle Wünsche der Gruppenmitglieder erfüllt werden, las die heurigen
Geschenksempfänger vor und alle verließen mit strahlenden Gesichtern
den Speisesaal.
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Die Besucher blieben bis 23:00 Uhr und es herrschte eine sehr
harmonische, schöne Stimmung. Offensichtlich fühlten sich die
"himmlischen" Engerl recht wohl auf der Blindeninstitutserde. Wir freuen
uns schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!
Anneliese Höllersberger
Erziehungsleiterin
Sport und Spiel
Nestlé Austria Schullauf
Am Donnerstag, dem 17. 10. 2002, hat der Nestlé Austria Schullauf im
Donaupark stattgefunden. Diese Veranstaltung wird in jedem Bundesland
abgehalten und die jeweils besten 20 Läuferinnen und Läufer jeder
Altersgruppe sind startberechtigt für das Finale (am 14. 6. 2003, Ort noch
unbekannt).
Das BBI hatte 9 Super-Läufer am Start, die sich im Lauftraining, jeden
Dienstag, gut vorbereitet hatten. Die Aufregung der Schüler war schon
Tage zuvor spürbar und vor Ort platzten sie förmlich vor Nervosität und
Freude.
Alle Schülerinnen und Schüler gaben ihr Bestes und das schlug sich in
tollen Laufzeiten nieder.
Melanie Kittinger gab ihr Debüt als Läuferin in der Klasse w 1991/92 und
schaffte die 2000 m in 13,41 Minuten.
Sibel Cam belegte in ihrer Klasse den 41. Platz in einer Zeit von 9:31
Minuten gefolgt von Bianca Bazala, die mit einer Zeit von 9:49 Minuten
den 57. Platz von 269 Starterinnen ergatterte.
In der Gruppe männlich 1989/1990 starteten 211 Schüler. Darunter
belegte Jürgen Artner-Rauch den 50. Platz (8:37 Minuten), Tomi
Marinkovic den 69. (8:50 Minuten), Feytullah Akbulut den 150. (10:41
Minuten) und Dragan Stankovic den 191. in 12:11 Minuten.
Emine Cam und Danijel Krnjeta haben es in das Finale geschafft. Emine
lief die 2000 m in einer Zeit von 9:11 Minuten und belegte in der Klasse
Jg. 1987/88 den 14. Platz.
Danijel musste 3000 m laufen, was für ihn aber kein Problem war. Leider
fehlt noch immer das Ergebnis.
Es war nicht einfach, sich durch die Laufmassen zu "kämpfen", manche
Schüler blieben mitten auf der Strecke plötzlich stehen, um sich die
Schuhe zu binden oder weil sie nicht mehr konnten, somit wurde es
teilweise zu einem Slalomlauf. Umso lobenswerter sind die guten Zeiten.
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Es war ein schönes Erlebnis und machte allen Spaß, wir freuen uns schon
auf nächstes Jahr.
Ein herzliches Dankeschön an alle Begleitläufer!
Dolores Plutsch
Vor dem Start der Klasse W 1989/90: Doris Pühringer, Bianca Bazala, Begleitläuferin Sandra, Sibel Cam
Weihnachten
Gibt es ein Christkind?
Ich bin acht Jahre alt. Einige von meinen Freunden sagen, es gibt kein
Christkind. Bitte sagen Sie mir, gibt es ein Christkind? -- Virginia O'Hanlon
"Ja, es gibt das Christkind!"
Virginia, deine kleinen Freunde haben nicht Recht. Sie glauben nur, was
sie sehen; sie glauben, dass es nicht geben kann, was sie mit ihrem
kleinen Geist nicht erfassen können. Aller Menschengeist ist klein; ob er
nun einem Erwachsenen oder einem Kind gehört ...
Ja, Virginia, es gibt ein Christkind. Es gibt es, so gewiss wie Liebe und
Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön
und heiter sein. Wie dunkel wäre die Welt, wenn es kein Christkind gäbe?
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Es gäbe dann auch keine Virginia, keinen Glauben, keine Poesie - gar
nichts, was das Leben erst erträglich machte ...
Es gibt ein Christkind. Sonst könntest du auch den Märchen nicht glauben.
Gewiss, du könntest deinen Papa bitten, er solle am Heiligen Abend Leute
ausschicken, das Christkind zu fangen. Und keiner von ihnen bekäme das
Christkind zu Gesicht - was würde das beweisen? Kein Mensch sieht es
einfach so. Das beweist gar nichts. Die wichtigsten Dinge bleiben
meistens unsichtbar. Die Elfen zum Beispiel, wenn sie auf Mohnwiesen
tanzen. Trotzdem gibt es sie.
All die Wunder zu denken - geschweige denn sie zu sehen -, das vermag
nicht der Klügste auf der Welt. Was du auch siehst, du siehst nie alles. Du
kannst ein Kaleidoskop aufbrechen und nach den schönen Farbfiguren
suchen. Du wirst einige bunte Scherben finden, nichts weiter. Warum?
Weil es einen Schleier gibt, den nicht einmal alle Gewalt auf der Welt
zerreißen kann. Nur Glaube und Liebe und Poesie können ihn lüften.
Dann wird die Schönheit und Herrlichkeit dahinter auf einmal zu erkennen
sein.
"Ist das denn auch wahr?", kannst du fragen. Virginia, nichts auf der
ganzen Welt ist wahrer und nichts beständiger. Das Christkind lebt, und
ewig wird es leben. Sogar in zehnmal zehntausend Jahren wird es da
sein, um Kinder wie dich und jedes offene Herz mit Freude zu erfüllen.
Frohe Weihnachten, Virginia!
Dein Francis P. Church
Dieser Briefwechsel zwischen Virginia O'Hanlon und dem Redakteur der
New Yorker "Sun", Francis P. Church, stammt von 1897. Bis 1950 wurde
er alle Jahre wieder zu Weihnachten auf der Titelseite abgedruckt. Virginia
O'Hanlon starb 1971 im Alter von 81 Jahren. Ihre Frage nach dem
Christkind lebt weiter.
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Weihnachten und Fasching
A nice Weihnachtsgedicht
When the last Kalender-sheets
flattern through the winterstreets
and Dezemberwind is blowing,
then is everybody knowing
that it is not allzuweit;
she does come - the Weihnachtszeit.
All the Menschen, Leute, people
flippen out of ihr warm Stueble,
run to Kaufhof, Aldi, Mess,
make Konsum and business.
Kaufen these und jene things
and the Churchturmglocke rings.
Manche holen sich a Taennchen,
when this brennt, they cry "Attention!"
Rufen for the Feuerwehr:
"Please come quick zum Loeschen her!"
Goes the Taennchen off in Rauch,
they are standing on the Schlauch.
In the kitchen of the house
mother makes the Christmasschmaus.
She is working, schufts and bakes,
the hit is now her Yoghurtkeks.
And the Opa says als Tester:
"We will kill them bis Silvester."
Then he fills the last Glas wine yes, this is the Christmastime!
Day by day is so vergang,
and the Holy night does come.
You can think, you can remember,
this is immer in Dezember.
The animals all in the house,
the Hund, the Katz, the bird, the mouse,
are turning round the Weihnachtstree,
enjoy this day as never nie.
Then the childrenlein are coming
candle-Wachs is abwaerts running.
Bing of Crosby Christmas sings,
while the Towerglocke rings.
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And the angels look so fine well, this is the Weihnachtstime.
Baby's eyes are big and rund,
the family feels kerngesund
und now with joy begins to sing
and wieder does the Gloeckchen ring,
zum song vom gruenen Tannenbaum;
the Traenen rennen down und down,
bis our mother ploetzlich flennt:
"Die Christmas-Gans im Ofen brennt!"
So all can say the Fest is nice,
but everybody has his price.
The nerves are laying alle blank,
that is ganz clear by this Gestank.
But it must schon was Besondres sein,
when all the people stimmen ein
and sing so lovely loud and clear:
MERRY X-MAS AND A HAPPY NEW YEAR!
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Die Ballade vom sterbenden Stock
Wer tappt da so spät um den Häuserblock?
Es ist ein Blinder mit seinem Stock.
Zur Straßenbahn möcht er, der Sechsertram.
Die Luft, sie ist kalt und die Finger sind klamm.
Mein Sohn, was eilest Du vorwärts, Du Wicht,
Merkst Junge Du den Laternenpfahl nicht,
Der vor Dir steht, aufrecht und steif,
Mein Sohn, das ist kein Nebelstreif.
Schon kracht es, schon birst von der Brille das Glas,
Herrjemine, das ist wirklich kein Spaß.
Er hält sich den Kopf, schaut blöd in die Welt,
Doch es hilft nichts, er muss wieder vorwärts, der Held.
Erst langsam, dann rascher geht wieder sein Schritt,
Und vor ihm das Stöckchen tappt emsig mit.
Halt ein, mein Sohn, denn merkst Du nicht dort
Den vollen Mülleimer am düsteren Ort?
Noch ein paar Schritte, dann ist es geschehn,
Der Eimer, er liegt, anstatt weiter zu stehn.
Es ergießt sich der Inhalt in das Gelände.
Der Kerl steht da und ringt die Hände.
Was soll er nun machen, er kann hier nicht weilen.
Es ist eh schon spät und er muss sich beeilen.
Nach rechts und nach links schwenkt er seinen Stock,
Da fährt er 'ner Dame noch untern Rock.
Sie hats zwar nicht gerne, doch sieht sie es ein,
Denn schließlich denkt sie, was sein muss, muss sein.
Und weiter geht die verwegene Hatz.
Er jagt im gestreckten Galopp übern Platz.
Die letzten paar Meter, schon will er ermatten,
Da bringt er den Prügel noch zwischen zwei Latten.
Ein kurzes Krachen, dann hält er gespannt
einen halben Stock nur noch in seiner Hand.
Von ferne hört er ein leises Gebimmel.
Er kann nur noch denken, hilf mir o Himmel.
Erreicht die Bahn mit Müh' und Not.
Er selbst ist nur halb, doch der Stock ist ganz tot.
Max Wilhelm
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Humor
Gegen Ende des Elternsprechtags am 6. Dezember 2002 traf ich
Christopher aus der 3. VS-Klasse auf der Stiege. Gemeinsam mit Mutter
und Schwester war er auf dem Nachhauseweg. Nach kurzem Plaudern
erklärte er seiner Schwester: "Sandra, das ist meine Frau Direktor und die
wohnt unten in der Kanzlei!"
Susanne Alteneder
prov. Leiterin
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Impressum
Dieses Informationsblatt wird vom Bundes-Blindenerziehungsinstitut herausgegeben.
Im Sinne des Mediengesetzes für die Herausgabe verantwortlich ist die provisorische
Leiterin, Prof. Susanne Alteneder.
Für den Inhalt verantwortlich ist jeder einzelne Verfasser. Die geäußerten Meinungen
müssen sich nicht mit dem Standpunkt der Redaktion decken.
Verantwortlicher Redakteur ist Prof. Erich Schmid.
Alle in 1020 Wien, Wittelsbachstraße 5
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