New York - Mitten ins Herz - Eine Woche im September

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Westdeutscher
Rundfunk Köln
New York – Mitten ins Herz
Eine Woche im September
von
Egon Koch
Mitwirkende
Erzähler
Zitator
Zitatorin
Übersetzer
Übersetzerin
Produktion
WDR & NDR 2002
Zeit: 54´30´´
1
Musik 1: Cello
(0´15´´)
Atmo 1: Vielbefahrene Straße New Yorks: Autobus, Autos, Motorrad
(WTC 1: ab 14´35´´)
O-Ton 1: Alfredo Jaar
(WTC 12, ab 39´58´´)
New York is a place of fiction. (It´s a place of privilige and fiction) You walk
around the streets you see so much wealth. (…) It is very difficult for these
images of pain occuring somewhere in the world to effect people, because
they are lost in a sea of fiction. (…) They are lost in a sea of imagines, that
only ask us to consume, to consume, to consume.
(0´15´´)
Übersetzer:
New York ist ein Ort der Fiktion. ... Die Bilder vom Elend von irgendwo auf
der Welt verlieren sich hier in einem
Meer von Bildern, die uns nur zu
einem auffordern: zu konsumieren.
Musik 1: (s.o.)
Zitator:
Das Wetter am Dienstag den 11. September: Viel Sonnenschein in New York.
An der Küste weht eine kleine Brise. Höchsttemperatur: 81 Grad Fahrenheit.
Die Ozonwerte sind gut. Der UV Index liegt bei moderaten 5. Um 8 Uhr 30
beträgt die aktuelle Lufttemperatur 72 Grad.
(0´15´´)
Ansage:
New York – Mitten ins Herz
Eine Woche im September
Von Egon Koch
O-Ton 2: Kenneth Van Auken
(WTC 4, ab 42´14´´, CNN)
„I love you. I am in the World Trade Center, the building was hit by
something. … But I love you very much. I hope I will see you later. Bye.
(0´05´´)
2
Atmo 1: (s.o.)
Erzähler :
Als der Fahrradkurier am Morgen des 11. September
auf seinem
Mountainbike die Seventh Avenue zum World Trade Center hinunterrast,
Slalom
zwischen
den
verdammten
Autos,
sieht
er
hinter
der
dreiundzwanzigsten Straße über einer Baustelle eine einzelne dunkle Wolke
am strahlend blauen Himmel.
(0´20´´)
Atmo 2: Vielbefahrene Straße New Yorks: Abfahrt Bus, Lastwagen, Schritte
(WTC 1, ab 17´15´´)
O-Ton 3: Laura Van Auken
(WTC 4: ab 41´46´´, CNN)
He works for Cantor Fitzgerald and he is a bondbroker. And he was on the
102nd floor and (…) He called home, he left a message and that`s the last I
heard from him. (…)
(0´10´´)
Erzähler:
Der Fahrradkurier hat eine Tasche voller Geschäftsunterlagen für Cantor
Fitzgerald auf dem Rücken. Die große Finanzfirma agiert weltweit. Adresse:
WTC, Nordturm, Stockwerk 101 bis 105. Im 102. Geschoss versuchen um 8
Uhr 45 die Angestellten der Firma Cantor Fitzgerald mit ihren Angehörigen
zu telefonieren.
(0´20´´)
O-Ton 4: Laura Van Auken
(WTC 4: 42´34´´, CNN)
(weinerlich)It was just horrible, it was just horrible. I could hear the terror in
his voice. And he tried to sound like he was calm for us. But you could hear
the chaos in the background and the terror in his voice.
(0´15´´)
Atmo 3: Vorbeifahrende Polizei- und Feuerwehrautos mit Sirenen
(WTC 3: ab 1 Std. 1´15´´)
3
Erzähler:
Fünfhundert Dollar die Woche. Ohne Unfallversicherung. Der Fahrradkurier
muss Überstunden machen, damit er am Monatsende die fällige Rate für
sein neues Bike bezahlen kann: „Road Warrior“ von Cannon Dale. Das alte
Rad ist letzte Woche geklaut worden. Vor seinen Augen. Von einem Typen
mit Rolex-Imitat am Handgelenk. Der Fahrradkurier ist noch eine Meile vom
World Trade Center entfernt. Die vielen in Richtung Lower Manhattan
rasenden Feuerwehr- und Polizeiautos machen ihn allmählich unruhig.
(0´35´´)
Atmo 3: (s.o.)
O-Ton 5: Lee Charnow
(WTC 7: ab 1 h 6´55´´)
I saw a fire and I said: “Oh Jesus, they gonna have to do a real big job fixing
it this time.”
(0´05´´)
Erzähler:
An der Ecke Varick / Canal Street, etwa tausend Yards vor seinem Ziel,
riecht er den dicken schwarzen Rauch, der nach Brooklyn rüberzieht. Das
Symbol des globalisierten Fortschritts steht in Flammen.
(0´15´´)
Zitator: (Don DeLillo)
Wenn wir etwas als unwirklich bezeichnen, meinen wir eigentlich, dass es zu
wirklich ist, ein so unerklärliches und zugleich so sehr an die Macht der
objektiven Tatsachen
gebundenes Phänomen, dass wir es nicht unserem
spezifischen Blickwinkel unterwerfen können. Zuerst trafen die Flugzeuge
die Türme. Nach einer Weile wurde es uns möglich, das aufzunehmen,
gerade noch.
O-Ton 6: Nick Poludge
(0´25´´)
(WTC 1: ab 36´40´´ & 37´25´´)
. . . And it`s a huge tower, with a huge hole in the middle, that you could see
through the building. And clearly it looked like an airoplane crashed through
it. And flames shooting out from the building. Totally unbelievable, surreal.
It´s just something you see in the movie. . . .
(0´10´´)
4
O-Ton 7: Karen
(WTC 11: ab 16´45´´)
So I turned on the television and I just was making animalsounds then.
(0´05´´)
O-Ton 8: Benjamin
(WTC 7: ab 45´)
And I just kept saying: “Oh my god I can`t believe this.” (…) I instantly saw
the death, the great number of people in the damage, in the fire.
(0´10´´)
Atmo 3: (s.o.)
Erzähler:
Der bike-messenger denkt an die Leute von Cantor Fitzgerald. Wenn er
ihnen den Business- und Geistesmüll in die obersten Etagen brachte, malte
er sich aus, was die Weicheier wohl machen würden, wenn die SpecialEffecte von „Independence Day“ im Turm zünden würden: Eine verheerende
Explosion.
(0´20´´)
Zitator: (Slavoj Zizek)
Das Undenkbare, das geschah, war schon Gegenstand der Fantasie, so dass
Amerika in gewisser Weise dem begegnete, worüber es fantasierte, und das
war die größte Überraschung.
(0´10´´)
O-Ton 9: Peter Raczeck (WTC 12: ab 1 h 7´25´´)
Es war ein regelrechtes Inferno. Die Flammen schlugen so raus. Und es
wurde immer schlimmer. Man sah wie dichter Rauch immer weiter die
Stockwerke hochging. Und man sah dann eben auch, wie größere Teile von
dem Turm herunterfielen. Also, man sah, dass Glas runterfiel und man sah
größere Gegenstände runterfallen. Meine Frau meint, dass sie gesehen hat,
wie Leute runterfielen, runtersprangen. Und man sah auch Leute (...)
Glasfenster zerschlagen und mit etwas runterwinken, um Hilfe zu schreien.
(0´40´´)
Erzähler:
Telefon-Nummer 911: In der New Yorker Notrufzentrale gehen zu diesem
Zeitpunkt auch Anrufe aus dem Nordturm ein.
5
(0´05´´)
Atmo 3:
Zitator:
08:57:26
Menschen schreien im Hintergrund – Anrufer erklärt, er kann
nicht atmen – Rauch kommt durch die Tür –Stockwerk 103– er ist gefangen.
08:57:54 Männlicher Anrufer Lutnick meldet – Rauch im 104.Stock
08:59:17 Männlicher Anrufer William 86. Stockwerk bricht zusammen
09:02:10 Weiblicher Anrufer meldet Menschen sind auf dem Dach des
Gebäudes, meldet brauchen jemand auf der Spitze
(0´30´´)
Zitator: (Don DeLillo)
Es gibt hunderttausend Geschichten, die kreuz und quer in New York (...)
kursieren. Wo wir waren, wen wir kennen, was wir gesehen oder gehört
haben. (...) Es gibt Geschichten, an deren Rändern der Zufall, das Schicksal,
die Vorahnung aufleuchten. (...) Für einhundert willkürlich Umgekommene
müssen wir einen Menschen finden, der durch das Aufblitzen einer
warnenden Vorahnung gerettet wurde.
O-Ton 10: Patricia Stevens
(0´25´´)
(WTC 4: ab 1 h 3´30´´; CNN vom 12.9.01)
We were at our desks and the person who sits behind me, (…) Sandra, was
the first to see the flames, that were coming from the impact from One
World Trade Center and she screamed: “It´s a bomb, let`s get our of here”.
And that just sent us all running grant to the staircase. We ran down the
stairs from 98 to 78 . And I was so lucky, I got on the first elevator down,
it`s the expresselevator down to 41. When we got to 41 we had people telling
us to just get out of there, get out of there.
(0´35´´)
Übersetzerin:
Wir saßen an unseren Schreibtischen und Sandra sah als erste die Flammen
aus dem World Trade Center Eins schlagen: „Eine Bombe! Raus hier!“ schrie
sie. Wir rannten die Treppe vom 98. in den 78. Stock hinunter. Ich hatte
Glück. Ich bekam den Expresslift hinunter. Dort sagten die Leute: „Nichts
wie raus hier!“
6
O-Ton 11: Peter Raczeck
(WTC 12: ab 1 h 9´05´´)
Und als man eigentlich dachte, es kann nicht schlimmer werden, sah man
ein Flugzeug von Süden auf das World Trade Center zufliegen. Und ein
Flugzeug, das wirklich riesig aussah , aus unserem Blickwinkel wie eine
riesen Militärmaschine aussah ... und mit unverminderter Geschwindigkeit
sehr schnell unmittelbar in den Turm reinsauste. Und dann eben diese
riesen Flammenentwicklung ... Ich mein, das war ein Augenblick, ... wo man
eigentlich aus der Realität rauskippte ... - Also, ich mein, das Ganze wurde
extrem surreal.
(0´35´´)
Zitator: (Martin Amis)
Das Auftauchen des zweiten Flugzeuges war (...) der entscheidende
Augenblick. Bis zu diesem Moment glaubte Amerika, es erlebe nichts
Ernsteres als das schlimmste Flugzeugunglück der Geschichte; nun hatte es
einen Begriff von der unbegreiflichen Gewalttätigkeit, die auf es losging.
(0´20´´)
O-Ton 12: Patrcia Stevens (WTC 4: ab 1 4´25´´; CNN vom 12.9.01)
As soon as we got to the door leading to the outside we heard this noice, just
I call it “The sound of destruction”, because that`s all you could really think
that it was. You just heard massive sound.
(0´10´´)
O-Ton 13: Dr. Mark Heath
(WTC 2: ab 1 h 11´40´´; CNN vom 11.9.01)
Atmo Flugzeug
darüber:
Zitator: (Jean Baudrillard)
Die Taktik des terroristischen Modells ist es, einen Realitätsexzess zu
provozieren und das System darunter zusammenbrechen zu lassen. (0´05´´)
O-Ton 13: Dr. Mark Heath
(WTC 2: ab 1 h 12´10´´; CNN vom 11.9.01)
I hope I live, I hope I live. He is coming down on me. There he comes. I am
getting behind a car. (Piepen, plötzlich ruhigere Atmo) It`s incredible. O.k.
I´ve to go find people who need help. I think I found one of them. You are
o.k. Sir? O.K. …it`s got to tune up your respirator Get in the tube. ...
(Geräusch Atemgerät)… (Anhang etwa 4´ Atmo: starker Lärm, Piepen,
rufende Stimmen, Dr. Heath ....)
(0´10´´)
7
Atmo von O-Ton 13:
Zitator:
09:07:51
„Zweites
Flugzeug
in
den
zweiten
Turm
eingeschlagen
...
Unbekanntes Ausmaß an Schäden.“
09:08:02 Weiblicher Anrufer schreiend
09:08:15 Weiblicher Anrufer meldet WTC brennt – erklärt Feuerwehr muss
Feuer löschen.
09:09:21
Männlicher Anrufer 2 WTC – meldet Menschen springen aus
einem großen Loch – vermutlich fängt sie niemand auf.
(0´30´´)
Atmo 4: Vorbeifahrende Feuerwehrautos mit Sirenen.
(WTC 1: ab 1´45´´)
O-Ton 14: Nick Poludge
(WTC 1: ab 41´10´´)
… But the people jumping out of the top of that building is the most vivid
scene I`ve had of the whole incident. Just leaping out of a hundred storee
building, up on the top, just beating the flames by jumping out the window
and falling to their death, it is just incredible. (...)
(0´15´´)
O-Ton 15: Peter Raczeck (WTC 12: ab 1 h 10´45´´)
Was in diesem Moment auch schlimm war, dass es klar wurde, dass es eine
Abfolge von Angriffen war, die... wäre es mit einem Schlag passiert, dann
hätte man gewusst, dass es vorbei war, aber dadurch dass in zeitlichem
Abstand ein zweiter Anschlag erfolgte, war plötzlich die Ungewissheit da, was
passiert als nächstes. Und es war klar, man war in der Mitte eines Angriffs.
Man hat begriffen sehr schnell, dass es ein Terroranschlag war. (...) Und
man hatte das Gefühl, man ist also wirklich im Krieg, irgendwas, irgendwer
hat Krieg erklärt, hat Amerika den Krieg erklärt und man ist mittendrin.
(0´40´´)
Atmo 5: Vorbeifahrende Polizeiautos mit Sirenen. (WTC 1: ab 4´10´´)
Erzähler:
Die Passanten hetzen in Richtung Norden. Der Fahrradkurier
seinem „Road Warrior“ am Straßenrand und sieht
steht mit
gegen 10 Uhr a.m. den
über vierhundert Meter hohen Südturm in sich zusammen stürzen. Aus den
Trümmern steigt eine braungraue Wolke auf. Sie rennen um ihr Leben. Er
schaut sie an: “Willkommen in der Wüste des Realen.“
8
(0´25´´)
Atmo
O-Ton 16: Nick Poludge
(WTC 1: ab 47´22´´)
… A cloud of dust and the dissappearance of a major landmark in New York
City. …
(0´05´´)
O-Ton 17: Alfredo Jaar
This blew my mind away.
(WTC 12: ab 37´02´´)
(0´02´´)
O-Ton 18: Peter Raczeck
(WTC 12: ab 1 h 15´20´´)
Spätestens zu dem Zeitpunkt war klar, dass man eigentlich einen
Massenmord sah.
(0´05´´)
O-Ton 19: Tacuma Roeback
(WTC 9: ab 10´50´´)
When I saw those two buildings go down, my heart went down with them.
(0´05´´)
O-Ton 20: Dinah Flusser
(WTC 7: ab 1 h 33´35´´ & WTC 8: ab 13´)
Ich hab an St. Giminano gedacht, wo die reichen Bürger immer höhere
Türme bauen wollten, um ihre Macht zu zeigen. Und das ist ein Gefühl, dass
die Amerikaner so stolz sind oder waren, dass sie diese bis vor kurzem
höchsten Türme der Welt gebaut haben. Und gerade diese Potenz ist jetzt in
Frage gestellt. (...) Vom Himmel gefallen, so blitzartig.
(0´25´´)
Zitator: (Don DeLillo)
Die World-Trade-Türme waren nicht nur ein Emblem hochentwickelter
Technologie, sondern in gewisser Weise eine Rechtfertigung für den
unwiderstehlichen Willen der Technologie, in kompakter Form alles zu
verwirklichen, was theoretisch zulässig geworden ist. (...) Und jetzt hat eine
kleine Gruppe Männer unseren Horizont verändert, wortwörtlich. Wir sind
zurückgefallen, zeitlich und räumlich. (...) Vielleicht ist das ein grimmiger
Subtext ihres Unterfangens. Aus ihrer Sicht ist unsere Technologie zutiefst
destruktiv. Sie bringt ihren Sitten und ihrem Glauben den Tod. Also
gebrauchen sie sie als das, was sie ist, ein Ding zum Töten.
(0´45´´)
O-Ton 21: Cliff Abroadsa
(WTC 1: ab 1 h 34´42´´)
… It´s a terrible wound to New York City and especially to the United States.
...
(0´05´´)
9
Zitator: (Michael Stürmer)
Wenn die Twin Towers (...) in Schutt und Asche verwandelt werden können,
dann kündigt dies das Ende aller Sicherheit an, aller gesitteten Ordnung
und der Schutzfunktion des Staates.
(0´10´´)
O-Ton 22: Glenn Alpers
(WTC 8: ab 32´48´´)
I am just often reminded of when I was a twelve year old boy and when I
heard that President Kennedy was shot. And the feeling that I have now is
similar to that in terms of what has been taken away from Americans: An
innocence has been taken away and a piece of us has been taken away. (…)
And I think, when death comes to us we all respond to it in different ways.
(0´25´´)
Übersetzer:
Ich war Zwölf, als Präsident Kennedy erschossen wurde. Ich habe heute das
gleiche Gefühl wie damals: Wir Amerikaner haben die Unschuld verloren.
Und wenn uns der Tod heimsucht, reagiert jeder von uns anders.
Atmo 7:
(WTC 1: ab 20´)
Mann: “check it out” … Schritte, Stimmen … Sirenen .. Motorräder ... Auto
… Sirene ( aus der Ferne kommend, vorüberfahrend) ... Schritte, Stimmen ...
Einzelne Sirene (aus der Ferne kommend)
Atmo 7:
Zitator:
10:54:37 Weiblicher Anrufer Aston meldet – seit zwei Stunden vergebliche
Versuche, ihren Mann im World Financial Center über Mobiltelefon zu
erreichen , erklärt Feuerwehr muss ihn suchen
11:03:14
Männlicher Anrufer meldet – Bombe auf der George Washington
Bridge
(0´20´´)
10
Erzähler:
Wo die Büros von Cantor Fitzgerald waren, ist jetzt „Ground Zero“. Auf dem
Rückweg zu FedEx hat der Fahrradkurier die Seventh Avenue fast allein für
sich. Die Cops
haben alle Straßen in Downtown abgesperrt. In der
ansteigenden Straßenschlucht muss er jetzt mit keinem Auto kämpfen.
(0´15´´)
Atmo 8: Autoradio am Straßenrand.
(WTC 1: ab 24´52´´)
This is “Ten, ten wings” …time of the zone exactly 12 noon. (Trailer: News
now from ten, ten wings) Moderator: ”Good afternoon, I am ….We are going
to a major terrorist tragedy in the City of New York. The focus were on the
Twin Towers of World Trade Center (Hg. Sirenen) The towers are of the top
now, we don`t know about casualties (Opfer) and not really had been able to
go inside…But we know that there are heavy casualties at the World Trade
Center. ...In Washington a plane crashed into a section of the Pentagon …in
western Pennsylvania … terrible tragedy …
Zitator: (Jedediah Purdy)
Seit 1814, als die Briten Washington niederbrannten, haben es die
Vereinigten Staaten nicht mehr mit einem äußeren Feind im eigenen Land
zu tun gehabt. Seit jener Zeit glauben die Amerikaner, sie lebten abseits des
Grauens dieser Welt. (...) Dieser Glaube ist jetzt nicht mehr möglich. (0´15´´)
Musik 2: Gong
Erzähler:
New York hält
den Atem an. New York ist in Alarmzustand. Trifft der
nächste Schlag das Empire State Building?
Gegenüber von Penn Station
und Madison Garden, wo die evakuierten Angestellten stehen, hängt eine
Menschentraube
an einem „weißen Chrysler“. Das Autoradio läuft.
Sie
wollen endlich Fakten hören: Wer hat das getan? Wieviel Überlebende?
Wieviel Opfer? Aber sie erfahren nichts.
O-Ton 23: Cliff Abroadsa
(0´25´´)
(WTC 1: ab 1 h 35´30´´)
…Here we are sitting in a bride sunny park and down just a few miles away
is the disaster that just happened. (Atmo)
(0´05´´)
11
Atmo 9: Central Park: Entfernte Stimmen, Wind ...
(WTC 2: ab 0´00´´)
Erzähler:
Das geschäftige New York steht still. Sein letzter Auftrag für heute und für
den nächsten Tag: Ein Buchpaket. Er nimmt den Umweg über den Central
Park. Im Schatten der Bäume sitzen Menschen auf
versunken, vereinzelt, verstört. Man hat
sie
Parkbänken, in sich
aus ihren Bürotürmen in
Midtown evakuiert und nach Hause geschickt. Aber Subways, Bahnhöfe,
Brücken, Tunnel und Flughäfen sind geschlossen. Sie warten, wie es
weitergeht.
(O´30´´)
O-Ton 24: Safrin
(WTC 1: ab 55´50´´)
…I think, it`s a Wake-up-call to this country and to the rest of the world.
Nothing seem to care about terrorism as long as it happens to somebody
else. Maybe now countries, the free world will get together and do something
about terrorism. There is no question that this is connected with the
situation in Israel. It is obvious the Arab World considers America as an
enemy for helping Israel. …
(0´25´´)
Übersetzer:
Vielleicht unternimmt die freie Welt jetzt etwas gegen den Terrorismus. Keine
Frage: Die Anschläge hängen mit der Situation in Israel zusammen. Die
arabische Welt betrachtet Amerika als Feind, weil es Israel hilft.
O-Ton 25: Ellie Courry
(WTC 1 : ab 1 h 20´43´´)
…We the american people should wake up and find out that we are not
invincible. And from that standpoint I think, the terrorist-attacks will always
continue. And I should know. Because I do come from a country where there
is terrorisme. Originally from Libanon. So this is absolutely rubbish,
unacceptable, totally unacceptable. No matter what the cause is, who or
which ever party is trying to make.
(0´25´´)
Übersetzer:
Wir Amerikaner sollten aufwachen. Wir sind nicht unbesiegbar. Terrorismus
wird es immer geben. Ich komme
aus dem Libanon. Dort gibt es
Terrorismus. Diese Anschläge sind absoluter Schrott, absolut unakzeptabel .
Egal aus welchem Grund, egal welche Gruppe das getan hat.
12
O-Ton 26: Safrin
(WTC 1: ab 1 h 1´40´´)
… (Flugzeug im Hg.) Who is a keen observer of the situation will realize that
the Arabs and Arafat for sure have never really made peace in their mind
that Israel is here to stay. And they are always try to undermine Israel and
that`s the prize. Women, children, innocent people mean nothing to them.
In order to get to their goal they bring the whole world down. I am a religious
person and I pray to God and I hope to God that it will be an end to it. …
(0´30´´)
Übersetzer:
Die Araber und Arafat haben sich nie damit abgefunden, dass
Israel
existiert. Sie versuchen, Israel zu zerstören. Unschuldige Menschen
bedeuten ihnen nichts. Um ihr Ziel zu erreichen, bringen sie die ganze Welt
zum Einsturz. Ich bete zu Gott, dass das aufhört.
O-Ton 27: Ellie Courry
(WTC 1: ab 1 h 22´12´´ & 25´30´´)
… If you want to go towards Arafat, then … It is in the United States that
build up Iraq. It has been the United States that has build up the strength of
Saddam Hussein, so now for them to call Saddam Hussein a terrorist, we
created a monster. From our standpoint everything goes back to the United
States. I think the american government and half of the american people do
not know what is outside northamerica. And I think this one should wake
them up. (Atmo)
(0´30´´)
Übersetzer:
Die Vereinigten Staaten haben den Irak aufgebaut. Sie haben Saddam
Hussein stark gemacht. Und jetzt nennen sie ihn einen Terroristen. Wir
haben ein Monster geschaffen.
...Die amerikanische Regierung und die
Hälfte des amerikanischen Volkes wissen nicht, was außerhalb von
Nordamerika geschieht. Das, was jetzt passiert, sollte sie aufwecken.
Atmo 10: Broadway (Aufnahme aus dem 21.Stockwerk):
Verkehrsrauschen..kurze Sirene..Motorradknattern...Autohupen...
Vorbeifahrt Bus
(WTC 2: ab 1 h 3´20´´)
13
O-Ton 28: Edith Flusser
(WTC 3: ab 2´05´´)
Ich war, heute da war ich in der Apotheke und (...) und da hab ich das
gespürt was im Krieg, was man im Krieg in England genannt hat „the finest
hour“. „The finest hour“ war, wo die Gefahr am größten war, waren die
Menschen einander am nächsten. Heute habe ich da in der Apotheke
gesehen Schwarze, Weiße, alle möglichen und die waren so verbunden gegen
diesen Terror, also es war rührend, nicht.
(0´25´´)
O-Ton 29: CNN-Moderator
(WTC 2: ab 3´10´´, CNN vom 11.9.2001)
You can see it in the first shot the plane approaching the Trade Center
(Atmo)
(0´05´´)
darüber:
O-Ton 30: Lee Charnow
(WTC 7: ab 1 Std. 18´)
Words can`t describe what we see. (…) And even televisionimages can`t do it.
Erzähler:
Am Broadway, ein paar Blocks vom Lincoln Center entfernt, liefert der
Fahrradkurier
das
Buchpaket
ab.
Die
Frau
eingeschaltet, wie alle in New York, wie die meisten
hat
das
Fernsehen
auf der Welt. „Das
Spektakel des Terrorismus zwingt uns den Terrorismus des Spektakels auf“,
sagt der französische Philosoph Jean Baudrillard gerade in Europa.
„America under Attack“.
CNN
zeigt immer wieder die Bilder des
Flugzeuges, das in den Südturm schießt
... „America under Attack“, als
könnte man durch das Betrachten der endlosen Wiederholungsschleifen das
Unfassliche begreifen.
O-Ton 31: CNN-Moderator
(0´40´´)
(WTC 2: ab 3´15´´, CNN vom 11.9.2001)
(Atmo) and here in the second frame, you can see in the front, unbelievable,
we saw there was the plumes of smoke and fire from …the hit on the first
building, the plane now visibly closer … to the Trade Center Building. It is
just the most extraordinary and painflul thing to look at, because you know
what`s happening. (Atmo)
14
O-Ton 32: Alfredo Jaar
(WTC 12: ab 44´03´´)
This was obviously planed. Because the first plane very few people saw it.
But after the first plane a dozen of TV chanels started broadcasting live. So
they had the attention of the entire world. And that`s when the second plane
came in. It was made for a world wide audience. So this is a unique case in
the history of media.
(0´20´´)
Übersetzer:
Nach dem ersten Flugzeug gingen ein Dutzend Fernsehkanäle „live“ auf
Sendung. Die Aufmerksamkeit der ganzen Welt war ihnen sicher, als sich
das zweite Flugzeug näherte. Gemacht für ein weltweites Publikum,
einzigartig in der Mediengeschichte.
Zitator: (Jean Baudrillard)
Wirklichkeit und Fiktion sind nicht auseinander zu halten, und die
Faszination des Attentats ist in erster Linie eine Faszination durch das Bild.
(...) Am Anfang war das Bild, und erst dann kam der Schauder des Realen.
Gleichsam eine zusätzliche Fiktion, eine Fiktion, welche die Fiktion
übertrifft. (...) Diese terroristische Gewalt ist nicht „real“. In gewissem Sinne
ist sie schlimmer als das: sie ist symbolisch.
O-Ton 33: Mr. Culstrom
(0´25´´)
(WTC 2: ab 6´36´´; CNN vom 11.9.01)
I think it`s clearly an act of war. … It´s everything that Pearl Harbour was
and more, it just puts an exclamationpoint next to this dangerous world we
live in. And the inability to apeace people, that are this demented, with
rhetoric. Any country that harbours or aids this type of activity anywhre in
the world needs to declare what side they are on. And we need seriously to
do something about this. …
(0´15´)
O-Ton 34: Edith Flusser
(WTC 3: ab 19´20´´)
Ich habe Angst vor einem Faschismus hier, ich habe Angst. ... Obwohl New
York nicht die Stadt ist, aber der Rest der Vereinigten Staaten. New York ist
anders, ... das Gemisch von Völker usw. Aber der Rest der Bevölkerung, das
sind keine sehr sympathischen Leute. ... Als Gesellschaft sind sie sehr
beschränkt. ... Ich habe Angst, das ist sicher.
(0´20´´)
15
Atmo 11: Stadt (Aufnahme aus einem Zimmer): Klimaanlage des
Nachbarhauses, im Hintergrund Polizeisirenen
(WTC 3: ab 54´´40´´)
Atmo 11/Gong
Zitator:
17:11:49 Weiblicher Anrufer Konovitch meldet – Schwager Andrew Zucker
vermisst
17:13:32 Männlicher Anrufer Chalasani meldet – Verwandte Swarna
Chalasani vermisst
(0´15´´)
Erzähler:
Greenwich Village. Der Fahrradkurier stellt den „Road Warrior“ in seinem
kleinen Appartement ab.
Die Sirenen verfolgen ihn. Aus seinem Fenster
sieht er die schwarze Rauchsäule in den Himmel aufsteigen, die Wolke der
Seelen. Sie lässt ihm keine Ruhe.
O-Ton 35: George W. Bush
(0´15´´)
(WTC 3: ab 40´48´´; CNN vom 11.9.01)
Good evening. (…) America was targeted for attack because we`re the
brightest beacon for freedom and opportunity in the world. And no one will
keep that light from shining. Today our nation saw evil, the very worst of
human nature. (…) America and our friends and allies join with all those
who want peace and security in the world. And we stand together to win the
war against terrorism. (…) None of us will ever forget this day, yet we go
forward to defend freedom and all that is good and just in our world. Thank
you. Good night, and God bless America.
Regie: Erzähler über O-Ton 35 legen.
Erzähler:
Am Abend macht er den Fernseher an. Und hört die Worte des ewigen
Sohns. Der Präsident spricht davon, dass Amerika die strahlendste Fackel
der Freiheit und Selbstverwirklichung ist, dass niemand den Glanz dieses
Lichtes auslöschen kann. Er beschwört den Krieg, den „wir“
gegen den
Terrorismus gewinnen werden, und Gott, der Amerika segnen soll .... – Oh
Shit, denkt der Fahrradkurier: Der Kerl hat Angst, er pfeift im Wald. (0´30´´)
16
Zitatorin: (Susan Sontag)
Wir haben einen Präsidenten, der uns wie ein Roboter immer wieder
versichert, dass Amerika nach wie vor aufrecht steht. (...) „Unser Land ist
stark“, wird uns wieder und wieder gesagt. (...) Aber Stärke ist nicht alles,
was Amerika jetzt zeigen muss.
(0´15´´)
Erzähler:
Die Sache mit Gott interessiert den bike-messenger plötzlich. Wo ist er
eigentlich heute Morgen gewesen? CNN fragt einen Reverend. Wie Bush redet
er vom Krieg, von der Schlacht zwischen Gut und Böse. Der Kampf für das
Gute führt zur Niederlage des Bösen. Wir betreten mit CNN das Tal der
Ahnungslosen. Und eine Überlebende glaubt, Gott hat sie an der Hand aus
dem Gebäude geführt. So what, sind die Opfer dann die Gottlosen?!?
(0´30´´)
Atmo/Musik 5: Sängerin und Gitarre “America the beautiful”
(WTC 6: ab 7´37´´)
O-Ton 36: Father Michael Manning
vom 12.9.01)
(0´15´´)
(WTC 4: ab 51´26´´; CNN
He could have prevented it. But the realitiy is: He loves us too much to allow
us to take away our freedom. He believes in us. (…) I see this as a big
battle…I think that we are on a battle with evil and we got to fight. And
that`s … our father: Deliver us from evil and we got to fight continualy for
that.
(0´20´´)
O-Ton 37: Patricia Stevens
(WTC 4: ab 1 7´40´´; CNN)
I am blessed. I am blessed and I am guided by the hand of God. For so many
of us that got downstairs and time to get on the elevator. I truly believe that
God has just taken us out of that building.
(0´15´´)
Erzähler:
Er hasst diese Regierung und den Kapitalismus, er ist gegen Gott und die
Welt, aber als ihm bei „America the beautiful“ die Tränen kommen, weiß er,
dass auch ihn die Anschläge verletzt haben: Getroffen – mitten ins Herz.
Auf dem „Road Warrior“ rast er durch die leeren Straßen von Manhattan.
17
O-Ton 38: Union Square, peoples podium
(WTC 5: ab 20´52´´)
Junger Mann (laut): If capitalism is a throw, then what´s the true ideology?
… What´s the true ideology? …Zweiter: Capitalism is a piece of shit …Dritter
(in der Nähe): Your country is better off. We stand for freedom. Junge Frau:
We stand for the …Dritter: They hate what we stand for. … Frau: … (Anderer
Stimmen übertönen Dritten und Frau) (...)
(0´20´´)
Regie: Erzähler über O-Ton 38.
Erzähler:
Am Union Square, neben der improvisierten Gedenkstätte
mit Blumen,
Kerzen und handgemalten Schildern stellen Menschen die Frage, die kein
Politiker und kein Fernsehkommentator stellt: Warum?
(0´10´´)
Atmo 12: Vor St. Vincent Hospital:
Standgeräusch Lastwagen, langsam vorbeifahrender Lastwagen
(WTC 3: ab 1 h 3´40´´)
darüber:
Erzähler:
Vor dem St. Vincent Hospital warten Ärzte und Pflegepersonal. Alles ist für
den Katastrophenfall vorbereitet. Aber kein Krankenwagen fährt vor, kein
Verletzter wird gebracht. Die Ereignislosigkeit auf dem Vorplatz wirkt
beklemmend. Die Anzahl der Todesopfer steigt.
(0´15´´)
O-Ton 40: Leiter St. Vincent Hospital im Lärm der Fernsehleute und
Stromaggregate.
(WTC 3: ab 1 h 14´42´´)
We encourage all New Yorkers tomorrow to go to their local blood center,
blood will be needed. With these kinds of injuries … so all New Yorkers are
encouraged to go to their local blood centers tomorrow. (…) And again I
would like to stress, that with this kind of tragedy in a city, in a metropilaten
area like New York, we encourage everyone to seek out support and to talk
about this tragedy. Whether you speak with your local … , your priest, your
rabbi or perhaps mental health crises service, like we have here in St.
Vincents.
(0´20´´)
Regie: Erzähler über O-Ton 40.
18
Erzähler:
Die vielen Fernsehkameras gegenüber dem Eingang richten sich auf den
Leiter des Krankenhauses. Der
ermutigt die New Yorker: Spendet Blut!
Sprecht über die Tragödie! Pragmatismus gegen Ohnmacht, Zerstörung und
Tod.
(0´15´´)
Zitatorin: (Assia Djebar)
Ich schrecke (…) aus dem Schlaf mit den Gedanken, dass nebenan in jedem
Wohnblock, in jeder Straße nahebei die Schlaflosigkeit dem Mann oder der
Geliebten oder auch der altersschwachen Mutter das nutzlose Warten
verschlimmert (...): Er wird nach Hause kommen, er, der noch ausbleibt, er
war doch nur in der 53.Etage, er ist sicher mit den anderen hinuntergerannt
... Zehn Menschen scharen sich im Gedenken an ihn, der bestimmt überlebt
hat ... Überlebender ist, nur ja kein „Vermisster“!
Atmo 14: Greenwich Avenue
(0´30´´)
(WTC 5: ab 5´30´´)
Frau: „I was saying I am sorry ...“, Auto, Stimmen ... einmal kurz Sirene,
Vorbeifahrt Autos ...
Erzähler:
Es ist die Nacht der Alpträume in New York. Der Fahrradkurier träumt in
endlosen Wiederholungen, dass es auf dem Dach eines Hochhauses für ihn
kein Entkommen gibt ... Alle Menschen in Greenwich, Soho, China Town
oder Little Italy atmen die Ausdünstungen der pulverisierten Toten ein.
(0´20´´)
Zitator:
09:12:26
Männlicher Anrufer Hernandez meldet – im S & R Parking an der
37th Street steht ein verdächtiger Pickup
09:15:43
Weiblicher Anrufer meldet – Hund schlägt im Madison Square
Park vor Abfallkorb an, erklärt, vielleicht Sprengstoff
Musik 6: Gong
19
(0´20´´)
Erzähler:
12. September: Day of Mourning, Staatstrauertag. Wer in New York am
Morgen nach den Anschlägen vor die Tür geht, betritt eine Geisterstadt. Ein
schöner Tag, Lufttemperatur 74 Grad, Ozonwerte gut, eine leichte Brise wie
am Vortag, aber lähmende Schwere liegt in der Luft.
O-Ton 41: Karen
(0´10´´)
(WTC 11: ab 34´26´´)
Everyone is in this membrane of aloneness …the moment you …render … a
whole universe just opens up. So I think people are very much … desperate
to be out, desperate to touch others and be with others and yet there is some
very great counterbalancing need to be totally isolated as well. It`s a very
very strange phenomenon I `d never, myself, whitnessed anything like it. I
guess everyone feels in a way like a homeless. Just …thrown out into the
universe, as if, you know, the next big bang actually happened, but we´re
still here.
(0´35´´)
Übersetzerin:
Jeder ist in einer Membran der Einsamkeit. ... Wenn man jemand
Aufmerksamkeit entgegenbringt, öffnet sich ein ganzes Universum. ...
Die Menschen haben das Bedürfnis, mit anderen zusammen und zugleich
völlig isoliert zu sein. Jeder fühlt sich wie ein Obdachloser. Geradewegs in
das Universum hinausgeschleudert, als sei der
große Knall tatsächlich
passiert, aber wir sind immer noch hier.
Atmo 15: Klimaanlage Nachbarhaus,im Hg. Polizeisirene (WTC 3, ab 28´22´´)
Erzähler:
Den Tag nach den Anschlägen verbringt der Kurier mit CNN: Ein Coca-ColaTruck steht in den Trümmern des WTC. Mit feinem Staub überzogen. Wie in
einem nuklearen Winter.
Dahinter die Skelette des Nordturms, die
Sehnsucht nach dem Ende der Welt. Er hält die patriotischen Parolen und
die Rufe nach Vergeltung nicht mehr aus. Die Rauchfahne von „Ground
Zero“ hält ihm seine Einsamkeit vor Augen. Die Hippies, Rastafaris und all
die anderen am Union Square werden ihm dieses apokalyptischen Drehbuch
erklären.
(0´35´´)
20
O-Ton 45: Union Square, peoples podium
(WTC 5: ab 33´20´´)
Einige: „Yeah“, Klatschen, Johlen … Bethy: There is no cure for what has
happen. … like a scorpion. A scorpion who when he has not …turn around
and sting itself to death. This is exactly what´s happening to western …
Einige: Klatschen, Johlen ...Jemand: I like that metaphore …Bethy: And if
we don`t understand that the only cure to this allies with the simplicity of
man. What is the simplicity of man? Love. … Stimmengewirr Bethy: This is
an illusion and fiction needs maintenance …Sit down and think that for one
moment you are safe. You`re not safe, because you`re …Stimmengewirr
…Bethy: I am not american, but as I said to you before, I respect America.
And all what I am saying: What`s going to make a change? One thing is
going to make a change. Each, every individual, each world citizen has to
realize that it starts with the love, the simplicity of love…
Zitator: (Alexander Kluge)
Wir sind aus Versehen klüger, als wir denken. Im Heiligen Krieg kann man
nicht Frieden schließen, weil sich keine Rechtssubjekte gegenüber stehen.
Sie können nur vergessen. Die Siegesform der Zivilisation beruht auf
Vergessen, nicht auf Strafe.
(0´15´´)
Atmo/Musik 7: Trommeln am Union Square, im Hg. Stimmen
(Eigenaufnahme; WTC 5: ab 36´48´´)
O-Ton 46: Alfredo Jaar
(0´15´´)
(WTC 12: ab 46´50´´)
When Gandhi was asked about western civilization he would simply say: “I
think that would be a good idea”.
(0´05´´)
O-Ton 47: Dixie Trainer
(WTC 8 : ab 18´55´´)
What is civilization?… I would say beautiful cities like this. I would say a
chance to live happilly and peacefully, … so that people can develop and
become the kind of people that they are, that they ment to be and have the
pretension of becoming. So do great things and bring human beings to their
full pretension.
(0´20´´)
Übersetzerin:
Was ist Zivilisation? Schöne Städte wie New York. ... Eine Möglichkeit,
glücklich und friedlich zu leben, so dass sich die Menschen ihrem Anspruch
entsprechend entwickeln können.
21
O-Ton 49: Peter Raczeck
(WTC 12: ab 1 h 27´05´´)
Zivilisation ist das Recht auf die persönliche Freiheit, ist die Individualität in
der wir leben, ist die Rücksicht, die man auf andere nimmt, Einstellung,
Glauben usw. anderer Leute. ... Insofern kann man sagen, das ist ein
Anschlag auf die Zivilisation. (...) Und damit ist eigentlich der Freiheitsbegriff
aller auf der Welt angesprochen.
(0´20´´)
O-Ton 50: Benjamin
(WTC 7: ab 47´52´´)
This is an attack aigainst western capitalist democracy. Which I am all for.
But I know in every other civilizations, you know in the past, historically,
whoever is on top gets attacked by everybody else. (…) Civilization has been
gone a long time. China had a civilization, it was (...) an attack against the
kind of world I want to have.
(0´20´´)
Übersetzer:
Das ist ein Anschlag auf die westliche kapitalistische Demokratie, für die ich
bin. Absolut. ... Historisch betrachtet, wer immer an der Spitze ist, wird von
den anderen angegriffen. Die Zivilisation ist seit langer Zeit verschwunden.
Zitator: (Bin Laden)
Meine Brüder im Islam, das ist ein Krieg. Das ist ein Krieg des Glaubens
gegen den internationalen Unglauben.
O-Ton 51: George Playford
(0´05´´)
(WTC 9: ab 3´10´´)
(0´20´´)
The civilized world is having freedom, … to do basicly just be free in the
world and be able to like read the bible. There is a lot of places around the
world that aren`t free to read the bible, because of their believes. And over
here we are free to read the bible, because that`s how God wants it to be.
Übersetzer:
Die zivilisierte Welt hat die Freiheit, die Bibel zu lesen. Und hier können wir
die Bibel lesen. So will es Gott.
22
O-Ton 52: Steve
(WTC 9: ab 1 h 47´35´´)
It`s like what Bob Dylan said: “With God on our side.” We think, we have
God on our side, these fundamentalists think they have God on their side.
They are fighting a holy war for God. (…) And as far as they are concerned
and their interpretation of the Koran …, they are the civilized ones. (…) This
is in there way like the crusades were, the christian crusades. (…) On that
level it`s not so much different then our civilized way of thinking through
the middle ages …I mean, Civilization is one word, but being a civilized
people that`s a whole different concept.
(0´35´´)
Übersetzer:
Bob Dylan hat es gesagt ... Wir denken, wir haben Gott an unserer Seite.
Und diese Fundamentalisten denken das auch. Sie führen einen Heiligen
Krieg für Gott. Nach ihrer Interpretation des Korans sind sie die Zivilisierten.
Sie führen Kreuzzüge, wie die Christen im Mittelalter. Auf dieser Ebene
besteht kein großer Unterschied. Zivilisation ist das eine, ein zivilisiertes
Volk etwas ganz anderes.
Atmo 11: Stadt (Aufnahme aus einem Zimmer):
Klimaanlage des Nachbarhauses, im Hintergrund Polizeisirenen
(WTC 3: ab 54´´40´´)
Erzähler:
„Welcome to another brave new world!“
Seit Monaten liest der bike-
messenger mal wieder Zeitung. Der texanische Mediengigant „Clear Channel
Communications“, dem 1170 Radio- und 19 Fernsehstationen in den USA
gehören,
hat
eine
herausgegeben, die
national
play
banned
list
mit
150
Musiktiteln
nicht gespielt werden sollen. Darunter „First we take
Manhattan (then we take Berlin)“ und “War”, aber auch Stücke wie „Walk
like an Egyptian“ von den Bangles, den Beatles-Song „Ticket to Ride“ und
„Peace Train“ von Cat Stevens.
„So könnte die Wahrheit aussehen. Wenn
der Fall der Mauer das eigentliche Ende eines kurzen 20. Jahrhunderts
darstellte, gibt es gute Gründe, die Zerstörung des World Trade Center als
den wahren Anfang des 21. Jahrhunderts anzunehmen,“ schreibt Timothy
Garton Ash. Stimmt, denkt der Fahrradkurier,
begonnen.
23
jetzt hat die Zukunft
O-Ton 53: Karen
(WTC 11: ab 19´41´´)
(Bus im Hintergrund) By our standards, because we were the target, we are
calling it evil. If we had, what we will do to them, I am sure, will we call that
evil?
(0´10´´)
O-Ton 54: Bishop
(WTC 11: ab 1 h 57´05´´)
The question of evil? Why does exist in the world this kind of evil? ( …)Why
this would happen? What is the evil? …Why does God allow this kind of evil
to occure. (…) I do not know. (…) Is this particual act evil? Is any act of
killing your fellow human beings, is it evil? Yeah, it`s evil, if it ends up with
people killing each other. We are not blameless here in my view. We have
done a lot of provocing, all over the world.
(0´30´´)
Übersetzer:
Was das Böse ist? ...Warum das geschehen konnte? ... Warum es Gott
erlaubt? ... Ich weiß es nicht. ... Ist dies eine böse Tat? ... Ja, wenn es damit
endet, dass einer den anderen tötet. Meiner Meinung nach, sind wir nicht
unschuldig daran. Wir haben überall auf der Welt provoziert.
O-Ton 55: Steve
(WTC 9: ab 1 h 53´40´´´)
We think, or in the presidents mind and most people in America, that they
did something evil and we are the good guys. In their mind, they are the
good guys (Yuko redet dazwischen), and we are the evil guys. So you see this
is the biggest problem with this is, is that fundamental believe.
(0´15´´)
Übersetzer:
Der Präsident und die meisten Amerikaner denken, dass sie etwas Böses
taten und dass wir die guten Kerle sind. Ihrer Ansicht nach, sind sie die
Guten und wir die Bösen. Dieser fundamentale Glaube ist das größte
Problem.
O-Ton 56: Dinah Flusser
(WTC 7: ab h 30´ & 1 h 26´)
Ich könnte jetzt viele Beispiele geben für hochmütige Positionen von den
Vereinigten Staaten in der 3.Welt, wo ich absolut auf der Seite von der
3.Welt wäre. Aber für mich ist das was böses, etwas ... kolossal böses,
Menschen als Waffen zu benützen gegen enorme Gebäude, ..., wo 50.000
Menschen arbeiten.
(0´35´´)
24
Zitator: (Jean Baudrillard)
Niemand scheint begriffen zu haben, dass das Gute und das Böse zur
gleichen Zeit mächtiger werden, weil sie in ein und derselben Bewegung
begriffen sind. In der traditionellen Welt gab es noch ein Gleichgewicht von
Gut und Böse. (...) Dieses Gleichgewicht wird von dem Augenblick an
gestört, wo eine totale Verallgemeinerung des Guten stattfindet.
O-Ton 58: Union Square, peoples podium
(0´20´´)
(WTC 5: ab 31´10´´)
Frau (leise): When we hurt others we hurt ourselves … when we love others
we love ourselves. So we are… Mann: We have to love ourselves and love
others. Einige: Yes. ...Einige: When we hurt others we hurt ourselves, when
we love others we love ourselves. (Nochmals Wiederholung). We are one. We
are one. Lachen, Klatschen …
Atmo 16: Greenwich Avenue
(WTC 5: ab 3´03´´)
Vorbeifahrt Auto ... Stimmen Passanten
Vorbeifahrt Polizeisirene (sehr laut!)...
...
nähernde
Polizeisirene
Atmo 16:
Zitator:
10:36:09
Weiblicher Anrufer meldet – Midtown – Mann mit Kaftan hat
eine Bombe
11:43:55
Männlicher Anrufer meldet – am Lincoln Center, nahe Avery
Fisher Hall – falsch geparkter Cadillac Coupe DeVille mit einem Koffer auf
dem Rücksitz
12:16:27
Männlicher Anrufer meldet – Condé Nast Gebäude am Times
Square – Bombendrohung
16:52:19
Weiblicher Anrufer meldet – Kennedy International Airport – drei
verdächtige Araber
(0´30´´)
25
Atmo 17: 5th Avenue: Radio aus einem am Straßenrand parkenden Auto:
(Stimmen im Hg.)
(WTC 5: ab 1 h 1´05´´)
Reporter: “Secretary Powell came out and saying: It`s …suggest the US
believes terrorist Osama bin Laden is behind Tuesday attacks.”
Powell: “We haven`t yet propably identified the organisation we believe
who is responsible. But if you look at the list of candidates ….”
(Reporter: ”The region including neighbouring Pakistan says Powell
who is in talks with that countries president on specific areas of
cooperation the US-building of … (Tür des Autos geschlossen, Radio
leiser).. Reporter: … Osama bin Ladens Organisation, which is called
Al Qaida, has cells identified or suspected in no fure then in 34
countries, including the United States, Canada and Britain. The report
(Auto fährt ab, Radio leiser, Radio aus …) Anhang:
leises
Autogeräusch.. Husten .. Stimmen… Kinder … leise Stadtgeräusch ....
vorbeifahrende Autos, leise ... Hupen
Zitator:
Das Wetter am Freitag den 14. September 2001, dem Tag des Gebetes und
der Erinnerung: Schauer in New York. Höchsttemperatur: 68 Grad
Fahrenheit. Um 8 Uhr beträgt die aktuelle Lufttemperatur 59 Grad. (0´10´´)
Erzähler:
Der Fahrradkurier rast über die Avenues und Bürgersteige von Manhattan.
Das Walkie Talkie quiekt. Ein Auftrag jagt den nächsten. „Hi“ und „bye“ und
er muss weiter. New York versucht zur Normalität zurückzukehren. Die
Politiker in Washington
sprechen vom Krieg: „Anti-Terrorismus-Politik ist
eine leere Hülse, wenn keine Androhung von Gewalt dahinter steht.“ Und
Bürgermeister Giuliani spricht von Bergungsmaßnahmen im Regen. (0´20´´)
O-Ton 59: Rudolph Giuliani
(WTC 5, ab 1 h 26´25´´; CNN, 14.9.01)
Everyone is concerned about the impact of the weather in the relief- and
recovery-efforts. And there is no question that they are hampled by it. (…) At
the same time they are going on, because there is still a strong hope that we
will be able to recover people and find people and safe them. (…) We´ve taken
out 10.000 ... and 25 tones of debris, 1154 truckloads so far. That`s really to
give you some sense of the monumental nature of the task that`s going on.
The people who are doing it are incredibly brave.
Atmo 18: Canal Street.
(WTC 9: ab 47´)
Motorrad ... Sirene .. Lastwagen … Stimmen…. Flugzeug…Lastwagen ...
26
Erzähler:
Eine halbe Million Tonnen Schutt wird vom Gelände des World Trade Center
abtransportiert. Kosten der Aufräumarbeiten: 14 Milliarden Dollar. Zerstörte
Büroflächen: 1 235 000 Quadratmeter. Verlorene Arbeitsplätze: 87 000.
Tote: 3241.
In Washington überträgt der Senat dem Präsidenten die Macht. Der Führer
der Taliban
verbreitet in Afghanistan über Radio Shariat: “Bei Allah, ich
schwöre, selbst wenn wir Bin Laden ausliefern, werden die Amerikaner
andere Gründe finden, uns anzugreifen.“
(0´35´´)
Atmo/Musik: Männerchor an der Ecke Canal Street/West Street (im Hg.
Klatschen, Autohupe)
(WTC 9: ab 1 h 3´15´´)
„I`ll make a brand new start of it in all New York. If I`ll make it then I´ll make
it anywhere. ….New York, New York. (Klatschen, Johlen)
(0´15´´)
Atmo 19: Canal Street/West Street (WTC 9: ab 1 h 4´35´´)
Klatschen, Autohupe, Frau: “Thank you”, Johlen, Pfeifen..
Atmo/Musik: Männerchor an der Ecke Canal Street/West Street (im Hg.
Klatschen, Polizeisirene)
(WTC 9: ab 1 h 5´10´´)
„We shall overcome, we shall overcome some day ….
Atmo 20: Canal Street
(0´10´´)
(WTC 9: ab 1 h)
Vorbeifahrt Lastwagen ... Passant: „Kill him!“ ... Überflug Hubschrauber..
(0´10´´)
Erzähler:
In der Canal Street, am Rand des Sperrgebiets von „Ground Zero“, werden
am 15. September Rufe nach Rache und Vergeltung laut.
O-Ton 63: Dixie Trainer
(0´05´´)
(WTC 8 : ab 18´15´´)
As the president says, bring them to justice one way or the other. They are
not gonna get away with this.
(0´05´´)
27
Zitator: (John Irving)
Ich habe kein Problem damit, diese Leute aufzuspüren und zu töten. Ich
würde keine Sekunde zögern, auch Saddam Hussein aufzuspüren und
festzunehmen.
O-Ton 64: Jehad Bohanda
(0´10´´)
(WTC 10: ab 30´08´´ & 32´)
I will volunteer to fight against this. It`s not necessarely revenge, it`s more of
combating a growing evil. (...) I definitely will participate in the war. (0´10´´)
Zitator: (Steve Dunleavy; New York Post)
Tötet die Bastarde. Nein, ich meine nicht, verfolgt sie, verhaftet sie und
macht ihnen vor einem Gerichtshof den Prozess. Ich meine eine schnellere
und sauberere Form der Vergeltung für diese Clique von Feiglingen. Einen
Schuss zwischen die Augen, knallt sie in tausend Fetzen.
(0´15´´)
Atmo 21: Washington Square Park. Saxophon und Stimmen.
(WTC 12: ab 18´15´´)
Erzähler:
Acht Blocks nördlich der Canal Street, im Washington Square Park, hört er
leisere Töne.
(0´05´´)
O-Ton 67: Noleen
(WTC 11: ab 1 h 43´08´´)
What can you do back? You know, what can you do back? Except you you
don`t fight fire with fire. You fight fire with water.
(0´05´´)
O-Ton 68: Bishop
(WTC 12: ab 1´30´´)
We have many resources and we`ve made terrible mistakes … in the way
that we deal with poverty, in the way we deal with the underdevelopped
countries. And we can`t even solve the question of poverty in our own
country. Down the block here, three blocks from here there are people who
are in very bad shape. We can`t even solve that. So that I get angry about.
(25´´)
28
Übersetzer:
Wir haben großes
geistiges Potenzial in diesem Land und
schreckliche
Fehler dabei gemacht, wie wir mit Armut und unterentwickelten Ländern
umgehen. Wir können nicht einmal die Armut in unserem Land beseitigen.
Drei Blöcke von hier gibt es Menschen, denen es sehr schlecht geht. ... Das
macht mich wütend.
Atmo/Musik: Trommelmusik am Union Square (WTC 5, ab 40´55´´´)
(0´10´´)
O-Ton 69: Frau und Mann
(WTC 10: ab 1 h 29´42´´)
Frau: Could we possibly dream the grand dream, you know, we are at the
moment in history (…) where we could turn the page. (…) We could choose to
build them instead of destroy them.
Mann: Come on.
Frau: It´s a dream…
Mann: That`s nice.
Frau: This is the american dream.
Mann: That`s naïve.
Frau: Why is it naïve?
(0´25´´)
O-Ton 73: Dinah Flusser
(WTC 7: ab 1 h 31´55´´)
Wie wird das weitergehen? Es kann noch schlimmer werden. Noch mehr
Menschen. Man kann
Gift ... in den Wasserreservoirs in New York
hineingeben. Was dann? Oder die Luft polluieren und die Menschen
ersticken. Es ist nicht so schwierig.
(0´15´´)
O-Ton 74: Yuko
(WTC 9: ab 1 h 57´58´´)
It`s like you are fighting with a Virus. But you don`t know the disease, what
diseases. And you don`t know what kind of Virus.
(0´05´´)
Zitator: (Peter Sloterdijk)
Das
Trauma
vom
11.
September
ist
deswegen
so
groß,
weil
das
Illusionsleitsystem der Weltmacht damit getroffen ist. Die US-Amerikaner
wissen im Moment nicht, wie sie ihren neobabylonischen Traum der totalen
Innenweltsicherung durch totale Außenweltkontrolle weiterträumen sollen,
ohne sich selber zu zerstören. Es ist tatsächlich ein böser Virus in die
amerikanische Herrlichkeit hineingesetzt worden.
heftig.
(...) Die Infektion ist
(0´30´´)
29
O-Ton 76: Imam der Islamic Society of North America
(WTC 6: ab 11´55´´)
(Arabisch) Lord you said and your words are true: If any will seek for glory
and power to God belong all glory and power, to him mount up all words of
purity. (…) but those who lay they lay the blows of evil for them is the
penalty terrible. … goodness and evil are not equal, repel the evil with the
good ….
(0´20´´)
darüber:
Erzähler:
Sonntag, 16. September. Der Imam der Islamischen Gesellschaft von
Nordamerika rezitiert den Koran: „Gut und Böse sind nicht gleich, schlage
das Böse mit dem Guten“. „Muslime für den Frieden“: In Brooklyn ziehen
New Yorker arabischer Abstammung von der Atlantic Avenue zum Park am
East River mit der Postkartensicht auf Manhattan. Aus „Ground Zero“ steigt
der Rauch.
(0´25´´)
Atmo 22: Demonstration der arabischen Gemeinde in Brooklyn.
(WTC 10: ab 47´10´´ & 48´52´´)
Rufe: „USA, USA, USA“ … Stimmen ...
Rufe: „God bless America“
...“Allah bless America ....God bless America“ ... Stimmen ... ... Gesang:
Nationalhymne …Polizist: “Sir, sidewalk please” ... Ende Gesang (“home of
the brave”) … Rufe: “God bless America, God bless our children, God bless
the army, God bless America” …
(0´10´´)
Erzähler:
Unter den Demonstranten der Fahrradkurier. „Alle Feministinnen, Schwule,
Linke und Anarchisten tragen Mitschuld an den Attentaten“. Befremdlich,
wie sich die Araber hier in den Patriotismus einklinken. Aber es gibt auch
andere Stimmen.
(0´25´´)
O-Ton 77: Ansprache: Bassam Amin (WTC 19, ab 1 h 17´15´´ & 1 h 18´20´´)
We too have family and friends who worked at the World Trade Center and
for the Federal Government. (...) Muslim arabic american are no less moved,
no less angry and no less outrage then our fellow americans. We must resist
the urge to condemm or label an entire ethnic, racial or religious group
based sole on the action of few individuals. (Anhang)
(0´25´´)
30
Übersetzer:
Unsere Familien und Freunde haben auch im World Trade Center gearbeitet.
Arabische Amerikaner sind nicht weniger empört als unsere amerikanischen
Mitbürger. Wir müssen dem Drang widerstehen, eine ganze ethnische oder
religiöse Gruppe zu verdammen. Es war die Tat einzelner.
O-Ton 78: Aziz Khalili
(WTC 10: ab 40´14´´)
Many Arabs, Muslims, South-Asians, Iranians are being targeted with
violence in the United States right now. People are very angry and very
upset. And that`s understandable, but targeting us with their violence is not
o.k., that`s irrational. (…) Racism against Iranians and Arabs has existed in
this country for a long time. We are very much seen as the violent people of
the world. (…) I don’t think that Arabs or Muslims are the cause of violence. I
think, many of them are reacting to many inhuman conditions.
(0´35´´)
Übersetzerin:
Es ist verständlich, dass die Leute sehr verärgert sind, aber uns Araber und
Muslime als Zielscheibe ihrer Gewalttätigkeit zu benutzen, ist
irrational.
Rassismus gegen Iraner und Araber gibt es in den USA seit langer Zeit. Wir
werden als die gewalttätigen Leute auf der Welt betrachtet. Araber und
Muslime sind aber nicht die Ursache der Gewalt. Viele reagieren auf
inhumane Bedingungen.
Zitator: (Bassam Tibi)
Es gibt Feindbilder auf beiden Seiten. (...) Die Amerikaner haben panische
Angst vor dem Islam. Wenn das Wort fällt, erzittern sie. (...) Wir leben in
einer vernetzten Welt und können uns nicht mehr voneinander isolieren, wir
brauchen den Dialog.
O-Ton 79: Edith Flusser
(0´15´´)
(WTC 6: ab 41´45´´)
Es gibt wirklich eine große Freiheit hier. Und diese Mischung von diesen
verschiedensten Völkern, (...) bedeutet das nicht Freiheit?! (...) Jeder dieser
Menschen hat doch einen Ballast von irgendeiner Zivilisation, und das alles,
das alles kann da existieren.
(0´15´´)
31
Atmo/Musik : Mann singt „America the beautiful“ (Stimmen im
Vordergrund)
(WTC 10: ab 1 h 23´20´´)
„America, America, God ... his grace on me ....
(0´10´´)
Erzähler:
Diesmal heult der Fahrradkurier nicht. Die Hymne „America the beautiful“
wird dieser Tage überall gesungen: Bei Gottesdiensten, in Theatern, auf
Gedenkplätzen, in Subwaystationen.
„Wir müssen ein Gleichgewicht
zwischen Freiheit und Sicherheit finden“, verkündet ein Politiker am 16.
September.
O-Ton 80: Alfredo Jaar
(0´20´´)
(WTC 12: ab 57´08´´ & 57´40´´)
It could become a pretext and could become an attack on our society.(..)
These are the risks. This country can become a fascist country, if these
attacks on liberty, on inidividual liberties goes too far.
(0´10´´)
O-Ton 81: Glen Alpers
(WTC 8: ab 38´18´´)
I think I will accept for security sake almost anything in this point. (0´05´´)
O-Ton 83: Miky
(WTC 11: ab 1 h 28´14´´ & 1 h 29´30´´)
Freedom and security? Freedom and security? (…) The freedom and the
security are still the same. Nothing has changed. (…) But as a black I have
to show my I.D. anyway, so that`s nothing new.
(0´10´´)
Zitator: (Slavoj Zizek)
Das Einzige, das sich tatsächlich geändert hat, besteht darin, dass Amerika
dazu gezwungen wurde, die Welt zur Kenntnis zu nehmen, deren Teil sie ist.
(...) Werden die Amerikaner beschließen, ihre „Sphäre“ weiter zu befestigen,
oder werden sie das Risiko eingehen, aus ihr hinauszutreten?
(0´15´´)
Atmo 23: Blasinstrument, danach ruft Mann: „God, bless America....“
(WTC 10: ab 1 h 24´25´´)
darüber:
32
Erzähler:
Am Montag den 17. September zeigen alle Fernsehsender erstmals wieder
Werbung. „Es gibt eine Möglichkeit, uns zu helfen“, sagt Bürgermeister
Giuliani via TV zur Nation, „kommen Sie nach New York, schauen Sie sich
eine Broadwayshow an oder ein Baseballspiel der Yankees ... geben Sie Geld
aus.“
(0´25´´)
Erzähler:
Partnerschaftsinstitute und Single-Partys erleben einen Zulauf wie nie, im
Internet haben Onlinedienste für Partnervermittlungen
Hochkonjunktur.
Neben „Ground Zero“, bei Nino`s an der Canal Street, wo
Polizisten
und
Feuerwehrleute
umsonst
verköstigt
Freiwillige,
werden,
alleinstehende Frauen.
O-Ton 84: Bishop
helfen
(0´30´´)
(WTC 12: ab 9´50´´)
Have I come to some kind of transformation? … I guess, I don`t think I have
as yet. … Do I want to?… Yes, I would like to try to get there.
(0´10´´)
Übersetzer:
Habe ich mich verändert? ...Noch nicht. ...Ob ich es möchte? Ja. ...
O-Ton 85: Karen
(WTC 11: ab 27´30´´)
I am sure, it changed everyones lifes. In ways that none of us can know.
(0´05´´)
O-Ton 86: Alfredo Jaar
(WTC 12: ab 42´20´´ & 58´45´´)
The status quo before was: Only fiction and very few reality. And now it`s a
lot of reality and very little fiction. (…)
The lifes of people in New York, including mine, I think, have been changed
forever. I think now there is a certain degree of fear in the air. (…) I think
fear is here to stay. (…) Fear is a new componente on american life. (0´20´´)
33
Übersetzer:
Der Status quo basierte auf Fiktion und ein bisschen Wirklichkeit. Jetzt gibt
es viel Wirklichkeit und etwas Fiktion.
Das Leben der New Yorker hat sich für immer verändert. Was bleibt, ist
Angst. Angst wird Bestandteil des amerikanischen Alltags.
O-Ton 87: Peter Raczeck (WTC 12: ab 1 h 47´15´´)
Es hat einfach gezeigt, was passieren kann, wozu Menschen fähig sind. Und
meine Generation, die nach dem 2.Weltkrieg geboren ist, wir können uns
das eigentlich nicht vorstellen. Ich meine ... dass man davon ausgeht, man
hat ein geregeltes Leben, das gibt es nicht. (...) Man sollte das benutzen, um
auf die essentiellen Dinge im Leben zurückzukommen.
(0´20´´)
O-Ton 88: Dinah Flusser
(WTC 8: ab 13´50´´)
Da es eine Gesellschaft ist, wo viele Menschen allein sind, war das jetzt eine
Möglichkeit, nicht allein zu sein. Und das könnte jetzt was, neue Türen
öffnen, die Leute könnten sehen, nicht in das Patriotische, nicht in das
Kollektive, aber in das Nächste.
(0´20´´)
O-Ton 89: Miky
(WTC 11: ab 1 h 31´15´´)
Enjoy life, live today. Because nobody is promised tomorrow.
(0´05´´)
Atmo 1: Vielbefahrene Straße New Yorks: Autobus, Autos, Motorrad
(WTC 1: ab 14´35´´)
Musik: Gong
Zitator:
Das Wetter am Dienstag, den 18. September: Sonnig in New York.
Höchsttemperatur: 82 Grad Fahrenheit. Die Ozonwerte sind gut. Staub und
Rauch von „Ground Zero“ wehen heute in Richtung Brooklyn. Um 9 Uhr
beträgt die aktuelle Lufttemperatur 68 Grad.
34
(0´10´´)
Erzähler:
„Keep going!“ Giuliani fordert alle New Yorker auf, zur Arbeit zurückkehren.
Der Fahrradkurier bringt die Geschäftsunterlagen zur „National Autobahn
Society“ nach Lower Manhattan. Beim Stadtmagazin „Village Voice“ am
Cooper Square gibt er eine Anzeige auf:
„Leben ist Fahren. Im Kreis. Die Toten im Straßengraben sind kein
Beweis: Subversiver Straßenkämpfer, 27, sucht Gefährtin zum Ausbrechen
und zum Lecken der Wunden“.
(0´30´´)
Absage:
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