Hinweis: Dieses Protokoll stammt von der Seite www.chids.de (Chemie in der Schule). Dort können unterschiedliche Materialien für den Schulunterricht heruntergeladen werden, unter anderem hunderte von Experimentalvorträgen so wie der vorliegende: http://online-media.uni-marburg.de/chemie/chids/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html Philipps- Universität Marburg Fachbereich Chemie Übungen im Experimentalvortrag Eigenschaften der Übergangsmetalle Ausarbeitung von Julia Goppel Inhaltsverzeichnis: 1. Einführung 3-4 2.1 Oxidationsstufen 5-11 Versuch 1:Oxidationsstufen des Mangans Demo 1: Unedel vs. Edel 2.2 Komplexe 5-9 10-11 11-20 Versuch 2: Gleichgewicht in Kupferkomplexen Versuch 3: Magnetismus Versuch 4: Jahn-Teller-Verzerrung Versuch 5: Ni2+-Nachweis 2.3 Farbige Salze 12-14 14-17 17-19 19-20 21 Demo 2: Chrom Salze 21 2.4 Katalysatoren 23-26 Versuch 6: Beschleunigung des Zerfalls von H2O2 durch MnO2 25-26 Schulische Relevanz 27 Literaturverzeichnis 27 2 1. Einführung Definition: Übergangsmetalle sind Elemente, die in ihren häufigsten Oxidationsstufen teilweise gefüllte d- bzw. f-Orbitale besitzen. Element bei denen die d-Orbitale mit Elektronen besetzt werden: Elemente bei denen die f-Orbitale mit Elektronen besetzt werden: Diese so genannten „inneren Orbitale“ bestimmen auch die Chemie der Übergangsmetalle. Im Unterschied zu den Übergangselementen werden bei den Hauptgruppenelementen die s-und p-Orbitale mit Elektronen besetzt. 3 Die Elektronkonfiguration sieht wie folgt aus: Sc 4s23d1 Fe 4s23d6 Ti 4s23d2 Co 4s23d7 V 4s23d3 Ni 4s23d8 Cr 4s13d5 Cu 4s13d10 Mn 4s23d5 Zn 4s23d10 Chrom und Kupfer nehmen hierbei eine Sonderstellung ein. Dies kommt durch die günstigere Verteilung der d-Elektronen zustande, weil dann alle d-Orbitale halb- bzw. vollständig besetzt sind: Chrom Kupfer Die Übergangsmetalle zeichnen sich durch einige physikalischen Eigenschaften besonders aus, durch diese sie interessant für die Industrie sind. Diese sind: eine hohe Wärme- und Stromleitfähigkeit (Kupfer) eine Duktilität zum teil extrem hohe Schmelz- und Siedepunkte (W: Smp.: 3380°C, Sdp.: 5500°C) hohe Dichten zum Teil hohe Beständigkeit gegen Sauerstoff, Säuren und Basen (Edelmetalle) 4 2.1 Oxidationsstufen Hauptgruppenelemente können stabile Ionen in Oxidationsstufe, die sich in ein oder zwei Einheiten unterscheiden, bilden (z.B. Na+, Mg2+, Al3+, Pb2+, Pb4+). Dies kommt durch das Bestreben der Elemente Edelgaskonfiguration anzunehmen. So werden die Valenzelektronen bei Na+, Mg2+, Al3+ abgegeben. Die Oxidationsstufen von Pb2+ und Pb4+ kommen durch den Inert-Pair-Effekt zustande. Dabei geben die Elemente Elektronenpaare ab. Übergangsmetalle hingegen bilden in mehreren Oxidationsstufen stabile Ionen. Dies soll an dem folgenden Versuch verdeutlicht werden. Versuch 1: Oxidationsstufen des Mangans Chemikalien: Natronlauge, w = 0,3 Kaliumpermanganatlösung, w = 0,0075 Borsäurelösung, c = 0,5 mol/L Wasserstoffperoxidlösung, c = 1 mol/L Natronlauge, c = 2 mol/L Geräte: Magnetrührer mit Rührfisch Erlenmeyerkolben (300 mL) Tropftrichter Messpipette (10 mL) Messzylinder 5 Versuchsaufbau: 4 mL H2O2(aq), c = 1 mol/L mL 100 75 25 mL NaOH(aq), c = 2 mol/L 50 25 20 mL H3BO3(aq), c = 0,5 mol/L 1,5 mL KMnO4(aq), w = 0,75 % 300 250 300 m L 200 150 150 mL NaOH(aq), w = 30 % 100 Durchführung und Beobachtung: 150 mL der 30-prozentigen Natronlauge werden mit 1,5 mL Kaliumpermanganatlösung versetzt. Sofort tropft man unter Rühren eine frisch bereitete Lösung von Natriumperborat zu, das man aus 4 mL Wasserstoffperoxid, 25 mL 2molarer Natronlauge und 20 mL Borsäure herstellt. Die tief violette Färbung der Kaliumpermanganatlösung schlägt sofort nach grün um, das in hellblau übergeht und schließlich braungelb wird. Auswertung: Bei den vorliegenden Reaktionen handelt es sich um Redoxreaktionen, bei denen das Permanganatanion stufenweise über das Manganat(VI)- und Manganat(V)anion zum Manganat(IV)anion reduziert wird. Reduktionsmittel ist das Wasserstoffperoxid. Damit ergeben sich folgende Reaktionsgleichungen: +7 -1 2 MnO4-(aq) + H2O2(aq) +6 violett +6 2 MnO42-(aq) grün -1 + H2O2(aq) +5 2 2 MnO43-(aq) blau 0 MnO43-(aq) grün +5 0 2 MnO42-(aq) + O2(g) ↑ + 2 H+(aq) + O2(g) ↑ + 2 H+(aq) blau -1 + H2O2(aq) +4 2 MnO44-(aq) braungelb 6 0 + O2(g) ↑ + 2 H+(aq) Zur Erklärung der Farbigkeit wird die Ligandenfeldtheorie benötigt. Der Vorläufer der Ligandenfeldtheorie war die Kristallfeldtheorie, die um 1930 von Bethe und van Vleck zunächst für Festkörper entwickelt wurde. Ab 1951 wurde sie dann weiterentwickelt von Ilse und Hartmann, die sie auch auf Lösungen anwenden wollten. Aus der Kristallfeldtheorie wurde so die Ligandenfeldtheorie. Der Grundgedanken ist, dass sich zwischen den Ligandenelektronen und den d-Orbitalen des Zentralteilchens elektrostatische Wechselwirkungen ausbilden. Sechs Liganden ordnen sich oktaedrisch an, vier Liganden ordnen sich tetraedrisch oder quadratisch-planar an. Die Theorie soll hier am Beispiel der Manganationen entwickelt werden. Die Manganionen besitzen im isolierten Zustand fünf entartete, d.h. energiegleiche, d- Orbitale: dz² dx²-y² dxy Das dxy-Orbital steht hier stellvertretend für die drei Orbitale, die in den Ebenen zwischen den Koordinatenachsen liegen. Ausgehend von einem tetraedrischen Ligandenfeld bei den Manganationen ist die Größe der Abstoßung für die unterschiedlichen d-Elektronen bei Annäherung der Liganden verschieden. Die Entartung wird also aufgehoben. Im Fall der dxy-, dxz- und dyz-Orbitale treffen die Liganden direkt auf einen Orbitallappen, wenn man davon ausgeht, dass sich die Liganden auf den Raumdiagonalen des Würfels nähern. Daher erhöht sich die Energie dieser Orbitale. Bei dem dx²-y²-Orbital hingegen nähern sich die Ligandenelektronen dem Orbital nicht so stark; gleiches gilt für das dz²-Orbital. Die Energie dieser beiden Orbitale wird erniedrigt. 7 Damit ergibt sich ein neues Energieniveaudiagramm: Energie t2g-Orbitale 2 dxy dxz dyz 5 T T Entartete d-Orbitale 3 eg-Orbitale 5 T dz² dx²-y² Die Aufspaltung der d-Orbitale, die auch Ligandenfeldaufspaltung genannt wird, erfolgt nach dem Schwerpunktsatz, der besagt, dass sich der energetische Schwerpunkt der entarteten Orbitale beim Übergang zum tetraedrischen Ligandenfeld nicht verändern darf. Geht man nun davon aus, dass alle Orbitale vollständig besetzt sind, so ist der Schwerpunktsatz erfüllt, denn: 6 2/5 T - 4 3/5 T = 0 Vereinbarungsgemäß nennt man das höhere Energieniveau das t2g-Niveau, das energieniedrigere das eg-Niveau. Am Beispiel der Manganationen bedeutet dies: d0 im MnO4- d1 im MnO42- d2 im MnO43- d3 im MnO44- In allen vier Fällen wurden die Orbitale gemäß der Hundschen Regel besetzt, d.h. die Anzahl der Elektronen mit gleichem Spin ist in jeder Unterschale maximal. Im Fall der d3Konfiguration wäre es aber auch denkbar, zunächst das energetisch niedrigere eg-Niveau zu besetzen, was einen Energiegewinn bringen würde. Andererseits muss dazu die Spinpaarungsenergie aufgebracht werden. Der Komplex, der entsteht, wenn man zunächst nur das eg-Niveau besetzt, wird Lowspin-Komplex genannt. Er besitzt eine minimale Anzahl von gepaarten Eletronen und entsteht 8 immer dann, wenn die Ligandenfeldaufspaltung größer ist als die Spinpaarungsenergie. Liegt die maximale Zahl an ungepaarten Elektronen spricht man von einem High-spinKomplex. Hier sind die d-Orbitale gemäß der Hundschen Regel besetzt. Nun lässt sich die Farbigkeit der Manganationen erklären: Zum einen liegen in den Mangantionen Charge-Transfer-Übergänge vor. Hierbei wird durch Absorption eines Lichtquants Elektronenladung innerhalb eines Komplexes übertragen. Man unterscheidet drei Arten von CT-Übergängen. Im Fall der O - Manganationen handelt es sich um Übergänge vom Liganden zum Metall. Dabei wird ein freies Elektron am Sauerstoff zum Mangan „verschoben“. O Mn O O e- Außerdem gibt es noch CT-Übergänge vom Metall zum Ligand, wie dies zum Beispiel in Cyano-Komplexen der Fall ist und Übergänge von Metall zu Metall wie beispielsweise im Berliner Blau . Zum anderen liegen – außer in dem Permanganation – noch d-d-Übergänge vor. Dabei werden Elektronen durch Lichtabsorption aus dem eg-Niveau in das t2g-Niveau angeregt. Liegt die Absorptionbande im sichtbaren Bereich, erscheint der Komplex farbig. Die erforderliche Energie entspricht gerade der Ligandenfeldaufspaltung. Für das Manganat(IV)ion sieht das wie folgt aus: Grundzustand Lichtabsorption angeregter Zustand 9 Demo 1: Unedel vs. Edel Chemikalien: Kupferblech Zinkgranalie 20%ige Salzsäure Geräte: Reagenzgläser Durchführung und Beobachtung: Zwei Reagenzgläser werden mit 20%iger Salzsäure befüllt. In das eine Reagenzglas stellt man das Kupferblech und in das andere gibt man die Zinkgranalie. In dem Reagenzglas mit dem Kupferblech ist nichts zu beobachten, in dem mit der Zinkgranalie kommt es zu einer Gasentwicklung. Auswertung: Zn(s) + 2 H+ Zn2+(aq) + H2(g) Cu(s) + H+ Das unterschiedliche Verhalten der beiden Metalle mit der halbkonzentrierten Salzsäure kommt durch die unterschiedlichen Standardpotentiale in der elektrochemischen Spannungsreihe. Zink hat ein negatives Standardpotential von -0,76 während Kupfer ein positives Standardpotential von +0,36 besitzt. Die Größe des Standardpotentials wird durch die Wasserstoffnormalelektrode bestimmt. Diese dient als Bezugselektrode im Redoxsystem und der Wert der Wasserstoffelektrode wird willkürlich null gesetzt. Die Differenz hieraus ist das Standardpotential der Metalle. Ist dies wie bei Zink negativ handelt es sich um ein unedles Metall, das mit der halbkonzentrierten Salzsäure reagiert. Da das Standardpotential von Kupfer positiv ist, reagiert es nicht mit der halbkonzentrierten Salzsäure, weil es ein Edelmetall ist. 10 Aufbau der Standardwasserstoffelektrode: 11 2.2 Komplexe Komplexverbindungen werden auch als Koordinationsverbindungen bezeichnet. Ein Komplex besteht aus dem Koordinationszentrum und der Ligandenhülle. Im Koordinationszentrum befindet sich das Zentralteilchen, durch welches die Struktur des Komplexes bestimmt wird. Die Koordinationszahl des Zentralteilchen ist hierfür die entscheidende Größe. An das Zentralteilchen binden die Liganden, bei denen die Zähnigkeit eine wichtige Rolle spielt. Beispiel der Koordinationszahl der Zentralteilchen: Koordinationszahl Struktur tetraedrisch Beispiel [CoCl4]2- 5 quadratisch planar trigonal bipyramidal [PtCl4]2[Ni(CN)5]3- 6 oktaedrisch [Fe(CN)6]3- 4 Beispiel der Zähnigkeit der Liganden: Zähnigkeit 1 2 6 Beispiel Halogenide Ethyldiamin (en) EDTA Versuch 2: Gleichgewicht in Kupferkomplexen Chemikalien: CuCl2 – Lösung konz. HCl konz. NH3 12 Versuchsdurchführung und Beobachtung: Die blaugrüne CuCl2–Lösung wird gleichmäßig auf 3 Reagenzgläser verteilt. In diese gibt man folgendes: RG 1: entionisiertes Wasser RG 2: konz. HCl RG 3: konz. NH3 In allen drei Reagenzgläsern veränderte sich die Farbe der Lösung: RG 1: himmelblau RG 2: hellgrün RG 3: dunkelblau Auswertung: CuCl 2 H 2 O2 (aq ) 2H 2 O (l) CuH 2 O4 2 (aq ) 2Cl (aq ) blaugrün himmelblau CuCl 2 H 2 O2 (aq ) 2Cl (aq ) CuCl 4 2 (aq ) 2H 2 O (l) blaugrün hellgrün CuCl 2 H 2 O (aq ) 4 NH 3 (aq ) CuNH3 4 2 (aq ) 2H 2 O (l) 2Cl (aq ) 2 blaugrün dunkelblau Die ersten zwei Reaktionen reagieren nach dem Prinzip des kleinsten Zwangs. Das Gleichgewicht der beiden Reaktionen liegt auf der Seite des Produkts. Bei der dritten Reaktion findet der Ligandenaustausch aufgrund der Stellung der Liganden innerhalb der Spektrochemischen Reihe statt. NH3 ist ein stärkerer Ligand als Wasser und verdrängt dieses aus dem Komplex. Spektrochemische Spannungsreihe I- < Cl- < F- < OH- < H2O < NH3 < en < CN- ≈ CO schwaches Feld mittleres Feld starkes Feld 13 Versuch 3: Magnetismus Chemikalien: Gelbes Blutlaugensalz K4[Fe(CN)6] Eisen(II)sulfat [Fe(H2O)6]SO4 Geräte: 2 Mikroreagenzgläser Hufeisenmagnet mit Spulen und Polschuhen Stelltrafo Kabel Gouy-Waage Versuchsaufbau: Amperemeter Polschuhe Stelltrafo Spulen Hufeisenmagnet Durchführung und Beobachtung: Man befüllt die Mikroreagenzgläser mit dem gelben Blutlaugensalz und dem Eisen(II)sulfat und befestigt sie nacheinander an der Gouy-Waage. Gemessen wird bei Gleichstrom. Das gelbe Blutlaugensalz wird aus dem Magnetfeld herausgestoßen, das Eisen(II)sulfat wird hineingezogen. Auswertung: Magnetische Momente werden durch den Spin ungepaarter Elektronen erzeugt. Sie sind proportional zur Stromstärke I und der vom Strom eingeschlossenen Fläche F. 14 Grundsätzlich weisen alle Stoffe, deren Atome, Ionen oder Moleküle abgeschlossene Schalen oder Unterschalen besitzen, ein diamagnetisches Moment auf. Es existiert kein resultierendes magnetisches Moment, da sich die Spinmomente aufheben. Der Stoff wird aus dem Magnetfeld herausgestoßen. Hat der Stoff zusätzlich ungepaarte Elektronen, so besitzt er ein permanentes magnetisches Moment. Legt man ein äußeres Magnetfeld an, so richten sich die magnetischen Momente in Feldrichtung aus; der Stoff wird in das Magnetfeld hineingezogen. Man spricht von Paramagnetismus. Er ist oft 103- bis 104-mal so groß wie der Diamagnetismus. Das gelbe Blutlaugensalz ist also ein diamagnetischer Stoff. Das Eisen(II)sulfat ist paramagnetisch. Zur Erklärung dieses Phänomens wird die Valence – Bond – Theorie herangezogen. Die Grundlage ist hierbei die Anwendung des Hybridisierungsmodells auf die Komplexe. Die Bindung von Zentralteilchen zu Ligand wird damit als kovalent beschrieben. Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: Mischt man das s-Orbital mit den drei verschiedenen p-Orbitalen, so erhält man ein sp3-Hybridorbital. Die Orbitallappen sind dabei tetraedrisch angeordnet. z y Mischung x Die drei wichtigsten Hybridorbitale sind das oben beschriebene sp3-, das dsp2- und das d2sp3Hybridorbital. Für das dsp2-Orbital resultiert quadratisch-planare, für das d2sp3-Orbital oktaedrische Geometrie. 15 Nun kann das magnetische Verhalten der beiden besprochenen Komplexe erklärt werden. Sowohl im gelben Blutlaugensalz als auch im Eisen(II)sulfat liegt ein Fe2+-Ion vor. Es besitzt die d-Elektronenkonfiguration 3d6. In beiden Fällen handelt es sich um einen Komplex mit sechs Liganden, so dass oktaedrische Geometrie vorliegt. Zur Hybridorbitalbildung werden zum einen das 4s- und die drei 4p-Orbitale herangezogen, zum anderen werden noch zwei dOrbitale benötigt. Im Fall des Eisen(II)sulfat gehen zwei der fünf 4d-Orbitale in die Hybridisierung ein. Die neu entstandenen Hydridorbitale werden dann mit den 6 2 Ligandenelektronen aus den freien Elektronenpaaren des Sauerstoffs im Wasser besetzt. 3d 4s 4p 4d Hybridisierung und Besetzung der Hybridorbitale durch Ligandenelektronen Im Fall des gelben Blutlaugensalzes sind es zwei der 3d-Orbitale, was zu einer Spinpaarung der 3d-Elektronen des Fe2+-Ions führt. Die Hybridorbitale werden in diesem Fall von dem freien Elektronenpaar am Kohlenstoffatom besetzt. 16 3d 4s 4p Spinpaarung, Hybridisierung und Besetzung der Hybridorbitale durch Ligandenelektronen vorhersagen. Damit kann die VB-Theorie den Magnetismus richtig erklären; er lässt sich aber nicht vorhersagen. Versuch 4: Jahn – Teller – Verzerrung Chemikalien: 20 mL konz. HCl Titanpulver Geräte: Dreifuß mit Drahtnetz Becherglas Durchführung und Beobachtung: Titanpulver und Salzsäure werden in dem Becherglas erhitzt, bis eine Violettfärbung eingetreten ist. Man läßt erkalten und die Schwebstoffe absetzen. Auswertung: 17 2 Ti (s ) 6H 3 O ( aq ) 12H 2 O 6Cl 2Ti (H 2 O) 6 3H 2( g ) 6Cl ( aq ) 6H 2 O 2 Die Violettfärbung zeigt den entstandenen Hexaaquakomplex das Titan(III) an. Es kommt zunächst zu einer Aufspaltung der d-Orbitale im oktaedrischen Ligandenfeld nach dem folgenden Muster: Energie dx2-y2 eg- Orbitale Entartete d- Orbitale dz2 dx2-y2 3 /5ΔO t2g- Orbitale 2 /5ΔO dz2 dxy dxy dxz dyz dyz dxz Es kommt hierbei zu einer Anhebung des einen d-Elektrons des Titans vom Grundzustand (t2g) auf das eg-Niveau durch Licht. Dadurch kommt es zur Aussendung von Licht einer exakt bestimmbaren Lichtbande, diese resultierende Absorptionsbande liegt bei 504 nm. Zur Verdeutlichung der Jahn – Teller -. Verzerrung wird ein Kugelmodell herangezogen. 18 z x y Es kommt zur Verzerrung des Oktaeders entlang der z-Achse. Es entfernen sich zwei Liganden entlang der z-Achse und die Einwirkung der 2 Liganden in Richtung z-Achse nimmt dabei ab. Alle mit der z-Achse verknüpften d-Orbitale werden somit energieärmer. Die Einwirkung der 4 verbleibenden Liganden nimmt auf die d-Orbitale in Richtung der x- und yAchse zu. Versuch 5: Ni2+ - Nachweis Chemikalien: NiCl2 – Lösung Dimethylglyoxim – Lösung verd. NH3 Geräte: Reagenzglas Pasteurpipette Durchführung und Beobachtung: 19 Man setzt in einem Reagenzglas eine NiCl2 – Lösung an und versetzt diese mit etwas verdünnter Ammoniak – Lösung. Hierzu gibt man etwas Dimethylglyoxim- Lösung bis ein roter Niederschlag ausfällt. Auswertung: Ni2+(aq) + 2 Dimethylglyoxim(aq) NiL2(aq) + H2O + H+(aq) Nickel bildet mit dem Dimethylglyoxim einen festen quadratisch planaren Komplex, der rot ausfällt. Die Orbitale werden hierbei wie folgt besetzt: d8 dsp2 Mit welcher Theorie lässt sich nun das Aussehen von Komplexen besser beschreiben? Valence-BondTheorie LigandenfeldTheorie Bindung Kovalente Bindung Elektrostatische WW Struktur Automatisch Beruht auf Annahme Magnetismus Richtig erklärt, aber nicht vorhersagbar Ja Farbigkeit ? Ja 20 2.3 Farbige Salze Die meisten Hauptgruppenelemente sind farblos bzw. weiß, hingegen sind Verbindungen der Nebengruppen oft intensiv gefärbt. Die Gründe der Farbigkeit sind wie bereits oben erklärt dd– oder Charge–Transfer– Übergänge. Demo 2: Chrom-Salze Chemikalien: Kaliumchromat konz. Essigsäure konz. Wasserstoffperoxid-Lösung Geräte: Reagenzglas Durchführung und Beobachtung: In einem Reagenzglas setzt man eine Kaliumdichromat-Lösung an und versetzt diese mit etwas konz. Essigsäure. Das gelbe Kaliumdichromat wird orange. Nun gibt man zu der orangen Lösung etwas konz. Wasserstoffperoxid-Lösung. Nun verfärbt sich die Lösung braun. 21 Auswertung: Bei dieser Reaktion handelt es sich um eine Disproportionierung, da sich die Oxidationsstufe des Chrom(VI) nicht ändert. 2CrO4 Cr2O7 2 (aq) 2 (aq) 2H (aq) Cr2 O7 2 (aq) H2 O 4H2O2(aq) 2H (aq) 2CrO(O 2 )2(aq) 5H2O 0 0 0 Cr 0 0 Struktur des Chromoxiddiperoxid 22 2.4 Katalysatoren Der Katalysator (von der Katalyse, griech. καταλυσις, katalysis) ist ein Stoff, der die Reaktionsgeschwindigkeit einer chemischen Reaktion beeinflusst, ohne dabei selbst verbraucht zu werden. Dies geschieht durch Herauf- oder Herabsetzen der Aktivierungsenergie. Katalysatoren, die die Aktivierungsenergie herabsetzen, werden als positive Katalysatoren bezeichnet, solche, die die Aktivierungsenergie heraufsetzen, als negative Katalysatoren. Katalysatoren ändern somit die Kinetik chemischer Reaktionen ohne deren Thermodynamik zu verändern. Sie beschleunigen bzw. verlangsamen die Hin- und Rückreaktion aber ändern nichts am Gleichgewicht einer Reaktion. Energiediagramm einer katalysierten Reaktion Seit der Antike werden chemische Reaktionen mit Hilfe von Katalysatoren ausgeführt. Erst Jöns Jakob Berzelius kam 1835 zu der Erkenntnis, dass eine Vielzahl von Reaktionen nur dann erfolgt, wenn ein bestimmter Stoff zugegen war, der aber dennoch nicht verbraucht wurde. Seiner Meinung nach wurden diese Stoffe nicht umgesetzt, lieferten jedoch durch ihre Anwesenheit die Energie über ihre katalytische Kraft. Er bezeichnete dies Stoffe als Katalysatoren. Jöns Jakob Berzelius 23 In der Folgezeit gelang es, tieferes Verständnis für die thermodynamischen Hintergründe der Katalyse zu gewinnen. Wilhelm Ostwald definierte den Katalysator wie folgt: „Ein Katalysator ist ein Stoff, der die Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion erhöht, ohne dabei selbst verbraucht zu werden und ohne die endgültige Lage des thermodynamischen Gleichgewichts dieser Reaktion zu verändern.“ Wilhelm Ostwald Für seine arbeiten um die Katalyse erhielt er Anfang des 20. Jahrhunderts den Nobelpreis für Chemie. Bedeutung der Katalysatoren In fast allen Lebewesen laufen katalysierte Prozesse ab, wie z.B. die Zellatmung, Verdauung oder die Photosynthese. Die Stoffe, die hierbei als Katalysator dienen, werden als Enzyme bezeichnet. In mehr als 80% aller chemischen industriellen Prozesse werden Katalysatoren eingesetzt. Ohne die Anwesenheit des Katalysators würde die jeweilige chemische Reaktion sehr viel langsamer oder gar nicht erfolgen. Im Falle der abgaskatalytischen Verfahren (z.B. in PKW´s) werden unvermeidbare, gefährliche Substanzen in weniger gefährliche umgesetzt. So wird das gefährliche Kohlenstoffmonoxid in das weniger gefährliche Kohlenstoffdioxid umgewandelt. Autoabgaskatalysator 24 Wichtige katalytische Verfahren in der Industrie sind: Verfahren Produkt Katalysator Bedingung AmmoniakSynthese NH3 α- Eisen/Al2O3 T = 450-500°C p = 25-40 MPa MethanolSynthese CH3OH CuO/Cr2O3, ZnO/Cr2O3 oder CuO/ZnO T = 210-280°C p = 6 MPa Schwefelsäureherstellung H2SO4 V2O5 T = 400-500°C Salpetersäureherstellung HNO3 Platin/Rhodium T = 800°C Versuch 6: Beschleunigung des Zerfalls von H2O2 durch MnO2 Chemikalien: Braunstein (MnO2) 3%iges H2O2 Geräte: Erlenmeyerkolben Durchbohrter Stopfen Einleitungsrohr Standzylinder Pneumatische Wanne Stativmaterial 25 Durchführung und Beobachtung: Man gibt in einen Erlenmeyerkolben die 3%ige Wasserstoffperoxid Lösung und eine Spatelspitze Braunstein. Der Erlenmeyerkolben wird mit einem durchbohrten Stopfen verschlossen und das entstehende Gas wird über das Einleitungsrohr in den Standzylinder gelenkt. Auswertung: MnO 2( s ) H2 O 2(l) " MnO 3( s ) "H2 O (l ) " MnO 3( s ) "H2 O 2(l) MnO 2( s ) H2 O (l) O 2( g) Energiediagramm einer katalysierten Reaktion Die Aktivierungsenergie wird hier mit AU bezeichnet und wurde in diesem Versuch durch die Zugabe des Braunsteins herabgesetzt AC. MnO3 hat sich als Übergangszustand I gebildet, der durch den weiteren Verlauf der Reaktion wieder zu Braunstein wurde. 26 Schulische Relevanz • Jahrgangsstufe 11: Redoxreaktionen - Oxidationsstufen - Standartwasserstoffelektrode • Jahrgangsstufe 13.1 Prinzip vom Zwang - Ligandenaustausch Geschwindigkeit chem. Reaktionen - Katalysator • Jahrgangsstufe 13.2 Wahlthema „Komplexchemie“ - Kupferkomplexe Literaturverzeichnis - Jahn-Teller-Verzerrung - Ni-Nachweis Charles E. Mortimer, Chemie, Thieme Verlag Jander, Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, S. Hirzel Verlag Stuttgart Erwin Riedel, Anorganische Chemie, de Gryuter Verlag Seminar zum Anorganisch chemischen Praktikum für Lehramtskandidaten von Prof. Dr. Neumüller Skriptum zum Anorganisch chemischen Praktikum für Lehramtskandidaten von E. Gerstner, Marburg 1993 Vorlesung, Chemie der Übergangsmetalle, Uni Stuttgart Vorlesung „Allgemeine und Anorganische Chemie“, Prof. Dr. Martin Köckerling, Uni Rostock www.wikipedia.de www.wikipedia.org/wiki/Bild:Katreak2.png www.wikipedia.org/wiki/Bild:Aufgeschnittener_Metall_katalysator_f%C3%BCr_ein_ Auto.jpg www.nndb.com/people/883/000092607/wilhelm-ostwald-1-sized.jpg 27