ANDACHTSBUCH 2011 – vom Advent-Verlag Lüneburg (vom PDF zurück in Word konvertiert, daher sicher nicht fehlerfrei) Bei jeder Andacht muss die Quellenangabe verlinkt erscheinen, und zwar nach folgendem Muster: © Advent-Verlag Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung (der Link ist: http://www.advent-verlag.de) OKTOBER 1 Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber am siebenten Tage sollst du feiern, auf dass dein Rind und Esel ruhen und deiner Sklavin Sohn und der Fremdling sich erquicken. 2. Mose 23,12 Es kommt gelegentlich vor, dass ich mich morgens gleich nach dem Aufstehen an den Schreibtisch setze, weil dringende Arbeiten erledigt werden müssen. Und dann passiert es, dass ich die Zeit und auch das Frühstück vergesse. Die Arbeit scheint das Wichtigste zu sein, bis ... ja bis der Magen knurrt, manchmal ganz schön laut. Es ist ein unüberhörbares Signal, das mir klarmacht: Jetzt wird es aber Zeit, eine Pause einzulegen und zu frühstücken. Aufhören, Pause machen, das fällt uns manchmal ganz schön schwer. In anderen Ländern sieht man das viel gelassener. Aber selbst am Wochenende, wo die meisten von uns nicht arbeiten müssen, empfinden manche einen gewissen Druck, unbedingt etwas tun zu müssen. Es gibt ja auch immer etwas zu tun. Leider überhören wir darüber oft die Signale, die unser stressgeplagter Körper im Hinblick auf die Gesundheit und die Freude am Leben aussendet. Erst sind sie leise und dann werden sie manchmal ganz schön deutlich. Bei Maschinen und Anlagen, bei allen Fahrzeugen, planen wir nach bestimmten Arbeitszeiten Pausen für Wartung und Erhaltung ein oder wechseln verschlissene Teile aus. Nur für uns selbst scheint das nicht zu gelten, zumal das mit dem Ersatzteilwechsel beim Menschen ganz schön schwierig ist. Dabei wäre es doch so einfach, auf den Rat der Bibel zu hören: Sechs Tage arbeiten, einen Tag ruhen. Das ist keine Forderung, der wir uns zähneknirschend beugen sollen, sondern ein Angebot, das eigentlich jedem Menschen heute einleuchten müsste. Und wer gelernt hat, wenigstens ein wenig auf die Sprache seines Körpers zu hören, der freut sich schon auf den nächsten Sabbat. Das in der Bibel für „Sabbat" verwendete Wort (hebräisch Schabbat) lässt sich als Verb in unserer deutschen Sprache auch mit feiern wiedergeben: aufhören mit der Arbeit und feiern - so richtig schön im Kreis der Freunde und Bekannten. Wie bei einer Geburtstagsfeier. Da müssen wir allerdings ein ganzes Jahr bis zur nächsten Gelegenheit warten. Doch Gott möchte, dass wir jede Woche einen Sabbat feiern, wie der Andachtstext zeigt. Wann, wenn nicht am Sabbat, ist die beste Gelegenheit zum Feiern? Anlass dazu (Gottes Schöpfung und Erlösung) und Freunde gibt es genug. Johannes Hartlapp OKTOBER 2 Das ist ein köstlich Ding, dem HERRN danken und lobsingen deinem Namen, du Höchster ... Psalm 92,2 Der Evangelist R. A. Torrey rühmte einmal das Beispiel eines jungen Mannes, der es mitten im Winter wagte, in einen der eiskalten kanadischen Seen zu springen, um mehrere verunglückte Menschen zu retten. Während der Evangelist noch sprach, rief ein Zuhörer: „Der Mann, von dem sie reden, ist hier!" Torrey bat ihn, aufs Podium zu kommen und stellte ihn der Versammlung vor. Dann fragte er ihn: „Was hat Sie am meisten beeindruckt, nachdem die Aktion abgeschlossen war und alle an Land waren?" Seine Antwort: „Dass kein einziger es der Mühe wert fand, danke zu sagen." Bewusste Undankbarkeit gehört wohl zum Abstoßendsten unter uns Menschen. Wir denken an das Volk Israel: Wie viel Hilfe hat es doch beim Auszug aus Ägypten erlebt und doch sehnten sie sich nach der Knechtschaft zurück! Wir denken auch an die Menschen, die Jesus von einer Landplage befreit hatte, und die darauf sich nur wünschten, er möge doch das Land verlassen. Uns fallen die Zeitgenossen Jesu ein, derer er sich mit Lehre und Heilung erbarmte und die doch seinen Tod forderten. Nicht weniger hässlich aber ist die unbewusste Undankbarkeit unter den Menschen gegenüber all dem Guten, das von Gott kommt. Diese gedankenlose Gleichgültigkeit ist oft schwerer zu ertragen als die bewusste Undankbarkeit. Sie ist die Perversion einer gottentfremdeten Welt. Dass der Mensch, der Gott denken und ihm danken kann, der Versuchung erlegen ist, Gott aus allem auszublenden, um letztlich nur an sich selbst zu denken, ist die Sünde schlechthin in unserer Zeit. Besteht aber nicht auch beim gläubigen Christen die Gefahr, undankbar zu sein? Wie viel bewusste Dankbarkeit geht doch auch unter uns durch Routine, Vergesslichkeit und falsche Erwartungen verloren! Gerade das, was uns so selbstverständlich erscheint, sollte uns zur Dankbarkeit anspornen: Wir dürfen jeden Tag aus der Hand unseres Schöpfers als Geschenk empfangen. Wir dürfen glauben und uns des geschenkten Heils erfreuen. Wir erleben Gemeinschaft und erfahren die Anteilnahme unserer Weggefährten. Man kann es nicht besser zusammenfassen als mit dem Wort des Kirchenvaters Augustinus: „Wir dürfen singen und wandern, denn am Ende des Weges steht Gott". Danke ihm dafür! Hans Heinz OKTOBER 3 [Gott] hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen [und] in Christus alles zu vereinen, was im Himmel und auf Erden ist. Epheser 1,10 (Einheitsübersetzung) Heute gedenkt eine ganze Nation der Wiedervereinigung Deutschlands. Ist uns noch bewusst, wie deutlich Gott in das Geschehen jener Tage hineingewirkt hat? Schon Daniel war über die Weltmächte gezeigt worden: „Es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes [dauern] sollte." (Dan 7,12) Durch das Erbe eines barbarischen Krieges war das deutsche Volk und Land durch Stacheldraht und Mauern über 40 Jahre in zwei feindliche Staaten und zwei gegensätzliche Weltanschauungen zerrissen. Familien, Verwandte und Freunde waren gewaltsam voneinander getrennt. Menschlich gesehen sah es kurz vor dem Mauerfall 1989 nicht so aus, als ob sich in absehbarer Zeit an diesem Zustand etwas ändern würde. Ein „falscher Prophet" sagte, auch in 50 oder 100 Jahren würde sie noch stehen. Aber kurze Zeit später mussten er und seine selbst ernannte Regierung abtreten. Ein Stasimann sagte: „Auf alles waren wir vorbereitet, nur nicht auf Kerzen und Gebete." Das war das Wunder: Es kam durch Gebete und mutige Demonstrationen zu einer „friedlichen Revolution", ganz ohne Blutvergießen. Die Freude über diese unverhoffte Wende lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Vietnam hat für seine Wiedervereinigung mit einem 29-jährigen Bürgerkrieg und rund drei Millionen Toten bezahlen müssen. Und die Koreaner warten nach 63 Jahren noch immer sehnsuchtsvoll auf ihre staatliche Einheit. Aber in Deutschland ist dabei trotz gleicher Verfeindung kein einziger Schuss gefallen, obwohl Armeekräfte und Panzereinheiten zum Eingreifen bereitstanden. Das ist ein Wunder der Geschichte, weil der Herr der Geschichte die Geschehnisse kontrolliert ablaufen ließ. Leider haben wir Deutschen ihm dafür nicht gebührend gedankt. Darum sei wenigstens heute an unsere große Dankesschuld erinnert. Die Bibel verheißt uns sogar noch eine viel größere Wende, wenn die durch die Sünde von Gott getrennten Geschöpfe durch Jesus Christus bei seiner Wiederkunft mit den sündlosen Geschöpfen Gottes vereinigt werden. Die Freude, der Jubel, der Dank und die ihm gebührende Anbetung werden unvergleichlich sein. Diesem Tag der Einheit dürfen wir mit großer Hoffnung und tiefer Sehnsucht entgegenleben. Reinhold Paul OKTOBER 4 Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft Christi an mir ... Denn ich weiß: Gerade wenn ich schwach bin, bin ich stark durch Christus. 2. Korinther 12,9b.10b (Hoffnung für alle). Ralf hatte von Geburt an nur den rechten Arm, der linke fehlte ihm völlig. Als der Junge älter wurde, interessierte er sich sehr für den Kampfsport, vor allem für Judo. Aber seine Eltern sahen keinen Sinn darin, dass er mit seiner Behinderung ausgerechnet diese Sportart wählte. Doch Ralf bettelte so lange, bis die Eltern ihm den Judo-Unterricht finanzierten. Sein Judolehrer zeigte ihm einen einzigen Griff und den sollte Ralf ständig trainieren. Nach einigen Wochen fragte der Junge: „Müsste ich nicht noch ein paar andere Griffe lernen?" Der Lehrer schüttelte den Kopf. „Das ist der einzige Griff, den du beherrschen musst." Ralf wunderte sich über diese Antwort, aber er vertraute seinem Lehrer und übte unentwegt diesen einen Griff. Dann kam das erste Turnier. Und zu seiner eigenen Verblüffung gewann er die ersten Kämpfe mühelos - und schaffte es bis ins Finale. Dort stand er einem Jungen gegenüber, der viel größer, älter und kräftiger war als er. Außerdem hatte der Gegner viel mehr Kampferfahrung als Ralf. Einige schlugen vor, diesen ungleichen Kampf abzusagen und auch Ralf zweifelte an seinen Chancen. Doch sein Meister bestand auf dem Kampf. Als sein Gegner nur einen Moment unaufmerksam war, konnte Ralf seinen einzigen Griff anwenden - und mit diesem gewann er. Auf dem Heimweg fragte Ralf den Meister: „Wie konnte ich mit einem einzigen Griff dieses Turnier gewinnen?" Der Lehrer sagte: „Aus zwei Gründen. Der eine Griff, den du beherrscht, gehört zu den schwersten im Judosport. Und zweitens kann man sich gegen diesen Griff nur verteidigen, indem man den linken Arm des Gegners packt." Da begriff Ralf, dass seine größte Schwäche zugleich seine größte Stärke war. Auch der berühmte Missionar Paulus hat das erlebt. Solange er sich auf seine eigene Leistung verließ, konnte Gott nicht viel mit ihm anfangen. Er musste seine Schwächen erkennen. Er musste einsehen, dass er Jesus Christus dringend brauchte und sich nicht auf sich, sondern nur auf die Kraft Gottes verlassen konnte. Das gilt auch heute noch. Wenn wir unsere Schwächen vor Gott bringen, kann er sie in Stärken verwandeln. Sylvia Renz OKTOBER 5 Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde. Johannes 15,13 Es war ein langer Sabbat bei einer Herbstfreizeit mit einer jungen Gemeinde. Die unerschöpfliche Liebe Gottes zog sich als Thema durch alle Stunden. Spät am Abend in meinem Quartier will ich noch die Nachrichten sehen. Doch da läuft eine lange Liveshow, eine Spendengala zugunsten der Deutschen Krebshilfe. Betroffene und Angehörige schildern ihre bedrohliche Krankheit. Am ausführlichsten berichtet ein Mann, groß und stattlich, wie ihn die Diagnose seines Arztes erschüttert hat. Es gab für ihn keine Möglichkeit zu überleben, es sei denn, es fände sich ein Spender für eine Rückenmarkstransplantation. Er schildert seine Angst vor dem baldigen Sterben und seine Hoffnung auf einen Spender. Endlich findet sich jemand. Die Operation gelingt. Das liegt jetzt drei Jahre zurück. Dem Patienten geht es gut. Aber ihn bewegt der Wunsch, den Spender kennen zu lernen. Wie sieht er aus? Ist es ein Mann oder eine Frau? Jung oder alt? Das Gesetz schreibt vor, sowohl der Spender als auch der Empfänger müssen zwei Jahre lang geheim bleiben. Schließlich ruft die Moderatorin einen Herrn aus dem Publikum auf die Bühne. Zwei Männer liegen sich tief bewegt und überglücklich in den Armen. Ein Tischlermeister, der nur knapp fünfzehn Kilometer von dem Patienten entfernt wohnt, hat dem Todeskandidaten das Leben gerettet. Sie schließen eine Freundschaft für ihr weiteres Leben. Ich habe die ganze Zeit während dieser Szene an den Retter denken müssen, der nicht nur Rückenmark, sondern sein Leben gespendet hat, um mich zu retten. Mir wurde lebendig vor Augen gestellt: Der Tod Christi am Kreuz von Golgatha ist mehr als ein theologisches Dogma, mehr als eine Heilslehre, sondern leibhaftiges Geschehen, das eine viel größere Freude und ewige Dankbarkeit hervorrufen wird, als die Verlängerung des irdischen Lebens durch eine Rückenmarkstransplantation. Es wird eine tiefere Freundschaft hervorrufen zu dem, der uns aus der Verlorenheit und vor dem ewigen Tod errettet hat, der uns hier Leben in Fülle möglich macht und im Reich Gottes noch viel mehr schenken wird. Es gibt keine größere Liebe als die, sein Leben für seine Freunde zu lassen. Jesus hat es getan - für verlorene Sünder. Ich freue mich darauf, ihm zu begegnen und für immer mit ihm vereint zu sein. Joachim Hildebrandt OKTOBER 6 Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halbtot liegen. Lukas 10,30 Schon zur Zeit Jesu galt bei einem Überfall: Wenn dir dein Leben lieb ist, wehre dich nicht, sondern gib alles hin, was die Räuber haben wollen. Wer Widerstand leistete, musste mit dem Schlimmsten rechnen. Offenbar hatte das der gute Mann, von dem Jesus erzählte, nicht beherzigt. Vielleicht passierte es so: Ein gläubiger Jude besuchte vor Reiseantritt noch einmal den Tempel, um Gottes Schutz zu erbitten. Natürlich vergaß er nicht, ein angemessenes Geldstück in den Opferkasten zu werfen. Danach machte er sich auf den Weg nach Jericho. In den Bergen stellten sich einige Typen ihm in den Weg. Sie forderten sein Geld, zogen ihn aus, als er sich wehrte, und traktierten ihn so sehr, dass ihm die Sinne schwanden. Irgendwann kam er wieder zu sich. Er merkte, wie sich ein Mann über ihn beugte, seine Wunden versorgte und ihn mühsam auf sein Reittier hob. Auf jeden Fall bekam er mit, dass sein Helfer ein Samariter war. In jenem Augenblick war ihm das auch ziemlich egal. Sein Retter lieferte ihn in einer Herberge in Jericho ab und bezahlte dem Wirt sogar noch die Pflegekosten (Lk 10,33-35). Der Verletzte kam bald wieder zu Kräften. In jenen Tagen hatte er viel Zeit, um über das Erlebte nachzudenken. Dabei kam sein bisheriges religiöses Grundverständnis völlig durcheinander. Mit der Muttermilch hatte er schon mitbekommen: „Wir Juden sind die Besseren und die Samariter von Gott verachtet" (siehe Joh 4,9). Aber wie passte die Erfahrung, die er gerade gemacht hatte, mit seinem bisherigen Denken zusammen? Ein angeblich „geistlich unterbelichteter" Samariter hatte sich selbstlos für ihn eingesetzt. Wer weiß, ob er sonst noch am Leben wäre! Zum Glück hatte er nicht bemerkt, dass vorher zwei Berufsfromme an ihm vorbeigeeilt waren (Lk 10,31.32). Das hätte sein Bild von den „Guten" und „Schlechten" noch mehr durcheinandergebracht. Eines Tages konnte der Überfallene die Herberge wieder verlassen. Ob er seinem Helfer gedankt hatte? Ob er bereit war, sein Weltbild korrigieren zu lassen? Jedenfalls zeigte Jesus mit diesem Gleichnis, dass die theologisch korrekte Gotteserkenntnis ziemlich wertlos ist, wenn sie kein Erbarmen mit den Leidenden bewirkt. „Geh hin und handle du ebenso!", sagte Jesus am Schluss (V. 37 EB). Wilfried Krause OKTOBER 7 Eines Tages zeigte Jesus seinen Jüngern durch ein Gleichnis, wie wichtig es ist, beständig zu beten und nicht aufzugeben. Lukas 18,1 (Neues Leben) Es war stadtbekannt, dass dieser Richter „Gott nicht fürchtete und vor keinem Menschen sich scheute" (Lk 18,2 EB). Daher hatten viele Angst vor ihm, wenn er als ungerechter Richter seine Urteile sprach. Doch da war eine Witwe, die den Richter immer wieder bedrängte, er möge ihr gegen ihren Widersacher zu ihrem Recht verhelfen. Ihm war diese Witwe lästig und er schüttelte sie immer wieder ab, bis er zu sich sagte: „Ich fürchte weder Gott noch Menschen ... aber diese Frau raubt mir den Verstand. Ich will zusehen, dass sie ihr Recht bekommt, damit sie mich mit ihren ständigen Anträgen verschont." (Lk 18,4.5 NL) Jesus verwandte in diesem Gleichnis ein negatives Beispiel, um etwas Positives zu veranschaulichen: Der ungerechte Richter hilft der Witwe zu ihrem Recht, weil sie ihn unermüdlich bedrängt und nicht aufgibt. Danach lenkt Jesus die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf den Vater im Himmel, der sich als gerechter Richter auf jeden Fall für seine Kinder einsetzt, die Tag und Nacht zu ihm beten, und „wird ihnen sehr schnell ihr Recht verschaffen" gegen ihren Widersacher, den Teufel (V. 8 GNB; 1 Ptr 5,8). Damit wollte Jesus seinen Zuhörern sagen: Seid allezeit beharrlich im Gebet, denn nur das Beten bringt uns die Hilfe des Himmels im Kampf mit den bösen Mächten (siehe Eph 6,12.13.18). Nehmen wir uns bei der Hektik, in der wir häufig stecken, die Zeit, in aller Ruhe mit unserem Vater im Himmel zu sprechen? Oder hält uns der Leistungsdruck davon ab, unsere Gedanken auf ihn zu richten? Diesbezüglich ist mir Daniel ein großartiges Vorbild: Dreimal am Tag, zur gleichen Zeit und am selben Ort, kniete er nieder, um zu seinem Gott zu beten und ihn zu loben. Und das tat er auch dann weiter, als seine Feinde ihm eine Falle stellten, die ihm das Leben hätte kosten können. Gott rettete ihn daraufhin von den Löwen und seinen Feinden. Gott ist stets „empfangsbereit", doch die Zeit zum Beten müssen wir uns nehmen. Ein beständiges Gebetsleben zu entwickeln benötigt Zeit, Ausdauer und Geduld. Denn der Feind Gottes will uns mit List und Tücke nicht nur vom Gebet abhalten, sondern uns auch endgültig vernichten (siehe 1 Ptr 5,8). Gott freut sich darauf, uns täglich im Gebet zu begegnen, sicher nicht nur, damit wir ihm unsere Bitten vortragen können, sondern auch, um das zu hören, wofür wir ihm dankbar sind. Adam Schiller OKTOBER 8 Die zwölf Jünger kehrten zu Jesus zurück und erzählten ihm, was sie auf ihrer Reise getan und den Menschen verkündet hatten. „Geht jetzt an einen einsamen, stillen Platz!", sagte Jesus zu ihnen. „Ihr habt Ruhe nötig!" Es waren nämlich so viele Menschen bei ihnen, dass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden. Markus 6,30.31 (Hoffnung für alle) Olympische Spiele faszinieren Zuschauer immer wieder. Man merkt, dass die Athleten - so unterschiedlich sie und ihre Disziplinen sind - alle ein klares Ziel haben: den Wettkampf zu gewinnen! Dafür geben sie alles - nicht nur während der Spiele. Auch vorher haben sie sich das Letzte abverlangt. Und wer es dieses Mal nicht geschafft hat, eine Medaille zu erringen, der wird umso härter weiter trainieren. Als die Jünger Jesu auf ihrem ersten Einsatz unterwegs waren, hatten sie sich ähnlich verausgabt. Ihr Ziel war es, die Gute Nachricht vom Kommen des Messias überall zu verkündigen. Zurück bei Jesus erlebten sie, wie die Menschen ihn so sehr bedrängten, dass sie dort keine Ruhe fanden. Da sagte Jesus zu ihnen: „Geht jetzt an einen einsamen, stillen Platz!" Nun war es erst einmal wichtig auszuruhen. Doch danach ging es weiter. Nach dem Kampf ist vor dem Kampf. Die Ruhe dient dem Ziel, wieder fit zu werden für weitere Aufgaben. Ausruhen, nicht aussteigen - darum geht es. In den Gemeinden gibt es aktive und eher passive Leute. Diejenigen, die sich einsetzen, tun es oft mit voller Kraft; sie sind ständig im Einsatz. Denen muss Jesus manchmal sagen: „Ruht ein wenig!" Es gibt aber auch viele Zuschauer, die von den Rängen aus kritisch beurteilen, ob die Aktiven alles richtig machen. Sie selbst lassen sich bedienen, wollen den Gottesdienst „genießen". Vielleicht geben sie hin und wieder den Aktiven den Rat: „Ruht endlich einmal!" Dabei merken sie nicht, dass dieses Ruhen für sie selbst zu einem Dauerzustand geworden ist. Wenn die Gemeinden Menschen erreichen und ihre Aufgabe der Mission erfüllen sollen, können wir uns nicht auf die Tribünen der Gemeinden zurückziehen. Diese Welt braucht Jesus, und unsere Mitmenschen brauchen solche, die ihnen den Glauben an Gott nahebringen. Wenn wir keine bloßen Konsumenten sein wollen, werden wir gern den Rat Jesu befolgen und das richtige Verhältnis zwischen Arbeiten und Ruhen anstreben - wie ein Hochleistungssportler, bei dem sich voller Einsatz und Ruhepausen abwechseln. Der nächste (Wett-)Kampf kommt bestimmt! Albrecht Höschele OKTOBER 9 Lasst den Mut nicht sinken, denn die Freude am Herrn gibt euch Kraft! Nehemia 8,10 (Hoffnung für alle) Freude lässt sich nicht befehlen, aber auch kaum vertreiben, wo sie wirklich da ist. Und wo Freude einkehrt, da können Menschen aufatmen; sie finden neuen Mut. Freude kann uns helfen, auch mit großen Problemen fertigzuwerden. Fragen wir uns also heute Morgen: „Worüber freue ich mich?" Freude braucht immer einen Anlass. Und der sollte möglichst tragfähig sein. Als die Juden traurig waren und weinten, weil ihnen bewusst geworden war, wie sehr sie vom Gesetz Gottes abgewichen waren, rief Nehemia ihnen zu: „Seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke." (Neh 8,9.10 LB) Uns über Gott, seine bedingungslose Liebe und seine großartige Erlösung zu freuen - ist das unser erster Gedanke, wenn wir morgens aufwachen? Was für ein Bild von Gott bewegen wir in unseren Köpfen, wenn wir uns über ihn austauschen? Das von einem strengen Gott, vor dem man flieht? Oder von einem Gott, der uns viele Gründe zur Freude gibt? Einem Gott, von dem wir uns in jeder Lebenslage geliebt wissen und zu dem wir jederzeit kommen können - auch mit unserer Schuld? Die Freude über Gott ist wirksamer gegen Angst, Zweifel oder Hoffnungslosigkeit als viele Worte. Diese „Freude am Herrn" (Vater und Sohn) lebt von der wiederholten Bewusstmachung, darum brauchen wir die tägliche Andacht, um über Gott nachzudenken, ihn zu loben für seine Liebe und Barmherzigkeit und ihm zu danken für seine Erlösung und Hilfe. So tanken wir Freude auf für die Zeiten, in denen wir äußerlich nicht vom Glück verwöhnt werden. Anlässe, sich zu freuen, können wir mit Brückenpfeilern vergleichen: Viele Brückenpfeiler tragen auch die längste Brücke, nur dürfen die Pfeiler nicht zu weit auseinander stehen. Vom Volk Israel wissen wir, dass sie fröhliche Feste übers Jahr verteilt feierten. Das war ein Anlass für sie, von den großen Taten Gottes zu erzählen, die ihre Väter erlebt hatten. Sie feierten die Führung Gottes in der Vergangenheit, und das gab ihnen Kraft, die Gegenwart zu bewältigen, und Hoffnung, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Auch wir sollten öfters in diesem Sinne feiern - als Mittel gegen das Vergessen, als Gelegenheit, Gott zu ehren, als Ermutigung für die, die ihn noch nicht oder nur aus der Theorie kennen; denn die Freude an Gott wird auch uns Kraft geben. Erika Haase OKTOBER 10 Ertragt einander! Seid nicht nachtragend, wenn euch jemand Unrecht getan hat, sondern vergebt einander, so wie der Herr euch vergeben hat. Kolosser 3,13 (Gute Nachricht Bibel) In einer Zeitschrift las ich einen Artikel mit der Überschrift „Glück ohne Gott". Dazu sah man ein Bild, das Jesus auf der Straße einer modernen Stadt unter diskutierenden Menschen zeigt. Unter anderem konnte man lesen: „Wenn Jesus heute auf der Straße predigen würde, bekäme er wohl Widerspruch zu hören. Die Forderungen etwa der Bergpredigt wollen nur noch wenige erfüllen." Wenn ich bedenke, was Jesus von seinen Nachfolgern erwartet, muss ich dieser Feststellung zustimmen. Wer ist denn schon bereit, die andere Backe hinzuhalten, wenn man auf die eine geschlagen wird, und seine Feinde zu lieben (Mt 5,39.44)? Aus eigener Kraft bringt das kein Mensch fertig, daher kann es einem nur angst und bange werden, wenn der Kreislauf von Hass, Gewalt und Rache nicht durchbrochen wird. „Das Gebot der Feindesliebe ist eine absolute Notwendigkeit, wenn wir überleben wollen. Liebe gegenüber dem Feind ist der Schlüssel zur Lösung der Probleme unserer Welt", sagte Martin Luther King, Pastor und Kämpfer für die Gleichberechtigung der Farbigen in den USA. Ähnliches gilt auch auf der persönlichen Ebene. Da gibt es nicht unbedingt „Feinde", aber wir werden zuweilen ungerecht behandelt oder gekränkt - gewollt oder ungewollt. Nun brauchen wir Gottes Hilfe, damit es nicht zu Groll, Verbitterung und dem Bruch der Beziehung kommt. Werden wir ungerecht behandelt, merken wir, wie berechtigter Zorn und Groll in uns hochkommen. Nun stehen wir in Gefahr, vergelten zu wollen. Das ist der Moment, wo wir uns an Gott wenden und ihn bitten müssen, uns Gelassenheit und Selbstbeherrschung zu geben, damit wir friedlich und freundlich reagieren können. Damit unser innerer Friede wiederhergestellt wird, ist es erforderlich, dem anderen zu vergeben, ob der nun sein Unrecht einsieht und eingesteht oder nicht. Hier hilft es, sich zu erinnern, wie viel Schuld Gott uns vergeben hat. Und Beten hilft uns, uns zu entschließen, dem anderen zu verzeihen. Als drittes müssen wir darum bitten, dass Gott uns hilft, keinen Groll mehr zu empfinden. Dabei kann helfen, wenn wir uns bewusst machen, dass Gott gesagt hat: „Die Rache ist mein; ich will vergelten" (Röm 12,19), und ihm „den Fall" überlassen. Er kann mehr bewirken als wir. Konrad Edel OKTOBER 11 Seid nicht hinter dem Geld her, sondern zufrieden mit dem, was ihr habt. Denn Gott hat uns versprochen: „Ich lasse dich nicht im Stich, nie wende ich mich von dir ab." Deshalb können wir voller Vertrauen bekennen: Der Herr hilft mir, und ich brauche mich vor nichts und niemandem zu fürchten. Hebräer 13,5.6 (Hoffnung für alle) Ein gläubiger Geschäftsmann kam in der Zeit einer Rezession in große wirtschaftliche Not. Er wusste nicht, wie er seinen Angestellten den Lohn auszahlen und seine Rechnungen bezahlen konnte. Es fehlte an Aufträgen, und ein Großteil seiner Kunden beglich die Rechnungen nicht. Er arbeitete viel und hart und war so erschöpft, dass er am Sabbat dem Gottesdienst fernblieb. Wegen seiner finanziellen Notlage gab er schon seit längerer Zeit keinen Zehnten mehr. In einem Gespräch mit seinem Pastor klagte er über seine Situation. Dieser gab ihm den Rat, Gott um Vergebung zu bitten und ihm zu versprechen, von der nächsten Summe, die auf sein Konto einging, Gott den ihm schuldigen Zehnten zu geben. Der Geschäftsmann kniete mit dem Pastor nieder, bekannte sein Versagen und versprach Gott, den Zehnten treu zu geben. Einige Tage später erlebte er, dass ohne sein Zutun zwei Kunden die schon lange offenen Rechnungen bezahlten und den Betrag in voller Höhe überwiesen. Er hatte nicht erwartet, dass diese Kunden jemals mehr die ausstehenden Forderungen überweisen würden. Sein erster Gedanke war, welche Löcher er mit diesem Geld stopfen könnte. Doch dann erinnerte er sich an sein Gebet und an das Versprechen, das er Gott gegeben hatte. Er holte das Geld von der Bank und brachte es dem Schatzmeister der Gemeinde. Gott erfüllte das Versprechen, von dem das Andachtswort aus dem Hebräerbrief spricht: Trotz der Rezession blühte das Geschäft dieses Mannes auf. Er bekam so viele neue Aufträge, dass er seine Firma erweitern und neue Mitarbeiter einstellen musste. Während andere Firmen Pleite gingen, erlebte er den Segen Gottes. Gläubige Menschen aus allen Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten bezeugen, dass wir Gottes Zusage vertrauen können. Der Prophet Jeremia schrieb: „Der Herr ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht. Darum ist es das Beste, geduldig zu sein und auf die Hilfe des Herrn zu warten." (Kla 3,25.26 Hfa). Helmut Mayer OKTOBER 12 [Jesus sagte:] „Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden." Matthäus 5,4 In der Lutherbibel hat das Wort „selig" zwei Bedeutungen. Es wurde bei der Übersetzung einmal als „gerettet" verwendet und außerdem im Sinne von „glücklich". So ist beispielsweise in 2. Timotheus 1,9 mit der Formulierung: „Er hat uns selig gemacht ..." die Erlösung durch Jesus Christus gemeint. Dafür steht im Griechischen ein Begriff, der von dem Hauptwort soteria abgeleitet ist. In den sogenannten Seligpreisungen im Matthäusevangelium und bei Lukas aber ist das Wort makarios verwendet worden, was so viel heißt wie „glückselig" (Basis-Bibel) oder „freuen dürfen sich" (GNB). Jesus sagt, dass sich die, die Leid tragen oder die Trauernden, glücklich preisen können. Ist das nicht eine Zumutung? Nein, Jesus begegnet jedem Menschen mit Verständnis, nimmt ihn ernst und mutet ihm nichts Unmögliches zu. Zuerst geht es in dem obigen Bibelwort um „die innere Betrübnis des Herzens über die Sünde" (Ellen G. White, Das bessere Leben im Sinne der Bergpredigt, S. 17). Wer von der Liebe Christi berührt und überwältigt worden ist, weiß wie schrecklich die Sünde ist, die immer Trennung von Gott zur Folge hat. Er kann darüber nicht gleichgültig hinweggehen, sondern wird deswegen traurig sein. Aber er verzweifelt nicht, versinkt nicht in seiner Traurigkeit, sondern wird durch die Vergebung zum Kind Gottes gemacht und darf sich mit Freude in der Nähe Gottes aufhalten. Unglücklich sind alle, die in ihrer Verstocktheit kein Einsehen zeigen und sich deshalb der Gnade Gottes verschließen. Glücklich sind, die über ihre Sünden Leid tragen und durch die Liebe Christi getröstet werden. Des Weiteren geht es in dem Andachtswort darum, dass Jesus damit Menschen im Blickfeld hat, die von Leid, Krankheit, Schmerzen und Tod betroffen sind. Wie wohltuend ist da schon ein verständnisvolles Wort von Menschen! Doch durch nichts in der Welt sind die Trostworte der Bibel zu ersetzen. Welch eine Kraft empfangen doch immer wieder leidgeprüfte Menschen, wenn sie sich darauf verlassen! Gerade in solchen Zeiten erweist es sich, dass die Geborgenheit in Gott unersetzliche seelische Stärke gibt und die Aussicht auf den neuen Himmel und die neue Erde hoffnungsvoll beflügelt. Glücklich sind alle, die sich jeden Tag gehalten wissen von der Hand eines starken und liebevollen Heilandes, der eines Tages allem Leid ein Ende machen wird! Josef Butscher OKTOBER 13 Deshalb seid jederzeit bereit! Denn ihr wisst nicht, wann euer Herr [Jesus] kommen wird. Matthäus 24,42 (Hoffnung für alle) Ich las folgenden Bericht von einem Italienurlauber: Am Comer See kam ich an der Spitze einer Halbinsel zur Villa Arconati. Ein alter Gärtner schloss das Portal auf und führte mich durch den wunderschön angelegten Garten. Ich fragte: „Wie lange arbeiten Sie schon hier?" Er sagte stolz: „Seit 24 Jahren diene ich meiner Herrin." Auf meine Frage, wie oft seine Herrin in dieser Zeit die Villa besucht habe, antwortete er: „Sie war in dieser Zeit nur viermal hier. Ihr letzter Besuch liegt schon zwölf Jahre zurück." Ich war erstaunt und sagte: „Gewiss wird sie Ihnen öfter mal schreiben." Als er das verneinte, fragte ich ihn nach seinem Auftraggeber. „Ich verhandle mit dem Bevollmächtigten meiner Herrin, der in Mailand lebt", erklärte er. „Gewiss kommt der öfter her, um nach dem Rechten zu sehen", meinte ich, doch der Gärtner verneinte auch das und sagte: „Ich bin fast immer allein an diesem Ort. Nur manchmal kommt rein zufällig ein Fremder wie Sie vorbei." Voller Bewunderung sagte ich: „Sie haben den Garten so gut gepflegt und so sauber und schön angelegt, dass Ihre Herrin morgen kommen könnte." „Heute, mein Herr, heute!", sagte er daraufhin. Der Gärtner der Villa Arconati wusste nicht, wann seine Herrin erscheinen würde. Es gab keine Zeichen, an denen er es hätte erkennen können. Ähnlich ist es bei Jesus Christus, denn wenn die Zeichen eintreffen, die er unmittelbar mit seiner Wiederkunft in Verbindung bringt (siehe Mt 24,29.30), ist es zu spät für jede Vorbereitung. Daher sagte er: „Seid jederzeit bereit!" Der Gärtner der Villa veranschaulicht auf moderne Weise, was Jesus in seinem Gleichnis vom „klugen und zuverlässigen Verwalter" lehrte: Sein Herr hat ihm in seiner Abwesenheit „die Verantwortung für alle Mitarbeiter übertragen; er soll sie zu jeder Zeit mit allem Nötigen versorgen" (Mt 24,45.46 Hfa). Das macht der Verwalter eifrig und treu: Er ist täglich bei seiner Arbeit. Er treibt keinen Müßiggang, führt keine endlosen Diskussionen über die Anweisung seines Herrn und klettert auch nicht jeden Tag aufs Dach, um irgendwelche Anzeichen für das Kommen seines Herrn zu entdecken. „Dieser Verwalter darf sich glücklich nennen, wenn sein Herr ihn bei seiner Rückkehr gewissenhaft bei der Arbeit findet." (V. 46) So einfach ist es, vorbereitet zu sein! Werner E. Lange OKTOBER 14 Meine Zeit steht in deinen Händen. Psalm 31,16a „Ich habe keine Zeit!" Obwohl wir ihn wer weiß wie oft zu hören bekommen oder selbst aussprechen, ist dieser Satz absoluter Unsinn. Natürlich hat jeder Mensch gleich viel Zeit zur Verfügung, nämlich 24 Stunden am Tag. Die Frage ist deshalb nicht, wie viel Zeit wir haben, sondern wie wir mit unserer Zeit umgehen. In Sachen Zeitmanagement lässt sich eine interessante Entwicklung beobachten: Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre vermittelten die Experten in erster Linie die Kunst, durch Effizienzsteigerung und straffe Organisation mehr Leistung in die verfügbare Zeit zu packen. Also: Wartezeiten zum Lesen von Fachzeitschriften nutzen, während der Fahrt ins Büro Fremdsprachen-CDs oder Hörbücher anhören, möglichst jede Sekunde effizient ausfüllen. Irgendwann wurde deutlich, dass eine solche Lebensweise den Zeitdruck zusätzlich erhöht, aber keine Lösung für die wirklichen Zeitprobleme bietet. Heute lautet der von „Zeitmanagement-Papst" Lothar Seiwert in seinem Buch Das Bumerang-Prinzip formulierte Leitsatz: „Nicht unsere Zeit müssen wir managen, sondern Verantwortung übernehmen für unsere Lebensqualität." Ausgehend von diesem Leitsatz geht es bei modernen Zeitmanagement-Seminaren inzwischen vor allem um die eigenen Lebensziele und um die Frage nach dem Sinn. Wo will ich hin? Welche Werte bestimmten mein Leben? Wie sieht die Balance aus zwischen Arbeitszeit, Freizeit, Familienzeit, Zeit für Gott? Eine vernünftige Zeiteinteilung und gute Organisation sind auf jeden Fall empfehlenswert. Den vergangenen Tag am Abend noch einmal überdenken, Bilanz ziehen, den nächsten Tag gedanklich vorbereiten. Prioritäten setzen, Termine für den Partner, für die Familie, für mich selbst einplanen und genauso ernst nehmen wie die beruflichen Termine - das alles ist wichtig und nützlich. Aber jeder einzelne Tag gelingt nur, wenn ich weiß, wo es in meinem Leben hingehen soll und meine Lebenszeit ganz bewusst in Gottes Hände lege. Dann schenkt er mir Zeit für das Wesentliche und zeigt mir die richtigen Prioritäten. „Meine Zeit steht in deinen Händen" - ja, das gilt auch für diesen Tag, Herr, und ich beginne ihn im Vertrauen darauf, dass du den Weg durch diesen Tag mit mir gehst! Heidemarie Klingeberg OKTOBER 15 So wurde nun Petrus im Gefängnis festgehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott. Apostelgeschichte 12,5 Noch steckte den Christen der Gemeinde in Jerusalem der Schock in den Gliedern, weil der Apostel Jakobus von Herodes Agrippa hingerichtet worden war. Da folgte schon der nächste Schlag: Auch Petrus ließ er inhaftieren (Apg 12,1-3). Lukas berichtet nicht von langen Überlegungen der Christen. Die Gemeinde tat das einzig Richtige: Sie betete zu Gott. Er ist auch dort noch lange nicht am Ende, wo wir keinen Ausweg mehr sehen. Wenn wir den Bericht weiterlesen, wird das deutlich. Es war ziemlich sicher, dass Petrus am nächsten Tag hingerichtet werden sollte. Trotzdem schlief er an zwei Kriegsknechte gefesselt tief und fest in seiner Zelle. Er wusste sich ganz in Gottes Hand geborgen. Die Glieder der Gemeinde jedoch waren wach und verbrachten die Zeit im Gebet. Dieses wurde auf wunderbare Weise sofort erhört. Ein Engel weckte Petrus auf und sagte ihm, was er tun sollte (Apg 12,6-8). Petrus meinte zu träumen. Erst, als er auf der Straße stand und der Engel verschwunden war, wurde ihm bewusst, dass er tatsächlich befreit worden war. Sofort machte er sich auf und kam zu dem Haus, wo die Gemeinde versammelt war und betete. Er klopfte an die Tür, wurde aber nicht eingelassen, weil die Magd vor Freude das Öffnen vergaß. Aber auch für die Anwesenden war die Nachricht so wunderbar, dass sie nicht glaubten, dass Petrus wirklich vor der Tür stand (Apg 12,9-15). Geht es uns manchmal ähnlich? Wir beten als Gemeinde oder einzeln und erleben dann, dass Gott unsere Bitten ganz anders erhört, als wir es uns vorgestellt hatten. In Jesaja 55,8.9 lässt Gott durch den Propheten sagen: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege, sondern soviel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken." Wir können das Handeln Gottes vielfach nicht erklären. So wurde Petrus damals aus dem Gefängnis befreit, Jakobus dagegen erlitt den Märtyrertod. Wir wissen nicht, was wir heute erleben werden. Doch was auch immer geschehen mag: Gottes Engel sind stets bei uns, wenn wir Jesus unser Leben anvertrauen. Darauf können wir uns verlassen! Günter Schlicke OKTOBER 16 Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. 1. Mose 8,22 Jedes Jahr können wir in der Natur die Erfüllung dieser Zusage Gottes aufs Neue erleben, die er einst Noah und dessen Nachkommen gab. Das Kommen und Reifen, das Gehen und Ruhen ... Ich liebe und genieße die Herbstzeit mit allem, was mir dabei in der Natur begegnet. Sie zeigt sich noch ein letztes Mal in den prächtigsten Farben, bevor sie ihr Blüten-, Früchteund Blätterkleid loslässt. Nach diesem Abschied sehe ich plötzlich die kahlen Zweige der Bäume und Büsche und entdecke dabei, dass die Welt größer wird, indem ich die Weite und andere Gebilde sehe, die mir durch das dichte Blätterkleid verstellt worden waren. Wenn dann noch der Wind als „Straßenfeger" einsetzt, ist es mir, als würde jetzt alles in Ordnung gebracht, um der notwendigen Ruhe begegnen zu können. Selbstverständlich gibt es Stürme, die unter Umständen großes Unheil anrichten und manchen Baum entwurzeln. Auch der Nebel löst eine trübe Stimmung mit seinem Schleier aus. Das Tageslicht, ein Zeichen des Aktivseins, wird kürzer, die Dunkelheit, als Einladung zur Ruhe, länger. Für die gesamte Natur kommt der Befehl vom Schöpfer, sich zurückzunehmen und für die kommende Kälte den warmen Schutzraum in den Wurzeln aufzusuchen. Auch für uns als Menschen, die wir ein Teil der Schöpfung sind, gelten diese Gesetze im Laufe unseres Lebens. Da sind die Phasen des Aktivseins als „Blütezeit", des Reifens und Wachsens als „Zeiten der Fruchtbarkeit", des Loslassens als „Abschiedszeiten" und des Ruhens als „Zeiten in der Geborgenheit". Nehmen wir diesen Wechsel wahr, der sich nicht nur jeweils einmal im Leben einstellt, oder kämpfen wir beispielsweise gegen die Zeiten des Loslassens und der Ruhe an? Wenn ja, warum? Scheuen wir uns nicht, das Angebot Gottes in einer „Herbst- und Winterphase" anzunehmen, sondern lassen wir los und ruhen uns aus in den „Wurzeln" seiner Liebe - so lange, bis wir seinen Weckruf wieder vernehmen. Auch wenn wir ihn nicht sehen können, den wunderbar farbigen Regenbogen der Verheißung (siehe 1 Mo 9,12-15), steht er doch über unseren kahlen Zweigen, dem verschleiernden Nebel, dem stürmischen Wind und der dunklen und kalten Nacht, in der wir vorbereitet werden für ein neues aktives Frühjahr. Waltraud Schneider-Kalusche OKTOBER 17 Erziehe den Knaben seinem Weg gemäß; er wird nicht davon weichen, auch wenn er älter wird. Sprüche 22,6 (Elberfelder Bibel) „Die Jugendlichen von heute lieben den Luxus, haben schlechte Manieren und verachten die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer." Das klingt sehr aktuell! Es ist kaum zu fassen, dass diese Worte schon mehr als 2400 Jahre alt sind, denn sie stammen Sokrates (ca. 470-390 v. Chr.). Das Erwachsenwerden ist eine schwierige Lebensphase für die Jugendlichen. Als Eltern und Ältere können wir diese Zeit nur mit viel Liebe und Verständnis und mit Gebet begleiten. „Uhren und junge Leute darf man nicht ständig aufziehen, man muss sie auch gehen lassen." In dieser Lebensweisheit kommt zum Ausdruck, dass Eltern ihren Kindern Freiraum zur Entfaltung gewähren müssen, damit sie zu selbständigen Persönlichkeiten heranreifen können. Ein Jugendlicher sagte einmal zu seinen Eltern: „Ihr lasst mich ja gar keine Fehler machen!" Aus eigenen Fehlern zu lernen kann natürlich sehr schmerzlich sein und unangenehme Folgen haben (man denke nur an den Sex vor einer Heirat). Besser ist es, aus den Fehlern und Erfahrungen Anderer zu lernen. „Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selbst", sagte der frühere britische Premier Winston Churchill. Eltern befürchten häufig, dass Fehler der Beginn eines falschen Weges sein könnten und diesen möchten sie gern den jungen Leuten ersparen. Seit vielen Jahren gibt es ausziehbare Hundeleinen, die sich um einige Meter verlängern, je nachdem, wie stark der Hund daran zieht. So ähnlich sollten auch Eltern lernen, den Aktionsradius ihrer Kinder zu erweitern, auch wenn natürlich noch klare Grenzen gesetzt werden müssen. (Diese Hundeleinen lassen sich nicht endlos ausziehen.) Die Balance zwischen Freiraum und Begrenzung muss mit Liebe und Weisheit gefunden werden. Um diese Problematik wusste auch schon Salomo, wie unser Andachtstext aus den Sprüchen zeigt. Im Original macht er deutlich, dass man nicht alle Kinder und Jugendlichen gleich behandeln kann. Jedes Kind muss gemäß seiner Eigenart angefasst werden. Was bei dem einen gut wirkt, mag bei einem anderen negative Auswirkungen haben. Für christliche Eltern ist das Gebet um Weisheit daher unverzichtbar. Sie ist verheißen (siehe Jak 1,5). Und wir anderen müssen um Liebe und Verständnis bitten. Günter Lentzsch OKTOBER 18 Vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig. Epheser 4,31b.32a (Hoffnung für alle) Eine Französin hat ihr Vermögen etwa 200 Menschen vererbt, die nur eines gemeinsam haben: Sie waren immer freundlich zu der alten Dame. Die im Alter von 86 Jahren verstorbene Frau vermachte das Geld Apothekern, Verkäuferinnen im Supermarkt, Busfahrern, Metzgern und Krankenpflegern. Seit Jahren hatte sie die Namen derjenigen notiert, die sie bedenken wollte. Ihr Ziel war, so vielen Menschen wie nur möglich eine Freude zu machen, erklärte ihr Anwalt. Jeder Erbe erhielt rund 1200 Euro. Freundlich sein hat sich in diesem Fall buchstäblich ausgezahlt. Die mit Geld bedachten Personen waren wohl auch deshalb freundlich zu ihr, weil es sich vermutlich um eine nette alte Dame gehandelt hat. Auch wir schätzen ein aufmunterndes Wort oder einen freundlichen Blick. Und auch uns fällt es leicht, zu denen freundlich zu sein, die zu uns ebenfalls nett sind. Doch Jesus gibt gerade Christen zu bedenken: „Was ist denn schon Besonderes daran, wenn ihr nur zu euresgleichen freundlich seid? Das tun auch die, die Gott nicht kennen!" (Mt 5,47 GNB). Sollen wir auch zu denen freundlich sein, die uns mürrisch und gereizt begegnen oder uns beschimpfen? Viele sind dann eher geneigt, nach dem Sprichwort zu handeln: „Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder heraus." Das Ergebnis ist ein handfester Wortwechsel. Aber sie haben dem Anderen wenigstens ihre Meinung gesagt! Doch sind sie ihm dadurch auch näher gekommen? In Sprüche 16,24 finden wir eine Lebensweisheit: „Freundliche Worte sind wie Honig: süß für den Gaumen und gesund für den ganzen Körper." (GNB) Warum soll Freundlichkeit, die uns guttut, nicht auch auf einen übellaunigen oder boshaften Zeitgenossen wohltuend und besänftigend wirken? Paulus fordert uns daher auf, stets freundlich und barmherzig zu sein. In Psalm 100,5 wird von Gott gesagt: „Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine Wahrheit für und für." Gott ist sogar zu den Menschen freundlich, die nichts mit ihm zu tun haben wollen. „Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte", erklärt Jesus (Mt 5,45). Und er fordert uns auf, genauso zu handeln und auch zu denen liebevoll zu sein, die es eigentlich nicht verdient haben - selbst zu unseren „Feinden" (V. 44). Holger Teubert OKTOBER 19 Dem Herrn gefiel das Opfer und er sprach zu sich: „Nie mehr will ich um der Menschen willen die Erde verfluchen und alles Lebendige vernichten, so wie ich es gerade getan habe, auch wenn die Gedanken und Taten der Menschen schon von Kindheit an böse sind." 1. Mose 8,21 (Neues Leben) Die Finanzmarktkrise in den letzten Jahren hat uns die Abgründe unserer Gesellschaft gezeigt. „Angst" und „Gier" wurden häufig genannt als Motivation für die Akteure an den Börsen, in Banken und Investmentfonds. Die Folge war der Zusammenbruch des ganzen Systems. Zudem wurden wir parallel mit zahlreichen Bestechungs- und Bespitzelungsaffären konfrontiert. Es liegt im Argen mit Ethik und Moral in unseren Breiten. Wem können wir noch vertrauen? Der TÜV-Nord bietet dafür eine Lösung an: das Ethik-Management von Firmen. Ziel ist es, dass Unternehmen auf dem Markt ihr Image aufpolieren, um für ihre Geschäftspartner vertrauenswürdig zu werden. Und das garantiert, bescheinigt mit der bekannten Qualität des TÜV nach streng objektiven Kriterien. Wer sich der Prüfung erfolgreich unterzogen hat, kann sich als stolzer Besitzer einer Urkunde bezeichnen, „die die eigene ethische Unanfechtbarkeit bezeugt" (DLF, 6.5.2009). Kann man durch solche Maßnahmen den ethischen und moralischen Zustand unserer Welt verbessern? Ich bin skeptisch. Der menschliche Charakter kann durch Zertifizierung, durch neue Gesetze oder Regelungen nicht verändert werden. Die Bibel urteilt klar über den Zustand des Menschen, wie unser Leittext zeigt: „... die Gedanken und Taten der Menschen [sind] schon von Kindheit an böse ..." Der Mensch ist in Sünde und Schuld verstrickt und kann sich daraus selbst nicht befreien. Aber es gibt einen Ausweg. Der Apostel Paulus formuliert einfach und klar: „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden." (2 Kor 5,17) Die Kraft zu ethischem Handeln kommt nicht aus der eigenen Stärke, auch nicht durch Maßnahmen zur Qualitätssicherung oder durch eine Urkunde des TÜV, sondern nur dadurch, dass wir uns von Gott beeinflussen und verwandeln lassen. „Aus eigener Kraft können wir uns nicht aus der Fallgrube der Sünde befreien . [Gottes] Gnade und sein Wirken allein können uns zu Gott hinziehen, in uns ein neues geistliches Leben erwecken." (E. G. White, Der bessere Weg zu einem neuen Leben, S. 16.17) Roland Nickel OKTOBER 20 Darauf erwiderte Jesus: „... noch glücklicher sind die Menschen, die Gottes Botschaft hören und danach leben." Lukas 11,28 (Hoffnung für alle) Vieles kann man lernen: lesen, schreiben, Schlittschuh laufen, Blumen stecken, kochen, den Mund halten. Aber kann man auch lernen, glücklich zu sein? In einer Zeit, in der glücklich sein und Spaß haben die obersten Ziele menschlicher Existenz zu sein scheinen, wird deutlich, dass wir alle an solchen Bedürfnissen teilhaben. Früher waren fromme Moralapostel besorgt, dass das Streben nach Glück egoistisch und charakterlos sei. Nietzsche hat die Christen als nicht sonderlich erlöst dreinschauende Menschen beschrieben. Aber die „frohe Botschaft" zwingt zu energischem Widerspruch gegenüber aller Verdrießlichkeit. Leider lernt man noch heute von Kindesbeinen an, zu zweifeln und misstrauisch zu sein. Man kann durch seine negative Einstellung sein Glück verpassen oder sogar zerstören. Nun macht aber die Gesellschaft, in der wir heute leben, jede Menge lebensbejahende, heiter stimmende Angebote. Lachtrainingsstunden, Wellnesstage und vieles andere. Nur: Glück haben ist etwas anderes als glücklich sein. Und auch wer steinreich ist und viel Schönes erlebt, der hat zwar viel Glück - aber ob ihn dies dauerhaft glücklich macht, bleibt wohl offen. Glücklich sein ist die innere Verfassung eines Menschen, der recht nach Gottes Wort handelt und dadurch zufrieden ist, so der Andachtstext, der von Jesus stammt, unserem Schöpfer und Erlöser. Dazu kommen zwei weitere Faktoren: Man braucht Freunde, die dieses Glück mit einem teilen und einen auch korrigieren dürfen, und eine Gesellschaft, die ein annehmbares Zusammenleben gewährleistet. Ein Leben völlig losgelöst von anderen Menschen ist genauso wenig glücklich wie eines, das nur in der Erfüllung von Pflichten besteht. Verantwortung für das eigene Leben und Engagement für das der anderen - diesen Balanceakt zu lernen braucht viel Weisheit und Gelassenheit. Das kann auch heißen, einfach einmal darauf zu verzichten, einen Supermann oder eine Powerfrau aus sich machen zu wollen und nicht der ewig Tüchtige sein zu wollen. Glücklich sind jene, die Gespür für andere haben. Glücklich auch solche, die bescheiden und voller Respekt anderen begegnen, statt sie mit Worten herabzusetzen. Glücklich, wer sich an dem freuen kann, was Gott geschaffen hat. Glücklich wird, wer sich und damit auch andere annehmen kann. Beate Strobel OKTOBER 21 Als Mose aber nahe zum Lager kam und das Kalb und das Tanzen sah, entbrannte sein Zorn und er warf die Tafeln aus der Hand und zerbrach sie unten am Berge. 2. Mose 32,19 Zum Abreagieren seines Zornes etwas zerbrechen, das haben schon viele Menschen getan und dabei zum Teil große Werte zerstört. Mir kommt in diesem Zusammenhang das Erlebnis in der Schweizer Landesausstellung Expo 02 in den Sinn. Dort durfte man an einem Ausstellungsstand Porzellanteller zerschmettern. Die Idee dabei war, dass man seinen Gefühlen freien Lauf lassen und etwas Bedrückendes loswerden könne. Auch ich hielt einen dieser kleineren Porzellanteller in der Hand, doch als ich ihn zerschmettern sollte, brachte ich es nicht fertig. Ich behielt ihn und er wanderte als Andenken in meine Tasche. Noch heute ist er in meinem Besitz. Bin ich ein anderer Typ als Mose? Nun, als dieser seine kostbare Last, die von Gott beschafften und beschriebenen Tafeln, ins Tal trug, wurde er durch den Götzendienst seines Volkes erschreckt. Sein Zorn bestand zu Recht, es war ein „heiliger Zorn". Aber war es gerechtfertigt, deshalb die göttlichen Gesetzestafeln zu zerbrechen? Auf diese Frage gibt der biblische Text keine direkte Antwort. Es ist aber interessant, dass Mose wegen dieser Handlung mit keinem einzigen Wort getadelt wird. Sein Zorn entsprach offenbar dem Zorn Gottes (siehe 2 Mo 32,10). Ja, Gott hätte mit dem Volk Ähnliches getan. Er hatte sich vorgenommen, ganz Israel zu vernichten. Erst durch die intensive Fürsprache Moses konnte Gott zu einer Änderung seines Planes bewegt werden. Trotzdem durfte Mose die zerbrochenen Teile nicht zusammensetzen bzw. zusammenkleben. Er musste zwei neue Tafeln beschaffen und sie zu Gott auf den Berg hinaufbringen, damit dieser sie ein zweites Mal beschreiben konnte (2 Mo 34,1). Das Dokument war zu wichtig, es musste neu erstellt werden. Es sollte das Volk in seiner ganzen Existenz begleiten, denn es enthielt die „Worte des Bundes" (V. 28). Können wir aus diesem alten Bericht etwas für den heutigen Tag ableiten? Es mag Momente geben, in denen Zorn berechtigt ist. Dennoch sollten wir uns davor hüten, unbedacht zu handeln. Nehmen wir den Rat des Paulus, der auf ein Psalmwort zurückgeht, zu Herzen: „Zürnt ihr, so sündigt nicht." (Eph 4,26) Eine nicht ganz einfache Kombination, die uns sicher nur in engem Kontakt mit Gott gelingt. Gunther Klenk OKTOBER 22 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk ... Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. 1. Korinther 13,9.13 „Es gibt Wahrheiten, die kann man nicht durch Orthodoxie erfassen, sondern nur durch Paradoxie". So antwortete einst Otto Gmehling (1904-1996, langjähriger Vorsteher der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland) auf die Frage eines Pastors. Es gibt Fakten und Fragen, die lassen sich nicht durch die richtige biblische Lehre verstehen, sondern nur dadurch, dass wir ihre Widersprüchlichkeit und Unvereinbarkeit anerkennen. Diese Antwort, die ich als junger Pastor hörte, hat mir seither oft geholfen. Viele Menschen sind verunsichert, weil sie mit den Unterschieden und Widersprüchen, die ihnen im Leben begegnen, nicht umgehen können. Wenn sie Gegensätze nicht vereinbaren können, sind sie beunruhigt. Unsere moderne Welt ist so kompliziert, so unbegreiflich und gegensätzlich geworden, dass sie vielen Menschen Angst einflößt. Diese Angst verführt dazu, bei vereinfachten Denkmodellen Zuflucht zu suchen. Alles wird so erklärt, wie man es von früher kennt, und was dazu nicht passt, muss als Irrtum abgewehrt und bekämpft werden, denn es ist ja gefährlich, weil es verunsichert. Häufig werden Lehrsätze, die in der Vergangenheit formuliert wurden, zu „Wahrheiten" erhoben, die es zu verteidigen gilt. Selbst in Kirchen, die sich einst dagegen auflehnten, die Tradition als Offenbarungsquelle anzuerkennen, finden sich heute selbsternannte „Hüter der Wahrheit", die sich nur darauf berufen, was früher gelehrt wurde. Misstrauen und Zwietracht sind die Folgen. Es ist aber eine biblische Botschaft und es gehört zur persönlichen Reife, einzugestehen, dass „unser Wissen Stückwerk ist", ja dass sogar die Prophetie „Stückwerk" ist und bleiben wird, solange wir leben. Es gilt, die Dinge von verschiedenen Standpunkten betrachten zu können, ohne sie immer gleich mit der eigenen Meinung in Übereinstimmung bringen zu müssen. Das kann aber nur gelernt werden, wo angenommen wird, dass „Glaube, Hoffnung und Liebe" auch dann Bestand haben, wenn alle Erklärungen versagen. Wer auf die Güte und Gnade Gottes hofft, kann Vertrauen und menschliche Nähe auch dann wagen, wenn er den anderen nicht versteht. Lothar Wilhelm OKTOBER 23 Da fing Petrus an und sprach zu ihm: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben?" Matthäus 19,27 Darf man als Christ überhaupt so eine Frage stellen: Welchen Lohn erhalte ich für die Nachfolge Jesu, für mein Christsein? Sie hört sich egoistisch an, und ein Christ soll doch selbstlos sein. Wie hatte Jesus kurz zuvor zu seinen Jüngern gesagt? „Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden." (Mt 16,25) Und nun wird uns von einem seiner engsten Mitarbeiter berichtet, dass er die Frage nach dem Lohn stellte. Die Bibel beschreibt eben die Menschen so, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollten. Jesus ist aber nicht etwa erstaunt oder verwundert über diese Frage, er hebt nicht den Zeigefinger und sagt: „Also, mein lieber Petrus, wie kannst du so eine Frage stellen? Dir fehlt wohl die rechte geistliche Einstellung!" Nein, wie selbstverständlich antwortet er: „Ich versichere euch: ... Wer auch immer um meinetwillen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Felder zurücklässt, wird das alles hundertfach wiederbekommen und dazu das ewige Leben." (Mt 19,28.29 GNB) Und er schließt mit dem bekannten Satz: „Aber viele, die die Ersten sind, werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein." (V. 30) Was meinte Jesus damit? Die Antwort darauf ist im folgenden Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg enthalten: Die Tagelöhner, die erst gegen Schluss angeheuert wurden und nur eine Stunde arbeiteten, erhielten den gleichen Lohn wie die, die mehrere Stunden oder gar den ganzen Tag lang geschuftet hatten. Da ist doch verständlich, dass Beschwerden aufkommen mussten (Mt 20,8-16). Aber dieses Gleichnis soll verdeutlichen, dass die Güte Gottes alle menschlichen Vorstellungen sprengt und alle unsere Berechnungen auf den Kopf stellt. Jeder kann zu Gott kommen, ganz gleich, zu welchem Zeitpunkt. Vergleiche sind da fehl am Platz. Der endgültige Lohn ist für alle gleich: das ewige Leben. Mehr als das gibt es nicht! Wenn ich die Gnade und Güte Gottes für mich in Anspruch nehme und für meinen Nächsten ohne Wenn und Aber anerkenne, dann wird der ewige Lohn nicht ausbleiben. Und der zeitliche Lohn besteht darin, wie Jesus den Jüngern erklärte, schon jetzt viele neue Geschwister bekommen zu haben. Außerdem ist es ein großes Vorrecht, für einen so großartigen Herrn wie Jesus arbeiten zu dürfen! Hans Wilhelm OKTOBER 24 Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben ... lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens. Hebräer 12,1.2a Im Oktober 2009 bin ich zum ersten Mal einen vollen Marathon gelaufen. Ich wollte einmal erleben, wie es ist, wenn man den eigenen Körper an seine Grenzen bringt. Von anderen Läufern hatte ich gelesen, dass sie interessante Selbsterfahrungen gemacht haben. Marathon laufen ist ja mehr als eine Muskelleistung. Jeder stößt im Laufe der rund 42 Kilometer an seine körperlichen Grenzen. Der legendäre Emil Zatopek, ein mehrfacher Olympiasieger, sagte einmal: „Wenn du laufen willst, lauf eine Meile. Wenn du ein neues Leben kennenlernen willst, dann lauf Marathon." Als ich in Frankfurt mit über 10.000 anderen Läufern an den Start ging, wusste ich, dass ich nur ein „Mitläufer" war. Als Sieger würde ich bestimmt nicht ins Ziel kommen. 99,9 Prozent der Marathonläufer laufen auch gegen keinen Gegner, sondern nur gegen sich selbst. Nein, nicht gegen sich selbst, sie laufen für sich. Sie laufen, um etwas über sich selbst zu lernen. Darum ging es auch mir. Ich merkte sehr schnell: Marathon ist nichts für Ungeduldige. Wer am Anfang wie die Feuerwehr loslegt, bekommt es ganz schnell zu spüren. Man muss lernen, geduldig zu laufen und gleichmäßig zu bleiben. Und man darf an den Verpflegungsstellen unterwegs nicht stolz vorbeilaufen. Der Körper braucht während dieser langen Strecke viel Flüssigkeit und auch Nahrung. Bananen sind meist das Beste. Wenn das versäumt wird, verkrampft der Körper immer mehr, bis Schmerzen zur Aufgabe zwingen. Für mich ist das ein Bild geworden. Auch im „Lauf des Glaubens" brauchen wir die vielen „Verpflegungsstationen" unterwegs. Das „lebendige Wasser" des Heiligen Geistes (siehe Joh 4,10.14; 7,38.39) und die Nahrung des Wortes Gottes (Mt 4,4), die wir besonders in der persönlichen Andacht und im Gottesdienst im reichen Maße zu uns nehmen können, werden uns stärken und immer wieder aufbauen. Wer meint, daran vorbeigehen zu können, der wird auch im Glaubensleben ganz schnell verkrampfen. Paulus ermutigt uns in dem Andachtswort speziell, beim Laufen auf Jesus zu schauen. Er läuft mit uns und sagt uns gerade dann, wenn wir uns schwer tun: „Ich bin bei dir. Gemeinsam kommen wir auf jeden Fall ans Ziel." (Vgl. 2 Tim 4,7.8) Günther Machel OKTOBER 25 Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu. Prediger 9,10 Bibelkenner wissen, dass der Text an dieser Stelle noch nicht zu Ende ist. Eigentlich ist der zweite Teil sogar der wichtigere, denn da geht's um die Toten, und es wird richtig schwergewichtig. Mir aber genügt die Herausforderung des ersten Teils heute vollkommen, denn ich habe eine schlaflose Nacht hinter mir, sitze vor meinem Computerbildschirm und frage mich, wie ich das Pensum eines gut gefüllten Arbeitstages bewältigen soll. Meine Kräfte lassen jedenfalls zu wünschen übrig, und wenn ich heute nur auf mich allein gestellt wäre, würde ich nicht weit kommen. Einerseits drückt es ein bisschen die Stimmung, wenn mir auf diese Weise wieder einmal die Grenzen meiner Kraft bewusst werden. Andererseits überrascht es mich immer wieder neu, dass die Bilanz solcher Tage nicht selten besonders gut aussieht. Unwillkürlich kommt mir das Wort des Apostels Paulus aus 2. Korinther 12,9 in den Sinn: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." Das hat der Herr seinem erfolgreichsten Apostel versprochen, und in dieser Gewissheit konnte Paulus ausrufen: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit ... denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark." (V. 10) Nein, ich würde es nie wagen, mich mit Paulus zu vergleichen, und so erfolgreich wie er werde ich niemals sein, aber seine Erfahrung ist mir nicht fremd, und an seiner persönlichen Einstellung möchte ich mir ein Beispiel nehmen. Ganz unter uns: Genau das ist ja der Sinn der Übung. Der Herr denkt sich nämlich was dabei, wenn er zulässt, dass wir an das Ende unserer Kräfte kommen. Offenbar brauchen wir die Erfahrung der persönlichen Abhängigkeit von ihm, und das in regelmäßigen Abständen, um nicht irgendwann unserer eigenen Selbstüberschätzung zum Opfer zu fallen. Vielleicht geht es dir heute ganz ähnlich wie mir. Wenn das so ist, dann verliere nicht den Mut, denn Er ist da, und an Tagen wie diesem dürfen wir mit einer ganz besonderen Erfahrung seiner Liebe und Hilfe rechnen. Schon in Jesaja finden wir die Zusage: „Er gibt den Müden Kraft und die Schwachen macht er stark." (Jesaja 40,29 GNB) Genau diese Kraft von Gott wünsche ich dir und mir auch für heute! Friedhelm Klingeberg OKTOBER 26 Ein guter Mensch kümmert sich um das Wohl seiner Tiere; ein böser hat kein Herz für sie. Sprüche 12,10 (Gute Nachricht Bibel) Es gibt sicher unter uns viele Tierfreunde und mancher von uns hat selbst ein Haustier. Vorzeiten war das viel selbstverständlicher, denn viele Menschen waren auf Tiere angewiesen, um die Felder zu bestellen. sich zu ernähren oder sich beschützen zu lassen. Die Bibel ist auch ein Tierbuch. Mindestens 80 verschiedene Tiere werden in der Bibel nicht nur erwähnt, sondern genau beschrieben, zum Beispiel, dass Eulen in Ruinen leben (Ps 102,7) und Wildesel die Freiheit lieben (Hiob 39,5f.). Beide - Mensch und Tier - gehören zusammen. Im Schöpfungsbericht lesen wir, dass Gott die Tiere zum Menschen brachte, um sie zu benennen (1 Mo 1,19). Wir gehören zusammen und „haben alle einen Odem" (Pred 3,19) - dieselbe Lebenskraft. In das Gebot der Sabbatruhe ist ausdrücklich auch das Vieh einbezogen (2 Mo 20,10). „Ein guter Mensch sorgt für seine Tiere", schrieb Salomo (Spr 12,10 Hfa) Tiere waren im ersten Paradies, sie werden auch im neuen sein. In christlichen Häusern war früher als Wandschmuck ein Bild beliebt: Im Mittelpunkt standen ein Löwe und ein Kind, das zutraulich den Arm um seine Mähne legt. Das Bild ist theologisch richtig, denn es weist uns auf die Zustände auf der neuen Erde hin (siehe Jes 11,6.7). Die Erlösung wird allumfassend und real sein. Zur erneuerten Menschengemeinschaft wird eine erneuerte Tierwelt gehören. Jesus ist der große Freund der Menschen und der Tiere. Sind wir es auch? Albert Schweitzer (1875-1965), Urwalddoktor, Organist und Theologe, wählte für eine seiner Schriften den Titel Ehrfurcht vor dem Leben. Diese Überschrift kam ihm in den Sinn, als er eines Tages mit einem Boot auf dem Fluss Ogowe fuhr. Plötzlich tauchte eine Herde Flusspferde vor ihm auf. Er war wie gebannt vom Anblick der mächtigen, in der Sonne glitzernden Leiber - und mit einem Mal schoss es ihm durch den Kopf: Ehrfurcht vor dem Leben! Freilich, schon als Kind muss ihm Gott diese Ehrfurcht ins Herz gelegt haben. Ihm erschien es unfassbar, im Abendgebet nur für die Menschen zu beten. „Darum, wenn meine Mutter mit mir gebetet hatte", schrieb er, „betete ich heimlich ein von mir verfasstes Zusatzgebet für alle lebendigen Wesen. Es lautete: ,Lieber Gott, schütze und segne alles, was Odem hat, bewahre es vor allem Übel und lass es ruhig schlafen.'" Dieter Leutert OKTOBER 27 [Jesus] stand auf und bedrohte den Wind und das Meer. Da wurde es ganz stille. Matthäus 8,26 Auf Befehl herrschte Stille! Würden wir uns das nicht auch manchmal wünschen? Viele Christen haben 2010 als das „Jahr der Stille" begangen. Was haben sie dabei erlebt? Sind sie in der Stille Gott begegnet? Zur Zeit Jesu ging es - wie sicher auch noch vor 200 Jahren -stiller und ruhiger zu als heute. Da gab es keinen Lärm von Maschinen, Fahr- und Flugzeugen, ebenso keine Geräusche aus Fernsehen, Radio und Stereoanlagen. Heute hören wir dauernd unterschiedliche künstliche Geräusche, Stimmen und Klänge - Tag für Tag und oft auch nachts. In bestimmten Berufen tragen die Arbeiter sogar einen Lärmschutz für die Ohren, um sich vor Gehörschaden zu schützen. Neben unangenehmem Lärm, der uns jeden Tag umgibt, gibt es natürlich auch angenehme Töne und Klänge, um die man sich häufig aktiv bemühen muss - genauso wie um die Stille. Ich sehne mich häufig einfach nach Stille und Ruhe, um zur Besinnung zu kommen. Wie gelingt uns das heute in der Hektik des Alltags? Wie kommen wir zur Ruhe? Wie werden wir still, um auf Gott zu hören, wenn er sich beispielsweise wie bei Elia nicht im Sturm, Erdbeben oder Feuer, sondern in einem „stillen, sanften Sausen" zeigt? (1 Kön 19,12) Welche Möglichkeiten bieten sich uns, der Hektik, dem Lärm des Alltags zu entfliehen und zur Stille zu kommen? Ich selbst habe meinen Arbeitsplatz in einem Großraumbüro, von dem ich so oft wie möglich in mein Homeoffice entfliehe, um in Ruhe arbeiten zu können. Wer ständig Lärm und Geräuschen ausgesetzt ist und sich nicht schützen kann, der wird auf Dauer krank. In der Stille können wir - wenn auch anders als Elia - auf Gott hören und mit ihm sprechen. Wir sollten uns Freiräume der Stille schaffen, um Zeit allein mit Gott zu verbringen und Kraft zu tanken. Es ist nicht immer einfach und kostet meistens Anstrengung. Doch wenn unsere Sehnsucht nach enger Gemeinschaft mit Gott aufrichtig ist, können wir darauf vertrauen: Wie Jesus damals das stürmische Galiläische Meer zum Schweigen brachte, kann er auch heute unser aufgewühltes Inneres beruhigen und uns einen Frieden und eine Geborgenheit schenken, die wir aus eigener Kraft nie erreichen würden. Ich wünsche mir und jedem Leser dieser Andacht, dass wir heute einige Minuten der Stille finden - und in der Stille Gott und Jesus begegnen. Johannes Weigmann OKTOBER 28 Ihr alle seid zusammen der Leib von Christus, und als Einzelne seid ihr Teile an diesem Leib. So hat Gott in der Gemeinde allen ihre Aufgabe zugewiesen. 1. Korinther 12,27.28 (Gute Nachricht Bibel) In der frühen römischen Geschichte kam es zu einer Spaltung des Staatswesens, weil sich die Plebejer -das gewöhnliche Volk - aus der Stadt zurückzogen und nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollten. Da schickte der Senat, das oberste Gremium Roms, einen Gesandten, um die Plebejer zur Einsicht zu bringen. Der damalige Appell an das Volk ist in einer berühmt gewordenen Parabel überliefert. „Einst war im Menschen noch nicht alles so harmonisch wie heute. Jedes Glied hatte seinen eigenen Willen, seine eigene Sprache. Da ärgerten sich die übrigen Glieder, dass sie unablässig für den Magen sorgen, für ihn arbeiten und alles heranschaffen müssten. Der Magen aber liege faul in der Mitte und tue nichts anderes, als sich mit den herbeigeschafften Dingen zu sättigen. Die Glieder beschlossen also: Die Hände sollten keine Nahrung mehr zum Munde führen, der Mund solle das Gebotene nicht annehmen, die Zähne nichts zerkauen. In dieser Zeit, in der sie den Magen durch Hunger zwingen wollten, wurden die Glieder selbst und der ganze Körper schwach und elend. Da sahen sie ein, dass der Wesenszug des Magens nicht die Faulheit war. Ebenso, wie er ernährt wurde, stärkte er auch wieder. Das durch die Verarbeitung der Nahrung erzeugte Blut, wodurch wir leben und gedeihen, verteilt er in alle Adern bis in alle Glieder des Körpers." (Titus Livius, Römische Geschichte II, 32) Das römische Volk, so berichtet der Chronist Titus Livius, begriff, dass die Gesellschaft einem Leib gleicht und nur funktionieren kann, wenn jeder - wie die Teile des Körpers - dem Wohl des Ganzen dient. Verkehrt sich dagegen die Gemeinsamkeit der Menschen in feindseliges Gegeneinander, bereitet man sich selbst den Untergang. Auch die Gemeinde ist ein Organismus, Paulus nannte ihn den „Leib von Christus". Und der kann nur gesund und handlungsfähig sein, wenn seine verschiedenen Glieder miteinander leben und einmütig miteinander arbeiten - nicht gegeneinander. Wir brauchen einander und Gott braucht uns alle! Günther Hampel OKTOBER 29 Und [der Engel] sprach mit großer Stimme: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen." Offenbarung 14,7 Es ist noch in keiner Zeit so wichtig gewesen, den zweiten Teil dieser Engelbotschaft zu betonen, wie heute. Als Hinweis auf die baldige Wiederkunft Christi ist in der Vergangenheit immer wieder der erste Teil betont worden: „die Stunde seines Gerichts ist gekommen". Heute glauben die meisten Menschen in unserem Umfeld weder an einen Schöpfer, noch an einen göttlichen Richter. Die natürliche Frage des Menschen nach dem Ursprung der Wunder in der Natur wird „wissenschaftlich" beantwortet: Im Laufe der Evolution hat sich das alles entwickelt. Gott wird völlig ausgeblendet. Allenfalls wird er bei einem Unglück angeklagt: „Wo warst du? Warum hast du nicht eingegriffen?" Wir können als gläubige Menschen auch nicht im Einzelnen sagen, warum Gott das Eine oder Andere zulässt, aber wir wissen, dass es ihn gibt. Er ist der Ursprung des Lebens auf dieser Erde, und er hat eben auch die so hoch komplizierten Funktionen unseres Gehirns und unserer Augen und Ohren geplant und geschaffen. Wir beten ihn an, als den, der Himmel und Erde gemacht hat. Und es ist wichtig, dass wir bekennen, dass wir das glauben. Der Blick auf die Natur mit ihren Wundern zeigt uns den Weg zum Schöpfer, und wer an den Schöpfer glaubt und logisch weiterdenkt, der erkennt Ihn in den Naturgesetzen auch als den Erhalter der Natur. Dass der Schöpfer seinen Geschöpfen Wichtiges mitzuteilen hat und deshalb durch die Propheten zu seinen Menschen spricht, ist dann der nächste logische Gedankenschritt. Die Botschaft der Propheten - niedergeschrieben in der Heiligen Schrift, der Bibel - offenbart die große Liebe Gottes zu uns Menschen und auch sein Ziel mit uns: die Neuschöpfung bei der Wiederkunft Christi. Von der Hoffnung auf das ewige Leben auf einer erneuerten Erde wollen wir Zeugnis geben. Dabei werden wir in unserem Umfeld auch als die bekannt werden, die den Sabbat als Gedenktag der Schöpfung verstehen. Unser Gottesdienst am Sabbat ist ein Bekenntnis zum Schöpfergott, bei dem wir den anbeten, der „gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen". Nach dem Zeugnis des Neuen Testamentes ist das kein anderer als unser Erlöser Jesus Christus (Kol 1,15.16). Harald Weigt OKTOBER 30 Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. 2. Samuel 22,30 Hast du schon einmal etwas vom Voltigieren gehört? Nein? Ich bis vor kurzem auch nicht! Ich habe mir erklären lassen, dass es sich dabei um einen Sport handelt, bei dem einer oder mehrere Menschen auf einem Pferd herumturnen, sich verbiegen und übereinander schachteln. Ein Mädchen aus meiner Jugendgruppe hatte mich einfach einmal eingeladen, beim Voltigieren dabei zu sein, nachdem ich gesagt hatte, dass das ja alles nicht so schwer sein könne. Als ich dann in Trainingshosen und Wollsocken neben dem Pferd herlief und auf das galoppierende Pferd sprang, war ich nervös wie selten zuvor. Ich hatte Angst, vom Pferd zu fallen und zertrampelt zu werden. Aber es geschah nichts Derartiges. Schließlich war ich sogar auf Knien und freihändig auf dem Rücken des Pferdes unterwegs! Welch ein tolles, wenn auch sehr unsicheres Gefühl! Ich hatte es tatsächlich geschafft, eine kleine Übung zu vollführen. Dieses Erlebnis betrachte ich als Beispiel für viele Herausforderungen, die wir im Alltag erleben: Wir haben Angst davor, mit jemandem, den wir gern haben, über ein heikles Problem zu reden; wir fürchten uns vor Dingen, die wir noch nie ausprobiert haben; wir trauen uns nicht, unseren Freunden davon zu erzählen, dass Jesus unser bester Freund ist. Egal, was es ist: Wir haben oft Angst vor unbekannten Dingen. Ist diese Angst berechtigt? Einerseits ja, denn diese Angst kann uns davor schützen, etwas zu tun, was nicht gut für uns wäre. Andererseits nein, denn dadurch versäumen wir es, Erfahrungen zu machen, die unser Leben positiv verändern könnten. Angenommen, die Jünger von Jesus hätten sich nicht getraut, alles stehen und liegen zu lassen, um ihm nachzufolgen. Sie hätten dann nichts von den großen Wundern mitbekommen, sie hätten nicht gesehen, wie Jesus Kranke heilte, sie wären nicht dabei gewesen, als er das Leben von Menschen veränderte. Hätten die Jünger nicht den Mut gehabt, etwas Neues auszuprobieren, dann wären sie Fischer und Zöllner geblieben, aber keine Apostel geworden, die die Welt veränderten. Unser Andachtswort macht uns Mut, Herausforderungen nicht auszuweichen, sondern sie an der Hand Gottes vertrauensvoll anzupacken und mit seiner Hilfe zu meistern. Selbst wenn wir dabei fallen sollten, wird er uns sicher wieder aufhelfen! Alexander Vilem OKTOBER 31 Durch die Gebotsübertretung des einen Menschen [Adams] kam es dazu, dass alle verurteilt wurden. Ebenso bewirkt die Gehorsamstat des einen [Jesus], dass alle für gerecht erklärt werden und leben. Römer 5,18 (Gute Nachricht Bibel) Heute vor 494 Jahren, am 31. Oktober 1517, nagelte der Theologieprofessor Martin Luther eine Liste mit 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg. Er wollte damit seine Kollegen zur Disputation auffordern, aber seine Thesen erwiesen sich als so brisant, dass es letztlich nicht zu einer Reformation der Katholischen Kirche kam, sondern zu ihrer Spaltung. Luther wollte sie nicht, aber er fühlte sich der Wahrheit des Wortes Gottes mehr verpflichtet als der Tradition. So entstanden die evangelischen Kirchen. Leider wird dem „Reformationstag" heute nicht mehr die Beachtung geschenkt, die er eigentlich haben sollte. Nur in den ostdeutschen Bundesländern ist dieser Tag noch ein offizieller Feiertag. Die jüngere Generation weiß wenig oder nichts mehr über Martin Luther und die protestantische Reformation, die durch ihn ausgelöst wurde. Von Luther stammt auch die Liedzeile: „Das Wort sie sollen lassen stahn [stehen]" (aus „Ein feste Burg ist unser Gott", Wir loben Gott, Nr. 332,4). Nichts soll am Wort Gottes verändert werden. Basis seines theologischen Denkens war die Erfahrung der Rechtfertigung des Sünders vor Gott allein durch den Glauben an Jesus Christus. Diese neue Stellung des Menschen vor Gott, die zum ewigen Leben führt, gründet sich nicht auf seine sittliche Leistung, sondern allein auf die Gnade Gottes. Wenn der Mensch seine Schuld erkennt, sich vor Gott als Sünder bekennt und ihn um Vergebung bittet, dann darf er sich der gerecht erklärenden Barmherzigkeit Gottes gewiss sein. Ermöglicht wurde diese Rechtfertigung allein durch Jesus Christus, der Gott und Mensch zugleich ist und die Schuld aller Menschen am Kreuz gesühnt hat (V. 25). Der Einzelne kann zu dieser Rechtfertigung von sich aus nichts beitragen - außer dass er sie im Vertrauen auf Christi Erlösungstat annimmt (V. 28). Ohne die Rechtfertigung bliebe er trotz größtem Bemühen zeit seines Lebens in seinem Denken und Handeln ein „Knecht der Sünde" (Röm 6,16-18). Vor Gott bleibt er laut Luther sowohl Sünder auch als Gerechtfertigter, kann sich jedoch aufgrund der Gnade Gottes gewiss sein, dass er -wenn er im Glauben an Christus festhält - das ewige Heil erlangt (siehe Kol 1,22.23). Das lohnt sich gewiss zu feiern! Klaus Schulz NOVEMBER 1 Marta sagte zu Jesus: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, hätte mein Bruder nicht sterben müssen." Johannes 11,21 (Gute Nachricht Bibel) Mit den zwei Worten „Wenn du ..." beginnt manche Beschreibung einer schicksalsträchtigen Sackgasse. Daran schließen sich oft Aussagen von Schuldzuweisungen und Ausweglosigkeit, Verzweiflung oder Trauer an. Das ist auch die Situation im Haus der Schwestern Maria und Martha, die ihren toten Bruder Lazarus beweinen. Dass Jesus - obwohl zur Hilfe gerufen nicht rechtzeitig gekommen war, um seinen Freund zu heilen, ist ihre große Not. Damit stehen diese beiden Frauen nicht allein. Martha sagt nur, was die Last vieler ist, die in ihrem Glauben angefochten sind, weil ihr Beten und Hoffen anscheinend umsonst war. Alles sieht nach einer verpassten Gelegenheit aus, die Macht Gottes vor aller Welt zu zeigen. Aber die Hoffnung des Glaubens soll tiefer wurzeln. Die Sendung Christi zielte nicht darauf, alle Kranken zu heilen oder möglichst viele Tote aufzuerwecken. Die Botschaft Jesu ist viel umfassender: Als Geschenk der Liebe des Vaters bringt er ein Leben, das immun ist gegen den ewigen Tod. Zwar schafft er damit das Sterben nicht aus der Welt, aber die Macht des Todes wird gebrochen: er hat nicht mehr das letzte Wort. Wer mit Christus verbunden ist, durchschreitet den Tod als Tür zu einem neuen Leben, das nicht beschreibbar ist und nicht aus eigener Kraft erfahren werden kann. Damit verwandelt Christus die vielen trostlosen Sätze, die mit „Wenn du . " oder „Hätte ich ..." beginnen und auf Schuld und Versagen hinweisen, in offene Fragestellungen, auf die er die erlösende Antwort gibt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit." (Joh 11,25.26 EB) Der Schmerz des Alleinseins wird nicht weggezaubert. Abgebrochene Lebensbeziehungen werden nicht einfach wiederhergestellt. Viele quälende Warum-Fragen finden keine billige Antwort. Versagte Liebe lässt sich nicht mehr nachholen. Aber über all dem leuchtet der offene Himmel der Gnade. In der Gemeinschaft mit Christus öffnen sich nämlich auch die trostlosen Sackgassen nach oben. Das hat etwas mit dem Kreuz Jesu zu tun. Beethoven vergleicht menschliches Leiden mit der Wirkung eines Kreuzes, das in der Musikschrift einer Notenzeile vorgezeichnet ist: Das Kreuz erhöht den Ton! Wilfried Meier NOVEMBER 2 Jesus antwortete [der Frau aus Samarien]: „Wenn du wüsstest, was Gott dir geben will und wer dich hier um Wasser bittet, würdest du mich um das Wasser bitten, das du wirklich zum Leben brauchst. Und ich würde es dir geben." Johannes 4,10 (Hoffnung für alle) Ohne Wasser kann kein Mensch leben. Das erfuhr der schwedische Asienforscher Sven Hedin (18651952), als er beim Durchqueren der Wüste Gobi beinahe verdurstete. Mitten in der Wüste ging der Karawane das Wasser aus. In einem Gewaltmarsch versuchte Hedin Hilfe zu holen, aber je länger er marschierte, umso mehr ließen seine Kräfte nach. Sein Blut wurde träge und der Puls mit 49 Schlägen immer langsamer. Die Haut glich Pergament und die Beine bewegten sich nur noch mechanisch durch den Sand. Mit seiner ganzen Willenskraft stemmte er sich gegen das Verlangen, nur ein wenig auszuruhen und zu schlafen. Das wäre sein Ende gewesen. Endlich fand er nachts einen Tümpel in einem ausgetrockneten Flussbett. Er füllte die Blechbüchse und trank und trank. Er fühlte, wie mit jedem Tropfen dieses herrlichen Wassers das Leben wiederkehrte. Nach wenigen Minuten schlug der Puls schneller, das Blut floss wieder leichter durch die Adern, die Haut fühlte sich wieder geschmeidig an und von der Stirn tropfte der Schweiß. Nie erschien ihm das Leben in dieser Nacht so schön und wertvoll wie in dem ausgetrockneten Flussbett. Ähnlich verhält es sich im geistlichen Leben: Es gibt Phasen, in denen das Herz - wie bei der Frau aus Samarien, die Jesus ansprach - leer, ausgetrocknet und dem Verdursten nahe ist. Dann brauchen wir dringend das „lebendige Wasser", ohne das kein Christ leben kann. Das bedeutet: Um geistlich leben zu können, müssen wir regelmäßig Gottes Geist in uns aufnehmen (vgl. Joh 7,37-39), indem wir im Wort Gottes lesen, darüber beten und nachdenken und mit Jesus Christus in Verbindung treten, bis er unser Innerstes durch den Geist belebt. Das Wort Gottes wird uns auch unsere Sündhaftigkeit zeigen - so wie es Jesus bei der Frau tat (Joh 4,16-18) und in uns das Verlangen nach Vergebung durch Jesus wecken. Jesus Christus gibt allen „lebendiges Wasser", die - wie die Frau aus Samarien - danach Verlangen haben und ihn darum bitten (V. 15). Dann wird unser Herz zu einer Quelle (V. 14), die von der Liebe Gottes gespeist wird und auf die Menschen um uns überfließt (Joh 7,38). Und je mehr wir davon weitergeben, desto mehr empfangen wir selbst! Adam Schiller NOVEMBER 3 „Herr, ich kann nicht mehr", stöhnte [Elia]. „Lass mich sterben." 1. Könige 19,4 (Hoffnung für alle) An jedem Tag nehmen sich weltweit 3000 Menschen das Leben. Bei jedem Suizid sind mindestens sechs weitere Menschen mitbetroffen, denn Freunde und Angehörige leiden extrem. Zur Trauer über den Verlust gesellen sich schwere Schuldgefühle. „Warum haben wir nichts gemerkt? Wie hätten wir diesen Selbstmord verhindern können?" Die Bibel berichtet mehrmals über lebensmüde Menschen. Einige waren Gottes auserwählte Propheten, Männer in Führungspositionen, die meinten, sie wären mit ihrer Mission gescheitert, ihnen bliebe nur noch der Tod. Doch einige von ihnen hörten auf Gottes Rat, ließen sich von ihm trösten und orientieren - und lebten weiter. Zum Beispiel der Prophet Elia. Auf dem Berg Karmel hatte Elia ein machtvolles Zeichen für die Existenz Gottes gewirkt: Feuer fiel vom Himmel. Die Zuschauer hatten sich zu Boden geworfen und den wahren Gott angebetet. Die Priester der menschenverachtenden Götzenkulte wurden als verbrecherische Irrlehrer entlarvt und abgeurteilt. Danach betete Elia stundenlang sehr eindringlich zu Gott, damit die dreieinhalbjährige Dürreperiode endlich ein Ende hätte. Als der Regen kam, lief Elia vor der Staatskarosse her und zeigte den Pferden den Weg, weil er seinen König wohlbehalten nach Hause führen wollte. Doch diesen Marathonlauf dankte ihm keiner, im Gegenteil: Die Königin Isebel ließ ihm durch einen Boten das Todesurteil überbringen. Und wieder rannte Elia, diesmal um sein Leben. Schließlich brach er unter einem Wachholder-strauch zusammen und wollte nur noch sterben. „Burn-out", würden wir heute dazu sagen. Elia schlief ein. Er brauchte Ruhe. Nach einiger Zeit rüttelte ihn ein Engel wach und servierte knusprigen Toast und frisches Wasser. Elia schlief weiter, aber nicht endlos lange. Wieder weckte ihn der Engel und schickte ihn auf eine Sechs-Wochen-Trekking-Tour. Der Weg zur Heilung war weit, doch nicht ohne Ziel. Am Ende redete Gott mit Elia und gab ihm neue Aufträge. Und er stellte ihm einen Freund zur Seite. Diese Heilmittel - Ruhe, leichte Kost, Bewegung an frischer Luft und Gespräche über den Sinn des Lebens in einer liebevollen Umgebung - können auch heute so manchen Mitmenschen den Lebensmut zurückgeben. Und jeder von uns kann solch ein „rettender Engel" sein, ein aufmerksamer Freund. Sylvia Renz NOVEMBER 4 David antwortete: „Du trittst gegen mich an mit Säbel, Spieß und Schwert. Ich aber komme mit dem Beistand des HERRN, des Herrschers der Welt, des Gottes, dem das Heer Israels folgt und den du verhöhnt hast." 1. Samuel 17,45 (Gute Nachricht Bibel) Der Kampf zwischen David und Goliat wird bis heute gern angeführt, wenn zwei offenkundig ungleiche Gegner in den Ring steigen, wobei der Schwächere auch noch das große Wort führt und mutig den Kampf aufnimmt. Die Armierung beider Kontrahenten wird in allen Einzelheiten beschrieben: Hier die gepanzerte Kampfmaschine mit einem furchterregenden Waffenarsenal und dort der Hirtenjunge mit einem Stock, einer Schleuder und fünf Kieselsteinen. Als David mit seinem Vorschlag an König Saul herantritt, erfährt er auch, wie die Chancen stehen: „Mein König", sagte David, „lass dich von diesem Philister nicht einschüchtern! Ich werde mit ihm kämpfen." „Unmöglich! Das kannst du nicht", erwiderte Saul. „Du bist ja fast noch ein Kind, und er ist ein Mann, der von Jugend auf mit den Waffen umgeht." (V. 32.33 GNB) Der Einwand des Königs ist vernünftig. Man kann einen Halbwüchsigen nicht in den sicheren Tod rennen lassen! Aber David lässt sich weder von klugen Argumenten noch von dem zornigen Vorwurf seines ältesten Bruders zurückhalten (V. 28). Er ist nicht bereit, seinen Gott auch nur einen Tag länger verhöhnen zu lassen! Da muss endlich etwas geschehen, nachdem die Szene 40 Tage lang von Angst und Tatenlosigkeit beherrscht worden war. Als David auf den Gegner losläuft, handelt er weder waghalsig, noch unbedacht. Mit seiner Schleuder kann er professionell umgehen, und mit dem Beistand des allmächtigen Gottes kann er furchtlos auftreten. Der Kampf ist im ersten Anlauf entschieden, und David ist der Mann der Stunde. Sicher geht es heute nicht darum, einen übermächtigen Gegner zu besiegen. Aber die Geschichte kann Mut machen, vor Schwierigkeiten nicht angstvoll zurückzuweichen, und Problemen, die sich schon wochenlang auftürmen, nicht länger tatenlos zuzuschauen. David hat die Mittel eingesetzt, die ihm vertraut waren. Neben seiner Hirtenausrüstung war das sein unbedingtes Vertrauen in den Beistand Gottes. Danke, lieber Gott, dass ich mit meiner schlichten „Ausrüstung" und dem Vertrauen in deine Hilfe den Herausforderungen dieses Tages begegnen kann! Johannes Fiedler NOVEMBER 5 So vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken. 1. Mose 2,2.3 Schöpfungsgläubige Christen fragen sich zu Recht: Wann hat Gott sein Schöpfungswerk abgeschlossen, am sechsten oder am siebenten Schöpfungstag? Zunächst scheint die Erschaffung des Menschen am sechsten Tag Gottes krönendes Werk gewesen zu sein. Doch anschließend heißt es, Gott habe „am siebenten Tage seine Werke vollendet". Auch wenn er an dem Tag „nur" ruhte, hat er doch mit seinem beispielhaften Tun den Sabbat geschaffen und ihn seiner Schöpfung beigegeben. Mit dem Ruhetag hat Gott auch die Sieben-Tage-Woche geschaffen. Erst damit war sein Schöpfungswerk vollendet. Thomas Pola schreibt: „Nicht der Mensch, sondern der Sabbat ist die Krone der Schöpfungsordnung." Daher ist es richtig, von einer „Sieben-TageSchöpfungswoche" zu sprechen. Natürlich ergibt sich auch die Frage: Warum hat Gott überhaupt geruht? War er durch sein Schaffen so erschöpft, dass er ausspannen musste? Keinesfalls! Jesaja schrieb: „Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde und matt." (Jes 40,28) Weshalb hat Gott dann geruht? Diese Frage beantwortete Jesus in Markus 2,28: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht." Gott war nicht auf Ruhe angewiesen, sondern er hat als Vorbild für uns geruht, die wir heute der Ruhe bedürfen. Gott will nicht, dass wir zu Sklaven der Arbeit werden und in Leistungsdruck und Stress, in Hektik und Unrast versinken, sondern wir sollen jede Woche ruhen und Zeit zur Gemeinschaft mit Gott finden. Noch etwas hat Gott am siebenten Tage getan: Er hat diesen Tag als einen besonderen Tag ausgezeichnet, indem er ihn gesegnet und geheiligt und für uns Menschen als Ruhetag ausgesondert hat. Da wir an keiner Stelle der Bibel auch nur die leiseste Andeutung finden, dass Gott diesem Tag jemals den Segen und die Heiligung entzogen und auf einen anderen Tag gelegt hätte, bleibt er für alle Menschen der gesegnete, geheiligte und verbindliche Ruhetag der Woche. Deshalb verankerte Gott ihn auch in den Zehn Geboten (2 Mo 20,8-11). Bei der Neuschöpfung werden wir in Gottes vollkommene Ruhe eingehen dürfen! Doch selbst dann werden wir weiter jede Woche den Sabbat feiern (Jes 66,22.23). Reinhold Paul NOVEMBER 6 Dankt Gott in jeder Lebenslage. Das will Gott von denen, die mit Jesus Christus verbunden sind. 1. Thessalonicher 5,18 (Gute Nachricht Bibel) An einem Sonntag haben meine Familie und ich einen Freund im Krankenhaus besucht. Einige Tage zuvor hatte er einen schweren Motorradunfall gehabt. Sein rechter Fuß wurde schwer verletzt; er hatte zwei Zehen verloren. Ob der Fuß überhaupt gerettet werden konnte, war zu jenem Zeitpunkt völlig offen. Da äußerte ein anderer Besucher den Gedanken, wir sollten in allen Lebenslagen dankbar sein. Kann man dankbar sein, wenn man im Krankenhaus liegt und nicht weiß, wie es weitergehen wird? Unser Freund war dankbar, noch am Leben zu sein. Er war dankbar dafür, dass seine Wirbelsäule unverletzt geblieben und sein Kopf ohne eine einzige Schramme davongekommen war. Aber dankbar sein, dass der Unfall überhaupt passiert war? Wenn ich über diese Frage nachdenke, kommen mir meine Lieblingsverse aus der Bibel in den Sinn: „Die Lebenskräfte, die ich von Natur aus habe, werden aufgerieben; aber das Leben, das Gott mir schenkt, erneuert sich jeden Tag. Die Leiden, die ich jetzt ertragen muss, wiegen nicht schwer und gehen vorüber. Sie werden mir eine Herrlichkeit bringen, die alle Vorstellungen übersteigt und kein Ende hat. Ich baue nicht auf das Sichtbare, sondern auf das, was jetzt noch niemand sehen kann. Denn was wir jetzt sehen, besteht nur eine gewisse Zeit. Das Unsichtbare aber bleibt ewig bestehen." (2 Kor 4,16-18 GNB) Paulus war überzeugt, „dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll" (Röm 8,18 EB) Wir müssen oft viel ertragen, aber Gott ist bei uns und trägt uns mit unseren Leiden durch die dunklen Täler hindurch. Sein Ziel ist es, mit uns auf seiner neuen Erde zu sein. Die Freude und die Herrlichkeit, die uns dort erwarten, übersteigen unser heutiges Vorstellungsvermögen. Unser Freund hat zum Glück eine feste Beziehung zu Gott. Sein rechter Fuß wurde vier Tage nach unserem Besuch amputiert, aber er vertraut darauf, eines Tages mit zwei gesunden Füßen in Gottes Arme laufen zu dürfen. Und er vertraut darauf, dass Paulus auch mit einer anderen Zusicherung Recht hat: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach seinem Vorsatz [zum ewigen Leben] berufen sind." (Röm 8,28 EB) Sandra Widulle NOVEMBER 7 Wendet euch ab von allem Bösen und tut Gutes! Setzt euch unermüdlich und mit ganzer Kraft für den Frieden ein! Psalm 34,15 (Hoffnung für alle) Es ist immer noch Krieg in Palästina. Das Land kommt einfach nicht zur Ruhe. Wir haben uns daran gewöhnt. Wir sind ja auch weit weg. Und es geht dort auch nicht um unser Gas oder Öl. Aus diesen Gründen lassen uns die Spannungen im Heiligen Land recht kalt. Doch immer wieder sterben dort Palästinenser und Israelis, nicht nur Soldaten und Kämpfer, sondern auch völlig unbeteiligte Zivilisten. Und das schon seit vielen Jahren. Es will einfach nicht Frieden werden. Aber was können wir auch tun? Und überhaupt: Ist dieser Konflikt nicht eine Sache der UNO, der Politiker und des Militärs? Bei den Auseinandersetzungen im Heiligen Land berufen sich beide Seiten auf Gott und auf die Tradition ihrer Väter. Deswegen beanspruchen sie Jerusalem als Ort der Anbetung und das Land als ihren Wohnsitz. Es geht um ihren uralten Besitz. Niemand will nachgeben, jede Seite sieht sich im Recht. Genau hier liegt der entscheidende Punkt. An erster Stelle geht es um das Recht und nicht um den Frieden. Damit unterscheidet sich der Konflikt im Nahen Osten nicht vom Streit mit dem Nachbarn bei uns. Da geht es ja auch darum, Recht durchzusetzen. Doch wenn wir ehrlich sind, dann ist die Rede vom Recht häufig nur eine Umschreibung für ganz andere Motive. Meist geht es darum, unsern Willen und unsere Wünsche durchzusetzen und dem anderen zu beweisen, wer hier der Herr im Haus ist und am längeren Hebel sitzt. Wir wollen Sieger sein und meinen, dann würde schon Friede einkehren. Irgendwann werden dann die Feinde auch zu unsern Freunden. Falsch gedacht! Das Wort Gottes stellt ganz nüchtern fest: „Die zum Frieden raten, haben Freude." (Spr 12,20) Es braucht also Frauen und Männer, die den Mut haben, nach Lösungen zu suchen, wie aus Feinden wieder Freunde werden können. Ich bewundere solche Politiker, die sich auch nach Jahren des Krieges wieder an einen Tisch setzen und die ersten kleinen Schritte aufeinander zugehen. Auch wir können in gleicher Weise handeln, bei Nachbarn, Arbeitskollegen oder in der Familie, am besten noch heute. Denn es geht nicht um den Sieg, sondern um den Frieden. Überall dort, wo wir uns unermüdlich und mit ganzer Kraft für den Frieden einsetzen, da sind wir Christus, dem „Friedefürst" (Jes 9,5 GNB), ganz nahe. Johannes Hartlapp NOVEMBER 8 Überall erzählt man, wie freundlich ihr uns aufgenommen habt, dass ihr nicht länger die toten Götzenstatuen anbetet, sondern zu dem lebendigen wahren Gott umgekehrt seid und ihm allein dient. 1. Thessalonicher 1,9 (Hoffnung für alle) Immer wieder überrascht mich der Apostel Paulus damit, wie motivierend er den Glauben seiner Mitchristen stärkt und fördert, indem er sie aufrichtig lobt. So schreibt er den Christen in Galatien, bevor er sie zur gegenseitigen Hilfsbereitschaft ermutigt: „Ihr seid geistlich ..." eingestellt (Gal 6,1.2). Den jungen Christen in Thessalonich attestiert er, ihr Lebensmotto sei, dem lebendigen wahren Gott zu dienen. Sie waren also keine Konsumenten oder Kritiker, die damit beschäftigt waren, die „Rechtgläubigkeit" anderer zu kontrollieren oder zu hinterfragen. In der Nachfolge Jesu war und ist Dienen angesagt, „dem lebendigen wahren Gott" zuliebe, der ja selbst Mensch geworden war „. dass er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für viele" (Mt 20,28). Dies musste auffallen, denn „in ganz Mazedonien und der Provinz Achaja" (V. 7) achtete jeder freie Bürger darauf, sich selbst und seinen eigenen Interessen zu dienen. Natürlich war man auch religiös, betete aber andere Götter an. Wie kamen aber jene neuen Christen zu einer so „ungriechischen" Haltung? Wie könnte heute solch ein Dienst aussehen? Vielleicht durch ehrenamtliches Engagement? Dienen als Wesensmerkmal eines Menschen, das die prägende Rolle im Leben spielt - das ist keinesfalls selbstverständlich, sondern eher die Ausnahme. Wo nahmen sie damals die Kraft dazu her? Paulus schreibt, dass sie zu dem lebenden wahren Gott „umgekehrt" wären. Diese Menschen haben ihre bisherigen Lebensinhalte als (wörtlich) „ins Abseits führende Götter" erkannt und sich einem völlig neuen Lebensinhalt zugewandt. Es ging ihnen nicht mehr um bloße Befriedigung eigener religiöser Bedürfnisse, sondern vielmehr um Befreiung zu einem neuen Leben im Dienst für Gott - in Erwartung seines baldigen Kommens. Das Vorbild dieser Christen motiviert mich, mein eigenes Glaubensleben zu überdenken. Ich will von Gott mehr Erkenntnis über mich selbst erbitten und ihn fragen: Wie kann ich voll im Dienst für dich und für andere aufgehen? Albrecht Höschele NOVEMBER 9 Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod errettet worden. Ihr habt sie erfahren, weil ihr an Jesus Christus glaubt. Dies alles ist ein Geschenk Gottes und nicht euer eigenes Werk. Epheser 2,8 (Hoffnung für alle) Adventisten achten darauf, dass ihr Glaube und ihr Lebensstil mit dem Wort Gottes übereinstimmen. Ein Punkt allerdings gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen und Missverständnissen - so meine Erfahrung als adventistischer Pastor -, weil es offensichtlich nicht einfach ist, ihn richtig zu erfassen: die Erlösung allein durch das Blut Jesu. Es gibt keine biblische Aussage, die unserem Denken eine größere Radikalität abverlangt als die Gerechtigkeit aus dem Glauben. Und es gibt keine biblische Lehre, die so anfällig ist für eine fatale Vermischung mit menschlichen Vorstellungen. Da sprechen die einen etwa von einer „billigen Gnade" und übersehen, dass es ja noch viel schlimmer ist: Was billig ist, kostet ja noch etwas, Gnade ist aber für den Empfänger immer kostenlos! Andere hängen ihren Taten nach, wenn sie vom notwendigen Gehorsam sprechen, wobei Gott dann ihr eigenes Versagen in seiner Liebe mit seiner Gnade auffüllt -und machen sich damit zum Akteur ihrer eigenen Erlösung. Beides entspricht jedoch nicht den Aussagen der Bibel! Die Erlösung des Menschen ist ausschließlich, absolut, zu 100 Prozent an den Opfertod Jesu gebunden. Nur in ihm liegt unser Heil! Jeglicher Hauch eines eigenen Beitrags setzt das Opfer Jesu herab und nimmt ihm dadurch in letzter Konsequenz seine absolute Wirkung und Bedeutung. Wenn es um die Erlösung geht, ist jeder Mensch zu 100 Prozent ein Nehmender, der außer seinem eigenen Versagen nichts einbringen kann. Weil das so ist, können Christen auch von Heilsgewissheit sprechen, denn Gott ist der einzig Handelnde und in seiner Heilszusage absolut zuverlässig. Wer meint, durch eigenen Gehorsam oder eigenes Handeln etwas zu seiner Erlösung beitragen zu können oder sogar zu müssen, misstraut im Grunde Gott. Zu ewigem Leben erlöst wird nur derjenige, der sich selbst vollständig loslässt und einem anderen völlig vertraut. Dieser andere ist Jesus Christus, mit dem er in einer persönlichen Beziehung lebt. Jegliches Abrücken von dieser biblischen Lehre, jegliche Einschränkung ihrer Ausschließlichkeit, stellt das Fundament unseres Glaubens infrage. Heinz-Ewald Gattmann NOVEMBER 10 Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Johannes 6,68 Am 10. November 2009 - heute vor zwei Jahren - nahm sich der deutsche FußballNationaltorhüter Robert Enke das Leben. Er warf sich vor einen Zug. Als diese Nachricht am gleichen Abend in den Medien verbreitet wurde, ahnte noch niemand, welche Woge des Mitgefühls sie in der Bevölkerung hervorrufen würde. Besonders bewegend war die Erklärung von Robert Enkes Ehefrau Theresa über die Gründe für seinen Suizid. Ihr Mann litt unter schweren Depressionen, die dadurch verstärkt wurden, dass einige Jahre zuvor seine kleine Tochter an einem angeborenen Herzfehler starb. Einige Tage nach seinem Tod versammelten sich über 35.000 Menschen zu einer Trauerfeier im Stadion von Hannover. Der Tod des Fußballstars war auch Anlass zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema „Depression". Die Gründe für die massenhafte Anteilnahme an Robert Enkes Tod sind wohl nicht nur in seiner Beliebtheit zu suchen. Bundeskanzlerin Angela Merkel versuchte dieses Phänomen in Worte zu fassen als sie sagte, viele Menschen hätten das Gefühl, so etwas könne sie selbst auch treffen. Und ein Zeitungskommentator deutete, dass viele den Eindruck hätten, die Welt sei nicht im Lot. Genau das spüren die Menschen. Sie bewältigen ihr Leben Tag für Tag, erfüllen ihre Pflichten - sie „funktionieren". Meist werden Fragen nach dem Sinn und Ziel ihrer Arbeit, ja ihres Lebens, durch die alltägliche Geschäftigkeit überlagert. Doch persönliche Lebenskrisen oder erschütternde Ereignisse bewirken, dass solche Fragen zumindest für kurze Zeit an die Oberfläche gespült werden und Antworten einfordern. Auch wenn es in der Kürze recht einfach klingt: Christus ist die Antwort nach dem Sinn meiner Existenz, ja des Daseins der Welt überhaupt. Schon heute kann die Sehnsucht nach Sinn gestillt werden - durch eine Beziehung zu Christus, der durch sein Leben, sein Sterben und seine Auferstehung die entscheidenden Schritte getan hat, um uns aus unserer Verlorenheit herauszuholen - also aus dem Zustand, den wir in den Krisen unseres Lebens deutlich spüren. Er, unser Schöpfer und Erlöser, wird die aus den Fugen geratene Welt wieder ins Lot bringen - durch eine Neuschöpfung der Erde und ihrer Bewohner. Endgültig wird unsere Sehnsucht in Erfüllung gehen, wenn Jesus wiederkommt und all dies verwirklicht. Thomas Lobitz NOVEMBER 11 [Jesus] fragte: „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?" Dann zeigte er auf seine Jünger: „Seht, diese dort, sie sind meine Mutter und meine Geschwister. Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter." Matthäus 12,49.50 (Hoffnung für alle) Nicht jeder hat das Glück, ein schönes Zuhause zu erleben und Eltern und Geschwister zu haben, mit denen man durch dick und dünn gehen kann. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall: Die Familie ist der Ort, an dem man die meisten Einschränkungen erfährt. Im Neuen Testament wird berichtet, wie die Mutter von Jesus und seine Geschwister ihm nachspürten. Sie wollten ihn aus der Menschenmenge holen, zu der er gerade sprach. Auf den Hinweis, seine Familie warte auf ihn, sagte Jesus: „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Geschwister?" Er war zu diesem Zeitpunkt ein erwachsener Mann, hatte einen klaren Auftrag zu erfüllen und enge Vertraute, die ihm dabei halfen und mit denen er alles teilte. Sie standen ihm näher als seine leibliche Familie. Sie waren nicht nur seine Mitarbeiter, sondern auch seine Freunde. Sie schätzten ihn. Freunde können zu einer Familie werden oder diese ersetzen, wenn man seine Eltern längst verloren hat und dazu Einzelkind ist. Wahl- und Seelenverwandtschaften, Freunde und Freundinnen, die einem Vater, Mutter, Schwester und Bruder, manchmal auch Kinder sind, finde ich in der Kirchengemeinde. Sie sind ein Segen für mich, weil ich bei ihnen auch mütterliche oder geschwisterliche oder kindlich-geborgene Gefühle haben kann. Je nachdem, was gerade nötig ist: Miteinander reden über die Liebe, über das Grauen vor Krankheit und Tod, über das, was danach kommt; zusammen lachen und albern sein; weinen, feiern, einander zuhören, gemeinsam schweigen, miteinander beten; sich helfen in allen möglichen Krisen und sich helfen lassen; sich beschenken und ehrlich zueinander sein. Wer von seiner Familie Abschied nehmen muss oder von ihr aus irgendeinem Grund (innerlich) getrennt ist, der sollte unbedingt solche Wahlverwandtschaften pflegen. Und dass wir in unserer Gemeinde von „Schwestern und Brüdern" reden, mag vielleicht etwas antiquiert klingen, drückt aber das, was eine Gemeinde sein sollte, doch viel besser aus als „ein Mitglied der Kirchengemeinde". Solche Menschen sind wirklich ein Geschenk des Himmels. Beate Strobel NOVEMBER 12 Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden. 2. Timotheus 4,3 „Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss", schrieb Wilhelm Busch, als 1865 die Schulpflicht eingeführt wurde. Nicht nur in der Schule müssen wir lernen, sondern ein Leben lang. Alle Wissenszweige sind in Lehrbüchern beschrieben. Auch die Bibel enthält über weite Strecken Lehren, „heilsame Lehre". Doch biblische Lehre, griechisch „Dogma", löst heute bei vielen Menschen Unmut aus. Der Philosoph Ludwig Feuerbach war der Meinung: „Das Dogma ist ausdrückliches Verbot, selber nachzudenken." Doch die biblische Lehre ist von fundamentaler Bedeutung, nicht nur für unseren Verstand, sondern vor allem für unser Leben im Alltag. Die Bergpredigt müsste eigentlich „Berglehre" heißen: „Als Jesus diese Worte vollendet hatte, da erstaunten die Volksmengen sehr über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hatte." (Mt 7,28.29 EB) „Heilsame Lehre" ist alles, was Gott uns in seinem Wort zu unserem Heil offenbart hat. In gewissem Sinn hat Feuerbach Recht. Wie wir durch Christus erlöst werden, wie wir vor Gott heil werden, können wir niemals durch Nachdenken herausfinden. „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist" -nämlich Jesus Christus -, das „hat Gott offenbart durch seinen Geist." (1 Kor 2,9.10) Wir können uns die heilsame Lehre nicht ausdenken, wohl aber ein Leben lang darüber nachdenken und immer tiefere Erkenntnisse zu unserem Heil entdecken. Die Britin Dorothy L. Sayers hat in Das größte Drama aller Zeiten erklärt: „Man versichert uns dauernd, die Kirchen seien darum so leer, weil die Predigten zu viel Gewicht auf die Lehre legten: auf das ,langweilige Dogma', wie man zu sagen pflegt. Man lasse mich einmal sagen, dass genau das Gegenteil wahr ist; es ist die Vernachlässigung des Dogmas, die die Predigten so langweilig macht. Der christliche Glaube ist das aufregendste Drama, das der menschlichen Einbildungskraft je geboten wurde. Wenn wir das in den Glaubensbekenntnissen der Kirche klar bezeugte Drama langweilig finden, dann haben wir diese erstaunlichen Schriftstücke entweder nie wirklich gelesen oder aber so oft gedankenlos rezitiert, dass wir alle Empfindungen für ihren Sinn verloren haben." Joachim Hildebrandt NOVEMBER 13 Denn wir sind Fremdlinge und Gäste vor dir wie unsere Väter alle. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten und bleibet nicht. 1. Chronik 29,15 Unser Leben ist wie ein Schatten. Ich glaube, das wird einem besonders bewusst, wenn Kinder sterben. Als ich mich vor Jahren mit der Biografie des Pfarrers und Liederdichters Paul Gerhardt (16071676) beschäftigte, haben mich einige Aufzeichnungen seiner Frau Anna Maria, geborene Bertold (1622-1668), sehr berührt. Das Ehepaar verlor vier von fünf Kindern im Kindesalter. Beim Tod des ersten Kindes Maria Elisabeth, das am Geburtstag der Mutter geboren wurde und nach kaum acht Monaten starb, schrieb Frau Gerhardt: „Herr, warum nimmst du mir meiner Augen Lust und meines Herzens Freude? Doch ich will nicht klagen und weinen. Schlaf wohl in deinem Ruhebettlein." Das zweite Kind, Anna Katharina, wurde nur ein Jahr und zwei Monate alt. Da wandte sich die Mutter mit folgenden Worten an Gott: „Ach, soll ich denn sein wie eine, die ihrer Kinder beraubt wird? ... Wie habe ich's verschuldet, dass du auch diese Freude in Herzeleid verwandelt? - Mein Gerhardt tröstet mich und spricht: Was weinest du? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft." Das dritte Kind, Andreas, stirbt noch am Tage seiner Geburt. Dazu findet sich die Aufzeichnung: „Herr, du weißt, was ein Mutterherz tragen kann, darum will ich meine Hand auf meinen Mund legen und schweigen." Allein das vierte Kind Paul Friedrich bleibt am Leben und erreicht ein Alter von 54 Jahren. Nach dem Tod des fünften Kindes Andreas Christian, das sieben Monate alt wurde, ist in den Notizen zu lesen: „Siehe, Herr, noch ein Kind ist uns geblieben, und länger geblieben als die anderen vier. Soll noch einmal dein Todesengel in unser Haus kommen - Herr, sende ihn dann zu mir. Ich bin sehr müde und schwach! - Herr, ich warte auf dein Heil!" Drei Jahre später wurde sie im Alter von knapp 46 Jahren vom Leben abberufen. Wer so oft wie die Gerhardts dem Tod ins Angesicht sehen musste, konnte ihn nicht verdrängen. Wie ist es heute? „Der Tod wird totgeschwiegen . Wir wollen leben, das Leben auskosten, und ahnen nicht, wie schal und banal und wie dumm ein Lebensgenuss ist, der auf der Verdrängung des Todes basiert." (Reinhard Deichgräber) Herr, „so lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen" (Ps 90,12 EB). Josef Butscher NOVEMBER 14 Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Epheser 5,20 Nach dem Geschenkeauspacken zu Weihnachten, zum Geburtstag oder anlässlich eines Firmenjubiläums ergießen sich regelmäßig wahre Wortkaskaden der Dankbarkeit. Manchmal sind es nur leere Floskeln, nicht immer ist auch echte Dankbarkeit im Spiel. Im christlichen Abendland ist Danken zum Problem geworden. In einer Dienstleistungsgesellschaft bezahle ich nach geltenden Tarifen. Warum dann noch dem Verkäufer im Supermarkt, dem Friseur, dem Lehrer oder dem Platzanweiser im Theater ein „Dankeschön!" sagen? Er oder sie erhalten ihren gerechten Lohn. Ich habe ja bezahlt. Danken hängt sprachgeschichtlich mit denken zusammen. Nachdenken, überdenken sind keine Gefühlsregungen, sondern erfordern Überlegung. So ist das Danken auch kein reiner Verbalakt, sondern eher eine Haltung, die sich konkret in der Ehe, in der Familie, in der Gemeinde, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit zeigt. Unser Text geht allerdings einen wesentlichen Schritt weiter: Gott danken - allezeit und für alles. Damit wird Danken zum Zeichen christlicher Reife. Sind wir schon so weit, dass wir wirklich alles aus der Hand Gottes nehmen und dafür danken können? Wenn fast der gesamte Jahresurlaub verregnet ist? Und wenn es um existenzielle Grenzsituationen geht? Wenn eine Gewebeprobe eingeschickt wurde und du auf das Ergebnis wartest und dieses Ergebnis dann vielleicht dein ganzes Leben verändert: auch dafür sollen wir danken? Es wird uns nicht jedes Mal gelingen, aber mit jeder Erfahrung kommen wir ein Stück dem Ziel näher: allezeit für alles danken! Wir können das in der Überzeugung, dass Gott auch „auf krummen Linien gerade schreiben kann", wie Paulus versichert: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken." (Röm 8,28 EB) Auch heute können dir Ereignisse bevorstehen, die das Danken erschweren könnten, aber erinnern wir uns: Wir danken einem Gott, der unser Vater ist und tausend Lösungen für jedes unserer Probleme hat. Er versicherte: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides." (Jer 29,11) Lothar E. Träder NOVEMBER 15 Denkt daran, dass alle wie in einem Wettrennen laufen, aber nur einer den Siegespreis bekommt. Lauft so, dass ihr ihn gewinnt! Jeder Athlet übt strenge Selbstdisziplin. Er tut das allerdings, um einen Preis zu erringen, dessen Wert verblassen wird - wir aber tun es für einen ewigen Preis. 1. Korinther 9,24.25 (Neues Leben) Herbst 2009 in einem Eiskeller. Das Trainerteam der Biathlonmannschaft der deutschen Frauen erprobt unterschiedliche Munitionsarten unter extremen Bedingungen. Das Gewehr ist fest eingespannt. Von jeder Munition müssen in schneller Folge fünf Schüsse abgegeben werden, um ihre Genauigkeit zu prüfen. Die Olympischen Winterspiele in Vancouver standen vor der Tür, und die Schießleistungen waren in der letzten Zeit nicht mehr so gut. Wenn sich Biathleten auf die Olympiade vorbereiten, geht es um jedes Detail. Da ist nicht nur die Munition wichtig. Auch das Gewehr, die richtige Schießtechnik, der optimale Ski, das geeignete Wachs. Und natürlich gehören die körperliche Fitness, Kraft- und Konditionstraining - zusammen mit einer ausgewogenen und guten Ernährung - dazu. Darüber hinaus müssen sich die Sportler voll und ganz auf das Ziel konzentrieren, ihre ganze mentale Kraft darauf ausrichten und ihr ganzes Leben ihrem Sport und ihren Ambitionen unterordnen. Sonst geht nichts. „Sich auf das Wesentliche zu richten, . und dabei bis auf die unterstützenden alle inneren und äußeren Einflüsse ausblenden, das ist Konzentration", schreibt der Mentaltrainer Hans Eberspächer. Und wofür das alles? Für einen Platz auf dem olympischen Treppchen, für eine Goldmedaille? Für einen Preis, „dessen Wert verblassen wird", sagt der Apostel Paulus in unserem Andachtswort. Umso mehr können wir uns als Christen ein Vorbild nehmen an den vielen Sportlern, die sich wegen eines zeitlichen und weltlichen Ruhmes so immens anstrengen. „Wer etwas hochbedeutsam findet, hat keine Motivationsprobleme", schreibt Eberspächer auch. Das trifft auf Christen erst recht zu: „Wir tun es für einen ewigen Preis", sagt der Apostel. Für die Erlösung und das ewige Leben auf Gottes neuer Welt. Lasst uns nicht nachlassen, uns mit allem, was wir haben, auf das Ziel auszurichten, das Gott uns vor Augen gestellt hat: „Ihr sollt den Herrn, euren Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit eurer ganzen Kraft lieben", erklärte Mose dem Volk Israel (5 Mo 6,5 NL). Roland Nickel NOVEMBER 16 Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden; wir sind von deinen Geboten und Rechten abgewichen. Daniel 9,5 Das hat gesessen. Ein Geständnis ohne Wenn und Aber, ohne verzierende Schnörkel, direkt und geradeaus, ein Paukenschlag. Was ist denn passiert? Die Juden befanden sich im Exil, in den Grenzen des heutigen Irak. Ca. 600 v. Chr. hatte sie Nebukadnezar dorthin verschleppt. Für die Juden eine Katastrophe, letztlich aber eine Folge ihres Abfalls von Gott. Genau das bringt der Prophet Daniel so treffsicher auf den Punkt. Wir könnten uns zurücklehnen und sagen, dass das eine gerechte Strafe gewesen sei, schließlich waren alle Parteien vorgewarnt. Das greift allerdings zu kurz und würde den Blick für diesen einmaligen Text verstellen. Da ist einiges, was ich bemerkenswert finde und woraus ich lernen möchte. Daniel selbst solidarisiert sich mit seinen Landsleuten, obwohl er sein Leben lang vorbildlich gelebt hat. Er windet sich nicht heraus, feilscht mit Gott nicht herum, um ihm ein Zugeständnis zu entlocken, wann das Volk nun endlich wieder frei sein würde. Nein, Daniel bekennt und er reiht sich ein in das Volk. Er beansprucht für sich keine Privilegien und profiliert sich auch nicht auf Kosten seiner Landsleute. Könntest du so leben und handeln? Das zielt ja auf deinen Charakter, auf deine geistliche Reife. Ich denke, dass solche Fragen uns zu einer manchmal notwendigen Inventur unserer Seele veranlassen können. Das reinigt und tut gut. Außerdem lässt sich einiges auf unser Leben übertragen. Da gibt es Konflikte in der Familie, in der Gemeinde, im Verein, in der Ehe - wo auch immer. Haben wir die Kraft zu sagen, ich habe Fehler gemacht, ich war nachlässig oder oberflächlich, habe mich geärgert oder war stur, frustriert, verletzt? Was es auch sei - hör auf, um den heißen Brei herum zu reden, dich zu winden, hör auf, Dinge endlos zu dehnen, die besser auf den Punkt gebracht werden müssen. Versuche es, und du wirst besser leben können. Kurz danach sagt ein Engel zu Daniel: „Als du anfingst zu beten, erging ein Wort ..." (Dan 9,23) Das macht mir Mut. Ich muss Gott nicht erst überzeugen. Ich rede mir meine Schuld von der Seele, und Gott hört und befreit. Endlich wieder Luft zum Atmen. Danke! Johannes Naether NOVEMBER 17 Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen; darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen. Römer 1,14.15 Ich sehe mir bei Gelegenheit gern die RTL-Fernsehsendungen „Raus aus den Schulden" mit Schuldenberater Peter Zwegat an. Darin wird gezeigt, wie er hoch verschuldeten Familien hilft, ihre finanzielle Situation in den Griff zu bekommen und ihre Schulden abzutragen. Man kann daraus manches für sich lernen. Auch Paulus war ein Schuldner, jedoch nicht, weil er über seine Verhältnisse gelebt und Kredite aufgenommen hatte. Er sah sich als Schuldner für das, was er erfahren und erkannt hatte. Auf dem Weg vor Damaskus war ihm Jesus Christus selbst begegnet, obwohl der längst gestorben, auferstanden und in den Himmel gefahren war (siehe Apg 9,1-5). Paulus erkannte, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes und der verheißene Messias ist, und fing sogleich an, diese Botschaft zu verkündigen (V. 20-22). Paulus schrieb an die Christen in Rom: „Ich schäme mich nicht für die rettende Botschaft. Sie ist eine Kraft Gottes, die alle befreit, die darauf vertrauen; zuerst die Juden, aber auch alle anderen Menschen." (Röm 1,16 Hfa). Den Menschen gegenüber, die Christus noch nicht kannten, fühlte er sich als „Schuldner" wegen dem, was er besaß und ihnen fehlte. Er fühlte sich verpflichtet, gelehrten und ungebildeten Menschen die frohe Botschaft der Erlösung zu bringen. „Durch sie zeigt Gott, wie er ist: Er sorgt dafür, dass unsere Schuld gesühnt wird und wir mit ihm Gemeinschaft haben können. Dies geschieht, wenn wir uns allein auf das verlassen, was Gott für uns getan hat", erklärte Paulus (V. 17 Hfa) und führte dann aus, dass Christi Opfer am Kreuz dabei die zentrale Rolle spielt. Von Zeit zu Zeit ist es angebracht, darüber nachzudenken, was meine eigentliche Aufgabe und Berufung als Christ ist. Wem Christus irgendwie begegnet ist und wer ihn als seinen Erlöser erfahren hat, empfindet den Reichtum, der ihm damit geschenkt ist. Er sieht sich wie Paulus als Schuldner seiner Mitmenschen, die Jesus noch nicht kennen und deshalb verlorengehen können. Möge Gott uns helfen, diese Schulden abzutragen. Dabei wird uns Peter Zwegat keine Hilfe sein, wohl aber der Heilige Geist, der uns mit Kraft und Freimut erfüllen (Apg 1,8; 4,31) und die nötige Weisheit schenken kann, wie wir heute unsere Mitmenschen erreichen können. Werner E. Lange NOVEMBER 18 Wir sind schwache Menschen und unfähig, unsere Bitten in der rechten Weise vor Gott zu bringen. Deshalb tritt sein Geist für uns ein mit einem Stöhnen, das sich nicht in Worte fassen lässt. Römer 8,26b (Gute Nachricht Bibel) „Weißt du, warum die Bienen summen?" wurde ich neulich gefragt. Die Antwort kannte ich nicht: „Weil sie den Text vergessen haben!" Als mein Lachen in ein Schmunzeln überging, dachte ich: Das ist wirklich ganz schön schlau. Was machen wir, wenn uns die Worte fehlen, oder es uns gar die Sprache verschlägt? Es ist wichtig, das zum Ausdruck zu bringen, was uns innerlich bewegt. Sonst bleibt es unterdrückt -kalt und schwer oder brodelnd und explosiv. Das Ungesagte kann unser Lebensgefühl bestimmen. Zuversicht und Selbstvertrauen schwinden, ein freundliches Wort fühlt sich wie ein Vorwurf an. Oder unsere Gefühle gehen ein wie eine Pflanze ohne Licht. Freude und Dankbarkeit geraten in Vergessenheit, wir wissen nicht mehr, wie sie sich anfühlen. Ärger und Empörung verblassen, Ungerechtigkeit fällt gar nicht mehr auf. Wir können beten, wenn uns die Worte fehlen. Wenn der Geist uns „mit unaussprechlichen Seufzern" vor Gott vertritt (wie Luther unseren Andachtstext übersetzte), dann können wir im Gebet summen! Gott weiß sowieso im Voraus, was wir brauchen (Mt 6,8). Wir müssen aber nicht erst warten, bis Widrigkeiten uns die Sprache verschlagen, um zu beten. Wir können danken, loben, Freudiges zum Anlass nehmen - auch wenn uns dafür die Worte fehlen sollten. Beten bewirkt viel: Denken wir an die Montagsgebete in Leipzig, damals vor einundzwanzig Jahren. Sogar die ungläubigen Machthaber der DDR konnten die Gebete nicht überhören. „Wird Gott nicht erst recht seinen Erwählten zu Hilfe kommen, wenn sie ihn Tag und Nacht anflehen?" (Lk 18,7a unrevidierte Gute Nachricht) In der Zeit, als die Adventgemeinde in den USA entstanden ist, kamen Christen zusammen und beteten dafür, Gottes Geist wirken zu sehen. Sie erlebten, wie sich Erweckungen über das ganze Land ausbreiteten. „Wenn aber selbst ihr sündigen Menschen wisst, wie ihr euren Kindern Gutes tun könnt, wie viel eher wird euer Vater im Himmel denen, die ihn bitten, den Heiligen Geist schenken"! (Lk 11,13 NL) Wir können heute Gottes Macht und Möglichkeiten durch Gebet erleben, jeder für sich, aber auch gemeinsam. Selbst wenn wir das Gefühl haben sollten, alles sei bereits gesagt worden und es gäbe nichts mehr zu sagen. Brent Blum NOVEMBER 19 Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 1. Korinther 11,23.24 Es ist üblich, wichtige Entscheidungen durch zeichenhafte Handlungen zu bestätigen. So werden Vertragsabschlüsse mit Unterschriften in Kraft gesetzt und Eheschließungen mit dem Anstecken der Ringe besiegelt. Jesus hat seinen Nachfolgern auch zwei solche Handlungen gegeben: Die Taufe am Anfang eines Christenlebens und das Abendmahl, das uns auf dem Glaubensweg mit Christus begleiten soll. Paulus erinnerte die Gemeindeglieder in Korinth an jene Nacht, als Jesus verraten wurde. Damit knüpfte er an ein tatsächliches Geschehen mit einer Zeitangabe an. Das besagt, dass unser Glaube an Jesus Christus auf Tatsachen beruht. Es begann mit der Menschwerdung des Gottessohnes: Er wurde „in Windeln gewickelt ... und in eine Krippe gelegt" (Lk 2,7). Am Ende seines Erdenlebens stand die Nacht, in der er den Römern ausgeliefert wurde, sodass er am folgenden Tag gekreuzigt wurde. In dieser Nacht stiftete er für seine Jünger das Zeichen des „neuen Bundes". Durch seinen Tod würden sie an seinem Leib erfüllt sehen, was er ihnen zuvor an Brot und Wein sinnbildlich dargestellt hatte. Was war das Besondere dieser Stunde? Jesus wusste, dass durch seinen Tod die Macht Satans und der Sünde gebrochen und eine neue Weltzeit anbrechen würde. In jener Nacht steuerte die Geschichte unserer Erde und des Universums auf einen Höhepunkt zu: Gott offenbarte sich selbst in seiner opferbereiten Liebe wie nie zuvor (Joh 3,16). Mit diesem Opfer wurde für uns eine neue Beziehung zu Gott ermöglicht, die nicht auf unserer Frömmigkeit oder „guten Werken" beruht, sondern allein auf die Liebe, die Gott aus freien Stücken gewährt. Weil wir das mitunter vergessen oder es uns im Stress des Alltags nicht mehr bewusst machen, dass wir unser Leben seinem Opfer verdanken, hat Jesus den Gläubigen das Abendmahl gestiftet. Er möchte, dass jeder, der an diesem Mahl teilnimmt, seine Beziehung zu ihm neu bestätigt und sie damit vertieft - wie auch die Beziehung zu denen, die sich ebenfalls zu Jesus bekennen. Wer Gottes Angebot der Erlösung annimmt und das im Nehmen, Essen und Trinken beim Abendmahl bestätigt, wird Anteil haben an dem neuen Leben, das Jesus schon jetzt gibt und in der Ewigkeit vollenden wird. Manfred Böttcher NOVEMBER 20 So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Armseligkeit und wird auferstehen in Kraft. 1. Korinther 15,42.43 Ein kleiner Ort am Alpenrand in Oberbayern. Wenn ein Einwohner stirbt, kommt das ganze Dorf zur Beerdigung. Nicht wie auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, wo die Menschen im Fünfzehn-Minuten-Takt zu Grabe getragen werden. Nein, hier geht es noch beschaulich zu. Und doch sind die freien Plätze auf dem verhältnismäßig winzigen Friedhof in den letzten Jahrzehnten wesentlich weniger geworden. Das Grab, das ich besuche, liegt gleich am Hintereingang. Ich weiß: Der Herr braucht kein Grab und keine „sterblichen Überreste", um einen Menschen wieder auferstehen zu lassen. Aber ich brauche einen Ort für meine Trauer. Zu Hause habe ich mir Erinnerungsstücke aufbewahrt: Fotos, Briefe und wenige Gegenstände, die an den Menschen erinnern, mit dem ich mich nun nicht mehr austauschen kann. Doch möchte ich mir gern noch eine Erinnerung an meinen Friedhofsbesuch auf die lange Rückreise mitnehmen. Es ist November, und der Sturm hat einige Tannenzapfen auf das Grab geweht. Ich hebe einen Zapfen auf. Er fühlt sich fest, kompakt und gut an. Ich nehme ihn mit und lege ihn zu Hause auf das Regal über meinem Schreibtisch. Einige Tage später hat sich mein Tannenzapfen völlig verändert: Er hat sich in der Wärme geöffnet. Und es fällt etwas heraus: eine unglaublich große Zahl von Samenkörnern. Sie tragen kleine Flügel, damit der Wind sie besser verteilen kann. Dieser winzige Tannenzapfen, den ich vom Ort des Todes mitgenommen habe, trägt ein außerordentliches Potenzial des Lebens in sich. Wenn diese Samen alle in die Erde gelangten, wüchse ein ganzer Tannenwald! Es gleicht einem Symbol der Auferstehung. Am Ort des Todes schafft der Herr neues Leben, verschwenderisch, „unverweslich, in Herrlichkeit und Kraft". Der Tannenzapfen liegt immer noch auf dem Regal über meinem Schreibtisch. Danke Herr, für diese einprägsame Auferstehungspredigt! Danke für die feste Gewissheit, dass wir die Menschen wiedersehen werden, die wir geliebt haben - weil du neues Leben schenkst! Heidemarie Klingeberg NOVEMBER 21 Doch der Herr sagte zu ihm [Samuel]: „Lass dich von seinem Aussehen und von seiner Größe nicht beeindrucken ... Denn ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz." 1. Samuel 16,7 (Hoffnung für alle) Um Stewardess werden zu können, ließ sich eine 16-jährige Britin in einer Operation 12,5 Zentimeter länger machen. Zuerst wurden ihr beide Oberschenkelknochen durchgesägt, dann die Beine durch Metallplatten und Schrauben gestreckt. Was wird heutzutage nicht alles unternommen, um Karriere zu machen oder andere zu beeindrucken! Häufig gelingt das sogar; denn wir Menschen lassen uns schnell von äußeren Faktoren beeindrucken. Im Falle der Britin war das ganze Opfer umsonst: Sie lag nach dem Eingriff immer noch zwei Zentimeter unter der von Fluggesellschaften geforderten Mindestgröße! Wie groß wird eines Tages die Enttäuschung derer sein, die sich ein Leben lang bemüht haben, Gott zu beeindrucken oder „Pluspunkte" bei ihm zu sammeln, wenn sie zu hören bekommen: Ziel verfehlt! Gemessen und für ungenügend befunden! Im Andachtstext geht es um die Wahl eines Königs für Israel. Eliab, Davids ältester Bruder, war groß, aber nicht der von Gott Erwählte. Es wäre sicher abwegig, aus dem Text abzuleiten, dass es keine Rolle spielt, wie sich ein Nachfolger Jesu äußerlich gibt oder kleidet. Weil wir als ganze Menschen eine „Visitenkarte" Gottes sind, lässt sich kein Bereich ausklammern. Verdächtig wird es allerdings, wenn das Äußere etwas vortäuscht, was durch die inneren Werte nicht gedeckt ist. Vergeblich ist der Versuch, Gott durch unser Tun zu beeindrucken. Wo das Herz das gleiche bleibt, wechseln unsere Bemühungen allenfalls die Masken. Was getan werden muss, um uns fit für die neue Erde zu machen, müssen und dürfen wir getrost dem überlassen, der allein unser „Herz" - also unser Denken und Fühlen - verändern kann. Wenn im Herbst des Lebens manches Blätterwerk verwelkt, das wir uns angeeignet hatten, wird nur die Frucht in voller Frische bestehen bleiben, die der Geist Gottes in uns hervorbringen durfte (Gal 5,22). Wenn eines Tages alle Masken fallen, wird nur die Schönheit erhalten bleiben, die Jesus während einer lebenslangen Beziehung in uns entfaltet hat. Elí Diez-Prida NOVEMBER 22 Nun spricht der HERR ... „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!" Jesaja 43,1 Schon oft haben wir davon erfahren, dass ein Wort aus der Bibel, das jemand in der Kinderoder Jugendzeit gehört und sich gemerkt hat, in einer Lebenskrise zur Rettung geführt hat. So war es auch bei einem jungen Mann, der eines Nachts auf einer Eisenbahnüberführung stand. Dies sollte die Endstation seines Lebens sein: Er wollte sich vor den Zug werfen. Das ganze Leben erschien ihm sinnlos. Er hoffte, dass der Sprung vor den Zug all seinem Elend ein Ende setzen würde. Plötzlich kamen ihm die Worte in den Sinn: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen." Woher kam dieser Eindruck? Es sprach doch niemand mit ihm. „Bei meinem Namen gerufen." Wer hatte das je zu ihm gesagt? Wer sollte sich jetzt noch um ihn kümmern oder sich für ihn interessieren? Er fühlte, wie ihn der Mut verließ, sein Leben zu beenden. Das ärgerte ihn eigentlich. Doch seine Gedanken kamen in Gang. Sollte es doch wahr sein, was er als Kind gelernt hatte, dass jeder Mensch einmal vor Gott erscheinen muss, um ihm Rechenschaft zu geben über sein Leben? Ja, das ist wahr; denn in der Bibel steht: „Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen." (Hbr 4,13). Deshalb ist es kein Ausweg, wenn jemand sein Leben von sich wirft! Der Gedanke an eine „barmherzige Nacht des Vergessens" ist eine Täuschung. Es gibt aber einen Ausweg, und dieser junge Mann fand ihn auch: „Gott, wenn du dich für mich interessierst, dann lass es mich wissen", bat er. Gott ließ ihn das klar genug wissen, sodass er die Einladung Jesu annahm: „Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben." (Mt 11,28 Hfa) Es ist gut zu wissen, dass es bei Jesus Vergebung der Schuld und Frieden für das wunde Herz gibt. So sehr ein Mensch sein Leben verpfuscht haben mag: Durch Jesus Christus ist ein Neuanfang möglich! Klaus Schulz Du, Herr, willst nicht das Leid, sondern die Freude. Du willst nicht krank machen, sondern heilen. Du willst nicht den Tod, sondern das Leben. Rudolf Bohren NOVEMBER 23 Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor . Segnet, die euch verfolgen; segnet und fluchet nicht ... Seid eines Sinnes untereinander. Römer 12,10.14.16 Zwei Fuhrleute auf hoch beladenen Pferdefuhrwerken begegneten sich auf einem schmalen Weg. Links waren hohe Berge und rechts eine tiefe Schlucht. Sie konnten nicht aneinander vorbeifahren. „Fahr mir aus dem Weg!" rief der eine Fuhrmann. „Warum denn? Fahr du mir aus dem Weg!" entgegnete der andere. Keiner gab nach und so entstand ein Streit mit Toben und Schimpfen. Schließlich sagte der eine: „Wenn du jetzt nicht zurückfährst, mache ich es mit dir so, wie ich es heute schon mit jemandem gemacht habe." Der andere war von dieser offensichtlichen Drohung eingeschüchtert und gab endlich nach. Er rangierte mit großer Mühe und unter der Hilfe des Kollegen zurück. An einer breiteren Stelle konnten die beiden Wagen schließlich aneinander vorbeifahren. Bevor sich die beiden Fuhrleute verabschiedeten, fragte der eine: „Du hast doch vorhin gedroht, es mit mir genauso zu machen wie mit dem andern heute. Was hast du denn mit dem gemacht?" „Das will ich dir sagen", erwiderte der andere lachend, „der Kerl wollte mir nicht ausweichen, da hab ich nachgegeben und fuhr ihm aus dem Weg." In der Gemeinde Rom herrschten Meinungsverschiedenheiten und Streit, Hartherzigkeit und Verachtung. Deshalb wurde Paulus nicht müde, Empfehlungen und Anweisungen für ein christliches Miteinander in der Gemeinde zu geben. Grundlegend dafür ist die geschwisterliche Liebe und die „Ehrerbietung" dem anderen gegenüber. Wer Achtung und Respekt für den Mitmenschen aufbringt, wird auch in der Lage sein, zurückzutreten und dem andern „Vorfahrt zu gewähren". Mit Rechthaberei und Sturheit blockieren wir uns nur gegenseitig. Da wir aber in der Gemeinde nur gemeinsam vorankommen können, dürfen wir unsere Kräfte nicht im Gegeneinander verschwenden. Besser ist es, dem anderen den Weg freizumachen, um sich dann auch selber wieder frei bewegen zu können. Und noch besser ist es, gemeinsam auf dem Weg in die gleiche Richtung zu gehen - dem gemeinsamen Ziel entgegen. Roland E. Fischer NOVEMBER 24 Eine freundliche Antwort vertreibt den Zorn: aber ein kränkendes Wort lässt ihn aufflammen. Sprüche 15,1 (Hoffnung für alle) Eine griechische Sage erzählt von Herakles, der in den Bergen zu Fuß unterwegs war. Als er auf dem Weg etwas liegen sah, das wie ein Apfel aussah, versuchte er es zu zertreten. Doch sofort verdoppelte es sich. Und als er kräftiger darauf trat, wurde es noch größer. Voller Zorn nahm er seine Keule und schlug darauf ein. Aber es blähte sich immer weiter auf, bis der Weg völlig blockiert war. Entsetzt warf er seine Keule weg. Da erschien die Göttin Athene und erklärte ihm: „Das, was du hier siehst, ist ein Zankapfel. Wenn man ihn liegen lässt, bleibt er klein. Wenn du ihm aber Aufmerksamkeit schenkst, wird dieser Zankapfel immer größer, bis er dir später den Weg versperrt." Haben wir nicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass uns „Zankäpfel" in den Weg gelegt wurden? Und kennen wir nicht ebenso Situationen, wo aus einem kleinen „Zankapfel" ein unüberwindliches Hindernis entstand? Es gibt viele Sorten von „Zankäpfeln". Ein unüberlegter, voreilig ausgesprochener Satz, ein Missverständnis, ein vorwurfsvoller Tonfall oder eine lieblose Geste können „Zankäpfel" in unserem Alltag sein. Oder viele andere Eigenschaften, die unser Menschsein betreffen, können zu einem größeren Problem am Arbeitsplatz, im Straßenverkehr, in der Familie und auch in der Gemeinde werden, wenn den „Zankäpfeln" zu viel Bedeutung geschenkt wird. In Sprüche 15,18 lesen wir: „Ein zorniger Mann richtet Zank an, ein Geduldiger aber stillt den Streit." Gott kann uns befähigen, „Zankäpfeln" mit Weisheit und Liebe zu begegnen. Sicher haben wir selbst in schwierigen Situationen von der Nachsicht und Freundlichkeit der anderen profitiert. Wenn wir im Menschen, der „Zankäpfel" für uns bereithält, auch unseren Nächsten sehen, der unsere Liebe braucht, können wir mit einer wohlwollenden Reaktion einen Beitrag zu einer friedlichen Lösung leisten. In Johannes 13,34.35 fordert uns Jesus auf: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt". Auch heute haben wir Gelegenheit, uns für die Liebe zu unserem Nächsten zu entscheiden und uns von Gott die nötige Kraft schenken zu lassen. Dagmar Heck NOVEMBER 25 Noch mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte sie Petrus. Und er sagte zu ihnen: „Lasst euch retten vor dem Strafgericht, das über diese verdorbene Generation hereinbrechen wird!" Apostelgeschichte 2,40 (Gute Nachricht Bibel) Die Sorge, etwas falsch wiederzugeben, nimmt manchem Menschen den Mut, überhaupt etwas zu sagen. Auch wenn es darum geht, vom Glauben zu erzählen, Gott zu „bezeugen", zieht es mancher Christ vor zu schweigen, bevor er „etwas Verkehrtes" sagt. Was soll man dazu sagen? Finden wir in der Bibel eine Antwort auf dieses Problem? Muss ein Zeugnis über Gott bestimmte Mindestanforderungen erfüllen, damit es brauchbar ist? Unser Andachtswort gibt uns einen Anhaltspunkt dazu. Der Verfasser der Apostelgeschichte war nicht unter den Zuhörern, als Petrus zu Pfingsten seine Predigt hielt. Da Lukas über keine Tonaufzeichnung verfügen konnte, war er beim Niederschreiben dieser Predigt auf das angewiesen, was er darüber hören oder lesen konnte (Lk 1,3.4; Apg 1,1). Den Anspruch, er würde die vollständige Predigt des Petrus wiedergeben, erhob Lukas nicht einmal, sondern gab offen zu: „Noch mit vielen anderen Worten ... ermahnte sie Petrus." Es wurde also viel mehr gesagt als das, was Lukas zusammentragen konnte. Selbst davon gibt er hier auch nur das wieder, was ihm - geleitet vom Heiligen Geist - wichtig erschien. Daraus ergibt sich eine Schlussfolgerung: Ein Glaubenszeugnis ist, weil menschlich, niemals vollständig oder gar perfekt. Es trägt immer auch die persönliche Note des jeweiligen Zeugen - und gerade das soll sie ja auch! Man könnte sagen: Ein Zeugnis darf begrenzt sein. Selbst die Berichte vom Leben und Wirken Jesu auf Erden sind - für sich allein genommen nicht vollständig, wie die Verfasser zugeben (siehe Joh 20,30), deswegen gibt es auch vier davon. Wenn ich also heute bezeugen möchte, was Gott in meinem Leben getan hat, dann muss ich dabei nicht perfekt sein oder alles abdecken. (Meist redet man eh zu viel; zwei Minuten sind lang genug für ein Zeugnis!) Ich darf sagen, was mir persönlich wichtig erscheint. Ein anderer Christ würde an meiner Stelle auch etwas anderes sagen. Wichtig ist, dass das Zeugnis echt ist, nicht geschönt. Und dass deutlich herauskommt, welche Veränderung Jesus in meinem Leben bewirkt hat. Ich kann es im Vertrauen darauf tun, dass der Heilige Geist meine Worte benutzt, um Jesus zu erhöhen und meinem Nächsten weiterzuhelfen. Adelbert Genzel NOVEMBER 26 Wer aber prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. 1. Korinther 14,3 Am 26. November 1827, also heute vor 184 Jahren, wurden in Gorham (im US Bundesstaat Maine) Zwillinge geboren: Ellen und Elisabeth Harmon. Die Eltern - der Vater war Hutmacher - zogen mit ihren acht Kindern später nach Portland in Maine. Dort erlitt Ellen mit neun Jahren einen schweren Unfall: Ein geworfener Stein traf sie so unglücklich im Gesicht, dass sie wochenlang ums Überleben kämpfte. Sie genas, konnte aber die Schule nicht mehr besuchen. Schon hier fängt das Staunen an! Wie konnte Ellen, die später James White heiratete, trotz dieser geringen Schulbildung so viele Artikel, Bücher und Briefe schreiben, so weitreichende Ratschläge bezüglich Bildung, Gesundheit und christlicher Lebensführung geben, so wegweisende Reden halten (zum Teil vor über 20.000 Menschen)? Dazu in einer Zeit, in der Frauen in der Öffentlichkeit wenig Einfluss hatten? Ellen White lebte in einer Männerwelt, aber viele adventistische Männer hörten auf sie und respektierten ihren Rat. Für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich! Sie waren aber zu der Überzeugung gekommen, dass Gott sie als seine Prophetin berufen hatte und durch sie sprach. Als Gott sie mit 17 Jahren zu einer besonderen Aufgabe berief, meinte sie, wie einst die Propheten Mose und Jeremia: „Das kann ich nicht!" Sie war schüchtern, lebte zurückgezogen, aber mit dem Gehorsam gegenüber ihrem Ruf wuchsen allmählich ihre Fähigkeiten. Die wenigen Bilder von Ellen White zeigen eine strenge Frau, aber so war sie nicht. Bedenken wir, dass die Fotografen damals noch recht primitive Kameras besaßen. Die zu fotografierenden Personen durften sich nicht bewegen, sondern mussten lange stillhalten. „Unsere Oma war eine heitere Frau", erklärten alle ihre Enkel. „Sie konnte viel lachen." Viele Gläubige wurden durch den Dienst, die Artikel und Bücher Ellen Whites erbaut und viele durch sie getröstet. Und viele wurden durch ihre Briefe und Ansprachen auch ermahnt. Was sie damals traurig machte, war die Art und Weise, wie Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Gemeinde ausgetragen wurden: „Es ist ein großes Übel . alles zu kritisieren, was ein anderer tut und so aus Maulwurfshügeln Berge zu machen, und zu meinen, dass die eigenen Wege die richtigen sind." (Counsels on Health, S. 297) Ist das auch noch heute unter uns verbreitet? Lothar Reiche NOVEMBER 27 Von ihm kam alles Leben, und sein Leben war das Licht für alle Menschen. Es leuchtet in der Finsternis, doch die Finsternis wehrte sich gegen das Licht ... Das Wort wurde Mensch und lebte unter uns. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, wie sie Gott nur seinem einzigen Sohn gibt. In ihm sind Gottes vergebende Liebe und Treue zu uns gekommen. Johannes 1,4.5.14 (Hoffnung für alle) Jesus Christus kam als Mensch auf diese Erde und die meisten Menschen haben es nicht bewusst mitbekommen. Die Hirten, die damals von der Gesellschaft Verachteten, erfuhren es als Erste: „Fürchtet euch nicht! Die größte Freude für alle Menschen ist in diese Welt gekommen. Der lang ersehnte Retter ist zur Welt gekommen. Es ist Christus der Herr... Gott im Himmel gehört alle Ehre; denn er hat den Frieden auf die Erde gebracht für alle, die bereit sind seinen Frieden anzunehmen." (Lk 2,10.11.14 Hfa) Die Engel verkündigten zwei Gedanken der Veränderung für diese Welt: keine Furcht und Frieden für alle Menschen, die Frieden haben wollen. Johannes spricht davon, dass Gott durch Jesus Christus Licht in diese Welt gebracht hat. Was war dunkel? Die Menschen hatten sich seit Adam und Eva auf Distanz zu Gott gebracht. Distanz aber behindert den klaren Blick für das Echte, das Wahre, das Eigentliche. Dunkelheit gibt es für solche, die auf Distanz bleiben. Menschen müssen sich ihre eigenen Wege in der Dunkelheit bahnen. Kein klares Ziel. Kein Ziel, das Ewigkeitswert hat. In der Dunkelheit wird Betriebsamkeit groß geschrieben. Es wird eine Welt mit wenigen Perspektiven gebaut, eine Welt für eine kleine Zeit. Der Blick für das richtige Leben wird verzerrt. Jesus kam, um Licht in diese Dunkelheit zu bringen. Menschen wie du und ich sollen wieder erkennen, was zum wirklichen Leben gehört: weg von der Angst, der Überlebensangst, hin zu der Person Jesus Christus, der die Garantie für das Leben, das ewige Leben, ist. Das ist es, was die Welt verändert hat: das Licht, das Jesus gebracht hat. Ein Licht, das nach Johannes 1,5 nichts und niemand auszulöschen vermag. Durch Christus kam es in die Welt, und es wird ewig leuchten. Ich hoffe sehr, dass während der diesjährigen Advents- und Weihnachtszeit ein weiterer Lichtblick unser Leben erreicht. Ein Licht, das uns zu einem beständigen, vertrauensvollen Leben wachsen lässt. Hans-Joachim Scheithauer NOVEMBER 28 Da kamen die Männer, die einen Gelähmten trugen. Weil sie wegen der vielen Menschen nicht zu Jesus konnten, deckten sie über [Jesus] das Dach ab. Durch diese Öffnung ließen sie den Gelähmten auf seiner Trage hinunter. Markus 2,3.4 (Hoffnung für alle) Weil es damals nicht ein soziales Versorgungsnetz gab wie heute, war dieser Gelähmte eine Belastung für die Familie und auf das Wohlwollen seiner Mitmenschen angewiesen. Viele seiner Bedürfnisse blieben unerfüllt. Nun erfahren wir in unserem Andachtswort von einer wunderbaren Freundschaft. Der Gelähmte hatte Freunde, die sich um ihn kümmerten. Als sie erfuhren, dass Jesus in der Stadt ist, beschlossen sie, der Unbeweglichkeit ihres Freundes ein Ende zu setzen. Sie trugen ihn zu dem Haus, in dem Jesus vor vielen Leuten sprach. Dort angekommen, erkannten sie, dass sie keine Chance hatten, zu Jesus vorzudringen. Was sollten sie nun tun - umkehren oder abwarten? In ihrem Glauben sahen sie noch eine andere Möglichkeit und schritten kühn zur Tat. Mit dem Gelähmten auf der Trage stiegen sie die Außentreppe hinauf auf das Flachdach des Hauses, rissen es auf und ließen ihren Freund auf der Trage an Seilen hinunter. Da wird der Hausbesitzer sicher sauer gewesen sein! Hatten sie das überhaupt bedacht? Jedenfalls hatte die Heilung ihres Freundes Priorität. Und durch den rieselnden Putz und die hinunter fallenden Lehmbrocken gewannen sie die Aufmerksamkeit Jesu. Jesus erkannte auch ohne Worte ihre Erwartung: „Herr, mache unseren Freund gesund!" Er sah in dem Akt ihr Vertrauen und ihren Mut und nahm ihr Anliegen ernst. Und weil Sünde Entfremdung und Trennung von Gott bewirkt, räumte Jesus zuerst die Sünde weg, indem er dem Gelähmten seine Schuld vergab. Und dann heilte er ihn auch körperlich. Vor aller Augen ging der Mann an Leib und Seele geheilt nach Hause (Mk 2,5.10-12) - dank seiner Freunde und Jesus! Wie wertvoll eine Freundschaft ist, wird besonders in Zeiten der Not deutlich. Leidet dein Freund oder deine Freundin, dann bring ihn bzw. sie zu Jesus, entweder indem du allein zu Hause für die Person betest oder gemeinsam mit ihr, denn Not kann so erdrückend sein, dass demjenigen die Kraft zum Beten fehlt. Den Freund zu Jesus zu bringen tut ihm bestimmt gut. Ich hoffe, dass du solch einen Freund hast. Bist auch du dem Leidenden solch ein Freund? Egon Schramm NOVEMBER 29 Henoch wandelte mit Gott ... Sein ganzes Alter ward 365 Jahre. Und weil er mit Gott wandelte, nahm ihn Gott hinweg und er ward nicht mehr gesehen. 1. Mose 5,22-24 Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung den Bericht über einen Mann, der seinen 107. Geburtstag feierte. Unwillkürlich musste ich an die Geschlechtsregister im 1. Buch Mose denken, laut derer die Menschen damals noch viel, viel älter wurden. Dabei blieben meine Gedanken bei Henoch hängen. Henoch war ein außergewöhnlicher Mann der Urzeit. Das Besondere an ihm war nicht sein hohes Alter, sondern seine Lebensführung in Harmonie mit Gott. Zweimal wird hervorgehoben, dass er „mit Gott wandelte". Bei dieser Aussage sehen wir zwei Gestalten vor unserem inneren Auge, die miteinander unterwegs sind. So war Henoch mit Gott durch sein Leben unterwegs. „Mit Gott wandeln" ist nur möglich, wenn wir uns für seinen Weg entscheiden. Jesus lehrt zwar, dass Gottes Weg in dieser Welt nicht der breite und bequeme, sondern immer der schmale Weg ist, der den meisten Menschen nicht zusagt (Mt 7,13.14); aber dennoch bleibt er der richtige Weg, weil er uns an das Ziel unseres Lebens führt: einmal wie Henoch - für immer bei Gott zu sein im ewigen Leben. In der Reihe der Alten in 1. Mose 5 ist Henoch mit 365 Jahren der jüngste, während sein Sohn Metuschelach mit 969 Jahren der älteste Mensch der Weltgeschichte wurde. Ein hohes Alter kann eine große Gnade sein, aber auch zur schweren Last werden. Mein Vater äußerte mir gegenüber: „Ich wusste nicht, dass das Alter so schwer sein kann." Ich selbst gehöre schon zu den Alten (im Sinne von Ps 90,10), habe aber nicht den Ehrgeiz, besonders alt zu werden, denn ich weiß: Zu einem gelungenen Leben gehört nicht unbedingt die Menge der Jahre, sondern dass wir unsere Jahre „mit Gott gewandelt" sind. Man kann sehr alt werden und dennoch vergeblich gelebt haben. Und mit einem kürzeren Leben kann man auch - wie Henoch -ans Lebensziel gelangen. Meine Fürbitte gilt heute den Betagten, dass Gott ihnen hilft, die Lasten des Alters zu tragen, und dass sie nicht ängstlich, sondern voller Zuversicht dem Tag entgegenwandeln, an dem sie mit dem betagten Simeon sprechen können: „Jetzt kann ich in Frieden sterben ... Du hast uns Rettung gebracht." (Lk 2,28.29 Hfa) Reinhold Paul NOVEMBER 30 Jakob dachte nämlich: „Ich will zurückbleiben und Esau erst mit meinen Geschenken günstig stimmen; vielleicht nimmt er mich dann freundlich auf." 1. Mose 32,21b Was Jakob hier plant, ist eigentlich Bestechung. Er fürchtet um sein Leben, denn er hat seinen älteren Bruder Esau schon vor Jahren betrogen. Um ihn milde zu stimmen, schickt Jakob nun buchstäblich Herden von Geschenken in Richtung Esau: 200 Ziegen, 200 Schafe, 20 Ziegen- und 20 Schafböcke, 30 Kamelstuten samt Jungen, 40 Kühe, 10 Stiere, 20 Eselinnen und 10 Esel (V. 15f.). Die Menge an Tieren verrät wie viel Angst Jakob gehabt haben muss. Der Bericht von Jakob und Esau beschreibt eine zwischenmenschliche Spannung und den menschlichen Versuch, diese erfolgreich zu lösen. Wir Menschen sind schnell dabei, mit unseren Gütern zu jonglieren und meinen, damit ließe sich alles klären und erreichen. Gehen wir mit Gott genauso um? Natürlich wissen wir, dass die Vergebung unserer Sünden und unsere Errettung nicht von unseren Spenden abhängig sind. Dennoch meinen wir manchmal, Gott würde uns mehr lieben und die Tür zum Himmel weiter öffnen, wenn wir ordentlich etwas tun oder zumindest 50 Prozent unserer Charakterschwächen überwinden. „Ehrlich währt am längsten" - so lautet ein Sprichwort. Ich glaube, Gott ist von Ehrlichkeit am meisten beeindruckt. Ich versuche zwar hin und wieder, Gott auch anders zu beeindrucken, aber vermutlich berühre ich sein Herz am meisten, wenn ich vor ihm stehe und ihm einfach nur sage, wie es in mir aussieht. Esau fragt Jakob schließlich, nachdem sie sich bereits versöhnt und umarmt hatten: „Was willst du mit all den Herden, denen ich begegnet bin?" (1 Mo 33,8) Spätestens jetzt erkennt Jakob: Sein Bestechungsgeld war völlig unnötig. Versöhnung und Liebe lassen sich nicht kaufen. Nicht bei anderen Menschen und schon gar nicht bei Gott. Wir brauchen Gott nicht zu beeindrucken. Er liebt uns, wie wir sind. Und er möchte nur eins -dass wir ihn auch lieben! Stephanie Kelm DEZEMBER 1 In vielen Ländern wird es Hungersnöte und Erdbeben geben. Das alles ist erst der Anfang vom Ende - der Beginn der Geburtswehen. Matthäus 24,7b.8 (Gute Nachricht Bibel) Am 22. Mai 1960 erschütterte der bislang heftigste Erdstoß der Messgeschichte - 9,5 auf der Richter-Skala - die chilenische Hafenstadt Valdivia. Mehr als 3.000 Menschen starben damals. Seither haben eine Reihe von nur unwesentlich schwächeren Beben - 1976 in China, 2004 in Indonesien (Seebeben mit Tsunami), 2005/08 in Pakistan und 2010 in Haiti Hunderttausende von Opfern gefordert. Der Tsunami von 2004 forderte 226.000 und das Beben von Haiti 2010 212.000 Menschenleben. Ein Erdstoß am 27.2.2010 vor der Küste Chiles war sogar 50 Mal so stark wie der auf Haiti. Mit 8,8 auf der Richter-Skala war es das fünftstärkste Beben, seitdem es Messungen gibt (1900). Glücklicherweise war die Zahl der Opfer gering. Für Wissenschaftler sind Erdbeben lediglich Naturvorgänge, bei denen Spannungen in der Erdkruste durch Verschiebungen der Kontinentalplatten plötzlich ausgeglichen werden. In der Bibel hingegen sind solche Ereignisse nicht bloß Naturerscheinungen, sondern haben manchmal zeichenhaften Charakter. Das Beben der Erde begleitete als Zeichen der Majestät des Schöpfers das Erscheinen Gottes am Berg Sinai (siehe 2 Mo 19,18; Ri 5,4f.). Er bleibt unwandelbar und fest, während alles, was sich ihm entfremdet hat - Mensch und Natur wankt und fällt. Erdbeben sind zuweilen Manifestationen des Gerichts oder der Hilfe Gottes (Jes 29,5f.; Apg 16,25f.). Sie gehören mit zum „Tag des HERRN", dem Tag, an dem Gott richtet (Jes 13,11.13). Jesus kündigte in seiner Endzeitrede Erdbeben an und nannte sie den „Beginn der Geburtswehen" (Mt 24,7.8 GNB) einer neuen Zeit, die mit seiner Wiederkunft beginnt. Wie die stärker werdenden Wehen die Nähe der Geburt anzeigen, so steigern sich auch in der Endzeit die Naturkatastrophen bis zu einem vorher noch nicht erreichten Höhepunkt (Offb 16,18-21). Daraus lassen sich freilich keine Berechnungen ableiten, denn die Dauer der Zeit und der Zeitpunkt der Erscheinung Christi bleiben unbekannt (Apg 1,6.7). Im Lichte des Wortes Gottes sind solche Phänomene Weckrufe. Darum sollen wir, wenn wir von derartigen Ereignissen Kenntnis erlangen, nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sondern verstärkt wachsam sein und die uns von Jesus übertragenen Aufgaben erfüllen (siehe Mk 13,33-37). Hans Heinz DEZEMBER 2 Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn [Christus] kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meint. Matthäus 24,44 Für die Zeit vor Weihnachten gibt es Adventskalender, die den Kindern zeigen, wie lange sie noch warten müssen. Die meisten von ihnen freuen sich darauf, vom 1. bis 24. Dezember jeweils ein Türchen zu öffnen, denn dahinter verbirgt sich eine Süßigkeit oder etwas anderes. Es gibt auch Kalender für Erwachsene mit Sprüchen, die gedanklich zur Geburt Jesu hinführen. Für die Wiederkunft Christi gibt es solche Kalender leider nicht. Schon die Jünger fragten Jesus: „Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?" (Mt 24,3) Vor mehr als 180 Jahren glaubte William Miller in Amerika, die Antwort in der Bibel gefunden zu haben. Wenn auch - wie Jesus sagte - Tag und Stunde allein der Vater weiß (Mt 24,36), so meinte Miller doch, das Jahr 1843/44 ginge aus der Prophetie als Zeit für die Wiederkunft hervor. Später glaubte man, auch noch den genauen Tag gefunden zu haben, bis am 23. Oktober 1844 die große Ernüchterung kam, als die Wiederkunft ausblieb. Aus der Kirchengeschichte sind eine ganze Reihe weiterer Männer bekannt, die in der Prophetie Anhaltspunkte für diese Zeit für das zweite Kommen Jesu gefunden zu haben meinten. Der Wunsch, den Zeitpunkt zu erfahren, verführte immer wieder dazu, Berechnungen anzustellen. Die Antwort Jesu auf die Frage seiner Jünger war leider nicht so, wie wir sie uns wünschen. Er nannte kein Datum. Hätte er ihnen damals gesagt, dass es noch 2000 Jahre dauern sollte, dann hätten sie seinen Missionsauftrag (Mt 28,19) als nicht so dringend betrachtet. Menschen neigen nämlich dazu, Aufgaben so lange hinauszuschieben, bis sie fällig sind. Deshalb sagte Jesus: „Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag der Herr kommt." (Mt 24,42) Die „Jungen Pioniere" (eine Organisation für Schulkinder in der DDR) grüßten sich mit den Worten: „Seid bereit!" und die Antwort lautete: „Immer bereit!". So könnte man auch die Aufforderung Jesu in dem Andachtstext verstehen: „Seid also zu jeder Zeit bereit, denn der Menschensohn wird gerade dann kommen, wenn ihr es am wenigsten vermutet!" (V. 44 Hfa) Mit anderen Worten: Alle Berechnungen und Überlegungen über die Zeit sind nutzlos, weil Jesus eben nicht dann kommt, wenn wir damit rechnen. Uns bleibt nur eines: zu jeder Zeit bereit zu sein. Günter Lentzsch DEZEMBER 3 Evodia und Syntyche sollen sich wieder vertragen. Sie glauben doch beide an denselben Herrn Jesus Christus. Philipper 4,2 (Hoffnung für alle) Zwischen dem „Wetterbericht live" und der Tagesschau im Ersten muss man die ständig wiederholten Werbespots über sich ergehen lassen, denn ein Abschalten lohnt nicht. Da nimmt eine Frau abends eine bestimmte Tablette ein und am nächsten Morgen erscheint sie strahlend und beschwingt. Dann werden groß zwei Wörter über ihrem Körper eingeblendet: „besonders verträglich". Brauchen wir auch ein Medikament für unsere Verträglichkeit? Es ist kein Geheimnis, dass sich auch Christen streiten und dabei zuweilen unverträglich reagieren. Die Briefe im Neuen Testament erwähnen das nicht nur einmal. Meist geht es um Meinungsverschiedenheiten über Aussagen der Bibel und entsprechende Verhaltensweisen. Daraus ergibt sich ein Richten, Verachten und Verurteilen des Bruders oder der Schwester (Röm 14,10). Diskussionen über Erkenntnisse aus der Heiligen Schrift sind normal. Sie fördern sogar unser Verständnis des Wortes Gottes. „Es wird immer unterschiedliche Ansichten geben, denn wir können nicht alle gleichgeschaltet denken." (Ellen White) Aber muss es denn dazu kommen, den anderen auszugrenzen, zu verachten oder gar zu verurteilen? Christliches Verhalten sieht anders aus. Paulus fordert die beiden Schwestern Evodia und Syntyche auf: „Seid eines Sinnes!" Eines Sinnes sein heißt nicht einer Meinung sein. Die Gesinnung ist die Grundhaltung des Christen seinen Mitmenschen gegenüber. Wie erreichen wir diese „Gesinnung, wie sie in Christus Jesus war" (Phil 2,5)? Es gibt keine Tablette, die uns über Nacht besonders verträglich macht. Aber Paulus kennt das Mittel für Verträglichkeit: Wer sein Denken und Handeln vom Heiligen Geist prägen lässt, in dem wird nach und nach die „Frucht des Geistes" wachsen. Dazu gehören Freundlichkeit, Güte, Sanftmut, Selbstbeherrschung (Gal 5,22.23). Bei diesem „Medikament" brauchen wir keinen Arzt oder Apotheker nach möglichen Nebenwirkungen zu befragen. Der Beipackzettel (die Bibel) erklärt dazu: uneingeschränkt positiv für das Wohlbefinden aller. Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben: Besonders verträglich bin ich noch nicht, jedenfalls nicht in jedem Fall. Doch Christsein ist auch immer Christ werden. Joachim Hildebrandt DEZEMBER 4 Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind ... Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Jesaja 9,1.5 (Hoffnung für alle) „Adventszeit" - was empfindest du bei diesem Wort? Vorfreude, Stress oder gar Abwehr? Ich freue mich jedes Jahr auf diese Zeit. Natürlich ist sie auch mit Anstrengungen verbunden, aber durch rechtzeitiges Organisieren und die Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge kann der Stress in einem verträglichen Rahmen gehalten werden. „Aber Weihnachten hat doch heidnische Wurzeln. Dürfen wir das denn eigentlich feiern?" Eine Frage, die häufig in christlichen Kreisen diskutiert wird. Jeder sollte selbst entscheiden, was er aus dieser Zeit des Jahres macht. Für mich sind nicht die eigentlichen Weihnachtstage, sondern die Zeit davor wichtig. Überall wird über Hetze und Konsumrausch gestöhnt. Besinnung, Einkehr, Gemeinschaft - alles altmodische Worte, deren Bedeutung verloren geht. Hier können wir ansetzen! Bei uns ist es Brauch, an den Adventssonntagen Gäste einzuladen: Familienangehörige, Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde. Wir haben meist vorher Kekse gebacken, die Zimmer sind schön dekoriert, Kerzen und Musik schaffen eine angenehme Atmosphäre. Es ist verblüffend, wie sehr sich Menschen öffnen, wenn sie sich entspannen können! Unsere Kinder tragen mit ihrer Natürlichkeit wesentlich dazu bei. Perfektion und den Versuch, es allen recht machen zu wollen, streben wir erst gar nicht an. Gott liebt es, wenn Menschen mit allen Sinnen genießen. Er hat uns diese wunderbare Erde geschaffen, die soviel zu bieten hat für Auge, Ohr, Nase und Zunge. Warum also nicht nutzen, was die Adventszeit an Möglichkeiten bietet? Darüber hinaus geben wir anderen Menschen etwas von dem weiter, was wir von Gott bekommen haben: Hoffnung und Liebe! Und die haben alle nötiger denn je. In Zeiten finanzieller Unsicherheit und abbröckelnder Beziehungen hilft es nicht, große Worte zu machen. Aber zu erleben, dass es noch schöne Momente gibt, in denen man alles andere einmal vergessen kann, gibt Hoffnung und Kraft. Ein Mitarbeiter meines Mannes sagte letztes Jahr nach einem Adventssonntag zu mir: „Heute war mein Weihnachten." Ich bin sicher, Gott wollte ihm durch uns seine Liebe zeigen und eine Auszeit gönnen. In diesem Sinne: eine schöne Adventszeit! Melanie Keyser DEZEMBER 5 Vergib uns unsere Schuld, wie wir denen vergeben, die uns Unrecht getan haben. Matthäus 6,12 (Hoffnung für alle) Wo Menschen zusammen sind, bleiben Differenzen nicht aus. Da wird einer Erwartung nicht entsprochen, da fällt eine gar nicht so nette Bemerkung, oder einem wird auch richtig übel mitgespielt. Wird die Beziehung daran zerbrechen oder wird sie wieder in Ordnung gebracht? Oft ist ja der Wunsch nach Bereinigung da, aber wer soll den ersten Schritt machen? Die Bitte im Vaterunser spricht beide Parteien an. Mich, als den (vor Gott) Schuldigen, und gleichzeitig als den, an dem ein anderer schuldig geworden ist. Gern wird eine Entschuldigung erwartet, aber selbst den Gang zu einer Geste der Versöhnung antreten? Wem es schwerfällt zu vergeben, dem sei gesagt: Vergeben kann erlernt werden! Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der amerikanischen Stanford-Universität. Und: Wer verzeihen kann, lebt zudem nicht nur psychisch, sondern auch körperlich gesünder. Die Forscher um den Psychologen Frederic Luskin hatten Freiwillige aus dem Großraum San Francisco sechsmal zu eineinhalbstündigen Sitzungen eingeladen, in denen das Vergeben geübt wurde. Die Teilnehmer diskutierten miteinander über die ihnen zugefügten Kränkungen, hörten sich Vorträge an oder führten innere Zwiegespräche mit dem Übeltäter. Ein Großteil der Teilnehmer gab anschließend an, weniger Schmerz als zuvor zu empfinden. Psychische als auch körperliche Symptome von Stress wie Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit oder Magenbeschwerden ließen deutlich nach. Langfristiger Erfolg: Die meisten Teilnehmer waren bereit, auch in Zukunft in ähnlichen Situationen wieder zu vergeben. Die Bitte im Vaterunser spricht aber noch eine tiefere Ebene an. Wie oft bin ich an Gott schuldig geworden, in Kleinigkeiten, aber vielleicht auch im Großen! Mir ist bewusst, dass ohne die göttliche Vergebung mein Leben keine Zukunft hat. Und in diesem Augenblick, wenn ich die Bitte um Vergebung ausspreche, werde ich gerade an den Menschen erinnert, dem ich gram bin, und daran, dass ich ihm vergeben soll. Vergebung erfahren und selbst vergeben sind wie zwei Seiten einer Medaille. Fällt dir gerade jemand ein, der dir mehr auf dem Magen als am Herzen liegt? Dann bitte doch Gott gleich um die Bereitschaft und die Kraft, ihm zu vergeben. Dein Leben wird ein ganzes Stück leichter werden! Wolfgang Trautmann DEZEMBER 6 Das Opfer, das dir gefällt, ist ein zerbrochener Geist. Ein zerknirschtes, reumütiges Herz wirst du, Gott, nicht ablehnen. Psalm 51,19 (Neues Leben) Texte wie dieser sind für Atheisten und Kritiker des Christentums ein „gefundenes Fressen", denn in diesem einen Satz finden sie scheinbar auf den ersten Blick die Bestätigung all ihrer Vorurteile. Und in der Tat sieht's ja auch wirklich so aus, als ließe sich das Wort des Psalmisten auf die klare Aussage verkürzen: „Erst wenn du völlig am Boden liegst und vor Gott im Staube kriechst, wird Gott mit dir zufrieden sein." Das ist sie wieder, die Karikatur des brutalen Gewaltherrschers, der seine Geschöpfe mit aller Macht nieder hält, damit nur ja keins von ihnen an seiner Macht kratzt. Über Jahrhunderte haben geistliche Autoritäten die Massen damit in Angst und Schrecken versetzt, und es war ihnen vollkommen gleichgültig, ob dieses Zerrbild eines furchterregenden Gottes irgendwas mit jenem Gott zu tun hatte, der uns auf den Seiten der Bibel begegnet. Nein, nein, es geht mir nicht darum, die klare Botschaft der Bibel auch nur andeutungsweise zu relativieren. Ich weiß sehr wohl, dass die Güte und der Ernst Gottes immer zusammengehören (siehe Röm 11,22). Und David, von dem unser Andachtswort stammt, hatte ja auch allen Grund, über sich „zerknirscht und verzweifelt" zu sein (Ps 51,19 Hfa), denn er hatte durch seinen Ehebruch und einen Auftragsmord an dem betrogenen Ehemann große Schuld auf sich geladen (V. 2; vergleiche 2 Sam 11 und 12). Aber David war auch reumütig! Wie ich Gott kennengelernt habe, wundert es mich nicht, in Psalm 34,19 eine leicht veränderte Version unseres Andachtstextes zu finden, die das oben erwähnte „schiefe" Bild deutlich geradezurücken vermag: „Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben." Im Klartext: „Wenn du am Ende deiner Kräfte bist oder gänzlich am Boden liegst, dann ist Gott dir besonders nahe." Mir scheint, das ist die zutreffendere „Übersetzung" auch unseres heutigen Andachtswortes, denn genau so habe ich es selbst erlebt. Weil das so ist, möchte ich dir heute Mut machen. Gib nicht auf, auch wenn du zerknirscht bist über dein Fehlverhalten oder du am Ende deiner Kräfte bist. Gott ist immer für dich da, und heute kannst du seine Liebe, Fürsorge und Barmherzigkeit intensiver erleben als jemals zuvor! Friedhelm Klingeberg DEZEMBER 7 Noch habe ich den Preis nicht in der Hand. Aber eins steht fest: Ich will alles vergessen, was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir. Philipper 3,13 (Hoffnung für alle) Saulus war ein zielstrebiger Kämpfer für den jüdischen Glauben. Er verfolgte die ersten Christen und glaubte, damit ein gutes Werk für Gott zu tun. Da begegnete ihm Jesus vor Damaskus in einem himmlischen Licht gehüllt, das ihn erblinden ließ. Aus diesem Licht sprach Jesus: „Saul, warum verfolgst du mich?" „Wer bist du, Herr?", fragte der erschrocken. „Ich bin Jesus, den du verfolgst ... Steh auf und geh in die Stadt. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst." (Apg 9,1-6 Hfa) Schmerzlich wurde Saulus bewusst, dass er nicht für, sondern gegen Gott gearbeitet hatte. Große Schuldgefühle plagten ihn nun und er sehnte sich nach Vergebung und einem neuen Anfang. Der Christ Hananias, der in Damaskus wohnte, wurde von Gott beauftragt, Saulus die Hände aufzulegen, damit er wieder sehend wurde. Daraufhin ließ sich Saulus von ihm auf Christus taufen (V. 10-12.17.18). Aus dem Verfolger Saulus wurde so der Apostel und Evangelist Paulus. Nun belastete ihn seine Vergangenheit nicht mehr, sodass er sich ungehindert auf das Ziel konzentrieren konnte, das vor ihm lag: das Leben in Gottes Herrlichkeit und die Verkündigung dieser wunderbaren Hoffnung. Die Erfahrung des Paulus lehrt uns: Im Leben des Christen ist nichts so wichtig wie der Blick nach vorne, der Blick auf den wiederkommenden Herrn Jesus Christus, der uns durch den Glauben die Gerechtigkeit schenkt, die vor Gott gilt, und auf die Aufgabe, Christi Zeugen zu sein und sein Evangelium weiterzugeben. Was hat sich in unserem Leben als Christen seit unserer Bekehrung verändert? Viele nennen sich zwar Christen, unterscheiden sich aber kaum von den Menschen, die ohne Jesus leben. Sie jagen nach Erfolg, Karriere, Vergnügen, Besitz und vielen anderen Dingen, um letztlich einsehen zu müssen, dass diese Werte vergänglich sind. Leben wir mit Christus, so erhält unser Leben eine neue Qualität und neue Ziele. Das ewige Leben ist der Siegespreis (Phil 3,14), den wir durch Jesus schon jetzt im Glauben erhalten, aber noch nicht greifen können. Wenn er wiederkommt, erleben wir die Erfüllung unserer Hoffnung greifbar und sichtbar, denn er holt uns in die ewige Heimat heim. Dort wird es kein Leid und keinen Tod mehr geben, weil unser Herr und Retter alles neu macht (Offb 21,4.5)! Adam Schiller DEZEMBER 8 Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache. Psalm 102,8 Ein Forscherteam der Brigham Young University in Utah hat 140 Studien mit Daten von mehr als 300.000 Menschen ausgewertet und dabei entdeckt: Einsamkeit ist für die Gesundheit genauso schädlich wie der Konsum von 15 Zigaretten am Tag! Dass Einsamkeit so schlimme Folgen nach sich zieht, hat mich überrascht. Angesichts der zunehmenden Vereinsamung vieler Menschen vor allem in der westlichen Welt gibt diese Nachricht zu denken. Wer Freunde hat, Liebe und Geborgenheit erlebt, kann sich kaum in die Lage von Menschen hineinversetzen, die sich allein gelassen fühlen - eines der erdrückendsten Gefühle, die es gibt. Entscheidend ist dabei nicht, ob jemand allein oder mit anderen zusammen lebt. Man kann allein sein, ohne sich einsam zu fühlen - oder einsam sein in einer Gruppe. Viele Menschen sind innerlich einsam, ohne es nach außen zu zeigen. Sie lächeln uns freundlich an - und leiden umso mehr an ihrer Vereinsamung. Der Schreiber des heutigen Andachtswortes kannte das Gefühl der Einsamkeit: „Ich bin wie eine Eule in der Einöde, wie das Käuzchen in den Trümmern. Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache." (Ps 102,7.8) Besonders alte Menschen kennen dieses Klagelied und singen es still vor sich hin - doch wer hört und versteht es? Die Schwächung des Immunsystems, psychische Erkrankungen und die Erhöhung der Sterblichkeitsrate werden meist anderen Ursachen zugeschrieben. Der Psalmschreiber wendet sich in seiner Not an Gott, der das Seufzen seiner Kinder hört und hilft (V. 18-21). Auch wir können einsamen Menschen helfen, indem wir sie besuchen oder einladen und sie in unser soziales Netzwerk einbeziehen. (Gerade in der Weihnachtszeit spüren viele am deutlichsten ihre Not.) Gemeinden und Hauskreise sind Stützpunkte der sozialen Integration. Fühlst du dich einsam? Dann lass es nicht beim Klagen bewenden, sondern gehe einen Schritt auf andere zu: Rufe deine Kinder an, besuche einen Alleinstehenden, setze dich neben jemanden auf die Parkbank. Besuche den Gottesdienst und sprich dort andere an. Übernimm Verantwortung für einen Menschen - und für dich selbst. Dieses Forschungsergebnis gilt auch uns heute: „Beziehungen sind in jedem Alter wichtig und verbessern die Gesundheit." - Ich wünsche dir einen beziehungsreichen Tag! Rolf J. Pöhler DEZEMBER 9 Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan. Matthäus 25,40 Ich stand mit meiner kleinen Tochter an einem Geldautomaten. Sie war richtig baff, als ich nachdem ich die Karte hineingeschoben und ein paar Zahlen eingetippt hatte - plötzlich Geld aus dem Fach nahm. Dass es so etwas gibt! Da kann man an einem Automaten einfach Geld bekommen - für nichts und wieder nichts. Das ist toll. Sie war hellauf begeistert. In ihrem Verständnis bedeutete der Geldautomat das pure Glück. Die Sehnsucht nach Glück steckt in jedem Menschen. Zum Beispiel Geld nach Belieben am Automaten abheben zu können, ohne Sorgen zu leben, alle oder wenigstens die vorrangigsten Wünsche erfüllt zu bekommen. Ohne Sorgen leben, alle Wünsche erfüllt bekommen, oder wenigstens einige wichtige. Und wenn wir es schon nicht in der Wirklichkeit erleben, dann träumen wir zumindest davon und versuchen vielleicht, dem Glück ein wenig durch Tippscheine auf die Sprünge zu helfen. Wie kommt es, dass wir eine solche Vorstellung vom Glück in uns tragen? Obwohl doch die Wirklichkeit oft alles andere als ein Paradies ist und selbst die kurzzeitigen Urlaubsparadiese nicht den Himmel auf Erden bieten? Wir hätten doch nicht solche Gedanken, wenn sie nicht auf eine Sehnsucht zurückgehen würden. Sie wird in der Bibel so beschrieben: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt." (2 Ptr 3,13) Bis die neue Erde Realität wird, dürfen und sollen wir schon hier „Gerechtigkeit üben", das heißt: Barmherzig sein, damit auch diejenigen, die keine Geldscheine aus dem Automaten bekommen, menschenwürdig leben können. Wer nur von der Sehnsucht nach dem Reich Gottes umgetrieben wird und dabei vergisst, dass die Gerechtigkeit Gottes schon heute in unserem Leben sichtbar werden will, der verpasst es, das Glück in den Augen der Beschenkten zu sehen. Solange die neue Erde noch auf sich warten lässt, ist es unser Auftrag, Gottes „Gerechtigkeit" - seine rettende Güte - in Wort und in Tat sichtbar werden zu lassen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, zum Glück und zum Heil Notleidender beizutragen. Jesus sieht das laut unserem Andachtswort als Dienst für ihn an. Außerdem gilt: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Eine solche Freude wünsche ich uns heute. Johannes Hartlapp DEZEMBER 10 Denn durch den Glauben an Jesus Christus seid ihr nun alle zu Kindern Gottes geworden ... Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Christus seid ihr alle eins. Galater 3,26.28 (Hoffnung für alle) Für die Menschen der antiken Welt waren das ungewohnte Worte, lag der damaligen Lebensweise doch ein Denkschema zu Grunde, das ausgerichtet war auf Herkunft, Stand, gesellschaftliche Position und Volkszugehörigkeit. Die christliche Gemeinde war die einzige Zuflucht, wo sich Menschen aller Klassen und Rassen als Gleiche unter Gleichen begegnen konnten. Was die hier Versammelten einte, war der Glaube an Christus. Wie ungewöhnlich das war und welche konkreten Situationen sich daraus ergeben konnten, belegt eine Überlieferung aus der Frühzeit der christlichen Gemeinde. Ein einflussreicher Mann war Christ geworden. Als er in den Gottesdient kam, begrüßte ihn der Älteste und forderte ihn auf: „Würdest du bitte neben diesem Bruder Platz nehmen?" Der Mann entgegnete: „Aber das ist einer meiner Sklaven. Ich kann mich doch nicht neben einen Sklaven setzen." Ruhig wiederholte der Älteste: „Würdest du bitte dort Platz nehmen?" „Aber sagte der Würdenträger. Der Älteste blieb freundlich aber bestimmt. Der Neugetaufte war ratlos, doch plötzlich zeigte sich ein Schein des Verstehens auf seinem Gesicht. Er ging hin, gab seinem Sklaven den Bruderkuss und setzte sich neben ihn. Herr und Knecht sind in Christus eins und vor Gott gleich, wie der Andachtstext sagt. Welch eine Botschaft für eine Welt, die von den Unterschieden zwischen Menschen lebt - damals wie heute! Paulus schrieb: „Jetzt habt ihr neue Kleider an, denn ihr seid neue Menschen geworden. Gott hat euch erneuert, und ihr entsprecht immer mehr dem Bild, nach dem er euch geschaffen hat. So habt ihr Gemeinschaft mit Gott und versteht immer besser, was ihm gefällt. Dann ist unwichtig, ob einer Grieche oder Jude ist, beschnitten oder unbeschnitten, ob er aus einem Volk ohne hohe Kultur kommt, ob er aus einem Nomadenvolk stammt, ob er ein Sklave oder Herr ist. Wichtig ist einzig und allein Christus, der in allen lebt." (Kolosser 3,10.11 Hfa) Günther Hampel DEZEMBER 11 Als aber die Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Der wurde als Mensch geboren, um alle zu befreien, die unter der [Verdammung] des Gesetzes standen. Durch ihn wollte Gott uns als seine ... Söhne und Töchter annehmen. Galater 4,4.5 (Gute Nachricht Bibel) In der Zeit vor Weihnachten herrscht in unserer Kultur stets rege Geschäftigkeit. Da wird geschmückt, gebastelt, gebacken, Geschenke gekauft und überlegt, wen man an den Feiertagen zum Essen einladen will. Den vielen Angeboten vor Jesu „Geburtstagsfest" kann man kaum widerstehen. Manche besuchen ein Oratorium oder ein anderes Weihnachtskonzert, viele gehen auf einen Weihnachtsmarkt, mindestens aber in ein Einkaufszentrum, wo wegen der tausend Lichter, den Weihnachtsmännern und weihnachtlicher Musik im Hintergrund ja auch schon quasi festliche Stimmung aufkommt. Viele, insbesondere natürlich die Kinder, freuen sich auf die Bescherung. Wie steht es aber mit Geschenken für das „Geburtstagskind" Jesus? Ist der so genannte Heiligabend nicht wie eine Geburtstagsparty für Jesus, bei der sich die Gäste zwar gegenseitig beschenken, ihn selbst aber unbeachtet lassen? Und meistens wird übersehen, dass es Gott ist, der uns Menschen beschenkt hat - mit dem wertvollsten Geschenk, das es jemals gab: seinen eigenen Sohn! Es wäre für uns sicher gut und gewinnbringend, wenn wir diese Vorweihnachtszeit auch dazu nutzen, um über die große Bedeutung der Geburt Jesu und ihre Konsequenzen für die Weltgeschichte und uns selbst in der Bibel nachzudenken. Wir Menschen leben natürlicherweise getrennt von Gott. Diese Trennung kann nicht durch unsere Bemühungen oder „guten Werke" überwunden werden, sondern allein durch den Brückenschlag Gottes in Gestalt seines eigenen Sohnes. Er wurde ein Mensch wie wir - unser Bruder und Stellvertreter -, um uns die Liebe des Vaters zu zeigen und für alle unsere Schuld und Sünde freiwillig am Kreuz Sühne zu leisten. So hat er uns von dem Verdammungsurteil des Gesetzes Gottes befreit (siehe Gal 3,13), um uns den Weg zurück zu Gott zu ermöglichen, sodass wir dessen geliebte Söhne und Töchter werden. Das ist nur möglich, wenn wir das überaus wertvolle „Weihnachtsgeschenk" Gottes auch annehmen und wertschätzen. Und unser schönstes Geschenk an ihn wäre, dass wir Jesus unser Vertrauen und unsere höchste Liebe schenken und ihm uns selbst und unser Leben weihen (Röm 12,1). Albrecht Höschele DEZEMBER 12 Als David vom Sieg über die Philister zurückkehrte, zogen die Frauen aus allen Städten Israels zu Gesang und Reigen dem König Saul entgegen mit Tamburinen, mit Jubel und mit Triangeln. Und die Frauen tanzten, sangen, und riefen: „Saul hat seine Tausende erschlagen und David seine Zehntausende." 1. Samuel 18,6.7 (Elberfelder Bibel) In großen Lettern las ich auf der Titelseite einer Zeitung: „Küsst unsere Goldmädels!" Gemeint war eine Frauenmannschaft, die olympisches Gold gewonnen hatte. Große Teile unserer Nation waren tags zuvor völlig aus dem Häuschen, als die vier Frauen um zwei Hundertstelsekunden schneller liefen als ihre Konkurrentinnen. Aus dem Bundeskanzleramt erreichten sie Glückwünsche und wenige Tage später gab es in der Heimat einen triumphalen Empfang. Heldenverehrung hat eine lange Tradition. Obwohl diese Art von Jubel nicht mein Ding ist, bin ich durchaus dafür, herausragende Leistungen zu würdigen. Allerdings beobachte ich, dass viele Helden von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen werden, weil sie still im Hintergrund wirken. Das wurde mir wieder deutlich bewusst, als ich mich auf eine Trauerrede vorbereitete. Marko verstarb im Alter von 30 Jahren als Schwerstbehinderter in der elterlichen Wohnung. Er konnte weder sprechen noch gesprochene Worte verstehen. Allerdings war er in der Lage, über Mimik seine Gefühle auszudrücken und auch welche wahrzunehmen. Sehr mühsam hatte er gelernt, sich auf den eigenen Beinen fortzubewegen, doch eine halbseitige Lähmung nahm ihm eines Tages auch diese Selbständigkeit. 30 Jahre lang hatte vor allen Dingen seine Mutter für ihn gesorgt. Das sind zehnmal drei Jahre - welch eine lange Zeit! Mit Marko musste das Leben der Familie völlig neu organisiert werden. Bei jedem Vorhaben stand die Frage im Raum: „Und was machen wir mit Marko?" Sehr oft blieb der Mutter nichts anderes übrig, als um seinetwillen auf etwas zu verzichten. Er brauchte nicht nur am Tage Zuwendung; auch in vielen Nächten musste sie bei ihm sein, vor allen Dingen dann, wenn ihm ein Virus zu schaffen machte. Oft stand dann die Frage im Raum: „Wird er es überleben?" Ein Satz seiner Mutter hat mich tief bewegt: „Marko war für uns ein Segen. Wir sind dankbar, das wir ihn hatten." An jenem Tag war ich einer stillen Heldin begegnet. Für sie gilt das Wort Jesu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr für mich getan!" (Mt 25,40 Hfa) Wilfried Krause DEZEMBER 13 Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus. Epheser 4,15 Als im Dezember 2009 unser Parlament ein „Wachstumsbeschleunigungsgesetz" verabschiedete, wurde darüber viel gespottet; nicht nur, weil damit eine eigentümliche Wortschöpfung geschaffen wurde, sondern weil man sich auch fragte, inwiefern man denn Wachstum beschleunigen könne. Man weiß, dass Wirtschaftswachstum ein wesentlicher Faktor für die moderne Welt ist, obschon es wohl nicht nur ein „Immergrößer" geben wird. Allgemein sagen wir, dass Wachstum zum Leben gehört, was prinzipiell richtig ist. Allerdings gibt es da auch Grenzen und Unterschiede. Eine Bambusart kann an einem Tag bis zu einem Meter wachsen, während eine bestimmte Borstenkiefer gerade mal in 100 Jahren einen Zentimeter zunimmt. Der größte gemessene Eukalyptusbaum hatte eine Höhe von 132,50 Metern. Aber es gibt auch kleine Pflanzen, die sich kaum über dem Erdboden erheben. Wie ist es bei uns Menschen? Auch im Erwachsenenalter sind nicht alle gleich groß. Und nach welcher Elle werden Christen gemessen? Da wird aufgefordert, in der Liebe zu wachsen. Wir sind eher geneigt, zu Gottes Ehre die Entfaltung und Vervollkommnung unserer Gaben und Anlagen vorzunehmen. Und das ist durchaus richtig. Aber Wachstum in der Liebe? Wie geht das denn? Da gibt es ein eindeutiges Rezept in der Bibel, das lautet: Wachsen durch Abnehmen! Soll das stimmen? Ja, Johannes formuliert es in Bezug auf Christus so: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." (Joh 3,30) Da wundert es mich nicht, wenn Jesus Johannes den Größten unter den Menschen nennt (Mt 11,11), weil er offenbar Jesu Liebe am besten und eindrücklichsten verkörpert hat. Wer meint, groß herauskommen zu müssen, wird am Ende zu einer mickrigen Null schrumpfen. Wer Jesus durch sein Leben verherrlicht, wird von ihm auf den Thron gehoben werden. Was für eine Aussicht: Wachsen durch Abnehmen, wachsen „zu dem hin, der das Haupt ist, Christus". Keiner hat es nötig, unter seiner Trauerweide sitzen bleiben zu müssen oder sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. In der Liebe zu wachsen ist für jeden möglich. Josef Butscher DEZEMBER 14 Richtet eure Gedanken auf das, was schon bei euren Mitmenschen als rechtschaffen, ehrbar und gerecht gilt, was rein, liebenswert und ansprechend ist, auf alles, was Tugend heißt und Lob verdient. Philipper 4,8 (Gute Nachricht Bibel) Spätestens Mitte Dezember planen die großen Medienanstalten Jahres-RückblickSendungen. Hier werden die besonderen „Höhepunkte" des beinah vergangenen Jahres noch einmal gezeigt. Damit auch die echten Vorlieben des Publikums erfasst werden, startet man vorher Meinungsumfragen: „Was hat Sie in diesem Jahr besonders beeindruckt?" Dann wird eine „Top-Liste" erstellt mit den Höhepunkten, die Deutschland bewegt haben. Im Jahr 2009 standen drei Ereignisse an der Spitze dieser Liste: 1. Der Selbstmord des deutschen Torwartes Robert Enke. 2. Die Notlandung eines Flugzeugs auf dem Hudson River. 3. Der Tod der Pop-Ikone Michael Jackson. Wer ohne Fernseher lebt und selten Nachrichten hört, wird davon nicht weiter beeindruckt worden sein, denn wer von uns kannte Robert Enke persönlich? Und wer hatte Verwandte in diesem Airbus, der nach einem Zusammenprall mit einem Vogelschwarm beinahe abgestürzt wäre? Und was kümmert uns der Medikamentenmissbrauch eines exzentrischen Sängers? Doch die Medien bringen all diese Ereignisse in unser Wohnzimmer. Für manchen ist das, was er im Fernsehen sieht, genauso wirklich wie seine Alltagswelt. Hirnforscher bestätigen uns, dass wir beim Zuschauen dieselben Gefühle entwickeln wie in der Realität. Die Angst um den Haupthelden, der Stress bei einer gefährlichen Szene nehmen uns mit und erzeugen einen Adrenalin-Stoß, als müssten wir wirklich um unser Leben rennen. Natürlich härten wir uns allmählich ab, und das kann dazu führen, dass wir uns auch dann als distanzierte Zuschauer benehmen, wenn wir eigentlich zupacken und handeln müssten - wenn wir Zeugen eines Autounfalls werden oder wenn jemand bedroht wird und unsere couragierte Hilfe braucht. Was wir ständig sehen, das beeindruckt uns, prägt unser Denken. Paulus gibt uns einen guten Rat: Wir sollten uns ganz bewusst mit positiven und ermutigenden Nachrichten befassen. Also füllen wir unseren geistigen Speicher lieber mit Eindrücken, die edel und aufbauend sind. Und davon gibt es immer noch mehr als genug! Sylvia Renz DEZEMBER 15 Legt das Lügen ab und sagt zueinander die Wahrheit. Epheser 4,25 (Gute Nachricht Bibel) Eine bemerkenswerte Geschichte zum Thema Wahrheit und Lüge erzählte der griechische Historiker Herodot (490-424 vor Chr.). Als ein persisches Heer die Stadt Barke belagerte, gelang es den Angreifern trotz aller Bemühungen nicht, die Mauern zu überwinden. Schließlich dachte sich der persische Heerführer eine List aus: Er ließ in seinem Lager eine große Grube ausheben und deckte sie durch einen Holzboden ab, der wiederum mit Erde bedeckt wurde. Am Ende konnte man diese Stelle nicht vom umgebenden Erdboden unterscheiden. Dann rief er Gesandte aus Barke zu sich und handelte auf diesem vorbereiteten Platz einen Friedensvertrag aus, der etwa so lautete: Solange dieser Grund hier fest bleibt, werden beide Seiten Frieden halten. Durch diesen Schwur abgesichert, öffneten die Einwohner von Barke die Tore. Die Perser strömten in die Stadt, während einige persische Soldaten in ihrem Lager die Holzdecke zum Einsturz brachten. Nun konnten sie die Stadt plündern; weil der Erdboden nicht gehalten hatte, fühlten sie sich nicht an ihren Schwur gebunden. (Historien 4:201) Solch ein Vorgehen wird sicher von dem oben zitierten Gebot verurteilt. Wenn wir aufgefordert werden, kein falsches Zeugnis zu reden, dann bedeutete das sicher mehr, als keine ausdrücklichen Lügen zu benutzen. Gott möchte auch, dass wir durch unsere Worte andere Menschen nicht täuschen oder zu täuschen versuchen. Paulus forderte die Christen in Ephesus auf: „Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten." (Eph 4,25) Was darauf hindeutet, dass das Lügen auch unter Christen ein Problem war -und sicher bis heute ist. Wie schön wäre es, wenn meine Mitmenschen darauf vertrauen könnten, dass meine Worte nicht nur frei von Lügen, sondern tatsächlich aus tiefem Herzen ehrlich gemeint sind! Wie einfach könnten manche Probleme und wie harmonisch manche Beziehungen werden, wenn man keinerlei Grund hat, über versteckte Ansichten oder Absichten zu spekulieren! Wenn man darauf vertrauen könnte, dass alles tatsächlich so ist, wie es gesagt wird. Bei Jesus war das so. Er sagte von sich, dass er selbst „die Wahrheit und das Leben" ist (Joh 14,6). Von ihm können wir den Umgang mit der Wahrheit gegenüber unseren Mitmenschen lernen. Martin Peters DEZEMBER 16 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Römer 15,7 Zwei evangelische Pfarrer treffen sich. Der eine klagt über die Menge der Fledermäuse in seinem Kirchturm. Er weiß sich keinen Rat mehr. Doch den hat der Kollege parat: „Mach es wie ich: Ich habe sie alle getauft und konfirmiert, von da an waren sie verschwunden!" Zugegeben, diese Anekdote hat einen langen Bart. Und beim Ernst der Lage bleibt einem auch das Lachen eher im Halse stecken. Aber wir alle kennen das Problem: Viele Jugendliche, die während ihrer ganzen Kindheit jede Woche in den Gottesdienst kamen, sind irgendwann verschwunden. Und das nicht nur, weil sie umgezogen sind; nein, sie haben die Gemeinde verlassen. Warum passiert so etwas? Jugendliche machen während ihres Erwachsenwerdens jede Menge Veränderungen durch, sowohl physisch als auch psychisch. Die Erziehung, die sie bis dahin genossen haben, prägte sie, und doch versuchen sie - Schritt für Schritt - auch Eigenes zu erproben. Eltern müssen lernen loszulassen. Und ertragen können, dass Kinder zuweilen auf die Nase fallen. Junge Leute müssen auch negative Erfahrungen verarbeiten und ihren eigenen Weg finden. Vielleicht erleben sie, dass sie wegen ihres Glaubens von ihren Mitmenschen lächerlich gemacht werden. Selbst die beste Freundin nörgelt vielleicht, weil man sich während der Gottesdienstzeit nicht mit ihr zum Shoppen verabreden will. Es ist oft schwer für junge Menschen, hier eine gute Entscheidung zu treffen und es so zu deichseln, dass man auch die beste Freundin bzw. Freund nicht vergrault. Es gibt viel Stoff zum Nachdenken: Was veranlasst junge Leute, sich für den Gemeindebesuch zu entscheiden? Haben sie dort eine Aufgabe? Schätzt man sie - trotz ihrer Jugend und Unerfahrenheit? Oder hat man ständig etwas an ihnen auszusetzen? Haben sie dort Freunde? Gibt es Ziele, auf die sie gemeinsam mit Anderen zugehen wollen? Nimmt man sie ernst? Fühlen sie sich angenommen? Es ist eine Aufgabe, die viel Herz erfordert, Jugendliche als einen ganz wichtigen Teil unserer Gemeinde zu sehen. Sie sind schon heute Gemeinde, nicht erst morgen. Es gibt kein Patentrezept, sie zu behalten, aber sie anzunehmen, wie Christus uns (Ältere) angenommen hat, ist in jedem Fall wichtig, ja entscheidend, denn es zeigt echte Liebe. Vergessen wir nicht: Jesus hat uns angenommen, so wie wir sind - mit allen unseren Fehlern und Eigenheiten! Beate Strobel DEZEMBER 17 Freuet euch mit Jerusalem und seid fröhlich über die Stadt, alle, die ihr sie liebhabt! Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid. Jesaja 66,10 „Wenn ich an meine Kirchengemeinde denke, dann könnte ich ..." - mich freuen! Immer? „Jerusalem" steht in der Bibel häufig als Bild für Gottes Gemeinde: erhaben und rein, eine Gemeinde mit wechselhafter Geschichte und großer Ausstrahlung. „Jerusalem" meint also die Gemeinschaft der Gläubigen, die sich auch heute wieder gern versammelt. Eine Gemeinschaft, in der wir das feiern, was Gott bereits getan hat und auch das, was er noch für seine Gemeinde plant und mit ihr tun wird. Dieser Plan ist eine göttliche „Erfolgsstory". Dass ich dazu gehören darf, lässt mich die Freuden des vorweggenommen Reiches Gottes schon hier und jetzt erleben. Es ist eine Gemeinschaft, in der wir uns als Brüder und Schwestern betrachten, einander vertrauen, Trost und Erbarmen erleben. All diese Gedanken kommen mir in den Sinn, wenn ich an „Jerusalem", meine Gemeinde, denke. Darum bin ich - wie der Prophet Jesaja in unserem Andachtswort - fröhlich. Ich könnte vor Freude in die Luft springen. Deshalb gehe ich gern in den Gottesdienst. Natürlich ist die Gemeinde noch nicht der Himmel. Welche Enttäuschungen ich schon erlebt habe! Ich hatte auf Anteilnahme gehofft, wollte getragen werden - vergebens. Da war keiner, der sich so recht in meine Situation hinein versetzen konnte. Und als ich manches verändern wollte, scheiterte ich an festgefahrenen Traditionen und starren Strukturen. Gerade in diese Situation hinein ruft mir Gott zu: „Freuet euch mit ihr, alle, die ihr über sie traurig gewesen seid." Das alttestamentliche Bild wird in der Offenbarung erweitert, wenn Johannes „die heilige Stadt Jerusalem herniederkommen" sieht, „die hatte die Herrlichkeit Gottes" (Offb 21,10f.). Gottes Gemeinde bleibt bis zur baldigen Wiederkunft Jesu bestehen. Wer dazu gehört, freut sich über sie und bringt sich ein. Seine Mitarbeit wird nicht vergeblich sein. Kinder und Eltern, Jugendliche und Senioren, Gäste und Freunde werden von ihrer ansteckenden Liebe angezogen und von ihrer Verkündigung überzeugt. Bis am Ende eine unzählbare Schar von jubelnden Gläubigen den wiederkommenden Herrn begrüßt. Ralf R. Eigenbrodt DEZEMBER 18 Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben. Johannes 3,16 (Hoffnung für alle) Wieder ist es Advent geworden. Abends sind die Straßen weihnachtlich erleuchtet. In den geschmückten Geschäften werden die letzten Geschenke zum Fest gekauft und in den Heimen verbreitet sich der Duft frischgebackener Plätzchen. Man genießt die Abende bei Kerzenlicht - vielleicht mit einem guten Buch und einer Tasse Tee oder einem Spielabend mit Freunden - und freut sich auf die kommenden Festtage. In vielen Kirchen werden die Krippen wieder aufgestellt. Das erinnert mich an eine Geschichte von Karl Heinz Gries. Es war kurz vor Heiligabend, als man feststellte, dass in einer Kirche das Christuskind aus der Weihnachtskrippe verschwunden war. Schnell machte man sich daran, eine neue Krippenfigur anzuschaffen, doch der Pastor meinte: „Lassen wir doch die Krippe leer. Vielleicht kommen die Leute zum Nachdenken und fragen nach Jesus." Und tatsächlich, viele fragten am Abend: „Wo ist das Jesuskind?" „Hat man vergessen, das Christkind in die Krippe zu legen?" „Gibt es das: Weihnachten ohne Jesus?" Die Antwort auf diese Fragen gab es dann in der Weihnachtspredigt. „Unsere Krippe ist leer", begann der Pastor, „weil das Jesuskind verschwunden ist. Dem, der es hat, wünsche ich Gottes Segen und hoffe, dass er es ernst meint mit Jesus. Denn schon die Bibel sagt: ,Wer Jesus hat, hat das Leben. Wer Jesus nicht hat, der hat das Leben nicht.' [vgl. 1 Joh 5,12] Damit ist zwar nicht diese Figur oder irgendein Abbild des Herrn gemeint, sondern von ganzem Herzen an Christus zu glauben. Eigentlich ist es ganz richtig, wenn die Krippe leer ist, weil Jesus seit 2000 Jahren nicht mehr darin liegt. Genauso, wie er auch nicht mehr am Kreuz hängt, wo er das Erlösungswerk vollbracht hat. Schaut bitte noch einmal in die Weihnachtskrippe. Alles ist noch da: Maria, Josef, die Hirten und auch die Tiere. Nur Jesus ist verschwunden. Fast doch so, wie bei euch zu Hause, nicht wahr? Alles haben wir: eine Familie, einen bunten Weihnachtsbaum, teure Geschenke - aber sagt mir: Wo ist Jesus?" Wenn Jesus mir nicht im Herzen geboren wurde und wenn ich ihm nicht täglich alle Räume meines Lebens öffne, nützt er mir gar nichts - und wenn ich 100 Mal im Jahr Weihnachten feiern würde! Vera Syring DEZEMBER 19 Barnabas wollte Johannes Markus mitnehmen, aber Paulus lehnte es ab, noch einmal mit ihm zusammenzuarbeiten; denn er hatte sie auf der vorhergehenden Reise in Pamphylien im Stich gelassen und die Zusammenarbeit abgebrochen. Apostelgeschichte 15,37.38 (Gute Nachricht Bibel) Es war fast ein historisches Ereignis, als Miriam Hargrave, eine 62-jährige Rentnerin aus Wakefield (England), am 3. August 1970 zum 40. Mal ihre Fahrprüfung ablegte - und bestand! 39 Mal war die hartnäckige alte Dame durchgefallen. Als sie nun ihre Fahrerlaubnis in den Händen hielt, gab es für sie ein neues Problem: Sie hatte für den Erwerb des Führerscheins alle ihre Ersparnisse aufgebraucht, sodass sie sich jetzt kein Auto mehr leisten konnte. Aber selbst das konnte ihre Freude nicht schmälern. Bei Paulus war auch einmal einer durch die Prüfung gefallen: der junge Johannes Markus. Während einer Missionsreise in die heutige Südtürkei hatte er Paulus und Barnabas verlassen. Ob es nun Angst vor Gefahr war - es gab in der Gegend viele Raubüberfälle - oder die Schwierigkeiten, die die Missionare mit den Bewohnern dort hatten, wissen wir nicht. Markus hatte jedenfalls genug davon und setzte sich ab (Apg 13,13). Damit war er für Paulus untragbar geworden. Wegen Markus kam es zu einem Streit zwischen ihm und Barnabas, der damit endete, dass sie getrennte Wege gingen. Nur Barnabas gab seinem Neffen noch eine Chance, in der dieser sich bewährte (Apg 15,39). Aber Paulus revidierte später sein Urteil über Markus und fand ihn sogar „nützlich zum Dienst" (2 Tim 4,11). Geben wir unseren Mitmenschen, wenn sie einmal versagt haben, eine weitere Chance? Oder trauen wir unserem Nächsten dann überhaupt nichts mehr zu und sagen: „Auf ihn ist kein Verlass, er ist zu sensibel, zu nichts zu gebrauchen, ein Versager"? In Wirklichkeit benötigen wir doch alle mehr als nur eine Chance, um Verfehlungen und Versäumtes wiedergutzumachen, um zu wachsen und zu reifen. Es ist ein göttliches Prinzip, unseren Mitmenschen mehr als eine zweite Gelegenheit zu geben, sich zu bewähren. Hätte Gott unserer Welt nicht durch das Opfer seines Sohnes eine Möglichkeit gegeben, aus Schuld und Versagen wieder herauszukommen, wären wir alle verloren. Weil Gott uns viel und oft vergibt, sollen auch wir denen vergeben, die an uns schuldig werden (Eph 4,32). Diese Bereitschaft Gottes, es ständig mit uns neu zu wagen, motiviert uns, Anderen eine neue Chance zu geben. Marit Krejcek DEZEMBER 20 Steh auf, werde licht! Denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir aufgegangen! Jesaja 60,1 (Elberfelder Bibel) Nur wenige Tage noch, dann ist Weihnachten da! Mit welch einer Spannung erwarteten wir Kinder früher den Heiligen Abend! Bis dann endlich die Tür zum Wohnzimmer geöffnet wurde, wo die Eltern ein kleines (für uns großes) Märchenreich bereitet hatten. Der Aufforderung „Steht auf, kommt und lasst euer Gesicht vor Freude strahlen!" hätte es sicher nicht bedurft. Der Prophet Jesaja schrieb unser Andachtswort wohl in einer dunklen Zeit: Die Assyrer standen vor Jerusalem. (Den wundersamen Ausgang der Bedrohung finden wir in Jesaja 37,36-38.) Es war ähnlich wie 1945. Wir hörten schon den Kanonendonner und ahnten: Bald wird Schreckliches über uns hereinbrechen. Es waren finstere Tage. Viele verloren ihr Vertrauen in Gott, viele den Lebensmut. Die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft, die uns Vertrauen in Gott einflößt. Zwar glaubt der überwiegende Teil der Menschheit irgendwie an einen Gott und der Atheismus ist seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime auf dem Rückzug; aber viele sehen in Gott eher eine rätselhafte Schicksalsmacht, für uns unerreichbar. Das ist ein Gottesglaube, der alles nur noch schlimmer macht, denn man bleibt allein mit dem Rätsel des Leides und des Bösen. Weihnachten aber sagt uns: Gott ist aus dem Dunkel herausgetreten, er ist Mensch geworden und mitten unter uns, - und er hat sich für uns am Kreuz geopfert. Damit wurde der Böse besiegt und das Böse und der Tod werden ausgerottet, wenn Jesus kommt. Hoffnung ist da! Das Licht ist aufgegangen. Viele fragen heute nach dem Sinn der Geschichte und dem persönlichen Lebenssinn. Manche Philosophen bieten uns einen zweifelhaften Trost: „Übe dich darin, die Sinnlosigkeit auszuhalten!" Das deutsche Wort „Sinn" hatte ursprünglich die Bedeutung „Weg". Und tatsächlich: Wer keinen Sinn mehr sieht, der weiß keinen Weg. Sinnlos ist weglos. Mancher kennt das schöne Lied: „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl; das macht die Seele still und friedevoll." (Wir loben Gott, Nr. 270) Wir könnten auch singen: „Weiß ich den Sinn auch nicht, du weißt ihn wohl." Oft vermögen wir keinen Sinn zu erkennen. Verzweifelt fragen wir: „Warum? Warum das jetzt?" Doch der letzte Sinn ist da: Er liegt bei Gott, und eines Tages werden wir diesen Sinn auch erkennen. Und wir werden Gott danken. Dieter Leutert DEZEMBER 21 Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet! Psalm 34,9 Seine Welt waren Bücher und Musik. Er konnte 12.000 Bände auswendig, dazu Tausende Musikstücke nachsummen, darunter ganze Symphonien. Am 21. Dezember 2009 ist der Autist Kim Peek im Alter von 58 Jahren an einem Herzanfall gestorben. Gemessen an seinem Intelligenzquotienten von 70 war er als Idiot einzustufen - allerdings einer mit „Inselbegabungen". Wenn er ein Buch las, hielt er es vor sein Gesicht. Das linke Auge erfasste die linken, das rechte die rechten Seiten. Pro Doppelseite benötigte er acht Sekunden Lesezeit, dann war der Inhalt unwiderruflich gespeichert. Diese erstaunliche Fähigkeit verdankte er einem Defekt im Gehirn. Das Kleinhirn war stark geschädigt, und zwischen den beiden Hälften des Großhirns bestand so gut wie keine Verbindung. Dafür arbeiteten Hirnregionen, die sonst weitgehend ungenutzt bleiben. Die linke Gehirnhälfte ist hauptsächlich für rationales Denken (Logik und Wörter) sowie für analytische und mathematische Denkvorgänge verantwortlich. Die rechte Gehirnhälfte steuert Intuition, Kreativität und Gefühle. Kim Peek konnte erstaunliche Leistungen auf den Gebieten der linken Gehirnhälfte vollbringen, und obwohl er durchaus soziale Kompetenz besaß, hatte seine Gefühlswelt nur wenig Bezug zur Lebensrealität. Sein Schicksal erinnert daran, dass wir Menschen - von Gott so gewollt - mit Verstand und Emotionen ausgestattet sind, und dass das Zusammenwirken der beiden Sphären uns erst lebenstüchtig macht. Kim Peek kam zeitlebens nicht ohne Hilfe zurecht. Auch in unserem geistlichen Leben ist sowohl die Seite des Erkennens, Verstehens und Denkens als auch die Seite der Erfahrung, des Empfindens und der Inspiration einbezogen. Wer nur Bibelwissen vermehrt, wird irgendwann zum geistlichen Autisten. Wer sich nur seinen religiösen Gefühlen hingibt, verfällt leicht der Schwärmerei. Nicht umsonst besagt unser heutiger Bibeltext, dass die Gotteserfahrung auf zwei miteinander verbundenen Wegen geschieht: Schmecken (die Ebene der Empfindungen) und sehen (die Ebene des Erkennens). Beim Abendmahl erfahren wir beides: Wir hören die Erlösungsbotschaft und schmecken das Brot und den Wein. So prägt sich besser ein, was in unserem Leben wirklich zählt: sich Gott ganz und gar anzuvertrauen. „Wohl dem, der auf ihn trauet!" Thomas Lobitz DEZEMBER 22 Darum seid standhaft, ihr Frommen, und habt Geduld, die ihr Gottes Gebote befolgt und getreu den Glauben an Jesus bewahrt. Offenbarung 14,12 (Walter Jens, Das A und das O) „Aus Angst vor Ärger mit den Leuten habe ich lieber den Mund gehalten. Andererseits war es eigentlich schade, dass ich es nicht gewagt habe, etwas zu sagen, denn andere hatten den Mut dazu." Vielleicht haben wir dies oder Ähnliches schon einmal gesagt oder gedacht. Hinterher ist man immer schlauer. Aber wenn man gedrängt wird, etwas zu tun oder zu sagen, was man gar nicht will, dann wird es schwierig. Ich kenne das auch. Ich sollte etwas sagen und tun, was nicht meine Überzeugung war. Ich hab es getan, aber hinterher habe ich mich darüber sehr geärgert. Dann wollte ich es rückgängig machen; aber das machte alles noch viel schlimmer. Umso höhere Achtung habe ich vor Menschen, die den Mut haben, etwas zu tun oder zu sagen, was ihrer Überzeugung entspricht, obwohl sie genau wissen, dass sie deswegen Nachteile in Kauf nehmen müssen. Mancher hat für seine christliche Überzeugung alles eingesetzt und alles verloren - einige sogar ihr Leben. War es das wert? Ich meine ja, denn sie blieben sich selbst und Gott treu. Mich beeindrucken jene ersten Christen, die wie Stephanus sich nicht haben einschüchtern lassen. Manche verloren ihre Heimat, ihr Hab und Gut, doch die Verkündigung des Evangeliums konnten die Verfolger nicht eindämmen -sie förderten sie sogar noch (siehe Apg 8,1-4). Auch heute noch werden Christen verfolgt - zigmillionen in aller Welt. Das beginnt mit Mobbing, Verleumdung und Beschimpfungen und geht bis zur Bedrohung von Leib und Leben und dem Tod. Wer sich zu Jesus Christus hält, der wird auch zur Zielscheibe der entschiedenen Gegner Jesu. Sie können die Sache Jesu zwar behindern, aber Gottes Wirken und das seiner treuen Zeugen nicht verhindern. Wenn wir uns auf die Seite Christi gestellt haben, haben wir einen Standpunkt eingenommen. Es kann sein, dass anderen das nicht gefällt, und sie uns verachten oder sogar angreifen. Da gilt dann die Aufforderung unseres heutigen Andachtswortes: standhaft, geduldig und treu zu sein. Wenn wir uns an Christus halten und ihm vertrauen, wird das gelingen. Ich will mich auch heute auf die Seite Jesu stellen. Er ist mein Erlöser und Herr. Er hatte den Mut, sich zu mir zu bekennen. Herr Jesus, gib mir heute den Mut und die Standhaftigkeit, für dich einzustehen! Matthias Gansewendt DEZEMBER 23 Und du, Bethlehem, die du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir kommen, der in Israel HERR sei. Micha 5,1 So hatte es der Sprecher Gottes einst angekündigt. Nach dem Glauben der Christen erfüllte es sich, als Jesus zur Welt kam. In Bethlehem wurde er geboren, dieser kleinen unter den Städten in Juda, wie ausdrücklich betont wird. Bei "kleinen Leuten" wuchs er auf, der Vater verdiente als Bauhandwerker den Lebensunterhalt der Familie. Die ersten Zeugen seiner Geburt waren Hirten - ein Berufsstand, der in der Gesellschaft nicht hoch angesehen war. Die Umstände seiner Geburt waren widrig und schwierig und die Zukunft keineswegs sicher und unangefochten. Im Kleinen und Unscheinbaren, im Schwachen und Geringen kommt Gott zur Welt. Die Unvergleichlichkeit dieser Erfahrung hat Martin Luther einmal so ausgedrückt: "Nichts ist so klein, Gott ist noch kleiner." Unser kleiner Mut, unsere geringe Kraft - Gott findet Platz darin. Glaube, so winzig wie ein Senfkorn - Gott ist darin verborgen. Er ist dort, wo Menschen tun, was sie zu tun vermögen, auch wenn es gar nichts Großartiges und Außergewöhnliches ist: Nach Bethlehem reisen, um den Verpflichtungen als Staatsbürger nachzukommen. Eine Herberge suchen, um für die nächste Nacht ein Dach über dem Kopf zu haben. Aus dem, was da ist, Futterkrippe und Stroh, eine Schlafstätte für ein Neugeborenes improvisieren. Wo Menschen tun, was sie tun können, und sei es noch so unscheinbar, da schaffen sie eine Gelegenheit für Gottes Gnade. So erzählt es die Weihnachtsgeschichte. Heute erleben wir es doch auch so: In unseren dürftigen Worten verschafft Gott sich Gehör. In unserem zaghaften Zeugnis macht er sich Menschen bekannt und vertraut. Im Bemühen um kleine Fortschritte und Verbesserungen lässt er Menschen zueinander finden. In einer unvollkommenen Gemeinde erhält er unseren Glauben. Zwei oder drei sind ihm nicht zu wenig, um in ihrer Mitte zu sein und Hilfe zu schaffen. "Nichts ist so klein, Gott ist noch kleiner." Achten wir das Kleine nicht gering. So lassen wir Gott groß werden. Michael Götz DEZEMBER 24 Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids." Lukas 2,10 Weihnachten! Für die gesamte christliche Welt hat dieses Wort einen besonderen Klang. Es weckt Kindheitserinnerungen, feierliche Gefühle, eine Ahnung von Geheimnis. Schon die Vorweihnachtszeit mit den herrlichen Weihnachtsmärkten im ganzen Land vermittelt Vorfreude. Und wenn dann Plätzchenduft das Haus durchzieht, die Geschenke eingekauft sind und das Weihnachtsessen vorbereitet ist, dann kommt der „Heilige Abend" besonders für die Kinder der schönste und spannendste Abend des gesamten Jahres. Jede Familie pflegt ihre eigenen Weihnachtsrituale, und es wäre absolut herzlos, einen Familienangehörigen am Heiligen Abend allein zu Hause sitzen zu lassen. An Weihnachten erinnern sich die Menschen auch wieder „an den lieben Gott". Die Kirchen sind voll wie niemals sonst. Zur Mitternachtsmesse in der Münchner Frauenkirche muss man zum Beispiel mindestens zwei Stunden vorher da sein, um noch einen Platz zu bekommen, aber selbst dann empfiehlt es sich, die eigene Sitzgelegenheit mitzubringen. Die besondere Stimmung dieser Nacht hat der Schriftsteller Ludwig Thoma meisterhaft in seiner bayerischen Mundartdichtung „Die Heilige Nacht" beschrieben. Nein, dies war und ist keine Nacht wie jede andere, auch in unserer Zeit nicht. „Euch ist heute der Heiland geboren!" Dass der Heiland nicht exakt am 24. Dezember geboren wurde, weiß jeder. Aber in dieser Nacht erinnert sich die gesamte Christenheit an dieses wahrhaft einzigartige Ereignis. Das nach wie vor menschlich unfassbare Wunder der Menschwerdung Gottes ist die Grundlage für den gesamten Erlösungsplan - das Leben Jesu auf dieser Erde, sein Tod am Kreuz, seine Auferstehung und die Erwartung seiner Wiederkunft. Gott ist Mensch geworden, er kam auf diese Erde! Haben wir deshalb nicht allen Anlass, heute gemeinsam mit allen gläubigen Christen die Erinnerung an dieses Wunder zu feiern? Dazu noch, weil es Sabbat ist! Stimmen wir ein in den Lobgesang der himmlischen Chöre: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens." (Lk 2,14) Frohe Weihnachten! Heidemarie Klingeberg DEZEMBER 25 [Gott], der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Römer 8,32 (Elberfelder Bibel) Weihnachten ist das Fest der Freude und des Schenkens. Zu keiner anderen Zeit sind die Menschen so sehr mit dem Schenken befasst wie in diesen Tagen. Oft wird schon Wochen und Monate vorher überlegt, geplant, gesucht und besorgt. Viele sind emsig bemüht, die passenden Geschenke zu finden; andere gestalten etwas ganz Persönliches. Kinder basteln oder malen ihre Geschenke. Alle wollen Freude bereiten. Der wahre Wert eines Geschenkes aber ist nicht mit Geld zu messen, sondern mit der Liebe, die damit verbunden ist. Ein Altenheimbewohner konnte sich nicht recht über die Geschenke seiner Kinder freuen. Über den Grund befragt, antwortete er: „Es ist keine Liebe darin." In diesen Tagen des Schenkens sollten wir vor allem über das große Geschenk Gottes nachdenken. In einem Lied heißt es: „Lobt Gott, ihr Christen all zugleich, in seinem höchsten Thron, der heut schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn." (Wir loben Gott, Nr. 124,1) Gott hat mit dem Schenken schön längst begonnen. Er hat uns mit der Menschwerdung seines Sohnes das allergrößte Liebesgeschenk gemacht (Joh 3,16). Jesus wurde arm um unsertwillen und kam in unsere Armut, damit wir „durch seine Armut reich" würden (2 Kor 8,9). Überlegen wir, was in diesem einen großen Gottesgeschenk alles für uns enthalten ist: Liebe, Annahme, Vergebung, Versöhnung, Erlösung, Freude, Frieden, Trost, Geborgenheit, eine lebendige Hoffnung, ein echtes Lebensziel. Das alles können wir heute schon haben. Einbegriffen ist aber auch das ewige Leben in Gottes Reich auf der neuen Erde. Das wird ein Leben sein, wie wir es uns schöner und besser nicht wünschen können. Jesus sagte: „Ich bin gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken." (Joh 10,10b NL) Ein Geschenk gehört dem Beschenkten erst dann, wenn er es angenommen hat. So müssen auch wir Christus als unseren Erlöser und Herrn annehmen. Dann aber dankt der Beschenkte auch dafür. Wenn wir fragen, wie wir Gott am besten für sein beispielloses Geschenk danken können, dann finden wir die Antwort in Sprüche 23,26: „Gib mir, mein Sohn [bzw. meine Tochter], dein Herz, und deine Augen lass an meinen Wegen Gefallen haben!" (EB) Reinhold Paul DEZEMBER 26 [Maria] gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln. Lukas 2,7 Meine große Freude ist mein kleines Patenkind Salome. Schon zwölf Tage nach ihrer Geburt erlebte sie ihren ersten Gottesdienst mit - hauptsächlich auf meinem Arm (sie wog nur fünf Pfund). Später saß sie meist auf meinem Schoß und verfolgte das Geschehen mit Aufmerksamkeit (vor allem das Singen). Ich habe sie oft gefüttert und alles Mögliche mit ihr gemacht - nur eines nie: ihr die Windeln gewechselt. Obwohl das ja heute mit den Einmalwindeln längst nicht mehr so ist wie früher mit den Stoffwindeln. Ich erinnere mich noch, wie das damals bei meinem jüngsten Bruder war ... Als Maria Jesus geboren hatte, wickelte sie ihn in Windeln, berichtet Lukas. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit und dennoch voller Symbolgehalt! Zum einen zeigt das, dass der Sohn Gottes wahrhaft ein Mensch war und wie andere Babys „funktionierte": Auch er machte täglich seine Windeln voll! Er war ganz Mensch geworden einer von uns, „Immanuel" (Mt 1,23). Es symbolisiert auch das ungeheuere Ausmaß seiner Erniedrigung: von dem, der „in göttlicher Gestalt" und „Gott gleich" war (Phil 2,6) mit all seiner göttlichen Herrlichkeit (Joh 17,5) zu dem, der fortan in der „Gleichgestalt des Fleisches der Sünde" (Röm 8,3 EB) sein Leben führte - vom Thron Gottes in eine Windel! Zum anderen zeigt dieses Detail, dass Jesus sich wirklich ganz in unsere Situation begab, um es neutral zu formulieren und nicht das eigentlich passendere Unwort zu gebrauchen. Er nahm alles auf sich, was Menschen zu eigen ist - Probleme, Versuchungen und Leid und zuletzt auch all unsere Schuld und Sünde. Das ist viel, viel schlimmer als eine volle Windel! Und das Wunderbare ist: Damit hat er uns von aller Sünde gereinigt. Wir können wieder reine Windeln haben (welch ein gutes Gefühl!) - die Gewissheit der Vergebung (1 Joh 1,9) und die frohe Aussicht, einmal auf der Neuen Erde leben zu dürfen und keine Reinigung von Sünden mehr zu brauchen. Daran sollten wir denken und dafür Gott und Christus danken und preisen - nicht nur zu Weihnachten, sondern an jedem Sabbat. Denn der Sabbat ist nach biblischem Prinzip der Gedenktag für die Erlösungstat Christi - von seiner Menschwerdung und Geburt bis hin zu seiner Kreuzigung und Auferstehung. Werner E. Lange DEZEMBER 27 So werden die Erlösten des HERRN heimkehren, und nach Zion kommen mit Jauchzen, und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen. Jesaja 51,11 Heimat - ein Ort, wo man sich geborgen fühlt, wo man Sicherheit wähnt, man gerne heimkehrt und wiederkommt. Viele Dinge, die man kennt und die ihren alltäglichen Ablauf haben. Eine Vielzahl von Menschen, die einem sehr wichtig geworden sind, manche kennt man, seitdem man auf der Welt ist. Es sind viele Dinge, die uns ein positives Zuhause-Gefühl geben, einen Platz, den wir Heimat nennen dürfen. Vor ein paar Jahren war es für mich soweit: Ich musste mein Zuhause verlassen. Das Haus und den Ort, in dem ich lebte, seit ich denken konnte. All die Menschen, die mir in den ganzen Jahren wichtig geworden waren, sollte ich zurücklassen. Das fiel mir nicht leicht. Ich hatte Heimweh. Ein spezielles Merkmal meiner Heimat, das mir ein besonders glückliches Gefühl gab, war jedes Jahr in der Weihnachtszeit der große Tannenbaum an der Ecke eines Weges. Wenn er geschmückt war und im Dunkeln beeindruckend leuchtete, brachte dies Wärme in mein Herz. Ich bin Gott überaus dankbar, dass ich das erleben durfte und er mich genau in diesem Ort hat aufwachsen lassen. Natürlich machen nicht nur Gegenstände Heimat aus, sondern vor allem die Menschen, die wir lieben. Trotz all der erfreulichen Aspekte, die einen Ort Heimat werden lassen, ist mir aufgefallen, dass ich mich auf dieser Welt mit meinem Herzen nicht an einen bestimmten Ort, Platz oder Menschen hängen darf. Was ist mit den Menschen, deren Heimat durch einen Krieg vollkommen zerstört wurde? Was ist mit jenen, die aufgrund irgendwelcher Gesetze ihre Heimat nie wieder betreten dürfen? Es gibt so viele Kinder Gottes, die sich nirgendwo zu Hause fühlen. Sie sehnen sich danach das zu erleben, was unser Andachtstext beschreibt. Aus diesem Grund glaube ich, dass unsere eigentliche Heimat allein bei Gott sein kann. Nur er kann uns alles geben, was wir uns wünschen und wirklich brauchen. Von ihm, unserer eigentlichen Heimat, werden wir uns nie trennen müssen. Er selbst wird uns niemals verlassen. Egal, wo wir sind - er ist da. An ihm darf sich jeder von uns festhalten. Ich freue mich darüber! Beatrice Nickel DEZEMBER 28 Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, oder sein Erbarmen im Zorn verschlossen? Psalm 77,10 Der Psalmdichter Asaf spricht mit diesem Text vielen Gläubigen aus dem Herzen. Er beschreibt in diesem Lied seine eigenen Gefühle und Erfahrungen: Er ruft zu Gott, ist unruhig und kann nicht schlafen; er überlegt, wie alles zusammenpassen könnte, findet aber keine Antwort. Dann denkt er über die Geschichte seines Volkes nach. Er erinnert sich daran, wie Gott vor langer Zeit eingegriffen, sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten herausgeholt und schließlich ins Land Kanaan gebracht hat. Das macht ihm zwar Mut, aber die gegenwärtige Situation sieht anders aus, und daher fragt er: „Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? . Darunter leide ich, dass die rechte Hand des Höchsten sich so ändern kann." (Ps 77,10.11) Asaf denkt, dass Gott schweigt, nichts tut, und sein Volk hängen lässt. Wäre der Psalm hier zu Ende, bliebe ein ernüchternder Eindruck zurück. Wie geht es weiter? Findet der Liederdichter wieder Hoffnung und Zuversicht? Asaf wurde bewusst: Gott hatte sogar die Naturgewalten benutzt, um sein Volk aus der bedrohlichen Situation nach dem Auszug zu befreien, als die Ägypter es verfolgten (V. 15-21; vgl. 2 Mo 14). Ist Gott heute nicht derselbe wie zur Zeit Asafs vor fast 3000 Jahren? Wir können heute auf eine viel längere Zeit zurückblicken als er: die ganze Zeit des Alten Testamentes, die Zeit Jesu und der Apostel und dann 1900 Jahre Kirchengeschichte. Uns steht heute viel mehr Wissen zur Verfügung als Asaf. Wir kennen so viele Berichte darüber, wie Gott einzelne Menschen geführt hat und wie er seine Gemeinde durch die Wirren der Zeit und des Abfalls geleitet hat. Als Asaf nur die gegenwärtige Situation sah, kamen ihm Zweifel, Fragen und Ängste, wie er im ersten Teil des Psalms beschreibt. Als er dann den Blick auf Gottes Wirken in der Geschichte seines Volkes richtete, gelangte er zu der Erkenntnis: „Kein anderer Gott ist so mächtig wie du! Du allein bist der Gott, der Wunder vollbringt; du hast die Völker deine Macht spüren lassen." (Ps 77,14.15 Hfa) Sollte sich heute bei dir Resignation über deine gegenwärtige Lage breitmachen wollen, dann mach es wie Asaf: Breite deine Sorgen vor Gott aus, aber bleib nicht dabei stehen. Blicke auf Gott und auf das, was er in der Vergangenheit getan hat. Blicke auf Jesus Christus, und lass dir die Liebe, Güte und rettende Macht Jesu bewusst machen. Das wird auch dich mit neuer Hoffnung und Zuversicht erfüllen. Gerhard Wagner DEZEMBER 29 Durchforsche mich Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken! Und wenn ich in Gefahr bin, mich von dir zu entfernen, dann bring mich zurück auf dem Weg zu dir! Psalm 139,23.24 (Gute Nachricht Bibel) Um den Jahreswechsel herum lesen wir an manchen Ladentüren „Wegen Inventur geschlossen". Wenn auch heute im Zeitalter der Computer die Inventur nicht mehr mit so vielen Mühen verbunden ist wie früher, so muss doch immer noch gezählt, addiert und verglichen werden. Gilt die „Erfassung aller Bestände" eigentlich nur für Sachen? Mit dem obigen Andachtswort beschloss David den 139. Psalm. Dankbar hatte er erkannt, ein wunderbares Geschöpf Gottes zu sein (siehe V. 13.14). Darum konnte er Ja zu sich selbst sagen. Er hatte es nicht nötig, sich mit anderen zu vergleichen, um daraus seinen Selbstwert zu gewinnen. Der bestand darin, dass er als Gottes Gegenüber geschaffen wurde und in einer Beziehung zu Gott stehen durfte. Dies gilt auch für uns heute. Und Gott hat uns nicht nur „im Mutterleib gebildet" (V. 13), sondern auch durch Christi Opfer erlöst und zu seinen Kindern gemacht. Aber wie David wissen wir, dass diese Gnade nur bestehen bleiben kann, wenn wir die Beziehung zu Christus als unserem Herrn und Erlöser aufrechterhalten - das Entscheidende in unserem Christsein. Darum ist für jeden Nachfolger Jesu ebenfalls eine gelegentliche „Inventur" wichtig. Warenbestände können eindeutig ermittelt werden. Längst nicht so einfach ist, wenn es um unsere Beziehung zu Gott geht. Da kann man sich leicht über sich selbst täuschen. Wir führen vielleicht vor uns selbst ins Feld, was wir vieles für Gottes Sache tun. In der Inventur vor Gott geht es jedoch nicht zuerst um unser Verhalten, auch nicht um die Bejahung biblischer Lehren oder die Treue zur Adventbotschaft, sondern vor allem und zu allererst um die persönliche Beziehung zu Jesus Christus. Nicht ohne Grund hat er in seinem letzten Gleichnis, dem vom Weinstock und den Reben, mehrfach Nachdruck auf das Bleiben in ihm gelegt (siehe Joh 15,4-6). Er weiß, dass sich in unsere Frömmigkeit leicht Routine einschleichen kann, und es dann nicht mehr die Liebe zu Jesus ist, die uns treibt. Darum sollte Davids abschließende Bitte in Psalm 139 auch des Öfteren die unserige sein: „Durchforsche mich Gott, sieh mir ins Herz, prüfe meine Wünsche und Gedanken!" Gott wird uns das Ergebnis der Inventur zeigen. Manfred Böttcher DEZEMBER 30 Lass dich nicht vom Wein verführen! Er funkelt so rot im Becher und gleitet so angenehm durch die Kehle; aber dann wird es dir schwindlig, als hätte dich eine giftige Schlange gebissen. Sprüche 23,31.32 (Gute Nachricht Bibel) Dieser Bibeltext fiel mir ein, als ich in den Medien die spektakuläre Nachricht vernahm, dass Margot Käßmann, die geschätzte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und engagierte Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers mit 1,54 Promille Alkohol im Blut bei Rot über eine Kreuzung gefahren und von der Polizei gestoppt worden war. Dieser Vorfall veranlasste die Bischöfin, von allen ihren Ämtern zurückzutreten. Ihr Dienst für die EKD, von dem sich viele positive Auswirkungen für Kirche und Gesellschaft versprachen, war bereits nach vier Monaten zu Ende. Margot Käßmann hat ihren Fehltritt öffentlich bereut und sich sicher gewünscht, das Andachtswort beachtet zu haben. Dann wäre sie klarer im Kopf gewesen. Dabei warnt nicht bloß die Bibel vor dem Genuss alkoholischer Getränke aller Art. Um 550 v. Chr. lehrte Buddha: „Genieße keine Getränke, die berauschen und den Verstand trüben." Abraham Lincoln, einer der bedeutendsten Präsidenten der USA, sagte 1862: „Geistige Getränke mögen Verteidiger finden, sie finden aber keine stichhaltige Verteidigung. Ob nicht eine völlige und endgültige Verbannung aller berauschenden Getränke eine ungeheure Wohltat für die Welt wäre, scheint mir keine offene Frage zu sein." Und William Ewart Gladstone, einer der bedeutendsten britischen Politiker in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, erklärte 1898 kurz vor seinem Tode: „Das Trinken richtet größere Verheerungen an als Krieg, Pest und Hungersnot zusammen." Frühe adventistische Leiter und Ellen White setzten sich daher für die Enthaltsamkeit von alkoholischen Getränken ein. Das ist zu Recht einer unserer Glaubensgrundsätze. Mein Großvater war ein Alkoholiker. Ich danke Gott, dass mein Vater in jungen Jahren sein Leben Christus übergab und mich noch vor meiner Geburt Gott weihte. So durfte ich in einem christlichen Elternhaus aufwachsen und erleben, wie gesegnet und glücklich ein Leben ohne alkoholische Getränke sein kann. Der Apostel Paulus schrieb den Christen: „Betrinkt euch nicht; das führt nur zu einem liederlichen Leben. Lasst euch vielmehr von Gottes Geist erfüllen." (Eph 5,18) Das ist eine wunderbare Alternative! Helmut Mayer DEZEMBER 31 Ich bin ganz sicher, dass Gott, der sein gutes Werk in euch angefangen hat, damit weitermachen und es vollenden wird bis zu dem Tag, an dem Christus Jesus wiederkommt. Philipper 1,6 (Neues Leben) Es gibt viele Gründe, warum ich den Sabbat schätze. Einer davon ist: Ich darf aufhören zu arbeiten -selbst dann, wenn ich nicht fertig bin. Am Sabbat darf ich - ein ohne schlechtes Gewissen zu haben -das ruhen lassen, was unvollendet geblieben ist. Nun geht das Jahr 2011 gerade an einem Sabbat zu Ende und das können wir auch als ein Gleichnis betrachten: Alles, was wir nicht zu Ende führen konnten, dürfen wir an der Schwelle zu einem neuen Jahr in Gottes Hände legen und darauf vertrauen, dass wir mit unseren Zukurzkommen in seiner Schöpferhand gut aufgehoben sind. Als Gott den ersten Sabbat mit den Menschen feierte, da beendete er nicht nur seine Arbeit, sondern er vollendete sie - mit dem Sabbat: „So vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte." (1 Mo 2,2) Wir beenden die Arbeitswoche am Freitagabend. Ruhe und Frieden finden wir dadurch, dass Gott sie für uns am und mit dem Sabbat vollendet. Wir beenden das Jahr am 31. Dezember und es bleibt so vieles unfertig. Zur inneren Ruhe finden wir dadurch, dass wir uns selbst, mit allem, was uns Kummer und Unzufriedenheit bereitet, an Gott wenden und ihn bitten: Bewirke du das, was ich nicht vermochte. Verleihe du Tiefe, wo ich oberflächlich geblieben bin. Gib du dem Haltbarkeit, was ich zerbrechlich hinterlasse. Heile du, wo ich keinen Ausweg fand ... Kurz bevor Jesus die Sabbatruhe nach seiner Erlösungstat am Kreuz antrat, rief er aus: „Es ist vollbracht!" (Joh 19,30) Dann ließ er sich in die Arme seines Vaters fallen. Das dürfen wir auch getrost tun, wenn es um unsere Erlösung geht. Er tat alles, was nötig war - wir können dem nichts hinzufügen. Diese Gewissheit im Blick auf die junge Gemeinde in Philippi gab Paulus im Gefängnis Zuversicht, als er unser Andachtswort schrieb: Weil Gott vollendet, was er begonnen hat bei der Schöpfung wie bei der Erlösung -, wird er auch das zum Ziel führen (so die Bedeutung von vollenden und vollbringen im Grundtext), was nur im Ansatz zu erkennen ist. Mit diesem wunderbaren Gott dürfen wir heute Abend das neue Jahr beginnen! Elí Diez-Prida