1 Konzeption der Spracharbeit im Rahmen der ethnokulturellen

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Konzeption
der Spracharbeit im Rahmen der ethnokulturellen Tätigkeit
der Selbstorganisation der Russlanddeutschen
Einleitung
1. Aktualität und Problematik der Spracharbeit in der heutigen Zeit
2. Hauptziele und -aufgaben
3. Leitlinien für die sprachliche ethnokulturelle Ausbildung:
3.1. Aktuelle Rahmenbedingungen: Möglichkeiten des Erlernens der deutschen Sprache
in Vorschul-, Schul- und Hochschulausbildung
3.2. Sprach- und ethnokulturelle Tätigkeit in den gesellschaftlichen Organisationen der
Russlanddeutschen
3.3. Spracharbeit mit der ethnokulturellen Komponente auf der überregionalen und
föderalen Ebene
4. Faktoren zur Verbesserung der sprachlichen und ethnokulturellen Ausbildung
5. Mechanismen für die Umsetzung der Konzeption
6. Ressourcenversorgung: Personal, methodische Unterstützung, technische
Ausrüstung, Informationsressourcen, Finanzierung
7. Monitoring und Effektivitätsbewertung der Spracharbeit
8. Verfasser und Partner
Schlussfolgerungen
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Einleitung
Der Muttersprache kommt eine herausragende Rolle bei der Bestimmung der Einzigartigkeit
eines ethnokulturellen Erbes und der Entwicklungsperspektiven einer ethischen
Gemeinschaft zu. Sie spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewahrung der kulturellen Identität.
Aus historischen, demografischen und politischen Gründen waren alle Altersgruppen und
sozialen Schichten der Russlanddeutschen von sprachlicher Assimilation betroffen.
Disperse Ansiedlung, zahlreiche Mischehen, Verlust des Mechanismus zur Überlieferung
der Sprachtradition in der Familie, Urbanisierung und Globalisierung, Veränderungen im
staatlichen System der Schul- und Hochschulbildung und das Fehlen von Instituten für
nationale Bildung sind Faktoren, die das Sprachniveau in der Gemeinschaft der
Russlanddeutschen negativ beeinflusst haben.
Diese Situation verschärfte sich in den 1990er- 2000er Jahren, als die Russlanddeutschen
in Massen nach Deutschland ausreisten, um dort ihren ständigen Wohnsitz zu errichten.
Seit Anfang der 1990er Jahre werden zahlreiche Schritte zur Pflege, Wiedergeburt und
Entwicklung der deutschen Sprache in der Gemeinschaft der Russlanddeutschen
unternommen. Die Spracharbeit wurde durch das funktionierende Netzwerk der öffentlichen
Vereinigungen (Begegnungszentren) im Rahmen des Programms von Fördermaßnahmen
der deutschen Bundesregierung zugunsten der Russlanddeutschen in geregelte Bahnen
gebracht. Es wurden spezielle Sprachkurse für Russlanddeutsche aufgebaut und das
Lehrbuch „Hallo Nachbarn!“ entwickelt und herausgegeben. Zirkel und Klubs, Bibliotheken
sowie Sonntagsschulen für Kinder nahmen ihre Tätigkeit auf und alljährlich werden nun
Sprachlager für Kinder und Jugendliche zur Steigerung der Motivation für das Erlernen der
deutschen Sprache durchgeführt.Heute begleiten die öffentlich-kulturellen Institute und
nationalkulturellen Vereinigungen der Russlanddeutschen (Begegnungszentren), deren
Gesamtanzahl bei über 400 in ganz Russland liegt, mit der gesamten Vielfalt ihrer
Organisations- und Rechtsformen das außerschulische Lernen der deutschen Sprache.
Hier werden diverse Sprach-, Kultur- und Informationsveranstaltungen durchgeführt. Viele
Programme der Zentren sind für alle Interessenten kostenfrei zugänglich.
Bei den Sprachprogrammen liegt die Priorität auf der Teilnahme der Russlanddeutschen,
die durch eine prozentuale Teilnehmerquote festgeschrieben ist.
Auf föderaler Ebene wurde über das Bildungs- und Informationszentrum der
Russlanddeutschen (BiZ) (Anmerkung: Seit 2013 – Das Institut für ethnokulturelle Bildung BiZ) ein Multiplikationssystem für die Spracharbeit aufgebaut. Es werden deutschsprachige
Periodika für Kinder und Jugendliche herausgegeben und es gibt zweisprachige Medien
sowie ein zweisprachiges Internetportal.
Die erwähnten Möglichkeiten zur Erlernung der deutschen Sprache, die vor allem auf
Initiative der Russlanddeutschen geschaffen wurden, sind ein Indikator für das Anwachsen
des nationalen Bewusstseins. Integriert in ein einheitliches System der Sprachausbildung,
können sie als gute Grundlage dafür dienen, die deutsche Sprache in der Gemeinschaft der
Russlanddeutschen zu bewahren und ihre Übergabe an nachfolgende Generationen
sicherzustellen.
Für den Moment ist es gelungen, die Prozesse einer endgültigen Einbuße der deutschen
Sprache durch die deutschstämmige Bevölkerung Russlands zu stoppen. Beträchtliche
Bemühungen wurden in dieser Richtung von den Organen der Selbstorganisation der
Russlanddeutschen und in erster Linie von der gemeinnützigen Organisation
„Internationaler Verband der deutschen Kultur“ (IVDK) unternommen, die im Rahmen der
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verfügbaren Möglichkeiten über Jahre hinweg konsequent ihre Konzeption zur
Verbesserung der sprachlichen Kultur- und Aufklärungstätigkeit von Begegnungszentren
realisierte. (siehe: Konzeption zur Verbesserung der Aufklärungstätigkeit im Bereich
Sprache und Kultur der Begegnungszentren der Russlanddeutschen. IVDK 2003).
Neben der Anerkennung der wichtigen Rolle, die ethnodifferenzierende Merkmale wie
gemeinsames Schicksal, historisches Gedächtnis, Religion, Familientraditionen, kulturelle
Anziehungskraft der historischen Heimat und persönliche Bindungen zu den nach
Deutschland ausgesiedelten Verwandten bei der Bewahrung der ethnokulturellen Identität
der Russlanddeutschen spielen, sollte man sich deutlich im Klaren darüber sein, dass die
Zukunft der Russlanddeutschen in Russland nur mit der Bewahrung sprachlicher und
kultureller Traditionen einhergehen kann. (siehe: Bedeutung der Sprachbindung; Ch.
Bergner; Umbruch Aussiedlerpolitik).
Die Tendenz zur Anerkennung der deutschen Sprache als Grundlage für die Erhaltung der
Identität der Russlanddeutschen spiegelte sich in den Vorträgen der Internationalen
wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz „Aktuelle Fragen des Lernens und Lehrens
der deutschen Sprache: Sprache als Grundlage für die Identitätssicherung der
Russlanddeutschen“ wider und wurde im Oktober 2009 vom Internationalen Verband der
deutschen Kultur initiiert und durchgeführt.
Die Konferenz diente als Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer Modelle im
Sprachunterricht, für die intensive Zusammenarbeit zwischen den Partnern im
Sprachbereich und für das Bewusstwerden der großen Verantwortung, die die
Russlanddeutschen bei der Bewahrung und Vermittlung der deutschen Sprache in der
Familie und in allen Bereichen der ethnokulturellen Tätigkeit der Begegnungszentren
tragen.
Mit dieser Konzeption wird erstmals versucht, ein umfassendes Bild des Bildungskomplexes
zur Bewahrung von sprachlichen und ethnokulturellen Traditionen der Russlanddeutschen
vorzustellen, der sowohl die Bereiche der ergänzenden außerschulischen Bildung als auch
das Zusammenspiel mit zuständigen Strukturen in der Vorschul-, Schul- und
Hochschulbildung sowie in der Erwachsenenbildung umfasst.
Diese Konzeption soll neue Leitlinien bezüglich der heute bestehenden Formen der
Spracharbeit in der Gemeinschaft der Russlanddeutschen formulieren und einen generellen
Vektor für die unter den aktuellen Bedingungen unumgänglichen und sinnvollen
Neuerungen festlegen.
Diese Konzeption schafft die Voraussetzungen für weitere Untersuchungen und die
Entwicklung eines Maßnahmenkomplexes für das außerschulische Lernen der deutschen
Sprache, die Zusammenarbeit mit staatlichen Bildungsinstituten in Russland und
Deutschland sowie mit Partnerorganisationen in den Ländern der GUS und in Europa.
Die Konzeption wurde auf der Grundlage der Gesetzgebung der Russischen Föderation
(Föderale Gesetze „Über öffentliche Vereinigungen“, „Über national-kulturelle Autonomie“,
„Über Sprachen der Völker der Russischen Föderation“) sowie der neuen Föderalen
Staatlichen Bildungsstandards, der Regelungen des Bundesministeriums des Innern der
Bundesrepublik Deutschland zu Fördermaßnahmen zugunsten der Russlanddeutschen,
des Ministeriums der RF für regionale Entwicklung bei der Umsetzung des Föderalen
Zielprogramms zur Förderung der Russlanddeutschen „Sozialökonomische und
ethnokulturelle Entwicklung der Russlanddeutschen für die Jahre 2008-2012“ entwickelt.
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Diese Konzeption berücksichtigt auch einige Bestimmungen der Europäischen Charta für
Regional- oder Minderheitensprachen und der Charta der autochthonen, nationalen
Minderheiten in Europa – der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV).
1. Aktualität und Problematik der Spracharbeit in der heutigen Zeit
Heute leben die Russlanddeutschen in einem neuen Umfeld: Die Stimmungen und
Bedürfnisse der Russlanddeutschen sowie die Ziele und Aufgaben ihres Engagements
haben sich verändert. In der Gemeinschaft der Russlanddeutschen entwickeln sich aktiv
Prozesse der Selbstorganisation und Selbstverwaltung. Die Frage der Erhaltung der
deutschen Sprache wurde zu einer der aktuellsten und meist diskutiertesten in der
Gemeinschaft der Russlanddeutschen. Das bewusste Interesse und der Bedarf an der
Erhaltung und Weitergabe von Sprache und Kultur in der Familie sind gestiegen. All das
macht ein neues Herangehen bei der Organisation der Spracharbeit erforderlich,
einschließlich einer umfassenden Analyse der Situation im Sprachfeld zur richtigen
Bestimmung eines Vektors für die weitere Entwicklung und die Prioritäten der Projektarbeit.
Dies begründet die Aktualität dieser Konzeption.
Bei der Umsetzung der Programme für ethnokulturelle Bildung mit obligatorischem
Deutschunterricht sind alle in Frage kommenden Formen der Sprach-, Kultur- und
Aufklärungsarbeit als zusammenhängend und in gegenseitiger Wechselwirkung zu
verstehen. Die 2009 durchgeführte Analyse der Spracharbeit der Begegnungszentren und
das ethnosoziologische Monitoring (s. Beiträge der Internationalen wissenschaftlichpraktischen Sprachkonferenz „Aktuelle Fragen des Lernens und Lehrens der deutschen
Sprache: Sprache als Grundlage für die Identitätssicherung der Russlanddeutschen“)
deuten auf folgende im Sprachfeld entstandenen wesentlichen Problemmomente hin:
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
unzureichende Einbeziehung von Deutschkursteilnehmern in die ethnokulturelle
Tätigkeit der Begegnungszentren;
das Fehlen eines Systems der ethnokulturellen Bildung und infolgedessen fehlende
Vermittlung entsprechender Kenntnisse;
Mangel an professionellem Personal, fehlende Personalkontinuität im Bereich der
ethnokulturellen Bildung;
mangelnde Kenntnisse im Bereich der ethnokulturellen Thematik seitens Fachkräfte
der Begegnungszentren und Deutschlehrer;
ungenügende Zusammenarbeit und Hinzuziehung staatlicher Bildungsstrukturen;
schwache Umsetzung von integrierten Formen der Sprach- und ethnokulturellen
Arbeit, die einen Übergang aus der Kategorie der Sprachkursteilnehmer in die
Kategorie der aktiven Anwender der Sprache in einer Projekttätigkeit ermöglichen;
schwaches Monitoring der Sprach- und ethnokulturellen Programme und Projekte;
ein ungenügend effizientes Angebot für Kinder und Jugendliche;
unzureichende Kommunikation mit Partnern, die über bessere Möglichkeiten zur
Verbesserung der Deutschkenntnisse verfügen;
das Fehlen von ausreichender Sprachkompetenz und ethnokulturellen Kenntnissen
bei vielen regionalen Funktionären und Aktivisten in den Begegnungszentren;
Nichteinhaltung der einheitlichen Herangehensweise bei der methodischdidaktischen Sicherstellung der Sprach- und ethnokulturellen Tätigkeit;
das Fehlen einer einheitlichen konzeptionellen Herangehensweise in den Fragen der
Pflege der deutschen Sprache unter Russlanddeutschen.
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Ein ernsthaftes Problem für die Russlanddeutschen ist heute die Frage der Definition der
deutschen Sprache. Eine besondere Rolle bei der Bewahrung der ethnokulturellen Identität
der Russlanddeutschen spielt der Status und die psychoemotionale Anerkennung und
Akzeptanz der Muttersprache. Dabei wird in allen ethnischen Minderheiten eine
„symbolische“ Definition der Muttersprache beobachtet. In soziologischen Forschungen ist
der Prozentansatz der Leute, die sich als Muttersprachler einschätzen, immer viel höher als
der Prozentsatz derjenigen, die tatsächlich in ihrer Muttersprache sprechen.
Deutsch als Muttersprache wurde in Russland in Gebieten mit russlanddeutschen
Siedlungsschwerpunkten bis Mitte der 1990er Jahre in den Schulen unterrichtet. In einer
Situation der Unmöglichkeit des Erlernens der deutschen Sprache als Muttersprache
kommt der Tätigkeit der ethnokulturellen Zirkel und Klubs beim außerschulischen Unterricht
eine große Bedeutung zu.
Bedauerlicherweise schrieben die deutschen Partner, die die deutsche Minderheit in der RF
fördern, zu jenem Zeitpunkt der deutschen Sprache im außerschulischen Bereich
größtenteils den Status einer Fremdsprache zu. Es kam zu einem starken Rückgang in der
Klub - und Zirkeltätigkeit der Begegnungszentren. Dies bewirkte eine wesentliche
Verschlechterung der ethnokulturellen Arbeit in den Begegnungszentren und deren
Möglichkeiten zum Kontakt mit der deutschen Sprache als „Sprache des Herzens und der
Familie“, als „Sprache der Identität“ der Russlanddeutschen.
All das verlagerte das Gewicht in der außerschulischen Spracharbeit mehr in Richtung
Deutsch als Fremdsprache und führte zur Desorientierung der Spezialisten und
Multiplikatoren in der Spracharbeit in den Begegnungszentren der Russlanddeutschen.
2. Hauptziele und –aufgaben
Die Mission der russlanddeutschen Organisationen ist die Förderung der
ethnokulturellen Entwicklung der Russlanddeutschen.
Die Sprache ist dabei ein wichtiges Element der ethnokulturellen Entwicklung.
Das Hauptziel der Spracharbeit ist die Schaffung von Bedingungen für den Erwerb der
Sprache und die Erhaltung der ethnischen Identität der Russlanddeutschen.
Das Ziel dieser Konzeption ist die Förderung eines einheitlichen Sprach- und
ethnokulturellen Raumes der Russlanddeutschen und die Schaffung von Bedingungen für
die ganzheitliche Realisierung der Sprachpolitik im Rahmen der Tätigkeit der
Selbstorganisation der Russlanddeutschen.
Aufgaben:
 Pflege des sprachlichen ethnokulturellen Erbes der Russlanddeutschen;
 Erarbeitung von Sprach- und ethnokulturellen Programmen und Projekten, die auf
den Erwerb und die kontinuierliche Verbesserung der deutschen Sprachkenntnisse
gerichtet sind;
 Schaffung von Motivationsmechanismen für das Erlernen der deutschen Sprache
von Kindern und Jugendlichen;
 Förderung des Deutschlernens vom Vorschul- und Grundschulalter an;
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 Entwicklung von Jugendinitiativen, die auf die Entwicklung der ethnokulturellen
Identität und das intensive Lernen der deutschen Sprache gerichtet sind;
 Zusammenarbeit mit Partnern im sprachlichen Bereich;
 Gebrauch von Möglichkeiten der Sprachausbildung in staatlichen
Bildungseinrichtungen (Kindergarten, Schule, Hochschule);
 Einführung der innovativen Methoden, die auf die Anwendung moderner medialer
Möglichkeiten beim Deutschlernen gerichtet sind;
 Schaffung von Mechanismen zur Übertragung der ethnokulturellen Kenntnisse im
System der Sprachausbildung der Russlanddeutschen;
 Förderung der wissenschaftlichen Forschungen im Bereich der deutschen Sprache
und Kultur, darunter auch der Dialekte der Russlanddeutschen;
 effiziente Nutzung bestehender Informationsressourcen der Russlanddeutschen,
darunter föderale und regionale deutschsprachige Periodika und Internetressourcen;
 Förderung der schöpferischen Betätigung im Bereich deutschsprachiger Literatur,
Kunst und Laienkunst;
 Ausbau des Umsetzungsbereichs der Sprach- und ethnokulturellen Projekte in den
Subjekten der Russischen Föderation mit russlanddeutschen
Siedlungsschwerpunkten;
 Steigerung der Rolle und sozialen Signifikanz der öffentlichen Institute der
Russlanddeutschen in den Fragen der Popularisierung und Einbindung der
deutschen Sprache in die Entwicklung des interkulturellen Dialogs;
 Festigung und Ausbau der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Pflege,
Entwicklung und Nutzung von Muttersprachen.
3. Leitlinien für die sprachliche ethnokulturelle Ausbildung
Bei der Festlegung von Leitlinien für die Spracharbeit ist gegenwärtig eine ganze Reihe von
Überlegungen zu berücksichtigen, die die neuen Gegebenheiten und den veränderten
Rahmenkontext bei der Tätigkeit der Selbstorganisation der Russlanddeutschen und
deutsch-russischen Gemeinschaftsprojekten widerspiegeln.
Die Grundtendenz in der Entwicklung der Sprach- und ethnokulturellen Arbeit von
Begegnungszentren besteht in der aktiven Anwendung der ethnokulturellen Komponente
bei der Spracharbeit und in der aktiven Einbindung der deutschen Sprache in alle Formen
der ethnokulturellen Tätigkeit. Zugleich muss eine enge Abstimmung mit den staatlichen
Bildungseinrichtungen im Bereich der Sprachausbildung für Kinder und Jugendliche und bei
der Ausbildung von Lehrkräften im ethnokulturellen Bereich erfolgen.
3.1. Aktuelle Rahmenbedingungen: Möglichkeiten des Erlernens der deutschen
Sprache in Vorschul-, Schul- und Hochschulausbildung
Die deutsche Sprache ist eine Weltsprache, die in Russland als Fremdsprache aktiv erlernt
wird. Dadurch werden die Einführung und das Erlernen der deutschen Sprache in Schulen
erleichtert. Die deutsche Sprache nimmt traditionell den zweiten Platz bei der Wahl der
zweiten Fremdsprache ein. Deutsch als Muttersprache wurde in den Gebieten mit
russlanddeutschen Siedlungsschwerpunkten bis Mitte der 90-er Jahre erlernt. Diese
Möglichkeit besteht theoretisch auch heute. Sie ist in der föderalen Gesetzgebung der
Russischen Föderation verankert. In den Bildungseinrichtungen sind drei Modelle des
Basislehrplans vorhanden (Stand: Oktober 2009). Einer davon ist speziell auf die
Bedürfnisse der ethnischen Gruppen ausgerichtet (die zweite Variante ist für
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Bildungseinrichtungen vorgesehen, wo der Unterricht auf Russisch abläuft, daneben aber
auch eine der Sprachen der Volksgruppen Russlands erlernt wird). Die Ausbildungsinhalte
implizieren laut diesem Basislehrplan sowohl die Integration einer Person in die Kultur
Russlands und der Welt als auch die Erhaltung und Entwicklung der Nationalkulturen
(ethnische Kulturen). Dies ermöglicht das Erlernen der deutschen Sprache als
Muttersprache in der Grundschule in den Gebieten mit russlanddeutschen
Siedlungsschwerpunkten. In einigen Regionen, wie z. B. in den Regionen Omsk und Altai,
könnte dieses Modell heute angewandt werden.
In Wirklichkeit aber reicht das Niveau der Deutschkenntnisse bei den meisten
Russlanddeutschen nicht für die Einführung der Sprache in den Lehrplan aus.
Derzeit sind ein Defizit an Lehrkräften und das Fehlen von Ausbildungsmechanismen für
die Umsetzung dieser Aufgabe zu beobachten.
Im Rahmen der bestehenden Möglichkeiten der allgemeinbildenden Einrichtungen wird
derzeit eine Kontinuität für das Erlernen der deutschen Sprache durch die Kette
„Kindergarten – Schule – Hochschule“ entwickelt. Die Begegnungszentren der
Russlanddeutschen können diese Kette durch jene Veranstaltungen ergänzen, die im
außerschulischen Deutschunterricht vorgeschlagen werden.
Im System der vorschulischen Bildung (Kindergärten) ist es wichtig, dass Interesse der
Kinder für die deutsche Sprache zu wecken. Gerade hier gibt es die Möglichkeit, das Modell
der bilingualen Ausbildung zu schaffen und/ oder Gruppen für den Deutschunterricht zu
bilden. Die Einführung des Deutschunterrichts als mehrstündiges Fach garantiert die
Erhaltung der Grundkenntnisse des Kindes und das Interesse der Eltern am weiteren
Erlernen der deutschen Sprache in der Schule.
Das Erlernen der deutschen Sprache in der Grundschule im Umfang von zwei
Unterrichtseinheiten wurde bereits in der Föderalen Komponente des Staatlichen
Bildungsstandards im Jahre 2004 festgeschrieben. Der Föderale Staatliche
Bildungsstandard der zweiten Generation für die Grundschule (17.10.2009) hat diese
Position für die Fremdsprache erhalten. Der Fremdsprachenunterricht beginnt in der
2.Klasse und dauert bis einschließlich der 4. Klasse. Zur Sicherstellung der Kontinuität des
Deutschunterrichts beim Übergang der Kinder aus dem Kindergarten in allgemeinbildende
Schulen soll der Unterricht auch in der 1. Klasse auf Kosten von Unterrichtsstunden
fortgesetzt werden, die für die außerschulische Tätigkeit eingeräumt und im Lehrplan der
Grundschule (10 Unterrichtsstunden im Jahr) vorgesehen sind. Das System der
außerschulischen Tätigkeit erlaubt die Einführung verschiedener ethnokultureller
Programme und integrierter Kurse. Dabei kommen die Programme der integrierten Kurse
unter Berücksichtigung der ethnokulturellen Komponente (der Russlanddeutschen) auf der
Basis der allgemeinbildenden Programme der Grundschulbildung entsprechend dem
Föderalen Staatlichen Bildungsstandards für folgende Lehrfächer in Frage: Lektüre,
Umwelt, bildende Kunst und Basteln sowie Musik. Diese Programme werden zur Aneignung
der Grundkenntnisse über nationale russische und russisch-nationale Bikultur auf der
Grundlage der deutschen Kultur beitragen, die Achtung für Geschichte, Traditionen und
Brauchtum der Russlanddeutschen wecken sowie den Stolz auf die multinationale Heimat
und ihre Geschichte, das Bewusstsein der eigenen ethnischen und nationalen
Zugehörigkeit und die Achtung für die Kultur anderer Völker anerziehen und ästhetische
Bedürfnisse, Werte und Gefühle entwickeln.
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In der Hauptschule gab es auch Änderungen. Am 17. Dezember 2010 wurde die
Anordnung Nr. 1897 des Ausbildungsministeriums der RF zur Einführung des Föderalen
staatlichen Ausbildungsstandards der Hauptschule (5-9. Klasse) unterschrieben. Im
Justizministerium wurde diese Anordnung unter der Nummer 19644 am 1. Februar 2011
registriert. In dieser Anordnung sind die erste und zweite Fremdsprache als Schulfächer im
Fachgebiet „Philologie“ vorgesehen. Dies fand eine logische Fortsetzung im Föderalen
staatlichen Bildungsstandard der Oberschule, der am 17.05.2012 unterschrieben wurde.
Die erste und zweite Fremdsprache in der Oberschule kann sowohl für Anfänger als auch
für Fortgeschrittene unterrichtet werden. Außerdem sieht der Föderale staatliche
Bildungsstandard der Oberschule die Fremdsprache als obligatorische Abschlussprüfung
vor (11. Klasse).
Im Hochschulausbildungssystem gibt es einige Möglichkeiten für eine Ausbildung, die
die ethnokulturellen Bedürfnisse der Russlanddeutschen berücksichtigt. Traditionell wird die
ethnokulturelle Ausbildung in drei Bereichen – Sprache, Geschichte und Kultur – realisiert.
Heute ist in der Selbstorganisation der Russlanddeutschen auch die sozialgeisteswissenschaftliche Ausbildung im Beruf „Soziale Arbeit“ gefragt. So wurde die
soziokulturelle Tätigkeit in das System der ethnokulturellen Ausbildung der
Russlanddeutschen als vierte Komponente integriert. Sie berücksichtigt alle Formen und
Wege der Tätigkeit zum Erhalt und zur Entwicklung der sozialen Gruppen (im Kontext der
Sozialpsychologie).
Die optimale Lösung für eine Hochschulausbildung der Russlanddeutschen ist eine
zweckgebundene Aufnahme an russischen Hochschulen auf finanzieller Basis.
In höherem Maße ist dies aber nur in Gebieten mit russlanddeutschen
Siedlungsschwerpunkten möglich. Die zweckgebundene Aufnahme wird entsprechend dem
Punkt 26 der typisierten Vorschrift über die Bildungseinrichtungen der
Berufshochschulausbildung gewährleistet, die durch die Anordnung der Regierung der
Russischen Föderation Nr. 71 vom 14.02.2008 und den Teil Nr. VIII der Anordnung des
Ausbildungsministeriums Russlands Nr. 442 vom 21. Oktober 2009 „Zur Festlegung des
Aufnahmeverfahrens in staatlich akkreditieren Bildungseinrichtungen der
Berufshochschulausbildung“ bekräftigt wurde.
Eine zweite Variante ist die Bildung von Gruppen für das Hochschulstudium auf Verlangen
der Selbstorganisation der Russlanddeutschen hin mit dem Ziel, Fachleute im
ethnokulturellen Bereich auszubilden. Diese Variante kann sowohl auf Budgetbasis als
auch auf einer kommerziellen Grundlage verwirklicht werden. Zu diesem Zweck wurde 2010
von der Selbstorganisation die Gründung eines Hochschulkonsortiums initiiert. Die
Fachleute des Konsortiums arbeiteten ein systemumfassendes Programm der
ethnokulturellen Ausbildung der Russlanddeutschen aus, das drei Ebenen hat und das
Programm der Berufshochschulausbildung zu den genannten Berufen, der Aspiranten- und
Doktorandenausbildung und die Programme zur zusätzlichen Ausbildung und Fortbildung
im ethnokulturellen Bereich einschließt. Das Konsortium wurde international angelegt. Bei
der Tätigkeit des Konsortiums können die Hochschulen der deutschsprachigen Länder und
der europäischen Regionen mitwirken, was unter der Bedingung einer erfolgreichen
Prüfung den Erhalt eines europäischen Diploms ermöglicht.
Die Zusatzausbildung wird an den am Konsortium teilnehmenden Hochschulen je nach
Bedarf der Selbstorganisation der Russlanddeutschen angeboten. Die
Ausbildungsprogramme wurden entsprechend den Standards für die Zusatzausbildung
nach den Zielprogrammen für die Umschulung und Fortbildung (Fachrichtung
Verwaltungspsychologie und Management im ethnokulturellen Bereich) ausgearbeitet und
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adaptiert.
Diese Programme sind als eine Kombination aus Lehr- und Ausbildungsmodule mit
„Präsenz“- und „Distanzphasen“ in der Ausbildung angelegt. Jedes Lehr- und
Ausbildungsmodul hat eine abgeschlossene Struktur und impliziert die Aushändigung eines
staatlichen Referenzdokumentes über die Fortbildung. Nach Abschluss der gesamten
Ausbildung, die von den am Konsortium teilnehmenden Hochschulen realisiert wird, wird
ein Weiterbildungsdiplom ausgestellt. Ein untrennbarer Teil dieser Ausbildung ist der
Studienkurs Deutsch und Geschichte der Russlanddeutschen.
Das systemumfassende Programm der ethnokulturellen Ausbildung ist ein innovatives
Modell. Aufgrund der variativen Komponente des Hochschullehrplans gibt es die
Möglichkeit, spezielle Kurse zur ethnokulturellen Thematik durchzuführen. Dank der
zusätzlichen Ausbildung wird ein breites Spektrum an Teilnehmern sowie die Adaption der
akkreditierten Programme für den Auftraggeber erreicht. Aufgrund der komplexen
Herangehensweise, die wirksame, historische-kulturelle und kontextbezogene Zugänge
impliziert, erhalten alle Teilnehmer an diesem Bildungsprozess das Verständnis und die
Fähigkeit dafür, die Methodiken den Zielen der ethnokulturellen Ausbildung anzupassen.
Das Programm erfordert eine ausführliche Beobachtung, um es weiter verbessern zu
können.
Bild 1. Modell der ethnokulturellen Ausbildung.
Die neue Vision der ethnokulturellen Ausbildung
Kulturologie
Uni 3
Linguistik
Uni 4
Sprache
Sozialarbeit
Ethnokulturelle
Ausbildung
Deutsch
Uni 2
Geschichte
Management
Uni 5
Kultur
Sozialarbeit
Uni 1
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Schlussfolgerungen
Die Standards der zweiten Generation gewährleisten den Sprachpluralismus und sind unter
Berücksichtigung der regionalen, nationalen und ethnokulturellen Bedürfnisse der
Volksgruppen der Russischen Föderation geschaffen worden. Zu vermerken ist eine
positive Dynamik bei der Erweiterung der Möglichkeiten für das Erlernen der deutschen
Sprache als Fremdsprache im Schulbildungssystem in der Russischen Föderation.
Das Nutzen dieser Chancen ermöglicht Kindern und Jugendlichen das Sprachniveau A2
(elementare Sprachverwendung) in der 9. Klasse und B1 (selbstständige
Sprachverwendung) in der Oberschule (laut Europäischem Referenzrahmen) zu erreichen.
Das Erlernen der zweiten Fremdsprache liegt in der regionalen und schulischen
Kompetenz. Die Stundenzahlen für den Deutschunterricht und für die Tätigkeit der Zirkel
zum Erlernen der deutschen Sprache als zweite Fremdsprache können sich deshalb
wesentlich voneinander unterscheiden, sogar innerhalb einer Stadt.
Die neuen Standards gewährleisten die Möglichkeit, Deutsch sowohl als erste als auch als
zweite Fremdsprache zu wählen.
Die Auswahl einer Fremdsprache zum Erlernen in der Schule ist durch die Gesetzgebung
der Russischen Föderation bedingt. In vielerlei Hinsicht hängt die Auswahl der deutschen
Sprache als Fremdsprache von den Russlanddeutschen ab: Den Eltern und
gesellschaftlichen Strukturen der Russlanddeutschen. Dabei wird es Letzteren empfohlen,
mit den Bildungseinrichtungen konsequent zusammenzuarbeiten und mit den Schulleitern
und Deutschlehrern stets in Kontakt zu stehen. Die Deutschlehrer, die in den Schulen
unterrichten, sind oft als Fachkräfte in den Begegnungszentren der Russlanddeutschen
tätig. Die Auswahl der deutschen Sprache als Fremdsprache hängt auch von ihrem
Ansehen unter den Schülern und Eltern sowie von ihren gegenseitigen Beziehungen mit
den Kollegen in der Schule und der Schulleitung ab.
- Unter Berücksichtigung der Situation und des Status der deutschen Sprache in jeder
einzelnen Region mit russlanddeutschen Siedlungsschwerpunkten ist die Bildung von
Gruppen in den Vorschuleinrichtungen möglich. Hier gibt es die Möglichkeit, den bilingualen
Unterricht in den russlanddeutschen Siedlungsschwerpunkten oder den Deutschunterricht
als ein einzelnes Fach zu wählen. Diese Option scheint die einfachste zu sein,
berücksichtigt sie doch das aktuelle Niveau der Deutschkenntnisse in den Familien der
Russlanddeutschen. Sie dient ebenfalls als ein Motivationsmechanismus bei der Wahl der
deutschen Sprache für das Erlernen in der Schule.
- Die Umsetzung des komplexen Programms der ethnokulturellen Ausbildung der
Russlanddeutschen im Rahmen des Konsortiums der Hochschulen kann als ein aktueller
Mechanismus der Vorbereitung von Fachkräften und der Sicherung der Personalnachfolge
im ethnokulturellen Bereich betrachtet werden. Bei der Umsetzung dieses Programms ist
wichtig, alle drei Ebenen der Vorbereitung zu gewährleisten und die Komplexität des
Programms zu beachten. Zu berücksichtigen ist zudem auch die Zusammenarbeit auf allen
Ebenen der Programmumsetzung der Kette des Zusammenwirkens „Begegnungszentrum
der Russlanddeutschen – Student/ Gruppe – Hochschule“. Das Programm der
ethnokulturellen Ausbildung wird unter der Bedingung ihrer richtigen Umsetzung
konsequent und effektiv die Grundkomponenten der Struktur der ethnischen Identität
(kognitiv und affektiv) beeinflussen und die Lebensfähigkeit der ethnischen Gruppe der
Russlanddeutschen garantieren.
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3.2. Ethnokulturelle Spracharbeit in den gesellschaftlichen Organisationen
(Begegnungszentren) der Russlanddeutschen
Die eindeutige Dominante in der Tätigkeit der Begegnungszentren bildet die ethnokulturelle
Ausrichtung aller Tätigkeitsarten. Die Vielfältigkeit der Formen der ethnokulturellen
Spracharbeit in den Begegnungszentren gewährleistet die Teilnahme verschiedenaltriger
Gruppen der Russlanddeutschen an der Arbeit der Begegnungszentren:




die ältere Generation, die das kulturelle und sprachliche Erbe ihrer Ethnie behalten
konnte;
die mittlere Generation, die dieses Erbe aus Gründen, die nicht von ihr abhängen,
mehrheitlich eingebüßt hat;
Jugendliche mit aktivem Interesse sowohl an der modernen deutschen Sprache und
Kultur, als auch an der Geschichte, Kultur und Sprache (Dialekte) der
Russlanddeutschen;
Kinder, deren Interesse für Sprache und Kultur aktiv über das System von
Sonntagsschulen in den Begegnungszentren, über die Freizeitgestaltung und
schöpferische Betätigung gefördert wird.
Die ethnokulturelle Komponente in der Tätigkeit der Begegnungszentren (BZ) wird über die
Arbeit der Klubs und Zirkel sowie über heimatkundliche und wissenschaftliche
Forschungsarbeit, deutsche Sprachkurse sowie im Rahmen anderer Formen der
Projektarbeit der BZ realisiert. Im Rahmen der Klub- und Zirkelarbeit werden historischheimatkundliche und projektwissenschaftliche Aufgaben in den Vordergrund gestellt, die
sich in den Arbeitsplänen widerspiegeln. Die Effizienz dieser Tätigkeit zeigt sich in der
Dokumentation und Präsentation auf den gemeinsamen Veranstaltungen von
Kursteilnehmern und Besuchern der Begegnungszentren.
Das ermöglicht, die selbstständige Lerntätigkeit der Kursteilnehmer und der aktiven
Teilnehmer verschiedenaltriger Gruppen in den Begegnungszentren zu koordinieren und zu
integrieren.
Das Interesse für Sitten und Bräuche der Russlanddeutschen im Bereich Alltagsleben,
Familientraditionen, Handwerk, angewandte Kunst und Dialektgebrauch soll nicht nur den
Arbeitsinhalt der BZ bereichern, sondern auch die Kursprojekte der Kursteilnehmer, die zum
Unterhaltungsangebot der BZ einen Beitrag leisten können, indem sie eine
deutschsprachige Atmosphäre schaffen.
Eine solche Akzentsetzung soll die Koordinationstätigkeit für die Erhaltung und
Unterstützung der Ethnokultur der Russlanddeutschen erleichtern.
Die Deutschkurse haben im Laufe vieler Jahre objektiv eine Schlüsselstellung in der
Spracharbeit in den Begegnungszentren der Russlanddeutschen eingenommen. Die Kurse
bieten die Möglichkeit eines kostenfreien Erwerbs von Deutschkenntnissen bis zur Stufe A2
der Fremdsprachenbeherrschung.
Die Kurse werden auf der Basis des Lehrbuches „Hallo Nachbarn!“ (Neu) durchgeführt, das
speziell für Russlanddeutsche ausgearbeitet wurde. Seit 2007 basieren die Sprachkurse für
Kinder und Jugendliche auf den Lehrbüchern „Tamburin“ und „Planet“. An den Kursen
können Russlanddeutsche, deren Familienmitglieder (mehr als 70% der Kursteilnehmer)
sowie auch ihre „Nachbarn“ bzw. Vertreter anderer Nationalitäten, die am Erlernen der
deutschen Sprache Interesse haben, teilnehmen.
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In letzter Zeit ist ein nicht sehr großes Interesse an den Deutschkursen und ein nicht immer
positives Image dieser Kurse in den meisten Regionen Russlands zu beobachten. Der
Grund kann sowohl in der schwachen Werbekampagne seitens der Begegnungszentren der
Russlanddeutschen und im Unvermögen, das Interesse der Russlanddeutschen für die
Deutschsprachkurse zu wecken, gesehen werden, als auch im Fehlen jener inneren
Dynamik, die den Übergang zu einem Lehrbuch, dem ein kompetenzbasiertes Modell
zugrunde liegt, charakterisieren soll. Die Akzentverschiebung von der Methode der
Grammatik und Übersetzung hin zur kommunikativen Unterrichtsmethode spiegelt sich
noch nicht in der Arbeit der Lehrer wider. Die Ausrichtung auf das Ergebnis des
Lernprozesses findet noch keine objektive Bestätigung, die für die Kursteilnehmer einen
ernsthaften Impuls zur Erreichung besserer Ergebnisse bilden könnte. Als so ein Impuls
könnte die Erteilung eines entsprechenden Zertifikats über den Abschluss der Kurse
fungieren. Als ein anderer Impuls könnte sich die Möglichkeit des weiteren Deutschlernens
auf einer höheren Ebene im Rahmen der Bildungs- und Sprachprogramme eines Partners –
das Goethe-Institut – erweisen.
Das Streben der Sprachkursteilnehmer nach der Bewahrung ihrer ethnischen Identität setzt
das Vorhandensein von Lehrmaterialien voraus, die die Aspekte der historischen und
zeitgenössischen Ethnokultur der Russlanddeutschen widerspiegeln. Das Fehlen
entsprechender Materialien im Lehrbuch wird als Bildungsdefizit bei der Bewahrung und
Pflege der ethnischen Selbstidentifikation empfunden. Deswegen ist die Einführung der
ethnokulturellen Materialien in den Deutschunterricht die vordringliche Aufgabe für die nahe
Zukunft. Ein besonderes Augenmerk soll dabei der Zweckmäßigkeit bei der Anwendung
von Multimedia-Tools und der Gewährleistung der Lernzweckmäßigkeit sowie des positiven
Einflusses auf die qualitative Steigerung von Indikatoren der Beherrschung der deutschen
Sprache zukommen.
Die Ausrichtung der Sprachkurse auf die Erlangung einer Stufe des gemeinsamen
europäischen Referenzrahmens trägt zur Integration der Russlanddeutschen in den
gesamteuropäischen Kontext bei. Die Sprachkurse erweitern den Gesichtskreis
deutschsprechender Bewohner Russlands und sind in diesem Sinne ein unikales
Instrument für ein gesteigertes Interesse und zur Motivation für die Beherrschung einer der
führenden europäischen Sprachen.
Ethnokulturelle Sprachzirkel und -klubs arbeiten überall in den Begegnungszentren auf
der örtlichen und regionalen Ebene und bieten sowohl den älteren (Seniorenklubs) als auch
den mittleren und jüngeren Generationen der Russlanddeutschen die Möglichkeit an, sich
auf Deutsch zu unterhalten. Die Zirkel und Klubs gewährleisten das Erlernen der
russlanddeutschen Literatur, des Kulturerbes, der Geschichte und Genealogie,
Landeskunde und Heimatkunde, schöpferischer Handwerke usw. und sehen die Möglichkeit
vor, sich auf Deutsch zu unterhalten. In einigen Fällen stellen die Zirkel und Klubs nach
dem Erwerb von Deutschkenntnissen der Stufe A2 ein weiteres Niveau für das Erlernen der
deutschen Sprache zur Verfügung und tragen zur Entwicklung der Sprechfertigkeit bei.
In letzter Zeit wächst das Interesse an der Gründung von Familienklubs, die das Ziel haben,
zum Gebrauch der deutschen Sprache im Familienkreis zu motivieren und die Familien der
Russlanddeutschen für die Aktivitäten der Begegnungszentren zu gewinnen. Die Lösung
dieser Aufgabe verlangt nach einer tief reichenden Durcharbeitung des allgemeinen
Modells der „Aufnahme“ der deutschen Sprache in den Alltag der verschiedenen
Generationen. Das große Potenzial ist in diesem Sinne in den Familien der Kursteilnehmer
zu finden, die eine Grundlage für die Erarbeitung und Adaptierung dieses Modells sein
13
könnten. Eine der notwendigen Bedingungen wäre, dass alle Familienangehörigen Deutsch
in den verschiedenen Formen lernen, wie sie von den Begegnungszentren angeboten
werden: Von Kindergruppen und Sonntagsschulen bis zu den Kursen für Erwachsene. Für
die Begegnungszentren soll das zu einem der wirksamsten Mechanismen für den Start der
Tätigkeit der Familienklubs werden.
Die Schwierigkeit der Gewährleistung von qualitativ guten Inhalten der Tätigkeit von Zirkeln
und Klubs ist durch den Mangel an Fachleuten bedingt, die ethnokulturelle Kenntnisse
besitzen. Andererseits ist das Vorhandensein von speziellen Programmen für die Tätigkeit
solcher Zirkel auch ein Problem. Die Qualität der Tätigkeit solcher Zirkel hängt in vielerlei
Hinsicht vom engagierten Lehrer ab, der die Thematik gut kennt und über ein
Autorenlehrprogramm verfügt.
Die Form der Sonntagsschule für Kinder bietet die Möglichkeit zur Förderung des
Interesses am Erlernen der deutschen Sprache vom frühen Vorschulalter an. Heute ist
diese Form nur schwach in die regelmäßige Tätigkeit der Begegnungszentren integriert,
was die Gewinnung der Kinder für diese Tätigkeit negativ beeinflusst.
Die Sonntagsschulen gewährleisten die Möglichkeit für verschiedenaltrigen
Gruppenunterricht (3–16 Jahre). In der Regel wird der Unterricht in der Sonntagsschule
einmal pro Woche durchgeführt (am Sonntag). Der Lehrplan wird für das ganze Jahr
zusammengestellt und schließt Fächer aus dem kreativen und sprachlichen Bereich mitein.
Im Deutschunterricht werden kommunikative und spielerische Methoden angewandt. Die
Programme für Sonntagsschulen sind auf eine Projekttätigkeit ausgerichtet und nutzen
dafür aktiv den Kalender für Feste und Bräuche der Russlanddeutschen.
Schlussfolgerungen
Das Vorhandensein der oben genannten Formen der außerschulischen sprachlichen und
ethnokulturellen Arbeit mit den Vertretern der deutschen Minderheit und ihrer Umgebung
dient unter der Voraussetzung ihrer effektiven Anwendung als ein effizienter Anstoß für die
Bewahrung ethnischer Identität und der Entwicklung der Ethnokultur der russlanddeutschen
Gemeinschaft. Nicht selten hat das Zusammenspiel zwischen diesen Tätigkeitsarten der BZ
sowohl inhaltlich wie auch organisatorisch einen sporadischen Charakter oder ist überhaupt
nicht vorhanden. Angewandt in einem System, gewährleisten sie die Nachfolge der
außerschulischen Sprachbildung und die Arbeit mit allen Alterskategorien der
Russlanddeutschen.
Die Aufgaben zur Beseitigung der genannten Defizite liegen in folgenden Bereichen:
Erhöhung der Effektivität von Sprachkursen und ethnokulturellen Zirkeln:
 Durchführung von Wettbewerben unter den Kursteilnehmern und das Angebot
für die Teilnahme an Intensivkursen (Sprachniveaus ab A2);
 Organisation von Wettbewerben für Projekte unter den Kurs- und
Zirkelteilnehmern und ihre Durchführung in den Begegnungszentren der
Russlanddeutschen;
Einführung
der kombinierten Unterrichtsformen in den Sprachkursen für

Jugendliche (Blended-Learning-Kurse);
Begleitung
der Deutschlernenden via Internet (die Organisation der

Onlineanmeldung für Sprachkurse, der Onlineberatungen auf dem Info-Portal
„RusDeutsch“ auf der Internetseite der deutschen Sprachkurse
14
„RusDeutsch.kurse.ru“);
 Verbesserung der Werbekampagne für die Gewinnung der
Russlanddeutschen zur Teilnahme an deutschen Sprachkursen;
 strikte Einhaltung des Formats für die objektive Bewertung der Leistungen von
Kursteilnehmern auf der Grundlage von Tests.
Steigerung des fachlichen Niveaus und der Verantwortung der Deutschlehrer für die
Effizienz des Lernprozesses:
 die Einführung innovativer Ansätze im Rahmen des Kompetenzparadigmas durch
das vorhandene System der Multiplikatoren;
 Erstellung eines methodischen Profils für die Deutschlehrer zur Selbstreflexion
der Effizienz des Lehrprozesses;
Durchführung
von Berufsmeisterschaften unter den Deutschlehrern mit dem

Angebot von Fortbildungsmöglichkeiten im Rahmen der Programme des
Goethe-Instituts;
 Durchführung überregionaler/ internationaler Konferenzen zu aktuellen Fragen
der Aneignung der deutschen Sprache und Ethnokultur mit Einladung von
Kollegen aus Deutschland bzw. aus Ländern Europas, wo es die
Konzeptionen zur Erhaltung der Sprachen ethnischer Minderheit gibt;
 Erfahrungsaustausch der bei Kursen tätigen Deutschlehrer mittels der
Informationsressourcen der Russlanddeutschen (Portal „RusDeutsch“,
Internetseite der deutschen Sprachkurse „RusDeutsch.kurse.ru“);
 regelmäßige Informierung der Deutschlehrer über die aktuellen
Entscheidungen und Erarbeitungen des Sprachrates der Selbstorganisation
und deren Einführung in den Lernprozess;
 Entwicklung eines effektiven Feedbackkanals auf der Grundlage von Analysen
und Bewertungen des praktischen Unterrichts in den Klubs und Zirkeln;
 Berichte der Multiplikatoren über die durchgeführten Seminare mit
konstruktiven Vorschlägen zur Verbesserung der Sprachkurse.
Integration der ethnokulturellen Komponente in den Prozess des Lernens der
deutschen Sprache in den Sprachkursen:
 Auswahl und Didaktisierung der ethnokulturellen Materialien;
 Ausbildung der Multiplikatoren im Bereich der Verfahren der Didaktisierung
ethnokultureller Materialien;
 Integration der ethnokulturellen Projekte, die auf der Anwendung der
Methoden der selbstständigen Hauslektüre und auf den selbstständigen
Forschungsaufgaben der Kurs- und Zirkelteilnehmer basieren, in die
Unterrichtsinhalte mit anschließender Präsentation der Materialien im
Unterricht und in den Begegnungszentren;
 Anwendung der modernen Technologien im Lernprozess durch die an die
Kurs- und Zirkelteilnehmer „delegierte“ Aufgabenstellung, landeskundliche
und ethnokulturellen Materialien zu recherchieren (mit anschließender
Präsentation);
 Kommunikation in deutscher Sprache mit Landsleuten, die in Deutschland
leben, durch soziale Netzwerke und bei der Durchführung der Projekte im
Rahmen des Partnerschaftsprogramms.
Entwicklung von Mechanismen für die Zusammenarbeit der Kurs- und
15
Zirkelteilnehmer und der Tätigkeit der Begegnungszentren:
 Koordinierung der Pläne für die ethnokulturelle Thematik und ihre
Widerspiegelung in den Richtlinien für Zusammenarbeit;
 Einbeziehung der Kursteilnehmer in die Aktivitäten der BZ;
 selbstständige Durchführung von Projekten durch die Kursteilnehmer für und
mit den Begegnungszentren;
 Vorführung von Materialien mit ethnokulturellem Inhalt (BZ) in den
Sprachkursen;
 Einbeziehung der Kursteilnehmer in die Projekttätigkeit der BZ;
 Organisation gemeinsamer Veranstaltungen (Begegnungszentren und
Schulen, Begegnungszentren und Hochschulen);
 Zusammenarbeit mit den Sprachlernzentren (Partner des Goethe-Instituts in
den Regionen) und den Sprachassistenten des Goethe-Instituts.
3.3. Spracharbeit mit der ethnokulturellen Komponente auf der überregionalen und
föderalen Ebene
Im heutigen „Sprachfeld“ der Russlanddeutschen kommt der Projektarbeit auf der
überregionalen und föderalen Ebene eine unschätzbare Bedeutung zu. Hier zieht sich die
Spracharbeit wie ein roter Faden durch alle Maßnahmen, insbesondere wenn wir über die
Herausbildung der ethnischen Elite sprechen.
Im System der Organisation der sprachlichen und ethnokulturellen Arbeit im Rahmen der
Tätigkeit der Selbstorganisation der Russlanddeutschen wird ein besonderes Augenmerk
auf die Schaffung von Motivationsmechanismen für das Erlernen der deutschen Sprache
und auf das Gemeinschaftsgefühl der Russlanddeutschen gelegt. Gleichzeitig müssen die
aktiven Kurs- und Zirkelteilnehmer und Sieger der regionalen Wettbewerbe gefördert
werden. Dafür werden Formen überregionaler Projekte wie ethnokulturelle Sprachlager,
Familientreffen, Treffen der Generationen, Festivals, Tage der deutschen Kultur sowie
russlandweite Wettbewerbe zur Sprache, Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen
und deutsch-russische Partnerschaftsformen der gesellschaftlichen Organisationen
angewandt.
Ethnokulturelle Sprachlager werden seit 1996 durchgeführt und sind einer der
Motivationsmechanismen für die Einbeziehung der Jugendlichen in die Begegnungszentren
und Popularisierung der deutschen Sprache. Die ethnokulturellen Sprachlager sind auch
eine Förderungsmöglichkeit für Jugendliche, die aktiv an der Tätigkeit der
Begegnungszentren und Jugendklubs teilnehmen oder Sieger der ethnokulturellen
Sprachwettbewerbe in den Regionen sind. Die Auswahl der Teilnehmer basiert sowohl auf
den Empfehlungsschreiben der Begegnungszentren und der Überregionalen
Koordinierungsräte der Russlanddeutschen (ÜKR) als auch auf der freien Ausschreibung in
den Massenmedien der Russlanddeutschen.
Heute bestehen folgende Problemfelder:
• die Kurzzeitigkeit des Sprachlagers;
• formelle Nutzung der deutschen Sprache außerhalb des Sprachunterrichts, fehlende
Mechanismen für die Entwicklung einer natürlichen Motivation für die Nutzung von
Deutsch im Raum des Sprachlagers;
• eintöniges Format des regionalen und föderalen Sprachlagers;
16
• das Fehlen eines straffen Systems bei der Auswahl des pädagogischen Personals
und der Teilnehmer der Sprachlager;
• Mangel an fachlicher Ausbildung des pädagogischen Personals für die Spezifik der
Sprachlager.
Vorschläge zur Verbesserung der Sprachsituation in Sprachlagern:
• Entwicklung einer neuen Konzeption für ethnokulturelle Sprachlager auf
verschiedenen Ebenen (regionale, überregionale und föderale Ebene) mit der
deutlichen Bestimmung von Zielen, Inhalten und Komponenten der
Organisationsstruktur durch Bildung einer Arbeitsgruppe und Durchführung eines
Workshops zur Entwicklung von Verfahren zur Vertiefung in das sprachliche und
ethnokulturelle Umfeld;
• Durchführung einer Reihe von richtungsweisenden Workshops für die
Organisatorenteams der regionalen Lager;
• Durchführung von zwei richtungsweisenden Workshops für das Organisatorenteam
des föderalen Lagers (ein Schulungsworkshop ein halbes Jahr vor Beginn des
Lagers und ein Einführungsworkshop unmittelbar vor Lagerbeginn);
• Durchführung eines Wettbewerbs der pädagogischen Teams (auf föderaler Ebene),
Lagerprogramme und methodische Ausarbeitungen im Sinne der neuen Konzeption
über Sprachlager;
• Ausarbeitung einer Monitoringstruktur zur Effektivität der ethnokulturellen
Spracharbeit.
Familientreffen. Die Familie spielt bei der Erhaltung der ethnokulturellen Traditionen eine
maßgebliche Rolle, denn die Bewahrung der Sprache ist eine Bedingung für
Lebensharmonie und erzieht die Familien zur Notwendigkeit des Erlernens der
Muttersprache. Ein wichtiger sozio-psychologischer Mechanismus zur Bewahrung der
Sprache in der Familie ist die Übernahme von Verantwortung durch die Eltern für die
Schaffung der sprachlichen Atmosphäre in der Familie. Um eine psychologisch angenehme
Situation für alle Familienangehörigen zu schaffen, müssen sozialpsychologischen
Arbeitsformen mit den Familien zusammen eingeführt werden und die Familien müssen in
die Aktivitäten der Selbstorganisation der Russlanddeutschen einbezogen werden. Das
Potenzial der Familien wird nicht in vollem Maße in den Begegnungszentren der
Russlanddeutschen angewandt, weshalb man auf überregionaler Ebene durch die ÜKR im
Jahre 2010 das innovative Projekt zur Arbeit mit den Familien (Familientreffen) ins Leben
rief. Die Organisation der Familientreffen basiert auf dem Prinzip der gemeinsamen Aktivität
aller Familienangehörigen zum Erwerb der Kultur und Traditionen, zum Erlernen der
Sprache und Geschichte des Volkes und der eigenen Familie und zur Harmonisierung der
Kinder- und Elternverhältnisse. Das Projekt impliziert einen soziokulturellen
Erfahrungsaustausch, die Präsentation der Traditionen der eigenen Region, die Annahme
von Werten der ethnokulturellen Bildung und ein Gefühl der Zugehörigkeit zum eigenen
Volk. Wichtig sind auch die gemeinsame Vorbereitung und das gemeinsame Feiern der
Feste (keine Nachahmung, kein Anlernen, sondern eben die Co-Existenz der Traditionen).
Eine Komponente bei den Familientreffen ist die Aktivitätsplanung der Familie im
ethnokulturellen Raum (die Zusammenarbeit mit BZ und Teilnahme an
Bildungsprogrammen usw.).
Im Rahmen der Familientreffen wird die deutsche Sprache innerhalb der Familie gelernt. In
diesem Zusammenhang ist die Erarbeitung von didaktischen Materialien für den Unterricht,
für die Hauslektüre und für das selbstständige Erlernen der deutschen Sprache in der
Familie nötig.
17
Auf der regionalen und föderalen Ebene sind verschiedene Varianten von Familientreffen
möglich: Familien aus einer Region, Familien aus verschiedenen Regionen mit gleichem
Familiennamen und Familien aus Russland und Deutschland (Russlanddeutsche).
Die Teilnehmer für diese Familientreffen werden von den ÜKR der Russlanddeutschen (RD)
ausgewählt. Das Programm wird von den Fachkräften des IVDK vorbereitet und
durchgeführt.
Die russlandweiten Wettbewerbe sind einer der stärksten Motivationsmechanismen zum
Erlernen und zur Verbesserung der Kenntnisse der deutschen Sprache und Kultur. Solche
Wettbewerbe erhöhen das Ansehen der Russlanddeutschen in der russischen
Bürgergesellschaft, geben einen Anstoß zur gesunden Konkurrenz zwischen den BZ und
ÜKR der RD, ermöglichen die Präsentation der gesellschaftlichen Organisationen der RD,
erlauben, neue Namen zu entdecken und beziehen sie in die Tätigkeit der
gesellschaftlichen Organisationen ein.
Formen der Partnerschaften. Eine besondere Bedeutung in der heutigen Entwicklung der
Selbstorganisation der Russlanddeutschen gewinnt die Partnerschaft mit Landsleuten, die
in Deutschland leben. Die Partnerprojekte sind sowohl ein Anstoß zum Erlernen der
deutschen Sprache als auch eine Möglichkeit zur Suche und Entwicklung von Kontakten mit
Fachleuten im ethnokulturellen Bereich. Die Treffen im Rahmen der Partnerschaft
gewährleisten den Erfahrungsaustausch zwischen den Fachleuten und der schaffenden
Intelligenz der RD.
4. Faktoren zur Verbesserung der sprachlichen und ethnokulturellen Ausbildung
Die oben beschriebenen Formen zur Unterstützung der sprachlichen und ethnokulturellen
Ausbildung stellen ein komplexes System dar. Sie implizieren sowohl die staatlichen
Formen der Unterstützung in der RF als auch die Bildungsmöglichkeiten, die den
Russlanddeutschen seitens der deutschen Bundesregierung zur Verfügung gestellt wurden.
Sie fordern eine aktive Einstellung seitens der Selbstorganisation der RD und der
Russlanddeutschen selbst. Ungeachtet der vorläufigen Erfolge bei der Stärkung der
Motivation zum Erlernen der deutschen Sprache und der Einführung der ethnokulturellen
Komponente ist die Weiterentwicklung aller Ketten der Ein- und Zusammenwirkung für die
Schaffung eines stabilen einheitlichen sprachlichen und ethnokulturellen Bildungsraumes
der RD und eine Verbesserung der Qualität nötig.
Staatliche Bildungseinrichtungen
„Sprachgruppen“ in den Kindergärten
„Sprachgruppen“ in den Schulen
(Vorschule)
Deutsch als erste Fremdsprache (in der
Schule);
Deutsch als zweite Fremdsprache (nach
Englisch)
Hochschulausbildung im ethnokulturellen
Bereich für junge Leute im Rahmen des
Konsortiums der Hochschulen
Gesellschaftliche Organisationen der RD
Sprachzirkel in den Sonntagsschulen
Sprachzirkel, -plätze und Sonntagsschulen
Deutsche Sprachkurse für Jugendliche;
Ethnokulturelle Sprachlager/
Jugendaustausche
Praktika in den gesellschaftlichen
Organisationen, Teilnahme an der
Projektarbeit und wissenschaftlichpraktischen Konferenzen
18
Zusätzliche Ausbildung und
Fortbildungskurse für Fachkräfte und
Aktivisten der Begegnungszentren
Ausbildung im „Dritten Alter“
Deutsche Sprachkurse für Erwachsene,
Familientreffen, Treffen der Generationen,
Konferenzen
Ethnokulturelle Zirkel und Klubs,
Sozialprojekte
Eine stabile ethnokulturelle Entwicklung kann sowohl durch die Erhöhung des Status der
deutschen Sprache unter den Russlanddeutschen als auch durch eine Prestigesteigerung
in der Bevölkerung gewährleistet werden.
Die Vorbereitung der Fachleute mit Kenntnissen im ethnokulturellen Bereich wird auf den
Inhalt und die Qualität der Maßnahmen einwirken. Es ist zu betonen, dass die
Multiplikatoren für Spracharbeit im Mittelpunkt der Qualitätssicherung stehen. Dabei muss
berücksichtigt werden, dass sie ihre Multiplikatoren-Funktion nicht nur für die DeutschlehrerKollegen ausführen, sondern auch für Eltern, Schüler, Schulleitung und die Öffentlichkeit.
Die Kursteilnehmer müssen die Möglichkeit für eine kontinuierliche Sprachausbildung
bekommen. Die Arbeit der Selbstorganisation, der Fachräte und Assoziationen soll von
systematischer Art sein. Die Zusammenarbeit mit den Partnern wird durch eine
gemeinsame Ausarbeitung der konzeptuellen Entscheidungen, durch ein kollegiales Treffen
der Entscheidungen und deren gemeinsame Realisierung gewährleistet.
Die Finanzressourcen sind ebenfalls ein Faktor, der die Stabilität und Qualität des oben
beschriebenen, umzusetzenden Bildungskomplexes beeinflusst. Hier gibt es noch Potenzial
für eine effizientere Anwendung der Mittel im Rahmen der bestehenden Finanzierung.
Zur Unterstützung der aktiven Zusammenarbeit mit den Fachleuten im Bereich der
sprachlichen und ethnokulturellen Ausbildung der RD und der Entwicklung einer festen
Lobby in den staatlichen Bildungseinrichtungen wurde von den Teilnehmern der
Internationalen wissenschaftlich-praktischen Sprachkonferenz „Aktuelle Fragen des
Lernens und Lehrens der deutschen Sprache: Sprache als Grundlage für die
Identitätssicherung der Russlanddeutschen“ im Jahre 2009 die Gründung der
„Gemeinschaft der Deutschlehrer“ vorgeschlagen. Dieser Vorschlag wurde von der
Selbstorganisation der RD unterstützt und bekräftigt. Die Gründung der Gemeinschaft
gehört zu den Aufgaben der Selbstorganisation in naher Zukunft (Anmerkung: Die
Gemeinschaft der Deutschlehrer im Rahmen der IVDK-Tätigkeit wurde im Juni 2011
gegründet).
Zu betrachten ist auch die Frage der Gründung des Instituts für ethnokulturelle Bildung, um
die Ausarbeitung und Approbation der Bildungsmodelle der RD zu gewährleisten
(Anmerkung: Das Institut für ethnokulturelle Bildung - BiZ existiert seit 2013).
5. Mechanismen für die Umsetzung der Konzeption
Der Mechanismus für die Umsetzung der Konzeption sieht eine gemeinsame Mitwirkung
der Auftragnehmer, Vertreter aller Ebenen der Selbstorganisation der Russlanddeutschen
und der Partner bei der Durchführung von Programmmaßnahmen und der Koordinierung
von Aktivitäten aller Teilnehmer der Sprach- und ethnokulturellen Arbeit vor.
Die Koordination der Spracharbeit auf föderaler Ebene wird vom Sprachrat
19
übernommen, der durch die Organe der Selbstorganisation der Russlanddeutschen
gegründet wurde. Der Sprachrat betrachtet die erarbeiteten methodischen Materialien,
begutachtet sie und trifft Entscheidungen zur weiteren Förderung der Erarbeitungen. Der
Sprachrat legt den leitenden Strukturen der Selbstorganisation der Russlanddeutschen
wichtige Entscheidungen zur Erarbeitung und Einführung innovativer Sprachprogramme
sowie für die Planung der Spracharbeit auf der föderalen Ebene zur Betrachtung vor.
Einzelne Aufgaben bei der methodisch-didaktischen, organisatorischen und
informationsmäßigen Begleitung auf Projektebene werden über die föderalen
Organisationen der Russlanddeutschen und das Methodisch-didaktische Zentrum des BiZ
(Anmerkung: Seit 2013 – Das Institut für ethnokulturelle Bildung - BiZ) abgewickelt.
Die Spracharbeit auf überregionaler Ebene wird durch die Überregionalen
Koordinierungsräte (ÜKR) realisiert und von den Koordinatoren der Pilotprojekte (PP) und
Multiplikatoren für Spracharbeit betreut. Die Multiplikatoren für die Spracharbeit können an
der Tätigkeit der ÜKR als Vertreter ihrer Begegnungszentren sowie auch als Begutachter
für regionale Sprachprojekte und Gestaltung der regionalen Sprachpolitik teilnehmen.
In der Praxis bestätigen die ÜKR die Budgets der BZ antragsgemäß und erstellen dann
einen Auftrag für prioritäre Richtungen in der Sprach- und ethnokulturellen Arbeit in der
jeweiligen Region. Der ÜKR wirkt bei der Gestaltung der Projektarbeit auf der föderalen und
internationalen Ebene durch die Präsentation der Vorschläge einer jeweiligen Region auf
der Sitzung der Führungsorgane der Selbstorganisation mit. Auf regionaler und lokaler
Ebene wird die sprach- und ethnokulturelle Arbeit von russlanddeutschen
Begegnungszentren abgewickelt. Zum Bereich der prioritären Richtungen bei der Tätigkeit
der BZ im sprachlichen und ethnokulturellen Bereich gehören alle oben genannten Formen
der ethnokulturellen Spracharbeit (siehe: Schema 1).
Die Entwicklung und Umsetzung der föderalen Projekte werden auf der konzeptuellen,
organisatorischen sowie auf der Projektebene gewährleistet.
Auf der Projektebene bedeutet dies die Entwicklung und Einführung von
Innovationsprojekten mit einer obligatorischen Pilotphase, die Durchführung gesellschaftlich
relevanter gesamtrussischer Konferenzen und Wettbewerbe, föderale Sprachlager,
Erstellung, Herausgabe und gezielte Verteilung der (methodischen) Lehrhilfen und der
Materialien für das ergänzende Lernen der deutschen Sprache und der ethnokulturellen
Komponente an die BZ.
Auf der Ebene der Organisation gehört dazu die Arbeit bei der Verwaltung und Steuerung
des gesamten Systems der Informations- und Kommunikationsaustausche, die
Gewährleistung der Koordination der Spracharbeit im Rahmen der Selbstorganisation der
Russlanddeutschen sowie die Sicherstellung der Tätigkeit des Sprachrates und der
Zusammenarbeit mit Partnern und staatlichen Einrichtungen.
Konzeptionell beinhaltet dies das Studium von Kompetenzen, die Einführung moderner
Technologien, die Analyse des aktuellen Standes der Sprach- und ethnokulturellen Arbeit,
die Erstellung konzeptioneller Dokumente durch den Einsatz von Fachleuten des
Sprachrates der Selbstorganisation der Russlanddeutschen.
Die effiziente Zusammenarbeit bei der Umsetzung der Konzeption wird durch eine
genaue Kompetenzverteilung und Kommunikation zwischen Partnerorganisationen erreicht.
Günstige Voraussetzungen für die Aneignung der deutschen Sprache können nur unter den
20
Bedingungen einer Zusammenarbeit verschiedener staatlicher und öffentlicher Strukturen
geschaffen werden.
6. Ressourcenversorung: Personal, methodische Unterstützung, technische
Ausrüstung, Informationsressourcen, Finanzierung
6.1. Personal
Zurzeit ist eine relativ stabile Situation beim Einsatz von Deutschlehrern und Spezialisten im
Bereich der ethnokulturellen Problematik zu beobachten. In einigen Richtungen ist ein
Kernbestand an Fachspezialisten entstanden, der aus BiZ- Multiplikatoren für Spracharbeit
und Spezialisten des Methodischen Rates des IVDK besteht.
Jedoch ist die Zahl von Fachspezialisten, die die ethnokulturelle Thematik beherrschen,
begrenzt. Es gilt das Augenmerk auf junge Spezialisten im Bereich der Sprach- und
ethnokulturellen Arbeit zu richten, die sich bei der Durchführung der gesamtrussischen
Wettbewerbe bewährt haben. Dabei geht es um russlanddeutsche Studenten der höheren
Studienjahre an Hochschulen und Fakultäten für Fremdsprachen.
Mangels einer garantierten Vergütung sowie aufgrund bescheidener Honorare sind weitere
Motivationsmechanismen zur Gewinnung dieser Spezialisten für die Begegnungszentren
erforderlich.
Die aktiven Personen bei der Durchführung der Spracharbeit in den Regionen der ÜKR sind
Leiter der BZ und Multiplikatoren für Spracharbeit:
Der Leiter eines BZ soll über gute Deutschkenntnisse (mindestens A2-Niveau des
Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens) verfügen und in der ethnokulturellen
Thematik gut bewandert sein. Im Rahmen der Projekttätigkeit nehmen die BZ-Leiter an der
Tätigkeit der ÜKR und an der Bildung der regionalen Sprachpolitik teil. Die Leiter haben
immer die Möglichkeit einer Fortbildung in Fragen des Organisationsmanagements und der
Verbesserung der Deutschkenntnisse.
Ein Multiplikator für Spracharbeit steht im ständigen Kontakt mit den Deutschlehrern, führt
Fortbildungsseminare in der Region durch, nimmt an der Bildung der regionalen
Sprachpolitik im Allgemeinen und in den Begegnungszentren der Russlanddeutschen teil.
Er nimmt an den Sitzungen des ÜKR als Experte für Sprachprojekte teil. Der Multiplikator
hat die Möglichkeit einer alljährlichen Fortbildung und soll sich in den Fragen der
ethnokulturellen Thematik gut auskennen, um sie in der Tätigkeit der Zirkel und Klubs und
bei der Einführung der ethnokulturellen Komponente in die Deutschkurse anwenden zu
können.
6.2. Technische und methodisch-didaktische Ausstattung der BZ für eine effiziente
Umsetzung der Sprach- und ethnokulturellen Arbeit
Insgesamt wurde in den vergangenen Jahren für viele BZ eine gewisse technische Basis
geschaffen: Möbel, Computer, Audio- und Videogeräte. Heute sind viele
Begegnungszentren dazu in der Lage, ihren Besuchern und den Teilnehmern ihrer
Sprachkurse einen interaktiven Sprachunterricht anzubieten. Es muss aber berücksichtigt
werden, dass viele BZ heute immer noch keinen Zugang zum Internet und den
Informationsressourcen haben.
21
Für die Einführung der interaktiven Methoden beim Lernen der deutschen Sprache soll eine
Befragung der bei den BZ tätigen Deutschlehrer und Leiter ethnokultureller Zirkel
durchgeführt werden, um den Bedarf nach technischer und methodisch-didaktischer
Ausstattung der BZ zu ermitteln.
In den Fragen der Ausstattung von BZ, Spezialisten und Deutschlehrern der Kurse/ Zirkel
soll man sich auf Befragungen und Angaben des Monitorings stützen. Zurzeit verfügen
mehrere BZ über Bibliotheken und bekommen regelmäßig Zeitschriften und andere
Periodika auf Deutsch. Je nach Bedarf kann der Sprachrat der Selbstorganisation
schöpferische Gruppen für die Erarbeitung der Lehrbücher bilden und notwendige
methodische Lehrmaterialien für die Anwendung in den Deutschkursen, Zirkeln,
Sprachlagern usw. anschaffen.
Für eine effektive Gestaltung des Lernprozesses ist eine Inventarisierung und
Katalogisierung der vorhandenen sprachlichen und ethnokulturellen Materialien vonnöten.
Die Beseitigung der Defizite in der Ausstattung wird den BZ erlauben, die Begleitung der
Sprach- und ethnokulturellen Arbeit unter Berücksichtigung von Trends beim Einsatz
moderner Informationstechnologien zu verbessern.
6.3. Informationsressourcen
Zu den Informationsressourcen im sprachlichen und ethnokulturellen Bereich können
regionale und föderale Massenmedien der Russlanddeutschen auf Deutsch und Russisch
gezählt werden. Die Kurs- und Zirkelteilnehmer sind potenzielle Leser solcher Medien. Die
Fachleute und Deutschlehrer können und müssen die Medien der Russlanddeutschen in
die Arbeit mit den Kursteilnehmern einbinden, damit sie eine Vorstellung über die
Selbstorganisation der Russlanddeutschen, über aktuelle Themen in der Zusammenarbeit
zwischen Deutschland und Russland und über das kulturelle Leben der Russlanddeutschen
bekommen, was durch eine selbstständige Lektüre und eine Besprechung der Themen
erreicht werden kann.
Die Gemeinschaft der Russlanddeutschen verfügt heute über eine zweisprachige
Internetressource, und zwar über ein Portal, das eine gute Möglichkeit bietet, sich täglich
über die Ereignisse aus dem Leben der Russlanddeutschen in der Russischen Föderation
zu informieren, die Geschichte der Russlanddeutschen mittels des methodischen
Lehrkomplexes „Die Russlanddeutschen“ auf der Onlineplattform zu studieren sowie
Deutsch durch eine spezielle Internetseite auf dem Portal zu lernen und die Geschichte der
eigenen Familie und allgemein der Familien der Russlanddeutschen anhand eines virtuellen
Museums zu ergründen. Die elektronische Bibliothek ermöglicht nicht nur das Lesen von
Literaturwerken russlanddeutscher Autoren, sondern auch ein Studium der
heimatkundlichen und wissenschaftlichen Materialien zur Geschichte und Kultur der
Russlanddeutschen.
In den Kursen ist die Anwendung der Materialien aus dem Portal durch selbstständige
Arbeit, Projektarbeit der Kursteilnehmer und durch Besprechungen der Materialien möglich.
6.4. Ressourcenmäßige Versorgung
Für eine effiziente ressourcenmäßige Versorgung der Sprach- und ethnokulturellen Arbeit
wird der Mechanismus der deutsch-russischen Regierungskommission für die
Angelegenheiten der Russlanddeutschen genutzt.
22
Die Realisierung der Programme im Rahmen der bestehenden Konzeption kann auf der
Grundlage der folgenden Mittel erfolgen:
 des deutschen Bundesministeriums des Innern;
 des Ministeriums der RF für regionale Entwicklung: Die Funktion des staatlichen
Auftraggebers im Föderalen Zielprogramm „Entwicklung der sozialökonomischen und
ethnokulturellen Entwicklung der Russlanddeutschen für die Jahre 2008-2012" führt
das Ministerium der Russischen Föderation für regionale Entwicklung aus, das
zwecks effizienter Umsetzung der genehmigten Aktionen mit den Organen der
Staatsmacht der Subjekte der Russischen Föderation bzw. repräsentativen Gremien
der national-kulturellen öffentlichen Vereinigungen der Russlanddeutschen
zusammenarbeitet;
 Projektmittel der Partner;
 der lokalen und regionalen Haushalte.
7. Monitoring und Effektivitätsbewertung der Spracharbeit
Im Laufe der Realisation der Konzeption gewährleistet die Selbstorganisation das interne
Monitoring der Programme und Projekte. Das externe Monitoring wird durch die
außenstehenden Organisationen auf Antrag der Selbstorganisation durchgeführt.
8. Partner und Verfasser
1. Öffentliche Vereinigungen auf föderaler, überregionaler und regionaler Ebene, die die
Interessen der Russlanddeutschen vertreten und im System der Selbstorganisation
zusammengefasst sind, nämlich die 1991 gegründete Assoziation öffentlicher
Vereinigungen „Internationaler Verband der deutschen Kultur“ (IVDK), die 1997
entstandene Föderale National-Kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen (FNKA), die
1997 gegründete überregionale öffentliche Organisation „Jugendring der
Russlanddeutschen“ (JdR);
2. Fachvereinigungen der Russlanddeutschen wie die 1995 gegründete Internationale
Assoziation der Forscher der russlanddeutschen Geschichte und Kultur (russ. Abkürzung MAIIK der RD), der 2010 gegründete Schöpferische Verband der Russlanddeutschen, in
dem Künstler, Schriftsteller und Musiker vereinigt sind;
3. Überregionale Koordinierungsräte, die 2007 im Rahmen der Entwicklung der
Selbstorganisation der Russlanddeutschen entstanden sind;
4. regionale und lokale öffentliche Organisationen der Russlanddeutschen
(Begegnungszentren);
5. Deutsche Nationalrayons als wichtige Zentren der ethnischen Konsolidierung der
Russlanddeutschen in Sibirien;
6.Bildungs- und Informationszentrum der Russlanddeutschen (BiZ) (Anmerkung: Seit 2013
– Das Institut für ethnokulturelle Bildung - BiZ);
7. „IVDK-Medien“ als Verlag der Russlanddeutschen;
8. Staatliche Bildungsstellen und -einrichtungen;
9. Internationale Organisationen, die Sprachprogramme realisieren;
10. Goethe-Institut;
11. Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (zfa);
12. Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e. V.;
13. Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ);
14. Deutscher Akademischer Austausch Dienst (DAAD).
23
Schlussfolgerungen
Unter den aufgeführten Bedingungen des Bestehens der deutschen Minderheit und der
Gemeinschaft der Russlanddeutschen ist es für eine effiziente Einbindung und Nutzung der
deutschen Sprache als Grundlage der ethnokulturellen Entwicklung der Russlanddeutschen
erforderlich, dass sich alle Ebenen der Selbstorganisation der Russlanddeutschen der
Schlüsselrolle der Sprach- und ethnokulturellen Arbeit der Gemeinschaft der
Russlanddeutschen bewusst werden. Nicht minder wichtig sind die effiziente
Zusammenarbeit mit allen an der Entwicklung und Pflege der deutschen Sprache in
Russland interessierten Partnern und die Hinzuziehung von staatlichen Organen der RF
aller Ebenen zur Lösung ethnokultureller Probleme der Russlanddeutschen als eines der
Völker der RF.
Durch die Umsetzung der Konzeption sollen folgende Ergebnisse erzielt werden:





Verbesserung der Deutschsprachigkeit der Russlanddeutschen;
Verbesserung des Angebots im Bereich der ethnokulturellen Bildung;
Aufrechterhaltung von Medien und deutschsprachigen Periodika;
Systematisierung der Lehrhilfen mit sprachlicher und ethnokultureller Ausrichtung;
Gewinnung von objektiven Angaben über den Stand, das Lernen und die
Entwicklungsperspektiven der deutschen Sprache aus den MonitoringUntersuchungen.
Die vorgestellte Konzeption entstand als ein Ergebnis der Arbeit der Mitglieder des
Sprachrates der Selbstorganisation der Russlanddeutschen. Die in der Konzeption
dargestellten Schlussfolgerungen stützen sich auf die Resultate von BZ-Befragungen,
ethno-soziologischen Untersuchungen und einem vom IVDK durchgeführten Monitoring der
Spracharbeit. Ein Beitrag zur Gestaltung dieser Konzeption wurde ferner durch die
Stellungnahmen der repräsentativen Vertreter der BZ geleistet, die auf der Internationalen
wissenschaftlich-praktischen Konferenz „Aktuelle Fragen des Lernens und Lehrens der
deutschen Sprache: Sprache als Grundlage für die Identitätssicherung der
Russlanddeutschen“ im Oktober 2009 geäußert wurden.
Die Konzeption bestimmt die Entwicklungsstrategie der Spracharbeit der Selbstorganisation
der Russlanddeutschen seit 2011.
Die Konzeption wurde in den meisten öffentlichen Strukturen der Russlanddeutschen
besprochen und wird seit ihrer Bewilligung als ein Basisdokument angesehen, das die
Tätigkeit der Selbstorganisation im Sprachbereich regelt.
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