andachtsbuch 2011 47LK4dr.indd - Advent

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ANDACHTSBUCH 2011 – vom Advent-Verlag Lüneburg
(vom PDF zurück in Word konvertiert, daher sicher nicht fehlerfrei)
Bei jeder Andacht muss die Quellenangabe verlinkt erscheinen, und zwar nach folgendem
Muster: © Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung
(der Link ist: http://www.advent-verlag.de)
OKTOBER 1
Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber am siebenten Tage sollst du feiern, auf dass
dein Rind und Esel ruhen und deiner Sklavin Sohn und der Fremdling sich erquicken. 2.
Mose 23,12
Es kommt gelegentlich vor, dass ich mich morgens gleich nach dem Aufstehen an den
Schreibtisch setze, weil dringende Arbeiten erledigt werden müssen. Und dann passiert es,
dass ich die Zeit und auch das Frühstück vergesse. Die Arbeit scheint das Wichtigste zu sein,
bis ... ja bis der Magen knurrt, manchmal ganz schön laut. Es ist ein unüberhörbares Signal,
das mir klarmacht: Jetzt wird es aber Zeit, eine Pause einzulegen und zu frühstücken.
Aufhören, Pause machen, das fällt uns manchmal ganz schön schwer. In anderen Ländern
sieht man das viel gelassener. Aber selbst am Wochenende, wo die meisten von uns nicht
arbeiten müssen, empfinden manche einen gewissen Druck, unbedingt etwas tun zu
müssen. Es gibt ja auch immer etwas zu tun.
Leider überhören wir darüber oft die Signale, die unser stressgeplagter Körper im Hinblick
auf die Gesundheit und die Freude am Leben aussendet. Erst sind sie leise und dann werden
sie manchmal ganz schön deutlich. Bei Maschinen und Anlagen, bei allen Fahrzeugen,
planen wir nach bestimmten Arbeitszeiten Pausen für Wartung und Erhaltung ein oder
wechseln verschlissene Teile aus. Nur für uns selbst scheint das nicht zu gelten, zumal das
mit dem Ersatzteilwechsel beim Menschen ganz schön schwierig ist.
Dabei wäre es doch so einfach, auf den Rat der Bibel zu hören: Sechs Tage arbeiten, einen
Tag ruhen. Das ist keine Forderung, der wir uns zähneknirschend beugen sollen, sondern ein
Angebot, das eigentlich jedem Menschen heute einleuchten müsste. Und wer gelernt hat,
wenigstens ein wenig auf die Sprache seines Körpers zu hören, der freut sich schon auf den
nächsten Sabbat.
Das in der Bibel für „Sabbat" verwendete Wort (hebräisch Schabbat) lässt sich als Verb in
unserer deutschen Sprache auch mit feiern wiedergeben: aufhören mit der Arbeit und feiern
- so richtig schön im Kreis der Freunde und Bekannten. Wie bei einer Geburtstagsfeier. Da
müssen wir allerdings ein ganzes Jahr bis zur nächsten Gelegenheit warten. Doch Gott
möchte, dass wir jede Woche einen Sabbat feiern, wie der Andachtstext zeigt.
Wann, wenn nicht am Sabbat, ist die beste Gelegenheit zum Feiern? Anlass dazu (Gottes
Schöpfung und Erlösung) und Freunde gibt es genug.
Johannes Hartlapp
OKTOBER 2
Das ist ein köstlich Ding, dem HERRN danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster ...
Psalm 92,2
Der Evangelist R. A. Torrey rühmte einmal das Beispiel eines jungen Mannes, der es mitten
im Winter wagte, in einen der eiskalten kanadischen Seen zu springen, um mehrere
verunglückte Menschen zu retten. Während der Evangelist noch sprach, rief ein Zuhörer:
„Der Mann, von dem sie reden, ist hier!" Torrey bat ihn, aufs Podium zu kommen und stellte
ihn der Versammlung vor. Dann fragte er ihn: „Was hat Sie am meisten beeindruckt,
nachdem die Aktion abgeschlossen war und alle an Land waren?" Seine Antwort: „Dass kein
einziger es der Mühe wert fand, danke zu sagen."
Bewusste Undankbarkeit gehört wohl zum Abstoßendsten unter uns Menschen. Wir denken
an das Volk Israel: Wie viel Hilfe hat es doch beim Auszug aus Ägypten erlebt und doch
sehnten sie sich nach der Knechtschaft zurück! Wir denken auch an die Menschen, die Jesus
von einer Landplage befreit hatte, und die darauf sich nur wünschten, er möge doch das
Land verlassen. Uns fallen die Zeitgenossen Jesu ein, derer er sich mit Lehre und Heilung
erbarmte und die doch seinen Tod forderten.
Nicht weniger hässlich aber ist die unbewusste Undankbarkeit unter den Menschen
gegenüber all dem Guten, das von Gott kommt. Diese gedankenlose Gleichgültigkeit ist oft
schwerer zu ertragen als die bewusste Undankbarkeit. Sie ist die Perversion einer
gottentfremdeten Welt. Dass der Mensch, der Gott denken und ihm danken kann, der
Versuchung erlegen ist, Gott aus allem auszublenden, um letztlich nur an sich selbst zu
denken, ist die Sünde schlechthin in unserer Zeit.
Besteht aber nicht auch beim gläubigen Christen die Gefahr, undankbar zu sein? Wie viel
bewusste Dankbarkeit geht doch auch unter uns durch Routine, Vergesslichkeit und falsche
Erwartungen verloren! Gerade das, was uns so selbstverständlich erscheint, sollte uns zur
Dankbarkeit anspornen: Wir dürfen jeden Tag aus der Hand unseres Schöpfers als Geschenk
empfangen. Wir dürfen glauben und uns des geschenkten Heils erfreuen. Wir erleben
Gemeinschaft und erfahren die Anteilnahme unserer Weggefährten.
Man kann es nicht besser zusammenfassen als mit dem Wort des Kirchenvaters Augustinus:
„Wir dürfen singen und wandern, denn am Ende des Weges steht Gott". Danke ihm dafür!
Hans Heinz
OKTOBER 3
[Gott] hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen [und] in Christus alles zu
vereinen, was im Himmel und auf Erden ist. Epheser 1,10 (Einheitsübersetzung)
Heute gedenkt eine ganze Nation der Wiedervereinigung Deutschlands. Ist uns noch
bewusst, wie deutlich Gott in das Geschehen jener Tage hineingewirkt hat? Schon Daniel
war über die Weltmächte gezeigt worden: „Es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang
ein jedes [dauern] sollte." (Dan 7,12)
Durch das Erbe eines barbarischen Krieges war das deutsche Volk und Land durch
Stacheldraht und Mauern über 40 Jahre in zwei feindliche Staaten und zwei gegensätzliche
Weltanschauungen zerrissen. Familien, Verwandte und Freunde waren gewaltsam
voneinander getrennt.
Menschlich gesehen sah es kurz vor dem Mauerfall 1989 nicht so aus, als ob sich in
absehbarer Zeit an diesem Zustand etwas ändern würde. Ein „falscher Prophet" sagte, auch
in 50 oder 100 Jahren würde sie noch stehen. Aber kurze Zeit später mussten er und seine
selbst ernannte Regierung abtreten. Ein Stasimann sagte: „Auf alles waren wir vorbereitet,
nur nicht auf Kerzen und Gebete." Das war das Wunder: Es kam durch Gebete und mutige
Demonstrationen zu einer „friedlichen Revolution", ganz ohne Blutvergießen.
Die Freude über diese unverhoffte Wende lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Vietnam
hat für seine Wiedervereinigung mit einem 29-jährigen Bürgerkrieg und rund drei Millionen
Toten bezahlen müssen. Und die Koreaner warten nach 63 Jahren noch immer
sehnsuchtsvoll auf ihre staatliche Einheit. Aber in Deutschland ist dabei trotz gleicher
Verfeindung kein einziger Schuss gefallen, obwohl Armeekräfte und Panzereinheiten zum
Eingreifen bereitstanden.
Das ist ein Wunder der Geschichte, weil der Herr der Geschichte die Geschehnisse
kontrolliert ablaufen ließ. Leider haben wir Deutschen ihm dafür nicht gebührend gedankt.
Darum sei wenigstens heute an unsere große Dankesschuld erinnert.
Die Bibel verheißt uns sogar noch eine viel größere Wende, wenn die durch die Sünde von
Gott getrennten Geschöpfe durch Jesus Christus bei seiner Wiederkunft mit den sündlosen
Geschöpfen Gottes vereinigt werden. Die Freude, der Jubel, der Dank und die ihm
gebührende Anbetung werden unvergleichlich sein. Diesem Tag der Einheit dürfen wir mit
großer Hoffnung und tiefer Sehnsucht entgegenleben.
Reinhold Paul
OKTOBER 4
Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die
Kraft Christi an mir ... Denn ich weiß: Gerade wenn ich schwach bin, bin ich stark durch
Christus. 2. Korinther 12,9b.10b (Hoffnung für alle).
Ralf hatte von Geburt an nur den rechten Arm, der linke fehlte ihm völlig. Als der Junge älter
wurde, interessierte er sich sehr für den Kampfsport, vor allem für Judo. Aber seine Eltern
sahen keinen Sinn darin, dass er mit seiner Behinderung ausgerechnet diese Sportart
wählte. Doch Ralf bettelte so lange, bis die Eltern ihm den Judo-Unterricht finanzierten. Sein
Judolehrer zeigte ihm einen einzigen Griff und den sollte Ralf ständig trainieren.
Nach einigen Wochen fragte der Junge: „Müsste ich nicht noch ein paar andere Griffe
lernen?" Der Lehrer schüttelte den Kopf. „Das ist der einzige Griff, den du beherrschen
musst." Ralf wunderte sich über diese Antwort, aber er vertraute seinem Lehrer und übte
unentwegt diesen einen Griff. Dann kam das erste Turnier. Und zu seiner eigenen
Verblüffung gewann er die ersten Kämpfe mühelos - und schaffte es bis ins Finale.
Dort stand er einem Jungen gegenüber, der viel größer, älter und kräftiger war als er.
Außerdem hatte der Gegner viel mehr Kampferfahrung als Ralf. Einige schlugen vor, diesen
ungleichen Kampf abzusagen und auch Ralf zweifelte an seinen Chancen. Doch sein Meister
bestand auf dem Kampf. Als sein Gegner nur einen Moment unaufmerksam war, konnte Ralf
seinen einzigen Griff anwenden - und mit diesem gewann er.
Auf dem Heimweg fragte Ralf den Meister: „Wie konnte ich mit einem einzigen Griff dieses
Turnier gewinnen?" Der Lehrer sagte: „Aus zwei Gründen. Der eine Griff, den du beherrscht,
gehört zu den schwersten im Judosport. Und zweitens kann man sich gegen diesen Griff nur
verteidigen, indem man den linken Arm des Gegners packt." Da begriff Ralf, dass seine
größte Schwäche zugleich seine größte Stärke war.
Auch der berühmte Missionar Paulus hat das erlebt. Solange er sich auf seine eigene
Leistung verließ, konnte Gott nicht viel mit ihm anfangen. Er musste seine Schwächen
erkennen. Er musste einsehen, dass er Jesus Christus dringend brauchte und sich nicht auf
sich, sondern nur auf die Kraft Gottes verlassen konnte. Das gilt auch heute noch. Wenn wir
unsere Schwächen vor Gott bringen, kann er sie in Stärken verwandeln.
Sylvia Renz
OKTOBER 5
Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Johannes
15,13
Es war ein langer Sabbat bei einer Herbstfreizeit mit einer jungen Gemeinde. Die
unerschöpfliche Liebe Gottes zog sich als Thema durch alle Stunden. Spät am Abend in
meinem Quartier will ich noch die Nachrichten sehen. Doch da läuft eine lange Liveshow,
eine Spendengala zugunsten der Deutschen Krebshilfe. Betroffene und Angehörige schildern
ihre bedrohliche Krankheit. Am ausführlichsten berichtet ein Mann, groß und stattlich, wie
ihn die Diagnose seines Arztes erschüttert hat. Es gab für ihn keine Möglichkeit zu
überleben, es sei denn, es fände sich ein Spender für eine Rückenmarkstransplantation. Er
schildert seine Angst vor dem baldigen Sterben und seine Hoffnung auf einen Spender.
Endlich findet sich jemand. Die Operation gelingt.
Das liegt jetzt drei Jahre zurück. Dem Patienten geht es gut. Aber ihn bewegt der Wunsch,
den Spender kennen zu lernen. Wie sieht er aus? Ist es ein Mann oder eine Frau? Jung oder
alt? Das Gesetz schreibt vor, sowohl der Spender als auch der Empfänger müssen zwei Jahre
lang geheim bleiben. Schließlich ruft die Moderatorin einen Herrn aus dem Publikum auf die
Bühne. Zwei Männer liegen sich tief bewegt und überglücklich in den Armen. Ein
Tischlermeister, der nur knapp fünfzehn Kilometer von dem Patienten entfernt wohnt, hat
dem Todeskandidaten das Leben gerettet. Sie schließen eine Freundschaft für ihr weiteres
Leben.
Ich habe die ganze Zeit während dieser Szene an den Retter denken müssen, der nicht nur
Rückenmark, sondern sein Leben gespendet hat, um mich zu retten. Mir wurde lebendig vor
Augen gestellt: Der Tod Christi am Kreuz von Golgatha ist mehr als ein theologisches Dogma,
mehr als eine Heilslehre, sondern leibhaftiges Geschehen, das eine viel größere Freude und
ewige Dankbarkeit hervorrufen wird, als die Verlängerung des irdischen Lebens durch eine
Rückenmarkstransplantation. Es wird eine tiefere Freundschaft hervorrufen zu dem, der uns
aus der Verlorenheit und vor dem ewigen Tod errettet hat, der uns hier Leben in Fülle
möglich macht und im Reich Gottes noch viel mehr schenken wird.
Es gibt keine größere Liebe als die, sein Leben für seine Freunde zu lassen. Jesus hat es
getan - für verlorene Sünder. Ich freue mich darauf, ihm zu begegnen und für immer mit ihm
vereint zu sein.
Joachim Hildebrandt
OKTOBER 6
Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber;
die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen.
Lukas 10,30
Schon zur Zeit Jesu galt bei einem Überfall: Wenn dir dein Leben lieb ist, wehre dich nicht,
sondern gib alles hin, was die Räuber haben wollen. Wer Widerstand leistete, musste mit
dem Schlimmsten rechnen. Offenbar hatte das der gute Mann, von dem Jesus erzählte,
nicht beherzigt.
Vielleicht passierte es so: Ein gläubiger Jude besuchte vor Reiseantritt noch einmal den
Tempel, um Gottes Schutz zu erbitten. Natürlich vergaß er nicht, ein angemessenes
Geldstück in den Opferkasten zu werfen. Danach machte er sich auf den Weg nach Jericho.
In den Bergen stellten sich einige Typen ihm in den Weg. Sie forderten sein Geld, zogen ihn
aus, als er sich wehrte, und traktierten ihn so sehr, dass ihm die Sinne schwanden.
Irgendwann kam er wieder zu sich. Er merkte, wie sich ein Mann über ihn beugte, seine
Wunden versorgte und ihn mühsam auf sein Reittier hob. Auf jeden Fall bekam er mit, dass
sein Helfer ein Samariter war. In jenem Augenblick war ihm das auch ziemlich egal. Sein
Retter lieferte ihn in einer Herberge in Jericho ab und bezahlte dem Wirt sogar noch die
Pflegekosten (Lk 10,33-35).
Der Verletzte kam bald wieder zu Kräften. In jenen Tagen hatte er viel Zeit, um über das
Erlebte nachzudenken. Dabei kam sein bisheriges religiöses Grundverständnis völlig
durcheinander. Mit der Muttermilch hatte er schon mitbekommen: „Wir Juden sind die
Besseren und die Samariter von Gott verachtet" (siehe Joh 4,9). Aber wie passte die
Erfahrung, die er gerade gemacht hatte, mit seinem bisherigen Denken zusammen? Ein
angeblich „geistlich unterbelichteter" Samariter hatte sich selbstlos für ihn eingesetzt. Wer
weiß, ob er sonst noch am Leben wäre! Zum Glück hatte er nicht bemerkt, dass vorher zwei
Berufsfromme an ihm vorbeigeeilt waren (Lk 10,31.32). Das hätte sein Bild von den „Guten"
und „Schlechten" noch mehr durcheinandergebracht.
Eines Tages konnte der Überfallene die Herberge wieder verlassen. Ob er seinem Helfer
gedankt hatte? Ob er bereit war, sein Weltbild korrigieren zu lassen? Jedenfalls zeigte Jesus
mit diesem Gleichnis, dass die theologisch korrekte Gotteserkenntnis ziemlich wertlos ist,
wenn sie kein Erbarmen mit den Leidenden bewirkt. „Geh hin und handle du ebenso!",
sagte Jesus am Schluss (V. 37 EB).
Wilfried Krause
OKTOBER 7
Eines Tages zeigte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, wie wichtig es ist, beständig
zu beten und nicht aufzugeben. Lukas 18,1 (Neues Leben)
Es war stadtbekannt, dass dieser Richter „Gott nicht fürchtete und vor keinem Menschen
sich scheute" (Lk 18,2 EB). Daher hatten viele Angst vor ihm, wenn er als ungerechter
Richter seine Urteile sprach. Doch da war eine Witwe, die den Richter immer wieder
bedrängte, er möge ihr gegen ihren Widersacher zu ihrem Recht verhelfen. Ihm war diese
Witwe lästig und er schüttelte sie immer wieder ab, bis er zu sich sagte: „Ich fürchte weder
Gott noch Menschen ... aber diese Frau raubt mir den Verstand. Ich will zusehen, dass sie ihr
Recht bekommt, damit sie mich mit ihren ständigen Anträgen verschont." (Lk 18,4.5 NL)
Jesus verwandte in diesem Gleichnis ein negatives Beispiel, um etwas Positives zu
veranschaulichen: Der ungerechte Richter hilft der Witwe zu ihrem Recht, weil sie ihn
unermüdlich bedrängt und nicht aufgibt. Danach lenkt Jesus die Aufmerksamkeit seiner
Zuhörer auf den Vater im Himmel, der sich als gerechter Richter auf jeden Fall für seine
Kinder einsetzt, die Tag und Nacht zu ihm beten, und „wird ihnen sehr schnell ihr Recht
verschaffen" gegen ihren Widersacher, den Teufel (V. 8 GNB; 1 Ptr 5,8). Damit wollte Jesus
seinen Zuhörern sagen: Seid allezeit beharrlich im Gebet, denn nur das Beten bringt uns die
Hilfe des Himmels im Kampf mit den bösen Mächten (siehe Eph 6,12.13.18).
Nehmen wir uns bei der Hektik, in der wir häufig stecken, die Zeit, in aller Ruhe mit unserem
Vater im Himmel zu sprechen? Oder hält uns der Leistungsdruck davon ab, unsere
Gedanken auf ihn zu richten? Diesbezüglich ist mir Daniel ein großartiges Vorbild: Dreimal
am Tag, zur gleichen Zeit und am selben Ort, kniete er nieder, um zu seinem Gott zu beten
und ihn zu loben. Und das tat er auch dann weiter, als seine Feinde ihm eine Falle stellten,
die ihm das Leben hätte kosten können. Gott rettete ihn daraufhin von den Löwen und
seinen Feinden.
Gott ist stets „empfangsbereit", doch die Zeit zum Beten müssen wir uns nehmen. Ein
beständiges Gebetsleben zu entwickeln benötigt Zeit, Ausdauer und Geduld. Denn der Feind
Gottes will uns mit List und Tücke nicht nur vom Gebet abhalten, sondern uns auch
endgültig vernichten (siehe 1 Ptr 5,8).
Gott freut sich darauf, uns täglich im Gebet zu begegnen, sicher nicht nur, damit wir ihm
unsere Bitten vortragen können, sondern auch, um das zu hören, wofür wir ihm dankbar
sind.
Adam Schiller
OKTOBER 8
Die zwölf Jünger kehrten zu Jesus zurück und erzählten ihm, was sie auf ihrer Reise getan
und den Menschen verkündet hatten. „Geht jetzt an einen einsamen, stillen Platz!", sagte
Jesus zu ihnen. „Ihr habt Ruhe nötig!" Es waren nämlich so viele Menschen bei ihnen, dass
sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. Markus 6,30.31 (Hoffnung für alle)
Olympische Spiele faszinieren Zuschauer immer wieder. Man merkt, dass die Athleten - so
unterschiedlich sie und ihre Disziplinen sind - alle ein klares Ziel haben: den Wettkampf zu
gewinnen! Dafür geben sie alles - nicht nur während der Spiele. Auch vorher haben sie sich
das Letzte abverlangt. Und wer es dieses Mal nicht geschafft hat, eine Medaille zu erringen,
der wird umso härter weiter trainieren.
Als die Jünger Jesu auf ihrem ersten Einsatz unterwegs waren, hatten sie sich ähnlich
verausgabt. Ihr Ziel war es, die Gute Nachricht vom Kommen des Messias überall zu
verkündigen. Zurück bei Jesus erlebten sie, wie die Menschen ihn so sehr bedrängten, dass
sie dort keine Ruhe fanden. Da sagte Jesus zu ihnen: „Geht jetzt an einen einsamen, stillen
Platz!" Nun war es erst einmal wichtig auszuruhen. Doch danach ging es weiter. Nach dem
Kampf ist vor dem Kampf. Die Ruhe dient dem Ziel, wieder fit zu werden für weitere
Aufgaben. Ausruhen, nicht aussteigen - darum geht es.
In den Gemeinden gibt es aktive und eher passive Leute. Diejenigen, die sich einsetzen, tun
es oft mit voller Kraft; sie sind ständig im Einsatz. Denen muss Jesus manchmal sagen: „Ruht
ein wenig!" Es gibt aber auch viele Zuschauer, die von den Rängen aus kritisch beurteilen, ob
die Aktiven alles richtig machen. Sie selbst lassen sich bedienen, wollen den Gottesdienst
„genießen". Vielleicht geben sie hin und wieder den Aktiven den Rat: „Ruht endlich einmal!"
Dabei merken sie nicht, dass dieses Ruhen für sie selbst zu einem Dauerzustand geworden
ist.
Wenn die Gemeinden Menschen erreichen und ihre Aufgabe der Mission erfüllen sollen,
können wir uns nicht auf die Tribünen der Gemeinden zurückziehen. Diese Welt braucht
Jesus, und unsere Mitmenschen brauchen solche, die ihnen den Glauben an Gott
nahebringen. Wenn wir keine bloßen Konsumenten sein wollen, werden wir gern den Rat
Jesu befolgen und das richtige Verhältnis zwischen Arbeiten und Ruhen anstreben - wie ein
Hochleistungssportler, bei dem sich voller Einsatz und Ruhepausen abwechseln. Der nächste
(Wett-)Kampf kommt bestimmt!
Albrecht Höschele
OKTOBER 9
Lasst den Mut nicht sinken, denn die Freude am Herrn gibt euch Kraft! Nehemia 8,10
(Hoffnung für alle)
Freude lässt sich nicht befehlen, aber auch kaum vertreiben, wo sie wirklich da ist. Und wo
Freude einkehrt, da können Menschen aufatmen; sie finden neuen Mut. Freude kann uns
helfen, auch mit großen Problemen fertigzuwerden. Fragen wir uns also heute Morgen:
„Worüber freue ich mich?"
Freude braucht immer einen Anlass. Und der sollte möglichst tragfähig sein. Als die Juden
traurig waren und weinten, weil ihnen bewusst geworden war, wie sehr sie vom Gesetz
Gottes abgewichen waren, rief Nehemia ihnen zu: „Seid nicht bekümmert; denn die Freude
am HERRN ist eure Stärke." (Neh 8,9.10 LB)
Uns über Gott, seine bedingungslose Liebe und seine großartige Erlösung zu freuen - ist das
unser erster Gedanke, wenn wir morgens aufwachen? Was für ein Bild von Gott bewegen
wir in unseren Köpfen, wenn wir uns über ihn austauschen? Das von einem strengen Gott,
vor dem man flieht? Oder von einem Gott, der uns viele Gründe zur Freude gibt? Einem
Gott, von dem wir uns in jeder Lebenslage geliebt wissen und zu dem wir jederzeit kommen
können - auch mit unserer Schuld?
Die Freude über Gott ist wirksamer gegen Angst, Zweifel oder Hoffnungslosigkeit als viele
Worte. Diese „Freude am Herrn" (Vater und Sohn) lebt von der wiederholten
Bewusstmachung, darum brauchen wir die tägliche Andacht, um über Gott nachzudenken,
ihn zu loben für seine Liebe und Barmherzigkeit und ihm zu danken für seine Erlösung und
Hilfe. So tanken wir Freude auf für die Zeiten, in denen wir äußerlich nicht vom Glück
verwöhnt werden.
Anlässe, sich zu freuen, können wir mit Brückenpfeilern vergleichen: Viele Brückenpfeiler
tragen auch die längste Brücke, nur dürfen die Pfeiler nicht zu weit auseinander stehen.
Vom Volk Israel wissen wir, dass sie fröhliche Feste übers Jahr verteilt feierten. Das war ein
Anlass für sie, von den großen Taten Gottes zu erzählen, die ihre Väter erlebt hatten. Sie
feierten die Führung Gottes in der Vergangenheit, und das gab ihnen Kraft, die Gegenwart
zu bewältigen, und Hoffnung, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
Auch wir sollten öfters in diesem Sinne feiern - als Mittel gegen das Vergessen, als
Gelegenheit, Gott zu ehren, als Ermutigung für die, die ihn noch nicht oder nur aus der
Theorie kennen; denn die Freude an Gott wird auch uns Kraft geben.
Erika Haase
OKTOBER 10
Ertragt einander! Seid nicht nachtragend, wenn euch jemand Unrecht getan hat, sondern
vergebt einander, so wie der Herr euch vergeben hat. Kolosser 3,13 (Gute Nachricht Bibel)
In einer Zeitschrift las ich einen Artikel mit der Überschrift „Glück ohne Gott". Dazu sah man
ein Bild, das Jesus auf der Straße einer modernen Stadt unter diskutierenden Menschen
zeigt. Unter anderem konnte man lesen: „Wenn Jesus heute auf der Straße predigen würde,
bekäme er wohl Widerspruch zu hören. Die Forderungen etwa der Bergpredigt wollen nur
noch wenige erfüllen."
Wenn ich bedenke, was Jesus von seinen Nachfolgern erwartet, muss ich dieser Feststellung
zustimmen. Wer ist denn schon bereit, die andere Backe hinzuhalten, wenn man auf die
eine geschlagen wird, und seine Feinde zu lieben (Mt 5,39.44)? Aus eigener Kraft bringt das
kein Mensch fertig, daher kann es einem nur angst und bange werden, wenn der Kreislauf
von Hass, Gewalt und Rache nicht durchbrochen wird. „Das Gebot der Feindesliebe ist eine
absolute Notwendigkeit, wenn wir überleben wollen. Liebe gegenüber dem Feind ist der
Schlüssel zur Lösung der Probleme unserer Welt", sagte Martin Luther King, Pastor und
Kämpfer für die Gleichberechtigung der Farbigen in den USA.
Ähnliches gilt auch auf der persönlichen Ebene. Da gibt es nicht unbedingt „Feinde", aber
wir werden zuweilen ungerecht behandelt oder gekränkt - gewollt oder ungewollt. Nun
brauchen wir Gottes Hilfe, damit es nicht zu Groll, Verbitterung und dem Bruch der
Beziehung kommt.
Werden wir ungerecht behandelt, merken wir, wie berechtigter Zorn und Groll in uns
hochkommen. Nun stehen wir in Gefahr, vergelten zu wollen. Das ist der Moment, wo wir
uns an Gott wenden und ihn bitten müssen, uns Gelassenheit und Selbstbeherrschung zu
geben, damit wir friedlich und freundlich reagieren können.
Damit unser innerer Friede wiederhergestellt wird, ist es erforderlich, dem anderen zu
vergeben, ob der nun sein Unrecht einsieht und eingesteht oder nicht. Hier hilft es, sich zu
erinnern, wie viel Schuld Gott uns vergeben hat. Und Beten hilft uns, uns zu entschließen,
dem anderen zu verzeihen.
Als drittes müssen wir darum bitten, dass Gott uns hilft, keinen Groll mehr zu empfinden.
Dabei kann helfen, wenn wir uns bewusst machen, dass Gott gesagt hat: „Die Rache ist
mein; ich will vergelten" (Röm 12,19), und ihm „den Fall" überlassen. Er kann mehr
bewirken als wir.
Konrad Edel
OKTOBER 11
Seid nicht hinter dem Geld her, sondern zufrieden mit dem, was ihr habt. Denn Gott hat
uns versprochen: „Ich lasse dich nicht im Stich, nie wende ich mich von dir ab." Deshalb
können wir voller Vertrauen bekennen: Der Herr hilft mir, und ich brauche mich vor nichts
und niemandem zu fürchten. Hebräer 13,5.6 (Hoffnung für alle)
Ein gläubiger Geschäftsmann kam in der Zeit einer Rezession in große wirtschaftliche Not. Er
wusste nicht, wie er seinen Angestellten den Lohn auszahlen und seine Rechnungen
bezahlen konnte. Es fehlte an Aufträgen, und ein Großteil seiner Kunden beglich die
Rechnungen nicht. Er arbeitete viel und hart und war so erschöpft, dass er am Sabbat dem
Gottesdienst fernblieb. Wegen seiner finanziellen Notlage gab er schon seit längerer Zeit
keinen Zehnten mehr.
In einem Gespräch mit seinem Pastor klagte er über seine Situation. Dieser gab ihm den Rat,
Gott um Vergebung zu bitten und ihm zu versprechen, von der nächsten Summe, die auf
sein Konto einging, Gott den ihm schuldigen Zehnten zu geben. Der Geschäftsmann kniete
mit dem Pastor nieder, bekannte sein Versagen und versprach Gott, den Zehnten treu zu
geben.
Einige Tage später erlebte er, dass ohne sein Zutun zwei Kunden die schon lange offenen
Rechnungen bezahlten und den Betrag in voller Höhe überwiesen. Er hatte nicht erwartet,
dass diese Kunden jemals mehr die ausstehenden Forderungen überweisen würden. Sein
erster Gedanke war, welche Löcher er mit diesem Geld stopfen könnte. Doch dann erinnerte
er sich an sein Gebet und an das Versprechen, das er Gott gegeben hatte. Er holte das Geld
von der Bank und brachte es dem Schatzmeister der Gemeinde.
Gott erfüllte das Versprechen, von dem das Andachtswort aus dem Hebräerbrief spricht:
Trotz der Rezession blühte das Geschäft dieses Mannes auf. Er bekam so viele neue
Aufträge, dass er seine Firma erweitern und neue Mitarbeiter einstellen musste. Während
andere Firmen Pleite gingen, erlebte er den Segen Gottes.
Gläubige Menschen aus allen Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten bezeugen,
dass wir Gottes Zusage vertrauen können. Der Prophet Jeremia schrieb: „Der Herr ist gut zu
dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht. Darum ist es das Beste, geduldig
zu sein und auf die Hilfe des Herrn zu warten." (Kla 3,25.26 Hfa).
Helmut Mayer
OKTOBER 12
[Jesus sagte:] „Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden." Matthäus
5,4
In der Lutherbibel hat das Wort „selig" zwei Bedeutungen. Es wurde bei der Übersetzung
einmal als „gerettet" verwendet und außerdem im Sinne von „glücklich". So ist
beispielsweise in 2. Timotheus 1,9 mit der Formulierung: „Er hat uns selig gemacht ..." die
Erlösung durch Jesus Christus gemeint. Dafür steht im Griechischen ein Begriff, der von dem
Hauptwort soteria abgeleitet ist. In den sogenannten Seligpreisungen im
Matthäusevangelium und bei Lukas aber ist das Wort makarios verwendet worden, was so
viel heißt wie „glückselig" (Basis-Bibel) oder „freuen dürfen sich" (GNB).
Jesus sagt, dass sich die, die Leid tragen oder die Trauernden, glücklich preisen können. Ist
das nicht eine Zumutung? Nein, Jesus begegnet jedem Menschen mit Verständnis, nimmt
ihn ernst und mutet ihm nichts Unmögliches zu.
Zuerst geht es in dem obigen Bibelwort um „die innere Betrübnis des Herzens über die
Sünde" (Ellen G. White, Das bessere Leben im Sinne der Bergpredigt, S. 17). Wer von der
Liebe Christi berührt und überwältigt worden ist, weiß wie schrecklich die Sünde ist, die
immer Trennung von Gott zur Folge hat. Er kann darüber nicht gleichgültig hinweggehen,
sondern wird deswegen traurig sein. Aber er verzweifelt nicht, versinkt nicht in seiner
Traurigkeit, sondern wird durch die Vergebung zum Kind Gottes gemacht und darf sich mit
Freude in der Nähe Gottes aufhalten. Unglücklich sind alle, die in ihrer Verstocktheit kein
Einsehen zeigen und sich deshalb der Gnade Gottes verschließen. Glücklich sind, die über
ihre Sünden Leid tragen und durch die Liebe Christi getröstet werden.
Des Weiteren geht es in dem Andachtswort darum, dass Jesus damit Menschen im Blickfeld
hat, die von Leid, Krankheit, Schmerzen und Tod betroffen sind. Wie wohltuend ist da schon
ein verständnisvolles Wort von Menschen! Doch durch nichts in der Welt sind die
Trostworte der Bibel zu ersetzen. Welch eine Kraft empfangen doch immer wieder
leidgeprüfte Menschen, wenn sie sich darauf verlassen! Gerade in solchen Zeiten erweist es
sich, dass die Geborgenheit in Gott unersetzliche seelische Stärke gibt und die Aussicht auf
den neuen Himmel und die neue Erde hoffnungsvoll beflügelt. Glücklich sind alle, die sich
jeden Tag gehalten wissen von der Hand eines starken und liebevollen Heilandes, der eines
Tages allem Leid ein Ende machen wird!
Josef Butscher
OKTOBER 13
Deshalb seid jederzeit bereit! Denn ihr wisst nicht, wann euer Herr [Jesus] kommen wird.
Matthäus 24,42 (Hoffnung für alle)
Ich las folgenden Bericht von einem Italienurlauber: Am Comer See kam ich an der Spitze
einer Halbinsel zur Villa Arconati. Ein alter Gärtner schloss das Portal auf und führte mich
durch den wunderschön angelegten Garten. Ich fragte: „Wie lange arbeiten Sie schon hier?"
Er sagte stolz: „Seit 24 Jahren diene ich meiner Herrin." Auf meine Frage, wie oft seine
Herrin in dieser Zeit die Villa besucht habe, antwortete er: „Sie war in dieser Zeit nur viermal
hier. Ihr letzter Besuch liegt schon zwölf Jahre zurück." Ich war erstaunt und sagte: „Gewiss
wird sie Ihnen öfter mal schreiben." Als er das verneinte, fragte ich ihn nach seinem
Auftraggeber. „Ich verhandle mit dem Bevollmächtigten meiner Herrin, der in Mailand lebt",
erklärte er. „Gewiss kommt der öfter her, um nach dem Rechten zu sehen", meinte ich,
doch der Gärtner verneinte auch das und sagte: „Ich bin fast immer allein an diesem Ort.
Nur manchmal kommt rein zufällig ein Fremder wie Sie vorbei."
Voller Bewunderung sagte ich: „Sie haben den Garten so gut gepflegt und so sauber und
schön angelegt, dass Ihre Herrin morgen kommen könnte." „Heute, mein Herr, heute!",
sagte er daraufhin.
Der Gärtner der Villa Arconati wusste nicht, wann seine Herrin erscheinen würde. Es gab
keine Zeichen, an denen er es hätte erkennen können. Ähnlich ist es bei Jesus Christus, denn
wenn die Zeichen eintreffen, die er unmittelbar mit seiner Wiederkunft in Verbindung bringt
(siehe Mt 24,29.30), ist es zu spät für jede Vorbereitung. Daher sagte er: „Seid jederzeit
bereit!"
Der Gärtner der Villa veranschaulicht auf moderne Weise, was Jesus in seinem Gleichnis
vom „klugen und zuverlässigen Verwalter" lehrte: Sein Herr hat ihm in seiner Abwesenheit
„die Verantwortung für alle Mitarbeiter übertragen; er soll sie zu jeder Zeit mit allem
Nötigen versorgen" (Mt 24,45.46 Hfa). Das macht der Verwalter eifrig und treu: Er ist täglich
bei seiner Arbeit. Er treibt keinen Müßiggang, führt keine endlosen Diskussionen über die
Anweisung seines Herrn und klettert auch nicht jeden Tag aufs Dach, um irgendwelche
Anzeichen für das Kommen seines Herrn zu entdecken.
„Dieser Verwalter darf sich glücklich nennen, wenn sein Herr ihn bei seiner Rückkehr
gewissenhaft bei der Arbeit findet." (V. 46) So einfach ist es, vorbereitet zu sein!
Werner E. Lange
OKTOBER 14
Meine Zeit steht in deinen Händen. Psalm 31,16a
„Ich habe keine Zeit!" Obwohl wir ihn wer weiß wie oft zu hören bekommen oder selbst
aussprechen, ist dieser Satz absoluter Unsinn. Natürlich hat jeder Mensch gleich viel Zeit zur
Verfügung, nämlich 24 Stunden am Tag. Die Frage ist deshalb nicht, wie viel Zeit wir haben,
sondern wie wir mit unserer Zeit umgehen.
In Sachen Zeitmanagement lässt sich eine interessante Entwicklung beobachten: Ende der
siebziger und Anfang der achtziger Jahre vermittelten die Experten in erster Linie die Kunst,
durch Effizienzsteigerung und straffe Organisation mehr Leistung in die verfügbare Zeit zu
packen. Also: Wartezeiten zum Lesen von Fachzeitschriften nutzen, während der Fahrt ins
Büro Fremdsprachen-CDs oder Hörbücher anhören, möglichst jede Sekunde effizient
ausfüllen.
Irgendwann wurde deutlich, dass eine solche Lebensweise den Zeitdruck zusätzlich erhöht,
aber keine Lösung für die wirklichen Zeitprobleme bietet. Heute lautet der von
„Zeitmanagement-Papst" Lothar Seiwert in seinem Buch Das Bumerang-Prinzip formulierte
Leitsatz: „Nicht unsere Zeit müssen wir managen, sondern Verantwortung übernehmen für
unsere Lebensqualität."
Ausgehend von diesem Leitsatz geht es bei modernen Zeitmanagement-Seminaren
inzwischen vor allem um die eigenen Lebensziele und um die Frage nach dem Sinn. Wo will
ich hin? Welche Werte bestimmten mein Leben? Wie sieht die Balance aus zwischen
Arbeitszeit, Freizeit, Familienzeit, Zeit für Gott?
Eine vernünftige Zeiteinteilung und gute Organisation sind auf jeden Fall empfehlenswert.
Den vergangenen Tag am Abend noch einmal überdenken, Bilanz ziehen, den nächsten Tag
gedanklich vorbereiten. Prioritäten setzen, Termine für den Partner, für die Familie, für mich
selbst einplanen und genauso ernst nehmen wie die beruflichen Termine - das alles ist
wichtig und nützlich. Aber jeder einzelne Tag gelingt nur, wenn ich weiß, wo es in meinem
Leben hingehen soll und meine Lebenszeit ganz bewusst in Gottes Hände lege. Dann
schenkt er mir Zeit für das Wesentliche und zeigt mir die richtigen Prioritäten.
„Meine Zeit steht in deinen Händen" - ja, das gilt auch für diesen Tag, Herr, und ich beginne
ihn im Vertrauen darauf, dass du den Weg durch diesen Tag mit mir gehst!
Heidemarie Klingeberg
OKTOBER 15
So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören
für ihn zu Gott. Apostelgeschichte 12,5
Noch steckte den Christen der Gemeinde in Jerusalem der Schock in den Gliedern, weil der
Apostel Jakobus von Herodes Agrippa hingerichtet worden war. Da folgte schon der nächste
Schlag: Auch Petrus ließ er inhaftieren (Apg 12,1-3).
Lukas berichtet nicht von langen Überlegungen der Christen. Die Gemeinde tat das einzig
Richtige: Sie betete zu Gott. Er ist auch dort noch lange nicht am Ende, wo wir keinen
Ausweg mehr sehen. Wenn wir den Bericht weiterlesen, wird das deutlich.
Es war ziemlich sicher, dass Petrus am nächsten Tag hingerichtet werden sollte. Trotzdem
schlief er an zwei Kriegsknechte gefesselt tief und fest in seiner Zelle. Er wusste sich ganz in
Gottes Hand geborgen. Die Glieder der Gemeinde jedoch waren wach und verbrachten die
Zeit im Gebet. Dieses wurde auf wunderbare Weise sofort erhört. Ein Engel weckte Petrus
auf und sagte ihm, was er tun sollte (Apg 12,6-8).
Petrus meinte zu träumen. Erst, als er auf der Straße stand und der Engel verschwunden
war, wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich befreit worden war. Sofort machte er sich auf
und kam zu dem Haus, wo die Gemeinde versammelt war und betete. Er klopfte an die Tür,
wurde aber nicht eingelassen, weil die Magd vor Freude das Öffnen vergaß. Aber auch für
die Anwesenden war die Nachricht so wunderbar, dass sie nicht glaubten, dass Petrus
wirklich vor der Tür stand (Apg 12,9-15).
Geht es uns manchmal ähnlich? Wir beten als Gemeinde oder einzeln und erleben dann,
dass Gott unsere Bitten ganz anders erhört, als wir es uns vorgestellt hatten. In Jesaja 55,8.9
lässt Gott durch den Propheten sagen: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und
eure Wege sind nicht meine Wege, sondern soviel der Himmel höher ist als die Erde, so sind
auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken." Wir
können das Handeln Gottes vielfach nicht erklären. So wurde Petrus damals aus dem
Gefängnis befreit, Jakobus dagegen erlitt den Märtyrertod.
Wir wissen nicht, was wir heute erleben werden. Doch was auch immer geschehen mag:
Gottes Engel sind stets bei uns, wenn wir Jesus unser Leben anvertrauen. Darauf können wir
uns verlassen!
Günter Schlicke
OKTOBER 16
Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und
Winter, Tag und Nacht. 1. Mose 8,22
Jedes Jahr können wir in der Natur die Erfüllung dieser Zusage Gottes aufs Neue erleben, die
er einst Noah und dessen Nachkommen gab. Das Kommen und Reifen, das Gehen und
Ruhen ...
Ich liebe und genieße die Herbstzeit mit allem, was mir dabei in der Natur begegnet. Sie
zeigt sich noch ein letztes Mal in den prächtigsten Farben, bevor sie ihr Blüten-, Früchteund Blätterkleid loslässt. Nach diesem Abschied sehe ich plötzlich die kahlen Zweige der
Bäume und Büsche und entdecke dabei, dass die Welt größer wird, indem ich die Weite und
andere Gebilde sehe, die mir durch das dichte Blätterkleid verstellt worden waren. Wenn
dann noch der Wind als „Straßenfeger" einsetzt, ist es mir, als würde jetzt alles in Ordnung
gebracht, um der notwendigen Ruhe begegnen zu können.
Selbstverständlich gibt es Stürme, die unter Umständen großes Unheil anrichten und
manchen Baum entwurzeln. Auch der Nebel löst eine trübe Stimmung mit seinem Schleier
aus. Das Tageslicht, ein Zeichen des Aktivseins, wird kürzer, die Dunkelheit, als Einladung zur
Ruhe, länger. Für die gesamte Natur kommt der Befehl vom Schöpfer, sich zurückzunehmen
und für die kommende Kälte den warmen Schutzraum in den Wurzeln aufzusuchen.
Auch für uns als Menschen, die wir ein Teil der Schöpfung sind, gelten diese Gesetze im
Laufe unseres Lebens. Da sind die Phasen des Aktivseins als „Blütezeit", des Reifens und
Wachsens als „Zeiten der Fruchtbarkeit", des Loslassens als „Abschiedszeiten" und des
Ruhens als „Zeiten in der Geborgenheit". Nehmen wir diesen Wechsel wahr, der sich nicht
nur jeweils einmal im Leben einstellt, oder kämpfen wir beispielsweise gegen die Zeiten des
Loslassens und der Ruhe an? Wenn ja, warum?
Scheuen wir uns nicht, das Angebot Gottes in einer „Herbst- und Winterphase"
anzunehmen, sondern lassen wir los und ruhen uns aus in den „Wurzeln" seiner Liebe - so
lange, bis wir seinen Weckruf wieder vernehmen. Auch wenn wir ihn nicht sehen können,
den wunderbar farbigen Regenbogen der Verheißung (siehe 1 Mo 9,12-15), steht er doch
über unseren kahlen Zweigen, dem verschleiernden Nebel, dem stürmischen Wind und der
dunklen und kalten Nacht, in der wir vorbereitet werden für ein neues aktives Frühjahr.
Waltraud Schneider-Kalusche
OKTOBER 17
Erziehe den Knaben seinem Weg gemäß; er wird nicht davon weichen, auch wenn er älter
wird. Sprüche 22,6 (Elberfelder Bibel)
„Die Jugendlichen von heute lieben den Luxus, haben schlechte Manieren und verachten die
Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren
ihre Lehrer." Das klingt sehr aktuell! Es ist kaum zu fassen, dass diese Worte schon mehr als
2400 Jahre alt sind, denn sie stammen Sokrates (ca. 470-390 v. Chr.).
Das Erwachsenwerden ist eine schwierige Lebensphase für die Jugendlichen. Als Eltern und
Ältere können wir diese Zeit nur mit viel Liebe und Verständnis und mit Gebet begleiten.
„Uhren und junge Leute darf man nicht ständig aufziehen, man muss sie auch gehen lassen."
In dieser Lebensweisheit kommt zum Ausdruck, dass Eltern ihren Kindern Freiraum zur
Entfaltung gewähren müssen, damit sie zu selbständigen Persönlichkeiten heranreifen
können.
Ein Jugendlicher sagte einmal zu seinen Eltern: „Ihr lasst mich ja gar keine Fehler machen!"
Aus eigenen Fehlern zu lernen kann natürlich sehr schmerzlich sein und unangenehme
Folgen haben (man denke nur an den Sex vor einer Heirat). Besser ist es, aus den Fehlern
und Erfahrungen Anderer zu lernen. „Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst", sagte
der frühere britische Premier Winston Churchill. Eltern befürchten häufig, dass Fehler der
Beginn eines falschen Weges sein könnten und diesen möchten sie gern den jungen Leuten
ersparen.
Seit vielen Jahren gibt es ausziehbare Hundeleinen, die sich um einige Meter verlängern, je
nachdem, wie stark der Hund daran zieht. So ähnlich sollten auch Eltern lernen, den
Aktionsradius ihrer Kinder zu erweitern, auch wenn natürlich noch klare Grenzen gesetzt
werden müssen. (Diese Hundeleinen lassen sich nicht endlos ausziehen.) Die Balance
zwischen Freiraum und Begrenzung muss mit Liebe und Weisheit gefunden werden.
Um diese Problematik wusste auch schon Salomo, wie unser Andachtstext aus den Sprüchen
zeigt. Im Original macht er deutlich, dass man nicht alle Kinder und Jugendlichen gleich
behandeln kann. Jedes Kind muss gemäß seiner Eigenart angefasst werden. Was bei dem
einen gut wirkt, mag bei einem anderen negative Auswirkungen haben. Für christliche Eltern
ist das Gebet um Weisheit daher unverzichtbar. Sie ist verheißen (siehe Jak 1,5). Und wir
anderen müssen um Liebe und Verständnis bitten.
Günter Lentzsch
OKTOBER 18
Vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig. Epheser
4,31b.32a (Hoffnung für alle)
Eine Französin hat ihr Vermögen etwa 200 Menschen vererbt, die nur eines gemeinsam
haben: Sie waren immer freundlich zu der alten Dame. Die im Alter von 86 Jahren
verstorbene Frau vermachte das Geld Apothekern, Verkäuferinnen im Supermarkt,
Busfahrern, Metzgern und Krankenpflegern. Seit Jahren hatte sie die Namen derjenigen
notiert, die sie bedenken wollte. Ihr Ziel war, so vielen Menschen wie nur möglich eine
Freude zu machen, erklärte ihr Anwalt. Jeder Erbe erhielt rund 1200 Euro.
Freundlich sein hat sich in diesem Fall buchstäblich ausgezahlt. Die mit Geld bedachten
Personen waren wohl auch deshalb freundlich zu ihr, weil es sich vermutlich um eine nette
alte Dame gehandelt hat.
Auch wir schätzen ein aufmunterndes Wort oder einen freundlichen Blick. Und auch uns fällt
es leicht, zu denen freundlich zu sein, die zu uns ebenfalls nett sind. Doch Jesus gibt gerade
Christen zu bedenken: „Was ist denn schon Besonderes daran, wenn ihr nur zu
euresgleichen freundlich seid? Das tun auch die, die Gott nicht kennen!" (Mt 5,47 GNB).
Sollen wir auch zu denen freundlich sein, die uns mürrisch und gereizt begegnen oder uns
beschimpfen? Viele sind dann eher geneigt, nach dem Sprichwort zu handeln: „Wie es in
den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder heraus." Das Ergebnis ist ein handfester
Wortwechsel. Aber sie haben dem Anderen wenigstens ihre Meinung gesagt! Doch sind sie
ihm dadurch auch näher gekommen?
In Sprüche 16,24 finden wir eine Lebensweisheit: „Freundliche Worte sind wie Honig: süß
für den Gaumen und gesund für den ganzen Körper." (GNB) Warum soll Freundlichkeit, die
uns guttut, nicht auch auf einen übellaunigen oder boshaften Zeitgenossen wohltuend und
besänftigend wirken? Paulus fordert uns daher auf, stets freundlich und barmherzig zu sein.
In Psalm 100,5 wird von Gott gesagt: „Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade
währet ewig und seine Wahrheit für und für." Gott ist sogar zu den Menschen freundlich,
die nichts mit ihm zu tun haben wollen. „Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute
und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte", erklärt Jesus (Mt 5,45). Und er fordert uns
auf, genauso zu handeln und auch zu denen liebevoll zu sein, die es eigentlich nicht verdient
haben - selbst zu unseren „Feinden" (V. 44).
Holger Teubert
OKTOBER 19
Dem Herrn gefiel das Opfer und er sprach zu sich: „Nie mehr will ich um der Menschen
willen die Erde verfluchen und alles Lebendige vernichten, so wie ich es gerade getan
habe, auch wenn die Gedanken und Taten der Menschen schon von Kindheit an böse
sind." 1. Mose 8,21 (Neues Leben)
Die Finanzmarktkrise in den letzten Jahren hat uns die Abgründe unserer Gesellschaft
gezeigt. „Angst" und „Gier" wurden häufig genannt als Motivation für die Akteure an den
Börsen, in Banken und Investmentfonds. Die Folge war der Zusammenbruch des ganzen
Systems. Zudem wurden wir parallel mit zahlreichen Bestechungs- und Bespitzelungsaffären
konfrontiert. Es liegt im Argen mit Ethik und Moral in unseren Breiten. Wem können wir
noch vertrauen?
Der TÜV-Nord bietet dafür eine Lösung an: das Ethik-Management von Firmen. Ziel ist es,
dass Unternehmen auf dem Markt ihr Image aufpolieren, um für ihre Geschäftspartner
vertrauenswürdig zu werden. Und das garantiert, bescheinigt mit der bekannten Qualität
des TÜV nach streng objektiven Kriterien. Wer sich der Prüfung erfolgreich unterzogen hat,
kann sich als stolzer Besitzer einer Urkunde bezeichnen, „die die eigene ethische
Unanfechtbarkeit bezeugt" (DLF, 6.5.2009).
Kann man durch solche Maßnahmen den ethischen und moralischen Zustand unserer Welt
verbessern? Ich bin skeptisch. Der menschliche Charakter kann durch Zertifizierung, durch
neue Gesetze oder Regelungen nicht verändert werden. Die Bibel urteilt klar über den
Zustand des Menschen, wie unser Leittext zeigt: „... die Gedanken und Taten der Menschen
[sind] schon von Kindheit an böse ..." Der Mensch ist in Sünde und Schuld verstrickt und
kann sich daraus selbst nicht befreien.
Aber es gibt einen Ausweg. Der Apostel Paulus formuliert einfach und klar: „Darum: Ist
jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist
geworden." (2 Kor 5,17) Die Kraft zu ethischem Handeln kommt nicht aus der eigenen
Stärke, auch nicht durch Maßnahmen zur Qualitätssicherung oder durch eine Urkunde des
TÜV, sondern nur dadurch, dass wir uns von Gott beeinflussen und verwandeln lassen. „Aus
eigener Kraft können wir uns nicht aus der Fallgrube der Sünde befreien . [Gottes] Gnade
und sein Wirken allein können uns zu Gott hinziehen, in uns ein neues geistliches Leben
erwecken." (E. G. White, Der bessere Weg zu einem neuen Leben, S. 16.17)
Roland Nickel
OKTOBER 20
Darauf erwiderte Jesus: „... noch glücklicher sind die Menschen, die Gottes Botschaft
hören und danach leben." Lukas 11,28 (Hoffnung für alle)
Vieles kann man lernen: lesen, schreiben, Schlittschuh laufen, Blumen stecken, kochen, den
Mund halten. Aber kann man auch lernen, glücklich zu sein?
In einer Zeit, in der glücklich sein und Spaß haben die obersten Ziele menschlicher Existenz
zu sein scheinen, wird deutlich, dass wir alle an solchen Bedürfnissen teilhaben. Früher
waren fromme Moralapostel besorgt, dass das Streben nach Glück egoistisch und
charakterlos sei. Nietzsche hat die Christen als nicht sonderlich erlöst dreinschauende
Menschen beschrieben. Aber die „frohe Botschaft" zwingt zu energischem Widerspruch
gegenüber aller Verdrießlichkeit. Leider lernt man noch heute von Kindesbeinen an, zu
zweifeln und misstrauisch zu sein. Man kann durch seine negative Einstellung sein Glück
verpassen oder sogar zerstören.
Nun macht aber die Gesellschaft, in der wir heute leben, jede Menge lebensbejahende,
heiter stimmende Angebote. Lachtrainingsstunden, Wellnesstage und vieles andere. Nur:
Glück haben ist etwas anderes als glücklich sein. Und auch wer steinreich ist und viel
Schönes erlebt, der hat zwar viel Glück - aber ob ihn dies dauerhaft glücklich macht, bleibt
wohl offen.
Glücklich sein ist die innere Verfassung eines Menschen, der recht nach Gottes Wort handelt
und dadurch zufrieden ist, so der Andachtstext, der von Jesus stammt, unserem Schöpfer
und Erlöser. Dazu kommen zwei weitere Faktoren: Man braucht Freunde, die dieses Glück
mit einem teilen und einen auch korrigieren dürfen, und eine Gesellschaft, die ein
annehmbares Zusammenleben gewährleistet.
Ein Leben völlig losgelöst von anderen Menschen ist genauso wenig glücklich wie eines, das
nur in der Erfüllung von Pflichten besteht. Verantwortung für das eigene Leben und
Engagement für das der anderen - diesen Balanceakt zu lernen braucht viel Weisheit und
Gelassenheit. Das kann auch heißen, einfach einmal darauf zu verzichten, einen Supermann
oder eine Powerfrau aus sich machen zu wollen und nicht der ewig Tüchtige sein zu wollen.
Glücklich sind jene, die Gespür für andere haben. Glücklich auch solche, die bescheiden und
voller Respekt anderen begegnen, statt sie mit Worten herabzusetzen. Glücklich, wer sich
an dem freuen kann, was Gott geschaffen hat. Glücklich wird, wer sich und damit auch
andere annehmen kann.
Beate Strobel
OKTOBER 21
Als Mose aber nahe zum Lager kam und das Kalb und das Tanzen sah, entbrannte sein
Zorn und er warf die Tafeln aus der Hand und zerbrach sie unten am Berge. 2. Mose 32,19
Zum Abreagieren seines Zornes etwas zerbrechen, das haben schon viele Menschen getan
und dabei zum Teil große Werte zerstört. Mir kommt in diesem Zusammenhang das Erlebnis
in der Schweizer Landesausstellung Expo 02 in den Sinn. Dort durfte man an einem
Ausstellungsstand Porzellanteller zerschmettern. Die Idee dabei war, dass man seinen
Gefühlen freien Lauf lassen und etwas Bedrückendes loswerden könne. Auch ich hielt einen
dieser kleineren Porzellanteller in der Hand, doch als ich ihn zerschmettern sollte, brachte
ich es nicht fertig. Ich behielt ihn und er wanderte als Andenken in meine Tasche. Noch
heute ist er in meinem Besitz.
Bin ich ein anderer Typ als Mose? Nun, als dieser seine kostbare Last, die von Gott
beschafften und beschriebenen Tafeln, ins Tal trug, wurde er durch den Götzendienst seines
Volkes erschreckt. Sein Zorn bestand zu Recht, es war ein „heiliger Zorn". Aber war es
gerechtfertigt, deshalb die göttlichen Gesetzestafeln zu zerbrechen? Auf diese Frage gibt der
biblische Text keine direkte Antwort. Es ist aber interessant, dass Mose wegen dieser
Handlung mit keinem einzigen Wort getadelt wird. Sein Zorn entsprach offenbar dem Zorn
Gottes (siehe 2 Mo 32,10). Ja, Gott hätte mit dem Volk Ähnliches getan. Er hatte sich
vorgenommen, ganz Israel zu vernichten. Erst durch die intensive Fürsprache Moses konnte
Gott zu einer Änderung seines Planes bewegt werden.
Trotzdem durfte Mose die zerbrochenen Teile nicht zusammensetzen bzw.
zusammenkleben. Er musste zwei neue Tafeln beschaffen und sie zu Gott auf den Berg
hinaufbringen, damit dieser sie ein zweites Mal beschreiben konnte (2 Mo 34,1). Das
Dokument war zu wichtig, es musste neu erstellt werden. Es sollte das Volk in seiner ganzen
Existenz begleiten, denn es enthielt die „Worte des Bundes" (V. 28).
Können wir aus diesem alten Bericht etwas für den heutigen Tag ableiten? Es mag Momente
geben, in denen Zorn berechtigt ist. Dennoch sollten wir uns davor hüten, unbedacht zu
handeln. Nehmen wir den Rat des Paulus, der auf ein Psalmwort zurückgeht, zu Herzen:
„Zürnt ihr, so sündigt nicht." (Eph 4,26) Eine nicht ganz einfache Kombination, die uns sicher
nur in engem Kontakt mit Gott gelingt.
Gunther Klenk
OKTOBER 22
Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk ... Nun
aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
1. Korinther 13,9.13
„Es gibt Wahrheiten, die kann man nicht durch Orthodoxie erfassen, sondern nur durch
Paradoxie". So antwortete einst Otto Gmehling (1904-1996, langjähriger Vorsteher der
Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland) auf die Frage eines Pastors. Es
gibt Fakten und Fragen, die lassen sich nicht durch die richtige biblische Lehre verstehen,
sondern nur dadurch, dass wir ihre Widersprüchlichkeit und Unvereinbarkeit anerkennen.
Diese Antwort, die ich als junger Pastor hörte, hat mir seither oft geholfen. Viele Menschen
sind verunsichert, weil sie mit den Unterschieden und Widersprüchen, die ihnen im Leben
begegnen, nicht umgehen können. Wenn sie Gegensätze nicht vereinbaren können, sind sie
beunruhigt.
Unsere moderne Welt ist so kompliziert, so unbegreiflich und gegensätzlich geworden, dass
sie vielen Menschen Angst einflößt. Diese Angst verführt dazu, bei vereinfachten
Denkmodellen Zuflucht zu suchen. Alles wird so erklärt, wie man es von früher kennt, und
was dazu nicht passt, muss als Irrtum abgewehrt und bekämpft werden, denn es ist ja
gefährlich, weil es verunsichert. Häufig werden Lehrsätze, die in der Vergangenheit
formuliert wurden, zu „Wahrheiten" erhoben, die es zu verteidigen gilt.
Selbst in Kirchen, die sich einst dagegen auflehnten, die Tradition als Offenbarungsquelle
anzuerkennen, finden sich heute selbsternannte „Hüter der Wahrheit", die sich nur darauf
berufen, was früher gelehrt wurde. Misstrauen und Zwietracht sind die Folgen. Es ist aber
eine biblische Botschaft und es gehört zur persönlichen Reife, einzugestehen, dass „unser
Wissen Stückwerk ist", ja dass sogar die Prophetie „Stückwerk" ist und bleiben wird, solange
wir leben.
Es gilt, die Dinge von verschiedenen Standpunkten betrachten zu können, ohne sie immer
gleich mit der eigenen Meinung in Übereinstimmung bringen zu müssen. Das kann aber nur
gelernt werden, wo angenommen wird, dass „Glaube, Hoffnung und Liebe" auch dann
Bestand haben, wenn alle Erklärungen versagen. Wer auf die Güte und Gnade Gottes hofft,
kann Vertrauen und menschliche Nähe auch dann wagen, wenn er den anderen nicht
versteht.
Lothar Wilhelm
OKTOBER 23
Da fing Petrus an und sprach zu ihm: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir
nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben?" Matthäus 19,27
Darf man als Christ überhaupt so eine Frage stellen: Welchen Lohn erhalte ich für die
Nachfolge Jesu, für mein Christsein? Sie hört sich egoistisch an, und ein Christ soll doch
selbstlos sein. Wie hatte Jesus kurz zuvor zu seinen Jüngern gesagt? „Denn wer sein Leben
erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's
finden." (Mt 16,25) Und nun wird uns von einem seiner engsten Mitarbeiter berichtet, dass
er die Frage nach dem Lohn stellte.
Die Bibel beschreibt eben die Menschen so, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten.
Jesus ist aber nicht etwa erstaunt oder verwundert über diese Frage, er hebt nicht den
Zeigefinger und sagt: „Also, mein lieber Petrus, wie kannst du so eine Frage stellen? Dir fehlt
wohl die rechte geistliche Einstellung!" Nein, wie selbstverständlich antwortet er: „Ich
versichere euch: ... Wer auch immer um meinetwillen Häuser oder Brüder oder Schwestern
oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Felder zurücklässt, wird das alles hundertfach
wiederbekommen und dazu das ewige Leben." (Mt 19,28.29 GNB) Und er schließt mit dem
bekannten Satz: „Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten und die Letzten werden
die Ersten sein." (V. 30) Was meinte Jesus damit?
Die Antwort darauf ist im folgenden Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg enthalten: Die
Tagelöhner, die erst gegen Schluss angeheuert wurden und nur eine Stunde arbeiteten,
erhielten den gleichen Lohn wie die, die mehrere Stunden oder gar den ganzen Tag lang
geschuftet hatten. Da ist doch verständlich, dass Beschwerden aufkommen mussten (Mt
20,8-16). Aber dieses Gleichnis soll verdeutlichen, dass die Güte Gottes alle menschlichen
Vorstellungen sprengt und alle unsere Berechnungen auf den Kopf stellt.
Jeder kann zu Gott kommen, ganz gleich, zu welchem Zeitpunkt. Vergleiche sind da fehl am
Platz. Der endgültige Lohn ist für alle gleich: das ewige Leben. Mehr als das gibt es nicht!
Wenn ich die Gnade und Güte Gottes für mich in Anspruch nehme und für meinen Nächsten
ohne Wenn und Aber anerkenne, dann wird der ewige Lohn nicht ausbleiben. Und der
zeitliche Lohn besteht darin, wie Jesus den Jüngern erklärte, schon jetzt viele neue
Geschwister bekommen zu haben. Außerdem ist es ein großes Vorrecht, für einen so
großartigen Herrn wie Jesus arbeiten zu dürfen!
Hans Wilhelm
OKTOBER 24
Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben ... lasst uns laufen mit Geduld in
dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender
des Glaubens. Hebräer 12,1.2a
Im Oktober 2009 bin ich zum ersten Mal einen vollen Marathon gelaufen. Ich wollte einmal
erleben, wie es ist, wenn man den eigenen Körper an seine Grenzen bringt. Von anderen
Läufern hatte ich gelesen, dass sie interessante Selbsterfahrungen gemacht haben.
Marathon laufen ist ja mehr als eine Muskelleistung. Jeder stößt im Laufe der rund 42
Kilometer an seine körperlichen Grenzen. Der legendäre Emil Zatopek, ein mehrfacher
Olympiasieger, sagte einmal: „Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues
Leben kennenlernen willst, dann lauf Marathon."
Als ich in Frankfurt mit über 10.000 anderen Läufern an den Start ging, wusste ich, dass ich
nur ein „Mitläufer" war. Als Sieger würde ich bestimmt nicht ins Ziel kommen. 99,9 Prozent
der Marathonläufer laufen auch gegen keinen Gegner, sondern nur gegen sich selbst. Nein,
nicht gegen sich selbst, sie laufen für sich. Sie laufen, um etwas über sich selbst zu lernen.
Darum ging es auch mir.
Ich merkte sehr schnell: Marathon ist nichts für Ungeduldige. Wer am Anfang wie die
Feuerwehr loslegt, bekommt es ganz schnell zu spüren. Man muss lernen, geduldig zu laufen
und gleichmäßig zu bleiben. Und man darf an den Verpflegungsstellen unterwegs nicht stolz
vorbeilaufen. Der Körper braucht während dieser langen Strecke viel Flüssigkeit und auch
Nahrung. Bananen sind meist das Beste. Wenn das versäumt wird, verkrampft der Körper
immer mehr, bis Schmerzen zur Aufgabe zwingen.
Für mich ist das ein Bild geworden. Auch im „Lauf des Glaubens" brauchen wir die vielen
„Verpflegungsstationen" unterwegs. Das „lebendige Wasser" des Heiligen Geistes (siehe Joh
4,10.14; 7,38.39) und die Nahrung des Wortes Gottes (Mt 4,4), die wir besonders in der
persönlichen Andacht und im Gottesdienst im reichen Maße zu uns nehmen können,
werden uns stärken und immer wieder aufbauen. Wer meint, daran vorbeigehen zu können,
der wird auch im Glaubensleben ganz schnell verkrampfen.
Paulus ermutigt uns in dem Andachtswort speziell, beim Laufen auf Jesus zu schauen. Er
läuft mit uns und sagt uns gerade dann, wenn wir uns schwer tun: „Ich bin bei dir.
Gemeinsam kommen wir auf jeden Fall ans Ziel." (Vgl. 2 Tim 4,7.8)
Günther Machel
OKTOBER 25
Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu. Prediger 9,10
Bibelkenner wissen, dass der Text an dieser Stelle noch nicht zu Ende ist. Eigentlich ist der
zweite Teil sogar der wichtigere, denn da geht's um die Toten, und es wird richtig
schwergewichtig. Mir aber genügt die Herausforderung des ersten Teils heute vollkommen,
denn ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir, sitze vor meinem Computerbildschirm und
frage mich, wie ich das Pensum eines gut gefüllten Arbeitstages bewältigen soll. Meine
Kräfte lassen jedenfalls zu wünschen übrig, und wenn ich heute nur auf mich allein gestellt
wäre, würde ich nicht weit kommen.
Einerseits drückt es ein bisschen die Stimmung, wenn mir auf diese Weise wieder einmal die
Grenzen meiner Kraft bewusst werden. Andererseits überrascht es mich immer wieder neu,
dass die Bilanz solcher Tage nicht selten besonders gut aussieht. Unwillkürlich kommt mir
das Wort des Apostels Paulus aus 2. Korinther 12,9 in den Sinn: „Meine Kraft ist in den
Schwachen mächtig." Das hat der Herr seinem erfolgreichsten Apostel versprochen, und in
dieser Gewissheit konnte Paulus ausrufen: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit ...
denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark." (V. 10)
Nein, ich würde es nie wagen, mich mit Paulus zu vergleichen, und so erfolgreich wie er
werde ich niemals sein, aber seine Erfahrung ist mir nicht fremd, und an seiner persönlichen
Einstellung möchte ich mir ein Beispiel nehmen.
Ganz unter uns: Genau das ist ja der Sinn der Übung. Der Herr denkt sich nämlich was dabei,
wenn er zulässt, dass wir an das Ende unserer Kräfte kommen. Offenbar brauchen wir die
Erfahrung der persönlichen Abhängigkeit von ihm, und das in regelmäßigen Abständen, um
nicht irgendwann unserer eigenen Selbstüberschätzung zum Opfer zu fallen.
Vielleicht geht es dir heute ganz ähnlich wie mir. Wenn das so ist, dann verliere nicht den
Mut, denn Er ist da, und an Tagen wie diesem dürfen wir mit einer ganz besonderen
Erfahrung seiner Liebe und Hilfe rechnen. Schon in Jesaja finden wir die Zusage: „Er gibt den
Müden Kraft und die Schwachen macht er stark." (Jesaja 40,29 GNB) Genau diese Kraft von
Gott wünsche ich dir und mir auch für heute!
Friedhelm Klingeberg
OKTOBER 26
Ein guter Mensch kümmert sich um das Wohl seiner Tiere; ein böser hat kein Herz für sie.
Sprüche 12,10 (Gute Nachricht Bibel)
Es gibt sicher unter uns viele Tierfreunde und mancher von uns hat selbst ein Haustier.
Vorzeiten war das viel selbstverständlicher, denn viele Menschen waren auf Tiere
angewiesen, um die Felder zu bestellen. sich zu ernähren oder sich beschützen zu lassen.
Die Bibel ist auch ein Tierbuch. Mindestens 80 verschiedene Tiere werden in der Bibel nicht
nur erwähnt, sondern genau beschrieben, zum Beispiel, dass Eulen in Ruinen leben (Ps
102,7) und Wildesel die Freiheit lieben (Hiob 39,5f.).
Beide - Mensch und Tier - gehören zusammen. Im Schöpfungsbericht lesen wir, dass Gott
die Tiere zum Menschen brachte, um sie zu benennen (1 Mo 1,19). Wir gehören zusammen
und „haben alle einen Odem" (Pred 3,19) - dieselbe Lebenskraft. In das Gebot der
Sabbatruhe ist ausdrücklich auch das Vieh einbezogen (2 Mo 20,10). „Ein guter Mensch
sorgt für seine Tiere", schrieb Salomo (Spr 12,10 Hfa)
Tiere waren im ersten Paradies, sie werden auch im neuen sein. In christlichen Häusern war
früher als Wandschmuck ein Bild beliebt: Im Mittelpunkt standen ein Löwe und ein Kind, das
zutraulich den Arm um seine Mähne legt. Das Bild ist theologisch richtig, denn es weist uns
auf die Zustände auf der neuen Erde hin (siehe Jes 11,6.7). Die Erlösung wird allumfassend
und real sein. Zur erneuerten Menschengemeinschaft wird eine erneuerte Tierwelt gehören.
Jesus ist der große Freund der Menschen und der Tiere. Sind wir es auch?
Albert Schweitzer (1875-1965), Urwalddoktor, Organist und Theologe, wählte für eine seiner
Schriften den Titel Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Überschrift kam ihm in den Sinn, als er
eines Tages mit einem Boot auf dem Fluss Ogowe fuhr. Plötzlich tauchte eine Herde
Flusspferde vor ihm auf. Er war wie gebannt vom Anblick der mächtigen, in der Sonne
glitzernden Leiber - und mit einem Mal schoss es ihm durch den Kopf: Ehrfurcht vor dem
Leben!
Freilich, schon als Kind muss ihm Gott diese Ehrfurcht ins Herz gelegt haben. Ihm erschien es
unfassbar, im Abendgebet nur für die Menschen zu beten. „Darum, wenn meine Mutter mit
mir gebetet hatte", schrieb er, „betete ich heimlich ein von mir verfasstes Zusatzgebet für
alle lebendigen Wesen. Es lautete: ,Lieber Gott, schütze und segne alles, was Odem hat,
bewahre es vor allem Übel und lass es ruhig schlafen.'"
Dieter Leutert
OKTOBER 27
[Jesus] stand auf und bedrohte den Wind und das Meer. Da wurde es ganz stille. Matthäus
8,26
Auf Befehl herrschte Stille! Würden wir uns das nicht auch manchmal wünschen? Viele
Christen haben 2010 als das „Jahr der Stille" begangen. Was haben sie dabei erlebt? Sind sie
in der Stille Gott begegnet?
Zur Zeit Jesu ging es - wie sicher auch noch vor 200 Jahren -stiller und ruhiger zu als heute.
Da gab es keinen Lärm von Maschinen, Fahr- und Flugzeugen, ebenso keine Geräusche aus
Fernsehen, Radio und Stereoanlagen. Heute hören wir dauernd unterschiedliche künstliche
Geräusche, Stimmen und Klänge - Tag für Tag und oft auch nachts. In bestimmten Berufen
tragen die Arbeiter sogar einen Lärmschutz für die Ohren, um sich vor Gehörschaden zu
schützen.
Neben unangenehmem Lärm, der uns jeden Tag umgibt, gibt es natürlich auch angenehme
Töne und Klänge, um die man sich häufig aktiv bemühen muss - genauso wie um die Stille.
Ich sehne mich häufig einfach nach Stille und Ruhe, um zur Besinnung zu kommen. Wie
gelingt uns das heute in der Hektik des Alltags? Wie kommen wir zur Ruhe? Wie werden wir
still, um auf Gott zu hören, wenn er sich beispielsweise wie bei Elia nicht im Sturm,
Erdbeben oder Feuer, sondern in einem „stillen, sanften Sausen" zeigt? (1 Kön 19,12)
Welche Möglichkeiten bieten sich uns, der Hektik, dem Lärm des Alltags zu entfliehen und
zur Stille zu kommen? Ich selbst habe meinen Arbeitsplatz in einem Großraumbüro, von
dem ich so oft wie möglich in mein Homeoffice entfliehe, um in Ruhe arbeiten zu können.
Wer ständig Lärm und Geräuschen ausgesetzt ist und sich nicht schützen kann, der wird auf
Dauer krank.
In der Stille können wir - wenn auch anders als Elia - auf Gott hören und mit ihm sprechen.
Wir sollten uns Freiräume der Stille schaffen, um Zeit allein mit Gott zu verbringen und Kraft
zu tanken. Es ist nicht immer einfach und kostet meistens Anstrengung. Doch wenn unsere
Sehnsucht nach enger Gemeinschaft mit Gott aufrichtig ist, können wir darauf vertrauen:
Wie Jesus damals das stürmische Galiläische Meer zum Schweigen brachte, kann er auch
heute unser aufgewühltes Inneres beruhigen und uns einen Frieden und eine Geborgenheit
schenken, die wir aus eigener Kraft nie erreichen würden.
Ich wünsche mir und jedem Leser dieser Andacht, dass wir heute einige Minuten der Stille
finden - und in der Stille Gott und Jesus begegnen.
Johannes Weigmann
OKTOBER 28
Ihr alle seid zusammen der Leib von Christus, und als Einzelne seid ihr Teile an diesem
Leib. So hat Gott in der Gemeinde allen ihre Aufgabe zugewiesen. 1. Korinther 12,27.28
(Gute Nachricht Bibel)
In der frühen römischen Geschichte kam es zu einer Spaltung des Staatswesens, weil sich
die Plebejer -das gewöhnliche Volk - aus der Stadt zurückzogen und nicht mehr am
gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollten. Da schickte der Senat, das oberste Gremium
Roms, einen Gesandten, um die Plebejer zur Einsicht zu bringen. Der damalige Appell an das
Volk ist in einer berühmt gewordenen Parabel überliefert.
„Einst war im Menschen noch nicht alles so harmonisch wie heute. Jedes Glied hatte seinen
eigenen Willen, seine eigene Sprache. Da ärgerten sich die übrigen Glieder, dass sie
unablässig für den Magen sorgen, für ihn arbeiten und alles heranschaffen müssten. Der
Magen aber liege faul in der Mitte und tue nichts anderes, als sich mit den
herbeigeschafften Dingen zu sättigen. Die Glieder beschlossen also: Die Hände sollten keine
Nahrung mehr zum Munde führen, der Mund solle das Gebotene nicht annehmen, die
Zähne nichts zerkauen.
In dieser Zeit, in der sie den Magen durch Hunger zwingen wollten, wurden die Glieder
selbst und der ganze Körper schwach und elend. Da sahen sie ein, dass der Wesenszug des
Magens nicht die Faulheit war. Ebenso, wie er ernährt wurde, stärkte er auch wieder. Das
durch die Verarbeitung der Nahrung erzeugte Blut, wodurch wir leben und gedeihen,
verteilt er in alle Adern bis in alle Glieder des Körpers." (Titus Livius, Römische Geschichte II,
32)
Das römische Volk, so berichtet der Chronist Titus Livius, begriff, dass die Gesellschaft einem
Leib gleicht und nur funktionieren kann, wenn jeder - wie die Teile des Körpers - dem Wohl
des Ganzen dient. Verkehrt sich dagegen die Gemeinsamkeit der Menschen in feindseliges
Gegeneinander, bereitet man sich selbst den Untergang.
Auch die Gemeinde ist ein Organismus, Paulus nannte ihn den „Leib von Christus". Und der
kann nur gesund und handlungsfähig sein, wenn seine verschiedenen Glieder miteinander
leben und einmütig miteinander arbeiten - nicht gegeneinander. Wir brauchen einander und
Gott braucht uns alle!
Günther Hampel
OKTOBER 29
Und [der Engel] sprach mit großer Stimme: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die
Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und
Erde und Meer und die Wasserquellen." Offenbarung 14,7
Es ist noch in keiner Zeit so wichtig gewesen, den zweiten Teil dieser Engelbotschaft zu
betonen, wie heute. Als Hinweis auf die baldige Wiederkunft Christi ist in der Vergangenheit
immer wieder der erste Teil betont worden: „die Stunde seines Gerichts ist gekommen".
Heute glauben die meisten Menschen in unserem Umfeld weder an einen Schöpfer, noch an
einen göttlichen Richter. Die natürliche Frage des Menschen nach dem Ursprung der
Wunder in der Natur wird „wissenschaftlich" beantwortet: Im Laufe der Evolution hat sich
das alles entwickelt. Gott wird völlig ausgeblendet. Allenfalls wird er bei einem Unglück
angeklagt: „Wo warst du? Warum hast du nicht eingegriffen?"
Wir können als gläubige Menschen auch nicht im Einzelnen sagen, warum Gott das Eine
oder Andere zulässt, aber wir wissen, dass es ihn gibt. Er ist der Ursprung des Lebens auf
dieser Erde, und er hat eben auch die so hoch komplizierten Funktionen unseres Gehirns
und unserer Augen und Ohren geplant und geschaffen. Wir beten ihn an, als den, der
Himmel und Erde gemacht hat. Und es ist wichtig, dass wir bekennen, dass wir das glauben.
Der Blick auf die Natur mit ihren Wundern zeigt uns den Weg zum Schöpfer, und wer an den
Schöpfer glaubt und logisch weiterdenkt, der erkennt Ihn in den Naturgesetzen auch als den
Erhalter der Natur.
Dass der Schöpfer seinen Geschöpfen Wichtiges mitzuteilen hat und deshalb durch die
Propheten zu seinen Menschen spricht, ist dann der nächste logische Gedankenschritt. Die
Botschaft der Propheten - niedergeschrieben in der Heiligen Schrift, der Bibel - offenbart die
große Liebe Gottes zu uns Menschen und auch sein Ziel mit uns: die Neuschöpfung bei der
Wiederkunft Christi.
Von der Hoffnung auf das ewige Leben auf einer erneuerten Erde wollen wir Zeugnis geben.
Dabei werden wir in unserem Umfeld auch als die bekannt werden, die den Sabbat als
Gedenktag der Schöpfung verstehen. Unser Gottesdienst am Sabbat ist ein Bekenntnis zum
Schöpfergott, bei dem wir den anbeten, der „gemacht hat Himmel und Erde und Meer und
die Wasserquellen". Nach dem Zeugnis des Neuen Testamentes ist das kein anderer als
unser Erlöser Jesus Christus (Kol 1,15.16).
Harald Weigt
OKTOBER 30
Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. 2. Samuel 22,30
Hast du schon einmal etwas vom Voltigieren gehört? Nein? Ich bis vor kurzem auch nicht!
Ich habe mir erklären lassen, dass es sich dabei um einen Sport handelt, bei dem einer oder
mehrere Menschen auf einem Pferd herumturnen, sich verbiegen und übereinander
schachteln. Ein Mädchen aus meiner Jugendgruppe hatte mich einfach einmal eingeladen,
beim Voltigieren dabei zu sein, nachdem ich gesagt hatte, dass das ja alles nicht so schwer
sein könne.
Als ich dann in Trainingshosen und Wollsocken neben dem Pferd herlief und auf das
galoppierende Pferd sprang, war ich nervös wie selten zuvor. Ich hatte Angst, vom Pferd zu
fallen und zertrampelt zu werden. Aber es geschah nichts Derartiges. Schließlich war ich
sogar auf Knien und freihändig auf dem Rücken des Pferdes unterwegs! Welch ein tolles,
wenn auch sehr unsicheres Gefühl! Ich hatte es tatsächlich geschafft, eine kleine Übung zu
vollführen.
Dieses Erlebnis betrachte ich als Beispiel für viele Herausforderungen, die wir im Alltag
erleben: Wir haben Angst davor, mit jemandem, den wir gern haben, über ein heikles
Problem zu reden; wir fürchten uns vor Dingen, die wir noch nie ausprobiert haben; wir
trauen uns nicht, unseren Freunden davon zu erzählen, dass Jesus unser bester Freund ist.
Egal, was es ist: Wir haben oft Angst vor unbekannten Dingen.
Ist diese Angst berechtigt? Einerseits ja, denn diese Angst kann uns davor schützen, etwas zu
tun, was nicht gut für uns wäre. Andererseits nein, denn dadurch versäumen wir es,
Erfahrungen zu machen, die unser Leben positiv verändern könnten.
Angenommen, die Jünger von Jesus hätten sich nicht getraut, alles stehen und liegen zu
lassen, um ihm nachzufolgen. Sie hätten dann nichts von den großen Wundern
mitbekommen, sie hätten nicht gesehen, wie Jesus Kranke heilte, sie wären nicht dabei
gewesen, als er das Leben von Menschen veränderte. Hätten die Jünger nicht den Mut
gehabt, etwas Neues auszuprobieren, dann wären sie Fischer und Zöllner geblieben, aber
keine Apostel geworden, die die Welt veränderten.
Unser Andachtswort macht uns Mut, Herausforderungen nicht auszuweichen, sondern sie
an der Hand Gottes vertrauensvoll anzupacken und mit seiner Hilfe zu meistern. Selbst
wenn wir dabei fallen sollten, wird er uns sicher wieder aufhelfen!
Alexander Vilem
OKTOBER 31
Durch die Gebotsübertretung des einen Menschen [Adams] kam es dazu, dass alle
verurteilt wurden. Ebenso bewirkt die Gehorsamstat des einen [Jesus], dass alle für
gerecht erklärt werden und leben. Römer 5,18 (Gute Nachricht Bibel)
Heute vor 494 Jahren, am 31. Oktober 1517, nagelte der Theologieprofessor Martin Luther
eine Liste mit 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg. Er wollte damit seine
Kollegen zur Disputation auffordern, aber seine Thesen erwiesen sich als so brisant, dass es
letztlich nicht zu einer Reformation der Katholischen Kirche kam, sondern zu ihrer Spaltung.
Luther wollte sie nicht, aber er fühlte sich der Wahrheit des Wortes Gottes mehr
verpflichtet als der Tradition. So entstanden die evangelischen Kirchen.
Leider wird dem „Reformationstag" heute nicht mehr die Beachtung geschenkt, die er
eigentlich haben sollte. Nur in den ostdeutschen Bundesländern ist dieser Tag noch ein
offizieller Feiertag. Die jüngere Generation weiß wenig oder nichts mehr über Martin Luther
und die protestantische Reformation, die durch ihn ausgelöst wurde. Von Luther stammt
auch die Liedzeile: „Das Wort sie sollen lassen stahn [stehen]" (aus „Ein feste Burg ist unser
Gott", Wir loben Gott, Nr. 332,4). Nichts soll am Wort Gottes verändert werden.
Basis seines theologischen Denkens war die Erfahrung der Rechtfertigung des Sünders vor
Gott allein durch den Glauben an Jesus Christus. Diese neue Stellung des Menschen vor
Gott, die zum ewigen Leben führt, gründet sich nicht auf seine sittliche Leistung, sondern
allein auf die Gnade Gottes. Wenn der Mensch seine Schuld erkennt, sich vor Gott als
Sünder bekennt und ihn um Vergebung bittet, dann darf er sich der gerecht erklärenden
Barmherzigkeit Gottes gewiss sein.
Ermöglicht wurde diese Rechtfertigung allein durch Jesus Christus, der Gott und Mensch
zugleich ist und die Schuld aller Menschen am Kreuz gesühnt hat (V. 25). Der Einzelne kann
zu dieser Rechtfertigung von sich aus nichts beitragen - außer dass er sie im Vertrauen auf
Christi Erlösungstat annimmt (V. 28). Ohne die Rechtfertigung bliebe er trotz größtem
Bemühen zeit seines Lebens in seinem Denken und Handeln ein „Knecht der Sünde" (Röm
6,16-18). Vor Gott bleibt er laut Luther sowohl Sünder auch als Gerechtfertigter, kann sich
jedoch aufgrund der Gnade Gottes gewiss sein, dass er -wenn er im Glauben an Christus
festhält - das ewige Heil erlangt (siehe Kol 1,22.23). Das lohnt sich gewiss zu feiern!
Klaus Schulz
NOVEMBER 1
Marta sagte zu Jesus: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben
müssen." Johannes 11,21 (Gute Nachricht Bibel)
Mit den zwei Worten „Wenn du ..." beginnt manche Beschreibung einer schicksalsträchtigen
Sackgasse. Daran schließen sich oft Aussagen von Schuldzuweisungen und Ausweglosigkeit,
Verzweiflung oder Trauer an. Das ist auch die Situation im Haus der Schwestern Maria und
Martha, die ihren toten Bruder Lazarus beweinen. Dass Jesus - obwohl zur Hilfe gerufen nicht rechtzeitig gekommen war, um seinen Freund zu heilen, ist ihre große Not.
Damit stehen diese beiden Frauen nicht allein. Martha sagt nur, was die Last vieler ist, die in
ihrem Glauben angefochten sind, weil ihr Beten und Hoffen anscheinend umsonst war. Alles
sieht nach einer verpassten Gelegenheit aus, die Macht Gottes vor aller Welt zu zeigen.
Aber die Hoffnung des Glaubens soll tiefer wurzeln. Die Sendung Christi zielte nicht darauf,
alle Kranken zu heilen oder möglichst viele Tote aufzuerwecken. Die Botschaft Jesu ist viel
umfassender:
Als Geschenk der Liebe des Vaters bringt er ein Leben, das immun ist gegen den ewigen Tod.
Zwar schafft er damit das Sterben nicht aus der Welt, aber die Macht des Todes wird
gebrochen: er hat nicht mehr das letzte Wort.
Wer mit Christus verbunden ist, durchschreitet den Tod als Tür zu einem neuen Leben, das
nicht beschreibbar ist und nicht aus eigener Kraft erfahren werden kann. Damit verwandelt
Christus die vielen trostlosen Sätze, die mit „Wenn du . " oder „Hätte ich ..." beginnen und
auf Schuld und Versagen hinweisen, in offene Fragestellungen, auf die er die erlösende
Antwort gibt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch
wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in
Ewigkeit." (Joh 11,25.26 EB)
Der Schmerz des Alleinseins wird nicht weggezaubert. Abgebrochene Lebensbeziehungen
werden nicht einfach wiederhergestellt. Viele quälende Warum-Fragen finden keine billige
Antwort. Versagte Liebe lässt sich nicht mehr nachholen. Aber über all dem leuchtet der
offene Himmel der Gnade. In der Gemeinschaft mit Christus öffnen sich nämlich auch die
trostlosen Sackgassen nach oben. Das hat etwas mit dem Kreuz Jesu zu tun. Beethoven
vergleicht menschliches Leiden mit der Wirkung eines Kreuzes, das in der Musikschrift einer
Notenzeile vorgezeichnet ist: Das Kreuz erhöht den Ton!
Wilfried Meier
NOVEMBER 2
Jesus antwortete [der Frau aus Samarien]: „Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will
und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du
wirklich zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben." Johannes 4,10 (Hoffnung für
alle)
Ohne Wasser kann kein Mensch leben. Das erfuhr der schwedische Asienforscher Sven
Hedin (18651952), als er beim Durchqueren der Wüste Gobi beinahe verdurstete. Mitten in
der Wüste ging der Karawane das Wasser aus. In einem Gewaltmarsch versuchte Hedin Hilfe
zu holen, aber je länger er marschierte, umso mehr ließen seine Kräfte nach.
Sein Blut wurde träge und der Puls mit 49 Schlägen immer langsamer. Die Haut glich
Pergament und die Beine bewegten sich nur noch mechanisch durch den Sand. Mit seiner
ganzen Willenskraft stemmte er sich gegen das Verlangen, nur ein wenig auszuruhen und zu
schlafen. Das wäre sein Ende gewesen. Endlich fand er nachts einen Tümpel in einem
ausgetrockneten Flussbett. Er füllte die Blechbüchse und trank und trank. Er fühlte, wie mit
jedem Tropfen dieses herrlichen Wassers das Leben wiederkehrte. Nach wenigen Minuten
schlug der Puls schneller, das Blut floss wieder leichter durch die Adern, die Haut fühlte sich
wieder geschmeidig an und von der Stirn tropfte der Schweiß. Nie erschien ihm das Leben in
dieser Nacht so schön und wertvoll wie in dem ausgetrockneten Flussbett.
Ähnlich verhält es sich im geistlichen Leben: Es gibt Phasen, in denen das Herz - wie bei der
Frau aus Samarien, die Jesus ansprach - leer, ausgetrocknet und dem Verdursten nahe ist.
Dann brauchen wir dringend das „lebendige Wasser", ohne das kein Christ leben kann. Das
bedeutet: Um geistlich leben zu können, müssen wir regelmäßig Gottes Geist in uns
aufnehmen (vgl. Joh 7,37-39), indem wir im Wort Gottes lesen, darüber beten und
nachdenken und mit Jesus Christus in Verbindung treten, bis er unser Innerstes durch den
Geist belebt. Das Wort Gottes wird uns auch unsere Sündhaftigkeit zeigen - so wie es Jesus
bei der Frau tat (Joh 4,16-18) und in uns das Verlangen nach Vergebung durch Jesus wecken.
Jesus Christus gibt allen „lebendiges Wasser", die - wie die Frau aus Samarien - danach
Verlangen haben und ihn darum bitten (V. 15). Dann wird unser Herz zu einer Quelle (V. 14),
die von der Liebe Gottes gespeist wird und auf die Menschen um uns überfließt (Joh 7,38).
Und je mehr wir davon weitergeben, desto mehr empfangen wir selbst!
Adam Schiller
NOVEMBER 3
„Herr, ich kann nicht mehr", stöhnte [Elia]. „Lass mich sterben." 1. Könige 19,4 (Hoffnung
für alle)
An jedem Tag nehmen sich weltweit 3000 Menschen das Leben. Bei jedem Suizid sind
mindestens sechs weitere Menschen mitbetroffen, denn Freunde und Angehörige leiden
extrem. Zur Trauer über den Verlust gesellen sich schwere Schuldgefühle. „Warum haben
wir nichts gemerkt? Wie hätten wir diesen Selbstmord verhindern können?"
Die Bibel berichtet mehrmals über lebensmüde Menschen. Einige waren Gottes auserwählte
Propheten, Männer in Führungspositionen, die meinten, sie wären mit ihrer Mission
gescheitert, ihnen bliebe nur noch der Tod. Doch einige von ihnen hörten auf Gottes Rat,
ließen sich von ihm trösten und orientieren - und lebten weiter. Zum Beispiel der Prophet
Elia.
Auf dem Berg Karmel hatte Elia ein machtvolles Zeichen für die Existenz Gottes gewirkt:
Feuer fiel vom Himmel. Die Zuschauer hatten sich zu Boden geworfen und den wahren Gott
angebetet. Die Priester der menschenverachtenden Götzenkulte wurden als
verbrecherische Irrlehrer entlarvt und abgeurteilt.
Danach betete Elia stundenlang sehr eindringlich zu Gott, damit die dreieinhalbjährige
Dürreperiode endlich ein Ende hätte. Als der Regen kam, lief Elia vor der Staatskarosse her
und zeigte den Pferden den Weg, weil er seinen König wohlbehalten nach Hause führen
wollte. Doch diesen Marathonlauf dankte ihm keiner, im Gegenteil: Die Königin Isebel ließ
ihm durch einen Boten das Todesurteil überbringen. Und wieder rannte Elia, diesmal um
sein Leben.
Schließlich brach er unter einem Wachholder-strauch zusammen und wollte nur noch
sterben. „Burn-out", würden wir heute dazu sagen. Elia schlief ein. Er brauchte Ruhe. Nach
einiger Zeit rüttelte ihn ein Engel wach und servierte knusprigen Toast und frisches Wasser.
Elia schlief weiter, aber nicht endlos lange. Wieder weckte ihn der Engel und schickte ihn auf
eine Sechs-Wochen-Trekking-Tour. Der Weg zur Heilung war weit, doch nicht ohne Ziel. Am
Ende redete Gott mit Elia und gab ihm neue Aufträge. Und er stellte ihm einen Freund zur
Seite.
Diese Heilmittel - Ruhe, leichte Kost, Bewegung an frischer Luft und Gespräche über den
Sinn des Lebens in einer liebevollen Umgebung - können auch heute so manchen
Mitmenschen den Lebensmut zurückgeben. Und jeder von uns kann solch ein „rettender
Engel" sein, ein aufmerksamer Freund.
Sylvia Renz
NOVEMBER 4
David antwortete: „Du trittst gegen mich an mit Säbel, Spieß und Schwert. Ich aber
komme mit dem Beistand des HERRN, des Herrschers der Welt, des Gottes, dem das Heer
Israels folgt und den du verhöhnt hast." 1. Samuel 17,45 (Gute Nachricht Bibel)
Der Kampf zwischen David und Goliat wird bis heute gern angeführt, wenn zwei offenkundig
ungleiche Gegner in den Ring steigen, wobei der Schwächere auch noch das große Wort
führt und mutig den Kampf aufnimmt.
Die Armierung beider Kontrahenten wird in allen Einzelheiten beschrieben: Hier die
gepanzerte Kampfmaschine mit einem furchterregenden Waffenarsenal und dort der
Hirtenjunge mit einem Stock, einer Schleuder und fünf Kieselsteinen.
Als David mit seinem Vorschlag an König Saul herantritt, erfährt er auch, wie die Chancen
stehen: „Mein König", sagte David, „lass dich von diesem Philister nicht einschüchtern! Ich
werde mit ihm kämpfen." „Unmöglich! Das kannst du nicht", erwiderte Saul. „Du bist ja fast
noch ein Kind, und er ist ein Mann, der von Jugend auf mit den Waffen umgeht." (V. 32.33
GNB) Der Einwand des Königs ist vernünftig. Man kann einen Halbwüchsigen nicht in den
sicheren Tod rennen lassen! Aber David lässt sich weder von klugen Argumenten noch von
dem zornigen Vorwurf seines ältesten Bruders zurückhalten (V. 28). Er ist nicht bereit,
seinen Gott auch nur einen Tag länger verhöhnen zu lassen! Da muss endlich etwas
geschehen, nachdem die Szene 40 Tage lang von Angst und Tatenlosigkeit beherrscht
worden war.
Als David auf den Gegner losläuft, handelt er weder waghalsig, noch unbedacht. Mit seiner
Schleuder kann er professionell umgehen, und mit dem Beistand des allmächtigen Gottes
kann er furchtlos auftreten. Der Kampf ist im ersten Anlauf entschieden, und David ist der
Mann der Stunde.
Sicher geht es heute nicht darum, einen übermächtigen Gegner zu besiegen. Aber die
Geschichte kann Mut machen, vor Schwierigkeiten nicht angstvoll zurückzuweichen, und
Problemen, die sich schon wochenlang auftürmen, nicht länger tatenlos zuzuschauen. David
hat die Mittel eingesetzt, die ihm vertraut waren. Neben seiner Hirtenausrüstung war das
sein unbedingtes Vertrauen in den Beistand Gottes.
Danke, lieber Gott, dass ich mit meiner schlichten „Ausrüstung" und dem Vertrauen in deine
Hilfe den Herausforderungen dieses Tages begegnen kann!
Johannes Fiedler
NOVEMBER 5
So vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am
siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den
siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken. 1. Mose
2,2.3
Schöpfungsgläubige Christen fragen sich zu Recht: Wann hat Gott sein Schöpfungswerk
abgeschlossen, am sechsten oder am siebenten Schöpfungstag?
Zunächst scheint die Erschaffung des Menschen am sechsten Tag Gottes krönendes Werk
gewesen zu sein. Doch anschließend heißt es, Gott habe „am siebenten Tage seine Werke
vollendet". Auch wenn er an dem Tag „nur" ruhte, hat er doch mit seinem beispielhaften
Tun den Sabbat geschaffen und ihn seiner Schöpfung beigegeben.
Mit dem Ruhetag hat Gott auch die Sieben-Tage-Woche geschaffen. Erst damit war sein
Schöpfungswerk vollendet. Thomas Pola schreibt: „Nicht der Mensch, sondern der Sabbat
ist die Krone der Schöpfungsordnung." Daher ist es richtig, von einer „Sieben-TageSchöpfungswoche" zu sprechen.
Natürlich ergibt sich auch die Frage: Warum hat Gott überhaupt geruht? War er durch sein
Schaffen so erschöpft, dass er ausspannen musste? Keinesfalls! Jesaja schrieb: „Der HERR,
der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde und matt." (Jes
40,28) Weshalb hat Gott dann geruht? Diese Frage beantwortete Jesus in Markus 2,28: „Der
Sabbat ist um des Menschen willen gemacht." Gott war nicht auf Ruhe angewiesen, sondern
er hat als Vorbild für uns geruht, die wir heute der Ruhe bedürfen. Gott will nicht, dass wir
zu Sklaven der Arbeit werden und in Leistungsdruck und Stress, in Hektik und Unrast
versinken, sondern wir sollen jede Woche ruhen und Zeit zur Gemeinschaft mit Gott finden.
Noch etwas hat Gott am siebenten Tage getan: Er hat diesen Tag als einen besonderen Tag
ausgezeichnet, indem er ihn gesegnet und geheiligt und für uns Menschen als Ruhetag
ausgesondert hat. Da wir an keiner Stelle der Bibel auch nur die leiseste Andeutung finden,
dass Gott diesem Tag jemals den Segen und die Heiligung entzogen und auf einen anderen
Tag gelegt hätte, bleibt er für alle Menschen der gesegnete, geheiligte und verbindliche
Ruhetag der Woche. Deshalb verankerte Gott ihn auch in den Zehn Geboten (2 Mo 20,8-11).
Bei der Neuschöpfung werden wir in Gottes vollkommene Ruhe eingehen dürfen! Doch
selbst dann werden wir weiter jede Woche den Sabbat feiern (Jes 66,22.23).
Reinhold Paul
NOVEMBER 6
Dankt Gott in jeder Lebenslage. Das will Gott von denen, die mit Jesus Christus verbunden
sind. 1. Thessalonicher 5,18 (Gute Nachricht Bibel)
An einem Sonntag haben meine Familie und ich einen Freund im Krankenhaus besucht.
Einige Tage zuvor hatte er einen schweren Motorradunfall gehabt. Sein rechter Fuß wurde
schwer verletzt; er hatte zwei Zehen verloren. Ob der Fuß überhaupt gerettet werden
konnte, war zu jenem Zeitpunkt völlig offen. Da äußerte ein anderer Besucher den
Gedanken, wir sollten in allen Lebenslagen dankbar sein.
Kann man dankbar sein, wenn man im Krankenhaus liegt und nicht weiß, wie es
weitergehen wird? Unser Freund war dankbar, noch am Leben zu sein. Er war dankbar
dafür, dass seine Wirbelsäule unverletzt geblieben und sein Kopf ohne eine einzige
Schramme davongekommen war. Aber dankbar sein, dass der Unfall überhaupt passiert
war?
Wenn ich über diese Frage nachdenke, kommen mir meine Lieblingsverse aus der Bibel in
den Sinn: „Die Lebenskräfte, die ich von Natur aus habe, werden aufgerieben; aber das
Leben, das Gott mir schenkt, erneuert sich jeden Tag. Die Leiden, die ich jetzt ertragen muss,
wiegen nicht schwer und gehen vorüber. Sie werden mir eine Herrlichkeit bringen, die alle
Vorstellungen übersteigt und kein Ende hat. Ich baue nicht auf das Sichtbare, sondern auf
das, was jetzt noch niemand sehen kann. Denn was wir jetzt sehen, besteht nur eine
gewisse Zeit. Das Unsichtbare aber bleibt ewig bestehen." (2 Kor 4,16-18 GNB)
Paulus war überzeugt, „dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber
der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll" (Röm 8,18 EB) Wir müssen
oft viel ertragen, aber Gott ist bei uns und trägt uns mit unseren Leiden durch die dunklen
Täler hindurch. Sein Ziel ist es, mit uns auf seiner neuen Erde zu sein. Die Freude und die
Herrlichkeit, die uns dort erwarten, übersteigen unser heutiges Vorstellungsvermögen.
Unser Freund hat zum Glück eine feste Beziehung zu Gott. Sein rechter Fuß wurde vier Tage
nach unserem Besuch amputiert, aber er vertraut darauf, eines Tages mit zwei gesunden
Füßen in Gottes Arme laufen zu dürfen. Und er vertraut darauf, dass Paulus auch mit einer
anderen Zusicherung Recht hat: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge
zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz [zum ewigen Leben] berufen
sind." (Röm 8,28 EB)
Sandra Widulle
NOVEMBER 7
Wendet euch ab von allem Bösen und tut Gutes! Setzt euch unermüdlich und mit ganzer
Kraft für den Frieden ein! Psalm 34,15 (Hoffnung für alle)
Es ist immer noch Krieg in Palästina. Das Land kommt einfach nicht zur Ruhe. Wir haben uns
daran gewöhnt. Wir sind ja auch weit weg. Und es geht dort auch nicht um unser Gas oder
Öl. Aus diesen Gründen lassen uns die Spannungen im Heiligen Land recht kalt. Doch immer
wieder sterben dort Palästinenser und Israelis, nicht nur Soldaten und Kämpfer, sondern
auch völlig unbeteiligte Zivilisten. Und das schon seit vielen Jahren. Es will einfach nicht
Frieden werden. Aber was können wir auch tun? Und überhaupt: Ist dieser Konflikt nicht
eine Sache der UNO, der Politiker und des Militärs?
Bei den Auseinandersetzungen im Heiligen Land berufen sich beide Seiten auf Gott und auf
die Tradition ihrer Väter. Deswegen beanspruchen sie Jerusalem als Ort der Anbetung und
das Land als ihren Wohnsitz. Es geht um ihren uralten Besitz. Niemand will nachgeben, jede
Seite sieht sich im Recht.
Genau hier liegt der entscheidende Punkt. An erster Stelle geht es um das Recht und nicht
um den Frieden. Damit unterscheidet sich der Konflikt im Nahen Osten nicht vom Streit mit
dem Nachbarn bei uns. Da geht es ja auch darum, Recht durchzusetzen. Doch wenn wir
ehrlich sind, dann ist die Rede vom Recht häufig nur eine Umschreibung für ganz andere
Motive. Meist geht es darum, unsern Willen und unsere Wünsche durchzusetzen und dem
anderen zu beweisen, wer hier der Herr im Haus ist und am längeren Hebel sitzt. Wir wollen
Sieger sein und meinen, dann würde schon Friede einkehren. Irgendwann werden dann die
Feinde auch zu unsern Freunden. Falsch gedacht!
Das Wort Gottes stellt ganz nüchtern fest: „Die zum Frieden raten, haben Freude." (Spr
12,20) Es braucht also Frauen und Männer, die den Mut haben, nach Lösungen zu suchen,
wie aus Feinden wieder Freunde werden können. Ich bewundere solche Politiker, die sich
auch nach Jahren des Krieges wieder an einen Tisch setzen und die ersten kleinen Schritte
aufeinander zugehen. Auch wir können in gleicher Weise handeln, bei Nachbarn,
Arbeitskollegen oder in der Familie, am besten noch heute. Denn es geht nicht um den Sieg,
sondern um den Frieden. Überall dort, wo wir uns unermüdlich und mit ganzer Kraft für den
Frieden einsetzen, da sind wir Christus, dem „Friedefürst" (Jes 9,5 GNB), ganz nahe.
Johannes Hartlapp
NOVEMBER 8
Überall erzählt man, wie freundlich ihr uns aufgenommen habt, dass ihr nicht länger die
toten Götzenstatuen anbetet, sondern zu dem lebendigen wahren Gott umgekehrt seid
und ihm allein dient. 1. Thessalonicher 1,9 (Hoffnung für alle)
Immer wieder überrascht mich der Apostel Paulus damit, wie motivierend er den Glauben
seiner Mitchristen stärkt und fördert, indem er sie aufrichtig lobt. So schreibt er den
Christen in Galatien, bevor er sie zur gegenseitigen Hilfsbereitschaft ermutigt: „Ihr seid
geistlich ..." eingestellt (Gal 6,1.2). Den jungen Christen in Thessalonich attestiert er, ihr
Lebensmotto sei, dem lebendigen wahren Gott zu dienen. Sie waren also keine
Konsumenten oder Kritiker, die damit beschäftigt waren, die „Rechtgläubigkeit" anderer zu
kontrollieren oder zu hinterfragen.
In der Nachfolge Jesu war und ist Dienen angesagt, „dem lebendigen wahren Gott" zuliebe,
der ja selbst Mensch geworden war „. dass er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für
viele" (Mt 20,28). Dies musste auffallen, denn „in ganz Mazedonien und der Provinz Achaja"
(V. 7) achtete jeder freie Bürger darauf, sich selbst und seinen eigenen Interessen zu dienen.
Natürlich war man auch religiös, betete aber andere Götter an.
Wie kamen aber jene neuen Christen zu einer so „ungriechischen" Haltung? Wie könnte
heute solch ein Dienst aussehen? Vielleicht durch ehrenamtliches Engagement? Dienen als
Wesensmerkmal eines Menschen, das die prägende Rolle im Leben spielt - das ist keinesfalls
selbstverständlich, sondern eher die Ausnahme. Wo nahmen sie damals die Kraft dazu her?
Paulus schreibt, dass sie zu dem lebenden wahren Gott „umgekehrt" wären. Diese
Menschen haben ihre bisherigen Lebensinhalte als (wörtlich) „ins Abseits führende Götter"
erkannt und sich einem völlig neuen Lebensinhalt zugewandt. Es ging ihnen nicht mehr um
bloße Befriedigung eigener religiöser Bedürfnisse, sondern vielmehr um Befreiung zu einem
neuen Leben im Dienst für Gott - in Erwartung seines baldigen Kommens.
Das Vorbild dieser Christen motiviert mich, mein eigenes Glaubensleben zu überdenken. Ich
will von Gott mehr Erkenntnis über mich selbst erbitten und ihn fragen: Wie kann ich voll im
Dienst für dich und für andere aufgehen?
Albrecht Höschele
NOVEMBER 9
Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod errettet worden. Ihr habt sie
erfahren, weil ihr an Jesus Christus glaubt. Dies alles ist ein Geschenk Gottes und nicht
euer eigenes Werk. Epheser 2,8 (Hoffnung für alle)
Adventisten achten darauf, dass ihr Glaube und ihr Lebensstil mit dem Wort Gottes
übereinstimmen. Ein Punkt allerdings gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen und
Missverständnissen - so meine Erfahrung als adventistischer Pastor -, weil es offensichtlich
nicht einfach ist, ihn richtig zu erfassen: die Erlösung allein durch das Blut Jesu.
Es gibt keine biblische Aussage, die unserem Denken eine größere Radikalität abverlangt als
die Gerechtigkeit aus dem Glauben. Und es gibt keine biblische Lehre, die so anfällig ist für
eine fatale Vermischung mit menschlichen Vorstellungen. Da sprechen die einen etwa von
einer „billigen Gnade" und übersehen, dass es ja noch viel schlimmer ist: Was billig ist,
kostet ja noch etwas, Gnade ist aber für den Empfänger immer kostenlos! Andere hängen
ihren Taten nach, wenn sie vom notwendigen Gehorsam sprechen, wobei Gott dann ihr
eigenes Versagen in seiner Liebe mit seiner Gnade auffüllt -und machen sich damit zum
Akteur ihrer eigenen Erlösung. Beides entspricht jedoch nicht den Aussagen der Bibel!
Die Erlösung des Menschen ist ausschließlich, absolut, zu 100 Prozent an den Opfertod Jesu
gebunden. Nur in ihm liegt unser Heil! Jeglicher Hauch eines eigenen Beitrags setzt das
Opfer Jesu herab und nimmt ihm dadurch in letzter Konsequenz seine absolute Wirkung und
Bedeutung.
Wenn es um die Erlösung geht, ist jeder Mensch zu 100 Prozent ein Nehmender, der außer
seinem eigenen Versagen nichts einbringen kann. Weil das so ist, können Christen auch von
Heilsgewissheit sprechen, denn Gott ist der einzig Handelnde und in seiner Heilszusage
absolut zuverlässig.
Wer meint, durch eigenen Gehorsam oder eigenes Handeln etwas zu seiner Erlösung
beitragen zu können oder sogar zu müssen, misstraut im Grunde Gott. Zu ewigem Leben
erlöst wird nur derjenige, der sich selbst vollständig loslässt und einem anderen völlig
vertraut. Dieser andere ist Jesus Christus, mit dem er in einer persönlichen Beziehung lebt.
Jegliches Abrücken von dieser biblischen Lehre, jegliche Einschränkung ihrer
Ausschließlichkeit, stellt das Fundament unseres Glaubens infrage.
Heinz-Ewald Gattmann
NOVEMBER 10
Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Johannes 6,68
Am 10. November 2009 - heute vor zwei Jahren - nahm sich der deutsche FußballNationaltorhüter Robert Enke das Leben. Er warf sich vor einen Zug. Als diese Nachricht am
gleichen Abend in den Medien verbreitet wurde, ahnte noch niemand, welche Woge des
Mitgefühls sie in der Bevölkerung hervorrufen würde. Besonders bewegend war die
Erklärung von Robert Enkes Ehefrau Theresa über die Gründe für seinen Suizid. Ihr Mann litt
unter schweren Depressionen, die dadurch verstärkt wurden, dass einige Jahre zuvor seine
kleine Tochter an einem angeborenen Herzfehler starb.
Einige Tage nach seinem Tod versammelten sich über 35.000 Menschen zu einer Trauerfeier
im Stadion von Hannover. Der Tod des Fußballstars war auch Anlass zahlreicher
Veröffentlichungen zum Thema „Depression".
Die Gründe für die massenhafte Anteilnahme an Robert Enkes Tod sind wohl nicht nur in
seiner Beliebtheit zu suchen. Bundeskanzlerin Angela Merkel versuchte dieses Phänomen in
Worte zu fassen als sie sagte, viele Menschen hätten das Gefühl, so etwas könne sie selbst
auch treffen. Und ein Zeitungskommentator deutete, dass viele den Eindruck hätten, die
Welt sei nicht im Lot.
Genau das spüren die Menschen. Sie bewältigen ihr Leben Tag für Tag, erfüllen ihre
Pflichten - sie „funktionieren". Meist werden Fragen nach dem Sinn und Ziel ihrer Arbeit, ja
ihres Lebens, durch die alltägliche Geschäftigkeit überlagert. Doch persönliche Lebenskrisen
oder erschütternde Ereignisse bewirken, dass solche Fragen zumindest für kurze Zeit an die
Oberfläche gespült werden und Antworten einfordern.
Auch wenn es in der Kürze recht einfach klingt: Christus ist die Antwort nach dem Sinn
meiner Existenz, ja des Daseins der Welt überhaupt. Schon heute kann die Sehnsucht nach
Sinn gestillt werden - durch eine Beziehung zu Christus, der durch sein Leben, sein Sterben
und seine Auferstehung die entscheidenden Schritte getan hat, um uns aus unserer
Verlorenheit herauszuholen - also aus dem Zustand, den wir in den Krisen unseres Lebens
deutlich spüren. Er, unser Schöpfer und Erlöser, wird die aus den Fugen geratene Welt
wieder ins Lot bringen - durch eine Neuschöpfung der Erde und ihrer Bewohner. Endgültig
wird unsere Sehnsucht in Erfüllung gehen, wenn Jesus wiederkommt und all dies
verwirklicht.
Thomas Lobitz
NOVEMBER 11
[Jesus] fragte: „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?" Dann zeigte er auf
seine Jünger: „Seht, diese dort, sie sind meine Mutter und meine Geschwister. Denn wer
den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine
Mutter." Matthäus 12,49.50 (Hoffnung für alle)
Nicht jeder hat das Glück, ein schönes Zuhause zu erleben und Eltern und Geschwister zu
haben, mit denen man durch dick und dünn gehen kann. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall:
Die Familie ist der Ort, an dem man die meisten Einschränkungen erfährt.
Im Neuen Testament wird berichtet, wie die Mutter von Jesus und seine Geschwister ihm
nachspürten. Sie wollten ihn aus der Menschenmenge holen, zu der er gerade sprach. Auf
den Hinweis, seine Familie warte auf ihn, sagte Jesus: „Wer ist meine Mutter? Wer sind
meine Geschwister?" Er war zu diesem Zeitpunkt ein erwachsener Mann, hatte einen klaren
Auftrag zu erfüllen und enge Vertraute, die ihm dabei halfen und mit denen er alles teilte.
Sie standen ihm näher als seine leibliche Familie. Sie waren nicht nur seine Mitarbeiter,
sondern auch seine Freunde. Sie schätzten ihn.
Freunde können zu einer Familie werden oder diese ersetzen, wenn man seine Eltern längst
verloren hat und dazu Einzelkind ist. Wahl- und Seelenverwandtschaften, Freunde und
Freundinnen, die einem Vater, Mutter, Schwester und Bruder, manchmal auch Kinder sind,
finde ich in der Kirchengemeinde. Sie sind ein Segen für mich, weil ich bei ihnen auch
mütterliche oder geschwisterliche oder kindlich-geborgene Gefühle haben kann. Je
nachdem, was gerade nötig ist: Miteinander reden über die Liebe, über das Grauen vor
Krankheit und Tod, über das, was danach kommt; zusammen lachen und albern sein;
weinen, feiern, einander zuhören, gemeinsam schweigen, miteinander beten; sich helfen in
allen möglichen Krisen und sich helfen lassen; sich beschenken und ehrlich zueinander sein.
Wer von seiner Familie Abschied nehmen muss oder von ihr aus irgendeinem Grund
(innerlich) getrennt ist, der sollte unbedingt solche Wahlverwandtschaften pflegen. Und
dass wir in unserer Gemeinde von „Schwestern und Brüdern" reden, mag vielleicht etwas
antiquiert klingen, drückt aber das, was eine Gemeinde sein sollte, doch viel besser aus als
„ein Mitglied der Kirchengemeinde". Solche Menschen sind wirklich ein Geschenk des
Himmels.
Beate Strobel
NOVEMBER 12
Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden.
2. Timotheus 4,3
„Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss", schrieb Wilhelm Busch, als
1865 die Schulpflicht eingeführt wurde. Nicht nur in der Schule müssen wir lernen, sondern
ein Leben lang. Alle Wissenszweige sind in Lehrbüchern beschrieben. Auch die Bibel enthält
über weite Strecken Lehren, „heilsame Lehre". Doch biblische Lehre, griechisch „Dogma",
löst heute bei vielen Menschen Unmut aus.
Der Philosoph Ludwig Feuerbach war der Meinung: „Das Dogma ist ausdrückliches Verbot,
selber nachzudenken." Doch die biblische Lehre ist von fundamentaler Bedeutung, nicht nur
für unseren Verstand, sondern vor allem für unser Leben im Alltag.
Die Bergpredigt müsste eigentlich „Berglehre" heißen: „Als Jesus diese Worte vollendet
hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer,
der Vollmacht hatte." (Mt 7,28.29 EB)
„Heilsame Lehre" ist alles, was Gott uns in seinem Wort zu unserem Heil offenbart hat. In
gewissem Sinn hat Feuerbach Recht. Wie wir durch Christus erlöst werden, wie wir vor Gott
heil werden, können wir niemals durch Nachdenken herausfinden. „Was kein Auge gesehen
hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist" -nämlich Jesus
Christus -, das „hat Gott offenbart durch seinen Geist." (1 Kor 2,9.10) Wir können uns die
heilsame Lehre nicht ausdenken, wohl aber ein Leben lang darüber nachdenken und immer
tiefere Erkenntnisse zu unserem Heil entdecken.
Die Britin Dorothy L. Sayers hat in Das größte Drama aller Zeiten erklärt: „Man versichert
uns dauernd, die Kirchen seien darum so leer, weil die Predigten zu viel Gewicht auf die
Lehre legten: auf das ,langweilige Dogma', wie man zu sagen pflegt. Man lasse mich einmal
sagen, dass genau das Gegenteil wahr ist; es ist die Vernachlässigung des Dogmas, die die
Predigten so langweilig macht. Der christliche Glaube ist das aufregendste Drama, das der
menschlichen Einbildungskraft je geboten wurde. Wenn wir das in den
Glaubensbekenntnissen der Kirche klar bezeugte Drama langweilig finden, dann haben wir
diese erstaunlichen Schriftstücke entweder nie wirklich gelesen oder aber so oft
gedankenlos rezitiert, dass wir alle Empfindungen für ihren Sinn verloren haben."
Joachim Hildebrandt
NOVEMBER 13
Denn wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden
ist wie ein Schatten und bleibet nicht. 1. Chronik 29,15
Unser Leben ist wie ein Schatten. Ich glaube, das wird einem besonders bewusst, wenn
Kinder sterben.
Als ich mich vor Jahren mit der Biografie des Pfarrers und Liederdichters Paul Gerhardt
(16071676) beschäftigte, haben mich einige Aufzeichnungen seiner Frau Anna Maria,
geborene Bertold (1622-1668), sehr berührt. Das Ehepaar verlor vier von fünf Kindern im
Kindesalter.
Beim Tod des ersten Kindes Maria Elisabeth, das am Geburtstag der Mutter geboren wurde
und nach kaum acht Monaten starb, schrieb Frau Gerhardt: „Herr, warum nimmst du mir
meiner Augen Lust und meines Herzens Freude? Doch ich will nicht klagen und weinen.
Schlaf wohl in deinem Ruhebettlein." Das zweite Kind, Anna Katharina, wurde nur ein Jahr
und zwei Monate alt. Da wandte sich die Mutter mit folgenden Worten an Gott: „Ach, soll
ich denn sein wie eine, die ihrer Kinder beraubt wird? ... Wie habe ich's verschuldet, dass du
auch diese Freude in Herzeleid verwandelt? - Mein Gerhardt tröstet mich und spricht: Was
weinest du? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft." Das dritte Kind, Andreas,
stirbt noch am Tage seiner Geburt. Dazu findet sich die Aufzeichnung: „Herr, du weißt, was
ein Mutterherz tragen kann, darum will ich meine Hand auf meinen Mund legen und
schweigen." Allein das vierte Kind Paul Friedrich bleibt am Leben und erreicht ein Alter von
54 Jahren.
Nach dem Tod des fünften Kindes Andreas Christian, das sieben Monate alt wurde, ist in den
Notizen zu lesen: „Siehe, Herr, noch ein Kind ist uns geblieben, und länger geblieben als die
anderen vier. Soll noch einmal dein Todesengel in unser Haus kommen - Herr, sende ihn
dann zu mir. Ich bin sehr müde und schwach! - Herr, ich warte auf dein Heil!" Drei Jahre
später wurde sie im Alter von knapp 46 Jahren vom Leben abberufen. Wer so oft wie die
Gerhardts dem Tod ins Angesicht sehen musste, konnte ihn nicht verdrängen.
Wie ist es heute? „Der Tod wird totgeschwiegen . Wir wollen leben, das Leben auskosten,
und ahnen nicht, wie schal und banal und wie dumm ein Lebensgenuss ist, der auf der
Verdrängung des Todes basiert." (Reinhard Deichgräber) Herr, „so lehre uns denn zählen
unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen" (Ps 90,12 EB).
Josef Butscher
NOVEMBER 14
Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
Epheser 5,20
Nach dem Geschenkeauspacken zu Weihnachten, zum Geburtstag oder anlässlich eines
Firmenjubiläums ergießen sich regelmäßig wahre Wortkaskaden der Dankbarkeit.
Manchmal sind es nur leere Floskeln, nicht immer ist auch echte Dankbarkeit im Spiel.
Im christlichen Abendland ist Danken zum Problem geworden. In einer
Dienstleistungsgesellschaft bezahle ich nach geltenden Tarifen. Warum dann noch dem
Verkäufer im Supermarkt, dem Friseur, dem Lehrer oder dem Platzanweiser im Theater ein
„Dankeschön!" sagen? Er oder sie erhalten ihren gerechten Lohn. Ich habe ja bezahlt.
Danken hängt sprachgeschichtlich mit denken zusammen. Nachdenken, überdenken sind
keine Gefühlsregungen, sondern erfordern Überlegung. So ist das Danken auch kein reiner
Verbalakt, sondern eher eine Haltung, die sich konkret in der Ehe, in der Familie, in der
Gemeinde, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit zeigt.
Unser Text geht allerdings einen wesentlichen Schritt weiter: Gott danken - allezeit und für
alles. Damit wird Danken zum Zeichen christlicher Reife. Sind wir schon so weit, dass wir
wirklich alles aus der Hand Gottes nehmen und dafür danken können? Wenn fast der
gesamte Jahresurlaub verregnet ist? Und wenn es um existenzielle Grenzsituationen geht?
Wenn eine Gewebeprobe eingeschickt wurde und du auf das Ergebnis wartest und dieses
Ergebnis dann vielleicht dein ganzes Leben verändert: auch dafür sollen wir danken?
Es wird uns nicht jedes Mal gelingen, aber mit jeder Erfahrung kommen wir ein Stück dem
Ziel näher: allezeit für alles danken! Wir können das in der Überzeugung, dass Gott auch
„auf krummen Linien gerade schreiben kann", wie Paulus versichert: „Wir wissen aber, dass
denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken." (Röm 8,28 EB)
Auch heute können dir Ereignisse bevorstehen, die das Danken erschweren könnten, aber
erinnern wir uns: Wir danken einem Gott, der unser Vater ist und tausend Lösungen für
jedes unserer Probleme hat. Er versicherte: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über
euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides." (Jer 29,11)
Lothar E. Träder
NOVEMBER 15
Denkt daran, dass alle wie in einem Wettrennen laufen, aber nur einer den Siegespreis
bekommt. Lauft so, dass ihr ihn gewinnt! Jeder Athlet übt strenge Selbstdisziplin. Er tut
das allerdings, um einen Preis zu erringen, dessen Wert verblassen wird - wir aber tun es
für einen ewigen Preis. 1. Korinther 9,24.25 (Neues Leben)
Herbst 2009 in einem Eiskeller. Das Trainerteam der Biathlonmannschaft der deutschen
Frauen erprobt unterschiedliche Munitionsarten unter extremen Bedingungen. Das Gewehr
ist fest eingespannt. Von jeder Munition müssen in schneller Folge fünf Schüsse abgegeben
werden, um ihre Genauigkeit zu prüfen.
Die Olympischen Winterspiele in Vancouver standen vor der Tür, und die Schießleistungen
waren in der letzten Zeit nicht mehr so gut. Wenn sich Biathleten auf die Olympiade
vorbereiten, geht es um jedes Detail. Da ist nicht nur die Munition wichtig. Auch das
Gewehr, die richtige Schießtechnik, der optimale Ski, das geeignete Wachs. Und natürlich
gehören die körperliche Fitness, Kraft- und Konditionstraining - zusammen mit einer
ausgewogenen und guten Ernährung - dazu.
Darüber hinaus müssen sich die Sportler voll und ganz auf das Ziel konzentrieren, ihre ganze
mentale Kraft darauf ausrichten und ihr ganzes Leben ihrem Sport und ihren Ambitionen
unterordnen. Sonst geht nichts. „Sich auf das Wesentliche zu richten, . und dabei bis auf die
unterstützenden alle inneren und äußeren Einflüsse ausblenden, das ist Konzentration",
schreibt der Mentaltrainer Hans Eberspächer.
Und wofür das alles? Für einen Platz auf dem olympischen Treppchen, für eine
Goldmedaille? Für einen Preis, „dessen Wert verblassen wird", sagt der Apostel Paulus in
unserem Andachtswort. Umso mehr können wir uns als Christen ein Vorbild nehmen an den
vielen Sportlern, die sich wegen eines zeitlichen und weltlichen Ruhmes so immens
anstrengen.
„Wer etwas hochbedeutsam findet, hat keine Motivationsprobleme", schreibt Eberspächer
auch. Das trifft auf Christen erst recht zu: „Wir tun es für einen ewigen Preis", sagt der
Apostel. Für die Erlösung und das ewige Leben auf Gottes neuer Welt.
Lasst uns nicht nachlassen, uns mit allem, was wir haben, auf das Ziel auszurichten, das Gott
uns vor Augen gestellt hat: „Ihr sollt den Herrn, euren Gott, von ganzem Herzen, von ganzer
Seele und mit eurer ganzen Kraft lieben", erklärte Mose dem Volk Israel (5 Mo 6,5 NL).
Roland Nickel
NOVEMBER 16
Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir
sind von deinen Geboten und Rechten abgewichen. Daniel 9,5
Das hat gesessen. Ein Geständnis ohne Wenn und Aber, ohne verzierende Schnörkel, direkt
und geradeaus, ein Paukenschlag.
Was ist denn passiert? Die Juden befanden sich im Exil, in den Grenzen des heutigen Irak.
Ca. 600 v. Chr. hatte sie Nebukadnezar dorthin verschleppt. Für die Juden eine Katastrophe,
letztlich aber eine Folge ihres Abfalls von Gott. Genau das bringt der Prophet Daniel so
treffsicher auf den Punkt. Wir könnten uns zurücklehnen und sagen, dass das eine gerechte
Strafe gewesen sei, schließlich waren alle Parteien vorgewarnt. Das greift allerdings zu kurz
und würde den Blick für diesen einmaligen Text verstellen.
Da ist einiges, was ich bemerkenswert finde und woraus ich lernen möchte. Daniel selbst
solidarisiert sich mit seinen Landsleuten, obwohl er sein Leben lang vorbildlich gelebt hat. Er
windet sich nicht heraus, feilscht mit Gott nicht herum, um ihm ein Zugeständnis zu
entlocken, wann das Volk nun endlich wieder frei sein würde. Nein, Daniel bekennt und er
reiht sich ein in das Volk. Er beansprucht für sich keine Privilegien und profiliert sich auch
nicht auf Kosten seiner Landsleute.
Könntest du so leben und handeln? Das zielt ja auf deinen Charakter, auf deine geistliche
Reife. Ich denke, dass solche Fragen uns zu einer manchmal notwendigen Inventur unserer
Seele veranlassen können. Das reinigt und tut gut. Außerdem lässt sich einiges auf unser
Leben übertragen.
Da gibt es Konflikte in der Familie, in der Gemeinde, im Verein, in der Ehe - wo auch immer.
Haben wir die Kraft zu sagen, ich habe Fehler gemacht, ich war nachlässig oder
oberflächlich, habe mich geärgert oder war stur, frustriert, verletzt? Was es auch sei - hör
auf, um den heißen Brei herum zu reden, dich zu winden, hör auf, Dinge endlos zu dehnen,
die besser auf den Punkt gebracht werden müssen. Versuche es, und du wirst besser leben
können.
Kurz danach sagt ein Engel zu Daniel: „Als du anfingst zu beten, erging ein Wort ..." (Dan
9,23) Das macht mir Mut. Ich muss Gott nicht erst überzeugen. Ich rede mir meine Schuld
von der Seele, und Gott hört und befreit. Endlich wieder Luft zum Atmen. Danke!
Johannes Naether
NOVEMBER 17
Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der
Nichtweisen; darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium
zu predigen. Römer 1,14.15
Ich sehe mir bei Gelegenheit gern die RTL-Fernsehsendungen „Raus aus den Schulden" mit
Schuldenberater Peter Zwegat an. Darin wird gezeigt, wie er hoch verschuldeten Familien
hilft, ihre finanzielle Situation in den Griff zu bekommen und ihre Schulden abzutragen. Man
kann daraus manches für sich lernen.
Auch Paulus war ein Schuldner, jedoch nicht, weil er über seine Verhältnisse gelebt und
Kredite aufgenommen hatte. Er sah sich als Schuldner für das, was er erfahren und erkannt
hatte. Auf dem Weg vor Damaskus war ihm Jesus Christus selbst begegnet, obwohl der
längst gestorben, auferstanden und in den Himmel gefahren war (siehe Apg 9,1-5). Paulus
erkannte, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes und der verheißene Messias ist, und fing
sogleich an, diese Botschaft zu verkündigen (V. 20-22).
Paulus schrieb an die Christen in Rom: „Ich schäme mich nicht für die rettende Botschaft. Sie
ist eine Kraft Gottes, die alle befreit, die darauf vertrauen; zuerst die Juden, aber auch alle
anderen Menschen." (Röm 1,16 Hfa). Den Menschen gegenüber, die Christus noch nicht
kannten, fühlte er sich als „Schuldner" wegen dem, was er besaß und ihnen fehlte. Er fühlte
sich verpflichtet, gelehrten und ungebildeten Menschen die frohe Botschaft der Erlösung zu
bringen. „Durch sie zeigt Gott, wie er ist: Er sorgt dafür, dass unsere Schuld gesühnt wird
und wir mit ihm Gemeinschaft haben können. Dies geschieht, wenn wir uns allein auf das
verlassen, was Gott für uns getan hat", erklärte Paulus (V. 17 Hfa) und führte dann aus, dass
Christi Opfer am Kreuz dabei die zentrale Rolle spielt.
Von Zeit zu Zeit ist es angebracht, darüber nachzudenken, was meine eigentliche Aufgabe
und Berufung als Christ ist. Wem Christus irgendwie begegnet ist und wer ihn als seinen
Erlöser erfahren hat, empfindet den Reichtum, der ihm damit geschenkt ist. Er sieht sich wie
Paulus als Schuldner seiner Mitmenschen, die Jesus noch nicht kennen und deshalb
verlorengehen können.
Möge Gott uns helfen, diese Schulden abzutragen. Dabei wird uns Peter Zwegat keine Hilfe
sein, wohl aber der Heilige Geist, der uns mit Kraft und Freimut erfüllen (Apg 1,8; 4,31) und
die nötige Weisheit schenken kann, wie wir heute unsere Mitmenschen erreichen können.
Werner E. Lange
NOVEMBER 18
Wir sind schwache Menschen und unfähig, unsere Bitten in der rechten Weise vor Gott zu
bringen. Deshalb tritt sein Geist für uns ein mit einem Stöhnen, das sich nicht in Worte
fassen lässt. Römer 8,26b (Gute Nachricht Bibel)
„Weißt du, warum die Bienen summen?" wurde ich neulich gefragt. Die Antwort kannte ich
nicht: „Weil sie den Text vergessen haben!" Als mein Lachen in ein Schmunzeln überging,
dachte ich: Das ist wirklich ganz schön schlau. Was machen wir, wenn uns die Worte fehlen,
oder es uns gar die Sprache verschlägt?
Es ist wichtig, das zum Ausdruck zu bringen, was uns innerlich bewegt. Sonst bleibt es
unterdrückt -kalt und schwer oder brodelnd und explosiv. Das Ungesagte kann unser
Lebensgefühl bestimmen. Zuversicht und Selbstvertrauen schwinden, ein freundliches Wort
fühlt sich wie ein Vorwurf an. Oder unsere Gefühle gehen ein wie eine Pflanze ohne Licht.
Freude und Dankbarkeit geraten in Vergessenheit, wir wissen nicht mehr, wie sie sich
anfühlen. Ärger und Empörung verblassen, Ungerechtigkeit fällt gar nicht mehr auf.
Wir können beten, wenn uns die Worte fehlen. Wenn der Geist uns „mit unaussprechlichen
Seufzern" vor Gott vertritt (wie Luther unseren Andachtstext übersetzte), dann können wir
im Gebet summen! Gott weiß sowieso im Voraus, was wir brauchen (Mt 6,8). Wir müssen
aber nicht erst warten, bis Widrigkeiten uns die Sprache verschlagen, um zu beten. Wir
können danken, loben, Freudiges zum Anlass nehmen - auch wenn uns dafür die Worte
fehlen sollten.
Beten bewirkt viel: Denken wir an die Montagsgebete in Leipzig, damals vor einundzwanzig
Jahren. Sogar die ungläubigen Machthaber der DDR konnten die Gebete nicht überhören.
„Wird Gott nicht erst recht seinen Erwählten zu Hilfe kommen, wenn sie ihn Tag und Nacht
anflehen?" (Lk 18,7a unrevidierte Gute Nachricht) In der Zeit, als die Adventgemeinde in den
USA entstanden ist, kamen Christen zusammen und beteten dafür, Gottes Geist wirken zu
sehen. Sie erlebten, wie sich Erweckungen über das ganze Land ausbreiteten. „Wenn aber
selbst ihr sündigen Menschen wisst, wie ihr euren Kindern Gutes tun könnt, wie viel eher
wird euer Vater im Himmel denen, die ihn bitten, den Heiligen Geist schenken"! (Lk 11,13
NL)
Wir können heute Gottes Macht und Möglichkeiten durch Gebet erleben, jeder für sich,
aber auch gemeinsam. Selbst wenn wir das Gefühl haben sollten, alles sei bereits gesagt
worden und es gäbe nichts mehr zu sagen.
Brent Blum
NOVEMBER 19
Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's
und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.
1. Korinther 11,23.24
Es ist üblich, wichtige Entscheidungen durch zeichenhafte Handlungen zu bestätigen. So
werden Vertragsabschlüsse mit Unterschriften in Kraft gesetzt und Eheschließungen mit
dem Anstecken der Ringe besiegelt. Jesus hat seinen Nachfolgern auch zwei solche
Handlungen gegeben: Die Taufe am Anfang eines Christenlebens und das Abendmahl, das
uns auf dem Glaubensweg mit Christus begleiten soll.
Paulus erinnerte die Gemeindeglieder in Korinth an jene Nacht, als Jesus verraten wurde.
Damit knüpfte er an ein tatsächliches Geschehen mit einer Zeitangabe an. Das besagt, dass
unser Glaube an Jesus Christus auf Tatsachen beruht. Es begann mit der Menschwerdung
des Gottessohnes: Er wurde „in Windeln gewickelt ... und in eine Krippe gelegt" (Lk 2,7). Am
Ende seines Erdenlebens stand die Nacht, in der er den Römern ausgeliefert wurde, sodass
er am folgenden Tag gekreuzigt wurde.
In dieser Nacht stiftete er für seine Jünger das Zeichen des „neuen Bundes". Durch seinen
Tod würden sie an seinem Leib erfüllt sehen, was er ihnen zuvor an Brot und Wein
sinnbildlich dargestellt hatte.
Was war das Besondere dieser Stunde? Jesus wusste, dass durch seinen Tod die Macht
Satans und der Sünde gebrochen und eine neue Weltzeit anbrechen würde. In jener Nacht
steuerte die Geschichte unserer Erde und des Universums auf einen Höhepunkt zu: Gott
offenbarte sich selbst in seiner opferbereiten Liebe wie nie zuvor (Joh 3,16). Mit diesem
Opfer wurde für uns eine neue Beziehung zu Gott ermöglicht, die nicht auf unserer
Frömmigkeit oder „guten Werken" beruht, sondern allein auf die Liebe, die Gott aus freien
Stücken gewährt.
Weil wir das mitunter vergessen oder es uns im Stress des Alltags nicht mehr bewusst
machen, dass wir unser Leben seinem Opfer verdanken, hat Jesus den Gläubigen das
Abendmahl gestiftet. Er möchte, dass jeder, der an diesem Mahl teilnimmt, seine Beziehung
zu ihm neu bestätigt und sie damit vertieft - wie auch die Beziehung zu denen, die sich
ebenfalls zu Jesus bekennen. Wer Gottes Angebot der Erlösung annimmt und das im
Nehmen, Essen und Trinken beim Abendmahl bestätigt, wird Anteil haben an dem neuen
Leben, das Jesus schon jetzt gibt und in der Ewigkeit vollenden wird.
Manfred Böttcher
NOVEMBER 20
So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen
unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird
gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. 1. Korinther 15,42.43
Ein kleiner Ort am Alpenrand in Oberbayern. Wenn ein Einwohner stirbt, kommt das ganze
Dorf zur Beerdigung. Nicht wie auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, wo die Menschen
im Fünfzehn-Minuten-Takt zu Grabe getragen werden. Nein, hier geht es noch beschaulich
zu. Und doch sind die freien Plätze auf dem verhältnismäßig winzigen Friedhof in den letzten
Jahrzehnten wesentlich weniger geworden. Das Grab, das ich besuche, liegt gleich am
Hintereingang.
Ich weiß: Der Herr braucht kein Grab und keine „sterblichen Überreste", um einen
Menschen wieder auferstehen zu lassen. Aber ich brauche einen Ort für meine Trauer. Zu
Hause habe ich mir Erinnerungsstücke aufbewahrt: Fotos, Briefe und wenige Gegenstände,
die an den Menschen erinnern, mit dem ich mich nun nicht mehr austauschen kann.
Doch möchte ich mir gern noch eine Erinnerung an meinen Friedhofsbesuch auf die lange
Rückreise mitnehmen. Es ist November, und der Sturm hat einige Tannenzapfen auf das
Grab geweht. Ich hebe einen Zapfen auf. Er fühlt sich fest, kompakt und gut an. Ich nehme
ihn mit und lege ihn zu Hause auf das Regal über meinem Schreibtisch.
Einige Tage später hat sich mein Tannenzapfen völlig verändert: Er hat sich in der Wärme
geöffnet. Und es fällt etwas heraus: eine unglaublich große Zahl von Samenkörnern. Sie
tragen kleine Flügel, damit der Wind sie besser verteilen kann. Dieser winzige
Tannenzapfen, den ich vom Ort des Todes mitgenommen habe, trägt ein außerordentliches
Potenzial des Lebens in sich. Wenn diese Samen alle in die Erde gelangten, wüchse ein
ganzer Tannenwald! Es gleicht einem Symbol der Auferstehung. Am Ort des Todes schafft
der Herr neues Leben, verschwenderisch, „unverweslich, in Herrlichkeit und Kraft".
Der Tannenzapfen liegt immer noch auf dem Regal über meinem Schreibtisch. Danke Herr,
für diese einprägsame Auferstehungspredigt! Danke für die feste Gewissheit, dass wir die
Menschen wiedersehen werden, die wir geliebt haben - weil du neues Leben schenkst!
Heidemarie Klingeberg
NOVEMBER 21
Doch der Herr sagte zu ihm [Samuel]: „Lass dich von seinem Aussehen und von seiner
Größe nicht beeindrucken ... Denn ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen.
Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen
schaue jedem Menschen ins Herz." 1. Samuel 16,7 (Hoffnung für alle)
Um Stewardess werden zu können, ließ sich eine 16-jährige Britin in einer Operation 12,5
Zentimeter länger machen. Zuerst wurden ihr beide Oberschenkelknochen durchgesägt,
dann die Beine durch Metallplatten und Schrauben gestreckt.
Was wird heutzutage nicht alles unternommen, um Karriere zu machen oder andere zu
beeindrucken! Häufig gelingt das sogar; denn wir Menschen lassen uns schnell von äußeren
Faktoren beeindrucken. Im Falle der Britin war das ganze Opfer umsonst: Sie lag nach dem
Eingriff immer noch zwei Zentimeter unter der von Fluggesellschaften geforderten
Mindestgröße!
Wie groß wird eines Tages die Enttäuschung derer sein, die sich ein Leben lang bemüht
haben, Gott zu beeindrucken oder „Pluspunkte" bei ihm zu sammeln, wenn sie zu hören
bekommen: Ziel verfehlt! Gemessen und für ungenügend befunden!
Im Andachtstext geht es um die Wahl eines Königs für Israel. Eliab, Davids ältester Bruder,
war groß, aber nicht der von Gott Erwählte. Es wäre sicher abwegig, aus dem Text
abzuleiten, dass es keine Rolle spielt, wie sich ein Nachfolger Jesu äußerlich gibt oder
kleidet. Weil wir als ganze Menschen eine „Visitenkarte" Gottes sind, lässt sich kein Bereich
ausklammern. Verdächtig wird es allerdings, wenn das Äußere etwas vortäuscht, was durch
die inneren Werte nicht gedeckt ist.
Vergeblich ist der Versuch, Gott durch unser Tun zu beeindrucken. Wo das Herz das gleiche
bleibt, wechseln unsere Bemühungen allenfalls die Masken. Was getan werden muss, um
uns fit für die neue Erde zu machen, müssen und dürfen wir getrost dem überlassen, der
allein unser „Herz" - also unser Denken und Fühlen - verändern kann.
Wenn im Herbst des Lebens manches Blätterwerk verwelkt, das wir uns angeeignet hatten,
wird nur die Frucht in voller Frische bestehen bleiben, die der Geist Gottes in uns
hervorbringen durfte (Gal 5,22). Wenn eines Tages alle Masken fallen, wird nur die
Schönheit erhalten bleiben, die Jesus während einer lebenslangen Beziehung in uns
entfaltet hat.
Elí Diez-Prida
NOVEMBER 22
Nun spricht der HERR ... „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei
deinem Namen gerufen; du bist mein!" Jesaja 43,1
Schon oft haben wir davon erfahren, dass ein Wort aus der Bibel, das jemand in der Kinderoder Jugendzeit gehört und sich gemerkt hat, in einer Lebenskrise zur Rettung geführt hat.
So war es auch bei einem jungen Mann, der eines Nachts auf einer Eisenbahnüberführung
stand. Dies sollte die Endstation seines Lebens sein: Er wollte sich vor den Zug werfen. Das
ganze Leben erschien ihm sinnlos. Er hoffte, dass der Sprung vor den Zug all seinem Elend
ein Ende setzen würde.
Plötzlich kamen ihm die Worte in den Sinn: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen."
Woher kam dieser Eindruck? Es sprach doch niemand mit ihm. „Bei meinem Namen
gerufen." Wer hatte das je zu ihm gesagt? Wer sollte sich jetzt noch um ihn kümmern oder
sich für ihn interessieren?
Er fühlte, wie ihn der Mut verließ, sein Leben zu beenden. Das ärgerte ihn eigentlich. Doch
seine Gedanken kamen in Gang. Sollte es doch wahr sein, was er als Kind gelernt hatte, dass
jeder Mensch einmal vor Gott erscheinen muss, um ihm Rechenschaft zu geben über sein
Leben?
Ja, das ist wahr; denn in der Bibel steht: „Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es
ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen."
(Hbr 4,13). Deshalb ist es kein Ausweg, wenn jemand sein Leben von sich wirft!
Der Gedanke an eine „barmherzige Nacht des Vergessens" ist eine Täuschung. Es gibt aber
einen Ausweg, und dieser junge Mann fand ihn auch: „Gott, wenn du dich für mich
interessierst, dann lass es mich wissen", bat er. Gott ließ ihn das klar genug wissen, sodass
er die Einladung Jesu annahm: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer
Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben." (Mt 11,28 Hfa)
Es ist gut zu wissen, dass es bei Jesus Vergebung der Schuld und Frieden für das wunde Herz
gibt. So sehr ein Mensch sein Leben verpfuscht haben mag: Durch Jesus Christus ist ein
Neuanfang möglich!
Klaus Schulz
Du, Herr, willst nicht das Leid, sondern die Freude. Du willst nicht krank machen, sondern
heilen. Du willst nicht den Tod, sondern das Leben. Rudolf Bohren
NOVEMBER 23
Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit
Ehrerbietung zuvor . Segnet, die euch verfolgen; segnet und fluchet nicht ... Seid eines
Sinnes untereinander. Römer 12,10.14.16
Zwei Fuhrleute auf hoch beladenen Pferdefuhrwerken begegneten sich auf einem schmalen
Weg. Links waren hohe Berge und rechts eine tiefe Schlucht. Sie konnten nicht aneinander
vorbeifahren. „Fahr mir aus dem Weg!" rief der eine Fuhrmann. „Warum denn? Fahr du mir
aus dem Weg!" entgegnete der andere. Keiner gab nach und so entstand ein Streit mit
Toben und Schimpfen.
Schließlich sagte der eine: „Wenn du jetzt nicht zurückfährst, mache ich es mit dir so, wie ich
es heute schon mit jemandem gemacht habe." Der andere war von dieser offensichtlichen
Drohung eingeschüchtert und gab endlich nach. Er rangierte mit großer Mühe und unter der
Hilfe des Kollegen zurück. An einer breiteren Stelle konnten die beiden Wagen schließlich
aneinander vorbeifahren. Bevor sich die beiden Fuhrleute verabschiedeten, fragte der eine:
„Du hast doch vorhin gedroht, es mit mir genauso zu machen wie mit dem andern heute.
Was hast du denn mit dem gemacht?" „Das will ich dir sagen", erwiderte der andere
lachend, „der Kerl wollte mir nicht ausweichen, da hab ich nachgegeben und fuhr ihm aus
dem Weg."
In der Gemeinde Rom herrschten Meinungsverschiedenheiten und Streit, Hartherzigkeit und
Verachtung. Deshalb wurde Paulus nicht müde, Empfehlungen und Anweisungen für ein
christliches Miteinander in der Gemeinde zu geben. Grundlegend dafür ist die
geschwisterliche Liebe und die „Ehrerbietung" dem anderen gegenüber.
Wer Achtung und Respekt für den Mitmenschen aufbringt, wird auch in der Lage sein,
zurückzutreten und dem andern „Vorfahrt zu gewähren". Mit Rechthaberei und Sturheit
blockieren wir uns nur gegenseitig. Da wir aber in der Gemeinde nur gemeinsam
vorankommen können, dürfen wir unsere Kräfte nicht im Gegeneinander verschwenden.
Besser ist es, dem anderen den Weg freizumachen, um sich dann auch selber wieder frei
bewegen zu können. Und noch besser ist es, gemeinsam auf dem Weg in die gleiche
Richtung zu gehen - dem gemeinsamen Ziel entgegen.
Roland E. Fischer
NOVEMBER 24
Eine freundliche Antwort vertreibt den Zorn: aber ein kränkendes Wort lässt ihn
aufflammen. Sprüche 15,1 (Hoffnung für alle)
Eine griechische Sage erzählt von Herakles, der in den Bergen zu Fuß unterwegs war. Als er
auf dem Weg etwas liegen sah, das wie ein Apfel aussah, versuchte er es zu zertreten. Doch
sofort verdoppelte es sich. Und als er kräftiger darauf trat, wurde es noch größer. Voller
Zorn nahm er seine Keule und schlug darauf ein. Aber es blähte sich immer weiter auf, bis
der Weg völlig blockiert war. Entsetzt warf er seine Keule weg. Da erschien die Göttin
Athene und erklärte ihm: „Das, was du hier siehst, ist ein Zankapfel. Wenn man ihn liegen
lässt, bleibt er klein. Wenn du ihm aber Aufmerksamkeit schenkst, wird dieser Zankapfel
immer größer, bis er dir später den Weg versperrt."
Haben wir nicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass uns „Zankäpfel" in den Weg gelegt
wurden? Und kennen wir nicht ebenso Situationen, wo aus einem kleinen „Zankapfel" ein
unüberwindliches Hindernis entstand? Es gibt viele Sorten von „Zankäpfeln". Ein
unüberlegter, voreilig ausgesprochener Satz, ein Missverständnis, ein vorwurfsvoller Tonfall
oder eine lieblose Geste können „Zankäpfel" in unserem Alltag sein. Oder viele andere
Eigenschaften, die unser Menschsein betreffen, können zu einem größeren Problem am
Arbeitsplatz, im Straßenverkehr, in der Familie und auch in der Gemeinde werden, wenn
den „Zankäpfeln" zu viel Bedeutung geschenkt wird.
In Sprüche 15,18 lesen wir: „Ein zorniger Mann richtet Zank an, ein Geduldiger aber stillt den
Streit." Gott kann uns befähigen, „Zankäpfeln" mit Weisheit und Liebe zu begegnen. Sicher
haben wir selbst in schwierigen Situationen von der Nachsicht und Freundlichkeit der
anderen profitiert. Wenn wir im Menschen, der „Zankäpfel" für uns bereithält, auch unseren
Nächsten sehen, der unsere Liebe braucht, können wir mit einer wohlwollenden Reaktion
einen Beitrag zu einer friedlichen Lösung leisten.
In Johannes 13,34.35 fordert uns Jesus auf: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch
untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran
wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt".
Auch heute haben wir Gelegenheit, uns für die Liebe zu unserem Nächsten zu entscheiden
und uns von Gott die nötige Kraft schenken zu lassen.
Dagmar Heck
NOVEMBER 25
Noch mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte sie Petrus. Und er sagte zu
ihnen: „Lasst euch retten vor dem Strafgericht, das über diese verdorbene Generation
hereinbrechen wird!" Apostelgeschichte 2,40 (Gute Nachricht Bibel)
Die Sorge, etwas falsch wiederzugeben, nimmt manchem Menschen den Mut, überhaupt
etwas zu sagen. Auch wenn es darum geht, vom Glauben zu erzählen, Gott zu „bezeugen",
zieht es mancher Christ vor zu schweigen, bevor er „etwas Verkehrtes" sagt.
Was soll man dazu sagen? Finden wir in der Bibel eine Antwort auf dieses Problem? Muss
ein Zeugnis über Gott bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, damit es brauchbar ist?
Unser Andachtswort gibt uns einen Anhaltspunkt dazu. Der Verfasser der Apostelgeschichte
war nicht unter den Zuhörern, als Petrus zu Pfingsten seine Predigt hielt. Da Lukas über
keine Tonaufzeichnung verfügen konnte, war er beim Niederschreiben dieser Predigt auf
das angewiesen, was er darüber hören oder lesen konnte (Lk 1,3.4; Apg 1,1). Den Anspruch,
er würde die vollständige Predigt des Petrus wiedergeben, erhob Lukas nicht einmal,
sondern gab offen zu: „Noch mit vielen anderen Worten ... ermahnte sie Petrus." Es wurde
also viel mehr gesagt als das, was Lukas zusammentragen konnte. Selbst davon gibt er hier
auch nur das wieder, was ihm - geleitet vom Heiligen Geist - wichtig erschien.
Daraus ergibt sich eine Schlussfolgerung: Ein Glaubenszeugnis ist, weil menschlich, niemals
vollständig oder gar perfekt. Es trägt immer auch die persönliche Note des jeweiligen
Zeugen - und gerade das soll sie ja auch! Man könnte sagen: Ein Zeugnis darf begrenzt sein.
Selbst die Berichte vom Leben und Wirken Jesu auf Erden sind - für sich allein genommen nicht vollständig, wie die Verfasser zugeben (siehe Joh 20,30), deswegen gibt es auch vier
davon.
Wenn ich also heute bezeugen möchte, was Gott in meinem Leben getan hat, dann muss ich
dabei nicht perfekt sein oder alles abdecken. (Meist redet man eh zu viel; zwei Minuten sind
lang genug für ein Zeugnis!) Ich darf sagen, was mir persönlich wichtig erscheint. Ein anderer
Christ würde an meiner Stelle auch etwas anderes sagen. Wichtig ist, dass das Zeugnis echt
ist, nicht geschönt. Und dass deutlich herauskommt, welche Veränderung Jesus in meinem
Leben bewirkt hat. Ich kann es im Vertrauen darauf tun, dass der Heilige Geist meine Worte
benutzt, um Jesus zu erhöhen und meinem Nächsten weiterzuhelfen.
Adelbert Genzel
NOVEMBER 26
Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung
und zur Tröstung. 1. Korinther 14,3
Am 26. November 1827, also heute vor 184 Jahren, wurden in Gorham (im US Bundesstaat
Maine) Zwillinge geboren: Ellen und Elisabeth Harmon. Die Eltern - der Vater war
Hutmacher - zogen mit ihren acht Kindern später nach Portland in Maine. Dort erlitt Ellen
mit neun Jahren einen schweren Unfall: Ein geworfener Stein traf sie so unglücklich im
Gesicht, dass sie wochenlang ums Überleben kämpfte. Sie genas, konnte aber die Schule
nicht mehr besuchen.
Schon hier fängt das Staunen an! Wie konnte Ellen, die später James White heiratete, trotz
dieser geringen Schulbildung so viele Artikel, Bücher und Briefe schreiben, so weitreichende
Ratschläge bezüglich Bildung, Gesundheit und christlicher Lebensführung geben, so
wegweisende Reden halten (zum Teil vor über 20.000 Menschen)? Dazu in einer Zeit, in der
Frauen in der Öffentlichkeit wenig Einfluss hatten? Ellen White lebte in einer Männerwelt,
aber viele adventistische Männer hörten auf sie und respektierten ihren Rat. Für die
damalige Zeit sehr ungewöhnlich! Sie waren aber zu der Überzeugung gekommen, dass Gott
sie als seine Prophetin berufen hatte und durch sie sprach.
Als Gott sie mit 17 Jahren zu einer besonderen Aufgabe berief, meinte sie, wie einst die
Propheten Mose und Jeremia: „Das kann ich nicht!" Sie war schüchtern, lebte
zurückgezogen, aber mit dem Gehorsam gegenüber ihrem Ruf wuchsen allmählich ihre
Fähigkeiten. Die wenigen Bilder von Ellen White zeigen eine strenge Frau, aber so war sie
nicht. Bedenken wir, dass die Fotografen damals noch recht primitive Kameras besaßen. Die
zu fotografierenden Personen durften sich nicht bewegen, sondern mussten lange
stillhalten. „Unsere Oma war eine heitere Frau", erklärten alle ihre Enkel. „Sie konnte viel
lachen."
Viele Gläubige wurden durch den Dienst, die Artikel und Bücher Ellen Whites erbaut und
viele durch sie getröstet. Und viele wurden durch ihre Briefe und Ansprachen auch ermahnt.
Was sie damals traurig machte, war die Art und Weise, wie Meinungsverschiedenheiten
innerhalb der Gemeinde ausgetragen wurden: „Es ist ein großes Übel . alles zu kritisieren,
was ein anderer tut und so aus Maulwurfshügeln Berge zu machen, und zu meinen, dass die
eigenen Wege die richtigen sind." (Counsels on Health, S. 297) Ist das auch noch heute unter
uns verbreitet?
Lothar Reiche
NOVEMBER 27
Von ihm kam alles Leben, und sein Leben war das Licht für alle Menschen. Es leuchtet in
der Finsternis, doch die Finsternis wehrte sich gegen das Licht ... Das Wort wurde Mensch
und lebte unter uns. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, wie sie Gott
nur seinem einzigen Sohn gibt. In ihm sind Gottes vergebende Liebe und Treue zu uns
gekommen. Johannes 1,4.5.14 (Hoffnung für alle)
Jesus Christus kam als Mensch auf diese Erde und die meisten Menschen haben es nicht
bewusst mitbekommen. Die Hirten, die damals von der Gesellschaft Verachteten, erfuhren
es als Erste: „Fürchtet euch nicht! Die größte Freude für alle Menschen ist in diese Welt
gekommen. Der lang ersehnte Retter ist zur Welt gekommen. Es ist Christus der Herr... Gott
im Himmel gehört alle Ehre; denn er hat den Frieden auf die Erde gebracht für alle, die
bereit sind seinen Frieden anzunehmen." (Lk 2,10.11.14 Hfa)
Die Engel verkündigten zwei Gedanken der Veränderung für diese Welt: keine Furcht und
Frieden für alle Menschen, die Frieden haben wollen. Johannes spricht davon, dass Gott
durch Jesus Christus Licht in diese Welt gebracht hat.
Was war dunkel? Die Menschen hatten sich seit Adam und Eva auf Distanz zu Gott gebracht.
Distanz aber behindert den klaren Blick für das Echte, das Wahre, das Eigentliche.
Dunkelheit gibt es für solche, die auf Distanz bleiben. Menschen müssen sich ihre eigenen
Wege in der Dunkelheit bahnen. Kein klares Ziel. Kein Ziel, das Ewigkeitswert hat. In der
Dunkelheit wird Betriebsamkeit groß geschrieben. Es wird eine Welt mit wenigen
Perspektiven gebaut, eine Welt für eine kleine Zeit. Der Blick für das richtige Leben wird
verzerrt.
Jesus kam, um Licht in diese Dunkelheit zu bringen. Menschen wie du und ich sollen wieder
erkennen, was zum wirklichen Leben gehört: weg von der Angst, der Überlebensangst, hin
zu der Person Jesus Christus, der die Garantie für das Leben, das ewige Leben, ist.
Das ist es, was die Welt verändert hat: das Licht, das Jesus gebracht hat. Ein Licht, das nach
Johannes 1,5 nichts und niemand auszulöschen vermag. Durch Christus kam es in die Welt,
und es wird ewig leuchten.
Ich hoffe sehr, dass während der diesjährigen Advents- und Weihnachtszeit ein weiterer
Lichtblick unser Leben erreicht. Ein Licht, das uns zu einem beständigen, vertrauensvollen
Leben wachsen lässt.
Hans-Joachim Scheithauer
NOVEMBER 28
Da kamen die Männer, die einen Gelähmten trugen. Weil sie wegen der vielen Menschen
nicht zu Jesus konnten, deckten sie über [Jesus] das Dach ab. Durch diese Öffnung ließen
sie den Gelähmten auf seiner Trage hinunter. Markus 2,3.4 (Hoffnung für alle)
Weil es damals nicht ein soziales Versorgungsnetz gab wie heute, war dieser Gelähmte eine
Belastung für die Familie und auf das Wohlwollen seiner Mitmenschen angewiesen. Viele
seiner Bedürfnisse blieben unerfüllt.
Nun erfahren wir in unserem Andachtswort von einer wunderbaren Freundschaft. Der
Gelähmte hatte Freunde, die sich um ihn kümmerten. Als sie erfuhren, dass Jesus in der
Stadt ist, beschlossen sie, der Unbeweglichkeit ihres Freundes ein Ende zu setzen. Sie trugen
ihn zu dem Haus, in dem Jesus vor vielen Leuten sprach. Dort angekommen, erkannten sie,
dass sie keine Chance hatten, zu Jesus vorzudringen. Was sollten sie nun tun - umkehren
oder abwarten? In ihrem Glauben sahen sie noch eine andere Möglichkeit und schritten
kühn zur Tat.
Mit dem Gelähmten auf der Trage stiegen sie die Außentreppe hinauf auf das Flachdach des
Hauses, rissen es auf und ließen ihren Freund auf der Trage an Seilen hinunter. Da wird der
Hausbesitzer sicher sauer gewesen sein! Hatten sie das überhaupt bedacht? Jedenfalls hatte
die Heilung ihres Freundes Priorität. Und durch den rieselnden Putz und die hinunter
fallenden Lehmbrocken gewannen sie die Aufmerksamkeit Jesu.
Jesus erkannte auch ohne Worte ihre Erwartung: „Herr, mache unseren Freund gesund!" Er
sah in dem Akt ihr Vertrauen und ihren Mut und nahm ihr Anliegen ernst. Und weil Sünde
Entfremdung und Trennung von Gott bewirkt, räumte Jesus zuerst die Sünde weg, indem er
dem Gelähmten seine Schuld vergab. Und dann heilte er ihn auch körperlich. Vor aller
Augen ging der Mann an Leib und Seele geheilt nach Hause (Mk 2,5.10-12) - dank seiner
Freunde und Jesus!
Wie wertvoll eine Freundschaft ist, wird besonders in Zeiten der Not deutlich. Leidet dein
Freund oder deine Freundin, dann bring ihn bzw. sie zu Jesus, entweder indem du allein zu
Hause für die Person betest oder gemeinsam mit ihr, denn Not kann so erdrückend sein,
dass demjenigen die Kraft zum Beten fehlt. Den Freund zu Jesus zu bringen tut ihm
bestimmt gut. Ich hoffe, dass du solch einen Freund hast. Bist auch du dem Leidenden solch
ein Freund?
Egon Schramm
NOVEMBER 29
Henoch wandelte mit Gott ... Sein ganzes Alter ward 365 Jahre. Und weil er mit Gott
wandelte, nahm ihn Gott hinweg und er ward nicht mehr gesehen. 1. Mose 5,22-24
Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung den Bericht über einen Mann, der seinen 107.
Geburtstag feierte. Unwillkürlich musste ich an die Geschlechtsregister im 1. Buch Mose
denken, laut derer die Menschen damals noch viel, viel älter wurden. Dabei blieben meine
Gedanken bei Henoch hängen.
Henoch war ein außergewöhnlicher Mann der Urzeit. Das Besondere an ihm war nicht sein
hohes Alter, sondern seine Lebensführung in Harmonie mit Gott. Zweimal wird
hervorgehoben, dass er „mit Gott wandelte". Bei dieser Aussage sehen wir zwei Gestalten
vor unserem inneren Auge, die miteinander unterwegs sind. So war Henoch mit Gott durch
sein Leben unterwegs. „Mit Gott wandeln" ist nur möglich, wenn wir uns für seinen Weg
entscheiden.
Jesus lehrt zwar, dass Gottes Weg in dieser Welt nicht der breite und bequeme, sondern
immer der schmale Weg ist, der den meisten Menschen nicht zusagt (Mt 7,13.14); aber
dennoch bleibt er der richtige Weg, weil er uns an das Ziel unseres Lebens führt: einmal wie Henoch - für immer bei Gott zu sein im ewigen Leben.
In der Reihe der Alten in 1. Mose 5 ist Henoch mit 365 Jahren der jüngste, während sein
Sohn Metuschelach mit 969 Jahren der älteste Mensch der Weltgeschichte wurde. Ein hohes
Alter kann eine große Gnade sein, aber auch zur schweren Last werden. Mein Vater äußerte
mir gegenüber: „Ich wusste nicht, dass das Alter so schwer sein kann."
Ich selbst gehöre schon zu den Alten (im Sinne von Ps 90,10), habe aber nicht den Ehrgeiz,
besonders alt zu werden, denn ich weiß: Zu einem gelungenen Leben gehört nicht
unbedingt die Menge der Jahre, sondern dass wir unsere Jahre „mit Gott gewandelt" sind.
Man kann sehr alt werden und dennoch vergeblich gelebt haben. Und mit einem kürzeren
Leben kann man auch - wie Henoch -ans Lebensziel gelangen.
Meine Fürbitte gilt heute den Betagten, dass Gott ihnen hilft, die Lasten des Alters zu
tragen, und dass sie nicht ängstlich, sondern voller Zuversicht dem Tag entgegenwandeln,
an dem sie mit dem betagten Simeon sprechen können: „Jetzt kann ich in Frieden sterben ...
Du hast uns Rettung gebracht." (Lk 2,28.29 Hfa)
Reinhold Paul
NOVEMBER 30
Jakob dachte nämlich: „Ich will zurückbleiben und Esau erst mit meinen Geschenken
günstig stimmen; vielleicht nimmt er mich dann freundlich auf." 1. Mose 32,21b
Was Jakob hier plant, ist eigentlich Bestechung. Er fürchtet um sein Leben, denn er hat
seinen älteren Bruder Esau schon vor Jahren betrogen. Um ihn milde zu stimmen, schickt
Jakob nun buchstäblich Herden von Geschenken in Richtung Esau: 200 Ziegen, 200 Schafe,
20 Ziegen- und 20 Schafböcke, 30 Kamelstuten samt Jungen, 40 Kühe, 10 Stiere, 20
Eselinnen und 10 Esel (V. 15f.). Die Menge an Tieren verrät wie viel Angst Jakob gehabt
haben muss.
Der Bericht von Jakob und Esau beschreibt eine zwischenmenschliche Spannung und den
menschlichen Versuch, diese erfolgreich zu lösen. Wir Menschen sind schnell dabei, mit
unseren Gütern zu jonglieren und meinen, damit ließe sich alles klären und erreichen.
Gehen wir mit Gott genauso um? Natürlich wissen wir, dass die Vergebung unserer Sünden
und unsere Errettung nicht von unseren Spenden abhängig sind. Dennoch meinen wir
manchmal, Gott würde uns mehr lieben und die Tür zum Himmel weiter öffnen, wenn wir
ordentlich etwas tun oder zumindest 50 Prozent unserer Charakterschwächen überwinden.
„Ehrlich währt am längsten" - so lautet ein Sprichwort. Ich glaube, Gott ist von Ehrlichkeit
am meisten beeindruckt. Ich versuche zwar hin und wieder, Gott auch anders zu
beeindrucken, aber vermutlich berühre ich sein Herz am meisten, wenn ich vor ihm stehe
und ihm einfach nur sage, wie es in mir aussieht.
Esau fragt Jakob schließlich, nachdem sie sich bereits versöhnt und umarmt hatten: „Was
willst du mit all den Herden, denen ich begegnet bin?" (1 Mo 33,8) Spätestens jetzt erkennt
Jakob: Sein Bestechungsgeld war völlig unnötig.
Versöhnung und Liebe lassen sich nicht kaufen. Nicht bei anderen Menschen und schon gar
nicht bei Gott. Wir brauchen Gott nicht zu beeindrucken. Er liebt uns, wie wir sind. Und er
möchte nur eins -dass wir ihn auch lieben!
Stephanie Kelm
DEZEMBER 1
In vielen Ländern wird es Hungersnöte und Erdbeben geben. Das alles ist erst der Anfang
vom Ende - der Beginn der Geburtswehen. Matthäus 24,7b.8 (Gute Nachricht Bibel)
Am 22. Mai 1960 erschütterte der bislang heftigste Erdstoß der Messgeschichte - 9,5 auf der
Richter-Skala - die chilenische Hafenstadt Valdivia. Mehr als 3.000 Menschen starben
damals. Seither haben eine Reihe von nur unwesentlich schwächeren Beben - 1976 in China,
2004 in Indonesien (Seebeben mit Tsunami), 2005/08 in Pakistan und 2010 in Haiti Hunderttausende von Opfern gefordert. Der Tsunami von 2004 forderte 226.000 und das
Beben von Haiti 2010 212.000 Menschenleben. Ein Erdstoß am 27.2.2010 vor der Küste
Chiles war sogar 50 Mal so stark wie der auf Haiti. Mit 8,8 auf der Richter-Skala war es das
fünftstärkste Beben, seitdem es Messungen gibt (1900). Glücklicherweise war die Zahl der
Opfer gering.
Für Wissenschaftler sind Erdbeben lediglich Naturvorgänge, bei denen Spannungen in der
Erdkruste durch Verschiebungen der Kontinentalplatten plötzlich ausgeglichen werden. In
der Bibel hingegen sind solche Ereignisse nicht bloß Naturerscheinungen, sondern haben
manchmal zeichenhaften Charakter. Das Beben der Erde begleitete als Zeichen der Majestät
des Schöpfers das Erscheinen Gottes am Berg Sinai (siehe 2 Mo 19,18; Ri 5,4f.). Er bleibt
unwandelbar und fest, während alles, was sich ihm entfremdet hat - Mensch und Natur wankt und fällt.
Erdbeben sind zuweilen Manifestationen des Gerichts oder der Hilfe Gottes (Jes 29,5f.; Apg
16,25f.). Sie gehören mit zum „Tag des HERRN", dem Tag, an dem Gott richtet (Jes
13,11.13). Jesus kündigte in seiner Endzeitrede Erdbeben an und nannte sie den „Beginn der
Geburtswehen" (Mt 24,7.8 GNB) einer neuen Zeit, die mit seiner Wiederkunft beginnt. Wie
die stärker werdenden Wehen die Nähe der Geburt anzeigen, so steigern sich auch in der
Endzeit die Naturkatastrophen bis zu einem vorher noch nicht erreichten Höhepunkt (Offb
16,18-21).
Daraus lassen sich freilich keine Berechnungen ableiten, denn die Dauer der Zeit und der
Zeitpunkt der Erscheinung Christi bleiben unbekannt (Apg 1,6.7). Im Lichte des Wortes
Gottes sind solche Phänomene Weckrufe. Darum sollen wir, wenn wir von derartigen
Ereignissen Kenntnis erlangen, nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern
verstärkt wachsam sein und die uns von Jesus übertragenen Aufgaben erfüllen (siehe Mk
13,33-37).
Hans Heinz
DEZEMBER 2
Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn [Christus] kommt zu einer Stunde, da
ihr's nicht meint. Matthäus 24,44
Für die Zeit vor Weihnachten gibt es Adventskalender, die den Kindern zeigen, wie lange sie
noch warten müssen. Die meisten von ihnen freuen sich darauf, vom 1. bis 24. Dezember
jeweils ein Türchen zu öffnen, denn dahinter verbirgt sich eine Süßigkeit oder etwas
anderes. Es gibt auch Kalender für Erwachsene mit Sprüchen, die gedanklich zur Geburt Jesu
hinführen.
Für die Wiederkunft Christi gibt es solche Kalender leider nicht. Schon die Jünger fragten
Jesus: „Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein
Kommen und für das Ende der Welt?" (Mt 24,3) Vor mehr als 180 Jahren glaubte William
Miller in Amerika, die Antwort in der Bibel gefunden zu haben. Wenn auch - wie Jesus sagte
- Tag und Stunde allein der Vater weiß (Mt 24,36), so meinte Miller doch, das Jahr 1843/44
ginge aus der Prophetie als Zeit für die Wiederkunft hervor. Später glaubte man, auch noch
den genauen Tag gefunden zu haben, bis am 23. Oktober 1844 die große Ernüchterung kam,
als die Wiederkunft ausblieb. Aus der Kirchengeschichte sind eine ganze Reihe weiterer
Männer bekannt, die in der Prophetie Anhaltspunkte für diese Zeit für das zweite Kommen
Jesu gefunden zu haben meinten. Der Wunsch, den Zeitpunkt zu erfahren, verführte immer
wieder dazu, Berechnungen anzustellen.
Die Antwort Jesu auf die Frage seiner Jünger war leider nicht so, wie wir sie uns wünschen.
Er nannte kein Datum. Hätte er ihnen damals gesagt, dass es noch 2000 Jahre dauern sollte,
dann hätten sie seinen Missionsauftrag (Mt 28,19) als nicht so dringend betrachtet.
Menschen neigen nämlich dazu, Aufgaben so lange hinauszuschieben, bis sie fällig sind.
Deshalb sagte Jesus: „Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag der Herr
kommt." (Mt 24,42)
Die „Jungen Pioniere" (eine Organisation für Schulkinder in der DDR) grüßten sich mit den
Worten: „Seid bereit!" und die Antwort lautete: „Immer bereit!". So könnte man auch die
Aufforderung Jesu in dem Andachtstext verstehen: „Seid also zu jeder Zeit bereit, denn der
Menschensohn wird gerade dann kommen, wenn ihr es am wenigsten vermutet!" (V. 44
Hfa) Mit anderen Worten: Alle Berechnungen und Überlegungen über die Zeit sind nutzlos,
weil Jesus eben nicht dann kommt, wenn wir damit rechnen. Uns bleibt nur eines: zu jeder
Zeit bereit zu sein.
Günter Lentzsch
DEZEMBER 3
Evodia und Syntyche sollen sich wieder vertragen. Sie glauben doch beide an denselben
Herrn Jesus Christus. Philipper 4,2 (Hoffnung für alle)
Zwischen dem „Wetterbericht live" und der Tagesschau im Ersten muss man die ständig
wiederholten Werbespots über sich ergehen lassen, denn ein Abschalten lohnt nicht. Da
nimmt eine Frau abends eine bestimmte Tablette ein und am nächsten Morgen erscheint sie
strahlend und beschwingt. Dann werden groß zwei Wörter über ihrem Körper eingeblendet:
„besonders verträglich".
Brauchen wir auch ein Medikament für unsere Verträglichkeit? Es ist kein Geheimnis, dass
sich auch Christen streiten und dabei zuweilen unverträglich reagieren. Die Briefe im Neuen
Testament erwähnen das nicht nur einmal. Meist geht es um Meinungsverschiedenheiten
über Aussagen der Bibel und entsprechende Verhaltensweisen. Daraus ergibt sich ein
Richten, Verachten und Verurteilen des Bruders oder der Schwester (Röm 14,10).
Diskussionen über Erkenntnisse aus der Heiligen Schrift sind normal. Sie fördern sogar unser
Verständnis des Wortes Gottes. „Es wird immer unterschiedliche Ansichten geben, denn wir
können nicht alle gleichgeschaltet denken." (Ellen White) Aber muss es denn dazu kommen,
den anderen auszugrenzen, zu verachten oder gar zu verurteilen?
Christliches Verhalten sieht anders aus. Paulus fordert die beiden Schwestern Evodia und
Syntyche auf: „Seid eines Sinnes!" Eines Sinnes sein heißt nicht einer Meinung sein. Die
Gesinnung ist die Grundhaltung des Christen seinen Mitmenschen gegenüber.
Wie erreichen wir diese „Gesinnung, wie sie in Christus Jesus war" (Phil 2,5)? Es gibt keine
Tablette, die uns über Nacht besonders verträglich macht. Aber Paulus kennt das Mittel für
Verträglichkeit: Wer sein Denken und Handeln vom Heiligen Geist prägen lässt, in dem wird
nach und nach die „Frucht des Geistes" wachsen. Dazu gehören Freundlichkeit, Güte,
Sanftmut, Selbstbeherrschung (Gal 5,22.23). Bei diesem „Medikament" brauchen wir keinen
Arzt oder Apotheker nach möglichen Nebenwirkungen zu befragen. Der Beipackzettel (die
Bibel) erklärt dazu: uneingeschränkt positiv für das Wohlbefinden aller.
Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben: Besonders verträglich bin ich noch nicht, jedenfalls
nicht in jedem Fall. Doch Christsein ist auch immer Christ werden.
Joachim Hildebrandt
DEZEMBER 4
Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die
ohne Hoffnung sind ... Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Jesaja
9,1.5 (Hoffnung für alle)
„Adventszeit" - was empfindest du bei diesem Wort? Vorfreude, Stress oder gar Abwehr?
Ich freue mich jedes Jahr auf diese Zeit. Natürlich ist sie auch mit Anstrengungen verbunden,
aber durch rechtzeitiges Organisieren und die Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge
kann der Stress in einem verträglichen Rahmen gehalten werden.
„Aber Weihnachten hat doch heidnische Wurzeln. Dürfen wir das denn eigentlich feiern?"
Eine Frage, die häufig in christlichen Kreisen diskutiert wird. Jeder sollte selbst entscheiden,
was er aus dieser Zeit des Jahres macht. Für mich sind nicht die eigentlichen
Weihnachtstage, sondern die Zeit davor wichtig. Überall wird über Hetze und Konsumrausch
gestöhnt. Besinnung, Einkehr, Gemeinschaft - alles altmodische Worte, deren Bedeutung
verloren geht. Hier können wir ansetzen!
Bei uns ist es Brauch, an den Adventssonntagen Gäste einzuladen: Familienangehörige,
Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde. Wir haben meist vorher Kekse gebacken, die
Zimmer sind schön dekoriert, Kerzen und Musik schaffen eine angenehme Atmosphäre. Es
ist verblüffend, wie sehr sich Menschen öffnen, wenn sie sich entspannen können! Unsere
Kinder tragen mit ihrer Natürlichkeit wesentlich dazu bei. Perfektion und den Versuch, es
allen recht machen zu wollen, streben wir erst gar nicht an.
Gott liebt es, wenn Menschen mit allen Sinnen genießen. Er hat uns diese wunderbare Erde
geschaffen, die soviel zu bieten hat für Auge, Ohr, Nase und Zunge. Warum also nicht
nutzen, was die Adventszeit an Möglichkeiten bietet? Darüber hinaus geben wir anderen
Menschen etwas von dem weiter, was wir von Gott bekommen haben: Hoffnung und Liebe!
Und die haben alle nötiger denn je. In Zeiten finanzieller Unsicherheit und abbröckelnder
Beziehungen hilft es nicht, große Worte zu machen. Aber zu erleben, dass es noch schöne
Momente gibt, in denen man alles andere einmal vergessen kann, gibt Hoffnung und Kraft.
Ein Mitarbeiter meines Mannes sagte letztes Jahr nach einem Adventssonntag zu mir:
„Heute war mein Weihnachten." Ich bin sicher, Gott wollte ihm durch uns seine Liebe zeigen
und eine Auszeit gönnen. In diesem Sinne: eine schöne Adventszeit!
Melanie Keyser
DEZEMBER 5
Vergib uns unsere Schuld, wie wir denen vergeben, die uns Unrecht getan haben.
Matthäus 6,12 (Hoffnung für alle)
Wo Menschen zusammen sind, bleiben Differenzen nicht aus. Da wird einer Erwartung nicht
entsprochen, da fällt eine gar nicht so nette Bemerkung, oder einem wird auch richtig übel
mitgespielt. Wird die Beziehung daran zerbrechen oder wird sie wieder in Ordnung
gebracht? Oft ist ja der Wunsch nach Bereinigung da, aber wer soll den ersten Schritt
machen?
Die Bitte im Vaterunser spricht beide Parteien an. Mich, als den (vor Gott) Schuldigen, und
gleichzeitig als den, an dem ein anderer schuldig geworden ist. Gern wird eine
Entschuldigung erwartet, aber selbst den Gang zu einer Geste der Versöhnung antreten?
Wem es schwerfällt zu vergeben, dem sei gesagt: Vergeben kann erlernt werden! Das ist das
Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der amerikanischen Stanford-Universität. Und:
Wer verzeihen kann, lebt zudem nicht nur psychisch, sondern auch körperlich gesünder.
Die Forscher um den Psychologen Frederic Luskin hatten Freiwillige aus dem Großraum San
Francisco sechsmal zu eineinhalbstündigen Sitzungen eingeladen, in denen das Vergeben
geübt wurde. Die Teilnehmer diskutierten miteinander über die ihnen zugefügten
Kränkungen, hörten sich Vorträge an oder führten innere Zwiegespräche mit dem Übeltäter.
Ein Großteil der Teilnehmer gab anschließend an, weniger Schmerz als zuvor zu empfinden.
Psychische als auch körperliche Symptome von Stress wie Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit
oder Magenbeschwerden ließen deutlich nach. Langfristiger Erfolg: Die meisten Teilnehmer
waren bereit, auch in Zukunft in ähnlichen Situationen wieder zu vergeben.
Die Bitte im Vaterunser spricht aber noch eine tiefere Ebene an. Wie oft bin ich an Gott
schuldig geworden, in Kleinigkeiten, aber vielleicht auch im Großen! Mir ist bewusst, dass
ohne die göttliche Vergebung mein Leben keine Zukunft hat. Und in diesem Augenblick,
wenn ich die Bitte um Vergebung ausspreche, werde ich gerade an den Menschen erinnert,
dem ich gram bin, und daran, dass ich ihm vergeben soll. Vergebung erfahren und selbst
vergeben sind wie zwei Seiten einer Medaille.
Fällt dir gerade jemand ein, der dir mehr auf dem Magen als am Herzen liegt? Dann bitte
doch Gott gleich um die Bereitschaft und die Kraft, ihm zu vergeben. Dein Leben wird ein
ganzes Stück leichter werden!
Wolfgang Trautmann
DEZEMBER 6
Das Opfer, das dir gefällt, ist ein zerbrochener Geist. Ein zerknirschtes, reumütiges Herz
wirst du, Gott, nicht ablehnen. Psalm 51,19 (Neues Leben)
Texte wie dieser sind für Atheisten und Kritiker des Christentums ein „gefundenes Fressen",
denn in diesem einen Satz finden sie scheinbar auf den ersten Blick die Bestätigung all ihrer
Vorurteile. Und in der Tat sieht's ja auch wirklich so aus, als ließe sich das Wort des
Psalmisten auf die klare Aussage verkürzen: „Erst wenn du völlig am Boden liegst und vor
Gott im Staube kriechst, wird Gott mit dir zufrieden sein."
Das ist sie wieder, die Karikatur des brutalen Gewaltherrschers, der seine Geschöpfe mit
aller Macht nieder hält, damit nur ja keins von ihnen an seiner Macht kratzt. Über
Jahrhunderte haben geistliche Autoritäten die Massen damit in Angst und Schrecken
versetzt, und es war ihnen vollkommen gleichgültig, ob dieses Zerrbild eines
furchterregenden Gottes irgendwas mit jenem Gott zu tun hatte, der uns auf den Seiten der
Bibel begegnet.
Nein, nein, es geht mir nicht darum, die klare Botschaft der Bibel auch nur andeutungsweise
zu relativieren. Ich weiß sehr wohl, dass die Güte und der Ernst Gottes immer
zusammengehören (siehe Röm 11,22). Und David, von dem unser Andachtswort stammt,
hatte ja auch allen Grund, über sich „zerknirscht und verzweifelt" zu sein (Ps 51,19 Hfa),
denn er hatte durch seinen Ehebruch und einen Auftragsmord an dem betrogenen Ehemann
große Schuld auf sich geladen (V. 2; vergleiche 2 Sam 11 und 12). Aber David war auch
reumütig!
Wie ich Gott kennengelernt habe, wundert es mich nicht, in Psalm 34,19 eine leicht
veränderte Version unseres Andachtstextes zu finden, die das oben erwähnte „schiefe" Bild
deutlich geradezurücken vermag: „Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben." Im Klartext: „Wenn du am Ende
deiner Kräfte bist oder gänzlich am Boden liegst, dann ist Gott dir besonders nahe."
Mir scheint, das ist die zutreffendere „Übersetzung" auch unseres heutigen
Andachtswortes, denn genau so habe ich es selbst erlebt. Weil das so ist, möchte ich dir
heute Mut machen. Gib nicht auf, auch wenn du zerknirscht bist über dein Fehlverhalten
oder du am Ende deiner Kräfte bist. Gott ist immer für dich da, und heute kannst du seine
Liebe, Fürsorge und Barmherzigkeit intensiver erleben als jemals zuvor!
Friedhelm Klingeberg
DEZEMBER 7
Noch habe ich den Preis nicht in der Hand. Aber eins steht fest: Ich will alles vergessen,
was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir. Philipper 3,13 (Hoffnung für
alle)
Saulus war ein zielstrebiger Kämpfer für den jüdischen Glauben. Er verfolgte die ersten
Christen und glaubte, damit ein gutes Werk für Gott zu tun. Da begegnete ihm Jesus vor
Damaskus in einem himmlischen Licht gehüllt, das ihn erblinden ließ. Aus diesem Licht
sprach Jesus: „Saul, warum verfolgst du mich?" „Wer bist du, Herr?", fragte der erschrocken.
„Ich bin Jesus, den du verfolgst ... Steh auf und geh in die Stadt. Dort wird man dir sagen,
was du tun sollst." (Apg 9,1-6 Hfa)
Schmerzlich wurde Saulus bewusst, dass er nicht für, sondern gegen Gott gearbeitet hatte.
Große Schuldgefühle plagten ihn nun und er sehnte sich nach Vergebung und einem neuen
Anfang. Der Christ Hananias, der in Damaskus wohnte, wurde von Gott beauftragt, Saulus
die Hände aufzulegen, damit er wieder sehend wurde. Daraufhin ließ sich Saulus von ihm
auf Christus taufen (V. 10-12.17.18).
Aus dem Verfolger Saulus wurde so der Apostel und Evangelist Paulus. Nun belastete ihn
seine Vergangenheit nicht mehr, sodass er sich ungehindert auf das Ziel konzentrieren
konnte, das vor ihm lag: das Leben in Gottes Herrlichkeit und die Verkündigung dieser
wunderbaren Hoffnung.
Die Erfahrung des Paulus lehrt uns: Im Leben des Christen ist nichts so wichtig wie der Blick
nach vorne, der Blick auf den wiederkommenden Herrn Jesus Christus, der uns durch den
Glauben die Gerechtigkeit schenkt, die vor Gott gilt, und auf die Aufgabe, Christi Zeugen zu
sein und sein Evangelium weiterzugeben.
Was hat sich in unserem Leben als Christen seit unserer Bekehrung verändert? Viele nennen
sich zwar Christen, unterscheiden sich aber kaum von den Menschen, die ohne Jesus leben.
Sie jagen nach Erfolg, Karriere, Vergnügen, Besitz und vielen anderen Dingen, um letztlich
einsehen zu müssen, dass diese Werte vergänglich sind.
Leben wir mit Christus, so erhält unser Leben eine neue Qualität und neue Ziele. Das ewige
Leben ist der Siegespreis (Phil 3,14), den wir durch Jesus schon jetzt im Glauben erhalten,
aber noch nicht greifen können. Wenn er wiederkommt, erleben wir die Erfüllung unserer
Hoffnung greifbar und sichtbar, denn er holt uns in die ewige Heimat heim. Dort wird es kein
Leid und keinen Tod mehr geben, weil unser Herr und Retter alles neu macht (Offb 21,4.5)!
Adam Schiller
DEZEMBER 8
Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Psalm 102,8
Ein Forscherteam der Brigham Young University in Utah hat 140 Studien mit Daten von
mehr als 300.000 Menschen ausgewertet und dabei entdeckt: Einsamkeit ist für die
Gesundheit genauso schädlich wie der Konsum von 15 Zigaretten am Tag! Dass Einsamkeit
so schlimme Folgen nach sich zieht, hat mich überrascht. Angesichts der zunehmenden
Vereinsamung vieler Menschen vor allem in der westlichen Welt gibt diese Nachricht zu
denken.
Wer Freunde hat, Liebe und Geborgenheit erlebt, kann sich kaum in die Lage von Menschen
hineinversetzen, die sich allein gelassen fühlen - eines der erdrückendsten Gefühle, die es
gibt. Entscheidend ist dabei nicht, ob jemand allein oder mit anderen zusammen lebt. Man
kann allein sein, ohne sich einsam zu fühlen - oder einsam sein in einer Gruppe. Viele
Menschen sind innerlich einsam, ohne es nach außen zu zeigen. Sie lächeln uns freundlich
an - und leiden umso mehr an ihrer Vereinsamung.
Der Schreiber des heutigen Andachtswortes kannte das Gefühl der Einsamkeit: „Ich bin wie
eine Eule in der Einöde, wie das Käuzchen in den Trümmern. Ich wache und klage wie ein
einsamer Vogel auf dem Dache." (Ps 102,7.8) Besonders alte Menschen kennen dieses
Klagelied und singen es still vor sich hin - doch wer hört und versteht es? Die Schwächung
des Immunsystems, psychische Erkrankungen und die Erhöhung der Sterblichkeitsrate
werden meist anderen Ursachen zugeschrieben.
Der Psalmschreiber wendet sich in seiner Not an Gott, der das Seufzen seiner Kinder hört
und hilft (V. 18-21). Auch wir können einsamen Menschen helfen, indem wir sie besuchen
oder einladen und sie in unser soziales Netzwerk einbeziehen. (Gerade in der
Weihnachtszeit spüren viele am deutlichsten ihre Not.) Gemeinden und Hauskreise sind
Stützpunkte der sozialen Integration.
Fühlst du dich einsam? Dann lass es nicht beim Klagen bewenden, sondern gehe einen
Schritt auf andere zu: Rufe deine Kinder an, besuche einen Alleinstehenden, setze dich
neben jemanden auf die Parkbank. Besuche den Gottesdienst und sprich dort andere an.
Übernimm Verantwortung für einen Menschen - und für dich selbst. Dieses
Forschungsergebnis gilt auch uns heute: „Beziehungen sind in jedem Alter wichtig und
verbessern die Gesundheit." - Ich wünsche dir einen beziehungsreichen Tag!
Rolf J. Pöhler
DEZEMBER 9
Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.
Matthäus 25,40
Ich stand mit meiner kleinen Tochter an einem Geldautomaten. Sie war richtig baff, als ich nachdem ich die Karte hineingeschoben und ein paar Zahlen eingetippt hatte - plötzlich Geld
aus dem Fach nahm. Dass es so etwas gibt! Da kann man an einem Automaten einfach Geld
bekommen - für nichts und wieder nichts. Das ist toll. Sie war hellauf begeistert. In ihrem
Verständnis bedeutete der Geldautomat das pure Glück.
Die Sehnsucht nach Glück steckt in jedem Menschen. Zum Beispiel Geld nach Belieben am
Automaten abheben zu können, ohne Sorgen zu leben, alle oder wenigstens die
vorrangigsten Wünsche erfüllt zu bekommen. Ohne Sorgen leben, alle Wünsche erfüllt
bekommen, oder wenigstens einige wichtige. Und wenn wir es schon nicht in der
Wirklichkeit erleben, dann träumen wir zumindest davon und versuchen vielleicht, dem
Glück ein wenig durch Tippscheine auf die Sprünge zu helfen.
Wie kommt es, dass wir eine solche Vorstellung vom Glück in uns tragen? Obwohl doch die
Wirklichkeit oft alles andere als ein Paradies ist und selbst die kurzzeitigen Urlaubsparadiese
nicht den Himmel auf Erden bieten? Wir hätten doch nicht solche Gedanken, wenn sie nicht
auf eine Sehnsucht zurückgehen würden. Sie wird in der Bibel so beschrieben: „Wir warten
aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen
Gerechtigkeit wohnt." (2 Ptr 3,13)
Bis die neue Erde Realität wird, dürfen und sollen wir schon hier „Gerechtigkeit üben", das
heißt: Barmherzig sein, damit auch diejenigen, die keine Geldscheine aus dem Automaten
bekommen, menschenwürdig leben können. Wer nur von der Sehnsucht nach dem Reich
Gottes umgetrieben wird und dabei vergisst, dass die Gerechtigkeit Gottes schon heute in
unserem Leben sichtbar werden will, der verpasst es, das Glück in den Augen der
Beschenkten zu sehen. Solange die neue Erde noch auf sich warten lässt, ist es unser
Auftrag, Gottes „Gerechtigkeit" - seine rettende Güte - in Wort und in Tat sichtbar werden
zu lassen.
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, zum Glück und zum Heil Notleidender beizutragen.
Jesus sieht das laut unserem Andachtswort als Dienst für ihn an. Außerdem gilt: Geteilte
Freude ist doppelte Freude. Eine solche Freude wünsche ich uns heute.
Johannes Hartlapp
DEZEMBER 10
Denn durch den Glauben an Jesus Christus seid ihr nun alle zu Kindern Gottes geworden ...
Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer
oder Frauen seid: In Christus seid ihr alle eins. Galater 3,26.28 (Hoffnung für alle)
Für die Menschen der antiken Welt waren das ungewohnte Worte, lag der damaligen
Lebensweise doch ein Denkschema zu Grunde, das ausgerichtet war auf Herkunft, Stand,
gesellschaftliche Position und Volkszugehörigkeit. Die christliche Gemeinde war die einzige
Zuflucht, wo sich Menschen aller Klassen und Rassen als Gleiche unter Gleichen begegnen
konnten. Was die hier Versammelten einte, war der Glaube an Christus.
Wie ungewöhnlich das war und welche konkreten Situationen sich daraus ergeben konnten,
belegt eine Überlieferung aus der Frühzeit der christlichen Gemeinde.
Ein einflussreicher Mann war Christ geworden. Als er in den Gottesdient kam, begrüßte ihn
der Älteste und forderte ihn auf: „Würdest du bitte neben diesem Bruder Platz nehmen?"
Der Mann entgegnete: „Aber das ist einer meiner Sklaven. Ich kann mich doch nicht neben
einen Sklaven setzen." Ruhig wiederholte der Älteste: „Würdest du bitte dort Platz
nehmen?" „Aber sagte der Würdenträger. Der Älteste blieb freundlich aber bestimmt. Der
Neugetaufte war ratlos, doch plötzlich zeigte sich ein Schein des Verstehens auf seinem
Gesicht. Er ging hin, gab seinem Sklaven den Bruderkuss und setzte sich neben ihn.
Herr und Knecht sind in Christus eins und vor Gott gleich, wie der Andachtstext sagt. Welch
eine Botschaft für eine Welt, die von den Unterschieden zwischen Menschen lebt - damals
wie heute! Paulus schrieb: „Jetzt habt ihr neue Kleider an, denn ihr seid neue Menschen
geworden. Gott hat euch erneuert, und ihr entsprecht immer mehr dem Bild, nach dem er
euch geschaffen hat. So habt ihr Gemeinschaft mit Gott und versteht immer besser, was ihm
gefällt.
Dann ist unwichtig, ob einer Grieche oder Jude ist, beschnitten oder unbeschnitten, ob er
aus einem Volk ohne hohe Kultur kommt, ob er aus einem Nomadenvolk stammt, ob er ein
Sklave oder Herr ist. Wichtig ist einzig und allein Christus, der in allen
lebt." (Kolosser 3,10.11 Hfa)
Günther Hampel
DEZEMBER 11
Als aber die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Der wurde als Mensch
geboren, um alle zu befreien, die unter der [Verdammung] des Gesetzes standen. Durch
ihn wollte Gott uns als seine ... Söhne und Töchter annehmen. Galater 4,4.5 (Gute
Nachricht Bibel)
In der Zeit vor Weihnachten herrscht in unserer Kultur stets rege Geschäftigkeit. Da wird
geschmückt, gebastelt, gebacken, Geschenke gekauft und überlegt, wen man an den
Feiertagen zum Essen einladen will. Den vielen Angeboten vor Jesu „Geburtstagsfest" kann
man kaum widerstehen. Manche besuchen ein Oratorium oder ein anderes
Weihnachtskonzert, viele gehen auf einen Weihnachtsmarkt, mindestens aber in ein
Einkaufszentrum, wo wegen der tausend Lichter, den Weihnachtsmännern und
weihnachtlicher Musik im Hintergrund ja auch schon quasi festliche Stimmung aufkommt.
Viele, insbesondere natürlich die Kinder, freuen sich auf die Bescherung.
Wie steht es aber mit Geschenken für das „Geburtstagskind" Jesus? Ist der so genannte
Heiligabend nicht wie eine Geburtstagsparty für Jesus, bei der sich die Gäste zwar
gegenseitig beschenken, ihn selbst aber unbeachtet lassen? Und meistens wird übersehen,
dass es Gott ist, der uns Menschen beschenkt hat - mit dem wertvollsten Geschenk, das es
jemals gab: seinen eigenen Sohn!
Es wäre für uns sicher gut und gewinnbringend, wenn wir diese Vorweihnachtszeit auch
dazu nutzen, um über die große Bedeutung der Geburt Jesu und ihre Konsequenzen für die
Weltgeschichte und uns selbst in der Bibel nachzudenken.
Wir Menschen leben natürlicherweise getrennt von Gott. Diese Trennung kann nicht durch
unsere Bemühungen oder „guten Werke" überwunden werden, sondern allein durch den
Brückenschlag Gottes in Gestalt seines eigenen Sohnes. Er wurde ein Mensch wie wir - unser
Bruder und Stellvertreter -, um uns die Liebe des Vaters zu zeigen und für alle unsere Schuld
und Sünde freiwillig am Kreuz Sühne zu leisten. So hat er uns von dem Verdammungsurteil
des Gesetzes Gottes befreit (siehe Gal 3,13), um uns den Weg zurück zu Gott zu
ermöglichen, sodass wir dessen geliebte Söhne und Töchter werden.
Das ist nur möglich, wenn wir das überaus wertvolle „Weihnachtsgeschenk" Gottes auch
annehmen und wertschätzen. Und unser schönstes Geschenk an ihn wäre, dass wir Jesus
unser Vertrauen und unsere höchste Liebe schenken und ihm uns selbst und unser Leben
weihen (Röm 12,1).
Albrecht Höschele
DEZEMBER 12
Als David vom Sieg über die Philister zurückkehrte, zogen die Frauen aus allen Städten
Israels zu Gesang und Reigen dem König Saul entgegen mit Tamburinen, mit Jubel und mit
Triangeln. Und die Frauen tanzten, sangen, und riefen: „Saul hat seine Tausende
erschlagen und David seine Zehntausende." 1. Samuel 18,6.7 (Elberfelder Bibel)
In großen Lettern las ich auf der Titelseite einer Zeitung: „Küsst unsere Goldmädels!"
Gemeint war eine Frauenmannschaft, die olympisches Gold gewonnen hatte. Große Teile
unserer Nation waren tags zuvor völlig aus dem Häuschen, als die vier Frauen um zwei
Hundertstelsekunden schneller liefen als ihre Konkurrentinnen. Aus dem Bundeskanzleramt
erreichten sie Glückwünsche und wenige Tage später gab es in der Heimat einen
triumphalen Empfang.
Heldenverehrung hat eine lange Tradition. Obwohl diese Art von Jubel nicht mein Ding ist,
bin ich durchaus dafür, herausragende Leistungen zu würdigen. Allerdings beobachte ich,
dass viele Helden von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden, weil sie still im
Hintergrund wirken. Das wurde mir wieder deutlich bewusst, als ich mich auf eine
Trauerrede vorbereitete.
Marko verstarb im Alter von 30 Jahren als Schwerstbehinderter in der elterlichen Wohnung.
Er konnte weder sprechen noch gesprochene Worte verstehen. Allerdings war er in der
Lage, über Mimik seine Gefühle auszudrücken und auch welche wahrzunehmen. Sehr
mühsam hatte er gelernt, sich auf den eigenen Beinen fortzubewegen, doch eine halbseitige
Lähmung nahm ihm eines Tages auch diese Selbständigkeit. 30 Jahre lang hatte vor allen
Dingen seine Mutter für ihn gesorgt. Das sind zehnmal drei Jahre - welch eine lange Zeit! Mit
Marko musste das Leben der Familie völlig neu organisiert werden. Bei jedem Vorhaben
stand die Frage im Raum: „Und was machen wir mit Marko?" Sehr oft blieb der Mutter
nichts anderes übrig, als um seinetwillen auf etwas zu verzichten. Er brauchte nicht nur am
Tage Zuwendung; auch in vielen Nächten musste sie bei ihm sein, vor allen Dingen dann,
wenn ihm ein Virus zu schaffen machte. Oft stand dann die Frage im Raum: „Wird er es
überleben?"
Ein Satz seiner Mutter hat mich tief bewegt: „Marko war für uns ein Segen. Wir sind
dankbar, das wir ihn hatten." An jenem Tag war ich einer stillen Heldin begegnet. Für sie gilt
das Wort Jesu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für
mich getan!" (Mt 25,40 Hfa)
Wilfried Krause
DEZEMBER 13
Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der
das Haupt ist, Christus. Epheser 4,15
Als im Dezember 2009 unser Parlament ein „Wachstumsbeschleunigungsgesetz"
verabschiedete, wurde darüber viel gespottet; nicht nur, weil damit eine eigentümliche
Wortschöpfung geschaffen wurde, sondern weil man sich auch fragte, inwiefern man denn
Wachstum beschleunigen könne. Man weiß, dass Wirtschaftswachstum ein wesentlicher
Faktor für die moderne Welt ist, obschon es wohl nicht nur ein „Immergrößer" geben wird.
Allgemein sagen wir, dass Wachstum zum Leben gehört, was prinzipiell richtig ist. Allerdings
gibt es da auch Grenzen und Unterschiede. Eine Bambusart kann an einem Tag bis zu einem
Meter wachsen, während eine bestimmte Borstenkiefer gerade mal in 100 Jahren einen
Zentimeter zunimmt. Der größte gemessene Eukalyptusbaum hatte eine Höhe von 132,50
Metern. Aber es gibt auch kleine Pflanzen, die sich kaum über dem Erdboden erheben.
Wie ist es bei uns Menschen? Auch im Erwachsenenalter sind nicht alle gleich groß.
Und nach welcher Elle werden Christen gemessen? Da wird aufgefordert, in der Liebe zu
wachsen. Wir sind eher geneigt, zu Gottes Ehre die Entfaltung und Vervollkommnung
unserer Gaben und Anlagen vorzunehmen. Und das ist durchaus richtig. Aber Wachstum in
der Liebe? Wie geht das denn? Da gibt es ein eindeutiges Rezept in der Bibel, das lautet:
Wachsen durch Abnehmen! Soll das stimmen? Ja, Johannes formuliert es in Bezug auf
Christus so: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." (Joh 3,30)
Da wundert es mich nicht, wenn Jesus Johannes den Größten unter den Menschen nennt
(Mt 11,11), weil er offenbar Jesu Liebe am besten und eindrücklichsten verkörpert hat.
Wer meint, groß herauskommen zu müssen, wird am Ende zu einer mickrigen Null
schrumpfen. Wer Jesus durch sein Leben verherrlicht, wird von ihm auf den Thron gehoben
werden. Was für eine Aussicht: Wachsen durch Abnehmen, wachsen „zu dem hin, der das
Haupt ist, Christus".
Keiner hat es nötig, unter seiner Trauerweide sitzen bleiben zu müssen oder sich auf seinen
Lorbeeren auszuruhen. In der Liebe zu wachsen ist für jeden möglich.
Josef Butscher
DEZEMBER 14
Richtet eure Gedanken auf das, was schon bei euren Mitmenschen als rechtschaffen,
ehrbar und gerecht gilt, was rein, liebenswert und ansprechend ist, auf alles, was Tugend
heißt und Lob verdient. Philipper 4,8 (Gute Nachricht Bibel)
Spätestens Mitte Dezember planen die großen Medienanstalten Jahres-RückblickSendungen. Hier werden die besonderen „Höhepunkte" des beinah vergangenen Jahres
noch einmal gezeigt. Damit auch die echten Vorlieben des Publikums erfasst werden, startet
man vorher Meinungsumfragen: „Was hat Sie in diesem Jahr besonders beeindruckt?" Dann
wird eine „Top-Liste" erstellt mit den Höhepunkten, die Deutschland bewegt haben. Im Jahr
2009 standen drei Ereignisse an der Spitze dieser Liste: 1. Der Selbstmord des deutschen
Torwartes Robert Enke. 2. Die Notlandung eines Flugzeugs auf dem Hudson River. 3. Der Tod
der Pop-Ikone Michael Jackson.
Wer ohne Fernseher lebt und selten Nachrichten hört, wird davon nicht weiter beeindruckt
worden sein, denn wer von uns kannte Robert Enke persönlich? Und wer hatte Verwandte
in diesem Airbus, der nach einem Zusammenprall mit einem Vogelschwarm beinahe
abgestürzt wäre? Und was kümmert uns der Medikamentenmissbrauch eines exzentrischen
Sängers? Doch die Medien bringen all diese Ereignisse in unser Wohnzimmer. Für manchen
ist das, was er im Fernsehen sieht, genauso wirklich wie seine Alltagswelt.
Hirnforscher bestätigen uns, dass wir beim Zuschauen dieselben Gefühle entwickeln wie in
der Realität. Die Angst um den Haupthelden, der Stress bei einer gefährlichen Szene
nehmen uns mit und erzeugen einen Adrenalin-Stoß, als müssten wir wirklich um unser
Leben rennen. Natürlich härten wir uns allmählich ab, und das kann dazu führen, dass wir
uns auch dann als distanzierte Zuschauer benehmen, wenn wir eigentlich zupacken und
handeln müssten - wenn wir Zeugen eines Autounfalls werden oder wenn jemand bedroht
wird und unsere couragierte Hilfe braucht.
Was wir ständig sehen, das beeindruckt uns, prägt unser Denken. Paulus gibt uns einen
guten Rat: Wir sollten uns ganz bewusst mit positiven und ermutigenden Nachrichten
befassen. Also füllen wir unseren geistigen Speicher lieber mit Eindrücken, die edel und
aufbauend sind. Und davon gibt es immer noch mehr als genug!
Sylvia Renz
DEZEMBER 15
Legt das Lügen ab und sagt zueinander die Wahrheit. Epheser 4,25 (Gute Nachricht Bibel)
Eine bemerkenswerte Geschichte zum Thema Wahrheit und Lüge erzählte der griechische
Historiker Herodot (490-424 vor Chr.). Als ein persisches Heer die Stadt Barke belagerte,
gelang es den Angreifern trotz aller Bemühungen nicht, die Mauern zu überwinden.
Schließlich dachte sich der persische Heerführer eine List aus: Er ließ in seinem Lager eine
große Grube ausheben und deckte sie durch einen Holzboden ab, der wiederum mit Erde
bedeckt wurde. Am Ende konnte man diese Stelle nicht vom umgebenden Erdboden
unterscheiden.
Dann rief er Gesandte aus Barke zu sich und handelte auf diesem vorbereiteten Platz einen
Friedensvertrag aus, der etwa so lautete: Solange dieser Grund hier fest bleibt, werden
beide Seiten Frieden halten. Durch diesen Schwur abgesichert, öffneten die Einwohner von
Barke die Tore. Die Perser strömten in die Stadt, während einige persische Soldaten in ihrem
Lager die Holzdecke zum Einsturz brachten. Nun konnten sie die Stadt plündern; weil der
Erdboden nicht gehalten hatte, fühlten sie sich nicht an ihren Schwur gebunden. (Historien
4:201)
Solch ein Vorgehen wird sicher von dem oben zitierten Gebot verurteilt. Wenn wir
aufgefordert werden, kein falsches Zeugnis zu reden, dann bedeutete das sicher mehr, als
keine ausdrücklichen Lügen zu benutzen. Gott möchte auch, dass wir durch unsere Worte
andere Menschen nicht täuschen oder zu täuschen versuchen. Paulus forderte die Christen
in Ephesus auf: „Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem
Nächsten." (Eph 4,25) Was darauf hindeutet, dass das Lügen auch unter Christen ein
Problem war -und sicher bis heute ist.
Wie schön wäre es, wenn meine Mitmenschen darauf vertrauen könnten, dass meine Worte
nicht nur frei von Lügen, sondern tatsächlich aus tiefem Herzen ehrlich gemeint sind! Wie
einfach könnten manche Probleme und wie harmonisch manche Beziehungen werden,
wenn man keinerlei Grund hat, über versteckte Ansichten oder Absichten zu spekulieren!
Wenn man darauf vertrauen könnte, dass alles tatsächlich so ist, wie es gesagt wird.
Bei Jesus war das so. Er sagte von sich, dass er selbst „die Wahrheit und das Leben" ist (Joh
14,6). Von ihm können wir den Umgang mit der Wahrheit gegenüber unseren Mitmenschen
lernen.
Martin Peters
DEZEMBER 16
Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Römer 15,7
Zwei evangelische Pfarrer treffen sich. Der eine klagt über die Menge der Fledermäuse in
seinem Kirchturm. Er weiß sich keinen Rat mehr. Doch den hat der Kollege parat: „Mach es
wie ich: Ich habe sie alle getauft und konfirmiert, von da an waren sie verschwunden!"
Zugegeben, diese Anekdote hat einen langen Bart. Und beim Ernst der Lage bleibt einem
auch das Lachen eher im Halse stecken. Aber wir alle kennen das Problem: Viele
Jugendliche, die während ihrer ganzen Kindheit jede Woche in den Gottesdienst kamen,
sind irgendwann verschwunden. Und das nicht nur, weil sie umgezogen sind; nein, sie haben
die Gemeinde verlassen.
Warum passiert so etwas? Jugendliche machen während ihres Erwachsenwerdens jede
Menge Veränderungen durch, sowohl physisch als auch psychisch. Die Erziehung, die sie bis
dahin genossen haben, prägte sie, und doch versuchen sie - Schritt für Schritt - auch Eigenes
zu erproben. Eltern müssen lernen loszulassen. Und ertragen können, dass Kinder zuweilen
auf die Nase fallen.
Junge Leute müssen auch negative Erfahrungen verarbeiten und ihren eigenen Weg finden.
Vielleicht erleben sie, dass sie wegen ihres Glaubens von ihren Mitmenschen lächerlich
gemacht werden. Selbst die beste Freundin nörgelt vielleicht, weil man sich während der
Gottesdienstzeit nicht mit ihr zum Shoppen verabreden will. Es ist oft schwer für junge
Menschen, hier eine gute Entscheidung zu treffen und es so zu deichseln, dass man auch die
beste Freundin bzw. Freund nicht vergrault.
Es gibt viel Stoff zum Nachdenken: Was veranlasst junge Leute, sich für den
Gemeindebesuch zu entscheiden? Haben sie dort eine Aufgabe? Schätzt man sie - trotz ihrer
Jugend und Unerfahrenheit? Oder hat man ständig etwas an ihnen auszusetzen? Haben sie
dort Freunde? Gibt es Ziele, auf die sie gemeinsam mit Anderen zugehen wollen? Nimmt
man sie ernst? Fühlen sie sich angenommen?
Es ist eine Aufgabe, die viel Herz erfordert, Jugendliche als einen ganz wichtigen Teil unserer
Gemeinde zu sehen. Sie sind schon heute Gemeinde, nicht erst morgen. Es gibt kein
Patentrezept, sie zu behalten, aber sie anzunehmen, wie Christus uns (Ältere) angenommen
hat, ist in jedem Fall wichtig, ja entscheidend, denn es zeigt echte Liebe. Vergessen wir
nicht: Jesus hat uns angenommen, so wie wir sind - mit allen unseren Fehlern und
Eigenheiten!
Beate Strobel
DEZEMBER 17
Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt!
Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Jesaja 66,10
„Wenn ich an meine Kirchengemeinde denke, dann könnte ich ..." - mich freuen! Immer?
„Jerusalem" steht in der Bibel häufig als Bild für Gottes Gemeinde: erhaben und rein, eine
Gemeinde mit wechselhafter Geschichte und großer Ausstrahlung. „Jerusalem" meint also
die Gemeinschaft der Gläubigen, die sich auch heute wieder gern versammelt. Eine
Gemeinschaft, in der wir das feiern, was Gott bereits getan hat und auch das, was er noch
für seine Gemeinde plant und mit ihr tun wird. Dieser Plan ist eine göttliche „Erfolgsstory".
Dass ich dazu gehören darf, lässt mich die Freuden des vorweggenommen Reiches Gottes
schon hier und jetzt erleben. Es ist eine Gemeinschaft, in der wir uns als Brüder und
Schwestern betrachten, einander vertrauen, Trost und Erbarmen erleben.
All diese Gedanken kommen mir in den Sinn, wenn ich an „Jerusalem", meine Gemeinde,
denke. Darum bin ich - wie der Prophet Jesaja in unserem Andachtswort - fröhlich. Ich
könnte vor Freude in die Luft springen. Deshalb gehe ich gern in den Gottesdienst.
Natürlich ist die Gemeinde noch nicht der Himmel. Welche Enttäuschungen ich schon erlebt
habe! Ich hatte auf Anteilnahme gehofft, wollte getragen werden - vergebens. Da war
keiner, der sich so recht in meine Situation hinein versetzen konnte. Und als ich manches
verändern wollte, scheiterte ich an festgefahrenen Traditionen und starren Strukturen.
Gerade in diese Situation hinein ruft mir Gott zu: „Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie
traurig gewesen seid."
Das alttestamentliche Bild wird in der Offenbarung erweitert, wenn Johannes „die heilige
Stadt Jerusalem herniederkommen" sieht, „die hatte die Herrlichkeit Gottes" (Offb 21,10f.).
Gottes Gemeinde bleibt bis zur baldigen Wiederkunft Jesu bestehen. Wer dazu gehört, freut
sich über sie und bringt sich ein. Seine Mitarbeit wird nicht vergeblich sein. Kinder und
Eltern, Jugendliche und Senioren, Gäste und Freunde werden von ihrer ansteckenden Liebe
angezogen und von ihrer Verkündigung überzeugt. Bis am Ende eine unzählbare Schar von
jubelnden Gläubigen den wiederkommenden Herrn begrüßt.
Ralf R. Eigenbrodt
DEZEMBER 18
Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab.
Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16 (Hoffnung für alle)
Wieder ist es Advent geworden. Abends sind die Straßen weihnachtlich erleuchtet. In den
geschmückten Geschäften werden die letzten Geschenke zum Fest gekauft und in den
Heimen verbreitet sich der Duft frischgebackener Plätzchen. Man genießt die Abende bei
Kerzenlicht - vielleicht mit einem guten Buch und einer Tasse Tee oder einem Spielabend
mit Freunden - und freut sich auf die kommenden Festtage. In vielen Kirchen werden die
Krippen wieder aufgestellt. Das erinnert mich an eine Geschichte von Karl Heinz Gries.
Es war kurz vor Heiligabend, als man feststellte, dass in einer Kirche das Christuskind aus der
Weihnachtskrippe verschwunden war. Schnell machte man sich daran, eine neue
Krippenfigur anzuschaffen, doch der Pastor meinte: „Lassen wir doch die Krippe leer.
Vielleicht kommen die Leute zum Nachdenken und fragen nach Jesus." Und tatsächlich, viele
fragten am Abend: „Wo ist das Jesuskind?" „Hat man vergessen, das Christkind in die Krippe
zu legen?" „Gibt es das: Weihnachten ohne Jesus?" Die Antwort auf diese Fragen gab es
dann in der Weihnachtspredigt.
„Unsere Krippe ist leer", begann der Pastor, „weil das Jesuskind verschwunden ist. Dem, der
es hat, wünsche ich Gottes Segen und hoffe, dass er es ernst meint mit Jesus. Denn schon
die Bibel sagt: ,Wer Jesus hat, hat das Leben. Wer Jesus nicht hat, der hat das Leben nicht.'
[vgl. 1 Joh 5,12] Damit ist zwar nicht diese Figur oder irgendein Abbild des Herrn gemeint,
sondern von ganzem Herzen an Christus zu glauben. Eigentlich ist es ganz richtig, wenn die
Krippe leer ist, weil Jesus seit 2000 Jahren nicht mehr darin liegt. Genauso, wie er auch nicht
mehr am Kreuz hängt, wo er das Erlösungswerk vollbracht hat. Schaut bitte noch einmal in
die Weihnachtskrippe. Alles ist noch da: Maria, Josef, die Hirten und auch die Tiere. Nur
Jesus ist verschwunden. Fast doch so, wie bei euch zu Hause, nicht wahr? Alles haben wir:
eine Familie, einen bunten Weihnachtsbaum, teure Geschenke - aber sagt mir: Wo ist
Jesus?"
Wenn Jesus mir nicht im Herzen geboren wurde und wenn ich ihm nicht täglich alle Räume
meines Lebens öffne, nützt er mir gar nichts - und wenn ich 100 Mal im Jahr Weihnachten
feiern würde!
Vera Syring
DEZEMBER 19
Barnabas wollte Johannes Markus mitnehmen, aber Paulus lehnte es ab, noch einmal mit
ihm zusammenzuarbeiten; denn er hatte sie auf der vorhergehenden Reise in Pamphylien
im Stich gelassen und die Zusammenarbeit abgebrochen. Apostelgeschichte 15,37.38 (Gute
Nachricht Bibel)
Es war fast ein historisches Ereignis, als Miriam Hargrave, eine 62-jährige Rentnerin aus
Wakefield (England), am 3. August 1970 zum 40. Mal ihre Fahrprüfung ablegte - und
bestand! 39 Mal war die hartnäckige alte Dame durchgefallen. Als sie nun ihre Fahrerlaubnis
in den Händen hielt, gab es für sie ein neues Problem: Sie hatte für den Erwerb des
Führerscheins alle ihre Ersparnisse aufgebraucht, sodass sie sich jetzt kein Auto mehr leisten
konnte. Aber selbst das konnte ihre Freude nicht schmälern.
Bei Paulus war auch einmal einer durch die Prüfung gefallen: der junge Johannes Markus.
Während einer Missionsreise in die heutige Südtürkei hatte er Paulus und Barnabas
verlassen. Ob es nun Angst vor Gefahr war - es gab in der Gegend viele Raubüberfälle - oder
die Schwierigkeiten, die die Missionare mit den Bewohnern dort hatten, wissen wir nicht.
Markus hatte jedenfalls genug davon und setzte sich ab (Apg 13,13). Damit war er für Paulus
untragbar geworden. Wegen Markus kam es zu einem Streit zwischen ihm und Barnabas,
der damit endete, dass sie getrennte Wege gingen. Nur Barnabas gab seinem Neffen noch
eine Chance, in der dieser sich bewährte (Apg 15,39). Aber Paulus revidierte später sein
Urteil über Markus und fand ihn sogar „nützlich zum Dienst" (2 Tim 4,11).
Geben wir unseren Mitmenschen, wenn sie einmal versagt haben, eine weitere Chance?
Oder trauen wir unserem Nächsten dann überhaupt nichts mehr zu und sagen: „Auf ihn ist
kein Verlass, er ist zu sensibel, zu nichts zu gebrauchen, ein Versager"?
In Wirklichkeit benötigen wir doch alle mehr als nur eine Chance, um Verfehlungen und
Versäumtes wiedergutzumachen, um zu wachsen und zu reifen. Es ist ein göttliches Prinzip,
unseren Mitmenschen mehr als eine zweite Gelegenheit zu geben, sich zu bewähren. Hätte
Gott unserer Welt nicht durch das Opfer seines Sohnes eine Möglichkeit gegeben, aus
Schuld und Versagen wieder herauszukommen, wären wir alle verloren. Weil Gott uns viel
und oft vergibt, sollen auch wir denen vergeben, die an uns schuldig werden (Eph 4,32).
Diese Bereitschaft Gottes, es ständig mit uns neu zu wagen, motiviert uns, Anderen eine
neue Chance zu geben.
Marit Krejcek
DEZEMBER 20
Steh auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des HERRN ist
über dir aufgegangen! Jesaja 60,1 (Elberfelder Bibel)
Nur wenige Tage noch, dann ist Weihnachten da! Mit welch einer Spannung erwarteten wir
Kinder früher den Heiligen Abend! Bis dann endlich die Tür zum Wohnzimmer geöffnet
wurde, wo die Eltern ein kleines (für uns großes) Märchenreich bereitet hatten. Der
Aufforderung „Steht auf, kommt und lasst euer Gesicht vor Freude strahlen!" hätte es sicher
nicht bedurft.
Der Prophet Jesaja schrieb unser Andachtswort wohl in einer dunklen Zeit: Die Assyrer
standen vor Jerusalem. (Den wundersamen Ausgang der Bedrohung finden wir in Jesaja
37,36-38.) Es war ähnlich wie 1945. Wir hörten schon den Kanonendonner und ahnten: Bald
wird Schreckliches über uns hereinbrechen. Es waren finstere Tage. Viele verloren ihr
Vertrauen in Gott, viele den Lebensmut.
Die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft, die uns Vertrauen in Gott einflößt. Zwar glaubt
der überwiegende Teil der Menschheit irgendwie an einen Gott und der Atheismus ist seit
dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime auf dem Rückzug; aber viele sehen in
Gott eher eine rätselhafte Schicksalsmacht, für uns unerreichbar. Das ist ein Gottesglaube,
der alles nur noch schlimmer macht, denn man bleibt allein mit dem Rätsel des Leides und
des Bösen. Weihnachten aber sagt uns: Gott ist aus dem Dunkel herausgetreten, er ist
Mensch geworden und mitten unter uns, - und er hat sich für uns am Kreuz geopfert. Damit
wurde der Böse besiegt und das Böse und der Tod werden ausgerottet, wenn Jesus kommt.
Hoffnung ist da! Das Licht ist aufgegangen.
Viele fragen heute nach dem Sinn der Geschichte und dem persönlichen Lebenssinn.
Manche Philosophen bieten uns einen zweifelhaften Trost: „Übe dich darin, die Sinnlosigkeit
auszuhalten!"
Das deutsche Wort „Sinn" hatte ursprünglich die Bedeutung „Weg". Und tatsächlich: Wer
keinen Sinn mehr sieht, der weiß keinen Weg. Sinnlos ist weglos. Mancher kennt das schöne
Lied: „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl; das macht die Seele still und
friedevoll." (Wir loben Gott, Nr. 270) Wir könnten auch singen: „Weiß ich den Sinn auch
nicht, du weißt ihn wohl." Oft vermögen wir keinen Sinn zu erkennen. Verzweifelt fragen
wir: „Warum? Warum das jetzt?" Doch der letzte Sinn ist da: Er liegt bei Gott, und eines
Tages werden wir diesen Sinn auch erkennen. Und wir werden Gott danken.
Dieter Leutert
DEZEMBER 21
Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Psalm
34,9
Seine Welt waren Bücher und Musik. Er konnte 12.000 Bände auswendig, dazu Tausende
Musikstücke nachsummen, darunter ganze Symphonien. Am 21. Dezember 2009 ist der
Autist Kim Peek im Alter von 58 Jahren an einem Herzanfall gestorben.
Gemessen an seinem Intelligenzquotienten von 70 war er als Idiot einzustufen - allerdings
einer mit „Inselbegabungen". Wenn er ein Buch las, hielt er es vor sein Gesicht. Das linke
Auge erfasste die linken, das rechte die rechten Seiten. Pro Doppelseite benötigte er acht
Sekunden Lesezeit, dann war der Inhalt unwiderruflich gespeichert. Diese erstaunliche
Fähigkeit verdankte er einem Defekt im Gehirn. Das Kleinhirn war stark geschädigt, und
zwischen den beiden Hälften des Großhirns bestand so gut wie keine Verbindung. Dafür
arbeiteten Hirnregionen, die sonst weitgehend ungenutzt bleiben.
Die linke Gehirnhälfte ist hauptsächlich für rationales Denken (Logik und Wörter) sowie für
analytische und mathematische Denkvorgänge verantwortlich. Die rechte Gehirnhälfte
steuert Intuition, Kreativität und Gefühle. Kim Peek konnte erstaunliche Leistungen auf den
Gebieten der linken Gehirnhälfte vollbringen, und obwohl er durchaus soziale Kompetenz
besaß, hatte seine Gefühlswelt nur wenig Bezug zur Lebensrealität.
Sein Schicksal erinnert daran, dass wir Menschen - von Gott so gewollt - mit Verstand und
Emotionen ausgestattet sind, und dass das Zusammenwirken der beiden Sphären uns erst
lebenstüchtig macht. Kim Peek kam zeitlebens nicht ohne Hilfe zurecht.
Auch in unserem geistlichen Leben ist sowohl die Seite des Erkennens, Verstehens und
Denkens als auch die Seite der Erfahrung, des Empfindens und der Inspiration einbezogen.
Wer nur Bibelwissen vermehrt, wird irgendwann zum geistlichen Autisten. Wer sich nur
seinen religiösen Gefühlen hingibt, verfällt leicht der Schwärmerei. Nicht umsonst besagt
unser heutiger Bibeltext, dass die Gotteserfahrung auf zwei miteinander verbundenen
Wegen geschieht: Schmecken (die Ebene der Empfindungen) und sehen (die Ebene des
Erkennens).
Beim Abendmahl erfahren wir beides: Wir hören die Erlösungsbotschaft und schmecken das
Brot und den Wein. So prägt sich besser ein, was in unserem Leben wirklich zählt: sich Gott
ganz und gar anzuvertrauen. „Wohl dem, der auf ihn trauet!"
Thomas Lobitz
DEZEMBER 22
Darum seid standhaft, ihr Frommen, und habt Geduld, die ihr Gottes Gebote befolgt und
getreu den Glauben an Jesus bewahrt. Offenbarung 14,12 (Walter Jens, Das A und das O)
„Aus Angst vor Ärger mit den Leuten habe ich lieber den Mund gehalten. Andererseits war
es eigentlich schade, dass ich es nicht gewagt habe, etwas zu sagen, denn andere hatten den
Mut dazu." Vielleicht haben wir dies oder Ähnliches schon einmal gesagt oder gedacht.
Hinterher ist man immer schlauer. Aber wenn man gedrängt wird, etwas zu tun oder zu
sagen, was man gar nicht will, dann wird es schwierig.
Ich kenne das auch. Ich sollte etwas sagen und tun, was nicht meine Überzeugung war. Ich
hab es getan, aber hinterher habe ich mich darüber sehr geärgert. Dann wollte ich es
rückgängig machen; aber das machte alles noch viel schlimmer. Umso höhere Achtung habe
ich vor Menschen, die den Mut haben, etwas zu tun oder zu sagen, was ihrer Überzeugung
entspricht, obwohl sie genau wissen, dass sie deswegen Nachteile in Kauf nehmen müssen.
Mancher hat für seine christliche Überzeugung alles eingesetzt und alles verloren - einige
sogar ihr Leben. War es das wert? Ich meine ja, denn sie blieben sich selbst und Gott treu.
Mich beeindrucken jene ersten Christen, die wie Stephanus sich nicht haben einschüchtern
lassen. Manche verloren ihre Heimat, ihr Hab und Gut, doch die Verkündigung des
Evangeliums konnten die Verfolger nicht eindämmen -sie förderten sie sogar noch (siehe
Apg 8,1-4).
Auch heute noch werden Christen verfolgt - zigmillionen in aller Welt. Das beginnt mit
Mobbing, Verleumdung und Beschimpfungen und geht bis zur Bedrohung von Leib und
Leben und dem Tod. Wer sich zu Jesus Christus hält, der wird auch zur Zielscheibe der
entschiedenen Gegner Jesu. Sie können die Sache Jesu zwar behindern, aber Gottes Wirken
und das seiner treuen Zeugen nicht verhindern.
Wenn wir uns auf die Seite Christi gestellt haben, haben wir einen Standpunkt
eingenommen. Es kann sein, dass anderen das nicht gefällt, und sie uns verachten oder
sogar angreifen. Da gilt dann die Aufforderung unseres heutigen Andachtswortes: standhaft,
geduldig und treu zu sein. Wenn wir uns an Christus halten und ihm vertrauen, wird das
gelingen.
Ich will mich auch heute auf die Seite Jesu stellen. Er ist mein Erlöser und Herr. Er hatte den
Mut, sich zu mir zu bekennen. Herr Jesus, gib mir heute den Mut und die Standhaftigkeit, für
dich einzustehen!
Matthias Gansewendt
DEZEMBER 23
Und du, Bethlehem, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir kommen,
der in Israel HERR sei. Micha 5,1
So hatte es der Sprecher Gottes einst angekündigt. Nach dem Glauben der Christen erfüllte
es sich, als Jesus zur Welt kam. In Bethlehem wurde er geboren, dieser kleinen unter den
Städten in Juda, wie ausdrücklich betont wird. Bei "kleinen Leuten" wuchs er auf, der Vater
verdiente als Bauhandwerker den Lebensunterhalt der Familie. Die ersten Zeugen seiner
Geburt waren Hirten - ein Berufsstand, der in der Gesellschaft nicht hoch angesehen war.
Die Umstände seiner Geburt waren widrig und schwierig und die Zukunft keineswegs sicher
und unangefochten.
Im Kleinen und Unscheinbaren, im Schwachen und Geringen kommt Gott zur Welt. Die
Unvergleichlichkeit dieser Erfahrung hat Martin Luther einmal so ausgedrückt: "Nichts ist so
klein, Gott ist noch kleiner." Unser kleiner Mut, unsere geringe Kraft - Gott findet Platz
darin. Glaube, so winzig wie ein Senfkorn - Gott ist darin verborgen.
Er ist dort, wo Menschen tun, was sie zu tun vermögen, auch wenn es gar nichts Großartiges
und Außergewöhnliches ist: Nach Bethlehem reisen, um den Verpflichtungen als
Staatsbürger nachzukommen. Eine Herberge suchen, um für die nächste Nacht ein Dach
über dem Kopf zu haben. Aus dem, was da ist, Futterkrippe und Stroh, eine Schlafstätte für
ein Neugeborenes improvisieren. Wo Menschen tun, was sie tun können, und sei es noch so
unscheinbar, da schaffen sie eine Gelegenheit für Gottes Gnade. So erzählt es die
Weihnachtsgeschichte.
Heute erleben wir es doch auch so: In unseren dürftigen Worten verschafft Gott sich Gehör.
In unserem zaghaften Zeugnis macht er sich Menschen bekannt und vertraut. Im Bemühen
um kleine Fortschritte und Verbesserungen lässt er Menschen zueinander finden. In einer
unvollkommenen Gemeinde erhält er unseren Glauben. Zwei oder drei sind ihm nicht zu
wenig, um in ihrer Mitte zu sein und Hilfe zu schaffen.
"Nichts ist so klein, Gott ist noch kleiner." Achten wir das Kleine nicht gering. So lassen wir
Gott groß werden.
Michael Götz
DEZEMBER 24
Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große
Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren,
welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids." Lukas 2,10
Weihnachten! Für die gesamte christliche Welt hat dieses Wort einen besonderen Klang. Es
weckt Kindheitserinnerungen, feierliche Gefühle, eine Ahnung von Geheimnis.
Schon die Vorweihnachtszeit mit den herrlichen Weihnachtsmärkten im ganzen Land
vermittelt Vorfreude. Und wenn dann Plätzchenduft das Haus durchzieht, die Geschenke
eingekauft sind und das Weihnachtsessen vorbereitet ist, dann kommt der „Heilige Abend" besonders für die Kinder der schönste und spannendste Abend des gesamten Jahres. Jede
Familie pflegt ihre eigenen Weihnachtsrituale, und es wäre absolut herzlos, einen
Familienangehörigen am Heiligen Abend allein zu Hause sitzen zu lassen.
An Weihnachten erinnern sich die Menschen auch wieder „an den lieben Gott". Die Kirchen
sind voll wie niemals sonst. Zur Mitternachtsmesse in der Münchner Frauenkirche muss man
zum Beispiel mindestens zwei Stunden vorher da sein, um noch einen Platz zu bekommen,
aber selbst dann empfiehlt es sich, die eigene Sitzgelegenheit mitzubringen.
Die besondere Stimmung dieser Nacht hat der Schriftsteller Ludwig Thoma meisterhaft in
seiner bayerischen Mundartdichtung „Die Heilige Nacht" beschrieben. Nein, dies war und ist
keine Nacht wie jede andere, auch in unserer Zeit nicht. „Euch ist heute der Heiland
geboren!" Dass der Heiland nicht exakt am 24. Dezember geboren wurde, weiß jeder. Aber
in dieser Nacht erinnert sich die gesamte Christenheit an dieses wahrhaft einzigartige
Ereignis.
Das nach wie vor menschlich unfassbare Wunder der Menschwerdung Gottes ist die
Grundlage für den gesamten Erlösungsplan - das Leben Jesu auf dieser Erde, sein Tod am
Kreuz, seine Auferstehung und die Erwartung seiner Wiederkunft. Gott ist Mensch
geworden, er kam auf diese Erde! Haben wir deshalb nicht allen Anlass, heute gemeinsam
mit allen gläubigen Christen die Erinnerung an dieses Wunder zu feiern? Dazu noch, weil es
Sabbat ist! Stimmen wir ein in den Lobgesang der himmlischen Chöre: „Ehre sei Gott in der
Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens." (Lk 2,14) Frohe
Weihnachten!
Heidemarie Klingeberg
DEZEMBER 25
[Gott], der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben
hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Römer 8,32 (Elberfelder Bibel)
Weihnachten ist das Fest der Freude und des Schenkens. Zu keiner anderen Zeit sind die
Menschen so sehr mit dem Schenken befasst wie in diesen Tagen. Oft wird schon Wochen
und Monate vorher überlegt, geplant, gesucht und besorgt. Viele sind emsig bemüht, die
passenden Geschenke zu finden; andere gestalten etwas ganz Persönliches. Kinder basteln
oder malen ihre Geschenke. Alle wollen Freude bereiten.
Der wahre Wert eines Geschenkes aber ist nicht mit Geld zu messen, sondern mit der Liebe,
die damit verbunden ist. Ein Altenheimbewohner konnte sich nicht recht über die
Geschenke seiner Kinder freuen. Über den Grund befragt, antwortete er: „Es ist keine Liebe
darin."
In diesen Tagen des Schenkens sollten wir vor allem über das große Geschenk Gottes
nachdenken. In einem Lied heißt es: „Lobt Gott, ihr Christen all zugleich, in seinem höchsten
Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn." (Wir loben
Gott, Nr. 124,1) Gott hat mit dem Schenken schön längst begonnen. Er hat uns mit der
Menschwerdung seines Sohnes das allergrößte Liebesgeschenk gemacht (Joh 3,16). Jesus
wurde arm um unsertwillen und kam in unsere Armut, damit wir „durch seine Armut reich"
würden (2 Kor 8,9).
Überlegen wir, was in diesem einen großen Gottesgeschenk alles für uns enthalten ist:
Liebe, Annahme, Vergebung, Versöhnung, Erlösung, Freude, Frieden, Trost, Geborgenheit,
eine lebendige Hoffnung, ein echtes Lebensziel. Das alles können wir heute schon haben.
Einbegriffen ist aber auch das ewige Leben in Gottes Reich auf der neuen Erde. Das wird ein
Leben sein, wie wir es uns schöner und besser nicht wünschen können. Jesus sagte: „Ich bin
gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken." (Joh 10,10b NL)
Ein Geschenk gehört dem Beschenkten erst dann, wenn er es angenommen hat. So müssen
auch wir Christus als unseren Erlöser und Herrn annehmen. Dann aber dankt der
Beschenkte auch dafür. Wenn wir fragen, wie wir Gott am besten für sein beispielloses
Geschenk danken können, dann finden wir die Antwort in Sprüche 23,26: „Gib mir, mein
Sohn [bzw. meine Tochter], dein Herz, und deine Augen lass an meinen Wegen Gefallen
haben!" (EB)
Reinhold Paul
DEZEMBER 26
[Maria] gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln. Lukas 2,7
Meine große Freude ist mein kleines Patenkind Salome. Schon zwölf Tage nach ihrer Geburt
erlebte sie ihren ersten Gottesdienst mit - hauptsächlich auf meinem Arm (sie wog nur fünf
Pfund). Später saß sie meist auf meinem Schoß und verfolgte das Geschehen mit
Aufmerksamkeit (vor allem das Singen). Ich habe sie oft gefüttert und alles Mögliche mit ihr
gemacht - nur eines nie: ihr die Windeln gewechselt. Obwohl das ja heute mit den
Einmalwindeln längst nicht mehr so ist wie früher mit den Stoffwindeln. Ich erinnere mich
noch, wie das damals bei meinem jüngsten Bruder war ...
Als Maria Jesus geboren hatte, wickelte sie ihn in Windeln, berichtet Lukas. Eigentlich eine
Selbstverständlichkeit und dennoch voller Symbolgehalt!
Zum einen zeigt das, dass der Sohn Gottes wahrhaft ein Mensch war und wie andere Babys
„funktionierte": Auch er machte täglich seine Windeln voll! Er war ganz Mensch geworden einer von uns, „Immanuel" (Mt 1,23).
Es symbolisiert auch das ungeheuere Ausmaß seiner Erniedrigung: von dem, der „in
göttlicher Gestalt" und „Gott gleich" war (Phil 2,6) mit all seiner göttlichen Herrlichkeit (Joh
17,5) zu dem, der fortan in der „Gleichgestalt des Fleisches der Sünde" (Röm 8,3 EB) sein
Leben führte - vom Thron Gottes in eine Windel!
Zum anderen zeigt dieses Detail, dass Jesus sich wirklich ganz in unsere Situation begab, um
es neutral zu formulieren und nicht das eigentlich passendere Unwort zu gebrauchen. Er
nahm alles auf sich, was Menschen zu eigen ist - Probleme, Versuchungen und Leid und
zuletzt auch all unsere Schuld und Sünde. Das ist viel, viel schlimmer als eine volle Windel!
Und das Wunderbare ist: Damit hat er uns von aller Sünde gereinigt. Wir können wieder
reine Windeln haben (welch ein gutes Gefühl!) - die Gewissheit der Vergebung (1 Joh 1,9) und die frohe Aussicht, einmal auf der Neuen Erde leben zu dürfen und keine Reinigung von
Sünden mehr zu brauchen.
Daran sollten wir denken und dafür Gott und Christus danken und preisen - nicht nur zu
Weihnachten, sondern an jedem Sabbat. Denn der Sabbat ist nach biblischem Prinzip der
Gedenktag für die Erlösungstat Christi - von seiner Menschwerdung und Geburt bis hin zu
seiner Kreuzigung und Auferstehung.
Werner E. Lange
DEZEMBER 27
So werden die Erlösten des HERRN heimkehren, und nach Zion kommen mit Jauchzen, und
ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber
Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen. Jesaja 51,11
Heimat - ein Ort, wo man sich geborgen fühlt, wo man Sicherheit wähnt, man gerne
heimkehrt und wiederkommt. Viele Dinge, die man kennt und die ihren alltäglichen Ablauf
haben. Eine Vielzahl von Menschen, die einem sehr wichtig geworden sind, manche kennt
man, seitdem man auf der Welt ist. Es sind viele Dinge, die uns ein positives Zuhause-Gefühl
geben, einen Platz, den wir Heimat nennen dürfen.
Vor ein paar Jahren war es für mich soweit: Ich musste mein Zuhause verlassen. Das Haus
und den Ort, in dem ich lebte, seit ich denken konnte. All die Menschen, die mir in den
ganzen Jahren wichtig geworden waren, sollte ich zurücklassen. Das fiel mir nicht leicht. Ich
hatte Heimweh.
Ein spezielles Merkmal meiner Heimat, das mir ein besonders glückliches Gefühl gab, war
jedes Jahr in der Weihnachtszeit der große Tannenbaum an der Ecke eines Weges. Wenn er
geschmückt war und im Dunkeln beeindruckend leuchtete, brachte dies Wärme in mein
Herz. Ich bin Gott überaus dankbar, dass ich das erleben durfte und er mich genau in diesem
Ort hat aufwachsen lassen. Natürlich machen nicht nur Gegenstände Heimat aus, sondern
vor allem die Menschen, die wir lieben.
Trotz all der erfreulichen Aspekte, die einen Ort Heimat werden lassen, ist mir aufgefallen,
dass ich mich auf dieser Welt mit meinem Herzen nicht an einen bestimmten Ort, Platz oder
Menschen hängen darf. Was ist mit den Menschen, deren Heimat durch einen Krieg
vollkommen zerstört wurde? Was ist mit jenen, die aufgrund irgendwelcher Gesetze ihre
Heimat nie wieder betreten dürfen?
Es gibt so viele Kinder Gottes, die sich nirgendwo zu Hause fühlen. Sie sehnen sich danach
das zu erleben, was unser Andachtstext beschreibt. Aus diesem Grund glaube ich, dass
unsere eigentliche Heimat allein bei Gott sein kann. Nur er kann uns alles geben, was wir
uns wünschen und wirklich brauchen. Von ihm, unserer eigentlichen Heimat, werden wir
uns nie trennen müssen. Er selbst wird uns niemals verlassen. Egal, wo wir sind - er ist da.
An ihm darf sich jeder von uns festhalten. Ich freue mich darüber!
Beatrice Nickel
DEZEMBER 28
Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, oder sein Erbarmen im Zorn verschlossen? Psalm 77,10
Der Psalmdichter Asaf spricht mit diesem Text vielen Gläubigen aus dem Herzen. Er
beschreibt in diesem Lied seine eigenen Gefühle und Erfahrungen: Er ruft zu Gott, ist
unruhig und kann nicht schlafen; er überlegt, wie alles zusammenpassen könnte, findet aber
keine Antwort. Dann denkt er über die Geschichte seines Volkes nach. Er erinnert sich
daran, wie Gott vor langer Zeit eingegriffen, sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten
herausgeholt und schließlich ins Land Kanaan gebracht hat. Das macht ihm zwar Mut, aber
die gegenwärtige Situation sieht anders aus, und daher fragt er: „Hat Gott vergessen, gnädig
zu sein? . Darunter leide ich, dass die rechte Hand des Höchsten sich so ändern kann." (Ps
77,10.11) Asaf denkt, dass Gott schweigt, nichts tut, und sein Volk hängen lässt.
Wäre der Psalm hier zu Ende, bliebe ein ernüchternder Eindruck zurück. Wie geht es weiter?
Findet der Liederdichter wieder Hoffnung und Zuversicht? Asaf wurde bewusst: Gott hatte
sogar die Naturgewalten benutzt, um sein Volk aus der bedrohlichen Situation nach dem
Auszug zu befreien, als die Ägypter es verfolgten (V. 15-21; vgl. 2 Mo 14).
Ist Gott heute nicht derselbe wie zur Zeit Asafs vor fast 3000 Jahren? Wir können heute auf
eine viel längere Zeit zurückblicken als er: die ganze Zeit des Alten Testamentes, die Zeit
Jesu und der Apostel und dann 1900 Jahre Kirchengeschichte. Uns steht heute viel mehr
Wissen zur Verfügung als Asaf. Wir kennen so viele Berichte darüber, wie Gott einzelne
Menschen geführt hat und wie er seine Gemeinde durch die Wirren der Zeit und des Abfalls
geleitet hat.
Als Asaf nur die gegenwärtige Situation sah, kamen ihm Zweifel, Fragen und Ängste, wie er
im ersten Teil des Psalms beschreibt. Als er dann den Blick auf Gottes Wirken in der
Geschichte seines Volkes richtete, gelangte er zu der Erkenntnis: „Kein anderer Gott ist so
mächtig wie du! Du allein bist der Gott, der Wunder vollbringt; du hast die Völker deine
Macht spüren lassen." (Ps 77,14.15 Hfa)
Sollte sich heute bei dir Resignation über deine gegenwärtige Lage breitmachen wollen,
dann mach es wie Asaf: Breite deine Sorgen vor Gott aus, aber bleib nicht dabei stehen.
Blicke auf Gott und auf das, was er in der Vergangenheit getan hat. Blicke auf Jesus Christus,
und lass dir die Liebe, Güte und rettende Macht Jesu bewusst machen. Das wird auch dich
mit neuer Hoffnung und Zuversicht erfüllen.
Gerhard Wagner
DEZEMBER 29
Durchforsche mich Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken! Und
wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf dem Weg zu
dir! Psalm 139,23.24 (Gute Nachricht Bibel)
Um den Jahreswechsel herum lesen wir an manchen Ladentüren „Wegen Inventur
geschlossen". Wenn auch heute im Zeitalter der Computer die Inventur nicht mehr mit so
vielen Mühen verbunden ist wie früher, so muss doch immer noch gezählt, addiert und
verglichen werden. Gilt die „Erfassung aller Bestände" eigentlich nur für Sachen?
Mit dem obigen Andachtswort beschloss David den 139. Psalm. Dankbar hatte er erkannt,
ein wunderbares Geschöpf Gottes zu sein (siehe V. 13.14). Darum konnte er Ja zu sich selbst
sagen. Er hatte es nicht nötig, sich mit anderen zu vergleichen, um daraus seinen Selbstwert
zu gewinnen. Der bestand darin, dass er als Gottes Gegenüber geschaffen wurde und in
einer Beziehung zu Gott stehen durfte.
Dies gilt auch für uns heute. Und Gott hat uns nicht nur „im Mutterleib gebildet" (V. 13),
sondern auch durch Christi Opfer erlöst und zu seinen Kindern gemacht. Aber wie David
wissen wir, dass diese Gnade nur bestehen bleiben kann, wenn wir die Beziehung zu
Christus als unserem Herrn und Erlöser aufrechterhalten - das Entscheidende in unserem
Christsein. Darum ist für jeden Nachfolger Jesu ebenfalls eine gelegentliche „Inventur"
wichtig.
Warenbestände können eindeutig ermittelt werden. Längst nicht so einfach ist, wenn es um
unsere Beziehung zu Gott geht. Da kann man sich leicht über sich selbst täuschen. Wir
führen vielleicht vor uns selbst ins Feld, was wir vieles für Gottes Sache tun. In der Inventur
vor Gott geht es jedoch nicht zuerst um unser Verhalten, auch nicht um die Bejahung
biblischer Lehren oder die Treue zur Adventbotschaft, sondern vor allem und zu allererst um
die persönliche Beziehung zu Jesus Christus.
Nicht ohne Grund hat er in seinem letzten Gleichnis, dem vom Weinstock und den Reben,
mehrfach Nachdruck auf das Bleiben in ihm gelegt (siehe Joh 15,4-6). Er weiß, dass sich in
unsere Frömmigkeit leicht Routine einschleichen kann, und es dann nicht mehr die Liebe zu
Jesus ist, die uns treibt. Darum sollte Davids abschließende Bitte in Psalm 139 auch des
Öfteren die unserige sein: „Durchforsche mich Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche
und Gedanken!" Gott wird uns das Ergebnis der Inventur zeigen.
Manfred Böttcher
DEZEMBER 30
Lass dich nicht vom Wein verführen! Er funkelt so rot im Becher und gleitet so angenehm
durch die Kehle; aber dann wird es dir schwindlig, als hätte dich eine giftige Schlange
gebissen. Sprüche 23,31.32 (Gute Nachricht Bibel)
Dieser Bibeltext fiel mir ein, als ich in den Medien die spektakuläre Nachricht vernahm, dass
Margot Käßmann, die geschätzte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) und engagierte Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers
mit 1,54 Promille Alkohol im Blut bei Rot über eine Kreuzung gefahren und von der Polizei
gestoppt worden war. Dieser Vorfall veranlasste die Bischöfin, von allen ihren Ämtern
zurückzutreten. Ihr Dienst für die EKD, von dem sich viele positive Auswirkungen für Kirche
und Gesellschaft versprachen, war bereits nach vier Monaten zu Ende.
Margot Käßmann hat ihren Fehltritt öffentlich bereut und sich sicher gewünscht, das
Andachtswort beachtet zu haben. Dann wäre sie klarer im Kopf gewesen.
Dabei warnt nicht bloß die Bibel vor dem Genuss alkoholischer Getränke aller Art. Um 550 v.
Chr. lehrte Buddha: „Genieße keine Getränke, die berauschen und den Verstand trüben."
Abraham Lincoln, einer der bedeutendsten Präsidenten der USA, sagte 1862: „Geistige
Getränke mögen Verteidiger finden, sie finden aber keine stichhaltige Verteidigung. Ob
nicht eine völlige und endgültige Verbannung aller berauschenden Getränke eine ungeheure
Wohltat für die Welt wäre, scheint mir keine offene Frage zu sein." Und William Ewart
Gladstone, einer der bedeutendsten britischen Politiker in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, erklärte 1898 kurz vor seinem Tode: „Das Trinken richtet größere
Verheerungen an als Krieg, Pest und Hungersnot zusammen." Frühe adventistische Leiter
und Ellen White setzten sich daher für die Enthaltsamkeit von alkoholischen Getränken ein.
Das ist zu Recht einer unserer Glaubensgrundsätze.
Mein Großvater war ein Alkoholiker. Ich danke Gott, dass mein Vater in jungen Jahren sein
Leben Christus übergab und mich noch vor meiner Geburt Gott weihte. So durfte ich in
einem christlichen Elternhaus aufwachsen und erleben, wie gesegnet und glücklich ein
Leben ohne alkoholische Getränke sein kann. Der Apostel Paulus schrieb den Christen:
„Betrinkt euch nicht; das führt nur zu einem liederlichen Leben. Lasst euch vielmehr von
Gottes Geist erfüllen." (Eph 5,18) Das ist eine wunderbare Alternative!
Helmut Mayer
DEZEMBER 31
Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit
weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus
wiederkommt. Philipper 1,6 (Neues Leben)
Es gibt viele Gründe, warum ich den Sabbat schätze. Einer davon ist: Ich darf aufhören zu
arbeiten -selbst dann, wenn ich nicht fertig bin. Am Sabbat darf ich - ein ohne schlechtes
Gewissen zu haben -das ruhen lassen, was unvollendet geblieben ist.
Nun geht das Jahr 2011 gerade an einem Sabbat zu Ende und das können wir auch als ein
Gleichnis betrachten: Alles, was wir nicht zu Ende führen konnten, dürfen wir an der
Schwelle zu einem neuen Jahr in Gottes Hände legen und darauf vertrauen, dass wir mit
unseren Zukurzkommen in seiner Schöpferhand gut aufgehoben sind.
Als Gott den ersten Sabbat mit den Menschen feierte, da beendete er nicht nur seine Arbeit,
sondern er vollendete sie - mit dem Sabbat: „So vollendete Gott am siebenten Tage seine
Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er
gemacht hatte." (1 Mo 2,2)
Wir beenden die Arbeitswoche am Freitagabend. Ruhe und Frieden finden wir dadurch, dass
Gott sie für uns am und mit dem Sabbat vollendet. Wir beenden das Jahr am 31. Dezember und es bleibt so vieles unfertig. Zur inneren Ruhe finden wir dadurch, dass wir uns selbst,
mit allem, was uns Kummer und Unzufriedenheit bereitet, an Gott wenden und ihn bitten:
Bewirke du das, was ich nicht vermochte. Verleihe du Tiefe, wo ich oberflächlich geblieben
bin. Gib du dem Haltbarkeit, was ich zerbrechlich hinterlasse. Heile du, wo ich keinen Ausweg
fand ...
Kurz bevor Jesus die Sabbatruhe nach seiner Erlösungstat am Kreuz antrat, rief er aus: „Es ist
vollbracht!" (Joh 19,30) Dann ließ er sich in die Arme seines Vaters fallen. Das dürfen wir
auch getrost tun, wenn es um unsere Erlösung geht. Er tat alles, was nötig war - wir können
dem nichts hinzufügen.
Diese Gewissheit im Blick auf die junge Gemeinde in Philippi gab Paulus im Gefängnis
Zuversicht, als er unser Andachtswort schrieb: Weil Gott vollendet, was er begonnen hat bei der Schöpfung wie bei der Erlösung -, wird er auch das zum Ziel führen (so die
Bedeutung von vollenden und vollbringen im Grundtext), was nur im Ansatz zu erkennen ist.
Mit diesem wunderbaren Gott dürfen wir heute Abend das neue Jahr beginnen!
Elí Diez-Prida
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