Sprachpurismus - Universität Wien

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Universität Wien
EU-Sprache: Sprachkritik
Studium: Deutsche Philologie
Sommersemester 2013
Uni. Prof. Dr. Richard Schrodt
Sprachpurismus
Holpfer Patrick
Hernalser Hauptstraße 47/2/21, 1170 Wien
E-Mail: [email protected]
Matr.-Nr.: 1101890
Wien, am 10.6.2013
A 033 617
4. Semester
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ...................................................................................................................... 1
1. ..............................................................................................................................G
rundlagen ...................................................................................................................... 2
1.1 .......................................................................................................................S
prachkritik ................................................................................................................ 2
1.2 .......................................................................................................................A
nsätze der Sprachkritik ............................................................................................. 2
1.3 .......................................................................................................................F
remdwortdiskussion ................................................................................................. 3
2. ..............................................................................................................................P
urismus .......................................................................................................................... 3
2.1 .......................................................................................................................Ü
berblick ..................................................................................................................... 3
2.2 .......................................................................................................................P
urismus bei Joachim Heinrich Campe ...................................................................... 4
3. ..............................................................................................................................C
onclusio .......................................................................................................................... 4
4. ..............................................................................................................................L
iteraturverzeichnis ....................................................................................................... 5
3
Einleitung
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Thema „Sprachpurismus“ auseinander. Ein
zentrales Anliegen des Purismus ist es, die eigene Sprache von Einflüssen anderer Sprachen
zu schützen, zu reinigen. Man spricht deshalb auch von „Sprachreinigung“. Dieser Vorgang
manifestiert sich jedoch in unterschiedlichen Ausprägungen. Den Anfang nahm der Purismus
in der Zeit des Barock im 17. Jahrhundert, als Sprachgesellschaften gegründet wurden, die es
sich zur Aufgabe machten, die deutsche Sprache zu pflegen und zu entfalten. Doch auch
Einzelpersonen, wie zum Beispiel Martin Opitz, spielten eine bedeutende Rolle. Auch die
Epoche der Aufklärung wird in der vorliegenden Arbeit thematisiert. Hier ist vor allem
Joachim Heinrich Campe von großer Bedeutung, da er mit seinen Eindeutschungen eine
wichtige Figur innerhalb dieser Thematik darstellt. Natürlich wären hier auch andere
herausragende Persönlichkeiten zu nennen, in dieser Arbeit soll jedoch die Aufmerksamkeit
auf Campe liegen. Gegenwärtig stellt der Purismus ein brisantes Thema dar, Stichwort
Fremdwortkritik. Man denke nur an die Vormachtstellung der englischen Sprache, an den
massiven Einfluss den das Englische auf andere Sprachen heutzutage hat. Auch die deutsche
Sprache bleibt hiervon nicht verschont. Anglizismen gehören zum alltäglichen Leben dazu,
wir werden täglich damit konfrontiert. Hier stellt sich nun die Frage: Ist es vertretbar und
annehmbar, dass die deutsche Sprache dermaßen vom Englischen beeinflusst wird? Wohin
können diese Entwicklungen führen? Werden viele Nationalsprachen irgendwann aussterben,
und wird dann in der westlichen Welt nur noch Englisch gesprochen? Diese Problematik ist
Gegenstand vieler zeitgenössischer Diskussionen und Debatten. Tatsächlich existieren viele
Bereiche, die sich mit diesen
Sprachpatriotismus,
und anderen Themen auseinandersetzen. Sprachverfall,
Sprachpflege,
Sprachpurismus
bzw.
Fremdwortkritik,
Stilkritik,
Normkritik, etc. Was diese Diskurse gemeinsam haben ist das kritische Auseinandersetzen
mit Sprache, ist der Drang, die eigene Sprache kritisch zu durchleuchten, zu verbessern, zu
pflegen. Eine natürliche Sprache bleibt in ihrer Entwicklung nicht stehen, sie unterliegt einem
stetigen Prozess des Wandels. Diese Prozesse kann man beobachten, analysieren und
bewerten. Bei dem Purismus wird nun versucht, die eigene Sprache von Einflüssen anderer
Sprachen (z.B.: Englisch) zu reinigen.
1
1. Grundlagen
1.1 Sprachkritik
Zu Beginn dieser Arbeit soll in aller Kürze auf das weite Feld der Sprachkritik eingegangen
werden. Dieses Feld gestaltet sich nämlich äußerst heterogen, es gibt viele verschiedene
Ansätze und Formen. Im Grunde genommen bezeichnet Sprachkritik eine kritische
Auseinandersetzung mit der Sprache sowie dem Sprachgebrauch. Dabei wird die alltägliche
Kommunikation zwischen Individuen genauso durchleuchtet, wie zum Beispiel der
Sprachgebrauch in den Medien (Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen, Internet, etc.). Die Ziele
und Motive variieren hier ebenfalls und sind heterogen. Zum einen gibt es die Absicht den
Sprachgebrauch zu verbessern, zu optimieren bzw. eine (allgemein gültige) Norm zu setzen.
Dies kann das abstrakte Einzelsprachensystem, die langue, betreffen, genauso kann es jedoch
auch auf die Sprache in ihrer realisierten Form abzielen (Stilkritik). Auch die Sprachformen
von Sprechern oder ganzen Sprechergruppen stehen im Mittelpunkt vieler Untersuchungen
(Glück 2010: S. 644.). In der Vergangenheit wurde häufig eine Trennlinie zwischen
Sprachwissenschaft und Sprachkritik gezogen. Sprachwissenschaft findet im akademischen
und universitären Bereich statt und beschäftigt sich vor allem mit den Gesetzen und Regeln
der Sprache. Sprachkritik wertet und setzt sich kritisch mit dem tatsächlich realisierten
Sprachgebrauch auseinander. Betrieben wurde (und wird) Sprachkritik vor allem (aber nicht
ausschließlich!) von Einzelpersonen aus dem gebildeten Bürgertum und von sogenannten
Sprachvereinen (z.B.: Verein deutsche Sprache). Grundsätzlich sind Linguisten nicht gänzlich
gegen Sprachpflege oder Ähnliches, die verbreitete Meinung hierzu ist jedoch, dass allzu
wertende Kommentare vermieden werden sollten. Hauptbeschäftigungsfeld der Linguisten ist
eher, die eigene Sprache nach strikt wissenschaftlichen Kriterien zu untersuchen und zu
beschreiben.
1.2 Ansätze der Sprachkritik
Wie bereits zuvor erwähnt sind die Ansätze der Sprachkritik mannigfaltig und
unterschiedlich. Sprachpatriotismus, Sprachverfall und Fremdwortkritik sind nur einige
Ausprägungen dieses großen Feldes. Ein aktuelles Beispiel ist die feministische Sprachkritik,
welche sich mit Sprache aus einem feministischen Blickwinkel auseinandersetzt
(z.B.: Binnenmajuskel in LehrerInnen).
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1.3 Fremdwortdiskussion
Während sich der Purismus häufig mit der kompletten Verdrängung (Ersetzung, Tilgung) von
Fremdwörtern auseinandersetzt, beschäftigt sich die Fremdwortdiskussion mit dem Phänomen
selbst, und versucht dieses wissenschaftlich zu analysieren und zu durchleuchten.
Doch auch hier gehen die Methoden weit auseinander. In der Sprachwissenschaft begegnet
man diesem Thema auf wissenschaftlicher Basis, das heißt, vor allem empirische Daten und
Erhebungen sind hier von Bedeutung – und nur diese sind gültig. Jedoch wird
Fremdwortkritik häufig auch von Gruppierungen oder Personen betrieben, die diese
wissenschaftlichen Grundsätze vermissen lassen, oder deren Untersuchungen nicht stichhaltig
und fundiert genug sind, um auf allgemeine Akzeptanz unter den Linguisten zu stoßen.
Deshalb gestaltet sich die Diskussion oft
kontrovers. Die Motive der Beteiligten sind
unterschiedlicher Natur und konträr. Politische, ideologische oder sogar nationalistische
Beweggründe mischen sich unter streng wissenschaftliche.
2. Purismus
2.1 Überblick
Der Terminus Purismus stammt aus dem Lateinischen. Der Begriff purus bedeutet so viel wie
rein, klar. Ziel des Purismus ist es, eine Sprache von Influenzen anderer Sprache zu säubern.
Die eigene Sprache wird dabei als einzigartig und bedeutend angesehen. Somit wird die
Erhaltung und die Pflege der „Muttersprache“ als wichtig betrachtet. Natürlich gibt es auch
im Purismus verschiedene Ausprägungen und Vorgehensweisen. Gerade der (massive)
Einfluss einer anderen Sprache wird in besonders aggressiven Formen des Purismus als
Bedrohung wahrgenommen, welcher
es
zu begegnen
gilt.
Die
Anfänge dieser
Sprachreinigung finden sich im 17. Jahrhundert im Zeitalter des Barock. Damals war es u.a.
das erklärte Ziel, den Stellenwert der deutschen Sprache gegenüber den dominierenden
Sprachen der Zeit (Latein, Französisch) zu behaupten – vor allem in der Kunst. Im 19.- und
zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Purismus zunehmend nationalistischer und
teilweise sogar polemisch und kämpferisch. Gerade in diesem Punkt birgt der Purismus eine
latente Gefahr. Übertriebener Nationalstolz und Aggressivität gegenüber anderen Sprachen
und deren Einflüssen können Ausformungen annehmen, die mit einer legitimen „Reinigung“
oder auch Festigung der eigenen Sprache nichts mehr gemein haben. Deutsche Schriftsteller
3
wie Jean Paul setzten sich für weniger intensive Formen des Purismus ein. Trotz seiner
(teilweise) militanten Auslagerung wirkte der Purismus an der Entwicklung der deutschen
Standardsprache mit (Glück 2010: S. 545).
2.2 Purismus bei Joachim Heinrich Campe
Campe wurde am 29. Juni 1746 geboren. Er war Schriftsteller, Pädagoge, Verleger und
Theologe. Seine Ideologie entsprach der der Aufklärung. Deshalb war sein Sprachpurismus
nicht nationalistisch motiviert, sein Ziel war es, das Volk aufzuklären. Durch Erlebnisse in
Frankreich zur Zeit der Französischen Revolution wurde er stark beeinflusst. Er war
beeindruckt von dem hohen Gesprächsniveau der unteren sozialen Schichten von Paris, die
sich angeregt und kompetent über anspruchsvolle politische Themen unterhielten. Diese
Situation wünschte er sich auch für Deutschland. Doch er zweifelte daran, dass dies überhaupt
möglich sei, da zahlreiche Wörter, vor allem im politischen, wissenschaftlichen und religiösen
Kontext, der griechischen, lateinischen oder französischen Sprache entstammten (Kilian 2010,
S. 22-27). Aus diesem Grund machte er es sich zur Aufgabe für diese Fremdwörter ein
eingedeutschtes Äquivalent zu finden. Zahlreiche Eindeutschungen, die heute fester
Bestandteil unserer Lexik sind, gehen auf Campe zurück.
3. Conclusio
Der Purismus fand im Laufe seiner Existenz divergierende Ausprägungen. In erster Linie
dient er dazu, die eigene Sprache zu festigen, zu etablieren bzw. zu standardisieren. Auch
wenn der Purismus zum Teil kritische Reaktionen hervorruft und teilweise kontrovers
diskutiert wird, ist es für eine Sprachgemeinschaft dennoch legitim, an der „Reinheit“ der
eigenen Sprache festzuhalten. Formen dieser Bestrebungen existieren heutzutage in vielen
Ländern. Vor allem in Frankreich wird der Sprachpurismus mit einer offenen Ernsthaftigkeit
betrieben – gerade die Abneigung gegen die englische Sprache tritt dort offen zu Tage. In der
heutigen Zeit, in der das Englische beinahe „alles überrollt“, ist die Diskussion um den
Purismus und die Fremdwortkritik wieder neu entflammt und aktueller denn je.
4
Literaturverzeichnis
Dieckmann, Walther (1992): Sprachkritik. Heidelberg: Groos (Studienbibliographien
Sprachwissenschaft, Band 3)
Glück, Helmut (Hg.) (2010): Metzler Lexikon Sprache. (Aktualisierte und überarbeitete
Auflage). Stuttgart/Weimar: J.B. Metzler.
Kilian, Jörg / Niehr, Thomas / Schiewe, Jürgen (2010): Sprachkritik. Ansätze und Methoden
der kritischen Sprachbetrachtung. Berlin/New York: de Gruyter (Germanistische Arbeitshefte.
Band 43)
Orgeldinger, Sibylle (1999): Standardisierung und Purismus bei Joachim Heinrich Campe.
Berlin/New York: de Gruyter (Studia Linguistica Germanica)
Pfalzgraf, Falco (2006): Neopurismus in Deutschland nach der Wende. Frankfurt am Main:
Peter Lang (Österreichisches Deutsch. Sprache der Gegenwart. Band 6)
Wiechers, Silke (2004): Die Gesellschaft für deutsche Sprache. Vorgeschichte, Geschichte
und Arbeit eines deutschen Sprachvereins. Frankfurt am Main: Peter Lang (Beiträge zur
Sprachwissenschaft. Band 28)
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