20 Jahre Kinderurologie

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Medieninformation,
25. September 2012, Linz
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20 Jahre Kinderurologie
In den vergangenen 20 Jahren wurde am Krankenhaus der Barmherzigen
Schwestern Linz die größte und in dieser Form einzigartige kinderurologische
Abteilung Österreichs aufgebaut und etabliert. Mit Oktober 2012 übernimmt
Univ.-Doz. Dr. Josef Oswald die Abteilungsleitung von Univ.-Doz. Dr. Marcus
Riccabona, der in den Ruhestand wechselt.
In der Kinderurologie gibt es einen enormen Bedarf an spezialisierten medizinischen
Leistungen. Das wird nicht zuletzt dadurch deutlich, dass mehr als 30 % der Patienten
aus den Bundesländern und dem Ausland kommen. Die Abteilung ist auch Europäisches Ausbildungszentrum für Kinderurologen. Mediziner aus ganz Europa kommen
nach Linz, um hier die neuesten Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie zu erlernen.
Ebenfalls einzigartig in Österreich ist die in der Abteilung integrierte Blasenschule. Kinder mit Kontinenzproblemen werden hier von einer eigenen Kinder-Urotherapeutin betreut.
Diese Alleinstellung führt pro Jahr mehr als 5.000 kleine Patienten aus ganz Österreich
und dem Ausland nach Linz. Im Jahr 2011 wurden rund 100 Kinder aus 24 Ländern
und 4 Kontinenten versorgt.
Welche Fehlbildungen oder Krankheiten werden behandelt? Einige Beispiele:

Hodenhochstand: Nach der Geburt haben drei bis fünf Prozent aller Buben eine
falsche Positionierung der Hoden an der hinteren Bauchwand, bei Frühgeborenen sind es sogar 30 Prozent. Während des ersten Lebensjahres wandern sie
bei 99 Prozent der Buben noch an die richtige Stelle. Die anderen Knaben
müssen behandelt werden.
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
Bettnässen: Der medizinische Fachausdruck für dieses noch immer tabuisierte
Symptom heißt „Enuresis“. Sehr vereinfacht gesagt: Betroffen sind Kinder, die
nach dem fünften Geburtstag noch immer in mindestens zwei Nächten pro Monat einnässen. Kinder mit Kontinenzproblemen finden in Linz zum Beispiel eine
Blasenschule und eine Kinder-Urotherapeutin.

Phimose: Die Vorhautverengung gehört zu den häufigsten Diagnosen, welche
Eltern mit Buben in die Kinderurologie führen. Oft löst das Wachstum dieses
Problem: Im Alter von einem Jahr bei der Hälfte, mit zwei Jahren bei 80 Prozent
der Knaben. Jeder Fünfte wird nach Ablauf dieser Frist ambulant behandelt.

Fehlbildungen: Die Kinderurologen korrigieren, was die Natur „vergessen“ hat:
Wenn zum Beispiel die Harnröhre unvollständig angelegt wurde („Hypospadie“)
operieren die Chirurgen in den speziellen OP-Sälen. Immerhin 2 von 1000 Kindern sind betroffen. In den vergangenen Jahren ließ sich ein Ansteigen der
Fallzahl verzeichnen. Die Risikofaktoren sind bekannt: Umweltfaktoren, versteckte Gifte in der Nahrung, untergewichtige Frühgeburten oder In-vitroFertilisation.

Spina bifida: Der sogenannte „offene Rücken“ (MMC) wird immer wieder erfolgreich therapiert.
Einzigartige Infrastruktur am KH Barmherzige Schwestern Linz
Um eine Abteilung für Kinderurologie medizinisch erfolgreich und patientengerecht
betreiben zu können, bedarf es aus medizinischen und organisatorischen Gründen
eines entsprechenden Umfeldes. Eine eigene Ambulanz, die Blasenschule, eine Kinderstation und ein eigener Operationssaal stehen hier zur Verfügung. Des Weiteren
sind alle relevanten Abteilungen im Haus angesiedelt und garantieren kurze Wege.
1.) Abteilung für Pädiatrie:
Kinderurologie ist nur mit und in enger Kooperation mit einer Abteilung für allgemeine
Pädiatrie zu bewerkstelligen. Der Kinderarzt bzw. die -ärztin beurteilt täglich die OPTauglichkeit mehrerer Kinder und betreut täglich die tagesklinischen und stationären
Patienten mit. Eine hohe Kompetenz in der Kindernephrologie (Erkrankungen der
Niere) ist unabdingbar und bei den Barmherzigen Schwestern gegeben. Eine fallweise
Nachbetreuung von Kindern nach komplexen operativen Eingriffen auf einer IMCU
(Intermediate Care Unit) ist postoperativ notwendig.
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2.) Abteilung für Erwachsenen-Urologie:
Ein Teil der Infrastruktur wird gemeinsam genützt:

Uro-Röntgen: Für spezifische endoskopische Eingriffe und percutane ultraschall- und röntgengezielte Eingriffe.

Steinmaschine (ESWL)

OP-Mikroskop, Holmiumlaser, diverses OP-Instrumentarium und Gebrauchsgüter (Katheter, Bougies, etc.).

OP-Roboter da Vinci System
Daneben hat sich ein regelmäßiger persönlicher Wissensaustausch und Konsultation
bei schwierigen Fragestellungen bewährt.
Adoleszentenurologie: Interdisziplinäre Betreuung von Patienten mit komplexen kongenitalen Fehlbildungen mit diversen Problemen (chron. Infekt, Inkontinenz, Steinbildung, Fertilität, Sexualität, etc.) bedürfen einer abteilungsübergreifenden, interdisziplinären Betreuung.
3.) Gynäkologie: In vielen Fällen erfolgt ein Austausch mit den Gynäkologen des Hauses. Bspw. ist man hoch spezialisiert bei der Versorgung von Kindern, die mit einem
intersexuellen Genital geboren wurden. Hier bietet das Krankenhaus die einzige Abteilung in Österreich die in diesen Fällen Versorgung anbietet.
4.) Nuklearmedizin: Hier wurde ein auf die Bedürfnisse der Kinderurologie zugeschnittener Behandlungsprozess entwickelt. Täglich werden mehrere nuklearmedizinische
Untersuchungen an Säuglingen und Kleinkindern benötigt. Diese bedürfen zum einen
einer entsprechenden Expertise, zum anderen erfolgen diese Untersuchungen teilweise in Sedierung und Überwachung, deshalb sind kurze Transportwege notwendig.
5.) MR-Urographie: Die MR-Urographie hat in der Kinderurologie das konventionelle
Röntgen abgelöst. An speziellen Kindertagen werden diese Untersuchungen in Kooperation mit den Anästhesisten durchgeführt. Auch hier sind kurze Wege und anästhesiologische Überwachung notwendig.
6.) Kinderanästhesie: Die operative Kinderurologie erfordert eine spezifische anästhesiologische Expertise in Kinderanästhesie einschließlich der regionalen Anästhesieverfahren (Epiduralblock, Epiduralkatheter, etc.), ggf. mit intensivmedizinischer Nachbetreuung von Neugeborenen bis hin zu Pubertierenden.
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Europäisches Ausbildungszentrum
Vor 22 Jahren wurde die Europäische Gesellschaft für Kinderurologie (ESPU) gegründet, 2002 wurde Kinderurologie als eigene Fachdisziplin in Brüssel anerkannt. Zeitgleich wurde die European Association of Paediatric Urology gegründet, deren Aufgabe es war, das Fachgebiet zu definieren, einen Syllabus zu erstellen, Kriterien zur Erlangung des Fellow of the EAPU zu konzipieren und die Voraussetzungen zur Zertifizierung als kinderurologisches Zentrum festzulegen. Jeder Facharzt für Urologie oder
Kinderchirurgie kann durch eine zweijährige Ausbildung (Fellowship) an einem zertifizierten Zentrum und anschließende schriftliche und mündliche Prüfung den Europäischen Facharzt für Kinderurologie (FEAPU) erreichen. Die Kinderurologie Linz wurde als sechste Abteilung in Europa zertifiziert. Sie ist heute eines von 17 europäischen Ausbildungszentren (Regensburg, Utrecht, Ankara, Kopenhagen, Prag, Linz,
Warschau, Rom, Nijmegen, Madrid, London, Leeds, Gent, Göteborg, Istanbul, Paris,
Zürich).
Soziales Engagement – Hilfsprojekt in Eritrea
Das internationale Hilfsprojekt Paediatric Urology Team Austria for Eritrea wurde 2005
ins Leben gerufen. Seither fährt das kinderurologische Team zweimal im Jahr für je
eine Woche nach Eritrea, um Kinder medizinisch zu versorgen sowie Ärzte und Pflegepersonal vor Ort zu schulen. Für 4,5 Millionen Eritreer stehen gerade 190 Ärzte zur
Verfügung, die Hälfte dient militärisch an der Front zu Äthiopien. Für die 2,5 Millionen
Kinder gibt es nur drei einheimische Kinderärzte, einen Urologen, keinen Kinderchirurgen. Kinder- und Müttersterblichkeit sind unverhältnismäßig groß: Nur drei bis fünf von
zehn Kindern erreichen das 10. Lebensjahr, 44 von 1.000 Müttern sterben bei der Geburt, oft als Spätfolge der genitalen Beschneidung. Fieberhafte Harnwegsinfekte und
die dort häufigen Nierensteine enden oft tödlich in Ermangelung an Antibiotika und
spezifischen Therapiemöglichkeiten. Komplexere Fehlbildungen wie Hypospadie oder
Blasenekstrophie stigmatisieren unbehandelt die Betroffenen. Sind diese mit einer
Harninkontinenz vergesellschaftet, so sind die Kinder vom Schulbesuch ausgeschlossen und in der eigenen Familie zur Wertlosigkeit degradiert. Im größten Spital des
Landes, in der Hauptstadt Asmara, werden die Kinder am International Operation Center abgeklärt, operiert und nachbehandelt. Diese Einsätze werden v. a. durch CharityAktivitäten des Rotary-Clubs Linz-Altstadt und andere österreichische und deutsche
Rotary-Clubs finanziert. Hinzu kommen großzügige Spenden aus dem privaten Freundeskreis, der Bevölkerung und mehreren medizinischen Firmen. Das Krankenhaus der
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Barmherzigen Schwestern Linz unterstützt die Einsätze durch Dienstfreistellung und
großzügige Bereitstellung von medizinischem Verbrauchsmaterial und Medikamenten,
womit die jeweiligen Kosten für eine Einsatzwoche deutlich abgesenkt werden können.
In einer Woche werden an fünf Operationstagen durchschnittlich 50 Kinder mit angeborenen Fehlbildungen am Urogenitaltrakt, Verletzungen, Nieren- und Blasensteinen operativ versorgt, die sonst keinerlei Chance auf spezifische medizinische Hilfe hätten. Ein
ebenso wichtiges Ziel ist es, einheimische Ärzte und Schwestern schrittweise auszubilden, damit diese in einigen Jahren ihren Kindern selbst medizinisch helfen können und
auf unsere Hilfe nicht mehr angewiesen sind. Kinder mit sehr komplexen medizinischen Problemen, die letztlich in Eritrea nicht oder nur mit hohem Risiko gemanagt
werden können, werden über Patenschaften nach Linz gebracht, an unserem Krankenhaus operativ versorgt und dann wieder in ihre Heimat überstellt. Die dafür anfallenden Kosten werden vom Sozialfonds des Ordens der Barmherzigen Schwestern
getragen. Während der 14 Einsätze von 2005 bis 2012 wurden 594 Kinder operiert
und 1.948 behandelt. 28 Kinder wurden nach Linz zur Operation gebracht.
Über den österreichischen gemeinnützigen Verein Allianz für Kinder mit Sitz in Steyr
kommen seit vielen Jahren regelmäßig Kinder aus Albanien zur Abklärung und operativen Versorgung an unsere Abteilung. Weiteres werden auf Einzelinitiative bzw. Projekten von Ärztinnen und Ärzten in diversen Entwicklungsländern Kinder bei uns versorgt.
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Vinzenz Gruppe: Medizin mit Qualität und Seele
Die Vinzenz Gruppe zählt zu den größten privaten Trägern von gemeinnützigen Gesundheitseinrichtungen in Österreich. Ihre Ordenskrankenhäuser, Pflegehäuser und
Einrichtungen für Rehabilitation und Kur stehen allen Menschen offen – ohne Ansehen
ihrer Konfession und ihrer sozialen Stellung. Hohe medizinische und pflegerische
Kompetenz sind verbunden mit einem starken Fundament an Werten – „Medizin mit
Qualität und Seele“ heißt dieses Prinzip in unserem Alltag.
Im Verbund der Vinzenz Gruppe werden die Krankenhäuser der Barmherzigen
Schwestern Wien, Linz und Ried, das Orthopädische Spital Speising, das St. JosefKrankenhaus, das Krankenhaus Göttlicher Heiland und das Herz-Jesu Krankenhaus
(alle Wien) sowie die beiden Pflegehäuser St. Katharina (Wien) und St. Louise (Maria
Anzbach) geführt. Weiters zählen die HerzReha Bad Ischl, an der eine gemeinsame
Beteiligung mit der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft besteht, und das
Kur- & Entspannungszentrum Marienkron zur Vinzenz Gruppe. Beide sind durch einen
Betriebsführungsvertrag mit der Gruppe verbunden.
Das Recht der Patienten und Bewohner auf Zuwendung, Respekt und auf Handeln von
Mensch zu Mensch steht in allen Häusern an oberster Stelle. Laufende Initiativen für
mehr Qualität in den Spitälern, Pflegehäusern und Einrichtungen für Rehabilitation und
Kur geben der Vinzenz Gruppe eine Vorreiterrolle. In ihren Häusern setzt sie auf ein
einheitliches, effizientes Management. Das sichert die Mittel, um die Menschen auch
weiterhin qualitätsvoll betreuen zu können.
Weitere Informationen auf www.vinzenzgruppe.at
Ansprechpartner für Rückfragen:
Claus Hager, MBA, MSc
Leitung Servicebereich PR & Marketing
KH der Barmherzigen Schwestern Linz
4010 Linz, Seilerstätte 4
TEL: 0732/7677-4884
E-MAIL: [email protected]
WEB: www.bhs-linz.at
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